Immer noch unschuldig
Tiefe, dunkle
Nacht. Du hast
Angst. Du weißt genau, er
Wird wieder zu dir
Kommen, dich wieder
Besuchen. So, wie immer... Nur ihr
Beide wisst davon - Du
Und er... Nur ihr wisst, was
Passieren wird. Weil es
Schon so oft passiert ist... Und doch
Wisst ihr nicht, dass diesmal
Alles anders sein wird.
Da ist er, steht
Vor dir, sieht dich
Mit seinen kalten, gefühllosen Augen
An. Sein Blick
Durchbohrt dich. Er
Durchbohrt dich. Du kannst dich
Nicht wehren, bist
Zu schwach. Er ist
In dir, lässt dich
Wieder bluten. Dabei sind
Die Wunden erst von gestern. Alles brennt wie
Die Hölle, zerreißt
Dich. Er lässt
Dich sterben,
Allmählich...
Schleichend...
Quälend langsam...
Von innen heraus. Wie
Gift. Seit Jahren schon
Vergiftet er dich, deinen
Körper, deinen Geist... Du beißt
Dir auf die Lippen, versuchst
Den Schrei aufzuhalten, krallst dich
Fest, suchst nach
Halt. Überall
Kannst du ihn spüren. Ihn, den
Schmerz, den
Ekel... Warum tust
Du das? Warum lässt du das
Immer noch zu!? Während
Dieser Frage kommt er
Tief in dir, spritzt dich - wie all
Die unzähligen Male zuvor - voll, keucht,
Stöhnt und japst dabei. Und wieder
Bist du allein. Du zitterst, weinst
Stumm in dich hinein. Alles
Ist so sinnlos... Dein Körper
Brennt und schreit - ist ein einzige, großer
Schmerzensschrei... Dein Körper -
Ein einziger Schandfleck... Dein Körper -
Dein Feind aufd ewig! Leise
Und verängstigt schleppst du dich zum
Badezimmer. Doch das
Wasser kann es nicht fortspülen, kann
Dich nicht rein waschen. Du bist
Und bleibst dein Leben
Lang geschändet. Es
Erdrückt dich. Die Erkenntnis, es
Wird niemals aufhören, wenn du
Nichts tust. Ein
Entschluss, ein
Wunsch und ein
Gefühl. Rache? Nein... Alles,
Was du willst, ist dass es
Endlich aufhört. Du steigst
Aus der Dusche, ziehst
Dich an. In
Der Küche suchst du dir
Ein Messer aus. Du siehst es
Genau an, lässt es im
Mondscheint, das durch das Fenster
Dringt, aufblitzen. Süßes
Messer... Kaltes
Metall... Scharfe
Klinge... Es wird
Dir helfen. Du lässt die Hand
Wieder sinken, betrittst auf
Leisen Sohlen den Flur
Und verschwindest in der Dunkelheit...