Zum Inhalt der Seite

Atrophy

by mir und crazypark
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Sodala da wären wir wieder

Immer mal wieder was neues ne

Kommis gern gesehen
 

Kapitel 1
 

Vivian
 

Heute begann das nächste Schuljahr und somit die letzten zwei Jahre, die ich hier zubringen musste. Sobald ich das Gelände betreten würde, gehörte ich offiziell zur Oberstufe. Nicht, dass diese Tatsache für mich in irgendeiner Weise besonders wäre, denn eigentlich hatte ich jetzt schon alles, was vielen erst in den letzten zwei Jahren ihres schulischen Lebens zu Teil wird: Beliebtheit, Macht und wahrscheinlich jedes hübsche Mädchen, welches sich im Umkreis von 2 Kilometern aufhielt. Kurz gesagt, ich könnte von mir behaupten, wohl der begehrteste und vor allem bestaussehendste Kerl der gesamten Schule zu sein, auch wenn die Konkurrenz doch recht mager ausfiel.

So betrat ich also meinen Machtbereich mit dem selben unwiderstehlichen Lächeln auf den Lippen, wie jeden Morgen. Ich hatte halt in den Jahren gelernt, meine Reize einzusetzen und die ersten quietschenden Mädels bestätigten die Wirkung. Interessiert blickte ich zu ihnen und seufzte lautlos. Jedes einzelne dieser Weiber hatte ich schon mal, also schenkte ich den aufgetakelten Hühnern keine Beachtung mehr, sondern steuerte direkt meinen Stammplatz an, wo ich auch schon das erste bekannte Gesicht entdeckte.

„Moin Rob“, begrüßte ich den Dunkelhaarigen und ignorierte dabei sein debiles Grinsen. Ich wollte gar nicht wissen, was für Drogen schon in dessen Blutbahn zirkulierten. So war er halt. Robert Flynn, einer der wenigen Auserwählten, die sich als „meine Freunde“ bezeichnen durften. In seinem Rucksack waren sicher mehr Drogen, als auf jedem Polizeirevier nach einer Razzia, was sicher auch seine Vorteile hatte. Immerhin wusste ich immer, wo ich das Zeug herbekam. Die oberste Divise meines Freundes war, dass er nichts verkaufte, ohne es selbst zu testen und so marschierte Mr. Flynn die meiste Zeit seines Lebens völlig drauf durch die Welt.

„Was geht Viv?“. Die Antwort des Ältesten von uns kam ziemlich verzögert, was mich seinen derzeitigen Zustand erahnen ließ. Schon allein dafür liebte ich diesen Kerl – natürlich nur platonisch, aber dies versteht sich von selbst.

„Was soll schon gehen?“. Damit war unser Smalltalk auch beendet. Wir brauchten nun einmal nicht viele Worte, um zu zeigen, wie sehr uns einen hier alles anpisste.
 

Robert
 

Irgendwie drehte sich der ganze Schulhof und die Leute rings um mich rum hatten alle so lustige Hüte auf, die bunt schimmerten, wenn die Sonne darauf schien. Nachdenklich legte ich den Kopf schief und kniff die Augen zusammen. Bildete ich mir das ein, oder flog da gerade ein rosa Elefant auf mich zu? Mein Grinsen wurde noch eine Spur breiter, denn es sah wirklich witzig aus, wie der etwa 20 cm große Elefant mit seinen Ohren flatterte. Allerdings hielt meine Freude darüber nicht lange an, denn der Ausdruck in den Augen des Fanties wurde aggressiv und er flatterte energisch auf mich zu. Als er schon fast ran war, ließ ich mich mit einem leisen Aufschrei von der Bank fallen. Scheiße, was hatte ich da nur für ein Zeug genommen? Irgendeine neue teure Pilzsorte sollte das sein, aber die Filme, die ich hier gerade schob, waren das Geld definitiv wert.

Skeptisch schaute ich in den Himmel und musste auch gar nicht lange suchen, als das Ungetüm eine Kehrtwende einlegte und einen neuen Angriff startete. „Wah!“ Panisch klammerte ich mich an Vivians Beinen fest. „Hilf mir! Der Elefant versucht, mich umzubringen!“
 

Vivian
 

Jeder andere hätte wohl an der psychischen Gesundheit meines Kumpels gezweifelt, wenn dieser vor sich hinstarrte, als würde er gerade rosa Elefanten sehen. Doch das war nun mal Rob. Daher schenkte ich ihm auch keine weitere Beachtung, sondern konzentrierte mich ganz auf die vorbeiziehenden Herden tratschender Gänse, in der Hoffnung mal eine zu finden, welche ich noch nicht hatte. Denn wer wollte schon ein und dieselbe Süßigkeit zwei mal vernaschen. So tief war ich nun wirklich nicht gesunken, doch langsam war der Vorrat aufgebraucht.

Ein dumpfes Geräusch holte mich aus meinen Gedanken und ich blickte an die Stelle, wo mein Freund eigentlich sitzen sollte. „Rob?“, fragte ich verwirrt. Doch bevor eine Antwort ertönen konnte, spürte ich die scharfen Nägel in meiner doch so schönen Haut meiner durchtrainierten Wade, welche aufgrund meiner kurzen Baggies nicht bedeckt war.

„Scheiße man“, schrie ich und sprang, das Ding von meinem Bein schüttelnd, auf. „Schieb deine Filme woanders und lass die Finger von meinem Traumkörper!“
 


 

Matt
 

Träge schlurfte ich über den überquellenden Schulhof zu unserem Stammplatz. Das gestrige Konzert war anstrengend gewesen und der Restalkohol vernebelte noch stark meine Sinne. Ich konnte kaum aus den Augen gucken, aber als ich mein Ziel erreichte und die sich vor mir abspielende Szene realisierte, riss ich sie erstaunt auf. Was lief denn hier ab?

„Bitte, du musst mich retten!“...Robert? Tatsächlich rutschte dieser gerade auf dem Boden rum und hielt sich an Vivs Beinen fest, während er immer wieder panische Blicke nach oben warf und sich vor irgendetwas zu verstecken schien. Meine Laune verbesserte sich schlagartig und die bohrenden Kopfschmerzen waren auch für einen Augenblick vergessen.

Äußerst amüsant. Das schien noch ein lustiger Tag zu werden.
 

Heafy
 

Es war mir klar, dass ich wie immer der Letzte war. Doch dies war bei weitem besser, als auch nur zwei Minuten mit Robert Flynn allein zu sein. Das hieß nicht, dass ich diesen Kerl nicht mochte, ganz im Gegenteil: Er raubte mir den Schlaf. In seiner Gegenwart konnte ich nicht klar denken. Kurz gesagt: Ich hatte mich in das wohl größte Arschloch der Welt verknallt. Umso mehr schmerzte der Anblick, welcher sich mir bot. Mein Schatz bettelnd auf allen Vieren kriechend an dem Bein dieses eingebildeten Playboys. Warum konnte er nicht einmal an meinem Unterschenkel hängen? Tja, ein Wunschdenken, denn für mich hatte er nichts anderes als Beschimpfungen übrig und trotzdem konnte ich ihn einfach nicht hassen.

Ich stoppte, als ich Matt erreicht hatte. „Boah Alter, du stinkst wie ´ne ganze Brauerei“, gab ich, die Nase rümpfend, von mir und zwang mich, nicht weiter auf die beiden Personen vor mir zu achten.

„Sieh mal einer an, unser Heafy ist auch schon da“, vernahm ich den eingebildeten Ton von Vivian, welcher es scheinbar geschafft hatte, Rob abzuwimmeln und nun auf mich zukam. Gott, wie ich diesen Kerl hasste. Er hatte mir nie etwas getan, aber allein die Tatsache, dass sich mein Schwarm immer nur in seiner Nähe aufhielt, reichte aus, um in mir eine abgrundtiefe Abscheu zu entwickeln.
 

Matt
 

Auf Heafys Kommentar hin konnte ich nur die Stirn runzeln. Lange keinen Sex mehr gehabt, oder wie? Anders konnte ich mir seine Zickenstimmung nicht erklären. Ich hatte keinen blassen Schimmer, warum sich der Kerl schon seit Wochen ständig angegriffen fühlte und so langsam riss mit der Geduldsfaden. Jeder hatte mal schlechte Laune, aber bei ihm war das zum Dauerzustand geworden.

Als Vivian unseren verstörten Dealer endlich losgeworden war und sich zu uns gesellte, stellte ich mich bereits seelisch auf den Weltuntergang ein. Vivian, ganz die Freundlichkeit in Person, ließ natürlich gleich ´nen blöden Spruch los, was Heafy schnaubend zur Kenntnis nahm. Bevor mich jedoch der Hagel aus wüsten Beschimpfungen, der unweigerlich folgen würde, treffen konnte, verkrümelte ich mich lieber zu Robert.

Der schien meine Unterstützung auch dringend nötig zu haben, da er immer noch unter Paranoia litt. Das Zeug, was er da intus hatte, war ohne Zweifel überzeugend, wenn es selbst unseren hartgesottenen Drogenkonsumenten so den Boden unter den Füßen wegzog.

„Hey Robert, ich bin’s Matt. Komm doch unter der Bank vor, hm. Ich beschütz dich jetzt“. Bei meinen Worten konnte ich mir ein fettes Grinsen nicht verkneifen. Der Macho schlechthin hatte also Schiss. Wenn das mal keine Sensation war.

Skeptisch lugte Robb aus seinem Versteck hervor und grinste mich unsicher an: „Ist der Elefant noch da?“ Ein Elefant verfolgte ihn also. Na wenn’s nur das war. „Nein, nein, ich hab ihn verjagt. Oder siehst du ihn noch irgendwo?“. Demonstrativ sah ich mich um und lächelte ihn dann aufmunternd an. Jetzt fehlte nur noch , dass ich ihn mit einem Lolli lockte und das Drama eines verstörten Kindes, welches von Super-Matt gerettet wird, wäre perfekt inszeniert.

Robb schien mir zu glauben, denn er kroch einige Sekunden später unter der Bank hervor und grinste mich dabei immer noch an. So langsam machte er mir damit Angst. Irgendetwas in seinem Blick verriet mir, dass jetzt gleich etwas passierte. Und kaum, dass ich die Erkenntnis hatte, fiel er mir um den Hals und sagte ein lautes: „DANKE!“ völlig überfordert mit diesem plötzlichen Überfall konnte ich mich nicht mehr auf den Beinen halten und fiel mit Robert zu Boden. Warum war ich nicht einfach zu Hause geblieben? Dann würde ich mich jetzt auch nicht zum Gespött aller machen.
 


 

Vivian
 

Besorgt blickte ich in das immer röter werdende Gesicht meines Kumpels neben mir. Mein Gott, wenn der so weiter machte, würde unsere kleine Tucke gleich platzen. Ganz recht, Matt Heafy, war in meinen Augen doch etwas zu warm. Welcher Kerl mit Eiern zog bitte Cowboyboots an? Da musste doch was nicht stimmen. Zum Glück hatte mich meine Mutter als Baby immer in die eiskalte Badewanne geschmissen, sonst wäre ich sicher auch so eine Schwuchtel geworden. Nicht auszudenken auf was dann die Frauenwelt hätte verzichten müssen.

„Mensch Heafy, komm wieder runter. Nicht aufregen ... ist nicht gut für deinen Teint und auf den solltest du achten, wenn du je in deinem Leben Sex haben willst.“

Sicher würden mich manche als gemein bezeichnen, aber im Grunde war ich nur ehrlich. Der Kleine hatte nun wirklich nicht das Aussehen, um neben mir aufzufallen. Von daher blieben ihm nur die Weiber, welche ich übrig lassen würde und diese waren ja seit mir verwöhnt. Da musste das Hamstergesicht schon etwas auf sich achten, wenn er nicht doch irgendwann auf das männliche Geschlecht zugreifen wollte, aber das wusste ich schon zu verhindern, denn immerhin lag mir was an dem Typen oder zumindest an seinen Kontakten, was diverse Rabatte für bestimmte Bekleidungsläden anging.

„Halt einfach die Klappe“, fauchte das kleine Kätzchen und rannte von dannen. Mein Gott, der benahm sich wie ein eifersüchtiges Weib, auch wenn mir der Grund noch nicht bewusst war. Jedoch ein Blick zur Seite und alles war klar. Was auch immer die beiden anderen auf den Boden da trieben, sie sollten es lassen. Das war ja ... pfui.

„Ich will eure Homospiele ja nicht stören, aber die Leute gucken schon und ich hab keine Lust als Mitglied eines Schwuttenvereines bezeichnet zu werden.“
 

Julian
 

Mit hängenden Schultern machte ich mich auf den Weg zur Schule. Meine Motivation war auf dem Tiefpunkt angelangt, da ich mir von meiner Mutter heute früh noch anhören durfte, wie schrecklich sie es fand, dass ich in Mathe nur eine 2 geschrieben hatte. Dass ich allerdings eine Klasse übersprungen hatte, übersah sie dabei völlig. Und meine Erklärungen wollte sie erst recht nicht hören. Dass hieß also für heute eine Stunde länger lernen.

Seufzend betrat ich den Pausenhof und hielt unauffällig Ausschau nach einer bestimmten Person, die mir, seit ich sie das erste mal gesehen hatte, nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte. Als ich ihn dann entdeckte, erhellte sich meine Miene sofort. Ja, ganz recht, ich bin schwul, oder wie viele es auch bezeichnen: Eine Schwuchtel. Glücklicherweise wusste aber niemand von meiner Vorliebe und das würde wegen mir auch für immer so bleiben. Ich hatte so schon genug Zoff mit meiner Mutter, da wollte ich ihr nicht noch einen Grund liefern mich anzuschreien. Von meinen Mitschülern einmal ganz abgesehen. Dass sie mich nicht leiden konnten, wusste ich und auch ebenso kannte ich den Grund dafür: Ich war ein Streber, ein Niemand, ein Außenseiter. Aber solange sie mich in Ruhe ließen, war es in Ordnung für mich.

Um mein Geheimnis zu bewahren, musste ich mich jedoch vorsehen, denn Augen und Ohren waren überall. Trotzdem hatte ich es gewagt, mich in den Sportkurs einzutragen, indem er auch war. Hoffentlich war dies kein Fehler, aber mir reichten die Mathekurse einfach nicht aus, in denen ich ihn heimlich beobachten konnte. Wenn er mir doch wenigstens nur ein wenig Beachtung schenken würde...
 

Heafy
 

Ich wusste nicht einmal warum ich plötzlich die Flucht angetreten habe. Es war idiotisch, aber nicht mehr zu ändern. Gott, ich würde sie am liebsten alle erwürgen, besonders Vivian. Ich hasste ihn regelrecht, aber wer hier nicht ganz untergehen wollte, musste sich an ihn halten.

Plötzlich spürte ich einen Widerstand. Ich war tatsächlich in irgendwen herein gerannt. Ich starrte auf die Person und hob skeptisch eine Braue. Dieser kleine Streber hatte mir gerade noch gefehlt.

„Verpiss dich und steh nicht im Weg“, schnauzte ich sofort los und schubste den Kleinen ohne Rücksicht von mir. Zumindest konnte ich mich so abreagieren.

Dieser Wicht war das beste Beispiel, wie ich nicht enden wollte. Jeder trampelte auf ihm herum, er war unbeliebt und wenn man ehrlich war auch noch völlig durchschnittlich.

„Heafy wart mal“, hörte ich nur die Stimme meines ach so guten Freundes und blieb resignierend stehen. Es gab sicher auch Momente, wo man Viv ertragen konnte, aber dieser gehörte nicht dazu. Dennoch wartete ich auf diesen und schmunzelte frech.

„Vorsicht, dass du dir nichts eintretest“, warnte ich ihn feixend und zeigte auf den Kleinen, welcher wohl durch meine „sanfte“ Berührung zu Boden gegangen sein musste. Ich liebte es auf Schwächeren herumzuhacken, auch wenn es nur von mir selbst ablenkte.

„Danke, ich hab nämlich neue Schuhe“, witzelte nun auch der Ältere von uns, ehe wir zusammen das Gebäude betraten.
 

Julian
 

Ich war fast am Schulgebäude angekommen, als mich jemand anrempelte. Bevor ich mich zu dieser anschließenden Beleidigung äußern konnte, fand ich mich auch schon auf dem Boden wieder und konnte mir den gepflasterten Hof aus nächster Nähe angucken. Leicht benommen schüttelte ich meinen Kopf und versuchte mich aufzurichten, ließ es aber bleiben, als ein stechender Schmerz durch mein Fußgelenk fuhr. Auch das noch, ausgerechnet heute, wo ich das erste mal mit Vivian zusammen Sport haben würde. Ich wollte gerade zu einer wütenden Antwort ansetzen. Als ich jedoch die Stimme meines Schwarms vernahm, blieben mir die Worte regelrecht im Halse stecken. „Oh nein“, flüsterte ich lautlos. Es war doch so schon peinlich genug erniedrigt zu werden, warum also musste das auch noch Vivian mitbekommen. So eine Blamage, so was konnte auch nur mir passieren.

Als sie in der Schule verschwunden waren, stand ich unter Schmerzen auf und humpelte hinter ihnen her. Dabei hatte ich das Gefühl, die Blicke sämtlicher Schüler auf meinen Rücken zu fühlen. Was natürlich Quatsch war, denn wer interessierte sich schon für einen Streber? Niemand und das wurde mir soeben wieder klar gemacht. Der erste Schultag hatte noch nicht einmal angefangen und ich wünschte mich bereits jetzt nach Hause. Mit einem mulmigen Gefühl dachte ich an die mir bevorstehenden Stunden, insbesondere Sport. Auf was hatte ich mich da nur eingelassen?
 

Vivian
 

Die ersten Stunden verflogen recht schnell. Es war bei weitem nicht so langweilig, wie ich mir vorgestellt hatte, denn die Austauschschülerin aus Frankreich wurde direkt neben mich gesetzt. Was für eine Schönheit. Jetzt konnte ich nur noch hoffen, dass sie nicht nur die Sprache so gut beherrschte. Zumindest hatten wir in der Pause schon die erste Völkerverständigung hinter uns gebracht und diese war sehr aufschlussreich.

Daher war ich nicht sehr begeistert, nun zum Sport zu müssen, auch wenn ich dieses Fach einfach liebte. Aber es gab immer einen Nachteil und hier war es, dass Jungen und Mädchen getrennt unterrichtet werden mussten. Die Welt konnte so grausam sein. Nicht einmal einer meiner Freunde hatte sich in diesen Kurs verirrt. Nicht, dass ich sonst niemanden hätte, aber der Rest dieser Schule war einfach so gewöhnlich. Es langweilte mich ihnen zuzuhören, auch wenn ich meistens ihr Hauptgesprächsthema war.

So betrat ich also wenig motiviert die schon überfüllte Umkleide. Super jetzt musste ich auch noch irgendeinen übrig gebliebenen Platz nehmen und leider war dies nur noch ein Stückchen freie Fläche neben unserem Schulstreber. Schräges Kerlchen, sicher nicht hässlich, aber einfach abstoßend. Der lädt ja praktisch dazu ein, dass man sich über ihn lustig macht. Warum ihn nicht auch jetzt ein wenig ärgern. Mit einem süffisanten Lächeln machte ich mich auf den Weg zu ihm und schmiss meine Sporttasche direkt vor seine Füße, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.

„Hier ist doch noch frei?“, säuselte ich mit meiner Honigstimme und kniete mich vor ihn, um meine Sachen aus der Tasche zu holen. Mal sehen, wie man den Kleinen aus der Reserve locken konnte.
 

Julian
 

Mittlerweile war meine Laune noch tiefer gesunken, obwohl ich bis dahin nicht geglaubt hätte, dass dies noch möglich war. Mein Fuß hatte sich inzwischen halbwegs beruhigt. Er tat zwar immer noch weh, war aber wenigstens nicht angeschwollen, wie ich anfangs befürchtete. Was meine Stimmung so drastisch gen minus schickte, war eine SMS meiner Mutter, die mich freundlich darauf hinwies, dass sie heute früher von Arbeit kommen würde und ich somit keine Gelegenheit zum Entspannen mehr hatte. Das Leben war manchmal wirklich ungerecht und heute schienen sich alle gegen mich verschworen zu haben.

Unruhig näherte ich mich den Umkleiden. Ich war so nervös, wie noch nie. Heute durfte ich mit etwas Glück seinen Traumkörper bewundern. Meine Gedanken drifteten schon wieder in andere Sphären, aber ich konnte mich noch rechtzeitig bremsen. Das war jetzt kein guter Zeitpunkt, um sich ausführlich damit zu beschäftigen. Dafür hatte ich heute Abend in der Badewanne genug Gelegenheit.

Den Kopf über meine kranken Fantasien schüttelnd, betrat ich schüchtern die Umkleide und betrachtete mit unverhohlenem Interesse die Jungs dabei, wie sie sich umzogen. Glücklicherweise fielen aber niemanden meine Blicke auf. Und so kam ich ungeschoren auf einen freien Platz und ließ mich nieder, um nochmals meinen Blick prüfend wandern zu lassen. Es gab einige recht ansehnliche Kerle, aber es war keiner dabei, der Vivian auch nur ansatzweise das Wasser reichen konnte. Nur fehlte eben genau dieser Mann. Wo er wohl stecken mag? Die Beantwortung meiner stummen Frage folgte sogleich, als ich die Sporttasche vor meinen Füßen landen sah. Ich musste leicht schlucken, als ich die wunderschöne Stimme vernahm und blickte anschließend in Vivians Gesicht, dass mir plötzlich so nah war. „Ja klar“, beeilte er sich zu antworten und versuchte ihn nicht zu auffällig zu mustern und dabei auch nicht rot anzulaufen. Ich sollte mir schnellstens eine Beschäftigung suchen, bevor ich hier noch mit sabbern anfing. Also schnappte ich mir ebenso meinen Turnbeutel und legte die nötigen Utensilien nach draußen. Schnell zog ich mir mein Shirt über den Kopf und das für den Sport wieder drüber. Mein Schwarm sollte nicht zu lange Zeit haben, auf meinen untrainierten Körper zu starren. Fett war ich zwar keineswegs, aber viel zu schmächtig für mein Alter.
 

Vivian
 

Es war eine Genugtuung die Röte in dem Gesicht des Jüngeren zu sehen. So viel dachte ich mir nicht dazu, denn es war sicher nicht der erste Kerl, welcher in meiner Gegenwart nervös wurde. So war das nun mal bei dem gemeinen Fußvolk. Es war schon witzig genug, wie sich der Kleine anstellte. Dennoch verlor ich recht schnell mein Interesse und begann mich langsam umzuziehen: Knielange Baggies und mein schwarzes Shirt mit dem roten Tribal, welches ich auch auf meinen Oberarm tätowiert hatte. Ich liebte dieses Zeichen einfach.

Keine fünf Minuten später ging es in die Halle und schon war mein Missmut gegenüber diesem Fach verschwunden. Ich musste mich dringend mal wieder richtig abreagieren und auspowern. Wo konnte man dies besser?

Zuerst standen ein paar Runden laufen in der Halle an. Kein Problem für jemanden mit meiner Kondition. Ich war nun mal in allem talentiert. Noch so ein Geschenk Gottes an mich. Vielleicht sollte ich mal in eine Kirche gehen und mich dafür bedanken. Gelangweilt setzte ich mich auf einen Mattenstapel und beobachtete den Lehrer, während dieser gerade die Nachzügler zusammen brüllte, dass sie doch gefälligst ihre faulen Ärsche schneller bewegen sollten. Wären das nicht allesamt komplette Loser gewesen, hätte ich vielleicht Mitleid gehabt, aber an so etwas verschwende ich lieber nicht zuviel Zeit meines kostbaren Lebens.
 

Julian
 

Während ich mich weiter umzog, beobachtete ich Vivian aus den Augenwinkeln und dass, was ich sah, konnte man nur als lecker bezeichnen. Leise seufzte ich. Es würde ja doch nur ein Traum bleiben, dass ich für ihn irgendwann mehr war als Luft.

Resignation machte sich mal wieder in mir breit, als ich den anderen in die Turnhalle folgte. Egal, dachte ich mir, ich sollte lieber die Zeit genießen, die ich hatte, um Vivian anzuschmachten. Damit ich nicht gleich bei ihm unten durchfiel, beeilte ich mich, die Runden schnell zu Ende zu bringen. Auch wenn mein Fuß dabei höllisch brannte, war ich trotzdem im Mittelfeld und fand das doch recht passabel. Dafür, dass ich nie Sport machte und noch dazu verletzt war. Leicht ausgepowert kam ich zum Stehen und rang nach Luft. Als ich aufblickte, sah ich in Vivians grinsendes Gesicht.
 

Vivian
 

Zugegebener Maßen war ich recht erstaunt, dass unser kleiner Streber es sogar vor manch anderen geschafft hatte, seine Runden hinter sich zu bringen. Doch allein sein abgehetztes Gesicht zauberte mir ein Grinsen auf die Lippen. Wie konnte man von dem wenigen Laufen nur so fertig sein? Der Unterricht hatte doch gerade erst begonnen. Aber allein die Art, wie sich der Brünette bewegte machte mich doch nachdenklich. Vielleicht nur ein kleiner Anfall von Humanität, denn ich war ja nicht durchweg ein schlechter Mensch, aber es trieb mich doch dazu mein Grinsen einzustellen und skeptisch die Füße des Jungen zu mustern.

„Gut gelaufen, wenn man bedenkt, dass sich wohl dein Knöchel gerade auf die doppelte Größe ausdehnen will“, merkte ich leider nicht so trocken an, wie ich es gewollt hatte. Super, jetzt musste dieses Muttersöhnchen auch noch denken, ich sorge mich um andere.

„Du solltest zum Coach und dich befreien lassen“, riet ich schnell, um mich aus der Affäre zu ziehen, aber schon in diesem Moment näherte sich unserer Trainer und blickte uns beide undefinierbar an. Meine Chance diesen kleine Nichtsnutz loszuwerden.

„Ich denke ...“, Oh Gott, ich wusste ja noch nicht einmal sein Namen. Vielleicht auch besser so, immerhin interessierte der eh niemanden.

„... sein Knöchel hat was abbekommen“, fuhr ich hastig fort. Der Coach sah zu dem besagten Fuß nach unten und legte die Stirn in Falten.

„Hm ...sehr gut aufgepasst. Dann kannst du ja Julian zur Krankenstation bringen.“ Wie es doch ein Lehrer schaffte mein ganzes Leben zu zerstören. Wenn mich jemand mit dieser Pfeife sah ...
 

Julian
 

Ich wusste nicht wirklich, wie ich Vivians Grinsen deuten sollte, aber dass er ernsthaft so etwas zu mir sagte, verblüffte mich total. Vivian – der Frauenschwarm – sprach mich tatsächlich an und dann auch noch so mitfühlend. Ich wusste nicht, ob ich vor Freude platzen, oder mich verarscht fühlen sollte. Ungläubig schaute ich ihn an. Den Rat zu dem Sklaventreiber zu gehen, war sicher keine schlechte Idee, denn mein Fuß pochte gerade wieder unangenehm. Deshalb nickte ich nur zustimmend und wollte mich schon auf den Weg machen, schon allein, um Viv nicht länger auf die Nerven zu gehen, als ich unseren Trainer auf uns zulaufen sah.

Dessen Vorschlag verursachte gemischte Gefühle in mir. Einerseits freute ich mich, denn ich konnte mit Vivian allein sein, zumindest einige Zeit lang, aber andererseits konnte ich nun das Unvermeidliche nicht mehr verhindern: Ich würde ihn zu Tode langweilen. Und wäre ich nicht, könnte er jetzt seinem Hobby nachgehen. Geknickt ließ ich den Kopf hängen. Was für ein toller Start ins neue Schuljahr.

Er hasst mich sicherlich jetzt schon. „Du musst nicht mitkommen“, meinte ich leise, „ich schaff den Weg sicher auch allein.“ Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, denn das würde ich mir wohl eine Weile nicht mehr trauen, machte ich mich auf den Weg zur Krankenstation.
 

Vivian
 

Etwas überrascht blickte ich dem Jüngeren hinterher. Das war jetzt nicht dem sein Ernst ihn, den geilsten Mann der Welt, hier einfach so sitzen zu lassen. Ein weiterer Blick zu unserem Lehrer reichte, um mich zu versichern, dass mir nichts anderes übrig bleiben würde, als jetzt auch noch diesem Idioten hinterherzulaufen. Konnte der Tag noch schlimmer werden?

Ich hatte Julian schnell eingeholte und hielt diesen an der Schulter fest, was mir bei diesem Fliegengewicht keine wirkliche Mühe bereitete.

„Okay Kleiner, erste Regel: Lass mich nie irgendwo sitzen ohne meine Meinung zu hören. Darauf steh ich nicht und zweitens: Ich bring dich jetzt zur Krankenstation und ich will keinen Mucks hören.“ Wäre ja noch schöner, wenn diese kleine Made vielleicht was ausplaudern würde. Hier steht mein gesamter Ruf auf dem Spiel und der ist mir heilig. Aber allein das Tempo, in welchem der Kleine mehr oder weniger ging, erhöhte die Wahrscheinlichkeit gesehen zu werden. Also dachte ich nicht groß darüber nach, sondern hob ihn einfach auf meine Arme. Es war fast schon beängstigend, wie leicht er doch war.

„Du solltest dir wirklich mal ein paar Muskeln zulegen. Da wiegt ja jedes Weib mehr“, gab ich teils belustigt, teils besorgt von mir. Jetzt weckte schon ein kleiner Streber meinen Beschützerinstinkt. Die Sache musste schnellstens beendet werden. Daher beeilte ich mich auch ungesehen in die Station zu kommen.
 

Julian
 

Mit zusammengebissenen Zähnen quälte ich mich vorwärts. Ich war so ein Schlaffi, kein Wunder, dass mir keiner Beachtung schenkte. Wer wollte sich schon mit einem Versager abgeben. So etwas wie Intellekt stand auf keiner Beliebtheitsskala und das war nun mal so ziemlich das Einzige, was ich vorzuweisen hatte. Ehe ich jedoch wie so oft in Selbstmitleid versinken konnte, spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, die mich zwang, stehen zu bleiben. Unsicher sah ich mein Gegenüber an und nickte kaum merklich wegen seiner Regeln.

Ich hatte auch nicht vorgehabt ein sinnloses Gespräch anzufangen, schon allein, weil ich Smalltalk hasste und auch, weil mir das Ganze unendlich peinlich war.

Als Vivian mich so unverhofft auf die Arme hob, glaubte ich, mein Herz müsse stehen bleiben, nur um anschließend mit erhöhter Geschwindigkeit weiterzuschlagen. Ich lief sicher knallrot an, was auch eine Eigenschaft von mir war, die ich hasste, aber leider nicht abstellen konnte.

Das ich ein Schwächling war, wusste ich selbst, musste er da jetzt noch drauf rumhacken. Vorsichtshalber enthielt ich mich jeder Bemerkung. Ich würde ja doch nur den Kürzeren dabei ziehen. Also hörte ich auf, mich innerlich darüber aufzuregen und genoss es stattdessen, von Viv getragen zu werden. So eine Gelegenheit ergab sich ein mal in 1000 Jahren und ich würde dieses schöne Gefühl voll auskosten.
 

Vivian
 

Mit hastigen Schritten lief ich durch die Gänge und versuchte, die weniger bevölkerten Wege zu nehmen. Nicht auszudenken, was passieren könnte, wenn uns jemand so sah. Gerade wollte ich um die letzte Ecke biegen, als es geschah.

„Hey Viv, was machst du denn hier?“ Scheiße, der hatte mir gerade noch gefehlt. Panisch warf ich den Jungen regelrecht von meinen Armen um die Ecke und drehte mich mit meinem Zahnpastalächeln zu dem Dunkelhaarigen.

„Hallo Matt“, begrüßte ich ihn nervös und versperrte gleich jede Sicht auf alles hinter mir. Womit hatte ich das nur verdient? Wie hoch war bitte die Wahrscheinlichkeit hier jemanden während des Unterrichts anzutreffen und dann auch noch einen meiner besten Freunde? Es war doch echt zum Verzweifeln. „Weißt du, die aus Frankreich wollte noch etwas herumgeführt werden“, log ich schnell. Bitte lass es ihn glauben, ansonsten bin ich tot oder noch schlimmer. Ich sah schon die Schlagzeilen in der Schülerzeitung: „Vivian unterstützt Streber“. Mein Leben wäre vorbei.
 

Julian
 

Ich war schon fast dabei, auf Vivians starken Armen einzupennen, als ich auf einmal die mir fremde Stimme vernahm. Allerdings hatte mein Hirn auch keine Chance mehr, die dazugehörige Person zu erkennen, denn meine gesamte Konzentration war darauf gerichtet, nicht schon wieder hinzufallen, als mich Vivian so rüde von sich warf. Hilflos mit den Armen rudernd, verlor ich natürlich den Kampf um mein Gleichgewicht. Das Ganze geschah so unglücklich, dass mein Kopf bei meinem Sturz gegen irgendetwas schrammte. Ich konnte nicht mehr feststellen, was sich meinem Schädel in den Weg gestellt hatte, denn mich verließ augenblicklich das Bewusstsein und alles wurde schwarz.
 

Vivian
 

Es dauerte eine Weile, bis ich Matt endlich überzeugt hatte und dieser von dannen zog. Erleichtert atmete ich auf und lehnte mich gegen die kühle Wand. Scheiße, war das knapp gewesen. Erst jetzt fiel mir Julian wieder ein, welcher ja um die Ecke liegen musste.

„Boah Alter, zum Glück warst du ruhig“, gab ich anerkennend von mir und trat herum. Der Kleine lag vor mir auf dem Boden und eine kleine Blutlache bildete sich um dessen Kopf.

„Oh fuck!“ Scheiße, ich hatte ihn umgebracht. Wenn das jemand erfuhr. Ich war völlig in Panik geraten, schnappte mir nur den leblosen Körper und schleifte diesen bis zur Krankenstation. Hoffentlich war Nicole da. Hach, waren das schöne Erinnerungen an gewisse Tage in einem dieser Betten. Die Frau hatte vielleicht einen geilen...

„Oh mein Gott, Vivian. Was ist passiert?“ Ach ja, ich hatte den Kleinen völlig vergessen. Schnell schaffte ich ihn zu der blonden Krankenschwester und legte den leichten Körper auf eines der Betten.

„Ich wollte das nicht. Er konnte nicht laufen und ist dann von meinen Armen gefallen. Ist er tot?“ Ich war total verzweifelt. „Er ist nicht tot. Ich kann die Wunde nähen, aber er sollte ins Krankenhaus.“

Wie, er lebte? Noch schlimmer! Wenn er irgendetwas ausplappert, würde ich von der Schule fliegen. Das durfte nicht passieren.

„Kein Krankenhaus! Nicole bitte, ich bin geliefert, wenn das herauskommt.“ Ich blickte sie mit meinem Dackelblick an. Der zog immer. Ich hörte sie tief antworten.

„Ich nähe die Wunde und verschwinde. Wenn dem Jungen was passiert, bist du verantwortlich, also sorge lieber dafür, dass er wieder fit wird.“
 

Tbc

Kommis?

2. Kapitel
 

tadah~

the next one XD

viel Spaß beim lesen
 

***
 

Julian
 

Das Erste, was ich wahrnahm, als ich zu mir kam, waren höllische Kopfschmerzen. Stöhnend drehte ich den Kopf zur Seite und öffnete langsam meine Augen. Es dauerte eine Weile, bis sich mein Blick klärte und ich mehr als Schemen erkennen konnte. Ich lag auf einer ziemlich unbequemen Pritsche und befand mich offensichtlich in einem Krankenzimmer. Meinen Kopfschmerzen nach zu urteilen, war das durchaus berechtigt.

Ich blinzelte leicht und rieb mir die Augen, damit ich meine Umgebung vollständig fokussieren konnte. Als ich eine schwarz gekleidete Person sah, schreckte ich zurück. „Wo bin ich? Und...wer bist du?“
 

Vivian
 

Als ich das leise Stöhnen vernahm, ging ich sofort zu dem Bett und sah Julian abwartend an. Es wurde ja wirklich Zeit, dass dieser mal langsam erwachte. Immerhin wartete ich schon seit zwei Stunden und verzichtete somit auf meine verdiente Freizeit und auf geilen Sex. Das Leben war echt gemein. Einfach abhauen ging auch nicht, immerhin musste ich dieser Made noch klar machen, dass er von allein gefallen war.

Moment mal...Hat der gerade gefragt, wer ich bin? Gott Jungchen, so fest kannst du nicht aufgeschlagen sein, um jemanden wie mich zu vergessen.

„Bitte? Die Frage meinst du nicht ernst“, fauchte ich verletzt zurück. So etwas tat meinem Ego ganz und gar nicht gut. Was bildete sich dieses Würmchen eigentlich ein? Grummelnd musterte ich die blasse Gestalt. Oder sollte es Gott doch gut mit mir meinen?

„Was ist das letzte, an das du dich erinnern kannst?“
 

Julian
 

Eingeschüchtert zuckte ich zusammen. Warum schrie der Blödmann mich so an? Oder sollte ich ihn etwa wirklich kennen? Ich konnte mich jedenfalls nicht erinnern, ihm schon einmal begegnet gewesen zu sein. Aber mit so eingebildeten Schnöseln gab ich mich normalerweise nicht ab. Trotzdem beschloss ich, ihm zu antworten, schließlich wollte ich wissen, wie ich hierher gekommen war. „Ähm, ich weiß nicht so genau...ich glaub, ich war gestern auf ´ner Party...keine Ahnung mehr, warum. Hatte wohl etwas zu viel getrunken“, grinste ich ihn schief an. Oh ja, die Feten, auf die mich mein bester Kumpel häufig schleppte, waren immer der Hammer und nachher hatte ich meistens einen Filmriss. „Aber wieso bin ich denn nun hier?“
 

Vivian
 

Der und eine Party. Ich konnte nicht anders als laut loszuprusten. Es dauerte eine Weile, bis ich mich wieder beruhigt hatte.

„Du hast dich scheinbar etwas zu sehr am Kopf gestoßen. Als ob dich hier irgendwer zu einer Party einladen würde“, nahm ich, so gütig wie ich nun mal war, dem Kleinen seine Fantasien und setzte mich auf den Stuhl neben dem Bett. Ein was Gutes hatte die Sache: Ohne Erinnerung konnte mich dieser Wurm auch nicht verpfeifen.

„Du bist gefallen, hast dir deinen Schädel aufgeschlagen und hattest das unbeschreibliche Glück, dass ich dich gefunden habe. Nett, wie ich bin, habe ich dich hergebracht und versprochen, dass ich für dich sorge.“

Zumindest der letzte Teil war nicht gelogen, denn Nicole hatte mehr als deutlich gesagt, was passieren würde, wenn ich nicht auf den Kleinen aufpasste. Nun hatte ich ihn an der Backe, aber vielleicht konnte ich auch daraus meinen Vorteil schlagen.

„Wenn du soweit bist, bringe ich dich heim.“
 

Julian
 

Verärgert zog ich meine Augenbrauen zusammen. Was fiel diesem Heini eigentlich ein, mich auszulachen? So etwas ließ ich mir nicht bieten. Entrüstet stemmte ich mich im Bett auf und funkelte ihn aufgrund seiner Beleidigung wütend an. „Ja, stell dir mal vor, so ist es. Und ich hab dich noch nie auf einer gesehen, vielleicht solltest DU dir mal lieber bessere Freunde suchen.“ Kotzbrocken hätte ich am liebsten noch hinterhergeworfen.

Seine Erklärung, warum ich mir hier befand, nahm ich ungläubig zur Kenntnis. Ich kaufte sie ihm nicht ab. Wahrscheinlich hatte mich diese Drecksau noch geschubst.
 

Vivian
 

„Tja, kann daran liegen, dass ich nicht auf Streberpartys gehe“, zickte ich zurück und erhob mich wieder. Das war doch wirklich lächerlich. Aus ein solches Niveau setzte ich mich nicht herab.

„Jetzt schwing deinen knochigen Arsch aus dem Bett, damit ich dich heimbringen kann. Du solltest deine Stellung an dieser Schule noch einmal in Ruhe überdenken. Es wäre sicherlich gesünder, wieder in dem Schatten der Anderen zu verschwinden, als dich mit Leuten anzulegen, an welche du nie heranreichen wirst – sprich mich.“ Jetzt hatte ich es ihm aber gezeigt. Stolz auf meine rhetorischen Fähigkeiten und auf mich selbst, bewegte ich mich zur Tür des Zimmers und blickte den Anderen abwartend an.
 

Julian
 

Streberpartys? Das brachte mich nun wirklich zum Lachen. Als ob ich zu diesen Muttersöhnchen gehören würde. Diese Anschuldigung war einfach lächerlich und wahrscheinlich nur ein schwacher Versuch meines Gegenübers, sich zu verteidigen.

Seine nächsten Worte stimmten mich sogleich wieder wütend. Angesäuert sprang ich auf und registrierte kaum den Schmerz, der durch mein Fußgelenk schoss. Ich war schon kurz davor, ihm eine reinzuhauen, obwohl das sonst nicht meine Art war und mir bislang auch noch keiner einen Grund geliefert hatte, dies zu tun. Jedoch besann ich mich auf meine guten Manieren und sprach etwas lauter als beabsichtigt: „Ich weiß ja nicht, wer du bist oder was du dir einbildest zu sein, aber du laberst eindeutig nur Scheiße. Also schieb dir deine Monologe sonst wo hin, du Idiot.“

Gott, wie ich solche überheblichen Menschen hasste. Mit so etwas gab ich mich für gewöhnlich nicht ab. Genervt ging ich an ihm vorbei und öffnete die Tür, als ich abrupt stehen blieb. „Wo sind wir überhaupt?“ Das Gebäude kam mir nicht bekannt vor, aber es sah aus wie eine Schule, allerdings nicht wie meine.
 

Vivian
 

Autsch, es hätte beinahe meine Gefühle verletzen können, wenn ich nicht wüsste, dass dieser Kerl scheinbar an Realitätsverlust litt. So behielt ich meinen Kommentar lieber für mich und beobachtete belustigt, wie Julian wohl feststellte, dass es nicht seine Welt war, in welcher er sich befand.

„Wir sind in der Schule, um genau zu sein ‚Lincoln Private School’ in L.A. Sonst noch irgendwelche Fragen?“ Mit einem Schmunzeln auf den Lippen ging ich endgültig aus dem Raum.

„Und wir haben schon seit Ewigkeiten Schulschluss. Von daher wäre ich dir sehr verbunden, wenn wir langsam los könnten.“ Eigentlich hatte ich heute auch noch ein Date, aber die Lust darauf war mir seit langem vergangen.
 

Julian
 

...Moment, irgendetwas war eindeutig nicht so, wie es sein sollte. Nur langsam wurde mir die Bedeutung von seiner Aussage bewusst. Ich befand mich also nicht mehr in New York bei meinem Vater, sondern schon bei meiner Mutter? Jetzt wusste ich auch wieder, dass es gestern eine Abschiedsparty und ich der Grund gewesen war. Halt...gestern? Geschockt weiteten sich meine Augen und ich musste mich am Türrahmen festhalten. „Aber...wie kann das sein“, murmelte ich verstört und sah an mir runter. Ich trug Sportklamotten, also war dies eindeutig nicht mein erster Tag in L.A.

Ganz offensichtlich hatte ich eine Amnesie beim Sturz davongetragen. Ich musste wissen, wie viele Erinnerungen mir fehlten. „Der wievielte ist heute?“
 

Vivian
 

Langsam wurde mir klar, dass es nicht nur ein dummer Scherz war, sondern der Kleine wirklich keine Ahnung mehr hatte, was hier abging. Es war nicht gerade mein Problem, aber weil ich der Verursacher war, sollte ich wenigstens darauf achten, dass Julian heil nach Hause kommt. Um den Rest würde sich schon wer aus seiner Familie sorgen.

„Wir haben den 21. August 2007“, antwortete ich sogar mal recht freundlich auf die Frage des Jüngeren. Was blieb mir auch anderes übrig. Vielleicht würde er sich jetzt einmal in Bewegung setzen und endlich mit mir diese Schule verlassen. „Die Turnhalle wird sicher schon zugeschlossen sein. Also können wir die Sachen eh erst morgen holen. Lass uns also gehen. Zu Hause wird es dir sicher besser gehen“, meinte ich fast schon fürsorglich und lächelte mein Gegenüber leicht an. Gott, ich wollte nur noch hier weg, unter die Dusche und dann zwei, drei Bier trinken.
 

Julian
 

Die Antwort meines selbsternannten Retters traf mich mit voller Wucht und ließ mich nur ein ungläubiges „Was?“ hervorbringen. Das konnte doch alles nicht sein. Meine Gedanken rasten und ich versuchte krampfhaft mein Gedächtnis auf Touren zu bringen, aber da kam nichts zurück. Mir die Haare raufend lief ich ein Stück voran und blieb dann kopfschüttelnd stehen. „Verdammte Scheiße“, nuschelte ich und drehte mich wieder zu dem Anderen um. „Mir fehlen komplette 2 Jahre und ich habe nicht die geringste Ahnung, wo meine Wohnung sich befindet.“ Ich war selbst ein wenig erstaunt, wie emotionslos mir das über die Lippen ging. Aber wahrscheinlich stand ich einfach noch unter Schock nach dieser utopischen Nachricht.

„Aber vielleicht kommen meine Erinnerungen ja wieder, wenn ich durch die Stadt laufe. Das ist doch so bei Amnesiepatienten, also hab ich zumindest mal gehört...“ Als ich merkte, dass sich allmählich Panik in mir ausbreitete, hielt ich inne und sah mein Gegenüber hilflos an. Mir war zum Heulen zumute und diese Kopf- und Fußschmerzen brachten mich fast um den Verstand. Wobei mein Fußgelenk erheblich weniger weh tat, sodass ich nur leicht hinkte.

„Was soll ich denn jetzt machen?“, fragte ich verzweifelt.
 

Vivian
 

Er tat mir leid. Seltsam diese Erkenntnis zu haben. Ich hatte mich nie sonderlich um Julian geschert. Er war da und nicht wirklich etwas besonders, auch wenn er jetzt ganz anders klang. Schon seltsam, vielleicht war er gar nicht so ein Streber, wie alle dachten.

Es wurde langsam dunkel, was mich nicht weiter störte, aber immerhin hatte auch ich keine Ahnung wohin mit dem Kleinen. Ich wusste ja noch nicht einmal seinen Nachnamen.

„Jetzt bleib mal ganz ruhig. Wir finden schon ne Lösung. Zumindest bist du mir so viel sympathischer als der kleine dämliche Streber, der du sonst zu sein schienst.“

Wow, sogar mich selbst überraschte meine Ehrlichkeit, aber ich hatte ein wenig was gut zumachen. Und morgen würden wir eh wieder wie zwei Fremde miteinander umgehen. Außerdem lief ich nun nicht mehr Gefahr jemandem zu begegnen und damit meinen Ruf zu gefährden.

„Wir gehen erst einmal zu mir und dann find ich irgendwie deine Adresse raus und wir schaffen dich hin? Deal?“

Ich wartete erst gar nicht auf eine Antwort. Warum auch, denn dem Jüngeren blieb keine andere Wahl, wenn er hier nicht herumirren wollte. Daher steuerte ich direkt meinen schwarzen Flitzer an und sperrte diesen auf.

„Spring rein“, meinte ich cool und nahm auf dem Fahrersitz platz.
 

Julian
 

Mit großen Augen schaute ich den Größeren an. Streber? Diese Aussage brachte mich fast dazu zu lachen, allerdings blieb es mir im Halse stecken, als mir etwas bewusst wurde. „Also ich weiß ja nicht, was hier in zwei Jahren bei meiner Mutter passiert ist, aber ich war auf meiner alten Schule immer derjenige, der ständig aus dem Unterricht rausflog, weil er sein Maul einfach nicht halten konnte.“ Die Erinnerung an meinen kurz vor der Explosion stehenden Chemielehrer brachte mich nun doch zum Grinsen. Gott, ich konnte mich doch nicht ernsthaft so verändert haben, dass mich dieser Kerl offensichtlich für den größten Loser der Schule hielt. Diese Tatsache fand ich ziemlich schade, denn mir fiel zum ersten mal auf, wie gut er eigentlich aussah. Er war total mein Typ, zumindest rein äußerlich.

Als er mir diesen großzügigen Vorschlag machte, nickte ich leicht und beeilte mich dann, ihm zu folgen. Er war im Moment mein einziger Strohhalm in dieser Katastrophe und ich war ihm verdammt dankbar, dass er sich trotz meines vorherigen Ausrasters weiterhin um mich kümmerte.

Ich öffnete die Tür der Beifahrerseite und ließ mich mit einem Seufzen auf den Sitz fallen. Neugierig sah ich dann den Dunkelhaarigen an und fragte: „Wie heißt du eigentlich? Vielleicht hilft das ja schon meinem Gedächtnis auf die Sprünge.“
 

Vivian
 

„Ich kann dir nicht viel sagen. Wir hatten nicht unbedingt Kontakt, aber hier in der Schule, nun ja ... es gibt die Beliebten, die Normalos, die Freaks und nun ja ... dich“. Ich wollte ihn sicher nicht damit angreifen, aber das war nun mal die Wahrheit. Sogar die Pickeldressen waren mehr angesehen. Schon seltsam, dass ich mit genau diesem nun im Auto saß und normal redete. „Aber von mir aus kannst du gerne so bleiben. Vielleicht reißt du damit noch was.“

Das war meine ehrliche Meinung. Vom Typ her war der Junge zwar nicht unbedingt eine Bombe, aber auch nicht hässlich. Wenn ich ein 14-jähriges Mädchen wäre, könnte ich ihn sicher als süß oder ähnliches bezeichnen, aber nun ja, ich habe einen Schwanz und damit war das Thema erledigt.

„Vivian, bitte erspar mir den Spruch mit dem Mädchennamen“, stellte ich mich grinsend vor. Das hatte ich total vergessen. Schnell startete ich den Motor und fuhr in Richtung Innenstadt, immerhin wohnte ich fast am anderen Ende der Stadt.

Die Umgebung änderte sich schnell von den billigen Wohnungen zu den großen Villen am Rande der Berge. Hier war ich zu Hause, sowie die meisten meiner Freunde auch. Dennoch war es fast unmöglich einen von denen anzutreffen, da hier sich jeder zu schade war, um draußen herum zu laufen. Manchmal war dies ein großer Vorteil. Ich bog in den Vorhof einer, im Gegensatz zu den anderen Villen, eher mittelmäßigen Villa ein. Wir waren sicher nicht die Reichsten, aber meiner Familie ging es besser als den meisten. „Da wären wir. Ist dir bis jetzt was eingefallen?"
 

Julian
 

„Hmpf“, machte ich nur. Die Sache mit dem Streber konnte ich immer noch nicht glauben. Aber welchen Grund sollte er haben, mich anzulügen? Und wenn er nichts weiter in der Vergangenheit mit mir zu tun gehabt hatte und sogar von weitem erkannt hatte, dass ich einer von diesen Langweilern war, dann musste das wohl stimmen. Scheiße, was war hier nur schief gelaufen?

Sein verstecktes Kompliment ließ mich leicht lächeln. Vielleicht konnte ich ja sogar bei IHM noch etwas reißen. „Keine Sorge, mache ich schon nicht. Julian ist auch nicht gerade ein sehr männlicher Name“, seufzte ich etwas übertrieben und verzog dabei das Gesicht.

Aufmerksam betrachtete ich die an mir vorbeiziehende Stadt und suchte nach Anhaltspunkten, die mich an irgendetwas erinnern könnten. Wo ich vielleicht mal vorbei gelaufen war oder wo etwas schönes passiert war. Aber da kam nichts, rein gar nichts. Dass ich die meiste Zeit eingesperrt in meinem Zimmer hocken musste und die Stadt bisher noch nicht weiter gesehen hatte, wusste ich in diesem Moment nicht mehr.

Nach einer Weile starrte ich nur noch ins Leere und bekam um mich rum nichts mehr mit. Umso erstaunter blickte ich auf, als das Auto plötzlich hielt und sich vor uns die Villa auftürmte. Hui, hier also wohnte er. Nicht schlecht, dachte ich mir. Ich hatte zwar auch mit meinem Vater in einem Haus gelebt, aber das war nichts im Vergleich zu dieser großen Klitsche.

Ich löste meinen Blick widerwillig und schaute Vivian an, als ich auf seine Frage antwortete. „Nein, leider rein gar nichts“, sagte ich traurig. Aber nach seinen Aussagen, wusste ich nicht, ob ich überhaupt noch die letzten zwei Jahre Erinnerungen wieder haben wollte.
 

Vivian
 

Für einen kurzen Moment blickte ich ihn bemitleidend an. Es musste furchtbar sein, sein Gedächtnis zu verlieren. Wenn ich mir so überlegte, wie grausam es wäre, wenn ich nicht mehr wüsste, was ich alles tolles erreicht hatte.

„Dann wollen wir doch wenigstens mal herausfinden, wo du wohnst“, lächelte ich aufmunternd und stieg aus dem Wagen, um direkt die riesige Tür anzusteuern und nach dem Aufschließen das Haus zu betreten. Meine Schuhe schmiss ich irgendwo in die Ecke. Die Putzfrau würde die schon wegräumen, doch zur Zeit schien niemand zu Hause zu sein. Dafür war es einfach zu ruhig. Mein Vater war sicher auf Arbeit und was sich meine Mutter gerade spritzen ließ, wollte ich gar nicht so genau wissen. Schönheitsoperationen waren ihr neues Hobby, wie auch schon das meiner anderen Mütter. Ich habe aufgehört mir ihre Namen zu merken. Das Wort Mutter hatte für mich keine Bedeutung.

„Hast du Hunger? Irgendwo ist sicher noch ne Pizza.“ Ich zog den Kleinen direkt in die große Küche. Hier waren auch diverse Nummer an den Kühlschrank gepinnt. Unter diesen befand sich auch die des Schulsprechers. Der konnte mir sicher weiter helfen. Eine schreckliche Person, Nummer zwei auf der Beliebtheitsskala, direkt hinter mir. Meine einzige Konkurrenz. Ich werde ihm nie verzeihen, dass er Schulsprecher geworden ist.

„Ich bin gleich wieder da. Ich schau nur schnell, ob wer deine Adresse weiß“, entschuldigte ich mich bei Julian und verließ samt Telefon und Nummer den Raum.

„Hallo Theon“, säuselte ich in den Hörer, während ich meine Haare im Spiegel des Flures richtete. „Ich brauche dringend deine Hilfe.“
 

Julian
 

Seine tröstenden Worte lösten ein mir nur allzu bekanntes Kribbeln in mir aus. Was war denn nun los? Normalerweise ging das nicht so schnell bei mir. Aber irgendwie hatte Vivian etwas besonderes an sich und damit meinte ich nicht nur sein gutes Aussehen.

Einen kurzen Augenblick nach ihm stieg auch ich aus dem Auto und machte mich daran, ihm in das große Gebäude zu folgen. Ich zog mir ebenso die Schuhe aus und sah mich unauffällig um. An Geld schien es Vivians Familie jedenfalls nicht zu mangeln. Mit einiger Verzögerung antwortete ich: „Klar, Pizza ist immer gut“ und ließ mich von ihm in die Küche schleifen.

Als der Ältere den Raum verließ, setzte ich mich auf einen der teuer aussehenden Stühle. Und sie sahen sicher nicht nur so aus, sondern waren es auch. Was seine Eltern wohl beruflich machten?

Ich war schon wieder dabei, in meinem Gedächtnis zu wühlen, aber als sich erneut die Kopfschmerzen meldeten, ließ ich es lieber bleiben. Sonst würde heute wohl noch mein Kopf platzen und das war definitiv nicht gesund. Das sah dann wahrscheinlich genau so aus, wie in den Splatterfilmen, die ich mir sehr gerne reinzog. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen, als ich mir das Ganze bildlich vorstellte.

Ich legte meine Hände unter meine Oberschenkel und baumelte mit den Beinen, während ich auf Vivians Rückkehr wartete. Meine Gedanken wanderten nach einer Weile von explodierenden Köpfen hin zu seinem knackigen Arsch, der mir auch unter seinen weiten Baggies keinesfalls entgangen war. Ob er wohl...nein, das war er sicher nicht. Solche Männer wie er waren immer stockhetero.
 

Vivian
 

Innerhalb von fünf Minuten war alles geklärt und ich um ein paar Informationen reicher. Leider kosteten mich diese doch etwas viel, aber was tat man nicht alles, um einen Tag lang ein guter Mensch zu sein. Seufzend betrat ich die Küche und zwang mir ein Lächeln auf die Lippen. Jetzt musste ich schon wegen einem Streberkind aus einem der weniger betuchten Schicht auf den wohl besten Sex meines Lebens verzichten.

„Also, ich habe deine Adresse. Jetzt hab ich was gut bei dir, immerhin musste ich auf die sexy Austauschschülerin verzichten.“ Ja, der Kleine sollte ruhig ein schlechtes Gewissen bekommen. Ich wollte gar nicht wissen, wann ich mal wieder meine Gelüste befriedigen könnte, immerhin sprang ich ja nicht auf Jede.

„Ich mach aber erst einmal die Pizza.“ Jetzt erst bemerkte ich, wie Julian eigentlich dasaß. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich ihn wirklich süß finden. Allein diese unschuldige Ausstrahlung brachte mich völlig durcheinander.

„Äh, was willst...du für welche“, stammelte ich hektisch und versuchte meine plötzliche Unsicherheit zu verstecken.
 

Julian
 

Ich schrak aus meinen Fantasien auf und blickt auf, als ich seine Stimme hörte. „Du bist mein Held, danke“, meinte ich grinsend und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: „Ach komm, du siehst nicht so aus, als müsstest du unter sexuellem Notstand leiden.“ Wer so ein Selbstbewusstsein gepaart mit umwerfenden Aussehen hatte, konnte doch Jede haben. Hoffentlich würde er jetzt nicht anfangen, von seinen Bettgeschichten zu erzählen, denn darauf hatte ich absolut keine Lust.

Die Erwähnung von Essen ließ mich über das ganze Gesicht strahlen. Inzwischen hatte ich Hunger bekommen, was mein Magen sogleich mit einem lauten Knurren bestätigte. „Oh ´tschuldige“, lächelte ich ihn peinlich berührt an. „Was gibt es denn für eine Auswahl? Also, wenn Salami da ist, dann würde ich die gerne essen.“ Nun klimperte ich ihn mit meinen großen blauen Augen an. Sein plötzliches Gestotter war mir nicht entgangen und innerlich feierte ich bereits meinen Sieg. Er war ganz offensichtlich verwirrt und das war doch schon mal ein großer Erfolg.
 

Vivian
 

Ich musste unbedingt auf andere Gedanken kommen. Scheinbar tat mir die Gegenwart von Julian nicht sonderlich gut. Aber zum Glück war dies ja kein Zustand auf Dauer. Ich hatte seit fast einer Woche keinen Sex mehr gehabt. Daran musste es liegen. Ich stand schließlich nicht auf Kerle und daran würde sich auch nie etwas ändern.

„Kann mich nicht beklagen, aber mit so etwas prahle ich nicht. Das überlasse ich den ewigen Jungfrauen dieser Welt.“ Ich hatte endlich meine Coolness wieder. Ich dankte Gott innerlich dafür und bückte mich, um den Gefrierschrank zu sichten.

„Hast Glück, eine ist noch da“, stellte ich erfreut fest und holte die große Familienpizza hervor. Ohne auch nur irgendwelche Anleitungen zu beachten, schmiss ich diese in den Ofen und stellte diesen an, in der Hoffnung, dass es nicht mehr lange dauern würde, sonst würde ich noch ganz andere Sachen anknabbern. Am liebsten hätte ich mir für diesen Gedanken selbst eine reingehauen, aber je mehr ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass ich diesen Jungen irgendwie anziehend fand. Gott, gib mir einen Strick, so kann ich nicht weiterleben oder zumindest die schicke Französin. Die könnte sich sicher um mich kümmern.
 

Julian
 

Das Wort Jungfrau erinnerte mich wieder an meine aktuelle Lage. Ich hatte keinen blassen Schimmer, ob ich vielleicht einen Freund hatte und der sich gerade tierische Sorgen machte, oder ob mich überhaupt jemand vermisste. Ich hörte Vivian gar nicht mehr richtig zu, sondern strapazierte erneut mein Gehirn über. Was wohl alles in zwei Jahren passiert war? Ich hatte keine Ahnung, ob meine Erinnerungen überhaupt wiederkommen würden und wenn ja, wie lange es dauern würde.

Als mir der Ältere so einladend seinen Hintern präsentierte, wurde ich in die Realität zurückgeholt. Meine Fresse, bei diesem Ausblick musste ich aufpassen, nicht mit sabbern anzufangen. Urplötzlich hatte ich gar keinen Hunger mehr...das hieß doch, aber nicht auf Pizza.

Ich betrachtete sehnsüchtig seinen Körper, als er sich mir gegenüber an den Tisch setzte. Am liebsten wäre ich über ihn hergefallen, aber ich hielt mich krampfhaft zurück und wunderte mich, woher auf einmal diese Lust auf ihn kam. War es in den letzten Sekunden wärmer in der Küche geworden, oder bildete ich mir das nur ein? Unruhig rutschte ich auf dem Stuhl rum und streifte dabei unabsichtlich Vivians Bein, was mir einen heißen Schauer über den Rücken laufen ließ. Entschuldigend lächelte ich ihn an, obwohl ich die Berührungen gerne fortgesetzt hätte. Aber er hatte mir ja deutlich gemacht, dass er auf Frauen stand und ich mir keine Chancen auszurechnen brauchte. Zumindest nicht in den nächsten Minuten und ich wollte es nicht riskieren, durch mein überstürztes Verhalten rausgeschmissen zu werden.
 

Vivian
 

Ich hatte mich gesetzt, damit ich meine unerklärliche Nervosität bezwingen konnte, doch nun bereute ich diese Entscheidung. Die kurze Berührung hatte etwas in mir ausgelöst, was mir verdammte Angst einjagte: Ein Kribbeln, welches ich das letzte mal in der Junior High verspürt hatte. Ich musste einfach hier raus, weg von ihm und endlich wieder klar im Kopf werden.

„Entschuldige mich“, kam es hastig über meine Lippen, ehe ich fast panisch den Raum verließ. Erst als ich mich im Badezimmer meiner Mutter eingeschlossen hatte, fühlte ich mich sicher, sicherer vor diesen Augen, der unschuldigen Art und dieser Anziehungskraft, welche Julian auf mich ausübte.

Ich betrachtete mich im Spiegel. Gott, ich sah verdammt geil aus und konnte Jede flachlegen. Warum sollte ich mich bitte mit einem Jungen abgeben, welcher nicht einmal aus guten sozialen Kreisen stammte. Meine zittrigen Hände wanderten zu den Beruhigungspillen und ich warf mir eine ein. Das brauchte ich einfach. Sie wirkte tatsächlich und nach einigen Minuten fühlte ich mich sogar in der Lage wieder zurückzugehen.

„Sorry, hat etwas gedauert“, entschuldigte ich mich bei dem Jüngeren. Ich fühlte mich deutlich besser. Die Pillen sollte ich mir mal klauen.
 

Julian
 

Erstaunt beobachtete ich, wie Vivian den Raum beinahe fluchtartig verließ. Dann allerdings ging mir ein Licht auf: Es war ihm wohl unangenehm gewesen von mir, wenn auch ohne Absicht, berührt zu werden. Warum auch immer, aber im Grunde gab es dafür nur eine Lösung: Er war verunsichert. Mein Gesicht zierte nach dieser Erkenntnis ein fettes Grinsen. Ich wirkte also nach wie vor anziehend auf die Männerwelt und das sogar bei einem Macho wie ihm.

Ungeduldig wartete ich auf seine Rückkehr und als dies nach einigen Minuten, in denen ich regungslos dagesessen hatte, immer noch nicht geschah, beschloss ich mich zu beschäftigen. Ich warf einen prüfenden Blick in den Ofen und stellte fest, dass die Pizza so gut wie fertig war, also stellte ich schon mal die Temperatur runter und ließ sie noch etwas weiter brutzeln. Anschließend machte ich mich auf die Suche nach Besteck und Tellern. Den Pizzaschneider fand ich auch auf Anhieb, allerdings bereiteten mir die Hängeschränke, in denen die Teller verstaut waren, leichte Probleme. Die waren einfach zu hoch angeschraubt. Ich stellte mich auf Zehenspitzen und verfluchte dabei nicht zum ersten mal meine geringe Körpergröße. Nach einigen Versuchen gelang es mir, zwei Teller herauszuangeln und drehte mich mit einem zufriedenen Seufzen wieder um und stellte alles auf den Tisch. Jetzt fehlte eigentlich nur noch Vivian, der tatsächlich nach einigen Augenblicken mit einer Entschuldigung den Raum betrat. Ich winkte nur ab und deutete mit einem Kopfnicken auf den Ofen. „Die Pizza dürfte bereits fertig sein.“ Ich fand es nur gerecht, ihm die restliche Arbeit zu überlassen, nachdem ich den harten Kampf um die Teller gewonnen hatte.
 

Vivian
 

Ich nickte nur und ging direkt zu dem Ofen. Ablenkung war immer gut, auch wenn dies durch eine Pizza geschah. Nur wenige Handgriffe später stand das Essen in handgerechten Stücken auf dem Tisch und ich rätselnd vor dem Kühlschrank.

„Ich würde dir ja gern irgendetwas zu trinken anbieten, aber hier ist nichts drin außer Bier und ein seltsames Fitnessgetränk, was schönere Brüste machen soll“, las ich von der Packung ab und rümpfte dabei die Nase. Wie kann man nur so etwas in sich hereinschütten.

„Ich steh ja nicht drauf Kinder abzufüllen, aber ich muss dir wohl Bier überhelfen, wenn du dir nicht noch ein sekundäres Geschlechtsmerkmal züchten willst.“ Das war schon eine seltsame Vorstellung. Schnell schnappte ich zwei Dosen und stellte diese mit auf dem Tisch ab.

„Guten Hunger. “ Ich gab mir große Mühe Julian nie direkt anzusehen und es half sogar, zumindest blieben meine Nerven ruhig und das sollte auch so bleiben. Es war schlimm genug daran zu denken, dass mir der Kerl interessant vorkam. Ich schnappte mir ein Stück und biss genüsslich hinein, mehrere folgten darauf bis ich einfach nicht mehr konnte. Ich aß nie sonderlich viel, allein schon, weil ich ja auf meine Linie achten musste. Das letzte Mal als ich zwei Kilo zugenommen hatte, hungerte ich zwei Wochen lang. Ich hatte nun mal nur mein Aussehen und darauf musste ich achten.

„Kann man es essen? Ich schaffe es sogar Pizza zu versauen“, murmelte ich nebenbei und blickte weiter starr auf meinen Teller.
 

Julian
 

„Bier?“, rief ich erfreut aus und meine Augen fingen sofort an zu leuchten. Dieses Getränk war für mich ein Grundnahrungsmittel, also was sollte die dumme Bemerkung mit dem Kind? Grummelnd ließ ich diese Beleidigung über mich ergehen und ließ sie ihm gerade so noch einmal durchgehen. Ich wünschte ebenso einen guten Appetit und widmete mich meinem Teil der Pizza. Ich war so beschäftigt, dass ich weder Vivians Frage, noch seine Unsicherheit bemerkte, so großen Hunger hatte ich. Als hätte ich tagelang nichts zu essen bekommen. Normalerweise stand auch Pizza auf der Liste meiner Haupternährung, aber ich hatte das Gefühl, als hätte ich seit Ewigkeiten keine mehr gegessen. Nachdem ich zwei Stücke verschlungen hatte, griff ich nach der Bierdose und schaute mein Gegenüber auffordernd an. Nach einigen Augenblicken musste ich einsehen, dass mein hypnotischer Blick allein wohl nicht reichte, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen, denn er starrte unentwegt auf seinen Teller, als wäre sein Blick festgewachsen. Irgendwie waren seine Augen merkwürdig, hatte er etwa Drogen genommen? Ich schob die Frage beiseite, denn es ging mich schließlich nichts an. Vorsichtig berührte ich seinen Arm, da ich nicht wieder 10 Minuten allein in der Küche zubringen wollte. Nachdem ich tatsächlich Beachtung von ihm bekam, konnte ich mir einen dummen Spruch nicht verkneifen: „Wenn du so weiter machst, hast du bald ein Loch im Teller...aber egal, prost!“ Grinsend hielt ich ihm meine Dose entgegen und wartete darauf, dass er mit mir anstieß.
 

Vivian
 

Ich zuckte überrascht zusammen, als ich die Berührung an meinen Arm spürte. Ich hatte tatsächlich mein Umfeld völlig ausgeblendet. Scheiß Zeug, dass sollte nur meine Nerven beruhigen und mich nicht gleich völlig auf Eis legen. Wie ich so etwas hasste. Vielleicht sollte ich das nächste mal darauf achten, etwas Legales einzuwerfen, oder gleich das Koks meines Vaters nehmen. Tja in so einer Familie zu Leben hatte schon Vorteile und wenn das alles nicht half, gab es ja auch noch Rob.

„Äh ja ... prost“, meinte ich ruhig, doch innerlich sah es ganz anders aus. Jetzt machte sich dieser Arsch auch noch über mich lustig und das nach allem was ich für ihn getan hatte. Gott, wenn sich mein Körper nicht wie Watte anfühlen würde, hätte der jetzt schon meine Faust in der Fresse und dann ...

Ich war mir nicht einmal sicher auf wen ich nun wütend war. Auf diesen Streber, der sich auf einmal für etwas Besseres hielt, nur weil er sich den Kopf gestoßen hatte oder auf mich, weil ich plötzlich zum Weichei mutierte und mich in eine Schwuchtel verwandelte. Fehlte ja nur noch, dass ich nun auch Boots trage und aussehe wie Heafy. Gott bewahre, lieber vögel ich mich heute Nacht durch fünf Betten, damit ich morgen wieder normal bin.

„Brauchst du noch lange? Ich hab nachher noch was vor“, grummelte ich leise, blickte dennoch wieder in irgendeine Richtung, Hauptsache nicht in diese Augen.
 

Julian
 

Erstaunt runzelte ich meine Stirn wegen Vivians Reaktion. Dieser Kerl war ja launischer als jedes Weib.

„Ich bin ja gleich fertig, dann bist du mich los.“ Ich versuchte meine Stimme ärgerlich klingen zu lassen, konnte aber einen leicht traurigen Unterton nicht vermeiden. So, wie er die Frage ausgesprochen hatte, kam es einem höflich formulierten Rausschmiss gleich. Also doch eine empfindliche Mimose, die sonst nie kontra bekam. Wahrscheinlich war er es gewohnt, dass alle nach seiner Pfeife tanzten, wenn er noch nicht mal so einen harmlosen Scherz verstand. Und trotzdem wirkte er dermaßen anziehend auf mich, das war zum Haare raufen.

Ich wollte nicht nach Hause gehen. Für mich war das ein unbekanntes Territorium und ich hatte Angst vor dem, was mich dort wohl erwarten würde. Ich hatte meine Mutter ja ewig nicht gesehen...das heißt schon, nur fehlten mir dazu komplett die Erinnerungen.

Ich beschloss, mir darüber keinen Kopf mehr zu zerbrechen, als ich das letzte Stück Pizza in mich reinschob. In wenigen Minuten würde ich hoffentlich wissen, woran ich war.

Nachdem ich aufgegessen hatte, stand ich auf teilte dem Älteren mit, dass wir aufbrechen konnten.
 

Vivian
 

Ich sagte lieber nichts mehr. Klar wollte ich ihn loswerden, was aber auf keinen Fall an ihm selbst lag sondern eher an meiner Art, auf ihn zu reagieren. Innerlich jubelte ich auf, als Julian endlich bekannt gab, dass wir los konnten. Wer weiß, wie lange es noch gedauert hätte, bis ich einfach zu ihm gegangen wäre und diese einladenden Lippen in Beschlag genommen hätte. Gar nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn ich mich nicht mehr unter Kontrolle hatte.

„Dann mal los“, gab ich seufzend von mir und erhob mich träge, schlurfte durch den Flur, zog mich an und verließ anschließend mit Julian das Haus. Es dauerte nicht lange, bis wir erneut auf den Straßen von L.A. unterwegs waren. Ich schwieg, während die bunten Lichter an uns vorbei zogen. Immer wieder meldete sich mein schlechtes Gewissen oder war es mein Mitleid? Ich konnte es nicht genau sagen.

Nach ungefähr 30 Minuten hielt ich vor einem recht trist aussehenden Mietshaus. „Da wären wir. Ist die Nummer 12“, erklärte ich ruhig und blickte stur gerade aus. Dennoch ließ das Gefühl in mir nicht nach, dass ich den Jungen nicht einfach so gehen lassen konnte. Ich sprang also über meinen eigenen Schatten, drehte mich zu dem Kleineren und brachte sogar ein Lächeln zustande.

„Hör zu, wir leben nicht gerade in identischen Welten, aber du bist echt okay. Wenn du noch bei irgendetwas Hilfe brauchst, ruf mich an“. Während ich sprach, kramte ich meine Visitenkarte hervor und reichte sie dem Jüngeren.
 

Julian
 

Während der gesamten Fahrt hatte ich nur grübelnd aus dem Fenster gesehen. Es war mir einfach nicht möglich gewesen, meine Gedanken wenigstens für ein paar Minuten abzustellen.

Als wir schließlich vor diesem hässlichen Gebäude hielten, wurde mir zum ersten Mal so richtig bange. Hier sollte ich also wohnen? Spätestens zu diesem Zeitpunkt wollte ich nicht mehr wissen, wie mein Leben nach New York verlaufen war, aber da blieb mir keine Wahl.

Positiv überrascht lauschte ich Vivians Worten und nahm seine Visitenkarte entgegen. War das etwa ein Versprechen? Ich hoffte es.

„Danke“, sagte ich noch, bevor ich ihn in eine kurze Umarmung zog und dann ohne ein weiteres Wort ausstieg.

Mit einem mulmigen Gefühl stieg ich die Treppen in den zweiten Stock hinauf und mit immer langsamer werdenden Schritten den Gang entlang lief, bis ich schließlich vor Haustür Nr. 12 stehen blieb.

Ich hob die Hand, um an die Tür zu klopfen, was ich nach kurzem Zögern auch entschlossen tat. Es dauerte nur einen Augenblick, bis ich es im Inneren der Wohnung poltern hörte und anschließend die Tür aufgemacht wurde.

„Mutter?“, fragte ich ungläubig. Es schockte mich nun doch, dass sie tatsächlich vor mir stand. Das Ganze war also kein böser Streich gewesen. Ihr Anblick erschreckte mich: Sie hatte dunkle Augenringe, ihre Haare hingen ihr strähnig ins Gesicht und sie stank, als ob sie in Alkohol gebadet hätte. Als sie mich ansah, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck, der nichts Gutes verhieß. Kaum eine Sekunde später packte sie mich am Kragen und zog mich in die Wohnung. Ohne ein Wort zu sagen, knallte sie die Tür zu und verpasste mir zur Begrüßung eine schallende Ohrfeige, die mich stöhnend ein paar Schritte nach hinten taumeln ließ. Und gleichzeitig kamen die Erinnerungen zurück. Die Person, die ich bis eben glaubte zu sein, war ich seit 2 Jahren nicht mehr. Für einen kurzen Augenblick hatte ich wieder in der Vergangenheit gelebt und bei Gott, ich würde alles dafür tun, damit es wieder so wie früher wurde. Denn die ständigen Schläge und Beschimpfungen meiner Mutter hatten mich gebrochen und ich war zu einem scheuen und braven Vorzeigesohn geworden. Als sie erneut die Hand gegen mich erhob, wich ich rechtzeitig aus und stürzte zur Tür, die ich schnell aufriss, um nach draußen zu stürmen. Ihr wütender Aufschrei drang schon nicht mehr an meine Ohren. Auch wenn ich wusste, dass ich damit noch alles verschlimmerte, aber ich brauchte dringend Ruhe, um wieder zu mir selbst zu finden. Ich fühlte, wie meine Wange bereits anschwoll und die ersten Tränen rannen über mein Gesicht. Normalerweise schlug sie mir nicht ins Gesicht, weil es sonst jeder sehen konnte. Nein, sie benutzte lieber einen Gürtel und malträtierte damit meinen Rücken. Diese Erinnerung ließ mich noch schneller laufen, irgendwo hin, mir war es gleich. Ich wollte einfach nur noch weg und am liebsten nie wieder zurück. Als ich an einem verlassenen Park ankam, verlangsamte ich mein Tempo und lief hinein. Nach ein paar Schritten war meine Kraft erschöpft und ich ließ mich auf die Knie sinken, vergrub mein Gesicht in meinen Händen und fing an, hemmungslos zu weinen. In was für eine Scheiße war ich da nur reingeraten? Was hatte ich nur getan, um so bestraft zu werden?
 

Tbc
 

Kommis?

3. Kapitel
 

so weiter geht es

diesmal ein wenig länger *hust*

ließ sich aber nicht vermeiden

viel Spaß damit
 

***
 

Heafy
 

Ein neuer Tag, eine neue Chance. Das redete ich mir mittlerweile seit zehn Minuten ein, als ich sah, dass Robert allein auf unserer Bank saß. Hilfe, ich wollte nicht mit ihm alleine sein, vor allem wenn er rauchte. Nicht, dass mich diese Tatsache an sich störte, immerhin quarzte ich selbst wie ein Schlot, aber wenn Mister Flynn dies tat, war das kein gutes Zeichen, denn dieser rauchte nur, wenn mal keine Drogen durch seine Blutbahn zirkulierten. In diesem Zustand war der Älteste von uns unberechenbar, gemein und einfach ausgedrückt: Das größte Arschloch im Umkreis von 300 Kilometern.

Wo zur Hölle blieb Vivian? Der war doch sonst immer einer der Ersten hier.

Ich atmete tief durch und lief nun endlich in Richtung des Anderen. Wenn ich das gewusste hätte, würde ich heute nicht aussehen wie eines dieser Emokinder. Er wird sich über mich lustig machen und ich werde es wie immer ertragen. Warum musste ich mich gerade in so einen verlieben?

„Morgen Robert“, begrüßte ich ihn schüchtern und setzte mich, mit genügend Abstand, neben ihn und scharrte etwas mit meinen Stiefeln im Dreck.
 

Robert
 

Schon von weiten sah ich die Tusse aus unseren Reihen auf mich zuwatscheln. Heute hatte er also wieder mal beschlossen, wie die letzte Schwuchtel rumzurennen. Manchmal fragte ich mich, ob er überhaupt Eier besaß, denn so eng, wie seine Hosen saßen, musste er sich doch alles abquetschen. Kopfschüttelnd nahm ich einen letzten Zug von meiner Zigarette, bevor ich sie auf den Boden warf und austrat.

Die Spiele konnten beginnen, denn ich war in ausgesprochen guter Stänkerlaune. Nachdem er sich gesetzt hatte, drehte ich mich mit einem überraschten Gesichtsausdruck in seine Richtung.

„Oh“, machte ich erstaunt, „ich hatte dich bis eben für ein hübsches Mädel gehalten und wollte dich schon nach einem Date fragen.“ Fies grinste ich ihn nach meiner Art der Begrüßung an. Das Leben war so toll, wenn man Leute hatte, auf denen man rumtrampeln konnte. Aber ich beschloss, es langsam angehen zu lassen, schließlich stand uns noch ein langer Schultag bevor. Der Gedanke daran brachte mich dazu entnervt zu grummeln.

„Weißt du, wo der Rest von unserem Haufen steckt?“ Die Frage stellte ich ausnahmsweise mal ganz normal und ohne unsere Diva ärgern zu wollen, auch wenn er sich dafür hervorragend eignete, da er immer so schön darauf ansprang
 

Heafy
 

Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte ich den Kleineren an. Bitte? Wie ein Mädchen sah ich nun wirklich nicht aus, oder brauchte der mal dringend eine Brille? „Sorry dich enttäuschen zu müssen, aber ein Date kannst du trotzdem mit mir haben.“ Die Ernsthaftigkeit in meiner Stimme überraschte mich selbst. Vielleicht hatte ich ja eine Chance. Okay Matt, träum weiter. Eher würde sich dieser Typ seinen Schwanz abhacken, als auch nur einen romantischen Abend mit mir zu verbringen.

„Wo Viv bleibt, weiß ich nicht, aber unser kleiner Matty hat mal wieder übertrieben und liegt mit seiner 42. Alkoholvergiftung im Krankenhaus“, beantwortete ich die Frage und lehnte mich seufzend zurück. Das konnte ja nur ein geiler Tag werden, wenn ich die ganze Zeit mit Rob allein sein durfte. Warum hasste mich Gott so? vielleicht weil ich seit meiner Taufe keine Kirche mehr von innen gesehen hatte, aber das war doch noch lange kein Grund, mich so zu strafen. Schweigend kramte ich meine Zigaretten hervor und zündete mir meinen Nuttenstängel an. Ich liebte diese Dinger einfach.

„Sieht wohl so aus, als müssten wir heute allein auskommen“, stellte ich eher für mich selbst fest und starrte melancholisch in die Ferne.
 

Robert
 

„Nein lass mal, reicht schon zu, dich täglich in der Schule zu sehen.“ OK, das war jetzt wirklich gemein gewesen, aber so war ich nun mal und ich stand auch zu meinen Worten. Was sollte überhaupt diese Bemerkung? War der etwa schwul und wollte mir an die Wäsche? Dann sollte ich mich wohl in Zukunft vorsehen. Am Ende überfiel er mich noch, wenn ich in anderen Sphären schwebte.

Schnell schüttelte ich diese Gedanken ab und beschäftigte mich wieder mit Dingen, die wirklich zählten: Zigaretten. Entspannt lehnte ich mich zurück, nahm den ersten Zug und hörte Heafylein aufmerksam zu. So, so, hatte sich Matt also mal wieder abgeschossen. Das war nicht wirklich beängstigend, da Heafys geschätzte Anzahl der Krankenhausaufenthalte der tatsächlichen ziemlich nahe kommen dürfte. Und wie sagt man so schön? Unkraut vergeht nicht.

Vivian hingegen bereitete mir schon eher Sorgen. Er war mein bester Kunde und für gewöhnlich einer der Ersten, der hier auf der Matte stand. Hoffentlich war nichts Schlimmes passiert, denn ein Verlust dieses Kunden bedeutete für mich einen starken finanziellen Einbruch, nicht auszudenken.

„Hm“, brummte ich auf die Aussicht den ganzen Tag allein mit dieser Nervensäge zubringen zu müssen. Ich war kein besonders gesprächiger Mensch, aber das machte ihm offensichtlich nichts aus. Er fand es wahrscheinlich toll, mich zulabern zu können. endlich mal jemand, der ihm zuhörte...wenn der wüsste. In den letzten Wochen war er allerdings ruhiger geworden, was ich durchaus angenehm fand, bis auf seine gelegentlichen Ausraster versteht sich. Anscheinend kam er ohne irgendwelche Macken nicht aus.

„Du kennst dich doch sicher aus...geht heut Abend irgendwo ´ne Party oder ein nettes Konzert?“ es war schon eine Weile her, seit ich das letzte Mal weg war. Nicht, dass ich ein ausgesprochenes Partytier wäre, aber ab und an bei guter Musik mit den Kumpels einen zu heben, war eine willkommene Abwechslung von meinem anstrengenden Drogenunternehmen.
 

Heafy
 

Sein Spruch hatte mich verletzt und sicher konnte man es mir auch ansehen. Ich war noch nie gut darin, meine Emotionen zu verstecken, aber es war mir auch egal. Sollte er ruhig sehen, dass mich solche Kommentare nicht kalt ließen, nicht dass er sich je dadurch ändern würde, aber ich hatte es satt, immer alles nur einzustecken. Allgemein hatte ich mich, seitdem ich mir eingestanden hatte doch wohl einen Reiz am männlichen Geschlecht zu finden, sehr verändert. Ich achtete so stark darauf, mich nicht wie eine Tusse zu verhalten, dass ich immer ruhiger wurde und vor allem aggressiver. Sicher ärgerten mich die anderen weiter damit, aber wenn sie wüssten, dass sie tatsächlich Recht hatten, konnte ich mir gleich ein Seil schnappen. Also blieb mir nichts anderes übrig, als meinem Schwarm anderweitig nahe zu sein.

„Ich muss dich enttäuschen. Es geht heute rein gar nichts interessantes. Ein paar Mädchen geben ne Strandparty, aber das war es auch schon. Aber wenn du Action willst, kann ich für sorgen. Meine Alten sind noch bis Sonntag weg. Also hätten wir zumindest eine Location.“

Ich gab wirklich nicht auf. Wollte ich ihn wirklich so sehr haben, dass ich alle Beschimpfungen ignorierte und trotzdem noch alles tat, um ihn irgendwie zu beeindrucken? Verdammt, warum kann Liebe nicht einmal einfach sein? Warum musste es dieses Arschloch sein?

„Aber seit wann bist du so scharf darauf abends die Sau herauszulassen? Viel mitbekommen tust du doch eh nicht.“ Das sollte sicher kein Angriff auf die Verhaltensweisen des Anderen sein, aber Rob lag meist nach spätestens einer halben Stunde zugedröhnt irgendwo rum. Es war nie anders und wird sich sicher auch nicht allzu schnell ändern. Dennoch hatte ich mal wieder Lust nach den langen Ferien und der Abstinenz dadurch eine Nacht lang mit meinen Jungs, nun ja bis auf Matt, Spaß zu haben und einen über den Durst zu trinken. Daher war die Party heute Abend wohl schon beschlossene Sache.
 

Robert
 

Ich hatte mit meiner fiesen Bemerkung voll ins Schwarze getroffen und beinahe hätte er mir leid getan. Aber wenn er schon anfing zu kontern, musste er auch damit rechnen, dass ich das nicht so einfach hinnahm. Schließlich war ich nicht auf den Mund gefallen und das wusste er, also sollte er sich nicht so haben.

Ich grinste ihn an: „Ich wusste doch, dass ich mich auf dich verlassen kann.“ So, bitte, damit war mein Pensum an Nettigkeiten für den heutigen Tag erfüllt. Ich hoffte, die Dame war nun glücklich. Zufrieden mit mir und der Welt, warf ich den kümmerlichen Rest meiner Kippe weg und stand auf, da es so langsam Zeit wurde, meinen Schlaf im Unterricht nachzuholen. Wenn heute Abend schon eine Spontanparty auf meinen Wunsch stattfand, wollte ich ausgeruht sein.

„Wer sagt denn was von Sau rauslassen. Ich will einfach mal wieder ´nen netten Abend mit Freunden verbringen und mich nicht mit irgendwelche Junkies rumplagen.“ Dass meine Freunde für Normalsterbliche auch unter diese Kategorie zählten, übersah ich geflissentlich, schließlich zahlten sie immer pünktlich und gehörten damit zur Elite.

Seufzend machte ich mich zusammen mit Heafylein auf den Weg ins Schulgebäude, um mich heute zum letzten Mal in dieser Woche den Grausamkeiten des Lebens zu stellen.
 

***
 

Vivian
 

Ich konnte die gesamte Nacht kaum schlafen. Was eine kleine, eigentlich nichts aussagende Umarmung alles anrichten konnte. Ein Wunder, dass ich nicht auf dem Rückweg einen Unfall gebaut hatte, so wie ich neben mir stand. Es war nicht die Berührung an sich, welche das ausgelöst hatte, eher das Kribbeln, welches genau diese Nähe in mir verursachte und was einfach nicht wieder verschwinden wollte. Ich fand es weder abstoßend noch seltsam, dass mir Julian so nahe kam, im Gegenteil, ich hatte das Bedürfnis dies zu wiederholen.

Die Nacht hatte ich damit verbracht mir einzureden, dass ich nur unter Abstinenz litt, dringend mal wieder ordentlichen Sex bräuchte oder einfach nur noch mal in der Pubertät war. Gegen vier Uhr morgens hatte ich mich soweit, dass ich tatsächlich schlafen konnte. Den Wecker gegen sechs überhörte ich aus Versehen und so kam es, dass ich erst in der Hälfte der dritten Stunde das Gebäude betrat. Ich sah aus wie immer, also verdammt geil. Den Schlafmangel hatte ich mit einer Menge Make-up und gefrorenen Löffeln bekämpft. Außerdem war ich jung und schlafen konnte man noch genügend, wenn man tot ist. Bei meinem Lebensstil würde das sicher schneller eintreten, als erwartet, aber dies ging mir sonst wo vorbei.

Nach einem prüfenden Blick auf meinen neuen Stundenplan wusste ich nun auch, dass Mathe anstand. Mein zweites Hauptfach. Was mich dazu geritten hatte, dies zu wählen, wusste ich bis heute nicht, aber nun gab es kein Zurück mehr. Also machte ich mich auf zu dem Raum des Grauens, welchen ich nach einem zögerlichen Klopfen auch betrat und schnell etwas von „verschlafen“ murmelte. Ich ließ meinen prüfenden Blick über die Schüler gleiten, in der Hoffnung noch einen guten Platz erhaschen zu können, doch soweit kam ich gar nicht.

Julian ...

Ich wusste gar nicht, dass er auch Mathe belegt hatte. Er saß ganz vorn an der linken Wand. Sofort fiel mir die geschwollene Wange auf und das leichte blau um sein Auge. Was war nur geschehen?

Das Räuspern des Lehrers riss mich aus meiner Trance und ich ließ mich auf den erst besten Platz fallen. Immer wieder fiel mein Blick auf den Kleineren. War es meine Schuld? Ich hätte ihn nicht so einfach alleine lassen dürfen.
 

Julian
 

Mit gesenktem Kopf saß ich ihm Unterricht und konnte dem, was der Lehrer erzählte, kaum folgen. Ich stand noch immer völlig neben mir, nachdem ich fast die ganze Nacht in dem kleinen Park zugebracht hatte. Ich war so verwirrt wie nie zuvor in meinem Leben. Und das alles war nur so aus dem Ruder gelaufen, weil ich den dämlichen Sportkurs belegen musste. Aber andererseits hatte mir das auch die Augen geöffnet. Ich wünschte mir nicht, die Zeit zurückdrehen zu können, sondern vielmehr wollte ich mein altes Leben zurück. Da, wo es noch Spaß gemacht hatte, zu leben und auch in die Schule zu gehen, weil ich so jeden Tag meine Freunde sehen konnte. Freunde...dieses Wort war mir mittlerweile völlig fremd geworden und Schuld war nur meine Mutter. Diese Bezeichnung verdiente sie im Grunde gar nicht, denn so sollte keine Mutter mit ihrem Kind umgehen. Wann genau ich gestern wieder „zu Hause“ angekommen war, wusste ich nicht mehr. Ich war nur froh, als ich den gut versteckten Ersatzschlüssel gefunden hatte und ungesehen in die Wohnung schleichen konnte. In meinem Zimmer war ich todmüde ins Bett gefallen und hatte glücklicherweise einen traumlosen Schlaf gehabt.

Und nun saß ich hier in Mathe und wunderte mich, wo Vivian steckte...Bei der Erinnerung an unseren unfreiwilligen gemeinsamen Abend bekam ich eine angenehme Gänsehaut. Gleichzeitig musste ich aber auch daran denken, wie er mich vor meinem Blackout behandelt hatte. Ich wurde einfach nicht schlau aus ihm und fragte mich, wie er mich wohl zukünftig behandeln würde. Wahrscheinlich würde er einfach so tun, als hätte es diesen Zwischenfall nie gegeben. Allerdings war dies im Moment eh mein kleinstes Problem, denn ich hatte meine Mutter nicht mehr gesehen, nachdem ich aus der Wohnung getürmt war. Niedergeschlagen schloss ich meine Augen und wünschte mich weit fort von hier, in ein besseres Leben.

Ich schaute erst wieder auf, als ich Vivians tiefe Stimme vernahm. Augenblicklich fing mein Herz schneller an zu klopfen, so wie jedes mal, wenn ich ihn nur sah. Kurz blickte er mich an, bevor er sich einen Platz weiter hinten suchte. Allerdings konnte ich nichts aus seiner Mimik ablesen. Was er wohl dachte? Vorsichtig legte ich meinen Kopf auf meine verschränkten Arme, darauf bedacht, mein Veilchen nicht zu berühren. Hoffentlich war die Stunde bald vorbei.
 

Vivian
 

Konzentriert starrte ich auf den Sekundenzeiger, welcher scheinbar immer langsamer wurde. Konnte dieser verdammte Unterricht nicht endlich vorbei gehen? Ich brauchte einfach die Gewissheit, dass es ihm gut ging, dass es nicht an mir lag. Sicherlich war er nur gestolpert. Aber was wenn nicht? Sollte ich ihn weiter ignorieren und so tun, als würde er nicht existieren? Sicher wäre dies vernünftiger, immerhin war Julian ein Niemand und jeder, der sich mit ihm abgab ebenso. Wer wollte schon so enden.

Trotzdem war da etwas, was mir einfach keine Ruhe ließ. Ich konnte ihn nicht wieder einfach links liegen lassen, nicht nach gestern. Ich habe ihm meine Hilfe angeboten und ich stand immer zu meinem Wort.

Ich seufzte erleichtert auf, als endlich das Klingeln ertönte. Schnell schnappte ich mir meine Sachen, wartete aber bis die meisten Schüler den Raum schon fast fluchtartig verlassen hatten. Auch der Lehrer war schon über alle Berge.

Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend trat ich näher an Julian heran, welcher gerade langsam seinen Block verstaute.

„Können wir reden?“, fragte ich leise. Auf der einen Seite wollte ich ihn nicht erschrecken und auf der anderen musste ich einfach verhindern, dass jemand hörte, was ich sagte. Erst als ich sah, wie der letzte Schüler den Raum verließ, atmete ich geräuschlos durch. Zumindest waren wir allein und niemand würde uns sehen, immerhin waren die meisten Mittag essen oder draußen bei dem schönen Wetter.
 

Julian
 

Ich war mal wieder so in Gedanken versunken, dass ich das Klingeln überhörte und erst als die ersten Schüler schnatternd den Raum verließen, bemerkte, dass Unterrichtsschluss war. Ohne jegliche Hast packte ich meine Sachen zusammen, denn ich hatte ja eh niemanden, mit dem ich meine Pause verbringen konnte, wozu also beeilen? Umso überraschter war ich, als mich plötzlich jemand ansprach und dieser Jemand kein anderer als Vivian war. Ich musste schlucken und blickte dann direkt in sein wunderschönes Gesicht. Ich hatte Angst vor dem, was er mir sagen könnte. Sicher wollte er mir nur mitteilen, dass der gestrige Abend eine einmalige Sache war und ich keinem davon erzählen sollte. Diese Reaktion wäre auch nur verständlich und ich wäre ihm noch nicht einmal böse. Ich wusste, dass er seinen guten Ruf verlieren würde, wenn er sich mit mir abgab.

Zögerlich nickte ich als Zustimmung und wartete gespannt darauf, was er mir wohl zu sagen hatte.
 

Vivian
 

Ich zögerte einen Moment. Das war nicht mehr der selbstbewusste Junge von gestern. Wo blieben die Sprüche, das Grinsen und vor allem dieses Glänzen in den so schönen Augen? Vor mir stand wieder der kleine, unbeliebte Streber, welcher nichts weiter als ein Schatten war. Ich verstand diese Wandlung einfach nicht, aber vielleicht konnte er sie mir erklären.

Langsam streckte ich meine Hand aus und berührte sanft die geschwollene Wange, in der Hoffnung ihm nicht zu sehr wehzutun. Nach mehreren Schlägereien mit Rob wusste ich, wie vorsichtig man mit Veilchen und anderen Verletzungen umging.

„Wer war das?“, fragte ich frei heraus. Aus der Nähe betrachtet, konnte es kein Unfall gewesen sein. Mir war gar nicht bewusst, dass meine Finger noch auf der weichen Haut verweilten. Viel zu sehr war ich damit beschäftigt irgendetwas aus seinem Gesichtsausdruck lesen zu können.

Ich fühlte mich hilflos. Wenn es einer aus der Schule war, konnte ich ihm nicht helfen. Sicher hätte ich mich für ihn einsetzten können, aber der Preis dafür war mir im Moment noch zu hoch und mein Rang zu wichtig, als dass ich diesen, für einen Jungen, der es schaffte mich tatsächlich in einen fast sozialen Menschen zu verwandeln, riskiert hätte.
 

Julian
 

Ich zuckte unmerklich zusammen, als er mich so sanft berührte. Aber nicht, weil mir dies Schmerzen bescherte, sondern weil es ein angenehmes Kribbeln in mir auslöste. Er sorgte sich also doch um mich. Irgendwie machte mich das glücklich, vielleicht war doch nicht alles hoffnungslos.

Die Frage kam so direkt, dass ich nicht anders konnte, als ihm die Wahrheit zu sagen und welchen Sinn hätte es schon gehabt, ihn anzulügen? „Meine Mutter“, flüsterte ich nach einer Weile und schon wieder musste ich mit den Tränen kämpfen, als mir die Bilder von letzter Nacht vor meinem inneren Auge erschienen. Am liebsten hätte ich mich in seine Arme geworfen, um dort den Schutz zu suchen, den ich in meinem Leben nicht hatte. Ich wollte das alles nicht mehr, ich konnte nicht mehr.

„Ich erinnere mich wieder“, fügte ich noch hinzu, weil ich der Meinung war, dass es ihn interessieren könnte.
 

Vivian
 

Seine Mutter? Ich blickte ihn fassungslos an, doch allein seine glasigen Augen verrieten mir, dass es stimmen musste. Wie konnte man so etwas seinem eigenen Kind antun? Gut, ich konnte sicher nicht behaupten, dass mich mein Vater lieben würde, aber er hatte mich nie geschlagen.

Ich wollte ihn in eine Umarmung ziehen, doch seine Worten hielten mich davon ab. Er konnte sich wieder erinnern? An alles? Warum redete er dann noch mit mir? Warum wurde ich nicht schon zur Schulleitung gerufen? Gab es die Möglichkeit, dass er wenigstens vergessen hatte, wie es geschehen war? Lauter Fragen, welche auf einmal meinen Kopf blockierten. Sie stellen konnte ich nicht, dazu war ich zu feige. Mir blieb also nichts weiter übrig, als auf sein Wohlwollen zu hoffen.

„Das ist schön“, meinte ich, nachdem ich den ersten Schock überwunden hatte. Okay, ich musste einfach nur ruhig bleiben. Sicher würde sich alles früher oder später klären. Erst jetzt bemerkte ich, wo meine Hand immer noch verweilte. Ach du scheiße ...

Schnell zog ich diese wieder zurück und lächelte etwas gezwungen. Was machte dieser Kerl nur mit mir?

„Lass uns den Rest schwänzen. Ich hab keinen Bock mehr“, beschloss ich ohne jeglichen Zusammenhang und wartete gar nicht auf eine Reaktion des Anderen sondern schleifte diesen einfach mit mir durch das verlassene Schulgebäude zum Hinterausgang. So wie seine Mutter ihn zugerichtet hatte, konnte ich nicht wieder dahin lassen
 

Julian
 

Fast hätte ich enttäuscht aufgemurrt, als Vivian seine Hand von meiner Wange nahm. Viel zu gut hatte sich die Berührung angefühlt. Dieser Mann verwirrte mich immer mehr, warum war er auf einmal so fürsorglich zu mir? War es, weil er ein schlechtes Gewissen hatte, da er der Verursacher meiner kurzzeitigen Amnesie war oder steckte mehr dahinter? Am Ende hatte ich mit meinen Vermutungen vom gestrigen Abend wirklich recht gehabt, auch wenn das bei dem Vivian, den ich seit 2 Jahren „kannte“, schwer vorstellbar war.

Schwänzen war ein guter Vorschlag, ich konnte mich eh auf nichts konzentrieren. Und es war der erste Schritt in ein besseres Leben, denn ich hatte mir fest vorgenommen, es zu ändern. Nur schaffte ich dies ohne Unterstützung nicht. Konnte ich vielleicht doch auf ihn hoffen?

Auf dem Weg nach draußen sagte ich leise: „Es ist nicht schön, es ist grauenvoll.“ Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann würde ich alles ungeschehen machen lassen, was seit meiner Ankunft in L.A. passiert war. Bei dem Gedanken an die Schläge hatte ich das Gefühl, die verkrusteten Striemen auf meinem Rücken spüren zu können. Inzwischen waren sie halbwegs verheilt und taten eigentlich nicht mehr weh, da ich das letzte Mal vor 3 Tagen fällig gewesen war. Obwohl ich nichts getan hatte, einfach aus einer Laune meiner Mutter heraus. Sie hatte zu viel getrunken, wie so oft und betrauerte ihren erbärmlichen Zustand. Warum also nicht den Frust am eigenen Fleisch und Blut loswerden? Ich wollte es nicht, aber es ließ sich nicht mehr verhindern, dass mir eine einsame Träne die Wange hinabrann.
 

Vivian
 

Schweigend lief ich neben Julian her. Wie sehr musste er gelitten haben, bis er so geworden ist? Ich hatte nie darüber nachgedacht, warum Menschen sich so verhalten, wie sie es tun. Vielleicht war dies ein Fehler. Mir war schon vorher klar, dass ich oberflächlich war, doch andere Menschen haben mich nicht interessiert und nun war alles anders. Die anderen gingen mir immer noch sonst wo vorbei, doch bei ihm war dies anders. Ich wollte ihm helfen.

„Hör zu, ich“, begann ich zu sprechen, stockte jedoch als ich die Träne auf seiner Wange erblickte.

„Hey, nicht weinen. Wir kriegen das alles irgendwie hin“, wisperte ich sanft und zog den Jüngeren, trotz meiner Bedenken, einfach an mich. Es tat so gut seine Nähe zu spüren. Doch lange sollte diese traute Zweisamkeit nicht andauern. Schritte auf dem Parkettboden ließen mich zusammenzucken. Ohne weiter nachzudenken, zog ich ihn mit hinter die nächste Ecke und presste den zierlichen Körper näher an meinen. Es lag eine Spannung in der Luft, welche ich nicht zu deuten wusste. Mein Herz hämmerte regelrecht gegen meinen Brustkorb, was ich auf die Tatsache schob, dass wir jeden Moment entdeckt werden könnten.

Die Schritte verhallten, dennoch blieb die Anspannung in meinen Muskeln. Unser Atem war das Einzige, was noch zu hören war und doch schaffte ich es nicht ihn loszulassen.
 

Julian
 

Erstaunt riss ich die Augen auf, als ich so urplötzlich von ihm in die Arme genommen wurde. Meine Gebete wurden erhört, wenigstens ein mal im Leben. Ich entspannte mich sofort und ließ mich gegen ihn sinken. Er roch so gut und war schön warm. Er wusste wahrscheinlich nicht einmal, wie viel mir diese kleine Zärtlichkeit half, das Chaos in mir für einen Moment zu bannen. Wegen mir hätte ich ewig so dastehen können, in die starken Arme von Vivian gekuschelt, doch anscheinend hatte da jemand was dagegen. Mein Herz fing an noch schneller zu pochen, als wir so nahe beieinander standen. Dass uns jemand fast entdeckt hätte, setzte mir mit einem mal nicht mehr so zu, wie jetzt meinem Schwarm so nahe sein zu dürfen. Ob ich es wagen konnte? Vorsichtig löste ich mich ein Stück aus der Umarmung und sah nach oben direkt in die stechend grünen Augen Vivians. Sein Anblick fesselte mich und mir war es nicht mehr möglich den Blick zu lösen. Langsam näherte ich mich seinem Gesicht und achtete dabei auf jede eventuelle Änderung in seinem Ausdruck. Als uns nur noch wenige Zentimeter trennten, stellte ich mich auf Zehenspitzen und legte sanft meine Lippen auf seine. Mich durchfuhr es wie ein Stromschlag und gleichzeitig hatte die Berührung tausend Schmetterlinge in meinem Bauch freigelassen. Für mich kam es vor wie eine Ewigkeit, aber in Wirklichkeit dauerte der Kuss nur wenige Sekunden. Oh mein Gott, ich hatte es getan. Ich hatte ihn tatsächlich geküsst. Unsicher sah ich ihn nun an. Würde er mich jetzt von sich stoßen und nie wieder etwas mit mir zu tun haben wollen?
 

Vivian
 

Ich konnte nicht anders als stocksteif dazustehen. Er küsste mich. Seine Lippen fühlten sich so weich an. Warum fand ich es weder abstoßend noch ekelig? Warum wollte ich mehr davon?

Als sich Julian löste, verweilte ich weiterhin in meiner Starre, blickte einfach nur hinab und versuchte irgendwie zu realisieren, was hier gerade geschehen war. Das durfte jetzt nicht enden, nicht so.

Wahrscheinlich hätte ich mich selbst ausgelacht, wenn ich die Szene beobachtet hätte, doch ich konnte nicht anders, als meine Lippen wieder auf die des Kleineren zu legen und diesen erneut zu einem Kuss zu verleiten. Ohne Gedanken an mein weiteres Tun zu verschwenden, bewegte ich fast sehnsüchtig die Lippen auf den anderen und versuchte den Kuss zu intensivieren.

Alles kam mir vor wie in Zeitlupe. Nichts machte einen Sinn was hier geschah. Ich war weder schwul, noch hatte ich das Verlangen mich mit einem Kerl rumzuknutschen. Doch es war nicht irgendeiner. Nur er löste dies in mir aus und ich konnte nicht anders, als mich meinem Verlangen hinzugeben.
 

Julian
 

Ängstlich wartete ich auf eine Reaktion von ihm. Zunächst passierte gar nichts, wahrscheinlich stand er jetzt unter Schock, was ich ihm nicht verübeln konnte. Immerhin stand er ja auf Frauen und das passte somit so gar nicht in sein Weltbild.

Ich glaubte zu träumen, als er seinerseits meinen Mund in Beschlag nahm. Jetzt war ich perplex, denn damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Allerdings dauerte der Moment nur einen Herzschlag und dann schloss ich meine Augen und legte reflexartig meine Arme in seinen Nacken. Ich presste mich noch ein weniger näher an ihn, nur um ihn intensiver spüren zu können. Und es war der pure Wahnsinn, was ich hier tat. Bis vor zwei Tagen hatte ich von solch einer Szene noch nicht einmal zu träumen gewagt und nun war sie Realität. Ich befand mich bereits auf Wolke 7, als ich schüchtern meinen Mund öffnete und mit meiner Zunge seine Lippen teilte. Ich wollte nichts überstürzen, nicht, dass ich Vivian noch damit verschreckte, jetzt, wo ich am Ziel meiner Träume angelangt war.
 

Vivian:
 

Ich wollte ihn wegstoßen, einfach schnell fliehen und nie wieder an diesen Tag denken, doch ich konnte es nicht. Julian hatte etwas an sich, was mich fesselte. Ich kam der Zunge entgegen, stupste diese verspielt an, nur um sie sofort zurück zudrängen. Ich war schon immer der dominante Part und dies gab ich jetzt sicher nicht auf, auch wenn alles in mir am bröckeln war.

Dennoch hielt der Kuss nicht lange an. Ich löste ihn, verweilte trotzdem weiter in dieser Position. Was hatte ich getan? Der Kuss ging von mir allein aus, ich konnte die Schuld nicht auf den Jüngeren schieben.

„Ich ... wir ... sollten gehen“, war das Einzige, was ich mit viel Mühe über die Lippen brachte. Julian konnte ich nicht für meinen Fehler bestrafen, immerhin war es klar, dass er mir nicht widerstehen konnte. Dazu war kaum jemand in der Lage.

Ich schob den Jüngeren von mir und fuhr mir nervös durch die Haare. Viel war nicht passiert, also kein Grund zu Panik. Das ist alles nur eine Phase. Ich hielt Julian meine Hand entgegen und lächelte sogar ehrlich. Eine Phase, doch solange diese anhielt, hatte wehren wohl keinen Sinn.
 

Julian
 

Der Kuss haute mich förmlich um. In diesem Moment schienen sich all meine Träume zu erfüllen. Umso enttäuschter war ich, als Vivian schon nach so kurzer Zeit den Kuss löste. Wegen mir hätten wir ewig so weiter machen können. Aber die Gefahr, entdeckt zu werden, war groß, solange wir uns noch in der Schule befanden.

Kurz schaute ich ihm in die Augen, bevor mein Blick auf seine Hand fiel, die ich mit einem Lächeln ergriff. Ein starkes Kribbeln machte sich in meiner Magengegend breit, als wir Hand in Hand durch die ausgestorbenen Flure gingen.

„Wo wollen wir denn hingehen?“ Dass ich so eine Frage im Zusammenhang mit meinem Schwarm jemals stellen könnte, hätte ich nie für möglich gehalten. Mein ganzes Leben war seit gestern auf den Kopf gestellt und ich hatte nichts dagegen auszusetzen.
 

Vivian
 

„Zu mir“, antwortete ich nur knapp und versuchte uns so schnell wie möglich durch die Gänge zu dirigieren. Auf der einen Seite war es die Angst entdeckt zu werden, welche mich antrieb, auf der anderen die Tatsache, dass ich mit Julian allein sein wollte. Natürlich nur um herauszufinden, was gerade mit mir los war.

Erleichtert stellte ich fest, dass auch auf dem Parkplatz niemand zu sehen war. Daher dachte ich auch gar nicht daran, unsere Hände zu trennen. ich blieb bei einem schwarzen Geländewagen stehen. Eigentlich benutzte ich diesen nur, wenn ich zum Skifahren in die Berge fuhr, aber heute war mir mal danach. Zum Glück hatte ich genug Auswahl, um meinen Wagen auf meine Stimmung abzustimmen.

Dennoch hielt mich der Anblick des Kleineren davon ab, einzusteigen. Stattdessen drückte ich ihn sanft gegen die Beifahrertür und legte erneut meine Lippen auf die seinigen. Ich konnte einfach nicht genug davon bekommen. Sofort drang ich mit meiner Zunge in die fremde Mundhöhle ein und begann, diese zu plündern, während sich meine rechte Hand auf die weiche Haut der Wange legte und ich mich mit der linken an dem schwarzen Metall abstützte.
 

Julian
 

Mein Herz schlug schneller, als ich Vivians Antwort hörte und in meinem Kopf hundert Ideen strömte, was wir bei ihm zu Hause alles anstellen könnten. Ganz offensichtlich hatte ich es wirklich geschafft, den Traum aller Mädchen dieser Stadt auf den Geschmack zu bringen. Denn es dauerte gar nicht lange, bis ich seine weichen Lippen schon wieder auf meinen spürte und mich gegen den Bonzenwagen gedrückt fühlte. Dagegen einzuwenden hatte ich allerdings nichts, da mein Gegenüber anscheinend keine Gelegenheit zum Üben ausgelassen hatte, so wie er küsste. Ich erwiderte ebenso gierig den Kuss und legte meine Hände auf Vivians Hintern ab. Er war genau so knackig, wie ich erwartet hatte. Diese Feststellung ließ meine perversen Fantasien auf Hochtouren bringen. Gott, ich wollte diesen Kerl so sehr, von mir aus auch gleich auf der Rückbank des schwarzen Mercedes.

Ich unterbrach die wilde Knutscherei, als ich etwas eckiges unter dem Jeansstoff fühlte. Langsam ließ ich meine Hand in die Hosentasche gleiten und zog anschließend einen Schlüssel hervor. Tief sah ich dem Älteren in die Augen, während ich leise raunte: „Lass uns zu dir fahren“ und ihm den Autoschlüssel in die Hand drückte.
 

Vivian
 

Ich hatte große Mühe, meinen Mund zu schließend und den Jüngeren nicht wie der letzte Idiot anzustarren. Wo war der schüchterne Junge hin? Perplex nahm ich den Schlüssel entgegen und versuchte mich wieder zu fassen. Der Kleine überraschte mich doch jedes Mal von neuen.

Mit einem Knopfdruck entriegelte ich den Wagen und ging auf meine Seite.

„Dann mal los“, entgegnete ich beim Einsteigen, damit beschäftigt, nicht mehr über diesen zweideutigen Unterton nachzudenken. Es war ja nicht so als würde es Julian schaffen, mich zu vergewaltigen. Also kein Grund zur Panik.

Die gesamte Fahrt lang blieben jedoch diese Gedanken. Was wäre, wenn es gar keine Vergewaltigung werden würde? Wer könnte diesem unschuldigen Blick schon widerstehen? Ich war schließlich auch nur ein Mann. So stieg meine Nervosität in die oberen Sphären. Ich fühlte mich, wie vor meinem ersten Mal. Gott, ich brauchte dringend Alkohol, sonst würde ich das nicht überleben.

Mit einem gekonnten Drift, da ich fast die Einfahrt verpasst hätte, bog ich zu unserem Haus ein. Was machte dieser Typ nur mit mir?

Ohne ein Wort zu verlieren, stieg ich aus dem Auto und steuerte direkt die Haustür an. Ich musste dringend meine Gedanken ordnen.
 

Julian
 

Während der Fahrt musste ich die ganze Zeit an Vivians erschrockenes Gesicht denken. Wahrscheinlich brachte ich ihn mit meinem Verhalten völlig durcheinander. Aber da ich mir sicher sein konnte, sein Interesse an mir geweckt zu haben, warf ich all meine Zweifel über Bord und zeigte ihm mein wahres Ich, was seit zwei Jahren keiner mehr gesehen hatte. In Liebesdingen war ich nämlich alles andere als zurückhaltend.

Ich wollte ihn nun schon so lange und konnte es kaum noch abwarten endlich anzukommen, weshalb ich auf dem Beifahrersitz hibbelte. Nachdem der Wagen endlich hielt, stürzte ich schon fast nach draußen und folgte Vivian ins Haus. Schnell streifte ich noch Schuhe und Jacke ab und ergriff dann sein Handgelenk, da er sich wohl auf der Flucht vor mir befand. „Wart doch mal“, flüsterte ich und drückte ihm zärtlich einen Kuss auf den Mund. Ich hoffte, ihm so seine plötzliche Unsicherheit zu nehmen. Ich hatte ganz vergessen, dass er schließlich zum ersten Mal etwas mit einem Kerl anfing und mein Verhalten vorhin hatte ihn natürlich erschreckt.
 

Vivian
 

Ich schreckte zusammen, als ich auf einmal eine Hand um mein Handgelenk spürte. Ich war so in meine Flucht vertieft, dass ich Julian ganz verdrängt hatte. Ein kleines entschuldigendes Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Ich machte mich doch wirklich lächerlich. Daher riss ich mich zusammen, zog meine Schuhe aus und ergriff nun erneut die Hand des Jüngeren, um diesen die Treppen hinauf in mein Zimmer zu führen. Erst dort ließ ich ihn los, immerhin lief man in diesem Haus doch Gefahr, sich zu verlaufen und das wollte ich ja nun nicht riskieren.

„Mach es dir bequem“, sprach ich, auf das große Bett deutend, während ich schnell vereinzelte Klamotten in irgendwelche Ecken verfrachtete. Ich war nun mal nicht der ordentlichste Mensch. „Magst du was trinken?“ eigentlich suchte ich nur einen Grund, noch einmal nach unten zu gehen. Ich brauchte dringend etwas zur Beruhigung.
 

Julian
 

Ich lächelte ebenfalls, als ich merkte, wie sich der Größere etwas beruhigte.

Gespannt ließ ich mich in sein Zimmer führen und sah mich mit großen Augen um. Wieder einmal wurde mir bewusst, wie viel Schotter seine Eltern besitzen mussten. Nach meiner ersten Musterung kam ich der Aufforderung nach und setzte mich auf das runde Bett und ließ meinen Blick ein zweites Mal durch den Raum wandern. Grinsend beobachtete ich, wie Vivian versuchte, Ordnung in das vorherrschende Chaos zu bringen, was jedoch nicht so recht funktionierte. Meine Aufmerksamkeit richtete sich allerdings auf etwas, was fast noch interessanter als er war, nachdem ich sie entdeckt hatte: Drei Gitarren, die an der Wand lehnten und einzustauben schienen. Mit leuchtenden Augen erhob ich mich von meiner gemütlichen Sitzgelegenheit und kniete mich vor die Gitarren, um sie genauer zu betrachten.

Ich streckte meine Hand aus, um die Saiten vorsichtig zu berühren, als mich seine Frage zusammenschrecken ließ. „Was...ähm, ja gerne“, stotterte ich zusammen und drehte mich in die Richtung, aus der die Worte kamen. Ich sollte aufhören, ständig abwesend zu sein, sobald mich etwas faszinierte. „Was kannst du mir denn anbieten?“ Ein Grinsen konnte ich mir einfach nicht verkneifen, als ich an die gestrige Auswahl zurückdachte.
 

Vivian
 

Lächelnd beobachtete ich, wie begeistert Julian meine Gitarren betrachtete. Ich hatte schon seit Ewigkeiten nicht mehr auf ihnen gespielt. Früher war ich regelrecht vernarrt in meine Babys gewesen, aber seit ich Robert und die Anderen kennen gelernt hatte, blieb für so etwas keine Zeit mehr. Ab und zu hatte ich noch ein Weib mit ein paar Akkorden beeindrucken können, aber dabei blieb es auch.

Ich kniete mich neben den Kleineren und grinste diesen breit an. „Du kannst dir auch eine nehmen. Sie sind nicht aus Glas. Eigentlich ist es schade, dass sie hier nur verstauben.“ Mir war gar nicht bewusst, dass in meiner Stimme ein verträumter Unterton mithallte. Ich blickte den Jüngeren lächelnd an und strich ihm eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich musste aufpassen, dass ich mich nicht erneut in den tiefgründigen Augen verlor. Schweren Herzens zwang ich mich woanders hinzublicken und wieder in die Realität zu finden. „Ähm...das Gleiche wie gestern. Bier oder Fitnessgebräu. Wenn du was anderes willst, kann ich das sicher irgendwie besorgen“, kam ich nun wieder auf das vorherige Thema zurück.
 

Julian
 

Meine Faszination richtete sich wieder auf Vivian, als er mir plötzlich so nahe war. „Hm, später vielleicht“, murmelte ich und näherte mich unbewusst seinem Gesicht. Ein verliebtes Lächeln huschte über mein Gesicht, als er mich so sanft berührte. Ich wollte noch viel mehr an ganz anderen Stellen davon spüren. Ob ich nun etwas zu trinken bekam, oder nicht, war mir mittlerweile egal. Süffisant grinste ich ihn an, als mir die Zweideutigkeit seiner Worte bewusst wurde. „Aber gerne doch“, hauchte ich, bevor ich die letzten Zentimeter Abstand zwischen unseren Lippen überbrückte und sie sanft küsste. Dabei legte ich meine rechte Hand in seinen Nacken und stütze mich mit der linken auf dem Boden ab. Langsam ließ ich mich nach hinten sinken, wobei ich Vivian auf mich zog und ihn gleichzeitig stürmischer küsste. Sein Mund schmeckte eindeutig nach mehr.
 

Vivian
 

Völlig überrascht von der plötzlichen Initiative ließ ich mich auf den Kleineren ziehen und überließ kurz Julian die Führung, bis ich wieder zu mir kam und sofort um meine Dominanz kämpfte. Der Kleine schaffte es tatsächlich, mir mit nur einem Kuss den Verstand zu rauben und mir jegliches Denken zu erschweren. Der Kuss wurde hungriger und vor allem machte er scheinbar nicht nur mir Lust auf mehr. Ich hatte alle Bedenken über Bord geworfen und genoss nur noch unser leidenschaftliches Zungenspiel. Nach einer ganzen Weile löste ich mich erst von diesen sündigen Lippen, nur um weitere hauchzarte Küsse über sein Kinn hinab zu dem sich mir regelrecht präsentierenden Hals verteilte. Immer wieder schnellte meine Zunge hervor, koste die Haut, ehe ich begann, leicht an dieser zu saugen. Wenn ich etwas in all den Jahren gelernt hatte, war es, wie ich jemanden in den Wahnsinn trieb. Meine Hände machten sich ebenfalls selbstständig, strichen über die Seiten von Julian und suchten sich schnell Zugang unter das Oberteil.
 

Julian
 

Zufrieden schnurrte ich in den Kuss, da alles bisher nach meinem Geschmack verlief. Nur zu gern überließ ich Vivian die Führung, denn meine Erfahrungen in dieser Richtung lagen mittlerweile über zwei Jahre zurück und ich war tatsächlich etwas eingerostet, obwohl ich so etwas gar nicht für möglich gehalten hätte. Willig drängte ich mich näher an den warmen Körper und schlang nun beide Arme um seinen Nacken.

Ich dachte schon, der Kuss würde nie enden, als sich Vivian doch noch von meinen Lippen trennen konnte. Wie automatisch legte ich den Kopf etwas zur Seite, um ihm mehr Spielraum zu bieten und keuchte das erste mal leise auf, als mein Gegenüber an der empfindlichen Haut knabberte. Meine Hände blieben unterdessen nicht mehr untätig, sondern gingen auf Wanderschaft. Die eine krallte sich in seinen Haaren fest, während die andere sich auf seinen Hintern legte und leicht zupackte. Dieser Hintern war einfach zu verlockend und ich konnte bereits jetzt schon nicht mehr meine Finger von ihm lassen. Nach einer Weile verwickelte ich Vivian zum wiederholten Male in einen Kuss, da seine Lippen mich süchtig machten.
 

Vivian
 

Ich war etwas irritiert die Hände des Jüngeren erneut an meinem Hintern zu spüren, aber wer konnte dem schon widerstehen. Immerhin trainierte ich hart dafür so perfekt zu sein. Dennoch kam ich nicht lange dazu, über solche Dinge zu philosophieren, da ich mich wieder um diese wunderschönen Lippen kümmern musste. Es war wie eine Sucht, der ich nur zu gerne nachgab. Meine Hände erkundeten immer mehr neues Territorium, strichen weiter nördlich in Richtung des Brustkorbes, als ich plötzlich erschrocken zusammenzuckte, da etwas begann in meiner Hosentasche zu vibrieren und wenig später lautstark die Melodie von „Fallen Leaves“ ertönte.

Dies war das erste Mal in meinem Leben, dass ich den Erfinder dieser Mobiltelefone verfluchte. Warum ausgerechnet jetzt?

Mit einem entschuldigenden Blick löste ich mich von Julian und zog die kleine Höllenmaschine aus meiner Tasche.

„Was?“, fauchte ich genervt hinein, nachdem ich den Anruf entgegen genommen hatte. Wer auch immer es war, er sollte einen verdammt guten Grund haben, mich hier zu unterbrechen.

„Man Heafy, das ist echt tolles Timing“, maulte ich leicht genervt. Die Tunte hatte mir jetzt gefehlt. „Nein ich kann heute nicht ... . Nein! ... Argh ... ja, ich werd da sein.“

Nun hatte ich wieder den Beweis. Gott hasste mich. Heute Abend war eine Party und ich durfte nicht fehlen. Aber was sollte ich mit dem Kleinen machen. Ich konnte mich ja schlecht mit ihm blicken lassen, es sei denn ...
 

Julian
 

Diese Hände würden mich in absehbarer Zeit in den Wahnsinn treiben. Langsam fing ich an, mich unter Vivian zu winden, da seine Berührungen brennende Spuren zu hinterlassen schienen. Der Kerl sollte mir die Klamotten vom Leibe reißen und zwar sofort! Sonst würde ich es tun. Ich war gerade dabei meine Hände von seinem Knackarsch zu lösen und unter den Saum seines Shirts zu schieben, als auf einmal das nervtötende Handy ertönte. Das durfte doch nicht wahr sein! Murrend legte ich einen Arm über meine Augen. Dreck aber auch und dabei war es gerade so schön gewesen. Ich hoffte nur, dass Vivian jetzt noch Lust auf eine Fortsetzung hatte, jedoch klangen die Wortfetzen, die an meine Ohren drangen, nicht gerade vielversprechend. Wo sollte er denn hinkommen? Diese Frage stellte ich dann laut, denn dieser Heafy schien uns mit dieser Bitte den Abend versauen zu wollen.

Seufzend nahm ich den Arm wieder von meinem Gesicht und ließ meine Finger stattdessen über Vivians Wange streicheln. Hm, seine Haut war so zart, ob sie wohl überall so war? Das wollte ich am liebsten jetzt gleich rausfinden, aber offensichtlich musste ich mich noch in Geduld üben.
 

Vivian
 

Ich schmiegte mich, leise schnurrend, gegen die Hand des Jüngeren und schloss für einen Moment die Augen. Zumindest hatte ich eine Lösung für mein Problem gefunden, aber der Abend hätte weitaus schöner sein können.

„Heafy gibt heut Abend ne Party und ich werd in Einzelteile zerlegt, wenn ich nicht dort erscheine“, erklärte ich bereitwillig, während ich mir die Hand des Kleinen schnappte und zarte Küsse auf den Fingerspitzen platzierte.

„Und du wirst mich begleiten“, fuhr ich fort und blickte mein Gegenüber direkt an. Ich musterte mit meinem geübten Blick seine Sachen. Auch wenn ich ihn wirklich niedlich fand, musste was gemacht werden.

„Aber nicht so. Was hast du für eine Größe? Bitte Schuhe und Sachen“, fragte ich ernst und versuchte in meinem Hirn schon mal die geeigneten Klamotten aus, damit ich nicht jeden Designer einzeln abklappern musste. Nicht, dass ich an so etwas keinen Spaß hatte, aber heute fehlte die Zeit für ein ausgiebiges Shopping.

„Also mein Plan: Du bekommst neue Sachen, ich kümmere mich um deine Haare und Make-up und dann kann es heute Abend losgehen. Ich will dich hier nicht alleine lassen und nach Hause kannst du nicht, also bleibt dir keine andere Wahl.“ Mit dem schönsten Siegerlächeln auf den Lippen erhob ich mich und durchsuchte mein Zimmer nach jeglichen Utensilien, welche ich gebrauchen könnte.
 

Julian
 

Uh, eine Party. Ich war schon ewig nicht mehr auf einer gewesen...aber wenn Heafy die Party schmiss, dann konnte ich ja unmöglich dort mit hin. Anscheinend sah das Vivian aber anders, wenn er mich unbedingt dabei haben wollte. Glücklich lächelnd sah ich ihn an, denn das war doch nur ein Beweis dafür, dass er mich inzwischen gern hatte.

„Ich schätze mal mit meinen 1,65 m habe ich eher ne S, als ne M und Schuhgröße 40.“ Es war mir etwas peinlich, dass ich das nicht so genau wusste, aber ich hatte mir in L.A. noch nie Klamotten gekauft. Wie auch, wenn mich meine Mutter nie aus der Wohnung ließ. Schnell schüttelte ich diese Gedanken ab, jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür.

Ich fand es rührend, wie sich mein Schatz...oh Gott, hatte ich in gedanklich gerade wirklich so genannt? Na, jedenfalls fand ich es süß, wie er sich so um mich sorgte und mich unbedingt dabei haben wollte. Mir war natürlich klar, dass ich in diesem abgewetzten Outfit schlecht auf eine Party von seinem Kumpel gehen konnte. Denn schließlich kannte mich jeder und ich wollte auch nicht Vivians guten Ruf riskieren. Dass das Ganze ziemlich traurig war, fiel mir in diesem Moment gar nicht auf. Viel zu verliebt sah ich alles mit meinen Herzchenaugen.

Ich stand ebenfalls auf, als der Ältere von mir runter krabbelte und setzte mich wieder aufs Bett, gespannt auf die Dinge wartend, die da noch auf mich zukommen mochten. Dass Vivian mich schminken wollte, passte mir zwar nicht wirklich in den Kram, aber er würde schon wissen, was er da tat. Vielleicht sah ich danach viel besser aus und würde ihm noch mehr gefallen?

„An was für Klamotten hast du denn gedacht?“ Ich hatte von solchen Dingen wirklich keinerlei Ahnung und mir war es bisher auch völlig egal gewesen, wie ich aussah. Vielleicht ein Fehler, wie ich nun feststellte.
 

Vivian
 

Ich hatte mehr als nur einen riesigen Stapel aufgetürmt, worin sich alles vom Glätteisen bis hin zu künstlichen Wimpern befand. Ich wusste nicht einmal, warum ich bitte so etwas besaß, aber vielleicht würde ich es brauchen können.

„Lass dich überraschen. Da ist ein neuer Designer in der Stadt. Hammerklamotten sag ich dir. Ich ruf den nachher einfach an. Der wird schon was passendes da haben.“

Ich war ziemlich zuversichtlich und daher fing ich an, meine Sachen herauszusuchen, was nicht sehr viel Zeit in Anspruch nahm. Ich sah eh in allem geil aus. Also blieb es bei einer engen schwarzen Hose und einem passenden Shirt. Beides landete auf einem zweiten Stapel.

Nun machte ich mich ans Telefonieren und tatsächlich konnte mir der junge Mann am Telefon, nachdem ich Heafyleins Kundennummer erwähnt hatte, eine positive Antwort überbringen.

Bis über beide Ohren strahlend ließ ich mich neben Julian auf dem Bett nieder und strich diesem zärtlich durch die Haare.

„Die Sachen kommen in einer Stunde. Willst du vorher duschen?“, fragte ich fürsorglich und stahl mir einen weiteren Kuss. Ich war wirklich süchtig nach diesen Lippen.

„Wenn alles gut läuft, müssen wir auch nicht lange bleiben“, raunte ich, von mir selbst überrascht, in das Ohr des Kleineren und knabberte kurz an diesem.
 

Julian
 

Meine Augen wurden immer größer, als ich sah, was für einen Krempel Vivian alles hervorsuchte. Ich fragte mich ernsthaft, wofür man das alles brauchte, wenn man auf eine Party ging. Aber anscheinend lief das bei reichen Leuten einfach anders ab. Mir wurde etwas mulmig zumute, wenn ich daran dachte, dass ich wohl verkleidet auf die Fete gehen müsste. Aber mich sollte ja auch keiner erkennen. Nun doch etwas niedergeschlagen ließ ich meinen Kopf hängen, das konnte heute Abend ja noch heiter werden.

Vivians Worte holten mich ins Hier und Jetzt zurück. Wie war das? Designer? Ich wollte noch erwähnen, dass das für einen Abend doch recht übertrieben war, aber da war er auch schon aus dem Zimmer verschwunden. Neugierig musterte ich daher seine rausgesuchten Klamotten und musste leicht schlucken. Wie sollte ich mich denn bei diesem Outfit den ganzen Abend lang zurückhalten? Diese engen Hosen würden seinen durchtrainierten Hintern erst richtig zur Geltung bringen. Wahrscheinlich sollte ich mich einfach besaufen, da konnte ich nichts falsch machen und tötete alles in mir ab.

Leicht lächelnd sah ich Vivian an, als er sich zu mir aufs Bett gesellte. „Ja, das wäre toll. Ich hatte gestern leider keine Möglichkeit mehr gehabt.“ Oh je, bloß nicht mehr an den gestrigen Abend denken, ermahnte ich mich selbst. Es sollte schließlich bald ein lustiger Abend werden und da konnte ich nicht mit so einer miesen Stimmung aufkreuzen. Allerdings kam ich auch nicht wirklich dazu, zu denken, da der Ältere einfach zu überzeugend war. Genießerisch schloss ich meine Augen, als er mich küsste und seufzte leise. Schade, dass wir das nicht weiterführen konnten.

„OK, da bin ich mit einverstanden“, grinste ich und erhob mich dann. „Das Bad ist wo?“
 

Vivian
 

„Einfach den Gang hinunter auf der linken Seite. Handtücher sind im Schrank“, erklärte ich lächelnd und blickte dem Kleineren nach, bis ich mich selbst erhob und meine Sachen schnappte. Der wohl größte Vorteil an diesem Haus waren die drei Badezimmer. So machte ich mich auf den Weg in das zweite auf dieser Etage und stieg dort, nachdem ich mich meiner Sachen entledigt hatte, in die große Dusche. Das heiße Wasser tat gut und ließ mich endlich wieder klar denken. Dennoch kam mir alles, was an diesem Tag passiert war, gar nicht mehr so schlimm vor. Ich war jung und wollte meinen Spaß. Solange die Anderen von dieser Phase nichts erfuhren, würde auch nichts passieren. Irgendwann würde ich eh genug von Julian haben und dann war dieses Problem beseitigt.
 

Julian
 

Ich war schon dabei, die Türklinke zum Badezimmer hinunterzudrücken, als mir eine Idee kam. Ich hielt mitten in der Bewegung inne und lauschte, wie Vivian in dem anderen Badezimmer verschwand, bevor ich mich auf leisen Sohlen zu eben diesem begab. Ein spitzbübisches Grinsen breitete sich auf meinen Lippen auf, als ich daran dachte, was ich gleich mit ihm anstellen würde. Lauernd presste ich mein Ohr gegen die Tür und wartete, bis ich das Rauschen des Wassers vernahm, um dann geräuschlos in das Bad zu schlüpfen. Der Spaß konnte beginnen. Wie ich angenommen hatte, stand Vivian mit dem Rücken zu mir und konnte mich somit nicht sehen. Perfekt. Schnell zog ich meine Klamotten aus, legte sie einfach auf den Boden und trat dann auf die Duschkabine zu. Der Anblick seines makellosen Körpers ließ mein Herz schneller schlagen und ich musste an mich halten, um nicht einfach über ihn herzufallen. Immer noch darauf bedacht, möglichst leise zu sein, öffnete ich die Schiebetür und trat in die große Dusche und schloss sie hinter mir. Vorsichtig, um ihn nicht zu erschrecken, denn er hatte mich noch immer nicht bemerkt, legte ich meine Arme um seine Taille. „Kann ich dir behilflich sein?“, raunte ich in sein Ohr.
 

Vivian
 

Ich war so in meiner Gedankenwelt verloren, dass ich Julian wirklich nicht wahrnahm. Erst als sich, fast zärtlich, zwei Arme um mich schlangen, zuckte ich erschrocken zusammen und dreht mich blitzschnell in der Umarmung um. Erleichtert atmete ich aus, als ich erkannte wer da vor mir stand. Natürlich waren wir die Einzigen im Haus, aber es wäre nicht das erste Mal, dass eines der Hausmädchen mich versuchte zu überfallen. Irgendwann sollte ich mir vielleicht doch angewöhnen die Tür abzuschließen, obwohl ich gerade über meine Leichtsinnigkeit sehr froh war. Die nassen Haare, welche dem Kleineren im Gesicht hingen, die Tropfen, welche an der hellen Haut abperlten ... . Schnell unterband ich meine Schwärmerei. So etwas gehörte sich nicht von meiner Seite. Jeder andere sollte dies doch bei meinem Anblick tun.

"Erschreck mich nie wieder so", hauchte ich leise und tippte ihn neckend mit dem Zeigefinger gegen die Stirn, nur um danach einzelne nasse Strähnen aus dem Gesicht zu streichen. Wenn er schon mal da war, konnte er mir auch helfen, Rückenschrubben und so weiter. Immerhin kam ich da selbst so schlecht ran.

"Gern", antwortete ich daher auf seine Frage und verpasste dem Jüngeren einen kleinen Kuss auf diesen einladenden Mund
 

Julian
 

"Versprochen", grinste ich und genoss Vivians kurze Streicheleinheiten.

"Hm und wie genau stellst du dir diese Hilfe vor?" Süffisant grinsend drängte ich mein Gegenüber an die kalte Fliesenwand der Dusche und nahm seine Handgelenke, um sie festzunageln. Nicht, dass er noch auf Fluchtgedanken kam. Immer noch lächelnd näherte ich mich seinem Gesicht, um ihm kurz einen Kuss aufzudrücken, bevor ich mich seinem Hals zuwendete. Zärtlich biss ich in die weiche Haut und leckte anschließend darüber. Dies wiederholte ich noch zweimal an anderen Stellen und entfernte mich dann wieder ein Stück. Meine Hände lockerten den Klammergriff und legten sich stattdessen wieder auf die Hüften Vivians. Ich achtete auf jede mögliche Veränderung in seinem Gesicht, als ich meine rechte Hand behutsam in seine Körpermitte wandern ließ.

In diesem Moment war mir gar nicht mehr bewusst, was ich eigentlich tat. Mein Verstand hatte sich ganz offensichtlich verabschiedet und dies begrüßte ich - endlich mal keine quälenden Gedanken über Konsequenzen.
 

Vivian
 

Ich hatte mir schon eine passende Antwort bereit gelegt, doch zum Aussprechen dieser bin ich leider nicht mehr in der Lage gewesen. Wie schaffte es Julian nur jedes Mal mich so außer Gefecht zu setzen?

Die kalten Fliesen ließen meinen erhitzten Körper erschaudern, doch die Gänsehaut, welche sich über meinen gesamten Körper ausbreitete, hatte ihre Ursache ganz allein in dem Tun des Kleineren. Gott, er sollte bitte aufhören. Wie konnte da einer noch bei klarem Verstand bleiben? War dieser Wicht tatsächlich gerade dabei mich zu verführen? War ich schon so tief gesunken? Sicher nicht. Mit dem letzten bisschen Selbstbeherrschung schnappte ich mir die flinken Hände, welche sich gerade doch etwas zu nah bei meinem besten Freund befanden, und presste nun einfach den zierlichen Körper gegen die gegenüberliegende Wand. Ich liebte diese Dusche einfach dafür, dass sie so groß war. Plan A war also geschafft. Nun musste Plan B nur noch genauso gut funktionieren. Ich war ja nun wirklich nicht gegen schnelle Quickies, aber bitte nicht in sanitären Anlagen. Da zog sich bei mir doch schon einiges zusammen.

„Ich würde meinen, diese Art von „Hilfe“ ist nicht beim Duschen notwendig“, säuselte ich frech gegen die feuchten Lippen und sprang anschließend auch schon aus der Kabine. Hah, dem hab ich es gezeigt. So leicht kriegt man mich nicht rum. Wenn, dann geht die Sache von mir aus, aber dazu bleibt keine Zeit, immerhin hatte ich noch einiges bis heut Abend zu erledigen. „Komm einfach wieder in mein Zimmer, wenn du fertig bist“, rief ich beim Verlassen des Badezimmers, während ich mir schnell ein Handtuch um die Hüften schlang.
 

Julian
 

Bitte???? Erst presste er mich gegen die Wand und verschaffte mir somit das Gefühl, ihn geknackt zu haben und dann folgte so ein herablassender Satz? Völlig sprachlos stand ich nun da und konnte diese Zurückweisung gar nicht begreifen. So etwas war schlicht unmöglich...und doch passiert.

Stocksauer verließ ich ebenfalls die Dusche. Durchweicht war ich ohnehin, wozu also noch großartig waschen? Na warte, du Würstchen, dachte ich grimmig, während ich mich grummelnd abtrocknete und danach meine Klamotten wieder anzog, das kriegst du wieder. Niemand lässt mich auf so eine Tour abblitzen. Wenn Blicke töten könnten wäre wohl alles im Umkreis von 50 Kilometern zu Staub zerfallen. Gut, ruhig Blut. Es musste ja nun wirklich niemand zu Schaden kommen. Da hätten weder ich noch Vivian was davon....Vivian, dieser Bastard. Hatte ich ihn doch von Anfang an richtig eingeschätzt: Er ist und bleibt ein verzogenes Wanst. Dabei wusste er noch nicht einmal, was er verpasste. Aber das würde ich ihn nur zu deutlich spüren lassen. Auf der Party würden sich doch sicher noch so einige zugekokste hübsche Kerlchen befinden, an denen ich meinen sexuellen Frust auslassen konnte. Wäre doch gelacht, wenn er dann nicht im Dreieck springen würde. Mir meiner Sache wieder völlig sicher, stolzierte ich hoch erhobenen Hauptes aus dem Bad und erneut in das Zimmer des Älteren. Mit einem Grinsen auf den Lippen betrat ich sein geheiligtes Reich und meinte nur: „Es kann losgehen“.
 

Vivian
 

In meinem Zimmer angekommen, atmete ich erst einmal tief durch. Das war verdammt knapp gewesen. Eine Minute länger hätte ich es sicher nicht mit dem Kleinen ausgehalten ohne über diesen herzufallen. Eigentlich war ich mir sicher, definitiv nicht schwul zu sein, aber Julian schien auf mich wie eine Droge zu wirken und dagegen musste ich etwas unternehmen. Es war ja nicht so, als wären irgendwelche Gefühle im Spiel.

Schnell schlüpfte ich, nach dem Abtrocknen, in meine Sachen, scheinbar gerade schnell genug, da im nächsten Moment auch schon die Tür aufflog und Julian eintrat. Diesem Würmchen würde ich schon zeigen, wo es lang ging. Scheinbar bekam dem die Luft da unten nicht, oder sein Kopf hatte sich doch noch nicht erholt. Zumindest war mein Plan gefasst mir heut einen schicke Schnecke aufzureißen und diesem Zwerg zu zeigen, dass er mich noch nicht zu einer Schwuchtel umgemodelt hatte.

Leider riss mich diese nervtötende Klingel aus meinen doch so schönen Gedanken. Das muss der Typ mit den Sachen sein.

"Perfekt, ich denke deine Klamotten sind da", jauchzte ich begeistert und stürmte aus dem Zimmer, die Treppe hinunter, zur Tür.
 

Julian
 

Leicht genervt ließ ich mich der Länge nach auf das große Bett fallen und verschränkte die Arme hinter meinem Kopf. Dieser Typ machte mich mit seiner Art langsam aber sicher wahnsinnig. Anscheinend hatte er sich von seinem Schock, einen Jungen zu küssen, erholt und fand zu seiner alten Form zurück. Schon klar, ich war für ihn nur ein Spielzeug, wie jeder andere bzw. jede andere vor mir, aber ich würde ihm schon noch zeigen, wo der Hase läuft. Zum Schluss würde er mich anbetteln, dass ich es ihm besorge. Diese Gedanken brachten mich zum Grinsen und auch wenn ich wusste, dass es schwer werden würde, vor allem, da es von mir selbst viel Disziplin abverlangte, wollte ich das durchziehen.

Es dauerte auch nicht mehr lange und Vivian stand freudestrahlend mit einem Stapel Klamotten auf dem Arm wieder im Zimmer. Die Party konnte also wirklich beginnen, ich war bereit.
 

Vivian
 

Schon an der Tür hatte mir der Bote die Klamotten gezeigt und ich war hellauf begeistert. Am liebsten hätte ich sie selbst angezogen, aber nun ja, ich war ja nicht fett, doch in so eine Zwergenkluft passte ich niemals. Außerdem mussten die Stücke Stoff ja einem höheren Zweck dienen.

Wie ein Wirbelwind rannte ich wieder hinauf, hastete in mein Zimmer und warf den Stapel regelrecht Julian entgegen. Wir hatten immerhin nicht mehr viel Zeit und es würde sicherlich ziemlich lange dauern, ihn in einen ansehnlichen Kerl zu verwandeln. Allein diese Augenbrauen ...

Gespannt wartete ich ohne wegzusehen, wie sich der Jüngere in die engen Klamotten zwängte. Ein schönes Bild, wenn dies scheinbar jemand zum ersten Mal machte.

"Hampel nicht so herum, dann geht es viel leichter", kicherte ich belustigt und legte am Ende noch selbst Hand an. Das konnte ja keiner mit ansehen.

Zufrieden musterte ich nach geschlagenen zehn Minuten das Resultat und lobte mich mal wieder selbst. Ich war einfach ein Genie. Man konnte den Kleinen ja fast als heiß bezeichnen, und wenn ich nicht gewusst hätte, wie teuer dieser wenige Stoff war, so hätte ich sie ihm glatt wieder vom Körper reißen können ...

Argh, diese Gedanken brachten mich sicher eines Tages noch mal um. Es war ja nicht zum aushalten. Ich brauchte dringend Sex.
 

Julian
 

"Findest du nicht, dass die Sachen etwas zu eng sind?" dabei betonte ich das Wort "etwas" leicht quietschend, denn ich fühlte mich nicht sonderlich wohl darin. Ich sah wahrscheinlich aus wie eine Tunte, nicht, dass ich nicht schwul wäre, aber das musste ich ja niemanden so deutlich aufdrängen. Skeptisch lief ich zum Schrank, an dessen Türen ein großer Spiegel befestigt war und musterte Vivians Werk. Leicht zupfte ich an dem teuer aussehenden Stoff des schwarzen Hemdes, aber es wurde davon auch nicht weiter. Ich hatte das Gefühl, dass sich darunter jedes noch so kleine Fettpölsterchen abzeichnete. Ich sollte wirklich dringend etwas gegen meine schlechte körperliche Verfassung tun. Aber mal abgesehen davon sah ich in den Sachen wirklich nicht schlecht, eigentlich sogar ziemlich gut. Doch bevor ich noch so selbstverliebt wie Vivian wurde, drehte ich mich lieber wieder weg und zu eben diesem Typen hin. "Sind wir jetzt fertig?" Ich wusste, wie sinnlos diese Frage war, aber man konnte es ja mal probieren. Ich hatte keine Lust auf Schminken oder sonstige Verunstaltungen in meinem Gesicht, aber ich hatte wohl keine Wahl. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
 

Vivian
 

"Noch lange nicht", nahm ich dem Anderen gleich jegliche Hoffnung, welche ich in seinen Augen aufblitzen sah. Ich war gerade erst warm geworden und musste nun meine kreative Ader ausleben. Mit einem zu freundlichen Lächeln auf den Lippen zog ich Julian einfach mit mir und platzierte diesen auf den erst besten Stuhl.

"Und schön ruhig halten", befahl ich, ehe ich mich meinem Haufen zuwendete und alle nötigen Utensilien herauskramte. Sofort machte ich mich an die Arbeit indem ich summend anfing die Augenbrauen in die richtige Form zu zupfen. Da brachten dem Jüngeren auch das Schreien und Meckern nichts. Wer schön sein will, musste bekanntlich leiden. Klar gab es Mittel gegen den Schmerz, aber das nahm ja den ganzen Spaß an der Sache.

"So den ersten Teil hätten wir", gab ich nach der fast unendlichen Tortur bekannt. Ich war halt im allem, was ich tat ein Perfektionist und gut Ding will Weile haben, oder so ähnlich.

Bevor sich mein Opfer auch nur kurzzeitig gedanklich dem Widerstand widmen konnte, war ich schon mit dem Kajal bewaffnet und malte gutgelaunt an dessen Augen herum.

Nach einer Weile ließ ich dann von dem Kleineren ab und begutachtete mein Werk. Wenn es je einen Grund gab, schwul zu werden, existierte er jetzt. Verdammt sah mein Gegenüber geil aus ...
 

Julian
 

Nach einer Weile ließ ich alles kommentarlos über mich ergehen. Anscheinend hatte Vivian eine sadistische Ader, denn ihm schien es Spaß zu machen, mich zu quälen. Und die Genugtuung, dass ich Schmerzen dabei hatte, wollte ich ihm nicht geben. Worauf hatte ich mich da nur eingelassen. Ich kam mir mittlerweile wie ein gerupftes Huhn vor, ob ich überhaupt noch Augenbrauen besaß? Als er dann endlich von mir abließ, atmete ich erleichtert aus. Aber da hatte ich mich eindeutig zu früh gefreut, denn in Vivian schlummerte offensichtlich das Talent eines Stylisten. Der war ja schlimmer als eine Tussi. Wenigstens tat das Schminken nicht weh und irgendwie fühlten sich seine Finger auf meiner Wange sogar angenehm an.

"Jetzt fertig?", fragte ich voller Hoffnung, als er mich eingehend betrachtete. Irgendwie war sein Blick merkwürdig, war er etwa weggetreten oder sah ich wirklich so scheiße aus, wie ich mich fühlte. Ich hatte wegen diesem Trottel Schmerzen und das nicht zu knapp, denn die Haut an meinen Augen war nun mal empfindlich.
 

Vivian
 

Ich wusste nicht mehr, wie oft ich an diesem Tage schon mit mir selbst zu kämpfen hatte, aber so langsam war ich völlig fertig. Dieser Kerl schaffte mich einfach.

"Jupp, siehst gut aus", antwortete ich, nachdem ich endlich aus meiner Starre erwacht war, und schnappte mir den Kajal, um mir selbst noch den letzten Schliff zu verpassen. Leider war meine ruhige Hand jetzt Vergangenheit und ich beließ es dezent, bevor ich mich noch zu einem Clown verwandelte.

Ein Blick auf die Uhr jagte mir erst einmal einen Schrecken ein. Die Zeit hatte ich ja völlig vergessen. Hastig schnappte ich mir alles, was ich an dem Abend brauchen würde und widmete mich meinen D&G Chucks.

"Müssen los", meinte ich nur panisch und hoffte nur, dass wir es noch rechtzeitig schafften. Ich hasste Unpünktlichkeit. Fertig sprang ich auf und blickte den Kleinen lächelnd an.

"Können wir?"
 

***
 

tbc

Kommis *liebguck* ??????

4. Kapitel
 

spezial thx to: LaurisGrufti *~* der erste kommi
 

Robert
 

Interessiert ließ ich meinen Blick über die recht ansehnliche Menge von Gästen schweifen. Hatte es unser Emokind tatsächlich geschafft innerhalb von einem halben Tag ne fette Party auf die Beine zu stellen. Ich war wirklich begeistert und so etwas wollte schon was heißen, wenn es nichts mit Drogen zu tun hatte. Wobei, so ganz ohne Drogen würde ich diesen Abend wohl nicht auskommen, zumal sich auch potentielle Abnehmer in diesem Haus befanden. Die Party konnte wirklich beginnen und nur einer ließ auf sich warten: Vivian. Aber wen kümmerte es schon, die Fete würde er sich sicher nicht entgehen lassen und ich würde halt nur etwas später zu meinem Geld kommen.

Ich hatte mir soeben ein Bier aus einem Kasten geschnappt und setzte mich auf das freigebliebene Sofa im Wohnzimmer, um nach jemanden Ausschau zu halten, mit dem man sich nett unterhalten konnte. Ich hatte nämlich keine Lust mir wieder von irgendwelchen Drogenjunkies langweilige Storys anzuhören. Eigentlich war es erstaunlich, dass noch niemand über mich hergefallen war, denn ich kannte fast jeden in dieser Stadt. Mein Blick blieb an Heafylein hängen, denn er erschien mir im Moment als angenehmster Gesprächspartner, so seltsam sich das auch anhörte. Manchmal ging er einem gehörig auf die Nerven, aber wenn er etwas getrunken hatte, war er doch recht in Ordnung. Grinsend erhob ich mich, um ihn mit meiner reizenden Gesellschaft zu beglücken.

"Hey, Heafylein, was macht die Kunst?", fragte ich sogar relativ ernsthaft, da ich ihm ja immerhin etwas Dankbarkeit zeigen wollte. Schließlich fand diese Party extra auf meinen Wunsch hin statt.
 

Heafy
 

Die Party war schon im vollen Gange, meine Party. Wenigstens klappte dies immer und immer wieder, auch wenn ich sonst der größte Trottel der Welt war. Man konnte halt nicht alles haben. Die Räume füllten sich innerhalb von Minuten. Irrte ich mich oder wurden die Weiber immer hässlicher? Wahrscheinlich war ich nur noch zu nüchtern und das nach meinem dritten Bier. Ich sollte dringend auf etwas anderes umsatteln. Also ging ich zu dem Tisch wo der Alkohol aufgetürmt war und schnappte mir etwas von dem Punsch. Der drehte immer. Irgendwie fehlten mir heute die bekannten Gesichter. Es war untypisch für Viv so spät zu erscheinen. Man könnte meinen, dass ich ihn nur in dem Gedränge nicht sah, aber das Ausbleiben quietschender Geräusche dieser Modepüppchen bestätigte, dass unser Mr. Obercool noch nicht mit seiner Anwesenheit glänzte.

Nach dem zweiten Becher hatte ich nun den Pegel erreicht, doch gute Laune zu verspüren, als mein doch leicht getrübter Blick auf jemanden traf: Rob.

Nein, ich würde nicht hingehen. Klar, die Party war für ihn, aber ich wollte auch meinen Spaß und den ließ ich mir nicht mit dummen Kommentaren über meinen Kleidungsstil verderben. Dennoch schien mir nichts erspart zu bleiben. Denn werter Herr entschloss sich freiwillig in meine Nähe zu begeben. Allein mein Herz, welches gleich ein paar Takte schneller schlug, drohte mich zusammenbrechen zulassen. Mein Gott, wie sollte ich diese geballte Ladung Sex nur im betrunkenen Zustand ertragen?

"Ähm ...siehste doch", antwortete ich leicht debil grinsend. Hatte jemand die Klimaanlage ausgestellt oder warum war mir so heiß?
 

Robert
 

Hui, da war ja schon jemand mächtig angeheitert. Umso besser, dann war unser Emolein vielleicht mal etwas lockerer in meiner Nähe und zickte nicht wieder rum.

"Hm ja, du bist auf dem besten Wege heute noch zu kotzen", grinste ich ihn überlegen an. "Was trinkst du da eigentlich für einen Kinderkram?", meinte ich mit einem leicht entsetzten Blick auf Heafys Becher. So etwas konnte ich mir nicht mit ansehen, da gab es doch wesentlich besseres, um sich abzufüllen, denn das hatte der Kerl eindeutig vor. "Bin gleich wieder da". Zielstrebig begab ich mich zu dem Alkoholvorrat, stellte meine leere Flasche zurück in den Kasten und suchte nach meinem Lieblingsgetränk. Ein kurzer geschulter Blick über den Alkoholberg und ich wurde fündig: Vodka. Ich organisierte noch zwei Gläser und mixte uns dann mein Spezialgetränk "Brown Eye", was eine Eins- zu Einsmischung Vodka und Cola darstellte. Wenn ich das Ganze mixte, konnte keiner widerstehen, der einmal davon probiert hatte, das wusste ich. Ich war nämlich nicht nur ein Spezialist bei Drogen, sondern auch ein äußerst talentierter Barkeeper. Zufrieden lief ich zurück zu Heafy und drückte ihm mit einem "Prost" sein Glas in die Hand. Warum ich plötzlich so nett zu ihm war, wusste ich selbst nicht. Wahrscheinlich lag es einfach an meiner guten Laune und dass er noch was gut bei mir hatte. Ich beschloss, mir keine weiteren Gedanken darüber zu machen und lieber den Abend zu genießen.
 

Heafy
 

"Kotzen ist doch was tolles", antwortete ich schmollend, musste aber gleich darauf wieder grinsen. Ich wusste ja, dass es eigentlich ziemlich eklig war, aber für mich gab es nichts Geileres im Suff als alles ordentlich hinauszubefördern. Wenn man sich nicht übergibt, hat man auch nicht richtig gesoffen und damit basta.

Ich blickte dem Objekt meiner Begierde hinterher und musste zufrieden feststellen, dass dieser extra für mich etwas mixte. Hach ich liebte meinen Robert einfach abgöttisch. Leider gab es viel zu wenig Tage an denen er so nett zu mir war, doch ich verliebte mich jedes Mal von neuen in ihn, wenn es soweit war.

"Danke", meinte ich brav und kostete etwas von dem braunen Zeugs. Schmeckte gar nicht so übel, dafür, dass sich mein Magen gleich zwei Mal drehte oder war es das Zimmer? So genau konnte ich das alles nicht mehr koordinieren. Vielleicht ging es ja nach einem weiteren Schluck besser?

"Du musst öfter mixen", lallte ich vergnügt, nachdem das Glas so gut wie leer war. Hach, ich liebte dieses Gefühl besoffen zu sein. "Allgemein solltest du öfter sein wie heute." Ohje, ich bekam meinen Laberflash. Am Ende würde da sicher nichts Gutes bei rauskommen. Also lieber schnell weiter trinken, bis das Glas endgültig leer war. Verdammt, was jetzt? Hah, Drogen, die Lösung für alle Probleme.

"Lass uns hochgehen ... will Spaß", war das Einzige, was mein Mundwerk noch imstande war zu leisten. So ergriff ich das weiche Pfötchen meines Süßen und zog diesen einfach mit gen Treppe.
 

Robert
 

Ganz offensichtlich schmeckte Heafy meine Mischung und noch dazu schien sie einzuschlagen wie eine Bombe. Meine Güte, der Typ vertrug ja mal weniger als gar nichts. Das würde noch ein Spaß werden.

"Was soll das denn heißen?", meinte ich leicht empört. War ich sonst etwa unausstehlich oder wie? Ja, das war ich, aber bisher hatte sich noch nie jemand darüber beschwert, solange alle mit feinstem Stoff versorgt wurden. Mit dem Einsetzen der Wirkung verlor er wohl die Kontrolle über seinen Anstand. Vielleicht sollte ich ihm mal ne Abreibung verpassen, gute Laune hin oder her. Aber soweit, das in die Tat umzusetzen, kam ich gar nicht, als ich von diesem Krümel urplötzlich mitgerissen wurde. Ey, was geht ab?

"Warte, warte! Du kriegst ja gleich deine Drogen, lass mich nur noch schnell den Vodka retten". Ich wusste genau, was er wollte, ich hatte es nämlich in seinen Augen erkannt. Da war dieses Glitzern, was bei allen Kunden von mir zu sehen war, wenn sie ihre Tütchen und Pillen bekamen. Von mir aus konnte sich der Kerl zudröhnen, aber ich wollte heute mal beim Alk bleiben und dafür brauchte ich noch jede Menge Vodka, sonst würde ich den Abend nüchtern bleiben. Und das war ein Zustand der mir irgendwie nach einer gewissen Zeit Angst machte.

Ich schnappte mir also noch den Vodka und die Cola und folgte Heafylein dann die Treppen nach oben. Mal sehen, was er haben wollte, ich hatte für alles vorgesorgt und von fast jeder Drogensorte was dabei. Man musste schließlich immer auf alles vorbereitet sein.
 

Vivian
 

Wie ich schon befürchtet hatte, kamen wir natürlich zu spät und die Bude war schon gerammelt voll. Verdammte scheiße, wie sollte ich hier Rob finden? Ich brauchte diesen verdammten Stoff heute. Immerhin hatte ich mir fast die gesamten Ferien keine Line mehr gezogen und dieser Kick fehlte einem wirklich. Klar, ich hätte jederzeit mir was von meinem Vater klauen können, aber dieser war das beste Beispiel dafür, dass man es mit dem Zeug nicht übertreiben sollte. Lieber ein paar Pillen zwischendurch und alles war im grünen Bereich. Hoch lebe die Chemie.

Mit Julian im Schlepptau ging es also auf in die Menge. Verzweifelt blickte ich mich um, dennoch erblickte ich keinen unserer Truppe.

"Bleib einfach ..." Na super, als ich mich zu dem Kleinen umdrehen wollte, war dieser auch verschwunden. Der war ja schlimmer zu hüten als Mattis kleine Schwester. Sein Pech, ich brauchte erst mal etwas Koks in der Blutbahn. Kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gesprochen, erblickte ich auch schon Heafy mit meinem Rob im Schlepptau. Dem Schwanken unserer Diva nach zu urteilen, war dieser schon schön blau. Ich spurtete ihnen hinterher.

"Woho, wartet mal ihr Turteltäubchen", rief ich belustigt den beiden nach und blieb bei ihnen stehen.

"Tut mir leid Sissi, aber ich muss mir deinen Franz kurz ausborgen", sprach ich amüsiert zu Heafy und legte freundschaftlich einen Arm um Rob. "Dauert auch nur eine Minute"
 

Robert
 

Ich kam allerdings nicht sehr weit, als so unerwartet Vivian auftauchte. Fast hätte ich wegen ihm ne Vermisstenanzeige aufgegeben. Aber nun war ja alles wieder im grünen Bereich und ich kam zu Geld, da sich mein bester Kumpel augenscheinlich auch die Birne zudröhnen wollte. Konnte das nicht immer so laufen? Nette Leute, die keinen Stress machen, wissen, was sie tun und vor allem zahlen.

"Hey, Viv", grinste ich ihn breit an, "hast ja ganz schön auf dich warten lassen". Schnell drehte ich mich noch mal zu Heafy und meinte: "Bis nachher, Prinzessin". Dann steuerte ich zielstrebig eines der zwei Bäder auf der oberen Etage an und schloss die Tür ab, nachdem wir es betreten hatten. Musste ja nicht jeder mitkriegen, wer was und wie viel konsumierte. Ich setzte mich auf den Wannenrand und blickte Vivian fragend an: "Was darf es heute sein?" Wozu lange drum herum reden, wenn wir doch gleich zum Geschäftlichen kommen konnten. Nachher konnten wir immer noch reden und das in wesentlich entspannterer Stimmung. Nicht, dass ich sonst Probleme hätte mit ihm zu reden, aber mit Drogen im Blut war das Ganze irgendwie nicht mehr so anstrengend. Schwer zu erklären.
 

Vivian
 

Zufrieden folgte ich Rob und wir ließen den armen Heafy allein zurück. Nicht, dass er mir leid tun würde, aber im Moment sah er aus, wie ein ausgesetztes Hündchen, einfach zu niedlich.

Wie immer kam der Kleinere schnell zur Sache und dafür mochte ich ihn einfach. Wer hatte schon Bock auf sinnlosen Smalltalk.

"Koks", antwortete ich sachlich, als ob wir über Bücher oder ähnliches reden würden. "Aber dreh mir nicht wieder dieses gestreckte Zeugs an. Das kannst du an die armen Schlucker da unten verticken", stellte ich sofort klar. Ich wollte ne richtige Dröhnung und nicht nur für ne halbe Stunde. Ohne zu zögern, hielt ich ihm einen hundert Dollar Schein entgegen. Es war immer dieselbe Menge, plus den Bonus, dass ich das reine Zeug bekam. Robert ließ sich das wirklich vergolden, aber bei ihm wusste man wenigstens, dass in dem Stoff nicht rumgepfuscht wurde. Abkratzen wollte ich nun wirklich nicht und mein Gegenüber sicher auch nicht, da ich immerhin die Hälfte seiner Einnahmen war.

"Hast du noch diese kleinen, roten Pillen? Die waren geil. Davon würde ich auch noch welche nehmen." Man musste ja für's Wochenende vorsorgen.
 

Robert
 

Dass er Koks wollte, erstaunte mich nicht im Geringsten, da sein letzter Einkauf doch schon eine Weile zurücklag. Und wer wollte schon lange Zeit auf diesen Stoff verzichten.

"Alles klar", meinte ich nur, während ich bereits dabei war alle nötigen Utensilien, wie einen Spiegel, Kreditkarte usw., aus meiner Jackentasche hervorzukramen und auf den Wannenrand zu legen. Wenn er die richtige Dosis wollte, dann bekam er sie auch, Hauptsache das Geld stimmte. Natürlich erhielt man für 100 Dollar nicht viel und schon gar nicht auf dem freien Markt. Aber für meinen wichtigsten Abnehmer galten eh Freundschaftspreise und er kaufte heute auch nicht auf Vorrat. Hochkonzentriert verteilte ich das weiße Pulver auf dem Spiegel und teilte mit der Kreditkarte zwei kurze Lines daraus. Völlig vertieft in meinem Tun nickte ich nur leicht auf Vivians Frage. Wie gesagt, ich hatte so ziemlich alles dabei, was die Herzen meiner Kunden höher schlagen ließ. Da ließ ich mich nicht lumpen.

Als ich mit meinem Werk zufrieden war, schaute ich wieder nach oben und hielt ihm seinen Schein zusammengerollt entgegen, warum nicht gleich den nehmen. Normalerweise veranstaltete ich nicht so eine Zeremonie, aber Vivian war schließlich auch kein normaler Kunde und wurde deshalb bevorzugt behandelt.
 

Vivian
 

Ungeduldig beobachtete ich, wie mein Kumpel routiniert alles anrichtete. Ich kam mir vor, wie ein kleines Kind zu Weihnachten. Als endlich alles bereit war, konnte ich es kaum abwarten, ging auf die Knie und zog mir das Zeug direkt rein. Ich liebte das kurze Kitzeln in der Nase, das freudige Erwarten der Wirkung, während ich mich zufrieden an irgendwas lehnte. Langsam schärften sich meine Sinne. Ich begann meine Umwelt ganz anders wahrzunehmen und vor allem spielte Zeit überhaupt keine Rolle mehr. "Scheiße ist das geil", murmelte ich leise und genoss die erste Wirkung in vollen Zügen. Jetzt brauchte ich nur noch ein heißes Betthäschen und alles wäre perfekt. "Kannst du nicht ein Weib sein, Rob", lächelte ich mehr oder minder bewusst und fokussierte meinen Freund, nachdem ich mich langsam an das Rauschen meines Blutes gewöhnt hatte. Nun konnte die Party richtig steigen, dennoch stand es sich ja auf einen Bein schlecht und ich blickte zu der einladenden Vodkaflasche.

"Komm schon Kumpel, bevor du wieder zu Sissi darfst, leeren wir die noch", schlug ich begeistert vor. Ich sah mich heute schon auf irgendeinem Klo hängen, aber das war es mir wert.
 

Robert
 

Grinsend betrachtete ich Viv. Anscheinend hatte er es wirklich dringend nötig gehabt. Und die Wirkung kam schneller als gewöhnlich, aber so war das nun mal, wenn man abstinent gewesen ist. Es war immer wieder lustig die Entwicklung mitzuverfolgen, nur als er plötzlich diesen Spruch vom Stapel ließ, wurde mir etwas mulmig zumute. War das Zeug, was ich ihm gegeben hatte, doch nicht astrein? "Alles klar bei dir?" Man musste sich ja schließlich erkundigen, wie es meinem wichtigsten Konsumenten ging und normalerweise kam das Thema Mädels nie bei ihm auf, weil er ganz einfach keinen Mangel an ihnen hatte. Nur Leute, die entweder verliebt waren oder nie welche abbekamen, sprachen solche Themen an. Höchst merkwürdig, aber was ging mich das schon an.

"Aber gerne doch, pur oder mit Cola gemixt?"

Schnell verstaute ich noch die Hilfsmittel unseres Lasters und suchte anschließend die gewünschten Pillen hervor, um sie meinem Gegenüber zu reichen.
 

Vivian
 

"Ja, alles bestens ... brauch wohl nur mal wieder dringend was ordentliches im Bett", versuchte ich mich selbst aus der Affäre zu ziehen und nahm die Pillen entgegen.

"Pur, gemixt ist doch was für Lutscher, wie Heafy", machte ich unmissverständlich klar und kramte noch einmal ein Bündel Geldscheine hervor.

"Müsste stimmen" murmelte ich. Keine Ahnung wie viel es war, aber ich musste ja immerhin meinen Dealer am Leben erhalten. So hatte ich wenigstens immer Nachschub und an Geld mangelte es ja nun wirklich nicht, auch wenn ich zugegebener Maßen manchmal recht geizig war.

Aufstehen war gerade so ein Problem, daher blieb ich in meiner Position und hoffte, dass sich mein Kumpel erbarmen würde und mir die Flasche gab, was auch wirklich geschah. Ich nahm einen großen Schluck und verzog dabei angeekelt das Gesicht. Bah, war das Zeug widerlich, aber ein echter Mann trinkt weiter und genau dies tat ich auch.
 

Robert
 

Ich beschloss, nicht mehr auf die Rechtfertigung meines Kumpels einzugehen. Das waren Dinge, die mich nicht interessierten und die wir auch nie ansprachen und ich sah keinen Grund, dies zu ändern.

Argwöhnisch zog ich meine Augenbraue nach oben. "Wenn du meinst". Ich für meinen Teil liebte es, Vodka mit Cola zu trinken, da es der Sache die richtige Abrundung gab. Auf die unterschwellige Beleidigung - ich wurde mit Heafy verglichen, hallo? - ging ich gar nicht erst ein. Mit Zugekoksten zu diskutieren würde ohnehin nichts bringen und ich war noch nicht besoffen genug, um mich auf so etwas einzulassen.

Erfreut steckte ich die Geldscheine ein. dass er mir zu viel gegeben hatte, musste ich ihm ja nicht gleich erzählen. Dafür gab's beim nächsten Einkauf wieder mehr und ich würde so noch mehr die Gunst Vivians haben, obwohl ich die zweifellos schon hatte. Aber solchen Beziehungen musste man besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen, dann sprang schon mal etwas mehr dabei raus. Und Kohle konnte ich immer gut gebrauchen.

Ich beobachtete belustigt, wie der werte Herr sein Gesicht verzog, als er den Klaren runterschluckte. "Sicher, dass du nicht doch Cola dazu trinken willst?" Ich konnte diese Stichelei nicht unterlassen, war es doch zu witzig, wie Mr. Ich-kann-alles reagierte.

Gemächlich nahm ich ihm die Flasche ab, trank selbst einen großen Schluck daraus und spülte die Cola für den besseren Geschmack hinterher. Gott, ich war diesem Getränk eindeutig verfallen.
 

Vivian
 

Ich streckte dem Dunkelhaarigen nur meine Zunge entgegen. Niemals würde ich ihm die Genugtuung geben das Zeug mit Cola hinterzuspülen. "Weißt du überhaupt wie viele Kalorien Cola hat. Am Ende werd ich noch fett von der Scheiße. Behalt das Zuckerwasser lieber für dich", grinste ich frech und kam langsam wieder zu Kräften. Es konnte also wieder losgehen. Ich entriss meinem Kumpel nochmals die Flasche und nahm zwei kräftige Hiebe.

"So macht man das", kicherte ich vergnügt, "kannst dich ja echt mit unserer Diva zusammentun." Ich ließ mir meine Kommentare nicht nehmen, vor allem, weil man unseren Mr. Flynn so schön mit dem kleinen Würstchen aufziehen konnte.

"Ich geh jetzt und euch noch viel Spaß. Vergesst die Kondome nicht."

Gut ich war in Höchstform und somit startklar für alles was noch kommen möge. Noch etwas träge schlürfte ich zur Badtür und verließ dieses wenig später. Zumindest war von Heafy nichts mehr auf dem Gang zu sehen. Seltsam, hatte das Hündchen wen anders gefunden?

Ich schritt die Treppen wieder herunter und widmete mich einzelnen Damen, welche voller Begeisterung auf mich zukamen. Leider war so rein gar nichts Neues dabei. Alles schon gebraucht, ekelig.
 

***
 

Julian
 

Kaum, dass ich die Villa betreten hatte, verschwand ich auch schon im Getümmel. Sollte Vivian doch sehen, was er von seiner Abweisung hatte. Ich konnte mich sehr wohl ohne ihn vergnügen und genau das würde ich jetzt auch tun. Als erstes schnappte ich mir eine Bierflasche und öffnete diese geschickt mit den Zähnen, weil ich keine Lust hatte auf dem Wühltisch auch noch nach einem Öffner zu suchen. Erst, als ich sie ansetzte um daraus zu trinken, wurde mir bewusst, dass ich dies schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr getan hatte. Gott, ich war so ein Langweiler geworden, aber immerhin war dies ein Schritt Richtung Besserung. Ich befand mich das erste Mal seit über 2 Jahren auf einer Party! Wenn das mal kein Erfolgserlebnis war. Jetzt brauchte ich nur noch nette Gesellschaft und der Abend wäre perfekt. Aufmerksam musterte ich das vorhandene Material und schon nach kurzer Zeit stach mir ein blonder Haarschopf in die Augen. Hübsches Gesicht, groß, durchtrainiert, was wollte man mehr? Nur wie kam ich mit ihm ins Gespräch, wenn er von 10 Weibern umringt war? Jedoch schien Gott einmal auf meiner Seite zu sein, denn ich sah, wie er sich bei den Schicksen entschuldigte und sich auf den Weg zur "Bar" machte, an der ich immer noch stand. Ich setzte mein unschuldigstes Lächeln auf und fragte, als er angekommen war: "Gehen dir die Weiber auch so auf den Keks, dass du abgehauen bist?" Es war ein Schuss ins Blaue und ich konnte nur hoffen, dass er darauf einging, sonst musste ich mir ein neues Opfer suchen.
 

Theon
 

Wieder eine dieser lästigen Partys, welche nur dazu dienten sich gegenseitig die Eier zu schaukeln und den Stand zu vergleichen. Und trotzdem durfte man einfach nicht fehlen. Eine Pflichtveranstaltung bei der es eigentlich nur um zwei Sachen ging: Wo bekomm ich die Drogen her und wen leg ich am schnellsten flach. Eigentlich konnte ich gut und gerne darauf verzichten, aber allein das Vivian hier war, sorgte dafür, dass ich nicht mit Abwesenheit glänzen durfte. Immerhin musste ich auf meine Reputation achten. Ich war nur wenige Minuten in dem riesigen Raum und schon standen mindestens zehn schnatternde Hühner um mich herum und von jeder wusste ich, dass er sie schon gehabt hatte. Es war doch wirklich zum kotzen. Wenigstens war die Austauschschülerin ein Strich auf meiner Liste, dennoch erschien mir diese schrecklich winzig. Es musste doch irgendwie zu schaffen sein diesen

Kerl zu übertrumpfen. Genau das war mein Ziel und ich würde es erreichen, koste es was es wolle.

Genervt verabschiedete ich mich von den Damen und steuerte die Bar an. Ich brauchte langsam mal etwas Alkohol im Blut, sonst würde ich das nicht ertragen. Doch lange gönnte mir scheinbar niemand Ruhe, da ich schon wieder eine Stimme neben mir wahrnahm. Gerade wollte ich auch diese Person in die Wüste schicken, jedoch blieben mir bei dem Anblick erst einmal die Worte im Hals stecken. „Wow", war das Erste, was mir in den Sinn kam. Ich gab gut und gerne zu, bi zu sein und wenigstens konnte ich dadurch behaupten, dass meine Liste an Kerlen in dieser Schule länger war, als die meines Konkurrenten. Nur leider sollte man dies nicht in der Öffentlichkeit erwähnen.

"Wem gehen die Gänse nicht auf den Sack", antwortete ich daher freundlich und lächelte den Fremden bezaubernd an. "Kennen wir uns?"
 

Julian
 

Mir entging das Stocken meines Gegenübers keinesfalls. Vivian hatte anscheinend ganze Arbeit geleistet und die Qualen hatten sich vielleicht doch gelohnt. Mein Lächeln wurde daher eine Spur breiter und ich musterte ganz unverhohlen seinen schicken Körper. Wer so eine Topfigur hatte, konnte es sich in jedem Fall leisten, enge Klamotten zu tragen. Und ich musste zugeben, dass er in dem Tanktop und den schwarzen Baggies einfach nur heiß aussah.

„Nicht das ich wüsste, aber das lässt sich ja ändern“, antwortete ich frei heraus. Das entsprach nicht so ganz der Wahrheit, wie ich nach genauerem Hinsehen feststellte. Erst hatte ich es aufgrund der Lichtverhältnisse nicht bemerkt, aber als er jetzt vor mir stand, wusste ich, wer er war: Theon, unser Schulsprecher. Und jeder wusste, dass er der wohl einzige Kerl der ganzen Schule war, der Vivian an Beliebtheit halbwegs das Wasser reichen konnte. Innerlich beglückwünschte ich mich selbst, jemand besseres hätte ich nicht auswählen können, um Vivian eifersüchtig zu machen. So langsam fing der Abend an Spaß zu machen.

„Wollen wir vielleicht woanders hingehen, wo wir etwas ungestörter sind?“ Ich gab mir bei meinen Worten nicht mal Mühe, die Zweideutigkeit aus meiner Stimme zu verbannen. Er sollte ruhig wissen, dass ich ihn anziehend fand, denn das beruhte eindeutig auf Gegenseitigkeit, wie mir seine Blicke verrieten.
 

Theon
 

Der Fremde gefiel mir immer besser. Ich mochte Typen, die sofort wussten, was sie wollten und scheinbar hatte der Kleine ja Geschmack, immerhin kam er zu mir und nicht zu irgendwem. Wenigstens war der Abend gerettet. Oh ich würde ihm zeigen, dass ich die richtige Wahl war.

„Hab nichts dagegen einzuwenden“, wisperte ich leise in sein Ohr, nachdem ich mich hinuntergebeugt hatte und flüchtig darüber leckte, ehe ich mich schweren Herzens löste und mich mit ihm durch die Menge kämpfte.

Am liebsten wäre ich gleich über diesen zierlichen Körper hergefallen, doch ich musste mich ja nur noch wenige Augenblicke gedulden. Ich suchte uns das erst beste Zimmer im Obergeschoss aus, trat hinein und wartete bis mein Opfer die Tür hinter sich schloss. Sofort drückte ich ihn dagegen, legte meine Lippen auf seine und küsste ihn verlangend. Warum auch Zeit verschwenden? Dafür war diese zu kostbar und ich im Moment viel zu geil auf mein Gegenüber.

Trotzdem löste ich mich erst einmal und grinste den anderen schelmisch an.

„Verrätst du mir deinen Namen. Ich will vorher wissen, wen ich zum schreien bringe“, raunte ich lüstern und mache gar keinen Hehl daraus, was ich mir von den nächsten Minuten erwarte.
 

Julian
 

Ein angenehmer Schauer lief über meinen Rücken, als er mir plötzlich so nahe war. Er wusste definitiv, was er da tat und das war genau das, was ich brauchte. Ich stand durch Vivian schon die ganze Zeit unter Strom und es wurde Zeit, dass dagegen mal jemand etwas unternahm.

In freudiger Erwartung folgte ich Theon in das leere Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Einen Schlüssel zum Abschließen gab es zwar nicht, aber in dem riesigen Haus würde wohl niemand ausgerechnet hier reinplatzen. Ich fackelte ebenfalls nicht lange und legte sogleich meine Arme um seinen Hals, um mich näher an ihn zu pressen. Willig erwiderte ich den Kuss und genoss das stärker werdende Kribbeln in meiner Lendengegend.

„Julian“, wisperte ich zurück und legte meine Lippen nun meinerseits auf seine. Ich wollte ihn spüren, jetzt und auf der Stelle. Ich unterbrach den wilden Kuss nicht, als ich ihn Richtung Bett drängte und mich dann mit ihm darauf fallen ließ.
 

Vivian
 

Es hatte nicht lange gedauert bis ich endlich ein williges Opfer gefunden hatte. Das Weib war echt dumm wie Brot, hatte aber einen geilen Körper und das war alles was zählte, immerhin brauchte ich sie nur zum Frust abbauen. Nachdem ich endlich ihre penetrante Zunge aus meinem Hals bekommen hatte, säuselte ich ihr was von „hochgehen“ ins Ohr. Ein dämliches Kichern folgte. Man war die breit. Konnte mir nur recht sein, immerhin wollte ich nur einen kurzen Fick und keine Dauerbeziehung.

Schnell zog sie mich auf meine Beine und lotste mich nach oben. Tjaja die Qual der Wahl mit den Zimmern, aber scheinbar hatte Blondchen sich schon eines ausgesucht und trampelte direkt hinein. Von Anklopfen hatte das Huhn auch noch nichts gehört. Dennoch folgte ich ihr, kam abrupt zum stehen, weil auch sie sich nicht mehr bewegte und nur hochrot anlief und aus dem Zimmer stürmte. Sie rief noch etwas von wegen „Lass uns doch das nächste nehmen“, doch ich nahm die Schnepfe gar nicht mehr wahr. Viel zu geschockt war ich von dem Bild, was sich mir bot. Da lag doch tatsächlich dieser eingebildete Gockel unter einem Kerl und machte wild mit dem rum. Wäre ja nicht so schlimm gewesen, wenn das Früchtchen da auf meinem Erzfeind nicht gerade »mein« Julian gewesen wäre.

Ohne zu überlegen stürzte ich zu den beiden, riss den Kleinen unsanft von diesem Lustmolch, welchen ich gleich darauf am Kragen packte und Richtung Tür schleifte. Ein Glück, dass beide wohl zu verdutzt waren, um sich zu wehren

„Fass ihn noch einmal an und ich bring dich um“, zischte ich bedrohlich dem Blonden zu, ehe ich ihn einfach aus dem Zimmer warf und die Tür zuknallte.

In diesem Moment war ich mehr als dankbar dass Heafy uns allen für die nächtlichen Spiele den Generalschlüssel gegeben hatte. So hatte ich die Möglichkeit jegliche weitere Störungen zu verhindern, indem ich die Tür einfach zusperrte. Ein Hoch auf unserer Würstchen.
 

Julian
 

Ich war gerade dabei gewesen, Theon von seinem störenden Oberteil zu befreien, als irgendwelche Hornochsen lautstark in das Zimmer polterten. Das war so klar gewesen. Die Chance, das ausgerechnet jemand diesen Raum betrat, stand wahrscheinlich 1 zu 100 und trotzdem war es passiert. Ich kam gar nicht dazu, herauszufinden, wer die Störenfriede waren, als ich mich auf einmal auf dem Teppich wiederfand. Was ging denn jetzt ab? Die Antwort kam sofort in Form von Vivians wütender Stimme. OK, zwar sollte er es mitkriegen und auch etwas eifersüchtig werden, dass er allerdings komplett ausrastete, hatte ich nicht vermutet. Leicht benommen setzte ich mich aufrecht hin und hielt mir den schmerzenden Kopf. ‚Nicht schon wieder’, dachte ich mürrisch. Das letzte Mal reichte mir noch vollkommen. Als ich Vivians wütendem Blick begegnete, wurde mir nun doch etwas bange und dass er die Tür zuschloss, verbesserte die Situation nicht unbedingt. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht ängstlich von ihm wegzurutschen. Denn dieser Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes, sondern erinnerte mich vielmehr an den meiner Mutter, wenn sie mal wieder Lust hatte, mich zu verdreschen. Oh bitte lieber Gott, lass mich am Leben. Nervös wartete ich auf einen weiteren Ausbruch meines Gegenübers, der sich diesmal jedoch auf mich entladen würde und traute mich gar nicht, aufzusehen.
 

Vivian
 

Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so wütend war. Ich musste irgendwie Dampf ablassen, sonst konnte ich für nichts mehr garantieren. Mit voller Wucht schlug ich meine Faust gegen die massive Holztür.

„Fuck“, fluchte ich lautstark, als sich ein heftiger Schmerz in meiner Hand ausbreitete. Zumindest beruhigte mich das etwas, wenn auch nicht sehr viel. Tief durchatmend wandte ich mich wieder dem Kleinen auf dem Boden zu und schloss kurz die Augen. Nein, ich würde ihm nicht wehtun, auch wenn ich ein verdammtes Verlangen danach hatte.

„Sag mal, hast du sie noch alle? Ich hab mich um dich gesorgt, hab dich mit hier hergenommen und als Dank wirfst du dich dem erst Besten an den Hals. Viel Spaß beim Hochschlafen. So was ist einfach nur erbärmlich.“ Meine Stimme war immer lauter geworden. Ich musste einfach alles herauslassen. Einen Moment blickte ich noch auf die Gestalt am Boden ehe ich das Zimmer wieder aufschloss und hinausstürmte. Ich musste einfach weg. Ich ignorierte die Leute, welche ich über den Haufen rannte. Erst an meinem Wagen machte ich Halt und lehnte mich seufzend dagegen. Die Wirkung der Drogen war wie weggeblasen und die frische Luft half mir wieder runterzukommen. Warum war ich so ausgerastet? Eigentlich konnte es mir doch egal sein, mit wem sich Julian abgab und trotzdem war ich enttäuscht, auch wenn es für mich keinen Sinn machen wollte. Es lag nicht einmal daran wer der andere war, sondern mehr die Tatsache, dass es da jemand andern gab. Diese Tatsache ... verletzte mich.
 

Julian
 

Ich war...geschockt, um es gelinde auszudrücken. Völlig paralysiert starrte ich auf die Stelle, an der sich bis vor kurzem noch Vivian echauffiert hatte. Ich wollte doch nur ein wenig mehr Aufmerksamkeit von ihm und ihn nicht wütend machen. Irgendwie war der Schuss total nach hinten losgegangen, aber daran war nun auch nichts mehr zu rütteln. Ich musste hinterher, um wenigstens die Sache klar zu stellen, sonst würde ich mir ewig dafür in den Hintern beißen. Sekunden später war ich also aufgesprungen und ebenfalls zur Tür rausgestürmt. Dabei ignorierte ich komplett die Tatsache, dass Vivian gar keinen Grund hatte, sich so zu benehmen. Immerhin hatte ich ihm gegenüber keine Verpflichtungen und konnte mich durch die Gegend vögeln, wie ich Lust hatte. ER war schließlich derjenige gewesen, der mich hatte abblitzen lassen. Diesen Kerl sollte noch einmal jemand verstehen. Kurz darauf stand ich unschlüssig im Wohnzimmer und konnte ihn nirgends ausmachen. Also musste er wohl nach draußen gegangen sein, zumindest hoffte ich das, als ich mich auf den Weg dorthin begab. Und anscheinend lag wenigstens diesmal das Glück auf meiner Seite, denn ich entdeckte ihn rauchend an seinem Wagen gelehnt. Ich zögerte ein wenig, bevor ich mir selbst einen Ruck gab und auf ihn zutrat. Ich hatte absolut keine Ahnung, wie ich anfangen sollte, denn in so einer verzwickten Lage war ich noch nie gewesen. „Vivian?“, brachte ich leise hervor. Gott, reiß dich zusammen, du benimmst dich ja wie ein vorpubertäres Mädchen. „Ich war nur so sauer wegen deiner Abweisung“, murmelte ich, schaute ihm dabei aber in seine wunderschönen Augen. Mir war das Ganze mittlerweile wirklich unangenehm und ich fragte mich schon selbst, warum ich meine Triebe nicht im Zaum halten konnte. Aber ich hatte auch nicht ansatzweise angenommen, dass Vivian das so nahe gehen würde. Kurz gesagt: Ich hatte es verbockt. „Ich bin ein Idiot“, fügte ich noch hinzu, bevor ich meinen Kopf niedergeschlagen hängen ließ.
 

Vivian
 

Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Julian mir hinterher kommen würde. Umso verwirrter war ich, als die vertraute Stimme meinen Namen rief. Ich brauchte ihn nur zwei Sekunden lang anschauen und schon taten mir meine Worte leid. Nur dies war nicht so einfach zuzugeben, schon gar nicht für jemanden wie mich.

„Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen“, waren meine einzigen Worte, wenn auch eher leise und untypisch sanft. Ich machte mir schon genug Vorwürfe. Ich hatte mich aufgeführt, wie ein eifersüchtiger Hornochse und dies gab mir ganz schön zu denken.

Seufzend schnippte ich die Zigarette weg und öffnete die Fahrertür meines Flitzers.

„Steig ein“, meinte ich auffordernd ohne auch nur etwas von meinem ernsten Gesicht zu ändern. Der Abend war für mich gelaufen. Sicher, wenn die Bullen mich anhalten würden, käme das bei meinem Blutspiegel gar nicht gut, aber ich fühlte mich nüchtern, wie am Anfang des Abends. Zumindest sollte ich es schaffen uns beide heil zu mir zubringen. Nicht, dass ich versessen darauf wäre, mich länger dieser seltsamen Stimmung auszusetzen, aber ich hatte noch soviel Pflichtgefühl ihn hier nicht allein zu lassen und schon gar nicht bei diesem Etwas von Schulsprecher. Ich wartete bis der Jüngere endlich eingestiegen war und startete dann den Motor. Ich musste einfach weg von dieser Meute.
 

Tbc
 

***
 

Kommis??? *bettl*

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

6. Kapitel
 

Vivian
 

Die gesamte Fahrt lang schwieg ich. Wirklich viel gab es auch nicht zu sagen. In meinem Kopf herrschte gerade das reinste Chaos, welches sich sobald auch nicht legen würde. Mir blieb wohl nichts anderes übrig, als herauszufinden warum ich heute so reagiert hatte. Dies konnte ich nur durch Julians Hilfe.

Als ich die dunkle Auffahrt entlang fuhr, war mir schon klar, dass auch heute niemand zu Hause sein würde. Zum Glück. Auf meinen Vater hatte ich sowieso keinen Bock. Ich hielt direkt vor der Tür und stieg aus. Ohne ein Wort zu verlieren betrat ich das Haus und ließ die Tür offen. Der Kleine würde mir folgen, dessen war ich mir sicher. Wo sollte er auch sonst hin?

Erst als ich meine Schuhe in eine Ecke verbannt, fand ich meine Stimme scheinbar wieder.

"Wo willst du schlafen? Soll ich dir ein Gästezimmer fertig machen oder willst du ...". Ich stockte mitten im Satz. Sollte oder besser gesagt, wollte ich das überhaupt fragen? Ach was soll's, warum sich Gedanken machen. Scheinbar war es ja hier an der Tagesordnung auch was mit Jungs zu haben, wenn ich da so an Theon zurückdachte.

" ... bei mir bleiben", fuhr ich daher fort, dennoch kam es mir leiser und unsicherer über die Lippen, als ich es ursprünglich wollte.
 

Julian
 

Ich wusste inzwischen nicht mehr, was ich von der Szene halten sollte, die sich vor wenigen Minuten abgespielt hatte. War Vivian etwa eifersüchtig? Und warum machte er mir solche Vorwürfe, wenn er mit dem Weib, was er ins Zimmer geschleppt hatte, doch genau das Gleiche vorhatte, wie ich mit Theon? Ich verstand diesen Kerl gerade nicht mehr und diese Sache, die nun zwischen uns stand, musste dringend geklärt werden, sonst würde mein Kopf noch platzen.

Erleichtert atmete ich auf, als wir bei Vivian ankamen. Die Stille, die während der gesamten Fahrt geherrscht hatte, hatte mich nur noch nervöser gemacht.

Ich beeilte mich ihm zu folgen, da er es nicht für nötig hielt, auf mich zu warten. Diese Tatsache machte mich schon wieder wütend, war ich etwa sein Schoßhündchen? Meine Güte, ich sollte dringend wieder runterkommen, sonst würde das Gespräch, was wir unweigerlich führen mussten, in einem Blutbad enden. Wut war keine gute Grundlage für eine Diskussion.

Nachdem ich im Haus angekommen wat, tat ich es Vivian gleich und zog meine Chucks und Jacke aus.

Seine Frage brachte mich wieder runter und ich musste wegen seiner Unbeholfenheit grinsen. Gott, wie süß war das denn? "Ich würde gerne bei dir schlafen, wenn es dir nichts ausmacht", sagte ich schüchtern. Ich war mir dabei durchaus meiner Wirkung bewusst.

"Ich glaube wir sollten reden."
 

Vivian
 

Ich lächelte etwas, immerhin machte es mich doch irgendwie glücklich, dass er bei mir bleiben wollte, auch wenn ich mir nicht sicher war, was noch geschehen würde.

"Gleich, ich will erst aus diesen Sachen raus", antwortete ich und deutete an, dass ich erst einmal nach oben gehen würde, mich umziehen. "Mach es dir in meinem Zimmer bequem", und schon war ich verschwunden. Im Bad angekommen, schminkte ich mich ab und versuchte dabei nicht einmal kurz an das kommende Gespräch zu denken, was mir jedoch kaum gelingen wollte. Ich hatte Angst davor, was kommen mochte, wie sich hier alles entwickelte, denn irgendwie schien die Sache mir völlig zu entgleiten.

Ich konnte mir ebenfalls denken, was für Fragen er stellen würde, doch Antworten hatte ich darauf keine.

Nach zehn Minuten kam ich mit einer knielangen Baggie und einem weiten Shirt aus dem Bad und stoppte vor meiner Zimmertür. Ich konnte mich nicht entsinnen, dass ich jemals so nervös vor einem solchen Gespräch gewesen war. Bisher waren mir aber auch die anderen völlig egal gewesen, nur jetzt schien alles anders.

Ich fasste all meinen Mut zusammen, betrat mein eigenes Reich und schmiss mich lässig auf mein Bett, in der Hoffnung, dass Julian zuerst das Wort ergreifen würde.
 

Julian
 

Ich nickte noch zustimmend, bevor ich mich wie geheißen auf den Weg in Vivians Zimmer machte. Dort angekommen setzte ich mich aufs Bett und dachte darüber nach, wie ich wohl am besten das Gespräch beginnen sollte. Gleich mit der Tür ins Haus fallen und eine direkte Frage stellen oder lieber um den heißen Brei herum reden? Warum war das immer nur so kompliziert, sobald Gefühle im Spiel waren? Ich liebte ihn doch so sehr und war nun total verunsichert. Was war das da nur zwischen uns?

Erwartungsvoll schaute ich ihn an, als er das Zimmer betrat, aber ganz offensichtlich wollte er nicht zuerst das Gespräch beginnen. War ja wieder klar, typisch Kerl. Verunsichert blickte ich auf ihn hinab und versuchte, die richtigen Worte zu finden. "Eine scheiß Party, hm", versuchte ich locker zu beginnen, merkte aber gleich, wie bescheuert sich das anhörte und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: "Was bin ich für dich?" Ich wendete meinen Blick ab und starrte stattdessen auf die Gitarren. Zwar wollte ich eine ehrliche Antwort von ihm, aber konnte es nicht ertragen, ihm weiter in die Augen zu sehen. Hatte Angst, in ihnen die Wahrheit zu lesen, egal wie die auch aussehen mochte. Ich könnte es nicht verkraften, von ihm eine direkte Abweisung zu bekommen.
 

Vivian
 

Zuerst dachte ich, ich hätte mich verhört. Der Kleine wollte doch nicht ernsthaft über diese Party reden? Doch nur Sekunden später kam die Frage, vor welcher ich mich am meisten gefürchtet hatte. Was sollte ich darauf antworten? Wenn ich ihn einfach abwies, war es eine Lüge, aber die Wahrheit kannte ich nicht. Gott, in diesem Moment wünschte ich mich zu meinem Psychologen. Der konnte mir immer helfen. Aber dieser Typ musste ja unbedingt für einen Monat nach Timbuktu reisen.

"Ich weiß es nicht", war also meine schlaue Antwort. Super, jetzt war der arme Junge genau so schlau, wie vorher. Ich hatte diesem Gespräch zugestimmt, also lag es ja an mir, meine Aussage auch zu erklären.

"Hör zu, bis gestern hast du nicht einmal für mich existiert. Ich kannte ja noch nicht einmal deinen Namen. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, wegen ... nun ja der Sache halt." ich brach ab. Wollte ich das alles mit einem Gewissen erklären? Fing ich jetzt schon wieder an mich selbst zu belügen?

"Ich will ehrlich zu dir sein. Du übst eine gewisse Anziehung auf mich aus, welche ich nicht erklären kann. Daher kann ich dir die Frage nicht beantworten, noch nicht. Gibst du mir die Möglichkeit es herauszufinden?"

Gut, ich stand eindeutig neben der Spur. Seit wann war ich so gefühlvoll? Irgendwie erkannte ich mich selbst nicht mehr.
 

Julian
 

Er wusste es nicht? Nun gut, so eine Antwort war immer noch besser als eine konkrete Abweisung. Damit konnte ich noch eher umgehen. Aufmerksam lauschte ich dann seinen nächsten Worten und meine Augen wurden dabei immer größer. Ich hatte Vivian gar nicht so viel Sensibilität zugetraut. Ich war ehrlich positiv überrascht und freute mich wie ein Schnitzel, als er mir diese Frage stellte. Er wollte es also tatsächlich mit mir versuchen, oder zumindest herausfinden, was er wirklich für mich empfand. Das war...mehr als ich mir je erträumt hatte. Ich musste wahrscheinlich grinsen wie ein Honigkuchenpferd, aber ich war in diesem Moment so glücklich, wie schon lange nicht mehr. Statt eine Antwort zu geben, stützte ich meine Arme dicht neben seinen Schultern ab und beugte mich runter, um ihm einen sanften Kuss auf die Lippen zu hauchen. Das Gefühl, was sogleich meinen Körper durchströmte, war unbeschreiblich. Was so eine kleine Berührung für eine Wirkung auf mich hatte, war erschreckend und schön zugleich. Am liebsten hätte ich ihm gesagt, was ich für ihn empfinde, aber damit hätte ich ihn nur verunsichert und den wunderbaren Moment zerstört. Also widerstand ich dem Drang und schaute ihm stattdessen nur verliebt in die Augen.
 

Vivian
 

Irgendwie machte mir das Grinsen des Jungen Angst. Ich meine, ich hatte ihm doch keine Hoffnungen gemacht oder? Ich war Realist und rechnete deshalb mit einer Phase, welche sicher bald enden würde, aber trotzdem hieß es abwarten. Ich war jung und scheinbar auch experimentierfreudig.

Ich sah in die regelrecht strahlenden Augen meines Gegenübers und musste schon allein deswegen schmunzeln. Julian war einfach zu süß für die Welt. Allein seine unschuldige Ausstrahlung brachte mich völlig um den Verstand.

"Aber ich hätte da zwei Bedingungen", grinste ich breit. Mich bekam man ja immerhin nicht einfach so, obwohl, er eigentlich schon.

"Erstens: Das Ganze bleibt unter uns! Und zweitens: Halt dich fern von Theon!" Bah, wenn ich diesen Namen schon hörte, wurde mir übel. Diese halbe Portion würde mir nie das Wasser reichen können und schon gar nicht wollte ich ihm etwas, wie den Kleinen hier, überlassen. Der Typ wurmte mich einfach. Zum Glück war dies sein letztes Jahr, aber der drehte sicher noch eine Ehrenrunde, nur um mich in den Wahnsinn zu treiben.
 

Julian
 

Fragend hob ich meine Augenbrauen, als ich seine Bedingungen hörte. Das klang irgendwie nach Erpressung. Aber andererseits waren seine Ansprüche nachvollziehbar. Wenn ich so einen Ruf zu verlieren hätte, würde ich wahrscheinlich genauso reagieren und die Sache mit Theon war eh kein Problem, da er schließlich nur Mittel zum Zweck gewesen war. "Geht klar, oh großer Emir", stimmte ich breit grinsend zu. Ein wenig necken würde wohl noch erlaubt sein, oder?

Immer noch lächelnd legte ich mich aufs Bett und kuschelte mich an meinen Schatz, in der Hoffnung, ihn damit nicht zu überfordern. Meinen Kopf legte ich auf seine Brust und mein linker Arm schlang sich um seine Taille. Tief atmete ich seinen unwiderstehlichen Duft ein und allein das machte mich zum zufriedensten Menschen auf der Welt. Von mir aus könnten wir ewig so daliegen, langweilig würde es nicht für mich werden. Aber da ich ja wusste, dass Vivian ein Typ war, der immer unterhalten werden wollte, fragte ich: "Was wollen wir jetzt machen?". Diese Frage war auch deshalb berechtigt, weil es noch früh am Abend war, da wir schon so zeitig von der Party abgehauen waren und ich somit noch kein bisschen müde war.
 

Vivian
 

Ich musste kurz bei meinem neuen Titel auflachen. Dennoch waren mir diese zwei Punkte äußerst wichtig. Mein Ruf war eigentlich alles was ich hatte. Wir lebten hier in L.A. Ohne einen gewissen Status war man aufgeschmissen. Jeder behauptete, dass er sich nichts aus den Worten der anderen machte, aber dies stimmte nicht. Wenn man hier überleben wollte, brauchte man Reputation und sollte vor allem früh damit anfangen. Ich hatte zum Beispiel meinen Platz in Jale schon längst sicher, auch wenn meine Noten bei weitem nicht dazu ausreichten, dafür aber das Geld meines Vaters. So war hier der Lauf des Lebens.

"Ich weiß nicht. Such dir was aus", murmelte ich nur, während meine Augen geschlossen waren und ich sanft über den Rücken des Kleineren strich. Das verdammte Koks hörte auf zu wirken und zog mich in diesen Strudel der Lustlosigkeit hinein. Ich hasste die Zeit danach. Entweder man zog sich die nächste Line oder puschte sich anderweitig, oder man konnte sich gleich vergessen. In diesem Moment fielen mir wieder die Pillen ein, welche ich mir vorhin in eine meiner Taschen gesteckt hatte. Ich kramte die Tüte heraus und legte sie behutsam auf den Nachtschrank, immerhin wollte ich nicht riskieren, dass die kleinen Dinger kaputt gingen.
 

Julian
 

Ich ließ mir nur zu gerne die Streicheleinheiten gefallen und musste aufpassen, nicht mit Schnurren anzufangen. Es war so wunderschön in Vivians Armen zu liegen und einfach nur zu chillen. Ich wurde allerdings aus meinem tranceartigen Zustand gerissen, als der Körper unter mir sich bewegte und etwas raschelte. Träge öffnete ich meine Lider, um nach der Ursache für diese Störung zu suchen. Meine Augen weiteten sich schlagartig, als ich das Päckchen mit den roten Tabletten sah.

"Was ist das?", fragte ich misstrauisch. Diese Pillen sahen verdammt noch mal nach Drogen aus und ich hatte vor L.A. lange genug damit zu tun gehabt, um so etwas zu erkennen. Mit gerunzelter Stirn betrachtete ich Vivian. Hatte er etwa schon etwas geschmissen? Ich musste unbedingt in seine Pupillen gucken, um sicher zu gehen. Bisher hatte ich gar nicht großartig auf seine Augen geachtet, daher forderte ich: "Mach mal bitte die Augen auf."
 

Vivian
 

"Nach was sieht es denn aus", murmelte ich gelangweilt. Ich hatte noch nie ein Geheimnis daraus gemacht, ab und zu mal was zu konsumieren. Es tat hier doch eh jeder und von daher war es für mich das Normalste der Welt. Ich war so aufgewachsen und mein Vater war wohl das beste Beispiel.

Ich verstand nicht, wo nun das Problem war, dennoch gehorchte ich ohne Widerspruch und öffnete meine Augen. Sie brannten ein wenig, was aber auch an meiner aufkommenden Müdigkeit liegen konnte. Scheiß Zeug, warum musste man sich danach immer so fertig fühlen?

Ich blickte in die hübschen Augen meines Gegenübers und lächelte etwas, um die Situation zu entschärfen.

"Du willst wissen, ob ich was genommen hab. Ja, am Anfang der Party. So wie es immer abläuft", erklärte ich ehrlich. Warum sollte ich auch lügen. Meine Augen würden mich sicher so oder so verraten. Ich ließ mich wieder nach hinten auf das Kissen sinken und seufzte leise.
 

Julian
 

Geschockt sah ich ihn an. Ich konnte einfach nicht glauben, dass er das Ganze so runterspielte. Es ging hier um Drogen und er redete davon, als wäre es das Normalste der Welt. Völlig neben der Spur sprang ich vom Bett auf, rannte ins Badezimmer und schmiss die Tür hinter mir ins Schloss. Ich wusste, dass der Ausbruch etwas übertrieben rüberkommen musste, aber Vivian mit diesen riesigen Pupillen zu sehen, hatte mich schlagartig an meine Mutter erinnert. Zwar nahm sie keine Chemie, aber dafür trank sie wie ein Loch und die Folgen davon waren noch immer auf meinem Körper zu sehen. Die Erinnerungen überrollten mich mit voller Wucht und ich fing an wie Espenlaub zu zittern. 'Scheiße, beruhige dich', ermahnte ich mich selbst, doch es half nichts. Vorsichtshalber setzte ich mich auf den Klodeckel, bevor meine Beine noch unter mir nachgaben. Verdammt, ich hatte echt Schiss, dass Vivian mal genauso ausrasten könnte und sein Ausbruch heute hatte mir ja bewiesen, dass dies durchaus möglich war. Ob ich ihn wohl jetzt schon wütend gemacht hatte? Ängstlich zog ich meine Beine an und schlang meine Arme darum und versuchte mein Zittern unter Kontrolle zu bekommen, als schon die ersten Tränen ihren Weg aus meinen Augen fanden. Gott, ich war so ein Schwächling, aber ich konnte einfach nichts gegen meine Panik tun.
 

Vivian
 

Irritiert blickte ich der imaginären Staubwolke hinterher, welche nur noch übrig war. Was ging denn jetzt ab? Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass es meine Schuld war. Ich erhob mich langsam und ignorierte mein Trägheitsgefühl. Ich wollte zu ihm, nach ihm sehen und wissen, was hier los war.

Ich klopfte erst höflicher Weise an die Zimmertür, öffnete sie aber ohne eine Antwort abzuwarten. Das Bild, welches sich mir bot, versetzte mir einen Stich direkt ins Herz. Er sah so hilflos aus. Ohne zu zögern näherte ich mich der zitternden Gestalt, hockte mich zu dieser und nahm Julian fest in den Arm. Ich konnte mir nicht vorstellen, weswegen er so reagierte, dennoch fühlte ich mich dafür verantwortlich.

"Hey Kleiner, was ist denn?", fragte ich fürsorglich und strich über einen der kalten Arme. Was sollte ich tun? Ich war gerade mit der Situation mehr als überfordert.

"Hab ich was falsch gemacht?"

Das letzte Mal, als ich mich so gefühlt hatte, war die kleine Göre von Matt gegen mich gelaufen und hatte stundenlang geheult, bis ich ihr ein Becher Schokoeiscreme geholt hatte, aber ich bezweifelte, dass dies hier etwas nützen würde.
 

Julian
 

Erschrocken blickte ich auf, als Vivian das Badezimmer betrat. Ich versuchte gar nicht erst, meine Tränen zu verstecken, denn dafür war es bereits zu spät. Lieber ließ ich mich von ihm trösten und kuschelte mich in seine beschützende Umarmung. Leicht schüttelte ich den Kopf als Beantwortung seiner Frage und fügte noch hinzu: "Ja ... nein ... ach keine Ahnung", wisperte ich hilflos, "das gerade eben hat mich nur so sehr eine meine Mutter erinnert."

Mein Tränenfluss wurde wieder schlimmer und nun fing ich auch noch an hemmungslos zu schluchzen. Mir war das alles ziemlich unangenehm, aber ich hatte nicht die Macht, diese Gefühle zu unterdrücken. Ich hasste meine Mutter für das, was sie mir angetan hatte, aber noch viel mehr verachtete ich mich dafür, dass ich es so lange stumm ertragen hatte. "Halt mich einfach nur fest", flüsterte ich tonlos, nachdem mein Heulkrampf etwas nachgelassen hatte.
 

Vivian
 

Ich schwieg und hielt den zierlichen Körper einfach in meinem Armen und hoffte, ihm so etwas helfen zu können. Ich merkte, wie langsam mein Shirt nass wurde, aber es störte mich in diesem Moment nicht. Ich wusste nicht, was seine Mutter mit ihm gemacht hatte, aber ich konnte es mir nach dem Veilchen, welches ja noch immer sein Gesicht zierte, gut vorstellen. "Es tut mir leid", wisperte ich ehrlich. Ich hob den Kleineren auf meine Arme und trug ihn zurück in mein Zimmer, wo ich ihn auf den Bett ablegte und mich zu ihm gesellte, nur um ihn sofort wieder an mich zu ziehen.

"Ich wollte dir keine Angst machen". Ich fühlte mich so verdammt schuldig an dieser Situation. Vielleicht sollte ich ihm doch ein Eis holen, aber der Junge war ja keine 4 mehr.

Ich verteilte leichte Küsse auf seiner Stirn, hinab zu den Wangen, um die feuchten Spuren zu beseitigen. Zum Glück hatte er wasserfestes Make-up drauf. Sonst hätte ich mein Shirt sicher wegschmeißen können.
 

Julian
 

Widerstandslos ließ ich mich von Vivian zurück in sein Zimmer tragen und kuschelte mich dann erneut an ihn. "Ist schon okay", versicherte ich ihm. Er konnte es ja schließlich nicht ahnen, dass meine Mutter eine Säuferin war. Ich hatte nur so verdammte Angst, dass er genau so werden könnte. Wollte nicht, dass er sich damit sein Leben versaute, aber das behielt ich vorerst für mich, da er wahrscheinlich eh nicht auf mich hören würde.

Ich fühlte mich schon wieder etwas besser, als er sich so zärtlich um mich kümmerte. Zufrieden schloss ich meine Augen und gab dann ein kleines Schnurren von mir. "Danke", murmelte ich noch, bevor ich seinen Mund mit meinem versiegelte und leicht an seiner Unterlippe knabberte. Diese vollen Lippen luden ganz einfach dazu ein und hatten mich schon süchtig gemacht. Ich drängte mich noch näher an den warmen Körper und legte meine Hand in Vivians Nacken, um ihn dort zu kraulen.
 

Vivian
 

Ich beließ den Kuss bei der kleinen Berührung und trennte mich wieder von dem Kleinen. Ich sah schon, wie das enden würde, wenn ich mich in diesen Zärtlichkeiten verlor und dies wollte ich nun wirklich nicht, zumindest nicht heute.

"Sei mir nicht böse, aber ich bin wirklich fertig", wisperte ich entschuldigend und platzierte einen flüchtigen Kuss auf die Nasenspitze von Julian.

Die Tage waren wirklich anstrengend gewesen und ich hoffte, wenigstens in dieser Nacht etwas Schlaf finden zu können, was ich aber nicht bezweifelte, weil mir fast automatisch die Augen zufielen. Immerhin war es besser nun zu schlafen, als auf weitere Nachwirkungen zu warten und dass diese kommen würden, war so sicher wie das Amen in der Kirche, immerhin war das Zeug von Rob nichts für sanfte Gemüter.

Ich hatte schnell meine Umwelt ausgeschaltet und der warme Körper in meinen Armen trug noch mehr dazu bei, dass ich mich recht schnell in meiner Traumwelt wieder fand.
 

Tbc

7. Kapitel
 


 

Robert
 

Das helle Sonnenlicht, welches mir mitten ins Gesicht schien, hatte mich geweckt und mich aus meinen verwirrenden Träumen befördert. Was hatte ich mir da nur für einen Mist zusammengereimt? Heafy und ich, tzes, lächerlich. Normalerweise guckte ich diesen Typen nicht mal mit dem Arsch an und jetzt fantasierte ich so einen Scheiß. Der Vodka gestern war wohl doch etwas zu viel gewesen, was mir auch mein brummender Schädel bestätigte. Gottverdammt und dann strahlte mich auch noch diese Sonne so umbarmherzig an, danke Petrus! Genervt rollte ich mich auf die Seite und öffnete dann doch mal meine Augen. Ich wünschte, ich hätte es nie getan, denn dass, was ich erblickte, ließ mir das Blut in meinen Adern gefrieren. Vor mir lag ein schlafendes Emokind, nackt, genau wie ich, wie ich erst jetzt feststellte und es handelte sich dabei um niemand geringeren als um die Obertucke persönlich: Heafy. Okay, jetzt war es endgültig vorbei. Ich musste mir gestern ganz einfach das Hirn mir harten Drogen weggeballert haben, sodass ich immer noch fantasierte. Oh Gott, hoffentlich war ich nicht wie manche Irre auf Pilzen hängen geblieben und würde nun für immer in meiner eigenen Welt leben. Aber was hatte dann bitteschön dieser Gnom darin zu suchen, hä? Bockig drehte ich mich wieder auf den Rücken und versuchte den Typen neben mir mit Wunschdenken wegzubekommen. Das Gestrige konnte, nein, durfte ganz einfach nicht passiert sein! Ich war doch nicht schwul, verdammt! Am Ende hatte ich mich noch bei ihm angesteckt, nicht auszudenken. Vielleicht sollte ich ganz einfach warten, bis der Grund der Misere aufgewacht war und ihn dann zu Rede stellen.
 

Heafy
 

Als ich das erste Mal meine Augen geöffnet hatte, schlief mein Knuddelbär noch tief und fest. Von daher entschied ich mich, auch lieber noch etwas Schlaf zu tanken und darauf zu hoffen, dass er vor mir aufwachte und so gnädig wäre, mich im Schlaf umzubringen. Jedoch bewegte sich schon wenig später besagte Person. Ich traute mich nicht mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen, sondern wartete einfach ab. Den Brummgeräuschen zufolge spürte mein Schnuffel gerade seine Kater. Tja selbst Schuld. Ich war kotzen gewesen, von daher ging es mir bestens, bis auf das Kribbeln im Bauch. Man, ich hielt das nicht mehr aus. Ich wollte einfach wissen, was nun war. Immerhin hatte ich noch immer seine zärtliche Stimme im Hinterkopf, wie er mir eine gute Nacht gewünscht hatte. Ich glaube gestern war der erste Tag, an welchem er mich wirklich "Matt" genannt hatte.

"Morgen Rob", meldete ich mich daher zu Wort und öffnete nun die Augen, um den Anblick auf den Rücken bis hinunter zu diesem geilen Arsch zu erhaschen. Wann hatte ich bitte das nächste Mal die Gelegenheit dazu.

Ich drehte mich auf den Rücken und begann mich zu strecken, solange ich noch dazu in der Lage war. Wer weiß, welche Knochen mir Mr. Flynn gleich brechen würde.

"Gut geschlafen?", fragte ich dennoch provokant. Ich konnte es einfach nicht lassen meinen Hasi zu ärgern.
 

Robert
 

Es sprach zu mir, meine Wahnvorstellung hatte mich tatsächlich beim Namen genannt. "Lass mich in Ruhe, du bist nicht echt", gab ich von mir, denn ich versuchte mir immer noch einzureden, dass ich mir das alles nur einbildete. Trotzig verschränkte ich die Arme vor meiner Brust und schnaubte. Das konnte doch alles nicht die Realität sein. "Sag mir bitte, dass ich das alles nur geträumt habe." Denn wenn dies nicht der Fall war, würde mein Leben damit den Bach runtergehen. Ich wäre geliefert, würde Heafy auch nur irgendetwas davon erzählen und das würde er zweifelsfrei jedem voller Stolz verkünden, dieser kleine Sadist. Wobei mir dabei wieder etwas einfiel, er hatte doch gestern...Vorsichtig fasste ich mir an den Rücken und stöhnte entsetzt auf. Da befanden sich tatsächlich die Kratzer, die er gestern mit seinen Fingernägeln auf meiner Haut hinterlassen hatte. Nun hatte ich den Beweis und konnte mir auch gleich die Kugel geben. Oder besser noch diesem Wurm, der mir das alles eingebrockt hatte. "Wie hast du das geschafft?", fragte ich betont ruhig und drehte mich wieder so, dass ich ihn angucken konnte.
 

Heafy
 

Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen. Wenn das mal nicht süß war. Klein Rob versuchte alles auf die Drogen zu schieben, welche er gestern noch nicht einmal genommen hatte. Mein Gott, ich war kurz vorm Losprusten.

"Sorry Baby, ich muss dich enttäuschen. Dein "Ich will dich" klang für mich recht real." Ich imitierte fast perfekt die raue, stöhnende Stimme bei den drei ausschlaggebenden Worten. Man war ich fies, aber dies war nur gerecht, immerhin hatte ich die Schmerzen, nicht er, sowohl körperlich als auch seelisch.

Auch ohne ihn anzublicken, wusste ich, dass Robert wohl die Spuren auf seinem Rücken gefunden hatte. Zum Glück hatte er noch nicht in den Spiegel gesehen, da seine Brust ebenfalls zerkratzt und sein Hals voller Flecken war. Passierte halt so im Eifer des Gefechts.

"Wie ich was geschafft hatte? Eigentlich hab ich nicht viel getan. Nur scheinbar hattest du es mal wieder richtig nötig, Schatz", grinste ich süffisant und drehte mich nun doch meinem Liebsten zu, um diesen meinen unschuldigsten Blick zu schenken. Hach ich liebte dieses Nachdenkliche in seinen Augen. Am liebsten würde ich ihn gleich wieder bespringen und darum flehen mich noch einmal so zunehmen, aber die Blöße wollte ich mir nicht geben. Es war besser, wenn er nichts von meinen Gefühlen wusste.
 

Robert
 

Mein Gott, ich konnte es nicht fassen. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Ich zweifelte nämlich keine Sekunde an Heafys Worten. Auf was für einem Trip war ich da nur gewesen? Hm, auf einem notgeilen wahrscheinlich, denn ich gab ihm gedanklich Recht: Ich hatte es verdammt nötig gehabt und anscheinend so sehr, dass es mir egal war, ob ich es nun mit einem Weib oder einem Kerl trieb. "War ich wenigstens gut?", gab ich schief grinsend von mir. Erstaunlich, wie locker mir das über die Lippen ging. Wahrscheinlich stand ich einfach noch unter Schock, oder es war schon die Einsicht, dass es ohnehin nicht mehr zu ändern war. Ich konnte jetzt eigentlich nur noch auf einen schnellen Tod hoffen, oder darauf, dass Heafy seine Klappe hielt und dieses Thema abhakte. Aber so wirklich machte er nicht den Eindruck, sonst würde er sich nicht drüber lustig machen. Machte ihm das denn so gar nichts aus? Oder war das Ganze wirklich von Anfang an geplant gewesen? Doch zu welchem Zweck? Am Ende hatte er hier irgendwelche Kameras installiert und würde das demnächst im Internet veröffentlichen.
 

Heafy
 

Was sollte ich auf die Frage antworten? Baby, die Nacht werde ich nie vergessen? Wohl eher nicht. Es war vorbei. Ich durfte ihm einmal alles von mir geben und musste mich damit abfinden, dass es dabei bleiben würde. Ein starker Auftritt musste her, damit ich meinen Abgang rechtfertigen konnte, um mich endlich meinem Selbstmitleid zu widmen. Von daher rutschte ich näher an Rob, legte meine Hand auf dessen Wange und kam dessen Lippen gefährlich nahe.

"Du weißt doch selbst, dass wir die Nacht den besten Sex unseres bisherigen Lebens hatten, aber keine Angst. Niemand wird davon erfahren", wisperte ich dagegen und erhob mich als nächstes vom Bett, als wäre nie etwas geschehen. Er sollte nicht sehen, wie es mir ging, dass mein Hintern brannte wie die Hölle und mein Herz gerade in Hunderte von Stücken zerbrach.

"Ich geh duschen", verkündete ich daher schnell und war schon aus dem Zimmer verschwunden, hinein ins nächste Bad, wo zum Glück keine Alkoholleichen rumlungerten. Ich schloss die Tür hinter mir ab, sank an dieser herunter und bettete den Kopf auf meinen Knien. Ich würde nicht weinen, niemals, aber es fiel mir immer schwerer, mich daran zu halten.
 

Robert
 

Völlig verwirrt ließ ich die letzten Sekunden auf mich wirken. War ich jetzt total bekloppt, oder hatte wir über Nacht die Rollen getauscht? Seit wann war der Typ bitte so selbstbewusst geworden? Ich brauchte dringend was zu Rauchen, sonst würde ich noch durchdrehen. Unter starken Schmerzen richtete ich mich im Bett auf und hielt mir meinen Kopf. Fuck, vielleicht sollte ich mir doch erst mal eine Schmerztablette einwerfen, bevor ich mich mit Zigaretten noch mehr austrocknete. Das klang doch nach einem guten Plan, um wieder klar im Schädel zu werden. Anziehen wäre auch nicht schlecht und so setzte ich dies in die Tat um und kramte dann in meinen tausend Taschen nach dem ersehnten Schmerzmittel. Nanu? Wo waren die kleinen Dinger denn hin? Nachdem ich wirklich alles abgesucht hatte, gab ich mit einem entnervten „argh“ auf. Heute war echt mein Pechtag. Ich brauchte Paracetamol! Und zwar ein bisschen plötzlich. Entschlossen marschierte ich aus dem Zimmer und brüllte ein lautes: „Heafy, wo hast du Schmerztabletten?“ Ich hatte keine Lust erst alle Räume in diesem großen Gebäude zu durchsuchen, denn davon gab es zu viele. Meine eigene Stimme war mir sogar schon zu laut und ich massierte meine Schläfen. Nur wurde es davon auch nicht besser.
 

Heafy
 

Kaum hatte ich es irgendwann geschafft unter die Dusche zu springen und endlich wieder etwas herunterzukommen, vernahm ich auch schon das Brüllen von Rob. "Klar Schatz, sofort", murmelte ich zynisch zu mir selbst und drehte das Wasser wieder ab. Konnte er nicht endlich verschwinden und mich meiner Trauer überlassen? Nicht, dass ich meinen Liebsten nicht gerne um mich hätte, doch gerade konnte ich da für nichts garantieren.

Schnell hatte ich mir ein Handtuch um die Hüften geschlungen, kurz im Badschrank gewühlt und schon war ich unterwegs zu meinem Hasen, um ihm die gewünschte Medizin zu bringen. Leider musste ich feststellen, dass keine Wundsalbe mehr im Haus war. Super, ich durfte also mal wieder leiden.

"Da werd glücklich", zickte ich verstimmt rum und machte mich mit meinem immer noch schmerzenden Hinterteil auf die Suche nach den letzten Leichen von der gestrigen Nacht um diese endgültig aus meinem Haus zu manövrieren. "Willst du Kaffee?", schrie ich Rob aus der Küche zu und setzte eine Kanne an. Ich brauchte das verdammte Koffein jetzt. Hoffentlich beruhigte das meine Nerven.
 

Robert
 

Ungeduldig wartete ich darauf, endlich meine Wunderpillen zu bekommen. Heafy ließ ganz schön auf sich warten, was meine Laune nicht gerade steigerte. Als er sie mir dann mit so einem blöden Spruch übergab, wurde ich wirklich sauer. Aber ich wollte mich jetzt nicht aufregen, sondern endlich denn Brummschädel wegkriegen. Also drängte mich an ihm vorbei ins Bad und spülte sie dort mit etwas Wasser runter. Meine Kehle war so dermaßen ausgedörrt, dass ich mich gleich mit dem Kopf unter den Wasserhahn hängte und wie eine räudige Katze davon trank. Nachdem ich einigermaßen meinen Durst gestillt hatte, verließ ich den Raum wieder und grinste, als ich Heafys Frage vernahm. Kaffee war jetzt genau das Richtige, um endlich wieder zu einem Menschen zu werden. In freudiger Erwartung begab ich mich nach unten in die Küche und bestaunte die Verwüstung, die ich auf dem Weg hierher entdeckt hatte. Ach ja, gestern fand doch die Party für meine Wenigkeit statt. Das hatte ich schon wieder völlig vergessen. „Kaffee ist gut. Sag mal, du brauchst nicht du zufällig Hilfe beim Aufräumen?“ Hui, was war denn nun los? Ich schüttelte leicht selbst den Kopf über meine Nettigkeit und setzte mich auf einen der Küchenstühle. Irgendetwas stimmte definitiv nicht mit mir und ich hatte keine Ahnung, woran das lag. Ich wollte einfach nicht zu meiner alten Form zurückfinden. Das war doch zum Haare raufen. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals so verwirrt in nüchternem Zustand gewesen zu sein.
 

Heafy
 

War mir doch klar, dass mein Schmusekätzchen zu einer schönen Tasse Kaffee nicht nein sagte. Ich goss das mittlerweile fertige heiße Getränk in zwei Tassen und stellte diese auf den Tisch. Zu meinem Glück, denn sonst hätte ich bei dem Kommentar das Porzellan sicher fallen lassen. Was war das denn bitte? Ich dachte, der hätte mir das Hirn raus gevögelt und nicht anders herum. Normaler Weise war Mr. Flynn die Bösartigkeit in Person, wenn dieser nüchtern war, aber diese Nettigkeit machte mir nur noch mehr Angst.

Schnell ging ich ein paar Schritte näher zu dem Älteren und legte diesem meine Hand auf die Stirn.

"Fieber hast du keines", stellte ich verwundert fest, aber was war es dann? "Aber nett dass du fragst. Die Putzfrauen freuen sich sicher, wenn du ihnen zur Hand gehst. Sicher hast du darin auch sehr geschickte Hände." Ich zwinkerte meinem Liebling beim letzten Teil frech zu. Ich konnte diese Anspielungen einfach nicht sein lassen. Schnell ließ ich mich auf dem Stuhl neben ihm nieder, immer darauf achtend, dass mein Handtuch ja da blieb, wo es hin sollte und schlürfte seelenruhig meinen Kaffee, während ich mir vorstelle, wie es wohl wäre, wenn er mich hier gleich auf dem Tisch ...
 

Robert
 

Ich kam mir mit einem mal so schrecklich dämlich vor. Er war mir überlegen, etwas, was noch nie vorgekommen war und ich hatte das Gefühl, dass mir so langsam die Kontrolle über alles entglitt. Natürlich hatten die Heafys Putzfrauen, wie konnte ich das nur vergessen. Die meisten Familien meiner Freunde konnten sich welche leisten, im Gegensatz zu mir, da ich nämlich meine eigene Wohnung hatte und sie mir gerade so mit meinem Drogenhandel finanzieren konnte.

Gedanklich ließ ich den gestrigen Tag noch einmal Revue passieren. Alles hatte mit der Party angefangen, wo ich mich schon das erste mal seltsam verhielt, als ich mich freiwillig zu unserem Emo gesellte. Gut, das war in dem Fall nicht so verwunderlich, da er schließlich der Gastgeber war. Eigentlich war doch Vivian an allem Schuld, denn wenn er nicht darauf bestanden hätte, mit mir den Vodka zu killen, dann wäre ich nie so besoffen gewesen und wäre bei vollem Bewusstsein geblieben. Dann hätte dieser Bastard auch nie Gelegenheit gehabt mit seinem erbärmlichen Zustand Mitleid bei mir zu erregen und dann hatte er dies auch noch schamlos ausgenutzt. Was mich wieder zu dem Schluss brachte, dass das Alles bis ins kleinste Detail geplant gewesen sein musste. Aber irgendetwas fehlte da noch, ein entscheidendes Puzzlestück. Ich kam mir langsam vor wie Sherlock Holmes. Das führte doch alles zu nichts. Resignierend stütze ich meine Ellbogen auf den Tisch und rieb mir über die Augen. Den Kaffee hatte ich bis jetzt noch nicht angerührt, durch meine Grübeleien hatte ich sogar vergessen, dass noch eine Person mit mir im Raum saß, die mich kritisch musterte. Als ich diesen prüfenden Blick auf mir spürte, hielt ich es keine Sekunde länger hier drin aus und trat mit einem gemurmelten „Entschuldige mich“ die Flucht an.
 

Tbc

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 9
 


 

Vivian
 

„Ach wenn’s sonst nichts ist“, sprach ich ohne auch nur den Sinn der Worte zu verstehen. Es dauerte irgendwie etwas länger bis ich begriff, dass Rob nicht von irgendeinem redete, sondern von unserer Diva, dem Gruppenschwulen. Ach du große...

„Du hast was?“, schrie ich ihn beinahe an und der Schock stand mir förmlich ins Gesicht geschrieben. Ich meine, ich hatte ja mit vielem gerechnet, aber mein Kumpel und die Schwuchtel.

„Bitte sag mir, dass du mich grad verarscht. Seit wann fickst du Kerle und dann auch noch Heafy?“, fragte ich nun ruhiger und schnappte mir noch einmal den Glimmstängel. Das brauchte ich nun wirklich, nur leider wurde mir auch bewusst, dass Robert sicher nicht scherzte und genau das brachte mich zum grinsen. „Geile Sache, komm erzähl, wie war’s?“, kicherte ich schon fast belustigt, ob es nun an dem Gras oder der Tatsache an sich lag, konnte ich nicht genau sagen.

„Na ja zur Zeit scheint das irgendwie in der Luft zu liegen. Am Ende werden wir noch alle schwul. Was soll’s ne.“ Ich merkte nicht einmal, dass ich mich gerade um Kopf und Kragen redete, aber hey, ich hatte noch mit keinem gefickt.
 

Robert
 

Scheiße, es war so klar gewesen. Warum sollte ich auch mal Glück haben? Scheinbar war ich ja in letzter Zeit vom Pech verfolgt. Vivian glaubte mir also jedes Wort, aber ganz offensichtlich fand er die Sache gar nicht so schlimm. Er riss mir zumindest nicht sofort den Kopf ab. Aber vielleicht machte er das noch, sobald er wieder nüchtern war. Das mit dem Kiffen war wohl ein guter Plan gewesen. Dass er allerdings nachfragte, war nicht so witzig. Was sollte ich denn darauf antworten? Ich wusste es doch selbst nicht. Aber Moment mal, wie meinte er seine letzten Worte? Er hatte doch nicht etwa auch...? Zumindest würde es erklären, warum er so ruhig blieb. Ich sah meine Chance unbeschadet aus der Sackgasse rauszukommen. Ohne also auf seine Frage einzugehen, meinte ich: „Wie meinst du das? Hattest du in letzter Zeit etwa auch etwas mit einem Kerl?“ Provozierend sah ich ihn nun an. Was er kann, konnte ich schon lange. Mit einem überlegenen Grinsen auf den Lippen nahm ich ihm die Tüte wieder ab und nahm selbst einen Zug davon. Kiffen war doch was Feines.
 

Vivian
 

Warum mussten immer solche Gegenfragen kommen? Ich meine, was sollte ich darauf antworten. Ich wusste ja nicht einmal selbst, was zwischen mir und dem Kleinen war, aber es schien zumindest meine Hormone sehr zu beeinflussen.

„Na ja, mehr oder weniger. Also ich bin mit keinem in die Kiste gesprungen. Da haste mir echt was voraus. Also erzähl, wie ist es?“ Gott ich war so neugierig. Immerhin hatte ich keine Ahnung, wie so was ablief. Klar Arschficken trallala, aber halt mal das Ganze gesehen. Außerdem konnte ich so perfekt von mir ablenken und musste nicht auf diese unangenehmen Fragen antworten. Wäre ja noch schöner, wenn ich ihm auch noch erklären müsste, wer mein kleines Problem war.

„Ich sag dir, Heafy steht doch eh auf dich. Der hat dir vielleicht was gegeben“, wollte ich meinem Freund Mut machen. Okay ich hatte nicht wirklich angenommen, dass unsere Diva wirklich schwul war, aber vom Hocker riss mich diese Neuigkeit auch nicht.
 

Robert
 

Wie ich es hasste, wenn ich die Kontrolle über eine Diskussion verlor und nur noch reagieren, statt agieren konnte. Aber wenn Vivian einmal neugierig geworden war, gab es eh keine Möglichkeit mehr, das Ganze zu umgehen. Er würde so lange nachbohren, bis er endlich die gewünschten Informationen erhalten hatte. Wenigstens beruhigte mich die Tatsache, dass ich nicht der Einzige war, der Erfahrungen beim gleichen Geschlecht gesammelt hatte. Und wenn ich von meinem Erlebnis schilderte und wir genug gekifft hatten, würde vielleicht auch mein Gesprächspartner mit der Sprache rausrücken. „Also gut“, fing ich nun sicherer geworden an, „ich habe selbst keine Ahnung mehr wie das Ganze vonstatten gegangen war, aber...“ Und nun erzählte ich ihm die Erlebnisse der vergangenen Nacht. Ich konnte nicht abstreiten, dass es mir gefallen hatte, aber ich wusste einfach nicht, was ich nun davon halten sollte. Und genau das fragte ich Vivian, nachdem ich ihm alles erzählt hatte. Gott, dass ich mit meinem besten Kumpel jemals solche Gespräche führen würde, hätte ich mir bis vor wenigen Tagen auch nicht vorstellen können. Aber irgendwie tat es gut, darüber gesprochen zu haben. Vielleicht wusste er ja Rat, wie ich mich Heafy gegenüber in Zukunft verhalten konnte.
 

Vivian
 

Mein zugenebeltes Hirn erschwerte mir leider, das Thema mit der nötigen Ernsthaftigkeit zu behandeln, wie ich es wohl sonst getan hätte, aber so sah das alles etwas anders aus.

„Es war also geil“, fasste ich für mich das Ganze mal zusammen. Scheiße ich wollte auch und zwar jetzt. Na gut, nachher, immerhin sollte Rob ja nicht zusehen, aber vielleicht mitmachen ... ah meine eigenen Gedanken machten mir echt Angst.

„Mhh du musst erst einmal wissen, ob es was Einmaliges war. Ich mein, wer verzichtet schon auf geilen Sex. Ist ja erst einmal egal mit wem“, kicherte ich daraufhin. Oh man, ich war wirklich neugierig auf mehr geworden.

„Tja aber ich denke ich sollte es auch mal ausprobieren“, fügte ich fast schon nachdenklich hinzu, nur um im nächsten Moment loszuprusten. Gott, wie lächerlich war die Szene gerade. Die zwei beliebtesten Kerle neben Matt, aber der ist ja eh meist zu besoffen, um was zu kapieren, saßen hier und unterhielten sich darüber, ob sie weiter oder überhaupt mit Kerlen poppen sollten.
 

Robert
 

Oh Gott, das Ganze hörte sich schrecklich nach Dr. Sommer Team an. War ich wieder 14, oder was? Und selbst da konnte ich mich nicht erinnern, je solche Probleme gehabt zu haben. Ich wusste damals schon, wen ich ficken wollte und bekam auch genau das Objekt meiner Begierde. Nur handelte es sich dabei um eine Frau und nicht um einen Kerl, oder so etwas, was zumindest einen darstellen sollte. Bei Heafy konnte man da nie so sicher sein.

Ich verschluckte mich bald an meiner Jolle, als ich Vivians Überlegungen vernahm. So hustete ich ungeschickt drauf los und fragte, als ich wieder zu Atem gekommen war: „Wer ist denn der Glückliche?“ Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass Vivian zeitgleich mit mir dasselbe Problem haben sollte. War das etwa das, was manche Leute als Schicksal bezeichneten?
 

Vivian
 

So war das Leben. Ich redete mir also wirklich die ganze Sache von der Seele, oder zumindest nahm ich mir das vor. Konnte ja nicht schaden.

„Wehe du lachst. Kennst du diesen kleinen Streber, der nun bei mir im Jahrgang ist?“, erklärte ich einfach mal in der Hoffnung, Robert wusste, wen ich meinte. Der Name hätte ihm eh nicht weitergeholfen.

„Aber frag mich bitte nicht, wie sich das ergeben hat“. Schmunzelte ich, wie der Osterhase und klaute ihm den Joint, bevor dieser leer war und nahm noch den letzten finalen Zug.

„Ich komm mir gerade vor, wie bei einer Aufklärungsrunde oder so“, grinste ich breit und drückte den kurzen Stummel auf dem Nachttisch aus. Schon strange. Sonst hatte ich nie mit ihm über solche Dinge gesprochen und nun hatten wir fast das gleiche Problem.

„So und was jetzt?“, fragte ich schon wieder gelangweilt. Vielleicht wäre ein Themenwechsel ganz gut, sonst würde ich noch über meinen besten Kumpel herfallen, wenn wir weiter über Sex redeten.
 

Robert
 

Ich konnte mir nun wirklich das Lachen nicht verkneifen, sondern kugelte mich aufgrund der Auswirkungen des Joints auf Vivians Bett rum. Das war wirklich zu witzig. Natürlich kannte ich den Streberling, wer kannte diesen Stereotypen eines Langweilers nicht? Man, da war ich mit Heafy ja noch regelrecht gut dran, immerhin stammte der aus unseren Kreisen. „Sorry“, lachte ich, „aber das ist wirklich zu köstlich“. So langsam beruhigte ich mich allerdings wieder. Für Vivian war das sicherlich ein handfestes Problem und wie sagte man so schön? Geteiltes Leid ist halbes Leid. Und unter Einfluss von Hanf erschien das Alles nicht mehr so schrecklich.

„Gute Frage“, meinte ich nachdenklich, „das Gras lähmt gerade meinen Ideenreichtum. Vielleicht sollte ich mich so langsam nach Hause begeben, aber irgendwie sind meine Beine schwer wie Blei.“ Bei diesem Vergleich entfloh mir ein Kichern, welches langsam an Stärke gewann. „Andererseits ist es gerade so gemütlich auf deinem Bett, da will ich gar nicht weg.“ Meine Fresse, die Drogen schlugen erbarmungslos zu. Ich stand völlig neben der Spur und quatschte nur noch Müll. Aber das war egal, solange es meinem Gegenüber genauso ging. Diesen schaute ich mit klimpernden Wimpern an und fragte voller Hoffnung: „Hast du einen Vorschlag zur Güte?“
 

Vivian
 

Schön, dass ich wenigstens zur Belustigung anderer diente, aber wenn ich ehrlich war, musste ich zugeben, dass die Situation ziemlich lächerlich war. Ich meine, so ein Gott wie ich war vernarrt in die personifizierte Unbeliebtheit. Geile Sache würde ich sagen.

"Du sollst doch nicht lachen", schmollte ich getroffen und kuschelte mich weiter in eines der riesigen Kissen. Der neben mir sollte mal ruhig sein. Meiner war vielleicht ein Streber, aber wenigstens keine Schwuchtel in viel zu engen Hosen und Cowboystiefeln.

"Wir finden jetzt heraus, was Sache ist, mein Lieber", grinste ich breit und setzte mich, wenn doch etwas träge, auf. "Wäre doch gelacht, wenn wir hier mit dem Schwuchtelgen angesteckt wurden. Du küsst mich und wenn du einen Ständer bekommst, weiß ich, dass ich mich von dir fernhalten muss und ich mich auf die Suche nach einem neuen Dealer begebe", fuhr ich lachend fort, damit Rob auch schnallte, dass ich dies nur spaßhaft meinte.
 

Robert
 

Mit großen Augen musterte ich nun mein Gegenüber skeptisch. What the...? Allerdings atmete ich aufgrund seines Lachens wieder auf. Vivian meinte diese Aufforderung nicht ernst, sein Glück. Alles andere hätte auch mein Weltbild schwanken lassen. Nichtsdestotrotz beschloss ich, auf sein Spielchen einzugehen. Mal sehen, wie weit er wohl gehen würde. "Und was machen wir, wenn ich von dir geil werde? Sorgst du dann für Abhilfe?" Mit einem fetten Grinsen auf den Lippen setzte ich mich ebenfalls auf und rückte ein Stück näher an mein Gegenüber ran. Immer noch grinsend wackelte ich mit den Augenbrauen und fragte provokant: "Na, traust du dich?" Ich ließ mich doch nicht von meinem besten Kumpel verscheißern und außerdem hatte ich das letzte Wort - immer.
 

Vivian
 

"Aber sicher doch. Ich kann dich ja dann nicht einfach so sitzen lassen. Dafür bin ich ein viel zu sozialer Mensch", säuselte ich mit einem fast schon erotischen Raunen zurück und beobachtete jede Bewegung meines Kumpels. Wenn der glaubte, mich so verschrecken zu können hatte er sich getäuscht.

Nun lag es an mir, noch einen Schritt weiter zu gehen. Mal abwarten, wann unser Macho den Schwanz einzog. Also legte ich eine Hand auf seine Wange und strich zärtlich mit dem Daumen über die Haut, während ich mir ein Lachen verkneifen musste. Die gesamte Situation war einfach nur zu komisch.

"Die Frage ist wohl eher, ob du dich traust", grinste ich zurück und kam den Gesicht des Anderen immer näher.
 

Robert
 

Nun gab es kein Zurück mehr, wenn ich nicht vor Vivian zugeben wollte, dass er gewonnen hatte und das tat ich bestimmt nicht. Außerdem fühlte ich mich ihm gegenüber überlegen, im Gegensatz zu ihm hatte ich schon einen Kerl flach gelegt und wusste, wie es geht. Ohne noch etwas zu sagen, legte ich eine Hand in seinen Nacken, zog ihn zu mir und küsste ihn. Ich löste mich allerdings gleich darauf wieder, blieb jedoch dicht vor Vivians Lippen hängen und wisperte: "Willst du immer noch?" Jetzt war ich wirklich gespannt, wie er wohl reagieren würde.
 

Vivian
 

Ich war völlig überrascht, dass Robert das wirklich durchzog und ich kurze Zeit später seine Lippen auf meinen spürte. Jetzt konnte ich erst recht keinen Rückzug machen. Verdammt aber auch.

"Ich wäre enttäuscht, wenn das alles wäre, was du könntest", forderte ich ihn regelrecht heraus und presste nun meinen Mund auf seinen. Er sollte ruhig wissen, dass ich bei der Sache die Oberhand hatte und diese sicher nicht so leicht abgeben würde. Ich bat erst gar nicht um Einlass, sondern enterte sofort die fremde Mundhöhle. Es war so anders als mit Julian. Ich hatte nicht einmal das Bedürfnis zärtlich zu sein oder gar irgendein Gefühl hineinzulegen. Es war einfach nur die pure Neugierde und vielleicht ein Funken Lust auf mehr.
 

Robert
 

Ich fühlte nichts, als Vivian mich von sich aus küsste. Da war nicht die geringste Regung in mir zu spüren, ich fand es zwar nicht abartig aber auch nicht anregend. Ich stellte mir wirklich ernsthaft die Frage, was mich dann dazu geritten hatte, es mit Heafy zu tun. Lag das tatsächlich nur am konsumierten Alkohol, oder steckte mehr dahinter? Wenn ja, dann sollte ich wohl schleunigst einen guten Psychiater aufsuchen, denn das wäre definitiv nicht normal. Zumindest wusste ich aber, dass ich nicht schwul sein konnte, sonst müsste ich doch davon geil werden oder nicht? Harr, es war zum Haare raufen. Ich glaub, ich war einfach reif für die Klapse, wenn diese Gedanken nicht bald aufhörten.

Aber nun hatte ich mich einmal auf dieses blöde Spiel eingelassen und musste auch mitmachen. Ebenso intensiv erwiderte ich also den Kuss und drückte Vivian nach hinten in die Kissen. Er sollte bloß nicht denken, dass ich ihm die Führung überlassen würde.
 

Vivian
 

Es war alles seltsam, nicht unbedingt schlecht, vielleicht sogar gut, aber er machte mich einfach nicht an. Bei Julian hätte ich mich jetzt schon völlig vergessen. Die Tatsache an sich ließ mich aufatmen, dennoch musste man ja auch sagen, dass Julian ein völlig anderer Typ war, als Rob. Vielleicht lag es auch daran. Arghh, ich war wirklich kurz vor dem Verzweifeln.

Als mich mein Kumpel auch noch nach hinten in das Kissen drückte war es vorbei. Das war weder irgendwie geil noch irgendwas anderes. Ich bekam eher Panik.

Diesmal war ich mehr als froh, als die Melodie meines Handys ertönte und mich somit einen guten Grund hatte das Ganze zu beenden. Verdammt war das knapp gewesen.

Ich schob also Rob von mir und machte mich auf die Suche nach dem klingelnden Teil, um sofort, nachdem ich es gefunden hatte, den Anruf entgegen zu nehmen. Ich hörte der ruhigen Stimme von Matt zu. Ich hätte ihn knutschen können, so dankbar war ich.

"Ja geht klar. Rob holt dich ab", sprach ich noch schnell hinein und legte eine Sekunde später auf. "Sollst Matty vom Krankenhaus abholen. Nimm meinen Roten. Schlüssel liegt unten", erklärte ich sachlich und versuchte so normal wie möglich zu wirken. Man war ich fertig.
 

Robert
 

Ich konnte gar nicht beschreiben, wie erleichtert ich war, als uns Vivians Handy unterbrach. Noch nie im Leben war ich so dankbar dafür gewesen, dass man immer und überall mit den kleinen Dingern erreichbar war. Dank diesem Anruf ging ich natürlich als Sieger der ganzen Sache hervor. Bloß gut, dass ich dafür nicht noch mehr hatte riskieren müssen.

"Alles klar", meinte ich betont locker, "dann werde ich unsere Schnapsdrossel mal nach Hause holen. Wir sehen uns." Ohne auf eine Antwort zu warten, rannte ich schon beinahe aus dem Zimmer. Ich brauchte dringend Gesellschaft, die eindeutig heterosexuell war, sonst bekam ich hier noch völlig die Krise. Das alles schien irgendwie kein Ende zu nehmen, dachte ich mir noch bevor ich mir den Autoschlüssel schnappte und mich auf den Weg machte.

Kapitel 10
 

Julian
 

Mittlerweile war ich nicht mehr geschockt, ich kochte bereits vor Wut. Was fiel diesem Pseudoschwulen eigentlich ein, sich an MEINEN Vivian ranzumachen? Und ich musste hier auch noch tatenlos rumsitzen und mir das Ganze mit anhören. Denn anscheinend hatten die Bauarbeiter am Mörtel gespart, da ich jedes Wort vernommen hatte, während ich im Nachbarzimmer lungerte. Ich wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis ich wutentbrannt zu den Beiden rüberrennen und sie auseinander zerren würde. Zum Glück war dies jedoch nicht nötig, als ich hörte wie sich Robert aufgrund des Anrufes vom Acker machte. Dieser stand nun auf Platz eins meiner Abschussliste. Wenn ich ihn das nächste Mal sehen würde und er sich wieder an Viv ranschmeißen würde, wäre er fällig. Schnaubend stand ich auf und stiefelte ins Nebenzimmer, der konnte was erleben! Mit verschränkten Armen stellte ich mich in den Türrahmen und funkelte den Älteren angesäuert an. "Was sollte das eigentlich werden, wenn es fertig geworden wäre, hä?", zickte ich auch gleich drauf los. Er sollte ruhig wissen, dass ich mir nicht alles gefallen ließ. Ich war doch nicht sein Spielzeug, was er nach Belieben aus dem Schrank holen konnte, wenn er denn mal Lust darauf hatte.
 

Vivian
 

Völlig neben mir auf dem Bett hockend, bekam ich erst gar nicht mit wie Julian das Zimmer betrat. Erst als dieser loslegte, blickte ich zu ihm und musste leicht grinsen, auch wenn mir eher nach heulen zumute war. Das lag nur an dem verdammten Gras. "Er hat angefangen", versuchte ich mich wie ein kleines Kind zu rechtfertigen, auch wenn es nicht einmal der Wahrheit entsprach. Mit großen Augen blickte ich den Jungen an und sofort war wieder dieses Gefühl in mir. Ha, ich war nicht schwul. Es lag ganz eindeutig an Julian. "Und ich weiß jetzt, dass ich nicht auf Kerle stehe", warf ich voller Stolz in den Raum. Ich redete mich schon wieder um Kopf und Kragen. Scheiß Zeug. "Es liegt alles nur an dir", fügte ich schnell hinzu und ließ mich erneut nach hinten sinken. So langsam kam ich wieder zur Besinnung. Heafy und Rob. Ich piss mich doch weg. Da war ich ja wirklich noch gut dran mit dem Kleinen hier, auch wenn der mich gerade eher an ein Weib erinnerte. "Komm her. Ich mach es wieder gut", wisperte ich viel versprechend, um meinen Süßen wieder gut zustimmen
 

Julian
 

Misstrauisch lauschte ich Vivians Versuchen, sich zu rechtfertigen und musste dann schon wieder grinsen. Er stellte sich so unbeholfen dabei an, dass ich ihm gar nicht mehr böse sein konnte. Hatte er das alles etwa nur gemacht, um herauszufinden, wie es um seine Gefühle stand? Wie niedlich war das denn? Er stand also nicht auf Kerle, so, so. Für mich sah das aber ganz anders aus. Ich konnte mir ein kleines Kichern nicht verkneifen und folgte dann seiner Aufforderung. "Du bist süß, weißt du das?", fragte ich ihn und krabbelte zu ihm aufs Bett, um mich an ihn zu kuscheln. Seufzend legte ich meine Arme um seine Hüften und freute mich, ihn endlich wieder bei mir zu haben. Das war doch schon krankhaft, dass ich es nicht einmal 5 Minuten ohne ihn aushalten konnte. Aber es war nicht zu ändern. Ich brauchte ganz einfach seine Nähe und fürchtete mich schon vor dem Moment, in dem er wohl mein Herz brechen würde. Denn ich war mir fast sicher, dass unser Glück nicht lange anhalten würde. Irgendwie hatte ich das im Gefühl.
 

Vivian
 

Zufrieden stellte ich fest, dass Julian zu mir kam und meine Nähe suchte. Ich war wirklich vernarrt in diesen Jungen, sonst hätte ich schon lange reiß aus genommen. Ich hasste solch menschliche Nähe, aber bei ihm war es irgendwie anders.

"Du noch viel mehr", hauchte ich liebevoll und platzierte einige kleine Küsse auf dem Kopf des anderen, ehe ich uns einfach rumrollte, sodass ich oben lag und unsere Lippen versiegelte. Es war wirklich komplett anders als bei Rob. Schauer durchliefen meinen Körper und ich wurde regelrecht süchtig nach diesen Lippen, welchen ich so unendlich viel Zärtlichkeit entgegenbrachte und dabei hoffte, dass der Kuss nie enden würde. Ich hatte es einfach vermisst, auch wenn der letzte Kuss nicht wirklich lange zurück lag.

Dennoch löste ich mich von den schönen Lippen und lächelte den Jüngeren an. "Alles wieder gut oder muss ich mich mehr anstrengen?"
 

Julian
 

Genießend schloss ich meine Augen und gab mich ganz und gar Vivians Streicheleinheiten hin. Liebe war doch etwas wunderbares, zumindest dann, wenn sie erwidert wurde und momentan war dies der Fall. Ich vergrub eine Hand in seinen Haaren und fuhr mit der anderen unter seinen Pullover, um die zarte Haut zu streicheln, als ich mal wieder unter ihm lag. Dass er der dominante Part war, machte mir jedoch nichts aus. Im Gegenteil, so konnte ich mehr genießen und ihm die Arbeit überlassen. War doch eine faire Arbeitsteilung, wie ich fand.

"Alles okay, aber hör trotzdem nicht auf", flüsterte ich gegen seine Lippen und gab ihnen einen sanften Kuss. "Ich hab dich lieb", sagte ich mit wahrscheinlich riesigen, rosa Herzchenaugen, aber ich konnte es einfach nicht mehr unterdrücken, ihm die Wahrheit zu sagen. Ich war noch nie in meinem Leben so glücklich gewesen, wie jetzt gerade.
 

Vivian
 

Wie konnte ein Mensch nur so unglaublich süß sein? Ich antwortete nichts darauf, denn Julian wusste, dass ich dazu nicht in der Lage war, sondern senkte meine Lippen lieber hinab zu dessen Hals und verteilte dort zaghafte Küsse. Aufhören wollte ich sicher nicht, auch wenn der Gedanke daran, was noch passieren könnte, mein Herz vor Aufregung schneller schlagen ließ. Verdammt, warum war ich so nervös? Gut, ich hatte keinen Plan von irgendetwas, aber so schwer konnte das ja nun wirklich nicht sein.

Trotzdem löste ich mich und griff schnell zu dem Handy auf meinem Nachttisch, um dieses auszuschalten. "Wollen ja nicht schon wieder gestört werden", erklärte ich mein Handeln kurz und versiegelte erneut unsere Lippen zu einem weiteren gefühlvollen Kuss. Meine Hände gingen wieder auf Wanderschaft, suchten sich schnell den Weg zu der weichen Haut des Kleineren. Ich liebte das Gefühl unter meinen Fingerspitzen. Fahrig strich ich über seine Seiten, weiter hinauf.
 

Julian
 

Ich grinste nur wegen der Reaktion auf das Handy. Wo er Recht hatte... Diese Dinger waren einfach ein Fluch und unterbrachen einen immer in den unpassendsten Momenten. Nur zu gern ging ich auf den Kuss ein und schob meine Zunge in die fremde Mundhöhle. Ich liebte das Gefühl, wenn unsere Zungen sich gegenseitig streichelten. Das löste ein wahnsinniges Kribbeln in meinem Bauch aus, als würden hundert Schmetterlinge darin flattern. Auch meine Hände blieben nicht untätig, sondern machten sich nun beide unter Vivians Pullover zu schaffen. Langsam ließ ich sie wieder runter wandern und zupfte anschließend am Saum des Stoffes, um so anzudeuten, dass ich ihm das störende Stück Kleidung ausziehen wollte. Nachdem dies geschehen war, machte ich mich gleich über die freigelegte Haut her und erkundete sie mit meinen Fingerspitzen. Seine Haut war so unglaublich zart, dass ich eine Gänsehaut vom bloßen Anfassen bekam. Noch nie hatte ich solch starke Gefühle für einen Menschen gehabt, wie für ihn. Ich wollte ihn so gerne mein Eigen nennen, aber ich wusste, dass das nicht ging - noch nicht.
 

Vivian
 

Die Finger auf meiner Haut lösten in mir ein unbeschreibliches Kribbeln aus, welches mich meine letzten Zweifel vergessen ließ. Julian wusste scheinbar, was er wollte und ich war keineswegs abgeneigt, es ihm zu geben. Sicherlich wusste der Kleine auch, was zu tun war.

So begann ich mit fast zittrigen Händen das Hemd des Kleineren zu öffnen, während sich unsere Münder immer wieder zu kleinen Küssen trafen, welche mir regelrecht den Atem raubten. Ich vergaß alles um mich herum, gab mich den Gefühlen vollkommen hin und zum ersten Mal kam mir etwas, was ich tat, vollkommen richtig vor.

Innerhalb weniger Augenblicke war das Hemd endlich offen und meine Hand erkundete sofort die freigelegte Haut, wanderte vom Bauchnabel hinauf zu dem Brustbein und weiter zu einer der sich mir schon entgegenstreckenden Brustwarzen, welche ich neckend umspielte. Dabei achtete ich auf jede Reaktion von Julian, nur um sicher zugehen, dass es ihm auch gefiel.
 

Julian
 

Es knisterte regelrecht in der Luft, so stark war die Spannung zwischen uns. Die Berührungen des Älteren ließen mich langsam aber sicher in andere Sphären gleiten und ich war fast bereit, ihm alles zu geben. Aber bis zum Äußersten würde ich heute sicher nicht mit ihm gehen, da ich erstens noch warten wollte und ich zweitens vor ihm auch noch nicht alle Erfahrungen in dieser Richtung gesammelt hatte. Mit anderen Worten: Ich wusste nur theoretisch wie der Sex zwischen zwei Männern funktionierte. Trotzdem war ich total entspannt von Vivians Liebkosungen und hatte bislang auch noch keine Panik bekommen. Ich bemerkte die leichte Unruhe von ihm und wusste sie nicht so recht zu deuten. Entweder war er unsicher oder einfach nur aufgeregt. Was es auch war, es machte ihn in meinen Augen nur noch liebenswerter. Erneut schloss ich meine Augen, um seine Berührungen noch intensiver spüren zu können. Ein leises Stöhnen entfleuchte mir, als er sich meinen Nippeln zuwendete. Augenblick schoss mir das Blut wieder in tiefere Regionen meines Körpers hinab. Dieser Mann wusste einfach, was er tat.
 

Vivian
 

Das leise Stöhnen verursachte bei mir eine Gänsehaut, welche gar nicht mehr verschwinden wollte. Es machte mir Mut, sodass ich einfach so weiter machte und mich der anderen Knospe zuwendete, während sich meine Lippen wieder dem schlanken Hals widmeten, um diesen nach allen Künsten zu liebkosen.

Ich wurde immer ruhiger und vor allem auch sicherer, jedoch ließen mich die süßen Geräusche, welche aus dem Mund von Julian stammten, nicht gerade kalt. Er hatte mich noch nicht einmal richtig berührt und ich war schon erregt. Dennoch ließ ich mich davon nicht beirren und wanderte gemächlich mit meinen Lippen weiter abwärts und begann diese anstatt meiner Finger einzusetzen. Sanft leckte ich mit der Zunge über den harten Nippel, neckte diesen mit meinen Zähnen und wiederholte das ganze wieder. Wenigstens konnte ich mich bis jetzt auf meine Erfahrung verlassen.

Die abgelöste Hand machte sich währenddessen selbstständig und nestelte schon am Hosenbund des Jüngeren und öffnete diese. Bevor ich weiter nachdachte, war sie reflexartig auch schon darin verschwunden.
 

Julian
 

Immer wieder entwichen mir kleine Seufzer und ich fing langsam an, mich unter Vivian zu winden. Gott, ich wollte ihn so sehr und war mir inzwischen gar nicht mehr so sicher, ob ich ihm nicht doch schon mein größtes Geschenk machen wollte.

Ich beschloss, nicht weiter untätig zu sein, sondern legte eine Hand auf seinen Rücken und streichelte diesen, während die andere seinen Nacken kraulte. Diese Tätigkeit benötigte allerdings schon meine volle Aufmerksamkeit, da mich diese geschickte Zunge gerade vollkommen ablenkte. Als er dann noch die Zähne einsetzte, konnte ich ein leicht schmerzhaftes Aufkeuchen nicht verhindern. Es tat ja nicht wirklich weh, sondern steigerte eher die Lust auf noch mehr.

Ich bemerkte, wie Vivian sich an meiner Hose zu schaffen machte und bereitete mich innerlich bereits darauf vor. Aber natürlich nützte das gar nichts, denn als er mich dann an meiner empfindlichsten Stelle berührte, konnte ich nicht anders als mich seiner Hand entgegenzudrängen und ein "Oh Gott" zu stöhnen. Verdammt, ich hatte es nicht so überwältigend geil in Erinnerung, aber vielleicht lag es auch daran, dass es das erste Mal von jemandem war, den ich liebte.
 

Vivian
 

Ich versuchte meine Hand zu bewegen, um ihm noch mehr Lust zu bereiten, was aber durch diese enge Hose leicht schwierig war. Daher zog ich meine Hand zurück und befreite Julian gleich von jedem störenden Stoff, sodass dieser nur noch mit dem Hemd bekleidet war, welches ihm schon über die Schultern gerutscht. Ich war wie gefesselt von diesem Bild. Dennoch beugte ich mich vor zu den sündigen Lippen und versiegelte diese erneut.

"Du bist wunderschön", wisperte ich verträumt zwischen zwei immer leidenschaftlicheren Küssen, ehe meine Hand wieder an den vorherigen Platz zurückkehrte und ich anfing diese langsam auf und ab zu bewegen, während mein Daumen über die leicht feuchte Spitze rollte. Ich versuchte einfach das zu imitieren, was ich sonst nur bei mir selbst tat. Trotzdem war die Unsicherheit aus mir gewichen und ich vertraute ganz auf meinen Instinkt. Recht schnell steigerte ich das Tempo meiner Hand und war froh wenigstens nun eine weite Hose zu tragen. Ich musste mich wirklich schwer zurückhalten nicht einfach meinem Verlangen nachzugeben.
 

Julian
 

Ein zarter Rotton breitete sich auf meinen Wangen aus, als ich wie Gott mich schuf vor meiner großen Liebe lag und er mich genauestens betrachtete. Allerdings lächelte ich gleich wegen seiner Worte und entspannte mich sichtlich. Ich hatte schon Angst gehabt, dass ich ihm nicht gefallen könnte. Ich erwiderte den Kuss ebenfalls stürmisch und musste keuchen, als Vivian mich erneut berührte. Auf den Kuss konnte ich mich mittlerweile gar nicht mehr konzentrieren, sodass ich ihn löste und meinen Kopf nach Atem ringend in den Nacken warf. Es war einfach göttlich, was mein Gegenüber da mit mir anstellte. So viel besser, als ich es mir immer in meinen Träumen vorgestellt hatte. Allerdings passte etwas nicht und das war die störende Hose von Vivian. Mit unruhigen Fingern öffnete ich seine Baggies, was mir erst nach einigen Anläufen gelang und schob sie von seinem knackigen Hintern. Gleich darauf umschloss ich ebenso seine Erektion und begann, diese langsam auf und ab zu streicheln. Ich wollte ihn stöhnen hören.
 

Vivian
 

Auch wenn meine Baggies wirklich weit geschnitten war, keuchte ich erleichtert auf, als ich die plötzliche Freiheit genießen durfte. Dennoch blieb mir nicht die Zeit lange darüber nachzudenken, da sich auch schon die Finger des anderen um mein Glied schlossen. Ein erregtes Brummen kam mir

über die Lippen. Ich wusste, was er wollte, aber um es zu bekommen sollte sich Julian schon noch etwas anstrengen. Ich grinste ihn kurz neckend an und konzentrierte mich lieber wieder auf mein Handeln, auch wenn dies aufgrund der Situation mir bedeutend schwerer fiel.

Ich erhöhte den Druck, sowie das Tempo noch etwas mehr, nur um weiter dieses verlockende Stöhnen zu hören, während ich ihn versuchte zu beobachten. Ich wollte die Lust in seinen Augen sehen, dennoch konnte ich mich selbst langsam nicht mehr zurückhalten und keuchte immer lauter, während ich versuchte nicht in die Hand zu stoßen. Es fühlte sich um so vieles besser an, als wenn dies irgendein Weib machte.
 

Julian
 

Ich musste über die Beherrschtheit des Älteren grinsen, denn diese würde er nicht lange aufrecht erhalten können, das wusste ich. Genussvoll stöhnte ich in immer kürzeren Abständen auf und ich wusste, dass die Erlösung schnell näher rückte. Noch würde ich mich meiner Lust jedoch nicht hingeben, da ich Vivian zuvor noch in den Wahnsinn treiben wollte. Und so nahm ich noch meine andere Hand hinzu und massierte zusätzlich seine Hoden. In solchen Dingen hatte ich eindeutig die besseren Karten durch meine Erfahrungen, die ich mit einigen Kerlen in New York gesammelt hatte. Wenn das nicht half, dann war der Mann entweder aus Stahl oder asexuell. Und diese beiden Attribute trafen wohl am allerwenigsten auf diese zu Sex gewordene Person neben mir zu.
 

Vivian
 

„Ahh.“ Okay somit war meine Beherrschung wohl dahin, was zumindest mein Stöhnen sagte. Ich hatte wirklich damit zu tun meine Hand zu weiteren Bewegungen zu animieren, wenn ich schon so abgelenkt wurde. Oh man, hatte der Kleine es drauf. Immer wieder stöhnte ich leise, bewegte mein Becken den Händen entgegen.

„Juke“ wisperte ich verlangend. Wenn er so weiter machte, würde ich schneller kommen, als ich es geplant hatte, dennoch hielt ich mich zurück. Ich wollte es genießen und nicht, dass es so bald endet, aber das würde es. Meine Hand passte sich dem Tempo von Julians an, dennoch stockte sie immer wieder, wenn ich rau aufstöhnen musste und den Kopf letztendlich in den Nacken legte. Scheiße ich bräuchte wirklich nicht mehr lange. Fast schon peinlich für jemanden, der schon seit Jahren dabei ist, aber ich war auch nur ein Kerl und seit über einer Woche abstinent
 

Julian
 

Durch Vivians Gestöhne war ich animiert, ihn noch schneller an den Rand der Ekstase zu bringen. Ich setzte das Mittel ein, was bisher noch jeden zum Orgasmus gebracht hatte: Ich stimulierte mit meinem Daumen den empfindlichen Schlitz in der Eichel. Wenn ihn das nicht über die Klippe beförderte, dann war ich mit meinem Latein am Ende.

Auch wenn die Bewegungen meines Gegenübers nicht mehr so kontrolliert waren, brauchte es nur noch wenige Augenblicke, bis ich endlich ins Nirwana befördert wurde. Zumindest kam es mir so vor, als ich meinen Rücken durchbog und mit einem letzten Stöhnen kam.
 

Vivian
 

Oh Gott, wie machte er das nur. Ich hatte nicht gewusst, dass es sich so verdammt geil anfühlen konnte nur mit der Hand befriedigt zu werden. Wie fühlten sich dann erst andere Sachen mit dem Kleinen an? Leider konnte ich nicht lange darüber nachdenken, denn kurz nachdem ich die warme Flüssigkeit auf meiner Hand spürte, sah ich kleine Blitze, ehe sich mein Körper verspannte und zu seinem Höhepunkt gelangte. Alles drehte sich vor meinen Augen, daher schloss ich diese und ließ mich einfach schwer atmend auf dem Rücken sinken.

„Das ... war ...“, ich wusste nicht so recht, wie ich es in Worte fassen sollte, daher hoffte ich, dass Julian es schon verstehen würde, was ich sagen wollte. Eigentlich müsste mein gesamtes Weltbild wie bei Rob zusammenbrechen, aber das tat es nicht. Ich fühlte mich einfach nur gut.
 

Julian
 

Ich grinste ihn befriedigt an und freute mich, dass es ihm so sehr gefallen hatte. Hatte ich in der zweijährigen Abstinenz doch noch nicht alles verlernt. Ich wollte mich gerade auf die Seite drehen und mich an ihn kuscheln, als ich merkte, wie eine klebrige Flüssigkeit meinen Bauch runterlaufen wollte. Ich konnte ein leicht angeekeltes Quieken nicht unterdrücken. „Hast du Taschentücher in der Nähe?“, fragte ich schon fast verzweifelt. Nichts gegen Körperflüssigkeiten, aber doch bitte nicht auf meinem Körper, da war ich dann doch zu sehr Tussi.
 

Vivian
 

Ich brauchte eine Weile bis ich verstand, was Julian genau meinte, nickte daraufhin nur hastig und setzte mich auf, um an meinen Nachttisch zu gelangen und dort in einer der Schubladen zu wühlen, wo sich einige Packungen befanden. Schnell fummelte ich für den Jüngeren und mich eines heraus und säuberte meine Hand, nachdem ich das eine abgegeben hatte.

Ich warf das Ding achtlos auf den Boden und lehnte mich wieder zurück, wobei ich den Dunkelhaarigen gleich mit mir in meine Arme zog. Es war ein schönes Gefühl jetzt seine Nähe zu spüren. „Ich glaube Robb muss öfters mal vorbeikommen, wenn das jedes Mal das Resultat ist“, hauchte ich zufrieden und entspannte mich völlig. Von mir aus könnten wir den ganzen Tag so verbringen.
 

Julian
 

Dankbar nahm ich das Taschentuch entgegen und entfernte alle Spuren unseres vorangegangen Vergnügens. Ich tat es Vivian gleich und warf den Müll einfach über die Bettkante, um mich anschließend mit einem Lächeln auf den Lippen in seine Umarmung zu kuscheln.

„Wehe, wenn“, knurrte ich eifersüchtig. Fehlte noch, dass der Prollo wieder meinen Schatz begrabschte. Das Privileg hatte jetzt nur noch ich und jeder der es wagte, sich dem zu widersetzen, würde es mit mir zu tun bekommen, jawohl.

Als sich eine leichte Gänsehaut auf meinen Armen ausbreitete, schnappte ich die Bettdecke und legte sie über uns. Ich wollte ja nicht, dass wir uns erkälteten. Obwohl, die Aussicht, mehrere Tage mit Vivian im Bett verbringen zu dürfen, hatte durchaus etwas verlockendes.
 

Vivian
 

Das Wochenende war wie im Flug vergangen und ich muss gestehen, dass es eines der schönsten war, welche ich bisher erlebt hatte. Zugegeben, wir sind nicht wirklich oft aus meinem Bett herausgekommen, höchstens zum Essen oder DVD wechseln, aber das war es dann auch schon. Dennoch hatte ich nicht das Gefühl, irgendetwas verpasst zu haben. So ungefähr stellte ich mir eine Beziehung vor. Vielleicht war es auch genau das, was sich jetzt zwischen uns entwickelte und ich konnte mich wirklich damit anfreunden. Ich mochte Julian sehr, sicher es war keine Liebe, zumindest glaubte ich das nicht, aber es war sicher möglich das dies daraus wurde.

So lief ich also Montagmorgen gut gelaunt über den Parkplatz, grüßte hier und da ein paar verdutzte Mädchen. Den Kleinen hatte ich schon eine Straße vorher abgesetzt. Es wäre sicher nicht ratsam gewesen, mit ihm zusammen zur Schule zu fahren. Wir hatten abgesprochen, dass ich ihn nach dem Unterricht auch wieder dort abholen würde. Jedoch fragte ich mich langsam, wie das alles weiter gehen sollte. Irgendwann würde seine Mutter sich doch wundern, wo ihr Sohn ist, aber so einfach zurücklassen konnte ich ihn nicht. Sie würde ihm wieder wehtun.

Ich setzte mich wie immer auf unsere Bank und zündete mir meine morgendliche Zigarette an. Seltsam, dass Robert noch nicht hier war. Normalerweise war ich immer nur Nummer zwei. Vielleicht wollte er auch nur nicht Heafy über den Weg laufen, was ich nachvollziehen konnte, immerhin wusste nicht mal ich, wie ich mich unserer Diva gegenüber verhalten sollte. Für mich stand fest, dass nur er meinen besten Kumpel verführt haben konnte. Bei dem Gedanken zog ich gleich mal mein Halstuch etwas nach oben. Ich hasste diese Dinger, aber ich wollte nicht erklären, warum ich aussah wie ein Dalmatiner. Dafür würde der Kleine noch büßen.
 

Tbc



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  julien
2008-01-30T15:58:48+00:00 30.01.2008 16:58
es wär toll, wenn die geschichte noch weitergehen würde. ich les sie auch drüben bei ff.de, dachte mir aber, dass ich hier mal nen kommi hinterlasse deswegen.
möchte so gerne wissen, wie es mit julian und vivian noch ausgeht und natürlich mit robert und heavy, den beiden putzigen schwuletten ^^
Von:  -Mikaru-
2007-07-15T21:03:54+00:00 15.07.2007 23:03
oha...
also wirklich..böser Theon xP
bin ja mal gespannt, wie´s bei Viv und Julian weitergeht ^^
ich hoffe, dass man das bald erfahren wird ^^

so und da ich das nächste Kapitel zwar gelesen hab.. ich da aber keinen Kommi zu schreiben *Mexx verfluch*
kommt der eben hier hin ^^ :
jaja...Heafy hat´s also doch geschafft.. bin nur mal gespannt wie Rob reagiert wenn er wieder nüchtern ist
wahrscheinlich nicht gerade positiv..
naja..auch hier hoffe ich, dass man die Fortsetzung bald lesen kann ^^
Von:  -Mikaru-
2007-07-15T20:58:30+00:00 15.07.2007 22:58
Diese Vorstellung, dass Viv der Aufreißer der Schule ist...
die find ich einfach zu geil ^^
naja...wobei diese Vermutung gar nicht mal so abweging ist ^^
Auf jedenfall hamma Story und super geschrieben !
Von: abgemeldet
2007-06-20T07:36:45+00:00 20.06.2007 09:36
Ohhhhhhhhhh wie süüüüüüüüüüüüüüß..
Ich will auch in Vivians armen liegen..*bettel*
*rofl* Viv und n Playboy..
Jaja so issa ebend der süße...
Is echt ne hammer super story..
Super, mach mal wieder so eine...

LG LaurisGrufti


Zurück