Zum Inhalt der Seite

Coming Closer

Wer sagt, dass Liebe einfach ist?
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Tsuki no Uta

05 Tsuki no Uta
 

****Ich gebe dir mein Herz da mir niemand näher ist. Auch jetzt an diesem Ort, sehe ich nur dich. Wenn das nur ein unwiederbringlicher Traum ist, zerstöre ihn. Ich kann dich nicht vergessen und ich will dich wieder sehen.

Die Fata Morganas mehren sich. Ich sammle deine Schatten.****
 

Nina bewegte ihre Waden auf und ab, verträumt lauschte sie der Musik aus ihrem CD-Player und zeichnete dabei ein wenig in ihr rotes Schmierheft. Chrissie, die neben ihr auf dem Bett lag, ebenfalls auf den Bauch gerollt, bettete ihren Kopf in ihre verschränkten Arme und seufzte. Ihre jüngere Freundin hatte sie ausgeblendet, nur das Kratzen des Druckbleistiftes war im Raum zu hören. Pikiert piekte Chrissie Nina mit ihrem langen Fingernagel in die linke Seite. Sie quietschte entrüstet auf und zog aus Versehen einen langen Strich über ihr Blatt, Chrissie grinste.

„Hey! Was soll das denn?“, maulte Nina und versuchte verzweifelt den langen Strich wegzuradieren.

„Du sprichst nicht mit mir.“, antwortete Chrissie und rollte sich auf den Rücken.

Schweigend und ein wenig verdutzt, blickte sie die Größere an. Schließlich seufzte sie, klappte ihr Heft zusammen und drehte sich ebenfalls auf den Rücken.

„Worüber soll ich denn mit dir sprechen?“, fragte sie und versuchte den Punkt ausfindig zu machen, den ihre Freundin so eindringlich zu fixieren schien.

„Weiß ich nicht, aber es ist so still hier. Es wird draußen schon dunkel, was meinst du, was machen die Zwei wohl gerade?“

Nina schmunzelte und zog ankündigend tief Luft ein.

„Daran denkst du also die ganze Zeit?“

„Du nicht?“

Ertappt wurde Nina rosa um die Nasenspitze.

„Ähm… Nun… Ja, schon, aber ich lenke mich ja ein wenig mit meiner Zeichnerei ab. Wo wir gerade bei ihnen sind, worüber hast du dich eigentlich mit Hyde unterhalten?“

„Über so Manches…“

Ein imaginärer Tropfen rollte Nina’s Stirn hinunter.

„Ach nee! Darauf wäre ich jetzt nicht gekommen!“, jammerte sie gespielt vorwurfsvoll.

„Was anderes habe ich von dir auch nicht erwartet.“, konterte Chrissie sarkastisch.

Ihre Freundin drehte sich zu ihr um, ihre eine Augenbraue zuckte verdächtig.

„Ist ja gut. Er hat mich nur gefragt, wie wir denn als Deutsche an das ganze Zeug aus Japan kommen.“

„Mehr nicht?“, hakte Nina ungläubig nach.

Chrissie schüttelte den Kopf, sie wusste genau, dass Nina ihr den Kopf abreißen würde, wenn sie ihr berichtet hätte, dass sie außerdem noch mehr oder weniger ausführlich ihren Favoriten preisgegeben hatte. Es bestünde ja die Gefahr, dass Hyde Gackt davon erzählen könnte, Nina würde dann vor Scham mal wieder sterben. Insgeheim hoffte Chrissie, dass, wenn dieser Fall tatsächlich eintreten sollte, Gackt jegliche Anspielungen unterlassen würde. Das restliche Gespräch behielt sie so oder so für sich.

„Und was ist euch beiden passiert?“

Nina blinzelte verwundert.

„Na, ihr seid total rot im Gesicht gewesen, als ihr wieder heim gekommen seid. Nebenbei auch noch vollkommen durchgeschwitzt.“

Genervt schloss Nina ihre Augen und ließ sich wieder auf die Seite rollen.

„Ach so… Da war ja was… Also, nachdem wir die Kaufhalle wieder verlassen hatten, sind wir eigentlich wieder schnurstracks Richtung Haus gewetzt. Es war ja irre heiß und Gackt musste sich doch noch so vermummen, damit er nicht erkannt wurde.“

Chrissie nickte gespannt und wartete auf die Fortsetzung.

„Tja, da sind wir dann an einer Gruppe Visu’s entgegengelaufen, die haben Gackt schon die ganze Zeit über so seltsam gemustert, wegen dem Mantel halt. Da ist es dann passiert, er hat niesen müssen, seine Sonnenbrille hat sich dabei verabschiedet und schon haben sie sich wie die Geier auf ihn gestürzt.“

Ihre rotblonde Freundin hatte schon die ganze Zeit über schmerzlich gegrinst.

„Oh weh, dass da noch jemand in seiner Begleitung war, ist natürlich überhaupt nicht aufgefallen.“

„Doch, das war ja das Schlimme! Allerdings habe ich mir sofort die Einkaufstüten geschnappt und bin geflüchtet, ehe ich’s mich versah, war er mir auch schon rennend gefolgt. Um der kreischenden Meute zu entkommen, sind wir mehrmals um den Block gerannt.“

„Geil, vor allem bei deiner Ausdauer.“

„Ausdauer? Welche Ausdauer denn?!“

„Eben.“

Sie grinsten sich kopfschüttelnd an. Nina klappte ihr Heft zu, es hatte ja doch keinen Sinn mehr. Plötzlich fiel ihr etwas ein, etwas, dass von mehr oder weniger großer Wichtigkeit war; was war mit dem Abendessen?!

„Chrissie, das Essen!“

Sie sah sie verwundert an.

„Was für ein Essen?“

Ihre Freundin rutschte vom Bett und huschte zur Tür.

„Das, was es eben noch nicht gibt!“, antwortete sie und war auch schon aus dem Türrahmen verschwunden.

Chrissie hatte es inzwischen auch verstanden und folgte ihr so schnell es ging, doch kaum hatte sie die Tür hinter sich zu gemacht, sah sie Nina an der Treppe stehen.

„Was machst du da?“

„Psst! Komm her und hör mal zu!“, flüsterte Nina ihr zu und zog sie am Ärmel zu sich heran.

Beide lauschten gespannt. Man konnte hören, wie Gackt und Hyde abwechselnd immer wieder zu lachen schienen.

„Die sind beide in der Küche, oder? Was machen die denn da bloß?“, tuschelte Nina verheißungsvoll.

„Och, wer weiß… In einer Küche kann man so Einiges machen“, antwortete die Ältere mit ihrem typischen Grinsen auf den Lippen.

„Meine Güte, ich glaube nicht, dass Hyde lachen würde, wenn Gackt gerade versuchen würde, ihn zu vernaschen. Lass uns mal nachsehen.“

Sie schlichen sich Stufe für Stufe nach unten, Nina verfluchte sich bei jeder Zweiten für ihre Gelenke.

„Wenn das so weiter geht, kann ich dich bald auf der Müllkippe entsorgen.“, flüsterte Chrissie irgendwann.

„Wie jetzt? Warum? Wegen meiner knackenden Gelenke?“

„Nein, wegen deiner sinnlosen Nachfragen du Dussel.“

Beleidigt boxte ihre Freundin sie in die Seite, natürlich ließ sie das nicht auf sich sitzen und fuhr ihre Krallen aus, mit denen sie dann nach der Jüngern ausholte. So ging das im Wechsel kurz hin und her, doch irgendwann beendete Nina das Spiel, indem sie ihren Zeigefinger auf die Lippen legte. Sofort herrschte Stille, erst nach einer kleinen Weile hörten sie wieder Gemurmel aus der Küche. Die beiden Freundinnen nahmen noch schnell die letzten Stufen und schmulten dann in die Küche hinein. Die beiden schmucken Sänger standen mit dem Rücken zu ihnen, sie fummelten an irgendwas herum, was vor ihnen auf der Theke liegen musste. Die beiden Mädchen holten ihre Köpfe wieder ein und sahen sich schulterzuckend an.

„Vielleicht hätten wir sie vorher fragen sollen, was, wenn sie das gar nicht essen?“, drang Hyde’s Stimme zu ihnen heran.

Schon lugten sie wieder um die Ecke.

„Ich denke schon, dass sie das essen. Wenn nicht, dann wissen sie aber, dass wir es in guter Absicht gemeint haben.“

„Oh, so tiefsinnig heute Ga-chan?“, sagte Hyde mit einem Grinsen auf dem Gesicht.

„Nenn mich nicht Ga-chan!“

„Ok Ga-chan.“

„Hyde!“

Der Kleinere fing an zu lachen, Gackt setzte einen beleidigten Gesichtsausdruck auf, aber dahinter konnte man deutlich ein ankommendes Lachen erkennen. Auch Chrissie und Nina versuchten verzweifelt jegliche Geräusche zu vermeiden, aber das war schwerer, als sie es sich vorgestellt hatten. Angestrengt pressten sie ihre Hände gegen ihre Münder.

„Und wer von uns holt die Mädchen nun?“

Schlagartig war den beiden Lauschern das Lachen vergangen und sie wurden kreidebleich.

»Kein Problem Nina, es besteht kein Grund zur Panik!«

„Das mache ich.“, antwortete Gackt spontan.

»Ok, vielleicht besteht ja doch einer!«

Ein schneller und verzweifelter Blickwechsel fand zwischen den Freundinnen statt, was sollten sie jetzt so schnell machen? Chrissie packte ihre Freundin am Schlafittchen und wollte sie wieder schnell die Treppe hoch zerren, doch da hatte sie die Rechnung ohne Nina’s Füße gemacht.

RUMMS

Gackt, der gerade dabei war aus der Küche zu treten, blieb wie angewurzelt stehen uns sah sich noch mal zu Hyde um, der ihn nicht minder fragend ansah. Schnell gesellte sich Hyde zu dem Größeren und sah mit ihm gespannt um die Ecke. Ihre Augen wurden immer größer und ihr Gesichtsausdruck immer interessanter mit anzusehen. Nina lag längs ausgestreckt auf der Treppe, Chrissie saß ziemlich verhakelt zwischen ein paar Stufen und dem Geländer mit dem Rücken zu ihnen. Noch bevor überhaupt einer was sagen konnte, kam Belle angerannt und begann aufgeregt zu bellen.

„Es war so klar… es war so klar…“, murmelte Chrissie in ihren nicht vorhandenen Bart.

Plötzlich zuckten die Mädchen fürchterlich zusammen, sogar Belle stellte eingeschüchtert ihr Gekläffe ein. Die beiden Männer waren kurz davor, am Boden zusammenzubrechen! Das Schlimme war, dass jeder der Beiden immer noch über das Gelächter des anderen lachen musste, wenn er gerade dabei war sich zu beruhigen. Gackt gab es auf, seinen amüsierten Zustand hinter seiner Hand, oder anderem verstecken zu wollen, stattdessen hielt er sich den Bauch und krümmte sich. Hyde legte einen Arm auf Gackt’s Rücken, um sich selbst abzustützen und sein Gesicht darin zu vergraben. Sein ganzer Körper zuckte, es war einfach nicht zum aushalten mit ihren Gästen, wie konnte man nur so sein, wie diese Beiden? Nina ließ sich auf ihre Knie nieder und schmulte beschämt zu ihren Lieblingssängern, die sie gerade haltlos auslachten. Auch die Rotblonde drehte sich wieder richtig rum und blieb bedröppelt auf den Stufen sitzen. Die Situation war für die Beiden ja so was von peinlich! Sie wurden nicht nur beim Lauschen erwischt, nein, sie wurden auch noch so auf der Treppe aufgefunden!

„Ist ja gut, kriegt ihr euch auch mal wieder ein?“, maulte Nina vorwurfsvoll.

Das Gelächter der beiden Sänger wurde nur noch lauter. Nina stand beleidigt auf und hielt sich kurz ihre Knie, sie schmerzten böse. Chrissie richtete sich ebenfalls auf, bei ihr hatten mehr die Ellenbogen gelitten.

„Ihr zwei seid herrlich! Wirklich, seid ihr Deutschen alle so?“, fragte Hyde mit geschaffter Stimme, nachdem er sich wieder gefangen hatte.

Die Kleinere sah erst ihn, dann Gackt an und bleib mit ihrem Blick an ihm hängen.

„Tja, ihr hättet es ja beide austesten können und nicht einfach nur heimlich mal kurz bei uns reinschnallen, ein Video drehen und dann wieder verschwinden.“

Der Schlag hatte gesessen, beide Männer wurden ganz still und räusperten sich. Chrissie stupste Nina an und gebot ihr mit einer Handbewegung, ihr, an den Männern vorbei, in die Küche zu folgen.

STILLE

„Sushi?!“, meinten beide verdattert wie aus einem Mund.

Hyde und Gackt waren es diesmal, die sich über zwei gewisse Personen einen Grinsekrampf holten. Vor den beiden Freundinnen offenbarte sich eine üppige Platte mit an die 48 verlockend aussehenden Sushi.

„Was… warum?“, stammelte Nina.

Sie drehten sich zu ihren Gastgebern um, die locker angelehnt im Türrahmen standen.

„Ich wollte euch eine kleine Freude machen und mich für das Frühstück revanchieren.“

„Ihr wisst ja, Gackt kann in etwa so gut kochen, wie Pinguine fliegen können.“

„Hyde, denk daran, dass du heute Nacht in meinem Bett schlafen wirst“, konterte Gackt bedrohlich.

Imaginär bekamen Nina und Chrissie gerade heftiges Nasenbluten, ihre immerzu zweideutig denkenden Gehirne arbeiteten auf Hochtouren.

„Nein, ich sag jetzt nichts dazu.“, sagte die Ältere mit einem eindeutig zweideutigem Grinsen im Gesicht.

„Ich auch nicht, ich denk mir meinen Teil dazu.“, fügte Nina hinzu.

Nun begann auch Hyde dreckig zu grinsen, Gackt biss sich auf die Unterlippe und sah schmunzelnd zu Boden.

„Na ja, aber wie auch immer… Es wäre doch gar nicht nötig gewesen, sich bei uns zu revanchieren.“, sagte Nina leicht verlegen zu Gackt.

„Stimmt, eigentlich wissen wir gar nicht, wie wir uns bei dir bedanken sollen.“

„Hm? Warum?“

Die beiden Mädchen sahen sich an, sollten sie auf so eine Frage wirklich noch antworten?

„Gackt, es ist doch nicht selbstverständlich, dass Leute wie wir einfach so wildfremde Fans bei uns einquartieren.“, beantwortete Hyde die Frage.

„Ach so, nun… Lassen wir das Sushi nicht warm werden.“

Alle schüttelten über ihn noch mal ihren Kopf, doch dann griff sich jeder munter einen Teller und tat sich seine Portion auf. An diesem Abend setzten sie sich zum essen alle mal ins Wohnzimmer. Nina war natürlich wieder gleich damit beschäftigt May zu kraulen. Viel zu erzählen hatten sie sich in der ersten Zeit nicht, Chrissie und Nina trauten sich nicht, ihren beiden Lieblingen Fragen zu stellen und die beiden Stars waren momentan ziemlich unkreativ, was das Fragenstellen betraf. Doch nachdem sie alle fast fertig waren, meldete sich Hyde zu Wort.

„Ich muss morgen um fünf aus dem Bett, lässt sich das einrichten?“

„Sicher, ich muss da auch in etwa raus.“, antwortete der Jüngere.

„Wo wir gerade dabei sind, was mache ich dann mit euch beiden? Ich kann euch ja wohl schlecht den ganzen Tag über hier einsperren.“

Chrissie schluckte ihr letztes Sushi herunter und wand sich dann an ihre dunkelhaarige Freundin.

„Was meinst du?“

Nina zuckte mit den Schultern und tunkte noch mal in ihrer Sojasoße herum.

„Na ja, wenn ihr wollt könnte ich euch zwei ja morgen noch mal mit zu meinem Konzert nehmen. Ihr könnt euch ja backstage mal alles ansehen, aber nur, wenn ihr mir versprecht nicht zu stören, oder dem Staff im Weg zu stehen.“

Nina hätte ihre Sushirolle fast in die Schale mit der Soße fallen lassen. Auch bei Chrissie war für einen Moment völliger Atemstillstand eingetreten. Der kleinere Sänger musterte seinen Kollegen prüfend.

„Ist heute der dritte Juli?“, fragte Chrissie halb traumatisiert.

Hyde schmunzelte, er konnte sich schon denken, worauf die junge Frau vor ihm hinaus wollte.

„Ja, ziemlich sicher sogar.“, antwortete Gackt.

„Ist das Tour Final morgen?“, fragte Nina mit großen Augen.

„Nein, erst übermorgen.“

Die Mädchen sahen sich an, ganz offensichtlich heckten sie gerade etwas aus.

„Wäre es schlimm, wenn wir nicht mitkommen würden?“, fragte Chrissie schließlich.

Ehrlich gesagt war Gackt ziemlich überrascht, auch an Hyde ging diese Antwort nicht ganz spurlos vorbei.

„Wir wollten morgen nämlich eine kleine Shopping Tour unternehmen, aber bei dem Tour Final wären wir schrecklich gerne dabei!“, übernahm die Jüngere.

Hyde und Gackt sahen sich irritiert an.

„Nun… Nein, ich bin deswegen nicht böse, es war ja nur ein Vorschlag. Ihr wollt wirklich den ganzen Tag shoppen gehen?“

„Nicht wirklich, irgendwann wollten wir auch wieder in Haus rein, aber wir können uns ja auch nach einem Hotel umsehen, wir wollen ja niemanden stören.“

„Ach was! Ihr bleibt einfach, außerdem brauche ich jemanden der sich um die Tiere kümmert, wenn Hyde und ich nicht hier sind. So müsste ich erst jemanden dafür einstellen. Würdet ihr Belle morgen mitnehmen?“

Freudig nickten die zwei Freundinnen.

„Gut, dann wäre das ja auch geklärt. Lasst einfach die Terrassentür auf, ich kann euch keinen Schlüssel geben, das versteht ihr ja hoffentlich. Ich muss euch schon so mein Haus anvertrauen.“

Wieder kam eifriges Nicken von den Beiden.

„Warum musst du eigentlich morgen früh auch raus?“, fragte Chrissie Hyde.

„Ich muss zur Probe.“

In den Köpfen der Beiden ratterte es plötzlich, Probe? Hatte er da was von einer Probe gesagt?

„Probe?“, fragten sie wieder gleichzeitig.

„Ja, am Donnerstag hat L’Arc~en~Ciel hier einen Gig.“

„Ich glaub’s nicht… Chrissie ich heul gleich!“, sagte Nina auf deutsch zu ihrer kleineren Freundin und klammerte sich mit gespielt bebenden Lippen an ihren Arm.

„Jetzt nicht, ich bin grad am sterben…“, antwortete sie monoton klingend.

„Olle Nachmacherin…“

Gackt versuchte angestrengt herauszuhören, was sie wohl gerade zueinander sagten. Hyde lauschte indessen interessiert dieser fremden Sprache.

„Was habt ihr denn?“, fragte er irgendwann.

Nina und Chrissie hoben ihre Hände und begannen ihre Zeigefinger gegeneinander zu tippen. Ihre Mienen wirkten schüchtern, bittend und traurig zugleich.

„Mou… Laruku… sehen will desu…“

„Hai, atashi mo…“

Verdutzt wurden sie von ihren Gegenübern angesehen.

„Ihr wollt uns sehen?“

„Schrecklich gerne! Das hatten wir uns eh fest vorgenommen! Tetsu, Ken, Yukihiro… Alle mal live erleben, wow…“, schwärmte Chrissie benebelt.

„L’Arc~en~Ciel können wir uns einfach nicht entgehen lassen!“

Die beiden Sänger bewunderten momentan nur die reibungslose Aussprache der beiden. Nicht mal sie selbst konnten ihre Namen so hervorragen aussprechen. Wenn die Japaner L’Arc~en~Ciel aussprachen, wurde daraus eigentlich immer ein Laruku~en~Chiel. Bei Gackt war es ähnlich, er selbst sagte ja auch nicht Gackt, sondern Gackto, während ihn die Amerikaner Gäckt nannten.

„Ok, ich habe kein Problem damit, wenn ihr am Donnerstag mitkommt. Die Jungs freuen sich bestimmt über Fans wie euch.“

„Das kann ich mir lebhaft vorstellen.“, gab Gackt schmunzelnd hinzu.
 

Der Abend ging ruhig zu Ende, nach dem Essen sprachen sie nur noch ein paar kleine Einzelheiten durch. Anschließend trennten sie sich alle voneinander und suchten ihre Schlafzimmer auf.

„Das war vielleicht ein Tag… Irre!“, sagte Nina und warf sich auf das Bett.

„Und das Beste liegt noch vor uns! Was meinst du, ob uns das jemand glauben würde, wenn wir das erzählen würden?“

Nina rollte sich auf den Rücken und setzte sich auf.

„Glaub ich nicht, aber ich habe auch nicht vor, das hier auszuplaudern. Das wäre nicht fair, wo sie uns doch so viel Vertrauen entgegenbringen.“

„Schade eigentlich, das wäre bestimmt ein interessanter Weblog geworden.“

„Ich bezweifle, dass ich so viel in einen Weblog schreiben könnte. Dann wohl doch eher als eine Fanfiction. Ist ja auch egal, es sollte auf jeden Fall unter uns bleiben.“

Chrissie nickte und zog sich ihr Nachthemd an, auch Nina pellte sich nun aus ihren Klamotten und schlüpfte in ihren rosafarbenen Pyjamer.

„Und wonach wollen wir morgen so suchen Nina?“

„Gackt hat doch morgen Geburtstag, das ist wahrscheinlich die einzige Gelegenheit in unserem Leben, ihm etwas zu schenken. Ich hab auch schon eine Idee, aber dafür brauche ich Kohle und rote Farbe, einen dünnen Pinsel und einen A3 großen Bogen Zeichenkarton. Ein Bilderrahmen wäre sicherlich auch nicht schlecht…“

„Ist ja gut Nina, sag mir lieber, was du machen willst.“

„Verrate ich dir nicht, das wirst du schon noch sehen.“

Ihre rotblonde Freundin verschränkte pikiert die Arme und trat immer wieder mit dem einen Fuß auf.

„Was hast du denn vor?“

Unwissend zuckte Chrissie mit den Schultern und schlüpfte unter die Bettdecke.

„Keine Ahnung… Wenn Hyde Geburtstag hätte wüsste ich was, aber bei Gackt…“

„Was würdest du Hyde denn schenken?“

„Einen blauen Glasgegenstand, er sammelt so was doch.“

„Ich weiß…“

Nina gähnte, die letzte Nacht hatte sie nicht wirklich viel geschlafen.

„Ich glaube, ich schenke ihm einfach eine Karte und einen Blumenstrauß… Das muss reichen, ich bin einfach zu unkreativ für was anderes.“

„Dir ist klar, dass hier in Japan die Blumen ein Vermögen kosten?“

„Eben, dann kann es wenigstens keiner als billiges Geschenk abtun.“

Nina schüttelte schmunzelnd den Kopf, schaltete dann das Licht aus und legte sich zurück ins Bett.
 

„Chrissie? Bist du wach?“

„Jetzt schon…“, kam eine nölende Stimme von der Seite.

„Sorry, aber irgendwie bin ich es heute, die nicht richtig schlafen kann.“

„Kann ich vielleicht was dafür?“

Chrissie drehte sich mit zusammengekniffenen Augen zu ihrer munteren Bettnachbarin um.

„Wie spät ist es jetzt?“

„Kurz nach vier.“

„Ich bring dich um…“, murmelte sie in ihr Kissen hinein.

„Verschieben wir das auf nach dem Frühstück? Überleg doch mal, Hyde und Gackt stehen in etwa einer Stunde auf.“

„Ist ja gut…“

Nina hüpfte total aufgedreht aus dem Bett, griff sich eine schwarze Schlaghose und eine weiße Bluse aus ihrem Koffer und verschwand anschließend aus dem Zimmer. Chrissie wollte eigentlich noch solange dösen bis ihre Freundin wieder aus dem Bad kam, aber sie merkte, wie die Müdigkeit immer wieder zuschlug, sie wäre also nur wieder eingeschlafen. So mühte sie sich also auch aus dem Bett, kramte nach ihrer blauen Jeans und einem rotem Oberteil und schlurfte los. Gerade als sie ins Bad wollte, kam ihr auch schon Nina entgegen.

„Heute mal mit Pferdeschwanz?“

„Ja, es ist einfach zu warm für offene Haare.“

„Aha…“

„Ich geh schon mal runter und fang schon an, lass dir einfach Zeit.“

Irgendwas murmelte Chrissie noch, als sie die Tür hinter sich schloss, aber Nina verstand es nicht. Sie hopste die Stufen hinunter, verabreichte May einen Guten Morgen Knuddler und suchte nach Futter für die anscheinend ebenfalls sehr muntere Hundedame und die große Katze. Irgendwann kam dann auch Chrissie die Stufen heruntergeschlendert.

„Ich dachte, du wolltest schon mal anfangen?“

„Wollte ich eigentlich auch, aber die Tiere müssen ja auch mal was essen und eh ich das Futter und die Näpfe gefunden hatte… Na ja, du siehst ja, wie weit ich gekommen bin.“

„Noch so ein Grund, warum ich mir keine Tiere anschaffe… Wir haben es jetzt halb fünf, wir sollten uns langsam ranhalten. Eins sag ich dir, sobald die Kerle aus dem Haus sind pack ich mich wieder hin.“

Nina umarmte ihre kleine Freundin, Chrissie täuschte vor zu schnarchen, Nina lachte kurz auf und ließ dann wieder von ihr ab. Beide machten sich jetzt daran, Teller und Besteck rauszustellen und die nötigen Nahrungsmittel zusammenzusuchen. Sie waren gerade dabei Obst zu zerschnippeln, da schreckten sie plötzlich auf.

RUMMS

Sie hielten Inne und sahen sich an, dann sahen sie zur Decke auf.

„Was war das?“

„Keine Ahnung.“

Nun hörten sie immer wieder ein dumpfes Geräusch über sich, so als würde jemand laut auf den Boden aufstampfen. Außerdem wurden zwei Stimmen deutlich lauter. Sie dachten nicht lange nach, ließen alles stehen und liegen und stürmten aus der Küche heraus um die Treppe hinaufzusehen.

„Ich glaub es nicht! Wie kann man nur so… so… argh!“, wetterte Hyde’s Stimme laut.

Tatsächlich kam er jetzt auch oben aus dem Zimmer. Den Mädchen schoss das Blut in den Kopf. Er trug ausschließlich eine lockere Hose die sehr tief auf seinen Hüftknochen saß. Nichts weiter! Träumten sie vielleicht noch? Dafür war aber sein Gesichtsausdruck gar nicht begeistert und er hielt sich verkrampft den Kopf.

„Es tut mir leid Hyde! Wirklich!“

„Ach lass mich! Ich schlafe nie wieder neben dir!“

„Hyde, da war doch keine Absicht!

„Du bist so ein Trampel! Das ging wirklich zu weit Gackt!

Hyde drehte sich wieder zum Zimmer um, Gackt konnten sie nicht sehen, aber dafür hatten sie beide jetzt den wohl schönsten Ausblick aller Zeiten, nämlich direkt auf Hyde’s blanken Rücken, direkt auf seine Flügel! Chrissie und Nina drohten zu hyperventilieren! Das sich Gackt und Hyde eben mit sehr zweideutigen Aussagen anschrieen, hatten sie für einen Augenblick lang ausgeblendet. Imaginäre Sabber tropfte aus ihren Mündern.

„Ich hab geschlafen! Ich hab es doch gar nicht mitbekommen!“

„Sehr schön, ich dafür umso mehr! Die ganze Nacht schon hab ich es über mich ergehen lassen, aber das war ja jetzt wohl die Krönung!“

„Komm schon Hyde! Beruhig dich wieder, wir sind hier nicht alleine!“

„Jetzt komm mir nur nicht so!“

Hyde drehte sich mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht wieder um und trottete die ersten Stufen hinunter. Erste jetzt bemerkte er die beiden Mädchen, schlagartig wurde er verlegen.

„Ihr, ihr seid schon auf?“

Sie nickten nur, ihre Münder waren wie eingefroren, so schnell würden sie sie nicht wieder zubekommen.

„Hyde, was ist…?“

Gackt kam jetzt im selben Outfit aus seinem Zimmer und sah überrascht zu seinen Gästen hinunter.

„Ich kollabiere gleich…“, flüsterte Nina.

„Was ist denn mit euch los?“, fragte Chrissie und musterte die beiden Männer noch mal ausgiebig.

Hyde warf einen abfälligen Blick zu Gackt hoch und rieb sich noch mal seinen Hinterkopf.

„Fragt das am besten unseren Gastgeber.“

Gackt räusperte sich verlegen.

„Nun, ich hab da so eine schlechte Angewohnheit, für die ich aber nichts kann.“

„Das sagt er zumindest.“, fiel ihm Hyde ins Wort.

„Ich schlafe ziemlich unruhig…“

Nina und Chrissie verstanden nicht richtig, worauf Gackt denn nun hinaus wollte und zogen jeweils eine Augenbraue hoch.

„Er schlägt im Schlaf um sich, aber nicht nur das, nein, der Herr kann auch seine Beine nicht still halten!“

„Hyde!“

„Wie jetzt? Hat Gackt dich die ganze Nacht über bearbeitet?“, hinterfragte Chrissie neugierig und auch etwas verwirrt.

„Das ist noch harmlos ausgedrückt!“

„Jetzt übertreibst du aber Hyde!“, versuchte sich Gackt zu verteidigen.

„Damit konnte ich aber noch leben, ich bin halt bis auf die äußerste Kante des Bettes gerutscht.“

„Und was war dann dieser dumpfe Rumms von vorhin?“, fragte diesmal Nina, die aber mit ihren Blicken irgendwie an Gackt’s Oberkörper zu hängen schien.

Gackt hielt sich die Hand vor seine Augen, die Situation war ihm peinlich.

„Er hat mich aus dem Bett getreten! Natürlich hat er friedlich weitergeschlafen, so als wäre nichts gewesen, dass ich beim Fallen noch den Nachttisch mitgenommen habe, hat ihn nicht mal gekratzt!“

Jetzt wurde es ganz still, doch schon im nächsten Moment gingen die beiden Freundinnen auf die Knie und kugelten sich bald vor Lachen. Sie konnten sich die Situation lebhaft vorstellen! Und dann noch Hyde’s Miene dazu! Das war einfach zu köstlich! Das hielt man doch im Kopf nicht aus! Das war einfach knuffig ohne Ende! Gackt und Hyde waren wie geplättet. Doch irgendwo fanden sogar sie es lustig, also lächelten sie bald auch.

„Und was macht ihr beiden schon um diese Uhrzeit hier? Ihr hättet doch noch schlafen können.“, fragte Gackt, als er mit Hyde zusammen die Treppe herunter gekommen war.

Diesmal warf Chrissie Nina einen bösen Blick zu.

„Och, Nina war der Meinung, nicht mehr schlafen zu können, von daher…“

„Dafür hast du mich gestern aus dem Bett geworfen!“, beschwerte sich Nina vorwurfsvoll und machte einen Schmollmund.

„Tja, also haben wir Frühstück gemacht, wir sind aber mit dem Obst noch nicht fertig.“

„Egal, Hauptsache Essen.“, kommentierte Hyde hungrig klingend und setzte sich auf einen der Stühle.

Die Hose war ihm wirklich viel zu groß, aber es sah sehr süß und auch irgendwo sexy aus.

„Die Hose ist von mir, Hyde’s Sachen kommen erst heute mit seinem Staff.“

„Hä?!“, quiekten die beiden.

Gackt grinste, er hatte sie ertappt.

„Ihr begutachtet ihn doch schon die ganze Zeit über.“

„Wäh, das ist fieß…“, jammerte Nina hochrot.

„Hyde bekommt man halt nicht jeden Tag so hautnah zu Gesicht.“, verteidigte sich Chrissie peinlich berührt.

Hyde grinste vor sich hin, er hatte ganz offensichtlich seinen Spaß.
 

Nach dem Frühstück warfen sich die beiden schmucken Kerle noch in Schale und verabschiedeten sich dann. Gackt hatte ihnen zuvor noch eine Leine für Belle anvertraut und seine Tiere noch mal gestreichelt. Natürlich konnten sich Nina und Chrissie bei diesem Anblick nur schwer ihr Quietschen verkneifen, Gackt’s Gesichtsausdruck war so friedlich und liebenswürdig dabei gewesen!

„Dann sehen wir uns also heute Abend, stellt keinen Blödsinn an und passt mir gut auf Belle auf.“

„Ist klar, wird gemacht.“, antwortete Chrissie optimistisch.

„Dafür dürft ihr euch aber nicht übernehmen, ok?“

Die beiden Stars lächelten die beiden jungen Frauen an und gingen dann.

„Sie haben uns angelächelt… Sie haben uns angelächelt!!!“, stellte Nina überglücklich fest und hüpfte im Pentagramm durch das Haus.

„Reg dich wieder ab, wir haben noch viel zu tun.“

„Ich dachte, du wolltest noch eine Weile dösen?“

„Hat doch jetzt eh keinen Sinn mehr, wir sollten uns lieber was für Gackt überlegen. Er wäre doch sicher überrascht, wenn ihn hier irgendwas Tolles erwarten würde, oder?“

„Klar, aber was willst du denn machen? Die Geschäfte haben noch lange nicht offen, außer natürlich die 24h Shops.“

„Kannst du backen?“

„BACKEN?! Ich?! Meinst du wegen einem Kuchen? Gackt ist doch eh nur ungern Süßes, er könnte ja zunehmen…“

„Das habe ich bis zu dem Geburtstags Special von der 2003 Tour auch noch gedacht.“

„Stimmt, er hat ja von der Torte zu seinem 30. Geburtstag auch genascht. Aber selbst wenn, er wird doch von seinem Staff heute bestimmt auch wieder eine riesige Torte bekommen.“

„Hast Recht… Was war noch mal sein Lieblingsessen?“

„Pasta!“, antwortete Nina wie aus der Pistole geschossen.

„Nur Pasta?“

„Nein, aber ich finde Sachen wie Eiersalat wenig feierlich. Außerdem kann ich nur Pasta. Ich schaffe höchstens noch einen Kartoffelsalat.“

„Nee, lass mal gut sein. Pasta ist schon ok.“
 

Nachdem sie das unter sich ausgemacht hatten, machten sie es so, wie es ihnen Gackt gesagt hatte und ließen die Terrassentür offen. Schnell waren die richtigen Nudeln und Soße eingekauft, warum hatten sie auch ausgerechnet das beim Großeinkauf vergessen müssen? Als sie wieder daheim ankamen, war es bereits halb sieben. So entschlossen sie sich, ihr Zimmer wieder aufzuräumen, den Abwasch zu erledigen und noch ein paar andere Kleinigkeiten in Ordnung zu bringen. Erst um halb acht suchten sie die kleine Dackelhündin auf und schnallten sie an die Leine. Belle ließ sich anstandslos von Chrissie an die Leine nehmen, doch wechselten sie sich bei der Leinenführung immer ab.

„Was meinst du, ob wir hier richtig sind?“, fragte Nina, als sich vor ihnen eine lange Allee mit unheimlich vielen Läden auftat.

„Sicher, na dann mal los.“

Sie schauten interessiert in jeden Laden hinein, überall wimmelte es nur so von Japanern. Natürlich konnte Chrissie nicht an den CD Läden vorbeigehen, Nina dafür nicht an den Comicläden. Hier und da ließ sich schon der ein oder andere Leckerbissen erstehen, erst später kamen sie zu den Shops, die sie eigentlich gesucht hatten.

„Warte mal, ich muss mal kurz in die Drogerie.“

„Warum das denn?“, fragte Chrissie fast schon ein wenig genervt.

„Ich will mir Haarfarbe kaufen.“

„Haarfarbe? Willst du dir deine Haare jetzt doch wieder bleichen?“

„Um Gottes Willen! Bloß nicht! Nee, ich will sie mir wieder schwarz färben.“

„Du wolltest doch unbedingt wieder blond sein.“

„Schon, aber sieh mich doch mal an, ich laufe rum wie sonst irgendein Abschaum. Und das, was bei mir eigentlich blond sein sollte, nennt sich doch wohl eher Straßenköterblond. Schwarz passt einfach am besten zu mir.“

„Ja, hast ja Recht.“

Also kaufte sich Nina zwei Packungen mit schwarzer Haarfarbe in dem Laden. Chrissie schüttelte den Kopf, wie konnte man nur so unsicher sein, wie ihre Freundin? Anschließend fanden sie endlich einen Laden für Zeichenmaterial. Nina gingen die Augen über als sie die vielen Copic Marker, Rasterfolien, Federn und Liner sah, doch sie musste sich beherrschen, immerhin musste ihr Geld noch für Gackt’s Geschenk reichen. Zufrieden, aber pleite, verließ sie den Laden wieder. Belle jaulte betreten, immer wieder wurde sie draußen angebunden, während ihre zwei Dogsitter ihre Einkäufe erledigten.

„Tut uns leid Belle, aber du willst doch sicher auch, dass sich dein Herrchen freut, oder?“, sagte Nina tröstend und kraulte die Kleine hinter den Ohren.

„So, Blumen wären jetzt nicht schlecht, eine Karte hab ich ja jetzt.“

„Da drüben sehe ich einen Laden mit einer grünen Markise, vielleicht haben wir ja da Glück.“

Chrissie nickte, hakte sich bei Nina ein und überquerte mit ihr die befahrende Straße. Tatsächlich hatten sie Glück, aber die Preise hatten sich wirklich gewaschen. Chrissie schluckte schwer, aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Nachdem sie mit Nina viel gerätselt hatte, welche Blumen man einem Mann in dem Alter zum Geburtstag schenkt, ohne dabei kitschig oder übertrieben zu wirken, entschied sie sich für einen Strauß mit rotem Mohn, denn der Mohn passt zu Menschen mit Phantasie.

„Irgendwie blöd einem Mann Blumen zu schenken, oder?“

„Na ja, es ist vielleicht nicht üblich, aber solange du ihm nur harmlosen Mohn und keine roten Rosen schenkst…“

„Nein, die roten Rosen überlasse ich dir.“

„Ich mag aber lieber weiße Rosen.“

Chrissie verdrehte die Augen.

„Ich meine doch nicht für dich! Du sollst ihm welche schenken!“

„Spinnst du?!“

„Ach ja, du verschenkst ja lieber Bilder.“

„So war das nicht gemeint!“

„Weiß ich doch, fahr doch nicht gleich aus der Haut.“

Chrissie grinste ihre verlegende Freundin an.

„Na komm, ab nach Hause.“
 

Daheim schleifte Nina ihre Freundin sofort mit ins Bad und überließ ihr ihre Haare. Vorne alles mit Farbe einzuschmieren war nicht schwer, doch hinten kam sie niemals alleine zurecht. Am Ende hatten sie es zu zweit doch vernünftig hinbekommen und Nina hatte nun endlich wieder einheitlich schwarzes Haar.

„Besser kann es selbst der Friseur nicht, danke Mausi.“

„Kein Problem, sieh lieber zu, dass du mit deinem Bild noch fertig wirst, bevor Gackt zurückkommt.“

Nina sah auf die Uhr, es war kurz nach 14 Uhr, sie musste sich also wirklich ranhalten.

„Ich lasse das Mittagessen heute wegfallen, kommst du damit zurecht? Du kannst dir auch gerne selber was machen.“

„Nein, ich bin müde, ich leg mich hin.“

„Ok, ich platziere mich dann auf dem Fußboden.“

Keine fünf Minuten später schlummerte Chrissie friedlich, nur ihr Atmen und das Kratzen von Nina’s schwarzem Kohlestift auf dem Zeichenkarton erfüllte den Raum. Sie war eifrig dabei, immer mehr grobe Linien auf den Bogen zu zeichnen und nach und nach nahm das Bild Gestalt an. Die Stunden verstrichen, doch sie bemerkte es gar nicht. Je besser das Bild in ihren Augen wurde, desto größer wurde auch der Ergeiz, der sie packte. Als Nina endlich zu dem Schluss kam, dass das Bild fertig wäre, schraubte sie die Tube mit der roten Farbe auf und tunkte ihren feinen Pinsel in dem intensiven Farbton. Vorsichtig, aber mit schnellen Zügen, setzte sie an manchen Stellen feine, rote Linien zwischen die groben Schwarzen. Erst als sie das Bild fixiert hatte und es in dem Glasrahmen weilte, war sie zufrieden mit sich. Seufzend drehte sie zu Chrissie um, die noch immer zu schlafen schien. Nina packte das Bild in weißes Geschenkpapier, an den Ecken schnürte sie es mit dunkelblauem Geschenkband ein.

„Bist du fertig?“

Die Dunkelhaarige zuckte fürchterlich zusammen.

„Wow! Erschrick mich doch nicht so!“

„Sorry… Zeig mal.“

„Ich hab es schon eingepackt.“

„Döspaddel…“

„Wie spät?“

„Halb sieben.“

Nina stand auf, mitsamt dem Geschenk und trat in den Flur hinaus. Chrissie war ihr gefolgt und sah sie nun fragend an.

„Was hast du denn vor?“

„Ich falle in Ohnmacht, wenn ich ihm das hier persönlich geben muss, ich denke, dass ich es ins Schlafzimmer stelle.“

„Gut, dann stelle ich meinen Blumenstrauß dazu.“

Optimistisch zwinkerten sie sich zu. Chrissie holte noch schnell die Vase mit dem Mohn und überließ dann alles ihrer Freundin.

„Ich setze unten schon mal Wasser auf, langsam wird unsere Zeit knapp.“

„Mach das, ich komme gleich nach.“

Schon war ihre ältere Freundin die Treppe hinunter gegangen und nach rechts in die Küche eingebogen. Nun stand Nina ganz alleine da, vor der Tür zu Gackt’s Schlafzimmer. Vor der Tür zu dem Zimmer, in dem der Mann Nacht für Nacht nächtigte, den sie am aller meisten bewunderte, den sie verehrte und dem sie so viel sagen könnte, aber doch nie die richtigen Worte dafür finden würde. Sie schluckte kurz, doch dann drückte sie die Türklinke herunter und öffnete die Tür. Das Schlafzimmer war harmonisch eingerichtet. Geradezu war ein Balkon über dessen Türen lange, cremfarbene Gardinen hingen, die leicht durchschimmernd waren und wie Seide im seichten Wind wehten. Der Ausblick war sehr romantisch, besonders weil gerade die Sonne unterging und alles in warme Rottöne tauchte. Das stimmte Nina schon fast ein wenig melancholisch. Auf der linken Seite lief eine weiße, weich geformte Flachstrecke an der Wand entlang. An den Seiten und Kanten lief immer eine hauchdünne, goldene Ader entlang, das veredelte das Möbelstück gleich noch mehr. Der Teppich war weich und passend zu den Gardinen ebenfalls cremefarben. Sie sah nach rechts, dort ging der Raum tiefer hinein, dort stand auch das große Doppelbett. Nina war überrascht, noch nie hatte sie Ecknachttische gesehen, doch Gackt hatte welche. Sie waren vom gleichen Stil wie die Flachstrecke, sie wirkten wie Dreiteiler, nur in einem Stück. Die Wände waren weiß, aber wenn man genau hinsah konnte man erkennen, dass ein ganz dezentes Muster in die Tapete eingestanzt war. An den Wänden neben dem Bett hingen Bilder. Auch sie passten perfekt in das Ambiente des Zimmers, ruhig, aber nicht langweilend. Sie hatte sich sofort in dieses Zimmer verliebt, es war wirklich wunderschön und bestach in seiner Schlichtheit. Das passte irgendwie gar nicht zu dem Rest des Hauses und erwartet hatte sie das von gackt auch nicht, vielleicht war es verkehrt hier einfach reinzugehen und somit seine Privatsphäre zu stören, aber nun war es zu spät. Inzwischen stand Nina vor dem Bett, sie musste jetzt nur noch herausfinden, auf welcher der beiden Seiten Gackt wohl schlief. Das war allerdings nicht schwer herauszufinden, zerwühlt waren beide Seiten, doch auf der von ihr aus rechten Seite lag die Zudecke auf dem Fußboden. Dort musste zweifellos Hyde aus dem Bett gefallen sein. Sie musste schmunzeln, doch dann legte sie das Geschenk und die Blumen beiseite und machte das Bett wieder ordentlich. Jetzt nahm sie das Bild wieder auf, stellte es auf Gackt’s Nachttisch und lehnte es dort gegen die Wand. Nun stellte sie noch Chrissie’s Blumenstrauß daneben und platzierte die Karte noch hübsch dazwischen.

»Wenn das nicht gut ankommt, dann weiß ich auch nicht.«

Sie strich noch mal verträumt über das weiße Geschenkpapier, doch plötzlich schreckte sie zusammen. Hinter ihr war gerade die Tür aufgegangen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Chilet
2006-06-25T23:00:26+00:00 26.06.2006 01:00
Oh mein gott*___*
*kreischt in der gegend rum*
Mieses Ende.. wirklich mieses ende!!! >___<
ich will wissen, wer da jetz ins Zimmer gekommen is!! >_<
Hai, und das Kapi war subba^__^
*nickt*
Hai...^^ die geschenke sind ne coole idee und ich bin ja voll begeistert, dass gaku und haido in nem bett schlafen, auch wenn haido diesma etwas gelitten hat *grinst vor sich hin* XDDD

Denne..^.^
schreib fleißig weiter!!! ^___^
Von:  Nea-chan
2006-05-26T18:06:44+00:00 26.05.2006 20:06
Dies ist ein Kommentar von der leider nicht mehr aktiven Flying_Moon.


Nyoooo~~~~
Cliffhanger sind ja sowas von gmeihein!!!!
ich frag mich, was du da so gepinselt hast...
hach, bittemach bald weiter... büddööö!!!
ach ja... du bist in Japan und ich bekomm keine Postkarte??? *böseguck* *grins*
Von:  Nea-chan
2006-05-26T18:03:38+00:00 26.05.2006 20:03
Dies ist ein Kommentar von einem leider nicht mehr aktiven und unbekanntem User.


Die ff ist voll irre! ich bin, als die szene kam, wo gackt die beiden vor dem bodyguard "rettet" vom stuhl gekippt! XD und auch sonst ist die voll gut geschrieben. mach bitte schnell weiter.
Von:  Ina-Tenshi
2006-05-25T14:51:43+00:00 25.05.2006 16:51
wahhh ich flipp jetzt echt aus!!!!!!! also das du uns sowas immer wieder antun must........an solch einen moment einfach aufzuhören....das ist ja echt gemein!!!!!!*schmoll*
das sagt übrigens auch mummel-tenshi!!!!^_~
aber dieses kapitel war wieder sowas von lustig und einfach nur megageil!!!! ich hab mich so weggeschmissen....als ich es mir bildlich vorgestellt habe, wie gackt ,hyde aus dem bett stupst!!!!^_____^
mein lachen hat San sogar noch in ihrem zimmer gehört........^^
ich liebe diese geschichte. mehr kann ich einfach nicht sagen!!!!
und ich hoffe, das du uns nicht wieder über 2 monate warten läst!!!!!^^
*knuddel*
deine Ina
Von: abgemeldet
2006-05-25T11:12:33+00:00 25.05.2006 13:12
...ich liebe dich!!!! *tickt aus*
endlich ein neues Kapitel!!! YAY! Und danke für deine Mail auf fanfiktion.de (ich bins, Chrissi ^^), finde es zwar schade, dass du die Story da runtergenommen hast, aber solange du sie hier weiterschreibst xD
Das Kapitel war wie alle anderen auch total genial, ich liebe deinen Schreibstil, der ist so herrlich natürlich und es wirkt einfach so, als könne genau das wirkklich passieren (abgesehen davon, dass Gackt niemals Fans bei sich einziehen lassen würde..zu schade ^.~) Dass er Geburtstag hat, finde ich ja endsüß und die Geschenke auch *fiept* und Hyde!!!!! Und das Bett!!!! das war ja wohl soooo genial XDDD~
Ich hoffe, du lässt uns nicht wieder zwei Monate warten, weil ich die Story nach wie vor total genial finde xD *o*
Ganz liebe Grüße,
nadeshiko~


Zurück