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Marshmallow

von

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Ein neues Zuhause und nackte Tatsachen

Titel: Marshmallow

Kapiteltitel: Ein neues Zuhause und nackte Tatsachen
 

Thema: Eigene Serie/Shônen-ai

Disclaimer: Die Charaktere dieser FF gehören mir! Wenn ihr sie benutzen möchtet, fragt mich bitte um Erlaubnis! Danke! =)

Warnungen: Angst, leichte Darkfic, später Comedy
 

Kommentar: Hallo. ^_^

Erst einmal ein großes Danke an alle, die das bisher gelesen haben! Und vielen Dank auch für die Kommentare! ^.^

Viel Spaß beim Lesen und ein großes *knuddel* für Michael-San fürs betanlesen! ^____^
 


 

Takuya blickte den beiden noch nach. Er hatte wahrlich kein gutes Gefühl, denn so wie es aussah, waren die beiden völlig planlos hergekommen. Sonst hätte Taka nicht eine solche Bemerkung gemacht.

Takuya bemerkte kaum, dass eine schwarze Limousine vorfuhr, die Tür aufging und eine große, schlanke Frau mit langen, blonden Haaren und einer Brille hinausstürmte. Erst als sie ihn hektisch umarmte, bemerke er ihre Anwesenheit.

„Sa…Sarah!“

„Hello my dear! How are you? I’m so sorry for beeing late!“, kreischte die Amerikanerin und zog den verwirrten Takuya schließlich in das luxuriöse Auto.

„Sarah, ich hab dir doch schon mal gesagt, dass es nicht so schlimm ist.“, meinte er verlegen.

„No, my dear. Du bist ein Superstar. Du hast so schon so viel zu tun, da sollte wenigstens ich, als deine Managerin äh, oh no… wie hieß noch gleich dieses Wort? Punktierlich? Ah yes, punktierlich sein!“

„Pünktlich.“

„Ow! Ich sollte mich hinter einen Zug werfen!“

„Vor…vor einen Zug werfen!“

„Oh yes! Ich werde es sofort tun, wenn wir anhalten!“, schrie sie aufgebracht.

„Ich bin ja so schlecht!“

Takuya lächelte, schüttelte dann aber den Kopf.

„Ich hab so lange eine Pause gemacht. Kein Grund, sich deswegen fertig zu machen, Sarah. Ich habe die ganze Zeit über sehr nette Gesellschaft gehabt!“, meinte er und lächelte sie bezaubernd an.

„So? Wen denn, wenn ich fragen darf?“

„Zwei ganz bezaubernde Kinder… Ach, da vorne laufen sie ja.“, meinte er und deutete aus dem Fenster.

„Oh, sollen wir sie nicht ein Stück mitnehmen? Ich sage dem Fahrer sofort, dass er anhalten soll!“, meinte sie und drückte den Knopf für die Sprechanlage, um dem Fahrer ein lautes „STOPP“ zuzubrüllen. Dieser erschrak sich und trat auf die Bremse, als hinge sein Leben davon ab. Takuya flog nach vorn und knallte gegen die Glasscheibe, die den hinteren Bereich abtrennte, ging zu Boden und blieb erst einmal regungslos liegen.

Sämtliche Nackenhaare standen ihm zu Berge.

Sarah schrie auf, schnallte sich selbst ab und schüttelte ihn panisch durch, bis der Pianist sich losreißen konnte. Er setzte sich mit rasch schlagendem Herzen auf und musste sich einige Sekunden regenerieren, ehe er aus dem Fenster blicken konnte. Akira saß völlig käseweiß auf dem Fußweg, blickte regungslos in Richtung Limousine und bemerkte gar nicht, dass seine Schwester neben ihm wie ein Schlosshund heulte.

„Ah, ich werde dem Fahrer sagen, dass er die Kleinen reinholen soll!“, schrie die blonde Managerin aufgeregt und drückte wieder den Knopf, doch Takuya hielt sie an der Schulter fest.

„Nein.“, meinte er knapp.

„Ich mach das schon…“

Und schon war er aus dem Auto gesprungen, packte den Koffer, schmiss ihn in den Wagen, schnappte sich Taka, gab sie Sarah, die sich solange um sie kümmern sollte und versuchte, Akira zum Aufstehen zu bewegen.

„Da ist ja wieder, das Marshmallow, wie ich es kennen gelernt habe.“, sagte Takuya kichernd und hob den zierlichen Jungen einfach hoch, um ihn von der Stelle zu bewegen, denn so langsam bildete sich schon ein immenser Stau hinter ihnen und ein wahres Hup- und Schreikonzert fand einen grandiosen Beginn.

Der Pianist trug den zarten Jungen in Richtung Auto, wunderte sich darüber, dass er so leicht war. Geradezu wie eine Feder. Takuya wurde rot. Der Kleine gefiel ihm wirklich außerordentlich gut, aber leider Gottes war er ja sein Bruder. Er musste es dem Jungen nur noch sagen. Aber dazu später.

Er setzte ihn neben sich und schnallte ihn ordentlich fest, nahm seinen süßlichen Duft in sich auf und kümmerte sich um seinen eigenen Gurt.

„Tut mir wirklich furchtbar Leid, Marshmallow. Aber Sarah wollte euch unbedingt kennen lernen!“, sagte er, als das Auto weiterfuhr und deutete auf die Amerikanerin, die nun versuchte, Taka ein feuchtes Küsschen zu verpassen.

„Sie macht mir Angst!“, heulte die Kleine und versuchte, den Kussmund wegzudrücken. Große Krokodilstränen kamen aus ihren Augen, bis Takuya Taka wegzog und nun ebenso festschnallte.

„Sarah, du machst ihr Angst!“, wiederholte er und tröstete das kleine Mädchen, ehe er sich wieder Akira zuwandte und diesem mit der Hand vor dem Gesicht herumwedelte.

„Hey, Akira. Komm wieder zu dir!“

Er schubste ihn leicht an und endlich drehte der Junge seinen Kopf und blickte Takuya verstört an.

„Bitte, tu so etwas niemals wieder.“, sagte er mit heiserer Stimme. Takuya durchwuschelte ihm die Haare.

„Das war ich nicht, aber das nächste Mal halte ich Sarah vorher auf, versprochen!“

Rasch machte er eine Klappe auf und holte eine bereits dampfende Tasse heraus, um sie Akira vor die Nase zu halten.

„Tee?“

Er lächelte ihn an und zu seiner Freude nahm der Junge die Tasse auch. Er versorgte noch rasch Taka mit Süßigkeiten und Saft und sah dem Jungen schließlich ernst in die Augen.

„So, mein Lieber. Du sagst mir jetzt mal ganz ehrlich, wo ihr heute Nacht unterkommt“

Etwas in seiner Stimme hatte sich geändert und das Lächeln des Pianisten war verschwunden. Akira wusste, dass es dem anderen wohl wirklich ernst zu sein schien. Aber er fragte sich warum? Taka und er selbst waren doch Fremde für ihn! Warum behandelte er sie so gut? Und was hatte er jetzt vor? Er konnte sie ja schlecht bei sich aufnehmen.

„Das wissen wir nicht.“, meinte er ehrlich. Es half nichts, Akira konnte einfach nicht lügen.

Takuya veränderte seinen Gesichtsausdruck nicht. Das hatte er sich schon gedacht.

„Willst du mir erzählen, was mit euch los ist?“, fragte er schließlich, doch Akira schüttelte den Kopf.

„Ich…Nun ja, weißt du, das geht mir einfach viel zu schnell. Wir haben uns doch erst vor ein paar Stunden getroffen. Warum sollte ich dir von unseren Problemen erzählen? Ich kenne dich doch gar nicht und du mich auch nicht!“

Akira war erstaunt über seine eigenen Worte und den Mut, den er aufgebracht hatte, um sie auszusprechen.

Takuya seufzte leise. Es stimmt zwar teilweise, aber so ganz wahr war es dann doch nicht. Schließlich kannte Takuya den Jungen. Es gab ein seelisches Band, was Akira, Taka und Takuya verband. Sie hatten die gleiche Mutter und Akira und er sogar den gleichen Vater. Mehr Verbindung konnte es gar nicht geben und die Tatsache, dass sie sich noch nicht kannten, konnte man ja schnell ändern.

Takuya hatte es nie gewollt, von seinem Bruder getrennt zu werden. Seine Mutter war einfach gegangen und hatte Akira mitgenommen. Er wusste nicht, wohin es sie gezogen hatte oder wie es seinem Bruder ging, er hatte erst ein Jahr nach dem Tod seines Vaters mitbekommen, dass seine Mutter ebenso nicht mehr lebte.

Er sah Akira ernst in die Augen.

„Du kennst mich nicht, das stimmt. Aber du kannst mich kennen lernen, Akira. Ich mag dich. Du hast ein gutes Herz, das weiß ich. Du hast der Stewardess geholfen, als sie hingefallen ist. Du bist mir ins Bad gefolgt, als es mir schlecht ging, um zu sehen, was mit mir ist. Ich bin es, der sich bei dir bedanken muss, denn du handelst ohne Hintergedanken. Du bist einfach nur du und ich möchte etwas für dich tun, Kleiner. Ich möchte dir helfen!“, wisperte er, unterbrach dabei den Augenkontakt nicht und spürte, wie die Gesichtsfarbe des Jungen von bleich zu rosa wechselte. Akiras Herz schlug schneller.

„Was… was heißt, ohne Hintergedanken? Hast du denn welche? Oder warum sagst du mir das sonst?“

Takuya lachte leise.

„Ich, nun ja. Wenn man es genau nimmt, ja. Ich werde es dir irgendwann erklären, versprochen.“, sagte der Ältere sanft und lachte, als er Akiras leicht geschockten Gesichtsausdruck sah.

Der Kleine war ja so süß.

„Es ist nichts Schlimmes! Wirklich nicht!“, meinte er kichernd, sah, wie sich das niedliche Gesicht wieder entspannte.

„Du wirst es jetzt nur vielleicht noch nicht verstehen, weißt du? Ich versteh es ja selbst noch nicht…“, sprach er leise und senkte den Kopf.

Akira sah ihn verdutzt an. Da hatte Takuya Recht: Er verstand wirklich nichts.

„Gut, wenn du meinst.“

Vorerst musste er es wohl dabei belassen. Zum Glück gehörte Akira zu der Art Mensch, die mit einem kilometerlangen Geduldsfaden gesegnet war…

Takuya lächelte den Jungen an und nahm das Kinn des Kleinen vorsichtig, um das Gesichtchen näher zu sich zu drehen, bemerkte dann aber die leicht bläulich eingefärbte Stelle an seiner Wange.

„Was ist denn da passiert?“, fragte er und begutachtete den bläulichen Fleck auf der Wange.

Warum fiel ihm der denn erst jetzt auf?

„Nichts, schon gut.“, sagte Akira leise und versuchte sich aus der Hand zu befreien.

Takuya ließ ihn los, strich ihm aber kurz über die Stirn.

„Diese Nacht bleibt ihr erst einmal bei mir. Dann sehen wir weiter, okay?“

„Aber…“

„Ich will jetzt keine Widerrede hören, Marshmallow.“

Er beugte sich nach vorn und betätigte nun seinerseits die Sprechanlage, um dem Fahrer zu sagen, dass er ohne Umschweife zu seinem Anwesen fahren sollte. Der Chauffeur kam diesem Auftrag sofort nach und nach ungefähr 30 Minuten Fahrt erreichten sie ein prächtiges Haus. Staunend betrachtete Akira es und hielt Taka in den Armen, denn sie war während der Fahrt eingeschlafen. Kein Wunder, bei so einem anstrengenden Tag…

Takuya legte einen Arm um Akiras Schulter, dann führte er ihn durch den kleinen Vorgarten bis zur Haustür.

„Um das Gepäck kümmert sich der Fahrer…“, meinte er sachte, als Akira sich ängstlich umblickte.

Der Pianist schloss die Tür auf und schob den Jungen hinein, schlüpfte aus seinen Schuhen, nahm ihm die Kleine ab und brachte sie in sein Schlafzimmer. Dort legte er sie sanft in sein Bett, zog ihr die kleinen Lackschuhe und die pinkfarbene Jacke aus und deckte sie vorsichtig zu.

„Schlaf dich gut aus, Kleines…“, wisperte er, streichelte dem kleinen Mädchen noch einmal über den Kopf, dann schloss er leise die Tür und nahm die Koffer entgegen, die der Fahrer angeschleppt hatte.

Akira sah sich staunend im geräumigen Treppenhaus um. Dieses Haus hatte sogar einen zweiten Stock, der wohl auch Takuya gehören musste.

Dieser verabschiedete sich noch von seiner Managerin und schloss die Tür. Erst jetzt bemerkte der Junge, dass er mit Takuya, wenn man es genau nahm, jetzt eigentlich völlig allein war.

Er zitterte leicht und bemerkte schließlich, dass der andere hinter ihm stand.

„Zieh erst mal deine Jacke aus…“, sagte der Pianist ruhig und half dem um fast einen Kopf kleineren Jungen, diese abzulegen, warf sie dann auf einen großen Kleiderhaufen in der Ecke und führte den Schwarzhaarigen ins Wohnzimmer.

„Setz dich. Machs dir bequem. Ich hol was zu essen und zu trinken.“, sagte der Pianist lächelnd.

Akira setzte sich und blickte sich auch hier neugierig um. Alles war ziemlich unordentlich, überall lagen Klamotten und Zeitschriften herum. Dennoch war es sehr gemütlich, da alles in warmen Farben gehalten wurde. Es gefiel ihm um einiges besser als die Wohnung, in der er die letzten Jahre seines Lebens zugebracht hatte. Allerdings wunderte Akira etwas: Er sah nirgends einen Flügel oder wenigstens ein Klavier. Und das brauchte ein Pianist doch wohl, oder etwa nicht?

Als der andere mit Tee und Gebäck in den Raum zurückkehrte, stellte ihm Akira auch prompt die Frage, die ihm schon richtig unter den Nägeln gebrannt hatte.

„Oh, ich habe schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite eine Art Übungsatelier. Da stehen ein Konzertflügel und ein Klavier. Manchmal nehmen wir dort auch meine Stücke auf. Im Moment arbeite ich an einem neuen Album.“, erkläre der Entertainer und ließ sich Akira gegenüber auf einen weichen Sessel fallen.

„Ah, ist das schön, wieder zu Hause zu sein.“

„Wo warst du überhaupt? Warum warst du in Osaka?“

„Ich hatte da ein kleines Konzert. Nichts Besonderes.“, sagte er lässig und nippte an seinem Tee, verbrannte sich aber entsetzlich die Zunge.

„Aua, pass bloß auf mit dem Tee, der ist nämlich mit gekochtem Wasser!“

„Ah ja…“

Akira kullerte ein Schweißtropfen die Schläfe entlang.

Er wusste, das Takefumi Kurokawa ein genialer Komponist und Pianist war, aber wie es den Anschein machte, hatte er auch einen an der Klatsche.

Genie und Wahnsinn lagen eben, wie bei vielen begnadeten Künstlern, auch bei Takuya eng beieinander.

Der Junge stellte nun seinerseits fest, dass der Tee wirklich kochend heiß war und aß rasch ein Gebäckstück, um seine Schmerzensrezeptoren mit etwas Süßem reinzulegen, doch so wirklich half es nicht. Er ertrug es tapfer und blickte sich weiter im Zimmer umher.

„Nun rück endlich raus mit der Sprache, Kleiner. Warum kommst du, ohne jeglichen Plan in diese Großstadthölle? Ohne Geld, ohne Unterkunft, ohne alles? Wenn ihr mich nicht getroffen hättet, dann würdet ihr jetzt auf der Straße sitzen.“, sagte Takuya ernst und strich sich eine Haarsträhne hinter sein Ohr.

Akira senkte seinen Blick.

„Tut mir Leid, aber… Das geht dich einfach nichts an…“, wisperte er.

Takuya seufzte. Und ob ihn das was anging. Da sammelte er seine kleinen Geschwister in einem Flugzeug auf und musste feststellen, dass beide völlig unterernährt waren und keine Unterkunft hatten. Außerdem ließ der blaue Fleck auf Akiras Gesicht erahnen, dass er wenigstens einmal von irgendjemandem geschlagen wurde, denn sonst fügte man sich nicht solche Verletzungen zu.

Es war zum Mäusemelken, dass der Junge ihm nicht vertraute. Aber konnte er es ihm verübeln? Für Akira war er nun mal ein Fremder. Der Kleine wusste nicht, dass sie verwandt waren. Takuya wollte es ihm sagen, doch er konnte einfach nicht. Er wusste nicht wie.

Und außerdem fürchtete er sich über Akiras Reaktion.

Sicher würde Akira ihn fragen, warum er nie versucht hat, Kontakt zu ihm aufzunehmen.

Doch das stimmte nicht. Sein Vater und er hatten versucht, seine Mutter und Akira ausfindig zu machen, Takuya hatte Akira Klavierstücke gewidmet…

Aber was machte sich der Pianist da nur vor. Das wusste der Kleine ja nicht…

„Akira, hör zu…“, begann Takuya. Er musste es ihm sagen. Es musste raus, es half nichts, der Junge musste es wissen. Takuya biss sich auf die Unterlippe.

„Akira…“, begann er, blickte ihn an, bemerkte dann aber, dass es dem Jungen wohl nicht sonderlich gut zu gehen schien, da er eine Hand fest auf seinen Magen drückte und sich verkrampfte.

„Akira, was hast du?“

Besorgt erhob er sich und kniete sich vor den Jüngeren, der sich die freie Hand auf den Mund presste.

„Ist dir schlecht, musst du brechen?“, fragte der Pianist besorgt und blickte sich nach einer Art Eimer oder Schale um, doch ehe er überhaupt etwas finden konnte, war es schon zu spät. Er blickte weg, als er den anderen würgen hörte, spürte dann etwas Warmes, was auch seine Hand getroffen hatte.

„Nicht so schlimm, das kann man alles wieder saubermachen..:“, sagte er ruhig und drehte sich dem Jungen wieder zu, erschrak allerdings furchtbar.

Seine Augen waren geweitet und blickten auf das leichenblasse Gesicht des Jungen.

„Blut…“, wisperte er.

Der Junge hatte Blut gespuckt.

„Akira…“

Was war denn plötzlich nur los?

Leicht zitternd veranlasste er den Jungen dazu, sich auf die Couch zu legen, deckte ihn zu und verwählte sich erst einmal, als er einen Notarzt rufen wollte.

Nach ein paar Minuten hatte er es endlich geschafft und stürzte zu Akira zurück.

„Halt durch, Kleiner, es kommt gleich Hilfe…“, jappste er.

„Ich besorg schnell jemanden, der nach Taka sehen kann, falls sie aufwacht!“, rief er panisch und rannte los, stürmte aus seinem Haus und rannte barfuss die Straße entlang, um die alte Omi, die um der Ecke wohnte, von ihrem wohlverdienten Abendprogramm wegzubewegen und zu seinem Anwesen zu ziehen.

Er erklärte ihr rasch, was vorgefallen war und schob sie in sein Schlafzimmer, wo das kleine Mädchen noch immer seelenruhig schlief und nichts davon ahnte, was mit ihrem großen Bruder geschehen war.

Sofort raste der Pianist wieder ins Wohnzimmer, kniete sich vor die Couch und strich dem Jungen fahrig durch die Haare.

„Ganz ruhig bleiben. Das kommt alles wieder in Ordnung, das verspreche ich dir.“, wisperte er panisch.

„Schlaf mir jetzt bloß nicht ein, bleib schön wach, okay? Akira!“

Er spürte, dass dem Kleinen immer wieder die Augen zufielen.

„Bleib wach, Akira! Nicht einschlafen! Akira! Hör mir zu, Akira!“

Müde blickte der Junge Takuya an, versuchte dann zu lächeln.

„Ich…bin sehr froh, dich getroffen zu haben…“, wisperte er. Das Blut glänzte feucht in seinen Mundwinkeln.

„Hör auf damit, sprich jetzt gefälligst nicht! Und rede nicht auch noch so, als würdest du gleich den Löffel abgeben. Der Arzt ist gleich da, mach dir keine Sorgen!“

Zitternd nahm er die Hand des Jüngeren, strich mit dem Daumen sacht über den knochigen Handrücken. Akira war ganz kalt.

„Ich…hab doch gar kein Geld…“, wisperte er, hustete noch etwas Blut aus.

„Spinnst du? Das brauchst du auch nicht! Darum kümmere ich mich und jetzt halt endlich deine Klappe, davon wird es auch nicht besser, hörst du?“

„…“

Erneut hustete der Jüngere leicht. Alles in ihm schmerzte und er wusste nicht einmal, warum.

„Danke…Taku…wa…warum tust du das alles…?“, keuchte der Schwarzhaarige und griff nach dem Ärmel des Älteren.

„Warum ich das tue?“

Verzweifelt blickte er ihn an, versuchte das Blut aufzuhalten, was aus dem Mundwinkel des Jungen auf die Couch tropfte. Tränen schossen in seine Augen.

„Weil du mein Bruder bist!“, wisperte er und blickte auf ein regungsloses Gesicht.

Die Hand an seinem Ärmel hatte locker gelassen. Akira war ohnmächtig.

„Akira?“

Takuya fasste ihn an den Schultern, rüttelte ihn leicht.

„Akira, wach auf! Akira!!! Komm wieder zu dir, mach keinen Scheiß, hör auf! Aki…“

Endlich klingelte es Sturm an der Tür, Takuya stand auf, hechtete durch den Flur und riss die Tür auf. Die Ärzte, die noch alle ihre Schuhe fein säuberlich vor der Tür aufgereiht hatten und nur mit Socken das Haus betraten, wirtschafteten durch den Flur ins Wohnzimmer und umrundeten den Ohnmächtigen, der kurze Zeit später von einem Regiment Schläuchen und Geräten umgeben war.

Takuya stand im Türrahmen und betrachtete das ganze Szenarium mit wässrigen Augen. Er hatte Angst. Er hatte wirklich panische Angst, den Kleinen zu verlieren.

Vor allem jetzt, wo sie sich doch gerade erst gefunden hatten. Er fragte sich, ob Akira noch gehört hatte, was er ihm zu sagen versucht hatte…

„Halt durch…“, wisperte er, wiederholte diese Worte immer wieder, als sie den Jungen schon längst in den Krankenwagen gebracht hatten und Takuya seine Hand fest hielt.

Er wollte seinen Bruder nie wieder loslassen.
 

„Er öffnet die Augen. Onkel, komm schnell her!“

Nur verschwommen konnte Akira eine Gestalt erkennen, die sich neben eine andere, etwas kleinere gesellte. Er blinzelte einige Male, ehe das Bild sich langsam scharf stellte und er mit großen Augen auf seine Schwester und Takuya blickte. Beide sahen ihn erleichtert an.

„Onii-chan!“, quäkte das kleine Mädchen und warf sich ihm um den Hals. Sie fing bitterlich an zu weinen.

Akira legte seine schwachen, mit unzähligen Infusionen bestückten Arme sanft um sie. Warum lag er hier und warum fühlte er sich nur so schlapp?

Er strich seiner Schwester ruhig über den Rücken.

„Schhh, ist ja gut…“, krächzte er hervor.

„Da hast du uns aber einen gewaltigen Schrecken eingejagt, Marshmallow.“, meinte Takuya lächelnd.

„Was ist denn passiert?“

„Du hast Blut gespuckt, mein Lieber. Und zwar ganz schön gewaltig. Du liegst jetzt schon fast zwei Wochen im Krankenhaus.“

„Was? Seit zwei Wochen schon?“

Takuya nickte und Taka kniete krabbelte unter Akiras Bettdecke, um sich an ihn zu kuscheln.

„Du hattest innere Blutungen.“, sagte Takuya ruhig und setzte sich ans Bett.

„Du hast in Lebensgefahr geschwebt. Sie haben dich sofort operiert und dann lagst du 3 Tage im Koma.“, sagte der Pianist ernst.

„Später hast du zwar nur noch geschlafen, aber du warst einfach nicht wach zu kriegen, bis auf zwei oder drei Mal, allerdings war da nicht viel mit der anzufangen, Kleiner.“, erklärte Takuya und stützte die Arme auf die Matratze. Der Rothaarige hatte tiefe Augenringe und sah schrecklich blass aus, wie Akira feststellen musste. Er hatte sich wohl wirklich Sorgen um ihn gemacht…

Taka streichelte ihrem Bruder über den Bauch und erst jetzt bemerkte Akira, dass an dieser Stelle ein Verband sein musste, denn es fühlte sich seltsam an.

„Da hast du jetzt eine große Narbe. Tut es weh?“

Er schüttelte den Kopf.

„Nein, es geht schon, danke…“, sagte er leise und gab der Kleinen einen Kuss auf die Stirn, legte einen Arm um sie und sah zu Takuya.

„Du hast dich die ganze Zeit um sie gekümmert. Vielen Dank, Takuya. So langsam weiß ich wirklich nicht mehr, wie ich das gut machen soll.“, sagte er leise. Takuya war so lieb zu ihm und seiner Schwester. Womit hatte er das denn nur verdient?

„Ich hab dir schon mal gesagt, dass du es nicht gut zu machen brauchst. Ich mag dich und die Kleine auch. Ihr seid meine Freunde und für Freunde muss man da sein, verstanden?“

Taka lächelte, dann schlüpfte sie unter der Decke hervor und kletterte auf Takuyas Schoß.

„Ja und außerdem hast du versprochen, mich zu heiraten!“, meinte sie fröhlich und legte die Arme auf Takuyas Schultern.

Der lächelte. Akira hatte Recht, die Kleine erinnerte sich ja wirklich noch an diese Sache vom Flugzeug. Das hätte er nicht erwartet.

„Ja, das hab ich gesagt.“, flüsterte er und strich ihr über das lange, seidige Haar, welches er höchst persönlich mehr schlecht als recht zu zwei Zöpfchen geflochten hatte. Die Kleine sah zwar etwas bedeppert aus, aber sie wollte es ja unbedingt so haben.

„Du hast doch sicher sehr viel zu tun. Wie hast du das überhaupt alles geschafft? Ich…“

„Reg dich nicht auf, Kleiner, das ist nicht gut für dich. Ich hab es wirklich sehr gern gemacht. Weißt du… Die einzigen Leute, die ich sehe, sind die Musikheinis aus der Uni, ab und an Leute aus dem Zeichenzirkel, meine Managerin und den Fahrer meiner Limousine, das war’s dann aber auch schon. Es hat mir gut getan, mal etwas Leben im Haus zu haben. Und es macht Spaß sich um Taka zu kümmern. Sie ist wirklich ganz allerliebst, nicht wahr, kleines Mäuschen?“

Taka nickte.

„Ja, bin ich!“

Ihre kleinen Wangen leuchteten in einem gesunden Rosaton.

Takuya lächelte und strich ihr über den Hinterkopf, dann stand er auf und hob sie hoch, um sie aus dem Zimmer zu bringen.

„So, jetzt muss ich mal mit deinem Bruder ein Erwachsenengespräch führen. Du spielst solange mit den anderen Kindern in der Zeichenecke, okay? Sei lieb, dann bekommst du nachher auch ein großes Schokoladeneis!“, meinte er und setzte sie auf dem Boden ab.

„Ich will aber lieber bei meinem Bruder bleiben!“, maulte die Kleine und krallte ihre Hand in Takuyas karierte Hose, zog dann leicht daran und blickte den Älteren bitterböse an.

„Außerdem ist Akira noch gar nicht erwachsen.“

„Da hast du recht, aber er ist erwachsener als du.“, sagte er, beugte sich zu ihr hinab und meinte: „Was die Körpergröße angeht…“

Er stupste ihre Nase an, dann gab er ihr einen Klaps auf den Po.

„Nun geh schon spielen, Engelchen.“

„Krieg ich Streusel auf mein Eis?“

„Ja, sollst du haben! Husch, husch, die Waldfee!“

„Jaaaaah!“, quiekte sie, rannte dann lachend über den Krankenhausflur, flog über ihre eigenen Beine und landete wie ein Kartoffelsack mit einem lauten Klatschen auf dem Fußboden.

Takuya schlug sich die Hand vors Gesicht und zog sie bis zu seinem Kinn. Auch das noch. Hoffentlich fing sie jetzt nicht an zu heulen.

Taka setzte sich auf, blickte mit wässrigen Augen in der Weltgeschichte umher und schniefte leise.

„Nicht weinen, komm schon, steh wieder auf, dann bekommst du auch noch Erdbeerpokkys!“

„Jaaaah!“

Schon sprang sie wieder auf und rannte weiter, landete dann nochmals auf dem Fußboden.

Takuya verstand so langsam, dass er wohl oder übel ausgenutzt wurde, ging über den Flur, packte die Kleine am Hosenbund und trug sie so in die Spielecke. Dort setzte sie an einen Tisch und gab ihr einen Stift und ein Blatt Papier.

„Ich bin gleich wieder da.“, flötete er, wuschelte durch das dunkle Haar und ging in Akiras Zimmer zurück.

Der hing mittlerweile schon wieder zwischen Delirium und Wirklichkeit und verleierte die Augen recht seltsam, bis Takuya ihn leicht anstupste und noch mal nachsah, ob die Tür auch wirklich zu war.

„Akira…“, sagte er ernst und richtete den Kopf des anderen so, dass dieser ihn mühelos ansehen konnte, ohne sich groß anstrengen zu müssen.

„Mach die Augen auf, ich weiß, dass du nicht schläfst.“

Doch Akira wachte nicht auf, beziehungsweise, wollte nicht aufwachen.

„Ich weiß, was los ist, du brauchst dich nicht zu grämen.“, meinte der Rothaarige und seufzte leise.

Vorsichtig öffnete der Jüngere die Augen.

„So? Weißt du es…?“

„Ja. Ich mach dir keine Vorwürfe deswegen, außer vielleicht, dass du dich niemandem anvertraut hast…“, sagte Takuya sanft und strich Akira durch das seidige, dunkle Haar des Jüngeren.

„Wem hätte ich es sagen sollen? Dir?“

„Jetzt verletzt du mich aber, Akira. Ich dachte, du hast mittlerweile gemerkt, dass ich dir gerne helfen will…“

Der Jüngere schwieg einen Moment und sah Takuya in die Augen. Er wirkte wirklich leicht verletzt, aber Akira war es selbst. Zu sehr hatte er sich in den letzten drei Jahren gedemütigt gefühlt…

Manchmal hatte er sich gewünscht, zu sterben und alles hinter sich zu lassen, aber er konnte Taka einfach nicht allein lassen.

„Tut mir Leid…“, brachte der Junge krächzend hervor.

„Ich versteh nur nicht, warum du uns hilfst. Taka kennt dich jetzt zwei Wochen, aber ich hab dich nur einmal gesehen. Und das war’s schon. Gut, ich kenne deine Lieder aus dem Radio, von CDs oder so, aber das ist nicht das Gleiche!“

„Sicher, Akira. Aber ich meinte das auch generell. Niemand darf dich schlagen oder gar treten, was ja offensichtlich der Fall gewesen ist. Ich hab deinen Oberkörper gesehen, du wurdest ja richtig misshandelt. Du hättest zum Jugendamt gehen sollen oder wenigstens zu deiner Klassenlehrerin. Irgendjemand hätte dir schon geholfen.“, sagte Takuya ernst. Er sah Akira an und bemerkte, dass sich die Augen des Kleinen langsam mit Wasser füllten, welches kurze Zeit später ununterbrochen seinen Weg über die Wangen fand und schließlich von der Nasenspitze oder dem Kinn abperlte.

Einzelne Schluchzer verließen seinen Mund und er hob den Arm, um sich über die Augen zu wischen, doch es half nichts, immer wieder flossen neue Tränen nach.

„Die…die Menschen sind aber nicht alle wie du.“, schluchzte er.

„Es interessiert die Leute einen Scheiß, was mit mir ist oder mit Taka! Ich bin nicht so, dass ich Hilfe suche. Ich versuch mir immer selbst zu helfen, verstehst du das nicht? Ich vertraue niemandem mehr, weil ich mein Vertrauen in die Menschen verloren habe!“, weinte er.

Takuyas Gesichtszüge wurden weicher, dann beugte er sich zu Akira hinab und nahm ihn in den Arm.

„Schhh, schon gut. Ich verstehe dich… Es ist alles etwas viel im Moment, hm?“

Akiras Arme schlagen sich um Takuyas Nacken, als er weinte. Sein Gesicht ruhte auf der staken Schulter des jungen Mannes, die er nach einigen Sekunden völlig durchnässt hatte.

Es tat so gut, alles raus zu lassen und von jemandem aufgefangen zu werden. Sicher, Taka konnte ihn auch trösten, aber es war etwas anderes, von einem Erwachsenen in den Arm genommen zu werden, als von einer Erstklässlerin.

Es fiel ihm nur so schwer, zu jemandem vertrauen zu fassen.

Akira hatte seinem Stiefvater einst blind vertraut, denn als seine Mutter mit ihm zusammen gekommen war, hatte er sich noch nicht betrunken. Er hatte sich damals wirklich rührend um Taka gekümmert und mit Akira Männerdinge wie Angeln oder Zelten unternommen. Akira hatte ihm blind vertraut. Aber irgendwann ging die Firma, in die sein Stiefvater arbeitete zu Grunde und er begann zu trinken. Und mit dem Alkohol, kamen die Schläge. Er suchte immerzu einen Sündenbock, der sich meist Akira nannte. Und Reiko, so der Name seiner Mutter, konnte es nicht mehr mit ansehen und wollte mit den Kindern ausziehen, doch es folgten Morddrohungen und weitere, schlimmere Schläge. Außerdem fasste er Akira immer wieder an. Reiko war sehr labil und weinte den ganzen Tag und irgendwann fand man sie tot im Schlafzimmer. Sie hatte sich mit einer Überdosis Schlaftabletten umgebracht…

Für einige Zeit war es völlig still im Raum, abgesehen von den vereinzelten Schluchzern des Jüngeren, als er sich an diese schreckliche Zeit zurückerinnerte. Takuya hielt ihn einfach nur im Arm und schenkte ihm Wärme, atmete den wohligen Duft des Jüngeren ein und spürte regelrecht, wie das Herz in dem kleinen Körper schnell zu pochen begann.

Was war das? War der Junge etwa aufgeregt? Takuyas Herz schlug ebenso schnell, aber er wusste, weshalb das so war.

Er hatte es zunächst nicht wahrhaben wollen, aber jeden Abend, den er, nach den Proben noch im Krankenhaus zugebracht hatte, um bei dem Jungen zu sein und dieses süße, schlafende Gesicht gesehen hatte, wollte er ihn einfach nur küssen und berühren.

Oft hatte er ihm über die weichen Lippen oder das seidige, schwarze Haar, welches sanft über die weißen Kissen floss und sacht im Mondlicht glänzte, gestrichen.

Ab und zu war sein Zeigefinger der feinen Nase gefolgt und hatte über den Nasenrücken bis zur Stirn gestrichen, um dort einige Haarsträhnen aus dem Gesicht zu vertreiben, damit sei seine Ruhe nicht stören konnten, in dem sie ihn kitzelten…

Takuya hatte oft geseufzt, als er dies tat. Und irgendwann wurde ihm bewusst, weshalb: Er hatte sich in Akira verliebt, ohne es zu bemerken.

Doch wenn er so darüber nachdachte, wusste er auch, weshalb dem so war:

Akira hatte eine Tugend namens Hilfsbereitschaft. Und das, obwohl er eigentlich selbst Hilfe brauchte.

Der Junge hatte der Stewardess wieder auf die Beine geholfen, obwohl ihn in diesem Augenblick sicherlich Schmerzen plagten. Er hatte nach Takuya gesehen, obwohl er wusste, dass dieser auf der engen Flugzeugtoilette sein musste und Akira sicher nicht zum ersten Mal von solch einer Platzangstattacke heimgesucht wurde…

Takuya hatte die ganze Zeit über so viel an dieses kleine Geschöpf denken müssen. Der Pianist spürte regelrecht, wie sein Herz sich nach diesem fremden und ihm doch so vertrauten Jungen sehnte.

So sanft er konnte streichelte er über den Rücken des Teenagers und spürte, dass dieser sich langsam beruhigte.

„Du willst wissen, warum ich dir helfe? Du hast schon Recht, wenn du sagst, dass ich dabei Hintergedanken habe.“, wisperte er.

„Fast alles auf der Welt passiert mit Hintergedanken, das ist nun mal so. Ich möchte, dass ihr bei mir bleibt. Taka und du. Ich hab euch beide wirklich sehr gern.“

„Aber warum? Warum gerade wir? Du könntest jeden haben! Du bist ein Superstar und wir…wir sind doch nur…“, jappste der Jüngere und löste sich von Takuya, um ihn fragend anzusehen.

„Taka ist Taka und du bist du! Und so wie ihr seid, ist das schwer in Ordnung. Ich möchte nur euch und sonst niemanden bei mir haben.“, sagte er leise.

„Aber…“

„Na, na, nichts aber, Schätzchen.“

Akira wurde rot. Erst Marshmallow, Kleiner und jetzt schon Schätzchen? Ein Augenlid des Jungen zuckte.

„Trotzdem. Ich kann mich doch mit meiner Schwester nicht einfach bei dir einnisten und dir auf der Tasche hängen. Außerdem müssen wir sicher zurück nach Osaka…“, sagte er leise und ließ den Kopf hängen. Takuya lächelte.

„Glaubst du, ich lass dich zurück zu diesem Mann? Glaubst du, ich lasse zu, dass Taka oder du noch mehr verletzt werdet? Das kannst du vergessen! In den Nachrichten haben sie nach euch gesucht. Ihr wurdet in euren Schulen vermisst, weißt du. Ich hab da angerufen und geklärt, dass ihr hier seid.“

„Aber was ist mit meinem Vater?“

Takuyas Blick senkte sich.

„Na ja, wie soll ich das sagen...“, wisperte er.

„Er lebt nicht mehr…“

Akira riss die Augen auf.

„Was? Aber warum denn?“

Hatte er ihn letztendlich doch umgebracht? Furcht machte sich in ihm breit. Er wollte kein Mörder sein! Er war doch auf den Hinterkopf gefallen…

„In den Medien haben sie gesagt, er sei durch eine Alkoholvergiftung gestorben.“, erklärte Takuya, strich Akira über die Wange und versuchte, ihn wieder zu beruhigen.

„Er wird dir nichts mehr tun, Akira. Er kann dir jetzt nicht mehr wehtun…“

Akira starrte an die Wand und legte sich sachte zurück auf sein Krankenbett.

Takuya deckte ihn zu.

„Alles okay?“

„Ich muss etwas darüber nachdenken. Über alles…“

Takuya nickte und strich ihm noch einmal über die Stirn.

„Wenn etwas ist, ich hab dir meine Telefonnummer aufgeschrieben und da hingelegt. Du kannst mich jederzeit erreichen.“, sagte er sanft.

„Ruh dich aus. Ich komm morgen wieder, versprochen.“

Er ging zur Tür, drehte sich noch einmal zu Akira und winkte, dann öffnete er die Tür.

„Takuya…“

„Hm?“

Der Angesprochene sah noch einmal zurück.

„Danke für alles…“

Takuya lächelte.

„Gern geschehen!“

„Ah, Takuya!“

„Hm?“

„Wie…Ich meine, was ist jetzt mit der Schule? Und alles andere?“

„Das erkläre ich dir, wenn es dir etwas besser geht. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Du und Taka werdet nicht getrennt und bleibt bei mir. Okay? Denk nicht so viel darüber nach. Bis morgen.“, meinte er lächelnd, dann schloss er die Tür und ließ einen ziemlich verwirrten Akira zurück.
 

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„Akira! Hast du schon gehört? Der Doktor hat gesagt, dass du heute wieder nach Hause darfst!“, rief das kleine Mädchen, das aufgeregt ins Zimmer ihres Bruder stürmte und mit Schwung auf sein Bett hopste, um den Älteren niederzustrecken.

„Was? Wirklich? Das ist ja fabelhaft!“, sagte er lächelnd. Das wurde aber auch so langsam Zeit, schließlich war er bereits einen Monat im Krankenhaus.

Er wuschelte ihr durch die Haare und bemerkte, dass die Kleine wirklich gut aussah. Sie hatte hübsche, neue Sachen an, die Haare waren ein Stückchen kürzer und sie hatte einige Kilo zugelegt. Zwar war sie noch immer sehr schlank, sah aber wesentlich gesünder aus.

Taka hatte sich im letzten Monat wirklich sehr verändert. Takuyas Einfluss tat ihr mehr als nur gut.

Akira hatte viel darüber nachgedacht, vor allem, warum der Pianist so freundlich zu ihnen war. Und irgendwann, mitten in der Nacht, hatte er seine Augen aufgeschlagen und konnte sich denken warum: Takuya war schlichtweg einsam.

Er lebte ganz allein in diesem riesigen Haus und übte oft Stunden Klavier, komponierte neue Stücke und hatte so irgendwann seinen gesamten Freundeskreis abgebaut, bis er berühmt wurde.

Doch da war es bereits zu spät, denn seine Berühmtheit hatte ihn noch mehr vereinsamen lassen. Die Leute, mit denen er verkehrte waren allesamt aus dem Geschäft und somit nur Takuyas Geschäftspartner. Seine Managerin mochte noch so nett sein, sie brauchte ihn, um ihr Geld zu verdienen. Er wusste, dass Takuya eine Universität, die sich auf Künste beschränkte besuchte, um Gleichgesinnte zu finden, was seine Situation auch verbessert hatte, aber trotzdem musste er immer aufpassen. Er war berühmt, hatte Geld wie Heu und somit auch viele falsche Freunde.

Akira verstand jetzt, dass Takuya sich gefreut haben musste, dass er ihn im Flugzeug ganz normal behandelt hat, ohne Hintergedanken und ohne Egoismus. Und dann war ja auch noch Taka. Sie war noch ein Kind und verstand nicht wirklich, was es für Takuya bedeuten musste, so berühmt zu sein.

Sie nahm nur das an, was er ihr bot, sie fragte nie nach etwas.

Und das Takuya gerne gab, hatte Akira schon oft festgestellt.

Apropos Takuya…

„Wo ist denn dein Onkelchen?“, fragte er die Kleine lächelnd.

„Der kommt gleich. Er meint, er will noch ein bisschen mit der hübschen Krankenschwester flirten, aber ich finde, dass das ziemlich gemein ist, weil er doch mich heiraten wollte!“, schimpfte sie und rutschte vom Bett, um Akiras Tasche aus dem Schrank zu ziehen und seine Sachen hineinzustopfen.

Akira sprang ebenso aus seinem Nachtlager und hielt die Kleine davon ab, denn seine ganze Unterwäsche lag bereits im Zimmer verstreut.

„Hey! Hör auf!“

Er nahm ihr eine Boxershorts aus der Hand und knüllte sie selbst in die Tasche, stopfte den Rest seiner Wäsche auch noch hinein und zog den Reißverschluss rasch zu, bevor noch etwas Schlimmes geschehen konnte.

Straßenkleidung hatte er schon an, da er erst kurz zuvor frische Luft schnappen war.

„Dann lass uns auf Takuya warten.“, meinte er.

„Und sei nicht traurig, er heiratet bestimmt dich und nicht irgendeine Krankenschwester.“, sagte er ruhig und nahm Taka auf seinen Schoß, schloss die Arme um den kleinen Körper und legte den Kopf auf ihre Schulter.

Wenn er so daran dachte, wie Takuya mit einer Frau flirtete, wurde ihm ganz anders. Ihm kam der andere irgendwie, na ja, er kam ihm schwul vor. Er konnte es sich gar nicht vorstellen.

Und irgendwie hatte er auch etwas dagegen. Akira wusste nicht, warum, aber er wollte nicht, dass Takuya einer Frau schöne Augen machte. Er wollte auch nicht, dass er mit einem Mann flirtete, denn so langsam hatte er sich daran gewöhnt, viel Aufmerksamkeit von dem gut aussehenden Pianisten zu bekommen.

Deshalb schnellten beide, vor Eifersucht brodelnde Köpfe zur Tür, als diese endlich aufging, doch es kam nur die Krankenschwester hinein.

„Das ist dieses kleine Biest!“, flüsterte Taka ihrem Bruder zu.

„Sie will mir meinen Ehemann wegnehmen…das kann sie aber vergessen. Ich werde sie beißen!“, meinte sie, doch Akira hielt sie gut fest.

„Nein, das tust du nicht!“, zischte er zurück.

Außerdem gehört Takuya mir, dachte er sich und nickte innerlich mit dem Kopf, stutzte dann aber. Moment Mal, was hatte er da denn gerade gedacht? Er war doch nicht schwul. Takuya war ein Mann und zudem noch 10 Jahre älter als er selbst.

Akira verpasste sich in Gedanken selbst eine Ohrfeige. Bestimmt kam das davon, dass der andere sich so viel um ihn gekümmert hatte. Es war fast, als hätte er den älteren Bruder bekommen, den er sich schon immer so sehr gewünscht hatte. Akira hatte nie sonderlich viel Aufmerksamkeit genossen, jedenfalls nicht mehr, als Taka auf der Welt war. Er dachte immer, er bräuchte das nicht, schließlich war er ja alt genug, aber durch Takuya hatte er festgestellt, dass es schön war, wenn sich jemand um einen kümmerte.

„So, dann wollen wir doch noch mal schnell die Verbände wechseln. Dann können sie auch schon gehen, den Papierkram brauchen sie nicht zu erledigen, das hat ihr Freund schon getan.“, meinte sie lächelnd.

Akira blickte auf.

So? Takuya hatte den ganzen, blöden Papierkram schon erledigt? Er hätte heulen können vor Glück. Wieder hatte er etwas so Liebes für ihn getan. Ja, nur für ihn. Das würde er bestimmt nicht für jeden machen, oder etwa doch?

Eifersüchtig funkelte er die Krankenschwester an. Warum hatte Takuya mit der geflirtet? So toll sah sie nun auch wieder nicht aus.

Taka funkelte sie ebenso an und wartete nur auf die nächste Gelegenheit, sie beißen zu können, doch Akira hielt sie einfach zu gut fest.

„Was guckt ihr mich denn so an? Hab ich etwas Böses getan? Nun lass mich mal zu deinem Bruder.“

„Nein!“

Die Krankenschwester blickte sie entgeistert an.

„Kleines Mädchen, bitte!“, sagte die Pflegerin verzweifelt und wollte sie wegziehen, doch Taka weigerte sich hartnäckig.

„Ich lass dich nicht zu meinem Bruder! Es reicht schon, dass du mir meinen Ehemann ausspannen willst!“, keifte sie und begann, lautstark zu weinen.

„Taka!“, kreischte Akira und hielt ihr den Mund zu.

„Das…das meinte sie nicht so…“, entschuldigte er sich kurz und drückte sie ins Kissen.

„Sei ruhig jetzt. Taka!“

Die Krankenschwester lächelte.

„Ach was, ihr braucht keine Angst zu haben. Ich nehme dir deinen Ehemann schon nicht weg und deinen Bruder auch nicht. Herr Kurokawa hat doch nur einen Tauschhandel mit mir vollzogen. Eine signierte CD gegen den Papierkram, den ich für euch erledige.“, meinte sie lächelnd.

Akira blickte sie leicht verwirrt an.

„Oh…“

„Ja, so war das. Nun hör auf zu weinen, Kleine. Und du ziehst bitte dein Oberteil aus.“, befahl sie und half dem Jungen dabei, seinen Oberkörper zu entblößen.

Die Schwester kümmerte sich um den Verband und begutachtete die Narbe.

„Oh, die Fäden haben sich schon aufgelöst. Ich glaube, ich leg dir nur eine Kompresse darüber. So etwas gebe ich dir auch mit. Übermorgen brauchst du nichts mehr darüber zu decken.“, sagte sie lächelnd und schnitt einen Streifen Pflaster ab, um damit die große Kompresse zu fixieren.

„Schon fertig. Der junge Mann wartet im Flur auf euch. Ich bring euch zu ihm.“

Akira nahm Taka an die Hand und folgte der Krankenschwester, die seine Tasche trug und diese schließlich Takuya überreichte.

Dieser grinste sie noch einmal an, dann ging er mit beiden Kindern aus dem Krankenhaus, direkt in die Limousine seiner Managerin, die Akira und Taka überschwänglich empfing.

Takuya legte einen Arm um Akiras Schultern, und zog ihn zu sich. Zu seinem Erstaunen lehnte sich der schmale Körper des Jungen auch vollständig gegen ihn. Er genoss diese Nähe und strich ihm leicht durchs Haar.

„Weißt du, Akira, Sarah und ihr Mann haben die Vormundschaft für euch übernommen. Eigentlich wollte ich das machen, aber es gab krach mit der Behörde… Na ja. Es ist eigentlich egal, ihr werdet trotzdem bei mir wohnen.“, meinte er freudig und piekste dem Jüngeren in die Seite.

Dieser wusste wieder einmal nicht, wo ihm der Kopf stand. Jetzt kümmerte sich sogar Takuyas Managerin um Taka und ihn.

„Wenn du volljährig bist, müssen wir mal sehen, ob du die Vormundschaft für Taka übernimmst, aber das hat ja vorerst noch Zeit. Zuerst wirst du richtig gesund. Und dann kannst du dir aussuchen, ob du weiter zur High School gehen willst.“

Akira schloss die Augen.

Er wollte eigentlich schon gerne weiterhin zur Schule gehen und die Hochschulreife erlangen, um studieren zu können, aber er wollte nicht auf Takuyas Kosten leben. Und allein konnte er seine Schule nicht finanzieren und Takas schon gar nicht.

Seine Pflichtschulzeit hatte er mit Mittelschule schon lange hinter sich gelassen.

„Ich werde arbeiten…“, sagte er leise und schloss die Augen.

Takuya schüttelte den Kopf. Hatte Taka nicht gesagt, Akira ging gerne zur Schule?

„Ich hab doch gesagt, du sollst es dir in Ruhe überlegen. Darüber reden wir, wenn wir zu Hause sind. Du wirst staunen, wie es sich da in letzter Zeit verändert hat.“, sagte Takuya lächelnd.
 

Nach einer Weile hatten sie endlich Takuyas Anwesen erreicht, verabschiedeten sich von Sarah und liefen durch den kleinen Vorgarten.

„Waren diese grausamen Gartenzwerge schon immer hier?“, fragte Akira entsetzt.

„Die sind nicht grausam!“, schimpfte Taka sofort.

„Tja, was soll man machen. Taka-Schatz wollte sie unbedingt haben. Sie meinte, sie würden so gut zu mir passen…“, sagte Takuya belustigt und schloss die Tür auf, ließ Taka den Vortritt und half Akira aus seiner Jacke.

Neugierig blickte der Junge sich um.

„Also hier sieht es noch genauso chaotisch wie vorher aus.“, stellte er fest.

„Ich sehe nicht, dass sich etwas verändert hat.“

„Nun warte doch erst einmal ab!“, plapperte Takuya, fasste Akira bei der Hand und zog ihn hinter sich her. Er blieb vor einer Tür stehen, auf der mit lustigen Buchstaben Takas Name geklebt war.

„Ihr habt eure eigenen Zimmer!“, sagte er lächelnd und öffnete die Tür.

Akira fielen beinahe die Augen aus dem Kopf als er dieses pinkfarbene Kinderzimmer sah. Die Vorhänge waren pink, das Bettzeug war pink, ja sogar der Teppich kreischte vor übermäßigem Prinzesscheneinfluss.

„Ist das nicht fabulös?“, schrie Taka aufgedreht, zog sich ein paar Elfenflügel auf den Rücken und sprang mit einem Zauberstab bewaffnet durch den kleinen Raum, kraxelte auf ihr Hochbett und rutschte lachend von der integrierten Rutsche auf ein rosafarbenes Plüschkissen.

„Ich glaube, ich kriege Augenkrebs…“, meinte Akira und rieb sich beide Sehapparate, dann packte Takuya seine Hand erneut und zog ihn eine Tür weiter.

„Und dort ist dein Zimmer. Taka-chan hat alles für dich ausgesucht!“, sagte Takuya freudig und drückte den Jungen vor die Tür.

„Na los, mach sie schon auf!“, rief nun auch Taka begeistert und hüpfte aufgeregt um die älteren Jungen herum.

Doch Akira wollte das Zimmer ehrlich gesagt gar nicht sehen, denn er hatte so eine gewisse Vorahnung, dass sein Zimmer ebenso pink aussehen könnte…

Er schloss die Augen, griff zitternd nach der Türklinke und öffnete die Tür, schob sie auf und trat einen Schritt nach vorn. Er stutzte, denn er spürte keinen Teppichboden unter seinen Füßen.

Vorsichtig öffnete er ein Auge, dann das andere und schon fiel ihm die Kinnlade auf den Fußboden.

Das Zimmer war in helles Parkett gelegt, die Wände hellblau gestrichen und ein großer Edelstahlschreibtisch stand vor dem riesigen Panoramafenster, welches durch ein silbergraues Rollo verdeckt wurde. Etliche Pflanzen zierten den Raum, ein Laptop stand auf dem Tisch; davor ein weicher Drehsessel. In der einen Ecke befand sich ein gemütliches Bett mit vielen Kissen, in der anderen ein großer Kleiderschrank und davor eine Schultasche, vor der einige Blöcke, Bücher und eine Federmappe gestapelt waren.

Akiras Augen füllten sich mit Tränen. Er versuchte den Kloß in seinem Hals runterzuschlucken, doch vergeblich. Und als er auch noch Takuyas Hand auf seiner Schulter spürte, war es um ihn geschehen. Er fing lautstark an zu weinen, drehte sich um und warf sich in die Arme des Älteren.

„Oh Gott, so schlimm?“, fragte dieser erschrocken.

„Taka, ich hab mich auf dich verlassen!“, keifte er die Kleine an, die vor Schreck rasch aus dem Zimmer rannte, doch Akira schüttelte den Kopf.

„Nein, das ist es nicht. Es ist toll, wirklich!“, schniefte er und blickte zu Takuya auf.

„Vielen Dank. Ich, ich bin nur so gerührt. Warum tust du das, das hab ich doch gar nicht verdient!“

Takuya lächelte und durchwuschelte Akiras Haar.

„Und ob, mein Kleiner…“

Akira schniefte, wischte sich mit dem Ärmel über den Augen und unter der Nase entlang und sah sich noch mal in seinem neuen Zimmer um, dann lief er durch den Raum, sah durch das Rollo auf einen kleinen Park, der hinter dem Anwesen zu liegen schien und konnte mit seinem Spatzenhirn gar nicht erfassen, welches Glück ihm da gerade zuteil wurde.

Rasch begutachtete er das Bett, dann den Schrank und schließlich das Schulzeug, was vor diesem stand. Er kniete sich hin und erspähte die Bücher, sah dann mit verheulten Augen zu Takuya auf, der ihm wieder sein übliches Lächeln entgegenschmetterte.

„Ich darf zur Schule gehen?“, fragte der Junge weinerlich.

„Aber wie soll ich das denn alles wieder gut machen? Taka und ich können dir doch nicht ewig auf der Tasche hängen…“, weinte er und wischte sich nochmals mit dem Ärmel über das Gesicht.

„Yup. Ich hab dich eh schon bei der Schule angemeldet, also mach dir darüber keine Gedanken, Kleiner.“, sagte Takuya lächelnd.

„Du bist mir noch zu jung um schon arbeiten zu gehen und ich weiß ohnehin nicht, was ich mit meinem ganzen Geld machen soll. Du und Taka freut euch wenigstens. Ihr habt eine schwere Zeit hinter euch. Genießt es, es ist mein Geschenk an euch.“

Er kniete sich neben den Jungen und verwuschelte ihm die Haare nochmals.

„Wenn du dein Geld unbedingt loswerden willst, spende es doch an krebskranke Kinder.“, meinte Akira schniefend.

„Das mach ich doch. Aber ihr brauchtet eben auch Hilfe. Nehmt sie doch bitte einfach an und fragt nicht weiter danach. Was heißt fragt… Taka nimmt sie an, also tu es auch einfach. Leistet mir etwas Gesellschaft und bringt mir Leben ins Haus, okay?“

Akira nickte.

„Aber ich möchte trotzdem irgendwas tun, um mich zu revanchieren…“, sagte er schniefend.

Takuya sah ihn einen Moment überlegend an.

„Hm…“, murmelte er und stand auf, zog den Jungen auf die Beine und umrundete ihn einmal.

„Also eine Aufgabe für dich hätte ich schon. Ich weiß bloß nicht, ob du die wirklich machen möchtest.“

„Es ist mir egal, ich mache alles. Irgendwie muss ich mich ja bei dir bedanken!“

„So? Gut, dann zieh dich aus!“

Akira wollte gerade nicken, doch dann wurde ihm der Wortlaut bewusst.

„Äh, wie bitte?“

„Ich hab gesagt, dass du dich ausziehen sollst.“

„Nein!“, keifte Akira und war nun knallrot im Gesicht.

„Dann bezweifle ich, dass dieser Job etwas für dich ist. Wenn du dich nicht mal vor mir ausziehen kannst, schaffst du das auch nicht vor einem Kurs, der aus 35 gackernden Weibern besteht.“, sagte der Rothaarige kühl und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf.

Akira blickte ihn mit dem dämlichsten Gesichtsausdruck an, den er aufbringen konnte, denn er verstand wirklich nur Bahnhof.

„Wie?“

Er legte den Kopf schief und Takuya lachte leise.

„Na ja, Kleiner. Es ist so: Wie du weißt besuche ich ab und an, wenn meine Zeit es zulässt, Vorlesungen in der musikalischen Fakultät der Universität der schönen Künste hier in Tokio. Das Gebäude schräg gegenüber, wo meine Instrumente stehen, wie du weißt, hat mir die Uni zur Verfügung gestellt.“, erklärte er.

Akira verstand. Deshalb hatte er seine Instrumente nicht bei sich zu Hause. In so einem großen Raum wie in einem Atelier klang so ein Instrument sicher viel besser und außerdem konnte er dort, wenn er einen Schlüssel hatte zu jeder Tag und Nachtzeit üben, denn dort gab es keine unmittelbaren Nachbarn.

„Ach so, ich verstehe. Und was hat das mit dem Ausziehen zu tun?“

„Nun ja, es ist so, dass ich Kunst in jeder Form mag, sei es Musik, Schauspiel oder die Malerei. Und da habe ich eben einen Zeichenzirkel gegründet, auch wenn ich gar nicht zeichnen kann.“, meinte er kichernd.

„Das macht aber einfach Spaß, weißt du? Und weil es so einen großen Andrang gab, wurde der Kurs in mehrere Teilkurse zu den unterschiedlichsten Themen aufgesplittert, die Universität unterstützt das Ganze mittlerweile und das Einzige, was jetzt noch fehlt ist ein Aktmodel, das den Mädchen aus dem Aktzeichenkurs gefällt!“

Takuya beendete seinen kleinen Monolog mit einem intensiven Lächeln, dann ließ er seinen Blick wieder über Akira schweifen.

„Ich schätze, du würdest ihnen gefallen. Sonst konnten wir meist nur eitle, alte Männer oder schwangere Frauen auftreiben, die sich selbst auf den ganzen Bildern gern in den unzähligen Ausstellungen sehen würden…“, sagte er grinsend.

„Natürlich würde die Uni dich dafür bezahlen. Und eins sag ich dir, da würdest du ganz gut mit verdienen.“

Akira sah Takuya eine Weile ungläubig an.

„Und du meinst, ich würde so etwas bringen? Mich nackt vor so viele Mädchen zu stellen, die mich dann angaffen und ihre Bleistifte über das Papier kratzen lassen?“, fragte er ängstlich.

„Natürlich, Engelchen. Du hast einen süßen Körper, auch wenn du meiner Meinung nach etwas zu dünn bist, aber was soll’s.“

„Warum stehst du nicht Modell?“

„Weil sie mich nicht wollten. Sie sind ganz rot angelaufen und haben geschrieen.“

„Oh…“

„Ich schätze, ich bin zu berühmt. Einige würden wohl über mich herfallen…“

„Hm… Ach so, ich bin also nicht erotisch genug und deshalb dafür geeignet.“, murmelte der Junge.

„Das hab ich nicht gesagt.“

„Doch, hast du, indirekt!“

„Das stimmt aber nicht.“

„Also findest du mich erotisch?“, fragte er, wollte sich aber im nächsten Moment selbst schlagen. Was fragte er da einen Jungen? War er noch ganz dicht?

„Sicher, Kleiner!“, antwortete Takuya und klopfte ihm auf die Schulter.

„Und, machst du es? Jeden Dienstag und Donnerstag von 18 bis 20 Uhr!“

Akira seufzte. Eigentlich schämte er sich zu sehr. Was sollte er machen, wenn, nun ja, wenn sein Körper plötzlich reagieren würde? Allerdings war das die beste Gelegenheit, um sich bei Takuya für die Hilfe zu revanchieren…

„Von mir aus…“

Takuyas Gesicht hellte sich schlagartig auf.

„Wirklich? Das ist ja fabulös!“, schrie er begeistert und drückte den Jungen herzlich.

„Du brauchst auch keine Angst zu haben. Ich werde die ersten paar Male dabei sein und aufpassen, dass sie nicht über dich herfallen, sondern brav zeichnen.“, sagte er lächelnd und kniff dem Kleineren freudig in die Wangen.

„So, aber jetzt musst du erst mal etwas essen. Wir bestellen etwas vom Chinesen. Was willst du? Nimm ruhig viel, geht alles auf mich! Ich möchte, dass du, bis du gesund bist, noch ein paar Kilogramm zunimmst!“, laberte er fröhlich, drehte sich um und rannte zum Telefon, um den Lieferservice anzurufen.

„Taka-Schatz! Möchtest du lieber Eierreis oder Teigtaschensuppe?“

„Beides!“

„Okay, Engelchen! Also: Ich hätte gern einmal Teigtaschensuppe, Eierreis mit Hühnchen, hundertjährige Eier, Kantonente mit Sojabohnengemüse, Seewürmer mit Zuckerschoten, die Nudelsuppe á la Shanghai und eine Familienportion Frühlingsrollen mit Fleisch- und Gemüsefüllung!“, rief er verzückt ins Telefon, gab seine Adresse an und knallte den Hörer auf die Gabel.

„So, in einer halben Stunde liefern sie das Essen, ansonsten bekommen wir die Seewürmer umsonst!“, sagte er enthusiastisch.

„Taka-Schatz, deck doch schon mal den Tisch und du, Akira, setz dich schon mal hin und ruh dich aus! Hopp, hopp!“, rief er und klatschte in die Hände. Er schob den zarten Jungen ins Wohnzimmer, drückte ihn auf einen Stuhl, half Taka dabei, den Tisch zu decken und öffnete die Tür, als der chinesische Lieferant an dieser klingelte und freudig: „Liefelselvice!“, schrie.

„Ui, sie waren aber flott, fantastisch! Ich bin entzückt!“, rief Takuya aufgedreht, nahm das riesige Packet entgegen, bezahlte und schlug dem Mann mit den Hasenzähnchen die Tür vor der Nase zu.

„Kinder, es gibt Essen!“, jodelte er und brachte alles ins Wohnzimmer, stellte die einzelnen Schachteln auf den Tisch und setzte sich auf seinen Platz.

„Piep, piep, piep, guten Appetit!“, sang er und schon stürzten sich Takuya und Taka auf die Lebensmittel. Akira sah dem ganzen Geschehen mit großen Augen zu, fragte sich, wer das eigentlich alles essen sollte und probierte eine Kleinigkeit von jedem Gericht, bis er das Gefühl hatte, gleich aus allen Nähten zu platzen.
 

Einige Wochen waren vergangen und völlig fertig mit der Welt erreichte Akira die Haustür. Es war der erste Tag in der neuen Schule gewesen, seine Mitschüler hatten ihn freundlich aufgenommen und er hatte das Gefühl, dass er sich recht schnell einleben würde.

Als er gerade den Schlüssel ins Schloss stecken wollte, wurde die Tür vor seiner Nase aufgerissen und Takuya zog ihn freudig in seine Arme.

„Da bist du ja, Marshmallow! Erzähl, wie war es in der neuen Schule? Sind die anderen Schüler nett zu dir? Wenn nicht, sag es mir und ich komm und ballere jedem, der dir dumm kommt, eins vor den Latz!“, rief er aufgeregt und begutachtete, ob der Junge irgendwelche Blessuren hatte.

„Nein, alles in Ordnung. Meine Klassenkameraden sind wirklich sehr freundlich. Du brauchst dir keine Gedanken zu machen.“

„Echt? Dann ist ja gut!“

Er strich ihm durch das seidige, schwarze Haar und zog ihn ins Haus.

„So, ich hab gerade Nudeln mit Käsesoße gemacht. Zieh dir die Schuhe aus, ich geh solange und hole dir eine Portion, bevor Taka alles aufgegessen hat.“, meinte er und verschwand in das Zimmer zu Akiras Linken.

Dieser lächelte, stellte seine Tasche in die Ecke und folgte dem anderen in die Küche, nahm die duftenden Nudeln dankend entgegen und setzte sich neben seine Schwester, die wieder einmal aß, als gäbe es kein Morgen mehr.

Takuya setzte sich den Geschwistern gegenüber und sah beiden bei ihrem Essverhalten zu. Er kannte es von sich selbst, recht wenig zu sich zu nehmen. Er musste sich manchmal wirklich zwingen und genauso war es bei Akira. Taka dagegen musste diesen unbändigen Appetit von ihrem Vater haben…

„Ach, Akira, vergiss bitte nicht, dass heute der Aktkurs stattfindet. Die Winterpause ist vorbei!“, sagte der rothaarige Pianist lächelnd. Der Junge verschluckte sich beinahe an seinem Essen, packte das Glas mit Apfelsaft, welches Takuya vor einer Weile vor ihn gestellt hatte und trank erst mal ein paar große Schlucke. Er hatte es geschafft, dieses gewisse „Ausziehen“ in die hinterste Ecke seines Gehirns zu drängen.

„Der Zirkel finden im Nebenraum von meinem Klavierzimmer statt. Ich begleite dich nachher nach drüben. Taka, kannst du die zwei Stunden allein etwas spielen?“

„Darf ich fernsehen?“

„Ja, sicher.“

„Okaaaay!“

Akira brummte sein Einverständnis und stocherte nun lustlos in seinen Nudeln herum, legte die Gabel schließlich beiseite und erhob sich.

„Gut. Holst du mich nachher? Ich mach solange noch Hausaufgaben.“, sagte er, lächelte Takuya an und wollte den Raum verlassen, doch Taka hielt ihn zurück.

„Onii-chan, willst du das noch?“, fragte sie und sah gierig auf die halbe Mahlzeit, die noch auf Akiras Teller lag.

„Nein, kannst es ruhig haben.“, meinte er lächelnd, strich ihr über den Kopf, lief in den Flur, um seine Schultasche zu holen und machte sich auf den Weg in sein Zimmer.

Nach den zwei Stunden, die er halb lernend, halb über den Heftern schlafend zugebracht hatte, holte Takuya ihn aus seinem momentanen Halbschlafstatus und sagte ihm, dass er sich langsam fertig machen sollte. Doch der Junge, der nun erfasst hatte, dass er sich gleich splitterfasernackt vor einem Haufen Mädchen präsentieren musste, bekam das kalte Grauen und flüchtete in den Kleiderschrank.

„Akira, mach keinen Quatsch! Du hast doch zugesagt!“, entgegnete Takuya auf dieses Verhalten Akiras schniefend und versuchte den Schrank aufzubrechen, doch irgendwie musste der Junge ihn von innen verriegelt haben.

„Akira, sei kein Feigling!“

Takuya klopfte gegen die dünne Holzscheibe, die beide voneinander trennte.

„Bin ich aber…“, kam es gedrungen von innen heraus.

„Aber Menschen können sich ändern…“

„Will ich aber nicht!“

„Willst du doch!“

„Will ich nicht!“

„Willst du doch!“

„Will ich nicht!“

„Oh doch!“

„Neeeeein!“

„Äh, nein!“

„Doch!“

„Ha! Verarscht! Du hast ja gesagt!“

„Hab ich nicht!“

„Hast du doch!

„Hab ich nicht!“

„Oh doch, hast du!“

„Nein, ich hab das nicht gesagt!“

„Gut, hast du nicht!“

„Doch, hab ich!“

„Schon wieder reingelegt! Jetzt komm da raus!“

Takuya versuchte nochmals vergeblich, die Tür aufzubekommen.

„Akira!“

„…“

„Gut, dann lass es bleiben.“, meinte Takuya geknickt und ging aus dem Zimmer.

Akira rang mit sich selbst. Er wusste, dass er den anderen enttäuscht hatte und das, obwohl dieser alles für ihn tun würde…
 

Vorsichtig schob er die Schranktür wieder auf, kletterte nach draußen und rannte aus seinem Zimmer, um sich bei Takuya zu entschuldigen, wurde aber von genau diesem gepackt und über dessen Schulter geworfen. Schnell rannte der Pianist los, quer über die Straße und erreichte mit dem Fliegengewicht das Universitätsgebäude. Er stürmte hinein und brachte den Jungen in einen vom Zeichensaal abgetrennten Raum. Dort stellte er ihn wieder auf die eigenen Füße und baute sich vor ihm auf.

„So, hab ich dich. Du hast es mir versprochen! Und jetzt zieh dich aus.“, befahl er.

Akira fühlte sich, als würde er ein Stück schrumpfen, ein Kloß in seinem Hals entstand und ließ ihn kaum noch eine Möglichkeit, nach Luft schnappen.

Mit rasendem Herzen stand er dem anderen gegenüber.

„Na, was ist nun? Mach dich nackig, Akira!“

Mit flackernden Augen sah der Junge den Flügelmann an.

„Ich…“

Takuya seufzte.

„Schade, ich dachte, auf dich kann man sich verlassen, Akira. Aber so kann man sich täuschen.“, seufzte er hervor und stellte sich zur Seite.

„Gut, ich kann dich nicht zwingen, also geh…“

Schuldbewusst sah Akira den Älteren an.

„Du sollst gehen!“, wiederholte dieser.

Akira senkte den Kopf. Takuya hatte ja Recht. Er hatte es ihm versprochen.

„Schon okay. Ich mach’s…“, wisperte er.

Schlagartig hellte sich Takuyas Antlitz auf.

„Wirklich? Fantastisch! Gut, dann zieh dich aus! Warte, ich helfe dir!“, rief er verzückt und zog dem Jungen sogleich den Sweater über den Kopf, schmiss diesen auf den Tisch, der im Raum stand und zerrte am Unterhemd des Kleineren. Kurze Zeit später landete dieses neben dem Pulli, Akiras Schuhe und Strümpfe flogen durch die Luft, der Kleine wurde zu Fall gebracht und der Ältere riss fieberhaft an den Hosenbeinen des Schwarzhaarigen.

„Hey…“, rief Akira immer wieder; war längst tomatenrot im Gesicht.

„Warte…“

Doch Takuya ließ sich nicht beirren, hatte endlich die Hose entfernt und stellte den Jüngeren auf die eigenen Füße zurück und ließ seinen Blick über den makellosen Körper gleiten. Gut, er hatte eine Narbe über dem Bauch, aber die störte ihn nicht, sondern machte ihn gerade perfekt. Takuya musste sich stark zusammenreißen, um nicht über die schmalen Seiten dieses überaus zarten Geschöpfes zu streicheln oder die Beckenknochen zu berühren…

Wie in Trance kam er dem Jungen näher, er konnte es gar nicht mehr aufhalten und keine zwei Sekunden später landete die Boxershorts auf Akiras Füßen. Takuyas Hände hatten sich auf das ranke Becken gelegt, seine faszinierten Augen suchten die Akiras, doch der Kleinere blickte beschämt zur Seite. Seine Wangen waren stark gerötet und sein Herz schlug ihm bis zum Hals.

Und doch war er zu gelähmt, um sich von Takuya wegzubewegen.

Dessen Herz schlug ebenso erstaunlich schnell und erst als er lautes Gekeife aus dem Nachbarraum hörte, blickte er zur Tür.

„Ich glaube, die verlangen nach dir.“, brachte der Pianist heiser hervor, nahm ein Tuch und wickelte es sorgsam um den schmalen Körper. Er legte einen Arm um Akiras Schultern und drückte ihn in den Zeichensaal, führte ihn in die Mitte des Raumes zu einer Couch und stellte sich hinter ihn.

Akira blickte beschämt in die Runde der Mädchen, die hinter ihren Staffeleien saßen und ihn mit gierigen Blicken begutachteten. Er spürte regelrecht, wie die Gedanken der Frauen an dem Stückchen Stoff zerrten und zogen, um ihn endlich in seiner vollständigen Nacktheit zu Gesicht zu bekommen.

Wieder senkte er seinen Blick. Das war ihm so peinlich.

Takuya massierte seine Schultern und beugte seinen Kopf zu Akiras Ohr.

„Ganz ruhig. Sie riechen deine Angst. Es ist nichts Schlimmes dabei, okay? Wenn du merkst, dass du, nun ja, ein kleines Problem bekommst, dann machen wir eine Pause.“, flüsterte er ihm zu.

Akiras Wangen erröteten noch mehr, denn nicht die Mädchen waren das Problem, sondern eher Takuyas heißer Atmen an seinem Gehörorgan.

Endlich ließ dieser von ihm ab und bewegte sich von ihm weg, zog allerdings auch das Tuch mit sich und ließ den Jungen allein und nackt im absoluten Blickpunkt jeder im Raum anwesenden Person.

Allgemeines Flüstern und Gekicher machte die Runde und Akira wünschte sich in dem Moment nichts sehnlicher, als sich einfach in Luft aufzulösen. Ein Seitenblick verriet ihm, dass Takuya sich an die Tür des Saales gesetzt hatte. Flüchten half also auch nichts…

Die Leiterin des Zirkels trat auf ihn zu.

„Willkommen, junger Mann.“, sagte sie herzlich.

„Zunächst beginnen wir mit ein paar schnellen Posen. Denk dir einfach einige aus oder lass dir von den Mädchen sagen, was sie sehen wollen.“, meinte die Dame.

Akira nickte und stellte oder setzte sich so hin, wie die Mädchen es von ihm verlangten. Unzählige Bleistifte, Kohlesticks oder Pinsel glitten über das raschelnde Papier und hielten Akiras feine Züge fest; die zarten Schultern, den kleinen Po oder seine schlanke Statur. Einige beschränkten sich zunächst auf das mädchenhafte Gesicht des Oberschülers. Die Lehrerin ging durch die Reihen und gab Anregungen, Tipps oder lobte die Mädchen und als Takuya merkte, dass Akira nicht mehr vorhatte, davonzulaufen, wagte er es ebenso, sich jedes Kunstwerk einmal anzusehen.

Großartig waren sie allesamt, aber für Takuya kam keines dieser Bilder an Akiras wahre Schönheit heran…

Mit einem sanften Lächeln auf dem Gesicht sah er auf seinen kleinen Freund, der sich gerade zu einer Kugel zusammen gerollt hatte und die Augen fest verschlossen hielt.

Sicher, der Kleine sah wirklich niedlich aus, aber er hatte auch eine gewaltige innere Schönheit, die durch keines dieser Bilder bisher zum Ausdruck gebracht wurde.

Und Akira hatte mittlerweile festgestellt, dass er Spaß an der ganzen Sache hatte. Er kannte es nicht, im Mittelpunkt zu stehen und genoss es nun, mit Blicken gebadet zu werden, auch wenn er gern eine Hose getragen hätte.

Nach einer Stunde legten sie eine Verschnaufpause ein, die meisten gingen auf de Toilette, oder tranken etwas. Takuya schnellte zu Akira und schlang diesem den dünnen Stoff wieder um den Körper, holte eine Thermoskanne hervor und goss ihm etwas heißen Tee in den Deckel.

„Hier, trink.“, meinte er lächelnd und ließ sich mit ihm auf der Couch nieder. Gierig schluckte Akira die ihn aufwärmende Flüssigkeit und spürte, dass Takuyas Hand seinen Hinterkopf streichelte. Er schloss die Augen und genoss dieses Gefühl der Zuneigung, gab Takuya das Trinkgefäß wieder und lächelte ihn an.

„Und? Ist es so schlimm?“

Der Jüngere schüttelte den Kopf.

„Wenn man sich daran gewöhnt hat, geht es. Es macht sogar ein bisschen Spaß.“, sagte er mit rosigen Wangen. Takuya lächelte sanft und strich zart über das niedliche Gesicht.

„Du kommst auch gut an. Die Mädels finden dich alle total süß.“, meinte Takuya grinsend.

Er selbst fand den Jungen ja schon lange süß…

„Also wirst du das auch weiterhin machen?“, fragte der Pianist mit einem Anflug von Hoffnung in seiner Stimme.

„Hm, ja, werde ich.“, entgegnete der Junge lächelnd und legte das Tuch selbst ab, als es weiter ging. Er gab den dünnen Stoff Takuya, der sich wieder an die Tür setzte und ihn wie paralysiert beobachtete.

Noch einmal stellte er fest, wie faszinierend es doch war, zu beobachten, wie Akira alles um sich herum vergaß und seinen schönen Körper in Pose brachte. Und wenn die Lehrerin Akiras Körper noch ausleuchtete und ein Spiel aus Licht und Schatten entstand, konnte Takuya den Blick gar nicht mehr von dieser Schönheit wenden…

Schnell ging der Rest der Sitzung vorbei, Takuya wickelte den Kleinen sacht ein und brachte ihn in den Nachbarraum zurück, damit Akira sich wieder anziehen konnte.

Gemeinsam verabschiedeten sie sich vom Zeichenzirkel und schnappten noch etwas frische Luft, während sie einen kleinen Rundgang um die Häuser machten, etwas beim Schnellimbiss aßen und eine doppelte Portion für Taka einpacken ließen…
 

Fortsetzung folgt…



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  devilvenus
2007-06-22T10:21:38+00:00 22.06.2007 12:21
konichi wa^^
dat zweite kappü war auch totalö grandiös..
durch deinen schreibstill kann man sich alles voll gut vorstellen und sich auch tazal hineinversetzen^^
deine charaktere kannst du auch gut rüberbringen, so dass man mehr einblicke in das geschehen hat
ich macht mir sehr viel spaß diese story zu lesen^^
mata ne
devil-san
*küsschen send*
Von: abgemeldet
2007-05-08T16:14:25+00:00 08.05.2007 18:14
Hi,
Ich finde das zweite Kapi genauso gut, wie das erste! Mach weiter so, es macht total viel Spaß, deine FF zu lesen. Ich finde deine Charakterdarstellung toll, auch wenn ich nicht erwartet hätte, dass Akira den Job mag bzw. Spaß daran hat, aber ich finde es gut so^^ Nya, kannst du mir bitte eine ENS schicken, wenn das enue Kapi rauskommt? Wäre nett.

Bye, Jessi.
Von:  Aki-chan91
2007-04-23T21:11:08+00:00 23.04.2007 23:11
Hey^^
das ist ja super klasse geworden. also da bin ich froh das du dich entschloßen hast die story hochzuladen. wäre schade drum wenn di nur zuhause im schrank läge oder so.
aber in einer sache geb ich michi recht XD du bist gravi verrückt ^^° aber das macht das ganze i-wie individualitischer.
Die Geschichte ist echt süß. ich hoffe du schreibst bald daran weiter....jetzt bin ich neugierig geworden und das heißt bei mir was^^.
Von:  Brooky
2007-04-14T17:21:53+00:00 14.04.2007 19:21
Vielen lieben dank für die benachrichtigung^^
ich fand das kapi super^^
aber ich dachte mir schon, dass er noch irgendwas davon getragen haben musste...es ist ja schließlich nicht gerade angenehm nen fuß in den magen gerammt zu bekommen und dass man dadurch irgendwelche schwerwiegenden verletzungen von erhält ist ja eig logisch^^ ich fand es einfach nur rührend, wie takuya sich um ihn gekümmert hat^^
und das mit dem aktmodell...einfach nur super die idee^^ voll toll.
auch der humor, der zwischendurch darin war, den fand ich einfach toll und es hat spaß gemacht, das kapi zu lesen^^
freue mich schon auf das nächte kapi ^.^ mach schnell weiter *knuff*
Von:  MichaelW1980
2007-04-13T21:10:26+00:00 13.04.2007 23:10
Hach... herrlich. Du ahnst ja nicht, wie sehr ich dieses zugegebener Maßen Klischee vom Seme und Uke liebe. (Anmerkung: Ja, Seme und Uke! Und nein, das bezieht sich dieses mal nicht auf das sexuelle! XD) Der große Bruder kümmert sich aufopferungsvoll um seine kleinen Geschwister und kämpft darum, das Vertrauen des Kleinen zu gewinnen und schafft das auch! *winsel* Das ist ja soooooooooooo romantisch. ^~^

Wäre ich schreibfaul, wär mein Kommentar hier bereits beendet. Wer mich kennt,
der weiß aber, was jetzt kommt! Genau, extreme Ausschweifungen! MUHAHAHA!! XD

Schön war ja, dass nach der Fluchtstimmung, die im Kapitel 1 vorherrschte so schnell schon ein neues Zuhause gefunden ist. Und was für Eines... Allerdings hatte ich mir sofort als Akira den Tritt ab bekam Sorgen gemacht, ob das nicht zu Verletzungen geführt haben könnte. Zugegebener Maßen rührte diese Überlegung aus deiner Fanfic "Eins und Eins macht Zwei" her, genauer Kapitel 10 der Selbigen... Und als Akira plötzlich kollarbierte, war mir klar, woran das liegen muss. Irgendwie als Ironie empfand ich es, dass Takuya erst eines Nachts im Krankenhaus bewusst wurde, dass er sich in Akira verliebt hat. Für mich war schon bei folgendem Wortlaut klar, dass er ihn lieben musste:

» „Halt durch…“, wisperte er, wiederholte diese Worte immer wieder, als sie den Jungen schon längst in den Krankenwagen gebracht hatten und Takuya seine Hand fest hielt. Er wollte seinen Bruder nie wieder loslassen. «

Für mich geht eine solche emotionale Regung schon lang über normale Geschwisterliebe hinaus. ^.~ Ich fand es als hübsche schreibtechnische Geste dem Leser so schon früher aufzuklären als den Charakter, was der eigentlich fühlt. Zumal das nicht unbedingt jedem auffällt bzw. auffallen muss.

Auch hübsch ist die weiter ausgebaute Rollenverteilung, die jetzt nicht nur auf den Charakter der einzelnen Figuren beschränkt ist sondern auch das betrifft, was sie tun. Takuya kümmert sich aufopferungs voll um die beiden, im Prinzip geht alles von ihm aus. Akira hingegen ist der introvertierte, der das ganze eher wiederwillig geschehen lässt, da er ja eigentlich sich um seine Probleme selber kümmern will. Akira bekommt ein neues Zuhause, Akira kommt einen Ort der Zuflucht, den er braucht. Akira bekommt jemanden, der ihn versteht. Tja und Taka? Taka ist das kleine Sonnenscheinchen! *lach* Sie ist einfach nur sie. Ein niedliches kleines aufgewecktes Mädchen mit etwas großer Klappe. (nicht nur beim Reden *auf-die-leeren-Teller-schiel*) Die ganze Rollenverteilung verstärkt sich noch einmal, als Akira sich an Takuyas zitat "starker Schulter" ausweinen darf. ^^°

Ab da hältst du das Niveau und bindest noch neue Eigenschaften der Charaktere mit ein. Vorallem was Takuya betrifft. Der gute hat eine Meise, kann das sein? XD Wenn ich mir die Huckepack aktion da angucke, kann das später nochmal lustig werden. Aber ich möchte ja nicht vorweg greifen. Wirklich lustig war die Szene, als sie wieder Daheim ankommen und Takas Kinderzimmer gezeigt wird. Oder sollte ich es doch eher Feen- und Elfenreich nennen? Ein (Alp)Traum aus Pink! *lach* Und nachdem du dann noch erwähnt hast, dass Taka alles für Akiras Zimmer ausgesucht hatte, musste nicht nur der befürchten, sein Zimmer könnte genauso aussehen! Obwohl mir natürlich klar war, dass das nicht so sein konnte. XD Das wär einfach ZU grausam gewesen! Harhar... Aber dass die kleine einen so guten Geschmack hat, hätte ich nicht vermutet. Man sollte sie wirklich nicht unterschätzen... Klein aber oho... ^^° Okay, da war doch was im Krankenhaus mit Ausnutzen, nicht wahr? XD

Und dann wurde es abgefahren. Dankbarkeit kann schon sehr merkwürdige Blüten tragen. Wer wäre wohl auf die Idee gekommen, dass der kleine schon in Kapitel 2 sämtliche Hüllen fallen lässt? (Also jetzt nicht aus dem Grund, aus dem man das beim lesen dieser Zeilen glauben könnte! XD) Bei dieser Szene in dem "Umkleideraum" hab ich mich ja gleich darin bestätigt gefühlt, was ich oben bereits sagte. Es wird lustig. Für Akira wohl recht unangenehm, hihi. ^^° Aber wer hätte gedacht, dass er an dieser Betätigung so schnell Spaß haben könnte? (Nein, Nein und nochmals Nein!! Das klingt ja soooo zweideutig! XDD) Apropos Zweideutigkeiten: Als Takuya sagte, er würde mitkommen um auf Akira aufzupassen, musste ich lachen. Nee is klar, der ist doch nur zum Spannen mit gegangen! *LACH* Die andere Zweideutigkeit, die Thomas auf viel werd ich hier mal nicht erwähnen... Die sieht sowieso nicht jeder. *G* Naja, vielleicht bildet man sich vieles auch nur ein. Denn wie heißt es doch so schön: Ein Schelm wer böses dabei denkt! So ist es vermutlich auch mit Takuyas Satz von wegen Aufpassen. Obwohl... immerhin ist Taku auch nur ein Mann... *zwinker* ^^°

Aber so schlimm ist das Kapitel doch garnicht, wie es durch die letzten Zeilen schon fast klingt!! >.<° Denn eigentlich ist dieses Kapitel wirklich das wohl schönste Kapitel was Liebesdinge anbelangt. Du bist mit so viel Nachsicht an so viele Gefühlsregungen vorallem von Akira heran gegangen und Takuya erweißt sich meist als so fürsorglich, dass man das Kapitel insgesamt als sehr romantisch bezeichnen kann und sollte. Ich mag diese Rollenverteilung und ich mag die passende Zeichnung zu dieser FF. Akira ist wirklich zuckersüß. *G* Und Takuya ist ein liebenswerter Trollo, der aber dennoch ernst und fürsorglich sein kann... An wen erinnert uns das nur? Und woher kenne ich diese Gefühlsausbrüche von seiner Managerin? Hmh... *zwinker* Na... Diese "Referenzen" lockern den Lesefluss allerdings auf, also empfinde ich sie als durchaus positiv und freue mich, dass sie sich durch einen großen Teil der Geschichte ziehen oder viel mehr: Immer wieder mal auftauchen, so als nette Randerscheinung. ^^ Insgesamt ist dieses Kapitel für mich das schönste und zwar vorallem wegen der Szenerie im Krankenhaus. Ich liebe diese "Nussknacker"-Szenen, in denen der starke Charakter es schafft, das Vertrauen des Schwachen zu gewinnen. Ein solcher Vertrauensbeweis ist für mich Romantik pur. ^^° Mit so etwas macht man mir geschichten leicht schmackhaft! Hihi... Und wie es weiter geht... man darf gespannt sein! Jawohlja! XD
Von:  Maonyan
2007-04-13T17:38:48+00:00 13.04.2007 19:38
*gg*
knuffig~~^^

hm...aber taka wird noch mal zur kugel wenn sie so weitermacht *gg*

hm..den vater von den beiden..hätt ich schon nochmal gerne gesehen
*schniefz*
nja..aber jetz is er wech..tot..futsch X3

Wann kommen die beiden eig. endlcih zusammen
*anwimmer*

und hoffentlich sind die mädls von dem zeichenzirkel nich bibssig
>____<
Von:  ParadoxKanata
2007-04-13T10:11:59+00:00 13.04.2007 12:11
das kapitel ist echt klasse geworden ^^
armer akira T-T *schnief*
aber taka ist ja voll die süße kleine fressmaschine XDDD
akira tut mir aber auch leid wo er sich vor den mädchen nackt zeigen muss ^^
takuya ist ja sooooooo mies *g*
aba das kapitel ist echt gut, freu mich schon auf das nächste ^^
Von:  Zero_Kiryu
2007-04-13T06:50:03+00:00 13.04.2007 08:50
Danke für die Benachrichtigung!
Es hat mir wirklich sehr viel Spaß gemacht, dieses Kapitel zu lesen und ich bin doch leicht enttäuscht, dass es schon wieder zu Ende ist. ^^'
Besonders gefallen haben mir die Comedy-Einlagen! ^__^
Mach weiter so! ^__^b
MfG
Kei
Von:  NeveralonE
2007-04-12T14:30:47+00:00 12.04.2007 16:30
wow...mir gefällt die geschichte wirklich total gut. dein schreibstil ist total schön und mal erlebt all das richtig mit, auch finde ich bringst du die charaktäre super gut rüber ^^
ich freu mich schon auf das nächste kapitel
lg ZaNne-chan


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