Von Schmusekätzchen und Kuschelwölfchen
Nihao!
So~ mal ein ruhigeres Kapitel, damit ich mehr Bedenkzeit hab, wie ich die Handlung weiter spinnen werde~ ^^°
Zai jian, Ta-chan
Von Schmusekätzchen und Kuschelwölfchen
Als das Sonnenlicht am nächsten Morgen auf Rays Gesicht traf, wachte er verwirrt auf. Wann hatte er denn das letzte Mal so gut geschlafen? Normalerweise wachte der Schwarzhaarige von seinen Albträumen geplagt auf. Doch in der vergangenen Nacht hatten ihm seine Träume nicht einmal den Schlaf geraubt. Er vermutete, dass es an dem beruhigenden monotonen Herzschlag lag, der nah an seinem Ohr ertönte. Mit einem leisen Schnurren kuschelte sich der Chinese näher an den Körper, auf dem er scheinbar lag. Moment! Auf wem lag er da? Irritiert blinzelte der Schwarzhaarige.
„Guten Morgen, Koschetschka“, erklang eine sanfte Stimme.
„T... Tala...?“, fragte Ray sicherheitshalber noch mal nach.
Er hob leicht den Kopf und blickte in Talas saphirblaue Augen. Sie strahlten so unglaublich sanft und liebevoll, dass es dem Schwarzhaarigen einen Schauer über den Rücken jagte. Nach allem, was Kai ihm über die Russen erzählt hatte, hätte Ray dem Rothaar einen solchen Blick gar nicht zugetraut. Noch immer recht verwirrt stützte sich der Schwarzhaarige unbewusst auf Talas Oberkörper ab und musterte den Rotschopf genau. Diesem liefen heiße und kalte Schauer über den Rücken unter dem Blick des Chinesen. Schließlich ließ sich dieser einfach wieder zurück auf das Bett fallen, den Kopf auf dem Oberarm des Russen gebettet. Nachdenklich starrten die goldenen Augen auf das Deckenfresko.
„Was machst du in meinem Bett, Tala?“, fragte Ray schließlich ganz nüchtern.
„Wir sind gestern im Wohnzimmer eingeschlafen und als Dad und Spenc wieder daheim waren hat Spenc Bryan und mich geweckt. Bry hat Nadja in ihr Zimmer gebracht, mein Dad meine Mom, Spenc Ian und ich dich. Aber weil du mich nicht loslassen wolltest und ich dich nicht wecken wollte, weil du so friedlich aussahst, hab ich mich zu dir gelegt“, berichtete Tala brav.
„Hn. Weißt du, wie spät es ist?“, fragte der Schwarzhaarige schließlich.
„Ich glaube, schon weit nach elf... Bin mir aber nicht sicher“, antwortete der Rothaarige.
Kurz schnupperte Ray neugierig in der Luft, irgendwas roch hier verdammt verführerisch und er war sich relativ sicher, dass es nicht Tala war. Schließlich entdeckte er ein silbernes Tablett auf dem Schreibtisch.
Langsam stand der Chinese auf und näherte sich dem Tablett, dabei haftete der Blick des Russen an seinem Hintern und auch dieser bekam plötzlich Hunger, jedoch nicht wirklich auf die Köstlichkeiten auf dem Tablett. Schließlich kam Ray mit dem Tablett in der Hand wieder zum Bett zurück und setzte sich neben Tala, welcher sich auch endlich aufsetzte. Auf dem Tablett befanden sich frische Brötchen, Pfannenkuchen, Waffeln, Marmelade, Honig, Sirup, Milch, eine Kanne Kaffee, Orangensaft und ein Brief. Letzteren nahm Ray neugierig in die Hand und begann ihn vorzulesen:
„Guten Morgen, ihr beiden Schlafmützen. Ich wollte euch heute morgen wecken, aber da ich euch nicht wach bekommen hab, hab ich euch Frühstück auf das Zimmer gebracht. Das Personal hat nämlich ab heute zwei Wochen frei und das war eure letzte Gelegenheit was zu essen zu kriegen, ohne euch selbst an den Herd zu stellen. Auf jeden Fall werden wir wohl schon in Moskau sein, wenn ihr aufwacht. Passt auf die Villa auf und pass auf Rotkäppchen auf, Kater. Mit freundlichen Grüßen, Ian.“
Leise schnaubte Tala ärgerlich, während er sich über den Brief lehnte. Ray schaute ihn verwundert an.
„Wieso sind sie in Moskau? Und wie lange? Und warum haben sie dich hier gelassen?“, fragte Ray.
„Sie sind in Moskau wegen einiger wichtiger Dinge... Familiäre Dinge. Wahrscheinlich haben sie mich nicht geweckt damit ich auf dich aufpasse, weil wir dich ja schlecht ganz allein hier lassen können, immerhin kennst du dich ja gar nicht aus in der Stadt und würdest dich wahrscheinlich eh nur langweilen. Und meine Anwesenheit bei der Sache ist nicht von Nöten“, entgegnete der Rotschopf gedämpft.
Irgendwas stank daran gewaltig, das konnte der Schwarzhaarige genau riechen. Wieso sollte die gesamte Familie nach Moskau wegen etwas Familiärem reisen und Tala wäre dabei überflüssig, wo er doch sogar ein leibliches Familienmitglied war im Gegensatz zu Bryan, Spenc und Ian? Aber der Rothaarige wirkte nicht so, als würde er noch mehr dazu sagen. Deshalb widmete er sich erst mal dem Frühstück und nahm sich den Sirup für die Pfannenkuchen.
„Dann werden wir beide also die nächsten zwei Wochen die Villa für uns haben, hm?“
„Ja, das werden wir, Koschetschka. Außer natürlich, dich stört meine Anwesenheit“, scherzte Tala.
Gemütlich frühstückten sie beiden zusammen und der Russe stellte das Tablett danach einfach auf den Nachttisch, nicht gewillt aufzustehen oder gar in die Küche zu gehen. Viel zu weiter Weg. Außerdem zu weit von seinem Kätzchen entfernt. Um das Tablett auf den Nachttisch zu stellen, lehnte sich der Rothaarige nach hinten. Kaum, dass er sich wieder hinsetzen wollte, drückte ihn ein Gewicht nach unten auf das Bett. Perplex starrte Tala den Schwarzhaarigen an, der sich an ihn schmiegte.
„Ray...?“, fragte der Russe unsicher und verwirrt.
„Ich bin müde. Unglaublich müde, weil ich seit Wochen nicht mehr richtig geschlafen habe. Allgemein gesehen habe ich eigentlich seit Jahren nicht mehr gut geschlafen. Bis auf letzte Nacht. Also werd ich noch etwas schlafen. Und du bleibst da“, stellte Ray ganz einfach fest.
„Was...? Hä?“, mehr brachte Tala einfach nicht zustande.
Sein Verstand hatte sich irgendwie ausgeklinkt. Als würde es nicht schon reichen, dass ihm Rays Nähe den Verstand benebelte. Genau dieser kuschelte sich nun an ihn.
„Ich fühl mich bei dir sicher. Du hast mir geholfen bei... Kai und ich habe das Gefühl, dass ich dir vertrauen kann. Du bist völlig anders, als Kai immer gesagt hat. Ich denke, dass du auf mich aufpasst, zumindest glaube ich das bei den Blicken, die du mir als zuwirfst. Ich weiß zwar nicht, warum du dir solche Sorgen um mich machst, aber ich finde es schön. Deshalb fühl ich mich bei dir sicher und deshalb möchte ich jetzt auch mit dir schlafen... Also, du weißt was ich meine. Außerdem bist du gemütlich, Kuschelwölfchen.“
Völlig verdattert nickte der Rotschopf einfach nur, während sich Ray weiter an ihn kuschelte und langsam einschlief. Mit einem glücklichen Lächeln legte Tala seine Arme um den Kleineren. Es machte ihn glücklich, dass sein Kleiner ihm vertraute und sich bei ihm sicher fühlte. Auch wenn es ihn irgendwie beunruhigte, dass Ray seine Blicke bemerkt hatte. Zum Glück wusste der Chinese sie nicht zu deuten.
„Schlaf gut, du Schmusekätzchen“, wisperte der Rotschopf.