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Nil

Leute, es geht weiter! Kapitel 12 heute hochgeladen!
von

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Namaatatakai Ame To Zaratsuita Jounetsu

Soo~ hier das 5. ^^

Ist ziemlich lang geworden und ihr müsst die Fehler entschuldigen, ich hatte keine Zeit mehr und auch keine Beta ^^"

Naja auch egal.
 

Achtung, n Hinweis:

Ihr habt euch ja entschieden, dass ich sie zuerst zu Ende bringe, also müsst ihr auf die restlichen Teile der FF n bisschen warten ^^
 

Aber nun erstmal viel Spaß beim Lesen!!!
 


 

~*~*~*~*~
 


 

Namaatatakai Ame To Zaratsuita Jounetsu
 

Von wem ich will, dass er mich liebt…
 

Das erste, was ich dachte, als ich aufwachte, war, dass ich mich nicht in meinem Klassenraum befand. Beruhigende Erkenntnis, dann gab es hier auch keinen Sensei, der mich anschreien konnte, weil ich im Unterricht eingeschlafen war.

Das nächste, an was ich mich erinnerte, war die kleine Auseinandersetzung mit meinen Klassenkameraden… und daher wohl auch das schmerzhafte Ziehen in meiner unteren Region…

Und dann schlug mir wohl gerade jemand mit einem Hammer vor den Hinterkopf. Ahnend, was ich finden würde, tastete ich neben mich aufs Bett und bekam auch etwas zu fassen.

Beunruhigend: nackte Haut.

Noch beunruhigender: ich war auch nackt.

HILFE!

Hatte ich jetzt wirklich mit ihm geschlafen…? Und hatte es mir wohlmöglich auch noch gefallen…?!

Hai, hatte es. Das fiel mir dann als nächstes ein. Und irgendwie war ich im nächsten Moment ziemlich glücklich. Wieso? Keine Ahnung…

Ich traute mich nun auch endlich, meine Augen aufzumachen und meinen Bettnachbarn anzusehen. Er schlief wohl noch… und sah dabei unglaublich niedlich aus! Um nicht zu sagen… schon fast sexy…

Langsam beugte ich mich zu ihm, um ihn nicht zu wecken und betrachtete ihn einfach. Darauf achtend, dass es nicht zu viel wurde, streichelte ich ihm mit der Fingerspitze hauchzart über die Wange und lächelte über seine sich rümpfende Nase.

„Lass das“ murrte er und lächelte leicht. Sah zumindest so aus…

Ich nahm meine Hand weg und stützte mich auf meinen Arm, zog aber vorher noch die Decke ein bisschen höher über meinen Körper. Wie war ich eigentlich in diese Position gekommen?

Ich hielt mich jedoch zurück, denn irgendwie war mir das Ganze nun doch ein wenig peinlich gewesen… und deshalb ließ ich ihn sich erst einmal aufrichten. Er rieb sich die Augen, sah mich jedoch danach nicht an.

„Wie spät?“ fragte er mich. Ich blickte auf den Wecker neben seiner Nachttischlampe und stellte fest, dass gerade mal zwei Stunden vergangen waren, in denen wir… das gemacht und geschlafen hatten. Und die Uhrzeit teilte ich ihm dann auch gleich mit, woraufhin er bloß einen leisen Laut von sich gab, der mir scheinbar sagen sollte, dass er verstanden hatte. Dann stand er ohne noch irgendwas zu sagen auf und schloss sich im Bad ein.

Nun war ich etwas irritiert. Wieso redete er denn plötzlich nicht mit mir? Und hatte ich mir das Lächeln in seinem Gesicht gerade auch nur eingebildet? Was war nur los…?!

Hatte er mich nun doch nur verarscht…?

Langsam setzte ich mich ordentlich hin und blickte mich im Zimmer um, suchte nichts Bestimmtes. Dann stand ich auf und schnappte mir meine Joggingsachen, zog mir aber vorher noch frische Shorts an und wartete, bis Uruha aus dem Bad kam. Schließlich hatte er sich ja in mich entleert… und das musste abgewaschen werden!

Währenddessen schrieb ich meinen Songtext zu Ende, den ich angefangen hatte, bis dieser Idiot es gelesen hatte… hoffentlich hatte er es vergessen…
 

-jiiteki iken to hassou yumemi ga chi no miscast

kawaru koto wo tsune ni kirai notauchi mawaru risou wo hiki zutteiru

yatsu mo yatsu mo yatsu mo yatsu mo ochitoshi ana ni furueteiru no sa-
 

Er brauchte mal wieder ziemlich lang im Bad… aber was konnte man schon von einem so eitlen Menschen erwarten? Schließlich war ich doch auch nicht besser…
 

-[Dictatorship] kill off inside

[The brain of a sow] kill off inside

[Crazy fraud lovers] kill off inside

[The coward who lovers] kill off inside
 

Sanction to a dirty sow

I'm not your shit box

Sanction to a dirty sow

It is different!

You are fat maggots!- [1]
 

Endlich hatte ich ihn beendet. Er würde einen Ehrenplatz in meiner Kladde bekommen, denn er gefiel mir selbst so unwahrscheinlich gut. Vielleicht, weil er diesmal meine Gedanken und Gefühle so exakt widerspiegelte…?

Plötzlich erschreckte ich mich fast zu Tode durch eine zufallende Tür. Ich zuckte ungewollt zusammen und drehte mich um, blickte auf einen mal wieder nur halb angezogenen Uruha, der noch immer aus den Haaren tropfte.

„Du kannst jetzt, wenn du willst“ sagte er bloß, grinste kurz und kramte dann in seinen Klamotten wahrscheinlich nach irgendwas Bequemen.

Und selbst im Bad noch, in seiner Abwesenheit, konnte ich seine Spuren sehen. Seinen Geruch riechen. Wurde ich verrückt?! Langsam machte ich mir Sorgen um mich selbst…

Aber ich war eben verliebt… war mein Verhalten jedoch noch normal? Schließlich benahm ich mich wie einer dieser verrückten Teeniegirls, die alles von ihrem Schwarm sammelten und laut losquietschten, wenn der oder die Angebetete vorbeikam. Wie absurd…

Und wo zum Teufel hatte ich mein Handtuch hingelegt?!

„Wo ist mein Handtuch?!“ schrie ich durch die abgeschlossene Tür und wartete auf Antwort.

„Hab’s benutzt und in die Wäsche getan, meine sind alle dreckig!“ hörte ich bloß. Er hatte mein Handtuch benutzt! Vielleicht roch es ja jetzt auch nach ihm…?

RUKI! Jetzt drehte ich definitiv durch…

„GREAT! Und womit soll ich mich jetzt abtrocknen?!“ einfach mal so tun, als würde mich das alles gar nicht interessieren, dachte ich mir. Schließlich wollte ich ja nicht auffallen oder ihm auf die Nerven gehen… aber tat ich das wohl schon…?

Ich zog mich aus bis auf die Boxershorts und kuckte mich dann nach einem Handtuch um, fand zwar nur ein kleines, aber immerhin besser, als gar keines. Also entledigte ich mich auch noch meiner Boxershorts und stellte mich dann in die schmale Duschkabine, drehte das Wasser auf und musste mich zusammenreißen, nicht aufzuschreien:

ES WAR EISKALT!

Dieser Baka hatte doch tatsächlich das ganze heiße Wasser aufgebraucht! Und jetzt durfte ich kalt duschen! VERDAMMT!

Umso schneller wusch ich mich, schäumte meinen fleckigen Körper mit Kirschduschgel ein und fragte mich erneut, wie man so einen hässlichen Körper attraktiv finden konnte.

Und wo ich schon mal anfing, nachzudenken, machte ich auch gleich unbewusst weiter, während mir der Schaum des Shampoos über meinen knochigen Rücken lief. Vielleicht war der ja der Grund für Uruhas plötzliches Schweigen und diesen Abstand, den er komischerweise zu mir hielt…? Oder kam dir das auch nur alles so vor…? Oder vielleicht hatte ihm der Sex nicht gefallen?!

Viele Fragen, auf die ich keine Antwort wusste… und ich beschloss, sie herauszufinden. Wenn er in den nächsten Tagen genauso drauf war, dann würde ich ihn einfach fragen!

Aber war ich auch mutig genug dazu…?

Mit Sicherheit war ich schlecht gewesen und jetzt war er deshalb so komisch drauf. Und ich ging ihm auf die Nerven. Und er hatte mich von Anfang an nur für diese eine Nacht gewollt. Großartig, dann hatte ich mich ja schon wieder ausnutzen lassen. Unbewusst, aber ich hatte mich ausnutzen lassen. Sie waren also doch alle gleich…

Ich wusch mich fertig und stieg aus der Dusche, fasste einen Entschluss. Ich würde warten, doch ich würde auch nicht untätig bleiben. Wenn es wirklich nur eine Laune war, würde sie vorbeigehen. Aber was, wenn er in der nächsten Woche noch immer so drauf war…?

Meine Klamotten glitten nur langsam über meine noch feuchte Haut, ich fror selbst in ihnen. War das schon wieder diese innere Kälte? Sofort musste ich daran denken, was ich früher immer getan hatte, wenn ich diese innere Kälte verspürt hatte. Ich hatte meinen besten Freund um Rat gebeten. Aber aus irgendeinem Grund traute ich mich nicht, mit ihm darüber zu reden…

„Kuso…“ flüsterte ich, als ich bemerkte, dass ich meine Socken nicht angezogen hatte. Und auf den kalten Fliesen vor der Miniküche kam mir eisige Kälte entgegen, die durch meinen ganzen Körper zu schleichen schien. Ich zitterte kaum merklich. Also schlenderte ich zu meiner Schublade am Schrank und kramte nach den schwarzen Socken mit den goldenen Sternen drauf. Die waren ein Geschenk von Kai… wahrscheinlich das einzige, was jemals wirklich von Herzen gekommen war… Socken! Andere schenkten Autos und teuren Schmuck, aber ich hatte eben Socken bekommen, weil ich sie so toll gefunden hatte. War ja auch kein Geburtstagsgeschenk gewesen oder sowas… lediglich nebenbei. Und zum Geburtstag hatte ich ähnlich billige Sachen bekommen, worüber andere nur lachen konnten, aber ich hatte mich immer sehr gefreut, weil ich wusste, dass sie ehrlich gemeint waren.

Aber sonst meinte es ja auch niemand ehrlich mit mir.

Ich schüttete Wasser in das kleine Gerät vor mir, stellte es an und kramte im Schrank nach einem Beutel Kirschtee, befestigte ihn an dem Griff einer weißen Tasse, auf der in roten Lettern „GRÖSSENWAHN“ zu sehen war. Ich grinste stumm vor mich hin.

„Machst du mir auch nen Tee?“ kam es von hinter mir. Ich drehte mich erschrocken um, da ich gerade überhaupt nicht darauf vorbereitet gewesen war, angesprochen zu werden. Ich hob eine Augenbraue.

Test:

„Was für einen?“

„Mir egal.“

„Sicher?“

„Hai…“

Er klang wirklich genervt… super! Aber nein, ich würde abwarten…

Verletzt war ich trotzdem. Und zwar ziemlich… denn dieses ignorante Verhalten von ihm faszinierte mich nur noch mehr…

Ich wusste selbst nicht, was mich noch zu ihm hinzog, denn eigentlich wusste ich ja, dass er wahrscheinlich das größte Arschloch unter Gottes Hinterteil war… bloß wollte ich es nicht wissen!

Ich bemerkte, dass der Wasserkocher hinter mir piepte und ich nahm die Kanne herunter, goss den Tee in meine Tasse und stellte dann noch eine für Uruha bereit, übergoss den Teebeutel in ihr ebenfalls mit heißem Wasser und tat einen Löffel dabei, schlenderte dann rüber zur Fensterbank und reichte sie meinem Mitbewohner. Er dankte nicht mal.

„Bitte, keine Ursache“ antwortete ich schnippisch und setzte mich aufs Bett, kramte in meinem Nachtschrank nach einem Kuli (dieses Zimmer schien die Dinger absichtlich zu verschlingen!).

„Bah, da is ja gar kein Zucker drin“ hörte ich plötzlich und dachte, mich aber wirklich SCHWER verhört zu haben. Hatte er sie noch alle?!

Jedenfalls war das das, was mir mein Gehirn sagte.

„Hast du nichts von gesagt“ antwortete ich und wollte aufstehen, um den Zucker für ihn zu holen, als er sich jedoch selber bequemte und von der Fensterbank rutschte, dabei fiel sein Block achtlos auf den Boden.

„Lass stecken, ich hol mir schon selber welchen“ sagte er und klang dabei ein bisschen gereizt. Oder?

Verdammt, ich musste irgendwas machen, damit er nicht von mir genervt war! Was machte ich denn nur falsch?! Ich würde keinen Streit mit ihm ertragen können, nicht jetzt! Nein, er war der einzige, der mich hier verteidigte und beachtete, der mir selbst etwas bedeutete! Ich durfte ihn nicht verärgern oder nerven!

„Gomen“ nuschelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart und kramte dann nach meiner Kladde, um den nächsten Songtext zu schreiben, der mir gerade einfiel. Ich merkte, wie er mich mit einem abschätzenden Blick bedachte und sich dann wieder auf die Fensterbank setzte, weiter auf seinem Block kritzelte und mich unbeachtet ließ. Ich kam mir extrem verarscht vor…
 

-kuzureru you ni taoreteitta hishatai ga wasurerarenai
 

furatsuku ashi wo suri anata wo matta kitto yurushite wa kurenai darou

ame no oto ni magirete kikoeru sono oto wa watashi no me no me de tomatta
 

tada anata ni wa tada anata ni wa

himegoto hitotsu sae shitakunai kedo

wakatte hoshii tada ichido dake

kurushimagire no uso wo me wo tsubutte daite- [2]
 

Wieso nur sprach mir der Text gerade aus der Seele…? Ach ja, weil ich der Autor war… wie ironisch! Aber genau das wollte ich doch… von ihm umarmt werden und nie wieder losgelassen werden… nur bei ihm fühlte ich mich sicher, stark und glücklich… wieso wollte er das nicht sehen…?!

„Uruha?“

Er gab ein leises Geräusch von sich, ich deutete das jetzt einfach mal als Zeichen seiner Aufmerksamkeit.

„Welches Zimmer hat Aoi?“

Er schaute auf hinter seinem Schreibblock, ich erwiderte seinen Blick mutig, obwohl mir ein bisschen schlecht wurde.

„Vier Türen weiter nach rechts“ sagte er nur matt und widmete sich dann wieder ganz seinen scheinbar äußerst interessanten linierten Blockseiten.

Ich stand auf, tat meine Kladde zurück in den Nachtschrank und verschloss ihn ordentlich, lief ins Bad, um mir noch einmal durch die nassen Haare zu bürsten und sie danach ein bisschen strubbelig zu machen und kehrte zurück ins Zimmer. Schnell leerte ich meinen schon fast kalten Tee und verabschiedete mich nicht einmal, als ich das Zimmer verlies.

Draußen auf dem Gang lehnte ich mich an die Wand und seufzte schwer, bis ich endlich die Richtung zu Aois Zimmer einschlug. Ich wusste selbst nicht, wieso, aber ich wollte jetzt aus irgendeinem Grund mit ihm sprechen.

Ich blieb an der vierten Tür rechts stehen und klopfte leise, wartete ab. Kurz darauf wurde sie von dem Schwarzhaarigen geöffnet, der mich leicht ungläubig ansah.

„Oy, kann ich rein?“ fragte ich höflich und lächelte gezwungen, hoffte auf eine Zustimmung. Aoi nickte bloß stumm und hielt mir die Tür auf, ich schritt hindurch.

Reitas und sein Zimmer sah ganz anders aus als das von Uruha und mir. Irgendwie viel aufgeräumter, was ja auch eigentlich gar nicht schwer war, denn Uruha übertraf wirklich niemand mehr, und es roch komplett anders. Bei uns roch es immer etwas bitter, ein wenig nach einer Mischung aus Patchouli und Moschus, hier bei Aoi und Reita eher nach Lavendel und anderen süßen Stoffen. Ich entdeckte Räucherstäbchen auf ihrem Tisch.

Reita saß auf seinem Bett, das mit schwarz-blauem Samt überzogen war, auf dem vereinzelt weiße Kanji abgebildet waren und rote Muster. Sah verwirrend aus, genau, wie die restliche Einrichtung. Unser Zimmer hatte dunkelrote Wände und sah irgendwie schon fast antik aus, ihr Zimmer hatte blaue Teppichwände, an denen überall Poster von ihren Lieblingsbands hingen und der Boden war aus Parkett, nicht aus Teppich. Ich wurde ein bisschen neidisch, wohl aber nur, weil unser Zimmer langsam langweilig wurde. Schließlich war es ja nicht hässlich… wenn man die kontinuierliche Unordnung wegließ, versteht sich.

Aoi schritt auf sein Bett zu, es war ebenfalls blau bezogen mit einem schwarzen Leopardenmuster drauf. Ich schmunzelte leicht – das passte irgendwie zu ihm. Bis kurz vor sein Bett folgte ich ihm, dann blieb ich stehen und setzte mich kurzerhand auf den beheizten Boden. Eins musste man diesem Gefängnis ja lassen: es hatte Luxus!

„Wo wart ihr heute beim Unterricht?“ fragte Reita und ich spürte seine musternden Blicke im Nacken. Das gefiel mir irgendwie nicht. Wieso? Keine Ahnung…

„Ano… lange Geschichte…“ antwortete ich. Was sollte ich denn sagen?! ‚Uruha hat mich flachgelegt, nachdem er mich zusammengeschlagen und entstellt auf dem Boden gefunden hat’? Klasse…

„Ich hab Zeit“ sagte Aoi und sah mich mit einem schon fast stechendem Blick an. Nun fühlte ich mich noch unwohler. So, als würde er direkt durch meine Augen hindurch in meine Seele schauen können…

„Ein andermal…“ sagte ich leise, sodass Reita es hoffentlich nicht gehört hatte. Das bestätigte mir seine Frage, was ich denn gesagt hatte.

„Gar nichts“ meinte ich bloß und ging nicht weiter auf Nachfragen ein. „Was haben wir alles auf?“

„Hast du die ersten Stunden nicht mitgeschrieben?“ wollte Aoi wissen.

„Doch, und danach?“ ich sah ihn noch immer an.

„Danach hatten wir Kunst“ sagte er schließlich.

„Oh…“

Reita lachte.

„Irgendwie find ich’s verdächtig, dass ihr beide plötzlich zur selben Zeit auf euer Zimmer verschwindet, weißt du?“

Was sollte denn das nun wieder heißen…? Hatte er etwa eine Ahnung, was wir… nein!

„Nani?“ fragte ich gespielt unwissend, sah jedoch weiterhin Aoi in die Augen, der mich noch immer so abschätzend ansah. Dann blickte er rüber zu Reita.

„Red keinen Scheiß, Reita“ zischte er schon fast, als hätte Reita eben davon gesprochen, dass die Welt bald untergehen würde.

„Was habt ihr denn gemacht, dass ihr einfach mal Kunst schwänzt? Was war so wichtig?“ ich drehte mich um zu Reita und musterte ihn zweifelnd. Er wusste doch was…!

„Worauf willst du hinaus, hm?“

„Reita“ zischte Aoi bedrohlicher.

„Was läuft hier eigentlich, hä?!“

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und unser Klassenlehrer stand in der Tür, mit Uruha im Schlepptau. Der wurde vom Sensei wie ein Gefangener am Arm festgehalten und reingeschubst. Er grinste mich an.

„So, meine Herren“ begann der Sensei. Ich schluckte. „Dann erklären Sie bitte noch mal von vorn, Herr Takashima, hai?“ der Sensei setzte sich auf einen der zwei Stühle an dem kleinen Tisch und sah noch immer sehr wütend aus.

„Tss“ machte Uruha und grinste mich noch immer an. „Ruki hatte die Idee, zu schwänzen und wollte unbedingt, dass ich mitmache“ log er. Ich fiel aus allen Wolken.

Hatte er das jetzt wirklich gesagt…?

„Und deshalb werden Sie beide nachsitzen, und zwar übermorgen, dann werden Sie die restlichen Aufgaben der letzten beiden Lektionen im Japanischbuch erledigen. Ich denke, das wären dann genug Aufgaben für drei Stunden, nicht?“ meinte unser Sensei wütend. „Außerdem haben Sie, Herr Matsumoto, diese Woche keinen Ausgang, verstanden? Ich glaube, man muss Ihnen erst einmal noch Manieren beibringen und die richtige Arbeitseinstellung verpassen! Was glauben Sie denn, wozu Sie hier sind? Sicher nicht, um den Unterricht lediglich nur dann zu besuchen, wenn Sie Lust dazu haben. Ich werde mich bei Ihren Eltern melden!“

„Nein!“ warf ich sofort dazwischen, ohne es wirklich zu wollen. Es war mir rausgerutscht… „Okay, es kommt nicht noch mal vor… sumimasen!“

Uruha grinste immer noch, Aoi und Reita waren wohl beide ziemlich sprachlos. Sie sagten gar nichts mehr…

„Sollte das noch einmal der Fall sein, dass Sie auf die geniale Idee kommen, ohne sich abzumelden blau zu machen, werde ich Ihre Eltern darüber in Kenntnis setzen und mit ihnen gemeinsam entscheiden, wie wir vorgehen. Derartige Störungen unseres Unterrichtsablaufes, wie sie von Ihnen kommen, können wir nicht gebrauchen. Merken Sie sich das! Übermorgen in meinem Büro und jetzt ab in Ihre Zimmer, bevor ich noch vollkommen ausraste!“ war er das nicht schon…?!

Langsam erwachte ich wieder aus meiner Starre und stand auf, folgte dem Sensei wieder zur Tür. Ich hörte beim rausgehen noch Aois Stimme.

„Reita, das stimmt nicht, was er…“ und schon hatte sich die Tür geschlossen. Und in Gedanken führte ich den Satz fort.

Uruha…

Zurück auf dem Zimmer verschwand mein Mitbewohner auch gleich im Bad und ließ mich völlig verwirrt auf meiner mittlerweile wieder trockenen und bezogenen Matratze zurück. Ich war den Tränen nahe. Wieso nur hatte ich nicht gesagt, wie es wirklich gewesen war…?! Wieso nur hatte ich Uruha die Meinung nicht gesagt?! Aus irgendeinem Grund konnte ich nicht…

Ich merkte, wie eine einzelne Träne meine Wange entlang lief. Nicht schon wieder… Mittlerweile saß ich jeden Abend hier und heulte… egal wann, egal wo, immer nur heulte ich. Was war ich doch für ein Weichei…

Aus dem Bad vernahm ich ein schepperndes Geräusch, ich deutete es als ein Glas oder einen Spiegel. Dann ein dumpfes „Oops“ und dann Stille. Sicher würde Uruha die Scherben nicht einmal aufheben… typisch.

Kurze Zeit später kam er dann aus dem Bad und musterte mich fragend. Was er wohl jetzt erwartete? Vielleicht, dass ich ihn anschrie, weil er gelogen hatte? Den Gefallen wollte ich ihm nicht tun… ich konnte nicht…

„Warum hast du das gemacht?“ fragte ich stattdessen ruhig, als wäre es eine beiläufige Frage, wie etwa, wieso wir denn eigentlich verhütet hatten, und schaute ihn dabei nicht weiter an, sondern hatte meinen Blick starr auf den Boden gerichtet. Sah wirklich unglaublich interessant aus…

„Irgendwie muss man sich ja schützen, nee?“ hörte ich ihn sagen und dann spürte ich, wie meine Matratze ein Stück senkte. Ich spürte, wie er sich hinter mich setzte und seine Arme um meinen Bauch schlang. Er lachte. „Jetzt schmoll nicht, Junge! Hätte ich dem Baka sagen sollen, dass sie dich Schwächling verprügelt haben und ich dich dann flachgelegt hab? Wäre n bisschen komisch rüber gekommen, oder?“

Natürlich wäre es das. Klar, wer schämte sich nicht davor, verprügelt zu werden? Er sagte doch wie Wahrheit, warum sollte ich also ausrasten…? Schließlich hatte ich es doch auch so gewollt, hatte die anderen provoziert, mich zu verprügeln, hatte mich nicht gewehrt, als er mich gevögelt hatte, und ich hatte auch nicht die Wahrheit sagen wollen. Wieso also sollte ich sauer sein…?

Vielleicht, weil er mich die ganze Zeit nur verarscht hatte…?

Nein, ich durfte mich jetzt nicht aufregen. Es würde mich auch nicht weiterbringen. Außerdem würde ich ihn dann endgültig verlieren. Diese Laune von ihm… die würde schon wieder vorbeigehen…

Zögernd lehnte ich mich an seine Brust, doch kurz darauf ließ er mich auch schon wieder los und stieg von meinem Bett, ich spürte sein Gewicht auf der Matratze nicht mehr. Ich seufzte leise.

„Du bist n Baka“ sagte er und schaltete dann das Licht aus, das bis eben das dunkle Zimmer erhellt hatte. Ich ließ mich auf mein Bett fallen, schloss die Augen, vergaß völlig, mich zu waschen und umzuziehen, schlief ein.
 

„Ruki! Verdammt noch mal, kannst du nicht einmal pünktlich aufwachen und mich dann wecken?! Wir kommen schon wieder zu spät! Wenn du dich jetzt noch anmalen willst, brauchst du wieder nur stundenlang und wir können gleich unsere Freizeit in den nächsten drei Jahren streichen!“

Großartig. Wieder war ich alles schuld. Na gut, eigentlich war ich das auch. Schließlich hatte uns nicht der letzte Nacht stehen gebliebene Wecker, sondern mein einhundert Dezibel lautes ‚Scheiße’ geweckt. Aber trotzdem besser als nichts, oder?! So gut war meine innere Uhr eben noch nicht eingestellt…

„Gomen ne! Ich bin kein wandelnder Wecker, ja?!“ fauchte ich in meiner Rage, aber im nächsten Moment tat es mir auch schon wieder Leid, ihn angeschrieen zu haben. Eilig zog ich mich an und kramte nach meinen Schulsachen. Wir hörten den dumpfen Klang der Schulglocke eine Etage unter uns und ich schluckte, kramte schneller.

„Uruha, du hast alle meine Stifte verschleppt“ ich wies auf meine leere Holzbox hin, wo eigentlich mal exakt dreizehn Stifte, davon vier Kugelschreiber, ihr Zuhause gefunden hatten. Leider wurde diesmal nicht den Stiften das Zuhause, sondern dem Zuhause die Bewohner entwendet. Sollte ich mit meinem Eyeliner schreiben oder was?!

„Mach hin, du Baka!“

Sah ich aus wie n D-Zug?!

„Schnauze“ zischte ich, doch er hatte es nicht gehört, kramte währenddessen ebenfalls nach seinen Sachen. Dann, als wir beide gefunden hatten, was wir brauchten, packten wir es in unsere Taschen und machten uns auf den Weg zum Unterricht.

Und auf dem Weg nach unten war mir, als würde mir jemand mit einem Vorschlaghammer gegen meine Matschbirne prügeln. Ich würde wieder unter diesen ganzen Idioten sein, die mich jetzt nur noch mehr auslachen würden, weil sie mich klein gekriegt hatten… und das würde bestimmt noch ein toller Tag werden.

Wie schon erwartet stürzten wir als letzte in die Klasse und eilten zu unseren Plätzen, setzten uns eilig hin und wurden sogleich vom Sensei, der soeben den Raum betreten hatte, mit misstrauischen Blicken bedacht. Er selbst setzte sich an sein Pult und schaute in die Runde seiner Schüler.

„O hayoh, minna-san. Ruki-san, wie sehen Sie denn aus?“

Wie denn, etwa wie durchgevögelt oder was?! Diese blöde Ziege…

„Sind sie die Treppe runter gefallen?“

Erst jetzt kam ich erstmal darauf, was sie überhaupt meinte. Sie meinte die blauen Augen, nicht etwa die Augenringe darunter. Sie meinte die blauen Flecken an meinen entblößten Armen, nicht etwa die Knutschflecke an meinem Hals. Wahrscheinlich deutete sie diese sogar auch noch als blaue Flecken…

„Bin ausgerutscht“ nuschelte ich verlegen vor mich hin und konnte einiges an Gekicher aufschnappen. Es ließ mich wütend werden… aber ich wollte nichts dagegen tun. Denn diese Spacken waren zu mehr fähig als nur zu diesem harmlosen Geprügel…

„Wenn Sie meinen…“ sagte sie und begann mit dem Unterricht. „Fahren wir fort. Wir sind nun bei einem Thema angelangt, das, wie ich persönlich finde, immer mehr unterschätzt wird. Nämlich die Beraubung von Freiheit und das Antun von Leid auf seelischer Ebene. Wer kann mir dazu einige Beispiele nennen?“

Und da war es wieder. Ich hasste diese verdammten Philosophiestunden. Wieso sprachen wir so einen Mist eigentlich durch?!

„Uruha-san, wie wär’s mit Ihnen?“

Der musste es ja wissen…

„Ano… vielleicht Mobbing? Lügen? Oder Ausnutzen?“

Jetzt ging mir ein Licht auf. Wieso er gerade diese Beispiele genommen hatte. Wieso er ‚Ausnutzen’ gesagt hatte…

„Ruki? Alles klar?“ zischte Aoi mir von hinten zu. Ich schüttelte unter dem Tisch mit der Hand, um ihm zu zeigen, dass es mir gerade nur halb so gut ging, wie es eigentlich sollte…

„Gute Beispiele, Uruha-san. Noch jemand?“
 

Nach der Doppelstunde hatten wir heute ganze zwei Stunden frei. Ich verlies den Klassenraum, diesmal jedoch mit Aoi an meiner Seite, damit niemand auf blöde Ideen kam. Schließlich war Aoi hier um einiges beliebter als ich…

Uruha hatte mich auch weiterhin ignoriert, er lachte die ganze Zeit über mit Reita zusammen und lief nun mit ihm voraus in richtung der Pausenräume. Ich jedoch brauchte jetzt erstmal frische Luft, also fragte ich Aoi, ob wir nicht mal irgendwo rausgehen könnten.

„Lass uns auf den kleinen Schulhof hinten gehen, da ist meistens keiner“ sagte er zustimmend und schlug einen anderen Gang ein als die anderen Schüler. Ich war ihm gerade sehr dankbar… denn endlich war ich mal allein mit ihm und konnte reden. Dieses Gefühl von Vertrauen hatte ich nämlich nur bei ihm gehabt. Und Uruha… aber mit dem konnte ich gerade wohl etwas schlecht reden. Und sicher würde Aoi mir auch zuhören… so hoffte ich zumindest.

Irgendwann kamen wir an einer größeren Glastür an, die nach draußen führte. Der Schulhof war wirklich nicht größer als ein halbes Fußballfeld, aber dafür umso schöner als der eigentliche große Schulhof. Hier hatte man ein paar kleine Beete angelegt, die im Moment jedoch ziemlich dürr aussahen, schließlich wurde es allmählich Winter. Wir setzten uns auf eine Eisenstange, die dazu diente, eines der Beete abzugrenzen.

„Was war da gestern, Ruki?“ fragte er plötzlich in die Stille hinein. Aber die Frage überraschte mich nicht.

Nur wie sollte ich ihm antworten…?

„Was genau meinst du?“ fragte ich schließlich zurück.

„Wieso habt ihr geschwänzt?“

„War meine Idee, weißt du doch“ sagte ich matt.

„Stimmt nicht. Ich weiß mehr, Ruki.“

„Wieso fragst du dann?“

Was hätte ich sonst fragen sollen…? Sicher hatte Uruha sich schon die ganze Zeit darüber lustig gemacht gehabt, was er mit mir vorhatte. Und das sicher auch vor Aoi und Reita. Aber das würde er mir jetzt sagen, oder?

„Weil ich es von dir hören will. Uruha hat schon die ganze Zeit davon geredet, was er mit dir machen will.“

Wunderbar. Da war es also. Das, was ich die ganze Zeit übersehen hatte. Man hatte mich wieder ausgenutzt. Wie gesagt, wunderbar.

„Ich bin keine Schlampe“ sagte ich vorwurfsvoll und schaute zu Boden. „Aber ich dachte, er liebt mich…“

„Ja, das sagt er allen“ lachte Aoi gespielt belustigt und scharrte mit dem Fuß über die gefrorene Erde. Während er sprach verlor sich sein Atem in Form einer kaum sichtbaren Dunstwolke im Nichts.

Es war kalt. Das war mir noch gar nicht aufgefallen. Aber ich trug nichts weiter als mein Shirt und eine weite, schwarze Hose. Hielt also nicht besonders warm. Bloß spürte ich die äußerliche Kälte nicht, sie war nicht viel kälter als das, was ich gerade an Eiseskälte in mir trug. Ich fühlte mich wirklich nur noch von jedem verarscht. Gut, dass Aoi und Reita mich auch verarschen könnten, das störte mich gerade nun wirklich weniger. Aber dass Uruha sowas getan hatte, machte mich doch schon ziemlich fertig. Ich wusste nicht, was er damit hatte erreichen wollen! Seinen Mitbewohner für die nächsten viereinhalb Jahre damit noch depressiver und destruktiver zu machen, als er eh schon war? Sah er das denn nicht…?

„Wem denn noch?“ fragte ich halbherzig, wollte eigentlich die Antwort gar nicht wissen. Mir war es egal. Alles war mir egal.

Aber Uruha nicht.

„Reita“ kam es sofort von dem Schwarzhaarigen neben mir. „Aber der war auch dumm und hat es nicht gemerkt. Deshalb hat sich auch seine Freundin von ihm getrennt. Uruha hatte irgendwann mal fallen lassen, dass er mit Reita geschlafen hatte. Seine Freundin hat sich daraufhin von ihm getrennt.“

„Und wieso sind sie dann überhaupt noch befreundet?“ wollte ich diesmal mit etwas mehr Interesse wissen. Konnte man denn wirklich so blind sein?

„Weil Reita ihm den Arsch nachträgt. Er hatte zwar auch vorher schon immer gesagt, dass er Schluss mit ihr machen wollte, aber Uruha hat dem ganzen schließlich das eigentliche Ende gesetzt. Ich weiß, es ist eigentlich nicht richtig, was ich dir hier alles erzähle, aber ich will dich wirklich vor Uruha schützen, Ruki. Er ist nicht so nett und gutmütig und unschuldig, wie er immer vorgibt, zu sein“ erklärte er mir.

Und ich staunte nicht schlecht. In so jemanden hatte ich mich doch tatsächlich verliebt. Irgendwie ein bisschen aussichtslos, oder?

„Nur gut, dass ich es jetzt weiß“ sagte ich gezwungenermaßen. Diese Stille war ja nicht zum aushalten! „Aber wieso hast du dann noch was mit ihm zu tun?“

„Weil ich naiv bin“ lachte er wieder. „Ich glaube immer noch, dass ich ihn irgendwann ändern kann. Aber man kann Menschen nicht ändern. Nur Wegweiser setzen, in welche Richtung sie gehen sollten. Aber wenn man die nicht sieht, so, wie Uruha und Reita, dann kann ich den beiden auch nicht helfen. Ich versuche es nur immer wieder. Eigentlich sollte ich schon längst aufgegeben haben.“

Ich konnte ihn durchaus verstehen. Ich war ja selbst so naiv. Selbst jetzt, wo ich das alles wusste, redete ich mir ein, dass es alles nur ein schlechter Scherz war. Dass das alles eigentlich nur eine große Lüge war. Obwohl, war sie das nicht eigentlich auch?

„Liebst du ihn?“

Blöde Frage. Wieso sollte ich ihm sonst so hinterher rennen? Mich so von ihm ausnutzen lassen und nichts dazu sagen? Klein bei geben, weil er es war…?

„Musst mir keine Antwort geben“ nuschelte er und schaute scheinbar angestrengt in eine andere Richtung. Was er wohl gerade dachte…? Dass ich ein Idiot war, weil ich Uruha nicht mal die Meinung sagte? Dazu war ich sowieso zu feige. Oder dachte er, dass er mir vielleicht würde helfen können? Nein, das würde auch nichts bringen, außer er konnte Gefühle verschwinden lassen.

Beantwortete ich gerade meine eigenen Fragen schon wieder mit irgendwelchen Rechtfertigungen?!

„Jedenfalls würde ich an deiner Stelle aufpassen. Bei ihm weißt du nie, woran du bist. Er geht durchs Leben, als könne er sich alles erlauben. So ist Uruha nun mal eben…“

Ich schwieg. Dachte noch einmal über alles nach. Uruha hatte also mit Reita geschlafen und so seine Freundin dazu gebracht, sich von diesem zu trennen. Er hatte mich und meine Hilflosigkeit ausgenutzt, um mich ins Bett zu kriegen. Wunderbar. Und dazu kam noch, dass er es mit voller Absicht getan hatte und es wahrscheinlich nicht einmal bereute. Ich verfluchte mich selbst für meine Blindheit. Wie hatte ich nur so dumm sein können?!

„Wenn du willst, rede ich mal mit ihm“ bot Aoi mir schließlich an, aber ich lehnte mit einem Kopfschütteln ab.

„Ich warte lieber noch etwas, vielleicht ändert er sich ja doch… und vielleicht war es ja nur ein Ausrutscher.“

„Ich glaube eher, du warst der Ausrutscher, Ruki“ warf er mir plötzlich ohne Vorwarnung an den Kopf.

Darauf wusste ich nicht wirklich etwas zu erwidern. Schließlich fing ich doch noch an zu heulen. Wie immer. Eigentlich hatte ich es bereits aufgegeben, es zu verstecken. Es hatte ja eh schon fast jeder gesehen. Langsam liefen mir einzelne Tränen über die Wange. Ich stemmte den Arm auf meinen Oberschenkel und vergrub mein Gesicht in der Hand. Die andere brauchte ich schließlich, um mich in meine Hose zu krallen, damit ich mich wenigstens ein bisschen abreagieren konnte. Leise schluchzte ich, wollte nicht allzu albern aussehen und schwächlich wirken, deshalb zügelte ich meine Lautstärke.

Und wie ich eigentlich schon erwartet hatte, zog Aoi mich an sich und tröstete mich, wiegte mich leicht in seinen Armen.

„Gomen, ich wollte dich nicht verletzen“ entschuldigte er sich.

Aber das brauchte er eigentlich gar nicht. Er hatte schließlich nur die Wahrheit gesagt…

„Nicht schlimm“ sagte ich mit noch immer gebrochener Stimme. Ich versuchte, mich wieder einigermaßen einzukriegen, doch es gelang mir nur mit Mühe.

„Heult der schon wieder?“ fragte plötzlich eine mir vertraute Stimme und ich traute mich nicht, aufzuschauen. Ich wusste schließlich, wer das war und gerade ihn konnte ich jetzt am wenigsten ansehen…

„Uruha, lass ihn lieber mal in Ruhe, ja? Geh wieder rein, du holst dir noch den Tod…“ wie immer musste Aoi ja mal wieder einen auf Mutter machen und ein gutes Wort einlegen. Irgendwie störte mich das gewaltig.

„Mein Problem. Hält der eigentlich irgendwas aus? Ich meine, so tragisch war die ganze Sache jetzt auch nicht, oder, Ruki?“

Er hatte mich angesprochen! Aber was sollte ich denn auf so eine Frage bitte antworten?!

„Such’s dir aus“ quetschte ich zwischen meinen Zähnen hervor, versuchte, nicht gleich erneut in Tränen auszubrechen und Trost bei ihm suchen zu wollen.

„Bitte, dann nicht. Reita, gehen wir wieder rein? Langsam wird mir wirklich kalt“ hatte er also doch diesen blonden Oberbaka dabei?

„Hai“ hörte ich von eben diesem und schon kurz darauf verschwanden sie scheinbar, denn Aoi zog mich wieder in seine Arme zurück und dankbar lehnte ich mich an ihn.

„Hör nicht auf ihn, Ruki. Er hat keine Ahnung von Gefühlen. Aber deswegen darfst du ihm nicht böse sein, er kann selbst nicht dafür“ sagte er mit ruhiger Stimme und zog mich dann auf die Beine. „Komm, wir gehen rein.“

Ohne weiter zu diskutieren folgte ich ihm zurück in das warme Gebäude. Zum Glück hatten wir morgen den letzten Schultag vor den Ferien, dann würden wir endlich mal raus dürfen. Aber da ich sowieso keine Ahnung hatte, wo ich sonst hingehen sollte, würde ich endlich zu Kai können…
 

Der restliche Schultag war ohne Probleme verlaufen, ich hatte Aoi gebeten, in meiner Nähe zu bleiben, auch, wenn ich ihm noch nicht wirklich erklärt hatte, wieso. Er hatte gesagt, er würde mehr wissen, als ich hatte zugeben wollen, aber gesagt hatte ich nichts mehr.

Nun saßen wir beide allein auf seinem Zimmer. Er hatte abgeschlossen. Reita war mit Uruha in die Stadt gegangen, ein paar Sachen für ihre Abreise morgen einkaufen. Aoi hatte mir erzählt, dass Uruha mit zu Reita gehen würde über die Ferien. Sie würden bereits abends fahren.

„Du kannst auch mit zu mir kommen“ bot Aoi mir nun schon zum zweiten Mal an.

Ich jedoch schüttelte den Kopf.

„Ich wollte Kai eigentlich gestern schon anrufen, aber ich hab’s nicht mehr geschafft. Ich hol das noch nach“ sagte ich ruhig und setzte mich an das andere Ende seines Bettes, ihm gegenüber. Zwang mich zu einem müden Lächeln.

„Du musst morgen nachsitzen?“ fragte er.

Ich nickte und nannte ihm die Uhrzeit, wie lange und wann ich wieder im Zimmer sein würde. Hoffte, dass er genug Fragen gestellt hatte. Doch dem war nicht so.

„Woher sind die? War das auch Uruha?“

Er meinte wohl die blauen Flecken an meinen Armen. Wieso eigentlich sollte ich ihm die ganze Sache vorenthalten? Immerhin wusste er schon mehr als die Hälfte, also konnte ich ihm den Rest auch noch erzählen.

„Eto“ begann ich und räusperte mich. Angestrengt konzentrierte ich mich auf irgendeinen belanglosen Punkt im Zimmer. Schon bald redete ich mir ein, dass das halb geleerte Limonadenglas neben Aois Bett höchst interessant war. „Ich hatte im Unterricht schon einiges aufgeschnappt, was sie hinter mir geredet haben. Sachen wie ‚Weichei’ und so… und dann war die Stunde zu Ende. Ich wollte mich noch sicher aus der Klasse bringen, aber sie haben mich abgefangen. Und dann…“ eigentlich brauchte ich doch gar nicht mehr weiter sprechen, oder? Den Rest konnte er sich ja wohl auch so denken…

„Das tut mir Leid“ flüsterte Aoi schon fast.

Eigentlich konnte er sich sein Mitleid auch sparen. Schließlich wusste ich ja jetzt, wie bemitleidenswert ich doch war.

„Muss es nicht“ sagte ich bestimmt und lächelte, um meine kleine Lüge noch zu bestärken. Eigentlich wollte ich ja Mitleid von ihm. Ich wollte es nur nicht zugeben!

„Ich will dir sagen, was ich weiß über die ganze Sache, hai? Ich meine, bevor du morgen gehst…“

Also wusste er doch noch ein bisschen mehr. Nur zu, sollte er mir alles auf die Nase binden, was Uruha sich da schönes ausgedacht hatte.

„Schieß los“ sagte ich und lehnte mich schon mal zurück, wartete halb gespannt und halb aufgeregt, was er mir erzählen würde.

„Ich hab einige Male von ihren Gesprächen mitbekommen. Wie Uruha und Reita über dich gesprochen haben. Und begeistert war ich nicht wirklich, du hast mir schon damals Leid getan und ich hätte was sagen sollen…“
 

„Ich mag den Kleinen irgendwie nicht“ sagte Reita mit spöttischem Unterton. „Und der zieht bei dir ein, hai? Für die ganzen nächsten Jahre?“

„Hai“ bestätigte der Blonde das ganze und lachte verspielt. Er lehnte sich in die roten Samtkissen zurück und bedachte Reita mit einem abschätzenden Blick. „Was denkst du?“

„Ich glaub, du kriegst ihn nicht“ grinste der Angesprochene, zupfte dabei sein Nasenband zurecht und trank dann weiter von seiner Cola.

„Nicht?“ wunderte sich Uruha. „Ich krieg jeden, den ich haben will. Hat man doch bei dir gesehen!“

„Mou, du hast mal gesagt, ich wäre n Fehler gewesen! Was denn jetzt?!“

„Reita, du warst definitiv kein Fehler. Wie gesagt, durch dich hab ich die Liebe zum Männer entjungfern entdeckt“ lachte Uruha wieder und zwickte dem anderen leicht in die Wange. „Schmoll nicht und sag mir lieber, wie ich mich verhalten soll dem Neuen gegenüber!“

„Ich an deiner Stelle würde nett sein“ Reita schob sich ein Zitronenbonbon in den Mund. „Solange er dir aus den Händen frisst, kriegst du ihn sowieso. Dann bist du ihn auch als Zimmergenossen wieder los. Musst eben nur dafür sorgen, dass er das ganze nicht auf dich schiebt!“
 

„Ist ihm ja toll gelungen“ gab ich ganz ehrlich zu. Schließlich hatte ich das ganze ja nicht auf ihn, sondern auf mich geschoben. Dabei hatte diese Lüge, die ich somit auch noch bestätigt hatte, nicht mal annähernd mit mir zu tun gehabt.

„Hai, aber an deiner Stelle würde ich mit eigenen Mitteln zurückschlagen“ sagte Aoi zwar etwas zögernd, aber dennoch klang er sehr ernst bei seinen Worten. „Ich meine, ich würde mir das nicht einfach so gefallen lassen!“

„Aber ich glaub, ich kann das nicht“ gab ich ehrlich zu. Das stimmte ja auch. Ich konnte wirklich nicht, denn schließlich liebte ich Uruha ja wirklich…

„Na ja, ich kann dich zu nichts zwingen“ sagte Aoi letztendlich nach einem kurzen Moment des Schweigens.

Ich nickte, stand auf und wollte mich verabschieden.

„Ich glaub, ich hab genug gehört. Ich kann mir denken, wie oft Uruha noch fast aufgegeben haben muss, um mich rumzukriegen. Diese Art, die er mir so aufgesetzt vorgespielt hat, aufrecht zu halten, war bestimmt nicht leicht, vorzuspielen. Nicht schlecht, dachte ich mir. Dann stand ich auf.

„Ruki, ich…“

Gerade, als ich zur Tür gehen wollte, hielt Aoi mich noch einmal auf und schien etwas beschämt. Er schaute zur Seite. Wieso bloß?

„Ich wollte dir nur sagen… wenn du reden willst oder Trost brauchst, kannst du mit mir über alles reden, hai?“

Ich musste doch leicht lächeln und ging noch einmal zu ihm hin, wuschelte ihm durch die Haare.

„Arigatou, Aoi-chan“ bedankte ich mich freundlich bei ihm und verabschiedete mich dann in mein Zimmer zurück.

Das sollte ja noch ein prima Abend werden, denn jetzt würde ich zwangsläufig wieder mit Uruha allein sein…
 

Zurück in meinem Zimmer fand ich zwei leere Betten vor, ich seufzte leise und schloss die Tür wieder hinter mir, drehte den Schlüssel um und hoffte, nicht gleich etwas peinlich berührt meinen Zimmergenossen im Bad vorzufinden. Langsam lief ich zur Badezimmertür und öffnete sie, lugte durch den Türspalt und stellte mit Erstaunen fest, dass auch dieses Zimmer leer war. Gut, dachte ich mir.

Also lief ich rüber zu meinem Nachtschrank und kramte nach meinem Handy, in welches ich sogleich Kais Nummer eintippte. Ich drückte den kleinen, grünen Hörer und es ertönte ein Freizeichen. Dann ein leises ‚klick’.

„Hai, Kai desu.“

„Konban wa, friend.“

Er lachte und hustete plötzlich ein paar Mal. Ich war überrascht.

„Hast du dich erkältet?“ fragte ich und setzte mich auf mein Bett, machte es mir gemütlich.

„Hai“ antwortete er mir. „Ist aber nich so schlimm. Wie geht’s dir, Kumpel?“

Ich seufzte. Sollte ich ihm von all meinen wunderbar spannenden und fröhlichen Erlebnissen erzählen, die ich innerhalb der letzten drei Wochen gehabt hatte? Das würde ihn sowieso nur nerven. Aber was war mit dem kleinen Problem, was ich da mit meinem Mitbewohner hatte…?

„Ano“ begann ich und kratzte mich am Kopf. „Was soll ich sagen… ich fühl mich körperlich und seelisch grad nicht so toll…“

„Doshite?“ kam es wie aus der Pistole geschossen. Ja, das war eben Kai, so, wie ich ihn immer gekannt hatte. Also hatte er sich nicht verändert und war immer noch genauso besorgt um seine Freunde, wie damals.

„Ich hab mit Uruha geschlafen“ stieg ich sofort ins Thema ein. Und wartete Kais Reaktion ab.

Doch die kam anders, als erwartet. Denn er sagte nichts. Nicht mal ein Schimpfwort oder eine Anschuldigung!

„Kai?“

„Hai?“

„Daijobu desu ka?“

„Hai.“

„Warum sagst du dann nichts?“

„Was soll ich denn sagen?“

Sollte ich mich jetzt schon selber für ihn anschreien und beschimpfen?!

„Sowas wie ‚Hast du sie noch alle’ oder so bleibt aus?“

„Anou“ fing er diesmal an und lachte leise, hustete dann wieder. Er klang wirklich heiser. „Ist deine Sache, oder? Wieso soll ich dich beschimpfen oder dich deshalb aufziehen? Wenn du es gewollt hast und es dir gefallen hat, ist doch alles in Ordnung. Oder war es so schlimm?“

„Iie, das war es nicht“ bestätigte ich.

„Na, siehst du? Ist doch schön, ich freu mich für dich!“

„Aber da ist noch was anderes“ brachte ich schließlich hervor und sah mich noch einmal prüfend im Zimmer um, ob Uruha auch wirklich nicht da war, oder ob er nun in irgendeiner dunklen Ecke saß oder sich hinterm Staubsaugerschrank versteckt hatte…

„Nani?“ wollte Kai wissen und klang wieder sehr ernst. Das mochte ich eben so an ihm…

„Jetzt ignoriert er mich… ist nicht mehr so nett und freundlich, wie am Anfang und spielt auch nicht mehr vor, mich wirklich gern zu haben…“

Schweigen am anderen Ende der Leitung. Nach einer kurzen Weile sprach er weiter.

„Er war nur nett zu dir, um dich ins Bett zu kriegen?“

„Hai“ bestätigte ich ihm. „Ich hab’s von Aoi gehört, er hat mir alles erzählt. Uruha hat mal mit Reita geschlafen, auch einer aus meiner Klasse. Muss wohl schon ein Jahr oder länger her sein, aber Reita ist jetzt sein bester Kumpel und mit ihm hat Uruha auch alles geplant, wie er mich am besten rumkriegt.“

„Ist das dein Ernst?!“ schrie er fast in den Hörer. „Wo ist der Kerl?! Bring ihn mir und ich reiß ihm eigenhändig den Kopf ab!“

„Beruhig dich wieder, Kai. Ich komm schon klar“ log ich.

Nein, ich kam nicht klar. Das war ja das Problem. Eigentlich war ich mal wieder an einem meiner seelischen Tiefpunkte angelangt und hätte jetzt eigentlich jemanden gebraucht, der mich tröstete. Aber zu Aoi wollte ich jetzt nicht rennen, das hätte wirklich ein bisschen absurd ausgesehen, wenn ich mich jetzt von ihm über Uruha hinwegtrösten ließ, oder?

„Genauer, bitte. Uruha hatte von Anfang an geplant, dich ins Bett zu kriegen. Deshalb war er die ganze Zeit gezwungenermaßen überfreundlich zu dir?“

„Hai, hat mich vor all diesen Idioten, die mich hier mobben, in Schutz genommen und jetzt macht er selber mit“ ergänzte ich ihn.

„Und weil er jetzt hatte, was er wollte, lässt er dich hängen?“

Ich bestätigte ihm seine Feststellung mit einem bejahenden Laut und stand dann auf, um mir ein Glas Wasser zu holen.

„Dieser Idiot. Damit eins klar ist, du kommst in den Ferien zu mir und dann vergisst du diesen Oberbaka für zwei Wochen einfach mal. Das wird dir sicher gut tun“ sagte er mit aufmunternder Stimme. Ich war ihm mal wieder sehr dankbar und leerte mein Glas Wasser in einem Zug.

„Hai“ lachte ich leise. „Ist wohl wirklich besser.“

Plötzlich hörte ich, wie jemand versuchte, die Klinke unserer Zimmertür runterzudrücken.

„Kai, ich muss auflegen, hai? Ich ruf dich morgen noch mal an, hai?“

Er schien zu verstehen und hustete wieder.

„Hai“ kam es gekrächzt durch den Hörer und ich musste mitleidig schmunzeln. „Ich sag dir dann, wann ich dich abholen kann. Bis dann! O yasumi nasai!“

„Hai, mata ne“ sagte ich noch, bevor ich eilig auflegte und mein Handy in der Hosentasche verschwinden ließ.

Genau in diesem Moment ging die Tür auf und mein Mitbewohner kam rein, er sah ziemlich fertig aus.

„Was n mit dir los?“ fragte ich beinahe schon lustlos, wollte eigentlich gar keine Antwort haben.

Uruha schloss die Tür hinter sich wieder ab und ging dann schnurstrax zu seinem Schrank, holte sich seine Schlafklamotten raus und schaute mich dann von der Seite an.

„Nichts, war eben n stressiger Tag“ meinte er bloß und machte sich dann auf in richtung Bad.

Ich schaute ihm noch kurz nach, ehe ich mich, nachdem er endgültig im anderen Raum verschwunden war, selber umzog und meine Klamotten in den Wäschesack gab, der morgen abgeholt würde. Mein Handy legte ich zurück in meinen Nachtschrank und schließlich schmiss ich mich auf mein Bett, wartete, bis ich endlich ins Bad konnte.

Nach etwa zwanzig Minuten öffnete sich die Badezimmertür und Uruha kam mit halb geschlossenen Augen heraus, rieb sich diese verschlafen und legte sich ins Bett, deckte sich zu und drehte sich zur anderen Seite. Ich grinste, er sah irgendwie einfach nur zu süß aus…

„Geh dich endlich waschen und mach das Licht aus, ich bin müde“ hörte ich ihn nuscheln und ich stand auf, um meine Sachen zu holen.

„Rede nicht so scheiße mit mir“ sagte ich leise, aber verständlich, während ich nach einer sauberen Shorts kramte.

Er lachte auf.

„Wieso rede ich scheiße mit dir? Ich hab dich doch nur gebeten, gleich das Licht auszumachen, wenn du wiederkommst!“

„Nein“ widersprach ich. „Du hast es mir befohlen und eigentlich kannst du das auch ruhig selber machen. Sei nicht so faul.“

Ich verschwand im Bad und ließ ihn nicht mehr zu Wort kommen. Jetzt war ich es wirklich satt, dachte ich.

Müde drehte ich den Wasserhahn auf und ließ kaltes Wasser über meine Hände laufen, spritzte es mir ins Gesicht und wischte die restliche Schminke ab. Dann betrachtete ich mein Spiegelbild erneut, verzog das Gesicht angewidert. Meine schwarze Augenschminke war mir über beide Wangen verlaufen und mein Make-up tropfte mit Wasser vermengt dickflüssig von meinem Kinn.

„Ein Monster“ flüsterte ich tonlos und wusch mir schnell das Gesicht zu Ende, trocknete mich dann ab. Ich tat mir Zahnpasta auf die Bürste und schob sie mir in den Mund. Während ich putzte, setzte ich mich nachdenklich auf die Kloschüssel und sogleich fiel mir mein Songtext ein, den ich noch zu Ende bringen wollte. In Gedanken führte ich ihn weiter.
 

-aa kono mama dou ni demo shite sono te ni itsuwari ga nai nara

POKETTO no naka no NAIFU goto "watashi wo tsurete nigete yo"

mada tomanai ame ni utau wa SHATSU ni kobiri tsuite kienai

sabi kusai tsumi to tsumi to tsumi wo hayaku arainagashite REIN
 

Darlyn... anata ni matowaritsuku shitto wo ubatta ima

anata no mune ni shizumu watashi wa yuiitsu na no?
 

kasa mo sasazu ni iki wo kirashite watashi wo sagasu anata wo mitsuketa toki

totemo ureshikatta mou sore dake de...

ato wa kotoba mo kawasazu sono toki wo matsu wa-[3]
 

Zufrieden mit dem, was ich mir gerade so zusammengedacht hatte, putzte ich meine scharfen Beißer zu Ende und spuckte die leicht rötliche Flüssigkeit ins Waschbecken, spülte den Mund aus und verließ dann das Bad, um mich noch schnell meiner Kladde zu widmen. Was Uruha dazu sagen würde, war mir sowas von egal.

Schnell schrieb ich das eben Gedachte auf, überlegte dann, wie ich weitermachen konnte.
 

-ASUFARUTO to ame no WARUTSU wo kikinagara futari dakiatte

koboresou na yowasa gomakashite amai KISU ni oboreteitai no

yasashii jounetsu de afureru anata no sono kasha na te wa

itsuka no yakusoku wo nokoshi akai SAIREN ni te wo furu

SAYONARA ai shite tomanu hito SAYONARA toozakaru anata e
 

zaratsuita shitasaki ni nokoru saigo no anata wo shinjite

tsugi au ao no hi "ame" ga furu nara anata ni kasa wo sasu kara-[4]
 

Mit einem Lächeln auf den Lippen schloss ich das kleine Büchlein und legte es sorgfältig in meinen Nachtschrank, den ich eilig abschloss und den Schlüssel wie immer unter meinem Kopfkissen versteckte. Einen letzten Blick wagte ich zu dem Blonden neben mir im Bett.

Und traf den seinen. Doch in seinen Augen waren keinerlei positive Gefühle zu sehen, eher Abneigung und Langeweile. Ich langweilte ihn also. Wunderbar.

„Was ist?“ fragte ich gespielt unwissend, doch ich hatte seine Gedanken schon längst durchschaut.

„Vergiss nicht das Licht“ grinste er, bevor er die Decke über sich zog und sich auf die andere Seite drehte.

Ich seufzte und stand auf, lief rüber zum Lichtschalter und drückte ihn, sodass die Glühbirnen der Deckenlampe sich auch mal eine Ruhepause gönnen konnten. Genau, wie mein Kopf, der sich langsam mit dem Gedanken anzufreunden schien, endlich im Bett zu liegen und zu schlafen, den vergangenen Tag zu vergessen und von angenehmeren Dingen zu träumen. Diesem Gedanken kam ich gern nach, legte mich ins Bett und schlief schnell ein, jedoch nicht, ohne noch einmal einen Gedanken an den Blonden neben mir im Bett zu verlieren.
 

Wieder wurde ich durch Uruhas Genörgel geweckt, welches eigentlich schon zu einem besseren Wecker geworden war als mein Handy selbst. Genervt schaute ich auf und entdeckte den Blonden, wie er mal wieder halbnackt durchs Zimmer stampfte und irgendwas zu suchen schien.

„Was soll denn der Krach? Suchst du was?“ fragte ich und rieb mir verschlafen die Augen, richtete mich in meinem warmen Bett auf.

„Ich find mein Oberteil nicht! Hast du an meinen Sachen gesessen?“ wollte er fast schon drohend wissen.

Spinnte der Kerl eigentlich? Ich passte nicht mal annähernd in dessen unnatürlich erotische Fummel rein, geschweige denn, das ich sowas überhaupt jemals angezogen hätte!

„Hast du nen Knacks weg? Ich versink doch in den Klamotten“ sagte ich beiläufig, stand auf und lief richtung meines kleinen Lieblingsraumes mit dem süßen Waschbecken und der niedlichen Klobrille, die einen morgens so schön schief anlächelte. Erstmal aufs Klo, dann war ich auch ausgeschlafen. Schnell schloss ich die Tür hinter mir ab und grinste über einen entnervten Uruha, der wie bekloppt rumfluchte und ab und an gegen die Tür hämmerte.

„Lass mich in Ruhe und such meinetwegen weiter dein Oberteil“ nuschelte ich, jedoch leise, ohne, dass ich es überhaupt selber wollte. Ich wusste gar nicht, dass ich mal wieder so schizophren veranlagt war heute Morgen…

Das war ich eigentlich immer…

Stimmte auch wieder!

„Bist du mal bald fertig da drin?! Ich will auch noch!“

„Du hattest doch vorhin schon genügend Zeit, oder?“ brüllte ich schon fast durch die geschlossene Tür zurück. Wenn man mich bei meiner Morgentoilette störte, konnte ich sehr aggressiv werden, selbst zu den Leuten, bei denen ich das eigentlich vermeiden wollte.

„Trotzdem“ kam es nur trotzig zurück und ich spülte schließlich ab, zog meine Hose wieder hoch und öffnete dann die Tür, um einen völlig aufgedrehten Uruha endlich wieder ins Bad zu lassen.
 

Etwa eine Stunde später waren wir dann auch endlich mal soweit, dass wir zum Unterricht konnten und dort wurden wir schon beide erwartet. Aoi begrüßte uns beide, lächelte wie immer freundlich. Reita grinste mich jedoch nur an, widmete sich dann lieber Uruha, der ihm sowieso schon lachend entgegen gekommen war. Ich jedoch zog es vor, lieber bei Aoi zu bleiben.

„Alles klar?“ fragte er mich sogleich besorgt und musterte dabei Uruha und mich verdächtig.

„Hai“ sagte ich beruhigend und lächelte, um meine Antwort noch zu bekräftigen. Gemeinsam gingen wir in die Klasse und setzten uns auf unsere Plätze, warteten. Währenddessen redete ich, unbemerkt von Uruha, mit dem Schwarzhaarigen.

„Ich denke, nach den Ferien ist alles wieder okay zwischen uns beiden“ meinte ich gespielt gelangweilt und setzte ein passendes Gesicht auf, wie es meine Schauspielerkunst eben zuließ. Innerlich jedoch zerriss es mich fast, darüber nachzudenken, dass ich Uruha nun zwei Wochen nicht sehen würde. Aber das wollte ich nicht zugeben, würde ich doch so eine Schwäche mehr zeigen.

„Hoffe ich auch“ sagte Aoi und schaute prüfend zu meinem Mitbewohner rüber. „Er wird sich nie ändern. Aber das ist eben Uruha. Kann man nichts machen. Wirst du denn in den Ferien nun zu Kai gehen?“

Ich musste lächeln. Diese Frage hatte er mir jetzt mindestens schon zweimal gestellt und ich hatte immer wieder dasselbe geantwortet.

„Hai, die ganzen Ferien über. Die ganzen vierzehn Tage, inklusive Übernachtung und Abendessen“ lachte ich und wuschelte dem mir gegenüber sitzendem durch die Haare.

„Gomen, aber ich weiß nicht, wieso ich mir da so große Sorgen mache“ nuschelte er jedoch nun und brachte mich so zum stutzen.

Was sollte denn das heißen? Er machte sich Sorgen?

„Nani?“

„Na, weil ich dann gar nicht weiß, wie’s dir geht“ sagte er nun noch leiser und kuckte weg. „Ich weiß nicht, wo du bist, ich weiß nicht, ob es dir gut geht oder ob du Hilfe brauchst und so weiter…“

Machte er sich also ernsthaft Sorgen um mich…?

„Aoi, mir wird’s schon gut gehen, schließlich bin ich bei Kai!“

Und schon stand auch der Sensei in der Klasse und begann sofort mit dem Unterricht. Nach der Stunde hatte er uns, Uruha und mich, noch darauf hingewiesen, dass wir heute Nachsitzen hatten.
 

Und genau da befanden wir uns jetzt. Allein in einer Klasse sitzend, einander ignorierend und irgendwas schreibend. Ich fühlte mich unwohl. Verdammt unwohl. Denn wieder war ich mit ihm allein und diesmal war er nicht müde.

Ich traute mich kaum, auch nur einen Mucks zu machen und hielt deshalb meinen Mund, öffnete ihn lediglich, um mir über die trockenen Lippen zu lecken und atmete fast lautlos. Es war mir deutlich zu still, denn auch er gab keinen Laut von sich, sodass man eine Stecknadel hätte fallen hören können.

„Oy“ drang es plötzlich an mein Ohr und hätte ich mich nicht prompt mit einer Hand an der Tischkante festgehalten, wäre ich wahrscheinlich vom Stuhl gekippt vor Schreck. „Merkst du eigentlich nichts?“

Ich war etwas überfragt. Sah man das eigentlich? Machte ich eigentlich ein bestimmtes Gesicht, wenn ich mal keine Ahnung hatte? Oder sah ich einfach weiterhin nur so bescheuert aus, wie ich es sonst auch immer tat?

„Wieso?“

Als Antwort lachte er leise und lehnte sich dann schon fast stolz und überlegen in seinen Stuhl zurück. Er saß zwei Plätze neben mir, so konnte ich ihn lediglich aus den Augenwinkeln sehen, da ich mich immer noch nicht traute, ihn anzusehen.

„Oh Mann“ seufzte er. „Blitzmerker. Ich bin nicht so nett, wie ich aussehe. Aber ich find’s erstaunlich, wie du noch immer mit mir reden kannst, nachdem, was alles so passiert ist!“

„Wieso sollte ich nicht?“ ja, ja, meine Naivität…

„Du bist echt n Vollbaka! Jeder normale Mensch würde mich jetzt hassen an deiner Stelle…“

Hatte er denn mit so einer Reaktion nicht gerechnet…?

„Hm…“

Was machte ich eigentlich falsch? Ich wollte doch nur, dass er mich mochte, mehr nicht…

„Wir können gleich gehen“ sagte er beiläufig und packte schon mal seine Sachen zusammen.

„Ich kann dich aber nicht hassen“ rutschte es mir plötzlich raus und schon im nächsten Moment schlug ich mir selbst gegen die Stirn. So blöd wie ich war doch wirklich niemand…

„Nani?“ lachte er verspielt und schulterte beinahe schon anmutig seinen Rucksack, während er mir beim einpacken zusah. „Du bist auch nicht besser, als die anderen. Wann kapiert ihr es eigentlich endlich? Ich bin nicht so nett, wie ich immer tue. Wenn ich habe, was ich will, könnt ihr mich alle mal, verstehst du das nicht? Ich will nichts von dir und hab auch kein Interesse an dir, du warst lediglich n kleiner Spaß, den ich mir mal gegönnt hab! Schlag mich dir aus dem Kopf, so einen wie dich will ich gar nicht. Nachher werd ich auch noch gemobbt und darauf kann ich eigentlich verzichten.“

Das hatte gesessen. Irgendwer stach mir gerade mit einem Messer ungefähr schon zum zwanzigsten Mal in mein Herz. Großartig, ich hatte mir mal wieder selbst eine Falle gestellt mit ihm, indem ich sein Spiel auch noch mitgespielt hatte. Jetzt hatte ich mich nicht nur zum Affen gemacht, denn Uruha würde das ganze unter Garantie in weniger als einer Woche unter die Leute bringen, sondern ich hatte mir auch noch mit meiner Schwärmerei die ganze Zeit selbst etwas vorgemacht. Hatte mir eingeredet, dass es nur eine Phase gewesen wäre, dass Uruha sich so benahm. Aber er war wirklich ein Arschloch. Doch wieso zum Teufel wollte ich es nur nicht wahrhaben?!

Beinahe ließ ich meinen Block aus der Hand fallen, ehe ich mich doch noch besinnte und ihn einpackte, mir nichts anmerken ließ. Die Tränen schluckte ich runter.
 

Wortlos lief ich den Gang entlang richtung Aois Zimmer. Ich brauchte jetzt jemanden zum Reden. Jemanden, der mich tröstete. Und ich hoffte schon mal, dass Reita nicht da war, denn auf den konnte ich jetzt genauso gut verzichten, wie auf Uruha.

Uruha. Schon wieder dieser Name. Jeder zweite Gedanke kreiste um ihn, ich wurde ihn nicht mehr los. Er war fast schon wie eine süße Krankheit für mich geworden, seine ignorante und hinterhältige, eiskalte und gefühlsleere Art zog mich magisch an. Ich hatte ja schon immer einen Faible für die Bösen gehabt, aber so sehr, wie für ihn, hatte ich noch für niemanden geschwärmt.

„Aoi?“ fragte ich leise, als ich an die Tür klopfte. Meine Stimme klang wirklich ziemlich heiser und trocken, sie konnte jeden Moment versagen, dachte ich.

Nach einem kurzen Moment wurde mir die Tür geöffnet und der Schwarzhaarige stand vor mir, zog mich sogleich in seine Arme.

„Ich hab’s schon gehört, Uruha war hier und hat Reita abgeholt. Es tut mir so Leid, Ruki…“ tröstete er mich und zog mich ins Zimmer, schloss dann die Tür hinter sich ab. „Setz dich da hin, dann erzählst du mir alles, hai?“

Ich tat, wie er es mir vorgeschlagen hatte und begann, alles noch einmal von vorn bis hinten durchzugehen, schilderte ihm sogar jede Bewegung von Uruha, jedes Zucken mit der Wimper und jede seiner Reaktionen. Und Aois Reaktion verunsicherte mich, denn er sah mich mit immer größeren und ungläubigeren Augen an.

„Was denn?“ fragte ich, als ich geendet hatte und er noch immer nichts dazu sagte.

„Nichts“ meinte er nur und schlagartig veränderte sich seine Miene wieder. „Und das hat er alles wirklich gesagt…?“

Plötzlich wurde es mir bewusst. Alles, was Uruha gesagt hatte, ergab für mich plötzlich einen Sinn und ich realisierte, dass es wirklich alles passiert war, wie ich es eben erzählt hatte. Wie in einem schlechten Traum, dachte ich, denn eigentlich stimmte es ja auch. Ich wünschte mir in diesem Moment einfach, dass es ein Traum gewesen wäre. Und ich ließ meinen Tränen freien Lauf, konnte sie nun nicht länger unterdrücken.

„Ruki“ flüsterte Aoi und zog mich in seine Arme, drückte mich an sich und wiegte leicht hin und her. „Hey, ich kann dich verstehen. An deiner Stelle wäre ich auch ziemlich verletzt, aber ich will dir einen Rat geben und ich möchte dich bitten, wirklich mal drüber nachzudenken, hai? Ich denke, du solltest loslassen. Kette dich nicht an ihn, er ist es nicht wert. Er hat dich nicht verdient, Ruki.“

„Die ganze Welt hat mich nicht verdient, sie ist viel zu schade für mich“ schluchzte ich und klang dabei so verzweifelt, dass es mich schon selbst wieder anekelte.

„Unsinn!“

Stimmte aber trotzdem…

„Aoi, ich kann ihn nicht vergessen“ wimmerte ich wieder leise und klammerte mich noch fester an ihn. „Ich will ja…“

„Versuch es bitte“ sagte er plötzlich nach einer Weile und streichelte mir durchs Haar. Mir wurde unwohl. „Ich kann dich nicht leiden sehen, Ruki…“

Ich hatte mich wieder etwas beruhigt und drückte mich leicht weg von ihm, sah ihm in die Augen.

„Wie meinst du das?“ fragte ich unsicher und mir wurden die Tränen sanft aus dem Gesicht gewischt.

„Ich will nicht, dass er dich so sehr verletzt… das kann ich nicht mit ansehen“ noch immer ruhte seine Hand auf meiner Wange und streichelte sie leicht. Allmählich wurde ich sauer. Wieso, wusste ich selber nicht. Aber ich wurde sauer. Vielleicht, weil er mir gerade meine Liebe ausreden wollte…? „Ruki, ich weiß, du hast viel durchgemacht mit ihm… aber kannst du ihn nicht einfach vergessen? Für… für mich?“

Ich machte ein zweifelndes Gesicht und schlagartig wurde mir bewusst, was er wohl meinte. Also lief es schon wieder auf dasselbe hinaus, hai? Gut, das konnte er haben.

„Wie du meinst“ sagte ich und zog ihn näher, küsste ihn sofort und ohne zu zögern. Merkte leichten Widerstand. Doch das störte mich nicht, ich machte weiter.

„Ruki“ keuchte er, als er sich von mir losgemacht hatte. „Was machst du…?“

„Schnauze“ befahl ich schon fast und drückte ihm erneut meine Lippen auf, diesmal fordernder. Dann setzte ich mich unerlaubterweise auf seinen Schoß und begann, ihn zu streicheln. Es gab mir ein Gefühl der Befreiung, schon fast eine Genugtuung. Etwas in mir fiel von mir ab. Was genau, wusste ich nicht, aber als ich das festgestellt hatte, machte ich weiter und ignorierte seine Abwehrversuche.

„Ruki, lass das“ winselte er und schob mich leicht von sich weg, aber ich überbrückte den Abstand zwischen uns schnell wieder und kostete nun von seiner Haut, leckte beinahe schon genüsslich über seinen Hals.

Und als meine Hand, die in seinen Schritt gewandert war, nun leicht zudrückte, keuchte er leise auf. Erfolg.

„Siehst du? Was willst du denn? Hör schon auf, dich zu wehren“ sagte ich und drückte ihn aufs Bett, um mich über ihn lehnen zu können. Dann öffnete ich schon fast gewaltsam seine Hose und schob währenddessen sein Shirt etwas nach oben, um mit meinen Lippen über die entblößte Haut fahren zu können.

Von ihm kam nun noch mehr Widerstand, er schob mich von sich runter und wollte sich aufrichten, als ich ihn jedoch mit Gewalt wieder zurückdrängte und ihm die Hose nun endgültig runter zog.

„Ruki, lass das! Hör auf damit!“ bettelte er nun schon fast und wehrte sich mit allen Mitteln, versuchte, mich wegzudrücken oder sich selbst aufzurichten, doch ich ließ ihn nicht. Als jedoch seine Abwehrversuche heftiger wurden, drehte ich ihn kurzerhand auf den Bauch und schnappte nach seinen Händen, hielt sie auf seinem Rücken fest. Nun schrie er auf vor Schmerz.

„Ruki, ich will das nicht! LASS MICH LOS!“ sagte er nun etwas lauter und zappelte, zerrte an meinem Handgelenk, dessen Hand seine fest umschlossen hielt. Doch ich ignorierte es.

Es gab mir endlich ein Gefühl der Dominanz. Endlich konnte ich das, was ich bekommen hatte, zurückgeben. Zwar nicht dem, der es eigentlich verdient hatte, aber das war mir nun auch egal. Ich wollte es endlich rauslassen.

Ich öffnete mir meine eigene Hose und zog sie mir ein Stück runter, sodass meine erregte Männlichkeit frei wurde. Dann schob ich eine Hand unter sein Becken, drückte sein linkes Bein leicht zur Seite, sodass sie sich nun etwas spreizten und drang ohne Vorwarnung in ihn ein.

Und sein Schrei erfüllte den Raum, ich dämpfte ihn mit meiner Hand, brachte ihn so schnell zum Schweigen.
 

„Kai, ich hab was angestellt“ flüsterte ich leise, als ich in der Umarmung meines besten Freundes stand und diese erwiderte. Ich schluchzte leise. „Können wir endlich fahren?“

„Hai“ sagte er unsicher und half mir, meine Tasche in sein Auto zu laden. Ja, er durfte tatsächlich schon Auto fahren. Zwar eigentlich nicht ohne Begleitung, aber ich kannte meinen Freund und sowas störte ihn herzlich wenig.

Wir packten meine Sachen schnell in den Wagen und stiegen dann ein. Kurz blieben wir still sitzen, schwiegen uns an und dann startete er den Wagen.

„Was ist passiert?“ fragte er nach einer Weile, in der wir gefahren waren.

Ich schluckte schwer und schaute aus dem Fenster, betrachtete den Regen, der auf die Scheiben des Autos prasselte und auf das Gebäude des immer kleiner werdenden Internats.

„Ich hab meinen Schulkumpel vergewaltigt.“
 


 

[1] = Fortsetzung Songtext zu ‚Maggots’

[2] = Textauszug aus 'Namaatatakai Ame To Zaratsuita Jounetsu'

[3] = Fortsetzung zu 'Namaatatakai Ame To Zaratsuita Jounetsu'

[4] = Siehe [3]
 

©
 

~*~*~*~*~
 

Tja, das war's erstmal ne ^^

Hoffe, ich hab euch nicht allzu sehr geschockt... o.o"
 

Kommentare SEHR Willkommen ^^
 

Baibai

das Uru-chan



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Kommentare zu diesem Kapitel (20)
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Von: abgemeldet
2007-07-21T18:20:46+00:00 21.07.2007 20:20
oh wow...........wow!!
man was für'n mist uruha regt mich ja sowas von auf!
*groar*
aber omg du muss unbedingt weiter machen ;)) *neugierig bin*
die ff ist soooo toll^^
Von:  Chino
2006-10-20T11:48:12+00:00 20.10.2006 13:48
ehm...schock? eine frage hab ich da...warum verdammt? also wenn das dem verlauf der ganzen ff nicht gehörig weiterhilft hast bald DU ein problem! wie konntest du nur...aoi kann doch nix dafür -.-
naja kann man jetz nich ändern. ich warte sehnsüchtig auf das nächste kapitel
Von: abgemeldet
2006-10-15T12:27:14+00:00 15.10.2006 14:27
jetzt hast du mich definitiv geschockto.o..xDD
njaa.. guter überraschungseffekt!
damit hätte ich ja mal sowas von gar nicht gerechnetxD
Ruru is bösev-v..der is nich besser als die andere kiddis die ruki ärgern;o;
und der arme Aoi.. kann au nix dafür und bekommt au no was ab>///<... verdammt und wenn er es Ruki nich verzeiht, dann hat der echt nen problem+_+
aber echt gut geschrieben^o^..
fas.. FAST.. hast dus geschafft das mir die Tränen kommen, aber eben nur fasto.o
das muss man au erstmal schaffenxD
also ich bin echt gespannt wohin das alles geht und wies letztendlich zuende geht*O*..*rumwibbel*
<33
Von: abgemeldet
2006-10-15T11:42:44+00:00 15.10.2006 13:42
SCHOCK!!!!!! alter, ich hab so nen schock...hab das ganze am freitag im bett gegen halb zwei nachts gelesen. und woah!
das mit uruha irgendwas sein muss war ja klar, aber dass ruki aoi, AOI, den du sowas von lieb und knuffig (wenn er mir auch ab und an etwas aufn wecker gegangen wär,wenn ich ruki wär) dargestellt hast, vergewaltigt...SHOC SHOCK SHOCK bin fast ausm bett gekippt...das war echt megaheftig, hätte wohl niemand mit gerechnet...aber ich frag mich jetzt,wies wohl weitergeht, einfach weil ich die ganze zeit dachte, aoi will was von ruki---und er vergewaltig ihn *darübernichwegkomm* woah. aber es is wirklich gut geschrieben und der schockmoment bringt in jedem fall neue spannung und leben in die ff...ich freu mich schon darauf, irgendwann weiterlesen zu dürfen...
Von: abgemeldet
2006-10-14T21:58:11+00:00 14.10.2006 23:58
doch ich bin geschockt.
hast du deine Tage oder was? o.O
ich weiß gar nicht was ich weiter schreiben soll.....es war spannend und ich hab mitgefiebert. Aber das mit Aoi find ich heftig. mal abgesehen das es anatomisch nicht möglich ist, das ruki Aoi vergewaltigt, warum???? doshite?????
;o;
Von:  -East-
2006-10-13T21:50:32+00:00 13.10.2006 23:50
o.0
*umfall*
willst du mich umbringen?
x___X
Das kapitel war ja der absulute ober hammer...besonders der letzte teil..mit ruki und aoi...sowas hätt ich nun wirklich nicht gedacht...
und schon wieder werde ich dem nächsten teil entgegen fiebern wie ein kleinkind weihnachten~
*lööl*
ich hoffe du macht gaaaanz schnell weiter°!
Von: abgemeldet
2006-10-13T21:39:37+00:00 13.10.2006 23:39
Waaah o____o

schon wieder so ein Mitfieber-Kapitel! Irgendwie genau das, was ich jetzt gebraucht habe.

... o___o *wegen der Aktion von Ruki immernoch irgendwie so leicht unter Schock steh*

Freue mich schon darauf, wenn es dann weitergeht ^^
Von:  ainacho
2006-10-13T21:16:26+00:00 13.10.2006 23:16
warum habe ich grade das starke gefühl uruha und ruki duch den fleischwolf drehen zu müssen...>-<
uruha ist so ein verdammtes arschloch und ruki ist so dumm und reagiert sich bei anderen ab....schlecht...
also irgendwie ist mir rukis persönlichkeit nicht so klar...weil im ersten kap war er noch der harte kerl der uruha dumm angemacht hat und nun heult er nurnoch und schafft es nicht mal uruha eine zu knallen....>.<
Von: abgemeldet
2006-10-13T16:02:53+00:00 13.10.2006 18:02
OMG is des toll v.v mit SOWAS hab ich echt nich gerechnet ._. Uru is so böse und...Aoi der tut mir Leid, dabei wollt er doch nur helfen x______X +sfz+
Es is sou~ schön geschrieben |D
Freu mich schon,wenn die nächsten Kappis hochgestellt werden^^
das Uru
Von:  Ryo-ki
2006-10-13T00:05:52+00:00 13.10.2006 02:05
OMG was machst Du da? Das ist ja alles andere als was ich erwartet hätte. Es ist so grausam, aber ich kann es sogar verstehen, heiße es natürlich nicht gut. Ruki fühlt sich verarscht, und ja, macht wohl das schlimmste was er tun kann. Wobei ich mir längst nicht wirklich über Aois Role im Klaren bin, zuviel Enttäuschung seitens Uruha. Doch was wird jetzt? Wenn Aoi es nicht ernst gemeint hat, ok, dann wär das früher oder später eh schief gelaufen. Sollte es jedoch anders sein, dann wird es jetzt problematisch werden, ok, als wäre Ruki dies nicht gewöhnt. Trotzdem. Wie soll Aoi ihm jetzt wieder vertrauen, irgendwie sind beide Situationen sich sehr ählich, auch wenn Uruha Ruki was vorgespielt hat, dieser Aoi nicht, aber sonst läufts aufs selbe hinaus. Jeder ist von demjenigen für den er mehr empfand aufs Höchste enttäuscht. Ich hoffe, dass Aois Absichten ehrlich waren, der Abstand zwischen ihnen während der Ferien etwas Klarheit in ihre Köpfe bringen kann und sie einen Weg zueinander finden, um zumindest wieder miteinander klar zu kommen. Dann kann auch das Problem Uruha in Angriff genommen werden.

O man, an solch einer Stelle jetzt auch noch lange warten, aber naja, was solls, Du kennst meine Meinung, also lass Dir die Zeit, die Du brauchst. :)


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