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Fremde Welten

Denn nur wer in der Hölle war, kann den Himmel wirklich sehen.
von

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# 10

Vorwort: Geschafft... Endlich fertig damit. Brauchte drei Anläufe, bis es so war, wie ich wollte. Und das hat auch erst geklappt, als ich meine Sitzgelegenheit gewechselt habe. Ab jetzt schreibe ich nur noch auf diesem einen Stuhl xD.

Wir nähern uns also dem Ende. Lili ist sehr böse geworden, aber einer musste halt für diese Rolle herhalten xD.

lG kiya
 

Kapitel 10
 

Keika rannte hinter Ashray her, so schnell er eben konnte. Der Prinz des Südens war schnell, wahnsinnig schnell, aber irgendwie schaffte Keika es, dicht hinter ihm zu bleiben, auch wenn er Teiou immer noch trug.

Das Gelände wurde langsam unwegsamer und er musste höllisch aufpassen, dass er nicht hinfiel oder ins Stolpern kam, da er mit Teiou das Gleichgewicht recht schlecht halten konnte. Die Dunkelheit begünstigte ihre Situation nicht unbedingt. Zwar waren sie so für ihre Verfolger verborgen, aber selber sahen sie auch recht wenig, obwohl Keikas Sinne schon schärfer waren, als die der Menschen.

Mit einem Mal fand Keika sich auf dem Boden wieder. Ein Stein war ihm in die Quere gekommen und er lag jetzt unter Teiou. Seine Knie schmerzten höllisch.

"Alles in Ordnung? Soll ich ihn nehmen?" Keika sah auf und nickte leicht. Dann spürte er, wie die Last von ihm gezerrt wurde und Ashray den leblosen Teiou auf den Rücken nahm.

Hinter ihnen hallten Schritte. "Verdammt. Sie sind viel näher, als ich dachte." Ashray sah hinter Keika, der sich gerade aufrappelte. "Wir müssen schneller voran kommen." Mit diesen Worten drehte sich der Rotschopf um und lief weiter in die Dunkelheit. Fast genauso schnell, wie ohne Teiou. Keika wollte ihm nachsetzen, kam aber nicht sonderlich weit. Seine Knie schmerzten zu sehr und er hatte sich bei dem Sturz wohl auch den Fuß verstaucht.

Die Schritte wurden lauter und man konnte auch Stimmen vernehmen. Hastig sah Keika sich um. Sie befanden sich in einem weiteren Felsendom, durch den sich unzählige Wasseradern und kleine Bäche zogen. Die Luft war feucht und es war durch die Wärme äußerst schwül. Eine Möglichkeit zu verstecken gab es nicht wirklich. Mühsam stolperte Keika dem Prinzen hinterher. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und es dauerte auch nicht lange, da lag er wieder auf dem Boden.

Es war sinnlos. Er kam nicht weiter. Er konnte nicht mehr. Sein Blick ruhte auf den Weg, den sie gekommen waren. Es war eine Sache von Minuten, bis ihre Verfolger auftauchen würden.
 

~*~*~
 

"Was machst du denn ...", drang ein leises Zischen an sein Ohr. Zwei Arme umfassten ihn und zogen ihn auf die Beine. Ashray ...

"Ich kann nicht mehr laufen. Mein Knie blutet und ich hab mir den Fuß verstaucht ...", murmelte Keika leise und sah den Rotschopf an. "Wo hast du Teiou gelassen?" Der Gefragte nickte nach hinten, wo in einiger Entfernung ein Schatten zu erkennen war, der an einer Wand lehnte. "Dein Vogel passt auf ihn auf."

Er zog Keika mit, der ein Stöhnen unterdrückte und nur einen seltsamen leisen schmerzhaften Laut von sich gab. "Ich kann euch nicht beide tragen. Sag Teiou er soll laufen." Keika schloss kurz die Augen und schwieg, dann schüttelte er leicht den Kopf. "Er hört mir nicht zu. Da sind noch andere Stimmen."

"... und ich höre sie auch." Ashray wirbelte rum und starrte hinter sich, wo jetzt etliche Dämonen auftauchten. Einige Menschliche und die Anderen waren diese komischen Zwitterwesen.

Keikas Augen weiteten sich. "Wir sind geliefert ..."
 

~*~*~
 

"Nimm Teiou und lauf. Ich halte sie auf ... irgendwie." Sein Blick ruhte auf den Gestalten, die aufgetaucht waren. Ashray sah ihn kurz entsetzt an, rannte dann aber doch zurück zu Teiou, beziehungsweise er wollte es, brach aber schon nach zwei Schritten mitten in der Bewegung ab und drehte sich wieder dem Geschehen zu.

"Hier geht niemand weg. Ihr bleibt schön da! Beide!" Die Stimme klang befehlend. Es war der andere Schwarzhaarige, Koriko ...

"Jetzt mach schon ...", zischte Keika leise und baute sich vor der Horde auf. Er war ein bisschen wacklig auf den Beinen, aber dennoch fest entschlossen ...

"Hört ihr nicht? Niemand geht! Ihr werdet hier sterben. Verräter!" Er hob die Hand, woraufhin es ihm einige gleich taten.

"Was ist das?", flüsterte Ashray leise, der immer noch wie versteinert knapp hinter Keika stand und die Dämonen anstarrte. Keika antwortete nicht.

Dieser Schlag würde sie direkt vernichten. Gegen die Magie von so vielen kamen sie nie im Leben an. Er taumelte ein paar Schritte rückwärts. Neben ihnen zogen sich nun links und rechts Felswände hoch. Sie waren in einem Gang. Es ging nur noch vorwärts oder zurück.

Wie durch ein Rauschen vernahm er eine Stimme, die "Los!" oder so etwas sagte und ein seltsames Licht raste auf sie beide zu.

Ashray unterdrückte einen Aufschrei und Keika fiel von dem Druck rückwärts gegen ihn. Er hatte die Augen fest geschlossen und den Arm schützend vors Gesicht gehalten, dennoch war alles um ihn hell und es war als würde er geblendet.
 

~*~*~
 

Er war getroffen, oder auch nicht ... Schmerzen hatte er keine, nur die, die vorher schon da waren. Was war das? Normalerweise dürfte er sich überhaupt nicht mehr bewegen können. Vorsichtig nahm er den Arm runter und blinzelte. Ashray saß neben ihm auf dem Boden und starrte vor sich. Die Horde an Dämonen schien ziemlich überrumpelt zu sein, jedenfalls zeugten ihre Blicke von absoluter Verständnislosigkeit.

"Ein Bannkreis." Es war nur ein leises Murmeln des Rothaarigen und dennoch verstand Keika. Er sah ihn an. "Warst du das?" Ein Kopfschütteln war alles, wozu der Rotschopf gerade in der Lage war. "Das kann ich nicht ... konnte ich noch nie wirklich ..." Klar, Ashray war ein Halbdämon. Wahrscheinlich lag es daran, dass er keine Bannkreise spannen konnte und selbst wenn, so einen starken Bannkreis würde er sicher nicht halten können.

Fragend sah Keika hinter sich und Ashray tat es ihm gleich. Wenn es keiner von ihnen beiden war, dann musste es zwangsläufig Teiou sein ... aber der lehnte immer noch bewusstlos an der Wand.

Ein verdächtiges Knarren lies Keika aus seinem tranceartigen Zustand aufschrecken. Sein Blick ging zur Felsdecke, die hier recht niedrig war. Tiefe Furchen und Risse durchzogen sie und es knarrte ziemlich. Der Bannkreis musste den gesamten Schlag auf die Decke abgeleitet haben. Vereinzelt rieselten Staub und kleine Steinchen auf sie herab. "Das bricht zusammen ...", flüsterte Ashray leise. Man merkte, dass er noch genauso unter Schock stand, wie Keika selbst.

"Stimmt, es stürzt ganz sicher ein." Ein Lachen war zu hören. "Ich habe keine Ahnung, wie ihr das gerade gemacht habt, aber anscheinend habt ihr das nicht bedacht." Der Schwarzhaarige Dämon deutete hoch zur Decke. Nun lachte die ganze Gruppe höhnisch und auch ein sehr helles Lachen konnte Keika raushören.

Eine zierliche Gestalt mit goldenen Locken trat aus der Horde an grobklötzigen Chimären hervor. "Lili ..." "Du erinnerst dich also an meinen Namen, wirklich schön." Sie kam noch ein Stück näher, so dass sie nun vor den vielen Gestalten stand, direkt hinter ihr stand Koriko, ebenfalls ein Stück vor den anderen.

"Weniger schön finde ich, dass du mir mein Spielzeug weggenommen hast." Völlig irritiert sah Keika sie an, aber anstatt ihm zu antworten deutete sie nur auf Keika, beziehungsweise viel mehr hinter Keika, auf ... Teiou.

Einen kurzen Blick riskierte Keika hinter sich. Teiou stand da. Aufrecht und den leeren Blick auf sie gerichtet. Sein Gesicht wirkte trotzdem sehr ernst, nicht mehr ängstlich, wie noch vorhin die ganze Zeit.

"Was hast du mit ihm vor?" Keika wandte sich wieder der goldgelockten Schönheit zu, die stehengeblieben war und geheimnisvoll lächelte.

"Was ich vor habe? Er ist doch ein hübsches Geschöpf. Als Schmuckstück macht er sich doch ganz gut." Ihr Blick ruhte nun auf Keika. "Sollte dir das nicht bekannt vorkommen? Ich meine du wurdest von diesen Geschöpfen zu keinem anderen Zweck gehalten. Für dich sollte es eigentlich eine Genugtuung sein, einen dieser Himmelsbewohner so zu sehen." Während sie sprach betonte sie das Wort Himmelsbewohner so seltsam, dass Keika ein kalter Schauer über den Rücken lief und Ashray ging es nicht viel besser.

Total entsetzt sah er sie an. "Teiou hält mich nicht als Schmuckstück!", zischte er ziemlich aufgebracht. Lili sah ihn irritiert an. "Wer ist Teiou?" Keika hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt. Warum musste er jetzt alles noch komplizierter machen und ihr auftischen, dass er mit Teiou zusammen war, und dass dieser Himmelsbewohner, den sie da hatte, Teiou war? Aber da sie eh keine Chance im Kampf hatten konnte er so wenigstens Zeit schinden, wobei er nicht wirklich wusste wozu, aber vielleicht würde ihm, oder dem Rotschopf, noch was einfallen.
 

~*~*~
 

Ashray sah Keika erwartungsvoll an. Die Dämonen vor ihnen schienen alle noch immer ratlos wegen dem Bannkreis, der quasi aus dem Nichts aufgetaucht war, oder sie waren von dem Gespräch irritiert, welches Keika mit dieser Dämonin führte. Er sah kurz zu Teiou, der immer noch hinter ihnen stand und ins Leere starrte.

Wenn er ihn jetzt schnappte und rannte, könnte er ein ganzes Stück weit kommen, aber was war mit Keika? Konnte er den zurück lassen? Teiou würde ihm die Hölle heiß machen, wenn er erstmal wieder bei vollem Bewusstsein und Keika nicht da war. Wahrscheinlich war abwarten besser. Aber ...

Sein Blick wanderte wieder zur Decke, wo sich jetzt breite Risse durchzogen. Wie lange würden sie noch abwarten können, ohne zu sterben? Erschlagen von einem Stein. Nein, da wollte er doch lieber im Kampf sterben.

"... Das ist Teiou!" Keika zeigte auf den Schwarzhaarigen, der hinter ihnen beiden stand. Sein Gesicht sah so furchteinflößend und wütend aus, dass Ashray fast Angst bekommen hätte, aber Keikas Wut richtete sich gegen diese Dämonin. "Und er gehört mir! Ganz alleine mir! Ich liebe ihn und ich überlasse ihn euch ganz sicher nicht!"

"Was jetzt? Du gehörst ihm oder er dir?" Lili sah ihn belustigt an. "Teiou ist ..." Er wollte gerade antworten, als ihn etwas an der Schulter fasste und zurück riss.

"Schluss mit eurem netten Plausch. Wir haben bei weitem Besseres vor, als hier dumm rum zu stehen." Sein Blick traf Keika, der sichtlich überrascht war. "Schnapp dir deinen Freund und lauf!", zischte er leise, dann trat er noch einen Schritt vor und starrte die Dämonenhorde an.

"Spielst dich so auf, Kleiner? Gegen uns hast du nicht den Hauch einer Chance." Koriko stand nun neben Lili und funkelte ihn an. "Du stirbst hier, zusammen mit diesem Keika."

"Werden wir ja noch sehen." Mit einem Mal hatte Ashray seine Streitaxt Zanyousu in der Hand, welche er nun auf die beiden richtete. Hinter sich hörte er Schritte. Er konnte nur annehmen, dass das Keika war, der seinem Rat folgte und lief.

"Du bist kein normaler Dämon." Mindestens ein Dutzend Augenpaare ruhten auf ihm und sahen ihn völlig erstaunt an.

"Schön, habt ihr das auch schon gemerkt? Idiotisches Pack. Ich hasse die Dämonen!" Irgendwie war er gerade tierisch wütend. Warum wusste er nichtmal genau. Vielleicht nur, weil sie praktisch in die Enge getrieben worden waren. Jedenfalls kam sein ganzer Hass auf dieses Volk von seltsamen Kreaturen wieder hoch. Das er selbst zur Hälfte einer war, interessierte ihn gerade herzlich wenig. Außerdem kamen sie so wenigstens mal vorran. Er würde diese Deppen aufhalten und Keika konnte mit Teiou fliehen. Einholen würde er sie mit Sicherheit noch.

"Ich bin Ashray Row La Dai, Kronprinz des südlichen Reiches und Generalfeldmarschall des Himmels! Und ihr habt euch an meinem Freund vergriffen. Hättet ihr besser lassen sollen ..."
 

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"Ist wirklich alles in Ordnung mit Euch? Ihr seht noch recht blass aus." Tia blinzelte leicht. Er saß in seinem Sessel, vor dem Spiegel und hielt sich den Kopf. Vor ihm stand Soryuou, der Tenno des Ostreiches. "Geht schon", murmelte er leise vor sich hin.

"Na wenn Ihr meint ..." Der Schatten vor ihm trat ein paar Schritte zur Seite und Tia konnte sich denken, dass er sich wieder dem Spiegel zugewandt hatte.

Seufzend ließ er sich tiefer in den Sessel sinken und schloss die Augen. Das gerade eben war furchtbar knapp gewesen. Wenn dieser Schlag die drei getroffen hätte, wäre nichts von ihnen übrig geblieben, da war er sich ganz sicher.

Leise hörte er Soryuou vor sich hin murmeln. "Was ist? Sind sie ..." Er sah zu dem Tenno, der gebannt in den Spiegel sah, blieb aber weiter in seinem Stuhl sitzen. "Ashraous Sohn, er will anscheinend kämpfen. Er hat seine Streitaxt gezogen." "Das Zanyousu? Zeigt her ..." Während er noch sprach sprang er auf und stand wieder neben Soryuou. Allerdings war ihm schwindlig und er musste sich an seinem Schreibtisch abstützen.

Der Ältere sah ihn an, seufzte leise, faste ihn dann bestimmt an den Schultern und drückte ihn wieder in seinen Sessel zurück. "Ihr bleibt besser noch sitzen. Das eben scheint nicht ganz spurlos an Euch vorbeigegangen zu sein, Shuten-dono." Er betrachtete den Blonden kurz nachdenklich.

Manchmal fragte er sich wirklich, wie ein so junger Mann es schaffte, dieses Amt des höchsten Würdenträgers zu bekleiden. Seine Kräfte waren außerordentlich stark, wie er es eben unter Beweis gestellt hatte. Er hatte einen Bannkreis gezogen, durch den Spiegel hindurch und mit diesem den Schlag von mindestens einem Dutzend Dämonen abgewendet. Danach war er zwar in sich zusammengesackt, aber solch eine Kraft hatte Soryuou noch nie gesehen. Nicht einmal bei seinem Jüngsten Teiou, der als stärkster Kämpfer des Ostens galt und auch über enorme magische Fähigkeiten verfügte.

Tiarandear blieb sitzen. Der alte Tenno hatte Recht. Es war besser für ihn, zumal er seine Kräfte eben so ziemlich überstrapaziert hatte. Noch einmal würde er nicht in der Lage sein die Drei zu beschützen. Den restlichen Weg schafften sie hoffentlich alleine. Wenn nicht ...

... wenn nicht, dann würde er drei Freunde auf einmal verlieren. Und diese Drei waren so ziemlich seine einzigen.

Er schüttelte den Kopf. An sowas durfte er nichtmal im Ansatz denken.

Langsam drehte er den Kopf in Richtung des Spiegels um einen Blick auf diesen zu erhaschen. Aus dieser Entfernung war es zwar schwierig etwas genaues zu sehen, wegen der ständigen Dunkelheit, die dort unten herrschte. Gerade als er die schwarze Fläche fast ganz im Blick hatte, färbte sich diese in ein dunkles, leuchtendes Rot.

"Was passiert da?" Fragend sah er zu Soryuou, der das Bild anstarrte. "Der Kleine tut es wirklich. Er greift sie an ..."
 

~*~*~
 

"RETSU SHOUKEN RYOU!" Der Ruf hallte durch den ganzen Dom und die unzähligen Felswände, die sich hier durchzogen, warfen Ashrays Worte hundertfach zurück.

Völlig außer Atem drehte sich Keika kurz um. Ein warmer Luftschwall wehte ihm ins Gesicht und am Ende des Ganges, wo der Felsendom sich öffnete, glühte alles tief rot.

Er stolperte mit Teiou an der Hand so gut es eben ging den Gang entlang. Sein Fuß schmerzte bei jedem Schritt und sie waren dadurch auch nicht besonders schnell, zumal Teiou in regelmäßigen Abständen stehen blieb und versuchte ihn wieder zurück zu zerren.

Etwas huschte an ihnen vorbei und knapp vor ihnen tauchte ein roter Schopf mit einem Horn auf. "Du solltest schon viel weiter sein." Ashray fasst Teiou, der sich nun ziemlich wehrte, um das andere Handgelenk und hielt ihn fest. Keika war noch immer erstaunt, woher Ashray so viel Energie hatte. Entweder erholten sich seine Kräfte ziemlich rasch, oder er hatte übermäßig viel Kraft. Außerdem hatte er auch noch ein ungeheures Tempo drauf.

"Komm weiter. Ich habe nicht alle erwischt, aber den Großteil." Er zog sie durch den Gang. Keika versuchte mühsam mit ihm Schritt zu halten. Ab und zu sah er hinter sich, konnte aber nichts erkennen. Zu hören war auch nichts, außer ein leises Knirschen und Knacken. Mit einem unguten Gefühl sah er zur Decke. Die Risse, folgten ihnen und dehnten sich immer weiter aus. Der ganze Gang war marode. Ein weiterer Schlag und alles hier würde zusammenbrechen. Der Gang würde dann in Trümmern liegen und sie darunter begraben.

Eine Art Blitz zuckte an ihm vorbei und schlug vor ihnen in die Decke ein, woraufhin sich ein riesiger Fels löste und herunter krachte. "Jetzt habe ich dich. Keika!"

Vor Schreck war Keika gestolpert und kniete nun knapp vor dem Felsen auf dem Boden. Er drehte sich um. Nur die goldgelockte Dämonin war da, keiner der anderen Gestalten. Hatte Ashray sie alle erledigt?

"Warum tust du mir das an, Lili? Was ist aus deinen Prinzipien geworden? Aus unserem Traum, deinem Traum, von der Welt, in der alle gleich sind? Warum willst du mein Glück zerstören? Warum? Ich dachte du hättest mich mal geliebt?"

Sie stand da und starrte ihn an. "Ich habe dich vieles gelehrt Keika. Aber schon alleine gegen meine Prinzipien hast du dich doch gestellt. Es gibt keine emotionalen Bande. Schon gar nicht zwischen zwei verschiedenen Arten. Du kannst diesen Himmelsbewohner nicht lieben. Man kann niemanden lieben. Und mein Traum? Träume ändern sich. Ich will eine gerechte Welt. Die Himmelsbewohner haben schon viel zu lange alles für sich beansprucht, jetzt sind die Dämonen an der Reihe und der Himmel wird uns dienen."

Sie lachte, aber ihr Lachen hatte nichts mehr von der Wärme, die Keika sonst immer gespürt hatte. "Dein Freund, dieser Teiou, wird unser erster Diener. Und diesen Ashray behalten wir auch hier. Für dich gibt es keine Verwendung. Du bist ein Verräter Keika. Ein Verräter an unserem Volk! Du stirbst!" Entsetzt starrte Keika sie an. Zum ersten Mal hatte er das Gefühl, dass sie wirklich das war, was man Dämon nannte. Er biss sich auf die Unterlippe.

"Ich werde nicht sterben. Ganz sicher nicht. Von dir lasse ich mich nicht töten."

"Schön. Ich hatte auch nicht vor dich zu töten. Das überlasse ich anderen." Sie lächelte verräterisch. Keika sah sich um. es war niemand hier außer ihr, ihm, Ashray und ... Teiou.
 

~*~*~
 

Keika wirbelte rum und sah auf den Felsen knapp hinter sich, hinter dem Ashray stand, welcher immer noch Teiou festhielt, der sich immer noch in seinem Griff wand. Mit einem Mal riss sich der Prinz des Ostens los und der Rotschopf ging mit einem knappen Laut der Überraschung zu Boden. Geschickt sprang Teiou über die Felstrümmer, die den Gang halbwegs versperrten und trat zwischen Keika und Lili. Sein Blick war leer, dennoch wirkten seine sonst so blauen Augen kalt wie Eis.

"Möchtest du noch was sagen? Ich denke nicht. Verabschiede dich Keika. Denn jetzt ist es für dich vorbei." Sie lachte, schnippte einmal kurz mit dem Finger und trat einige Schritte zurück.

Noch immer auf dem Boden liegend starrte Keika den Dunkelhaarigen an, der sich vor ihm aufgebaut hatte. Keiner würde es überleben, wenn Teiou seine gesamte Macht in diesem engen Gang heraufbeschwören würde. Er schluckte. "Teiou ... tu es nicht. Bitte ...", wisperte er leise.

"Hyakugeki Hyakuchu ..." 'Das ist die lange Beschwörung', schoss es Keika durch den Kopf. Kein einfacher Schlag, wie er ihn gegen die Schramm anwandt. Keika hätte mit etwas weniger mächtigem gerechnet. So würde es wohl auf jeden Fall tödlich ausgehen.

Etwas griff ihn unter die Armen und zog ihn hinter den Felsen. "Ashray ..." Der Rothaarige sah auf Teiou, der mit erhobenen Händen da stand und weiter sprach. "... Tatsumaki ..."

"Je weiter weg wir kommen, desto besser für uns." Er klemmte sich Keika mehr oder weniger unter den Arm und rannte eilig durch den Felsgang weiter.

"... Raikoudan!!" Teious Stimme hallte von den Wänden wider. Mit einem Mal war alles um sie gleißend hell. Es krachte laut. Sie wurden nicht direkt getroffen, vielmehr hatte Teiou den Schlag komplett auf die Decke gerichtet, von der nun Felsbrocken regneten. Der ganze Gang war erschüttert worden und bebte noch immer.

Panisch drehte Keika sich um. "Lass mich los. Wir müssen Teiou holen." "Und wie bitte? Wir werden dabei sterben." Ashray sprang weiter von links nach rechts zwischen den Brocken her. Auf einmal hörte der Steinregen auf und Ashray blieb völlig perplex stehen."Hol Teiou! Ich halte die Steine solange." Keika starrte Ashray fest entschlossen an und seine Stimme war ungeheuer befehlend. "Hol Teiou!"

Sie befanden sich in einer Röhre aus Wind. Keika saß nun auf den Boden und konzentrierte sich darauf, diese aufrecht zu erhalten. Es kostete ihn viel Kraft, die er vermutlich nicht gehabt hätte, wenn er nicht die von diesem Wassermagier abgezogen hätte. Es dauerte nicht lange, dennoch kam es ihm wie Stunden vor, bis Ashray mit dem wieder bewusstlosen Teiou über der Schulter auftauchte.

Er packte Keika im vorbeigehen am Handgelenk, zog ihn auf die Beine und zerrte ihn hinter sich her.

"Ich kann nicht mehr. Bring erst Teiou weg. Ich komme nach. Oder du holst mich. Ich muss mich schon genug auf den Wind konzentrieren." Zunächst sah der Prinz des Südens ihn widerwillig an, ließ ihn dann aber los und beeilte sich mit Teiou aus dem engen Gang zu kommen. Keika blieb zurück.

Mit geschlossenen Augen hockte er da und konzentrierte sich nur noch auf seine, sich immer weiter erschöpfende, Kraft und den Wind.
 

~*~*~
 

Außer Atem erreichte Ashray eine Halle, die ihm seltsam bekannt vorkam. Es war die, wo er sich hinter den Tropfsteinen versteckt hatte, nachdem diese Dämonen sein Horn gesehen hatte. Das alles war schon so unglaublich lange her, jedenfalls kam es ihm so vor.

Vorsichtig setzte er Teiou ab und lehnte ihn an die Wand. Ein ohrenbetäubender Lärm ließ ihn herumfahren. Der Gang! Unzählige Steinchen rieselten herunter und Felsbrocken knallten auf den Boden. Keika musste seine Kräfte erschöpft haben.

Entsetzt sah er auf den Eingang des Ganges. Da würde er nicht lebend rauskommen. In ihm krampfte sich etwas zusammen. Das durfte nicht sein. Sie waren so nah am Ausgang und jetzt ... Keika war ... tot.

Er biss sich auf die Unterlippe. Das durfte nicht sein. Nein das durfte einfach nicht sein! Wozu hatten sie das alles gemacht? Damit Teiou und Keika zusammen sein konnten! Jedenfalls war das einer der Hauptgründe. Und jetzt? Alles vorbei? Alles umsonst? Er hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, wie es wäre, hier unten zu sterben. Es war klar, dass sie entweder alle rauskamen, oder keiner. Aber nicht nur zum Teil, ohne Keika, oder ohne ...

Er fuhr herum und starrte den bewusstlosen Teiou hasserfüllt an. "Was hast du gemacht! Wie konntest du das nur tun?" Er schrie ihn an, faste ihn an den Schultern und rüttelte ihn feste. "Idiot. Bringst den um, der dir am liebsten ist! Wie kannst du das nur tun! Du ..." Mit voller Wucht schlug er ihm ins Gesicht. Er war so wütend. Teiou. Der war an allem Schuld. An allem ...

Langsam öffnete Teiou die Augen und sah seinen Kindheitsfreund an. "Keika ..." Wutentbrannt starrte Ashray ihn an. "Du hast ihn umgebracht Teiou. Keika ist tot. Da, schau ..."

Mit ausgestrecktem Arm deutete er auf den mittlerweile völlig versperrten Gang. Da war kein durchkommen mehr. Er würde nicht mal mehr nach ihm suchen können, wenn er das überhaupt wollte.

Der Schrei eines Vogels ließ ihn aufmerken und brachte ihn dazu von Teiou abzulassen, den er jetzt wieder schüttelte. Das Getöse des einstürzenden Felsens war immer noch deutlich zu hören, aber noch lauter hörte man den Schrei des Vogels.

Etwas leuchtendes schoss zwischen den Trümmern durch. Wie ein goldener Blitz. Ein großer Schatten war zu erkennen. Der Vogel musste riesig sein. "Ein Dämon." Entgeistert starrte Ashray den Schatten an, der auf sie beide zuschoss und einige Meter von ihnen entfernt auf dem Boden aufsetzte und nun einfach da stand. Das goldene Licht verschwand nun und das Geschöpf war deutlich erkennbar ...

... Hyogyoku.

Das Tier senkte seinen Kopf leicht und stupste etwas lebloses vor sich an, einen Schatten, den er vorher sachte dort abgelegt hatte.

Ashray schaffte es irgendwie seine Verwunderung zu überwinden und krabbelte auf den riesigen Hyogyoku und das Wesen zu. Es war Keika. Zwar hatte er ziemlich viele Kratzer und Schrammen abbekommen und an seinem Kopf klaffte eine ziemliche Platzwunde, aber er atmete, wenn auch recht flach.

Völlig erleichtert sah der Rotschopf den zerbrechlich wirkenden und blassen Keika an. Sie waren doch alle lebend rausgekommen. Jedenfalls fast.
 

~*~*~
 

Er schreckte auf, als er Stimmen vernahm und Schritte. Viele Schritte. Stiefel, die auf dem Fels alle den gleichen Laut hinterließen. Hinter einer Biegung tauchten Lichter auf. Fackeln und mit diesen Fackeln unzählige Gestalten. Dämonen ...

Etwas wacklig sprang er auf und stand vor Keika und Teiou und dem riesigen Vogel mit dem blaugoldenem Gefieder. In seiner Hand hatte er wieder das Zanyousu erscheinen lassen. Er würde kämpfen, auch wenn er eindeutig unterlegen war. Seine Kräfte waren mittlerweile auch erschöpft.

Der Fackelzug blieb stehen und er musste sich erst an die Helligkeit gewöhnen.

Erst jetzt fiel ihm auf, was das für Gestalten waren. Himmelssoldaten. Völlig erleichtert sank er auf die Knie.

Weiße Uniformen des Ostens, die Dunklen des Südens, die Farben des Himmelsturmes. Sie waren gerettet. Endlich war dieser Albtraum vorbei.

Eine schlanke Gestalt lief auf ihn zu. "Ashray. Ist alles in Ordnung mit dir?" Er spürte, wie sie ihn in den Arm nahm. "Schwester ...", brachte er leise hervor, dann verließen auch ihn die Sinne vor Erschöpfung.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von: abgemeldet
2008-03-23T18:51:53+00:00 23.03.2008 19:51
woaw ich hab richtig mitgefiebert...aber es ist ja doch noch alle sgut ausgegangen *fíuh*
ich dachte schon mit keikei wärs aus....
aberd as kannst du dienen lesern nicht antun gell ^^
Von:  _bloody_rose_
2007-06-15T10:53:30+00:00 15.06.2007 12:53
einfach nur unglaublich geil
ich bin total beeindruckt
voll fasziniert...
ich kann kaum dazu etwas sagen
ich...ich...ich bin echt sprachlos O.O
...einfach nur erstaunt wie hammer hart geil du schreiben kannst!!!!
das ist wirklich bewundernswert...ich hab richtig mitgefiebert!!!
und ich konnte mir alles genauso vorstellen...
wirklich respekt an deinen schreibstil und vorallem an deine fantasie!!!

schreib schnell weiter!!!
mit noch viel spannung!!!
LG die alex ^-^
Von:  Silverslayer
2007-06-01T20:58:51+00:00 01.06.2007 22:58
Aha! Und jetzt weiß ich endlich, warum der arme Keika in deinem Bild so ramponiert ausschaut *g*
Hab schon die ganze Zeit drauf gwartet. Laaange gewartet (kleiner seitenhieb am rande xD)
Aber dafür, dass du so viel "rumgebastelt" hast, is es doch super geworden. Die Arbeit hat sich also gelohnt.^^
Jetzt nur nicht aufgeben! Schnell! Schneller!
Biitte =^.^=
Von:  Youji_das_Stuntschaf
2007-06-01T01:42:25+00:00 01.06.2007 03:42
Hoi!
Woah, ich hab echt gedacht, jetzt is es aus mit Keika T.T
aber es ist ja nochmal gut gegangen, hoffe ich? Jetzt hoffe ich noch, dass Teiou wieder in Ordnung kommt, damit sich klärt, wie er überhaupt in die Gewalt der Dämonen kommen konnte!
*Kekse hinstell*
Wieder dickes Lob!
Von: abgemeldet
2007-05-31T17:43:03+00:00 31.05.2007 19:43
Mann, war das wieder spannend >.< Die ganze Flucht von den beiden hast du toll beschrieben. Ich konnte mir auch richtig gut vorstellen, wie Tia und Soryuou die ganze Zeit vor dem Spiegel kleben XD Und dann wird Keika auch noch verschüttet - ich dachte ich krieg einen Herzinfakt XD

Schön, dass sie jetzt gerettet wurden^^ Freu mich schon auf das nächste (letzte?) Kapitel x3
Von:  LindenRathan
2007-05-31T16:30:46+00:00 31.05.2007 18:30
Ein super Kapitel.
Man zittert richtig mit.
Alle Drei sind rausgekommen, wenn auch nur knapp.


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