There must be an Angel
Auf den Weg nach Hause, überlegte sich Ino, ob sie nicht ein bisschen später kommen sollte, um Neji zu provozieren. Dieser wird mit Sicherheit viel früher dort sein und vermutlich von ihr auch noch erwarten, dass sie mindestens auf die Sekunde genau pünktlich ist. Doch sie schlug sich die Idee schnell wieder aus dem Kopf. Es wäre kindisch und dumm ihn auch zu provozieren. Sie schloss die Tür auf und tapste in die Wohnung über den Blumenladen. „Ino-chan, da bist Du ja wieder. Hast Du meinen Bericht abgegeben?“ Inoichi Yamanaka fing seine Tochter auf den Weg zu ihrem Zimmer ab. Der Missionsbericht! Den hatte Ino total vergessen.
- „Öhmm… nein!“, rief sie oben von ihrem Zimmer im zweiten Stock herunter, „Sorry, Papa aber Tsunade-sama hat mir selber gerade eine superwichtige Mission gegeben!“ sagte sie schnell, doch ihr Vater ließ nicht locker:
„Du warst bei Tsunade?! Wieso hast Du meinen Bericht dann nicht abgegeben??“
- „Hab ich vergessen...“ rief Ino ihm nach und verschwand einfach auf ihr Zimmer, um ihre Ausrüstung einzupacken. -
„Vergessen?! INO YANANAKA!“ rief Inoichi ihrer Tochter mahnend hinterher. „Eines Tages wirst Du noch Deinen Kopf vergessen!“
Doch Ino ignorierte ihren Vater, der sich im Übrigen ganz sicher war, dass sie ihre Schusseligkeit nicht von ihm hatte.
Schnell hatte sie ihre Sachen eingepackt, zog die Schriftrolle heraus, ging wieder nach unten zu ihrem Vater und drückte sie ihm mit zuckersüßer Stimme in die Hand: „Dieses eine Mal musst Du sie leider selber bei Tsunade-sama abgeben. Ich muss jetzt los, Neji wartet!“ Sie gab ihrem Vater noch einen Kuss auf die Wange. „Hab Dich lieb, Papa!“, und eilte nach draußen.
- „Hab dich lieb, Papa!“ äffte Inoichi seine Tochter nach. „Ja ja...“, meckerte er und plötzlich wurde ihm klar, dass offenbar ein anderer Junge sie begleiten wird. „HEY MOMENT MAL!“, rief er seiner Tochter nach, „Wieso Neji?! Du meinst du doch den Hyuuga-Jungen, oder?!“ rief er seiner Tochter hinterher.
Er kannte den Hyuuga-Jungen zwar, war jedoch sehr überrascht, dass seine Tochter jetzt mit ihm eine Mission hatte. Schließlich waren Ino, Shikamaru und Choji ein Dreiergespann. Jedoch hatte Inoichi vergessen, dass Ino’s Teamkollegen vor einigen Wochen ohne sie nach Suna für eine längerfristige Mission aufgebrochen waren. Ino war schon längst außer Hörweite.
’Wehe, der tut ihr was an...’ schoss es Inoichi durch den Kopf. Schließlich war Ino ja sein Mädchen! Keiner sollte es wagen, ihr auch nur ein Haar zu krümmen! Väter eben...
Neji war selbstverständlich schon längst da und schaute abschätzend auf die Uhr, als Ino eintraf. Sie war jedoch pünktlich. „Gehen wir!“ brummte er nur und ging los…
Sie gingen mindestens drei Stunden durch den Wald. Neji sagte nur das Nötigste. Er hatte ihr erklärt, dass sie mindestens zwei Tage brauchten, um Master Tristan zu erreichen und zeigte ihr den Weg auf der Karte, den er sich ausgesucht hatte. Er erklärte ihr sogar, warum er diese Strecke bevorzugte. Ino hörte ihm aufmerksam zu und hatte nichts gegen seine Planung einzuwenden. Schließlich würde er ja wissen, was er tut.
Schweigend gingen sie durch den Wald. Ino konnte sich nicht daran erinnern, dass sie jemals solange geschwiegen hatte. Sie wüsste auch nichts, was sie ihm sagen sollte. Er wirkte so kalt und überlegend. Sie fühlte sich sogar ein wenig unwohl an seiner Seite. Warum wusste sie nicht. Lag es daran, dass sie mit allen Mitteln verhindern wollte, dumm dazustehen?
Neji hatte seinen Byakugan aktiviert und hielt Ausschau nach etwas Verdächtigem. Er spürte, dass Ino angespannt war, konnte es sich allerdings nicht erklären. Sie wirkte so nachdenklich, was eigentlich untypisch für sie war, doch er wollte sie nicht fragen. Es gab schließlich wichtigeres als ihre Gefühle!
Der Marsch durch den Wald war sehr ruhig, fast schon zu ruhig, doch Neji deaktivierte seinen Byakugan wieder. Es war so still und friedlich. Nur das zwitschern der Vögel war zu hören. Keine verdächtigen Geräusche, keine verdächtigen Spuren auf den weichen Waldboden - nichts!
Es war jedoch ein Fehler den Byakugan zu deaktivieren, denn plötzlich wurden sie von mindestens 20 Männern umzingelt. Große, kräftige, fies aussehende Burschen, die schwer bewaffnet waren. Es schien eine Räuber-Gang zu sein, die offensichtlich aus dem Land des Nebels stammten. Sie waren ebenfalls Ninja und der große, schwere Mann mit langem weißen Haar, einen spitzen Gesicht, giftgrünen Augen schien offenbar der Anführer zu sein.
“Was gedenkst Du zu tun?“ fragte Ino leise.
- „Lenk sie ab! Um den Rest werde ich mich schon kümmern.“ antwortete Neji kühl und aktivierte seinen Byakugan und meinte lässig „Ich kann allerdings nicht auf Deinen Körper aufpassen!“
- „Schon klar!“ antwortete sie spöttisch und pickte sich einen der Ninja aus, dessen Körper sie übernehmen wollte. „Ninpo-Shintenshin-no-Jutsu!“ rief Ino und übernahm den Körper eines mittelstarken schwarzhaarigen Mannes, der mitten seiner Kamaraden stand, während ihr eigener Körper neben Neji zusammensackte. Dieser erkannte natürlich, wen sich Ino „ausgesucht“ hatte und ging in Angriffposition.
Ino griff sofort an, doch nachdem die Schocksekunde der anderen Räuber vorbei war, schlug jemand sie von hinten zusammen, während Neji von den anderen umzingelt wurde. Zwar war es für ihn ein Leichtes sie abzublocken, dennoch musste er aus dem Augenwinkel mit ansehen, wie mindestens fünf Mann auf die am Boden liegende Ino eintraten. Ihr eigener Körper lag zuckend auf dem Boden. Eine Platzwunde an ihrer rechten Schläfe hatte sich bereits gebildet. Blut lief über ihr blasses, fast weißes Gesicht. Doch Neji wurde von den anderen Männern gehindert, einzugreifen. So wurde er dazu gezwungen mit anzusehen, wie man Ino fast bis zur Bewusstlosigkeit prügelte. Neji tötete zwei der Männer mit einen geschickten Schlag seines Katana und sah plötzlich wie einer von Ino´s Peinigern einen Kunai zückte. Ino lag regungslos da.
‚Die werden sie töten! Sie töten ihren eigenen Kameraden, um sie zu töten!’, schoss es Neji durch den Kopf und schrie, „Komm zurück!!“ Er war mitten im Kampf gegen zwei weitere Räuber. Ino hörte Neji´s Stimme aus weiter Ferne. Sie hatte jedoch große Mühe gehabt, nicht das Bewusstsein zu verlieren. Fast reflexartig kreuzte sie ihre Finger und übernahm so wieder ihren eigenen Körper. Es war in allerletzte Sekunde! Denn als sie sich stöhnend aufsetzte und ihre Augen öffnete, musste sie mit ansehen, wie der Mann, dessen Körper sie übernommen hatte, mit einem Kunai-Stoß in die Brust getötet wurde. Daraufhin fiel Ino in Ohnmacht.
‚Na wenigstens ist sie am leben...’ dachte Neji, der sich das Ganze aus dem Augenwinkel angesehen hatte und kämpfte im Alleingang weiter. Er schaffte es tatsächlich die gesamte Aufmerksamkeit der gesamten Ninja auf sich zu ziehen. Ein Glück für Ino, die bewusstlos am Boden lag.
Sie war mindestens drei Minuten ohnmächtig. Als sie wieder das Bewusstsein wieder erlangte, wurde ihr schwindelig. Sie muss einige heftige Tritte gegen den Kopf abbekommen haben und hielt sich stöhnend den Kopf. Dann bemerkte sie das Blut. Doch sofort konnte sie wieder einigermaßen klar denken. Schließlich wäre sie beinah den Tod entkommen. Sie sah wie Neji alleine gegen zehn Männer weiterkämpfte. Seine Methode war einfach: Er schwächte sie, indem er ihre Chakrapunkte mehrfach traf, so dass sie viel langsamer als er reagieren konnten. Mit einer schnellen 360° Grad Umdrehung und dem Kataner in geschickter Position konnte er gleich mehrere tödlich verletzten.
’Ich sollte lieber in Deckung gehen.’, dachte Ino, ‚Sicher ist sicher!’
Sie sammelte ihr Chakra und teleportierte sich hinter einen Busch. Von dort aus beobachtete sie das Geschehen.
Doch weder Ino, noch Neji hatte gesehen, dass sich der Anführer der Gang unbemerkt einen Unsichtbar-Jutsu anwenden konnte. Neji musste ja allein mit den übrigen Männern fertig werden und konzentrierte sich allein auf den Kampf. Einen heimlichen feigen Rückzug, hätten beide vermutet, als dass er ein Unsichtbar-Jutsu anwenden würde. So beobachtete der Anführer, wie Neji gegen seine Männer kämpfte. Dass Ino sich versteckt hatte, hatte er jedoch nicht bemerkt. Er hatte das Jutsu bereits angewandt, als seine Männer die beiden angegriffen hatten. Aber auch Neji war es entgangen, dass Ino nicht mehr auf dem Boden lag. Seine Augen hatten seine Gegner im Blick. Alle bis auf den Anführer...
Als Neji tatsächlich den letzten Mann umbrachte, zeigte dieser sich erst wieder. Er stand hinter ihm und hielt die Klinge seines Schwertes an Neji´s Kehle. Neji konnte es nicht fassen. Hatte er jetzt wirklich versagt gegen den Anführer versagt? Würde er sein Leben auf dieser Mission lassen? Sein Herz raste, er konnte kaum atmen und hunderte Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Doch plötzlich brach der Anführer der Gang tot zusammen. Neji drehte sich um. Ino, die unbemerkt und nur durch Zufall genau hinter den beiden im Gebüsch stand, war blitzschnell aus ihrem Versteck gesprungen und hatte dem Anführer die rechte Seitenhalsschlagader durchgeschnitten.
Zitternd stand sie nun vor ihm und ließ ihren Kunai fallen. Neji ging langsam auf sie zu. Sein Herz raste immer noch. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Ino taumelte ebenfalls auf ihn zu, Blut lief ihr an ihrem Gesicht runter. Dann sank sie erneut bewusstlos in seinen Armen. Er konnte sie gerade noch festhalten.
Dann verließen auch ihm die Kräfte und brach ebenfalls bewusstlos zusammen. Er ließ Ino jedoch nicht los...
