Zum Inhalt der Seite

Die Bedrohung Midgards

ehemals CiCo
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

4. Kapitel

4. Kapitel: Trennung aus Streit. Pronteras verschlossene Tore. Das zweite Godlike Item?
 

„Warum nicht?“, fragte Masa und Yume ächzte. Was sollte diese Frage! Dieser dumme naive Priester, wollte er wirklich diese „Rettet die Welt“-Aktion durchführen?!

Taichi schien wohl ihre Gedanken zu lesen und räusperte sich vorsichtig. „Wir sollten weiter. Wüste oder Wald, entscheidet euch.“, sagte er. „Wald!“, schrieen Sacrifice und Masa synchron. Yume fasste sich an die Stirn. „...“

„Hast du was gesagt?“, fragte der Priester und die Assasine sah ihn zornig an. Irgendwie konnte er einen mit seiner fröhlichen (und selbstmordgefährdeten) Art echt den letzten Nerv rauben. „Ja! Wüste!“, knurrte sie und verschränkte die Arme. Rhaken sagte auch hastig Wüste, als Yume ihm einen bitteren Blick zu warf.

Der Knight hob seufzend die Schultern. „Und jetzt?“, fragte er verzweifelt. „Ist doch klar, diese beiden Chaoten gehen wieder zu ihrem Tiger und wir gehen nach Morroc!“, antwortete Yume trocken. „Wir gehen nicht nach Morroc.“, sagte Taichi entschieden und schüttelte langsam den Kopf als die Assasine einen verzweifelten Blick zu Rhaken warf. „Ich will auch nicht nach Morroc...“, murmelte der Acolyte. Yume fragte sich, was zum Henker sie bloß falsch machte. Sacrifice räusperte sich. „Wir gehen in Richtung Payon. Unsere Vorräte auffrischen und...tja. Ich denke, wir werden wohl die Variante „mit ihrem Glanz blenden, sodass sie sich zitternd aus unserem Land verziehen“ austesten.“, sagte der Hunter und nickte allen zu, „Hat mich mehr oder weniger gefreut eure Bekanntschaft zu machen. Wir sehen uns sicher wieder.“

Sacrifice rannte hastig zu dem alten Versteck und nahm seinen Köcher hoch. Masa verbeugte sich vor ihnen. „Ich hoffe, wir sehen uns wieder, wenn wir alle Gegenstände zusammen haben.“, sagte der Priester und lief zu seinem Hunter. „Viel Glück euch.“, rief Taichi ihnen nach, „So und nun zu uns wieder. Die beiden hast du ja schon vergrault.“

„Was heißt hier vergrault?“, fragte Yume. „Ja! Ich meine, na gut, sie waren etwas naiv und ziemlich selbstmordgefährdet. Aber wir hätten uns nicht so trennen müssen.“, antwortete er ruhig. Die Assasine schnaubte abfällig. „Wir kennen sie doch kaum, also ist es nicht weiter schlimm. Wir sehen sie eh nicht wieder.“, erwiderte sie. Taichi seufzte tief. „Naja, wir haben immer noch die Frage, wohin wir nun gehen.“

Für die Assasine war es keine Frage mehr, aber der Acolyte und Taichi wollten anscheinend beide nach Prontera. „Ich will aber nicht dahin! Es wimmelt dort von Reitern. Tag und Nacht.“, sagte Yume. „In der Knightgilde sind wir sicher.“, entgegnete der Knight. „Du meinst, in dem Rattenloch wo ihr euch versteckt.“, erwiderte die Assasine. „Ach und deine Gilde ist besser!“, raunte Taichi. „Wir- ach vergiss es. Geht ihr beiden doch wohin ihr wollt...“

Yume drehte ihnen den Rücken zu und verschränkte die Arme. Taichi seufzte tief und sah auffordernd zu Rhaken. „Gehen wir.“

Die Assasine nahm sich zusammen, um sich nicht umzudrehen und nachzusehen, ob sie wirklich weggingen. Ihre Schritte entfernten sich mit jeder Minute die verstrich bis sie verschwunden waren. Yume ließ die Arme sinken und wandte sich nun doch um. Weder Rhaken noch der Knight waren in Sichtweite. Yume verfluchte diese verdammte Riesenkatze und ihre „Rettet die Welt“ Ansprache. Langsam setzte auch sie sich in Bewegung nach Sograt Desert.
 

Die Nacht ging zuende, aber Yume machte keine Anstalten eine Pause anzulegen. Tagsüber würde es hier heiß genug werden und es war ein weiter Weg bis nach Morroc. Die Reiter machten selten Kontrollpatrouillen durch die Wüste, weil sie dort jederzeit mit Angriffen der Assasinengilde rechneten mussten.

Yume wischte sich den Schweiß von der Stirn, als die Sonne auf sie hinab prallte. Um sie herum war nichts weiter außer Sanddünen und dem störenden Flimmern in der Luft. Die Assasine strauchelte, konnte sich aber noch auf den Beinen halten, um nicht auf den heißen Sand zu fallen. Yumes Mund war fast gänzlich ausgetrocknete und ihre Motivation ging mit jedem Schritt weiter gen 0.

Taichi hatte ihre Tasche. Mit all den Vorräten!

Yume stöhnte leise, als sich vor ihr ein grüner Fleck im Sand abzeichnete. Mitten im Grün schien etwas blaues zu schimmern. Die Assasine schüttelte den Kopf. Es war nur eine Illusion, es gab keine Wasserstellen hier!

Trotzdem trugen ihre Füße sie beharrlich weiter zu dem grünen Fleck. Als sie ihn erreicht hatte, knickten ihre Beine ein und sie fiel nach vorne. Yume ächzte als Grashalme ihr Gesicht kitzelten. Das leise Rauschen von Wasser war zu hören. Sie versuchte etwas genaues zu erkennen, aber alles verschwamm vor ihren Augen. „Wasser...!“, lechzte die Assasine und streckte die Hand zu der blauen Quellen, aber ihre Kraft reichte nicht aus. Yume schloss erschöpft die Augen. Eine Pause an dieser Oase konnte ja nicht schlecht sein...
 

Als Yume aufwachte, hatte sich irgendetwas verändert. Zum Beispiel, dass sich ihre Umgebung bewegte und auch der Untergrund auf dem sie lag. Die Assasine stöhnte, als ihr Untergrund plötzlich einen Sprung nach oben machte und sie eine Sekunde später wieder auf das harte Holz fiel. Yume sah sich erschrocken um.

Sie lag in einem großen Holzkarren, in dem Blumen und wertvollen blauen Steinen rumkullerten.

„Na, endlich aufgewacht?“, fragte eine raue Stimme und Yume sah nach vorne. Der Karren wurde von einem Blacksmith gezogen. Überall auf seiner Haut glitzerten der Schweiß im Sonnenlicht und Yume fragte sich, wie sie hierher gekommen war.

Verwundert sah sie zurück zu dem Schmied. „Ich denke, du hast in deinem Zustand meine Blumen und Steine für eine Oase gehalten. Ich hatte eine Rast gemacht, als ich weiter wollte, lagst du in meinem Wagen. Naja, ich habe dich lieber mal mitgenommen. Willst du etwas trinken?“

Die Assasine nickte hastig. Er zog etwas aus seinem Gurt um die Schulter und warf ihr die Flasche zu. Yume trank gierig, setzte die Flasche aber schnell wieder ab. Sie konnte ihm ja nicht alles wegtrinken. „Wo sind wir?“, fragte sie neugierig. Ihre Umgebung war zwar noch mit vielen Sanddünen geschmückt, aber weiter vorne sah sie einzelne Bäume und kleinere Rasenflächen. Yume stöhnte. „Prontera.”, sagte der Blacksmith munter und die Assasine seufzte tief. Genau da wollte sie doch nicht hin!

„Zumindest, falls man in die Stadt kommt. Ich habe gehört, die Tore wurden verschlossen. Irgendwelche Diebe seien wohl in die Kirche eingebrochen und haben da etwas gesucht. Keine Ahnung.“, fuhr er fort, „Achja, mein Name ist Nipha.“

„Yume. Was machst du, wenn die dich nicht reinlassen?“

„Na dann...nehme ich den indirekten Weg.“, sagte er und grinste breit. Die Assasine versuchte sich in Gedanken vorzustellen, was der Blacksmith nicht alles tun würde, um in die Hauptstadt zu gelangen. „Du kannst ruhig noch einmal schlafen. Es ist noch weit.“, sagte er. Yume lächelte dankbar. Anscheinend wollte das Schicksal, dass sie nach Prontera ging...

Hoffentlich waren die Diebe nicht Taichi und Rhaken gewesen.
 

Am späten Nachmittag erreichten sie bereits Prontera. Yume sah am Blacksmith vorbei und betrachtete die Menschenmassen vor den geschlossenen Toren Pronteras. Viele hatten Zelte aufgeschlagen, manche trugen Protestschilder mit sich rum, andere warfen mit Obst und Gemüse nach den Wächtern auf den Mauern und wiederum einige....(Yume schmunzelte.)...versuchten hinaufzuklettern. Die Steine in den Mauern Pronteras glänzten im Licht und sahen nicht nur glatt aus – sie waren es. Poliert bist zum letzten Steinchen in der Turmspitze waren die Mauern der Stadt. Wer hochklettern wollte, fand erst gar keinen Halt.

Statt sich zu der Masse zu gesellen, lief Nipha etwas nach rechts und so lange an der Mauer entlang bis die Menge kaum noch zu sehen war. Yume stieg vorsichtig aus dem Karren als der Blacksmith stehen blieb und den Wagen losließ. Nipha sah angespannt nach oben, ob keine Wache in der Nähe war. „Was hast du vor?“, fragte die Assasine neugierig und er zwinkerte ihr geheimnisvoll zu. Er gab ihr zu verstehen etwas Abstand zu nehmen und Yume kam der Geste nach. Neugierig beobachtete sie den Blacksmith.

Die Sonne warf ihre letzten Strahlen zwischen den dunklen Wolken am Himmel hindurch und all ihr Licht schien Nipha zu treffen. Sein Körper leuchtete regelrecht und schien die warmen Sonnenstrahlen zu absorbieren. Die Muskeln des Blacksmiths pulsierten als er den Karren in die Hände hob und hoch hob. Er hob ihn nach oben wie eine Feder. Yume betrachtete fasziniert den starken Schmied. Der Schweiß auf seiner Haut glitzerte silbern und verlieh Nipa eine noch atemberaubendere Aura. Er konnte es schaffen! Mit diesem alten Holzkarren würde er die riesigen Mauern Pronteras einreißen! Wenn er nicht sogar die Tyrannen besiegen könnte...! Yumes Augen leuchteten bewundern auf.

Nipha stemmte den Karren noch ein Stück höher und stellte sich seitwärts neben die Mauer. Der Blacksmith lächelte triumphierend und holte mit dem Karren aus wie mit einem federleichten Katana. Es war ein geradezu majestätischer Anblick. Die Sonne schien noch einmal alles zu geben, um ihm noch mehr Stärke zu verleihen und Nipha schwang den Holzkarren rum. Die Assasine jubelte bis...

Holzsplitter flogen in alle Richtungen davon als der Wagen an den glatten Mauern Pronteras zerschellte. Yume schmiss sich zu Boden, um nicht von umherfliegenden Holz getroffen werden. Sie hörte Nipa aufstöhnen und sah vorsichtig auf.

„Was...!“

Die Sonne verzog sich hinter den Wolken und ließ einen gebrochenen Mann zurück. Yume betrachtete enttäuscht den am Boden kauerten Blacksmith, der sich alle Knochen mit einem scherzverzerrtem Gesicht massierte. Nichts war von dem Glanz vor wenigen Minuten geblieben. Nur ein verschwitzter, schwacher Schmied mit einem kaputten Karren. Die Assasine schnaubte. „Was für ein Theather.“, sagte sie abfällig und Nipha ächzte empört. „Ich...! Das...! Ehm..., dass war nicht mein Wagen! Mit meinem Karren hätte ich diese Mauern...!!“, stammelte er. Sie sah ihn kühl an. „Hast du noch einen Plan B?“

Der Schmied lächelte breit.
 

Yume schwang sich von dem Ast auf dem sie saß, als Niphas Stimme zu ihr drang. Der Blacksmith hielt ihr ein Kleiderbündel entgegen und die Assasine nahm es fragend entgegen. „Das ist...die Kleidung einer Dancer!“, rief sie in ihrem Stolz verletzt. Darauf woher er die Kleider habe, wollte sie lieber erst gar nicht eingehen. „Na komm, die lassen doch eher eine schöne Tänzerin rein als eine...ehm...“, erwiderte er, doch Yumes Blick ließ ihn verstummen. „Als eine...was?“

Nipha zog es vor nicht zu antworten und verschwand mit einem zweiten Bündel im Gebüsch. Die Assasine sah verbitterte auf die dünne Kleidung in ihren Händen. Wieso sollte sie sich so zum Gespött machen....!

Taichi und Rhaken, erinnerte sie das Schicksal und Yume hätte dem Schicksal am Liebsten in den Hintern getreten.

„Was ist mit unserer alten Kleidung?“, fragte sie schlecht gelaunt. Der Blacksmith, besser gesagt der Barde, nahm ihr die Assasinenkleidung ab und verstaute sie in einem Sack. Er hatte noch kein einziges Kommentar abgelassen, aber Yume hatte sein kurzes Schmunzeln bemerkt. Nipha deutete in die Baumkrone eines Baumes und sie nahm den Beutel stumm entgegen. Schnell kletterte sie auf den obersten Ast und befestigte den Kleidersack dort. Dann sprang Yume wieder hinunter. Sie strich sich den Staub von den Kleidern und sah kalt zu Nipha. „Also mit dem Gesichtsausdruck nimmt dir das keiner ab.“, kommentierte er und die Assasine – Dancer – kniff warnend die Augen zusammen. Der „Barde“ räusperte sich und ging schnell voraus.

„Wenn wir auffliegen, wirst du dir wünschen die Reiter kriegen dich vor mir in die Hände...!“, drohte Yume zornig und Nipha wimmerte leise.
 

Sie erreichten das Tor und die immer noch protestierende Menschenmasse.

Nipha schob sich zwischen den Leute hindurch und versuchte so nah wie möglich an die Tore zu kommen vor denen die Reiter beharrlich Wache hielten. Ihre Pferde funkelten jede Person an, die sich auch nur einen Meter in ihre Richtung bewegte und die Reiter selbst strahlten soviel Kälte aus, dass sich keiner so recht vor traute. Yume versuchte zu Nipha aufzuholen, aber die Menge lief plötzlich gegen sie. Die Assasine wurde zurückgedrängt und schnappte verzweifelt nach Luft. Die Massenbewegung stoppte und Yume streckte den Kopf um etwas erkennen zu können. Die Menschen hatten ihren Halbkreis um die Reiter um ganze fünf Meter erweitern müssen, weil die Tore aufgegangen waren. Jetzt wäre die Chance gewesen Prontera zu stürmen, aber Yume verwarf die Idee sofort als ein Dutzend gepanzerte Gestalten ohne Pferd aus dem Tore trat.

In ihrer Mitte ritt ein schlanker junger Mann mit kurzen silbernen Haaren. Seine müder Gesichtsausdruck ließ ihn älter wirken. Er trug geradezu königliche Kleidung, wie den roten Umhang mit weißen Saum der schlaff vom Pferderücken hing. Auf seinem Kopf saß eine Katze und sie sah genauso müde, wodurch auch sie sehr alt wirkte. Um seinen Hals hing eine Kette mit einem silbernen Kreuz.

Eine Hand umschloss Yumes Unterarm und zerrte sie nach vorne. Die Assasine war froh als der Druck von ihrem Arm verschwand und sie endlich wieder stand ohne von allen Seiten geschuppt zu werden. Vor ihr standen vielleicht noch ein oder zwei Reihen mit (ihrer Meinung nach mutigen) Menschen. Fragend sah sie zur Seite und Nipha lächelte sie knapp an. Dann deutete er nach vorne und auch die Menge visierte einen Punkt hinter der Gruppe Reiter mit dem jungen Mann an. Die gepanzerten Reiter ohne Pferd begannen eine Art Grenze um dem Halbkreis von Menschen zu bilden und die Masse rutschte noch einmal ängstlich zurück. Der junge Mann mit der königlichen Kleidung führte sein Pferd ebenfalls zur Seite und die Sicht wurde nun ganz frei.

Zwei gepanzerte Wachen standen am Tor. Zwischen ihnen zwei gefesselte Personen mit Säcken auf den Köpfen.

Die Wachen stießen ihre Gefangenen an und die vier gesellten sich in die Mitte des Halbkreises.

„Volk Midgards“, erhob der junge Mann das Wort, „ich möchte mich vorerst für die verschlossenen Tore entschuldigen, jedoch habt Ihr den Grund sicher mitbekommen. Es wurde in unsere geliebte Kirche eingebrochen und zwei Diebe versuchten unser Gold zu stehlen.“

Yume sah nichts als Empörung und Verachtung in die Gesichtern der Leute. Gespannt sah sie von den Gefangen zu dem Mann. Irgendwie hatte sie ein sehr ungutes Gefühl.

„Als ernannter Stadtverwalter verhänge ich folgende Strafe über diese beiden Täter. Sie werden bei Sonnenuntergang aufgehangen. Seid Ihr dafür, Volk Pronteras? Volk Midgards?“, fuhr er ernst fort. Die Müdigkeit in seinen Augen wich höchster Aufmerksamkeit nachdem er seine Frage gestellte hatte. Die Menge jubelte lautstark, aber Yume sah auch viele die dagegen waren. Der Mann auf dem Pferd schien nur die positiven Rufe des „Volkes“ zu hören und lächelte schwach. „Die Tore stehen Euch offen ab jetzt. Jedoch werden die Reiter und die Stadtwache Pronteras Euch durchsuchen, bevor sie Euch Einlass gewähren. Bitte versteht diese Vorsichtsmaßnahme.“, sagte er und sein Pferd trabte gelangweilt zum Tor zurück. Die pferdelosen Reiter folgten ihm und nahmen die beiden Gefangenen mit sich.

Die Reiter auf den Pferden lösten ihrerseits den Halbkreis halb auf und es wurde genug Platz, damit man an ihnen vorbeikam. Yume schluckte und befürchtete das Schlimmste.

Es wurde sogar noch schlimmer. Die vorderen Reihen wollten nicht laufen, aber von hinten drückten alle. Es war ein einziges Schuppen, Stolpern und Drücken. Und die Reiter nahmen es mehr oder weniger kommentarlos hin.
 

Die Assasine ergriff Niphas Arm und warf sich mit ihm aus der Masse. Sie fing sich mit einer Rolle ab und landete sicher auf ihren Füßen. Nipha rollte bis zu einer Hauswand und blieb keuchend am Boden liegen. Yume betrachtete schaudernd den Massenandrang, der immer noch nicht aufgehört hatte. Alle rannten wie besessen die Südstraße hinauf und stürmten die Stadt. Sie seufzte und ließ sich zu Boden sinken.

„Also war diese Scham völlig umsonst! Ich hol mir meine Assasinenkleider wieder...“, murmelte sie bitter und zupfte angewidert an ihrem Rock, während der Strom von Menschen allmählich abnahm. Der laute Ruf eines Horns drang an ihre Ohren und sie sah fragend auf. Außer dem lauten Brummen war nichts mehr in der Stadt zu hören. Nipha sprang aufgeregt auf. „Entweder wird die Stadt angegriffen oder es hat schon wieder jemand Diebstahl begangen.“, sagte er unruhig und sah auffordernd zu Yume. Die Assasine stand hastig auf. „Ist Morroc nicht die Stadt des Diebstahls? Und wenn schon, ich will meine Kleidung wieder! Lass uns noch einmal raus.“, erwiderte sie schnippisch und der Blacksmith hüstelte vorsichtig. „In solchen Situationen werden die Tore wieder verschlossen.“

Entsetzt rannte sie zurück auf die Straße und sah in Richtung Tor. Es standen schon wieder die Reiter mit Pferden davor und die Stadtwachen schoben die Torflügel zu. Yume jammerte leise und blickte die Südstraße hinauf. Am Ende der Straße war erneut ein Menschenauflauf entstanden und die Assasine hatte schon wieder so ein schlechtes Gefühl. Nipha huschte an ihr vorbei und rannte zum Schauplatz. Yume hob verzweifelt die Schultern und folgte ihm hastig.

Anscheinend war die Masse am Marktplatz Pronteras auf Widerstand gestoßen. Widerstand nicht in Form von bösartigen Reitern, sondern hilflosen Stadtwachen, die mit dem Ansturm nicht fertig wurden. Waffen klirrten als die Masse die kleine Gruppe von Soldaten zu Boden treten wollte. Trotz ihrer Waffen schaffte es die kleine Stadtwache nicht einmal ansatzweise Herr der Situation zu werden. Die ersten stürmten schon zwischen ihnen hindurch und weiter gen Norden. Es dauerte nicht einmal fünf Sekunden bis die ganze Verteidigung brach und die ganze Menge vorwärts rollte.

Yume sah der Masse schaudernd nach, die zu allem entschlossen schien. „Auf welcher Seite stehen die eigentlich?“, fragte die Assasine. Nipha hob die Schultern. „Lass mal zur Kirche!“

Yume sah ihn fragend an. Noch so ein Spinner, der etwas klauen wollte?

„Ich habe gehört dort gibt es ein Godlike Item. Weißt du ich bin da genauso scharf drauf wie der Rest der Masse.“

Die Assasine sah ihn mit großen Augen an. „Das...das heißt! Diese ganzen Menschen wollten nur hier herein, um zur Kirche zu gelangen und sich den dort angeblich versteckten Gegenstand zu holen?! Das...das ist...!“

Nipha grinste breit und rannte zur Kirche hoch. „...verrückt!“, vollendete Yume den Satz und lief ihm zweifelnd hinterher.
 

Der nächste Halt der Masse war vor der Kirche. Der Platz war total überfüllt so weit Yume sah und alle drängten sich schon an der Mauer um den Stadtring entlang, um irgendwie vorwärts zu kommen. Sie kletterte geschwind auf die niedrige Steinmauer und zog Nipha zu sich herauf. Vorsichtig richtete sie sich auf und blickte über die Köpfe der anderen Menschen hinweg.

Der Halbkreis schien recht typisch zu sein für das Gruppenverhalten der Menschen, wenn sich ihnen eine Barriere aus Reitern entgegen stellte.

Doch außer den Reitern standen zwei Galgen auf dem geräumten Metern vor dem Kirchtor. Der Stadtverwalter war ebenfalls anwesend und von zwei Reitern bewacht die zwei Gefangenen. Der junge Mann mit dem silbernen Haar hatte ein kleines Stoffbündel in seiner linken Hand und schwang es nervös vor und zurück. Die Blicke der Menge strichen wohlwissend über den Stoff.

Nach einem Räuspern des Stadtverwalters stießen die zwei Wachen ihre Gefangenen zu den Galgen. Diesmal konnte Yume die beiden etwas besser erkennen. Ein Hunter und ein Priest. „Sacrifice und Masa!“, keuchte die Assasine und wäre fast vor Entsetzen rückwärts von der Mauer gefallen. Nipha verhinderte das Schlimmste. „Du kennst die beiden Anfänger?“, fragte er mit einem breiten Grinsen. „Nö, woher.“, log sie hastig. Schließlich hatte sie einen Ruf zu verlieren!

Die zwei Wächter legten den beiden Dieben die Stricke um die Hälse und die Menge klatschte desinteressiert in die Hände. Ihre Aufmerksamkeit galt dem Stoffbündel in der Hand des jungen Mannes, der sichtlich nervöser wurde und sich an seine Reiter drängte. Die Stricke wurden fester gezogen und die Reiter rissen den Gefangenen die Säcke vom Kopf. Ein langgezogenes „Aha!“ ging durch die Masse. Für Yume bestand kein Zweifel mehr darin, wer die beiden Idioten auf den Galgen waren. Seufzend griff sie unter ihren Rock. Nipha verfolgte ihre Bewegung interessiert und zog erschrocken die Luft ein, als die Assasine den Dolch herauszog. „Was hast du vor?! Willst du für zwei Fremde deinen Hals riskieren?“, fuhr er sie entsetzt an. „Zu meinem Leidwesen kenne ich diese beiden und ich fürchte, ich werde nun etwas furchtbar dummes tun. Glaub mir, ich hasse mich jetzt schon dafür.“, antwortete Yume ruhig und zog einen zweiten Dolch hervor.

Der Stadtverwalter gab das Zeichen für den Todesstoß und die Wachen kippten die Hebel um. Die Klappe öffnete sich und die Stricke strafften sich, als das Gewicht der Diebe an ihnen zog. Yume holte mit beiden Händen aus und warf ihre beiden Dolche.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück