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Seydon

2007er Version
von

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Die Hüterin des Drachens

Yari stürzte zu Boden. Tiras und Zenta machten sich nicht die Mühe, Puls und Atmung zu überprüfen – jeder wusste, was Todesklinge war. Der stärkste Zauber der Musaniermagie, der einen auf der Stelle tötete. Thanata zischte.

„Tss... wie... unpassend.“ Sie hob die Hand, und Kindarn und Kaiyla verschwanden mit einem Blitzen. „Nur mal so...“ krächzte Thanata, während sie sich selbst auflöste, „Sagt das eurem vorlauten Freund Zitan Sari – jeder, der es mit mir aufnehmen will, wird so enden wie dieses jämmerliche Kind hier!“ Damit verschwand sie. Die Freunde blieben schockiert zurück.
 

Liona ging langsam zu Yari hinüber. Ihre Schritte hallten in der Stille laut wieder. Sie kniete neben Yari nieder, die tot auf den Fliesen lag. Ihre Augen waren geschlossen, ihre Arme weit ausgebreitet.

„Möge Chinon dich ehrenhaft in das Reich der Toten aufnehmen und du als Stern über die wachen, die du geliebt hast,“ wisperte Liona. Eine Träne rann über ihre Wange. Sie faltete die Hände und sprach ein stilles Gebet. Die anderen waren still, nur Oseas Schluchzer waren zu hören. Liona richtete sich auf. „Ich bin dafür, dass wir sie anständig beerdigen,“ sagte sie. Die anderen schwiegen.

„Wir sollten uns erstmal um unsere Leute kümmern!“ meinte Lani mit einem Nicken zu Zitan und Siana herüber, die noch immer ohnmächtig am Boden lagen. Liona kniete bei Siana nieder und nahm ihren Kopf auf den Schoß.

„Es ist nicht schlimm,“ meinte sie nach kurzer Zeit, „Ich mach Vitra, und sie ist wieder o.k.!“ Mit diesen Worten streckte sie ihre Hand aus. „Vitra!“ Siana blieb liegen. „So, jetzt schläft sie. Ich würde sagen, wir bringen sie und Zid erstmal in ein Hotel...“ Der Rest stimmte ihr zu.
 

So wanderten sie in ein Hotel in Zujani. Sie bestellten sich zwei Sechserzimmer, doch es gab ein Problem:

„Es gibt hier nur Zweierzimmer, tut mir leid.“ Die zehn Freunde sahen sich an.

„Oh mann,“ machte Lili, „Dann halt sechs Doppelzimmer!“ Das Fräulein an der Rezeption schob den zehn Kameraden sechs Schlüssel herüber.

„Jetzt kommt die Zimmerverteilung...!“ freute sich Zantis, während sie zu ihren Zimmern gingen, und Lani briet ihm eine über.

„ZANTIS!!! – Wie kannst du jetzt an sowas denken??!! Verdammt, Ziddy ist verwundet, Siana pennt und Yari ist tot!!! Und du denkst an deine Zimmeraufteilung??!! Oohhh Gooottt, ich bin fertig mit den Nerven-...!!“ Sie brach mitten auf dem Korridor heulend zusammen, und Nadaiya und Zantis stürzten sofort zu ihr hin.

„Lani!!“ rief Zantis, „Oh nein, was hast du...?“

„ICH BIN PSYCHISCH TOT, DU ARSCH!!!“ bellte Lani ihn heulend an, „I-i-ich will ins Bett-...“

„Kümmert euch um die Aufteilung,“ brummte Zenta mit Blick auf die heulende Lani, dann sah er auf Osea und Coran, die apathisch ins Leere starrten. „Linni und ich werden solange Ziddy versorgen – Linni, bring Siana ins Bett...“ Liona, die Siana auf dem Rücken trug, seufzte.

„In Ordnung...“

„Dann steck sie wenigstens zusammen in ein Zimmer!“ rief Zantis ihnen nach, als Zenta und Liona an den anderen vorbeigingen.

„Wenn du meinst,“ Liona gab einen Ausdruck von Gleichgültigkeit zu spüren und schloss ein Zimmer auf. Sie brachten Zitan und Siana in das Ehebett, das im Raum stand. Der Rest blieb im Flur, während Zantis die Zimmer aufteilte:

„A-also-... Osea, geh mit Coran, ja?“ Osea und Coran verschwanden wortlos in einem Zimmer, „Mmh, Vento und Tiras natürlich-... – und Liona und Lili...“

„Okay,“ seufzte Lili, als Tiras Vento murrend vor sich her in ein weiteres Zimmer schob, und sie nahm Zantis einen Schlüssel ab, bevor sie ebenfalls ging, mit den Worten: „Liona! Ich geh schonmal, ja...?“

„Mh,“ machte Liona darauf nur, und Lili ging. Übrig blieben Lani, Nadaiya und Zantis auf dem Flur. Und Zenta.

„Oh nein!!!“ schrie Nadaiya, als Zantis nach Lanis Hand griff, und sie schnappte sich Lanis andere Hand. „Ich gehe mit Lani!!!“ Zantis schnaubte.

„Momentchen, sie ist meine Freundin!!!“

„Meine auch!!“ blaffte Nadaiya ihn an, und sie zischte hinterher: „Ich will nicht mit Zenta in ein Zimmer, Zantis!!! Biiiitteee...!!“

„Nun,“ machte Zantis, „Ich will auch nicht mit Zenta in ein Zimmer, und deshalb... kommt Lani zu mir!“ Er schnappte sich die hysterische Lani und ging zu seinem Zimmer. „Tut mir leid, Nadaiya!“ Damit ging er, und Nadaiya hob stöhnend die Arme.

„Warum ich??!!-...“
 

„Ich hoffe, es wird besser,“ meinte Liona derweil drinnen.

„Kann ja nur... Kaiyla hat ihn ganz schön zugerichtet,“ meinte Zenta und stand auf, nachdem er mit Lionas Hilfe Zitans Wunden versorgt hatte. Er fragte sich, warum Tiras das nicht gemacht hatte, immerhin war der doch der Arzt...

„Er hätte sich noch nicht mit ihr anlegen dürfen,“ sagte Liona und stand ebenfalls auf, dann deckte sie Zitan und Siana ordentlich zu.

„Jetzt wissen wir wenigstens, auf was wir uns da eingelassen haben,“ murmelte Zenta. Liona sah zur Seite.

„Ja... wir dürfen nicht damit rechnen, am Leben zu bleiben...“ meinte sie traurig und senkte den Kopf. „Gute Nacht-... schlaf schön... mann, bin ich müde...!“ Liona knipste das Licht aus, und sie und Zenta ließen Zitan und Siana in Ruhe schlafen. Liona verschwand bei Lili im Zimmer. Im Flur hockte nur noch Nadaiya auf dem Boden, mürrisch an die Wand starrend.

„Du bist übrig?“ fragte Zenta kalt, und Nadaiya murrte.

„Sieht so aus.“

„Prima, ich penn bei Jali!“ schnappte er sofort und machte abrupt Kehrt, um rauszugehen, doch plötzlich sprang Nadaiya auf und hielt ihn fest – als er sie anstarrte und sie ihn genauso verwundert ebenfalls anstarrte, fragte sie sich, warum sie das gemacht hatte. Sollte er doch gehen...

„I-ich, ähm-...“ stammelte sie perplex, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Warum hielt sie ihn fest, verdammt?

Zenta blinzelte.

„Was ist??!“ fragte er erstaunt, „Willst du mich wieder vögeln, oder wie sieht's aus?? Vergiss es, Lolita, ich lasse mich nicht mehr mit dir ein.“

„Aaarghh, ich will doch nicht mit dir schlafen!!!“ platzte Nadaiya empört hervor – sie log, und sie wurde rot, als sie daran dachte. Doch, sie wollte mit ihm schlafen. Am liebsten jetzt sofort, wenn sie ihn so ansah... „I-i-ich-... – Zenta-... bitte, lass uns-... für heute Nacht das Kriegsbeil begraben-...“ Er sah sie groß an, als sie das sagte. Aha? Nanu?

„Puh,“ seufzte er dann und riss sich mit leichter Gewalt von ihr los, „Also schön – ich glaube, Ziddy hat genug Ärger gehabt, wenn wir jetzt wieder ´ne Gruppenspaltung machen, dreht er noch am Rad...“ Damit ging er zum letzten Zimmer und schloss die Tür auf. Nadaiya sah stumm auf den Boden. „Was ist, kommst du??!“ fragte Zenta genervt, und Nadaiya fuhr auf.

„Ähh, klar!! Entschuldige...“ Damit ging sie ihm nach in das Zimmer. Zenta bereute es sofort wieder, darauf eingegangen zu sein, als sie zum Fenster ging und ihm den Rücken zukehrte. Immerhin besser, als ihre Fratze sehen zu müssen, fand er, und ärgerlich ließ er sich auf das Bett fallen und starrte die Lampe an. Ein Moskito surrte darum herum. Nadaiya sah stumm aus dem Fenster in die Nacht.

„Alles still...“ flüsterte sie, und Zenta drehte den Kopf.

„Bitte??“

„Thanata wird sich vorläufig verpisst haben...“ fuhr das Mädchen fort, „Kaiyla war ja so... scheintot...“ Er seufzte bloß.

„Hm... wenn sie bloß nicht Siana Mutter wäre! Das verkompliziert die ganze Sache ja! Es würde Siana das Herz brechen, wenn wir Kaiyla töten! Sie ist immer noch ihre Mutter! – Wenn's nach mir ginge, würde Kaiyla sich längst die Radieschen von unten angucken, aber Zitan ist ja so gutmütig!! Pff, der Kerl hat ein Herz so groß wie die Welt, glaube ich manchmal...!“

„Und du dafür eins aus Stein!“ brummte Nadaiya, „Hast du garkeine Gewissensbisse, wenn du einfach jemanden tötest...?“

„Quatsch!“ machte Zenta, „Wenn der Tod desjenigen für mich von Vorteil ist...“

„Mein Gott...“ stöhnte Nadaiya, dann machte sie eine Pause, bevor sie fortfuhr. „Ich versuche schon lange, mich in Sianas Lage hineinzuversetzen-... wenn meine Mutter unter Thanatas Kontrolle stehen würde... ich würde-... alles dafür tun, sie zurückzugewinnen-... und du?“ Sie fragte sich, warum sie das laberte... sie musste irgendetwas sagen, um sich von ihren Gefühlen abzulenken. Ihren Gefühlen für Zenta... Sie spürte wieder das komische Schmerzen in ihrem Inneren, wenn sie ihm so nahe war... wenn sie mit ihm sprach, auch, wenn sie ihn nicht ansah. Er hatte sie verletzt. So oft hatte er sie verletzt, sowohl physisch als auch psychisch. Sie hatte Angst davor, wieder verletzt zu werden, wenn sie sich auf ihn einließ. Noch nie hatte ein Mann ihr so das Herz gebrochen wie er. Und noch nie hatte sie für einen Mann so empfunden wie für ihn... niemals hatte sie... jemanden geliebt...

„Hm,“ machte Zenta, „Meine Mutter unter Hypnose?? Oh mein Gott... – also, um ehrlich zu sein, ich würde sie töten, wenn sie Gefahr läuft, die Welt zu zerstören-... dabei geht’s mir weniger um die Welt als um mich selbst, klar??!“ Nadaiya sagte nichts, und Zenta schwieg – dann hörte er, dass sie weinte. Ihre leisen, zaghaften Schluchzer waren deutlich zu hören. Er sah sie überrascht an, während sie ihm immer noch den Rücken zukehrte. „N-...Nadaiya-...“ machte er, und sie keuchte leise.

„Du hast ja... meinen Namen gesagt-...“ flüsterte sie, und als er die Brauen hochzog, drehte sie sich zu ihm um. Er stand auf und ging zu ihr herüber.

„Was ist, wieso heulst du jetzt??“ wunderte er sich, und Nadaiya hielt für einen Moment inne. Ja, warum weinte sie?

Weil du so ein verdammter Arsch bist-... und ich Trottel dich auch noch liebe-...!!

„Weil-... du ein Idiot bist!!!“ heulte sie dann, im nächsten Moment gab sie ihm eine Ohrfeige und warf sich sofort darauf unvermittelt in seine Arme. Er schrie auf und stolperte rückwärts, bis er auf das Bett fiel, wo er mit ihr auf sich drauf liegen blieb.

„LOLITA!!!!“ brüllte er außer sich und wurde rot, „Geh sofort von mir runter, du Mistkrücke!!! Nadaiyaaaa!!!!“ Nadaiya erhob sich und starrte ihn mit geröteten Augen an, als er unter ihr zappelte, und als sich ihre Blicke trafen, hielten beiden inne. Zenta keuchte. „Scheisse...“ murmelte er dann, „Ich will nicht unten sein!!“ Damit packte er Nadaiyas Oberarme und warf sie auf das Bett, bevor er sich auf sie setze und sich finster über sie beugte.

„Du Wichser-...!“ keuchte Nadaiya unter ihm, bevor sie ihrem Verlangen nachgab, seinen Hals umschlang und ihn auf den Mund küsste. Es war ein heftiger Kuss, und Zenta war zuerst perplex, dann erwiederte ohne weiter nachzudenken ihren Kuss. Als sich ihre Zungen berührten, spürte er Nadaiyas Hände, die schnell sein Shirt über seinen Kopf zogen, im nächsten Moment fand er sich oben ohne auf ihrem Unterkörper sitzend. Er ließ von ihr ab und stöhnte, als sie mit den Händen über seine Brust streichelte. „Wer bin ich eigentlich...?“ fragte sie sich murmelnd, „Ich weiß nicht... was ich tue, Zenta...“ Er sah nur ihre Kehle, die sie ihm wie so oft schon hinhielt, und er hätte große Lust gehabt, sie zu töten, indem er ihr jene Kehle aufschlitzte. Es gab aber noch etwas anderes, worauf er große Lust hatte, und das war, ihren weiblichen Körper zu berühren.

„Du bist eine Lolita,“ sagte er zu ihr, als er mit der Hand unter ihre weiße Bluse fuhr und ihren nackten Bauch streichelte, „Das... ist alles... Nadaiya...“

Nadaiya... ...
 

Es war noch nichtmal hell draußen, da schlug Siana die Augen auf. Verwirrt fasste sie nach ihrem Kopf. Sie erinnerte sich an die Energiekugel, die ihre Mutter auf sie geschleudert hatte. Danach war alles schwarz geworden. Sie richtete sich auf und stellte erstaunt fest, dass sie keine Schmerzen hatte.

„Wo bin ich hier?... Ich... mir ist so komisch...“ flüsterte sie zu sich selbst und sah sich um. Da fiel ihr Blick auf Zitan, der neben ihr im Bett lag und scheinbar schlief. „Zid!! Mein Gott, Zid! Wach auf!“ Müde schlug er die Augen auf. Zuerst sah er nur verschwommen, doch dann erkannte er Siana, die sich über ihn gebeugt hatte und ihn besorgt ansah.

„Siana!“ stieß er hervor, setzte sich auf und fiel ihr in die Arme, „Du lebst!! Oh mein Gott, ich dachte, du wärst erledigt!“

„Oh Ziddy...“ flüsterte sie erleichtert und umarmte ihn, dann sah sie auf. „Wo sind wir hier?“ Zitan sah sich um.

„Hm, keine Ahnung! Das Letzte, das ich mitgekriegt habe, war Thanata, die mich an die Wand geschleudert hat... dann-... bin ich bewusstlos geworden-... ...“ Siana fuhr zurück.

Thanata??!“ schrie sie auf, „Du hast mit Thanata gekämpft??!“ Der Blonde seufzte.

„Naja, dazu kam es garnicht erst – sie hat mich an die Wand geworfen, haha-...!“ Er lachte blöd, und Siana keuchte.

„DAS IST NICHT WITZIG, DU PENNER!!!“ Zitan seufzte wieder, und sie sah ihn besorgt an. „Du... siehst ziemlich mitgenommen aus... hast du große Schmerzen, Ziddy??...“ fragte sie und strich sanft über seine Stirn, auf der sich jetzt getrocknetes Blut abzeichnete.

„Es geht mir gut! Wirklich!“ sagte er, „Mach dir keine Sorgen um mich...!“

„Du lügst doch! Sag, was tut dir weh?“

„Siana, hör doch auf... das sieht schlimmer aus, als es ist... gut, ich gebe zu, ich hab mich schonmal besser gefühlt, aber naja...“

„Zid...“ sagte Siana leise, als er sich wieder hinlegte, und sie legte sich dicht neben ihn. Er drehte den Kopf zu ihr und grinste.

„Ja?“ Sie schüttelte den Kopf und kniff ihn leicht in den Arm, meinte es aber nicht böse. Er lächelte und strich ihr sanft durch das lange, dunkelbraune Haar. Sie lächelte jetzt auch und streichelte sanft seine Wange. „Siana...“ sagte er dann, „Ich liebe dich...“

„Ich dich auch, Zitan...“ Sie schloss die Augen, und die beiden näherten sich, bis sie sich sanft auf den Mund küssten. Er umarmte sie zärtlich und streichelte ihren Rücken. Siana drückte sich fest an seinen Körper heran.

Er ist so schön warm... das ist ein so gutes Gefühl...

Eine Weile lagen sie da und küssten sich innig, dann sah sie auf und ihm in die Augen. „Zid... oh Ziddy, ich...“

„Siana...“ brachte er bloß hervor, bevor er sie an sich heranzog und sie nochmal zärtlich auf den Mund küsste. Ihre Lippen waren warm und weich, und er spürte, wie sie nachgaben und den Kuss liebevoll erwiederten. Sie legte zärtlich ihre Arme um seinen Oberkörper, während sie ihn weiter liebevoll küsste. Beide wünschten, die Zeit könnte jetzt einfach stehenbleiben...
 

„Beweg deinen Arsch, Lolita!! Aufstehen!!!“

Zentas eiskalte Stimme riss Nadaiya am nächsten Morgen aus dem Schlaf.

„Eehhh??!!“ schrie sie erschrocken, als er ihr so ins Ohr brüllte, und setzte sich mit einem Ruck auf. Die weiße Decke glitt von ihrem Oberkörper, und sie quiekte, als sie merkte, dass sie nackt war. Ganz nackt? Nein, als sie unter die Decke blickte, sah sie, dass sie wenigstens noch ihren Slip anhatte. Sie starrte Zenta an, der wutentbrannt vor ihr neben dem Bett stand, mit verschränkten Armen. Dann erinnerte sie sich an die vergangene Nacht, und daran, dass sie und Zenta sich wieder berührt hatten. Genauso wie damals in Takayi, als er ihr gestanden hatte. Genauso wie in jener Nacht hatten sie sich geliebt – sich geliebt, ohne Sex zu haben. Nadaiya grummelte. „Ich steh ja auf, du Blödmann...“ Zenta erhob sich mit einem eisernen Blick.

„Ich will nicht, dass du mir in den nächsten Tagen auch nur einmal unter die Augen kommst!“ sagte er barsch, „Ich will dich nicht mehr sehen, Lolita, deine Visage bringt mich fast zum Kotzen!“ Nadaiya starrte ihn an, während sie ihre Sachen anzog. Was war denn jetzt wieder los?

„Ich dachte-...“ stammelte sie, „Wir hätten uns – vertragen?“

„TSE!!!“ blaffte Zenta sie an und knallte die Tür zu, bevor er sie wütend anstierte. „Du Lolita hast mich schon wieder umgarnt gestern Nacht!! Du hast mich umgarnt, wie die Medusa es mit Ziddy gemacht hat!! Hah!! Glaub ja nicht, ich falle nochmal auf deine Reize herein, Lolita, ich werde mich hüten!!! Schlampe!!“ Nadaiya seufzte traurig.

„Na gut, okay, okay! – Ist gut, ich geh dir aus dem Weg.“ Zenta ging zur geschlossenen Tür und ergriff die Klinke, ohne die Tür zu öffnen. Er starrte an die Wand, als er sprach.

„Ich... ich hasse dich dafür, dass du mich erregst, Nadaiya! Ich hasse dich wie die Pest dafür!!!“

Ich hasse dich... weil ich dich so scheisse-... liebe-...

Nadaiya senkte den Kopf, als er das sagte. Dann öffnete er die Tür.

„Zieh dich an, beeil dich. Die anderen sind längst fertig!“
 

In der Tat standen die anderen allesamt im Flur, als Nadaiya auch aus ihrem Zimmer kam.

„Oh...“ gähnte sie, „Tut mir leid, habt ihr gewartet?“

„Sehen wir so aus??“ lachte Lani, „Na, hast du die Nacht mit dem Psycho-Typen überlebt??!“

„Zid!“ sagte Liona dazwischen und sah zu Zitan herüber, „Was machen deine Wunden? Hast du Schmerzen?“ Zitan blinzelte.

„Nein,“ meinte er und schüttelte den Kopf, „Nicht schwerwiegend! Es wird besser werden, mach dir keine Sorgen! – Nur sollten wir alle in der nächsten Stadt mal baden, oder so-... guckt euch mal an!“ Die elf anderen sahen sich an.

„Das ist jetzt unwichtig,“ sagte Tiras ernst, „Zitan, wir-... haben es dir noch nicht gesagt, weil du-... ohnmächtig warst, aber-...“ Er stockte. Zitan sah ihn an, als alle verstummten.

„Aber was?“ fragte der Blonde skeptisch, „Tiras??!“ Liona sprach.

„Yari ist tot, Ziddy.“
 

Zitan traf es wie ein Schlag.

„W-...was??!!“ stammelte er, und Liona sah traurig zur Seite. „Das-... das ist nicht wahr!“ keuchte Zitan entsetzt. Schweigen. „DAS IST NICHT WAHR!!! Du lügst, du lügst, Liona!!! SIEH MICH AN, VERDAMMT!!!!“ Er packte wütend Lionas Schultern und zerrte sie hoch, packte ihr Kinn, und als er ihr Gesicht sah, stutzte er – sie weinte.

„Lass mich-...“ heulte sie, „Bitte, Ziddy-... Thanata, es – es war Todesklinge-... es war so schrecklich-...“ Sie brach weinend auf dem Korridor zusammen, und Zitan beeilte sich, ihr auf den Boden zu folgen, wo er sie in die Arme schloss, sein Gesicht ausdruckslos und starr.

„L-...Liona-...“ Zenta packte Zitan mit sanfter Gewalt an der Schulter.

„Lass, Zid,“ sagte er dumpf, „Wir gehen zurück zum Schloss, um Yari zu begraben. Sie hat eine Beerdigung als letzte Würde verdient.“ Zitan ließ Liona langsam los, die sich wieder beruhigte. Dann standen sie wieder auf, und Zitan sah starr in die betretenen Gesichter seiner Freunde.

„Wir gehen.“ Damit ging er. Siana sah ihm traurig nach, bevor sie ihm als erste folgte. Sie gingen zu ihren Kizayas und ritten schnell zurück zum Schloss von König Zujani. Es war still im Schloss, wie ausgestorben. Liona fragte sich, ob Thanata auch das Personal komplett getötet hatte, oder warum es sonst so still war, als die zwölf einfach in den Thronsaal gingen. Dort fanden sie Yari unangerührt und tot am Boden vor – und noch etwas...

„Wuah!!!“ schrie Lani, „Der König!!“ König Zujani lag versteinert am Boden. Liona sah zur Seite.

„Ich beleb ihn gleich wieder,“ sagte sie dumpf, „Aber zuerst kommt Yari – der König sollte das alles nicht mitkriegen. Ich werde ihm Mesama einflößen, er sollte sich an keines der Ereignisse erinnern können, das könnte Depressionen auslösen, und dann bringt er sich womöglich noch um...“ Zitan sank starr neben Yaris Leiche auf den Boden.

„Ich... es tut mir so leid-...“ stammelte er, kreidebleich, Yari anstarrend. „Ich wollte nicht-... ich – es ist doch – nur meine Schuld...“ Er senkte verzweifelt den Kopf. „NUR, WEIL ICH IDIOT GESAGT HABE, DU SOLLST MITSPIELEN!!! SCHEISSE!!!!!“ Er brach über Yaris totem Körper zusammen und begann, zu schluchzen. Die anderen starrten ihn an, und Siana ging vorsichtig zu ihm hin.

„Ziddy... es ist nicht deine Schuld, Thanata war es, die Yari getötet hat! – Komm, bitte... ... oh Zid...“ Zitan schluchzte.

„Wieso...??“ flüsterte er, und Siana sah ihn an.

„Hm?“ Auch Zenta hockte sich jetzt zu Zitan und klopfte ihm auf die Schulter.

„Sei still, Zid – lass uns Yari begraben, und dann ist gut.“

„Wieso??!“ zischte Zitan, ohne Zenta anzusehen, „WIESO, SAG MIR WIESO, ZENTA!!!!“ Er fuhr herum und starrte seinen Freund aufgelöst an. „Warum musste sie sterben??!!“

„Weil das Schicksal es so wollte!!“ blaffte Zenta ihn an, „Es ist nicht deine Schuld, du elender Narr! Sie ist tot, und dein Gejammer wird sie nicht zurückbringen!!“

„ABER ICH WILL DAS NICHT!!!!“ heulte Zitan außer sich und brach auf dem Boden zusammen. „Ich... will das nicht... – ich kann das nicht, Zenta – ICH KANN NICHT MEHR!!!“ Zenta und Siana sahen sich an, als Zitan so vor ihnen am Boden lag. „All der Kram... diese Geschichte, Saris Sohn, blabla... ich kann das nicht mehr, ich werde wahnsinnig!!! Warum müssen meinetwegen so viele Menschen sterben, Zenta??!! I-ich-... ich – ich-...!!“ Er brachte kein klares Wort mehr heraus und begann, bitterlich zu weinen.

„Z-...Ziddy...“ stammelte Lili perplex, und Siana sah Zenta hilfesuchend an.

„W-was tun wir denn jetzt??!...“ Zenta sah erst Siana, dann Zitan an, bevor er sich erhob.

„Lass ihn ein wenig heulen, dann geht es ihm bald besser,“ sagte er zu Siana, „Linni – komm, wir begraben Yari solange, bis Ziddy sich beruhigt hat.“ Osea blinzelte Coran traurig an.

„Aber – sollte er nicht dabei sein...?“
 

Sie gruben im Schlossgarten ein Loch, wickelten Yari in ein Tuch und trugen sie zu jenem Loch hin, legten sie in die Erde. Draußen war es bewölkt. Als schließlich alle außer Zitan und Siana um das Loch herumhockten, stand Zenta wieder auf.

„Ich geh Ziddy dann holen-...“ Die neun anderen sahen sich betrübt an. Lili setzte sich traurig ins Gras, als Zenta ging.

„Das ist so furchtbar... wieso...?“
 

Zitan saß mit Siana zusammen an der Wand im Thronsaal. Er hatte mit Weinen aufgehört, aber er starrte unentwegt ins Nichts. Als Zenta hereinkam, sah nur Siana traurig auf. Zitan rührte sich nicht.

„Wie geht es ihm?“ fragte Zenta Siana, und die Prinzessin seufzte.

„Er redet nicht mehr-...“ flüsterte sie traurig, und Zenta hockte sich vor Zitan und sah ihm böse ins Gesicht.

„Sprich!“ verlangte er von Zitan, „Es wird dir nichts nützen, hier herumzusitzen und deprimiert zu sein!! Ja, Yari ist tot!! Es sind viele Leute gestorben, in der Tat!! Aber es ist nicht deine Schuld, du Blödmann!! Verstanden??! Das alles wird nur ein Ende haben, wenn wir Thanata töten!! und nur du kannst sie töten!!“ Zitan schluchzte und zog durch die Nase hoch.

„Ich kann nicht mehr, Zenta... ich – bin am Ende...“ Zentas Gesicht verfinsterte sich. Dann hob er eine Hand.

„Siana, geh mal bitte zur Seite!“ sagte er. Siana stand ratlos auf, im nächsten Moment verpasste Zenta seinem besten Freund eine schallende Ohrfeige. Zitan stürzte zu Boden und hustete, und Siana kreischte.

„ZENTAAA!!!“

„Verdammt, Zid!!!“ schrie Zenta wütend, „Was bist du, du Schlappschwanz??!! Willst du jetzt aufgeben??!! Ich sag dir was, mein Freund!! Du kannst nicht mehr aufgeben!!! Niemals wieder kannst du umkehren, und nie wird irgendetwas wieder so sein, wie es war!!! Du hast eine Verantwortung übernommen, als wir Siana geklaut haben, Zitan Sari!!! Und du musst genau diese Siana hier beschützen, verflucht!! Ich denke, du liebst sie so sehr!! Dann tu was dafür, dass sie sicher ist!!! Dass sie eines Tages einmal wieder sicher leben können wird!!! Dafür muss Thanata sterben, du Idiot!! DESHALB DARFST DU NICHT AUFGEBEN, ZITAN!!!“ Zenta schnappte nach seinem Wutanfall nach Luft, während Zitan und Siana ihn entsetzt anstarrten. Zitan stand auf und sah zur Seite.

„Zenta-...“

„Du kannst nicht rückgängig machen, dass Yari gestorben ist!“ sagte Zenta etwas ruhiger zu Zitan. „Oder dass irgendjemand gestorben ist. – Aber du kannst verhindern, dass es so weitergeht.“ Zitan schwieg. Siana sah die Jungen abwechselnd an – bis Zitan plötzlich den Kopf drehte und Zenta ansah. Er lächelte.

„Ja. Du hast recht.“
 

Die Freunde sahen auf, als Zitan, Siana und Zenta auch wieder in den Garten kamen. Liona hockte sich vor Yaris Grab, auf das die anderen schon wieder die Erde geschaufelt hatten, und legte die Hände zum Beten aneinander.

„Chinon, allmächtiger Gott des Todes!“ sagte sie ernst, und alle schlossen andächtig die Augen. „Nimm nun diesen Körper ins Reich der Toten auf, und lass diese Seele in Frieden ruhen, auf dass sie diejenigen beschütze, die sie geliebt hat. – Erhöre mein Flehen, oh Chinon, und nimm sie auf zu den deinen! Auf dass ihr Geist-... für immer in Frieden bleibt.“ Stille. Nach etwa einer Minute richtete Liona sich, gefolgt von den elf anderen, auf.

„Gehen wir,“ sagte Zitan, bevor Liona etwas sagen konnte. „Wir müssen den König zurückverwandeln und dann weitergehen. Weg von hier.“ Der Rest stimmte ihm zu, so gingen sie zurück in den Thronsaal. Keiner sprach, als Liona den König mit Opina aus der steinernen Form befreite und ihm einen Schluck einer bläulichen Flüssigkeit verabreichte, die sie aus einem Fläschchen in ihrem Rucksack nahm. Mesama war ein Getränk, das dem König helfen würde, zu vergessen, was geschehen war.

„Wenn er aufwacht, wird er sich an nichts erinnern, was gestern gewesen ist!“ sagte Liona, bevor sie ging.

„Weg hier, bevor er aufwacht!“ rief Lili, und die zwölf gingen aus dem Schloss. Sie sprangen auf ihre Kizayas und verließen die Stadt Zujani nach Osten hin. Der Himmel war grau über ihnen, ab und zu grummelte es vor sich hin.

„Wenn wir so weiter reiten, erreichen wir morgen Lesli,“ murmelte Zenta mit einem Blick in den Himmel. „Chirais Hauptstadt – wir müssen vorsichtig sein, wenn wir dort sind.“
 

In der Nähe eines kleinen Flusses machten sie am Mittag Pause.

„Ziddy hat ja recht, oder?“ meinte Lani und zupfte ein Gänseblümchen aus der Wiese, auf der die Kameraden saßen. „Wegen Thanata sind schon so viele Leute gestorben...“

„Was hast du mit dem Gänseblümchen vor???“ fragte Zantis sie und lehnte sich blinzelnd zu ihr herüber. Lani drehte sich um und steckte ihm das Gänseblümchen ins Haar.

„So, jetzt bist du fesch!“ strahlte sie ihn an, und Zantis blinzelte.

„Ähm-...“

„Deshalb müssen wir ja auch weiter!“ sagte Tiras ernst zu Lani, „Ziddy ist der Einzige, der Thanata aufhalten kann! Weil er Kasko Saris einziger Sohn ist!... Nur Ziddy alleine kann Seydon noch retten.“

„Ihr mutet ihm ganz schön viel zu, oder??“ fragte Nadaiya perplex, „Der arme Kerl, vor ein paar Monaten war er noch ein Niemand, und plötzlich...“

„Er muss zaubern üben,“ unterbrach Liona sie und zog die Beine an. „Er muss Schwarzmagie lernen, sonst hat er gegen Thanata keine Chance! Er kann immerhin schon Rubin und Saphir! – Wenn er Todesklinge kann, ist er fit...“ Die anderen schwiegen.

„Todesklinge ist schwer,“ sagte Lili leise, „Das wird ihn ziemlich umhauen-...“

„Mit Todesklinge wird er noch nicht unbedingt fit sein, Linni,“ sagte Zenta kalt und sah auf den Fluss. Liona sah auf.

„Mh?“

„Thanata... beherrscht eine weitaus... andere Magie als Ziddy... und vielleicht reicht Todesklinge nichtmal...“ Plötzlich hob Lani den Kopf, nachdem sie Zantis‘ Kopf voller Gänseblümchen gesteckt hatte.

„Apropos Zid, wo steckt er eigentlich wieder?“ fragte sie und sah sich um. „Er ist weg!!“

„Keine Ahnung, ich hab ihn auch lange nicht gesehen!“ meinte Coran. Alle sahen sich um. Plötzlich setzte Zantis ein unverschämtes Grinsen auf.

„Oooooohhh... Siana ist auch nicht da...!! Vielleicht... ...“

„Zantis!“ rief Zenta ihm zu, „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass Zid jetzt, in dieser Situation, nur das eine im Kopf hat!! – Er ist doch nicht wie du!“

„WAAAS, ICH??!!“ kreischte Zantis und sprang auf, dabei verlor er seine Gänseblümchen.

„Mennooo!!“ heulte Lani neben ihm. Zantis brummte.

„Was meinst du damit, Zenta??!!“

„Dass Ziddy nicht so niveaulos ist wie du, und außerdem ist er nicht so schrecklich zurückgeblieben und kindisch wie du, Melta!“ Zantis schnaubte, als Zenta ihm eiskalt ins Gesicht sah.

„Du-...!!!“

„Hast du ein Problem damit, Melta?“ fragte Zenta gelassen, „Dann solltest du dringend über deine Komplexe reden, Dicker!“

„ICH VERSCHAFF DIR GLEICH KOMPLEXE, DU MISTKRÜCKE!!! VON WEGEN ZURÜCKGEBLIEBEN!!!!“ Zenta lächelte hochnäsig.

„Versuch's doch – ich hab keine Lust, mich mit dir auseinanderzusetzen-... um auf dein Niveau zu kommen, müsste ich mich ja eingraben...“

„ZENTA!!!!“
 

Zitan war mit Siana im Wald verschwunden. Sie standen auf einer kleinen Lichtung, rund um sie herum Büsche.

„Wohin gehen wir, wenn sie uns in Lesli finden?“ fragte Siana leicht verängstigt.

„Keine Sorge, uns fällt schon noch was ein!“ meinte Zitan zuversichtlich, „Die Lage spitzt sich langsam zu...“ Er sah sich um und seufzte.

„Meinst du, es wird noch grausamer als jetzt?...“ flüsterte Siana und drückte sich etwas fester an ihn heran. Er sah sie an. Dann nickte er leicht.

„Ich befürchte das, meine Kleine-...“ Er sah sie betrübt an, „Ich will, dass das aufhört, Siana...“ Siana drückte sich an seine Brust.

„Ich habe... solche Angst, Ziddy-... ich habe solche Angst, dass ich nachts kaum noch schlafen kann...“ Er sah sie an. Dann lächelte er.

„Hey – ich bin doch bei dir,“ versprach er ihr. „Und ich werde dich auch niemals alleinlassen.“ Als sie ihn ansah, strich er ihr zärtlich über die Wange. Sie wurde rot, als sie mit den Händen nach seiner Brust fasste.

„Zitan-...“

„Siana – küss mich...“ flüsterte er, bevor er die Augen schloss und sich ihr näherte. Sie schloss auch die Augen und näherte sich seinem Gesicht. Fast hätten sie sich geküsst, doch da bebte plötzlich die Erde, und ein dumpfer Knall war zu hören. Die zwei schraken auf.

„Wetten, wieder Zantis oder so ein Spanner!!!“ knurrte Siana. Sie sah sich um. Wieder machte es laut Bumm. Und nochmal: Bumm. Das Geräusch kam näher. Siana hob beunruhigt den Kopf. So laut war selbst Zantis nicht... „Z-...Zid...?? Was... was ist das...??!“ Er drückte sie an sich heran und blinzelte, die Hand schon an seinem Schwert.

„Ich weiß nicht... aber-... ich, ähm... fürchte...“ Genau da machte es unmittelbar vor ihnen Bumm, und ein riesiger Fuß stampfte vor ihnen auf den Boden. „Drachen-...!“ brachte Zitan bloß hervor, und er sah, wie Siana von oben bis unten kreidebleich wurde. „Schnell weg, bevor er uns bemerkt!!“ Zitan nahm Siana am Handgelenk und wollte sie hinter sich herziehen, da tauchte ein riesiger, blauer Kopf vor ihnen auf: der Kopf eines Drachen. Er schnaubte.

„AAAAAAAAAHHHHHHH!!!“ schrie Siana panisch und krallte sich an Zitan fest. Zitan zog sein Schwert hervor und schob Siana hinter sich.

„Du Scheiße, bleib hinter mir, Siana-...!“ Der Drache schnaubte erneut und riss dann das Maul auf. Er holte Luft, um gleich ordentlich Feuer zu spucken – doch gerade da ertönte eine Stimme aus dem Gebüsch:

„SEA!! WO STECKST DU?!?!“ Der Drache klappte das Maul zu und hob den Kopf, und Zitan und Siana hielten inne.

„Ähm – was??“ fragte Zitan perplex, als der Drache den Kopf drehte. Es raschelte in den Büschen.

„Sea!“ hörten die zwei und der Drache ein Mädchen rufen, „Wo zum-... – oh, da bist du! Du sollst doch nicht we-... – ah – WUAHH!!!“ Das Mädchen mit den knallpinken Haaren, das aus dem Busch gekrochen gekommen war, sprang erschrocken auf und klammerte sich an den Drachen, als es Zitan und Siana erblickte. „Oh nein!!! Wer seid ihr denn??! – Hat – hat Sea euch erschreckt??!“ Zitan, Siana, der Drache und das Mädchen sahen sich gleichermaßen entsetzt an. Dann räusperte Zitan sich und steckte das Schwert weg.

„W-wer bist du???!“ fragte er, „Ist das dein Drache??!“ Das Mädchen nickte und ließ besagten Drachen jetzt los.

„Ja!“ lachte sie, „Tut mir wirklich leid – Sea wollte nur spielen! Sie ist schrecklich neugierig... entschuldigt vielmals, ich wollte nicht, dass ihr euch erschreckt!“ Zitan und Siana sahen den riesigen, blauen Drachen an.

„Ist er – sowas wie dein Haustier??!“ fragte Zitan, „Ich war der Meinung, dass Drachen nicht auf Menschen hören!“ Die Pinkhaarige kicherte.

„Ich bin Magisanierin!“ sagte sie, und Zitan fuhr herum – da kamen plötzlich die zehn anderen Kameraden an, die Sianas Schrei gehört hatten. Sofort fuhren die drei und der Drache wieder herum.

„WUAAAAAAHH!!!!“ machten alle drei, der Drache brüllte, und die zehn Freunde erschraken sich auch.

„WAS ZUM TEUFEL??!!“ brüllte Zenta und zückte ein Messer, das er sofort dem Mädchen mit den pinken Haaren an die Kehle hielt. „Wenn du Ziddy was antust, bist du durch, du Natter!!!“

„Hilfeee!!!“ kreischte das Mädchen perplex, und Zitan sprang auf.

„Halt, halt, Zenta!!! Das ist ein Missverständnis, lass sie los!!! – Sie hat uns nichts getan...“

„Tse!!“ zischte Zenta und packte das Mädchen am Arm, „Rede!! Ist das dein Drache da??!!“

„Aargh, LOSLASSEN, DAS IST EIN BEFEHL!!!!“ schrie sie wütend, „Hör mal, ich bin Prinzessin Tiara von Nami, du Mistkeks!!!!“
 

Zenta hielt augenblicklich inne, sowie auch alle anderen.

„W-...wa-...??!“ stammelte Zantis und deutete auf das fremde Mädchen. Zenta ließ sein Messer fallen, ließ das Mädchen los und hielt die Hände hoch.

„Verzeiht, Prinzessin!“ keuchte er, „M-mein Fehler, ich bitte um Vergebung!“

„Zenta kuscht vor ´ner Frau?“ fragte Nadaiya verwirrt. Zitan sah das Mädchen an.

„Du bist-...??! Prinzessin Tiara??! – Wir waren gerade in Zujani, dein Vater vermisst dich!“ Tiara sah die Freunde der Reihe nach ruhig an. Sie senkte den Kopf.

„Pah,“ machte sie und ballte eine Faust. „Tut er das? Ich glaube nicht... seid ihr von ihm geschickt worden, um mich zurückzuholen? Vergesst es, ich bin bewaffnet und kann mich wehren!!“ Damit streckte sie die Hand aus und ließ einen langen, blauen Stab in ihrer Hand erscheinen, den sie auf Zitan richtete. Die zwölf starrte das Mädchen an.

„W-...Waffenteleport??!!“ keuchte Zenta.

„Wie Kindarns Masamune!“ sagte Osea erschrocken. Tiara sah Zitan finster an. Zitan blinzelte – dann lächelte er.

„Keine Sorge, wir sind nicht hier, um dich zurückzuholen! Wir wollen dir nichts tun, ehrlich. Wir sind auf dem Weg nach Lesli.“ Tiara ließ ihren Stab nicht sinken.

„Sea ist mein Drache, das Wappentier von Nami!“ sagte sie ernst, „Ich bin die Hüterin des Drachens. Mit Vergnügen werde ich Sea befehlen, euch zu fressen, wenn ihr mir zu nahe kommt!“

„Pff!“ zischte Zenta, „Und so spricht also eine Magisanierin? Eine... Viertelmagierin??! Pass auf, mit wem du sprichst, Frau!!! Vor dir steht Zitan Sari, Kasko Saris Sohn!!“ Tiara weitete die Augen und ließ jetzt den Stab sinken und dann im Nichts verschwinden. Sea, der Drache, schnaubte.

„Zi-...Zitan-... Sari??!“ stammelte die Prinzessin und wich zurück. „Kaskos Sohn – ich habe... dich gesehen! Ich habe... dich in meinen Visionen gesehen, Zitan Sari!-...“ Zitan seufzte.

„Mann, Zenta-...!“ brummte er, dann seufzte er. „Ja, ich bin Zitan Sari. Okay jetzt?“ Tiara sah ihn ernst an und betrachtete auch die elf anderen ausgiebig.

„Ihr sagt... ihr kommt aus Zujani? Was habt ihr im Übrigen mit meinem Vater zu schaffen? Er ist ein Idiot-...“ Sie drehte sich zu ihrem Drachen um und strich besagtem über das riesige Bein. „Ich bin seit dem Tod meiner Mutter eine Porzellanpuppe für ihn. Deswegen bin ich ja auch aus Zujani weggelaufen!“ Zitan sah sie an.

„Das ist eine lange Geschichte – du weißt davon, dass Königin Kaiyla gestern bei euch war?“ Tiara schnaubte.

„Pff, die dumme Pute aus Sayamaina!“ lachte sie verächtlich, „Mein Vater hat schon Wochen vorher davon gelabert, und dass ich ihr dann was vorzaubern sollte! Ich sehe es einfach unter meiner Würde, irgendeiner Tante blöde Elementarzauber vorzuäffen, ich habe andere Fähigkeiten, die wertvoller sind! Aber mein Vater hat ja keine Ahnung von Magie!“ Die zwölf sahen sie an.

„Die gefällt mir,“ gab Zenta zu und blinzelte, Vento stieß ihn in die Rippen.

„Du Sack...!! Sie ist eine Prinzessin!!“

„Bla, bla,“ machte Zenta bloß beleidigt.

„Nun, die dumme Pute aus Sayamaina ist zufällig meine Mutter, vielen Dank!“ schnappte Siana plötzlich, und Tiara fuhr herum. Sie zeigte mit offenem Mund auf Siana.

„WAAAS??!! – P-Prinzessin-... Siana Kesra??!!“ Siana schnaubte.

„Jawohl!!! Eben die!!“

„Siana, scht!!“ machte Zitan und hob eine Hand. „Tiara – lass mich dir erklären, was passiert ist! Warum wir... im Schloss waren.... – die Welt schwebt in großer Gefahr.“ Tiara erstarrte.

Die Welt...

Zitan erzählte ihr alles. Er erzählte ihr, was ihr Vater gemacht hatte – dass er Yari als Tiara hatte ausgeben wollen. Und er erzählte ihr, dass sie Siana entführt hatten, und er erzählte ihr von Thanata, die ganze Wahrheit, soweit er sie kannte. Tiara hörte ungläubig dem zu, was Zitan sagte. Als er endlich schwieg, sprach sie eine Weile nicht.

„Das ist – ziemlich hart,“ sagte Tiara dann ernst. „Ich habe das – genau das in meinen Träumen gesehen!“ Sie sah ihren Drachen an. „Ich träume jede Nacht... denselben Traum... davon, dass eine schwarze Hülle um unseren Planeten gewickelt wird und ihn in eine endlose Finsternis taucht... das ist – Seydons Tod...“ Die Kameraden blickten sich an.

„Du kannst – du kannst hellsehen?“ fragte Zenta nach einer Weile, und Tiara drehte den Kopf.

„Ich besitze die Fähigkeit der Telepathie!“ sagte sie, „Daher kann ich auch mit Sea kommunizieren... weil ich ihre Gedanken lesen kann. Ich verstehe Sea... deshalb nennt man mich in Zujani die Hüterin des Drachens.“

„Telepathie ist recht ungewöhnlich für eine Magisanierin,“ sagte Zenta knapp, „Das ist eine ziemlich starke Fähigkeit!“

„Nun, jeder Magier hat ein wenig von dieser Fähigkeit,“ klärte sie ihn auf, „Jeder Magier ist fähig, Visionen zu sehen, die einen haben es ausgeprägter, die anderen weniger... für eine halbstarke wie mich ist es in der Tat vielleicht ungewöhnlich ausgeprägt. Meine Mutter war ein Schützling der Vyaali, das wird der Grund sein.“ Liona erstarrte.

„Ein – ein Schützling der Vyaali??!!“ schrie sie, „Meine Mutter war Schützling der Vyaali, bis sie meinen Vater geheiratet hat!! Das bedeutet-... wir sind verwandt??!“ Tiara blinzelte.

„Wie – ist dein Name?“

„Liona Kizalos.“

„Kiza-... Kizalos??!!“ schrie Tiara, „Dann bist du-...??!! Die Erbin Kesvitaras?!?! – Wie heißt deine Mutter mit Vornamen, Liona??!“

„Mikina,“ antwortete Liona, und Tiara keuchte.

„Mikina war der Name-... der Cousine meiner Mutter, soweit ich weiß! Verdammt, wir sind echt verwandt!!“ Die anderen sahen sich an.

„Wow,“ machte Zantis, „Schon drei Prinzessinnen im Bunde...“ Nachdem Tiara also Lionas Cousine-um-ein-paar-Ecken war, stellten die anderen sich auch vor. Tiara lächelte, als sie versuchte, sich alle Namen zu merken.

„Wie gesagt bin ich Tiara, und das ist halt... Sea...“ sagte sie nochmal zur Absicherung und tätschelte Sea den Kopf. „Sea ist meine einzige Freundin auf der Welt,“ addierte sie mit einem bitteren Lächeln, „Und sie ist mir mehr wert als es jeder menschliche Freund je sein könnte! Die Menschen sind... töricht... ich bin die Einzige, die Seas Kräfte freisetzen kann... die Menschen in Nami finden das großartig, weil es cool klingt, aber... in Wahrheit wissen sie nichtmal, was das bedeutet!“

„Kräfte freisetzen...?“ wiederholte Zitan nachdenklich und musterte den großen, blauen Drachen. Tiara sah zur Seite.

„Sea ist kein gewöhnlicher Drache,“ sagte sie, „Ihre Art kommt aus Maginasira, und in ihrem Blut fließt mächtige Magie. Man kann diese Tiere nicht fangen. Sie suchen sich einen Besitzer, wenn sie einen wollen. Sea ist zu mir gekommen... sie kannte meine telepathischen Kräfte... durch Gedankenübertragung kann man ihre magischen Kräfte freisetzen-... aber das bräuchte viel Konzentration-... – ich weiß, dass ich die Einzige bin, die es könnte, aber bisher habe ich es noch nie gemacht...“ Zitan sah sie an und grinste.

„Es gibt aber immer ein erstes mal, oder?“ Tiara sah auf und ihm ins Gesicht. Dann nickte sie.

„Wir müssen nach Lesli,“ meinte Nadaiya dann, und alle sahen sie an.

„Ich komme mit euch!“ meinte Tiara, ohne einen Protest zu erlauben, und kletterte auf Seas Rücken. Die zwölf sahen sich an.

„Wie jetzt-...??“ machte Zenta, und Vento war erstaunt darüber, dass er garnicht protestierte.

„Du fliegst, oder wie?“ fragte Zitan Tiara, und Tiara nickte.

„Klar!“ Die Kameraden sahen sich an.

„Okay,“ meinte Liona, „Du kommst mit nach Lesli! Wir nehmen dann die Kizayas. Kommt, beeilt euch!“ Sie sprang auf Selja, und der Rest sprang jetzt auch auf seine Kizayas. Die jetzt dreizehn galoppierten und flogen los.
 

„Verdammt!“ Kaiyla schlug mit der Faust auf ihren Thron im Luftschiff. „SARI, ICH HASSE DICH!!“

„Wer nicht?“ fragte Thanata. Kaiyla ballte die Fäuste.

„KINDARN, du Nichtsnutz!!! Komm her!!“ Kindarn kam zur Tür herein und verbeugte sich.

„Jawohl, eure-...“

„KLAPPE HALTEN!! DU GEHST JETZT SOFORT RUNTER AUF DEN PLANETEN UND VERFOLGST DIESE KINDER!!! UND GIB KIZALOS UND SARI ENDLICH DAS FLUCH-WASSER!!!“ Kindarn rannte sofort wieder aus dem Raum, von Kaiylas Geschrei eingeschüchtert. Die Königin zischte. „Ich hasse es, wenn sich etwas unseren Plänen in den Weg stellt... dieser Möchtegern-Magier... Sari...!!!“ Thanata stand auf und ging zum Fenster.

„Hab Respekt vor ihm, Kaiyla!“ warnte sie, „Er ist stärker, als du denkst! Er ist der Sohn Kasko Saris! – Wir müssen ihn aus dem Weg räumen, bevor er seine Mächte findet... er hat keine Ahnung, was er für Kräfte hat... das ist ja das Problem... in seinem Blut fließt dieselbe Magie wie in meinem! – Er ist mit mir verwandt, Kaiyla! Seine Großmutter war meine Tochter! Und seine Mutter meine Enkelin! Die Sari-Familie war die mächtigste ganz Seydons! Und als Kasko Sari meine Enkelin Cenja heiratete, verbündeten sich zwei riesige Mächte der Magie! Deswegen... ist er allein so stark... – er... ist stärker als sein Vater... weil in ihm sowohl das Blut der mächtigen Saris als auch das Blut meiner Wenigkeit fließt!... Er vereint die zwei größten Mächte, die je existiert haben!... Und bevor er das herauskriegt... muss er sterben!“ Kaiyla nickte.

„Sari... wir machen dich alle!... Ein für allemal!“ Thanata sah aus dem Fenster. Sie grinste böse zu sich.

Ja, Kaiyla... bald gibt es kein ‚wir‘ mehr. – Bald ist die Zeit gekommen... die Sache selber in die Hand zu nehmen... dann hast du deine Arbeit als Werkzeug der Allmacht getan...! Tja... wer zuletzt lacht... lacht am besten!... Hahaha!
 


 

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Tjaja, jetzt lernen wir die wirkliche Tiara kennen ^.^ Tiara ist cool, ich mag sie XD



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2008-02-28T15:38:26+00:00 28.02.2008 16:38
Supi Kapi^^
bb

PS: Ich les nächstes mal weiter,
wahrscheinlich morgen.
Von: abgemeldet
2007-05-18T09:05:38+00:00 18.05.2007 11:05
Geil ^^
das kapi hat mir mal wieder supi dupi gut gefallen ^^ ich weiß garnichtmehr was ich alles sagen wollte xD
aber eins is da doch noch... eh was hat zenta vor, warum mag er die? O.O dat geht doch nich *nodnod*
sea is geil, ich find die klasse >.<

dat Sasi-Pooh


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