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Diamonds and Rust

Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...
von

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Blaise gegen Harry

Titel: Diamonds and Rust
 

Kapitel: Begegnung 85: Blaise gegen Harry
 

Begegnung 87: Iuvenis Respondere
 

Autoren: abranka und Shirokko
 

Pairing: Draco / Harry
 

Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht…

Den Rest solltet ihr schon selbst lesen…
 

Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr.

Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da.
 

Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer.

Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung.

Edelkitsch garantiert.
 

Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt.

Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von + 44 – No it isn’t.
 

Viel Spaß beim Lesen. Morddrohungen, Liebesbriefe und Kritik bitte in den Kommentaren äußern und wir hoffen auf wirklich viele Kommentare, wobei diesbezüglich eher auf solche der fördernden Art, solche, die uns weiterhelfen, uns und unseren Stil zu verbessern.
 

Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum.
 


 

Begegnung 85:

Blaise gegen Harry
 

Am nächsten Morgen hatten sie das Slytherintraining verschlafen. Aber Draco musste auch zugeben, dass er gar keine große Lust gehabt hätte, dorthin zu gehen. Ihr gemeinsamer Weg führte sie so in die Große Halle. Draco hatte darauf bestanden. Es brachte nichts, sich zu verkriechen oder sich die Bettdecke über den Kopf zu ziehen. Er musste den Tatsachen in die Augen sehen. Und er konnte sich besser dazu zwingen, die Fassung zu wahren, wenn er unter mehr Menschen war.

Pansy sah am Slytherintisch verblüfft auf, als sie hereintraten und auch Ron und Hermione wirkten ähnlich überrascht.

„Draco...“ Pansy blickte dem Blonden entgegen, als er zu ihr hinüber kam, nachdem er sich noch mit einem leichten Lächeln von Harry verabschiedet hatte.

„Guten Morgen...“ Draco ließ sich neben sie auf die Bank fallen. Die gehässigen Kommentare wurden noch gehässiger und geschmackloser. Aber was ihm auch auffiel, war, dass viele Slytherinschüler schwiegen oder angesichts dieser Bemerkungen die Augen verdrehten oder demonstrativ husteten. Irgendetwas... geschah in Slytherin. Nur wusste er nicht was, weil er zu selten dort war, um irgendetwas mitzubekommen.

„Bist du heute nicht beim Training? Warum...“, setzte Pansy an, wurde jedoch von der morgendlichen Eulenpost unterbrochen, die recht lautstark in die Halle kam. Selbst ihr fiel der große Uhu mit dem schwarzen Umschlag auf, der direkt auf den Slytherintisch zuhielt. Es gab offenbar kaum jemandem, dem er nicht auffiel. Außerdem gab es genügend Abonnenten des Tagespropheten, die scharf die Luft einsogen und dann zu den Slytherins hinüber blickten.

Draco nahm dem Vogel seines Vaters den Umschlag schweigend ab, brach das Siegel und überflog den Bogen Pergament darin. Er besaß sogar einen schwarzen Trauerrand. Die Beerdigung würde also Freitag sein...

„Was...?“ Pansy blickte ihn fassungslos an. „Was... ist passiert?“

„Meine Mutter ist tot.“ Die Worte kamen so ruhig und kühl über seine Lippen, dass er die Distanz zu dem Geschehenen nur noch mehr spürte. Nur noch deutlicher.

„Aber... das ist schrecklich!“ Die braunen Augen des Mädchens waren weitaufgerissen und sie umarmte Draco, ohne weiter darüber nachzudenken.

„Ist es das?“, gab er zurück. „Ist es so schrecklich, wenn jemand stirbt, der dich dein ganzes Leben fast nur im Stich gelassen hat?“

„Draco...“ Pansy ließ ihn los, starrte ihn an.

„Lass mich...“, murmelte er, stand auf und stopfte den Brief in seine Tasche. Er hatte keinen Hunger mehr. Nein, das letzte, was er jetzt hatte, war Appetit oder Hunger. Er würde eh keinen Bissen herunterbringen... Er ließ Schweigen am Slytherintisch und im Rest der großen Halle zurück. Es gab kaum jemanden, der nicht von dem Titelblatt des Tagespropheten wusste, auf dem über den mysteriösen plötzlichen Tod von Narzissa Malfoy berichtet wurde.
 

~*~*~*~
 

Harry hatte sich noch nicht einmal wirklich gesetzt, als der Uhu kam. Er biss die Zähne zusammen. Draco hatte den ganzen Morgen über geschwiegen, nicht viel getan und seine Augen waren oft mit einem unleserlichen Ausdruck behaftet gewesen. Auch seine Gleichgültigkeit gegenüber des Trainings oder der Sprüche. Es war das erste Mal seit Wochen, dass er diese unqualifizierten Meinungen wieder wahrgenommen hatte. Davor waren sie einfach nicht präsent gewesen. Jetzt… ließen sie ihn kalt. Diese Idioten hatten doch einfach keine Ahnung.

Er nickte seinen Freunden kurz zu und lief Draco hinterher. Ron wurde angesichts seiner Verwirrung von Hermione mittels Zeitung aufgeklärt. Harry sagte kein Wort, als er seinen Freund erreichte, nahm nur seine Hand und bedeutete ihm, dass er da war. Mehr brauchte es nicht. Alles andere erschien ihm überflüssig.
 

~*~*~*~
 

Gemeinsam gingen in den Klassenraum. Sie schwiegen auch noch, als nach und nach die anderen Schüler zum Unterricht kamen und Tonks den Raum betrat. Sie schenkte Draco ein direktes, warmes Lächeln, das dieser jedoch noch nicht einmal richtig wahrnahm. Es war wohl ihre Art von Beileidsbekundung.

Viel bekam der Blonde nicht vom Unterricht mit. Er hing seinen Gedanken nach, ohne wirklich sagen zu können, was er dachte.

„Mr Malfoy?“ Verwirrt sah er auf, hatte gar nicht mitbekommen, dass Tonks ihn schon dreimal gerufen hatte. „Sie sollen zu Professor Dumbledore kommen.“ Die Lehrerin deutete auf die offene Tür, in der Filch ungeduldig von einem Bein auf das andere trat.

Achselzuckend nahm er seine Sachen und ging. Kurz nickte er Harry noch zu, schenkte ihm ein kurzes, kaum sichtbares Lächeln, um ihm zu sagen, dass alles okay war, dann war er verschwunden.

„...Ärger, was?“ Filch nervte ihn. Der Hausmeister ging neben ihm her und wirkte äußerst gehässig. „Mist gebaut, was?“

Draco zuckte mit den Schultern. „Meine Mutter ist tot.“, antwortete er kühl.

„Oh.“ Filch starrte vor sich auf den Boden und spielte mit einer verdreckten Haarsträhne. „Mein... Beileid.“

Draco nickte nur und ging allein weiter. Filch blieb hinter ihm zurück und wirkte, als wenn er in eine Zitrone gebissen hätte.

Der Slytherin dachte nicht weiter über seinen Weg nach. Die Treppe tat sich vor ihm auf und gab ihm sofort den Zugang zu dem Büro des Schulleiters frei. Stumm stieg er hinauf und genauso schweigsam ließ er sich auf den Stuhl vor Dumbledores Schreibtisch fallen.

„Draco... Zuerst möchte ich dir mein Beileid aussprechen…“, begann der alte Zauberer ruhig.

„Danke, Sir.“ Die Stimme des Jungen war reserviert und kühl.

„Wenn du zu der Beerdigung gehen möchtest...“

„Das möchte ich.“, unterbrach Draco den Schulleiter, ehe er weitersprechen konnte.

Dumbledore nickte verständnisvoll. „Ich werde dich aus... Sicherheitsgründen dorthin begleiten. Im Moment ist es schwer zu sagen, was die Todesser und Voldemort von dir und deinem Vorgehen halten.“

Draco presste die Lippen fest zusammen, antwortete aber nicht.

„Severus hat mir alles erzählt. Auch von dem Besuch deiner Mutter... Ihr werdet vielleicht nicht die Zeit haben, auf die ihr hofft.“

Diese Nachsichtigkeit und Vorsicht kotzten den Slytherin an. Das war jetzt wirklich das Letzte, was er hören wollte. Natürlich wusste Dumbledore Bescheid. Er wusste doch immer über alles Bescheid!

„Wir waren naiv, ich weiß. Das ändert nur nichts mehr an den Tatsachen!“, gab er scharf zurück. Doch das Lächeln auf dem Gesicht des Schulleiters verschwand nicht. Er lächelte weiter und blickte gütig auf Draco hinab. Er kam sich so klein vor. Wie ein dummes kleines Kind. Stumm ballte er die Hände und senkte den Blick.

„Du bist für heute vom Unterricht befreit. Es kann niemand von dir erwarten, dass du daran teilnimmst. Und wenn, dann würde es wahrscheinlich kaum etwas bringen.“ Wieder diese widerliche Güte.

„Danke, Sir.“, presste er dennoch hervor.

„Vielleicht solltest du dir etwas Zeit nehmen um in Ruhe nachzudenken und alles zu verarbeiten. Wenn du möchtest, kannst du hier bleiben. Ich werde gleich noch etwas erledigen müssen und hier wärst du auf alle Fälle ungestört. Nun, bis auf Fawkes...“ Er deutete auf den Phönix. „Aber er wird dich sicher nicht stören...“

Draco sah auf. Er hatte in Erwägung gezogen, sich von allem zurückzuziehen, einfach Zeit für sich zu haben. Auch, weil ihm langsam aufging, dass es so nicht weitergehen konnte. Dass... sich etwas ändern musste. An ihm, in ihm. Er konnte sich im Moment selbst doch nicht mehr leiden. Aber wie konnte er über sich nachdenken, wenn Harry immer um ihn war? Er wollte den Gryffindor nicht ausschließen, aber mit sich selbst ins Reine zu kommen, das war etwas, was er nur allein konnte.

„Danke...“ Draco lächelte schwach.

„Und du solltest vielleicht deinen Freunden Bescheid geben. Nicht, dass sie sich noch Sorgen machen.“ Der Schulleiter stand auf. „Freitag, nicht wahr?“

„Sir?“

„Die Beerdigung.“

„Ja...“ Komisch, es war, als wenn ihn dieser Tatbestand nichts anging. Gar nichts. Er empfand noch immer nichts... Nicht, was den Tod seiner Mutter anging. Dumbledore nickte nur und verschwand im Nebenraum. Keine weiteren tröstenden Worte. Vielleicht hatte er geahnt, dass diese Draco nicht gerade gut getan hätten.

Der Slytherin seufzte leise und sah sich um. Sollte er wirklich hier bleiben? Im Büro des Schuldirektors? Aber warum nicht? Draußen würde ihn früher oder später jemand aufspüren. Und in den Raum der Wünsche zu gehen, ohne dass Harry dort war, widerstrebte ihm. Noch mehr widerstrebte es ihm, den Raum so zu wünschen, dass er Harry ausschloss...

Langsam stand er auf und ging zu der Fensterbank hinüber. Genauso bedächtig kramte er das Gedankenbuch aus der Tasche hervor und suchte seine Feder.

*Ich bin für heute vom Unterricht freigestellt. Such mich bitte nicht. Ich... muss nachdenken. Alleine. Ich will dich nicht aussperren, wirklich nicht. Aber im Moment kannst du mir nicht helfen... Auch wenn ich weiß, dass du das gerne würdest. Ich muss mir allein über einiges klar werden. Bitte versteh das.*

Leise schlug er das Buch wieder zu und legte es neben sich, dann setzte er sich auf die Fensterbank, lehnte die Stirn gegen die Scheibe und blickte hinunter.
 

~*~*~*~
 

Als Harry diese Worte in seinem Kopf vernahm, waren Pansy und Blaise gerade dabei zu kämpfen. Harry hatte es kaum mitbekommen, hatte nur versucht zu akzeptieren, dass Dumbledore mit Draco sprechen wollte und er ihn damit allein lassen musste. Jetzt… jetzt kam er sich wirklich überflüssig vor. Er war ihm vorhin also auf den Geist gegangen. Und wie immer hatte er es nicht bemerkt. Er war wirklich ein schlechter Freund. Dabei hatte er es nur gut gemeint.

Er kramte das Gedankenbuch heraus, schrieb langsam ein *Okay* hinein und klappte es wieder zu. Was hatte Dumbledore mit Draco besprochen? Hatte er ihm wieder einen Vortrag gehalten? Hatte er ihn wieder zurecht gewiesen? War Draco deshalb so seltsam drauf? Aber eigentlich konnte das nicht sein. Dumbledore wusste auch, dass es wahrscheinlich nicht gerade leicht für Draco war gerade, da würde er so etwas nicht tun. Nicht er…

Harry blickte gedankenverloren aus dem Fenster. Er machte sich Sorgen, wollte helfen, doch wie Draco gesagt hatte, konnte er nicht. Dumbledore hatte es ja auch schon gesagt: Man konnte nur denen helfen, die es auch zuließen. Und irgendwie verstand er Draco ja auch. Er versuchte Probleme ja auch immer alleine zu lösen, nicht wahr?

Tonks tauchte neben ihm auf und ihre warme Hand legte sich auf seine Schulter, während nun Lavender und Parvati ein Duell mit dem neuen Spruch fochten. Sie lächelte freundlich und er zwang sich ebenfalls zu einem Lächeln, bevor er wieder aus dem Fenster sah. Sie ließ ihn für diesen Tag in Ruhe.

Auch die nächsten Stunden verliefen in vollkommener Lethargie. Er bekam vom Unterricht in Zaubereigeschichte noch weniger mit als sonst, hing mit seinen Gedanken bei Draco, malte sich schreckliche Szenarien von seinem Gefühlszustand aus und strich sich mit der von Draco vermachten Feder immer wieder gedankenverloren über die Lippen und die Wangen.

Zum Mittagessen zwang er sich auf Wunsch von Hermione und Ron ein bisschen Kartoffelbrei hinunter, nur um unter den Weiden, unter dem von ihnen kreierten Blätterdach vor Regen geschützt, vor sich hinzubrüten. Bis es schließlich alles zuviel wurde. Ohne Vorwarnung stand er plötzlich auf, lächelte den anderen schief zu und verzog sich daraufhin in die Bibliothek, die überfüllt war von Menschen. Feindseligkeiten schlugen ihm entgegen, doch er ignorierte sie geflissentlich, trat einfach nur an eines der Regale heran und zog nach einer kurzen Musterung der Buchtitel ein Buch über Ablenkungszauber heraus. Keine Verbotenen diesmal, aber er brauchte eine Auszeit vor seinen immer wiederkehrenden Gedanken. Es nervte, machte ihn fertig, dass er so nutzlos war. Er musste stärker werden! Also würde er die Zeit sinnvoll nutzen. Zu schade, dass er nicht in die Verbotene Abteilung durfte. Vielleicht sollte er Dumbledore darauf mal ansprechen. Wenn er offiziell dort hinein durfte, dann wäre das wirklich genial…

Kräuterkunde war wieder recht eintönig. Sie waren immer noch dabei die Flechten zu sammeln, die am Waldrand wuchsen, um jene dann zu bestimmen. Es war keine wirklich aufregende Arbeit, die an diesem Tag noch dazu im strömenden Regen verrichtet werden musste, und Harry vertrieb sich im Endeffekt damit die Zeit, die Proben mit einem Zauber zu pflücken, der ihm nicht das Geringste brachte. Pansy und Hermione dagegen arbeiteten fleißig in die eigene Tasche. Sie hatten etwas davon gesagt, dass man aus einigen davon effektive Heiltränke brauen konnte, was sie für den bevorstehenden Plan tun wollten.

Sie zogen sich nach diesem Teil des Unterrichts um, bevor sie sich in einem Klassenzimmer trafen, um Duellzauber zu üben. Harry hatte die einzigartige Ehre gegen Blaise anzutreten. Und irgendwie schaffte er es, sich wirklich darauf zu konzentrieren. Er gewann. Nach nur drei lächerlichen Minuten. Und das mit einem Zauber, der Blaise eigentlich niemals hätte treffen dürfen. Offensichtlich machte sich der Schwarzhaarige auch Gedanken, dass Draco nicht kam. Wie sie alle. Harry hatte es ihnen nicht gesagt. Sie hatten auch nicht gefragt.

Harry gewann auch noch den Kampf gegen Ron und Pansy schlug Blaise ebenfalls. Hermione kämpfte auch, aber wie immer verlor sie. Auch wenn es ihr diesmal einfacher fiel gegen Pansy zu bestehen.
 

~*~*~*~
 

Draco war sich nicht sicher, wie lange er einfach nur starr dagesessen und nach unten geblickt hatte. Er wusste es nicht. Aber irgendwann... fing es in seinem Verstand an zu arbeiten. Und das erste Mal seit der Erkenntnis, dass seine Mutter wirklich tot war, tat es weh. Es war, als wenn die Mauer zusammenbrach, die ihn von diesem Gefühl getrennt hatte. Als wenn er es endlich zuließ und sich nicht mehr hinter Floskeln und der Vergangenheit versteckte. Sie hatte ihn geliebt. Er hatte sie geliebt. Irgendwie. Und sie war gestorben, weil sie ihn hatte schützen wollen. Das erste Mal in seinem Leben, das letzte Mal in ihrem.

Der blonde Junge schloss die Augen und spürte die Tränen unter seinen Lidern brennen. Sie zu weinen würde nichts ändern... Sie würden den Schmerz nicht lindern, genauso wenig seine Wut und seinen Hass auf seinen Vater. Gefühle, die jetzt langsam hochschlugen. Was hatte er gesagt? Warum hatte er sie dort zur Rede gestellt? Warum hatte er sie nicht aufgefangen? Warum hatte er sie nicht retten können?

Draco zog die Beine an und verbarg das Gesicht in seinen Armen. Jetzt weinte er doch. Schon wieder. Verdammt, er war in letzter Zeit eine echte Heulsuse geworden... Er lachte trocken gegen die Tränen an. Er hasste sich selbst dafür... Er wollte nicht schwach sein, sich nicht so schwach fühlen. Also musste er es ändern. Wenn nicht er, wer sonst?

Abrupt hob er den Kopf und wischte die Tränen weg. Es tat weh. Ja. Seine Mutter war tot! Er hatte alles Recht der Welt zu weinen - und alles Recht der Welt auf seine Art zu trauern. Und das hieß, dafür zu sorgen, dass ihr Opfer nicht umsonst gewesen war...

Er legte den Kopf in den Nacken, blickte zum Himmel empor. Es regnete... Dabei war es die letzten Tage sonnig gewesen, doch jetzt regnete es... Ein trister Oktobertag heute.

Er wollte nicht, dass es wehtat. Nein, er wollte es nicht. Und wenn er sich vorstellte, dass jemand sterben könnte, der ihm ungleich mehr bedeutete... Dass Harry sterben könnte... Ihm wurde allein bei dem Gedanken schlecht. Er sollte vielleicht besser weglaufen, alle Brücken abbrechen. Dann konnte ihn niemand mehr verletzten. Aber er wusste, dass dieser Gedanke falsch war. Er wollte flüchten. Das war es, was diese Idee überhaupt hervorbrachte. Draco seufzte leise. Er konnte nicht fort von Harry... Er würde es niemals können... Und er wollte, dass Harry lebte. Also würde er alles in seiner Macht Stehende tun, um dafür zu sorgen.

„Du bist so ein Idiot...“, murmelte er leise. Er hatte Chancen ausgeschlagen, um stärker zu werden und Harry sicher zur Seite stehen zu können. Mit seinem Unwillen gegenüber und seiner Angst vor der Schwarzen Magie. Mit seiner Abneigung gegen die Potenzialmagie. Mit seinem dummen Machtkampf mit Snape und seiner Ablehnung der Okklumentikstunden. Er musste dieses Ruder herumreißen. Er musste sich zusammenreißen!

Ja, es war im Moment viel. Verdammt viel. Er hatte das Gefühl noch irgendwann zusammenzubrechen, aber nicht er trug die Last der Verantwortung. Harry war es. Harry, der sich selbst dafür verantwortlich machte, dass Voldemort zurück war. Der diesen Kampf suchte, der Rache suchte und der diese Welt einfach retten wollte... Und da wagte er es, müde zu sein? Es ging um mehr. Um viel mehr... Und er trug nicht die Welt auf seinen Schultern.

Draco atmete tief durch. Es würde nicht leicht sein. Mit Sicherheit nicht. Aber was war schon in seinem Leben jemals leicht gewesen? Er würde kämpfen. Dafür, dass er stärker wurde. Er würde sich seinen Ängsten stellen. Er würde jede dieser Aufgaben als Herausforderung sehen. Eine ganz persönliche Herausforderung. Dann konnte er es vielleicht schaffen. Nein, nicht vielleicht. Dann würde er es schaffen.

Er lächelte leicht.

Dann sackten seine Schultern nach vorne und er kauerte sich wieder eng zusammen. Schon komisch, dass dafür, dass er sich endlich zusammenriss, erst seine Mutter sterben musste...

Es saß bis zum späten Nachmittag auf der Fensterbank, ehe er endlich aufstand. Zeit, wieder nach draußen zu gehen. Er lächelte leicht und nickte Fawkes zum Abschied zu. Der Phönix hatte die ganze Zeit über ruhig auf seiner Stange gesessen und keinen Laut von sich gegeben. Jetzt gurrte er leise.

Die Tasche über der Schulter schritt Draco die Treppen hinunter. Klasse, jetzt musste er nur noch die anderen finden. Ob sie bei den Weiden waren? Moment, Gedankenbuch.

Er kramte es hervor und schlug es auf. *Wo seid ihr?*, kritzelte er an Harry hinein und lehnte sich gegen eine Wand, um auf Antwort zu warten.
 

~*~*~*~
 

Nur einen Augenblick später erwischte Harry Blaises Zauberspruch mit voller Breitseite. Die Frage hatte ihn abgelenkt, ihn vergessen lassen, dass er einen Schild zu sprechen hatte, um sich zu schützen, und so hatte Blaise getroffen und Harry krachte gegen die nächste Wand. Halb betäubt entwich ihm ein leises Stöhnen und er lauschte Hermiones entsetztem Keuchen, doch sobald seine Sinne sich zurückmeldeten, hatte er keinen Nerv mehr, daran zu denken. Er verschwendete nicht einmal einen Gedanken daran, dass er unter normalen Umständen jetzt tot wäre. Nein. Kaum hatten seine Füße den Boden wieder gefunden, rappelte er sich auf und stützte zu seiner Tasche, riss Feder und Gedankenbuch heraus und schrieb eine Antwort, hektisch und nahezu erleichtert. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie sehr er verdrängt hatte, was mit Draco war, denn jetzt spürte er, dass er vor Sorge fast kaputt ging.

Ron legte ihm lächelnd einen Arm um die Schultern und hielt ihm seinen Zauberstab hin. „Oh Mann, Junge, dir ist wirklich nicht mehr zu helfen. Da steckst du die Donnerfaust einfach weg. Unglaublich.“ Er schüttelte gespielt aufgebend den Kopf.

Harry lächelte zurück und lachte leise, nachdem er es geschafft hatte, die Worte zu begreifen. Klar. Da hatte er wahrhaftig Recht. Ihm war nicht mehr zu helfen. Und selbst wenn… er würde sich nicht helfen lassen. Niemals wollte er, dass es sich änderte. Draco bedeutete ihm viel zu viel.

Die anderen drei lachten auch. „Er kommt also zurück?“, fragte Pansy, die Harrys Eintrag gelesen hatte – er war der einzige der Gedankenbuchbesitzer, der noch keine unsichtbare Tinte verwendete. Sie klang ebenfalls erleichtert. Und als er nickte: „Das ist schön.“

Hermione stimmte zu. „Vielleicht wird dann heute ja doch noch was aus dem Training.“, meinte sie scherzhaft. Wie sehr Dracos Abwesenheit ihre Konzentration beeinflusste, das war einfach nur noch zum Heulen.
 

~*~*~*~
 

Draco lauschte auf die Antwort und drückte sich von der Wand ab. So hektisch wie Harry geklungen hatte, hatte er die Worte wahrscheinlich in seinem persönlichen Rekord heruntergeschrieben. Nur was zum Merlin machten sie in einem leeren Klassenraum?

Er zuckte mit den Achseln. Nun, er würde es gleich erfahren, nicht wahr? Allzu weit war es von hier nicht zu dem Raum.

Keine fünf Minuten später stand er vor der Tür. Einen Augenblick lang atmete er noch durch, dann drückte er die Klinke runter und trat ein.
 

~*~*~*~
 

Harry hatte darauf schon gewartet. Er kam auf ihn zu, hob die Hand zu seiner Wange und strich darüber. „Hey.“, sagte er leise und ein breites, weiches Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Geht es dir jetzt besser?“ Er wäre ihm viel lieber einfach um den Hals gefallen, aber vorhin hatte er sich genug aufgedrängt, so hielt er sich zurück.
 

~*~*~*~
 

Draco lächelte leicht und schmiegte die Wange gegen Harrys Hand. „Ja... Deutlich besser.“ Sachte zog er Harry an sich und küsste ihn zart auf die Lippen. Bisher hatten sie das vor anderen vermieden, aber jetzt... war ihm danach. Auch um Harry zu zeigen, dass er ihn bei sich haben wollte. Dass er ihn wirklich nicht von sich stieß und aussperrte.

„Hey...“, grüßte er dann in die Runde, schien die anderen erst jetzt richtig wahrzunehmen. Sie lächelten ihm zu. Blaise und Pansy wirkten über die Maßen erleichtert, dass er da war, und auch Ron und Hermione schienen sehr erfreut.

„Bist du zwischendurch in einer Mikrowelle gewesen? Du bist richtig warm im Gegensatz zu heute Morgen...“ Blaise hatte die Hand ausgestreckt und Dracos ergriffen. Doch er meinte nicht die körperliche Wärme, sondern das Gefühl, das der Blonde ausstrahlte.

„Nicht ganz...“ Draco musste leise lachen. Es ging ihm definitiv besser. Erst jetzt, wo er wirklich einfach so lachen konnte, wurde ihm das bewusst. Es tat noch weh, ja. Es würde auch noch eine ganze Weile wehtun, aber... er kam damit zurecht.
 

~*~*~*~
 

Glücklich schlang Harry seine Arme um den Nacken seines Freundes und lehnte sich gegen ihn, seitlich, um ihm die Gelegenheit zu geben, weiterhin mit Blaise zu sprechen. Der schwarzhaarige Slytherin hatte wirklich Recht. Draco war wärmer als vorher. Offenbar hatte das Nachdenken etwas gebracht. Er hatte Erfolg gehabt. Ganz alleine.

Harry wusste nicht, ob er traurig oder stolz auf ihn sein sollte. Traurig, weil er es ohne ihn geschafft hatte und ihn nicht mehr brauchte, stolz, weil Draco offensichtlich einen weiteren Schritt in die Unabhängigkeit getan hatte. Von jetzt an war er sicher stärker. Genauso wie er selbst stärker gewesen war, als er sich die Schuld an Cedrics Tod erst einmal eingestanden hatte und es als Berufung begriffen hatte. Was Draco wohl so stark gemacht hatte?

Hermione grinste, als auch Ron dem Blonden auf die Schulter schlug, und ihre Augen funkelten. „Na dann… Harry, dein Duell ist noch nicht vorbei, erinnerst du dich?“

Ron lachte. „Ja. Hast du eigentlich keine Schmerzen? Du hast den Angriff voll abbekommen!“

Harry zog die Nase kraus. „Ich habe andere Sorgen gehabt.“, erwiderte er schmollend. „Und Blaise hat gewonnen. Ich habe meine Aufmerksamkeit verloren, das ist unverzeihlich!“

„Oh nein. So leicht kommst du jetzt nicht davon.“, mischte sich wieder Hermione ein. „Das Training ist noch nicht vorbei!“

Flehend warf Harry Blaise einen Blick zu, der diesen davon überzeugen sollte, ihn zu unterstützen, aber Pansy erkannte diese Gefahr. „Genau! Los, Blaise, Harry. Auf eure Plätze. Dann könnt ihr Draco mal zeigen, wie ihr euch entwickelt habt!“
 

~*~*~*~
 

Blaise grinste und strich Draco noch mal über die Schulter. „Schön, dich hier zu wissen.“, sagte er noch, dann bezog er gehorsam Stellung. Er war angespannt. Irgendwie... In ihm staute sich etwas auf, von dem er nicht genau sagen konnte, was es war. Aber würde sein Bestes geben. Draco sah schließlich zu.

Dieser lächelte und schob Harry nach einem kurzen Kuss nach vorne. „Na los ihr zwei, zeigt, was ihr könnt.“
 

~*~*~*~
 

Harry grinste. Wenn er das wollte… konnte er haben.

Schnell ging er auf seinen Platz zurück, machte sich bereit, den Zauberstab erhoben. Er blickte Hermione an, die ein neues Zeichen geben würde. Irgendwie juckte es ihn in den Fingern. Draco zeigen, was er schon konnte…

Das Zeichen kam und Harry legte sofort los. Ein Schritt zur Seite, um möglichen Angriffen auszuweichen und gleichzeitig jagte er die Ganzkörperklammer auf Blaise los, während er im Hinterkopf schon einen Schild und den nächsten Angriff vorbereitete und sie kurz darauf naht- und wortlos auf Reisen schickte. In ihm brannte ein Feuer, das mit normalen Worten nicht mehr erklärt werden konnte. Er fühlte sich nahezu befreit!
 

~*~*~*~
 

Blaise pfiff unwillkürlich durch die Zähne, während er auszuweichen versuchte, den Zauber blockte und den Gegenangriff startete. Schien glatt, als wenn Dracos Anwesenheit Harry richtig beflügelte... Mal sehen, was er zu einem kleinen Hagel von Donnerfäusten sagen würde...

Kurz blinzelte er zur Seite, sein Blick streifte den Blonden einen Augenblick, dann rief er sich innerlich zur Ordnung und konzentrierte sich voll und ganz auf Harry. Das war kein Vergleich zu dem Geplänkel von gerade eben.
 

~*~*~*~
 

Harry hatte die kurze Unaufmerksamkeit genutzt. Und er hatte unterbewusst erkannt, was diese Unaufmerksamkeit ausgelöst hatte. Ihm war der Blick zu Draco nicht entgangen. Nicht im Geringsten! Eifersucht kroch in ihm hervor, unbemerkt von ihm selbst.

Sein nächster Spruch war sein neuster: Sericus insidiae, das unsichtbare, seidene Netz, das sich wie ein Spinnennetz um seinen Gegner legte und mit seiner unvorhersehbaren Komplexität dafür sorgte, dass dieser sich mit jeder Bewegung fester und tiefer darin verstrickte, bis er wie eine Fliege in einem Kokon aus Seide gefangen war. Es war kein Zauber, der einem direkt schadete, außer er ließ ihn zu lange in dem Netz. Es bestand durchaus die Gefahr, dass der Gegner darin erstickte, denn er kam erst los, wenn der Sprecher des Zaubers die Fäden wieder löste. Wurde der Sprecher getötet oder anderswie ausgeschaltet, war die Zeit des Opfers vorbei. Weiße Magie. Anerkannte Weiße Magie. Magie für Wildhüter und Drachenbändiger, für Menschen, die wie Hagrid mit vielen wilden Kreaturen zu tun hatten. Ein Zauber zum Selbstschutz. Wenn man ihn nicht so verwendete, wie es Harry gerade getan hatte.
 

~*~*~*~
 

Den Netzzauber bemerkte Blaise erst, als er ihn um sich spürte. Zumindest spürte er irgendetwas. Verdammt. Er hatte nicht aufgepasst! Er hatte sich ablenken lassen! Das war dumm!

Er musste vorsichtig sein... Sich vorsichtig bewegen... Irgendwie...

Er schickte Harry ein paar Flüche entgegen, die ihn vor allem ablenken sollten. Verdammt, was war das hier nur? Was hatte Harry wieder ausgeheckt? Und woher nahm der Junge diese verdammten Tricks?

Er beschloss dieses seltsame Gefühl einfach zu ignorieren. Er würde sich vorsichtig bewegen, weil dieses Ding näher kam, wenn er hektische Bewegungen machte, aber ansonsten... würde das schon klappen. Der Slytherin zwang sich zu Zuversicht. Entschlossen schickte er Harry noch zwei Donnerfäuste entgegen. So langsam brauchte er eine verdammt gute Taktik...
 

~*~*~*~
 

Harry wich der ersten Donnerfaust aus, doch die zweite streifte ihn am linken Arm, dass er regelrecht spürte, wie der Schmerz dort explodierte. Er reagierte schnell und besonnen, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Er hatte gelernt, dass man Schwäche in einem Kampf niemals zeigen durfte, denn der Gegner hatte niemals Erbarmen.

„Lami…“

„Was ist denn hier los?“ Die kalte, schnarrende Stimme ließ ihn zusammenzucken und mitten in der Bewegung innehalten. Snape. Snape war da und er klang wütend. Kein Wunder, wo sie sich wieder einmal einen Regelverstoß geleistet hatten. Verdammt!

Harrys Augen zogen sich zusammen. „Training.“, erklärte er knapp und wollte einfach weitermachen, doch Snape unterbrach ihn erneut.

„Training? Ist ja interessant. Da schwänzt du mein Training, um hier anderweitig zu trainieren! Potter, das ist dreist! Das ist unverhohlen unverschämt!“ Der schwarzhaarige Lehrer baute sich noch ein wenig mehr auf. „Mitkommen!“, schnauzte er, nachdem er einen Blick in die Runde geworfen hatte. „Im Übrigen sind die Zauber lächerlich! Mit der Donnerfaust erreicht man in einem ernsthaften Kampf gar nichts!“

Böse wandte sich Harry ab. Ach so? War das so? War ja interessant. Also ihn hatte die Donnerfaust wirklich hervorragend erwischt. Und das Netz… Würde er Blaise dort jetzt so hängen lassen… Er machte eine weitere Bewegung mit dem Zauberstab und löste das Netz, bevor er sich Snape zuwandte, der anscheinend schon etwas hatte sagen wollen, weil er desertierte. „Also dann, zeigen Sie uns doch Zauber, die für ein Duell besser geeignet sind!“
 

~*~*~*~
 

Draco war ebenso wie die anderen drei herumgefahren, als er Snapes Stimme gehört hatte. Seine grauen Augen verengten sich ein wenig, doch äußerlich ließ er sich keine Regung anmerken. Wenigstens bemühte er sich darum. Er wollte seine Abneigung gegen diesen Mann in den Griff bekommen, denn ansonsten würde er kaum etwas von ihm lernen können.

Blaise keuchte erleichtert auf, als Harry den Zauber von ihm nahm. So langsam hatte er sich doch in diesem unsichtbaren Netz verstrickt. Der schwarzhaarige Slytherin lehnte sich gegen einen der Tische und beobachtete Snape. War doch interessant, was der jetzt sagen würde...

Draco presste die Lippen fest zusammen, als er Harrys Aufforderung hörte. Das war doch... War Harry durchgedreht oder hatte er vergessen, was beim letzten Mal passiert war, als er Snape herausgefordert hatte? Offenbar schon. Ansonsten würde er das jetzt kaum so leichthin sagen. Draco zwang sich dazu, seine Hand aus der Umhangtasche zu lassen und nicht nach seinem Zauberstab zu greifen.
 

~*~*~*~
 

Snape blickte kalt auf den Jungen-der-lebt hinab. Ihm Zauber zeigen? Was tat er denn anderes? Er zeigte ihm den wichtigsten Zauber überhaupt! Was meinte er denn, was Okklumentik war?

„Mitkommen!“, wiederholte er böse und diesmal war sein Blick so starr und kalt, dass Harry ein eisiger Schauder über den Rücken lief. Er fügte sich. Ein letzter entschuldigender Blick zu Draco, dann folgte er Snape aus der Tür hinaus. Seine Laune war auf einem Tiefpunkt. Jetzt war Draco wirklich wieder zurückgekommen und da musste Snape sie wieder trennen! Dieser Arsch!
 

~*~*~*~
 

Draco blickte den beiden einen Augenblick lang nach, dann entspannte er sich langsam wieder. „Oh, bei Merlin!“ Jetzt ging ihm auf, wie spät es eigentlich war. Das Quidditchtraining!

„Was ist denn?“, erkundigte sich Hermione.

„Quidditch... Ich hab’s vergessen...“, stöhnte Draco auf.

„Keine Sorge.“, kam die Beruhigung von Blaise. „Montague hat das Training abgesagt.“

„Er hat...“ Der Blonde blickte ihn verblüfft an.

„Draco, Draco...“ Blaise schüttelte den Kopf und kam langsam näher. „Falls du es noch nicht mitbekommen hast: Montague, Joey, steht voll und ganz hinter dir. Und damit gehört er zu den wenigen in Slytherin. Wenigstens im Moment... Es ist da alles gerade etwas... im Umbruch.“ Er lächelte leicht.

„Okay...“ Draco blinzelte verwirrt, beließ es dann aber dabei.

Sie trainierten noch etwa eine halbe Stunde weiter, bei der Draco dann gegen Ron antreten durfte, dann besorgten sie sich ihr Abendessen aus der Großen Halle. Blaise und Draco waren als erste fertig und warteten vor der Tür auf die anderen drei. Der Blonde hatte extra ein paar Schokokekse und ein Stück von dem Nusskuchen eingepackt. Harry liebte beides heiß und innig.

„Es freut mich wirklich, dass es dir wieder besser geht...“, murmelte Blaise leise und lächelte leicht.

„Danke...“ Draco lehnte sich gegen die kühle Wand hinter ihm und spähte in die Halle hinein. Was machten die da drin nur so lange?

„Du fehlst mir, Draco.“, sagte Blaise urplötzlich. Augenblicklich hatte er die volle Aufmerksamkeit seines besten Freundes. Ein schiefes Lächeln huschte über das Gesicht des Schwarzhaarigen. „Ich weiß, das klingt bescheuert, aber... du fehlst mir. Es ist...“ Er brach ab und blickte zu Boden. „Vergiss es...“

„Nein. Sag, was du sagen willst.“ Draco musterte Blaise genau. Einige Haarsträhnen hatten sich aus dem kleinen Pferdeschwanz - dafür reichte die Haarlänge gerade - gelöst und hingen ihm wirr ins Gesicht. Er sah noch von dem Duell mit Harry etwas mitgenommen aus.

„Es ist nicht wichtig...“

„Doch. Weil es dir offenbar auf der Seele liegt. Wir sind doch Freunde oder, Blaise? Und es ist nicht gerade nett, wenn du so etwas sagst und dann auf einmal abwinkst...“

Blaise seufzte tief und sah dann auf. „Du fehlst mir... Weil... wir verbringen doch kaum noch Zeit miteinander. Wir laufen morgens... Ja, da kann man sich auch klasse über irgendetwas unterhalten. In den Pausen, im Unterricht... sicher. Aber... wir haben nie Zeit für uns. Du und ich und das, was uns durch den Kopf geht. Das fehlt mir...“ Er stockte und sprach dann schnell weiter. „Nicht, dass ich dich nicht verstehen könnte... Klar, dass du mit Harry zusammen sein willst, aber...“

„Ich vergesse dich nicht, Blaise.“, sagte Draco fest, trat auf ihn zu und umarmte ihn kurz. „Mach dir deswegen keine Gedanken, okay?“

Blaise nickte und lehnte die Stirn gegen Dracos Schulter.

„So, da sind wir wieder! Zurück in den Klassenraum!“, riefen Pansy und Hermione fröhlich hinter ihnen, während Ron den beiden Jungen einen kritischen Blick zuwarf. Harry würde das Verhalten wahrscheinlich gar nicht gefallen...
 

~*~*~*~
 

Harry hockte schon in dem kleinen Raum, den sie für ihr Training genutzt hatten. Er saß am Fenster und beobachtete nachdenklich die Tropfen, wie sie unvorhersehbare Bahnen am Glas liefen. Das Training bei Snape war ebenso unvorhergesehen verlaufen. So seltsam…

Langsam malte er den Weg eines Tropfens nach. So vollkommen unerklärlich… Im Grunde… konnte das doch gar nicht sein, oder?
 

~*~*~*~
 

Blaise hatte sich bei Draco untergehakt und sich geweigert dessen Arm wieder loszulassen. Der Blonde hatte das schließlich mit einem Lachen quittiert und ihn gewähren lassen. Gemeinsam tauchten die fünf schließlich in ihrem Raum auf. Als Draco Harry so am Fenster sitzen sah, machte er sich von Blaise frei und trat auf ihn zu.

„Hey... Dem Giftmischer schon entkommen?“, fragte er leise, umarmte ihn von hinten und schmiegte seine Wange an die des Gryffindors.
 

~*~*~*~
 

Harry drehte sich um, immer noch mit dieser seltsam verwirrten Stimmung. Er nickte, während er sich gegen ihn lehnte. „Er… war so komisch. Als wäre er… sauer?“ Er blickte wieder aus dem Fenster. Noch immer konnte er es nicht fassen. „Oder als wäre er… enttäuscht.“
 

~*~*~*~
 

„Wieso das?“ Draco runzelte die Stirn. Er trat neben seinen Freund und lehnte sich ihm gegenüber an die Fensterbank. Gedankenverloren reichte er ihm Kekse und Kuchen. „Was ist passiert?“
 

~*~*~*~
 

Harry nahm beides entgegen und blickte ihn an, ohne sie zu bemerken. „Er konnte nicht rein. Nicht ein einziges Mal.“ Dabei hatte er es wirklich oft versucht. Harry verstand gar nicht, warum es ihm plötzlich so leicht fiel, ihn zu blocken. Was hatte sich denn geändert? Er hatte einfach nur denken müssen, dass er das nicht wollte, dass es ihm unangenehm war, und schon rannte Snape gegen eine Wand. Einfach so…
 

~*~*~*~
 

„Das ist doch gut...“ Draco lächelte weich und strich Harry durch die Haare. „Das ist sogar großartig! Harry, du hast Okklumentik geschafft!“
 

~*~*~*~
 

Der Schwarzhaarige lächelte weich. „Ich kann es noch immer nicht glauben.“, sagte er und lehnte sich noch ein bisschen schwerer gegen ihn. „Snape war so wütend.“ Er lachte. „Ich hab schon wieder Sondertraining am Freitagmittag…“

Hermione kam zu ihnen. „Wie bitte? Das ist beinahe die einzige Zeit, wo wir die Potenzialmagie ausprobieren können! Wieso nimmt er uns diese wertvolle Zeit?“ Sie schien leicht sauer, aber Harry lächelte nur. Es störte ihn nicht. Er wollte von dieser Magie eh nichts mehr wissen.

„Weil er egoistisch ist und sich in seiner Ehre verletzt fühlt.“, antwortete er ihr. „Er sieht es nicht gerne, wenn ich seine Erwartungen nicht erfülle.“ Und Snapes Erwartungen an ihn waren eh immer schlechter Natur.
 

~*~*~*~
 

„Na und? Dann machst du ihn Freitag eben wieder fertig...“ Draco gab ihm einen sachten Kuss auf die Haare und drückte ihn an sich. Er freute sich jedenfalls für Harry und irgendwie... war er stolz auf ihn. Bei Merlin, er fühlte sich grad sowieso... vollkommen überdreht.

„Dann verschieben wir die Potenzialmagie eben, Mione. Wir können es nicht ändern.“, wandte er sich an das Gryffindormädchen. „Vielleicht finden wir trotzdem irgendwie die Zeit dafür...“
 

~*~*~*~
 

Harry nickte, hob dann die Hand und biss von dem Kuchen ab. Erst da bemerkte er, was er da bekommen hatte. Seine Augen begannen zu leuchten. „Danke!“, strahlte er Draco an und nahm gleich noch einen Bissen. „Lecker!“ Mann, das liebte er! Kuchen! Mit Mandeln und Marzipan drin!
 

~*~*~*~
 

Draco lachte leise auf und wuschelte Harry noch einmal über das Haar. Sie aßen noch gemeinsam, dann machten sie weiter. Diesmal waren Hermione und Pansy dran - und gerade Hermione hatte das Training bitter nötig. Im Duell war sie schlichtweg eine totale Niete. Ungefähr hundertmal bekam sie von allen Seiten erklärt, dass ein Duell nicht wie ein Schachspiel ablief und Zug auf Zug folgte, sondern dass sie vorausdenken und ständig handeln musste. Irgendwann erklärte sie vollkommen entnervt das Training für beendet. Man sah ihr nur zu deutlich an, dass diese Duelle sie mitnahmen.

Sie waren todmüde, als sie schließlich in den Raum der Wünsche verschwanden. Innerhalb weniger Minuten waren sie eng aneinander gekuschelt eingeschlafen.
 

Der nächste Morgen begann wie gewohnt mit dem Slytherintraining. Montague war sichtlich erfreut, Draco wieder dabei zu haben und begrüßte ihn äußerst herzlich, was wiederum für missmutige Gesichter bei Warrington und Pucey sorgte. Draco ignorierte sie, wie er es bereits gewohnt war. Zaubertränke und Verteidigung gegen die Dunklen Künste gingen vorüber, genauso die Mittagspause, die sie damit verbrachten, dass Hermione ihnen einige neue Ablenkungssprüche zeigte und schließlich auch Verwandlungen. Es regnete noch immer und so suchten sie sich danach wieder ein leeres Klassenzimmer, um ihre Ruhe zu haben.

Dort widmeten sie sich erst ihren Hausaufgaben, ehe Hermione ihr ausgeklügeltes Trainingsprogramm fortsetzen ließ…
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~

I listen to you cry

A cry for less attention

But both my hands are tied

And I'm pushed into the deep end

I listen to you talk but talk is cheap

And my mouth is filled with blood

From trying not to speak

So search for an excuse

And someone to believe you

In foreign dressing rooms

I'm empty with the need to

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

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abranka:

*liebtdieduelle* Und Harry kann es. *g* Armer Snape... Muss frustrierend sein, sein Lieblingsopfer nicht mehr quälen zu können…
 

Shi:

*lach*

Hast du etwa Erfahrungen damit?



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Drachen-Fan
2008-11-16T22:35:13+00:00 16.11.2008 23:35
Hallo Shirokko, hallo abranka!

Hier nur ein kurzes Reviev ... denn ich geh jetzt ins Bett *lach*

Draco brauchte einfach mal Zeit für sich und die hat ihm auch gut getan. Er hat erkannt, was wichtig ist und dass er einfach an sich glauben muss, damit ihm mehr gelingt.

Blaise hat keine Chance gegen Harry. Weder beim Kämpfen, noch bei Draco.

Und ich finde es klasse, dass Harry es endlich hinbekommt, dass er Snape blocken kann. Beschreibt ihr noch mal, warum er es plötzlich kann? Gibt es einen Grund? Oder kam es einfach von selbst?


LG,
Drachen-Fan

Von:  -Ikarus-
2008-10-01T22:37:31+00:00 02.10.2008 00:37
Awwwww.... das arme Sevi... kann den Harry gar nicht mehr ärgern mit der okklumentik? Awww... hihi
tut mir das aber schade. x3

Nee... eigentlich hab ich Sevi mittlerweile richtig lieb als Chara... gut..hier issern Arsch aber sonst..hihi..

ich guck gerade ein wenig tiefer... da...wo steht blaise und snape (oder umgekehrt) zudem... einmal zensiert und einmal nicht... nicht dass da was raus kommt, was mich erschrecken könnte XD
ich bin gespannt.

einen schaff ich noch, ehe ich mich in die falle werf v.v*gähn*
Von:  mimaja56
2008-09-07T16:31:33+00:00 07.09.2008 18:31
ich hab ja nun wirklich schon bald ein schlechtes Gewissen.

Aber ich kann sagen, ich habe in den letzten 4 Wochen fast ein halbes Jahr deiner Story gelesen, leider hat der Urlaub dazu nicht ganz gereicht aber ich bin seit heute auf dem aktuellen Stand und ich bin nach wie vor begeistert.

Du läßt einen die Entwicklung der beiden Hauptcharaktere wirklich miterleben. Es geht nicht im Hauruck - Verfahren sondern langsam mit allen möglichen Höhen und Tiefen.

Ich freu mich noch auf viele viele dieser Kapitel.

lg
mimaja
Von: abgemeldet
2008-09-06T20:38:46+00:00 06.09.2008 22:38
Tolles Kapi! ^^
Es ist toll, dass Harry Okklumentik geschafft hat! ^^
Ich bin gespannt wie es weiter geht!

Bis dann,
Draconian Heart!
Von:  Chiron
2008-09-06T10:46:34+00:00 06.09.2008 12:46
Hey..
Schönes Kapi..
Blaise wird mir unsympathisch..
Dass Harry Okklumentik gemeistert hat, ist schön.. Endlich ein kleiner Erfolg..
Und der Umbruch bei den Slytherins ist auch gut, denk ich..
Armer Snape^^
Bin neugierig, wie es weitergeht..^^
Von:  Engelchen_Fynn
2008-09-06T10:01:38+00:00 06.09.2008 12:01
Typisch Lucius. Die Mutter seines Sohnes stirbt und er schreibt einen Brief. Man sollte meinen, da geht man zur Schule und erklärt es seinem Kind persönlich... Aber was soll man von Lucius Malfoy schon groß erwarten... -_-

Ich find gut das einige Slytherins mittlerweile offenbar nicht mehr gut finden, was der Rest mit Draco abzieht. Bin ja mal gespannt was sich daraus entwickelt.

Gutes Kap, freu mich auf mehr. ^^
Von:  himeChidori
2008-09-05T21:01:52+00:00 05.09.2008 23:01
oh nein der arme snape *dl* etz isser frustriert xD dann trägt er am besten lila xD
ich weiß nich aber argh ...blasie stört mich o.ô der soll dray in ruhe lassen der gehört harry T_T
freu mich aufs näxte kapi
lG Kaddl


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