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Fremde Welten

Denn nur wer in der Hölle war, kann den Himmel wirklich sehen.
von

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Prolog

Prolog
 

Mit halb geschlossenen Augen betrachtete er seine Hand. Ein dunkler Film einer zähflüssigen Substanz klebte an seinen Fingern und je nachdem, wie er sie hielt, schimmerte sie in den sehr vereinzelten Lichtstrahlen. Auch ohne etwas in dieser Dunkelheit zu erkennen, wusste er doch, was es war: Blut, sein Blut, welches langsam aus der Wunde an seinem Hinterkopf in seine Haare sickerte.

Sein Kopf schmerzte furchtbar. Es fühlte sich so an, als würde jemand in regelmäßigen Abständen mit einem Hammer von innen dagegen schlagen. Immer und immer wieder. Und jeder einzelne Schlag hinterließ einen stechenden Schmerz.

Er wusste weder wo er war, noch wie er hier hin gekommen war, geschweige denn, was er hier eigentlich wollte. Seine letzte Erinnerung schien so weit entfernt.

Von der dunklen, tristen Decke fielen vereinzelte Tropfen, deren Aufprall auf dem Boden von den Wänden widerhallte. Ab und zu spürte er sie, wie sie sich auf seiner Haut einbrannten, obwohl sie eiskalt schienen.

Hier lag er, von Schmerz gelähmt, unfähig sich auch nur aufzurichten, um ihn ein Saal aus Felsen, tiefschwarz und unendlich groß, wie es in dieser Nachtschwärze schien. Die Luft war feucht und roch modrig. Sie schien geradezu erstickend auf ihn zu wirken. Wie ein Schleier, der sich über den Boden legte und ihn langsam einschläferte.

Er schloss die Augen und lag eine Weile so da. Nur das Pochen in seinem Kopf nahm er noch wahr. Unter seinen Händen spürte er etwas Weiches. Jedenfalls gab es ein wenig nach und es war kein kalter Felsen. Es schien lebendig, zwar nass und glitschig, aber doch wärmer, als alles andere hier.

Hier ... Wo war dieses 'Hier', dieser Ort, an dem er sich befand?

Um sein Fußgelenk spürte er etwas, was sich um ihn legte und langsam an seinem Bein hoch kroch. Er war nicht in der Lage zu erkennen, was es war. Nur die stetige Bewegung spürte er. Ein Gefühl, welches ihm bekannt vorkam. Er war schon einmal in so einer Situation gewesen. Schon einmal ... Aber wann? Und wo? Dieses so bekannte Gefühl begann nun auch seinen Arm zu umfassen. Um sein Handgelenk legte sich ein Schlinge, die dort locker verblieb, wie eine Fessel. Was war das?

Ein Dämon ... Er war benommen. Nicht nur vom Schmerz, auch von der Luft hier. Dennoch durchfuhr ihn der Gedanke wie ein Blitz. Es musste einer der Pflanzendämonen sein. Eine Ranke eines Schramms und das Weiche unter ihm würde wohl auch zu diesem gehören. Beunruhigt versuchte er sich den Schlingen zu entziehen, aber sie hielten ihn bereits zu fest. Normalerweise wäre es kein Problem für ihn gewesen, dieses dämonische Gewächs zu beseitigen, aber ihm fehlte im Augenblick die Kraft ...

Ein Lichtschein ließ ihn aufmerken. Müde drehte er den Kopf zur Seite. In einem Durchgang erschienen drei Silhouetten. Allesamt schwarz im Gegenlicht, aber durchaus mit menschlichen Zügen und von menschlicher Form. Die Gestalt in der Mitte schien so vertraut, so bekannt. Er wollte leise einen Namen rufen, um Hilfe bitten, aber er konnte nicht ... Alles um ihn schien so irreal, wie in einem Traum.

Eine Stimme war zu vernehmen. Sie erschien dumpf und drang zu ihm, wie durch einen dichten Nebel, dennoch konnte er jedes Wort, jeden einzelnen verachtenden Ton verstehen und das ließ ihn erschaudern: „Willkommen in der Welt der Dämonen, Prinz des Himmels!“

# 1

Kapitel 1
 

Schritte waren zu vernehmen, zwar leise, aber Keika konnte sie dennoch hören. Seine Sinne waren schärfer als die der Menschen. Eigentlich konnte es nur einer sein, der sich da anschlich. Teiou ...

Der würde was erleben! Seit gestern Abend wartete Keika nun schon auf ihn und er konnte sich durchaus zusammenreimen, wo der jüngste Prinz des Ostens die Nacht verbracht hatte: Im Vergnügungsviertel der Stadt. Manchmal hatte er anscheinend das Bedürfnis nach Abenteuern, in letzter Zeit zwar sehr selten, aber es schmerzte ihn doch zu wissen, was Teiou tat und dementsprechend würde der es auch zu spüren bekommen.

Fast lautlos erhob sich Keika vom Sofa und ging zur Tür. Teiou sollte bloß nicht glauben, dass er einfach so wieder auftauchen konnte, wo er ihn vermutlich betrogen hatte. Er legte die Hand auf die Klinke, drückte diese langsam runter und riss mit einem Mal die Tür auf. „Teiou, was ...“

Keika stockte. Das Erste, was ihm auffiel, waren die langen schwarzen Haare. Nein, das war nicht Teiou. Langsam hob er den Kopf ein wenig um das Gesicht seines Gegenübers zu betrachten. Der sah ihn aus seinen braunen Augen zunächst völlig irritiert an, schien sich aber schnell wieder zu fassen. Er hatte die Hand noch gehoben. Anscheinend hatte er gerade anklopfen wollen, als Keika die Tür urplötzlich aufgerissen hatte.

„Koo-sama.“ Der Dämon war selbst so erstaunt, dass er nichts mehr hervorbrachte. Er besaß aber noch so viel Anstand sich leicht zu verneigen. „Es tut mir leid, ich dachte ihr währt jemand anderes.“ Der Dunkelhaarige ging nicht weiter darauf ein.

„Ich geh mal davon aus, dass Teiou nicht hier anzutreffen ist?“ Die Frage war so überflüssig, dass er Keika nicht mal die Zeit ließ sie zu beantworten, sondern gleich fortfuhr. „Du kannst ihm ausrichten, dass sein unentschuldigtes Fehlen bei der Konferenz gestern nicht angemessen ist. Sollte er hier auftauchen, hat er sich direkt zu melden. Es ist wichtig.“

Keika nickte zunächst nur perplex, aber als Teious Bruder sich abwandte um wieder zu gehen, griff er reflexartig nach dessen Handgelenk, ließ ihn aber sofort wieder los, als er ihn entgeistert ansah. „Teiou war nicht da?“ „Nein, hab ich mich nicht klar ausgedrückt?“ Er warf ihm noch einen ernüchternden Blick zu und ging dann zu den beiden Soldaten, die ihn begleiteten und verschwand mit diesen.

Seufzend ließ Keika sich auf der Treppe vor ihrem Häuschen nieder und sah ihnen hinterher. Teiou war nicht bei dieser Versammlung gewesen. So langsam beschlichen ihn doch Sorgen. Seitdem er ihn gestern morgen aus dem Haus geworfen hatte, weil er sauber machen wollte und Teiou dabei keine sonderliche Hilfe, sondern eher ein Hindernis war, hatte er ihn nicht mehr gesehen.

Innerlich verfluchte er sich gerade dafür auch nur daran gedacht zu haben, dass Teiou sich mit irgendwelchen Frauen vergnügte. So leichtfertig, wie er auch mit den meisten Dingen umging, sein Amt als Generalfeldmarschall würde er dafür niemals vernachlässigen, das wusste Keika genau. In der Beziehung war Teiou einer der Zuverlässigsten, auch wenn er nicht so wirkte.

Er würde ihn suchen gehen. Zuerst in der Stadt, auch wenn Keika sich davon mittlerweile nicht mehr allzu viel erhoffte, und dann, ja dann ...
 

~*~*~
 

Er klopfte kurz und trat ziemlich direkt ein, ohne auf eine Aufforderung zu warten, wie es sonst seine Art war. Ohne zu zögern ging er ein paar Schritte in den Raum hinein. „Keika.“ Völlig erstaunt sah ihn Tia an, der in einem Sessel vor seinem Schreibtisch saß. Auf dem Tisch vor ihm hatte bis vor wenigen Sekunden noch eine rothaarige Gestalt gehockt, die aufgesprungen war, jetzt neben dem Shuten stand und den Dämon giftig ansah. Ashray ...

„Entschuldigt, Shuten-sama. Ich wollte euch nicht stören.“ Respektvoll verneigte er sich vor dem Herrn des Himmels. „Bist du sicher, dass du es nicht wolltest?“, kam es leicht zynisch vom Prinz des Südens. „Ashray!“ Tadelnd sah Tia seinen Freund an. Er wusste, wie viel der von Dämonen hielt, aber weil Keika bei Teiou lebte akzeptierte er ihn, wenn auch nur widerwillig, was aber nicht bedeutete, dass er ihn gut leiden konnte. Eigentlich gab es kein Treffen, wo die zwei nicht aneinander gerieten.

Lächelnd sah Tiarandear den Dämon an und wies ihm einen Sessel zu, auf den Keika sich nun niederließ. „Ich habe dich nicht erwartet. Schickt Teiou dich zum helfen?“ Keika war eine recht effektive Arbeitskraft und manchmal schickte Teiou ihn in den Himmelsturm, wenn er für Keika keine Beschäftigung fand.

„Nein. Ich suche Teiou. Er war gestern nicht zufällig hier oder heute morgen?“ Der Blonde schüttelte den Kopf und sah in die besorgt wirkenden Augen Keikas. „Bei mir war er nicht. Aber findest du nicht, dass du dir zu viele Sorgen machst? Teiou ist schon öfter mal ein paar Tage durch die Gegend gezogen, wenn er alleine sein wollte.“ „Er hat eine Konferenz verpasst ...“
 

~*~*~
 

„... er war nicht da. Sein Bruder hat es mir heute gesagt. Das passt nicht zu Teiou“, schloss Keika seine Schilderung. Tia nickte. Er kannte Teiou seit seiner Kindheit und wusste, dass der ohne einen triftigen Grund keiner Verpflichtung nicht nachkam. Aber vielleicht hatte er es ja auch nur vergessen, das konnte eigentlich jedem mal passieren.

„Könnt Ihr ihn nicht mit Eurem Spiegel suchen?“ Wieder nickte Tia. Er konnte eigentlich nicht anders. Keika klang mittlerweile so besorgt, dass er ihn mit seiner Ungewissheit schlecht wieder wegschicken konnte. „Ist gut. Komm ...“ Er machte eine Handbewegung zum Spiegel, der hinter ihm an der Wand hing.

Skeptisch sah Ashray zu, wie der Dämon nun aufstand und ebenfalls hinter den Schreibtisch kam. Tia hatte sich auch erhoben und stand vor dem Spiegel, an den er nun eine Hand legte, während er die Augen schloss und etwas vor sich hin murmelte.

Schweigend standen die drei nebeneinander und betrachteten, die glatte Spiegelfläche, die nun schwarz geworden war. „Kann das Ding kaputt sein? Ich erkenne da absolut nichts“, durchbrach Ashray die Stille und sah zu Tia auf, der ein ganzes Stück größer war, als der Rotschopf. Nachdenklich wiegte Tia seinen Kopf hin und her, ohne den Blick von dem Dreiweltenspiegel zu lassen. „Ehrlich gesagt versteh ich das jetzt auch nicht. So ein schwarzes Bild hatte ich noch nie.“

Beide sahen zu Keika, der sich nicht äußerte, sondern nur unentwegt auf das dunkle Bild starrte. Seine Gesichtszüge wirkten wie versteinert. „Was hat der denn?“ Der Rothaarige sah verständnislos drein und Tia sah ihn schulterzuckend an, bevor er sich an Keika wendete. „Keika, was ist?“

Der Dämon wandte seinen Blick nicht vom Spiegel ab „Das ist die Welt der Dämonen ...“ Er schluckte und biss sich auf die Unterlippe. Die Reaktion, die darauf von den beiden Himmelsbewohnern kam, konnte nicht eindeutiger sein. „Was?“ Fassungslos sahen sich der Shuten und der Prinz des Südens erst gegenseitig an und dann Keika.
 

~*~*~
 

Es war die Dämonenwelt. Daran bestand für Keika kein Zweifel. Auch wenn die beiden anderen nichts erkannt hatten, so sah Keika dennoch alles Trostlose und Verdorbene, was diese Welt zu bieten hatte. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Nein, er hatte keine guten Erinnerungen an diese Welt, seine Welt. Tausendmal lieber war er hier im Himmelreich, auch wenn ihn hier alle noch so sehr hassten, war es viel schöner hier zu leben als dort. Deshalb hatte er sich wohl auch in die Menschenwelt abgesetzt, wo ihn Teiou letztlich aufgegabelt hatte.

All diese Erinnerungen kamen plötzlich in ihm hoch. Er, der Dämon, war hier im Himmelreich und Teiou war dort bei den Dämonen.

„Ihr müsst etwas tun. Ihr müsst ihn da weg holen.“ Flehend sah Keika den Shuten an, der nachdenklich da stand.

„Bist du dir sicher, dass du ihn nicht dahin geschleppt hast?“ Sicher hast du da deine Finger mit im Spiel!“ Ashray funkelte ihn an. „Du hast doch nur auf eine Gelegenheit gewartet und jetzt machst du auf unschuldig, damit wir dich nicht verdächtigen! Wie konntest du das Teiou nur antun?“

„Ashray ...“ Der Blonde klang leicht entnervt. Er hatte Ashray am Kragen gepackt, der gerade dabei gewesen war auf Keika zuzuspringen, und hielt ihn fest, was allerdings nicht protestlos blieb.

„Was hätte ich davon denn für einen Nutzen?“ Keika hatte den Kopf leicht schräg gelegt und betrachtete Ashray leicht abfällig. „Du hältst es nicht aus von allen angestarrt zu werden und du brauchst einen Triumph vor deinen Artgenossen. Daher hast du ihnen Teiou ausgeliefert und ihn verraten.“ Der Rotschopf redete sich gerade richtig in Rage.

„Ashray! Es reicht jetzt.“ Der Shuten warf ihm einen vernichtenden Blick zu, allerdings zeigte sich der angesprochene nicht sonderlich beeindruckt. „Glaubst du nicht, dass ich das hätte schon viel früher tun können?“ „Keika! Sei du auch ruhig! Wenn ihr beiden euch streiten müsst, dann vor der Tür!“ Demonstrativ zeigte er in Richtung Tür und stieß Ashray leicht in diese Richtung. Dieser funkelte wütend Keika an, der noch keine Anstalten machte ihm zu folgen.

„Er darf bleiben, oder wie?“, ließ Ashray seine Entrüstung deutlich vernehmen. Keika warf ihm nur einen leicht triumphierenden Blick zu, woraufhin der Prinz des Südens kurz davor war, vor Wut zu explodieren.

Tia sah sich das Spiel nicht länger mit an. Wie in aller Welt sollte er bei dem Gezeter auch nur einen Moment nachdenken können, wie er Teiou da raus holen würde? „Raus, beide! Ich muss nachdenken.“ Er ließ sich auf seinen Sessel sinken und stützte den Kopf in die Hände, während zwei Gestalten den Raum verließen.

Nach einer Weile riskierte er noch einen Blick in den Spiegel. So langsam wurde aus der schwarzen Fläche auch für ihn etwas erkennbar. Man musste sich zwar anstrengen, um etwas zu sehen, aber er erkannte nun eine Art Höhle in der sich eine grünliche Struktur befand, in deren Mitte sich ein leblos wirkender Körper erkennen lies.

Es musste Teiou sein. Der Spiegel irrte sich niemals ... niemals.
 

~*~*~
 

„Wohin willst du?“, schrie Ashray dem Dämon hinterher, der aufgestanden war und den Gang entlang ging. Sie hatten beide schweigend nebeneinander gesessen und gewartet, dass Tiarandear sie wieder rein holte, aber nichts wahr geschehen, seit einer Stunde nicht. Ab und zu hatten sie böse Blicke gewechselt und jetzt wollte dieses silberhaarige Wesen einfach verschwinden?

„Ey, antworte gefälligst!“ Keika drehte sich nicht um, sondern ging langsam weiter. „Glaubst du wirklich, dass der Shuten etwas tun kann? Er wird keine Armee dort runter schicken können. Es ist unmöglich. Er kann nichts tun, er wird nichts tun. Ein Leben ist nicht soviel Wert, wie das von unzähligen Soldaten. Auch wenn es das eines Prinzen ist.“ Er lachte, nur um zu überspielen, wie furchtbar es sich eigentlich anfühlte, nichts tun zu können, rein gar nichts ...

Er warf Ashray einen kurzen fest entschlossenen Blick über die Schulter zu. „Du willst wissen, was ich mache? Ich geh Teiou retten ...“

# 2

Kapitel 2
 

Schweigend ging Keika durch die weiten Felder, welche links und rechts von dem Weg lagen, dem er schon eine ganze Weile folgte. Den Himmelsturm hatte er schon lange hinter sich gelassen. Ab und zu war er einem Bauern oder Soldaten begegnet, aber im Moment war weit und breit niemand zu sehen.

„Wird dir das nicht langsam zu blöd mir zu folgen?“ Er drehte sich nicht um, hielt den Blick gesenkt und sprach einfach vor sich hin. Auch wenn keiner zu sehen war, der ihn hätte hören können, wusste Keika doch, dass da jemand war. Der würde sich schon noch zeigen. „Oder bist du einfach nur zu feige dich zu zeigen?“

„Was glaubst du eigentlich!?“ Abrupt blieb Keika stehen, damit er nicht in den empörten Ashray reinrasselte, der plötzlich vor ihm in der Luft aufgetaucht war. Ein kurzes Grinsen konnte er sich nicht verkneifen. Er hatte es gewusst, die ganze Zeit schon hatte er gewusst, dass der Prinz des Südens ihm folgte. Und es war klar, dass sich Ashray bei der kleinsten spitzen Bemerkung gegen ihn verraten würde, was ja auch wunderbar geklappt hatte.

Etwas abfällig betrachtete Keika den Rotschopf und ging an ihm vorbei weiter. „Warte du Idiot. Glaubst du wirklich, dass man dich in die Dämonenwelt lässt? Der Eingang wird bewacht und da du doch verdammt viel über diese Welt hier weißt und verraten kannst, werden sie dich sicher nicht durchlassen!“ Ashray schwebte immer noch dort, wo er aufgetaucht war und funkelte Keika wütend nach, der einfach weiter ging ohne ihn weiter zu beachten.

„Sag mal hörst du mir eigentlich nicht zu?“, schrie Ashray ihm beinahe hinterher. „Sie lassen dich nicht durch. Ganz sicher nicht!“ Zornig schüttelte er den Kopf. Wie konnte man diesem Dämon nur vertrauen? Er würde Teiou nicht da raus holen. Ganz sicher nicht. Keika war der, der den jungen Prinz des Ostens verraten hatte und nun wollte er sich aus dem Staub machen. Das war doch wohl eindeutig.

„Lass das mal meine Sorge sein.“ Der Dämon klang ruhig und selbstsicher, was Ashray eigentlich nur noch wütender machte. Er folgte Keika mit einigem Abstand, allerdings nicht mehr unsichtbar, wie vorhin. „Und wie bitte gedenkst du das anzustellen? Von deiner Windmagie lassen die sich sicher nicht sonderlich beeindrucken.“ Er beobachtete, wie Keika sich die Kapuze seines Umhangs überzog. Was sollte das denn jetzt?

„Hallo? Ich rede mit dir?“ Selbst wenn er von Keika absolut nichts hielt, so konnte der ihm doch wenigsten antworten, anstatt schweigend weiter vor ihm her zu gehen. „Das höre ich durchaus, glaub mir.“ Die Stimme des Dämons klang leicht genervt und endlich blieb er stehen. Langsam drehte sich Keika zu dem Kleineren um.

Ungläubig betrachtete Ashray ihn. Das konnte nicht sein. Das ... das war nicht Keika, das war ein Mensch. Ein Mensch, mit schulterlangen schwarzen Haaren, die ihm fransig ins Gesicht hingen, und mit normaler Hautfarbe. Lediglich seine Augen schimmerten noch in dem gleichen Purpurton, wie die des Dämons. Er schüttelte den Kopf, in der Hoffnung, dass das hier nur ein Trugbild war, aber da stand immer noch der Schwarzhaarige.

„Noch Fragen?“ Keika sah herablassend auf den ziemlich verwirrt dreinschauenden Ashray.
 

~*~*~
 

Ein weites Nebelfeld lag vor ihnen, umgrenzt von steilen Felsklippen. Das war also der Eingang in die Dämonenwelt. Hier war Ashray noch nie gewesen. Weiter als bis zu dem Wachposten war er nie gegangen. Warum auch? Noch ein wenig unsicher betrachtete er alles um sie, was nicht sonderlich viel war, denn durch den Nebel konnte man verdammt wenig sehen. Alles schien grau und verschwommen. Er folgte der Gestalt vor sich, die ebenfalls nur schemenhaft zu erkennen war, aber er wusste, dass es Keika war.

Die Wachsoldaten hatten sie hinter sich gelassen. Ashray hatte ihnen gesagt, dass er im Auftrag des Shuten durch müsse und Keika hatte er als Gehilfen mit durchgeschleust, was für ihn als Generalfeldmarschall kein Problem darstellte, zumal Keika ja seine Menschengestalt angenommen hatte.

Warum er das getan hatte, war dem Rothaarigen selbst nicht ganz klar. Vielleicht, weil Keika ihn doch irgendwie mit seiner Aufrichtigkeit überzeugt hatte, auch wenn sie vielleicht nur aufgesetzt gewesen war. Eigentlich war es doch seine Aufgabe Teiou zu helfen und darauf zu achten, dass der Dämon nicht leichtfertig Geheimnisse des Himmels ausplauderte.

Keika spürte Ashray dicht hinter sich. Der hatte wieder seine nicht sichtbare Gestalt angenommen und folgte ihm auf Schritt und Tritt. Letztlich hatte er sich dazu breitschlagen lassen, Ashray mitzunehmen. Er hatte ihm aber versprechen müssen unsichtbar zu bleiben. Bisher war er ganz hilfreich gewesen. Die Wachsoldaten des Himmels hatten sie ohne Probleme durchgelassen.

Keika blieb kurz stehen und sah sich um. Hier hatte sich nicht viel verändert, auch wenn Keika das letzte mal vor fast 4 Jahren hier gewesen war, als er in die Menschenwelt gegangen war, weil er es hier nicht mehr ausgehalten hatte.

Der Eingang lag noch im Nebel verborgen, aber die Richtung in die sie gingen stimmte schonmal. Zielstrebig ging er auf die Felsformation zu, in der der Spalt zur Dämonenwelt lag.

„Wir sind gleich da. Also sei vorsichtig“, sprach er leise und sah ermahnend in die Leere hinter sich. Erstaunlicherweise kam keine schnippische Antwort.
 

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„Ey! Du da!“ Erschrocken drehte sich Keika um. Er war schon durch den Torbogen eingetreten, den die Felsen bildeten, als zwei recht klobig wirkende Gestalten auf ihn zu eilten. „Du bist doch ... Du bist doch einer der großen Magier, oder?“

Keika war zunächst völlig irritiert. Er hatte nicht damit gerechnet sofort Dämonen zu begegnen, aber das war wohl eher ein Wunschtraum gewesen. „Ihr habt recht, ich bin einer der Magier.“, antwortete er zögernd.

Magier ... Ja es war lange her, dass ihn jemand so gerufen hatte. Die Angehörigen seines Stammes wurden so genannt, weil sie über ein enormes Wissen verfügten, welches den meisten Dämonen suspekt war. Wissen darüber, wie man Wunden heilte, was die wenigsten wirklich interessierte, mal davon abgesehen, dass sie es nicht kapieren würden. Aber die Magier waren dennoch hoch angesehen.

„Und was wollt ihr von mir?“ Keika sah zu den beiden auf und musterte sie. Sie waren noch ein ganzes Stück größer als er selbst, obwohl er schon nicht klein war. Aus ihren Gesichtern sprach förmlich, dass sie nicht zu den Intelligentesten gehörten, allerdings schienen sie das durch pure Kraft auszugleichen. Es waren menschenähnliche Dämonen, allerdings hatten sie dennoch nicht sonderlich viel mit einem Menschen gleich. Aber sie gehörten noch mit zu den Ansehnlichen.

„Ich kann mich nicht erinnern, dass der Eingang je bewacht wurde.“, versuchte es Keika erneut. „Wir machen das noch nicht lange. Aber wir bekommen eine Belohnung, wenn wir einen Himmelsbewohner bringen.“ Sie grinsten schäbig. Himmelsbewohner? Hatten sie etwa Teiou gesehen? Sollte es hier schon eine Spur geben? Und was für eine Belohnung und von wem?

„Bist du ein Himmelsbewohner?“ Mit großen, begierigen Augen sahen sie ihn an. „Ich?“, fragte Keika gespielt entsetzt, „Nein. Ich war als Gefangener dort und bin nun geflohen und zurückgekehrt.“, log er ohne sich auch nur anmerken zu lassen, dass dies nicht ganz die Wahrheit war. Die beiden schienen es aber, ohne groß drüber nachzudenken, zu schlucken. Kein Wunder, so wie die auch schon aussahen.
 

~*~*~
 

„Schau mal, was ich hier habe.“ „Lass mich los du Idiot.“ Nein, das konnte doch jetzt nicht möglich sein. Keika hatte sich gerade abgewandt um weiter zu gehen, als er die dunkle Stimme von einem der Dämonen hörte und die andere gehörte eindeutig ... Ashray.

Sie waren noch nicht einmal in die Tiefen dieser Welt vorgedrungen, befanden sich noch am Eingang und Ashray lies sich erwischen. Ganz toll. Langsam drehte sich Keika wieder um. Der Prinz des Südens baumelte in der Luft. Sichtbar. Er wurde am Kragen gepackt und hoch gehalten, wo er jetzt wild um sich schlug, was den viel größeren Dämon gar nicht beeindruckte. Er hielt ihn seinem Kumpel hin, der ihn auch interessiert betrachtete. So eine Erscheinung hatten die beiden wohl noch nie gesehen.

„Wer bist du denn? Ein Himmelsbewohner?“ Interessiert musterten sie den Rothaarigen, der sie wütend anstarrte und immer noch versuchte sich zu aus dem Griff zu befreien. „Ha ihr Idioten, lasst mich endlich los! Ich bin A...“ „Alan.“, fiel Keika ihm ins Wort und handelte sich damit einen bitterbösen Blick Ashrays ein. „Sein Name ist Alan, er gehört zu mir. Er ist ebenfalls ein Dämon.“

Bitte, dass mussten sie glauben. Das war die einzige Ausrede, die Keika gerade einfiel. Die beiden waren nicht sehr helle und in gewissem Maße hatten Ashray ja auch Ähnlichkeit mit Keika. Gut, nur sehr entfernt. Seine Ohren waren spitz zulaufend und seine Augen leuchteten ebenfalls in einem Rotton, das war eigentlich auch schon die einzige Gemeinsamkeit.

Innerlich war Keika so angespannt, dass er es kaum aushielt. Nach außen hin versuchte er ruhig zu wirken. Es schienen unendlich viele Sekunden zu vergehen, bis wieder die dunkle Stimme zu vernehmen war: „Du bist ein Dämon? So einen wie dich hab ich noch nie gesehen. Und was ist das hier?“

„Ich bin kein ...“ Er verstummte. Der klobige Kerl hatte ihm tatsächlich seine Kappe abgenommen. Sein Versuch sie noch festzuhalten scheiterte.

Alle Blicke lagen auf ihm. Nicht nur die beiden Riesen starrten ihn an, auch Keika sah ihn völlig verblüfft an. Was war denn jetzt plötzlich? Er lies seine Blicke über die Gesichter der drei huschen, wobei Keikas fast wie versteinert wirkte.

„Lasst ihn los, das ist doch der Beweis.“ Keika schien sich endlich wieder gefangen zu haben und kaum hatte er diese Worte gesprochen fand sich Ashray auf dem Boden wieder. Der Dämon hatte ihn einfach los gelassen und er war recht unsanft aufgekommen.
 

~*~*~
 

Ungläubig hatte Keika auf das Horn gesehen, welches sich unter Ashrays Kappe befand. Er hatte sich schon häufig gefragt, warum der Prinz immer diese Kappe trug und einmal hatte er sogar Teiou gefragt, der sich darüber allerdings ausgeschwiegen hatte. Anscheinend sollte es geheim bleiben.

Keika konnte es kaum glauben. Ashray war ein Dämon. Zumindest ein Halbdämon. Er trug ein Horn. Ein Horn ... Das wies ihn doch eindeutig als Dämon aus. Die Dämonen mit Hörnern gehörten mit zu den Stärksten. Hatten gehört. Es gab diesen Klan nach Keikas Wissen nicht mehr, um so erstaunlicher war jetzt dieser Anblick.

„Was starrt ihr Deppen so?“ Wütend funkelte Ashray seine drei Beobachter an. Er war unglaublich zornig. Sein Geheimnis, welches er so gut vor Keika bewahrt hatte, war nun offensichtlich. Und damit noch nicht genug. Zwei weitere Dämonen hatten es gesehen. War das nicht erniedrigend? Beschämend? Dieses verdammt Horn, welches er seit seiner Geburt trug. Er hasste es. Im Himmelreich galt es als schlechtes Omen und das hatte er von seinem Vater häufig zu spüren bekommen.

Mit einem Mal sprang er auf, riss dem Dämon die Kappe aus der Hand und rannte den Gang entlang in die Dunkelheit. Tränen glänzten in seinen Augen. Er hielt diese Blicke nicht aus. Blicke von drei Dämonen. Das war doch zu viel gerade. Und dann hatte Keika ihn auch noch Alan genannt.

Alan ... So hatte sein siebter Adjutant geheißen, der von einem Schramm getötet worden war. Das war nun zwar schon fast zwei Jahre her, aber nur durch seine Worte hatte Keika diese Erinnerung wieder heraufbeschworen.

Ohne zu wissen wohin lief er weiter. Es war ihm gerade egal wohin. Er wollte nur möglichst weit weg von diesen Dämonen, von Keika. Seine Schritte halten von den Wänden wider und er rannte immer weiter in die Dunkelheit.
 

~*~*~
 

Endlich löste sich Keika endgültig aus seiner Starre. Dieser verdammt Prinz rannte einfach so tiefer in die Höhle. Eilig folgte er ihm und lies die beiden anderen stehen, ohne noch ein Wort an sie zu verlieren. Er musste Ashray einholen. Sonst wäre alles vorbei, bevor es überhaupt begonnen hatte.

Nicht nur Teiou wäre dann verloren, sondern auch Ashray und er selbst wahrscheinlich auch. Das durfte er nicht zulassen. Das nicht ...

# 3

Vorwort: So erstmal Danke für die Kommentare bis hierher. Das Kapitel ist ziemlich kurz, aber das nächste wird ein ganzes Stück länger, versprochen (und es passiert auch wieder mehr). Wird aber etwas dauern, da ich bald Prüfungen habe und daher wohl nicht zum Schreiben komme. Also ein bisschen Geduld bitte.

Danke ;) ~kiya
 


 

Kapitel 3
 

„Was soll das heißen, ihr könnt sie nicht finden?“ Tia hörte sich nicht sonderlich begeistert an. Die Situation in der er sich befand war ja auch nicht die angenehmste. Ein Himmelsprinz, gefangen in der Dämonenwelt. Teiou, der auch noch sein Freund war ...

„Sucht gefälligst noch mal.“ Unter dem strengen Blick des Shuten verneigte sich der Diener kurz und verschwand eilig aus dem Arbeitszimmer um erneut nach dem Kronprinz des Südens, sowie dem Dämon, der Teiou gehörte, zu suchen.

Seufzend lehnte Tiarandear sich zurück. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Keika würde sicher nicht einfach verschwinden, ohne zu wissen, was Tia zu tun gedachte. Bei Ashray verhielt sich das anders. Teiou war zwar auch sein Freund, aber es war normal, dass er bei Problemen erstmal umherstreifte, um sich zu beruhigen, oder auch abzureagieren. Außerdem hatte er sie sehr lange warten lassen. Es war schon Abend und bald würde die Dämmerung einsetzen.

Was er zu tun gedachte ... Da war auch schon das, was ihm die letzten Stunden Kopfzerbrechen bereitet hatte. Er konnte nichts tun. Es waren nur geringe Teile der Dämonenwelt kartographisch bekannt und damit das Risiko erfolgreich einen Angriff durchzuführen viel zu hoch. Es ging einfach nicht und das musste er jetzt Keika sagen und nicht nur dem. Auch der Tenno des Ostens, Soryuou-sama, müsste informiert werden.

„Es tut mir leid, sie sind nicht mehr im Turm und auch nicht in den Gärten.“ Der Bedienstete war wieder eingetreten. „Die Soldaten haben alles abgesucht.“ Alle Erwartung war hin. Tia sank tiefer in seinen Sessel und machte eine knappe Handbewegung, worauf er wieder alleine im Zimmer verblieb.

Das war doch nicht möglich. Sollten die beiden etwa auf eigene Faust losgezogen sein? Nein. Keika war dazu zu vernünftig und Ashray würde Keika niemals freiwillig begleiten. Er schüttelte den Kopf. Auf was für abwegige Gedanken er hier kam.

Trotzdem interessierte es ihn, wo sich die beiden rumtrieben. Der Blonde drehte sich zu seinem großen Spiegel um, legte die Hand kurz dran, murmelte ein paar Worte vor sich hin und wieder erschien ein Bild, wie schon bei seinem ersten Blick in den Spiegel heute war es ...

Schwarz. Dunkelheit. Entsetzt starrte Tia die Fläche an. Schwarz. Sein abstruser Gedankengang von vorhin schoss ihm wieder durch den Kopf. Die beiden Gesuchten befanden sich tatsächlich in der Dämonenwelt. Bei genauerem Hinsehen erkannte er eine silberhaarige Gestalt, die sich eilig vorwärts bewegte. Keika ... Es konnte nur Keika sein. Der Spiegel irrte nie.

Und Ashray schien bei ihm zu sein. Jedenfalls blieb das Bild schwarz, was soviel hieß, dass sich der auch in der Dämonenwelt befand.

Seufzend erhob sich Tia von seinem Stuhl und ging zur Tür. Jetzt hatte er nicht nur Soryuou zu informieren, auch musste er dem Tenno des Südens, Ashraou, bescheid geben. Zwei Himmelsprinzen in der Welt der Dämonen. Er schüttelte den Kopf. Als ob sein Amt nicht schon schwer genug wäre ...
 

~*~*~
 

„Da bist du ja.“ Ashray hob den Kopf und blickte in das doch leicht besorgt wirkende Gesicht des Dämons. Er hatte ihn also gefunden. Mit dem Handrücken wischte er sich schnell durchs Gesicht, damit der andere seine Tränen nicht sah.

Schweigend setzte Keika sich neben ihn, lehnte sich an die kalte Steinwand und atmete erstmal durch. Stundenlang, so schien es ihm, hatte er nach dem Rothaarigen gesucht, war durch die unzähligen Gänge und Höhlen geeilt um ihn zu finden, bevor das noch jemand anderes tat.

Aus den Augenwinkeln betrachtete Ashray den neben sich sitzenden Keika, der mit geschlossenen Augen an der Wand lehnte. Er sprach kein Wort. Das wunderte den jungen Prinz, er war aber auch ganz dankbar, dass er keine Vorwürfe zu hören bekam, wie er es von Keika erwartet hätte.

„Vielleicht bleiben wir besser hier und ruhen uns aus. Es ist schon spät und bald dunkel. Jedenfalls dürfte das in der Himmelswelt der Fall sein“, durchbrach der Dämon nach langer Zeit des Schweigens die Stille.

Er war müde. Sie waren ja auch weit gekommen. Den halben Himmel hatten sie durchquert, auf dem Weg zum Eingang, und sie befanden sich auch schon tief in den Höhlen der Dämonen. Wenn auch eher durch Ashrays unmögliches Verhalten. Außerdem war der Ort hier ganz gut um zu übernachten. Hier hinter den großen Tropfsteinen würde sie niemand so schnell finden. Keika wusste selbst nicht ganz genau, wie er Ashray hier gefunden hatte.
 

~*~*~
 

Immer wieder sah der junge Prinz verstohlen zu Keika. Mit dem Vorschlag vorerst hier zu bleiben war er zwar nicht sonderlich einverstanden gewesen, aber er hatte es lieber sein lassen mit dem Dämon darüber zu diskutieren. Dazu war er gerade nicht in der Lage, weil ihn zu viel beschäftigte.

Der Moment, in dem ihn die drei Dämonen unverwandt angestarrt hatten, wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen. Vor allem Keikas Gesichtsausdruck. Was dachte der nun? Was hatte er in dem Moment gedacht? Es interessierte ihn gerade brennend, auch wenn er sonst nicht viel auf die Meinung dieses Dämons gab.

Er starrte vor sich in die Dunkelheit. Zum Teil konnte er die abstrus geformten Steine sehen, hinter denen sie saßen und an denen entlang Wassertropfen hinab rannen, die von der Spitze der Steine tropften und mit einem leisen Widerhall auf dem Boden auftrafen.

Er biss sich auf die Unterlippe, bevor er zögernd wieder zu Keika sah. „Was denkst du jetzt über mich?“ Seine Stimme war ungewohnt leise, für seine sonst so aufbrausende Art. „Hm?“ Langsam drehte Keika den Kopf zu Ashray und blinzelte ihn müde an. Er schien gedöst zu haben und anscheinend hatte er nicht zugehört. Ashray bereute es eigentlich auch schon wieder gefragt zu haben, dennoch wiederholte er seine Frage: „Was denkst du jetzt über mich?“

Eine Weile war es still. Der Silberhaarige schien leicht verdutzt über diese Frage zu sein und zu überlegen, soweit Ashray seinen Gesichtsausdruck in dem Dämmerlicht deuten konnte. „Was ich denke ...“ Leise flüsterte Keika diese Worte vor sich hin, während er darüber nachdachte, was er Ashray sagen wollte, konnte und sollte.

„Ich denke ...“, setzte er zögernd an, „ich denke ich weiß, wie du dich damit fühlst. Wie sie dich ansehen und was sie von dir halten.“ Eigentlich konnte Keika gar nicht glauben, dass er sich hier ruhig mit Ashray, der ihn überhaupt nicht leiden konnte, was aber auf Gegenseitigkeit beruhte, unterhielt.

Es stimmte aber. Keika konnte sich denken, wie die Himmelsbewohner auf das Horn reagierten. Er machte das immerhin auch schon fast drei Jahre mit, die er bei Teiou war. Alle starrten ihn an, weil er anders aussah und ein Dämon war. Wenn er in seiner Menschenform unterwegs war, war er ein Himmelsbewohner, wie alle anderen auch und niemand sagte etwas und er wurde akzeptiert. Für sein Heilwissen sogar von vielen anerkannt und verehrt.

Schweigend betrachtete Ashray ihn weiter und wartete, dass der Dämon noch etwas hinzufügte. „Ich nehme mal an, deine Mutter war der dämonische Teil?“, fragte Keika leise und lehnte sich dabei wieder mit geschlossenen Augen zurück. Er hatte schon gemerkt, dass es Ashray viel Mühe kostete, mit ihm darüber zu sprechen und es war besser, wenn er ihn nicht weiter ansah.

„Meine Mutter ein Dämon?“ Fassungslosigkeit schwang in seiner Stimme mit. „Ich glaube kaum, dass dein Vater Ashraou-sama dämonisches Blut in sich trägt“, antwortete Keika ruhig. Gerade fiel Ashray nichts mehr ein, was er sagen konnte.

Seine Mutter eine Dämonin? Sein Vater hatte nie über sie gesprochen und Ashray hatte sie auch nie gesehen. Er wusste nichts über sie. Rein gar nichts. Sollte er jetzt etwas erfahren können, von Keika, den er so verachtete? Es war eine Chance die Frage zu klären, die ihn schon ewig beschäftigte: Seine ungewisse Herkunft mütterlicherseits. „Was ... woher willst du das wissen?“

„Dein Horn ...“ Keika gähnte leise, bevor er weiter sprach. „Die gehörnten Dämonen gehörten mit zu den Stärksten. Sie waren klug und außerordentlich gute Kämpfer. Allerdings sind sie vor über zwanzig Jahren verschwunden, als sie geschlossen den Himmel angriffen.“ Er sah kurz zu Ashray, der ihm anscheinend gebannt zuhörte. „Mein Vater hat mal gesagt, dass sie vernichtend geschlagen und vermutlich alle getötet wurden. Vielleicht sind sie aber auch zu Bediensteten und Sklaven geworden. Allerdings habe ich im Himmelreich noch keinen gesehen. Wer weiß. Aber es gibt diesen Clan nicht mehr.“

Ashray schüttelte den Kopf. „Du lügst! Das glaub ich dir nicht.“ Sein Vater hasste die Dämonen fast noch mehr als Ashray selbst. Wie konnte es dann sein, dass seine Mutter eine Dämonin gewesen sein soll? Andererseits schien durch diesen Umstand so vieles klar zu werden: Ersteinmal das Horn auf seinem Kopf, dann die Tatsache, dass er seine Mutter nicht kannte und auch, dass niemand über sie sprach. Und das ganze war knapp zwanzig Jahre her.

Er lächelte bitter. Dieses Jahr würde er zwanzig Jahre alt werden. Es passte also. Oder hatte Keika ihn angelogen, er war immerhin ein Dämon. Nein, wahrscheinlich stimmte das alles. Keika log fast nie.

Er war wie Teiou. Zwar deutlich zurückhaltender, aber er sagte seine Meinung immer gerade raus und zwar seine ehrliche Meinung. Außerdem hatte er Ashray ja eben auch vor den beiden Dämonen gerettet, wo er den einen aus Versehen gestreift hatte und dieser ihn, trotz seiner Unsichtbarkeit erwischt hatte. Wer wusste schon, was die mit ihm angestellt hätten, wenn Keika ihn nicht als Dämon ausgegeben hätte, oder ihn nicht davon abgehalten hätte seinen wahren Namen preiszugeben. Jetzt im Nachhinein sah Ashray seine Fehler ein und war dem Dämon ganz dankbar, auch wenn der dafür die schmerzhafte Erinnerung an Alan hatte wieder aufleben lassen.

Sein Blick fiel wieder auf Keika, der schon wieder eine ganze Weile schwieg. Sein Kopf war leicht zu Seite geneigt und nur sein Brustkorb hob und senkte sich langsam in regelmäßigen Abständen. Keika schien eingeschlafen zu sein.
 

~*~*~
 

Nur das Tropfen des Wassers von den Höhlenwänden und Tropfsteinen war noch zu hören. In der Dunkelheit hallte es hundertfach wider. Es hörte sich beruhigend an. Dennoch unterstrich es die Trostlosigkeit hier.

Eine Weile saß Ashray noch da und hörte dem Wasser zu. Diese Reise in die Welt der Dämonen konfrontierte ihn mit Tatsachen, die er erstmal verarbeiten musste, mit Problemen, denen er sich nie zuvor gestellt hatte. Außerdem nagte diese ständige Dunkelheit schon in ihm und die trostlose Atmosphäre hier unterstütze das nur noch. Dabei war er erst wenige Stunden hier.

Er erinnerte sich, wie Keika einmal zu Teiou gesagt hatte, dass er nie mehr zurück wolle, egal wie schlecht man ihn auch behandelte, alles wäre besser als die Dämonenwelt. Es war komisch, aber Ashray konnte das jetzt irgendwie nachvollziehen ...

# 4

Kapitel 4
 

„Ist Ashrao mittlerweile eingetroffen?“ Tia zuckte an seinem Schreibtisch zusammen. Die recht raue Stimme gehörte Soryuou, dem Tenno des Ostens, der auch Teious Vater war, und ihn gerade doch erschreckt hatte.

„Es tut mir Leid, noch nicht.“ Mit der Hand deutete er auf einen Sessel, auf den sich der Ältere nieder ließ. „Für wen oder was hält der sich eigentlich?“ Der Shuten merkte, dass Soryuou ziemlich angespannt war. Er hatte ihm auf sein Drängen hin einen Blick in den Spiegel gewährt und kurz den Stand der Dinge erläutert. Allerdings wollte er Ashrays Vater auch gleich mit dabei haben, da er sich so den doppelten Vortrag sparen konnte und außerdem gleich mit den beiden überlegen konnte, was zu tun sei. Sie warteten schon 2 Stunden.

Tia hatte nicht erwartet, dass Soryuou so besorgt sein würde. Sein Verhältnis zu Teiou war nicht das allerbeste. Vor allem seit Teiou Keika an seiner Seite hatte war es eher eisig, jedenfalls wenn man Teiou glauben schenken durfte, dessen Position der Shuten nunmal besser kannte als die seines Vaters. Dennoch: Soryuou hing an Teiou, seinem Jüngsten, der alles eher locker sah und immer eine gewisse heitere Stimmung verbreitete, egal wo er auftauchte.

„Der Dämon, ich meine Keika ist ...“, er sah Tia an, der nur nickte. „Er ist ebenfalls in der Dämonenwelt und ich denke ...“ „..., dass er keine schlechten Absichten hat“ führte der alte Tenno fort. „Ich weiß, ich weiß. Keika wird Teiou retten. Ich werde ihm vertrauen. Im Gegensatz zu uns tut er immerhin etwas.“

Jetzt war Tiarandear wirklich baff. Allerdings konnte er seine Verwunderung über diese Worte aus dem Mund von Teious Vater nicht mehr zum Ausdruck bringen.

Eine rothaarige Schönheit stürzte in das Arbeitszimmer des Blonden und sah sich hektisch um. „Was ist mit meinem Bruder?“ Ein kurzer Blick verriet Tia schon, dass Soryuou gerade ebenso überrascht über diese Erscheinung war, wie er selbst. Der König des Südens hielt es also nicht einmal für angemessen, selbst aufzutauchen.
 

~*~*~
 

„Ah, verdammt ...“ Vor sich hin fluchend hüpfte Ashray auf einem Bein rum. Wenig beeindruckt blieb Keika kurz stehen, drehte sich aber nicht zu dem Rotschopf um. Er konnte sich schon denken, was passiert war. Ashray war wohl wieder über einen Felsen gestolpert, die in der Dunkelheit nicht zu erkennen waren, allerdings fast den ganzen Boden überdeckten.

Keika hörte einen Klang, wie wenn Stein auf Stein schlägt, begleitet von einer weiteren Verwünschung Ashrays. Ein kurzes Grinsen konnte er sich nicht verkneifen. Auch wenn er und Ashray hier mehr oder weniger Verbündete waren, so war es doch irgendwie eine Genugtuung, dass der sonst ach so starke Generalfeldmarschall hier hilflos über fast jeden noch so kleinen Stein stolperte.

„Erklär mir mal bitte, warum immer nur ich über die Dinger falle.“ Schmollend sah der Prinz des Südens Keika an, zu dem er mittlerweile aufgeholt hatte. Im ersten Moment wurde Keika ziemlich geblendet. In Ashrays Hand leuchtete eine kleine Flamme, welche Keika dazu brachte die Augen zu Schlitzen zu verengen, da sie so hell war, dass sie in seinen mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnten Augen brannte.

„Kannst du das nicht wieder ausmachen?“ „Nein, so sehe ich wenigstens mal was, anstatt hier blind durch die Gegend zu stolpern“, kam die trotzige Antwort von dem Kleineren. „Außerdem kannst du mir das nicht verbieten.“ Keika sagte dazu nichts mehr. Er wollte die eh schon angespannte Situation zwischen ihnen nicht noch eskalieren lassen.

Die letzten zwei Tage waren nicht nur Ashray, sondern auch ihm aufs Gemüt geschlagen. Nie hätte Keika sich träumen lassen, dass diese Dunkelheit ihn so gefangen nehmen würde. Früher war er dieses ständige Schummerlicht gewöhnt gewesen, jetzt musste er feststellen, dass ihn die Jahre in der Menschenwelt und im Himmel doch ziemlich verändert hatten. Er kam zwar noch zurecht und seine Sinne waren noch an die Umstände hier angepasst - weshalb er auch nicht über die Steine stolperte, weil er die im Gegensatz zu Ashray sah - aber irgendwie litt seine Seele hier schon, wenn er als Dämon so etwas überhaupt besaß.

Viel schlimmer schien diese ständige Nacht auf den Prinz des Südens zu wirken. Seine sonst schon recht launische Art hatte sich noch gesteigert, was Keika so nie für möglich gehalten hätte. Mal ließ er seine Wut gerade raus und schien kurz davor ihn jeden Moment anzufallen, mal schwieg er stundenlang und wirkte irgendwie bedrückt.

Das Schlimmste für sie beide war wohl, dass sie bisher nicht wirklich eine Spur hatten, wo sie Teiou finden konnten. Zwar hatte Keika sich häufig erkundigt, allerdings musste er dabei ja vorsichtig sein, dass sie sich nicht verrieten und raus kam, dass sie nur hier waren um einen Himmelsbewohner zu retten.

Eins war Keika allerdings aufgefallen. Hier schien sich einiges verändert zu haben. Auch in den Machtstrukturen. Schon am Eingang die beiden 'Wächter' waren ihm seltsam vorgekommen und dieser Eindruck hatte sich in den letzten zwei Tagen nur noch verstärkt.
 

~*~*~
 

Ashray war wieder in seiner Schweigephase angekommen. Er starrte in die kleine Flamme, die in seiner Hand tanzte. Zwei Tage irrten sie hier unten schon umher und das Ganze grenzte so langsam an eine wirklich harte Geduldsprobe. Keika war immer noch so erhaben, wie sonst auch, aber er selbst fühle sich wirklich mies.

Er vermisste das Licht der Sonne. Außerdem spukten ihm die Erkenntnisse über seine Mutter schon die ganze Zeit im Kopf herum, die Keika ihm thesenartig dargelegt hatte. Der Silberhaarige hatte ihm erlaubt sich in sichtbarer Gestalt zu bewegen, da er ja so gesehen ein Dämon war, aber so viel besser war das auch nicht. Alle Dämonen starrten ihn an, als hätten sie noch nie solch ein Horn gesehen. Allerdings hatten fast alle Respekt vor ihm und wichen zurück, jedenfalls die schwächeren Arten.

Dass es hier eine unzählbare Vielfalt an Dämonen gab, hatte Ashray erst vor kurzem festgestellt. Als er und Keika an eine Art Wirtshaus gekommen waren, wenn man das so nennen konnte. Es war eine kleinere Höhle innerhalb eines riesigen Felsendoms gewesen, die keinerlei Ähnlichkeit mit den Wirtsstuben des Himmels aufwies, aber dennoch den gleichen Zweck zu erfüllen schien.

Er selbst war ohne zu zögern dort hineinmarschiert, weil ihn das Licht so angezogen hatte, welches aus dem Eingang flackerte. Keika hatte versucht ihn zurückzuhalten, allerdings war das erfolglos geblieben.

Noch jetzt schüttelte es den jungen Prinzen, wenn er an den Anblick dachte. Dämonen, unzählig viele, manche menschlich, manche wie Tiere, manche, die beides oder nichts von beidem waren, sondern eine bunte Mischung aus allen seltsamen, abstrusen Fabelwesen, von denen Ashray je gehört hatte. Ihre Sprache war nicht melodisch oder einheitlich, eher wie Tierlaute, jedenfalls schien es ihm so, aber sie schienen sich zu verstehen. Völlig erschlagen von dem Anblick hatte Ashray am Eingang gestanden und die Menge angestarrt und die Horde hatte es ihm gleich getan.
 

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„Die hat dich sicher belogen, als sie uns in diese Richtung geschickt hat.“ Leicht entnervt klingend durchbrach Ashray die Stille und erreichte damit, dass Keika sich kurz zu ihm umdrehte. „Was weiß ich,“ kam es von dem Dämon, begleitet von einem Schulterzucken. Er war sich anscheinend selbst nicht so ganz sicher.

Mit Grauen erinnerte sich Ashray an die Wirtin, wenn man diesen Dämon als solche bezeichnen konnte. Halb Mensch, halb Reptil oder so etwas. Keika hatte mit ihr verhandelt und letztlich eine Richtung zugewiesen bekommen, in der sie suchen konnten. Außerdem hatte er sie breitschlagen können, etwas Proviant zu erübrigen. Als Gegenleistung hatte der Silberhaarige eine grausam aussehende Wunde an ihrem Handgelenk behandelt.

„Du hast ja nichtmal nach einem Himmelsbewohner gefragt, wie verdammt sollen wir Teiou dann bitte finden?“ Mittlerweile hörte sich der junge Prinz sehr aufgebracht an. „Ich habe dir schon einmal erklärt, dass ich nicht offen fragen kann. Was glaubst du machen die mit uns, wenn herauskommt, dass wir einen Bewohner des Himmels suchen, noch dazu einen Prinzen und mit dem zurück in die Himmelswelt wollen?“ Er warf Ashray, der gerade etwas darauf erwidern wollte, einen strengen Blick zu, bevor er fortfuhr: „Außerdem, woher willst du wissen, was ich gefragt habe?“ Ein leicht triumphierender Unterton schwang in seiner Stimme mit. „Du dürftest das doch gar nicht verstanden haben.“

Das reichte. „Machst du dich etwa lustig?“. Zischte der Rotschopf und schleuderte die Flamme aus seiner Hand in Keikas Richtung. Der schien davon aber nicht sonderlich beeindruckt, trat einen Schritt zur Seite, sodass er verfehlt wurde und bevor Ashray sich versah, wurde er von ihm fest am Handgelenk gepackt.

„Das solltest du lieber lassen.“ Keikas Stimme klang beschwörend und vorallem streng. Auch wenn er diese Worte noch so ruhig von sich gab, so konnte Ashray förmlich spüren, wie wütend der Dämon war. „Noch so eine Aktion und ich lasse dich als Himmelsprinz auffliegen.“ Erschrocken sah Ashray in das Gesicht des Größeren, in dem er lesen konnte, wie ernst der das gerade Gesagte meinte.

Er schluckte. Eigentlich war es nicht seine Art klein beizugeben, aber was blieb ihm jetzt gerade übrig. Er nickte leicht, worauf Keika seinen Griff lockerte und ihn letztlich losließ.

„Ich habe nach einem Zusammenschluss von menschlichen Dämonen gefragt. Andersartige hätten wohl keine Chance unauffällig in den Himmel einzudringen.“ Er warf Ashray einen flüchtigen Blick zu, der nun schweigend neben ihm herging. „Die Menschenähnlichen leben in den tieferen Gegenden dieser Welt. Von daher denke ich, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ „Wenn du dir da so sicher bist ...“, murmelte Ashray und schwieg weiter.
 

~*~*~
 

Sicher war sich Keika überhaupt nicht. Er hatte zwar diese Vermutung, dass sich hier unten etwas tat, aber von Sicherheit konnte man nicht sprechen. Es schien sich in den letzten Jahren einiges verändert zu haben.

Noch nie war es hier so ruhig gewesen. Jedenfalls konnte Keika sich nicht daran erinnern. Eigentlich kam es ständig und überall zu Zwischenfällen unter verfeindeten Clans oder auch einzelnen Dämonen. Ein ruhiges Wort konnte man selten mit ihnen wechseln, wenn sie nicht vom selben Stamm kamen. Die Feindseligkeit und der Konkurrenzkampf waren viel zu groß gewesen, als dass sich jetzt plötzlich alles so friedlich verhalten konnte.

Irgendwie wurde Keika diesen Verdacht nicht los, dass irgendein starker Dämon oder Dämonenstamm hier die Macht an sich genommen hatte. Die Wächter am Eingang waren ihm schon verdächtig vorgekommen und diese Friedlichkeit in dem Wirtshaus war auch äußerst verdächtig. Normal lief da ohne eine Schlägerei gar nichts.

Dieser Friede, der hier unten herrschte, hatte mit Sicherheit nichts Gutes zu bedeuten. Dämonen schlossen sich nur zusammen, wenn sie ein gemeinsames Ziel verfolgten, welches eigentlich immer das Gleiche war: Die Eroberung des Himmels.

War Teious Verschwinden erst der Anfang? Ein harmloser Anfang, der noch um einiges zu steigern war und in der Unterwerfung des Himmelsreiches gipfeln konnte?

Und sie hatten keine Ahnung, überhaupt keine. Nicht einmal eine Vermutung, was hier unten ablief. Der Himmel war so gesehen völlig unvorbereitet und schutzlos. Der Shuten hatte nicht einmal etwas über einen solchen, bevorstehenden Angriff anklingen lassen und wenn, dann hätte Teiou es erfahren müssen. Er war immerhin Generalfeldmarschall und dann hätte er Keika das sicher auch gesagt.

Was war mit dieser Versammlung, die ohne Teiou stattgefunden hatte? War dies da zur Sprache gekommen? Nein, eigentlich unmöglich. Wenn so ein Verdacht bestand, dann wäre dass nicht nur Sache des Ostens, sondern auch der anderen drei Länder und die Versammlung hätte im Himmelsturm unter dem Vorsitz des Shuten stattgefunden. Und Tia schien nicht so besorgt, als dass er von solch einer bevorstehenden Verschwörung aus der Dämonenwelt etwas wusste.

Sie waren also völlig unvorbereitet ...
 

~*~*~
 

Ein erschrocken klingender Schrei lies Keika aus seinen Gedanken aufschrecken. Neben ihm zischte es. Schützend hob er die Arme vor sein Gesicht, um die heißen Tropfen abzuwehren, die plötzlich durch die Luft wirbelten. Im ersten Moment konnte er nichts sehen, da eine Wolke aus heißem Wasserdampf ihn einschloss. Ein Geysir war direkt neben ihm und Ashray aus dem Boden geschossen, hatte aber keinen von beiden direkt erwischt.

„Ashray?“ Keika trat einen Schritt vor, aber seine Sicht wurde nicht besser und er sah den Rotschopf auch nicht. „Nichts passiert“, drang die Stimme des Prinzen durch den weißen Dunst. Sie klang unglaublich weit weg und irgendwie verzerrt, was aber wahrscheinlich daran lag, dass Keika immer noch das Rauschen des Geysirs im Ohr hatte.

Erst als sich der Dampf nach einer Weile gelegt hatte erkannte er, dass er ziemlich direkt an einem Abgrund stand. Ein relativ steil abfallender Abhang befand sich vor ihm, bestehend aus Steinen und von Wasser durchweichter Erde. Hier und da wucherten ein paar Schlingpflanzen und in etwa 5 Metern Tiefe lief der Abhang seicht in einen See aus, in dem sich gerade eine völlig durchnässte Gestalt aufrappelte.

Alles lag in einem roten Schein. Erst jetzt fiel Keika auf, dass sie aus dem Felsengang in eine weit auslaufende Ebene gekommen waren, die von steilen Felswänden begrenzt wurde. Dies war einer der wenigen Orte, wo die Dämonenwelt in Berührung mit dem Himmel kam. Es gab keine Felsdecke, wie sonst in den großen Hallen. Nein, hier ging es unendlich weit in die Höhe, allerdings war die Sicht von einem Dunstschleier versperrt.

In weiter Ferne erkannte Keika eine rote Kugel, deren sanftes Licht den riesigen See und die darum wachsenden Pflanzen mit einem rötlichen Schleier überzog. Es war der Mond, das einzige Himmelsgestirn, welches hier unten immer zu zu sehen war.

Dieser Anblick wirkte irgendwie beruhigend auf Keika. Dies war einer der wenigen Orte hier unten, den er als schön empfand. Wahrscheinlich auch, weil es eine offene Verbindung zum Himmel gab und durch das Mondlicht eine friedliche Atmosphäre geschaffen wurde.

„Ist alles in Ordnung mit dir?“ Endlich hatte Keika sich von dem Anblick vor ihm losreißen können und sah zu Ashray runter, der immer noch etwa bis zur Hüfte im Wasser stand und dabei war sich von einigen Wasserpflanzen zu befreien, die in seinen Haaren hingen und über seine Schultern fielen.

Der Rothaarige nickte und setzte gerade an etwas zu sagen, als er plötzlich im Wasser verschwand, kurze Zeit später aber ein ganzes Stück weiter vom Ufer entfernt japsend wieder auftauchte und hilfesuchend die Arme ausstreckte, um sich irgendwo festzuhalten.

„Keika ... hilf mir ...“, schrie Ashray und sah kurz zu dem Dämon, bevor er wieder unter Wasser gezogen wurde. Irgendetwas hatte ihn in seinen Fängen und zog in mit aller Kraft nach Unten und immer weiter vom Ufer weg.

Erschrocken hatte Keika zugesehen und rutschte nun eilig, allerdings recht unbeholfen, den matschigen Abhang runter, während er sich seines Mantels und seiner Tasche entledigte. Er hätte sich denken müssen, dass diese Idylle hier trügerisch war. Die Gefahr lauerte im Wasser ...

Er lief einige Schritte ins Wasser, bis dieses ihm ungefähr bis an die Knie ging. Ashray tauchte ab und zu nach Luft schnappend vor ihm auf. Bis dahin war es allerdings noch ein ganzes Stück.

Für einen kurzen Augenblick schloss Keika die Augen und konzentrierte sich. Dann hob er den rechten Arm, streckte ihn aus und ein starker Wind kam auf, der zunächst die glatte Oberfläche sich kräuseln lies, aber dann so kräftig war, dass um Keika herum dass Wasser davon wich und eine Schneise bildete.

Recht zügig kam er nun bis an Ashray heran. Rechts und links von ihm türmte sich das Wasser auf, schäumte und spritzte. Es war eine Art Schramm, der Ashray in seinen Fängen hatte. Ein verdammt großer, wie Keika erschrocken feststellte.

Er bekam Ashrays nasse Hand zu fassen und wurde von der Bewegung des Dämons mitgerissen. Der Dämon war zu stark, als dass er den Rothaarigen einfach hätte aus dessen Griff ziehen können. Über ihnen schloss sich das Wasser zusammen. Für einen kurzen Moment nur, als er von den Beinen gerissen wurde, hatte Keika die Kontrolle über den Wind verloren und nun fand er nicht die nötige Konzentration um ihn wieder für seine Zwecke zu nutzen.

Beide wurden sie nun vom Wasser eingeschlossen. Ashray immer noch in den Schlingen des Dämons hängend und Keika, sich an Ashray festhaltend, um ihn irgendwie los zu bekommen. Eilig tastete Keika mit der freien Hand nach seinem Gürtel, an dem er einen Dolch trug, was sich unter Wasser als ziemlich schwierig herausstellte, ihm aber letztlich doch gelang.

Mühsam zog er sich durch die Strömung, die der Dämon durch seine Bewegungen verursachte, näher zu Ashray. Er bekam eine der Schlingen zu packen, die fest um dessen Beine gelegt waren.

Hastig versuchte Keika die Fesseln zu durchschneiden. Ihm ging die Luft langsam aus und Ashray wahrscheinlich auch. Trotzdem brauchte er eine ganze Weile, bis er es, trotz der immer heftiger werdenden Bewegungen des Pflanzendämons, schaffte.

Bevor Keika sich versah, hatte Ashray ihn am Kragen gepackt und zog ihn mit hoch zur Wasseroberfläche. Keine Sekunde zu früh, denn der Dämon hatte seine Fänge schon wieder in Richtung der beiden schnellen lassen, verfehlte Keika, dank Ashray, aber um Haaresbreite. Alleine währe Keika wohl nie so schnell nach oben gekommen ...
 

~*~*~
 

Triefend nass und immer noch mit rasendem Atem stolperten sie beide ans Ufer. Keika hob seine Sachen auf und sie versuchten schnellstens einen möglichst großen Abstand zwischen sich und dem so ruhig wirkenden See zu bringen. Nach gut 100 Schritten hielt Ashray an und ließ sich vor ein paar Felsen auf den sandigen Boden fallen.

„Ich kann nicht mehr“, brachte er keuchend hervor. Keika sank ebenfalls erstmal auf die Knie und rang nach Luft. Im Moment war er nur zu einem leichten Nicken im Stande.

Das gerade war wirklich knapp gewesen. Hätte Ashray ihn nicht mit nach oben gezogen, wer weiß, ob Keika dann den Fängen des Dämons noch entkommen wäre. Vermutlich eher nicht.

„Wir sollten eine Weile hier rasten.“ „Und der Dämon? Wenn der da raus kommt?“ Der Rothaarige starrte auf die, mittlerweile wieder ruhige und glatte Seeoberfläche. „Das ist ein Wasserdämon. Er kann da nicht raus. Wir sind hier sicher.“ Jedenfalls vor ihm ... wollte Keika noch hinzufügen, lies es aber. Er würde heute keinen Schritt mehr gehen können. Vorallem nicht mit seinen nassen Kleidern, die ihm am Körper klebten und bei Ashray sah es sicher nicht viel anders aus.

Keika zog sein Hemd aus und breitete es über den Felsen zum Trocknen aus, nachdem er es ausgewrungen hatte. Er schauderte. Ein kalter Wind fegte über diese Ebene hinweg. Hier war es immerhin nicht so feucht wie in den Höhlen, aber durch den Wind trotzdem kalt.

Zögernd nahm er seinen Umhang, der noch einigermaßen trocken, wenn auch dreckig, war. Flüchtig sah der Silberhaarige zu Ashray, der sofort verneinend den Kopf schüttelte. „Nimm nur. Ich brauche den nicht.“ Ein wenig verblüfft sah Keika ihn an. Er hatte wirklich fragen wollen, ob Ashray einen Teil des Umhangs haben wollte. Er hätte ihn dann zerteilt, groß genug war er auf jeden Fall.

Ashray machte zu Keikas Verwunderung auch keine Anstalten sein nasses Oberteil auszuziehen. Stattdessen starrte er vor sich auf den Sandboden und spielte mit einem Stein in seiner rechten Hand. Kurz darauf leuchtete sein Gesicht in einem orangeroten Schein. Vor ihm tanzte eine Flamme. Zwar eine recht kleine, aber sie brannte ohne dass irgendetwas verbrannte.

Skeptisch betrachtete Keika das Feuerchen. „Davon wirst du nie trocken.“ „Du aber auch nicht“, kam es patzig von Ashray zurück, „aber es ist wenigstens warm.“ „Ja, wenn man die Größe eines Gnoms hätte, könnte es einen wärmen.“ Ashray warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Hätten wir was, das ich verbrennen könnte, wäre es größer.“ Er ließ seinen Blick kurz

über das Ufer gleiten. „Aber damit sieht es ja mau aus ...“

Seufzend legte sich Keika seinen Umhang um die Schultern und zog ihn fest um seinen Körper. Sie waren beide gereizt und es war besser keine spitzen Bemerkungen mehr zu machen, weil Ashray dann völlig ausflippen würde, auch wenn Keika zu gerne noch das ein oder andere hinzugefügt hätte.

Schweigend saßen sie da, bis sich der junge Prinz an Keikas Tasche zu schaffen machte. Keika sah wortlos zu, wie Ashray seine Tasche ausräumte. „Was schleppst du eigentlich alles mit?“ Er schüttelte verständnislos den Kopf, fand dann aber das, wonach er gesucht hatte.

Keika saß mit angezogenen Beinen da und betrachtete, wie Ashray etliche Beutel und zwei aus Glas bestehende Fläschchen vor sich ausbreitete. Es waren seine Sachen, die er immer mitnahm. Wenn er mit Teiou unterwegs war konnte man nie wissen, wann der sich wieder die ein oder andere Verletzung zuzog und dafür hatte Keika immer vorgesorgt. Er lächelte leicht, als er an Teiou dachte.

„Was hast du denn damit vor?“ Ashray hatte eine Flasche aus der Tasche gezogen und schraubte sie gerade auf, als er Keika antwortete, der ihn irritiert ansah. „Angeblich wärmt so ein Zeug doch und mir ist ziemlich kalt.“ Verständlich bei den nassen Kleidern, die er noch trug. Aber Keika musste gestehen, dass es ihm nicht viel besser ging.

Er sagte nichts, sah nur zu, wie Ashray die Flasche, die Keika von der Dämonin bekommen hatte, ansetzte und trank. Schon nach dem ersten Schluck fing er an heftig zu husten. Sein verzogenes Gesicht sagte eigentlich alles über den Inhalt der Flasche. „Ist das immer so stark?“ brachte er krächzend hervor. Keika zuckte mit den Schultern. Er konnte sich denken, dass man hier unten nur starke Sachen trank, aber da er selbst die Finger davon ließ, konnte er es schlecht beurteilen und soweit er wusste war Ashray auch nicht einer von denen, die regelmäßig tranken, wenn überhaupt. Dafür tranken Tia und Teiou für sie beide mit, wenn es mal zu solchen feuchtfröhlichen Treffen kam.

Erstaunt sah Keika zu, wie Ashray noch einige Schlucke nahm. „Hilft das?“ Skeptisch musterte er den Kleineren, der immer noch das Gesicht verzogen hatte, nickte und ihm die Flasche hinhielt. Zögernd nahm Keika die Flasche und trank ebenfalls. Schon der Geruch dieses Gebräus hätte ihn zurückschrecken lassen müssen, aber wenn es gegen die zunehmende Kälte half, was hatte er schon zu verlieren ...
 

~*~*~
 

„... meine Mutter ist ein Dämon ...“

„... Teiou ist verschwunden ...“

„... ich sitzen in der Dämonenwelt ... zudem noch mit dir ...“

„... ich habe keine Ahnung mehr wo wir sind ...“

Abwechselnd gaben sie die Flasche hin und her und nahmen jeweils einen Schluck. Mittlerweile schmeckte es nichtmal mehr grausam.

Erschöpft und müde lehnte Keika an den Felsen und starrte vor sich hin. Ashray saß neben ihm und starrte die Flamme vor sich an. Beide waren sie an ihrem absoluten Tiefpunkt angekommen und zogen sich immer mehr in ihre Hoffnungs- und Trübseligkeit. Der Alkohol den sie hier tranken wärmte zwar, allerdings verbesserte er ihre Stimmung nicht sonderlich.

Keika sah sein naives Verhalten ein. Ohne groß nachzudenken war er hier runter, hatte sich sogar noch breitschlagen lassen Ashray mitzunehmen und eigentlich hatte er selbst überhaupt keinen Plan gehabt, wie er es anstellen wollte.

Er zog den Umhang enger um sich und strich sich die noch immer nassen Haare aus dem Gesicht. Seufzend und mit geschlossenen Augen lehnte er sich zurück.

Sollte ihnen was passieren, so war er verantwortlich. Für Ashray und für Teiou. Ihm war klar, dass er in den Augen der Himmelsbewohner verantwortlich war und es war auch klar, dass die Geschichte hier sicherlich weite Kreise ziehen würde. Immerhin hatte er zwei Königssöhne ins Unglück gestürzt ...

# 5

Kapitel 5
 

Fröstelnd zog Keika den Umhang fester um sich, unter dem er beinahe völlig verschwand. Lediglich seine silbernen Haare und sein Kopf lugten ein Stück heraus. So zusammengerollt schlief der Dämon tief und fest, was nach den Erlebnissen vom Vortag nicht unbedingt verwunderlich war.

Ein sanftes Stupsen holte Keika aus seinem Tiefschlaf. Grummelnd drehte er sich auf die andere Seite, ohne auch nur die Augen zu öffnen. Er wollte einfach nur weiterschlafen, aber er spürte wieder, wie etwas an seinem Hals entlang strich. Unangenehm war es eigentlich nicht. Wie ein sanftes Streicheln, aber im Moment wollte Keika wirklich nur in Ruhe schlafen.

Mittlerweile schmiegte sich das Weiche an Keikas Wange, nachdem dieser seine Schultern angezogen hatte um diesem Spuk ein Ende zu setzen. „Teiou. Lass das! Ich will schlafen!“ Murmelte er noch im Halbschlaf und drehte den Kopf zur Seite.

Teiou ... Was redete er da eigentlich? Teiou war weit weg, gefangen bei den Dämonen. Mit einem Mal war er hellwach. Was verdammt war das? Kerzengerade saß er da und starrte vor sich, brauchte aber einen Moment, um überhaupt etwas erkennen zu können. Sein Kopf schmerzte, was wohl die Nachwirkungen von ihrem kleinen Alkoholexzess waren, sein Umhang war ihm von den Schultern gerutscht und der kalte Wind ließ ihn nun schaudern. Sein Hemd hing ja noch über den Felsen. Ein leises Gurren ließ ihn aufmerken. Vorsichtig wandte er sich nach links und sah nun, was ihn da geweckt hatte.

„Hyogyoku ...“ Völlig fassungslos sah der Dämon in die goldgelben Augen eines etwa adlergroßen Vogels. Zögernd streckte er seinen Arm in die Richtung des Tieres. Ohne zurückzuschrecken hüpfte der Vogel auf Keikas Arm, sah ihn mit leicht schräg gelegtem Kopf an und gurrte freudig, als ihm über das Gefieder gestrichen wurde.

„Du hast den Weg hier hin zurückgefunden?“ Seine Stimme war leise und er sah den Vogel auch immer noch ein wenig verwundert an, allerdings schlich sich ein Lächeln auf Keikas Lippen. „... Hyogyoku.“, wiederholte er leise den Namen des Tieres, welches den Kopf nun an seinem Arm entlang schmiegte.

Kein Zweifel, das war Hyogyoku. Er war zwar deutlich größer geworden, aber das Muster seines Gefieders war noch das Gleiche und auch seine Anhänglichkeit. Keika hatte ihn als verlassenes Küken gefunden und aufgezogen. Sie waren immer zusammen gewesen, bis ... ja, bis zu dem Tag, wo er den Himmelssoldaten in die Hände gefallen war.

Wie glücklich er gerade war, konnte man Keika ansehen. Sein einziger Vertrauter, den er mit in die Menschenwelt genommen hatte und der zurückgeblieben war, als Teious Truppe ihn dort gefangen genommen hatte, war wieder da. Damit gerechnet ihn wiederzusehen hatte Keika nicht. Aber anscheinend war es dem Vogel gelungen aus der Menschenwelt zurück in die Dämonenwelt zu finden und sich hier durchzuschlagen.

Eine Weile saß Keika einfach so mit ihm da und strich ihm durch das warme Gefieder.
 

~*~*~
 

„Ashray steh auf, wir müssen weiter.“ Der Rothaarige lag mit dem Rücken zu ihm und schlief noch fest, drehte aber, als er so angesprochen wurde, den Kopf leicht in Keikas Richtung und warf ihm einen vernichtenden Blick aus seinen zu schlitzen verengten Augen zu.

„Sei ruhig“, nuschelte er. Sein Kopf tat höllisch weh. Wie war er nur auf die Idee gekommen dieses Teufelszeug zu trinken? Und dann auch noch in diesen Mengen? Missmutig rappelte er sich auf. Warum war Keika plötzlich so aufbruchsbegeistert?

„Ich sehe schon Vögel, die nicht existieren.“ Ashray hielt sich den Kopf und blinzelte noch ein paar mal, aber der Vogel auf Keikas Schulter verschwand einfach nicht. „Das ist Hyogyoku. Er existiert.“ Keika stand nun aufrecht vor ihm und sah auf Ashray herab, der noch immer völlig benommen schien.

„Hyo ... was?“ „Hyogyoku. Ich habe ihn vor Jahren aufgezogen. Als Teiou mich gefangen hat ist er zurückgeblieben.“ Ein Lächeln lag auf Keikas Lippen, welches Ashray so noch nicht gesehen hatte. Der sonst so ernste und kühle Keika lächelte, während er mit einer Hand den Vogel kraulte, der seinerseits freudig gurrte.

„Jetzt komm endlich. Ich will weiter.“ Anscheinend hatte Keika bereits seine Tasche wieder gepackt, die Ashray so eifrig ausgeräumt hatte. Jetzt drehte er sich jedenfalls um und ging langsam ein paar Schritte. „Und wohin bitte? Du hast doch absolut keine Ahnung mehr, wo wir eigentlich hin müssen.“ Noch auf dem Boden sitzend musterte Ashray den Silberhaarigen skeptisch, der einen Moment inne hielt und sich dann wieder zu ihm wandte.

„Ich nicht, aber er ...“, bei diesen Worten breitete der Vogel seine Flügel aus und stieg in die Lüfte, „Wir müssen ihm nur folgen.“
 

~*~*~
 

Ungläubig sah Ashray sich um. Die Umgebung hatte sich hier völlig verändert. Sie befanden sich wieder in großen Felshöhlen, aber es war nicht mehr so feucht und kühl wie im Eingangsbereich. Die Luft hier war warm, roch aber irgendwie leicht modrig. Ab und zu konnte man aus tiefen Felsspalten einen warmen roten Schein wahrnehmen, der die Dunkelheit durchbrach. Flüssiges Gestein, welches sich zähflüssig den Weg durch die Spalten bahnte.

Sein Blick fiel wieder auf den Vogel, der vor ihnen aufgetaucht war und nun auf Keika zuflog um sich, als dieser den Arm ausstreckte, darauf nieder zu lassen. „Wir sind fast da. Hier leben die menschenähnlichen Dämonen, jedenfalls die meisten.“ Ashray trat neben Keika, der nun stehen geblieben war. Vor ihnen lag erneut ein riesiger Felsendom, mit weit auslaufenden Gängen und alles lag in einem weichen, wenn auch nicht sonderlich hellem Licht. Es reichte so gerade um die meisten Umrisse zu erkennen.

„Hier hast du gelebt?“ Fragend sah der Rotschopf zu Keika. Auch wenn es hier angenehmer wirkte als in den vorherigen Gegenden, so war doch alles immer noch trostlos und irgendwie kalt und abstoßend. Keika schüttelte den Kopf. „Nein. Aber ich war einige Male hier.“

Nach einer Weile des Betrachtens betraten sie den großen Felssaal über eine grob gehauene Brücke, die über einen glutroten Strom hinweg führte. Sich immer wieder umsehend folgte Ashray Keika in die wieder zunehmende Dunkelheit. Die Gestalt des Dämons wurde immer schattenartiger und nur ab und zu blitze eine der goldenen Federn auf, die vereinzelt Hyogyokus Gefieder durchzogen.
 

~*~*~
 

„Wer seid ihr und was wollt ihr hier?“ Die Stimme kam plötzlich aus den Schatten vor ihnen und fast gleichzeitig spürte Ashray, wie ihm jemand einen Stock oder ähnliches in den Rücken stieß. Keika war auch abrupt stehen geblieben und wandte sich nicht um, sondern starrte in die Dunkelheit vor sich.

Zunächst war niemand zu erkennen. Ashray spürte die Anwesenheit eines Wesens hinter ihm. Es war seltsam, aber ihm lief ein Schauer über den Rücken. Normalerweise hatte er doch keine Angst vor Dämonen, aber jetzt gerade wirkte das alles doch irgendwie beängstigend, vor allem, weil er nichts sah und Keika auch sehr überrumpelt zu sein schien.

„Willst du mir nicht antworten?“ Endlich trat ein Schatten aus der Dunkelheit. Erst als die Gestalt sehr nah vor Keika stand, konnte Ashray etwas erkennen. Ein Wesen, groß gewachsen und schlank, mit langen pechschwarzen Haaren, die das wenige Licht noch zusätzlich zu verschlucken schienen, gewandet in eine weite, ebenfalls tiefschwarze Robe. Das Einzige, was wirklich lebendig schien und sich von der Schwärze absetzte, die diese Gestalt eher als Schatten erscheinen ließ, waren die Augen. Sie waren leuchtend grün, wobei Ashray diesen Farbton zuvor noch nie gesehen hatte.

Diese unglaublich grünen Augen musterten Keika und ließen ihn nicht aus dem Blick. Keika schwieg seinerseits und Ashray konnte sich nur denken, dass er seinerseits den anderen Dämon betrachtete. 'Sag endlich was Keika ... irgendwas ...' Noch nie hatte der junge Prinz sich so danach gesehnt die Stimme des Dämons zu hören. Er starrte Keikas Rücken so fest an, dass er hoffte, dass dieser seine Gedanken lesen könne und endlich diese Stille durchbrach, damit er die mittlerweile doch vertraute Stimme des Dämons wahrnehmen konnte.

„Wir kommen aus dem Himmelreich.“ Endlich. Keikas Stimme. Doch die Erleichterung, die er gerade noch empfunden hatte wich sofort, als Ashray realisierte, was Keika da von sich gab. War der jetzt total irre geworden? „Wir wurden dort mehrere Jahre gefangen gehalten. Vor ein paar Tagen gelang uns die Flucht, als es zu einigen Unruhen kam.“

Interessiert sah ihn der Schwarzhaarige an. In seinem scharf geschnittenen Gesicht konnte man keine wirkliche Regung feststellen, aber seine Augen leuchteten kurz auf. „Himmelreich also? Ihr kennt euch da aus?“ Soweit Ashray es erkennen konnte nickte Keika. Langsam und für den Bruchteil einer Sekunde lächelte der fremde Dämon. „Dann werdet ihr uns gute Dienste leisten können.“ Noch einmal wanderten seine Blicke über Keikas Gestalt. „Augenscheinlich gehört ihr zum Stamm derer, die man Magier nennt, oder? Einen wie euch wird unser Herr wohl gut brauchen können.“ Wieder nickte Keika.

„Das hört sich verlockend an.“ In Keikas Stimme schwang ein seltsamer verschwörerischer Unterton mit. „So bekomme ich meine Rache an diesem verdammten Himmelsvolk.“ Der andere schien zufrieden und grinste nun. Keika wandte sich zu Ashray um und sah ihn an, was diesem nur einen weiteren Schauer über den Rücken laufen ließ.

In Keikas Augen blitze Heimtücke und er lächelte verräterisch. Ohne mit der Wimper zu zucken hatte er das Schattenwesen vor sich angelogen. Aber die Worte, die er gesagt hatte und vor allem wie er sie gesagt hatte, ließen Ashray daran zweifeln, ob Keika noch ganz bei Sinnen war. Er schien so falsch und hinterhältig, dass sich der Rotschopf fragte, ob das nicht Keikas wahres Wesen war, welches er die letzten Jahre irgendwie unterdrückt hatte.

Hatte er doch recht gehabt mit seinem Vorwurf und Keika war an Teious Verschwinden mit schuld?
 

~*~*~
 

Nun folgten sie dem schwarzhaarigen Dämon schon eine ganze Weile. Keika unterhielt sich mit ihm, erzählte von ihrer Gefangenschaft und wer Ashray war. Jedes Wort war gelogen und dennoch wurde der Prinz das Gefühl nicht los, dass Keika etwas ganz anderes im Schilde führte, als Teiou aus den Fängen der Dämonen zu befreien.

Er folgte Keika und dem anderen, die nebeneinander gingen. Knapp hinter Ashray lief ein weiterer Dämon, der ihm auch den Knauf seiner Waffe in den Rücken gestoßen hatte. Er war in genauso weite Gewänder gekleidet wie der, mit dem Keika sprach. Seine Erscheinung war der des anderen sehr ähnlich. Auch seine Haare waren schwarz, aber ab und zu von goldenen Strähnen durchzogen und nicht ganz so lang. Seine Augen waren weniger ausdrucksstark, aber dennoch fielen sie sofort auf, vor allem das linke, welches von kunstvoll geführten Linienmustern umzogen war, welche im Dunkeln in einem hellen Blauton leuchteten.

Diese Dämonen wirkten ganz anders, als die, welche er bisher hier gesehen hatte. Sie waren den Menschen sehr ähnlich, wenn auch um einiges feingliedriger und deutlich hübscher. Nie wäre es Ashray in den Sinn gekommen zu sagen, dass Keika schön war, aber er musste zugeben, dass seine Erscheinung auch ihn schon immer beeindruckt hatte, vielleicht auch wegen ihrer Fremdartigkeit. Es gab wenige Personen, von denen Ashray sagen würde, dass sie so faszinierend wirken konnten, mal abgesehen von Tia.

Sie durchquerten den riesigen Felsendom. Allerdings schien es sowas wie Wege zu geben, denn es gab keine Steine und Unebenheiten, über die Ashray hier stolperte. Keika hatte ihn anscheinend die ganze Zeit durch irgendwelche Walachei geführt.

Kurz bevor sie wieder zu einem rot glühenden Strom kamen schwenkten sie nach rechts und gingen nun auf einige Felswände zu, die diesen Teil des Doms durchzogen und recht hoch aufragten, aber bei weitem nicht die Decke erreichten. Riesige Tropfsteine gab es hier. Sie schienen an einigen Stellen zu leuchten. Es war sanftes Licht, in vielen verschiedenen Farben, was dem Ganzen einen mystischen Ausdruck verlieh.

Obwohl die Felsen schon so nah schienen dauerte es noch eine ganze Weile, bis sie diese auch erreichten. Vorher ging es noch zwischen hohen Pflanzenstauden hindurch, wo Ashray sich sehr wunderte, dass diese in dieser Finsternis wuchsen. Letztlich fiel ihm aber doch wieder ein, dass dämonische Pflanzen kein Licht brauchten. Dämonische Pflanzen ... sicherheitshalber hielt er einen größtmöglichen Abstand zu beiden Seiten, wo diese Stauden wuchsen.

„Wir sind da.“ Ihr Führer blieb stehen und drehte sich zu Ashray und dem anderen Schwarzhaarigen um. Keika betrachtete währenddessen die Felsschlucht, vor der sie nun standen und die sich weiter hinten in ein ganzes Gitter aus Felsgängen auffächerte, die sich immer wieder kreuzten.

Erst jetzt fiel Ashray auf, dass diese Lichter, die sich auch auf den Tropfsteinen wiederfanden, kleine Fenster waren. Das waren keine Felswände mehr, oder Tropfsteine. Das waren viele einzelne kleine Höhlen in diesem riesigen Dom. Häuser ... das mussten die Unterkünfte der Dämonen sein.

Ashray staunte nicht schlecht. Hatte Keika nicht gesagt, dass die Dämonen Einzelgänger wären? Warum gab es dann so etwas wie diese Stadt oder Siedlung hier? Eigentlich war das jetzt auch egal. Vielleicht vertrugen sich die menschenähnlichen Dämonen ja.
 

~*~*~
 

Die beiden Dämonen führten sie nun durch die zum Teil sehr engen Gassen. Hier wimmelte es nur von Dämonen. Alle hatten etwas anmutiges, aber dennoch stach Keika heraus. Die meisten waren dunkelhaarig, Keika mit seinem silbernen Haar wirkte selbst hier irgendwie fremdartig.

Als sie durch einen steinernen Torbogen traten, wurde es auf einmal ruhig. Hier gab es nur vereinzelt ein paar Gestalten, die umher huschten. Ashray folgte Keika auf den Fersen. Wohl fühlte er sich hier nicht und er zweifelte auch immer noch an Keika, dessen Gesichtsausdruck eiskalt und berechnend war. Nie zuvor in den Jahren, die er Keika kannte – was so etwa von Anfang an war, als Teiou ihn in den Himmel mitgebracht hatte – hatte Ashray ihn so gesehen. Auch nicht, wenn sie sich gegenseitig angegiftet hatten. Überheblich und abweisend schon, aber so ...

Sie kamen durch mehrere ganz ausgeleuchtete Hallen. Erst jetzt fielen die bemalten Wände und der ganze Schmuck auf, der auch in den Gassen ab und an aufgeblitzt war, allerdings durch das wenige Licht nicht so gut zur Geltung gekommen war.

Der Dämon mit den grünen Augen öffnete nun eine große Tür, hinter der sich ein Felsraum auftat, der durchaus dem Vergleich mit einem Thronsaal des Himmels standhalten konnte. Nur ganz kurz konnte Ashray sehen, dass auch Keika überrascht zu sein schien.
 

~*~*~
 

Verdattert stand Keika da. Es war nicht der Raum, der ihn so überraschte. Es war eine ganz andere Erscheinung.

Einer der beiden Dämonen trat vor und verneigte sich leicht. „Herr, ich bringe euch einen vom Stamm der Magier. Er und sein Begleiter waren Gefangene im Himmel.“ Bisher hatte er nicht aufgesehen, erst jetzt hob der Dämon seinen Blick und sah die Gestalt an, mit der er sprach. „Er will Rache und wird unserer Sache sicher dienlich sein.“

Ein Dämon, dessen Ausstrahlung Keika nicht in Worte fassen konnte, saß auf einem Thron aus Fels geschlagen und musterte ihn, der sich mittlerweile wieder gefangen hatte. Ashray stand leicht hinter ihm, als würde er Schutz suchen. „Wie ist dein Name?“ Seine Stimme klang salbungsvoll und unterschwellig befehlend. Sich zu widersetzen war quasi unmöglich.

„Mein Name ist Keika.“ Da war er wieder, dieser dämonische Ausdruck in seiner Stimme und in seinem Gesicht, soweit Ashray das aus seinem Blickwinkel sagen konnte. Er hatte absolut keine Ahnung mehr, wie er Keika einzuschätzen hatte. Diese flüchtigen Momente, in denen er so schien wie die letzten Jahre, wurden immer weniger. Dabei hatte er doch nur seinen Namen genannt.

„Keika ...“ Wollte der Dämon gerade wiederholen, als sich die leicht durchsichtigen Vorhänge, die anscheinend einen weiteren Raum abtrennten und hinter dem sich schon die ganze Zeit zwei Silhouetten abzeichneten, hinter ihm öffneten und eine großgewachsene Dämonin mit langen, goldgelockten Haaren, beinahe hervor hüpfte. Sie blieb kurz stehen, betrachtete Keika einen Bruchteil einer Sekunde, eilte auf ihn zu und schloss ihn fast freudig in die Arme, was Hyogyoku vertrieb, der bisher die ganze Zeit auf Keikas Schulter gesessen hatte.

„Du bist es wirklich...“
 

~*~*~
 

Keikas Gesicht war immer noch ungemein ernst und eisig, beinahe wie versteinert. Dennoch zeigten seine Augen, was er wirklich fühlte. Es war nicht das Auftauchen der Dämonin, welches ihn so entsetzte. Nein, es war vielmehr die Gestalt, die ebenfalls hinter den geöffneten Vorhängen aufgetaucht war ...

Teiou!

Zwischenspiel

Vorwort: Es ist sicherlich nicht sonderlich aufschlussreich, aber ich wollte das hier unbedingt schreiben. Es ist praktisch ein Einschub und ähnlich wie der Prolog. Das nächste wird länger und inhaltsreicher.

~kiya
 

Zwischenspiel
 

Als die Hand, die eben noch durch sein Haar gestrichen hatte so hektisch zurückgezogen wurde, zuckte er kurz zusammen. Die Stimme, die auf ihn eingeredet hatte, war verschwunden und an ihre Stelle traten gleich mehrere, die sich zu einem Stimmengewirr zusammenschlossen.

Was sie genau sprachen verstand er nicht. Es war ein mittlerweile so vertrautes, wenn auch unverständliches Summen in seinem Kopf, den er nun ein Stück anhob, um in die Leere vor sich zu sehen. Vor ihm huschten die üblichen grauen Schatten umher. Flüchtige schnelle Schemen, die mal nah, mal fern waren und von denen das Summen ausging, welches ihn hier umgab.

Alles war grau, wie immer in den letzten Tagen, Wochen, oder sogar Jahren. Er wusste es nicht mal mehr. Eine ganze Weile starrte er vor sich hin. Nur langsam schlossen sich einige Schemen zu dunklen klaren Schatten zusammen. Direkt vor ihm, wenn auch unerreichbar, erschien eine Silhouette.

Schwarz.

Schwarz, wie alles andere auch. So viele Schatten umgaben ihn hier, waren ihm hier schon begegnet, und dennoch ging von diesem etwas unheimlich vertrautes aus ...

Keika ... Keika ... Immer wieder die gleiche Aneinanderreihung von Silben, Buchstaben, die er aus dem Gesumme hören konnte. Je häufiger sie fielen, desto klarer vernahm er sie. Keika. Irgendetwas sollte er damit verbinden. Irgendetwas, irgendjemanden ... aber wen? Oder was? In seinem Kopf herrschte nur die Leere, die er schon seit so langer Zeit verspürte.

Eine der Schattengestalten kam auf ihn zu. „Steh auf!“ Eiskalt wurde das monotone Summen durchbrochen. Er sah auf, sah wie sich eine schwarze Gestalt zu ihm beugte, ihn unsanft am Handgelenk packte und auf die Beine zog. Dann spürte er eine Hand im Rücken, die ihn ein Stück vor sich her schob, um ihn dann plötzlich nach vorne stieß, woraufhin er einige Stufen hinab stolperte.

Kälte durchzog ihn mit einem Mal. Er kniete auf dem Boden. Hinter sich nahm er Schritte war, die näher kamen. Schnell stieß er sich vom Boden ab und richtete sich wieder auf, bevor er seinen Weg fortsetzte. Hinein in den Nebel, aus dem hier und da die schwarzen Schatten hervortraten.

„Senk deinen Blick!“ Er wollte sich wehren - hatte sich gewehrt - aber schon lange war sein Widerstand gebrochen. Ein Schauder durchzog ihn und er zuckte zusammen als erneut die kalte Stimme erklang: „Senk deinen Blick!“

Er ging an mehreren Schatten vorbei. Sein Blick blieb an der Silhouette hängen, die ihm schon vorher aufgefallen war. Für einen klitzekleinen Augenblick nahm er etwas anderes wahr als das verschwommene Grau mit den Schatten und die übrige Leere. Irgendetwas füllte diesen Schatten mit Leben.

„Senk deinen Blick endlich!“

Kalt und befehlend, ohne einen Widerspruch zuzulassen, halte die Stimme in seinem Kopf. Er zuckte zusammen, neigte den Kopf und richtete seinen Blick auf den Boden vor sich, während er wie von selbst seinem Weg folgte.

Wohin? Er wusste nichtmal das. Es war auch egal. Alles war trostlos, kalt und abweisend. Er befand sich in einer Welt, die er nicht verstand, in der er nichts ausrichten konnte. Das Gefühl war bitter. Alles was er tat wurde ihm vorgegeben, er hatte keinen eigenen Willen. Sein Körper gehorchte ihm nicht mehr und tat das, was er wollte, was ihm gesagt wurde.

Es war als ob er in sich selbst gefangen war. Gefangen in seinen eigenen Gedanken; Gedanken, die er nicht mehr hatte. Er war Beobachter der Dinge, die er selbst tat, die er aber nicht tun wollte. Sein Geist war gefangen in seinem Körper. Sie waren nicht länger eine Einheit. Er gehorchte jemand anderem, jemandem, der so viel stärker war als er selbst.

Widerstand ... Er musste sich wehren, wollte es, aber irgendetwas sträubte sich in ihm. Er hatte es versucht, es war lange her, aber er hatte sich gewehrt. Wie ein kalter Blitz durchzog es seine Gedanken und er schauderte.

Nein!

Er konnte nicht mehr. Er hatte aufgegeben. Es war einfacher zu gehorchen. Es war einfacher und ...

... und es war besser für ihn, das hatte er schmerzlich erfahren müssen.

Er spürte etwas Weiches unter seinen Füßen. Sein Ziel. Er zögerte kurz, bevor er sich niederließ. Etwas schien von ihm abzufallen. Müdigkeit überkam ihn und mit einem Mal wurde er sich wieder der Dunkelheit und Feuchtigkeit um sich bewusst und dem modrigen Geruch. Er ließ sich zurückfallen und um seine Fessel- und Handgelenke legten sich wieder Ranken ...

Noch kurz wanderte sein Blick zu dem Bereich, wo die Dunkelheit vom Licht verdrängt wurde. Eine schwarze Gestalt verweilte kurz, sah in seine Richtung und huschte dann aus seinem Blickfeld. Mit ihr verschwand auch das Licht und er blieb alleine in Schwärze zurück.

# 6

Vorwort: Es ist ganz anders geworden, als ich es vorhatte, aber es gefällt mir wahnsinnig gut. Vorallem Keika und Lili... das kam so über mich und musste sein :P Es wird also noch interessant, da ich noch einiges an Ideen habe.

Und... Ich bekomme Liebeserklärungen xD vielen Dank, da schreibe ich doch gerne weiter. Überhaupt danke für die Kommis. Spornt echt an

~kiya
 

Kapitel 6
 

Völlig entsetzt starrte Keika einen Moment auf die Gestalt, die hinter den Vorhängen aufgetaucht war und dort auf dem Boden hockte. Es war Teiou, daran bestand kein Zweifel, aber was hatten sie mit ihm gemacht? Sein Hemd war zerissen und seine schwarzen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Auf seiner Stirn war die Narbe zu erkennen, die sonst von dem Stirnband verdeckt wurde, welches Teiou eigentlich immer trug. Sein Blick wirkte abwesend und ging ins Leere. Er wirkte sehr blass und eigentlich konnte man sagen, dass diese Gestalt da vorne nur noch ein Schatten des Kronprinzen war.

"Lili ..." Keika atmete tief durch. Es kostete ihn sehr viel Mühe seinen Blick von Teiou zu lösen und sich wieder den Dämonen um sich herum zu widmen. "Ah du erkennst mich noch." Sie lächelte und drehte sich dann zu der erhabenen Gestalt auf dem Felsenthron um. "Das ist also der Keika?" Sie nickte bejaend auf die Frage. "Dann habe ich schon viel von Euch gehört."

Ausdruckslos sah Keika den Dämon an. Was hatte Lili über ihn erzählt? Sie waren vor langer Zeit getrennt worden. Er war noch beinahe ein Kind gewesen. Was konnte sie also großartiges über ihn erzählt haben? Keika war damals ziemlich ängstlich gewesen und wenn er Pech hatte würden ihm diese Geschichten von Lili jetzt nicht sonderlich viel helfen.

"Jetzt schau nicht so, es war nichts Schlimmes, Keika." Sie legte eine Hand an seine Wange, drehte seinen Kopf leicht zu sich und küsste ihn einfach, bevor sie sich lachend zurückzog und sich auf die Armlehne des Throns setzte. Ashray hatte Mühe nicht vor Überraschung, Entsetzen oder einfach nur Verwunderung - er war sich da nicht so sicher - mit offenem Mund dazustehen. War sein Bild, das er all die Jahre von Keika hatte doch richtig gewesen? War der wirklich so falsch? Oder was hatte das jetzt alles zu bedeuten? Eins war sicher: Trauen konnte er ihm ganz sicher nicht mehr - als ob er das vorher je getan hätte, aber in den letzten Tagen war doch eine gewisse Vertrautheit zwischen ihnen entstanden.

Keikas Blicke wanderten wieder zu Teiou, der noch immer da saß, ohne sich auch nur gerührt zu haben. "Ihr scheint Euch für unseren Diener zu interessieren." "Hm, er ist ein Himmelsbewohner, nicht wahr?" "Ja. Dies ist doch eine viel angenehmere Form der Rache, als sie nur zu töten, oder?" Der Dämon lachte kurz. "Er wird nicht der Letzte von denen sein, der hier enden wird. Mit Eurem Wissen über die Himmelswelt werden wir es weit bringen." Er grinste, wurde aber beinahe sofort wieder ernst. "Kariko, bring ihn weg. Er stört momentan nur."

Einer der beiden schwarz gewandeten Dämonen nickte, verneigte sich kurz, ging auf Teiou zu und zog ihn auf die Beine. Von Teiou kam kein Protest, kein Widerstand, was Keika erschreckte. Was war aus dem sonst so kämpferischen Himmelsprinzen geworden? Er sah, wie Teiou eine Treppe runter stolperte und auf die Knie fiel, fast im selben Moment aber wieder stand. Langsam schritt er durch den Raum und als er an Keika und Ashray vorbei kam, sah er sie an. Sein Blick war leer, dennoch haftete er eine Weile auf Keika, bevor er urplötzlich den Kopf senkte und zum Ausgang ging.

Der Blick des obersten Herrn der Dämonen war konzentriert auf Teiou geheftet. Ashray war aufgefallen, dass Teiou erst dann weggesehen hatte, als in dessen Blick ein böses Funkeln aufgetreten war. Das kam ihm doch sehr seltsam vor, vor allem, dass Teiou keine Anstalten machte sich zu widersetzen.

Zusammen mit dem Dämon namens Kariko verließ Teiou die große Halle und die Gestalt auf dem Thron wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihren Gästen zu.
 

~*~*~
 

"Keika, was ist mit euerm Begleiter? Möchte er sich uns auch anschließen?" Da, das war die Chance. Ashray sah kurz zu seinem dämonischen Begleiter, der zunächst leicht irritiert aussah, als ob er Ashray schon völlig verdrängt hätte, aber dennoch zu einer Antwort ansetzen wollte. "Mein Begleiter ..."

Schnell trat Ashray hinter Keika hervor, verneigte sich und schnitt Keika das Wort ab, bevor der sich darüber überhaupt bewusst wurde. "Mein Name ist Alan." Er hob den Kopf und sah den Dämon vor sich an, der ihn interessiert zu mustern schien. "Ihr gehört augenscheinlich zu den gehörnten Dämonen. Aber ich habe gehört, dass diese von den Himmelssoldaten vernichtet worden wären."

Für einen kurzen Moment stockte Ashray. Er hätte doch mit solch einer Antwort rechnen müssen. Keika hatte ihn doch in der Beziehung aufgeklärt. Letztlich nickte er einfach um die Pause zu überbrücken. "Ja, Ihr habt recht. Aber ich bin davon überzeugt, dass es durchaus noch einige hier gibt. Ich war lange im Himmel gefangen und wenn es Euch recht ist, dann würde ich mein Glück gerne versuchen und einige meines Volkes ausfindig machen." Jetzt log er schon wie gedruckt. Spielte das gleiche falsche Spiel wie Keika. Ashray unterdrückte einen leisen Seufzer, als er sich dieses Umstandes bewusst wurde und versuchte so überzeugend und aufrichtig wie nur möglich zu wirken.

Keika sah ihn entsetzt an. Wie verdammt kam Ashray auf solch absurde Ideen? Hätte er ihm nie sagen dürfen, dass er ein Halbdämon war? Jetzt war es dafür auch zu spät. Am liebsten hätte er ihm richtig fest gegens Schienbein getreten, damit der Idiot wieder zur Vernunft kam. Aber das wäre wohl zu auffällig gewesen, zumal sie eh schon ein etwas seltsames Paar darstellten.

"Ich denke es wäre leicht sie davon zu überzeugen, für Eure Sache einzutreten, nachdem was die Himmelsbewohner uns vor gut 20 Jahren angetan haben. Rache wäre uns sicherlich willkommen, zumal wir geschlossen und unter Eurer Führung gute Chancen haben werden."

Der Rotschopf sah ihn aufrichtig an und lächelte. Er konnte nur hoffen, dass sein Gegenüber ihm das abkaufen würde. Dann könnte er sich von Keika abseilen und in Ruhe überlegen, was weiter zu tun wäre. Keika weiterhin zu folgen kam überhaupt nicht in Frage. Selbst als Teiou an ihnen vorüber gegangen war, hatte der nicht einmal mit der Wimper gezuckt, dabei sah Teiou wirklich schlecht aus, wie Ashray zugeben musste. So wie Keika das tat konnte man sich einfach nicht verstellen. Und der behauptete Teiou zu lieben?

Nein!

Er würde alleine versuchen Teiou zu befreien. Soviel stand für den Prinz des Südens fest.
 

~*~*~
 

"Kommst du ab hier alleine klar? Oder soll ich dich noch aus der Stadt bringen?"

Sie standen unter dem Steinbogen, den sie bereits einmal passiert hatten, als sie die großen Höhlen betreten hatten. Vor ihnen lag, etwas tiefer, die Stadt, wenn man das so nennen konnte. Einen Moment betrachtete Ashray die vielen kleinen Lichter in den verzweigten Felswänden, dann sah er den Dämon an. Es war der mit der Bemalung ums Auge, welcher sie auch schon hierher gebracht hatte. "Nein ich komme schon zurecht. Vielen Dank." "Gut", er nickte, "ich wünsche dir viel Erfolg."

Noch einmal atmete der junge Prinz tief durch, dann tauchte er in die Schatten der Gassen ein und in das Getümmel der Dämonen.

Es war einfach gewesen. Sehr einfach. Es hatte geklappt. Innerlich freute er sich riesig. Er hatte Keika ein Schnippchen geschlagen. Dessen Gesicht würde er nie vergessen. Das blanke Entsetzen hatte in Keikas Blick gelegen, als ihm gestattet wurde seinen Klan zu suchen.

Als ob er das je vorgehabt hätte. Zusammenreißen ... er musste sich ehrlich zusammenreißen nicht loszulachen. Er war ein Himmelsbewohner - durch und durch - warum sollte er bitte einen Dämonenstamm suchen, der eh vernichtet war? Auch wenn er zur Hälfte dämonisches Blut in sich trug - laut Keika - würde er niemals auf solch abwegige Ideen kommen. Aber als Tarnung kam ihm dieser Umstand durchaus gelegen.

Jetzt musste er sich nur noch darüber klar werden, wie er Teiou befreien wollte und vorallem, wo genau sie ihn eigentlich hingebracht hatten. Sein Blick fiel noch einmal zurück zu dem steinernen Torbogen, wo immer noch der in schwarz gekleidete Dämon stand und ihm nachsah.

Langsam bahnte er sich seinen Weg durch die Gassen, vorbei an den seltsamsten dämonischen Geschöpfen, die ihm auf dem Hinweg nicht so sehr aufgefallen waren. Innerlich verspürte er Abneigung gegen sie, dennoch gab es ihm zu denken, dass seine Mutter eine von ihnen gewesen war oder sein könnte. Konnte man Keika noch glauben? Wohl eher nicht...

Er bog um eine Ecke, dann um zwei weitere und verschwand in einem verlassenen, unbeleuchteten Hinterhof.
 

~*~*~
 

"Vater, du solltest dich schlafen legen." Von hinten legte sich eine Hand auf die Schulter des Tennos. Als er aufsah, blickte er in das leicht besorgt aussehende Gesicht seines zweitältesten Sohnes. "Du hast Recht, ich will nur noch eben das hier zu Ende durchsehen." Seufzend ließ sich Koo auf einem Stuhl neben seinem Vater nieder. Seit dem Bekanntwerden von Teious Verschwinden hatte er so gut wie gar nicht mehr geschlafen und man konnte ihm ansehen, dass er sehr besorgt war.

"Du suchst schon seit Tagen und ich glaube kaum, dass du in diesem Buch noch eine Karte finden wirst. Es gibt keine zuverlässigen Karten der Dämonenwelt. Das weißt du so gut wie ich." Er nahm seinem Vater das Buch aus der Hand, in dem der geistesabwesend rumblätterte. "Und wenn dann sicher nicht hier sondern in der Bibliothek des Shuten." Er lächelte leicht.

Um sie herum war es dunkel und nur die Lampe, die Koo mitgebracht hatte, spendete noch wirklich Licht und die Kerze, in deren Schein Soryuou gelesen hatte. Durch die großen Fenster fiel nur wenig Mondlicht, welches gespenstische Schatten auf den Regalreihen hervorbrachte.

"Komm jetzt." Entschlossen fasste er seinen Vater am Arm und zog ihn hoch. Alle machten sie sich Sorgen um Teiou. Auch wenn das Verhältnis zu seinem kleinen Bruder eher schlecht war, seitdem er mit diesem Dämon zusammen war, gehörte Teiou doch zur Familie.

Seufzend erhob sich Soryuou und folgte seinem Sohn durch die Regalreihen. Bisher hatten sie noch keinen Weg gefunden Teiou auch nur irgendwie zu helfen. Beinahe täglich machte sich der Tenno auf in den Himmelsturm, wo ihm der Shuten Tiarandear einen Blick in den Spiegel gewährte. Bisher lebte Teiou noch und das war wichtig zu wissen. Es war nicht beruhigend, aber es war besser als nichts.

Soryuou hatte sich ganz dem Suchen nach irgendwelchen Karten der Dämonenwelt verschrieben. Seine Pflichten als Herr des Ostens übernahm sein ältester Sohn Shoou, der diese auch pflichtbewusst erfüllte. Selbst war er einfach momentan nicht in der Lage sich auch noch darauf zu konzentrieren, wo Teiou ihm schon genug Sorgen machte. Teiou ... eigentlich war der immer der gewesen, um den man sich am meisten Sorgen machen musste. Er hatte immer etwas anzustellen gewusst ...

Koo blieb stehen und öffnete die Tür zu den Räumlichkeiten seines Vaters. Er sah ihn ernst an, während Soryuou an ihm vorbei durch die Tür ging. "Mach dir nicht so viele Gedanken. Wir finden sicherlich einen Weg ihn da raus zu holen." Im schwachen Licht konnte er das schwache Lächeln seines Vaters erkennen. "Es gibt ja auch noch die Möglichkeit, dass dieser Dä... dass Keika es schafft ihn zurückzubringen." Sein Vater nickte, warf Koo einen kurzen, sehr verwunderten Blick zu und wünschte ihm eine gute Nacht, bevor er die Tür schloss.

Koo wandte sich ab und ging den verlassenen Flur entlang. Es war spät und die meisten Diener bereits in ihren Kammern. Nur ein paar Wächter traf man hier und da. Bisher hatte er es vermieden zu glauben, dass dieser Dämon jemals etwas gutes tun könnte, aber als er ihm eröffnet hatte, dass Teiou nicht bei der Versammlung der Generalfeldmarschälle gewesen war, hatte eine Besorgnis in Keikas Augen gelegen, die er irgendwie nicht vergessen konnte. Vielleicht hatte er als einziger die Chance Teiou zu retten.

Schnell schüttelte Koo den Kopf. Keika war ein Dämon. Von denen konnte man soetwas nicht erwarten. Man durfte ihnen nicht vertrauen. Diesen Fehler hatte wohl auch der Prinz des Südens gemacht. Wie konnte der nur mit in die Dämonenwelt gehen?

Seufzend betrat Koo seine Gemächer. Morgen würde er sich wieder mit Grindas treffen, Ashrays Schwester ...

Er sollte besser auch schlafen. Wer wusste schon, was die wieder alles mit ihm vor hatte ...
 

~*~*~
 

"Störe ich dich?" Überrascht sah Keika auf. Er saß, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, auf einem harten Bett in einer kleinen Felskammer, die mit zwei Lampen ausgeleuchtet wurde. Durch die Tür strömte wärmeres Licht herein und eine zierliche schlanke Gestalt war aufgetaucht. Lili ...

Eine Weile sah er sie an, dann seufzte er leise und winkte sie herein. Leise schloss sie die schwere Tür hinter sich, kam auf ihn zu und setzte sich ohne zu fragen neben ihn auf das Bett.

"Du siehst müde aus." Sie lächelte. "Hat Guru dich so sehr in Anspruch genommen?" "Guru?" Verwirrt sah er sie an. Er war so

in Gedanken gewesen, dass er im Moment mit dem Namen nichts verbinden konnte. Gerade als sie ihm lächelnd auf die Sprünge helfen wollte, nickte er. "Ja ... Guru hat viel wissen wollen. Verständlich. Er denkt alles mehrfach durch, bevor er einen Schritt tut." In gewisser Weise hatte dieser charismatische Dämon einen sehr starken Eindruck bei Keika hinterlassen. Sein Gesicht sah er immer noch genau vor sich und seine Art war seltsam beherrschend und zeugte von ungeheurer Autorität. Er war der geborene Anführer und endlich wusste Keika auch, wer hier in der Lage war die verfeindeten Clans zu einigen und für seine Zwecke zu gebrauchen.

"Ja, das tut er allerdings." Sie strich sich eine Haarsträhne zurück und sah Keika genaustens an. "Du hast dich sehr verändert, Keika. Du bist nicht mehr das Kind, welches ich damals getroffen habe." Unweigerlich musste Keika lächeln. Wie kam sie nur darauf? Es waren Jahre vergangen, seitdem er sie das letzte Mal gesehen hatte. "Sogar ich bin erwachsen geworden. Wer hätte das je für möglich gehalten?" Ihr helles Lachen erfüllte den Raum.

Langsam rutschte sie näher zu ihm hin, bis nur noch wenige Zentimeter sie voneinander trennten. "Ich wusste, dass du einmal ein starker junger Mann sein würdest und ich habe mich nicht getäuscht." Sie sah ihm direkt in die Augen. "Eigentlich übertriffst du meine Erwartungen sogar noch. Du bist hübsch, klug und sehr zielstrebig. Die letzten Jahre waren sicher nicht leicht für dich. Im Himmel dienen ..." Angewidert verzog sie das Gesicht. "Ist das nicht grausam?"

"Grausam ..." Leise wiederholte er es für sich. Konnte er sie anlügen? Es war Lili. Konnte er ihr glaubhaft versichern, dass es grausam war? Es war schwer gewesen, sehr schwer sogar, aber Teiou war bei ihm gewesen und hatte ihm zur Seite gestanden. Immer ... Was war daran grausam?

Während seiner Gedanken hatte er den Blick gesenkt gehalten, hob jetzt aber den Kopf wieder um sie direkt anzusehen. "Es war nicht grausam. Es war erniedrigend." Das war die Wahrheit. Zum Teil jedenfalls. Die Dämonen waren stolze Geschöpfe und es war für Keika sehr schwer gewesen sich daran zu gewöhnen wie ein Stück Vieh in einem Zoo behandelt zu werden. Durch sein Aussehen zog er ständig Blicke auf sich. Aber er hatte sich daran gewöhnt und Teious Beteuerungen wie schön er eigentlich wäre, hatten ihn für vieles entschädigt. Teiou ...

"Du Armer ..." Mitleid lag in ihrem Blick. Sie hob die Hand und streckte sie vorsichtig nach ihm aus, als wolle sie ihm eine seiner Strähnen zurück streichen, die Keika tief ins Gesicht hingen. Aufmerksam hatte der Silberhaarige jede ihrer Bewegungen beobachtet und als sie ihn fast berührte, fasste er sie mit einer schnellen Bewegung am Handgelenk. Etwas irritiert sah sie ihn an, dann schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen. "Ich tu dir schon nichts. Lass mich nur dein Gesicht mal richtig sehen."

Keika hörte ihr gar nicht richtig zu. Er betrachtete ihr Handgelenk, um welches sich fein säuberlich ein Verband wand, der einen Teil ihrer Hand und gut die Hälfte ihres Unterarms verdeckte.

"Du gibst ihm deine Kraft?" Verständnislosigkeit lag in seiner Stimme und er sah sie nun ernst an. "Schau nicht so vorwurfsvoll. Was glaubst du, wie es sonst möglich wäre die Dämonen zu einigen, wenn nicht einer besonders stark ist. Außerdem bin ich nicht die Einzige." In ihren Worten schwang eine gewisse Trotzigkeit mit. "Koriko und Noel geben ihm ebenfalls ihre Kraft." Auf seinen fragenden Blick hin fügte sie noch schnell hinzu, dass dies die beiden Dämonen waren, die ihn und 'Alan' hierher gebracht hatten.

"Ich weiß, dass du von diesen Praktiken nicht allzuviel hältst, aber es ist nötig und ich verlange auch gar nicht, dass du dich dem anschließt." Sie ließ sich zurückfallen und betrachtete Keika nun wieder mit größerem Abstand. "Du hattest schon immer Angst davor. In der Beziehung bist du also noch immer das Kind." Sein Blick ruhte auf ihr. Sie hatte recht. Er hatte Angst vor dieser Praktik der Dämonen. Die eigenen Kräfte durch die eines anderen stärken. Er schauderte. Aber es war nicht nur Angst, es war auch seine Moral, die sich nicht damit vereinbaren ließ. Es widerstrebte ihm, andere ihrer Kräfte zu berauben. Es widerstrebte ihm einfach. Er selbst gehörte mit zu den stärksten Dämonen. Warum sollte er dann noch die Kraft eines anderen nehmen?

Als Kind hatte Lili ihn unter ihre Fittiche genommen. Sie war keine Mutter für ihn gewesen, eher eine große Schwester, oder vielleicht noch mehr, und er hatte sie bewundert. Sehr sogar. Der Kuss, den sie ihm bei ihrem Wiedersehen gegeben hatte, hatte alles wieder heraufbeschworen, was er je für sie empfunden hatte. Es war lange her und es hatte sich viel verändert, aber jetzt erinnerte sich Keika an den Tag, wo sie ihn hatte mitnehmen wollen. Sie hatte ihm zeigen wollen, wie man seine eigene Kraft stärken konnte ...

"Du bist uns auch so dienlich genug. Dein Wissen ist enorm und es wird sich bald herausstellen, dass wir dadurch einen großen Vorteil haben werden. Du bist ein wertvoller Verbündeter. Ein sehr wertvoller ..." Nach einem kurzen Augenblick des Schweigens durchbrach Lili die Stille. Für einen Moment wirkte sie sehr ernst, dann lächelte sie aber wieder. "Ich bin froh, dass du aufgetaucht bist. Denn eigentlich habe ich dich sehr vermisst, mein kleiner Keika." Wieder rutschte sie näher zu ihm, strich ihm die Haare aus dem Gesicht, legte ihre Arme um ihn, welche sie in seinem Nacken verschränkte, und sah ihn mit leuchtenden Augen an.

Keika biss sich leicht auf die Unterlippe. Er saß regungslos da, unschlüssig, was er tun sollte. Er hatte sie auch vermisst, hatte oft an sie gedacht, als er die erste Zeit im Himmel war, aber in den letzten Jahren waren seine Erinnerungen verblasst und er hatte seine Gefühle verdrängt.

Teiou war wichtig. Teiou war derjenige, den er jetzt liebte. Teiou war der, den er retten wollte, den er befreien musste und dem er helfen wollte, weil er ihn so sehr liebte. Er liebte Teiou, niemanden anders. Warum verdammt schien das jetzt alles so weit weg?

Schon fast automatisch umarmte er sie, zog sie ein Stück näher zu sich. Er schloss die Augen, dann spürte er ihre Lippen auf seinen.

Als sie sich voneinander lösten, sah sie ihn liebvoll an. Ihre Hand lag an seiner Wange. Keika versuchte sie kühl und neutral anzusehen, aber er lächelte doch flüchtig. "Du bist müde. Ich lasse dich alleine. Schlaf dich aus. Wir sehen uns morgen." Noch einmal strich sie ihm über die Wange, dann stand sie auf und ging zur Tür.

Keika sah ihr nach. Er war wirklich müde. Die letzten zwei Tage waren sehr anstrengend gewesen. Er hatte Guru alles berichten müssen, was er wusste. Dabei hatte er sorgfältig abwägen müssen, was er sagen konnte und was nicht. Außerdem wurde das Lügennetz langsam doch sehr dicht und er musste aufpassen nicht aufzufliegen. Wegen Ashray machte er sich pausenlos Gedanken. Teiou hatte er auch nicht wieder gesehen, geschweige denn Zeit gehabt nach ihm zu suchen. Und jetzt war er auch noch wegen Lili völlig durcheinander.

Sie drehte sich nochmal zu ihm um. "Schlaf jetzt. Und denk nicht mehr so viel nach." Leise öffnete sie die Tür, verweilte einen kurzen Augenblick, schenkte ihm noch ein Lächeln und verschwand dann lautlos.

Tief durchatmend lehnte sich Keika an die Wand und schloss die Augen. Sie kannte ihn durch und durch. Vielleicht zu gut, vielleicht besser als er sich selbst ...

Kurz schreckte er auf, als er das Knarren von Holz vernahm. Er sah zu dem alten Holzstuhl, der sich neben einem Tischchen noch im Raum befand, konnte aber nichts verdächtiges erkennen. Er war alleine. Wahrscheinlich war er einfach zu müde. Er sollte Lilis Rat befolgen und schlafen, auch wenn er bezweifelte das überhaupt zu können ...

# 7

Vorwort: So wie gewünscht kommt das 7 Kapitel schnell hinterher ^^. Hab momentan viel Zeit, von daher kommt das nächste wohl auch schon bald. Ich sollte öffter in Wordpad schreiben da werden die Kapitel länger xD.
 


 

Kapitel 7
 

'Mach dir nicht zu viele Gedanken. Du musst schlafen ...' Immer wieder rief er sich diese Worte ins Gedächtnis. Letztlich brachte es nichts. Er machte sich Gedanken und zwar viel zu viele. In seinem Kopf spukte so vieles umher, dass er gar nicht anders konnte.

Mal tauchte Teious Gesicht vor ihm auch, wie er ihn angesehen hatte, dann fiel ihm der Kuss mit Lili ein oder Ashray, der sich einfach abgemacht hatte. Und wer war schuld? Er! Keika! Er alleine hatte für alles die Verantwortung, jedenfalls redete er sich das ein.

Immer noch an die Wand gelehnt saß er auf seinem Bett und starrte die kalte Felswand vor sich an. Er fühlte sich wie ein Gefangener, dabei hielt man ihn hier nicht fest. Guru schenkte ihm viel Aufmerksamkeit, allerdings wohl eher, weil er die Informationen über das Himmelreich brauchte, über die Keika verfügte.

Eigentlich konnte er doch gehen. Wohin wusste er zwar nicht, aber er konnte doch hier weg. Nichts hielt ihn hier. Warum war er eigentlich hier her gekommen, in diese Trostlosigkeit, in diese Dunkelheit? Schmerzlich kam die Erinnerung wieder. Teiou...

"Teiou ..." Unglaublich leise brachte er den Namen hervor, starrte dabei immer noch die Wand an. Er war durcheinander. Völlig durcheinander. Er fühlte sich elend. Richtig elend. Seine Gefühle spielten verrückt. Zum einen war da Teiou, den er liebte. Und dann war da noch ... Lili, die er geliebt hatte, oder immer noch irgendwo tief in sich liebte? Er wusste es absolut nicht.

"Scheiße ..." mit voller Wucht und aus purer Verzweiflung schlug er mit der Faust gegen den harten Fels. Schmerz durchzog ihn. Er hatte diesen Schmerz verdient, da war Keika sich sicher und irgendwie war dieses Gefühl befreiend ...

Langsam hob er die Hand und betrachtete sie. Sie zitterte leicht, ein paar Kratzer zeichneten sich ab und der Schmerz hallte immer noch wider, aber der würde schon bald vergangen sein.

Er konnte einfach nicht mehr. Ihm wurde das alles zu viel. Er zog die Beine an, schlang seine Arme um sie und legte den Kopf auf die Knie. Der weiche Stoff seiner schwarzen Roben, die er bekommen hatte, weil seine Kleider doch sehr zerschlissen gewesen waren, raschelte leise.

Nein ... Er konnte wirklich nicht mehr. Tränen liefen über seine Wangen. Er hatte sie so lange zurückgehalten, hatte es so lange unterdrückt, aber jetzt ...

"Ich kann nicht mehr ..." wimmerte er leise.
 

~*~*~
 

Ashray biss sich auf die Unterlippe. Dieses verdammte Holz. Es würde ihn noch verraten, wenn das so weiter knatschte. Einmal hatte Keika schon in seine Richtung gesehen, aber natürlich hatte der nichts entdecken können. Er war ja unsichtbar.

Schon eine ganze Weile beobachtete er den Dämon. Als Lili die Tür geöffnet hatte um zu gehen, hatte er die Chance genutzt und war schnell in die Kammer geschlüpft, in der Keika sich aufhielt. Es war nicht sonderlich schwierig gewesen ihn zu finden. In den letzten zwei Tagen hatte Ashray sich hier wirklich jeden Winkel genauestens angesehen.

Als er erschrocken zusammenzuckte, gab der Stuhl wieder ein seltsames Knarren von sich. Aber Keika schien es diesmal nicht zu registrieren. Der hatte gerade mit der blanken Faust gegen den Fels geschlagen und starrte nun seine Hand an. Ashray verzog das Gesicht. Das dürfte ziemlich schmerzhaft gewesen sein, das konnte er sich bei den rauen Felswänden jedenfalls vorstellen.

Jetzt saß Keika in sich zusammengesunken da. Er hatte die Knie angewinkelt und seinen Kopf darauf gelegt. Ein Schluchzen war zu vernehmen. Völlig irritiert sah Ashray zu, wie Tränen über die Wangen des Silberhaarigen liefen, die ab und zu in dem schwachen Licht der beiden Laternen aufblitzten. Damit hatte er nicht gerechnet.

Bisher hatte er Keika nicht einmal weinen gesehen ... oder doch. Einmal, aber das waren Tränen aus Angst und Zorn gewesen, nicht aus purer Verzweiflung, wie es jetzt schien. An dem Tag war Teiou in Ashrays Feuer geraten und hatte sich schwer verletzt. Keika hatte ihm daraufhin gedroht ihn umzubringen, falls Teiou sterben sollte, und nichts hatte der Dämon wohl jemals ernster gemeint.

Es war irritierend Keika so zu sehen. Normalerweise gab er immer den Starken, Unnahbaren. Ashray wagte es sogar zu bezweifeln, dass Keika jemals vor Teiou Schwäche gezeigt hatte, obwohl die beiden Tag und Nacht zusammen gluckten. Und jetzt? Jetzt weinte er vor ihm, Ashray, den er am allerwenigsten leiden konnte und vor dem er mit Sicherheit nicht als schwach dastehen wollte.

Irgendwie tat er ihm leid. Warum? Ashray konnte es nicht sagen, aber Keika sah wirklich fertig aus. Trotzdem wirkte seine ganze Gestalt noch sehr ... faszinierend. Was besseres fiel dem Rotschopf nicht ein. Die schwarzen Gewänder, die Keika trug verliehen ihm etwas sehr Autoritäres. Seine recht helle Haut wirkte durch das Schwarz zwar blass, aber seine silbernen Haare kamen dadurch erst richtig zur Geltung. Er wirkte fremd, was wohl daran lag, dass Ashray ihn bisher fast immer nur in den weißen Uniformen des Ostreiches gesehen hatte und wenn nicht, dann hatte er auch nichts pechschwarzes angehabt.

Sollte er zu ihm gehen und ihn trösten? Er zögerte. Dafür müsste er sich offenbaren und die Frage war auch, ob Keika überhaupt getröstet werden wollte und dann auch noch von ihm ... Der junge Prinz schüttelte den Kopf. Er selbst wollte das ganz sicher nicht, obwohl ... er hatte sich schon so oft jemanden gewünscht, der in getröstet hätte, der für ihn da war. Vor allem als Kind. Sein Vater hatte es nie getan und seine Schwester war nicht immer da gewesen. Tia hatte ihn auch mehrere Jahre einfach ignoriert und Teiou ... dass der das von seinem Wesen her konnte zweifelte Ashray doch an.

Eine Weile rang er mit sich, stand dann aber doch auf. Wieder war da das Knarren des Stuhls, auf dem er gesessen hatte. Er drehte sich um und warf ihm einen bösen Blick zu, auch wenn das nicht viel ändern würde. Bei der nächsten Gelegenheit würde er das Ding einfach anzünden, zur Strafe ... Er grinste kurz, wandte sich dann wieder dem schluchzenden Keika zu und ging die paar Schritte auf ihn zu.

Als er recht nah dran war, konnte er erkennen, dass Keikas Lippen sich leicht bewegten. Er sprach. Es war unglaublich leise und selbst, als er direkt vor ihm stand, konnte Ashray seine Worte kaum verstehen, dennoch lauschte er noch eine Weile ...

"Was ist mit deinem Traum? ... Unserem, meinem ... Traum?" Seine Worte waren undeutlich und immer wieder schluchzte er zwischendurch. "Hast du das alles vergessen? ... Lili ... Wir wollten eine Welt, alle sollten gleich sein ... was machst du jetzt? ... Was ist mit dir passiert?"

Traum? Lange sah Ashray Keika an. Er konnte sich nur zusammenreimen, was Keika da faselte, aber es kam ihm so vor, als wäre Keika dieser Traum sehr wichtig. Noch einen Moment zögerte er, dann nahm er seine sichtbare Gestalt an und setzte sich neben Keika. Noch unsicher, ob er es wirklich tun sollte, legte er einen Arm um den Dämon und strich ihm durch die langen Haare. Sie fühlten sich seltsam weich an ...
 

~*~*~
 

Er spürte eine Person neben sich. Jemand legte ihm einen Arm um die Schultern und strich ihm zunächst durch die Haare und dann über den Rücken. Es war beruhigend.

Langsam hob er den Kopf. Zunächst sah er noch verschwommen, wegen der ganzen Tränen, dann wurde das Bild deutlicher.

"Du?" Ungläubig sah er Ashray an. Hastig hob er den Arm und wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht. Ashray ... der war nun wirklich der Letzte, der ihn so sehen sollte. "Was machst du hier? Wo ... wo kommst du her?" Seine Stimme war noch gebrochen. Dennoch wollte er Ashray nicht weiter dieses Häufchen Elend gegenüberstellen, das er momentan darbot, aber es gelang ihm auch nicht sonderlich überzeugend seine Gefühle gerade zu überspielen.

Ashray nickte. "Glaubst du echt ich würde dich alleine lassen?" Er lächelte. "Ich habe mich hier umgesehen, ganz genau, und ... ich habe Teiou gefunden."

"Teiou?" Die Augen des Dämons weiteten sich. "Wo? Wo ist er?"

"Beruhig dich erstmal, dann erzähl ich dir alles." Er sah ihn an. Keika spürte, wie ihm vereinzelt immer noch Tränen über die Wangen liefen. Auch Ashrays Arm lag immer noch um ihn. Bisher hatte er ihn nicht weggestoßen und er würde es wohl auch lassen. So eine Geste hatte er dem sonst so aufbrausenden Kronprinz nicht zugetraut und auch, wenn sie sich sonst Spinnefeind waren, war es doch schön zu spüren, dass Ashray anscheinend bereit war sich mit seinen Problemen zu befassen, wobei sich davon ja jetzt eins in Luft aufgelöst hatte. Ashray war wieder da ...

Hastig nickte Keika und wischte sich nochmal mit dem Ärmel über die Augen. Dann sah er den Rotschopf an, der nun seinen Arm zurück nahm.

"Wo ist Teiou?"
 

~*~*~
 

Ashray konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Keika sah ihn mit großen, erwartungsvollen Augen an. Wie ein kleines Kind ... Jetzt gerade hatte er alles Unnahbare, was er sonst immer an sich hatte, verloren. Es brachte auch nichts noch zu warten, bis Keika sich wieder ganz im Griff hatte. Der würde nur drängen und ihm in den Ohren liegen, wo Teiou denn wäre.

Immerhin hatte Ashray in der letzten halben Stunde die er hier war gelernt, dass Keika nicht viel anders als er selbst war. Nur konnte der seine Gefühle meistens verstecken. Hatte man ja gemerkt, so kalt, wie er Teiou angesehen hatte, als dieser an ihnen vorbeigegangen war. Es war doch erleichternd festzustellen, dass der einzige potenzielle Verbündete hier unten nicht abtrünnig geworden war. Gemeinsam hatten sie viel bessere Chancen hier alle drei unbeschadet wieder raus zu kommen.

"Wo ist Teiou?" Der Dämon wiederholte seine Frage ungeduldig. Ashray sah ihn kurz an, dann begann er mit seinem Bericht über die vergangenen zwei Tage.

"... Die Stadt ist also sehr unübersichtlich, aber es gibt einen sehr schnellen weg raus. Teiou befindet sich in einer kalten Höhle in diesem Gängesystem hier, das sie als Palast nutzen. Allerdings wird er bewacht." Er verzog das Gesicht, woraufhin ihn Keika verwundert ansah. "Bewacht? Von Dämonen?" "Ja, aber nicht von menschlichen, sondern von einem oder zwei Schramm. So genau konnte ich das nicht erkennen. Wenn es einer ist, dann ist er sehr, sehr groß. Teiou sitzt praktisch auf ihm und ist an diese Pflanze gefesselt, oder besser von dieser Pflanze gefesselt. Aber er wird nicht getötet. Normal müsste der Schramm ihn doch sofort zerdrücken. Als ich mich ihm genährt habe hat er jedenfalls reagiert." Keika nickte nachdenklich. "Was hast du noch gesehen?"

"Nachts ist er in dieser Höhle gefangen, tagsüber wird er von einem der Dämonen geholt. Oder wie auch immer. Hier ist ja immer Nacht." Er seufzte leise. "Wo sie ihn dann hin bringen weiß ich nicht. Bevor sie gehen haben sie ihm was zu trinken gegeben." Er zuckte mit den Schultern. "Das war es soweit."

Keika schwieg eine ganze Weile und man konnte sehen, dass er nachdachte.

"Wir müssen hier möglichst schnell verschwinden. Ich kann Guru nicht mehr allzu lange was vorlügen glaube ich. Und da wir jetzt wissen wo Teiou ist, holen wir ihn und verschwinden dann." Sehr gut. Sie konnten hier wieder weg. Diesen Ort verlassen. In Ashray erwachte Vorfreude auf das Himmelreich. Er hätte sich nie träumen lassen seine Heimat so sehr zu vermissen, zumal er schonmal kurz davor war freiwillig in die Verbannung zu gehen. Er hatte es regelrecht herausgefordert, wegen Tia ... Tia. Den vermisste er mittlerweile auch ganz schön, allerdings konnte er sich gut vorstellen, dass Keika und er sich erstmal eine ganz schön lange Predigt anhören dürften, wenn sie dem Shuten begegneten.

"Gut. Wir haben nur ein Problem ... Wie kommen wir an den Schramm vorbei?" Fragend sah er den Silberhaarigen an, der nun lächelte, was bei Keika selten vorkam. Ashray sah zu, wie Keika vom Bett rutschte und zu dem Tischchen ging, auf dem seine Tasche lag. Jetzt wo er stand wirkte er in den weiten schwarzen Kleidern etwas verloren. Er zog eine der zwei kleinen Fläschchen aus dem Beutel, die Ashray schonmal in der Hand gehabt hatte, als er an diesem See die ganze Tasche ausgeräumt hatte. "Hier, fang!"

Geschickt fing der Prinz die kleine Glaskaraffe auf und betrachtete die farblose Flüssigkeit darin. "Was ist das?" Er sah zu dem Dämon, der sich nun wieder neben ihm nieder ließ. "Heiliges Wasser." "Sowas schleppst du mit dir rum?" "Wenn du mit Teiou unterwegs wärst, würdest du auch nicht ohne heiliges Wasser aus dem Haus gehen ..."

Nach einer kleinen Pause fuhr er fort: "Wenn du das auf den Schramm gießt, geht er kaputt. Dämonen vertragen das Wasser nicht. Wenn du ihn an der Wurzel triffst dürfte es sehr schnell gehen, wenn nicht, dann dauert es eine Weile, aber er wird auch dann welken." "Ist das nicht viel zu wenig?" Keika schüttelte den Kopf. "Nein es wirkt bei Pflanzendämonen als viel stärkeres Gift wie bei den menschlichen Dämonen." Ashray nickte, betrachtete die Flasche in seiner Hand und sah dann Keika an. "Und warum vertrage ich es dann? Wo ich doch ein Halbdämon bin?" Der Dämon zuckte die Schultern. "Vermutlich ist dein dämonisches Blut nicht so stark, wie das der Königsfamilie des Südens. Du bist zwar ein Halbdämon, aber dein Blut gleicht dem der Himmelsbewohner mehr. Daher verträgst du das Wasser im Gegensatz zu mir." Wieder nickte der Rothaarige.

Keika lehnte den Kopf leicht zurück und gähnte. Er sah geschafft aus, wenn auch nicht mehr ganz so schlimm wie da, als Ashray ihn noch heimlich beobachtet hatte. "Du solltest auf deine Freundin hören und schlafen. Wir brauchen ein bisschen Ruhe. Morgen werden wir ihnen dann Teiou entführen." Er hielt die Glasflasche hoch und grinste zuversichtlich. Keika nickte. "Ja wir werden ihnen Teiou entführen ..." Ein kurzes Lächeln schlich auf seine Lippen.

"Das ist der Plan ..."
 

~*~*~
 

Noch ein wenig verschlafen trat Koo in das Esszimmer, wo normalerweise sein Vater, sein Bruder und seine Stiefmutter zusammen aßen. Allerdings war das beim Frühstück immer ein bisschen schwierig, deshalb beschränkten sich diese gemeinsamen Mahlzeiten meistens auf abends. Heute sah es ähnlich leer aus. Noch müde ließ er sich auf einen der gepolsterten Stühle fallen und betrachtete noch unschlüssig den gedeckten Tisch, als in der Tür eine weitere Gestalt auftauchte.

"Du hast Damenbesuch, kleiner Bruder. So früh schon..." Der Blonde grinste ihn an und setzte sich dann zu ihm. Koo warf ihm nur einen vernichtenden Blick zu. "Du hast ja schon blendende Laune." Seelenruhig bediente er sich am Brot, sprach dabei aber weiter. "Sie wartet in der Halle auf dich. Soll ich dir sagen." Koo knurrte nur eine unverständliche Antwort und fing dann ebenfalls an zu frühstücken.

"Und wird aus euch beiden denn was? In den letzten Tagen habt ihr euch ja oft gesehen ..." "Shoou! Ich will nichts von Grindas! Ich mache das nur, weil du mit regieren beschäftigt bist, Vater nur Bücher wälzt und sonst alle denken ich hätte kein Interesse daran meinen kleinen Bruder wieder aufzutreiben! Also sei so gut und halt einfach den Mund!" Aufgebracht sah er seinen älteren Bruder an. Der hatte anscheinend nichts besseres zu tun als ihn zu ärgern und amüsierte sich bei seinem kleinen Ausraster anscheinend köstlich.

Eigentlich kam er ganz gut mit Shoou klar, aber in den letzten Tagen ging der ihm nur auf den Keks. Normalerweise half Koo ihm bei seinen Verpflichtungen als Thronfolger oder Soryuou bei dessen Arbeit, seit Teiou aber weg war, hatte er sich mit Grindas zusammen getan, um einen Weg zu finden die verschollenen Königssöhne aus dieser Hölle zu hohlen. Auch seinem Vater zur liebe, dem wohl jedes Mittel recht wäre, seinen Jüngsten zu retten.

Auch wenn Koo sich auf seinen Teller konzentrierte bekam er doch mit, dass Shoou ihn die ganze Zeit grinsend beobachtete. Entnervt schob er den Teller weg und stand auf. "Also dann ... will ich mein 'Date' mal nicht länger warten lassen." Er warf dem zukünftigen Tenno noch einen vielsagenden Blick zu und machte sich dann auf den Weg in die Halle.

"Da bist du ja endlich!" Für Koos Geschmack viel zu gut gelaunt sprang Grindas von ihrem Sitzplatz auf und lief auf ihn zu. "Komm ich weiß, was wir heute machen werden." Sie fasste ihn am Arm und zog ihn hinter sich her. "Oh ja, ich bin schon sehr gespannt." Pure Ironie schwang in seiner Stimme mit.

Nach einem mehr oder weniger langen Flug kamen sie zum Eingang der Dämonenhöhle. Mittlerweile wurde der Eingang besser bewacht, aber mehr war bisher auch nicht geschehen. Niemand wusste, wie Teiou da runter gekommen war.

Zögernd folgte Koo der Rothaarigen Schönheit auf das Nebelfeld, welches vor dem Eingang lag. "Was bitte willst du hier?" Sie drehte sich zu ihm um und lächelte unschuldig. "Denk dir doch mal deinen Teil. Wir gehen rein und machen unsere eigene Karte. Du kannst doch schön zeichnen, das habe ich in der Schule oft genug gesehen." Perplex blieb der Schwarzhaarige stehen. "Du willst ernsthaft da runter? Ohne mich! Mein Vater geht drauf, wenn ich auch noch verschwinde. Reicht es dir nicht, dass schon zwei Königskinder da unten sind? Willst du die Zahl auf vier aufstocken?" Mit verschrenkten Armen stand er da und sah Grindas herausfordernd an. Sie seufzte. "Ich habe mir fast gedacht, dass du das sagen würdest. Aber es ist doch eine Chance." "Wenn ich lebensmüde bin dann komme ich darauf sicher mal zurück ..."

Wie kam sie auf so absurde Gedanken? Das wäre doch das reine Selbstmordkomando auch in die Dämonenwelt zu gehen. Zumal er kein Krieger war. Gut in der Schule hatte er das Übliche Repertouar an Schwertkunst gelernt und auch über welche magischen Fähigkeiten er verfügte, aber nur um das zu erproben würde er sicher nicht in die Dämonenwelt gehen.

"Wenn du Angst hast, dann beschütze ich dich. Du musst nur die Karte zeichnen, ich erledige den Rest." "Du bist echt selten naiv. Ich geh da nicht rein. Machs doch alleine. Einen Strich für einen Weg wirst du doch wohl alleine hinkriegen." Mit diesen Worten drehte sich der zweite Sohn des Tennos auf dem Absatz um und ging zurück zu den Wachposten. Grindas rannte ihm hinterher. "Jetzt warte doch mal. Wenn keiner eine Karte hat oder sich da unten auskennt, dann muss doch mal einer den Anfang machen. Deshalb will ich die Karte machen und du sollst mir helfen."

Auskennt ... Verdammt, warum war er da nicht schon früher drauf gekommen. Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Ashrays Schwester sah ihn völlig irritiert an. "Was?" "Auskennen ... Das ist es doch. Teiou ist Generalfeldmarschall geworden, weil er Seijun-Shogun getötet hat, der Dämonen in diese Welt gebracht hat. Der muss Karten gehabt haben!" Er sah sie kurz an und beeilte sich dann in die Luft zu kommen. "Wohin willst du?" Noch unschlüssig stand sie da und sah ihm nach.

"In die Kaserne. Da müssen seine Dokumente und Unterlagen liegen ..."
 

~*~*~
 

Voller Genugtuung sah Ashray zu, wie sich vor ihm das dämonische Gewächs zusammenzog. Er hatte getan, wie Keika ihm geheißen und er musste doch zugeben, überrascht über das Ergebnis zu sein. Vor einer Stunde hatte man Teiou hierher zurück gebracht. Eine Weile hatte er noch gewartet, bis er sicher war, dass der Dämon, der Teiou begleitete verschwunden war. Dann hatte er sich an die Zerstörung des Dämons gemacht.

Ein leises Stöhnen lies ihn aufmerken. Sein Blick wanderte in die Dunkelheit vor ihm und auf die sich immer weiter zusammenziehenden grünen Ranken, die sich auch immer enger um einen sich leicht regenden Körper wanden. Teiou! Erschrocken sprang Ashray auf ihn zu, packte ihn und zog ihn aus dem Wust an Ranken. Gerade noch rechtzeitig, denn nun hatte sich der Schramm praktisch zu einer großen, welken Kugel verformt.

Kurz sah Ashray zum Eingang, dann auf Teiou, der jetzt wieder reglos da lag. Hätte er doch nur ein bisschen Wasser übrig gelassen. Teiou sah so aus, als könnte er es gut vertragen. Blass und auch schmaler als normal. Jetzt fiel ihm auch auf, dass er etliche Wunden und Schrammen abbekommen hatte, die durch das löchrige Hemd schimmerten. Je schneller sie hier rauskamen, desto besser. Ohne dem Schramm noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken, nahm Ashray Teiou hoch und machte sich auf den Weg zu der Tür, welche in die Gänge des Palastes führte und wo Keika wartete und aufpasste, dass sie nicht überrascht wurden.

Gerade hatte er den Weg eingeschlagen, der am schnellsten nach draußen führte - wie er es mit Keika vereinbart hatte -, als er plötzlich die Stimme des Dämons vernahm.

"ASHRAY! LAUF!"

# 8

Kapitel 8
 

Einen kurzen Moment standen sich die beiden Dämonen gegenüber und betrachteten sich, dann drehte sich der silberhaarige Dämon abrupt um und rannte los. Seine schwarzen Kleider flatterten im Wind. Ein kurzer Blick nach hinten verriet ihm, dass ihm der Andere folgte.

Er schlitterte um zwei Biegungen und sah noch gerade, wie vor ihm eine dunkelhaarige Gestalt mehr oder weniger durch die Luft flog. Teiou. Das Ganze wirkte doch sehr seltsam ... Ashray war noch unsichtbar.

Zum einen war er erleichtert, dass Ashray es anscheinend geschafft hatte, den Prinzen des Ostens zu befreien, zum anderen war er selbst gerade dabei ihren Verfolger in genau die gleiche Richtung zu führen. Wenn sie erst draußen in der Stadt waren, würde er ihn in die Irre führen und dann nach den beiden anderen suchen. Es war zwar sehr risikoreich sich hier zu trennen, da sie sich vielleicht nicht wieder finden würden, aber was anderes blieb ihm nicht übrig.

Die Schritte hallten von den Wänden der Gänge wider, durch die sie liefen. Da ... der Ausgang tauchte auf, oder Eingang ... das war das Tor aus dem Gangsystem des Palastes in den großen Felsendom und in die Stadt, bzw. viele weitere Gänge ... Schnell eilte Keika den kurzen Abhang hinab zu den Felswänden und den engen Gassen. Beinahe wäre er gestolpert und gefallen, aber er schaffte es noch gerade sich wieder zu fangen und beschleunigte seine Schritte weiter.

Vor ihm tauchte für einen kurzen Moment ein roter Haarschopf auf. Der Schrei eines Vogels war zu vernehmen. Hyogyoku ...

"Folg ihm." Zischte er vor sich hin ... "Bitte folg ihm ..."

Mittlerweile hatte er die Felsschluchten hinter sich gelassen und vor ihm tat sich der weite Felsendom auf. Einen Moment blieb er unschlüssig stehen und sah zurück. Sein Verfolger hing immer noch an ihm. Er atmete einmal tief durch und schlug sich dann nach rechts in die beinahe mannshohen Stauden, die ihm schon auf dem Hinweg aufgefallen waren. Sein Atem raste. Lange würde er das Tempo nicht mehr durchhalten und der schwarzhaarige Dämon hinter ihm war verdammt schwer abzuschütteln. Mit beiden Armen um sich schlagend kämpfte er sich voran. Hinter ihm knackte es. Der Andere hatte das Staudendickicht ebenfalls betreten.

Er warf einen kurzen Blick zurück. Sein Vorsprung war kleiner, als er erwartet hatte. Plötzlich gab es vor ihm keinen Widerstand mehr. Natürlich hatte er nicht gesehen, wohin er lief und geriet nun ins Straucheln, als seine Arme nicht mehr gegen die Stauden stießen. Er stolperte aus dem Dickicht heraus. Der Boden unter seinen Füßen gab mit einem Mal nach. Er stand im Wasser, etwa knöcheltief, und würde in dem morastigen Untergrund weiter einsinken, wenn er stehen blieb. Ein Sumpf, jedenfalls so etwas ähnliches. Er war mitten in einen Sumpf gerannt ...
 

~*~*~
 

"ASHRAY! LAUF!" Noch immer hörte er diesen Ruf des Dämons, wie er durch die Gänge hallte. Er hatte sich Teiou über die Schulter gelegt. Der war nicht so schwer, wie Ashray erwartet hätte, aber es reichte, um sein Fortkommen einzuschränken. Dennoch rannte Ashray so gut es ging durch die Höhlen. Keikas Stimme hatte warnend geklungen. Zeit um hinter sich zu sehen, nahm er sich keine. Er musste nur schnellstmöglich hier raus und Teiou hier weg bringen.

Als er den den steinernen Torbogen passiert hatte, zögerte er kurz. Welche Richtung sollte er nehmen? Welcher Gang war nochmal der, der am schnellsten aus dieser Albtraumstadt heraus führte? Weg von diesem grauenvollen Palast? Während dieser Gedanken vergaß er völlig sich auch noch darauf zu konzentrieren unsichtbar zu bleiben, so dass er kurzzeitig doch sichtbar wurde. Wobei Teiou ja eh sichtbar blieb ...

Der Schrei eines Vogels ließ ihn zusammenzucken. Er sah kurz auf und sah etwas Goldenes aufblitzen. Irgendetwas sagte ihm, dem Tier zu folgen. Er bog in einen der Gänge zu seiner rechten Seite. Vor ihm sauste nun der Vogel herab und flog vor ihm her, als wollte er ihm den Weg wirklich zeigen. Zügig lief er durch die Gassen. Nur seine eigenen Schritte waren zu hören. Die anderen Schritte, die er bis gerade noch hinter sich vernommen hatte, wurden immer leiser und entfernten sich.

Zum Glück waren die Gassen, die sie durchquerten, allesamt leer. Nicht, dass er die Dämonen so sehr fürchtete, aber im Moment war es der Sache eher dienlich, dass sie nicht gesehen wurden.

Als sie den offenen Felsendom erreicht hatten, setzte Ashray Teiou kurz ab um sich zu strecken. Auf Dauer war es sehr anstrengend das Tempo zu halten und dann noch mit Teiou über der Schulter. Kurz betrachtete der Rotschopf seinen Freund. Er war immer noch blass, und schien bewusstlos zu sein, jedenfalls hatte er die Augen geschlossen und regte sich von selbst kein Stück. Seufzend nahm Ashray ihn wieder hoch, diesmal auf den Rücken.

Vor ihnen tat sich die Dunkelheit auf. Zu seiner Rechten zog sich die Felswand hoch, bis in die weit entfernte Kuppel der Höhle. Links von ihm glitzerte es. Wasser, welches sich in einem nicht sonderlich tiefen Bett gesammelt hatte und beinahe die ganze übersehbare Fläche vor ihnen füllte. Ein schmaler Weg aus Steinen war zu erkennen. Auf einem der Felsen saß das nachtblau gefiederte Geschöpf mit den vereinzelten goldenen Federn und sah die beiden Prinzen mit leicht schräg gelegtem Kopf an. Ashray hatte irgendwie das Gefühl, dass der Vogel jeden Moment das Sprechen anfangen würde und 'Folgt mir' sagt, was aber nicht geschah. Stattdessen nickte der Vogel leicht mit dem Kopf in die Richtung hinter sich, über den schmalen Weg ...

Ashray hatte die Aufforderung verstanden. Langsam trat er auf die Steine zu, die zum Teil von Wasser umspült wurden, und betrat sie vorsichtig. Von Stein zu Stein springend überquerten sie den flachen See ...
 

~*~*~
 

Mit einem Mal schoss vor Keika eine Wand aus Wasser in die Höhe. Schlitternd kam er noch so gerade zum stehen. Er wirbelte herum und sah sich nun dem anderen Dämon gegenüber. In der Dunkelheit war der, aufgrund seiner schwarzen Kleider und seinen dazu noch schwarzen Haaren, beinahe unsichtbar. Nur sein helles Gesicht stach heraus und seine Augen.

Erschrocken stellte Keika fest, dass seine Augen von einem leuchtend blauen Farbton waren. 'Ein Wassermagier' schoss es ihm durch den Kopf. Der Andere war ein Wassermagier ... Keika sah auf den Boden. Dummerweise befanden sie sich im Wasser. Auch wenn es nicht sonderlich tief war, würde es doch reichen um damit ziemlich viel Schaden anrichten zu können - wenn der andere etwas von seiner Magie verstand, wobei die Wand aus Wasser hinter Keika eigentlich keinen Zweifel daran ließ.

"Keika ..." Seine Stimme war eiskalt und sein Blick spiegelte einen Hass, den Keika momentan nicht unbedingt erklären konnte. Er musterte das Gesicht seines Gegenübers. Es war einer der beiden Dämonen, die sie hergeführt hatten. Der mit dem Tattoo um das Auge. Einen Moment brauchte Keika, bis ihm die Namen wieder einfielen, die Lili genannt hatte. Kariko war der mit den grünen Augen gewesen, also war das ...

"Noel." Seine Stimme klang gelassen, obwohl Keika sich absolut nicht so fühlte. Abschätzig betrachtete er den Schwarzhaarigen.

"Du bist also doch ein Verräter. War ja klar. Diese Lili lässt sich immer mit den Falschen ein. Was hast du mit dem Himmelsbewohner vor?" "Ich? Mit dem Himmelsbewohner? Selbst wenn ich es dir sagen würde, würdest du es mir nicht glauben." Keika verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn herausfordernd an. Es hatte keinen Sinn nach einer Fluchtmöglichkeit zu suchen. Wenn dann würde es eh früher oder später zu einem Kampf zwischen ihnen beiden kommen. Und je früher, desto besser. Keika wusste nicht, wie viel Kraft er nach einer weiteren Stunde Rennerei noch haben würde. Seine Chancen standen jetzt auf jeden Fall besser ...

"Wenn du es nicht sagen willst, dann kann ich dich genau so gut gleich erledigen. Dann muss Guru das nicht tun." Ein böses Lächeln schlich sich auf seine Lippen, dann machte er eine knappe Ruderbewegung mit beiden Armen und fast im gleichen Augenblick schossen zwei riesige Wasserkugeln auf Keika zu. Noch so gerade konnte er die Arme hochreißen und eine Säule aus Wind um sich errichten, an dem die riesigen Wassertropfen in ganz viele kleine zerrissen und in alle Richtungen davon stoben.

"Pech gehabt." Keika grinste bei dem verwirrten Gesicht seines Gegners. Der mochte vielleicht genug Wasser für seine Angriffe haben, aber eigentlich war Keika im Vorteil. Mit dem Wind konnte er sich ebenfalls des Wassers bedienen, vielleicht nicht ganz so geschickt wie der Andere, aber er konnte es, und darauf musste er jetzt setzen ...
 

~*~*~
 

Hinter einem großen Felsen blieb der Vogel sitzen. Mit einem kurzen, erleichterten Seufzer ließ Ashray Teiou von seinem Rücken gleiten und setzte ihn so, dass der an der Felswand lehnte. Dann ließ er sich daneben fallen. Er brauchte einen Moment, bis er wieder richtig bei Atem war. Es war anstrengend gewesen so über die Steine zu springen, zumal er mehrmals fast das Gleichgewicht verloren hätte, weil Teiou ihn mit seinem Gewicht nach hinten gezogen hatte. Aber letztlich waren sie heil hier angekommen.

"Hey Teiou ..." Vorsichtig rüttelte er seinen Freund an der Schulter. Er bekam keine Reaktion. "Du machst mir Angst, echt jetzt. Werd endlich wach ..." Ashray hatte beide Lippen aufeinander gepresst, sodass nur noch eine dünne Linie zu erkennen war. Wenn doch wenigstens Keika hier wäre, der wüsste sicherlich, was mit Teiou war. Jedenfalls hatte der mehr Ahnung von Krankheiten und Medizin, als Ashray.

"Hey Vogel, wo bist du hin?" Seine Blicke wanderten kurz, dann entdeckte er einen Schatten, der über ihm den Fels hoch hüpfte. Zögernd warf er einen Blick zu seinem bewusstlosen Freund, dann stand er auf und kletterte dem Tier hinterher, welches nun oben auf der Spitze des Felsens saß und auf die spiegelnde Wasseroberfläche sah.

"Was ist da?" Er sah den Vogel an, der nur ruhig da saß und in die Richtung starrte. Erst bei genauerem Hinsehen erkannte Ashray, dass dort Wasser spritzte, in alle Richtungen, und auf der Oberfläche hatte sich ein weißer Schaum gebildet. In der Dunkelheit war es schwer zu erkennen, aber zwei Schatten gingen dort aufeinander los. Ab und zu schoss eine Wand aus Wasser in die Luft, dann ein Geysir, dann fiel alles in sich zusammen und ein Windstoß erreichte ihn auf seinem Aussichtspunkt.

"Ist das ... ist das Keika?" Er sprach leise. Wieder sah er den Vogel an, der sich nicht regte. Noch eine Weile betrachtete er das Spiel des Wassers, dann rutschte er den Fels wieder runter und kniete sich neben Teiou.

"Hey wir müssen weiter." Wie erwartet bekam er auch hier keine Antwort. Seufzend nahm er Teiou wieder auf den Rücken und machte sich daran den sehr unwegsamen Weg vor sich zu bewältigen. Sein Blick wanderte dabei immer wieder zu dem gefiederten Geschöpf, welches vor ihm flog und ab und zu auf einem Felsvorsprung saß und auf ihn wartete.
 

~*~*~
 

Um ihn herum wirbelte Wasser. Aber diesmal war es Keika, der den Ring aus Wasser um sie beide geschlossen hatte. Mit einem Sprung überrumpelte er Noel und zwang ihn zu Boden. Keika kniete über ihm und drückte ihn in den schlammigen Untergrund. Seine Haare waren nass und hingen ihm ins Gesicht, seine Kleider hatten sich auch voll gesogen, jedenfalls teilweise, aber das war gerade unwichtig. Er hatte es geschafft seinen Gegner in die Knie zu zwingen.

Sein Blick ruhte auf Noel, der schwer atmend versuchte sich aus Keikas Griff zu befreien, daran aber scheiterte. In seinen Augen leuchtete immer noch Hass, aber Keika war sich sicher dort mittlerweile auch Furcht erkennen zu können. Er war der Sieger.

"Du wirst nicht weit kommen und dein Freund auch nicht. Ashray, oder Alan, oder wie er auch immer heißt." Zischte er. Keika zuckte teilnahmelos mit den Schultern.

"Du warst nicht so stark, wie ich erwartet hätte, Wassermagier." Sein Tonfall war verächtlich. "Woran lag es? Vielleicht hier dran?"

Eilig griff Keika nach Noels rechtem Handgelenk, welches der noch reflexartig zurückziehen wollte. Keika bekam es dennoch zu fassen und riss nun den nassen Stoff der Robe entzwei, sodass ein weißer Verband zum Vorschein kam. Noel drückte er weiterhin zu Boden. Er saß mehr oder weniger auf ihm.

"Wie kann man nur seine Kraft jemandem anderen geben? Und dann noch freiwillig?" Verständnislos und verachtend sah er den Schwarzhaarigen an. "Es dient einer guten Sache." Er lächelte schwach. "Ich weiß, dass du diese Praktik nicht magst. Glaub mir. Lili hat einiges über dich erzählt. So ganz unwissend bin ich nicht, was dich angeht." Keika sah ihn kurz an, betrachtete dann aber den Verband und machte sich daran ihn abzumachen. "Zu dumm, dass sie die letzten Jahre meiner Lebensgeschichte nicht kannte." Keikas Stimme klang gelassen.

"Was machst du da?" Die blauen Augen folgten jeder von Keikas Bewegungen. Als er den Verband vorsichtig abgewickelt hatte, griff er nach seinem Gürtel, an dem sein Dolch hing, und zog diesen hervor. "Das traust du dich nicht, das nicht." Noel lachte. "Du hast doch keine Ahnung, was du da tust." Seine Augen leuchteten kurz amüsiert auf, aber Keika achtete nicht darauf. Er setzte die Schneidefläche des Messers auf Noels Handgelenk an.

Es kostete ihn viel Mühe, das Zittern und die Anspannung zu verbergen, die ihn zu überkommen versuchte. Noch nie hatte er etwas dergleichen getan. Eigentlich war er dabei etwas zu tun, was er aufs Tiefste verabscheute. Aber da er ihn eh töten musste, war es auch egal, auf welche Art der dunkelhaarige Dämon starb.

Mit einer schnellen Handbewegung, zog er die Klinge über Noels Haut. Der zog nur scharf die Luft ein und zuckte kurz zusammen. Er war nicht stark genug, um sich noch großartig zu wehren. Der Kampf hatte ihn geschwächt und vermutlich hatte er kurz vorher auch noch einen Teil seiner Kraft an Guru abgetreten, jedenfalls war die Wunde unter dem Verband noch relativ frisch. Keika steckte den Dolch zurück und presste nun seine Hand auf die Wunde. Blut floss an den Seiten heraus, weißes Blut, genau wie Keikas ...

"Du wolltest wissen, was ich vorhabe, mit diesem 'Himmelsbewohner'. Er sah den Schwarzhaarigen an, ließ ihn aber nicht los. "Ich bin sein Geliebter und ich habe nicht vor ihn euch zu überlassen." Noel starrte ihn fassungslos an und öffnete den Mund um noch etwas zu erwidern, kam aber nicht mehr dazu ...

Keika hatte die Augen geschlossen und konzentrierte sich. Er spürte, wie die Atemzüge des Schwarzhaarigen immer schwächer wurden und wie ihn eine seltsame Kraft durchfloss. Zunächst langsam, dann immer schneller beraubte er den Anderen seiner Kraft. Irgendwann sackte Noel ganz unter ihm zusammen. Noch einen Moment harrte er aus, dann ließ er hastig den Arm des toten Dämons los.

Er hatte es getan. Er hatte ihn getötet, indem er ihm seine letzte Kraft genommen hatte. Ein kalter Schauer lief über seinen Rücken und für einen kurzen Moment spürte er eine unsagbare Angst.

Er stand auf und betrachtete Noel. Der sah so aus, als ob er nur schlafen würde, aber Keika wusste, dass dem nicht so war. Er lachte kurz - etwas anderes als den Tod hatte der auch nicht verdient - und drehte sich dann um. Langsam schritt er durch das seichte Wasser und verschwand in der Dunkelheit.
 

~*~*~
 

Ashray saß neben Teiou, der immer noch keine Regung zeigte, und lauschte in die Dunkelheit. Wie lange und wie weit er gelaufen war, wusste er nicht. Der Vogel war verschwunden und sie waren alleine. Er hatte einen relativ trockenen und geschützten Ort hinter einigen Felsen gefunden, wo sie nun warteten. Ashray hoffte, dass sich das Warten lohnen würde, und das Keika irgendwie hierher fand.

Um ihn war nur Stille oder nicht? Plötzlich war da ein Flattern. Kam der Vogel zurück? Gebannt sah er in die Dunkelheit, wo sich nun etwas bewegte und auf ihn zu kam. Irgendwie war er angespannt. Was wenn ein Dämon kam, der nicht Keika war? Ein Rascheln, wieder ein Flattern und dann tauchte der Vogel auf und knapp dahinter eine silberhaarige Gestalt ... Keika.

Ohne wirklich auf Ashray zu achten ließ sich Keika vor Teiou auf die Knie fallen und nahm ihn in den Arm. Ashray konnte hören, wie er leise Teious Namen flüsterte. Einige Minuten blieb er einfach so sitzen, dann ließ er von seinem Freund ab und setzte sich zu Ashray.

Keikas Kleider waren nass und am unteren Saum war sein Gewand von braunem Matsch bedeckt. An seiner Hand klebte etwas Weißes. Blut, wie Ashray vermutete. Keikas Blut war ja nicht rot, sondern weiß. "Ist alles in Ordnung mit dir?" Der Dämon nickte.

Schweigend saßen sie eine ganze Weile nebeneinander, bis ein leises Knurren die Stille durchbrach. Ashray schlang hastig die Arme um sich. Keika hob den Kopf leicht und sah ihn an. "Hast du Hunger?" Was für eine dumme Frage. Ashray hatte seit mehreren Tagen nicht wirklich was zu Essen bekommen. Zwar hatte er auf dem Streifzug durch die Stadt etwas gesucht, aber wirklich genießbar war das nicht gewesen. Er nickte einfach.

Keika schien sich unendlich langsam zu bewegen - er wirkte müde. Langsam ließ er eine Hand in seine Tasche gleiten und zog eine seltsame Frucht heraus, die fast die Form einen Flaschenkürbis hatte. Ashray schauderte. Kürbis ... Wie ekelhaft. Der Silberhaarige machte sich daran, die Frucht mit seinem Messer zu zerteilen.

"Sie schmeckt nicht so sonderlich gut, aber die inneren Teile müssten sogar für dich genießbar sein." Er reichte ihm ein Stück grünliches Fruchtfleisch, welches sehr süßlich und schon beinahe faulig roch. Keika selbst nahm ein Stück vom äußeren Teil und biss hinein. Er verzog dabei keine Miene. Zögernd tat Ashray es ihm gleich. Allerdings spuckte er es beinahe sofort wieder aus. "Genießbar?" Er funkelte Keika an. "Das schmeckt absolut scheußlich, grauenvoll, ekelhaft. Das ist echt eine Zumutung." Seine Augen blitzten. "Dein Teil ist sicher besser. Du verarschst mich doch."

Er griff nach der restlichen Frucht und schnitt sich ebenfalls ein Stück vom äußeren Teil ab. Wortlos folgten ihm die Blicke des Dämons, der sein Stück mittlerweile fast aufgegessen hatte. Neben ihm saß Hyogyoku, der an Ashrays weggeworfenem Stück rumpickte. Noch einmal sah der Rotschopf zu seinem dämonischen Begleiter, dann probierte er sein neues Stück.

Spuckend und hustend hockte er, von Keika abgewandt auf dem Boden und hielt sich den Hals. "Wie kannst du das so essen?" Es war nur ein Krächzen, wozu er im Stande war. Keika lächelte. "Ich habe doch gesagt das Innere ist für dich genießbarer. Und warum ich das essen kann?" Er zuckte mit den Schultern. "Ich habe Jahre lang davon gelebt. Aber ich gebe zu, dass mir das Essen im Himmel auch tausend mal besser schmeckt." "Verständlich ..." Mehr brachte Ashray nicht mehr heraus, bevor er sich übergeben musste.
 

"Geht es wieder?" Keika hockte neben ihm und hatte ihm irgendeinen komischen Saft eingeflößt, der zwar auch grausam schmeckte, aber seinen Magen wenigstens wieder einigermaßen beruhigt hatte. "Willst du noch was essen?" Ashray warf ihm einen vernichtenden Blick zu. "Okay, dann nicht. Ich hätte dir auch nur noch das Innere gegeben." "Spinner. Ich esse hier überhaupt nichts mehr. Eher verhungere ich. Freiwillig!"

Keika lachte leise. Das war wieder der Ashray, den er kannte, und jetzt gerade fand er das irgendwie erheiternd. "Na gut, dann nicht." Er setzte sich wieder und nahm sich noch etwas - auch Hyogyoku bekam seinen Teil - worauf Ashray nur angewidert das Gesicht verzog.

Nach einer Weile stand er auf. "Ich passe auf, dass uns hier keiner überrascht. Du kannst dich ausruhen." Er sah Keika noch einmal abschätzig an, dann drehte er sich um. "Ich habe hier lange genug gesessen und mich ausgeruht. Schlaf du ein bisschen, du siehst ziemlich müde aus. Wir müssen morgen sicher weit laufen, wenn wir hier raus wollen." Wobei er bezweifelte, dass die Strecke in einem Tag zurückzulegen war. Sie befanden sich ganz tief drin in der Hölle.

Seufzend verschwand er hinter dem Felsen, der ihnen als Schutz diente und bezog seinen Wachposten.

Keika sah ihm, immer noch kauend, nach. Mit einer Hand strich er Hyogyoku durchs Gefieder, der leise und freudig gurrte. "Du hast das gut gemacht. Sehr gut sogar - Hyogyoku." Leise redete er mit dem Vogel der seinen Kopf nun an ihn schmiegte, aber dann plötzlich inne hielt und auf die andere Seite neben Keika starrte.

Auch Keika wandte den Blick in die Richtung. Was sollte an dem Felsen schon sein?

Zwei blaue Augen sahen ihn verwirrt und eingeschüchtert an. Teiou ...
 

~*~*~
 

"Weißt du Teiou ... Ich habe es getan, ich habe das getan, was ich eigentlich so hasse ..." Er hatte Teiou im Arm - nach so langer Zeit endlich wieder - und strich ihm immer wieder durch die Haare. Teiou war mittlerweile wach. Sein Blick war zwar abwesend, und nur manchmal, wenn er den Kopf leicht hob und Keika ansah, konnte man erkennen, dass sich Furcht in seinen Augen spiegelte.

Keika wusste noch nicht so ganz, was sie mit Teiou genau angestellt hatten, aber er wirkte so benommen und abwesend und er hatte Angst vor ihm, Keika, ... es konnte nichts Angenehmes gewesen sein. Er drückte ihn an sich, redete weiter leise auf ihn ein. Es tat so gut, ihn wieder bei sich zu haben, auch wenn Teiou davon wahrscheinlich nicht allzuviel mitbekam.

"Ich habe Lili getroffen ... Teiou." Er schloss die Augen kurz. Er spürte Teiou, der den Kopf an seine Brust gelegt hatte, er spürte, wie er atmete. Um sie war alles ruhig. "Ich habe sie wieder getroffen Teiou und ... ich habe sie geküsst." Bei diesen Worten wurde seine Stimme noch leiser, als sie eh schon war, aber er musste es gerade jemandem erzählen, auch wenn Teiou es vielleicht nicht wahrnahm, aber es war erleichternd das zu sagen, es auszusprechen und dann ...

... und dann zu vergessen.

Der Dämon drückte den Dunkelhaarigen sanft an sich. "Verzeih mit bitte." Er senkte den Kopf leicht und küsste Teiou auf die Stirn. Eine wirkliche Reaktion erhielt er nicht, aber Teiou war deutlich ruhiger geworden, als noch zu Beginn ihrer Umarmung. Er schien Keika langsam zu vertrauen.

Leise seufzend lehnte Keika sich an die Wand und streichelte seinen Geliebten weiter. Es war schwer für ihn. Er musste hier den Starken spielen. Er war stark, aber eigentlich beschützte Teiou ihn immer. Und jetzt war es anders rum.

Teiou war gerade wie ein kleines Kind. Völlig eingeschüchtert und verängstigt lehnte er an ihm. Kein Vergleich zu dem Teiou, den er in den letzten Jahren immer gekannt hatte. Von dem aufgeweckten, frechen Prinzen war nichts mehr da, jedenfalls im Moment nicht.

Noch einmal betrachtete er Teiou in seinen Armen. Er hatte die Augen geschlossen und atmete ruhig. Keika lächelte leicht, strich ihm noch einmal über den Kopf und schloss dann auch die Augen. Er war müde und ein bisschen Schlaf würde ihm sicher gut tun. Zumal sie noch einen langen Weg vor sich hatten ...
 

~*~*~
 

"... Wenn wir also hier und hier unsere Truppen postieren würden, dann müssen wir auf jeden Fall nicht mit einem Überraschungsangriff von hinten rechnen." "Sollte die Karte wirklich stimmen." "Das tut sie. Ich glaube kaum, dass es Shogun sonst gelungen wäre zu tun, was er getan hat ..."

Tia saß in seinem Sessel und versuchte dem Ganzen einigermaßen aufmerksam zu folgen. Draußen war es schon länger dunkel und eigentlich würde er einfach nur gerne ins Bett gehen. Er war müde. Als Shuten hatte er immer sehr viel zu tun und heute war es besonders schlimm gewesen. Allerdings waren endlich - nach tagelanger Suche - Karten der Dämonenwelt aufgetaucht.

Vor ihm standen nun Generäle aus dem Süden und dem Osten, auch einige aus den beiden anderen Ländern, um einen großen Tisch versammelt und diskutierten das weitere Vorgehen. Außerdem waren Grindas, Ashrays Schwester, und Soryuou, der Tenno des Ostens und Teious Vater, anwesend. In einer Ecke an der Wand lehnte Koo, der im Halbschatten stand, da sich das gesamte Licht auf den Tisch konzentrierte. Eine Weile beobachtete Tia den Schwarzhaarigen, der irgendwie desinteressiert wirkte.

"Würden wir nicht einen Angriff der Dämonen provozieren?" "Schon, aber haben sie nicht angefangen?" "Das kann man nicht sagen, vielleicht ist Prinz Teiou alleine auf die Idee gekommen dorthin zu gehen."

"Ganz sicher nicht." Das war Soryuou, der ein Stück von Tiarandear entfernt saß und nun auf beide Hände gestützt da stand. Er schien aufgebracht über diese Bemerkung. In den letzten Tagen war er ziemlich besorgt um seinen Jüngsten gewesen und irgendwie auch um Keika. Jedenfalls hatte Tia das bei ihren beinahe täglichen Gesprächen rausgehört und fand das auch irgendwie verwunderlich, da Teiou vorher mehr oder weniger der verstoßene Sohn war, wegen Keika. Aber anscheinend konnte man auch die vehementeste schlechte Einstellung gegenüber Dämonen ändern. Bestes Beispiel dafür war wohl Soryuou, oder besser noch ... Koo.

Der Blonde sah wieder in die Ecke, wo der zweite Kronprinz des Ostens stand. Es gab viele, die die Dämonen hassten, aber Koo gehörte zu denen, die sie mehr als alles andere verabscheuten.

"Mein Vater hat Recht. Teiou mag manchmal noch kindisch sein und auch abenteuerlustig, aber so verrückt ist er nicht. Ich gehe davon aus, dass die Dämonen ihn überwältigt und verschleppt haben." Alle Blicke lagen mit einem Mal auf ihm. "Wie? Das lassen wir jetzt mal dahin gestellt." Er zuckte mit den Schultern und trat nun ebenfalls an den Tisch heran und sah entschlossen in die Runde. "Also? Wie sieht euer Plan jetzt aus?"

Einer der Älteren sah nun Tia an, der den Kopf auf eine Hand gestützt und bisher schweigend dieser Versammlung beigewohnt hatte. Zunächst sah Tia ihn irritiert an. Er hatte sich seine eigenen Gedanken gemacht. Vor allem um Ashray. Als er realisiert hatte, dass sie ihn nun alle ansahen, nickte er. Der Älteste der Generäle begann nun zu erläutern, wie weiter vorzugehen sei.

Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis sich alle einverstanden gezeigt hatten. Diesmal hatte Tia sich zusammengerissen und aufmerksam zugehört. Am Ende der Schlussfolgerungen setzte er sich aufrecht hin und sah in die Runde. "Bereitet alles vor. Sobald wie möglich werden zwei Regimenter in die Dämonenwelt geschickt. Der Eingang in die Welt der Dämonen soll ebenfalls noch stärker bewacht werden. Ich werde Ashraou, Santo und Suiteio informieren, dass die Bannkreise verstärkt werden müssen. Das gilt natürlich auch für Euch, Soryuou." Er sah kurz zum Herrscher des Ostens und fuhr dann wieder an alle gewandt fort. "Ich möchte morgen früh einen Bericht sehen."

Der junge Mann erhob sich und nickte einmal in die Runde. "Die Sitzung ist hiermit geschlossen. Ich wünsche Ihnen allen eine gute Nacht." Mit diesen Worten verließ er als erstes den Raum, gefolgt von einigen Wachen.

# 9

Vorwort: Auch hier geht es weiter ^^. Für alle die es noch nicht wissen, ich schreibe parallel eine neue Ja-Dou FF und ich werde die Kapitel abwechselnd schreiben, je nach Laune und so lange geht die hier auch nicht mehr ^^. Noch 2 max. 3 Kapitel ;)
 

Kapitel 9
 

"Keika, steh auf! Wir müssen weiter, sonst kriegen sie uns." Vorsichtig schüttelte er den schlafenden Dämon an der Schulter, der sich daraufhin leicht regte.

Noch immer müde schlug Keika die Augen auf und hob den Kopf leicht, um zu sehen, wer da mit ihm sprach. Wie nicht anders zu erwarten, war es Ashray, der Prinz des Südens, der ihn geweckt hatte.

"Jetzt komm. Sie folgen uns. Wenn wir Glück haben, beträgt unser Vorsprung etwas mehr als eine Stunde." Er deutete mit einer Hand in einen riesigen Felsendom, den sie vor einigen Stunden durchquert hatten, und an dessen einen Ende sie sich nun befanden. Weit weg, am anderen Ende, konnte man einige winzige Schatten erkennen, die sich durch die rot glühende Felslandschaft auf sie zubewegten. "Und die Stunde brauchen wir sicher!"

Endlich schien Keika vollends wach zu sein. Bisher hatte er immer noch zusammengekauert an dem Felsen gelehnt - Teiou lag immer noch in seinen Armen und schien zu schlafen - jetzt schaffte er es endlich sich aufzuraffen und vorsichtig aufzustehen.

"Was ist mit Teiou?" Ashray betrachtete den Dunkelhaarigen, der nun an der Felswand lehnte. Keika hockte sich neben ihn und strich Teiou vorsichtig über die vernarbte Stirn. Sein Stirnband hatte Teiou anscheinend in den letzten Tagen verloren, wodurch die Narbe wieder zum Vorschein kam, die ihm ein Dämon vor einigen Jahren zugefügt hatte.

"Er hat ein bisschen Fieber." Nachdenklich sah er Teiou an, der für seine Verhältnisse sehr blass war. Dann versuchte er ihn vorsichtig zu wecken, wobei ihm erst bewusst wurde, wie unterkühlt Teiou war. "Alleine laufen kann er auf keinen Fall. Wir müssen ihn tragen." Er warf Ashray einen kurzen Blick zu, der seinen Freund besorgt betrachtete und nun leicht nickte.

"Ich trage ihn das erste Stück, dann tauschen wir irgendwann." Wieder nickte Ashray und half Keika Teiou so hoch zu nehmen, dass der ihn nicht mehr als nötig in seiner Bewegungsfreiheit einschränkte, dann machten sie sich auf, den Durchgang in den nächsten Felsendom zu erreichen. Es war eine kurze Kletterpartie nötig, dann konnten sie ungehindert in die Dunkelheit der Halle eintauchen und ließen den roten Schimmer hinter sich, durch den sich einige Schatten ihnen immer weiter nährten.
 

~*~*~
 

Sie kamen relativ gut voran. Die Umgebung hier war nicht steinig und auch wenig uneben, so dass Keika nur einmal beinahe über Ashray gefallen wäre, der vor ihm herstolperte. Nur ab und zu kreuzten ein paar Ranken und Wurzeln, wie es schien, ihren Weg.

Es war dunkel und man hatte fast das Gefühl, dass das wenige Licht hier, welches von einigen seltsamen grünbläulich leuchtenden Pflanzen ausging, von der Dunkelheit völlig verschluckt wurde. Einen Moment lang hatte Keika Ashray bitten wollen, dass er doch eine kleine Flamme heraufbeschwor, damit sie sahen, wo sie hin mussten, allerdings wären sie dann sicherlich entdeckt worden, wenn ihre Verfolger die schwarze Felshalle betraten.

Der Boden bestand nicht aus Fels, was Keika bei jedem Schritt spüren konnte. Er gab nach, war vielleicht feucht, und federte bei jedem seiner Schritte, was ganz angenehm war, zumal er Teiou noch zusätzlich trug, der ihm mittlerweile doch ganz schön schwer wurde, obwohl er vermutlich schon leichter war, als normalerweise.

"Ashray. Lass uns tauschen, bitte." Er klang leicht außer Atem. Der Rotschopf vor ihm blieb stehen und drehte sich zu ihm um. "Ist gut." Sie waren mit Sicherheit schon wieder zwei Stunden unterwegs und dieser Felsendom nahm kein Ende, jedenfalls kein ersichtliches und Ashray konnte sich gut vorstellen, dass Teiou dem Dämon zu schwer wurde.

Vorsichtig ließ Keika Teiou auf den Boden herab gleiten und streckte sich erstmal ausgiebig. "Ich hoffe wir haben diese Halle bald hinter uns und den Rest auch." Er seufzte leise. Ashray sah ihn an und nickte zustimmend. Ein etwas seltsamer Laut ließ sie aufmerken.

Teiou war wach. Er hockte auf dem Boden und hielt sich die Ohren zu. Verwundert sah Ashray erst den Dunkelhaarigen an, dann Keika, der im ersten Moment mindestens genauso verwirrt war wie der Prinz des Südens. "Teiou. Alles in Ordnung mit dir?" Er kniete sich vor den Prinz des Ostens und betrachtete ihn, sah dann wieder fragend zu Keika.

Teiou hatte die Augen einen Spalt geöffnet, hielt sich aber weiter mit beiden Händen den Kopf. "Was hat er?" Endlich ließ sich auch Keika neben den beiden nieder, fasste seinen Geliebten an der Schulter und drehte ihn so, dass er sein Gesicht erkennen konnte. Es schien als hätte er Schmerzen und in seinen Augen spiegelte sich Angst. Panische Angst vor Keika.

Nachdenklich kaute Keika auf seiner Unterlippe rum. "Was hat er, Keika?" Ungeduldig wiederholte Ashray seine Frage. Keika murmelte nur leise etwas vor sich hin.

"Sie kommen näher." "Warum? Hey Keika jetzt klär mich bitte mal auf!" Keika ließ von Teiou ab, der leise wimmernd in sich zusammengesunken da saß. "Sie kontrollieren ihn würde ich sagen. Du hast doch gesagt, sie hätten ihm was zum Trinken gegeben. Ich nehme an es war Dämonenblut. Dadurch kann man den Geist eines anderen kontrollieren, was auch seinen Zustand erklären würde und seine Angst ..." Er seufzte leise. "Normalerweise müsste Teiou aber dagegen immun sein. Einen Adligen kann man im Normalfall nicht kontrollieren."

Entgeistert starrte Ashray Keika an. "Ihr könnt was? Kontrollieren ... andere kontrollieren?" Keika nickte zögernd. "Es ist wie mit dem Torikostein, falls du dich an den Vorfall erinnerst." Einen Moment schwieg Ashray, dann sah er wieder Teiou an. "Kann ... wird er sich gegen uns wenden, wenn sie es ihm sagen?" "Ich weiß es nicht. Aber ich weiß auch nicht, was wir dagegen machen können. Ich denke er hat Blut von mehreren starken Dämonen bekommen. Anders kann ich mir diesen Zustand nicht erklären.

"Keika ... du bist stark. Gib ihm dein Blut, dann kannst du ihn kontrollieren. Dann könnte er auch selber laufen, wenn du es ihm sagst." Ein wenig hilflos sah Ashray zu dem Silberhaarigen, dessen Züge nun erstarrten. Er schüttelte vehement den Kopf. "Ganz sicher nicht!" Es widerstrebte ihm das zu tun. Er war stark, durch die Kraft von Noel noch stärker als sonst, aber erstens wollte er es nicht und zweitens wäre seine Kraft sicher nicht ausreichend, um die Befehle der anderen Dämonen zu überschatten. Zumal er Teiou damit nur noch mehr verwirren würde.

Mit einem Mal spürte er einen stechenden Schmerz in der Hand. "Ey was soll das werden." Er funkelte den Kleineren an, der Keikas Dolch in der Hand hielt. "Was denn, wenn du nicht willst mach ich es eben. Da ich aber nur ein Halbdämon bin, wirkt mein Blut sicher nicht. Und da du ja keine Anstalten machst was zu unternehmen tu ich es jetzt eben für dich." Ein tiefer Schnitt durchzog Keikas Handfläche, aus dem nun weißes Blut floss.

Mit einer Hand hielt Ashray Keika fest am Handgelenk, mit der anderen hatte er Teious Kopf nach hinten gedrückt. Nicht fähig etwas zu tun, weil er noch so überrumpelt war, sah Keika wortlos zu, wie der Rotschopf nun seine Hand hob und sie über Teious Mund zusammendrückte, so dass dieser zwangsläufig einige Tropfen des Blutes zu sich nahm.

"Idiot!" Keika riss endlich seine Hand aus Ashrays Griff. "Bist du dir bewusst darüber, was du ihm angetan hast?" Er starrte den Kleineren bitterböse an, der ihn schmollend ansah. "Ich weiß, dass es uns was bringt!" Er stand auf. "Sag ihm er soll uns folgen!"

Seufzend betrachtete Keika Teiou, der ihn immer noch voller Angst ansah. Er konzentrierte sich. 'Folg mir. Ich tu dir nichts ...' Der Prinz des Ostens senkte den Kopf leicht, sah kurz hinter sich in die Dunkelheit und stand dann zitternd auf. "Es geht!" Ashray betrachtete das Ganze triumphierend. Keika sah ihn kurz strafend an.

"Sie kommen näher. Wir müssen weiter." Er Griff nach Teious Hand, der kurz zusammenzuckte und ihn schon fast unterwürfig ansah. Keika lächelte ihn an, versuchte dabei alle Gefühle - Mitleid, Schuld, Angst, Zorn auf Ashray ... - zu verdrängen und zog ihn mit sich.
 

~*~*~
 

Sie sollten nicht weit kommen. Keika rannte mit Teiou an der Hand hinter Ashray her, der seinerseits Hyogyoku folgte, der von seinem Kundschaftsflug zurück war und sie führte. Mit einem Mal stolperte Keika über eine Wurzel, die sich plötzlich in seinem Weg befand und die er nicht gesehen hatte, bzw. die so schnell aufgetaucht war, dass er nicht mehr hatte reagieren können. Er schlug der Länge nach hin und riss Teiou mit sich zu Boden. "Verdammt ..." Brachte er keuchend hervor.

Ashray blieb stehen, drehte sich zu ihnen. "Hier ist etwas ...", flüsterte er. Waren ihre Verfolger schon so nahe? Panisch sah Keika hinter sich. Das hatte ihnen gerade noch gefehlt ... Aber da war nichts.

"Was ist hier los?" Fragend sah Keika, der immer noch auf dem Boden lag, zu Ashray hoch, der sich prüfend um die eigene Achse drehte und in die Dunkelheit sah. In seiner Hand leuchteten kleine Flammen auf, die er in die Umgebung schickte. Er blieb wie erstarrt stehen.

Keika vernahm ein leises kriechendes Geräusch. Vorsichtig drehte er den Kopf zur Seite um auch etwas zu sehen.

"Oh mein Gott ..." Mit einem Mal war er auf den Beinen und zog Teiou auch mit hoch.

"Mach die Lichter aus und LAUF!" Er zog Teiou hinter sich her und rannte auf Ashray zu, fasste ihn am Arm und zog ihn auch hastig mit. Es dauerte nicht lange, da baute sich vor ihm eine grünliche Wand auf. Als er nach rechts ausweichen wollte, war der Weg dort auch von grünem Geflecht versperrt. Ein Blick über die Schulter verriet ihm, dass es hier nicht weiter ging. Sie saßen in der Falle.

Ashray löste sich aus Keikas Griff, sah ihn kurz an. "Schlag keine Wurzeln. Kämpf lieber."

Noch während er sprach hatte er wieder kleine Flammen beschworen, die nun ringförmig um sie in alle Richtungen davonstoben und sich wie ein Feuerring um sie legten.

Alles wurde in einen glutroten Schimmer getaucht. 'Sie werden uns sehen' schoss es Keika durch den Kopf. 'Aber andererseits ... wir werden sonst jetzt schon sterben.' Er zog Teiou näher an sich und stellte sich Rücken an Rücken zu Ashray.

Das Licht offenbarte erst die ganze missliche Lage, in der sie sich befanden. Sie waren direkt in einen Wald aus Schrammdämonen gelaufen. Die ganze Höhle schien von ihnen erfüllt und sie hatten sie umringt. Es gab kein Entkommen.

"Zanyousu!" Keika wandte den Kopf leicht und erkannte Ashrays Waffe. Er überlegte kurz und zischte ihm dann leise etwas zu. Der Rotschopf nickte "Versuchen wir es ..."
 

~*~*~
 

Tia saß nachdenklich an seinem Schreibtisch. Die Beamten hatten ihm die Pläne vorgelegt, die man erstellt hatte. Er war nicht so sonderlich begabt, was militärische Strategien anbelangte, was es ihm erschwerte die Berichte schon beim ersten Lesen ganz nachvollziehen zu können. Dennoch versuchte er sich darauf zu konzentrieren, auch wenn ihm genug andere Sachen durch dn Kopf gingen. Große und kleine Probleme der Himmelsbevölkerung, die alle ungemein wichtig waren, aber nichtmal im Ansatz an die Problematik dessen kamen, was ihn am meisten beschäftigte. Ashrays, Teious und natürlich auch Keikas Rettung ...

Ein Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken. Er sah auf. Einer der Wachsoldaten kündigte Soryuou-sama, den Tenno des Ostens, an. Tia nickte und machte eine hereinwinkende Handbewegung.

Es war noch recht früh, aber in den letzten Tagen war Soryuou immer um die selbe Zeit hier aufgetaucht und hatte um einen Blick in den Spiegel gebeten. Der Shuten hatte ihm diesen immer gewährt.

"Guten Morgen Shuten-sama." Der alte Tenno verneigte sich leicht vor dem noch sehr jungen Shuten. Tia stand auf und begrüßte ihn seinerseits.

"Ich nehme an ihr wollt Euren Sohn sehen." Er lächelte. Soryuou nickte leicht. "Wenn ihr es mir gestattet würde ich das gerne tun." Mit einer einladenden Geste deutete Tia zum Spiegel hinter seinem Schreibtisch. Es war eine willkommene Ablenkung für ihn einen prüfenden Blick in den Spiegel zu tun, um zu sehen, dass es den Dreien gut ging. Mittlerweile wusste er, dass Teiou sich in der Gesellschaft der anderen beiden befinden musste, denn der Spiegel zeigte immer den gleichen Ort, egal nach welchem der Namen er ihn suchen ließ. Er hatte es gestern Nacht gesehen, bevor er sich ins Bett begeben hatte.

Tia stellte sich neben Soryuou, der bereits vor dem Spiegel stand und die silberne Fläche erwartungsvoll ansah. "Keika und Ashray haben ihn gefunden. Ich habe es gestern Nacht gesehen." Soryuou sah ihn hoffnungsvoll an. "Seid ihr Euch sicher?" Der Shuten nickte. "Ja ich bin mir ganz sicher. Der Spiegel irrt sich nie."

Vorsichtig berührte er die Spiegelfläche, schloss die Augen und murmelte ein paar unverständliche Worte vor sich hin. Zunächst wurde alles Schwarz. Das war normal, wie Tia festgestellt hatte. Immer wenn er in die Dämonenwelt blickte, wurde das Bild erst nach und nach erkennbar. Diesmal war es aber anders.

"Was geht da vor?" Fassungslos starrte der Tenno auf die Glasfläche, hinter der sich das Bild eines Feuersturms abzeichnete. Tiarandear schien ebenso entsetzt im ersten Moment. Das einzige Wort, welches er hervorbrachte war ein leises "Ashray".

Zwei dunkle Schatten standen Rücken an Rücken aneinander. Der eine schwang eine Waffe, von der Feuer ausging, welches sich in einen Ring zusammenschloss, der sich immer schneller um die Schatten drehte. Der zweite Schatten hatte eine Hand zur Seite ausgestreckt. Man konnte nicht erkennen, was das sollte oder was es brachte. Dieser zweite, etwas größere Schatten hatte einen Dritten fest an sich gepresst. Dieser wirkte eher leblos und schien an dem ganzen Inferno eher unbeteiligt.

Von außen bewegten sich grünliche Schatten auf den Ring zu, versuchten ihn zu durchschlagen.

"Verdammt. Was geht da vor sich?" Fragend sahen sich der Tenno und der Shuten gegenseitig an, beide nicht fähig irgendeine Erklärung abzugeben.
 

~*~*~
 

"Auf drei!" "Eins ..." "Zwei ..." "Drei!" Ashray holte zum letzten Schlag aus. Er setzte so viel Feuer frei, wie er konnte. Keika hatte einen festen Ring aus Wind um sie gelegt, den er nun mit einem Mal schlagartig vergrößerte, so dass das Feuer in alle Richtungen, wie eine unaufhaltsame Welle, davonstob.

Vorsichtig sah Keika sich um. Um sie herum stieg beißender Rauch auf. Alles war schwarz und glühte zum Teil rot. "Wir haben es geschafft. Sie sind alle hin. Alle Schramm ..." Ashray drehte sich zu Keika, sichtlich erschöpft, aber doch mit einem triumphierenden Grinsen im Gesicht. Keika starrte noch eine Weile in die Verwüstung, die sie angerichtet hatte, dann nickte er. "Ja, wir haben es geschafft. Aber sie haben uns garantiert gesehen."

Ashrays Miene verfinsterte sich. "Wir müssen weiter und zwar schnell!" Keika nickte und zog sich ohne viele weitere Worte Teiou auf den Rücken. Der war während des Kampfes zusammmengeklappt. Auch wenn Keika mental auf ihn eingeredet hatte, schienen die Dämonen so nah zu sein, dass ihre Stimmen ihn übertrafen und für Teious Körper schien diese Kontrolle zur absoluten Strapaze zu werden.

"Soll ich ihn nicht tragen?" Fragend sah Ashray den Dämon an, der nur den Kopf schüttelte. "Ich habe noch mehr Kraft als du. Wer weiß, vielleicht brauchst du deine Kraft nochmal anderweitig." Der Rotschopf nickte zustimmend. Keikas Erläuterung war einleuchtend. Sollten sie weiteren Schramm begegnen, war sein Feuer sicher nützlich, aber was würde passieren, wenn die menschlichen Dämonen sie erwischen würden? Ein Vogelschrei ließ ihn aufsehen. Es war Hyogyoku, der über ihnen kreiste und nun in der Dunkelheit verschwand.

Zügig bahnte er sich einen Weg durch die verkohlten Pflanzen um ihm in diese Richtung zu folgen und Keika den Weg frei zu machen. Sie mussten sich beeilen.

Der Kampf hatte sie geschwächt ...

Ihr Vorsprung war um einiges kleiner geworden ...

Sie hatten absolut keine Ahnung wo sie waren, oder wie weit es noch bis zum Ausgang aus dieser Hölle war.

"Schneller!" Keuchte Keika hinter ihm. "Sie kommen ..."

# 10

Vorwort: Geschafft... Endlich fertig damit. Brauchte drei Anläufe, bis es so war, wie ich wollte. Und das hat auch erst geklappt, als ich meine Sitzgelegenheit gewechselt habe. Ab jetzt schreibe ich nur noch auf diesem einen Stuhl xD.

Wir nähern uns also dem Ende. Lili ist sehr böse geworden, aber einer musste halt für diese Rolle herhalten xD.

lG kiya
 

Kapitel 10
 

Keika rannte hinter Ashray her, so schnell er eben konnte. Der Prinz des Südens war schnell, wahnsinnig schnell, aber irgendwie schaffte Keika es, dicht hinter ihm zu bleiben, auch wenn er Teiou immer noch trug.

Das Gelände wurde langsam unwegsamer und er musste höllisch aufpassen, dass er nicht hinfiel oder ins Stolpern kam, da er mit Teiou das Gleichgewicht recht schlecht halten konnte. Die Dunkelheit begünstigte ihre Situation nicht unbedingt. Zwar waren sie so für ihre Verfolger verborgen, aber selber sahen sie auch recht wenig, obwohl Keikas Sinne schon schärfer waren, als die der Menschen.

Mit einem Mal fand Keika sich auf dem Boden wieder. Ein Stein war ihm in die Quere gekommen und er lag jetzt unter Teiou. Seine Knie schmerzten höllisch.

"Alles in Ordnung? Soll ich ihn nehmen?" Keika sah auf und nickte leicht. Dann spürte er, wie die Last von ihm gezerrt wurde und Ashray den leblosen Teiou auf den Rücken nahm.

Hinter ihnen hallten Schritte. "Verdammt. Sie sind viel näher, als ich dachte." Ashray sah hinter Keika, der sich gerade aufrappelte. "Wir müssen schneller voran kommen." Mit diesen Worten drehte sich der Rotschopf um und lief weiter in die Dunkelheit. Fast genauso schnell, wie ohne Teiou. Keika wollte ihm nachsetzen, kam aber nicht sonderlich weit. Seine Knie schmerzten zu sehr und er hatte sich bei dem Sturz wohl auch den Fuß verstaucht.

Die Schritte wurden lauter und man konnte auch Stimmen vernehmen. Hastig sah Keika sich um. Sie befanden sich in einem weiteren Felsendom, durch den sich unzählige Wasseradern und kleine Bäche zogen. Die Luft war feucht und es war durch die Wärme äußerst schwül. Eine Möglichkeit zu verstecken gab es nicht wirklich. Mühsam stolperte Keika dem Prinzen hinterher. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und es dauerte auch nicht lange, da lag er wieder auf dem Boden.

Es war sinnlos. Er kam nicht weiter. Er konnte nicht mehr. Sein Blick ruhte auf den Weg, den sie gekommen waren. Es war eine Sache von Minuten, bis ihre Verfolger auftauchen würden.
 

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"Was machst du denn ...", drang ein leises Zischen an sein Ohr. Zwei Arme umfassten ihn und zogen ihn auf die Beine. Ashray ...

"Ich kann nicht mehr laufen. Mein Knie blutet und ich hab mir den Fuß verstaucht ...", murmelte Keika leise und sah den Rotschopf an. "Wo hast du Teiou gelassen?" Der Gefragte nickte nach hinten, wo in einiger Entfernung ein Schatten zu erkennen war, der an einer Wand lehnte. "Dein Vogel passt auf ihn auf."

Er zog Keika mit, der ein Stöhnen unterdrückte und nur einen seltsamen leisen schmerzhaften Laut von sich gab. "Ich kann euch nicht beide tragen. Sag Teiou er soll laufen." Keika schloss kurz die Augen und schwieg, dann schüttelte er leicht den Kopf. "Er hört mir nicht zu. Da sind noch andere Stimmen."

"... und ich höre sie auch." Ashray wirbelte rum und starrte hinter sich, wo jetzt etliche Dämonen auftauchten. Einige Menschliche und die Anderen waren diese komischen Zwitterwesen.

Keikas Augen weiteten sich. "Wir sind geliefert ..."
 

~*~*~
 

"Nimm Teiou und lauf. Ich halte sie auf ... irgendwie." Sein Blick ruhte auf den Gestalten, die aufgetaucht waren. Ashray sah ihn kurz entsetzt an, rannte dann aber doch zurück zu Teiou, beziehungsweise er wollte es, brach aber schon nach zwei Schritten mitten in der Bewegung ab und drehte sich wieder dem Geschehen zu.

"Hier geht niemand weg. Ihr bleibt schön da! Beide!" Die Stimme klang befehlend. Es war der andere Schwarzhaarige, Koriko ...

"Jetzt mach schon ...", zischte Keika leise und baute sich vor der Horde auf. Er war ein bisschen wacklig auf den Beinen, aber dennoch fest entschlossen ...

"Hört ihr nicht? Niemand geht! Ihr werdet hier sterben. Verräter!" Er hob die Hand, woraufhin es ihm einige gleich taten.

"Was ist das?", flüsterte Ashray leise, der immer noch wie versteinert knapp hinter Keika stand und die Dämonen anstarrte. Keika antwortete nicht.

Dieser Schlag würde sie direkt vernichten. Gegen die Magie von so vielen kamen sie nie im Leben an. Er taumelte ein paar Schritte rückwärts. Neben ihnen zogen sich nun links und rechts Felswände hoch. Sie waren in einem Gang. Es ging nur noch vorwärts oder zurück.

Wie durch ein Rauschen vernahm er eine Stimme, die "Los!" oder so etwas sagte und ein seltsames Licht raste auf sie beide zu.

Ashray unterdrückte einen Aufschrei und Keika fiel von dem Druck rückwärts gegen ihn. Er hatte die Augen fest geschlossen und den Arm schützend vors Gesicht gehalten, dennoch war alles um ihn hell und es war als würde er geblendet.
 

~*~*~
 

Er war getroffen, oder auch nicht ... Schmerzen hatte er keine, nur die, die vorher schon da waren. Was war das? Normalerweise dürfte er sich überhaupt nicht mehr bewegen können. Vorsichtig nahm er den Arm runter und blinzelte. Ashray saß neben ihm auf dem Boden und starrte vor sich. Die Horde an Dämonen schien ziemlich überrumpelt zu sein, jedenfalls zeugten ihre Blicke von absoluter Verständnislosigkeit.

"Ein Bannkreis." Es war nur ein leises Murmeln des Rothaarigen und dennoch verstand Keika. Er sah ihn an. "Warst du das?" Ein Kopfschütteln war alles, wozu der Rotschopf gerade in der Lage war. "Das kann ich nicht ... konnte ich noch nie wirklich ..." Klar, Ashray war ein Halbdämon. Wahrscheinlich lag es daran, dass er keine Bannkreise spannen konnte und selbst wenn, so einen starken Bannkreis würde er sicher nicht halten können.

Fragend sah Keika hinter sich und Ashray tat es ihm gleich. Wenn es keiner von ihnen beiden war, dann musste es zwangsläufig Teiou sein ... aber der lehnte immer noch bewusstlos an der Wand.

Ein verdächtiges Knarren lies Keika aus seinem tranceartigen Zustand aufschrecken. Sein Blick ging zur Felsdecke, die hier recht niedrig war. Tiefe Furchen und Risse durchzogen sie und es knarrte ziemlich. Der Bannkreis musste den gesamten Schlag auf die Decke abgeleitet haben. Vereinzelt rieselten Staub und kleine Steinchen auf sie herab. "Das bricht zusammen ...", flüsterte Ashray leise. Man merkte, dass er noch genauso unter Schock stand, wie Keika selbst.

"Stimmt, es stürzt ganz sicher ein." Ein Lachen war zu hören. "Ich habe keine Ahnung, wie ihr das gerade gemacht habt, aber anscheinend habt ihr das nicht bedacht." Der Schwarzhaarige Dämon deutete hoch zur Decke. Nun lachte die ganze Gruppe höhnisch und auch ein sehr helles Lachen konnte Keika raushören.

Eine zierliche Gestalt mit goldenen Locken trat aus der Horde an grobklötzigen Chimären hervor. "Lili ..." "Du erinnerst dich also an meinen Namen, wirklich schön." Sie kam noch ein Stück näher, so dass sie nun vor den vielen Gestalten stand, direkt hinter ihr stand Koriko, ebenfalls ein Stück vor den anderen.

"Weniger schön finde ich, dass du mir mein Spielzeug weggenommen hast." Völlig irritiert sah Keika sie an, aber anstatt ihm zu antworten deutete sie nur auf Keika, beziehungsweise viel mehr hinter Keika, auf ... Teiou.

Einen kurzen Blick riskierte Keika hinter sich. Teiou stand da. Aufrecht und den leeren Blick auf sie gerichtet. Sein Gesicht wirkte trotzdem sehr ernst, nicht mehr ängstlich, wie noch vorhin die ganze Zeit.

"Was hast du mit ihm vor?" Keika wandte sich wieder der goldgelockten Schönheit zu, die stehengeblieben war und geheimnisvoll lächelte.

"Was ich vor habe? Er ist doch ein hübsches Geschöpf. Als Schmuckstück macht er sich doch ganz gut." Ihr Blick ruhte nun auf Keika. "Sollte dir das nicht bekannt vorkommen? Ich meine du wurdest von diesen Geschöpfen zu keinem anderen Zweck gehalten. Für dich sollte es eigentlich eine Genugtuung sein, einen dieser Himmelsbewohner so zu sehen." Während sie sprach betonte sie das Wort Himmelsbewohner so seltsam, dass Keika ein kalter Schauer über den Rücken lief und Ashray ging es nicht viel besser.

Total entsetzt sah er sie an. "Teiou hält mich nicht als Schmuckstück!", zischte er ziemlich aufgebracht. Lili sah ihn irritiert an. "Wer ist Teiou?" Keika hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt. Warum musste er jetzt alles noch komplizierter machen und ihr auftischen, dass er mit Teiou zusammen war, und dass dieser Himmelsbewohner, den sie da hatte, Teiou war? Aber da sie eh keine Chance im Kampf hatten konnte er so wenigstens Zeit schinden, wobei er nicht wirklich wusste wozu, aber vielleicht würde ihm, oder dem Rotschopf, noch was einfallen.
 

~*~*~
 

Ashray sah Keika erwartungsvoll an. Die Dämonen vor ihnen schienen alle noch immer ratlos wegen dem Bannkreis, der quasi aus dem Nichts aufgetaucht war, oder sie waren von dem Gespräch irritiert, welches Keika mit dieser Dämonin führte. Er sah kurz zu Teiou, der immer noch hinter ihnen stand und ins Leere starrte.

Wenn er ihn jetzt schnappte und rannte, könnte er ein ganzes Stück weit kommen, aber was war mit Keika? Konnte er den zurück lassen? Teiou würde ihm die Hölle heiß machen, wenn er erstmal wieder bei vollem Bewusstsein und Keika nicht da war. Wahrscheinlich war abwarten besser. Aber ...

Sein Blick wanderte wieder zur Decke, wo sich jetzt breite Risse durchzogen. Wie lange würden sie noch abwarten können, ohne zu sterben? Erschlagen von einem Stein. Nein, da wollte er doch lieber im Kampf sterben.

"... Das ist Teiou!" Keika zeigte auf den Schwarzhaarigen, der hinter ihnen beiden stand. Sein Gesicht sah so furchteinflößend und wütend aus, dass Ashray fast Angst bekommen hätte, aber Keikas Wut richtete sich gegen diese Dämonin. "Und er gehört mir! Ganz alleine mir! Ich liebe ihn und ich überlasse ihn euch ganz sicher nicht!"

"Was jetzt? Du gehörst ihm oder er dir?" Lili sah ihn belustigt an. "Teiou ist ..." Er wollte gerade antworten, als ihn etwas an der Schulter fasste und zurück riss.

"Schluss mit eurem netten Plausch. Wir haben bei weitem Besseres vor, als hier dumm rum zu stehen." Sein Blick traf Keika, der sichtlich überrascht war. "Schnapp dir deinen Freund und lauf!", zischte er leise, dann trat er noch einen Schritt vor und starrte die Dämonenhorde an.

"Spielst dich so auf, Kleiner? Gegen uns hast du nicht den Hauch einer Chance." Koriko stand nun neben Lili und funkelte ihn an. "Du stirbst hier, zusammen mit diesem Keika."

"Werden wir ja noch sehen." Mit einem Mal hatte Ashray seine Streitaxt Zanyousu in der Hand, welche er nun auf die beiden richtete. Hinter sich hörte er Schritte. Er konnte nur annehmen, dass das Keika war, der seinem Rat folgte und lief.

"Du bist kein normaler Dämon." Mindestens ein Dutzend Augenpaare ruhten auf ihm und sahen ihn völlig erstaunt an.

"Schön, habt ihr das auch schon gemerkt? Idiotisches Pack. Ich hasse die Dämonen!" Irgendwie war er gerade tierisch wütend. Warum wusste er nichtmal genau. Vielleicht nur, weil sie praktisch in die Enge getrieben worden waren. Jedenfalls kam sein ganzer Hass auf dieses Volk von seltsamen Kreaturen wieder hoch. Das er selbst zur Hälfte einer war, interessierte ihn gerade herzlich wenig. Außerdem kamen sie so wenigstens mal vorran. Er würde diese Deppen aufhalten und Keika konnte mit Teiou fliehen. Einholen würde er sie mit Sicherheit noch.

"Ich bin Ashray Row La Dai, Kronprinz des südlichen Reiches und Generalfeldmarschall des Himmels! Und ihr habt euch an meinem Freund vergriffen. Hättet ihr besser lassen sollen ..."
 

~*~*~
 

"Ist wirklich alles in Ordnung mit Euch? Ihr seht noch recht blass aus." Tia blinzelte leicht. Er saß in seinem Sessel, vor dem Spiegel und hielt sich den Kopf. Vor ihm stand Soryuou, der Tenno des Ostreiches. "Geht schon", murmelte er leise vor sich hin.

"Na wenn Ihr meint ..." Der Schatten vor ihm trat ein paar Schritte zur Seite und Tia konnte sich denken, dass er sich wieder dem Spiegel zugewandt hatte.

Seufzend ließ er sich tiefer in den Sessel sinken und schloss die Augen. Das gerade eben war furchtbar knapp gewesen. Wenn dieser Schlag die drei getroffen hätte, wäre nichts von ihnen übrig geblieben, da war er sich ganz sicher.

Leise hörte er Soryuou vor sich hin murmeln. "Was ist? Sind sie ..." Er sah zu dem Tenno, der gebannt in den Spiegel sah, blieb aber weiter in seinem Stuhl sitzen. "Ashraous Sohn, er will anscheinend kämpfen. Er hat seine Streitaxt gezogen." "Das Zanyousu? Zeigt her ..." Während er noch sprach sprang er auf und stand wieder neben Soryuou. Allerdings war ihm schwindlig und er musste sich an seinem Schreibtisch abstützen.

Der Ältere sah ihn an, seufzte leise, faste ihn dann bestimmt an den Schultern und drückte ihn wieder in seinen Sessel zurück. "Ihr bleibt besser noch sitzen. Das eben scheint nicht ganz spurlos an Euch vorbeigegangen zu sein, Shuten-dono." Er betrachtete den Blonden kurz nachdenklich.

Manchmal fragte er sich wirklich, wie ein so junger Mann es schaffte, dieses Amt des höchsten Würdenträgers zu bekleiden. Seine Kräfte waren außerordentlich stark, wie er es eben unter Beweis gestellt hatte. Er hatte einen Bannkreis gezogen, durch den Spiegel hindurch und mit diesem den Schlag von mindestens einem Dutzend Dämonen abgewendet. Danach war er zwar in sich zusammengesackt, aber solch eine Kraft hatte Soryuou noch nie gesehen. Nicht einmal bei seinem Jüngsten Teiou, der als stärkster Kämpfer des Ostens galt und auch über enorme magische Fähigkeiten verfügte.

Tiarandear blieb sitzen. Der alte Tenno hatte Recht. Es war besser für ihn, zumal er seine Kräfte eben so ziemlich überstrapaziert hatte. Noch einmal würde er nicht in der Lage sein die Drei zu beschützen. Den restlichen Weg schafften sie hoffentlich alleine. Wenn nicht ...

... wenn nicht, dann würde er drei Freunde auf einmal verlieren. Und diese Drei waren so ziemlich seine einzigen.

Er schüttelte den Kopf. An sowas durfte er nichtmal im Ansatz denken.

Langsam drehte er den Kopf in Richtung des Spiegels um einen Blick auf diesen zu erhaschen. Aus dieser Entfernung war es zwar schwierig etwas genaues zu sehen, wegen der ständigen Dunkelheit, die dort unten herrschte. Gerade als er die schwarze Fläche fast ganz im Blick hatte, färbte sich diese in ein dunkles, leuchtendes Rot.

"Was passiert da?" Fragend sah er zu Soryuou, der das Bild anstarrte. "Der Kleine tut es wirklich. Er greift sie an ..."
 

~*~*~
 

"RETSU SHOUKEN RYOU!" Der Ruf hallte durch den ganzen Dom und die unzähligen Felswände, die sich hier durchzogen, warfen Ashrays Worte hundertfach zurück.

Völlig außer Atem drehte sich Keika kurz um. Ein warmer Luftschwall wehte ihm ins Gesicht und am Ende des Ganges, wo der Felsendom sich öffnete, glühte alles tief rot.

Er stolperte mit Teiou an der Hand so gut es eben ging den Gang entlang. Sein Fuß schmerzte bei jedem Schritt und sie waren dadurch auch nicht besonders schnell, zumal Teiou in regelmäßigen Abständen stehen blieb und versuchte ihn wieder zurück zu zerren.

Etwas huschte an ihnen vorbei und knapp vor ihnen tauchte ein roter Schopf mit einem Horn auf. "Du solltest schon viel weiter sein." Ashray fasst Teiou, der sich nun ziemlich wehrte, um das andere Handgelenk und hielt ihn fest. Keika war noch immer erstaunt, woher Ashray so viel Energie hatte. Entweder erholten sich seine Kräfte ziemlich rasch, oder er hatte übermäßig viel Kraft. Außerdem hatte er auch noch ein ungeheures Tempo drauf.

"Komm weiter. Ich habe nicht alle erwischt, aber den Großteil." Er zog sie durch den Gang. Keika versuchte mühsam mit ihm Schritt zu halten. Ab und zu sah er hinter sich, konnte aber nichts erkennen. Zu hören war auch nichts, außer ein leises Knirschen und Knacken. Mit einem unguten Gefühl sah er zur Decke. Die Risse, folgten ihnen und dehnten sich immer weiter aus. Der ganze Gang war marode. Ein weiterer Schlag und alles hier würde zusammenbrechen. Der Gang würde dann in Trümmern liegen und sie darunter begraben.

Eine Art Blitz zuckte an ihm vorbei und schlug vor ihnen in die Decke ein, woraufhin sich ein riesiger Fels löste und herunter krachte. "Jetzt habe ich dich. Keika!"

Vor Schreck war Keika gestolpert und kniete nun knapp vor dem Felsen auf dem Boden. Er drehte sich um. Nur die goldgelockte Dämonin war da, keiner der anderen Gestalten. Hatte Ashray sie alle erledigt?

"Warum tust du mir das an, Lili? Was ist aus deinen Prinzipien geworden? Aus unserem Traum, deinem Traum, von der Welt, in der alle gleich sind? Warum willst du mein Glück zerstören? Warum? Ich dachte du hättest mich mal geliebt?"

Sie stand da und starrte ihn an. "Ich habe dich vieles gelehrt Keika. Aber schon alleine gegen meine Prinzipien hast du dich doch gestellt. Es gibt keine emotionalen Bande. Schon gar nicht zwischen zwei verschiedenen Arten. Du kannst diesen Himmelsbewohner nicht lieben. Man kann niemanden lieben. Und mein Traum? Träume ändern sich. Ich will eine gerechte Welt. Die Himmelsbewohner haben schon viel zu lange alles für sich beansprucht, jetzt sind die Dämonen an der Reihe und der Himmel wird uns dienen."

Sie lachte, aber ihr Lachen hatte nichts mehr von der Wärme, die Keika sonst immer gespürt hatte. "Dein Freund, dieser Teiou, wird unser erster Diener. Und diesen Ashray behalten wir auch hier. Für dich gibt es keine Verwendung. Du bist ein Verräter Keika. Ein Verräter an unserem Volk! Du stirbst!" Entsetzt starrte Keika sie an. Zum ersten Mal hatte er das Gefühl, dass sie wirklich das war, was man Dämon nannte. Er biss sich auf die Unterlippe.

"Ich werde nicht sterben. Ganz sicher nicht. Von dir lasse ich mich nicht töten."

"Schön. Ich hatte auch nicht vor dich zu töten. Das überlasse ich anderen." Sie lächelte verräterisch. Keika sah sich um. es war niemand hier außer ihr, ihm, Ashray und ... Teiou.
 

~*~*~
 

Keika wirbelte rum und sah auf den Felsen knapp hinter sich, hinter dem Ashray stand, welcher immer noch Teiou festhielt, der sich immer noch in seinem Griff wand. Mit einem Mal riss sich der Prinz des Ostens los und der Rotschopf ging mit einem knappen Laut der Überraschung zu Boden. Geschickt sprang Teiou über die Felstrümmer, die den Gang halbwegs versperrten und trat zwischen Keika und Lili. Sein Blick war leer, dennoch wirkten seine sonst so blauen Augen kalt wie Eis.

"Möchtest du noch was sagen? Ich denke nicht. Verabschiede dich Keika. Denn jetzt ist es für dich vorbei." Sie lachte, schnippte einmal kurz mit dem Finger und trat einige Schritte zurück.

Noch immer auf dem Boden liegend starrte Keika den Dunkelhaarigen an, der sich vor ihm aufgebaut hatte. Keiner würde es überleben, wenn Teiou seine gesamte Macht in diesem engen Gang heraufbeschwören würde. Er schluckte. "Teiou ... tu es nicht. Bitte ...", wisperte er leise.

"Hyakugeki Hyakuchu ..." 'Das ist die lange Beschwörung', schoss es Keika durch den Kopf. Kein einfacher Schlag, wie er ihn gegen die Schramm anwandt. Keika hätte mit etwas weniger mächtigem gerechnet. So würde es wohl auf jeden Fall tödlich ausgehen.

Etwas griff ihn unter die Armen und zog ihn hinter den Felsen. "Ashray ..." Der Rothaarige sah auf Teiou, der mit erhobenen Händen da stand und weiter sprach. "... Tatsumaki ..."

"Je weiter weg wir kommen, desto besser für uns." Er klemmte sich Keika mehr oder weniger unter den Arm und rannte eilig durch den Felsgang weiter.

"... Raikoudan!!" Teious Stimme hallte von den Wänden wider. Mit einem Mal war alles um sie gleißend hell. Es krachte laut. Sie wurden nicht direkt getroffen, vielmehr hatte Teiou den Schlag komplett auf die Decke gerichtet, von der nun Felsbrocken regneten. Der ganze Gang war erschüttert worden und bebte noch immer.

Panisch drehte Keika sich um. "Lass mich los. Wir müssen Teiou holen." "Und wie bitte? Wir werden dabei sterben." Ashray sprang weiter von links nach rechts zwischen den Brocken her. Auf einmal hörte der Steinregen auf und Ashray blieb völlig perplex stehen."Hol Teiou! Ich halte die Steine solange." Keika starrte Ashray fest entschlossen an und seine Stimme war ungeheuer befehlend. "Hol Teiou!"

Sie befanden sich in einer Röhre aus Wind. Keika saß nun auf den Boden und konzentrierte sich darauf, diese aufrecht zu erhalten. Es kostete ihn viel Kraft, die er vermutlich nicht gehabt hätte, wenn er nicht die von diesem Wassermagier abgezogen hätte. Es dauerte nicht lange, dennoch kam es ihm wie Stunden vor, bis Ashray mit dem wieder bewusstlosen Teiou über der Schulter auftauchte.

Er packte Keika im vorbeigehen am Handgelenk, zog ihn auf die Beine und zerrte ihn hinter sich her.

"Ich kann nicht mehr. Bring erst Teiou weg. Ich komme nach. Oder du holst mich. Ich muss mich schon genug auf den Wind konzentrieren." Zunächst sah der Prinz des Südens ihn widerwillig an, ließ ihn dann aber los und beeilte sich mit Teiou aus dem engen Gang zu kommen. Keika blieb zurück.

Mit geschlossenen Augen hockte er da und konzentrierte sich nur noch auf seine, sich immer weiter erschöpfende, Kraft und den Wind.
 

~*~*~
 

Außer Atem erreichte Ashray eine Halle, die ihm seltsam bekannt vorkam. Es war die, wo er sich hinter den Tropfsteinen versteckt hatte, nachdem diese Dämonen sein Horn gesehen hatte. Das alles war schon so unglaublich lange her, jedenfalls kam es ihm so vor.

Vorsichtig setzte er Teiou ab und lehnte ihn an die Wand. Ein ohrenbetäubender Lärm ließ ihn herumfahren. Der Gang! Unzählige Steinchen rieselten herunter und Felsbrocken knallten auf den Boden. Keika musste seine Kräfte erschöpft haben.

Entsetzt sah er auf den Eingang des Ganges. Da würde er nicht lebend rauskommen. In ihm krampfte sich etwas zusammen. Das durfte nicht sein. Sie waren so nah am Ausgang und jetzt ... Keika war ... tot.

Er biss sich auf die Unterlippe. Das durfte nicht sein. Nein das durfte einfach nicht sein! Wozu hatten sie das alles gemacht? Damit Teiou und Keika zusammen sein konnten! Jedenfalls war das einer der Hauptgründe. Und jetzt? Alles vorbei? Alles umsonst? Er hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, wie es wäre, hier unten zu sterben. Es war klar, dass sie entweder alle rauskamen, oder keiner. Aber nicht nur zum Teil, ohne Keika, oder ohne ...

Er fuhr herum und starrte den bewusstlosen Teiou hasserfüllt an. "Was hast du gemacht! Wie konntest du das nur tun?" Er schrie ihn an, faste ihn an den Schultern und rüttelte ihn feste. "Idiot. Bringst den um, der dir am liebsten ist! Wie kannst du das nur tun! Du ..." Mit voller Wucht schlug er ihm ins Gesicht. Er war so wütend. Teiou. Der war an allem Schuld. An allem ...

Langsam öffnete Teiou die Augen und sah seinen Kindheitsfreund an. "Keika ..." Wutentbrannt starrte Ashray ihn an. "Du hast ihn umgebracht Teiou. Keika ist tot. Da, schau ..."

Mit ausgestrecktem Arm deutete er auf den mittlerweile völlig versperrten Gang. Da war kein durchkommen mehr. Er würde nicht mal mehr nach ihm suchen können, wenn er das überhaupt wollte.

Der Schrei eines Vogels ließ ihn aufmerken und brachte ihn dazu von Teiou abzulassen, den er jetzt wieder schüttelte. Das Getöse des einstürzenden Felsens war immer noch deutlich zu hören, aber noch lauter hörte man den Schrei des Vogels.

Etwas leuchtendes schoss zwischen den Trümmern durch. Wie ein goldener Blitz. Ein großer Schatten war zu erkennen. Der Vogel musste riesig sein. "Ein Dämon." Entgeistert starrte Ashray den Schatten an, der auf sie beide zuschoss und einige Meter von ihnen entfernt auf dem Boden aufsetzte und nun einfach da stand. Das goldene Licht verschwand nun und das Geschöpf war deutlich erkennbar ...

... Hyogyoku.

Das Tier senkte seinen Kopf leicht und stupste etwas lebloses vor sich an, einen Schatten, den er vorher sachte dort abgelegt hatte.

Ashray schaffte es irgendwie seine Verwunderung zu überwinden und krabbelte auf den riesigen Hyogyoku und das Wesen zu. Es war Keika. Zwar hatte er ziemlich viele Kratzer und Schrammen abbekommen und an seinem Kopf klaffte eine ziemliche Platzwunde, aber er atmete, wenn auch recht flach.

Völlig erleichtert sah der Rotschopf den zerbrechlich wirkenden und blassen Keika an. Sie waren doch alle lebend rausgekommen. Jedenfalls fast.
 

~*~*~
 

Er schreckte auf, als er Stimmen vernahm und Schritte. Viele Schritte. Stiefel, die auf dem Fels alle den gleichen Laut hinterließen. Hinter einer Biegung tauchten Lichter auf. Fackeln und mit diesen Fackeln unzählige Gestalten. Dämonen ...

Etwas wacklig sprang er auf und stand vor Keika und Teiou und dem riesigen Vogel mit dem blaugoldenem Gefieder. In seiner Hand hatte er wieder das Zanyousu erscheinen lassen. Er würde kämpfen, auch wenn er eindeutig unterlegen war. Seine Kräfte waren mittlerweile auch erschöpft.

Der Fackelzug blieb stehen und er musste sich erst an die Helligkeit gewöhnen.

Erst jetzt fiel ihm auf, was das für Gestalten waren. Himmelssoldaten. Völlig erleichtert sank er auf die Knie.

Weiße Uniformen des Ostens, die Dunklen des Südens, die Farben des Himmelsturmes. Sie waren gerettet. Endlich war dieser Albtraum vorbei.

Eine schlanke Gestalt lief auf ihn zu. "Ashray. Ist alles in Ordnung mit dir?" Er spürte, wie sie ihn in den Arm nahm. "Schwester ...", brachte er leise hervor, dann verließen auch ihn die Sinne vor Erschöpfung.

# 11

Vorwort: So~ Nach schier unendlich langer Zeit geht es weiter. Ich habe doch alles neu geschrieben, nachdem meine Festplatte sich selbst eliminiert hat oder so -_- Nun gut. Ich hoffe dieses letzte eigentliche Kapitel ist nicht enttäuschend ^^".

Es folgt noch der Epilog.

Viel Spaß~
 

Kapitel 11
 

"Hey! Was soll das?" "Du hast geschummelt!" "Quatsch nicht! Du hast verloren, wie immer, und jetzt bist du eingeschnapt." "Gar nicht ..."

Ein Lachen war zu vernehmen. Erst leise, dann immer deutlicher nahm Keika seine Umgebung wahr. Die Augen hatte er noch geschlossen und lauschte dem Gespräch, welches er nicht wirklich verstand, was auch daran lag, dass er nicht ganz aufmerksam war, weil ihm alles irgendwie weh tat und er noch damit beschäftigt war, sich darauf zu konzentrieren, was nicht weh tat.

Das Letzte, was er noch wusste, war, dass er in der Dämonenwelt gewesen war. In einem engen Felstunnel, der über ihm zusammengebrochen war. Teiou hatte seine ganze Magie auf die Wände geschleudert und dann ...

Teiou ...

Was war mit ihm? Wo war er? Und was war mit dem Kronprinz des Südens passiert, der Teiou genommen hatte und retten wollen? Wo waren sie? Waren sie heil rausgekommen? Sollte alles umsonst gewesen sein und sie waren tot?

Er verdrängte den Gedanken. Das durfte nicht sein.

Und wo war er hier überhaupt? Träumte er, dass er auf einem weichen Bett lag? Mit der rechten Hand strich er leicht über den Stoff unter sich. Er musste träumen. Wie sollte er dort rausgekommen sein, aus dieser Hölle? Er war alleine gewesen, ohne irgendjemanden.

Wer hätte ihm helfen sollen? Oder war Ashray noch einmal zurück gekommen? Um ihn zu holen? Wohl kaum ... Selbst wenn sich der Prinz dazu hätte durchringen können. Durch die Felsen wäre er nie bis zu ihm vorgedrungen.

"Warte, das kriegst du zurück!"

Etwas kleines hartes traf ihn an der Schulter. Ein weiteres Etwas verfing sich in seinen langen Haaren. Steine. Er musste noch in dem Gang sein ...

"Versuchs doch. Du triffst ja eh nicht."

Mittlerweile nahm er die Stimmen deutlich wahr. Letztere war ihm nicht unbekannt. Sie war so siegessicher und vertraut. Das war Teiou ... musste er sein.

Endlich rang er sich dazu durch die Augen zu öffnen. Zunächst blinzelte er ins Licht, dann nahm er zwei Schatten wahr, die langsam deutlicher wurden.

Direkt neben ihm auf der Bettkante saß eine dunkelhaarige Person, die einen Arm schützend vors Gesicht hielt und sich nun leicht zu ihm hin drehte. Erst als er das zweite Mal hinsah, erkannte er, dass es Teiou war.

Hinter Teiou stand ein Tischchen und vor den großen Fenstern schwebte Ashray im Schneidersitz über einem Sessel und warf mit kleinen Steinen.

"Getroffen ... siehst du? Sag nochmal ich würde dich verfehlen!"

Die beiden bewarfen sich mit Go Steinen. Anscheinend hatte Teiou verloren. Soviel hatte Keika ja mitbekommen. Sie waren so in ihr Spielchen vertieft, dass sie gar nicht bemerkten, dass Keika wach geworden war.

Wie konnten die zwei nur schon so rumtollen und ihm tat alles weh? Jede noch so kleine Bewegung schmerzte. Erst langsam kam es ihm ...
 

~*~*~
 

"Teiou! Was hatte ich gesagt? Du sollst liegen bleiben." Es war eine warme Stimme, in der aber ein sehr energischer Ausdruck lag. Sie kam aus der anderen Richtung und Keika konnte nur erkennen, wie die beiden Prinzen die Köpfe erschrocken in Richtung Tür wendeten. Er selbst schaffte es nicht annährend so schnell, aber er hatte die Stimme erkannt. Es musste Tiarandear sein, der Shuten.

"Mir geht es gut Tia." Teiou grinste seinen Kindheitsfreund an. "Ehrlich."

"Sicherlich. Dafür, dass du die letzten zwei Tage und heute Morgen noch völlig neben dir standest. Du denkst doch erst seit knapp zwei Stunden wieder einigermaßen klar" Tia klang mehr als skeptisch. "Zudem weiß ich nichtmal, was du hast oder hattest, und bis ich das weiß, wirst du liegen bleiben." Ein leises Murren war zu vernehmen und dann noch Ashrays leises Lachen.

"Du brauchst gar nicht lachen Ashray! Was fällt euch beiden eigentlich ein? Ein bisschen Rücksicht könntet ihr schon nehmen. Ich meine wenn es euch schon gut geht, dann könnt ihr wenigstens darauf achten, dass ihr Keika nicht in eure Spielchen mit einbezieht. Ihr wisst doch ganz genau, dass ich nicht in der Lage bin ihn gänzlich zu heilen. Daher braucht er mehr Ruhe als ihr!"

Heilen ... Keika hatte es sich fast gedacht. Ashray und Teiou hatten von Tia geheilt werden können. Er selbst nicht. Wie immer eigentlich.

"Er hat ja nichts mitgekriegt", versuchte Teiou sich zu verteidigen. "Klar. Es geht ums Prinzip und jetzt sammelt ihr die Steine auf. Alle!" Der Befehlston war kaum zu überhören und aus den Augenwinkeln konnte Keika erkennen, wie Ashray sich beinahe sofort daran machte die Steine aufzulesen. Teiou hingegen versuchte mit Tia noch über dessen Prinzipien zu diskutieren.
 

~*~*~
 

"Teiou! Jetzt leg dich endlich hin!" Der Shuten klang ungeduldig und Teiou schien noch nicht im Geringsten dazu bereit zu sein, seinem Befehl folge zu leisten. "Ich sag doch, mir geht es ..."

Mit einem Mal blieb er regungslos sitzen und sein blick ging ins Leere. Er hielt sich die Ohren zu und schüttelte dann vehement den Kopf. "Hört auf ... hört auf", wimmerte er leise vor sich hin.

Tia sah ihn nur fassungslos an, dann schlich Besorgnis in seinen Ausdruck. Er stürzte auf Teiou zu und fasste ihn an den Schultern. "Was ist los Teiou? Sprich mit mir! Was hast du?" Auch der Prinz des Südens legte die gesammelten Steine beiseite und stellte sich neben Teiou. "Hörst du wieder Stimmen?"

Beide bekamen sie keine Reaktion.

"Stimmen?" Fragend sah Tia Ashray an, der nur nickte. "Er hört Stimmen von Dämonen."

Es dauerte eine Weile, bis Keika begriff, dass er dafür verantwortlich war. Hatte er nicht gerade gedacht, dass Teiou sich wirklich besser hinlegen sollte? Hatte Teiou nicht auch sein Blut getrunken? Er war der einzige Dämon hier. Vermutlich jedenfalls. Eigentlich konnte Teiou nur seinen Befehl gehört haben. Seine Gedanken, in denen er ihm sagte, er solle sich hinlegen.

Vorsichtig richtete er sich auf und sah zu den drei Freunden. "Teiou", flüsterte er leise, "Es tut mir leid. Ich wollte es nicht."

Plötzlich ruhten die Blicke der beiden auf ihm. Teiou war in sich zusammengesunken und murmelte immer noch Dinge vor sich hin, welche man nicht wirklich verstand, die aber sehr verzweifelt klangen. Er beachtete den Dämon nicht.

"Keika ..." Tia war der Erste, der reagierte. "Du bist wieder wach." Jetzt lächelte er kurz, wurde aber schlagartig wieder ernst. "Was tut dir leid?", fragte er irritiert.

"Ich ...", er machte eine knappe Bewegung Richtung Teiou, woraufhin er aber sofort das Gesicht verzog. "Er redet mit ihm", führte Ashray fort. "Weil Teiou sein Blut getrunken hat kann er mit ihm durch Gedanken reden."

"Und das sagst du mir erst jetzt?" Fassungslos sah Tia den kleineren Ashray an, der unschuldig grinste. "Ich habe doch versucht es dir zu erklären ... Gestern morgen schon."

Tia sah ihn mit großen Augen an, dann hob er den Blick kurz, als würde er nachdenken müssen. Ashray hatte ihm so viel erzählt gestern und es war auch so viel anderes gewesen. Mit Teiou und Keika, nach denen er sehen musste, dann Soryuou, der seinen Sohn unbedingt sehen wollte, und dem üblichen Alltag eines Shuten, sowie der sich anbahnenden Auseinandersetzung mit den Dämonen. Beim besten Willen konnte er sich nicht daran erinnern das schonmal gehört zu haben.

"Vergiss es wieder. Ich erkläre es dir ein andermal nochmal." Der Rotschopf winkte ab. Keika sah die beiden fragend an. Sie schienen so vertraut, wie er sie noch nie gesehen hatte, glaubte er zumindest.

"Die Wirkung wird irgendwann nachlassen. Er hat viel getrunken glaube ich. Nicht nur mein Blut." Seine Stimme war noch sehr leise und er war bemüht sitzen zu bleiben, da ihm seine ganzen Prellungen und Schrammen doch zu schaffen machten. "Es geht vorbei. Bald. Ganz sicher. Aber ihr müsst aufpassen, die Dämonen ..."

Tia lächelte sanft. Der Dämon schien noch durcheinander. Seine Worte wählte er nicht mit Bedacht - wie es sonst immer der Fall war-, sondern so wie sie ihm einfielen. "Ist schon gut Keika. Ruh dich aus. Ashray hat mir und dem Rat schon das Meiste berichtet. Uns ist die Lage bekannt."

Keika nickte. Es war irgendwie beruhigend das zu hören, dennoch blieb die Sorge irgendwie.

Wieviel wussten sie? Ashray hatte auch nicht alles mitbekommen. Er war nicht da gewesen bei den ganzen Gesprächen, die er mit Guru geführt hatte ... oder doch? Ashray war doch alleine durch die großen Höhlen gestreift ... unsichtbar.

Müde ließ er sich wieder auf das Bett sinken. Irgendwie hatte er noch nicht wieder alle Kraft. Und erst jetzt fiel ihm auch wieder ein, was er noch alles wissen wollte.

Er schloss die Augen. "Die Felsen, wie habt ihr mich gefunden? Ich war tot ... müsste es sein ..."

Tia sah kurz zu Ashray der nur nickte und gerade dabei war den immer noch verstörten Teiou, der mittlerweile reglos auf dem Boden hockte, auf das Bett zu legen.

"Das dachte ich auch. Aber du hattest Glück. Du warst nicht alleine im Gang. Dein Vogel hat dich gerettet. Er war plötzlich riesig und hat dich getragen."

Ein leises Gurren war zu vernehmen und von irgendwo hinten aus dem Raum tauchte das blaugefiederte Geschöpf auf und ließ sich auf einer der Sofalehnen nieder. Mit seinen goldgelben Augen betrachtete Hyogyoku den Dämon, der noch reglos da lag.

"Hyogyoku ...", murmelte der nur leise und wieder erhob sich der Vogel, setzte sich nun neben Keika und schmiegte seinen Kopf an dessen Hals entlang. Nachdenklich sah Tia zu und schwieg eine Weile.

"Du hattest großes Glück Keika. Wie ihr alle." Der blonde Shuten atmete tief durch. "Wie kommt ihr nur auf solche Ideen, einfach so in die Dämonenwelt zu gehen?" Es klang fast vorwurfsvoll und man merkte, dass er sich ernsthaft zusammennehmen musste, um ihnen keine Moralpredigt zu halten.

"Dumme Idee ...", murmelte Keika leise vor sich hin.

Wie Recht er doch hatte. Es war so dumm gewesen ohne Plan dort hinunter zu gehen und sie konnten nur von Glück sprechen, dass sie da wieder heil - soweit man das bei Keika so nennen konnte - rausgekommen waren.

Eine Weile sah Tia den Dämon an. Teiou lag nun neben ihm und schien sich soweit beruhigt zu haben, war aber wohl eingeschlafen. Keika machte auch keinen besonders aufnahmefähigen Eindruck mehr. Außerdem sah er auch noch übel zugerichtet aus.

"Wir lassen euch zwei alleine. Schlaft noch was. Wenn du willst gebe ich dir noch etwas gegen die Schmerzen Keika." Ein leichtes Kopfschütteln war die Antwort und ein unverständliches Murmeln, dass sich wie "geht schon" anhörte.

Tiarandear fasste Ashray am Handgelenk und zog ihn leise mit sich raus.

Die Beiden würden noch eine ganze Weile Ruhe brauchen, auch wenn Teiou das bei sich vehement bestritt.
 

~*~*~
 

"... deshalb kann Teiou Stimmen hören. Und da er selbst recht starkes Blut hat, wirkt es bei ihm so seltsam. Er versucht sich zu wehren und versinkt dabei in irgendeinen Wahn."

Tia hatte aufmerksam zugehört und nickte nun, da Ashray geendet hatte.

Sie saßen in der Sitzecke der privaten Räume des Shuten, wo sie immerhin einen Moment lang ungestört sein konnten. Nur vor der Tür waren Wachen postiert, um auch ja Tias Sicherheit zu gewährleisten.

"Ich glaube ich verstehe es langsam ..." Tia sprach leise und hörte sich so an, als wäre er mit den Gedanken ganz weit weg. Als würde er versuchen es nachvollziehen zu können und müsste sich dabei alles vorstellen.

An Detailerläuterungen hatte Ashray nicht gespart. Für ihn war dieser Tripp dort runter die Hölle gewesen. Das sah Tia nun ein. So schlimm hatte er sich die Welt da unten nicht vorgestellt. Ashrays Erzählung machte sie greifbarer und ließ sie geisterhaft und fremd wirken. Angsteinflößend ...

So wirklich bewusst war ihm nicht gewesen, was die drei da unten durchgemacht hatten. Nur, dass es verdammt leichtsinnig und gefährlich gewesen war.

"Darf ich dir noch was erzählen? Eine Frage stellen?"

Die Stimme ließ Tia wieder aufmerken. Er wusste nicht, wie lange Ashray still gewesen war und ihn nur mit seinen roten Augen musterte.

"Klar." Der Shuten nickte leicht irritiert. Natürlich würde er ihm zuhören. Er hörte ihm gerne zu, hatte es viel zu lange nicht getan und war unendlich froh, dass er ihn überhaupt nochmal bei sich hatte.

"Du kannst mit dem Spiegel in alle drei Welten sehen, richtig?" Wieder nickte Tiarandear. "Zeig mir meine Mutter."

"Deine Mutter?" Er klang verwirrt und sein Gesicht spiegelte das auch wieder. "Ashray, ich ...", er suchte nach den richtigen Worten, "Bei Toten funktioniert das nicht." Diesmal machte er eine verneinede Bewegung mit dem Kopf. "Es tut mir Leid."

"Versuch es. Bitte. Ich muss was wissen." Das Gesicht des Kronprinzen sah so flehend aus, dass Tia fast nicht nein sagen konnte - nein, er konnte es nicht sagen. Leise seufzte er. "Na gut. Komm mit."

Leichtfüßig stand er auf und führte Ashray in sein Arbeitszimmer, wo über dem großen Schreibtisch der Spiegel stand.

Schon oft hatte Ashray gesehen, wie Tia ihn benutzte, wie er alles damit sehen konnte. Er hatte ihn oft beobachtet. Heimlich ...

Wie immer legte Tia seine Hand an die glatte Spiegelfläche und sprach ein paar Worte, die niemand außer ihm verstand. Eine Sprache, die hier niemand beherrschte.

Ein Bild erschien. Tia hob erstaunt die Brauen. Mittlerweile stand Ashray neben ihm und sah auch in den Spiegel.

"Das ist der Süden. Unser Schloss." Entfuhr es ihm. Neben ihm flüsterte Tia, dass das unmöglich sei. Dass es nicht sein könnte.

Immer näher kam das Schloss. Das Bild veränderte sich. Wände kamen auf sie zu und verschwanden wieder, bis das Bild in einem Raum hängen blieb.

Ashray stand mit offenem Mund da. Den Raum kannte er nicht. Er war nie dort drin gewesen. Sein Vater hatte es ihm verboten. So oft. Und er hatte auch keine Möglichkeit gefunden den Bannkreis dort zu überwinden. Fenster gab es keine.

"Ist sie das?" Flüsterte Tia, der genauso perplex war wie Ashray selbst und den Kleineren nun ansah.

Der Angesprochene stand immer noch reglos da und starrte den Spiegel an. Kaum hörbar flüsterte er etwas, was Tia aber doch verstand:

"Keika hatte recht ... Ich bin ein Dämon ..."

Epilog

Epilog
 

"... Ich habe Lili wiedergesehen."

Vorsichtig strich Teiou Keika durch die Haare und hörte ihm zu. Der Dämon trug den Verband um den Kopf nicht mehr, dennoch konnte man noch die Narbe der Wunde erkennen, die sich fein über seine Stirn zog.

Sie hatten es sich weit hinten in die weitläufigen Gärten des Gaiten Schlosses zurückgezogen. Keika lag ausgestreckt im Gras und hatte seinen Kopf in Teious Schoß gebettet. Die Augen hatte er geschlossen, während er von seinen Erlebnissen in der Dämonenwelt berichtete.

Um sie herum war alles ruhig. Man konnte nur das rauschen der Blätter im Wind hören und ein paar Vögel. Unter ihnen auch Hyogyoku, der irgendwo im Geäst der Bäume mit ein paar anderen umherhüpfte. Man hatte Keika erlaubt den Dämonenvogel zu behalten, solange er ein Band trug, dass seine Kräfte bannte und Keika war sehr glücklich darüber gewesen seinen Freund bei sich behalten zu dürfen.

Schweigend lauschte Teiou Keikas Stimme, die er so lange nicht gehört hatte. Er war erleichtert, den Dämon endlich wieder bei sich zu haben und erschrocken über das, was er auf sich genommen hatte, um ihn zu retten. Selbst konnte er sich nicht wirklich an das erinnern, was alles vorgefallen war, was sie mit ihm gemacht hatten. Es gab nur wenige lichte Momente, an die er sich bewusst erinnerte. Aber allesamt waren sie geprägt von einem Gefühl unterlegen und hilflos zu sein.

Ein Schauer lief ihm über den Rücken, als er an die eisige Kälte dachte, die er dort unten ständig vernommen hatte und die noch kältere befehlende Stimme in seinem Kopf, die er wohl nie vergessen würde.

Keika schien sein Schaudern bemerkt zu haben und blickte nun zu ihm hoch. "Ist was?" Teiou schüttelte leicht den Kopf. "Nein. Mir geht es gut." Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen und er beugte sich zu Keika runter und küsste ihn kurz auf die Stirn.

"Du sagtest du hast Lili getroffen. Hat sie dich noch erkannt?"

Wieder schloß Keika die Augen und schwieg eine Weile, bevor er seinen Bericht fortsetzte.

"Sie ...", er zögerte kurz, "... sie hat mich wiedererkannt und ..." Er drukste rum, wollte nicht weiter darüber reden, aber dennoch sah sein Gesicht so aus, als würde ihn das, was er nicht sagen wollte belasten. Jedenfalls empfand Teiou das so. "Und was?" Forschend sah er den Dämon an.

"Wir haben uns geküsst. Und sie war eine von denen, die dich entführt haben glaube ich. Du hast bei ihr gesessen, als wir dich gefunden haben ... Ashray und ich ... und jetzt ist sie tot ..." Seine Stimme wurde immer leiser, fast so, als wolle er sich nicht daran erinnern. Er blinzelte kurz zu Teiou hoch, als wolle er sich vergewissern, ob dieser ihm böse war, für den Kuss und alles andere auch. Doch der sah ihn nur nachdenklich an.

Teiou überlegte. Er konnte sich nicht dran erinnern, wann Keika aufgetaucht war, wann die Beiden ihn gefunden hatten. Da waren nur Schatten gewesen und ...

"Das tut mir leid", murmelte er. "Dann war sie das?" "Sie hat gesagt du würdest ihr als Schmuckstück dienen. Als Diener oder Sklave wohl eher, wo sie dich schon kontrolliert haben." Fast abwesend nickte Teiou leicht. "Was hat sie mit dir gemacht?" "Ich weiß es nicht und nach allem was du erzählst will ich es auch gar nicht wirklich wissen. Es ist sicher besser so." Er lächelte Keika aufmunternd zu, der ihn erst etwas skeptisch ansah, dann aber zustimmend nickte. "Vielleicht wirklich besser, dass du dich an nichts erinnerst."

Eine Weile schwiegen sie beide und Teiou spielte weiter in den langen silbrigen Haaren des Dämons, der das anscheinend wirklich genoss.

"Wie bist du dort überhaupt gelandet? Ich habe gedacht du wärst ... in einem der Teehäuser gelandet und hättest die Zeit wiedermal vergessen." Man konnte das schlechte Gewissen förmlich hören, das Keika hatte, aber Teiou konnte es ihm nicht übel nehmen. Er hatte schon oft genug Keika auf diese Weise enttäuscht und konnte eigentlich nichts anderes erwarten, als dass Keika ihm das nun vorwarf und so dachte.

"Ich wollte in die Kaserne ein paar Dinge erledigen, allerdings bin ich nicht bis dahin gekommen." "Hab ich mir fast gedacht", unterbrach Keika ihn, worauf Teiou leise lachte. "Irgendwie naheliegend, nicht? Nunja ich war in der Nähe des Eingangs in die Dämonenwelt, aber normal ist es da ja sicher." Er fasste sich kurz an die Stirn, als müsse er überlegen, und zog dann sein neues Stirnband zurecht. "Jemand hat um Hilfe gerufen, eine Frau und ich wollte ihr helfen. Dann weiß ich nichts mehr. Ich bin in einer Höhle wieder wach geworden, auf irgendwas Weichem ... warte es war ein Schrammdämon meine ich. Dann hat jemand gesagt wo ich bin und mir etwas zu Trinken gegeben."

Er verzog das Gesicht, als müsse er angestrengt nachdenken. Es dauerte eine Weile, bis er weiter sprach. "Ich weiß danach nichts mehr." Dann fügte er noch leise hinzu. "Bis Ashray meinte du seist tot. Dass ich dich getötet hätte." Er schluckte.

Keika richtete sich nun auf, so dass er vor ihm saß und schloss ihn in den Arm. "Mir ist nichts passiert. Die paar Prellungen gehen schon noch weg und sonst bin ich heil geblieben." Er sah Teiou an, dass der sich Vorwürfe machte und gerade als der Prinz etwas erwidern wollte legte er ihm zwei Finger auf die Lippen.

"Du kannst nichts dafür. Sie haben dich kontrolliert. Du wurdest gezwungen den Gang zu sprengen. Mir ist ja nichts passiert", flüsterte er leise und eindringlich. "Du kannst nichts dafür, Teiou ..."

Teiou lächelte, dann nickte er leicht. Seine Zweifel schienen nicht völlig ausgelöscht zu sein, aber er sagte nichts weiter, sondern zog ihn näher an sich und küsste Keika nur kurz.
 

*~*~*
 

"Wie spät ist es?", fragte Keika leise.

Sie saßen immer noch im Garten, umarmten sich immer noch. Keika hatte seinen Kopf an Teious Schulter gelegt und genoss einfach dessen Nähe. Es war endlich so wie es sein sollte. Nicht wie in der Dämonenwelt, wo Teiou wie ein kleines Kind war und er auf ihn aufpassen musste. Wo er der Starke sein musste ... Endlich konnte er sich wieder an Teiou lehnen mit der Gewissheit, dass der wieder in Ordnung war, jedenfalls fast in Ordnung.

"Warum willst du das wissen? Aber es dürfte gegen Mittag sein." "Schon Mittag? Dann muss ich los."

Er löste sich von Teiou, der ihn widerwillig los ließ. "Wohin willst du denn? Nimmst du mich mit?" Er setzte dieses bittende Gesicht auf, dass ihn um Jahre jünger erscheinen ließ.

Keika schüttelte den Kopf. "Ich habe jemandem versprochen ihn wohin zu begleiten und da kann ich dich nicht gebrauchen. Außerdem darfst du nicht aus dem Schloss. Du hast doch Hausarrest und deinem Vater solltest du dich nicht widersetzen." Er grinste kurz und stand auf. Dann ging er langsam Richtung Schloss zurück. Teiou sprang auf und folgte ihm eilig.

"Ach das lässt sich doch umgehen. Ich kenne Wege und Mittel hier raus zu kommen." "Nein Teiou. Du weißt genau, dass es besser so ist." Er drehte sich zu seinem Geliebten um und ging rückwärts vor ihm her.

'Solange du das hier hörst bleibst du hier! Wie dein Vater gesagt hat.'

Er musste wieder grinsen, als er Teious Gesicht sah, dass er nun zu einer Grimasse verzog. "Keika hör auf in meinem Kopf zu reden!"

"Du hörst es also noch? Dann bleibst du hier. Ich geh deinem Vater bescheid sagen. Damit er wen schickt, der auf dich aufpasst." Er lachte. "Mach nicht so ein Gesicht. Ich bin heute Abend wieder hier. Dann hast du mich wieder."

Wirklich zufrieden schien Teiou nicht zu sein, aber er ließ Keika gehen, bevor er noch einen Aufpasser an die Seite gestellt bekam.

"Ich warte auf dich in meinem Zimmer. Wehe du tauchst nicht wieder auf!"

"Keine Sorge. Dich lass ich nicht nochmal so lange aus den Augen, dass du wieder sonstwo landen könntes." Er beugte sich ein Stück nach vorne und küsste Teiou kurz.
 

~*~*~
 

Während er durch die langen Gänge ging sah er sich um. Vieles war hier anders, als im Osten. Nicht fremd, aber es wirkte gänzlich anders. Auch die Art des Schlosses unterschied sich grundlegend vom Gaiten Schloss. Es war nicht so gewaltig, wirkte leichter vom Baustil und kam dem Himmelsturm schon sehr nah.

Er war noch nie hier gewesen. Bisher hatte er keinen Gund dazu gehabt und bis vor zwei Wochen hätte er nie damit gerechnet hier auch nur einen Schritt reinzusetzen.

Die Diener und Höflinge, die Soldaten und Angestellten, die ihm begegneten, sahen ihn alle abweisend an. Hier herrschte anscheinend eine andere Mentalität den Dämonen gegenüber. Oder der Osten hatte sich einfach nur schon an seinen Anblick gewöhnt. Jedenfalls kam er nicht unbemerkt durch die Gänge und irgendwann stand er endlich vor der Person, zu der er gewollt hatte.

"Ashray. Du hättest mich auch mal am Eingang abpassen können." Es klang leicht vorwurfsvoll. Keika hatte fast zehn Minuten mit den Wachsoldaten geredet, bis diese ihn widerwillig eingelassen hatten.

"Tut mir Leid ich ..." Der Prinz des Südens stockte. Bisher hatte Keika ihn selten so zurückhaltend erlebt. Nur ab und zu in der Dämonenwelt. Und er hatte auch sein Kappe nicht auf, die das Horn sonst verdeckte, dass auf seinem Kopf wuchs, was er vorher immer verdeckt hatte. "Was willst du mir denn zeigen? Ich habe Teiou extra zu Hause gelassen, wie du wolltest."

"Ich habe meine Mutter gefunden. Gesehen ... Tia hat sie mir gezeigt. Sie ist hier. Jedenfalls so irgendwie ..." Erstaunt hob Keika die Brauen. "Sie ist noch hier?" "Naja, so kann man es nicht sagen. Der Rotschopf verzog gequält das Gesicht.

"Ich wollte dort nicht alleine rein. Tia hat eine Verfügung erlassen, dass mein Vater mir den Raum zeigen soll. Er hat den Bann aufgehoben, wenn auch erst nach Androhung von Strafen. Aber ich habe mich noch nicht rein getraut." Ashray wurde immer leiser. "Ich habe Tia nicht gefragt, ob er mitkommt. Ich glaube es ist besser, wenn ... wenn du mich begleitest. Du bist ein Dämon."

Irgendwie war Keika überrascht, aber auf der anderen Seite konnte er es auch gut nachvollziehen. Wirklich vorstellen, wie schwer das für Ashray war, konnte er sich vermutlich nicht. Wenn man die Dämonen erst hasste und dann erfuhr, dass die eigene Mutter einer war.

"Jetzt komm, bitte." Der kleinere Ashray wandte sich um und ging den Gang weiter. Sie bogen um mehrere Ecken und gingen zwei Treppen hinab, weiter zu den Innenhöfen des Schlosses. Sie steuerten genau auf eine kleine Holztür zu, die versteckt hinter ein paar Ranken lag und kaum einsehbar war. Mit einigem Abstand waren dort Rosen gepflanzt, die alles zuwucherten und den Eingang völlig verdeckten.

Ashray schlüpfte hinter der Pflanzenfassade hindurch und Keika folgte ihm. Dann öffnete er die Holztür und trat hindurch in einen schlichten Vorraum, der in hellen Gelbtönen gehalten war. Sie standen nun vor einer weiteren Tür und Ashray zögerte weiter zu gehen.

"Lebt sie da drin?" Ein Kopfschütteln war die Antwort. "Nicht wirklich ..."

Keika ging an ihm vorbei und legte die Hand auf die Klinke. Es war so irreal, dass er das hier mit Ashray tat. Er wollte ihm auch nicht vorgreifen, aber er musste jetzt einfach in den Raum rein. Er war neugierig auf diese Dämonin. Eine vom Stamm der gehörnten Dämonen, die allesamt tot waren ... allesamt.

Er zog die Tür auf. Ashray hielt ihn nicht auf.

Der Raum der vor ihnen lag, war klein und ebenso in hellen Tönen gestrichen, wie der Vorraum. Allerdings gab es kein Fenster, so dass sie die Laternen entzünden mussten, die im Vorraum standen.

"Was siehst du?" Ashray war nicht mit rein gekommen. Er stand immer noch im Vorraum, hatte das Gesicht abgewandt.

"Ein Bild ...", Keika drehte sich in dem schmalen Raum. "Ein Tischchen mit einer Schatulle, ein paar Kerzen, Schmuck, ein Spiegel ... Aber leben tut hier keiner. Komm endlich rein."

Nachdenklich betrachtete er das lebensgroße Bild vor sich. Es war keine Dämonin darauf abgebildet, sondern ein Mensch. Gegenüber des Bildes hing ein Spiegel an der Wand. Er trat einen Schritt zur Seite, so dass seine Gestalt aus dem Spiegel verschwand und das Bild sich darin spiegelte. Allerdings war es nicht das Spiegelbild des Menschens, sondern es zeigte sich die Dämonengestalt darin. Im ersten Augenblick war Keika wirklich sprachlos. Sowas hatte er noch nie gesehen.

Die Dämonin war wunderschön. Sie hatte durchaus Ähnlichkeit mit Ashray. Ihre Augen waren ebenso leuchtend rot und auf ihrem Kopf war ebenfalls ein Horn zu erkennen.

Endlich trat Ashray zögernd hinter Keika ein. Er verdeckte den Spiegel, so dass sich nun seine Gestalt darin spiegelte. Er sah das Bild an. "Ist sie das? Das ist kein Dämon. War sie doch ein Mensch? Eine Himmelsbewohnerin?" Er sprach unglaublich leise, fast enttäuscht aber irgendwie erleichtert.

Keika schüttelte den Kopf, zog ihn aus dem Weg und deutete auf den Spiegel. "Das ist deine Mutter." Ashray starrte das wunderschöne Spiegelbild an, dann nickte er. "Das Bild hab ich in Tias Spiegel schonmal gesehen. Nur ganz kurz und verschwommen, aber ich habe es schonmal gesehen."

Keika hatte sich dem Tisch zugewandt, auf dem die Schatulle stand, neben der einige Ketten und Anhänger lagen. Vorsichtig öffnete er das Kästchen und nahm ein in Stoff eingewickeltes Etwas heraus, welches er nun vorsichtig aufschlug.

"Was ist das?" Ashray stand auf Zehenspitzen und schaute ihm über die Schulter. "Ein Torikostein. Ich denke der ist für dich." Er hielt ihm das Tuch hin, welches Ashray zögernd nahm und den Stein darin betrachtete, dann fragend zu Keika sah.

"Ich gebe dir eine Stunde, dann zerstöre ich ihn." Er fasste den Kleineren an den Schultern und drückte ihn auf den Boden. "Setz dich hin und benutze ihn."

Ashray nickte nur. Er schien noch irritiert, ließ sich dann aber auf den Boden fallen.

"Soll ich wirklich?"

"Ja! Sieh ihn dir einmal an, dass wird in Ordnung sein. Santo-dono hat ihn mehr als einmal benutzt und es ist nicht passiert. Sieh dir einmal die Erinnerungen darin an, dann zerstöre ich ihn oder du versuchst es. Es ist besser so. Mit Sicherheit, dann hast du Gewissheit, wo dein Vater schon nicht mit dir darüber spricht."

Noch einmal atmete Ashray tief durch. "Mach du ihn kaputt, bitte ..." Dann nahm er den Stein in die Hand und versank in eine Art Meditation.

Keika setzte sich auf die andere Seite des Raumes und betrachtete ihn. Er würde ihm genug Zeit lassen mit seiner Mutter. Teiou konnte auch etwas länger warten. Es gab manchmal Dinge, die wichtiger waren und irgendwie hatte er das Gefühl, dass er und Ashray sich nicht mehr so feindselig gegenüber standen und vielleicht soetwas wie Freunde werden würden ...

Vielleicht ...
 

~Ende~
 

Nachwort:

Dieses Kapitel widme ich Countess_D weil du wissen wolltest, was mit Ashrays Mutter ist. Hoffe ist ganz gut gelöst ^^". Und weil du immer schön beta gelesen hast.

Vielen Dank auch an alle anderen fürs Lesen. Und ein großes Dankeschön an all die lieben Kommentarschreiber. Sowas ist unglaublich anspornend ^^.

Auch Danke an die stummen Mitleser. Das hier haben ganze 23 Leute in ihrer Favo-Liste und das ist doch auch was.

Ich werde noch was neues zu Ja-Dou schreiben denke ich. Vielleicht lesen wir uns wieder ^^

thx ~kiya



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Kommentare zu dieser Fanfic (73)
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Von:  Alekto
2011-08-18T18:04:39+00:00 18.08.2011 20:04
Das ist mit abstand die beste FF die ich jemals gelesen habe, es hat mich so gefesselt das ich es geschafft habe sie von heute Mittag bis jetzt zu lesen<3 wunderbar ich bin begeistert!!
Von:  Miracel
2009-08-05T21:13:56+00:00 05.08.2009 23:13
Wow, einfach genial deine Story!
Ich war total gefesselt, und ich hoffe, dass du noch weitere solcher Ideen in deinem Kopf herum schwirren hast.
Ich habe bereits alle deine FF`s gelesen und bin hellauf begeistert, da ich ja erfahren habe, dass mit Band 6 dann ja Schluss ist mit dem Manga, und die Romane es in Deutsch nicht gibt. *Schluchts/heul*
Aaalso, wenn du was neues hast, bitte ganz schnell bescheit geben, ich bin dabei.

Grüße von Mari77
Von:  _Kadaj_
2008-10-01T20:18:34+00:00 01.10.2008 22:18
Ich habe deine Fanfic in einem durchgelsen und muss sagen, dass sie mich mehr und mehr in den Bann gezogen hat.
Ich konnte einfach nicht aufhören zu lesen *~*
Ich mag deinen Schreibstil, du beschreibst sehr gut und bringst auch die Charakter und Gedanken der Charaktere sehr gut rüber.
Auch finde ich die Idee über Ashrays Mutter zu schreiben sehr gut, woher der kleine "Wirbelwind" stammt, oder besser gesagt abstammt, das interessiert mich schon sehr.
Auch finde ich es gut, dass du Ashray und Keika "näher geführt" hast.
Ich muss sagen sie gefallen mir so viel lieber (gebt euch einen ruck >.<).
Ich hoffe du schreibst noch mehr so toller Geschichten ^-^

Greets Kad~
Von: abgemeldet
2008-03-23T19:44:25+00:00 23.03.2008 20:44
woa...also...es ist definitiv keine gute mischung so etwas trauriges zu lesen udn melansholische musik zu hören...
ich hab grad voll den kloß im hals...

alles in allem bleibt mir nur noch zu sagen...
eine gelungene ff; beim lesen wird einem kein einziges mal langweilig...
Von: abgemeldet
2008-03-23T19:18:27+00:00 23.03.2008 20:18
och manno wer is den jetz ashrays mutter >.< oder bin ich mal wieder die einzige die zu doof ist um das zu rallen T.T
naja warten wir mal den epilog ab ^^
Von: abgemeldet
2008-03-23T18:51:53+00:00 23.03.2008 19:51
woaw ich hab richtig mitgefiebert...aber es ist ja doch noch alle sgut ausgegangen *fíuh*
ich dachte schon mit keikei wärs aus....
aberd as kannst du dienen lesern nicht antun gell ^^
Von: abgemeldet
2008-03-23T18:30:19+00:00 23.03.2008 19:30
man man man die ff is ja die reinste hetzjagd...sowohl für die protagonisten als auch für die leser...
das mit den schramm...urgh...ich hab voll die gänsehaut gekriegt ich find die viecher so derbst eklig >.<...

und ich schliesse mich Kirjava an, CLIFFHANGER T.T...aber ich hab ja wie gesgat das glück die ff jetz zu lesen wo sie schon fertig ist ^^.
Von: abgemeldet
2008-03-23T17:13:53+00:00 23.03.2008 18:13
wow...hätte nciht gedacht das keika dazu imstande wäre jemanden so leichtfertig zu töten...ö.ö...
aber die szene mit dem war geil...
auch diese hetzjadg man konnte richtig mitfiebern...
ohje...das mit teiou is echt hart...ich stelle es mir grausam vor wenn derjenige den ich liebe mcih nicht erkennen würde...
jetzt will ich mich aber mal nicht allzulange aufhalten, ich will wissen wies weitergeht ^^
Von: abgemeldet
2008-03-23T16:40:46+00:00 23.03.2008 17:40
ay ay ay was bleibt mir da noch zu sagen...keikas gefühle hast du toll ebschrieben und das offene ende..ergh...bin ich froh das ich die ff jetz erst lese wo sie shcon vollendet ist ^^
Von: abgemeldet
2008-03-23T12:44:00+00:00 23.03.2008 13:44
armer keikei hin und ehr gerissen udn weiss nicht was er denken soll~...aber das er mir bloß seinen teiou nich vergisst sonst gibts haus >.<
wie immer gut beschrieben und jetzt will ich wissen wo mein kleienr liebling abgeblieben ist...
*zum nächsten kapi hüpf*


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