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Missverständnisse

Wer liebt jetzt eigentlich wen?!
von

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Kapitel 2 (2/3)

So, eigentlich hätte Kapitel 2 ja nur aus zwei Hälften bestehen sollen aber aus akutem Zeitdruck und weil diese PoV allmählich zu lang wird, hab ich kurzer Hand beschlossen, dass es auch wieder drei Teile werden. Und da mein PC, nachdem ich mich jetzt eine halbe Stunde lang mit ihm gestritten hab, aufgegeben hat kann ich das auch endlich on stellen. T_T Manchmal hasse ich diese Maschine.
 

Na ja - viel Spaß mit Sanji. :)
 

~ ~ ~
 

Sanjis PoV
 

Seufzend hob ich die Tüten auf meine Arme.
 

Endlich fertig.
 

„Na, haben wir alles?“, fragte Nami und sah erwartungsvoll zu uns.
 

„Ja, lasst uns zurück!“, grinste ich nur und ging schon vor.
 

Chopper eilte sich, neben mir zu laufen und ich lächelte ihn kurz an.
 

„Du bist richtig froh, dass du jetzt mit Zorro zusammen bist, oder?“
 

Ich sah ihn leicht verwundert an, grinste dann aber wieder: „Ja, bin ich. Warum?“
 

Chopper sah zu mir hoch, ehe er grinsend einen Huf hinter seinen Kopf legte: „Weil ich’s auch toll finde!“
 

Ich lächelte ihn an, blieb stehen und beugte mich etwas zu ihm runter.
 

„Dann beeilen wir uns am Besten, damit wir ihm das sagen können, ja?“
 

Er nickte und wir legten noch ein wenig an Tempo zu.
 

Und wenn wir endlich am Schiff sind, gehen wir, nur wir zwei, spazieren!
 

Das Schiff kam in unser Blickfeld, als wir den Berg, der zum Hafen runter führte, hinabgingen. Es dauerte nicht lange, bis ich Zorros Silhouette auf der Planke stehen sehen konnte.
 

„Zorro! Wir sind wieder da!“, rief ich, lief ein paar Schritte. „Jetzt können wir…!“ Ich blieb stehen starrte geschockt auf den Grünhaarigen. Sein Körper war von Blut übergossen, das aus Wunden an Bauch, Schulter und Arm trat. „Oh mein Gott!“, stieß ich entsetzt aus, ließ die Tüten fallen und rannte los.
 

Zorro schwankte, fiel ins Wasser, lange, bevor ich bei ihm angekommen war. Ich rannte schneller, hörte die hektischen Schritte der anderen ebenfalls hinter mir. Sobald ich am Pier angekommen war, streifte ich mir schnell die Schuhe und das Jackett ab und hechtete ins Wasser.
 

Es dauerte einen Moment, bis sich meine Augen an das durch das Wasser verursachte Brennen gewöhnt hatten. Ich tauchte nach unten, auf den Körper zu, durch sein Blut durch, das sich im Wasser ausbreitete.
 

Ich griff nach seiner Hand, die er mir entgegen hielt, umschloss das Gelenk und zog ihn zu meinem Körper, um ihn besser festhalten zu können.
 

Fast schon panisch versuchte ich, zurück zur Oberfläche zu kommen, spürte seinen langsamer werden Herzschlag an meinem Arm, den ich um seine Brust geschlungen hatte.
 

Halt durch!
 

Endlich schaffte ich es, durchstieß den blauen Spiegel und schnappte nach Luft. Ich hatte Glück gehabt, dass er nicht so tief abgesunken war, sodass ich ihn schnell erreichen hatte können.
 

„Helft mir“, brüllte ich den anderen zu, sah kurz darauf schon Ruffy, der sich nach unten gebeugt hatte und mir Zorro abnahm, um ihn auf das Holzbrett zu legen.
 

Nami und Lysop zogen mich aus dem Wasser. Kaum hatte ich wieder Boden unter den Füßen stürzte ich zu Zorro, kniete mich neben ihn.
 

„Zorro!“, rief ich, versuchte seinen Blick in meine Augen zu lenken, aber er sah stur an mir vorbei und er lächelte dabei.
 

„Wir müssen ihn auf der Stelle verarzten!“, vernahm ich Choppers Stimme, sah aus den Augenwinkeln, wie er seine Menschgestalt annahm und Zorro auf seine Arme hob.
 

Ich stand ebenfalls auf, blickte immer noch in sein Gesicht. Blut lief seinen Mundwinkel hinab, aber er schien sich trotzdem über irgendetwas zu amüsieren.
 

„Blöde… Kuh“, keuchte er dann erschöpft. Ich drehte mich teils erschrocken teils verdutzt um, da er immer an mir vorbei gesehen hatte, aber da war nichts.
 

Was zum…?!
 

Als ich meine Augen wieder zu ihm wandte, war er bereits bewusstlos.
 

„Zorro!“, rief ich, wollte nach seiner Hand greifen, als Chopper ihn wegtrug, aber Ruffy hielt mein Handgelenk fest. „Lass mich los!“, fauchte ich ihn an, aber er blickte nur ernst zurück.
 

„Du kannst im Moment sowieso nichts tun. Lass Chopper seine Arbeit machen.“
 

Ich schaute in die Richtung, in der Chopper mit Zorro verschwunden war, unter Deck. „Aber…“, murmelte ich nur, ließ mich dann auf die Knie zurück fallen. „Ich muss doch irgendwas tun…“
 

Er legte seine Hand auf meine Schulter, beugte sich zu mir und lächelte mich an: „Ach komm, du kennst Zorro doch. Der packt das schon. Er braucht nur eine Mütze voll Schlaf, dann ist er wieder topfit!“
 

Ruffy grinste mich an, aber ich sah an seinen Augen, dass er davon selbst nicht ganz überzeugt war, nickte aber trotzdem.
 

„Wir gehen die Einkäufe holen“, hörte ich dann Nami leise hinter mir, blickte über die Schulter und sah, dass sie Lysop mitschleifte um die Tüten aufzusammeln.
 

Ich schluckte schwer, stand auf.
 

„Vielleicht sollten wir losfahren“, meinte ich dann leise, sah zum ersten Mal bewusst auf die beiden Leichen, die noch auf dem Holzbrett lagen. Zorros Angreifer.
 

Bastarde.
 

Ruffy nickte, schob die beiden ins Wasser und zog mich dann aufs Schiff: „Ja, die Beiden wird vielleicht bald wer vermissen und die Marine müssen wir uns ja jetzt echt nicht antun“, murmelte er nur, beobachtete abwesend, wie Nami und Lysop die Lebensmittel zurück in die Tüten packten und dann in Richtung Schiff gingen.
 

Ich sah auch kurz zu ihnen, schüttelte dann den Kopf und drehte mich weg.
 

„Sanji…“, hörte ich Ruffys leise Stimme hinter mir.
 

„Du hast bestimmt Hunger, oder?“, fragte ich unseren Kapitän nur, drehte mich nicht um, sondern fing an meine Hemdsärmel hochzuschieben. Dass sie genau wie der Rest meiner Kleidung und meine Haare klitschnass waren fiel mir kaum auf.
 

Ich betrat die Kombüse ging automatisch zum Herd und holte einen Topf raus, ließ mich durch die anderen, die ebenfalls rein kamen, nicht irritieren.
 

„Was wollt ihr?“, fragte ich betont beiläufig, suchte irgendetwas in der Speisekammer.
 

„Gar nichts.“
 

Ich sah auf, blickte in Ruffys ernstes Gesicht. Er lehnte am Türrahmen zur Speisekammer. „Uns geht’s gut, aber du solltest dich ausruhen.“
 

Meine Augen blickten einen Moment in Ruffys, aber ich sah schnell wieder auf den Boden.
 

„Nein. Mir geht’s gut.“
 

„Tut es nicht, Sanji“, erwiderte Ruffy nur, betrat die Speisekammer und packte mich am Arm, um mich rauszuziehen. Er bugsierte mich entschlossen zu der Bank und drückte mich darauf.
 

„R-Ruffy…“
 

„Mach uns doch nichts vor. Ist doch klar, dass du dir Sorgen um Zorro machst“, lächelte der Gummimensch und es überraschte mich wieder, wie ernst er manchmal sein konnte. „Vielleicht solltest du dich auch duschen und umziehen. Du bist klitschnass.“
 

Er fuhr mir grinsend durch die nassen Haare. Ich drehte schnell meinen Kopf von seiner Hand, fuhr selbst durch.
 

„Ja… vielleicht“, murmelte ich nur leise stand auf und ging unter Deck. Als ich an der Tür von Zorros Zimmer vorbei kam, blieb ich stehen, zögerte einen Moment, ob ich die Tür öffnen sollte, entschied mich aber dagegen. Stattdessen schloss ich die Augen und lauschte auf die Geräusche aus dem Zimmer.
 

Das Einzige, was ich hören konnte, war undeutliches Gemurmel von Chopper, aber ein richtiges Wort verstand ich nicht.
 

Ein leichtes Seufzen kam über meine Lippen, bevor ich weiter ging und das Badezimmer betrat. Ich stellte mich unter die Dusche, drehte das Wasser warm und versuchte es zu genießen, aber ich konnte nicht.
 

„Zorro…“, hauchte ich leise, schloss die Augen, in der Hoffnung, dass die Tränen darin nicht fließen würden, aber sie taten es trotzdem. „Zorro, bitte…“ Ich ließ mich wieder auf die Knie sinken, setzte mich mit dem Rücken an die Glaswand der Dusche und schlang meine Arm um meine Beine, während ich meinen Kopf gegen die Knie lehnte.
 

Das ist nicht fair. Du hast… mir doch etwas versprochen… Warum?
 

Mittlerweile saß ich draußen, an dem Platz wo Zorro normalerweise saß und döste: Am Mast.
 

Ich glaube, er hatte angefangen sich immer dort hinzusetzen, seit wir zusammen waren. Sonst saß er auch immer irgendwo anders, wo es ihm gerade gepasst hatte, aber… dann saß er auf einmal nur noch hier.
 

Als ich meinen Blick hob, wusste ich auch warum. Von hier aus konnte man die Tür zum Unterdeck und zur Kombüse genau sehen, er wusste daher immer, wann ich kam…
 

Schnell schüttelte ich den Kopf, fuhr mir durch meine noch leicht feuchten Haare und zog dann eine Zigarette aus meiner Hemdtasche. Ich hatte Glück, dass ich nicht alle meine Klamotten zu Zorro ins Zimmer verfrachtet hatte, sondern, dass auch noch ein paar in meinem alten waren. Chopper war dort nämlich immer noch tätig. Schon so lange…
 

Ich entzündete den Glimmstängel, nahm einen tiefen Zug, wollte mich beruhigen, aber so recht funktionierte es nicht. Vielleicht, weil ich selbst nicht wusste, inwiefern ich mich beruhigen wollte. Irgendwie fühlte ich mich leer, gefühllos, ausgebrannt. Keine Ahnung, wie man das sagen soll.
 

Es war… einfach nichts da.
 

Mein Kopf legte sich wieder auf meine Knie, die ich, wie in der Dusche, an meinen Körper gezogen hatte. Nach einiger Zeit hörte ich Schritte über die Planken auf mich zukommen, wusste an dem Geräusch, dass es Nami war. Sie und ihre Stöckelschuhe.
 

„Hey, Sanji“, murmelte sie nur, setzte sich neben mich.
 

„Was?“, fragte ich leise, nahm einen Zug.
 

„Wie geht es dir?“
 

„Blöde Frage“, antwortete ich nur, sah zur Seite. Ich hörte sie seufzen.
 

„Komm schon, Chopper kommt bestimmt bald wieder aus. Es geht ihm bald besser.“ Ich wusste, dass sie lächelte und ich wusste, dass sie das alles nur spielte.
 

Ja, sicher. Er ist ohnmächtig geworden nachdem er irgendeinen Quatsch von sich gegeben hat, aber es geht ihm bald besser. Was ist wenn nicht?!
 

Auf einmal fiel es mir wieder ein.
 

Irgendeinen Quatsch. Blöde Kuh. Was sollte das bedeuten?
 

Ich hob meinen Kopf, sah Nami zum ersten Mal, seit sie hier saß, an. „Sag mal, du hast doch auch gehört, was er gesagt hat, oder?“
 

Sie blickte mich verdutzt an: „Wann?“
 

„Bevor er bewusstlos geworden ist.“
 

Sie sah kurz auf die Planken, ehe sie nickte. „Schon, aber ich hab’s sinnlich ehrlich gesagt nicht verstanden. Ich meine, wen hat er mit blöde Kuh gemeint? Da würde eigentlich nur ich bleiben, aber er hat mich gar nicht angeschaut.“
 

„Nein, er hat hinter mich geschaut“, murmelte ich nur, lehnte meinen Kopf gegen den Mast.
 

„Aber hinter dir hat niemand gestanden, Sanji.“
 

„Das weiß ich auch“, fauchte ich sie an, schnippte dann meinen Zigarettenstummel weg. „Aber… vielleicht hat er da jemanden gesehen…?“
 

„Wen den?“
 

„Woher soll ich das denn wissen?!“
 

Sie sah mich erschrocken an, ich seufzte nur, fuhr mir durch die Haare. „Sorry. Ich… versuche nur grad irgendwie über etwas anderes nachzudenken, aber ich lande trotzdem immer bei ihm…“
 

Nami legte eine Hand auf meine Schulter, lächelte mich leicht an, als ich zu ihr blickte. „Komm, gehen wir nach drinnen. Da können wir auch auf Chopper warten.“
 

„Ich will nicht“, murmelte ich leise, schüttelte die Hand von meiner Schulter. „Ich brauch ein bisschen Zeit. Ich will alleine sein.“
 

„Das ist aber nicht gut“, hörte ich dann auf einmal Ruffys Stimme. Er lehnte an dem Geländer vor der Kombüse, sah an mir vorbei auf den Horizont. „Komm schon, Sanji.“
 

Ich blinzelte ihn verdutzt an, ehe ich wieder den Kopf schüttelte. „Ich will aber nicht.“
 

„Ich will aber, dass du rein kommst.“
 

Nami nickte leicht. „Jetzt komm schon. Du bist bleicher als ein Stück Kreide, wir machen uns Sorgen um dich, okay?“
 

„Ihr solltet auch besser Sorgen um Zorro machen…“
 

„Für den können wir im Moment sowieso nichts tun, aber für dich. Also komm jetzt endlich rein.“ Ich sah hoch, erhaschte noch einen Blick auf Ruffys Rücken, ehe er in der Kombüse verschwand. Seufzend stand ich auf.
 

„Du kommst wirklich mit?“, fragte mich Nami verdutzt, eilte sich ebenfalls aufzustehen.
 

Ich zuckte nur mit den Schultern: „Wenn Ruffy schon mal seine ernste Phase hat, was ja wirklich nicht oft vorkommt, sollte man doch auch mal auf ihn hören, oder?“ Ich versuchte ein Lächeln, schaffte es aber nicht ganz. Und eigentlich wollte ich das auch gar nicht. Es gab absolut keinen verdammten Grund zu lächeln.
 

Wieder wanderte eine Zigarette in den Aschenbecher, der neben mir stand. Lysop hatte ihn irgendwoher geholt. Ich hatte um ehrlich zu sein, nicht mal gewusst, dass wir einen an Board haben, aber es erwies sich als praktisch, da mich die anderen nämlich nicht mehr nach draußen ließen, um dort zu rauchen.
 

Ich wusste nicht, wie spät es war, hatte aufgehört auf die Uhr zu sehen. Das einzige, was ich wusste, war, dass es mitten in der Nacht sein musste. Draußen war es schon seit einer halben Ewigkeit dunkel und Chopper war immer noch bei Zorro.
 

Wir machten uns sorgen, wir alle. Lysop saß einfach teilnahmslos an einer Wand und versuchte irgendetwas zusammen zu bauen, was aber nicht klappte. Nami versucht zu lesen, obwohl sie seit einer guten Stunde nicht mehr umgeblättert hatte und Ruffy saß einfach auf einer Bank und spielte mit seinem Hut herum.
 

Alle waren müde, aber keiner wollte schlafen, bevor Chopper nicht wieder aufgetaucht war. Es war einfach nicht normal, dass der kleine Elch so lange brauchte, um jemanden zu verarzten. Egal wie schlimm jemand von uns verletzt gewesen war, es ging eigentlich immer ziemlich schnell, aber jetzt waren schon etliche Stunden vergangen.
 

Was war nur los?
 

Ich schluckte schwer, entzündete eine neue Zigarette und fing mit dieser im Mundwinkel an, noch ein paar zu drehen, obwohl ich es aufgrund meiner zitternden Hände kaum schaffte.
 

Irgendwie hatte ich immer noch dieses seltsam leere Gefühl in mir. Es schien mir, als wäre einfach alles gleichgültig und unwichtig, aber ich wusste, dass ich mir das nur einbildete, dass ich mir nicht eingestehen wollte, wie viel Angst ich wirklich um meinen grünhaarigen Sturkopf hatte.
 

Warum sind nicht zwei von uns auf dem Schiff geblieben? Ich hätte die Lebensmittel auch später besorgen können. Wir hätten… Was wäre… Ich hasse Alternativen! Wieso fallen sie einem erst ein, wenn alles zu spät ist?!
 

Ich schüttelte schnell den Kopf, fuhr mir durch die Haare und atmete tief durch. Im Prinzip hatte ich die letzten paar Stunden damit verbracht, stumm vor mich hinzuheulen und erst die letzten zwölf Zigaretten hatten mich etwas beruhigt. Ich wollte nicht schon wieder anfangen.
 

Müde schloss ich meine Augen, sobald ich die Zigarette gedreht und verstaut hatte, und lehnte meinen Kopf gegen die Holzwand. Ich wollte zu ihm, mich einfach neben ihn legen und dort einschlafen nur um am nächsten Morgen seinen Arm um meine Taille zu fühlen und seinen Atem im Nacken. Ich wollte einfach nichts mehr, als zu hören, wie er immer ein leises Guten Morgen gegen meinen Hals flüstert und sich dann über mich beugt um mich zu küssen.
 

Ich wollte… alles, was ich im Moment nicht haben konnte.
 

Plötzlich zuckte ich zusammen, starrte zur Kombüsentür, die sich langsam öffnete.
 

Endlich!
 

Ich sprang automatisch auf, starrte auf Chopper, der langsam herein kam. Er wirkte müde, erschöpft und ausgelaugt und die Tatsache, dass er ein Tuch zwischen den Hufen hatte, mit dem er sich das letzte Blut von jenen wischte, baute mich nicht besonders auf.
 

Meine Augen hefteten sich wie hypnotisiert auf das Tuch und all die Fragen, die ich dem Kleinen an den Kopf werfen wollte, waren auf einmal weg. Ich traute mich nicht, etwas zu sagen, zu fragen, wie es ihm ging, ob ich zu ihm konnte, aber zum Glück übernahm das unser Kapitän für uns.
 

„Wie geht’s ihm?!“, platzte es sofort aus Ruffy raus, während er ruckartig aufstand.
 

Chopper sah ihn lange an, senkte dann kurz den Blick, um tief durchzuatmen, ehe er zu mir sah.
 

„Nun…“, fing er leise an, fuhr sich immer noch über die Hufen, obwohl schon längst kein Blut mehr an ihnen klebte. „Er hat vier Schusswunden. Zwei der Kugeln konnte ich entfernen; Die in der linken Schulter und die im rechten Oberarm. Die eine Kugel hat seinen Schulterknochen komplett zertrümmert und zersplittert. Die andere hat den Oberarmknochen zum Glück präzise gespalten.“
 

Zum Glück?! Was sollte das denn bitte bedeuten?!
 

„Und weiter?“, hatte auch Nami ihre leicht hysterische Stimme wiedergefunden.
 

Chopper schluckte, sah wieder mich an.
 

Warum mich? Warum nur mich?!
 

„Eine andere Kugel ist von vorne eingetreten. Sie… hat einen Riss in den Magen gezogen und sich dann weiter in den linken Lungenflügel geschlagen. Er muss seitlich zur Schussbahn gestanden haben. Die andere kam von hinten, hat eine Rippe gebrochen und dabei einige Splitter von jener ebenfalls in die Lunge gedrückt. Die Kugel… ist auch in die Lunge eingedrungen…“
 

„Was…“, murmelte ich leise und ich erschreckte mich irgendwie darüber, wie heiser meine Stimme klang, „was meinst du damit, Chopper?“
 

„Ich konnte die beiden Kugeln nicht entfernen, ohne die Organe noch mehr zu beschädigen… Aber… das macht sowieso keinen Unterschied mehr…“
 

„Keinen… was?“
 

Chopper schluckte erneut und ich sah, dass er hart mit sich kämpfen musste, um die nächsten Worte aus seinem Mund zu bringen: „Zorro wird… sterben.“
 

Ich stand einfach da, hörte zwar die Worte, aber irgendwie verstand ich sie noch nicht.
 

„Zorro wird sterben.“ – Aber er hat mir etwas versprochen.
 

Ich spürte, wie meine Knie weich wurden, spürte, dass mein Körper die Nachricht vor meinem Gehirn verstand, darauf reagierte.
 

„Zorro wird sterben.“ – Er würde mich nie alleine lassen.
 

Ohne, dass ich es wirklich bemerkte, liefen ein paar Tränen über meine Wangen. Schon wieder.
 

„Zorro wird sterben.“ – Er… kann nicht… Er hat doch… Er wird…
 

„Bist du dir sicher, Chopper?“, hörte ich wie durch einen Nebel Ruffys zitternde Stimme.
 

Er… er lässt mich… wirklich alleine.
 

Chopper nickte: „Ja, ich kann… nichts mehr tun. Seine Lunge ist zu stark beschädigt, genauso wie sein Magen. Die Säure tritt aus… Ich… er…“ Er unterbrach sich selbst, schluckte schwer. „Es ist nur noch eine Frage von Stunden. Eigentlich ist es ein Wunder, dass er überhaupt noch lebt…“
 

Irgendetwas machte in mir Klick, irgendetwas in mir hatte die Nachricht endlich aufgenommen, Choppers Worte endlich verstanden.
 

Zorro würde sterben. Einfach so.
 

Ich wusste nicht, was ich tat, stand auf einmal vor Chopper und packte ihn grob an den dünnen Armen um ihn nach oben zu heben: „Was soll das heißen, er wird sterben, du verdammte, nicht verarbeitete Zutat einer Elchfleischpfanne?! Was soll das verdammt noch mal heißen, er wird sterben?!“, brüllte ich den kleinen Elch an.
 

„Sanji, lass ihn los!“, rief Ruffy hinter mir, aber ich dachte nicht daran, schüttelte Chopper heftig, wollte eine verdammte Antwort.
 

Zorro stirbt nicht, er lässt mich nicht alleine. Das würde er nie tun, verdammt!
 

Ich spürte einen heftigen Ruck an der Kapuze des Sweatshirts, das ich anhatte, wurde zurück gerissen und ließ dadurch Chopper los.
 

„Sanji!“, hörte ich nochmals Ruffys energische Stimme, fing an, mich gegen seinen Griff zu wehren.
 

„Lass mich los, verdammt noch mal!“, brüllte ich, schüttelte die Hand des Gummimenschen ab und stand auf. Ich spürte die Tränen auf meinen Wangen, das Zittern meiner Hände, als ich sie zu Fäusten ballte.
 

„Sanji, es tut mir wirklich Leid, aber ich kann nichts tun…“, hörte ich leises den kleinen Arzt flüstern, blickte ihn nur kurz an.
 

Ich schüttelte den Kopf, versuchte immer noch, dass alles zu verstehen, aber ich konnte nicht.
 

Ich konnte nicht einsehen, dass er wirklich sterben würde. Ich konnte Choppers Blick nicht standhalten. Ich konnte es nicht aushalten, Nami hinter mir weinen zu hören.
 

Ich konnte einfach nicht hier sein.
 

Kaum war dieser Gedanke durch meinen Kopf gerast, rannte ich los, schlug die Tür der Kombüse laut hinter mir zu und rannte unter Deck. Ich war fest davon überzeugt, dass Zorro einfach nur schlief, aufwachen würde, wenn ich das Zimmer betrat und mich anlächeln würde, wie immer, wenn ich ihn weckte.
 

Ich öffnete die Tür, stürzte schon fast in den Raum, nur um mich danach nicht mehr bewegen zu können.
 

Einige blutige Tücher lagen auf einem Haufen vor dem Bett, eine Schale mit Wasser, das sich mittlerweile rot gefärbt hatte, stand auf dem Nachttisch, darin die zwei Kugeln, die Chopper hatte entfernen können. Zorros Oberkörper war von einem Verband umgeben, durch den teilweise großflächig das Blut aus den Wunden drang. Sein Kopf war zur Seite gedreht, sodass das Blut, das aus seinem Mund lief, von seinen Lippen tropfte, auf ein Tuch fiel, dass Chopper auf das Kissen gelegt hatte.
 

Und jetzt verstand ich die Worte nicht nur, ich glaubte sie auch.
 

Ich schlug die Tür hinter mir wieder zu, näherte mich mit wackligen Beinen dem Bett, nur damit sie direkt davor nachgaben und mich auf die Knie fallen ließen.
 

„Zorro“, kam es schluchzend aus meinem Mund, während ich nach seiner Hand griff.
 

Kalt. Eiskalt.
 

„Zorro… das kannst du mir… doch nicht antun.“ Ich presste die Augen zusammen, umschloss seine kalten Finger fester mit meinen. „Das darfst du nicht machen, das kannst du nicht…“, wimmerte ich weiter, lehnte meinen Kopf auf das Bett. „Das… Zorro…!“
 

Ich konnte das nicht glauben… Nein, ich konnte schon. Ich tat es auch, aber ich wollte nicht.
 

Mein Kopf legte sich in meinen Nacken, ich öffnete den Mund, schreite einfach. So laut ich konnte, so lange ich konnte, schreite allen Schmerz heraus, hoffte durch meinen eigenen Schrei aus diesem makaberen Traum aufzuwachen.
 

Aber es geschah nicht. Kraftlos sank ich in mir zusammen, ließ seine Hand aber nicht los.
 

„Warum… eigentlich immer du?“, hauchte ich noch, legte meinen Kopf neben seinen Arm, sodass ich seine Haut an meiner Wange spüren konnte.
 

Ich versuchte zu ignorieren, dass er eiskalt war, versuchte die Geräusche seines rasselnden, krächzenden Atems zu verdrängen.
 

Aber alles war hier und nichts davon konnte ich irgendwohin wegsperren. Es ließ mich nicht alleine, es ließ mich nur wieder weinen…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-05-20T18:51:36+00:00 20.05.2007 20:51
Halloooooo-oooooo?!
Gehts dir zu gut oder was?
Was fällt dir eigentlich ein!?
Wir reden hier von Zorro.
Aber niht von irgendeinem Zorro, sondern von Lorenor Zorro.
Der stirbt nicht einfach so.
Da geb ich Sanji schon Recht, aber 100 Pro!
Das kannst du uns (also Sanji und mir) nicht antun.
Wenn du ihn so einfach sterben lässt, dann...dann...
Dann lass ich mir was ganz fieses einfallen, jawoll!
Ich schreib eine ganz fiese FF oder ich...mach das Zorro sich bei CC2 verläuft und NIE WIEDER zu Sanji findet!! *hähä*
Also, mach das Zorro lebt ;_____;
Sonst muss ich weinen! *wuääääää*
*huuuuuuuuuuuug~*


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