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Chibifluch

Schuldig x Ken [mit wildest_angel]
von

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Keep Smiling

11. Keep Smiling
 

Ken machte kein Auge mehr zu. Zu sauer war er auf Yohji und zu schnell raste noch sein Herz. Doch das waren weniger die Folgen des Orgasmus als die Tatsache, dass Ken klar war, was alles hätte schief gehen können. Wenn Yohji mitbekommen hätte, wen er da am Telefon gehabt hatte, dann hätte Ken nun mehr als ein Problem am Hals.

Kaum dass die Sonne langsam aufging, meldete sich auch schon Dai. Seufzend richtete sich Ken auf und hob den kleinen Quengelbüttel aus seinem Bett, um ihn mit zu sich zu holen.

„Na kleiner Mann… Gut geschlafen?“ Als wieder das altbekannte ‚NEIN!’ durchs Zimmer gequietscht wurde, musste Ken leicht schmunzeln.
 

Aya, der gerade eben auf dem Weg ins Badezimmer war, hielt bei dem Klang der hellen Kinderstimme einen Moment inne und grinste verstohlen in sich hinein. Nur gut, dass ihn niemand so sah... Der Kleine war wirklich ein niedlicher Fratz, auch wenn er ihn immer noch unangenehm an einen gewissen Gegner erinnerte. Ohne auch nur mitzubekommen, was er tat, änderte der Rotschopf den Kurs und steuerte die Küche an. Verwundert starrte er kurz die Kaffeemaschine an, in deren Kanne sich eindeutig heißer Kaffee befand, schüttelte den Kopf und machte sich leise pfeifend daran, ein kleines Frühstück für Daisuke und ein etwas größeres für sich herzurichten.
 

Nur wenige Minuten später trat Ken mit dem unsicher tapsenden Daisuke an der Hand in die Küche. „Morgen…“, murmelte er nur leise, hob Dai dann hoch und setzte sich mit ihm auf dem Schoß an den Tisch. „Du hast ihm schon Frühstück gemacht?“, fragte er verdattert, zuckte dann mit den Achseln und streckte sich leicht, ohne Dai dabei loszulassen. „Danke…“

Daisuke streckte quietschend die Arme nach dem rothaarigen aus.

„Ayaaaa!“, trällerte er erfreut. Mit der zerzausten orangen Haarmähne, den frechen und wachen Augen und dem weißen Ganzkörperpyjama erinnerte er tatsächlich mal wieder an Schuldig, das fiel diesmal auch Ken auf. Seufzend setzte er Dai auf den Boden, als der versuchte, sich aus seinen Armen zu winden. Augenblicklich stolperte Dai um den Tisch herum, stieß sich fast an einem Stuhl und klammerte sich dann im nächsten Moment auch schon an Ayas Bein.
 

Überrascht sah Aya auf das Bündel, das sich mit Kraft an seinem Bein festhielt und war schon drauf und dran, es abzuschütteln. Doch er überlegte es sich noch einmal anders und bückte sich, um die kleine Nervensäge mit einem irgendwie geistesabwesenden Blick und einem freundlichen Lächeln hochzuheben. Mit dem Kind auf dem Arm drehte er sich zu Ken um und lächelte auch den Braunhaarigen an. "Kein Problem, hab ich doch gern gemacht!", erklärte er ungewohnt sanft, stupste Dai auf die Nase und lachte leise, als der seine pummeligen Händchen in die langen Seitensträhnen klammerte.
 

Ken beobachtete diese befremdliche Szene mit offenem Mund. Zuerst war Aya nicht grade erpicht darauf gewesen, dass Dai hier blieb und jetzt?? Das Bild eines lächelnden Leaders und dass dieser es tatsächlich zuließ, dass Dai ihm an den Haaren zog, wollte einfach nicht in Kens Verständnis hinein. Dieses Bild, dass sich ihm da grade bot, zerstörte jegliche Charaktervorstellung, die er je von Aya gehabt hatte. Als sein Mund trocken wurde, schloss er ihn langsam wieder. „Ehm… guuut…“, sagte er gedehnt und offenbar immer noch nicht wieder Herr seiner selbst. „Dann werde ich… mal eben kurz unter… die Dusche springen…“

Dass Aya ihn ohne Widerworte gehen ließ und erfreut mit Dai zu frühstücken begann, verblüffte Ken noch mehr. Doch er sagte nichts dazu, verließ einfach die Küche Richtung Bad und verschwand darin.
 

So übel war ein Kind gar nicht, befand Aya mittlerweile für sich. Vielleicht sollte er sich auch eines anschaffen. Wenn er nur wüsste, wo er eines herbekommen sollte, wenn er sich nicht gerade mit irgendwelchen Frauen einlassen wollte... Ob er bei Ken einen entsprechenden Antrag stellen konnte, um den Kleinen hier zu behalten? Verträumt grinste der Weißleader vor sich hin und sah zu, wie Daisuke an einem Reisbällchen mümmelte. Es wäre doch schön, den Wonneproppen noch länger bei sich zu haben... Statt zu seiner Tasse mit dem Kaffee griff Aya nach der zweiten Tasse mit dem Kakao, den er für den Kleinen gemacht hatte. Mh, so übel schmeckte das Zeug gar nicht. Süß und sooo schokoladig! Das Grinsen auf seinem Gesicht verbreiterte sich und sah nun, durch einen dezenten Kaba-Bart, erst so richtig strahlend aus.
 

Ken genoss seine morgendliche Dusche. Die Tatsache, dass er noch immer über das nächtliche Küchengeschehen nachdachte, sorgte dafür, dass er mehr als nur dankbar war, dass Aya sich derzeit so begeistert von Dai fühlte. Schuldig…. Er musste Schuldig erreichen und ihm den plötzlichen Abbruch des Telefonates erklären. Nicht das er noch sonst was dachte…

Resigniert trat er schließlich aus der Dusche und wickelte sich ein Handtuch um die Hüfte. Hastig machte er sich so auf den Weg in sein Zimmer. Als er dabei auf Yohji traf, hob er nur die Hand, als dieser etwas sagen wollte, sah den Mann nicht mal an, sondern schloss sogleich laut seine Zimmertür.
 

Mit offenem Mund stand Yohji wie angewurzelt da und starrte Kens Zimmertür an, die soeben mit einem Knall ins Schloss geworfen worden war. Er blinzelte ungläubig. War der Kleine etwa immer noch sauer, weil er ihm ein wenig Spaß beschert hatte? Dabei war es doch wirklich sowas von eindeutig gewesen, dass Ken es mehr als nur nötig gehabt hatte... Wie konnte man einem anderen einen Orgasmus nur so übel nehmen? Nein, das ging weit über Yohjis Vorstellungsvermögen hinaus. Grummlig klappte er den Mund wieder zu und steuerte die Küche an, um sich wenigstens seinen verdienten Kaffee zu gönnen, wenn Ken ihm schon kein Dankesschreiben schickte. Yohji betrat also zum zweiten Mal an diesem Tag die Küche, zuckte bei dem Bild, das sich ihm bot, entsetzt zusammen, drehte sich um und trabte aus dem Raum. Seit wann litt er an Halluzinationen? Er zwickte sich kurz in den Oberarm, wandte sich noch einmal zur Küche und linste vorsichtig hinein. Nein, kein Traum... Vielleicht sollte er die Küche für eine Weile ganz meiden. Das war eindeutig besser für seine geistige Gesundheit.
 

Mailbox… Mailbox… Ken wartete einige Minuten. Immer noch die Mailbox. Verdammte Scheiße noch mal. Wieso ging Schuldig nicht ans Telefon? Das war doch nicht zu fassen. Doch Ken schätzte, dass der Telepath entweder beschäftigt oder aber am Schlafen war. Er hatte keine Ahnung wie spät es um diese Zeit bei dem Schwarz war, doch es wurmte ihn irgendwie, dass er den Mann nicht erreichte. Noch schlechter gelaunt als ohnehin schon, zog er sich schließlich an und schob das Handy in die Hosentasche.
 

Als Ken wieder in die Küche trat, war Aya grade dabei sich in einer Kindersprache, die er ihm nie zugetraut hatte, mit Dai über Reisbällchen und deren Herstellung zu unterhalten. Schnell beschloss er, dass er das nutzen wollte, um noch ein wenig Pause von dem Kleinen zu haben.

„Ehm… Aya? Ich mach schon mal den Laden auf, okay?“, sagte er dann, während er sich einen Kaffee eingoss.
 

Aya unterbrach die Unterhaltung mit Daisuke, sah Ken verträumt an und neigte den Kopf ein wenig zur Seite, als ob er auf eine innere Stimme hören würde. "Wir können den Laden heute auch zu lassen und alle zusammen auf den Spielplatz gehen!", strahlte er Ken an, als wäre das die beste Idee, die er je gehabt hatte. "Das wird Omi und Yohji doch sicher auch gefallen", setzte er dann aber doch ein wenig unsicher hinzu, wobei er das Gesicht fragend verzog. Er setzte Daisuke auf den Küchentisch und stand auf, um noch mal Kaba-Nachschub zu machen. Fünf gehäufte Suppenlöffel des braunen Pulvers landeten in der Tasse, zu denen dann ein Schuss Milch kam. Vergnügt rührte der Rotschopf um, probierte einen Schluck und leckte sich danach die schokoladenverschmierten Lippen ab. "Ich wusste gar nicht, wie lecker das Zeug ist!", ließ er Ken giggelnd wissen.
 

Ken glubschte seinen Leader nur an. Das konnte nicht wahr sein. Drehten denn jetzt alle durch??? Ein schwaches Nicken kam von ihm, als wenn das Antwort auf alles wäre. Dann schielte er zu Dai und wieder zurück zu Aya. „O-Okay… Laden geschlossen… Spielplatz… is klar…“, wiederholte er mehr als nur ungläubig. „Ich… Ich geh dann mal… Omi wecken…“ Mit einem letzten taxierenden Blick beäugte er Daisuke. DAFÜR gab es wirklich nur eine Erklärung. Und die saß breit grinsend auf dem Küchentisch und mantschte mit einem Reisbällchen herum als wäre es Knetmasse.

Hastig machte sich Ken auf den Weg zu Omis Zimmer, klopfte kurz an und stolperte dann herein. „Omi…“ Er setzte sich auf die Bettkante und rüttelte seinen besten Freund vorsichtig wach. „Omi, wach auf… Wir haben ein gewaltiges Problem!“
 

Verschlafen schlug Omi die Augen auf, blinzelte ein paar Mal gegen das helle Sonnenlicht und gähnte herzhaft. Sich durch die Haare wuschelnd versuchte er, seinen Besucher zu fokussieren, was erst nach einigen Anläufen klappte. "Ken?", nuschelte er, immer noch nicht ganz bei sich. "Waschfürnbroblem?" Was sollte es denn zu dieser nachtschlafenen Zeit für Probleme geben? Omi schielte mit einem halb offenen Auge auf die Uhr. Es war gerade erst mal sechs Uhr morgens...
 

Ken rüttelte weiter, damit Omi ganz aufwachte. „Aya will auf den Spielplatz!“ Er hoffte, dass diese Aussage den Jüngeren von seiner Müdigkeit ablenken und aufwecken würde. „Komm mit… Du musst dir das ansehen!“ Ohne Widerworte zu dulden zog er Omi aus dem Bett, dann aus dem Zimmer, die Treppe hinunter und blieb schließlich mit ihm in der Küchentür stehen. Und sie kamen grade recht. Mit einem Lachen warf Aya Dai leicht in die Höhe und rief „Engelchen fliiiieg!“ Dai kreischte dabei aus vollem Hals und kicherte sich kringelig.

„Siehst du, was ich meine?“, flüsterte Ken Omi zu.
 

Okay, damit war für Omi alles klar. Er lag noch immer in seinem Bett und träumte einen absolut widersinnigen Traum. Wortlos drehte er sich um und tappte auf die Treppe zu. Kein Müsli mehr vor dem Schlafengehen, beschloss er für sich. Als ob er nicht so schon mit genügend Alpträumen zu kämpfen hatte - da musste SO ETWAS nicht auch noch dazukommen.
 

Ken blieb alleine zurück und starrte zu Aya und Dai. Dann sah er Omi nach und ließ die Schultern hängen. Okay… Und weiter? Sollten sie nun tatsächlich den Tag auf dem Spielplatz verbringen? Mit einem fröhlichen Aya, einem Yohji, den er nicht mehr sehen konnte, und einem Omi. der meinte, dass er träumte? Ken ließ sich resigniert an der Wand hinab gleiten und beobachtete die Szene in der Küche.

„Engelchen fliiiieg!“

Das konnte alles nicht mehr wahr sein. Daisuke stellte echt alles auf den Kopf. Es war dringend notwenig, dass Schuldig wiederkam.

„Engelchen fliiiieg!“
 

Omi war in der Zwischenzeit wieder im Obergeschoss angelangt, tappte mit mehr oder weniger geschlossenen Augen und schon wieder beinahe schlafend auf sein Zimmer zu - bis er über einen achtlos hingeworfenen Rucksack stolperte und der Länge nach auf dem Boden aufschlug. Noch während er stürzte, konnte er von unten her Ayas fröhliches "Engelchen fliiiieg!" hören, das erst verstummte, als er laut auf die Dielen knallte. Damit war der Weißjüngste hellwach, rappelte sich verwirrt in die Höhe und tastete vorsichtig sämtliche Knochen ab, um festzustellen, ob sie noch heil waren. Nach dieser gründlichen Untersuchung ging ihm siedendheiß auf, dass er das, was er vor ein paar Momenten gesehen hatte, dann wohl doch nicht geträumt hatte. Mit entsetzt geweiteten Augen rannte er zurück und die Treppe hinunter.
 

Ken zuckte zusammen und war grade auf dem Sprung die Treppe nach oben, als Omi ihn auch schon umrannte. So überrascht über die Geschwindigkeit des Kleineren, war es Ken nicht mehr möglich das Gleichgewicht zu halten, sodass sie zusammen wieder zu Boden gingen und der Länge nach vor der Küchentür liegen blieben. Nur dass Omi diesmal weich gefallen war und nun auf Ken lag. Leicht lächelte er den Kleineren an.

„Papaaaaa~“, quietschte es dann auch schon und Daisuke sah die beiden verwundert blinzelnd an. Ken blickte zu ihm und beobachtete, dass Aya den Kleinen grade absetzte. Ken und Omi hatten keine Zeit mehr sich aufzurichten, da kletterte Dai auch schon auf Omis Rücken und trällerte vergnügt: „Englchn fliiiiiiiiiiiiiieg!“
 

Omi ächzte überrascht auf, als er das Gewicht auf seinem Rücken spürte, seufzte schwer und blickte Ken an. "Du hast Recht, wir haben ein Problem", stellte er trocken fest. Vorsichtig drehte er sich so, dass Dai ohne Gefahr von seinem Rücken zurück auf den Boden rutschte, wo er erst einmal mit einer Schmollmiene sitzen blieb und dann langsam das Gesicht verzog, um mit seinem Geschrei die Fenster zum Klirren zu bringen. Doch bevor es soweit war, sprang Omi auf, hielt dem Telepathensohn den Mund zu und hob ihn sich auf den Arm. "Ich nehm ihn mit nach oben!", informierte er Ken und brachte den Kleinen somit außer Ayas Reichweite. Vielleicht konnte Daisuke den Rothaarigen nicht manipulieren, wenn er ihn nicht sah... So lautete zumindest Omis leicht abwegige Hoffnung.
 

Ken hatte keine Chance mehr etwas zu sagen, doch er hielt es für eine gute Idee. Auch er rappelte sich schließlich auf und lächelte Aya noch mal kurz an. „Das mit dem Spielplatz verschieben wir besser. Das Wetter soll heute noch schlechter werden…“, meinte er dann hastig und folgte Omi nach oben. Die Tatsache, dass draußen keine Wolke am Himmel war, ignorierte er einfach mal, das tat jetzt nichts zur Sache. Hastig stolperte er zu Omi mit ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
 

Aufatmend ließ sich Omi mit seiner Last in den Armen auf das Bett sinken und sah den Älteren verstört an. "Das kann so nicht weitergehen!", stellte er mit immer noch schockgeweiteten Augen klar. "Wir müssen uns was einfallen lassen..." Die gute Frage war nur: Was? Dai einfach wegschließen konnte man nicht, ebenso wenig konnte man ihn von Aya fernhalten. Die blauen Augen richteten sich fest auf den Braunhaarigen. "Und wenn du dir den Kleinen einfach schnappst und... wo auch immer er zu Hause ist... hingehst?"
 

Ken seufzte und setzte sich neben die beiden, nahm das quietschende Bündel dann an sich und musterte Dai resigniert. „Geht nicht… Aya wollte das ich hier bleibe.. sonst hätte ich das von Anfang an gemacht, dann hätte er Dai nicht einmal zu Gesicht bekommen…“ Er seufzte und ließ sich auf den Rücken sinken. Dai machte es sich auf seinem Bauch gemütlich und grinste vor sich hin, als wenn er genau wüsste, was er für Probleme machte.
 

Frustriert schüttelte Omi den Kopf. "Ganz der Vater", nuschelte er unbewusst seine Gedanken vor sich hin, setzte dabei aber eine eher freundliche Miene auf. Im Grunde war der kleine orangehaarige Quälgeist gar nicht so übel, und Aya mal so zu erleben würde der Blonde wohl sein Leben lang nicht vergessen. Er kicherte leise. "Aber cool war das schon... Hast du Ayas Schokoschnute gesehen?" Verspielt piekste er den Jungen in die Seite, sah dann Ken wieder an. "Wie ihr den vernünftig erziehen wollt, ist mir ein Rätsel."
 

„Ja… Habe ich gesehen..“, grinste Ken leicht und wuschelte dem kleinen Tiger durch die Haare. „Wir gehen irgendwann noch mal mit ihm und Dai auf den Spielplatz... und dann machen wir Beweisfotos..“ Ken bekam das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. Wenn er das Schuldig erzählte… Schuldig. Er hatte ihn immer noch nicht erreicht. Seufzend strich er Dai über die Wange, versuchte es dann erneut bei dem Schwarz.
 

Mit Daisuke auf dem Schoss, den er Ken wieder abgenommen hatte, als der Braunhaarige sein Handy gezückt hatte, beobachtete Omi aufmerksam, wie sich die Miene seines Freundes unwillig und enttäuscht verdüsterte. "Was ist los?", wollte er leise wissen, nachdem Ken mit einem resignierten Seufzen das kleine Gerät wieder zugeklappt hatte. So mutlos wie in diesem Augenblick hatte er den Anderen schon seit Ewigkeiten nicht mehr erlebt.
 

„Ich erreiche Schuldig nicht mehr…“, murmelte er leise und fuhr sich durchs Haar. „Seit… vorhin…“, fügte er noch leiser hinzu und seufzte. Er musterte Dai und strich ihm leicht über die Wange. „Dein Dad ist schon ne Marke..“ Daisuke grinste nur sein spöttischen ‚Nein!’ und ähnelte dabei seinem Vater wie noch nie zuvor. Ken fuhr sich über die Augen. „Ich glaub, es ist echt besser, wenn ich erstmal mit ihm verschwinde… Wenn Aya noch was merkt…“ Ihm grauste vor dem Gedanken, was dann passieren würde.
 

Omi legte die Stirn in Falten. "Wie, du erreichst ihn nicht mehr?", wollte er auf der Stelle wissen. "Seit wann? Was ist passiert?" Er wollte Ken jetzt nicht einfach so gehen lassen. Es hörte sich nämlich gar nicht gut an, was der Braunhaarige sagte. Und auch wie er es sagte, klang so... bedrückt. Als wäre etwas zwischen ihnen vorgefallen. "Habt ihr euch gestritten?", hakte er leise nach. Er würde nicht eher aufgeben, bis er nicht eine zufriedenstellende Antwort erhalten hatte, die die komplette Situation erklärte.
 

Ken seufzte und überlegte kurz. Er richtete sich auf und sah Omi an. „Wir haben vorhin telefoniert…. Er hat mich geweckt, weil er nicht an die Zeitverschiebung gedacht hat… Dann bin ich in die Küche und hab mir einen Kaffee machen wollen… Als Yohji reinkam, musste ich dass Telefonat abbrechen…. Naja… und seitdem…“ Bewusst hatte Ken gewisse Details ausgelassen und hoffte das Omi da nicht weiter nachhaken würde.
 

Der Blonde überlegte kurz und strahlte seinen Freund dann an. "Er schmollt!", verkündete er grinsend, nachdem er Schuldigs Persönlichkeit überdacht hatte. "Also allmählich glaub ich wirklich, dass er dich ganz schön gern hat." Na, wenn das mal keine guten Neuigkeiten waren! Omi freute sich für Ken, auch wenn er an der Partnerwahl des Anderen immer noch ein wenig zu knabbern hatte. "Aber hättest du nicht einfach weiterreden können, ohne seinen Namen zu sagen?" Das wäre, in seinen Augen das einfachste gewesen. Er schaute auf Dai und grinste ihn an. "Ken und dein Dad machen sichs ganz schön schwer, was?"
 

Ken wurde leicht rot und fuhr sich übers Gesicht. „Ehm… nein…“ Die Vorstellung, dass er Schuldig die ganze Zeit an der Leitung behalten hätte und Yohji vielleicht sogar noch Zeichen geben hätte leise zu sein, war doch ziemlich daneben. Dann würde er sich jetzt wahrscheinlich noch dreckiger fühlen als ohnehin schon. „Yohji hat mich.. ziemlich überrumpelt.. und ich hab mich erschocken… ich konnte Schu nicht mal Tschüss sagen…“
 

Ein langer, prüfender Blick aus blauen Augen fiel auf den Braunhaarigen. Nach einigen Sekunden, in denen Omis Fantasie die Bilder, die er früher von Dai erhalten hatte, mit dem verband, was Ken gerade so stotternd von sich gab, wurde der Weißjüngste selber knallrot. Dabei wollte er sich doch gar nicht so genau vorstellen, bei was Yohji Ken und Schuldig unterbrochen hatte. Rasch biss er sich auf die Unterlippe, um sich einen dummen Kommentar bezüglich diverser Störenfriede zu verbeißen, und kämpfte gewaltig mit seiner Selbstbeherrschung. Einen Lachanfall würde ihm der Ältere wohl übel nehmen, schätzte er. Nach einer Weile, in der er sich wieder halbwegs gefangen hatte, räusperte er sich und wechselte er mit wackliger Stimme, in der immer noch das Lachen steckte, das Thema: "Wir sollten langsam den Laden aufmachen. Aya fällt heute wohl aus, also wird`s an uns hängen bleiben."
 

Als Omi so rot wurde, war Ken schlagartig bewusst, dass der Junge wohl wusste, WOBEI Yohji gestört hatte. Resigniert vergrub er das Gesicht in den Händen und stöhnte leise auf. Doch er sagte nichts mehr dazu. Noch nie war ihm Omi gegenüber jemals etwas so peinlich gewesen wie das. Und er wusste nicht mal warum. Dann sah er, mit immer noch puterrotem Gesicht, auf und nickte leicht. „Und du kommst mit, kleiner Mann… Nicht dass du Aya den Kopf noch ganz verdrehst… wer weiß, was in deinem Köpfchen vor sich geht??“, ermahnte er Daisuke, der ihn nur breit angrinste, aber keinen Widerstand leistete.
 

Omi ging hinter Ken her in den Laden, verzweifelt versuchte er dabei die Bilder aus dem Kopf zu bekommen, die sich ihm unwillkürlich aufdrängten. Fast war er ja ein wenig neidisch auf Ken; er selbst hätte auch gern... Nein, rief sich Omi zur Ordnung, jetzt war nicht der geeignete Moment um darüber zu sinnieren, was in seinem Leben fehlte. Mit geübten Handgriffen machte er sich daran, die Rolläden hochzuziehen, um im hellen Sonnenlicht, das durch die großen Schaufenster fiel, alles weitere herrichten zu können.
 

Während Dai sich wieder einmal daran machte, den ganzen Laden zu inspizieren, um der Langeweile vorzubeugen, half Ken seinem besten Freund. Dabei achtete er allerdings die ganze Zeit mit einem Auge auf den kleinen Rotschopf. Er wollte nicht riskieren, dass der wieder auf die Straße rannte und einen riesigen Unfall verursachte. Immerhin konnte auch einem Telepathensohn mal das Glück verlassen.

„Was meinst du, Omi? Soll ich es noch mal versuchen und Aya fragen, ob ich für die letzten Tage zu Schu ziehen kann?“, fragte er dann leise nach der Meinung des Jüngeren. „Bis er wieder da ist…“
 

Skeptisch seufzend ließ der Blonde die Ereignisse der letzten Tage vor seinem inneren Auge Revue passieren. Vor allem den heutigen Morgen. "Du kannst es versuchen", meinte er leise. "Aber ich hab so irgendwie das Gefühl, dass Aya immer noch nicht davon begeistert sein wird." Und nicht nur Aya, wie Omi im Stillen zugab. Es machte einfach viel zu viel Spaß, den orangehaarigen Wirbelwind im Haus zu haben, auch wenn er hauptsächlich Unsinn anstellte. Als der Weißjüngste endlich soweit fertig war, dass er den Sichtschutz an der Tür hochziehen und damit den Laden öffnen konnte, klappte ihm vor Überraschung der Mund auf. "Birman, was tust du denn so früh hier?", sprudelte es aus ihm heraus, ehe er sich daran hindern konnte.
 

Ken schluckte und wirbelte herum. „Morgen…“, smilte er dann verlegen und band sich die Schürze um. Dai, der ziemlich erfreut schien, mal eine Frau zu Gesicht zu bekommen, rannte mehr schlecht als recht auch gleich auf sie zu.

„Birne… Birne…“, quietschte er. Ken wurde noch roter und fuhr sich übers Gesicht, als Dai die Arme um die nackten Beine der Frau schlang und zu ihr aufgrinste.
 

Persias Sekretärin guckte konsterniert auf das sabbernde Etwas, das sich an ihrem Bein festklammerte wie ein Blutegel. "Könnt ihr mir bitte erklären, WAS das soll? Wer von euch war so dumm, sich ein Kind anhängen zu lassen und wieso weiß ich davon noch nichts?" Sie hob Daisuke hoch und studierte ihn eingehend. "Irgendwie sieht der aber keinem von euch ähnlich. Außer Aya hätte etwas mit einer Blondine gehabt", stellte sie stirnrunzelnd fest.
 

Resigniert hob Ken die Hand und kam zu der großen schlanken Frau hinüber. Er nahm ihr Daisuke wieder ab, dem Birman offenbar auf einem Schlag unsympathisch geworden war, denn er taxierte sie nun mit einer finsteren Miene, die schon fast wieder zu niedlich aussah.

„Das ist der Sohn von einem Freund von mir… Er musste auf… Geschäftsreise und … ich war der einzige, der ihn nehmen konnte…“, erklärte er leise und zitterte schon fast vor Angst. Wenn Dai sich jetzt nicht zusammen riss und seine Telepathie an Persias Sekretärin anwendete, dann schwebten sie alle in mächtiger Gefahr, denn Birman war nicht auf den Kopf gefallen.
 

Ungläubig zog Birman eine Augenbraue nach oben, schüttelte den Kopf und sah Ken strafend an. "Dann hast du jetzt ein Problem", ließ sie den Fußballer kühl wissen. "Ich habe nämlich einen Auftrag für euch. Und wenn dein Freund nicht bis übermorgen wieder da ist, wird dir wohl etwas einfallen müssen, wo du den Kleinen über Nacht lässt." Als sie sah, wie Ken den Mund öffnete, schnitt sie ihm auf der Stelle das Wort ab. "Nein, vergiss es, ich werden auf gar keinen Fall Babysitter spielen!" Damit schob sie sich an den beiden jungen Männern samt Kleinkind vorbei und stöckelte mit hocherhobenem Kopf auf die Treppe zum Missionsraum zu. "Sagt ihr bitte Aya und Yohji Bescheid? Ich warte so ungern!", kommandierte sie in befehlsgewohntem Ton, ohne sich dabei auch nur ansatzweise umzudrehen.
 

Ken stöhnte leise, als die Frau verschwunden war. „Das kann doch nicht wahr sein…“, wisperte er leise und drückte Dai leicht an sich. Er sah in die frechen Augen und schluckte. „Was machen wir denn jetzt?“ er strich ihm durch die Haare und seufzte, dann sah er Omi an. „Gehst du Yohji holen? Ich schau nach Aya…“, bat er dann. Yohji hatte sich sicher inzwischen wieder hingelegt und das letzte, was er jetzt brauchen konnte, war es, das Zimmer dieses Mannes zu betreten.
 

Omi nickte knapp und machte sich sofort auf den Weg. Auch er war bei Birmans Ansprache leicht blass geworden. Hatte er vorhin gedacht, sie hätten ein Problem? Was war das dann jetzt? Gestresst rieb sich der Blonde über das Gesicht, klopfte kurz bei Yohji an und stieß dann dessen Tür auf. "Los, komm, Birman ist da!", verkündete er laut, um seinen älteren Kollegen aus dem friedlichen Schlummer zu reißen. Als sich der Playboy endlich bewegte, konnte Omi nicht anders als zu grinsen. Unwillkürlich stellte er sich Yohjis Gesicht vor, als der erkannt haben musste, bei was er Ken gestört hatte...
 

Als Omi und Yohji nach unten kamen, saßen Aya und Ken bereits auf einem Sofa. Daisuke hatte es sich auf Kens Schoß bequem gemacht und spielte leise mümmelnd an seinen Socken herum. Kens Herz schlug ihm bis sonst wo. Wie sollte er das Problem lösen? Schuldig würde in zwei Tagen sicher noch nicht zurück sein und alleine lassen konnte er Dai schlecht, wer wusste schon, was der Knirps dann alles anstellte? Kinderkrippe? Babysitter? Irgendeine Möglichkeit musste es doch geben, ein Telepathenkleinkind unterzubringen.
 

~*~ tbc~*~



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sunny
2007-09-17T17:52:43+00:00 17.09.2007 19:52
Mhm, das ist eine doofe Situation.
Eine Mission und ein Kleinkind am Hals (oder Bein wie in Birmans Falle XD).
Na mal sehen was sie sich so einfallen lassen deswegen.
Aber das mit Daisuke und Aya ist einfach fantastisch.
Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen als Omi gedacht hatte das dies ein Traum sei.
Und was Schuldig angeht, so kommt es mir vor das er weiß was passiert war oder er ist wirklich beschäftigt gwesen oder hat geschlafen....
Na das wed ich ja dann in den nächsten Chapters sehen.


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