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Atemus Reise durch Kemet

Eine Reise beginnt mit dem Ersten Schritt
von

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Phase 29 – Schlangenbiss

Phase 29 – Schlangenbiss
 

„Horus! Warte!“, rief Chephren dem Wolf hinterher. Immerhin waren er und Atemu nur mit zwei Beinen ausgestattet und Horus mit vier. Zudem war Chephren das Rennen nicht mehr gewohnt, aber er wunderte sich doch, das Atemu mit ihm Schritt halten konnte.

Der Wolf rannte einfach weiter und wartete dann erstmal am Lager. Ungeduldig sah er zu den beiden jungen Männern, die inzwischen von einer Hand voll Soldaten, Namo und Mana verfolgt wurden. Selbst Ramoses war ihnen nach, weil er neugierig war, warum der Wolf so einfach auf die Barke gekommen war. Es hätte den Wolf das Leben kosten können, aber die Wachen hatte ihn zu spät gesehen und da war er schon bei Chephren und Atemu gewesen und damit in Sicherheit.

„Isa?!“ Atemu sah sich am Lagerplatz um, aber er war verlassen und Horus bellte ihn an.

„Weiter…!“ Chephren lief wieder seinem vierbeinigen Freund nach der sich in die Büsche geschlagen hatte. Das Ufer war hier am See dicht bewachsen und kleine Tiere, die hier ihr Zuhause hatten, waren leicht zu fangen. Sie sahen die Fremden kommen und verstecken sich.

„Isahra!?“ Chephren sah sich um. Was war hier los und ein unberuhigendes Gefühl in ihm stieg immer deutlicher hoch.

Auch Atemu wurde immer unruhiger. Sie würde doch antworten, wenn sie sie hörte. Es passte nicht zu ihr, einfach ruhig zu bleiben. Ein Scherz konnte es nicht sein, da Horus einfach weiter rannte und immer wieder aufgeregt auf sich aufmerksam machte.

Es dauerte eine ganze halbe Stunde bis Atemu und Chephren, als erstes, Isahra endlich fanden.

Horus war zu ihr gerannt und leckte ihr die Hand, aber sie reagierte nicht. Auch war Isa ungewöhnlich blass geworden. Sie lag zwischen den Büschen und Bäumen, mit dem Gesicht zu Boden. Es wirkte, als wäre sie gelaufen und dann der Länge nach hingefallen, aber warum? Die Sonne kam hierher und an Kraft konnte es also nicht fehlen.

Chephren kniete sich zu Isas Linken und Atemu zu ihrer Rechten nieder und Horus bellte verbittert und niedergeschlagen.

„Schwesterchen! Na komm schon…“, Chephren drehte sie auf den Rücken und stellte fest, das Isa keinen Widerstand leistete.

„Was ist denn?“ Atemu sah Chephren an, der seine Schwester verwirrt ansah.

„Ich weiß nicht, ich hab sie noch nie so vorgefunden…. Das kann doch nicht sein…“, Chephren kratzte sich Hinterkopf und dachte nach: „Es gibt nichts das….“

„Schlangenbisse…“, Atemu sah ihn schluckend an…

„Schlangenbisse? Was meinst du damit?“

„Isa sagte mal, dass ein Schlangenbiss von einer bestimmten Schlange sie töten kann… das wäre ihr großer Schwachpunkt…“, Atemu wusste selbst nicht so genau, warum er gerade jetzt dran dachte, aber wenn sich nicht mal Chephren erklären konnte, was mit ihr war musste es was Ernstes sein.

„Mal jetzt bitte keine Seelenfresser an die Wand, Atemu. Nie und nimmer würde Schlangen Isahra angreifen. Apophis hat sein Wort gegeben, das Schlangen uns beide nichts tun würden…“, wandte Chephren ein, diese Möglichkeit bestand zwar, aber Keiner der Götter wollte das Isahra oder er zu Schaden kamen. Im Gegenteil sie liebten Ras halbmenschliche Sprösslinge. Chephren sah zu wie Atemu Isahra auf seine Arme hob: „Was hast du denn vor?“

„Ich bring sie erstmal runter zum Strand, in der Sonne seh ich mehr als hier im Halbschatten…“, meinte Atemu und ging los.

Die Soldaten und seine Geschwister hatten sich verlaufen, da Atemu und Chephren zu schnell gewesen waren, aber sie sahen nun den Kronprinzen und Chephren zurückkommen. Allerdings sagte erstmal Keiner was, da Atemu erstmal den weiblichen Körper, den er auf den Armen hatte in den Sand legte.

Chephren sah ihn an: „Atemu, was geht ihn dir vor?“

„Das ich sie verlieren könnte, wenn ich nicht alles in Betracht ziehe. Dir fällt nichts ein, dabei bist du er Einzige hier, der was wissen könnte. Ich weiß wer euer Vater ist, also sag mir was du weißt…!“ Atemu wandte den Blick von Chephren ab und sah sich Isahras Arme an. Die Farbe schien nahezu ausgefallen zu sein. Sie waren nicht mehr so herrlich kupferbraun, sondern weißlich, wie die Blüten der Lotusblumen.

„Sie hat es dir gesagt?“, Chephren seufzte leise, aber war auch erstaunt. Einerseits hatte er gedacht das Isahra und er ihr Geheimnis mit Niemanden teilen würden, aber er freute sich auch, das seine Schwester so viel Vertrauen zu Atemu hatte. Er würde es ausnutzen können, aber das traute er Atemu nun auch wieder nicht so ganz zu.

Atemu nickte stumm: „Hat sie… Aber damit wollte sie mich abschrecken…“ Er stellte fest, dass Isahras Arme unverletzt waren, nur eine Schürfwunde war an ihrem linken Innerarm und so musste er weitersuchen. Irgendwas sagte ihm, das er Recht hatte. Sein Blick glitt an ihrem Körper herunter, über die Brust, den Bauch immer tiefer, bis er ihre Beine musterte.

„Hat wohl nicht geklappt, oder?“, stellte Chephren fest: „Du gibst sie nicht auf, auch wenn du gegen deinen unbesiegbaren Gegner antrittst?“

„Unbesiegbar?“, Atemu sah kurz zu Chephren: „Ist mir eigentlich egal, wie stark er ist. Ich hab die besseren Gründe für einen Sieg… Ich hab’s gefunden…“

„Was?!“ Chephren folgte mit den Augen seiner Hand die sich über Isahras rechtes Bein nach unten zu ihrem Knöchel schob. An der Innenseite waren die Bissspuren. Vier kleine Einstiche, wie von Nadeln, aber in der Art, wie sie zu sehen waren, waren es die deutlichen Spuren eines Schlangenbisses.

„Nein…“, Chephren wurde bleich und seine Atmung wurde schwerer. Er glaubte es nicht, das Isahra von einer Schlange gebissen worden war. Er konnte sich auch nicht erklären wie es passiert sein konnte, denn seine Schwester war doch immer vorsichtig gewesen. Es hätte nie und nimmer passieren dürfen, aber den Beweis sah er vor sich. Es musste eine Schlange gewesen sein die größer war. Mühelos hatte sie gut dreiviertel von Isahras Knöchel in ihrem Maul gehabt und zugebissen.

Atemu zwang sich ruhig zu bleiben und atmete durch. Noch atmete Isahra, zwar schwach, aber sie atmete. Also musste ihr Herz noch schlagen und was ihm auch aufgefallen war, war das die Wunde keine Verfärbungen aufwies, wenn man ihre komplette Blässe außer Acht ließ. Ohne groß nachzudenken, begann er die Bisswunde auszusaugen.

Horus war ihnen natürlich gefolgt und sah zu Atemu. Die Augen des Wolfes zeigten dessen Sorgen und das er sich die Schuld gab.

„Brüderchen?“, Mana trat zu ihm und legte die Hand auf seine Schulter: „Ist sie tot?“

„Nein… Noch nicht…“, kurz entschlossen nahm Atemu Isahras ohnmächtigen Körper wieder auf die Arme und stand auf: „Namo, rennt bitte zur Barke und sag bescheid, das sich sie bringe. Lass meine Kajüte herrichten.“

„JA!“, Namo nickte und rannte dann sofort los.

„Du willst sie doch nicht wirklich auf die Barke bringen?“, wunderte sich Chephren.

„Er hat Recht, du kriegst Ärger wenn die wach wird. Immerhin wollte sie nicht auf die Barke und zu ihrer Mutter“, stimmte Ramoses zu. Für ihn kam das gelegen. Falls Isahra wirklich sterben würde, dann würde Atemu sicher nicht schnell genug eine andere Frau finden und lieben lernen. Seine Worte die er seinem Vater an den Kopf geworfen hatte, hatten mehr als genug mitbekommen und er, Ramoses, würde sie verraten. Die Folge wäre, das Atemu an sein Wort gebunden wäre und nicht so einfach eine andere Frau zur Gemahlin nehmen konnte.

„Dann ist sie eben sauer… Das würde nämlich zwangsweise bedeuten, dass sie lebt. Ich liebe sie und lass sie nicht sterben. Chephren… Du kennst sie besser und auch was euch Beiden hilft und was euch schadet. Die ist deine Schwester du willst doch auch nicht das sie stirbt.“ Atemu hatte einen seltsamen Unterton in der Stimme und auch in seinen Augen spielten sich mehr als Chephren je bei einem Menschen erwartete hatte. Er meinte es ernst und irgendwie fühlte Chephren, dass Atemu im Moment mit dem dunkeln Schatten paktieren würde, wenn er Isahra dadurch retten konnte.

Auch Ramoses fehlten im ersten Moment die Worte und er fragte sich, wie weit sein Bruder für diese kleine Priesterin wohl noch gehen würde.

Mana dachte nach: „Ich renn zu eurem Lagerplatz und hol die Sachen von euch!“
 

Auf der Barke war ein Arbeitseifer ausgebrochen, nachdem Namo mit seiner Nachricht betreten hatte. Ahmea war mit Abstand am nervösesten und hatte auch Teje befohlen ihrer Tochter zu helfen.

Tepi hatte den Atem angehalten, als sie gehört hatte, das Isahra vielleicht sterben würde. Auch wenn sie sich mit ihr gestritten hatte, wollte sie nicht, dass ihre Freundin einfach so starb. Sie liebte Isa wie eine Schwester.

Akunumkanon hatte natürlich sofort allen Befehle gegeben, nachdem Namo zurückgekommen war. Immerhin war es ein gütiger Mensch und wollte nicht das Menschen starben, gerade dann nicht, wenn sie zu seiner Familie gehörten.

Akunadin ließ das Ganze ziemlich kalt und versuchte Nefert zu beruhigen die halb ausgerastet war. Die zweite Königin war sehr angespannt, wenn es um die Kinder ging die sie und Ahmea in die Welt gesetzt hatten. Atemu war ihr dabei natürlich genauso wichtig wie ihr eigenen oder die Zwillinge. Chephren war ihr auch ans Herz gewachsen und daher war es außer Frage, dass sie sich auch für Isahra interessierte und sie liebte, auch wenn sie ihr noch nie begegnet war.

Atemu hatte gute zwanzig Minuten mehr als Namo gebraucht bis er mit Isahra eintraf. Irgendwie hatte Ahmea der Atem gestockt, als ihr Adoptivsohn ihre nahezu leblose Tochter auf seinen Armen kam und es war ihr unverständlich das Chephren seine Mutter aufhielt, als diese zu Isahra wollte.

„Was soll das? Ich will zu ihr!“

„Ahmea, sei vernünftig“, bat Chephren deine Mutter.

„Was meinst du bitte? Ich will zu meiner Tochter!“, fauchte Ahmea schon fast.

„Nein! Atemu hat sie schon gegen ihren Willen hergebracht, also wird sie schon nicht erfreut sein. Wenn du jetzt auch noch bei ihr auftauschst, wird ihr das nicht gefallen. Versteh doch, das du ihren Willen respektieren musst.“

„Chephren, du bist mein Sohn und darum lass ich mir von dir nichts sagen! Ich hab genug gewartet und wenn meine Tochter jetzt stirbt, dann will ich zumindest dabei sein, wenn ich schon nichts von ihrem Leben mitbekommen durfte“, fauchte Ahmea ihren Sohn an: „Und ich werde Ra, euern Vater verfluchen, wenn er sie sterben lässt.“

„Ra?!“, Ramoses hörte auf. Hatte er wirklich richtig gehört und Ahmea hatte eben Ra als Vater von Isahra und Chephren genannt.

„Der alte Sack kann sicher nichts dafür! Für ihn gibt es nichts Wichtiges als Isa und darum macht er ihr das Leben nur schwer. Er war es sicher nicht und ich bin mir sicher das er nicht auf dich hört“, zischte Chephren: „Und wir legen keinen Wert darauf das es jemand weiß!“

„Ist mir gleich! Euer Vater ist ein Gott! Er kann seine Tochter…“

„Ist das wahr? Du und Isahra seid Halbkinder?“, wandte Ramoses ein.

Chephren schnaubte eine Mutter an: „Super! Danke Mutter… Komisch… bis vor einer Minute wussten es nur zwei Menschen!“

„Aber…“ Ahmea sah Chephren nach, der die Tür zum hinter sich zuknallte. Er ging unter Deck zu Atemus Kajüte und kochte vor Wut.

Ramoses zog eine Augenbrauche hoch und ging dann zu seinem Onkel. Er musste mit ihm reden.
 

„Was ist mir ihr?“ Chephren sah zu Atemu, den die Heiler vor die Tür verbannt hatten.

Atemu sah ihn mit ziemlich leeren Augen an: „Ich weiß es nicht, aber ich hab Angst, das sie es nicht schafft. Sie sagen mir nichts und ich weiß nicht was ich tun soll…“

„Verstehe, also müssen wir warten… Mach dir mal keine Gedanken, Isa ist zu stur, um einfach so zu sterben“, lächelte Chephren ein wenig.

„Lass das… Du brauchst mir keine Hoffungen machen. Ich kenne Isa doch und ich weiß, dass sie leben will, aber es ist nun mal so, dass Schlangengift ihr Tod sein kann. Ich hab sie mal gefragt, was ich dann machen soll, wenn es mal passiert… Sie meinte das ich nichts anderes tun könnte, wie auch bei Anderen.“

„So ist es doch. Das Gift hast du doch noch ausgesaugt mehr ist nicht drin. Atemu wir sind keine Heiler oder Ärzte“, wandte Chephren ein: „Ich will sie auch nicht verlieren.“

„Aber wir sind dabei! Cheph, ich liebe sie, ich such seit Wochen nach der Antwort, wie sie von eurem Vater befreien kann. Aber finde sie nicht. Und jetzt… Jetzt ist sie vermutlich schneller weg als ich dachte. Mir läuft die Zeit davon und ich das Gefühl, dass meine ganze Welt mit ihr untergehen wird“, in Atemus Augen hatten sich Tränen gebildet, die jetzt ihren Weg nach unten suchten. „Das kann doch niemals mein Schicksal sein… Es ist nicht fair, das ich sie nur für etwas mehr als sieben Monate kennen durfte und sie nur einige Tage in meinen Armen halten durfte. Cheph, will dein Vater mir seine Macht zeihen und mir damit sagen, das ich die Finger von ihr lassen soll?“

Chephren schluckte ein wenig und musste nachdenken, aber seinem Vater traute er nicht zu, auf Isahras Rücken seine Macht zu zeigen. Aber er konnte sich vorstellen, dass Ra tobte da Isahra sich mit einem Sterblichen eingelassen hatte.

„Mein Vater mag zu Vielem in Stande sein, aber mit Isas Leben spielt er nicht. Du bist sicher nicht der Grund, warum sie gebissen wurde. Atemu, es gibt immer mal Zufälle, die Keiner vorhersehen kann. Du wirst sie nicht verlieren, das wäre einfach zu, na ja, nicht fair“, versuchte Chephren ihn nochmals aufzumuntern. Er selbst wusste eigentlich auch nicht so recht, was er denken sollte. Immerhin lag einer der beiden wichtigsten Menschen in seinem Leben hinter dieser Tür und war im Begriff zu sterben. Unwillkürlich schweiften seine Gedanken zu Arai und er hoffte, dass es ihr zumindest gut gehen würde.

„Chephren… was muss ich tun, damit ich Isahra von Ra freibekomme?“, fragte Atemu unverblümt nach.

„Ich weiß nicht… Aber ich glaube die Antwort auf diese Frage ist nichts das du meinem Vater anbieten kannst, sondern ausschließlich meiner Schwester. Einem Gott kannst du nichts bieten, was er nicht sowieso haben kann, außer einem Enkel vielleicht. Aber im Grunde hab ich keine Ahnung. Weißt du, Ati, mein Vater wollte Isa eine Zeit lang als seine Nachfolgerin auf seiner Sonnenbarke, aber Isa hat Recht, wenn sie sagt, dass ihm dieses Amt zuviel bedeutet. Am Ende wirst du, Atemu, dir die Frage stellen müssen was du bereit bist anzubieten und was du Isahra geben kannst, dass sie nur bei dir findet“, dachte Chephren nach. Es war nicht einfach, aber die Antwort war vermutlich nicht mehr als ein Versprechen das Ra von Atemu wollte. Aber welcher Art das konnte er nicht sagen.

„Was nur ich Isa geben kann?“, Atemu seufzte: „Ich kann Isa nur eines anbieten, was sonst keiner kann… Meine Liebe zu ihr.“

Chephren sah verwirrt auf, warum sagte er das? Atemu würde über Macht, Gold, Menschen und Länder herrschen und doch war das einzige das er sagte, seine Liebe. Aber noch bevor Cheph was sagen konnte, kam Teje aus dem Zimmer und sah zu Atemu.

In ihren Augen spiegelte sich eine Art von Verzweiflung: „Mein Prinz…“

„Was denn?“, Atemu sah sie schon fast wie von Sinnen an und ahnte was sie sagen wollte.

„Es ist… wir haben alles getan, aber es schlägt nichts an. Es gibt keine Veränderungen und wir wissen nicht mehr weiter…“, gab Teje unsicher zu.

„Das ist nicht dein Ernst!“, fuhr Chephren sie an.

„Doch…“ Teje zuckte zusammen: „Wir haben hier nur begrenzte Mittel und auch die Heilmittel, die von Assuan und Elephantine kamen, sind wirkungslos.“
 

„Onkel“, Rami setzte sich gegenüber von Akunadin: „Ich hab da was, das du wissen solltest.“

Akunadin stellte seine Weinkelch ab und sah ihn an: „Ich höre.“

„Chephren und Isahra sind Halbkinder!“, sagte Ramoses ruhig.

„Was? Das ist doch wohl ein schlechter Witz, es gibt keine Halbkinder!“, winkte Akunadin ab.

„Sag das Ahmea. Sie und Chephren haben vorhin gestritten. Sie hat Ra als seinen Vater genannt und auch Cheph hat es gesagt. Ich glaube das gern, denn es erklärt Vieles. Zum Beispiel das Atemu meinte, das Vater mit Freunde Isahra als Königin akzeptieren würde, wenn er ihren Vater kennen würde. Onkel, Ahmea hat oft von Ra erzählt und sie hat lange Zeit versucht mit ihm zu sprechen. Tagelang war sie im Heiligtum des Ra!“, widersprach Rami seinem Onkel und Wesir.

„Wenn das so ist, dann haben wir ein Problem, Ramoses. Isahra ist dann mehr wert als Tepi… aber wer weiß, sie wird vielleicht eh sterben“, dachte Akunadin nach.

„Und wenn nicht?“, fragte Rami.

„Dann werden wir Atemu töten müssen. Wenn es wirklich wahr ist, das Isa ein Halbkind ist, dann ist Tepis Schwangerschaft auch nichts mehr wert. Aber das müsste sie auch erstmal beweisen und da wird es scheitern. Niemand wird ihr einfach so glauben. Zumindest sollten wir dafür sorgen, das dein Vater nicht zustimmten kann. Wenn Akunumkanon Atemus Gesuch zustimmt, Isahra zur ersten königlichen Gemahlin zu machen, dann werden alle sie sehen wollen. Seien wir ehrlich, Tepi ist wunderschön, aber gegen Isahra hat sie was Intelligenz betrifft keine Chance. Wir sollten es sogar darauf anlegen das mein Bruder Atemu verbietet Isahra jemals diesen Titel zukommen zu lassen“, dachte Akunadin nach.

„Und wie willst du das anstellen? Ich muss im Moment aufpassen was ich sage. Er wird mir Tepi geben, da kann ich nicht mehr viel verlangen, zumindest im Moment nicht. Zudem ist Chephren auch noch da und wir werden ihn nicht los. Dieser Kerl wird mir immer wieder in Quere kommen. Du kannst ihm auch nichts anhängen, da er niemals alleine bei meinem Vater ist. Onkel seit Atemu auf dieser Reise ist, ist sein Ansehen gewachsen…“

„Deines auch und wenn du schön brav bist, wirst du allen beweisen, das du besser bist. Also lass mich mit meinem Bruder sprechen, ja? Vertrau mir bitte.“ Bat Akunadin seinen Neffen inständig. Er war sich sicher, dass er auf seinen großen Bruder genug Einfluss hatte um Ramoses Vorteil zu erhalten.

Rami nickte stumm und stand auf. Ohne ein Wort ging er und sah einen Mann in der Nähe stehen, er trug einen Binsenkorb und schien zu warten. Ramoses Bestellung war also eingetroffen und sein Onkel würde sich noch sehr wundern, wozu er im Stande war, wenn es um die Krone ging.
 

In Atemus Kajüte war Stille eingekehrt. Atemu hatte die Ärzte rausgeworfen und wollte niemanden außer Chephren sehen. Er saß auf der Bettkante und sah Isahra an, sie noch immer bewusstlos und schwach atmend in seinem Bett lag. Ihre Haut war auch noch blass und da Chephren auch nicht mehr weiterwusste, hatte Atemu sich schon mit dem Gedanken auseinander gesetzt, dass er sie sterben sehen würde. Aber der Gedanke hatte in so sehr zugesetzt, das er ihn wieder verdrängt hatte. Er konnte nicht daran denken, Isahra so schnell wieder zu verlieren, wo er doch genau wusste, dass sie alles war, das er zu seinem persönlichen Glück und Seelenfrieden brauchen würde.

„Wie lange willst du noch hier bleiben?“, mischte sich Chephren in seine Gedanken.

„Einen Tag länger als ihr Leben währt…“ antwortete Atemu leise und fuhr ihr über das Gesicht. Er versuchte sich daran zu erinnern was sie ihm gesagt hatte. Noch atmete sie und ihr Herz schlug, als konnte noch was tun. Sie hatte doch auch einem strebenden Jungen das Leben zurückgeben…

„Chephren… Halbkinder können nur Menschen heilen oder?“

„Leider… Ich kann ihr nicht helfen. Ich hab mich nie mit Heilkunde befasst und mit Giften bin ich auch nicht so begabt wie Isahra…“, seufzte Chephren.

„Wie Isa…“, Atemu sah auf und starrte ihn an. Das war es. Isahra hatte dich noch Reste von ihrem Gegengift in der Tasche, das dass sie dem Jungen im Fischerdorf geben hatte: „Gibt mir ihre Tasche….“

„Was?“, Cheph sah ihn verwirrt an, „Warum das denn?“

„Weil Isa ein Gegengift hat… es ist schon einige Monate alt, aber versuchen sollten wir es.“

„Ich hoffe es wirkt noch…“, Chephren hob Isahras Tasche auf und öffnete sie. Er sah auf die ganzen Faschen und Beutel und wandte den Blick zu Atemu: „Weißt du auch Welches? Die Fläschchen sehen alle gleich aus.“

Atemu nahm die Tasche entgegen und begann sie auszuräumen. Er versuchte sich an das Symbol zu erinnern das Isa mit ihrem Nagel in den Ton geritzt hatte. Was war es nur gewesen? Eine Hieroglyphe oder einfach nur ein Zeichen?

Atemu sah sich nacheinander die Phiolen an und sortierte sie aus. Es war was aus Strichen gewesen… keine Kreise und kurz… am Ende hatte er noch drei zu Auswahl. Sein Kopf arbeitete auf Hochtouren, aber er kam zu keinem Ergebnis.

Chephren nahm in eine der Fläschchen weg: „Das ist Skorpiongift… ich erkenn es an dem Zeichen.“

„Okay, dann noch zwei…“, Atemu sah auf die letzten beiden Flächchen in seine Händen. Eine war bauchiger als sie andere und dann erinnerte er sich. Die Eine war versiegelt, also konnte sie es nicht sein und auf der anderen war das Zeichen eindeutig neuer. Die versiegelte war auch dunkeler und älter. Er legte sie weg und versuchte den Verschluss der Philole zu öffnen. Es ging schwerer als er gedacht hatte und er hoffe, dass es die Richtige war. Spätestens an der Farbe der Flüssigkeit würde er es erkennen.

„Warte!“ fiel Chephren ein: „Schüttel das Mittel noch mal gut durch, bevor du`s aufmachst.“

„Warum?“, wollte Atemu wissen.

„Damit es sich noch mal gut vermischt. Wenn er älter ist, dann könnte es sein, das sich die Zutaten ein wenig getrennt haben“, erklärte Chephren.

„Okay…“, Atemu tat was Chephren wollte und sein Blick fiel auf Isa. Mit einem Schreck stellte er fest, dass ihre Atmung noch schwächer geworden war und dass sich ihr Brustkorb kaum noch hob und senkte. Er wurde bleich und kniff die Augen zusammen.

Bitte, all ihr Götter lasst sie nicht streben!, bete er in Gedanken einige Male herunter und versuchte nebenbei das Flächchen aufzubekommen. Chephren sah ihm zu, tat aber nichts. Er wusste, dass er Isa nicht mehr helfen konnte. Seine Schwester war nicht mehr nur für ihn wichtig, sondern auch für einen Anderen. Atemu war jetzt der, der sich im sie kümmern musste und er würde diese Aufgabe an ihn abgeben, einen Schritt zu dieser Trennung tat er im Moment, indem er Atemu Vertrauen schenkte.

Atemu schien Chephren vergessen zu haben und brachte endlich die Phiole auf und schüttete vorsichtig ein wenig von dem Inhalt auf seine Hand. Es war die weißliche Flüssigkeit aus dem Fischerdorf und zugleich seine letzte Hoffung. Aber jetzt stellte sich das zweite Problem ein. Das Mittel hatte er, aber wie sollte er es Isa geben? „Nein…“

„Was ist denn?“, wollte Chephren wissen.

„Ich weiß nicht wie ich es ihr einflössen soll… Sie hat es dem Jungen damals zu Trinken gegeben… aber sie kann es jetzt nicht trinken“, Atemu fuhr sich durch die Haare und sah dann zu Chephren.

„Ich könnte fragen ob es eine Injektionsnadel gibt…“, dachte Chephren nach.

Atemu sah auf Isa und schüttele den Kopf: „Das dauert zulang…“ Sein Blick fiel auf die Phiole und setzte sie an die Lippen.

Chephren riss die Augen auf, als er dass sah. Was dachte sich Atemu dabei? Das Heilmittel konnte für gesunde Menschen schädlich sein, wenn nicht tödlich: „Hey, war soll das?“

Atemu ignorierte ihn und schüttelte sich etwas von der Flüssigkeit in den Mund.

„Bist du lebensmüde?“, fuhr Chephren ihn an, als er das sah und stockte dann.

Atemu beugte sich zu Isahra, überstreckte ihren Kopf ein wenig, öffnete ihren Mund und küsste sie dann. Jetzt war es klar, was er Kronprinz vorhatte, auf diese Weise wollte er ihr das Medikament einflössen. Es schien im auch zu gelingen.

Der Kronprinz griff nach dem erstbesten Becher und spülte sich den Mund wieder aus.

„Hast du was verschluckt?“, fragte Chephren erleichtert nach: „Ich dachte du trinkst das Zeug.“

„Warum sollte ich?“, wunderte sich Atemu und sah auf Isa: „Umbringen kann ich mich immer noch, wenn die wirklich tot ist.“ Er klang irgendwie ernst, aber so ganz wollte Cheph nicht glauben das Atemu das ernst meinte, doch in seiner Stimme klang so ein Unterton mit, der es doch wieder möglich machte.

„Ähm… Das ist nicht deine Ernst oder?“

„Hm?“, Atemu sah zu ihm und zuckte mit den Schultern: „Isahra meinte das du Arai liebst, was tust du, wenn sie stirbt?“

Chephren wurde blass, er wusste das Arai alleine unterwegs war, aber das sie gleich Sterben könnte, hatte er nicht bedacht: „Ich würde sie zurückholen… oder ihr folgen, denke ich.“

„Und warum fragst du dann, ob ich es ernst meine?“, wollte Atemu unsicher wissen und schwenkte die Philole ein wenig war noch drin. Sein Blick fiel auf ein Messer, das die Ärzte vergessen hatten, sie hatten immer eines dabei um Binden zu Recht zuschneiden. Langsam nahm er es und die Hand und dachte nach. Irgendwie glaubte er dass es nicht reichen konnte, Isa so ihr Heilmittel einzutrichtern. Es würde dauern bis es in ihre Blutbahnen kam, wenn es überhaupt noch genug Zeit schinden konnte. Nachdenklich drehte er das Messer und stand dann auf. Er ging zum Ende des Bettes und schnitt die Binde um Isahras Knöchel vorsichtig auf.

„Atemu?“, Chephren sah ihn dabei an: „Was hast du den jetzt wieder vor?“

„Ich werd das Restmittel mit ihrem Blut vermischen…“, antwortete Atemu und fuhr mit den Fingern über ihren Knöcheln mit den Bisswunden. Da sie nicht mehr bluteten und zu klein waren, musste er also… Er atmete durch und schnitt dann vorsichtig in die Wunden, so dass sie wieder bluteten.

Chephren sah weg, das konnte er nicht mit ansehen. Aber immerhin konnte er Atemus Gedankengang folgen. Das Mittel würde so sofort in Isas Blutbahnen kommen und die Chance ihr zu helfen war größer.
 

„Ahmea?!“, Mana sah ihre Stiefmutter lächelnd an: „Machst du dir Sorgen?“

„Jaah… Meine Tochter stirbt gerade…“, Ahmea saß unter einem Baldachin und sah auf den Nasser-See und die Nilinsel mit der riesen Stadt Elephantine.

„Atemu lässt sie nicht streben, da bin ich mir sicher!“, meinte Mana und setzte sich neben sie.

„Mana…“, Ahmea lächelte leicht: „Isa ist aber kein Mensch wie du…“, der Mutter war es jetzt egal ob es noch wer wusste: „Sie ist eine Halbgöttin, ein Halbkind. Es gibt nicht viel, dass sie töten kann, aber offenbar ist ihr Schwachpunkt der Biss einer Schlange. Niemand kann ihr mehr helfen, wenn das Gift sich verteilt hat. Kein Gott ist dann mehr in der Lage ihr zu helfen und Atemu, als Mensch, erst recht nicht. Mana, ich weiß, das du es mir vielleicht nicht glauben möchtest, aber ich habe Chephren und Isahra von einem Gott empfangen. Von Ra, dem Sonnengott, der mit seiner Barke über uns segelt. Er kam eines Tages zu mir, nur eine Nacht lang… Ich war damals Tänzerin und dachte er wäre einer der Priester, aus einem der anderen Tempel, die zu einer Versammlung geladen waren. Er war damals ganz in Weiß gekleidet, liebevoll und freundlich. Ich war gerade im Tempel zu einer der Ersten Tänzerinnen des Gottes erhoben wurden und verfiel seinen Worten und Charme. Er sagte mir nicht seine Namen und verführte mich. Ich war jung, gerade fünfzehn Jahre alt und noch so unerfahren. Er umgarnte mich und ich ließ es gerne geschehen. Erst nachdem er mit mir eines war, sagte er mir er war. Ich verstand nicht und dachte er mache sich über mich lustig, aber in den nächsten Monaten verstand ich, dass er mich nicht belogen hatte. In mir wuchsen auch noch meine Kinder heran und jeden Monat suchte Ra mich auf, um zu sehen wie es mir ging. Ich sah seine Macht und seine Göttlichkeit, wenn seine Staue plötzlich lebendig wurde. Er nahm mir die Beiden auch weg und das ich sie jetzt sehen darf, ist ein Wunder für mich. Mana ich liebe dich, als wärst du meine Tochter, aber halte mich nicht für verrückt.“

Mana sah Ahmea verwirrt an. Warum hatte sie ihr das alles gesagt? Das war doch unwichtig und es war sicher nur eine Täuschung gewesen der Ahmea damals erlegen war. Aber Mana hatte Chephren einmal gesehen, als dieser den Wind manipulierte…

„Ich halte dich nicht für verrückt…“

Ahmea lächelte sie an: „Du glaubst mir aber auch nicht… Darum habe ich es bis jetzt Niemanden gesagt.“

„Ich kann nicht glauben, dass die Götter sich zu uns herablassen…“, rechtfertigte sich Mana.

„Aber so ist es. Tust du mir einen Gefallen und gehst nachsehen? Chephren lässt mich nicht zu Isa durch…“, bat Ahmea ihre Stieftochter.

„Ja, mach ich…“, Mana stand auf und wollte unter Deck, als Chephren ihr entgegen kam.

„Cheph! Wie geht es ihr?“

„Ich weiß nicht… Atemu versucht alles und ich hoffe das seine Hartnäckigkeit Erfolg hat.“

„Also liegt sie wirklich im Sterben? Ahmea redet auch schon wirr daher…“, seufzte Mana: „… Sie nimmt das einfach zu mit, aber ich wusste nicht das sie Ra verehrt…“

„Das tut sie auch nicht… Sie hasst meinen Vater dafür, das sie uns nicht großziehen durfte“, zuckte Chephren mit den Schultern: „Manchmal hab ich das auch, eine Mutter wäre schön gewesen, aber Isa… Sie hat sich immer stumm damit abgefunden. Eigentlich hat sie sich immer in ihr Schicksal eingefunden, das die Götter uns auferlegten. Sie hat genauso gemeckert wie ich, aber am Ende tat sie immer, was man von uns wollte. Sie hat mehr Verantwortungsbewusstsein als ich. Doch jetzt hat es sich geändert. Isa wollte sich gegen unseren Vater stellen… Mutter wird natürlich denken, dass mein Vater an dem Biss die Schuld trägt, als Strafe, dass sie nicht folgen wollte. Ich hab im ernsten Moment auch gedacht das Vater sie strafen will, aber nicht so. Er würde ihr Leben nie riskieren. Er liebt sie zu sehr und er wird Atemu nicht so schnell verzeihen, das er ihm die Tochter wegnimmt.“

„Spinnst du jetzt auch noch?“, wollte Mana wissen.

„Nein, es ist wahr und Atemu weiß es. Isa hat ihm gesagt, dass unser Vater der Sonnengott ist. Er kennt ihre Geheimnisse und liebt sie trotzdem. Ich bin nur ihr Zwillingsbruder, aber Atemu ihr Seelenverwandter. Du musst mir nicht glauben, dass Ra mein Vater ist, aber so ist nun mal“, lächelte Chephren sie an.

Mana glaubte ihm eigentlich nicht. Das war doch verrückt, aber im Grunde war das egal, sie mochte die Beiden doch trotzdem.

„Ich geh dann mal zu Akunumkanon… Wir bleiben, bis Isa entweder tot ist oder wieder auf den Beinen“, dachte Cheph nach und ging dann.
 

Atemu hatte Isahras Knöchel wieder verbunden und sich wieder an den Kopf des Bettes gesetzt. Das Heilmittel war jetzt in ihrer Blutbahn und im Moment hatte er keine Ahnung was er noch tun konnte. Das Zeitgefühl hatte er verloren und es schaudere ihn noch immer leicht, dass ihr Blut so kalt gewesen war. Wenn er nicht das Gefühl hätte, da Isahra das Licht bräuchte, hätte er den Raum verdunkelt.

Es waren schon Stunden her, seit Chephren ihn alleine gelassen hatte. Eigentlich hatte Atemu nicht bemerkt das Cheph gehangen war. Stundenlang hatte er Isahra beobachtet, aber keine Veränderung festgestellt. Immerhin war das auch gut, denn das hieß auch, das sie noch immer lebte.

Irgendwann war Atemu schließlich eingenickt. Die Erschöpfung, die von seinen Sorgen herrührte, hatte ihm Müdigkeit beschert, der er erlegen war. Allerdings hatte er sich neben Isa gelegt und sie in den Arm genommen, die Kühle ihrer Haut hatte ihn etwas erschreckt, aber da hatte er nun durch müssen. Er wollte bei ihr sein und sie berühren, vielleicht weil er sich einbildete, dass sie es spüren würde, wenn er sie im Arm hielt, oder ihr einen sanften Kuss gab. Die Türe der Kajüte war aber offen und so konnte jeder nach ihnen sehen.

Atemu sank immer tiefer in seinen Schlaf und wachte erst auf, als die Sonne ihm wieder mit ihren letzten Strahlen ins Gesicht traf. Verschlafen rieb er sich ein Auge und schüttelte den Kopf und schneller klare Gedanken zu bekommen. Seine Zeit war doch eigentlich um, aber noch immer war er hier und die Barke lang im Nasser-See. Das er mehr als 24 Stunden geschlafen hatte war Atemu nicht bewusst. Woher auch, denn niemand hatte sie gestört. Chephren hatte zwar durch das Fester rein gesehen und Horus lag brav vor dem Bett und winselte, aber Keiner hatte ihn geweckt.

Er setzte sich auf und stellte die Füße auf den Boden, da er Angst hatte sich zu Isahra umzudrehen. Alleine die Befürchtung sie jetzt nicht mehr atmen zu sehen machte ihm Angst.

Horus sah zu Ati auf und leckte ihm über die Hand, als wollte ihm im Mut zusprechen. Sein Schwanz wedelte sehr leicht hin und her.

„Horus…“, Atemu streichelte ihm über den Kopf: „Hast du über sie gewacht?“

„Rau…“, Horus war leise und sah zu Isahra die im letzten Licht der Sonne lag.

„Dann hoffe unsere Gebete erhört wurden…“ Ati atmete noch einmal tief durch und zündelte dann eine Kerze an, sie neben seinem Bett stand. Schlagartig wurde alles erleuchtet und er konnte wieder mehr sehen. Langsam drehte er sich zu Isahra um und streichelte ihr mit dem Handrücken, die Wange endlang und dann unter ihrer Nase über die Lippen. Er lächelte…

Isahras Atem war wieder stetiger und normal geworden. Erst jetzt sah er sich ihre Haut an, die wieder in einem Kupferbraunton das Licht reflektiere und glänzte. Auch ihre Haut war wieder warm geworden, aber er wusste nicht, ob er sie wecken sollte.

Eine ganze Gebirgskette war ihm von Herz gefallen und alle Schatten, die gedroht hatten sein Herz zu überfluten hatten innegehalten. Aber noch waren sie da, genau wie eine leichte Angst, dass es nur eine trügerische Einbildung war.

„Isa?“, Atemu beugte sich zu ihr und küsste sie zärtlich: „Hörst du mich?“

Isa lag auf dem Rücken, aber sie regierte nicht auf ihn, fast so, als würde sie ihn nicht hören.

„Isa, bitte. Mach die Augen auf und sieh mich an…“, bat Atemu leise und streichelte ihr übers Gesicht. Er würde erst endgültig zufrieden sein, wenn sie wieder mit ihm sprach, ihn ansah.

Horus sah auf das Bett und bellte einmal leiser auf, aber auch das schien jetzt nichts zu bringen.

„Nein…“, Atemu seufzte und hielt sich den Kopf: Das durfte doch nicht war sein.

Er wollte schon aufstehen, als er merkte das Isas Hand an seinem Arm streifte.

„Isa?!“, Ati drehte sich sofort wieder zu ihr um und sah von oben auf sie herunter.

Ihre Lider zuckten und ganz langsam, fast wie in Zeitlupe öffneten sich ihre Augen.

„Na endlich…“ Atemu unterdrückte eine Freudenträne, die innerlich die lauernden Schatten wegschwemmte: „Sonnenschein… Kannst du mich hören?“

Isahra sah ihn an und hob die Hand und berührte unsicher sein Gesicht, als wollte sie testen, ob er es wirklich war. Ihr Gesicht wirkte verwirrt, aber ihre Augen hatten so ein warmes Strahlen.

„Ich lebe noch…“

„Ja… Horus hat uns zu dir gebracht…“, nickte Atemu und eine Träne wanderte über seine Wange, eine Freudenträne: „Isa was…?“

„Ich weiß nicht... Eine Schlange… ich bin jagen gegangen… mit Horus und dabei auf eine Schlange getreten… Ich hab dann den Biss gespürt… so schnell, ich konnte nicht regieren und dann bin ich auch schon umgekippt…“ brachte Isa gerade noch zusammen. Sie wusste nicht mal mehr was für eine Schlange es gewesen war. In ihren Kopf drehte sich alles, sie fühlte sich als wäre sie aus ihrem Grab zurückgekommen, aber immer noch nicht wieder lebendig. Aber Atemus Gesicht zu sehen, das war es doch, was sie sich gewünscht hatte, bevor sie das Bewusstsein verloren hatte. Sie freute sich, das er da war, ihn sehen zu können, ihn zu berühren…

„Schon gut… das war ein Unfall… Du lebst noch, das ist alles was zählt“, Atemus Augen wurden immer feuchter: „Ich weiß nicht was ich gemacht hätte, wenn ich dich verloren hörte. Versprich mir, das du mich nie mehr so erstreckst.“

„Ati…“, sie versuchte zu lächeln und merkte dann wie er sie hoch zog und an sich drückte.

Er weinte jetzt und hielt sie richtig fest: „Versprich es mir…“

„Ja… Ich bleib bei dir… egal was passiert!“, meinte Isa leise an seinem Ohr. Sie wusste was sie da sagte, aber war nicht sicher, ob er die Tragweite dieser Worte verstand. Aber jetzt wusste Isa sicher, dass sie ihn brauchte. Sie konnte sich nicht mehr von Atemu trennen. Er war das Letzte an das sie Gedacht hatte, als sie gebissen worden war und seinetwegen hatte sie sich an das Leben geklammert.

Atemu löste sich ein wenig, das er ihre Augen sehen konnte, dann küsste er sie stürmisch: „Ich liebe dich…“
 

~ Phase 29 End ~



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kari-Asakura
2015-11-24T17:27:22+00:00 24.11.2015 18:27
Booaaaah ich hab total Gänsehaut o.O
So eine emotionale und mitreißende Geschichte ..
Bin aber froh dass alles gut gegangen ist. :)
Ich hoffe die Geschichte geht so super toll weiter ^^


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