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Move on to new Frontiers

Auf zu neuen Grenzen
von

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Dark Tower

~Agunimon~
 

Zischend und schnaufend fuhr Bumbelbee letztendlich in Holy Castle ein. Zwei Monate hatte die Fahrt gedauert, und Takuya war froh, das Trailmon nach so langer Zeit endlich verlassen zu können.

Zwar war es in Bumbelbees Abteil ganz gemütlich gewesen, doch auf Dauer eben auch ganz schön eintönig.
 

ShadowRenamon ging ihnen voraus durch den schön gestalteten Labyrinthgarten, zwischen dessen turmhohen Rosenhecken bildschöne Marmorstatuen und Springbrunnen standen.

Takuya war dankbar, dass Renamon sie führte; alleine hätte er den Weg durch den Schlosspark sicher nicht gefunden.

Als sie das Labyrinth schließlich verließen, ging es über goldgesäumte Kieswege zwischen Blumenbeeten hindurch auf ein sagenhaft schönes Schloss zu.
 

Renamon brauchte gar nicht an der riesigen Pforte zu klopfen, das Tor schwang auf, kaum dass die Legendären Digikrieger sich ihm näherten.

In der gigantischen, marmorverzierten Eingangshalle stand ein Digimon, das auf den ersten Blick wie ein strenger Bibliothekar aussah. Es trug eine altmodisch wirkende Perücke und lange Gewänder, die seine Füße – falls es welche hatte – völlig verdeckten. Die Roben unter seinem grünen Mantel wurden von einem seltsam deplazierten, rosaroten Nierenwärmer zusammen gehalten, in dem ein abgenutztes, grünes Buch steckte. Vor seinem linken Auge klemmte ein Monokel.

Agunimon klappte der Mund auf. „B-Bokomon?!“

„Bookmon, wenn ich bitten darf.“, korrigierte das Digimon streng, „Ich will ja nicht umsonst digitiert sein.“

„Aber er war trotzdem Bokomon.“, meinte Neemons etwas verpennte Stimme von weiter unten. Auf dem Boden lag etwas, das auf den ersten Blick wie ein dickes, gelbes Faultier aussah und rote Stampelhosen sowie eine farblich passende Schlafmütze mit Bommel trug.

Neemon war scheinbar auch digitiert, hatte sich dabei aber kaum verändert.
 

Seine Beine waren kleiner im Vergleich zum Rest seines Körpers, die Arme waren länger und endeten in je zwei gebogenen Faultierkrallen. Seine Ohren hingen durch die Schlafmütze etwas herab, deren Bommel baumelte vor seinem Gesicht herum. Seine Pyjamahosen hingen etwas tiefer, über den ausgeleierten Gummizug lugte ein kurzes Fellschwänzchen.

Sein dummer, verpennter Gesichtsausdruck jedoch war noch immer derselbe wie vor einem Jahr.
 

Etwas umständlich bemühte sich das Digimon auf die Hinterläufe und gähnte ausgiebig.

„Nun, wie auch immer.“, meinte Bookmon ungerührt, „Jedenfalls haben wir hier auf euch gewartet.“

„Tja, unser Zug war ja leider etwas langsam...“, grinste Agunimon verlegen, „Aber ein anderer fuhr eben nicht.“

„Könnten wir jetzt vielleicht endlich erfahren, warum konkret wir hierher geholt wurden und was genau man von uns erwartet?“, knurrte Wolfmon ungehalten.

Er hatte sich gut von seiner Grippe erholt und inzwischen wohl auch zu seiner üblichen schlechten Laune zurückgefunden.

ShadowRenamon trat etwas scheu hervor und verbeugte sich kurz vor Bookmon.

„Die drei heiligen Engel ließen mir eine Nachricht zukommen, ich sollte...“

„...hierher kommen. Du bist also das schwarz weiße Renamon, von dem mein Kleiner gesprochen hat. Gut, kommt mit. Die heiligen Engel erwarten euch im Speisesaal.“
 

Es warf einen verächtlichen Blick zu BigNeemon, der noch immer verplant in der Gegend herumstand. „Und du zieh deine Hose hoch, das ist ja unanständig!“

„Das ist deine Schuld.“, klagte das Faultier, „Du hast den Gummi ausgeleiert.“

Wütend stellte sich Bookmon hinter ihn. Mit beiden Händen packte er den Gummizug der Hose und riss ihn so plötzlich nach oben, dass BigNeemon kurz in der Luft hing und wie ein nasser Sack tiefer in die Hose rutschte. Als die Hose weit genug oben saß ließ Bookmon los und der Gummi schnalzte mit einem unangenehmen Geräusch zurück.

Neemons Augen wurden tellergroß und er blieb einige Sekunden vor Schmerz erstarrt stehen, bevor er einfach nach hinten umkippte und auf dem Boden weiterschlief.
 

Die Digikrieger hielten es für besser, dem keine Beachtung zu schenken, und folgten Bookmon, der das Faultier am Gummizug in den Speisesaal mitzog.
 

„Da bist du ja endlich, Mampapa, wir warten schon!“

Die kindliche, naive Stimme des Engeldigimons schien im ersten Moment genauso wenig zu seinem erwachsenen Äußeren zu passen wie der alberne Nierenwärmer um seine Taille. Jedoch nur auf den ersten Blick, denn Patamon benahm sich noch immer wie ein kleines Kind.

Ungeduldig schob er Bookmon, den er inzwischen größentechnisch um mindestens einen halben Meter übertraf, in den Speisesaal und fiel dann jedem der sechs Digikrieger der Reihe nach um den Hals.

„So schön euch alle wiederzusehen, Freunde“, meinte er und drückte Wolfmon und Löwemon noch mal extra fest an sich, „Ich hab euch ganz doll vermisst.“

„Wir dich auch, kleiner.“, meinte Blitzmon. Seine Stimme klang, als würde er grinsen, auch wenn sein Gesicht das nicht zeigte. Nun, zu wie viel Mimik waren die Kiefer eines Insektes auch fähig?

„Und groß geworden bist du...“, bemerkte Fairymon, „Lass dich doch mal ansehen.“
 

„Ja, ne?“, meinte der Engel und stellte sich so hin, dass man ihn gut betrachten konnte. Er hatte die Gestalt eines großen, muskulösen Mannes, sein langes, goldblondes Haar ging ihm fast bis zu den Knien. An seinen Schultern saßen insgesamt sechs gefiederte Flügel. Der rosarote Nierenwärmer passte farblich gar nicht zu seiner ansonsten in weiß und dunkelblau gehaltenen Kleidung.

„Ich bin aufs Adult-Level digitiert, jetzt heiße ich Angemon.“

„Das freut mich für dich.“, meinte Takuya, „Aber ich schätze mal, wir sollten uns langsam auch im Speisesaal einfinden? Immerhin winkt Bookmon da hinten schon seit ner geraumen Weile mit dem Zaunpfahl...“
 


 

~ShadowRenamon~
 

Renamon folgte den anderen schweigend in den Speisesaal.

Er selbst hatte zwar viel Zeit in der Nähe des Schlosses zugebracht und kannte die Gärten und Vorhöfe fast besser als seine richtige Heimat, doch Holy Castle selbst hatte er nie betreten.

Auch die drei heiligen Engel hatte er nie persönlich getroffen, die Nachricht, die ihn wieder hierher geführt hatte, war das erste Mal, dass sie sich an ihn persönlich gewandt hatten.
 

Er war deutlich überrascht von Angemons unautoritärem Auftreten. Er benahm sich wie ein Kind, ganz anders, als man es von einem so hochrangigen Digimon erwarten würde. Seine gefiederten Flügel schienen keinen Moment stillhalten zu wollen, er flatterte unablässig mit ihnen, während er die Digikrieger zu ihren Plätzen an der langen, reich gedeckten Tafel dirigierte.
 

Renamon setzte sich scheu auf den ihm zugewiesenen Platz neben Chakmon.

Am anderen Ende des langen Tisches saßen die drei heiligen Engel. In der Tat jedoch war Angemon das einzigen von ihnen, das in seinem jetzigen Zustand ein Engeldigimon war. Neben ihm saß ein Gatomon, neben diesem wiederum ein Antylamon; beides also Tierdigimon, die wohl erst im späteren Verlauf ihrer Digitation wieder zu Engeln werden würden.
 

Bookmon und BigNeemon wuselten um den Tisch herum und brachten das Essen, auf das sich die sechs Helden auch gleich stürzten. Renamon zögerte etwas, bevor er auch zu essen begann.

Er fühlte sich zwischen all diesen bedeutenden Persönlichkeiten irgendwie klein und nichtswürdig.
 

Nachdem sich alle durch die ersten paar Gänge gefuttert hatten und es etwas ruhiger wurde, stand Gatomon auf und räusperte sich.

„Ihr habt euch sicher bereits gefragt, weshalb wir euch wieder in die Digiwelt und nach Holy Castle gerufen haben.“ Auf ein knappes Nicken der Digikrieger und Renamon führ die Katze fort: „Vielleicht habt ihr sogar schon vermutet, dass es mit den seltsamen Geschehnissen der letzten Zeit zusammenhängt.“

Wieder ein Nicken. Gatomon schien einen Moment zu überlegen, wie sie fortfahren sollte, dann sagte sie: „Das ist durchaus der Grund dafür. Nur wären diese kleinen, zwar beunruhigenden Vorkommnisse doch nicht groß genug, euch mitten in der Nacht in die Digiwelt zu teleportieren, wie es Antylamon auf meine Bitte hin getan hat.“

Sie schien dabei hauptsächlich die Legendären Digikrieger anzusprechen, denn Renamon war ohnehin in der Digiwelt gewesen.
 

„Nun haben wir jedoch eine seltsame Warnung bekommen, diese Vorkommnisse seinen nur ein Vorbote des wahren Übels, und nur diejenigen Krieger, die auch Lucemon zu stürzen vermocht hatten, würden in der Lage sein, das Grauen zu stoppen. Nachdem diese Prophezeiung von keiner Geringeren als meiner kleinen Schwester Nefertimon kam, dachte ich mir, es sei besser, euch schon mal hierher zu holen und in der Zwischenzeit herauszufinden, um wen oder was es sich bei diesem ‚Übel’ handelt.“

Die schneeweiße Katze setzte sich wieder und überließ Angemon das Wort.

Mit einem Mal vollkommen ernst stand auch dieser auf. Er erinnerte in keinerlei Hinsicht mehr an das kindische, verspielte Engelchen von zuvor.

„Während ihr mit Bumbelbee auf dem Weg hierher wart, haben wir Boten durch die ganze Digiwelt geschickt, um die Ursache der Zeit- und Dimensionsverschiebungen zu ermitteln und die verschwundenen Kinder zu finden. Dabei fanden wir heraus, dass ein gewisses ‚Deemon’, ein unangenehmer Zeitgenosse, der bisher nur durch schlechtes Benehmen und dumme Sprüche aufgefallen war, mit seinen dunklen Kräften hinter den Verschiebungen steckt.

Die entführten Kinder befinden sich vermutlich in seinem Stützpunkt, einem schwarzen Turm in der nähe der Todeswüste.“
 

Angemon schnippte kurz in die Finger, worauf hinter ihm ein Bildschirm erschien.

Darauf war eine zerklüftete Felslandschaft zu sehen, in deren Mitte ein schlichter, schwarzer Turm stand. Am unteren Ende des Turmes befand sich eine Art Eingang, der im Vergleich zum Turm selbst geradezu winzig wirkte.
 

„Dieser Turm sendet unheimliche negative Energien aus.“, erklärte Angemon, „Er ist vermutlich nicht nur Deemons Hauptquartier, sondern auch die Ursache für die Störungen in der Raum-Zeit-Sphäre.“

„Aus diesem Grund möchten wir, dass ihr Deemon für uns erledigt und ihn mitsamt seines Turmes zerstört.“, fuhr nun Antylamon fort, „Und du, ShadowRenamon, wirst sie begleiten. Die Legendären Digikrieger leben in einer Welt, die zwar recht nahe an unsere grenzt, aber doch ganz anders ist. Du bist viel in der Digiwelt herumgereist und verfügst nicht nur über großes Wissen, sondern auch über eine erstaunliche Kombinationsgabe. Mit diesen Fähigkeiten wirst du den Helden eine große Hilfe bei ihrer Aufgabe sein.“

Er hob eine seiner großen Pfoten und ließ eine glänzende Kugel auf den Fuchs zuschweben.

Als er sie auffing, verschwand sie, doch zugleich erfüllte eine angenehm warme Kraft seinen Körper.

„Mit dieser Energie wirst du in der Lage sein, auf das Adult-Level zu digitieren, wann immer es nötig ist. Dennoch möchte ich dir davon abraten, dich zu überschätzen; überlass das Kämpfen den Legendären Kriegern.“
 

Renamon nickte dankbar und verbeugt sich vor Antylamon. „Ich werde mein Bestes geben, die Legendären Krieger mit meinem Wissen zu unterstützen.“

„Dessen bin ich mir sicher.“, mischte sich nun Agunimon ein, „Also worauf warten wir? Nehmen wir uns diesen Deemon zur Brust!“
 


 

~Blitzmon~
 

Gesagt, getan. Kaum, dass Takuya, stellvertretend für das gesamte Team, dem Anliegen der Engel zugestimmt hatte, hatte Antylamon die sieben Digimon auch schon in die unmittelbare Nähe dieses furchtbaren Turmes teleportiert.
 

Die Gegend war noch um einiges trostloser, als sie auf dem Bildschirm in Holy Castle ausgesehen hatte. Die Luft war staubtrocken, der Boden bestand aus festgetretener Asche, die nur von weitem wie Gestein ausgesehen hatte. Kein Wind rührte sich, es war weder warm noch kalt, weder hell noch dunkel.

Tatsächlich schien es in dem ganzen Gebiet kein einziges der zehn Elemente zu geben, denen die Legendären Krieger angehört hatten.
 

Der unheimliche Turm selbst, dessen negative Ausstrahlung aus dieser geringen Entfernung selbst für einen Laien wie Junpei deutlich spürbar war, schien aus purem Hass zu bestehen. „Mann...“, meinte Blitzmon erstaunt, „Das Ding ist ja viel größer, als ich gedacht habe. Auf Angemons komischem Bildschirm sah der Eingang noch so klein aus, aber das Ding ist locker groß genug, dass wir alle in unserer B-Hybridform übereinander durchpassen würden!“

„Wir sind aber nicht die Bremer Stadtmusikanten.“, meinte Fairymon neckend.

„Wer sind denn die Bremer Stadtmusikanten?“, wollte Renamon wissen. Gerade, als Tomoki es ihm erklären wollte, unterbrach Löwemon:

„Ohne jetzt stören zu wollen, aber... sollten wir vielleicht langsam mal los?“

„Ist doch egal, gehen wir einfach.“, meinte Wolfmon gleichgültig und schritt auf die riesige Öffnung am Fuß des Turmes zu.

Die anderen folgten ihm eilig.
 

Ein fürchterliches Donnern begrüßte sie, als sie eine Art Ebene betraten, in dem allerlei merkwürdiges Gerät herumstand. Baumhohe Antennen ragten seltsam verdreht und verwinkelt in Richtung des tiefschwarzen Himmels, Blitz und Donner wüteten wie wild über das dichte Wolkenmeer und schlugen in breiten, gezackten Lichtsäulen in die Antennen ein.

Der Lärm war ohrenbetäubend.
 

Ihrem gesunden Verstand und den mahnenden Worten ihrer Grundschullehrer und Eltern folgend drückten dich die Helden so nah es ging auf den staubigen Boden.

Keiner von ihnen, abgesehen vielleicht von Blitzmon, konnte zuverlässig einschätzen, wie viel Volt ein solcher Blitz hatte – aber sie alle wussten, wie viel in etwa von ihnen übrigbleiben würde, wenn einer davon jemanden traf.

Wenn ihr Lehrer schon wegen der Blitze in der Menschenwelt solche Warnungen aussprach, sollte man hier erst recht nichts riskieren.
 

Nur Blitzmon wagte nach einiger Zeit aufzustehen. Er war immerhin der Legendäre Krieger des Donners, da konnte er sich ja schlecht von ein paar Blitzen einschüchtern lassen.

Und einer musste ja mal die Gegend auskundschaften... Man war ja nicht nur so aus Spaß hier.
 

All seinen Mut zusammennehmend, flog der blaue Käfer nach oben. Schon traf ihn auch der erste Blitz, doch wie erwartet hielt Blitzmons stählerner Körper dem Strom nicht nur stand, sondern war zugleich in der Lage, die ganze Elektrizität in sich aufzunehmen.

Der Schlag war jedoch nicht alleine gekommen. Blitzmon hatte etwas auf seinem Kopf gespürt, was sich anfühlte wie ein Stein, den jemand nach ihm geworfen hatte.

Als er sich nachdenklich den Kopf rieb schoss auch schon der nächste Angriff auf ihn zu. Dieses Mal traf ihn was immer es war direkt ins linke Auge.
 

Junpei heulte gequält auf. Das würde ein schönes Feilchen geben...

Mit Tränen in den Augen sah der Krieger sich nach dem Übeltäter um. Sehen konnte er nicht, was da mit irrem Tempo auf ihn zuschoss und ihn von allen Seiten angriff, dafür war das Etwas zu klein und zu schnell.

Gleichzeitig schien es elektrisch geladen zu sein – bei jeder Berührung mit Blitzmon gab es einen fürchterlichen Schlag und es flogen Funken in alle Richtungen.
 

Rasend vor Zorn und Schmerz schlug Junpei blind in die Luft. Blitzmons Donnerfaust traf auf einen kleinen, kugelförmigen Körper und schoss das winzige Digimon mit unbändiger Kraft in Richtung Boden.

Wie eine Bombe schlug das Wesen einige Meter neben dem Rest der Truppe ein und blieb reglos im Boden stecken. Sofort erschien auch der Digi Code um seinen winzigen Körper.
 

Blitzmon landete etwas verdattert neben dem kleinen Krater. Auch die anderen wagten sich vorsichtig heran, um zu sehen, was da genau gelandet war.

Das Digimon, das vor ihnen im Boden steckte, sah aus wie eine blaue Kugel mit Beinen. Der Rest seines Körpers war nicht zu sehen; Arme und Gesicht waren wohl beim Aufschlag unten gewesen.
 

Entschlossen zückte Junpei seinen D-Tector und scannte den Code, der das Digimon umgab.

Sofort digitierte das Wesen zurück. An Stelle des kleinen Balles saß dort nun eine grüner Wackelpudding mit Schnuller, von dem kleine Blubberblasen nach oben stiegen.

„Pabu...“, blubberte das Kleine traurig.

Junpei hob es vorsichtig hoch.

„Keine Angst mein Kleiner, jetzt wird alles gut... Dir wird keiner mehr was tun.“

Als das Digimon noch immer nicht zu weinen aufhörte, zog der Käfer eine Tafel Schokolade aus seiner Tasche. „Schau mal, magst du so was? Ja? Dann darfst du aber nicht mehr weinen, okay?“

Der Trick wirkte. Sofort hörte Pabumon auf zu weinen und nahm glücklich die Schokolade an, die ihm Junpei in mundgerechte Häppchen zerlegte.

Als es die Schokolade aufgegessen hatte, verschwand das Baby freudig durch ein Dimensionsloch nach Hause. Es winkte dem Käfer noch begeistert zu, bis das Tor sich wieder schloss.
 

„STAGE ONE: CLEAR.“ ertönte plötzlich eine Stimme, die besser in ein Videospiel gepasst hätte. „NEXT LEVEL START“
 


 

~Fairymon~
 

Die Landschaft um sie her verschwand plötzlich, die Digiritter und Renamon verloren den Boden unter den Füßen. Blitzmon und Fairymon begannen instinktiv zu fliegen, während die anderen haltlos in die Tiefe stürzten.
 

„Agunimon Slide Digitation zu... Vitramon!“, brüllte Takuya fast verzweifelt, da hob sich der gigantische Drache auch schon mit ein paar gewaltigen Schlägen seiner feurigen Flügel in die Höhe.

Die anderen saßen sicher auf seinem Rücken, offensichtlich froh, das der plötzliche Fall noch ein gutes Ende genommen hatte. Löwemon zitterte noch immer vor Angst und drückte sich fest an Wolfmons Brust. Vermutlich hatte ihn der freie Fall an seinen Sturz von der U-Bahn Treppe erinnert, der ihn vor etwa einem Jahr fast das Leben gekostet hätte.
 

„Ihr hättet uns ruhig auch helfen können.“, merkte Kouji verächtlich an, da weder Blitzmon noch Fairymon versucht hatten, sie zu fangen.

„Tut mir Leid...“, entschuldigte sich Junpei, „Das ging alles auf einmal so schnell...“

„Faule Ausreden...“, knurrte der Wolfskrieger und drückte seinen großen Bruder beschützend an sich.
 

„Leute, ich will ja nicht stören, aber könnte mal einer das Fenster zumachen?“, brummte Vitramon unter ihnen, „Hier zieht’s!“

Tatsächlich war ein unangenehm starker Sturm aufgekommen, der die brennenden Schwingen des Drachen zu dreifacher Größe aufbrausen ließ. Bei jedem Flügelschlag stoben Funken hoch, die größer waren als Chakmons ganzer Körper.

Sicherheitshalber packte Wolfmon seinen wild umherflatternden Schal und knotete ihn etwas fester, um nicht zufällig damit in die Flammen zu kommen.
 

Die Umgebung hatte sich vollkommen verändert. Boden war weit und breit keiner in Sicht, um sie herum gab es nichts als klaren, blauen Himmel. Der Sturm trieb kleine Wolkenfetzen durch die Luft, viel zu schnell, als dass man ihre Formen mit den Augen hätte erfassen können.
 

„Erst Donner, jetzt Wind... vielleicht müssen wir alle zehn Elemente durchlaufen, um nach oben zu gelangen.“, vermutete ShadowRenamon.
 

„Nun, scheint jedenfalls, als wäre ich jetzt dran.“, meinte Fairymon. Mit ein paar schnellen Flügelschlägen stieg sie nach oben und sah sich nach einem möglichen Gegner um.

Der Sturm schien ihre Flugfähigkeiten nicht einzuschränken, während Blitzmon und Vitramon ganz schon kämpfen mussten, um nicht in die falsche Richtung geweht zu werden.
 

Doch noch ein anderes Wesen im Raum schien von den heftigen Windverhältnissen wenig beeindruckt. Mit einem furchtbaren Kreischen stieß ein riesiges Vogelwesen vom Himmel, blieb mitten in der Luft stehen und schoss den Feuerschwall, der ihn bis dahin umgeben hatte, direkt auf Vitramon.

Reaktionsschnell konterte Chakmon den Angriff mit seinem kleinen Schneesturm; das Eis verdampfte Sekundenschnell zu nichts, doch auch der Feuerangriff verlor seine Kraft und kam nur noch in Form harmloser Funken auf die anderen nieder.
 

Das Digimon kreischte wütend.

Es sah aus wie Garudamon, dennoch war es nicht dasselbe, das Izumi bei ihrer Ankunft kennen gelernt hatte. Dieses hier war weiblich, ihr Gefieder war nicht rotbraun, sondern fast pink. Ihre himmelblauen Augen sahen Fairymon wie aus weiter Ferne an.
 

„Das ist ein Perfect-Level Digimon!“, warnte Renamon, „Es ist vielleicht sogar stärker als ihr!“

„Er hat Recht“, gab Wolfmon zu, „Im normalen Hybrid-Zustand sind wir nur etwas stärker als ein normales Adult-Level... Und von hier aus geht keine DoubleSpirit Digitation...“

“Selbst wenn“, brummte Vitramon, „Kannst du nicht fliegen. Und Aldamon käme bei dem Sturm auch nicht sehr weit... Ich kann mich so schon kaum halten, und das trotz meines Gewichts. Als Aldamon bin ich kleiner und leichter, da weht es mich doch weg wie ein Blatt im Wind!“
 

„Haltet ihr euch da raus, das ist meine Sache!“, fuhr Fairymon die Jungs an, „Das... das ist Piyomon...“

Verzweifelt suchte sie den Blickkontakt zu ihrer Freundin, doch deren Augen waren leer und kalt. „Piyomon, hörst du mich? Ich bin es!“
 

Der riesige Vogel wandte sich zu ihr um. Ausdruckslose, blaue Augen musterten die Fee.

„Gegner... Vernichten...“, murmelte sie wie hypnotisiert und schoss mit enormer Geschwindigkeit auf Fairymon zu.

Diese konnte nur mit Mühe dem halbherzigen Angriff ausweichen.

„Piyomon... Bitte...“

Mit wenigen, jedoch sicheren Flügelschlägen hob sich Garudamon zu einem erneuten Angriff in die Höhe. Fairymon ballte verzweifelt die Hände zu Fäusten.

Es half alles nichts, sie würde gegen Piyomon kämpfen müssen, um ihre Freundin zu befreien... So, wie Blitzmon das grüne Babydigimon befreit hatte.
 

„Fairymon Slide Digitation zu... Shutumon!“
 

Schnell wie ein Pfeil flog die schlanke Kriegerin auf das angreifende Digimon zu. Sie drehte ihren Körper immer schneller um die eigene Achse, konzentrierte sich auf den Sturm und ließ die Luft um sich herum mit wirbeln.

Bald schon spürte sie, wie der Wind ihrem Willen gehorchte; der Sturm änderte seine Richtung, ein Wirbelwind entstand um Shutumons Körper und raste mit zunehmender Drehgeschwindigkeit auf Garudamon zu.
 

Unfähig, dem gigantischen Sog standzuhalten, wurde Garudamon in den vernichtenden Strudel gerissen. Leuchtend rote Federn wirbelten durch die Luft, als Shutumons Wirbelsturm den riesigen Körper erfasste und mitriss.

Immer schneller drehte sich die Luft um die Windkriegerin, selbst Vitramon konnte trotz der großen Distanz kaum noch gegen den Sog ankämpfen.

Verzweifelt schlugen die riesigen Feuerschwingen auf und ab, bemüht, nicht näher an den tödlichen Tornado zu kommen. Blitzmon hatte sich gegen die gewaltige Drachenbrust gestemmt und schob nach Leibeskräften, um seine Freunde zu beschützen.
 

Die Kraft des Windspirits war gewaltiger als sie je gedacht hatten; Izumi war sonst immer die Schwächste von ihnen gewesen.

Davon war jetzt jedoch nicht mehr viel zu sehen, der Sturm, den sie entfacht hatte, ließ selbst ein Perfect-level Digimon wie eine leblose Puppe durch die Luft wirbeln.
 

Als Shutumon aufhörte, sich zu drehen, ließ der Wind nach. Der Tornado löste sich auf und Garudamons Körper sank leblos herab, umgeben von einem Digi Code. Shutumon scannte diesen und tauchte herab, um ihre geschwächte Freundin aufzufangen.
 

Piyomon öffnete erschöpft die Augen. „Fairymon? Bist du das...?“

Shutumon nickte. Sanft drückte sie den warmen Vogelkörper Piyomons näher an ihre Brust.

„Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte sie besorgt.

„Schon gut... nur ein bisschen schwindelig.“, beruhigte Piyomon sie, „Es geht schon.“
 

Ein weiterer Dimensionskorridor öffnete sich. Piyomons Heimat war in der runden Öffnung zu sehen. Etwas umständlich löste sich das Vögelchen aus Shutumons Armen.

„Ich muss nach Hause... Aber ich komme euch besuchen, sobald ich kann.“, sagte sie, während sie eifrig mit den kleinen Flügeln schlug, um sich in der Luft zu halten, „Viel Glück bei euren nächsten Kämpfen... Und passt auf wegen Deemon, er ist auf dem Ultimate-Level.“

Aufrichtige Besorgnis stand in Piyomons Augen geschrieben, doch gleichzeitig auch großes Vertrauen.
 

„Keine Sorge, von dem lassen wir uns nicht einschüchtern.“, Meinte Vitramon siegessicher.

Nun, da der Sturm nachgelassen hatte, konnte er wieder problemlos fliegen.

„Wir haben es schon mit wesentlich mächtigeren Gegnern aufgenommen.“, bestätigte Wolfmon und verschwieg dabei wohlweislich, dass sie im Moment nicht weiter digitieren konnten.
 

Die Sorge schwand aus Piyomons Blick und der kleine Vogel machte sich mit schnellem Flügelschlag auf in Richtung Heimat.

„Wir sehen uns auf jeden Fall noch mal, bevor ich wieder in meine Welt muss!“, rief Shutumon ihr hinterher, „Versprochen!“
 

„STAGE TWO: CLEAR“, ertönte wieder die mechanische Stimme, als sich der Korridor geschlossen hatte, „NEXT LEVEL START“
 

Ohne jede Vorwarnung standen die Digimon plötzlich in grellem Licht. Geblendet schlossen sie die Augen, außer dem grellweißen Licht war nichts zu sehen.
 


 

~Wolfmon~
 

Angestrengt starrte Wolfmon in das Licht. Um sie herum schien es nichts zu geben, außer seinen Freunden konnte er nichts und niemanden sehen.

Zumindest hatten sie wieder Boden unter den Füßen.
 

Löwemon und die anderen schienen in diesem gleißenden Licht überhaupt nichts sehen zu können. Sie alle hielten sich die Augen zu, die vom grellen Weiß zu schmerzen schienen.

Sah aus, als wäre das hier nun Wolfmons Gebiet.

„Sei vorsichtig...“, warnte ShadowRenamon plötzlich. Er hielt die Augen mühsam geöffnet, es sah aus, als wenn er mit Mühe tatsächlich etwas erkennen konnte.

„Es gibt Digimon, die sich im Licht besser tarnen können als manch anderer in der Finsternis...“
 

Wolfmon nickte knapp. „Ich weiß... aber das Licht ist mein Element, hier kann mir niemand etwas anhaben. Auch wenn ich für ein wenig Schatten dankbar wäre... das Licht ist in so konzentrierter Form einfach nicht mehr schön.“

Er lächelte seinen großen Bruder liebevoll an, auch wenn der es nicht sehen konnte.
 

Plötzlich wieder ernst wandte sich Kouji von seinen Freunden ab.

„Da kommt etwas... ich kann Schritte hören.“
 

Tatsächlich trat etwas aus dem Licht hervor. Wolfmon knurrte. Sein Gegenüber tat es ihm gleich. Das Digimon sah aus wie ein großer, blauer Hund. Sein flauschiger Kragen und der eingekringelte Schwanz waren weiß, auf seiner Stirn prangte ein gelbes Kreuz. Lange, rote Bänder standen aus seinem Nacken hervor wie die Enden eines Schals, nur dass sie fast zu steif für einen solchen waren.
 

Das Digimon machte einen Schritt in Koujis Richtung, dieser zog seine Lichtschwerter.

„Steckt die weg!“, bellte das Digimon, „Wenn ich schon mit dir kämpfen muss, dann auf gleichem Level.“

Wolfmon zögerte einen Moment, dann gehorchte er. Renamon sah erschrocken auf.

„Auf gleichem Level, was? Das kannst du haben. Wolfmon Slide Digitation zu... Garmmon!“
 

Nun ebenfalls auf allen Vieren trat Garmmon auf seinen Gegner zu.

„Du wirkst ziemlich gefasst... unser vorheriger Gegner schien nicht so klar bei Verstand zu sein.“, bemerkte Garmmon. Er war nicht wirklich auf ein Gespräch aus, aber doch neugierig.
 

„Ich sträube mich nicht gegen den Willen Deemons.“, antwortete der Hund, „Ich heiße nicht gut, was er tut, aber ich kann mich nicht wehren. Deswegen tue ich, was er sagt, und schaffe mir Freiraum durch Gehorsam. Ich will nur fair kämpfen, das lässt er zu.“

Er machte eine kurze Pause. „Mein Name ist Gaogamon. Ich wollte schon lange gegen dich Kämpfen, Garmmon... Wenn auch nicht unter solchem Zwang.“
 

Kaum hatte Gaogamon zu Ende gesprochen, sprang er auch schon blitzschnell auf seinen Gegner zu. Fast im selben Moment sprang auch Garmmon los und nur kurze Zeit später rollten sich die beiden Kaniden knurrend und beißend über den Boden.

Durch das blendend helle Licht konnte niemand außer Renamon etwas erkennen, und selbst der sah nicht mehr als zwei schemenhafte Gestalten, die mit wildem Gebell aufeinander losgingen und sich im nächsten Moment wieder verbissen knurrend über den Boden rollten.
 

Garmmon spürte die Zähne seines Gegners viel zu oft an den Stellen seines Körpers, die der Panzer ungeschützt ließ, doch dessen Bisse waren nichts gegen den Schaden, den Garmmons gewaltige Reißzähne mit jedem Biss verursachten.
 

Als die beiden schließlich auseinander gingen, stand der Sieger eindeutig fest. Gaogamons blaues Fell war blutverschmiert, tiefe Bisswunden klafften an seinem Körper. Garmmon dagegen hatte lediglich ein paar oberflächliche Kratzer an Hals und Armen abbekommen.
 

„Du... bist tatsächlich so stark, wie ich angenommen hatte.“, presste Gaogamon heraus. Er hatte sichtlich Mühe zu sprechen, aus seinem Hals quoll Blut. „Ich wünsche dir viel Glück.“

Mit diesen Worten brach der blaue Hund endgültig zusammen.

Kouji zögerte einen Moment, dann trat er auf ihn zu und nahm den eben erschienenen Digi Code in sich auf.
 

Wo Gaogamon zusammengebrochen war lag nun ein etwas kleinerer blauer Hund.

Mühsam richtete sich das Digimon auf. Es warf einen Blick auf das Dimensionstor, das sich hinter ihm aufgetan hatte, dann verbeugte es sich vor Garmmon.

„Es war mir eine Ehre, gegen Euch kämpfen zu dürfen, Garmmon-sama.“, sagte es und reichte dem Wolf seine Hand, „Und ich bedanke mich vielmals dafür, dass ihr Deemons Bann von mir genommen habt.“

„Keine Ursache.“, versicherte Kouji und reichte dem Hündchen die Pfote, „Hat Spaß gemacht gegen dich zu kämpfen.“
 

Nachdem Gaomon durch den Korridor gegangen war und sich dieser geschlossen hatte, meldete sich wie erwartet die nervige Stimme wieder.

„STAGE THREE: CLEAR.

NEXT LEVEL START“
 

Das Grelle Licht verschwand so plötzlich, wie es gekommen war. An seiner statt tanzen plötzlich Flammen über den Boden, die Luft war stickig und verqualmt und der Boden glühte unter Garmmons Pfoten.

Erschrocken sprang der stählerne Wolf auf, um den Bodenkontakt zu verringern. Dabei hatte er es mit seinen stählernen Pfoten noch richtig gut; Renamon war mit einem verletzten Heulen aufgesprungen und ließ sich nun von Shutumon tragen, die sich ununterbrochen mit ihren Flügelförmigen Ohren Luft zufächelte.

Chukmon wäre beinahe zu einer jämmerlichen Pfütze zerlaufen, hätte Blitzmon ihn nicht hochgehoben und in den kühlenden Wind Shutumons gehalten.

Das hier war dann wohl Takuyas Gebiet... sollte der sich nur beeilen, dass sie schnell aus dieser furchtbaren Hitze entkommen konnten.
 


 

~Vitramon~
 

Die Luft roch nach einer Mischung aus brennendem Holz und Fleisch, teils angenehm, teils beißend. Vitramon empfand die für die anderen unerträgliche Hitze eigentlich nur als angenehm warm, doch Chukmons fast flüssiger Zustand machte ihm deutlich, dass sie hier nicht zu lange bleiben durften.

Kouji und Kouichi würden es zwar durchaus noch eine Weile aushalten können, und Shutumon war in der Lage, sich durch ihren Wind zu kühlen, aber für die anderen drei sah es nicht sehr rosig aus.
 

Mit einem ausladenden Flügelschlag schwang sich Vitramon in die Luft und hielt nach seinem Gegner Ausschau. Je schneller er diesen fand und besiegte, desto schneller waren seine Freunde in Sicherheit. Okay, nicht in Sicherheit, aber zumindest raus aus dieser sengenden Hitze.

Soweit hatte er das Prinzip hier schon verstanden: Es war nichts anderes als eines dieser billigen Videospiele, in denen man sich durch mehrere ziemlich gleich aufgebaute Levels bis zum Endgegner durchspielen musste.
 

Tatsächlich hatte er schnell seinen Gegner gefunden; oder besser: Der Gegner hatte ihn gefunden.

Ein rotglühender Feuerball sauste haarscharf an Vitramons Kopf vorbei. Als er dessen Flügel traf, loderten die Flammen einen Moment lang meterhoch auf.

Vitramon wandte sich in die Richtung, aus der der Angriff gekommen war.
 

Ein riesiger roter Dinosaurier – oder Drache – stand nicht unweit von ihm auf dem Boden. Dichte Rauschschwaden quollen aus seinen Nüstern, es schnaubte wie ein wilder Stier. Sein langer Schwanz peitschte hin und her wie der einer gereizten Katze, das weiße Haar in seinem Nacken war drohend gesträubt.

Wieder brüllte der Drache wütend auf und schoss einen Feuerball in Vitramons Richtung, doch diesmal war Takuya vorbereitet. Seinem Beast Instinkt folgend brüllte er zurück und flog auf das Digimon zu. Seine Flammenflügel plusterten sich auf, er schoss Feuer in Richtung seines Gegners.

Viel nutzte ihm das sicher nicht, wenn sein Gegner auf dasselbe Element spezialisiert war, aber es verdeckte einen Moment lang die Sicht zwischen ihnen.
 

Vitramon rammte seinen Gegner mit all seiner Kraft und stemmte die Arme gegen die Schultern seines Gegners, um diesen umzuwerfen. Der rote Dino hielt mit aller Kraft dagegen, die gelben Markierungen, die wie ein Code über die Schwarzen Streifen auf seinem Körper liefen, glühten gefährlich auf, als es sich mit seinem ganzen Gewicht gegen Vitramon stemmte.
 

Eine Weile rangen die beiden Feuerdrachen so miteinander, bis es Takuya letztlich unter Aufbietung all seiner Kraft gelang, seinen größeren Gegner umzuwerfen. Vitramon brüllte triumphierend auf und legte gleich nach, bevor der andere Drache erst aufgestanden war.

Durch die Erschöpfung hatte Takuyas Kontrolle über seinen Beast Zustand nachgelassen, er stürzte sich wie ein Tier auf den unterlegenen Drachen, bis dessen Digi Code erschien.
 

Kaum dass er diesen aufgenommen hatte, beruhigte Vitramon sich wieder.

Wo der riesige, rote Drache gelegen hatte saß nun ein kleines, rotes Etwas. Es hatte ein bisschen Ähnlichkeit mit einem Tokomon, aber bereits kleine Flügelöhrchen und einen Schwanz, der an seine erwachsene Form erinnerte.

„Gigi...“, murmelte das Kleine und hielt sich schützend die winzigen Pfötchen vor die Augen, als fürchte es weitere Angriffe von Vitramon.

Diesen bekam sofort ein schlechtes Gewissen.

„Tut mir Leid Kleiner... Ich wollte dir nicht wehtun...“

„Gigi?“, fragte das kleine Wesen, noch immer zitternd.

„Bestimmt nicht. Es tut mir Leid, dass ich dich erschreckt hab. Ich bin schon so darauf aus, mir endlich diesen gemeinen Deemon vorzuknöpfen, dass ich ganz vergessen habe, dass du nichts dafür kannst, dass du mich angreifst...“, entschuldigte Takuya sich ehrlich, „Kann ich das irgendwie wieder gutmachen?“

„Gigi... Deemon puttmachen?“, fragte das Digimon.

„Das auf jeden Fall. Nach allem, was der verbrochen hat.“, bestätigte Vitramon bestimmt.

„Gigi!“, meinte das Digimon sofort freudig, dann hüpfte es auch schon durch einen magischen Tunnel nach Hause.
 

„Hat sich offensichtlich doch nur erschrocken...“, stellte Takuya erleichtert fest.
 

„STAGE FOUR: CLEAR“, erklärte nun endlich die Computerstimme.

„NEXT LEVEL START“
 


 

~Chukmon~
 

Mit einem Mal war die schreckliche Hitze verschwunden.

Von Feuer und Stein war nichts mehr zu sehen, der Boden war meterhoch bedeckt von glitzerndem Schnee.

Erfreut sprang Chakmon auf den Boden, wo seine Füße sofort tief einsanken.
 

„Na ganz toll...“, knurrte Garmmon wenig begeistert, „Von einem Extrem ins nächste... Dabei war ich so froh, meine Erkältung endlich los zu sein...“

Schützend nahm Löwemon den frierenden Wolf in die Arme, doch auch er selbst zitterte vor Kälte. Shutumon hatte ihre Flügel eng um sich geschlungen und auch Blitzmon schien der Kälte nicht sehr zugetan.

Renamon schließlich hatte sein schwarzweißes Fell mächtig aufgeplustert, um der grausamen Temperatur zu trotzen.
 

Vitramon flog zu den anderen zurück und legte schützend seine brennenden Flügel um die Freunde, um ihnen so etwas Wärme zukommen zu lassen.

„Jetzt bist du dran, Chakmon. Gib dein Bestes, okay?“, meinte der große Drache aufmunternd.

Chakmon nickte. Hier in Schnee und Eis hatte er den großen Vorteil. Er würde seine Freunde beschützen, immerhin war er längst nicht mehr die kleine Heulsuse, die sich vor allem fürchtete... Er war einer der zehn Legendären Digikrieger, und er war genauso stark wie die anderen.
 

Sein Mut verließ ihn dann doch einen Moment, als er seinen Gegner auf sich zu stampfen sah. Ein riesiges, rotes Mammut kam durch den Schnee auf ihn zu. Chakmon brauchte gar nicht erst Renamons Information, er konnte sich auch so denken, dass es sich bei dem zotteligen Riesen nur um ein Perfect-Level handeln konnte.
 

Nachdem er den ersten Schreck verdaut hatte löste sich Chakmon wieder aus seiner Erstarrung. Es half nichts, als Eiszapfen in der Gegend herumzustehen, wenn er kämpfen musste – auch Takuya Oniichan würde der Kälte nicht ewig standhalten können.
 

„Chakmon Slide Digitation zu... Blizzarmon!“
 

Durch seine Größe nun wesentlich mutiger als zuvor trat Tomoki dem Feind entgegen. Mit einem mächtigen Brüllen stürzte er sich auf Mammon und bekam mit beiden Händen dessen gewaltige Stoßzähne zu fassen.

Das Mammut trompetete wütend und versuchte, sich dem Griff zu entwinden. Blizzarmon hielt ihn mit einiger Anstrengung fest, bis es ihm schließlich unter Aufbietung all seiner Kräfte gelang, das Digimon vom Boden zu heben.

Triumphierend hob er den Koloss über seinen Kopf und warf ihn anschließend hoch in die Luft. Er zog seine beiden Wurfäxte und schleuderte diese in einem brausenden Schneesturm nach oben auf das in der Luft wehrlose Mammon.
 

Mit einem furchtbaren Donnern schlug das tonnenschwere Digimon auf dem Boden auf. Mit sichtlicher Mühe zwang sich das Mammut wieder auf die Beine – es hatte den Angriff überstanden.

Blizzarmon fing seine Waffen auf und trat einen Schritt zurück. Sosehr er es auch gehofft hatte, hatte er doch nicht geglaubt, Mammon mit einem Schlag besiegen zu können. Immerhin hatte er es mit einem Perfect-Level zu tun... Das Digimon war wesentlich stärker als er und zudem gegen Eis und Kälte gewappnet.
 

Wütend brüllend rannte Mammon auf Tomoki zu. Dieser warf dem Eiszeitwesen seine Äxte entgegen. Nahezu wirkungslos blieben die Waffen im dichten Fell des Dickhäuters stecken.

Dieser feuerte seine Stoßzähne wie Raketen auf Tomoki, was ebenso wirkungslos war.

Als das Mammut seinen Gegner mit gesenktem Haupt über den Haufen rennen wollte, packt sich dieser erneut die riesigen Stoßzähne.

Mammons eigenen Schwung ausnutzend ließ Blizzarmon sich nach hinten fallen und warf seinen viel schwereren Gegner über sich. Dieses Mal sprang er selbst hinterher, zog seine Waffen aus Mammons Fell und schlug sie ihm diesmal direkt hinter den Ansatz seiner stählernen Maske. Dann packte er das schwere Digimon mit den Tauen auf seinem Kopf und schleuderte es mit aller Kraft in Richtung Boden.
 

Diesmal blieb Mammon liegen; ein Digi Code erschien um seinen riesigen Körper.

Schnaufend zog Tomoki seinen D-Tector und scannte den Code.

Als das Licht verschwand, lag ein hilfloses Bakumon an seiner Stelle. Mühsam stand der kleine Tapir auf.

„Alles okay bei dir?“, fragte Tomoki besorgt, „Tut dir was weh?“

Bakumon schüttelte den Kopf. „Neinnein, jetzt nicht mehr. Jetzt ist Deemon auf meinem Kopf weg, der hat wehgetan...“

Es sah Tomoki begeistert aus seinen großen, blauen Augen an. „Vielen vielen Dank für eure Hilfe, Blizzarmon-sama. Ich hoffe sehr, dass wir uns mal wieder sehen!“

Und mit diesen Worten verschwand es wie die anderen.
 

Tomoki blieb etwas verwirrt stehen. Das war schnell gegangen… Aber irgendwie musste es vorangehen, auch, wenn der spielähnliche Aufbau langsam monoton zu werden drohte.
 

„STAGE FIFE: CLEAR“, erklärte die Computerstimme.

„NEXT LEVEL START“
 


 

~Blitzmon~
 

Erneut änderte sich die Umgebung, kaum, dass die Stimme verstummt war.

Der Schnee und die Kälte verschwanden, stattdessen standen die Helden nun in einer Art Halle. Die weit entfernten Wände bestanden aus miteinander vernieteten Metallplatten, überall standen Säulen aus glänzendem Stahl.

Der Boden war glatt wie die Oberfläche eines Spiegels. Junpei blickte zu seinen Füßen, wo ihm das Spiegelbild Blitzmons entgegenblickte.
 

Das nächste Level… Deemon fiel echt nichts Neues mehr ein.
 

Viel Zeit, sein muskulöses Selbst im Spiegel zu betrachten hatte Junpei jedoch nicht.
 

Das schrille Geräusch einer Trillerpfeife, von den metallischen Wänden und Säulen zu einem furchtbaren Krach gesteigert, ertönte ohne Vorwarnung in der Stille.

Erschrocken wandten sich die Kinder nach der Quelle des Kraches um, doch das vielfache Echo der Säulen machte es ihnen unmöglich, den Urheber des Geräusches zu finden.
 

Junpei schrie auf, mehr vor Schreck als vor Schmerz, als ihm plötzlich etwas am Hinterkopf traf und dort explodierte. Das Trillern stoppte.

Wütend sah Blitzmon in die Richtung, aus der der Angriff ihn getroffen hatte.

„Wer auch immer das war, gehört mir!“, setzte er fest.

Die anderen schienen einverstanden mit seiner Entscheidung.
 

Renamon blickte nachdenklich auf sein Spiegelbild im Boden.

„Der Umgebung nach zu urteilen haben wir es jetzt mit dem Metall zu tun… unser Gegner ist also entweder ein Roboter oder ein Cyborg-Typ… oder etwas ganz anderes, das irgendwie mit Metall zu tun hat.“, vermutete er.

„In jedem Fall ist es feige.“, brummte Vitramon beleidigt, „Es versteckt sich und greift uns von hinten an, das ist doch voll bescheuert.“

„Es ist eine brauchbare Taktik.“, wandte Garmmon ein, während es mit den Pfoten gegen eine der Säulen schlug. Das Geräusch klang ziemlich hohl.

„Diese Dinger hier verursachen ein ziemlich starkes Echo, nicht mal jemand mit einem stark ausgeprägten räumlichen Gehörsinn kann hier den Ursprung eines Geräusches zurückverfolgen. Unser Gegner nutzt diesen Feldvorteil, um unbemerkt aus dem Versteck heraus angreifen zu können… Vermutlich benutzt er auch Lenkangriffe, die im Flug ihre Richtung ändern können.“

„Feige ist es trotzdem…“, grummelte Takuya.

Renamon nickte bestätigend.

„Aus diesem Grund denke ich auch nicht, dass es ein Perfect-Level ist. Zwar sind die meisten metallisierten Digimon auf dem Perfect- oder sogar Ultimate-Level, aber wenn unser Gegner so stark wäre, hätte er es nicht nötig, aus dem Hinterhalt anzugreifen.“
 

Blitzmon presste wütend die Kiefer gegeneinander. Sollten die doch mutmaßen, was sie wollten, helfen tat ihnen das auch nicht; es machte ihren Gegner weder sichtbar noch gab es einen anderen Hinweis auf dessen genaue Position.
 

Erneut erklang das Geräusch der Trillerpfeifen, erneut explodierte irgendetwas auf Blitzmons Panzer. Diesmal kamen die Angriffe aus verschiedenen Richtungen, wurden also ziemlich sicher ferngelenkt.

„Nun reicht es aber… Komm raus und kämpfe, wenn du kein Feigling bist!“, brüllte der stählerne Käfer wütend.

Nichts rührte sich, offensichtlich hatte das Digimon kein Problem damit, sich als Feigling zu bekennen.
 

Junpei hatte langsam die Nase voll. Er hatte Versteckspiele noch nie leiden können, und er wusste genau warum.

Er wollte gerade hochfliegen, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen, als ihm etwas einfiel. Das Metallelement war dem des Donners nicht abgeneigt…

„Leute, fliegt in die Luft und seht zu, dass ihr auf keinen Fall irgendwas Metallisches anfasst!“, riet er den anderen.
 

Shutumon flog sofort mit Renamon nach oben, die anderen kletterten auf Vitramons Rücken. Dort wurde es dank Blizzarmon zwar etwas eng und Takuya fiel es sichtlich schwerer, sich in die Luft zu heben, als vorher, aber der Drache dachte nicht im Traum daran, sich die Anstrengung anmerken zu lassen.
 

Als er sich sicher war, dass keiner seiner Freunde mehr den Boden, die Säulen oder die Decke berührte, sammelte Blitzmon alle seine Energie in den Fäusten.

„Thor Hammer!“

Der Angriff traf den Spiegelboden effektiver, als irgendjemand gedacht hatte. Das Metall leitete den Strom blitzschnell weiter und alles, was den improvisierten Stromkreis berührte, bekam mehrere tausend Volt ab.

Es gab ein Geräusch wie bei einem Kurzschluss, als in der Ecke etwas explodierte.
 

Blitzmons Angriff war so schnell vorbei, wie er gekommen war. Einige verirrte Blitze zuckten noch über das Metall, weshalb sich die Digimon lieber nicht auf den Boden zurückwagten.

ShadowRenamon lag reglos wie eine Puppe in Shutumons Armen. Offensichtlich war er zu schüchtern, sich in den Armen der gut gebauten Frau übermäßig zu bewegen; vielleicht aber auch einfach nur erfahren genug, es nicht darauf ankommen zu lassen.

Zudem schien Blitzmons alles vernichtender Angriff ihn schwer beeindruckt zu haben. Seine sonst zu schmalen Schlitzen verengten Augen waren weit geöffnet und starrten den mächtigen Käfer mit einer Mischung aus Erstaunen und Ehrfurcht an.
 

Mit festem Schritt trat Blitzmon auf die Ecke zu, in der der jämmerliche Schrotthaufen lag, den der Angriff getroffen hatte. Achtlos und ein wenig genervt scannte er den Digi Code, der den Blechhaufen umgab. Zurück blieb ein kleines, zitterndes Digimon.

„Capurimon?“, fragte Junpei unsicher. Das Wesen zuckte ängstlich zusammen.

Ein Vorteil hier in der Digiwelt war, dass man den Namen eines Digimon wissen konnte, ohne es je persönlich gekannt zu haben; man musste nur vorher eines seiner Art kennen gelernt haben.
 

Das Capurimon hob ängstlich den Blick, als wollte es nachsehen, wo der erwartete Angriff abblieb. Scheinbar war es wirklich ein ziemlicher Angsthase, oder Blitzmons Thorhammer hatte es so erschreckt, dass es sich lieber nicht zu viel traute.

Junpei sah es freundlich an.

„Du musst keine Angst vor mir haben, Kleiner. Deemons Kontrolle über dich ist weg, du bist nicht mehr mein Gegner.“

„Du… du kämpfst gegen den bösen Deemon?“, fragte das Kleine ängstlich. Seine Augen unter der stählernen Maske waren groß geworden.

„Na klar.“, entgegnete Junpei sicher, „Immerhin bin ich einer der Zehn Legendären Digikrieger.“

Nein, er gab überhaupt nicht an… okay, vielleicht ein bisschen.
 

In jedem Fall wirkte die Prahlerei. Capurimon sah den Helden aus großen Augen an.

„Dann macht ihr Deemon voll fertig, ja? Und wir müssen keine Angst mehr vor ihm haben?“

„Klar machen wir den fertig.“, bestätigte Blitzmon siegessicher.

„Genau.“, stimmte Vitramon breit grinsend zu, „Wir machen Deemon so platt, dass der sich nie wieder traut, irgendwas anzustellen.“
 

Ermutigt durch das Versprechen zweier so bedeutender Helden machte sich Capurimon auf den Weg nach Hause, um gleich seiner Mammi zu erzählen, was er erlebt hatte. Man wurde schließlich nicht jeden Tag von einem legendären Helden aus dem Bann eines Dämons befreit…
 

„STAGE SIX: CLEAR“, ertönte die Computerstimme, die in diesem Level grausam verzerrt klang, „NEXT LEVEL START“
 


 

~Garmmon~
 

Der Metallraum verschwand wie alle bisherigen Landschaften, diesmal, um einer Welt aus Fels und Stein Platz zu machen. Die Erde unter Garmmons Pfoten war weich, fast wie frisch umgegraben, hier und da ragten Felsbrocken hervor, die in willkürlichen Formationen aus dem Boden zu wachsen schienen.
 

„Nun also Erde…“, stellte Renamon überflüssigerweise fest. Kouji konnte dem Fuchs ansehen, dass er sich bereits seine Gedanken über den hiesigen Gegner machte.

Mit was sie es wohl diesmal zu tun bekamen?
 

Kurz entschlossen sprang der große Wolf auf einen der Felsen, um sich umzusehen. Wenn er sich nicht sehr irrte würden sie es vor Deemon noch mit insgesamt vier Digimon zu tun bekommen. Garmmon war noch fit, sein Kampf war schon eine Weile her und hatte ihn nicht sehr gefordert.

Insofern konnte es nicht schaden, wenn er den Erdgegner übernahm; auf diese Weise konnte er sich noch ein wenig warmlaufen.
 

Lange musste er gar nicht warten, da trat auch schon ein schwer gepanzerter Dinosaurier zwischen den Felsen hervor. Wild brüllend stampfte das Digimon über den Boden, seine vier Füße hinterließen tiefe Abdrücke in der weichen Erde.

Sein langer, kräftiger Schwanz endete in einer mit fiesen Stacheln besetzten Kugel, die er unruhig hin- und herschwenkte und dabei im Weg stehende Felsen zertrümmerte.

„Ankylomon.“, beantwortete ShadowRenamon Koujis unausgesprochene Frage, „Ein Dinosaurierdigimon auf dem Adult-Level. Sein Panzer ist hart wie Diamant und nahezu unzerstörbar, dafür macht er es jedoch auch langsam. Seine gefährlichste Waffe ist der Morgenstern an seinem Schwanz, außerdem kann es sich zu einer stachelbewehrten Kugel zusammenrollen und alles niederwalzen, was in seinem Weg ist.“

Garmmon bedankte sich für die reichhaltigen Infos mit einem knappen Nicken.
 

Der Dinosaurier sah in der Tat ausgesprochen schwerfällig aus, aber sein extremes Gewicht und sein dicker Panzer waren mit Sicherheit nicht nur von Nachteil.

Mit einem Angriffslustigen Heulen machte der Wolf auf sich aufmerksam. Der Dino gehörte ihm, die anderen sollten sich ruhig erstmal ausruhen.
 

Ankylomon wandte ihm langsam seinen runden Kopf zu und musterte den weißen Wolf aus leeren, hypnotisierten Augen. Es zögerte einen Moment wie im Kampf mit sich selbst, dann brüllte es wütend auf und sprang in die Luft.

Kouji hatte sich nicht geirrt; Ankylomon war ohne weiteres in der Lage, seinen schweren Körper in Schwung zu bringen.

Wie Renamon vorhergesagt hatte rollte das Digimon sich zu einem großen Ball zusammen, so dass die Stacheln auf seinem Panzer in alle Richtungen zeigten. Gleichzeitig begann es sich zu drehen und schon rollte es rasend schnell auf Garmmon zu, eine tiefe Spur im Boden zurücklassend, wo es sich entlang bewegte. Der weiße Wolf sprang behände in die Luft, als Ankylomon wie eine außer Kontrolle geratene Walze unter ihm hindurchdonnerte und den Felsen, auf dem er gestanden hatte, einfach wegfegte.

Winzige Felssplitter flogen nach allen Seiten, wo die riesige Kugel entlang rollte.
 

Ankylomon stoppte in einigem Abstand, drehte sich eine Weile auf der Stelle, als wolle es sich in den Boden graben und entrollte sich mit einem wütenden Brüllen, als es merkte, dass ihm sein Gegner entkommen war.

Erneut griff es mit seiner zerstörerischen Technik an, und diesmal wich Kouji nicht aus.

Fest grub er seine Krallen in die weiche Erde und stellte sich der wütend auf ihn zurollenden Kugel.

Gerade, als diese ihn niederzuwalzen drohte sprang er ihr direkt entgegen und warf sich mit aller Kraft gegen den sich schnell drehenden Körper.
 

Ankylomon geriet aus dem Gleichgewicht, flog kurz durch die Luft und landete mit einem Erdbebenverursachenden Donnern auf allen Vieren. Wütend schlug es mit dem Schwanz nach Garmmon, doch dieser war vorbereitet.

Er packte den Schwanz mit dem Maul und verbiss sich in dessen hartem Metallbeschlag, während er seine Räder schräg auf den Boden stellte. Noch ehe der Dinosaurier begriff, wie ihm geschah, heulten Garmmons Motoren auf. Die vier Räder griffen gut auf dem von Ankylomon festgewalzten Boden und bald schon begann Garmmon, sich schnell im Kreis zu drehen. Sein Maul verzog sich zu einem fiesen Grinsen, seine stahlharten Zähne hielten Ankylomons Schwanz und rissen den schweren Dinosaurier daran in die Höhe.

Sein extremes Gewicht wurde dem Digimon nun zum Verhängnis, die Fliehkraft riss den Koloss gnadenlos in die Höhe während Garmmon sich immer schneller auf der Stelle drehte.
 

Plötzlich ließ Kouji los. Der Dinosaurier flog völlig wehrlos durch die Luft und ruderte fast verzweifelt mit den Beinen, währen der Wolf seine Krallen in den Boden schlug und die schnelle Rotation abrupt stoppte.

Mit einem triumphierenden Heulen schoss Garmmon eine Lichtkugel auf Ankylomon, dessen ungeschützter Bauch in der Luft völlig bloß lag.
 

Der Angriff zeigte volle Wirkung, Ankylomon fiel reglos zu Boden. Ohne zu zögern nahm Garmmon den Digi Code in sich auf und reinigte das Digimon von Deemons fiesem Einfluss.

Ein kleines, beiges Wesen mit seltsamen, flügelähnlichen Ohren sah ihn aus schwarzen Knopfaugen an.

„Danke, dass du mich befreit hast.“, sagte es und deutete eine Art Verbeugung an, „Auch wenn mir jetzt ein bisschen schwindlig ist.“

„Das tut mir Leid… ich hab wohl doch etwas übertrieben.“, entschuldigte sich Garmmon.

„Ach, das macht nichts.“, meinte das Digimon grinsend, „Ich mag Karussell fahren.“

Es wedelte freudig mit seinen großen Ohren, dann sprang es durch den Korridor nach Hause.
 

„STAGE SEVEN: CLEAR“, meldete sich die nervige Stimme erneut.

„NEXT LEVEL START“
 

Allmählich wurde die Prozedur schlichtweg langweilig. Na ja, wenn Renamon sich nicht geirrt hatte, mussten sie nur noch drei Levels durchstehen…
 


 

~Löwemon~
 

Kaum war die Stimme verstummt wurde es mit einem Schlag dunkel.

„Hey, wer hat das Licht ausgemacht?“, beschwerte sich Junpeis Stimme irgendwo links.
 

Kouichi blinzelte, um seine Augen schneller an die Dunkelheit zu gewöhnen. Es half durchaus, wenn auch nicht viel. Die Dunkelheit selbst war vollkommen, aber Vitramons Flammenflügel spendeten ein wenig Licht und Garmmon hatte zu leuchten begonnen. Vielleicht strahlte er auch immer ein ganz schwaches Licht ab, das man nur nicht sah, wenn es um ihn her zu hell war… In jedem Fall bot Kouji so eine nahezu perfekte Zielscheibe für jemanden, der in der Dunkelheit sehen konnte.
 

Löwemon trat auf seinen jüngeren Zwillingsbruder zu und berührte sanft seine Schulter. Der Wolf erschrak kurz, offensichtlich konnte er nicht erkennen, wer ihn berührt hatte.

„Du solltest besser zu den anderen gehen.“, erklärte ihm Kouichi ruhig, „Komm mit, ich führe dich hin.“

Der Löwenkrieger legte seine Hand auf Garmmons Rücken und lenkte ihn in Vitramons Richtung. Auch die anderen sammelte er vorsichtshalber ein.

Er selbst konnte im Schein von Vitramons Flügeln einigermaßen gut sehen, seine Katzenartigen Augen reflektierten das wenige Licht hervorragend.

Die anderen sahen scheinbar nur Löwemons leuchtende Augen.
 

Angespannt sah sich Kouichi nach seinem Gegner um. Vitramons Licht an sich reichte nicht weit, aber die Katzenaugen reflektierten es gut genug, um Löwemons Blickfeld ausreichend zu beleuchten.

In einiger Entfernung konnte er schließlich zwei Paar rot glühender Augen ausmachen, die begierig auf die schwache Lichtquelle starrten. So dicht, wie sie übereinander lagen, mussten sie wohl zu einem einzigen Digimon gehören.
 

Löwemon öffnete seine Augen so weit wie möglich, um sein Blickfeld zu vergrößern. Das Digimon musste größtenteils schwarz sein, sein dunkler Umriss zeichnete sich nur schwach als der eines Drachen oder Gargoyles in der Finsternis ab.

Kouichi knurrte drohend. Ihm gefiel nicht, wie dieses teuflische Digimon seinen Bruder anstarrte.
 

Entschlossen trat er durch die Finsternis auf das Wesen zu. Seine leuchtenden Augen fixierten die seines Gegners, sein Blick war herausfordernd genug um deutlich zu machen, dass er es war, auf den sich der Gargoyle zu konzentrieren hatte.
 

Aus den Augenwinkeln bemerkte Kouichi, dass Renamons Augen ebenfalls leuchteten. Vielleicht konnte auch er etwas mehr erkennen als die anderen, aber seine angestrengte Haltung verriet deutlich, dass es nicht ausreichte.
 

Der Gargoyle richtete nun endlich seinen Blick auf den ankommenden Löwenkrieger.

„Sieh an… der Herr der Finsternis fordert ein Nichts wie mich zum Kampf heraus?“ Seine Stimme klang verschlagen, hinterhältig. Er legte seinen länglichen Kopf schräg in den Nacken und blickte Löwemon aus seinen vier Augen kampflustig an.

Kouichi knurrte drohend. Er mochte dieses Digimon nicht, gleichzeitig spürte er aber, dass ihm das Wesen verbunden war; ein Geschöpf der Finsternis, seinem Element. Und wie die meisten dieser Art ziemlich unangenehm.
 

„Du scheinst nicht so stark hypnotisiert wie die anderen.“, stellte Kouichi trocken fest.

„Ich lasse mich nicht manipulieren.“, gab das Digimon fast trotzig zurück, „Ich kenne meine Grenzen. Ich gehorche, wem ich muss und tue, was ich will, wenn es im Rahmen des Möglichen ist.“

Es machte eine kurze Pause, in der es seinen Gegner abschätzend musterte.

„Deemon will euch loswerden, er mag euch nicht. Ich habe nichts gegen euch, im Gegenteil, aber ich töte, wenn man es mir sagt. Ich heiße übrigens Devidramon.“
 

„Du wirst uns nicht töten.“, stellte Löwemon fest, „Wir sind stärker als du.“

„Aber du bis der Einzige, der mich sieht.“, konterte Devidramon geschickt, „Dein kleiner Bruder ist ein leichtes Ziel… Ich werde gegen dich kämpfen, wenn du darauf bestehst, aber kannst du mich auch davon abhalten, das Wölfchen zu verletzen?“

„Du wirst Garmmon nichts tun, hast du mich verstanden?“, brüllte Kouichi. Devidramon provozierte ihn absichtlich, das war ihm klar, aber trotzdem… Kouichi hatte keinen Zweifel daran, dass der Gargoyle seine Worte ernst meinte.

Devidramons Augen blitzten spöttisch. „Halte mich davon ab, wenn es dir so wichtig ist. Ich will nur spielen…“

„Spielen also, ja? Das kannst du gerne haben…“, knurrte Kouichi mühsam beherrscht.
 

„Löwemon Slide Digitation zu… KaiserLeomon!“
 

Er hätte Devidramon sicher auch in seinem H-Hybriden Zustand erledigen können, aber irgendwie war ihm danach, seine Selbstbeherrschung aufzugeben und sich wie ein wildes Tier auf den Gargoyle zu stürzen.

Wütend brüllend schlug er mit seinen Krallen nach Devidramon, der mit einem schnellen Sprung nach oben auswich. Mit wenigen Schlägen seiner großen Flügel brachte er sich in eine Höhe, in der KaiserLeomon ihn nicht mehr springend erreichen konnte, und wandte sich unverzüglich dem leuchtenden Wolf zu.
 

„Natürlich spielen… Kannst du verhindern, dass ich dein Brüderchen verletze, oder kannst du es nicht? In der Dunkelheit ist er so wehrlos wie du es vorher im Lichtgebiet warst…“

Devidramons heuchlerische Stimme regte KaiserLeomon auf, aber wenn er sich jetzt provozieren ließ, hatte er fast schon verloren.

Wenn Devidramon spielen wollte, konnte er das haben… Er war nicht der einzige hier, der in der Dunkelheit einen Vorteil hatte. Und wenn er sich in der Luft so sicher glaubte, schätzte er die Lage falsch ein.
 

Der schwarze Löwe zog sich auf leisen Pfoten in den Schatten zurück und nahm den Gargoyle ins Visier. Kaum, dass dieser sich siegessicher auf Kouji stürzen wollte, traf KaiserLeomons Attacke und schleuderte ihn einige Meter weit zurück auf den Boden.

Devidramon hatte den Angriff, der fast dunkler was als die Umgebung, nicht gesehen, weil seine Augen zu lange auf Garmmons leuchtenden Körper gerichtet gewesen waren.
 

Kouichi sprang wie ein Pfeil aus den Schatten und stürzte sich auf seinen verwirrten Gegner, der unter seinen Pranken aufquietschte wie eine Maus.

KaiserLeomon grinste triumphierend.

„Tja, wie es aussieht… hab ich wohl gewonnen.“

Devidramon protestierte nicht. „Das hab ich erwartet… Du bist wirklich so gut, wie die Gerüchte sagen. Legendärer Krieger der Finsternis… Viele von uns haben nie geglaubt, dass jemand, der der Finsternis zugetan ist, effektiv für das Gute Kämpfen kann. Du bist der Beweis, dass es doch geht… Man kann der Dunkelheit auch zugetan sein, ohne so ein linker Dreckskerl wie ich zu sein.“
 

Er grinste erschöpft, als plötzlich ein Digi Code um ihn erstrahlte. KaiserLeomon schloss kurz geblendet die Augen, dann las er die Daten ein. Das Digimon unter seinen Pfoten schrumpfte zu einem Wesen, das wie eine Mischung zischen Vogel und Fledermaus aussah.

Seine großen, gelben Augen blickten den Löwen noch immer etwas frech an, aber in ihnen war auch etwas Respekt zu sehen.

„Meine Eltern sind sicher sauer auf mich, weil ich so lange weg war… na ja, wäre nicht das erste Mal, dass ich mir Hausarrest einhandle. Falls du mal im Schattenwald vorbeikommst, frag nach PiccoDevimon. Würde mich freuen, wenn du mich besuchen kommst.“

Der kleine Teufel grinste schalkhaft: „Rein pro Forma müsste ich mich ja entschuldigen, dass ich dich geärgert habe, aber das ist nicht so meine Art. Also tu ich’s nicht.“
 

Und damit flatterte er einfach durch einen Dimensionskorridor davon in einen Wald, der fast ebenso dunkel war wie das momentane Level.
 

„STAGE EIGHT: CLEAR“, meldete sich die inzwischen wohlbekannte Stimme aus dem Off.

„NEXT LEVEL START“
 


 

~Vitramon~
 

Kaum dass sich die Dunkelheit verzogen hatte, standen die Helden in einem dichten Wald. Zwischen den vielen knorrigen Bäumen war gerade genug Platz, dass sie sich nicht gegenseitig auf die Füße treten mussten, aber nicht genug, als dass ein Kampf möglich erschien… Einige der Bäume standen so dicht, dass nicht einmal mehr Renamon sich dazwischen hätte hindurchquetschen können.
 

„Tja, sieht aus, als wäre jetzt Holz an der Reihe.“, mutmaßte Takuya, „Ups…“ Fügte er hinzu, als er merkte, dass einer seiner Feuerflügel etwas zu nah an einen alten Kirschbaum geraten war.

Gepeinigt schrie der Baum auf, als seine Krone lichterloh zu brennen begann. Nun mussten sie ihren Gegner zumindest nicht mehr suchen…

Einen einzelnen Baum in einem Wald auszumachen, hätte ansonsten wohl ewig gedauert.
 

„Jureimon“, klärte Renamon den verwunderten Takuya auf, „Ein Perfect-Level, das wie ein Kirschbaum aussieht. Offensichtlich hast du gerade seine Krone in Brand gesteckt… Dich sollte man nicht in einen Wald lassen.“

Skeptisch sah der Fuchs auf das Feuer, dass für seinen Geschmack etwas zu schnell von Vitramons Flügeln auf die Bäume überging uns sich dort ausbreitete.

Das panisch umher rennende Jureimon tat sein übriges, das Feuer schnell im ganzen Wald zu verteilen.
 

Rasend vor Angst und Zorn feuerte der alte Baum seine Kirschen auf Vitramon ab, an dessen Panzer sie wie kleine Feuerwerke zerplatzten.

Takuya störten die Angriffe nicht so wirklich, vielleicht, weil die Kirschen schon fast verbrannt waren, bevor sie ihn trafen. Schuldbewusst sah sich der Drache den brennenden Wald an; Blizzarmon sprühte Schnee auf die brennenden Bäume, um zumindest sich selbst und die anderen zu schützen, aber das Feuer war zu stark, um es ganz zu löschen.
 

Nun, auf diese Weise brauchte sich Vitramon zumindest nicht zurückzuhalten, mehr Schaden konnte er ohnehin kaum anrichten. Er drehte die Waffen an seinen Armen nach vorne und zielte auf den tobenden Kirschbaum.
 

„Corona Blaster!“
 

Schnell hintereinander trafen die Feuerkugeln ihr Ziel. Wenn Jureimon besiegt war würden sie diese Level ohnehin verlassen, also war es wohl egal, wie viel hier abbrannte… ändern konnten sie es ohnehin nicht mehr und leben tat hier auch keiner.
 

Die schnellen Feuerkugeln entzündeten alles, was nicht ohnehin schon brannte, und erledigten Jureimon ohne nennenswerte Schwierigkeiten. Zwar war der Baum ein Perfect-Level, aber offenbar hatte er eine große Schwäche gegenüber Feuer.

Vitramon las seinen Digi Code ein und Muschmon flüchtete, kaum dass er zurückdigitiert war, durch den Dimensionskorridor in Sicherheit.
 

Der Kampf war schnell gegangen im Vergleich zu den vorherigen, und doch hatte das Feuer sich schon weit ausgebreitet. Der ganze Wald stand bereits in Flammen, lediglich der Bereich, den Blizzarmon durch Eis und Schnee geschützt hatte, war noch unversehrt.
 

Abwartend lauschte Vitramon durch das knistern des Feuers. Die Computerstimme, die sonst am Ende jedes Levels ihren Kommentar abließ, blieb diesmal seltsamerweise aus… Und das, obwohl Takuya sich sicher war, das Level erfolgreich abgeschlossen zu haben.

Oder wirkte die Zerstörung der Landschaft sich irgendwie auf das Ergebnis aus?

Hatte er denn sonst irgendwas übersehen, was er noch hätte tun müssen?
 

Jureimon war sicher der richtige Gegner gewesen, eine Verwechslung war ausgeschlossen. Die Manipulationen in seinem Digi Code stimmten mit denen überein, die auch in Growlmons Code gewesen waren, sie trugen eindeutig Deemons Handschrift.

Ansonsten… was konnte es sein, das noch fehlte?
 

Fragend wandte sich der Drache in Richtung des Eiswalles, der die anderen vor ihm und vor allem dem Feuer trennte. Ob einer von ihnen eine Idee hatte, was da schief gelaufen war?
 

Kaum, dass er die Frage laut stellen wollte, ertönte doch noch die erwartete Stimme:

„S-T-A-G-E N-I-N-E: C-L-E-A-R“, sie klang etwas brüchig, verrauscht wie ein altes Radio, so dass man sie kaum verstehen konnte, „N-E-X-T L-E-V-E-L S-T-A-R-T“
 

Die Umgebung verschwand so plötzlich, als hätte jemand den Fernseher ausgeschaltet. Die Freunde schwebten plötzlich irgendwo im leeren Raum, ein zweidimensionaler Ladebalken schwebte neben ihnen im Nichts.
 

„Was ist denn das jetzt für ein Blödsinn?“, sprach Kouji aus, was alle dachten, und zeigte auf den Ladebalken, „Jetzt sagt mir bitte nicht wir sind wirklich in so einem albernen Computerspiel gelandet.“

„Nun, dass diese Welt aus Daten besteht, wusste ich ja“, bemerkte Shutumon nachdenklich, „Aber mit so einem Ding hatte ich nicht gerechnet…“
 

„Sieht echt aus wie auf einem Computer“, meinte Tomoki, „Ob Takuya irgendwas Wichtiges kaputt gemacht hat, dass das jetzt nur so langsam läuft?“

„Möglich wär’s.“, meinte Kouji und sah den Drachen fies an.

„Immer bin ich schuld…“, jammerte Takuya.

Okay, er hatte den Wald abgefackelt, aber das war doch keine Absicht gewesen! War ja nicht seine Schuld, dass die Bäume so nah aneinander standen…
 

„99% fertig…“, bemerkte Kouichi, „Aber irgendwie hängt er jetzt fest.“

Der schwarze Löwe legte den Kopf schief und tippte mit der Pfote gegen den Ladebalken. „Na komm, das eine Level wirst du doch noch hinbekommen, oder?“, flehte Blizzarmon den Balken an.
 

Mit einem Mal konnte Takuya nicht mehr atmen. Erschrocken versuchte er zu schreien und schluckte eine Menge Wasser.

Panisch strampelnd versuchte er seine Lage unter Kontrolle zu bringen, aber er hatte keine Chance. Er bekam keine Luft, dafür aber Wasser in die Lunge, er konnte nicht husten und seine Krallen fanden nirgends Halt.

Seine Augen brannten und von seinen Flügeln kam ein ersterbendes Zischen.

Noch bevor er verstand, was geschehen war, wurde dem Feuerkrieger schwarz vor Augen.
 


 


 

~ShadowRenamon~
 

Das Level hatte letztendlich schneller geladen, als irgendjemand nach der langen Wartezeit geahnt hätte. Vielleicht war diese Verzögerung eine List Deemons gewesen, um die Helden aus dem Konzept zu bringen; jedenfalls waren sie alle völlig überrumpelt, als sie sich plötzlich weit unter Wasser wieder fanden.
 

Vitramon war zu Agunimon zurückdigitiert, nachdem die Hitze seiner Flügel nicht mehr gereicht hatte, dem Wasser zu widerstehen. Renamon schwamm zu ihm und zog den bewusstlosen Krieger in die Nähe der anderen, um diese nicht zu verlieren, versuchte jedoch gleichzeitig, an Höhe zu gewinnen.

Sie mussten tief unter Wasser sein, Renamon hatte kaum genug Luft, als dass er es bis an die Oberfläche schaffen würde, und den anderen ging es sicher nicht besser. Aber sie mussten es versuchen, sonst hatten sie schon verloren.
 

Unerwartet tauchte Blizzarmon plötzlich unter sie. Er blähte die Backen auf und blies einen starken Eishauch in die Tiefe. Das Wasser unter ihm gefror und im Nu entstand unter ihnen ein riesiger Eisberg.

Dieser drückte mit gewaltiger Kraft nach oben und schob die Freunde mit rasender Geschwindigkeit aufwärts. Zu ihrem Glück schien das Wasser hier keine Druckunterschiede aufzuweisen, wie es normal der Fall war, sonst hätten die Digimon den rasanten Aufstieg nicht überlebt.
 

Renamon schnappte nach Luft, kaum dass er es konnte.

Der Eisberg hatte sie nach oben geschoben, der Teil von ihm, der aus dem Wasser ragte, war gerade groß genug, dass sie alle auf ihm Platz fanden.

„Mann, das war knapp…“, bemerkte Blitzmon schwer atmend, „Danke, Blizzarmon.“

„Kein Problem“, entgegnete das weiße Flauschmonster, „Mein großer Bruder hat mir mal erzählt, das Eis ganz schnell nach oben steigt, wenn man es unter Wasser drückt, wegen dem Auftrieb und so. Scheint funktioniert zu haben, aber ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell geht.“

„Dein großer Bruder ist wohl sehr schlau, was?“, fragte der Käfer nach.
 

„Ich unterbreche ja nur ungern“, wandte Renamon ein, „Aber Agunimon atmet nicht mehr…“

„Ach was.“, meinte Garmmon kalt, „Der hat doch nur ein bisschen Wasser geschluckt.“

Er schlug brutal mit einer seiner Pfoten auf Agunimons Brust, woraufhin dieser hustend wieder zu sich kam und erstmal ein paar Liter Wasser hoch würgte.

Zitternd drehte sich das Digimon auf den Bauch, um weiteres Wasser hervorzuhusten. Seine langen, goldblonden Haare hingen in nassen Strähnen herab und im Ganzen machte der vorher so starke Krieger einen recht Mitleid erregenden Eindruck.
 

Blizzarmon nahm seinen Freund schützend in die Arme und drückte ihn in sein wärmendes Fell, das zudem noch Wasser abweisend zu sein schien; in jedem Fall war es nicht nass.
 

„Scheint ihn schwer erwischt zu haben…“, murmelte KaiserLeomon besorgt, „Wasser ist eindeutig nicht gut für ihn.“

„Blöd nur, dass das ausgerechnet im letzten Level passieren musste… Wenn wir nachher Deemon entgegentreten wäre es mir lieber, Takuya wäre kampffähig.“, meinte Garmmon grummelnd. Er schien nicht viel Anteil an Agunimons Zustand zu nehmen, obwohl er doch eigentlich sein Freund war.
 

„Ist das dein einziges Problem?“, beschwerte sich Blitzmon berechtigt, „Er wäre eben fast gestorben, ist dir das egal?“

„Er ist nicht tot.“, stellte Garmmon fest, „Außerdem hat von euch keiner reagiert, als er vorhin bewusstlos war, oder? Denk lieber mal darüber nach, bevor du mir irgendwelche Anschuldigungen an den Kopf wirfst.“
 

„Wenn es euch nichts ausmacht…“, meldete sich Renamon erneut zu Wort, „Und wenn es nicht unbedingt ein Perfect-Level ist, würde ich gerne den Gegner auf diesem Level übernehmen.“

Er sah die Legendären Krieger der Reihe nach an. „Ihr solltet euch eure Kräfte für Deemon aufheben. Er ist immerhin auf dem Ultimate-Level, insofern also kein Gegner, den man zu leicht nehmen sollte… und nachdem Agunimon nun so geschwächt ist, sollte keiner von euch sich noch zu sehr verausgaben.“
 

„Recht hast du.“, stimmte Shutumon zu, „Aber kannst du hier im Wasser kämpfen?“

„Ich denke schon.“, meinte Renamon, „Ich bin ein recht guter Schwimmer und meine Attacken werden vom Wasser nicht beeinträchtigt. Zumindest in meiner jetzigen Form, ich weiß nicht, was ist, wenn ich digitiere… aber ich glaube kaum, dass ich dadurch das Schwimmen verlernen würde.“
 

In diesem Moment sprang nicht unweit von ihnen ein blauer Delphin aus dem Wasser. Rukamon, ein Säugetier Digimon, das ausschließlich im Wasser lebte. Adult-Level.

Mit einer fließenden Bewegung richtete Renamon sich auf und blickte auf die Stelle, an der Rukamon abgetaucht war. Ein verschwommener Schatten zeigte ihm, dass das Digimon noch immer knapp unter der Oberfläche schwamm.
 

Konzentriert schloss das Fuchsdigimon die Augen und suchte nach der Kraft, die Antylamon ihm gegeben hatte.

„ShadowRenamon digitiert zu… TwilightKyuubimon!“
 

Er verschwendete keine Zeit damit, seine neue Gestalt im spiegelklaren Wasser zu betrachten. Er wusste instinktiv, wie sich sein neuer Körper bewegen konnte und das reichte ihm. Für alles weitere würde er nach dem Kampf genug Zeit haben.
 

Seine Pfoten waren in flackerndes, weißes Licht gehüllt. Irgendwie fühlte Kyuubimon, dass ihn diese Energie auch über das Wasser würde tragen können, wenn er es wollte. Probehalber setzte er eine Pfote auf die kühle Oberfläche.

Seine Pfote blieb kurz über dem Wasser in der Luft stehen, als wäre sie auf weichen Untergrund aufgetroffen. Kyuubimon lief ein paar Schritte über das Wasser und stellte fest, dass er praktisch durch die Luft gehen konnte; er sollte also keine Probleme haben, mit Rukamon zu kämpfen.
 

Dieser sprang auch schon wieder auf ihn zu, um erneut anzugreifen. Blitzschnell drehte sich Kyuubimon um und fächerte seine neun Schwänze auf. Deren Enden loderten in demselben weißen Licht wie seine Pfoten.

„Neunköpfige Flamme!“

Das Licht schien sich einen Moment von seinen Schwanzenden zu lösen und schoss auf Rukamon zu. Mitten in der Luft trafen die weißen Flammen ihr Ziel und der Delphin fiel zurück ins Wasser, wo er erstmal abtauchte.
 

Kyuubimon sprang ohne zu zögern hinterher. Er war ein guter Schwimmer, und selbst Rukamon sollte er unter Wasser noch einholen können.

Er fand den Delphin schnell, das Wasser war klar und es gab keine Pflanzen oder Steine, die seine Sicht verstellen konnten.
 

Seinem Instinkt folgend rollte Kyuubimon sich zusammen und ließ die Lichtenergie seinen ganzen Körper umschließen. Im Gegensatz zu Vitramons Flügeln wurde sein Körper nicht vom Wasser beeinträchtigt; was aussah wie weißes Feuer war in Wahrheit reines Licht.
 

Wie ein leuchtender Feuerball schoss der Fuchs durch das Wasser auf seinen Gegner zu und traf das überraschte Rukamon voll. Bewusstlos trieb das Meeresdigimon an die Oberfläche.
 

Kyuubimon folgte ihm mit einem eleganten Sprung und landete sicher mit seinen Pfoten auf der Wasseroberfläche. Er las den Digi Code ein, der das besiegte Digimon umgab und sofort schrumpfte Rukamon zu einem Baby zusammen.
 

Pichimon sah ihn aus großen, roten Augen an, dann sprang es freudig planschend durch das Wasser. Ein Dimensionskorridor erschien auf dessen Oberfläche und sofort machte sich das Baby auf den Weg nach Hause.
 

„STAGE TEN: CLEAR“, erklärte die seltsame Stimme, die wieder völlig intakt schien;

„YOU WON“
 


 

~Garmmon~
 

Die Umgebung verschwand, kaum das die Stimme verklungen war.

Schon fanden sich die Helden am Fuße des Turmes wieder. Die Landschaft war noch genauso trostlos wie zuvor, nur der Turm hatte schweren Schaden erlitten. Noch immer strahlte er starke negative Energie ab, doch lösten sich bereits große Teile des seltsamen Materials auf; der Turm war kurz davor, komplett zu zerfallen.
 

Die Ströme negativer Energie begannen plötzlich, sich zu konzentrieren, der Turm löste sich komplett auf und gab den Blick frei auf eine unheimliche, schwarze Wolke, in der der Umriss eines riesigen Monsters erkennbar wurde.
 

Das Wesen strahlte eine unangenehme, Furcht einflößende Aura ab, die selbst Garmmon zittern ließ. „Was für ein Monster…“, murmelte er bei sich.

„Und das, wo Takuya praktisch kampfunfähig ist.“, bemerkte Shutumon, „Kannst du wirklich nicht weiter digitieren? Wenn wir wenigstens MagnaGarurumon auf unserer Seite hätten…“

Garmmon schüttelte den Kopf.

„Ich kann nicht einmal zu BeoWulfmon digitieren, obwohl ich beide Spirits zur Verfügung habe. Und für MagnaGarurumon brauche ich noch vier andere Elemente… Selbst, wenn Niisan und Junpei mir ihre geben könnten, fehlen immer noch Wasser und Stahl.“
 

„Macht euch mal keinen Stress.“, unterbrach Agunimon. Seine Stimme klang schwach und er konnte sich nur mit Mühe auf den Beinen halten, sein Körper war noch immer triefend nass, so dass er sich nicht mit seinem Feuer wärmen konnte.

„So leicht räumt man mich nicht aus dem Weg, glaubt ihr denn, das bisschen Wasser macht mich kampfunfähig? Dieser alberne Deemon bläst sich doch nur auf, der ist bestimmt nichtmal halb so stark, wie er tut.“

Kouji sah genau, dass Agunimon nur bluffte, um die anderen zu motivieren. Selbst ein Blinder konnte sehen, dass der Feuerkrieger viel zu geschwächt war, um zu kämpfen, erst recht gegen ein Ultimate-Level, aber Takuya war wohl zu stolz, das zuzugeben.
 

Garmmon grinste. „Agunimon hat Recht, wir werden uns doch nicht von so einem feigen Angeber einschüchtern lassen. Immerhin sind wir die Legendären Digikrieger, wir schaffen jeden Gegner.“

Alles eine Frage der Motivation. Wenn jeder an sich glaubte und sein Bestes gab, würden sie es schon irgendwie schaffen.
 

„Ganz meine Meinung.“, stimmte Shutumon zu, „Wenn wir an uns glauben, schaffen wir alles. Es kommt nur auf den Kampfgeist an.“

„Schließlich haben wir bisher auch immer gewonnen, oder? Man verliert nur, wenn man Angst hat!“, meinte Blizzarmon.

Blitzmon nickte nur, während KaiserLeomon die sich verdichtende Wolke im Auge behielt.

„Er ist ziemlich groß… Aber das macht ihn nicht gefährlicher, nur leichter zu treffen.“
 

„HaHaHa… Glaubt ihr Narren wirklich, eine Hand voll digitierter Menschenkinder und ein kleiner Fuchs könnten es mit mir aufnehmen?“, ertönte plötzlich eine grauenhafte Stimme von weit oben.

Deemon hatte sich fertig materialisiert. Er war riesig, seine nackten Füße sanken allein durch sein Eigengewicht tief in den staubigen Boden, ein Teil seines Körpers war bedeckt von schmutzigem Fell. Aus seinen Schultern ragten riesige Flügel hervor, an denen Hände mit langen Krallen saßen. Über seinem riesigen, mit krummen Zähnen besetzten Maul blitzten zwei kleine, bösartige Augen auf die Digiritter herab.

Er war, um es mit einem Wort zu sagen, einfach nur hässlich.
 

„Buah, hat der einen Mundgeruch…“, empörte sich Blitzmon.

In der Tat stank der Atem, den Deemon aus seinem riesigen Maul ausstieß, bestialisch. Garmmon bemühte sich, nicht durch seine empfindliche Nase zu atmen, um nicht das Bewusstsein zu verlieren. Kyuubimon und KaiserLeomon kämpften offenbar mit dem gleichen Problem, Blizzarmon hielt sich beide Pranken vor das Gesicht.
 

Kouji wollte nicht wissen, was dieses Ungetüm zuletzt gegessen hatte, er wollte das furchtbare Wesen nur so schnell wie möglich zerstört haben.

Er hielt die Luft an und sammelte Energie in seinem Maul, um einen Angriff auf Deemon zu starten, doch die Lichtkugel zerplatzte wirkungslos in dessen Fell.
 

„Versuchen wir einen gemeinsamen Angriff!“, schlug Shutumon vor und erhob sich in die Lüfte. Sie ließ die Arme kreisen und entfachte einen gewaltigen Sturm. Blizzarmon steuerte eine Ladung Schnee und Hagel zu, die Shutumons Sturm zu einem fiesen Blizzard steigerten und Junpei schleuderte seine Blitze in den Sturm.
 

Die geballte Kraft dreier Elemente schlug mit einem gewaltigen Donnern ein, doch als sich der Rauch verzogen hatte stand Deemon noch immer unversehrt an Ort und Stelle.

Das Monster lachte höhnisch.
 

„War das etwa schon alles? Ihr dummen, kleinen Kinder…“

Er verzog seine hässliche Fratze zu einem noch hässlicheren Grinsen und hob eine seiner Klauenbewährten Pranken. „Ich zeige euch mal, wie man einen richtigen Angriff macht!“

Mit für seine Größe erstaunlichem Tempo fuhr seine Pranke nieder und traf Shutumon mitten in der Luft.

Entsetzt schrie Izumi auf und landete einige Meter weiter unsanft im Dreck.

Sie kam zitternd wieder auf die Beine, offensichtlich nicht schwer verletzt.
 

„Seht ihr?“, höhnte Deemon, „Ich hätte sie töten können, wenn ich wollte, aber bei solchen Schwächlingen wie euch macht das keinen Spaß…“

„Du mieser…“, knurrte Blitzmon und stürzte sich todesmutig auf den Feind. Seine wütenden Attacken trafen Deemon in schneller Folge, bis dieser ihn schließlich mit einer achtlosen Handbewegung aus der Luft schlug wie eine nervige Fliege.

Schwer getroffen krachte der Käfer auf den Boden, wo er sich mühsam aufrichtete. Sein Körper schien vom Sturz stark zu schmerzen, aber er konnte sich noch bewegen. Einen erneuten Angriff wagte er jedoch nicht.
 

„Wieder einer kaputt… Was ist jetzt, wer will als Nächster?“, spottete Deemon.

Er schien sich seines Sieges sicher, aber er hatte auch allen Grund dazu. Seine Kraft war denen der Digiritter meilenweit überlegen.
 

Agunimon rannte wutentbrannt auf das Ungetüm zu. Seine nassen Haare flatterten wild hinter ihm, aus den Löchern in seiner Rüstung kam kein Feuer, sondern nur dicker Qualm.

Mit einem gewaltigen Sprung, den Kouji ihm in diesem Zustand nicht mehr zugetraut hätte, raste der Feuerkrieger auf Deemons Gesicht zu, die Faust zum Schlag erhoben.

Dieser schnappte einfach mit dem Maul nach Agunimon und schluckte ihn achtlos herunter.

„Das war’s dann wohl für euren Anführer.“, meinte er ungerührt und rülpste genüsslich.
 

Die anderen starrten ihn schockiert an. Das war viel zu schnell gegangen um es gleich zu realisieren. Takuya war weg, einfach nicht mehr da. Deemon hatte ihn einfach so heruntergeschluckt.

Das war doch nicht fair… einfach nicht fair, dass Deemon ihnen so überlegen war… so mit ihnen spielte.

Wenn sie wenigstens hätten digitieren können…
 

Blind vor Angst und Hilflosigkeit sah Garmmon zu dem riesigen Ungetüm hoch. Blizzarmon hatte sich wutentbrannt auf ihn gestürzt, schlug auf ihn ein und verlangte, dass er Takuya wieder ausspucken sollte, aber Deemon schlug ihn nur ebenso achtlos fort wie er es zuvor mit Blitzmon gemacht hatte.
 

KaiserLeomon schoss aus der Entfernung auf das Monster, aber seine Attacken prallten ebenso wirkungslos ab wie zuvor Garmmons Angriff.
 

„Lauft weg, Freunde… schnell!“
 

Takuyas Stimme drang schwach in Koujis Bewustsein. Einen Moment war er sich nicht sicher, ob er sich das nicht eingebildet hatte, dann spürte er, dass Takuya tatsächlich in seinen Gedanken gesprochen hatte. Und er verstand, was die Warnung bedeutete.
 

„Weg von ihm, schnell!“, brüllte er und drehte sich auf der Stelle um.

Garmmon rannte, so schnell ihn seine Pfoten trugen. Er musste Abstand von Deemon gewinnen, soviel wie irgend möglich, und er wusste, dass die anderen seinem Beispiel folgten.
 

Ein gewaltiger Knall ertönte. Garmmon spürte, wie er mitten im Sprung von einer mächtigen Druckwelle erfasst und durch die Luft geschleudert wurde. Er konnte sich nicht bewegen, sein Körper wurde wie eine Puppe weggerissen und schlug mehrmals auf dem Boden auf, bevor er endlich liegen blieb.
 

Zögernd stand Garmmon auf, als alles vorbei war. Sein Körper schmerzte, er hatte mit Sicherheit einige Prellungen abbekommen. Staub und Asche rieselte von seinen Schultern.

Unsicher sah er sich nach den anderen um.

KaiserLeomon grub sich nicht weit von ihm aus dem Sand, sein Körper zitterte und er bewegte sich vorsichtig, aber er schien zum Glück nicht schwer verletzt.

Renamon kam in einiger Entfernung zu ihnen wieder auf die Pfoten. Er war zurückdigitert, schien aber sonst keinen Schaden erlitten zu haben.
 

Vor ihnen war ein riesiger Krater im Boden, wo vorher Deemon gestanden hatte. Blizzarmon stand weit weg von ihnen an dessen Rand. Soweit Garmmon auf die Entfernung erkennen konnte war er unverletzt, lediglich sein dickes Fell war an einigen stellen verbrannt.
 

Shutumon schien es schwerer erwischt zu haben. Ihre Flügel waren schlimm verbrannt und sie zögerte, sich aufzurichten. Sie musste der Explosion noch zu nahe gewesen sein, oder war einfach nicht gut genug gepanzert.
 

Blitzmon schien es relativ gut zu gehen, sein Panzer hatte zwar einige Risse, aber keiner von ihnen war wohl tief genug, um zu seiner Haut durchzudringen. Junpei schritt auf das von der Explosion grausam entstellte Etwas zu, das vorher Deemon gewesen war. Entschlossen scannte er den breiten Digi Code, der das erbärmliche Wesen umkreiste.
 

Deemons Reste lösten sich auf, sein leuchtendes Digiei schwebte zum Himmel.

Zögernd kamen die anderen wieder auf Blitzmon zu.

„Mann, das war knapp…“, meinte Shutumon entgeistert.

„Ja, das stimmt.“, schloss KaiserLeomon sich an, „Wenn Kouji uns nicht gewarnt hätte, hätte und die Explosion eben voll erwischt…“

Er ließ seinen Blick mit einer Mischung aus Angst und Erleichterung durch den tiefen Krater schweifen.

„Ich frage mich nur, wie das passiert ist…“
 

„WÄÄÄH, TAKUYA IST TOT!!!“
 

Das markerschütternde Heulen ließ die Digimon aus ihrer nachdenklichen Stille schrecken.

Ungläubig wandten sie sich zu Blizzarmon um, der nicht weit von ihnen auf die Knie gesunken war. Er weinte und schrie verzweifelt wie ein Kind, das nicht glauben wollte, was es doch wusste.
 

In seinen gewaltigen Vorderpranken ruhte ein rotschwarz gefärbtes Digiei, auf dessen Schale deutlich das Symbol des Feuers zu sehen war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Child_of_Time
2007-11-28T17:30:52+00:00 28.11.2007 18:30
aaah das is sooooo traurig!!!!!!!!!!!
Taku war einer meiner Lieblingscharas!!!!!!!!!!!
du hast zwar jetz schon länger nit mehr weitergeschreiben aber bitte bitte:
Schreib das nächste kapi!!!!!!!!!!!
Ich will wissen wies weitergeht!!!!!!!!!!!!
Von:  MissSilverspoon
2007-02-09T13:38:57+00:00 09.02.2007 14:38
Taku T______T hoffentlich hatt's geschmeckt XD
Schönes und vor allem trauriges Kapitel. Schön lang =) Da hat man richtig was zu lesen =D

Auch ich freue mich schon sehr auf das nächste Kapitel und hoffe, dass es genauso klasse wird wie dieses hier!

Servus Ardurna
Von:  fruitdrop
2007-02-08T22:04:17+00:00 08.02.2007 23:04
quaaaak, taku kann nich tot sein. kann einfach nich. wär ja nich dasselbe ohne ihn nich?

tolles kapitel, schön geschrieben, liest sich sehr flüssig und man hat alles wunderbar vor augen. hast du toll gemacht *schulter klopf*
nur, vllt hättest dus in 2 kapitel trennen sollen. war bissel lang. nya, vllt fürs nächste mal!

mach weiter so!!
liebe grüßlis
chuku
Von:  Melodya
2007-02-08T20:52:05+00:00 08.02.2007 21:52
traurige und schöne FF...
warum hast du Takuya sterben lassen...*heul*...
ist zwar net mein Lieblingschara, aber trotzdem ist es schade...*tempo holen geh*...

freu mich aber schon auf das nächste Kapitel...

grüssle
angel


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