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Apocalypse

death is only the beginning
von

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Kapitel 1

Resident Evil - Apokalypse
 

Kapitel 1
 

Carlos Olivera, Nikolai Sokolov und Tess Carlisle waren die U.B.C.F., die Umbrella Biohazard Countermeasure Force, eine paramilitärische Firmeneinheit die in den Kampf geschickt wird um die Interessen des größten Industriekonzerns der vereinigten Staaten zu verteidigen: der Umbrella Corporation.

Ihre freien Tage verbrachten die drei meistens zusammen, so auch diesen. Sie hatten sich in einem kleinen Restaurant am Stadtrand von Littleton, einer Stadt ganz in der Nähe von Raccoon City City, getroffen und wollten den Tag ruhig und beschaulich ausklingen lassen. Die Veranda auf der sie saßen war voll von überarbeiteten Büroangestellten, die, selbst in ihrer Freizeit, ständig ein Handy am Ohr hatten und ihr Notebook bei sich trugen, natürlich alles Produkte der Umbrella Corporation.

Entspannt zündete sich Carlos eine Zigarette an, lehnte sich zurück und musste dem Drang widerstehen seine Füße auf den Tisch zu legen.

“Ich liebe arbeitsfreie Tage.” sagte Tess als sie sich Zucker in ihren Kaffee schüttete und ihn umrührte.

“Und ich liebe dich!” flötete Nikolai in ihre Richtung und rückte mit seinem Stuhl etwas näher an ihren.

Carlos verdrehte die Augen und Tess rief mit erhobener Hand zu der imaginären Bedienung:

“Einen Eimer Wasser bitte, hier steht jemand in Flammen!” und an Nikolai gewandt “Ich glaube die Hitze bekommt dir nicht!”

“Oh, ganz im Gegenteil, sie beflügelt mich.” grinste er.

“O~kay.” tat Tess das Ganze ab und wandte sich an Carlos der an einem Pieper, der an seinem Gürtel befestigt war, herum spielte.

“Ich hoffe die Dinger gehen nicht wieder los.” sagte er ohne seinen Blick zu heben.

“Stimmt.” bestätigte Nikolai “Bis jetzt gingen sie fast jedes mal los.”

Tess nickte stumm.

“Man sollte meinen, dass wir es nach unserem halsbrecherischen letzten Einsatz verdient hätten, mindestens drei Wochen Urlaub zu bekommen,” fuhr er fort “aber nein..”

Die drei schreckten zusammen, als Tess‘ Handy plötzlich anfing laut zu klingeln.

Tess kramte in ihrer Tasche und Nikolai legte die Stirn in Falten.

„Hast du immer noch diesen blöden Klingelton?“

Ihn überhörend nahm Tess das Gespräch an.

„Ja?“

„Hi Süße!“ ertönte die dunkle Frauenstimme an ihr Ohr.

„Hey Raine. Was gibt’s?“

„Ich muss unser Treffen leider absagen.“

Tess zog eine Schnute.

„Wir haben nen Einsatz rein bekommen. Wir warten nur noch auf die genauen Anweisungen.“

„Och nein, nicht schon wieder.“

„Tut mir schrecklich Leid, aber es muss was ernstes sein. Caine scheint ganz chön am rotieren zu sein.“

Tess nickte ernst.

„Geht klar. Passt auf euch auf. Und denk dran: morgen früh, 6 Uhr, joggen im Wald.“

Tess konnte Rain am anderen Ende förmlich grinsen sehen.

„Wie könnt ich das vergessen, Kleines?“

Tess musste lächeln. Sie war älter als Raine und doch nannte die Frau sie jedes Mal „Kleines“. Das was so typisch für sie.

„Machs gut, Raine.“

„Bis dann.“

Tess legte auf.

„Raine? Die Seh-mich-schief-an-und-ich-tret-dir-in-den-Hintern-Raine?“ platzte es aus Nikolai heraus „Mit der gehst du joggen?“

„Wieso nicht? Und außerdem muss ich mich nicht vor dir rechtfertigen. Oh, Essen kommt.“ sagte Tess und sah zu wie die Kellnerin ihnen ihre Teller vor die Nase setzte.

Sie warf Carlos einen dieser Blicke zu bei denen man als Mann nicht anders konnte als darauf einzugehen. Also zog er seine Sonnenbrille von der Nase und zwinkerte ihr zu. Nikolai grinste, Tess schüttelte leicht den Kopf.

„Fehlt nur noch, dass du ihr an den Hintern grabschst.“

„Was denn?“ wollte Carlos wissen und atmete den Qualm seiner Zigarette aus.

Neben Tess nahm Nikolai den ersten Bissen und erklärte wie gut es wieder schmecken würde, als ihr Blick auf den Fernseher fiel der in der Kneipe an der Wand hing. Die Nachrichten liefen und eine völlig aufgebrachte Reporterin berichtete vor dem Krankenhaus von Raccoon City. Tess konnte nicht verstehen um was es ging, aber es musste etwas furchtbares passiert sein.

“Seht euch das mal an.” deutete sie den Männern mit einer Kopfbewegung. Nikolai, noch im kauen, konnte noch einen kurzen Blick erhaschen, als gleichzeitig die Pieper der drei aufblinkten und vibrierten. Carlos knallte sein Besteck auf den Tisch, Tess stöhnte leidend und Nikolai lies den Kopf in seine Handflächen fallen.

“Das darf doch nicht wahr sein!” beschwerte sich Tess lauthals und erhielt dafür ein paar strafende Blicke anderer Gäste, was sie allerdings nicht interessierte.

“Bitte, lass es nichts ernstes sein!” schickte Nikolai ein Stoßgebet nach oben und las auf den Display des kleinen Gerätes, ein Produkt der Umbrella Corporation, kurz darauf die Worte: CODE RED.

“Scheiße!” fluchte Carlos und drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus.

„Fuck!“ sagte nun auch Nikolai.

Tess war schon aufgesprungen und hatte dabei ihren Stuhl nach hinten schleudern lassen. Krachend fiel er auf den steinernen Boden, was nicht wenige andere Gäste sehr empörte. Sie fand noch Zeit ihre Geldbörse zu zücken und 30 Dollar unter den Aschenbecher zu klemmen, bevor sie Carlos ins Restaurant folgte um von dort nach draußen zu ihren Wagen zu gelangen.

Code red bedeutete, dass alle U.B.C.F.-Mitglieder unvorzüglich im Hauptquartier zu erscheinen hatten, egal ob sie frei hatten, im Urlaub waren, außer Dienst gesetzt wurden oder nach einer Herztransplantation im Krankenhaus lagen. Code red war bindend.

Auf halbem Weg bemerkte Tess, dass etwas fehlte. Sie drehte sich um und sah, dass Nikolai zwar aufgestanden war, aber noch immer Essen in seinen Mund schaufelte.

“Nikolai!”

Er nahm noch einen kräftigen Schluck seiner Cola, schnappte sich seine Jacke und folgte ihr schließlich.

Draußen angekommen, wartete bereits Carlos bei herunter gelassenem Fenster und mit laufendem Motor auf die Beiden.

“Wo bleibt ihr denn?”

“Tessi hat getrödelt.” erklärte Nikolai und fing sich von ihr einen Schlag auf den Hinterkopf, für die Frechheit zu lügen und für die Unverschämtheit sie “Tessi” zu nennen. Doch eigentlich tat er dies ständig...

“Aua.”

“Dafür musst du hinten sitzen.” sagte sie und lief auf die Beifahrerseite des schwarzen Jeeps um einzusteigen.

“Wieso dafür?” fragte Nikolai als er, sich den Kopf reibend, die Autotür hinter sich zu zog. “Ich muss immer hinten sitzen.”

“Stimmt.” bestätigte Carlos, der bereits auf dem Gaspedal stand und das Auto mit quietschenden Reifen in Bewegung setzte und vom Parkplatz lenkte. “Und überleg mal warum.”

Nikolai runzelte die Stirn. Carlos nahm ihm die Antwort ab.

“Weil du, wenn Tess nicht vorn sitzen würde, deinen Kopf ständig hinten hättest.”

“Das muss ich zugeben.” nickte Nikolai, als sie mit ihrem Einsatzwagen die erste rote Ampel überfuhren. “Aber wenn Tess fahren würde, ich der Beifahrer wäre und du Carlos hi-“

“Kannst du ihn bitte zum schweigen bringen?” fragte Carlos gespielt erzürnt worüber Tess lachen musste.

“Uh...” hielt Nikolai in seinen Überlegungen inne. “Das wöllt ich gern mal sehen.”

“Argh!”

Hätte er nicht auf die Straße achten müssen, hätte Carlos vermutlich seinen Kopf aufs Lenkrad geschlagen.

“Obwohl...” philosophierte Nikolai auf der Rückbank weiter “Tess fährt wie der Henker, also sollte ich wohl lieber - HEY!“

Gerade noch so konnte er den Vordersitz, der plötzlich nach hinten geklappt kam, davon abhalten ihn ernsteren Schaden zuzufügen. Carlos sah ihn durch den Rückspiegel hindurch mit grinsenden Augen an.

“Okay, ich bin ja ruhig.”

Tess lächelte und stellte die Lehne ihres Sitzes wieder aufrecht.

“Bis zum nächsten Mal, was?” fragte sie, als Carlos den Wagen nach links riss und sie etwas unsanft gegen die Tür gedrückt wurde.

„Wo fährst du lang?“ fragte Nikolai, der das blinkende „Stau“ - Schild durch die dunkel getönten Scheiben nicht gesehen hatte.

„Die Innenstadt ist dicht. Wir fahren über den Highway.“

Doch auch auf dem Highway herrschte eine hohe Verkehrsdichte und so mussten sie, zusätzlich zu den Lichtzeichen die sie bereits an hatten, das Signalhorn einschalten.

„Was unternehmen wir nächste Woche?“ unterbrach Nikolai die aufkommende Stille.

„Kino?“ schlug Carlos vor, der gerade dem Fahrzeug vor ihnen Lichthupe gab.

„Prima Idee.“ sagte Tess „Es läuft gerade ein guter Horrorfilm.“

„Also abgemacht.“ entschloss Nikolai und schlug die Handflächen ineinander.

Nicht alle Fahrzeuge die ihnen im Weg waren, konnten schnell genug auf die rechte Spur wechseln und dem Einsatzwagen, mit der Motorhauben - und Türenaufschrift U.B.C.F., Platz machen. Doch das mussten sie auch nicht unbedingt. Carlos lenkte den Wagen in Schlangenlinien über die Farbahn und schlüpfte durch die kleinsten Lücken. Tess hielt sich am Griff über der Tür fest um nicht wieder ungewollt hin und her geschleudert zu werden und von Nikolai war schon bald zu hören:

„Ich glaub mir wird schlecht.“

Doch für eine Antwort blieb keine Zeit, da vor ihnen orange Warnlichter aufblinkten und einen Verkehrsstau ankündigten. Carlos‘ rechter Fuß sprang auf die Bremse, die Reifen quietschten und hinterließen unschöne Spuren auf dem Asphalt. Tess zog die Luft ein, als die Stoßstange des vor ihnen fahrenden Fahrzeugs immer näher kam und sie alle durch die Fliehkraft nach vorn gedrückt wurden. Im letzten Moment konnte Carlos auf den Standstreifen ausweichen.

„Puh…das war knapp.“ meinte Nikolai und Tess atmete jetzt die Luft aus die sie angehalten hatte.

Auch als die stehenden Autos links von ihnen bis auf wenige Zentimeter ran waren und ein Beifahrer der die Tür geöffnet hatte, diese gerade noch rechtzeitig wieder schließen konnte, fuhr Carlos unbeirrt weiter. Mit der rechten Fahrzeughälfte schon lange nicht mehr auf der Fahrbahn, wirbelten sie Staub auf und rasten auf die Highwayabfahrt zu.

Eine scharfe Rechtskurve und einige Häuserblocks später erhob sich vor ihnen ein rot-weiß gestreifter Schlagbaum um ihnen die Durchfahrt zu gewähren.

Kurze Zeit später kam der Wagen mit einem Ruck vor dem großen Gebäudekomplex zum stehen.

“Da sind wir.” erklärte Carlos unnötiger weise.

Er und Tess schnallten sich ab, doch als Nikolai es ihnen gleich tun wollte bemerkte er, dass er überhaupt nicht angeschnallt gewesen war.

“Auch gut.”

Er stieg schnell aus und wollte Tess gerade die Tür aufhalten, als sie diese bereits selber öffnete, ihm einen viel sagenden Blick zuwarf und Carlos im Laufschritt hinterher rannte.

“Also dann, bis zum nächsten Mal.” meinte Nikolai zu sich selbst, schlug die Beifahrertür zu und verschwand schon bald hinter der Drehtür des Gebäudes über dem in großen Lettern das U.B.C.F. - Logo prangte.
 

~Ende des 1. Kapitels~

Kapitel 2

Kapitel 2
 

Als Carlos, Tess und Nikolai das Gebäude betraten, herrschte in den Gängen reges Treiben. Uniformierte Soldaten, Kämpfer in Zivil und ein Mann in Gärtneroutfit waren von Code red hierher befehligt wurden und bahnten sich ihren Weg in die Umkleidekabinen.

“Man,“ flüsterte Nikolai, der schnell zu den anderen Beiden aufgeschlossen war und dem Hobbygärtner hinterher sah “bloß gut, dass wir nicht im Schwimmbad waren.”

Carlos, hin und wieder jemanden zu nickend, stieß eine eiserne Tür mit der Nummer 038 auf und ließ Tess und Nikolai eintreten bevor er sie wieder hinter sich schloss.

Rechts und links an den Wänden der Umkleide befand sich jeweils eine Schließfächerreihe, in der Mitte stand eine Bank und eine der beiden anliegenden Türen führte zu den Duschen.

“Hey Juri.” begrüßte Tess einen jungen Mann der sich gerade eine kugelsichere Weste überstreifte, bevor sie zu ihrem Spinnt ging und ihn öffnete.

“Tess.” grüßte er zurück und drehte sich um, nahm jedoch sofort Haltung an als er Carlos erblickte. “Kommandant.”

Der Angesprochene nickte nur und machte sich ebenfalls an seinem Spinnt zu schaffen.

In geübten Bewegungen entledigte man sich der Zivilbekleidung und zog Tarnhosen an, streifte Westen über, legte Waffengurte an und befestigte Gelenkschoner.

Carlos erwischte Nikolai dabei wie er zu Tess lugte, die sich gerade ein Hemd über die nackten Schultern zog. Schnell bekam er einen Schlag mit der flachen Hand auf den Hinterkopf. Tess drehte sich alarmiert um und sah die Beiden fragend an.

“Werd’ ich denn heut nur geschlagen?” empörte sich Nikolai.

“Wenn du’s verdienst.” sagte Carlos nur und kleidete sich weiter an.

Zuletzt zog jeder eine Allzweckjacke über, auf deren Rückenteil das Umbrella - Logo und die jeweiligen Nachnahmen der Soldaten aufgedruckt waren: Olivera, Sokolov und Carlisle.

Juri war bereits durch die dritte Tür des Raumes verschwunden. Und weil überall im Raum Kleidungsstücke verteilt waren, mussten die Anderen auch schon da gewesen sein.

Tess, Carlos und Nikolai überprüften noch mal alle Verschlüsse und Haken ihrer Abseilvorrichtung bevor sie ihre Waffen aus dem Waffenschrank nahmen und Juri folgten.

Die Tür führte, wie alle anderen Türen der unzähligen Umkleidekabinen auch, in den Hangar der U.B.C.F..

Dutzende Hubschrauber der Marke Darkwing waren startklar aufgebockt und wurden von den jeweiligen Teams ins Freie geschoben. Der Rest von Kommandant Oliveras Truppe stand bereits in einer Reihe vor dem, ihnen angestammten, Helikopter. Tess und Nikolai gesellten sich dazu, während Carlos, zusammen mit den anderen Einsatzleitern, den Befehl für ihren Einsatz holte.

“Wer weiß wo’s diesmal hingeht.” meinte Nikolai und blickte Carlos hinterher.

Tess’ Blick war unfokussiert auf den Horizont gerichtet. Die Sonne war untergegangen und die Dämmerung hatte eingesetzt. Es wurde langsam dunkel und der Zorn über den verhunzten freien Tag war schon fast verflogen. Doch etwas anderes blieb.

“Ich hab da ein ganz mieses Gefühl.” sagte sie schließlich.

Die, sich langsam drehenden, Rotorblätter bewegten sich immer schneller und die Truppenmitglieder begaben sich auf ihre Plätze im Helikopter. Mit einem frechen Grinsen wollte Nikolai Tess ins Innere helfen, doch sie schlug seine helfend Hand, leicht genervt beiseite.

Im Laufschritt und mit gebeugtem Oberkörper kam Carlos angerannt und stieg als Letzter ein. Fast augenblicklich hob die Maschine ihre Kufen von dem fahrbaren Untergrund und stieg immer weiter in den Nachthimmel.

Der Kommandant begab sich zum Piloten um die Koordinaten des Einsatzortes durchzugeben. Der Rest der Mannschaft konnte nur zusehen wie die Anderen Hubschrauber sich ebenfalls vom Boden erhoben und in den Horizont flogen.

Mit einem Ruck lehnte sich dann auch ihr Transportmittel leicht nach vorn und flog sein Ziel an. Carlos kam schnell wieder, setzte sich an seinen Platz, schnallte sich fest und schrie durch den Maschinenlärm hindurch:

“Einsatzort: Raccoon City. Auftrag: Zivilinfiltration.” schnell legte er den Befehlston wieder ab “Irgendetwas seltsames geht dort unten vor sich. Die Stadt wurde hermetisch abgeriegelt, alle Ausgänge wurden gesperrt, der einzige Weg führt über die Ravens Gate Bridge. Die Einwohner drehen komplett durch. Unser Befehl lautet so viel Zivilisten wie möglich aus der Stadt zu schaffen.“

Einige Mitglieder des Trupps nickten verstehend, bevor sie sich wieder auf ihren Plätzen in die richtige Position brachten um den Rest des Fluges in Flugrichtung zu verbringen.

Das Innere des Helikopters war nur dürftig beleuchtet. Das Einzige was in grünem Licht erstrahlte waren die Kontrollleuchten des Piloten.

Hätten sie nicht in der Ferne die, von Flutlicht beleuchtete, Ravens Gate Bridge gesehen, und hätten gewusst, dass sich Raccoon nun direkt unter ihnen befinden musste, hätten sie es nicht geglaubt. Die sonst so bunte und belebte Stadt war von der Außenwelt abgeschottet und zeigte keinerlei Anzeichen von Elektrizität, mit Ausnahme der Brücke. Die Menschen mussten sich in Scharen vor ihr drängen um die Stadt, bald möglichst, verlassen zu können.

Als sie weiter flogen und die Flughöhe langsam verringerten bemerkten sie zahlreiche Feuer die auf den Straßen zu brennen schienen. Hin und wieder waren Schüsse zu hören.

Die Häuser waren nur schwarze Gestalten vor einem noch dunklerem Hintergrund. Wäre es nicht so heiß gewesen, hätte es einem glatt Schauer über den Rücken jagen können.

Plötzlich ertönte ein lautes Knacken in ihren Helmen und eine blecherne Männerstimme verkündete:

“Hubschrauber Delta, neuer Einsatz! Fliegen sie direkt zur Ravens Gate Bridge, die Jungs dort brauchen Verstärkung.”

“Delta an Zentrale:” bestätigte der Pilot, dessen Vorname Tess gerade nicht einfallen wollte “Verstanden!”

Carlos saß an der geöffneten Hubschraubertür und lehnte sich ein wenig nach draußen um einen besseren Überblick der Lage zu haben. Er bewegte den Suchscheinwerfer und schrie plötzlich:

“Zivilistin in Not! Auf drei Uhr. Setz uns ab!”

Tess, die auf der anderen Seite saß, sah, dass sie gerade ein Hochhaus passierten.

“Nein, wir haben unsere Befehle.” sagte der Pilot.

Carlos beobachtete wie eine Frau über das Dach des Hochhauses stolperte und von einem Dutzend verrückt gewordener Einwohner verfolgt wurde. Mit ausgestreckten Armen taumelten sie der blutverschmierten Frau hinterher und trieben sie an den Rand des Daches. Tess spähte über Carlos’ Schulter.

“Sie bringen sie um, setz uns sofort ab!” schrie auch sie.

“Sie ist Zivilistin, wir haben unsere Befehle.” meinte der Pilot, der sich in seinem Sitz umgedreht hatte.

Tess war sich sicher, dass er nach diesem Einsatz nicht mehr unter Carlos’ Kommando stehen würde.

Die Frau war in der Zwischenzeit am Rand des Daches angekommen und sah, dass es dort viele Meter in die Tiefe ging. Als sie sich umdrehte, sah sie sich von den Verrückten umzingelt.

“Scheiß drauf!” donnerte Carlos, er würde diese Frau nicht sterben lassen “Nikolai, seil mich ab!”

Tess hörte das metallische Klicken der Karabiner, als Nikolai tat was Carlos von ihm verlangte.

Er hatte diesen grimmigen Ausdruck im Gesicht. Aus irgendeinem Grund war Nikolai entschlossen, dem Stereotyp des pessimistischen Russen zu entsprechen. Er hielt sogar an seinem starken Akzent fest, obwohl er und seine Familie in die USA eingewandert waren, als er drei war.

Die Frau lag am Boden und drei ihrer Verfolger waren bereits über ihr, als Carlos schon mit einem Bein auf der Kufe stand und abseilbereit war.

“Halt, warte!” rief Nikolai als sich Carlos aus der Seitenluke zum Dach hinunter sprang und noch im Fall seine Berettas zog.

Mit Entsetzen sah Tess, dass Carlos zwar an zwei Seilen hing, die Enden dieser Seile, aber noch unbefestigt vor ihnen lagen. Es ertönten bereits Schüsse, als sie sich schnell eines dieser Enden an den Karabiner ihres Gürtels klemmte und Nikolai das Selbe mit dem Anderen Ende tat. Es geschah wie in Zeitlupe.

Nikolai blickte Carlos hinterher, der die Magazine seiner Waffen im fallen leer zu schießen schien.

“Jetzt!” rief er.

Der Pilot stellte sich auf ein Gegenlenken ein, als Nikolai und Tess jeweils einen Fuß an die Hubschrauberinnenwand stemmten, das Seil zwischen die Hände nahmen und sich nach hinten lehnten. Mit einem Ruck, der einem die Luft nahm, strafften sich die Seile augenblicklich später, der Hubschrauber lehnte sich kurze Zeit schief und wenige Zentimeter wurden Tess und Nikolai zum Ausstieg gezogen, bevor sie wieder Halt fanden und richtig atmen konnten.

Carlos hing wenige Zentimeter über dem Boden in den Seilen, setzte seine Füße ab, schnallte sich los und blickte mit einem leichten Lächeln nach oben bevor er sich dem Problem widmete, das es hier offensichtlich gab.

“Alter Angeber!” murmelte Tess, als sie sah wie er sich den wenigen noch stehenden Menschen zuwandte, die Litanei russischer Flüche neben sich überhörte sie.

“Bring uns runter!” brüllte Nikolai schließlich den Piloten an, welcher noch völlig ungläubig auf das Hochhaus starrte “Geh runter!”

Widerwillig begann er den Sinkflug.

Ein taumelnder Mann im Anzug und grauer Gesichtsfarbe stellte sich zwischen Carlos und die, jetzt gerettete, Frau. Mit verbissener Miene bewegte sich Carlos zügig auf ihn zu und versetzte dem Mann mit Leichtigkeit einen Tritt mitten ins Gesicht, was ihn dazu brachte mit einem Stöhnen nach hinten zu fallen und liegen zu bleiben. Carlos lief unbeirrt weiter, steckte seine Waffen zurück in die Oberschenkelholster und kam der Frau, die voller Angst am Rand des Daches stand, immer näher.

Der Hubschrauber war unterdessen bis auf einen Meter über das Dach herab gesunken. Nikolai, Tess und Juri sprangen mit angelegtem MP5K - Sturmgewehr auf das Dach und rückten im Laufschritt näher.

“Hey, alles in Ordnung?” fragte Carlos die junge Frau die einfach nicht vom Dachrand wegzubekommen war.

Die anderen Drei hatten ihn erreicht und kamen schliddernd zum stehen, als ihr Kommandant die Zivilistin zu sich winkte.

“Komm von da weg. Komm zu mir! Es ist alles wieder gut.” langsam bewegte er sich immer näher.

“Nein ist es nicht. Ich weiß was mit einem passiert, wenn man gebissen wurde.”

Die Frau blickte über ihre Schulter hinweg in die Tiefe. Carlos’ Blick folgte den Ihrem kurz, bevor er ihr wieder ins Gesicht sah.

Tess sah, dass sie eine klaffende Wunde am linken Arm hatte.

“Es gibt ein Gegenmittel!” erklärte er.

“Nein gibt es nicht.”

Und ehe sie sich versahen, drehte sie sich um, breitete die Arme aus und ließ sich ohne ein weiteres Wort in den sicheren Tot fallen.

“Nein!” rief Carlos und er und sein Team rannten an die Dachkante.

„Allmächtiger.“

Das war Nikolais Stimme. Der große Mann stand neben Carlos und sein für gewöhnlich grimmiger Gesichtsausdruck war einem entsetzten gewichen.

Viele Meter weiter unten lag der tote, verdrehte Körper auf dem Asphalt. Mit Bedauern wandten sie ihren Blick ab und sahen sich fragend an.

“Was hat sie damit gemeint?” wollte Tess wissen.

Keiner wusste eine Antwort darauf.

Nikolai ging ein paar Schritte und drehte einen, auf dem Gesicht liegenden, Toten mit dem Fuß herum. Mit dem kleinen Scheinwerfer, der auf der MP5K befestigt war, leuchtete er den Mann an. Seine Augen waren fleckig, seine heraushängende Zunge war grau und überall zeigten sich eitrige Blasen. Seine ganze Haut war schlohweiß.

“Was zum Teufel ist hier passiert?”

Das Geratter der Rotorblätter wurde immer leiser und als die Vier nach oben sahen, war der Hubschrauber bereits auf dem Weg zur Ravens Gate Bridge.
 

~Ende des 2. Kapitels~
 

So, hier wären wir also beim Filmgeschehen angelangt. Ab jetzt dürfte es mit dem Verlauf der Geschichte ziemlich drunter und drüber gehen. Mal sehen was ich draus mache. Seid gespannt!

Kapitel 3

Kapitel 3
 

Durch die verwüsteten Straßen von Raccoon City taumelten Hunderte dieser lebenden Toten. Denn was das anging, war sich Carlos sicher. Sie waren alle tot. Einige waren verletzt. Tödlich verletzt. Doch das hielt sie nicht davon ab durch die Gegend zu laufen und die noch Lebenden zerfleischen zu wollen. Irrsinn war schon kein Ausdruck mehr. Bei einem war der halbe Kopf herausgemeißelt, bei einem anderen fehlte das rechte Auge und die gesamte Nase. Aber niemand blutete. Das Blut welches sie sahen war schon geronnen.

Sabber lief ihnen aus ihren gierigen Mündern, als sie Carlos und seine drei Truppenmitglieder, die das Hochhaus bald verlassen hatten, nur sahen.

Der pure Ekel sprach aus Tess’ Gesicht, als sie Dutzenden von ihnen mit dem Sturmgewehr zu Fall brachten, jedoch von nachrückenden Zombies immer weiter zurückgedrängt wurden.

In eine Seitengasse ausweichend, stießen sie schon bald auf eine Hauptstraße, was einen von vorn herein viel mehr Bewegungsfreiheit bot. Doch auch hier kamen die Feinde aus allen Ecken gekrochen und liefen unaufhaltsam auf sie zu.

“Es werden immer mehr.” rief Tess, als sie kurz darauf erleichtert sahen, wie Polizeiwagen angeprescht kamen, sich S.T.A.R.S.-Mitglieder von Dächern seilten und aus schwarzen Transportwagen ein ganzer Haufen bewaffneter Elitesoldaten sprang, die den Kampf aufnahmen.

“Sammelpunkt des Trupps Killo und Romeo im Sektor 01. Wegen Feinde sichern.” hörte es Tess aus einem Polizeifunk rauschen.

Selbst als die Untoten von mehreren Kugeln durchlöchert wurden, liefen sie, leicht strauchelnd, weiter. Nein, sie liefen nicht. Niemand lief so. Sie - sie schlurften.

“Auf den Kopf zielen.” dachte Carlos zu sich selbst und setzte es kurzerhand in die Tat um.

Sofort ging der Tote zu Boden und blieb liegen. Doch vielleicht gab es noch etwas effekttieferes. Schnell griff er nach einem Sprenggeschoss an seinem Gürtel, entsicherte es und rief noch im Schwung holen:

“Granate!”

“Granate!” warnte auch Nikolai der nur knapp hinter Carlos stand.

Viele Polizisten gingen hinter ihren Fahrzeugen in Deckung, Andere waren weit genug weg um nur eine leichte Druckwelle zu spüren, als das Geschoss in einem Haufen Zombies explodierte und viele von ihnen zu Boden riss. Doch das Feuer breitete sich rasend schnell aus und umzüngelte nun schon mehrere Fahrzeuge. Und die Zombies stießen weiter vor.

“Wo ist Tess?” wollte Nikolai wissen, der über die Motorhaube eines Wagens seine Munition verfeuerte.

“Keine Ahnung.” antwortete Juri, in eine Seitengasse hinein schießend.

Flüchtende Einsatzkräfte rannten an ihm vorbei. Sie waren schlicht und ergreifend in der Unterzahl.

In dem Moment als Juri fluchend feststellte, dass er keine Munition mehr hatte, drückte auch Carlos vergebens den Abzughebel seiner Waffe. Juri lehnte sich verschnaufend gegen eine verbarrikadierte Tür, als durch eben diese ein Zombie brach. Glas splitterte, als er Juri unter sich und der Tür begrub. Lechzend packte er seinen Arm und trieb seine verfaulten Zähne in dessen Fleisch.

Carlos, durch den plötzlichen Lärm alarmiert, hatte bereits sein Kampfmesser gezückt und schleuderte es mit voller Wucht in die Stirn des Zombies, der Augenblicklich von Juri abließ. Er bäumte sich kurz auf, fauchte noch einmal und brach dann schließlich zusammen. Juri stieß die Tür von sich und richtete seinen Oberkörper wieder auf.

“Juri, bist du verletzt?” fragte Carlos der sein Sturmgewehr nachlud.

“Geht schon.” entgegnete dieser, zog die Sicherung einer Granate ab und warf sie in die Seitengasse.

“Fresst das!” rief er.

Carlos kam zu ihm geeilt und hievte die Tür wieder an, sodass sie als Schutz vor der Detonation, für ihn und Juri, diente. Nikolai konnte sich gerade noch abwenden und Richtung Asphalt ducken, als bereits die Feuerwand über sie hinweg wehte. Kurze Zeit später regnete es Steinbrocken und Körperteile auf sie herab.

Ein scharfer Wind blies durch die Gasse und eine Zeitlang konnten sie durch den Lärm der Explosion alles Andere nur gedämpft war nehmen.

Carlos ließ die Tür wieder fallen und zog Juri mit sich auf die Beine.

“Alles klar?”

“Ja…ja.” stammelte dieser, als ein Schuss ertönte und haarscharf neben ihnen ein, durch den Rauch stoßender, Zombie durch Nikolais schnelle Reaktion zu Boden ging.

Die Drei bahnten sich ihren Weg zurück zum Hauptgeschehen.

Die Zahl der Feinde schien sich verdoppelt zu haben, die Zahl der Verbündeten halbiert. Die Armee der Untoten rückte immer näher. Sie stürzten sich auf die Lebenden oder überrannten sie einfach. Einige von ihnen brannten sogar und trugen die Flammen weiter ins Stadtinnere. Es schien aussichtslos zu sein. Und dann dieser furchtbare Verwesungsgeruch der in der Luft lag. Es war fast unerträglich.

“Rückzug!” rief Carlos seinen Männern zu “Rückzug!”

Nikolai und Juri folgten ihm in eine weitere Seitengasse, die nur von wenigen taumelnden Menschenfressern bevölkert war. Durch gezielte Kopfschüsse wurden sie schnell niedergestreckt und die Drei konnten einen schnellen Rückzug antreten. Doch es dauerte nicht lange, als sie feststellen mussten, dass die Biester ihnen folgten.

“Da lang!” sagte Carlos und bog nach links in eine der zahlreichen Durchführungen ein.

Auch hier brannte es vereinzelt und literweiße Blut hatte sich zu Pfützen gesammelt, durch welche sie jetzt wateten.

“Carlos Olivera. Wir verlieren unsere Stellung. Fordern sofortige Evakuierung an.” brüllte Carlos regelrecht in sein Funkgerät, welches jeder von ihnen auf der Schulter trug.

Er bemerkte das Straßenschild welches an der Häuserwand prangte: Park Street.

Vorbei an abgestellten Fässern schlichen sie weiter, die stöhnenden, fast tierischen, Ausrufe der Toten immer im Nacken.

Auch als Nikolai die aufzeichnende Überwachungskamera an der Ziegelwand entdeckte, hatte er nur einen Gedanken: Wo war Tess?
 

~*~
 

Ein großer Knall riss sie von den Beinen. Ihre Ohren dröhnten. Ziegelsteine und eine ganze Häuserwand drohten sie zu begraben, hätte sie sich nicht mit einem Hechtsprung aus der Gefahrenzone gebracht. Stöhnend lag sie in einer stinkenden Pfütze und blickte hinter sich. Die Zombies die sie verfolgt hatten, waren entweder auf der anderen Seite des verschütteten Durchganges oder wurden vom Schutt begraben. Tess war es egal, auch wenn ihr die zweite Variante besser gefallen hätte.

Sie hatte sich wegen diesen Biestern von ihren Truppenmitgliedern abdrängen lassen. Und jetzt stand sie hier. Allein und mit wenig Munition in einer dunklen Gasse.

Voller Sarkasmus dachte sie daran wie es wohl wäre, wenn sie Angst im Dunkeln hätte. Wahrscheinlich würde sie vor Angst durchdrehen. Doch sie hatte keine Angst, noch nicht.

Wenn es nicht so kolossal dumm gewesen wäre, hätte Tess gelacht. Sie tat es trotzdem beinahe, weil Lachen das Einzige war, was sie davon abhielt in ihre Waffe zu beißen.

Mit angelegter MP5K huschte sie durch die Gasse und begegnete ein, zwei Zombies, denen sie auswich oder mit gekonnten Tritten niederstreckte. Immerhin hatte sie mehr als einmal “die Nacht der lebenden Toten” gesehen. Nur keine Munition verschwenden war ihre Divise.

Noch bevor sie von der Seitengasse auf die, vom Feuer hell erleuchtete, Hauptstraße bog, hörte sie die unheimlichen Laute der Toten.

Mit Schrecken fand sie sich vor einer, schier undurchdringlichen, Wand der Monster wieder. Ihre Waffe auf Halbautomatik stellend, zielte sie bereits in ihre Mitte, als sie es sich anders überlegte. Es waren zu Viele. Doch als sie in die andere Richtung verschwinden wollte, sah es dort auch nicht viel besser aus. Schliddernd blieb sie stehen und sah sich, leicht panisch um. Sie saß eindeutig in der Klemme. In ihrem Kopf ratterte es. Nur nicht die Nerven verlieren. Sie war nicht umsonst bei der U.B.C.F., sie war Überlebenskünstlerin und besaß außerordentliche taktische Fähigkeiten. Sie würde sich garantiert nicht klein kriegen lassen.

Nachdem sie noch einmal tief durchgeatmet hatte und bemerkte, dass die lebende Zombiewand langsam näher rückte, fiel ihr der scheinbar unversehrte PKW am Straßenrand ins Auge. In wenigen Schritten war sie bei ihm und wollte die Tür öffnen. Sie war verschlossen. Kurzerhand zertrümmerte sie die Scheibe mit dem Griff ihrer Waffe, entriegelte die Tür und konnte sie nun öffnen. Hastig stieg sie auf den Fahrersitz, zog ihre Beine hinterher und knallte die Tür hinter sich zu. Sie beeilte sich die Verkleidung unterm Lenkrad zu entfernen. Als sie kurz durch die Windschutzscheibe aufblickte, konnte sie bereits das Weiße in den Augen der Zombies sehen.

Der Kunststoff gab krachend nach und Tess zerrte die bunten Kabel heraus, durchtrennte sie und versuchte irgendwie einen Kurzschluss zu erzeugen um das Fahrzeug zum Laufen zu bringen.

“Komm schon. Komm schon. Jetzt mach!”

Langsam begannen ihre Hände zu zittern. Sie würde es nicht mehr rechtzeitig schaffen. Sie spürte schon regelrecht wie verwesende Arme nach ihr griffen, als sich nach einem kurzen Funken der Motor in Gang setzte.

Es blieb kaum Zeit erleichtert aufzuatmen. Ihre Haare wurden bereits von einem, im Fenster erscheinenden Arm, nach hinten gerissen. Tess legte den ersten Gang ein und trat aufs Gas. Mit qualmenden Reifen fuhr sie los und schrie kurz auf, als ein blondes Haarbüschel in den Fingern des Zombies zurück blieb.

Immer näher kamen seine Gefährten ihrer Motorhaube, die sie mit Vollgas rammte, sodass sie in hohen Bogen über sie hinweg flogen, auf dem Dach landeten und von dort wieder auf die Straße rutschten.

Beharrlich arbeitete sie sich durch die Barriere. Es erklang ein furchtbares Geräusch als ihre Köpfe auf das Metall des Fahrzeuges krachten und ganz deutlich hörte, und spürte, sie Knochen brechen.

Ihr Gefährt verlor immer mehr Schwung, bis sie endlich wieder freie Sicht hatte und kein Hindernis mehr vor ihr lag. Erleichtert nahm sie wieder Geschwindigkeit auf und fuhr weiter. Irgendwie würde sie schon lebend aus dieser Stadt kommen.
 

~*~
 

“Hey!” schrie Carlos und winkte dem Hubschrauber zu, der soeben über sie hinweg flog “Hey!”

“Hier, wir sind hier!” rief Nikolai und wedelte neben Carlos mit einer roten Leuchtfackel “Hier unten!”

Doch der Helikopter, der zwei große Behälter an einem Seil unter sich hängen hatte, änderte weder seine Richtung noch machte er irgend ein anderes Zeichen, dass er sie gesehen hatte.

Resignierend ließen die Beiden die Arme wieder sinken.

“Wo fliegen die hin?” fragte Nikolai.

“Die landen da hinten.” deutete Carlos in die vermeintliche Landerichtung des Hubschraubers “Hol’n wir Juri, komm!”

Nikolai ließ die Fackel fallen und folgte Carlos in die Gasse in der Juri an einer Wand lehnte. Seit der letzten Stunde hatte sich sein Zustand stark verschlechtert. Er war leichenblass und ihm war schwindelig. Allein konnte er nicht mehr richtig gehen.

“Wir bringen dich hier weg, Juri.” sagte Carlos, als er nach dessen Arm griff und ihn sich um den Hals legte.

“Ja, bald bist du wieder topfit.” bestätigte Nikolai und trat auf Juris andere Seite um ihn ebenfalls zu stützen.

Sie liefen auf die Straße, sahen dem Helikopter hinterher und wurden fast von einem Auto überfahren.
 

~*~
 

Tess erkannte die drei Gestalten erst, als es fast schon zu spät war. Sie sprang auf die Bremse und wurde gegen das Lenkrad gedrückt.

Eine lange Bremsspur hinterlassend, riss sie, kaum stehen geblieben, die Tür auf und starrte die, ebenso geschockt wirkenden, Drei an. Nikolais Knie berührte die Stoßstange des Wagens, als er den, jetzt aussteigenden, Fahrer erkannte. Er blickte zu Carlos und sagte:

“Ich sag doch, dass sie wie der Henker fährt.”

Tess lachte erleichtert auf und musste stark dem Drang widerstehen ihm um den Hals zu fallen. Doch dann sah sie Juri.

“Juri! Was ist denn passiert?”

“Das wird schon wieder, wir werden evakuiert.” erklärte Carlos, fügte jedoch hinzu “Wir haben uns schon Sorgen um dich gemacht.”

Tess grinste, schlug die Fahrertür zu und meinte in ihrer typischen Art:

“Neun Leben, Baby.”

Sogar von Juri war ein leises Kichern zu hören.

“Los weiter.” sagte Carlos und sie setzten ihren Weg, wieder zu Viert, fort.

Drei Blocks weiter kamen sie an das Krankenhaus von Raccoon City. Überall standen leere Tragen und umgekippte Rollstühle. Doch von Leichen keine Spur. Vor ein paar Stunden hatten sie noch in dem kleinen, aber feinen, Restaurant gesessen und ein ungutes Gefühl hatte Tess überkommen, als sie die Nachrichten gesehen hatte. Dieses Gefühl hatte sich bestätigt. Und es war sogar noch weitaus schlimmer gekommen.

Tess hatte Nikolai beim Stützen von Juri abgelöst, sodass dieser ihren Weg mit angelegter Waffe sichern konnte.

“Halt durch, Juri, gleich haben wir’s geschafft.” ermutigte sie ihn.

Plötzlicher Fluglärm veranlasste alle dazu nach oben zu sehen. Der Helikopter flog wieder über sie hinweg. Diesmal in die andere Richtung. Er verließ Racoon City. Von den Behältern war keine Spur mehr zu sehen.

“Nein…Nein, nicht wegfliegen!” rief Nikolai völlig aufgebracht “Verdammte Scheiße, holt uns hier raus!”

“Irgendwas haben sie überm Krankenhaus abgeworfen.” sagte Carlos und blickte dem Helikopter hinterher.

“Vielleicht ein Rettungspaket oder so was.” hoffte Nikolai.

“Hier, nimm du ihn mal.” meinte Carlos und tauschte seinen Platz mit Nikolai.

Er öffnete die gläserne Tür des Hospitals und Nikolai, Juri und Tess drängten sich hinter ihm ins Innere des Gebäudes.

Nachdem sie die Eingangshalle passiert hatten, gingen sie einen langen Gang im Erdgeschoss entlang. Er war komplett leer. Leer, düster und unheimlich. Auf dem blanken Fußboden prangte das rot-weiße Umbrella Logo. Die Corporation war Spender dieses Flügels und benutzte ihn einigermaßen regelmäßig für ihre Zwecke.

Die Stille hier war ohrenbetäubend.

“Halt durch, Juri!” sagte Nikolai, wenn auch nur um in der Stille irgend etwas zu hören.

Sie gingen an einem verspiegelten Glasfenster vorbei. In dem angrenzenden Raum war eine Bare um die, komischer Weise, funktionierende Computer standen. Sie widmeten dieser Tatsache allerdings keine weitere Aufmerksamkeit.

Einen weiteren Gang später gelangten sie in eine Art Halle. Carlos leuchtete nach oben und man konnte deutlich ein gesplittertes Glasdach erkennen. Direkt vor ihnen lagen die zwei abgeworfenen Behälter. Um sie herum waren Glassplitter verteilt.

“Ich kann meine Beine nicht mehr spüren.” murmelte Juri, den sie regelrecht durch das Gebäude gezerrt hatten, plötzlich “Setzt mich runter.”

“Okay, ruh dich aus.” erwiderte Nikolai und er und Tess setzten ihn langsam ab.

Carlos hatte sich bereits den Kisten gewidmet. Eine war schon geöffnet wurden. Er leuchtete sie aus.

“Und was ist drin?” fragte Tess als sie näher traten.

Carlos öffnete den Deckel der zweiten Kiste. Sie war, wie die erste auch, augenscheinlich leer. Nur ausgestanzter Schaumstoff war noch vorzufinden.

“Sieht aus wie ne Waffenkiste oder so was.” stellte er fest.

“Wir brauchen keine Waffen.” schrie Nikolai und trat mit voller Wucht gegen die Kiste “Die soll’n uns evakuieren.”

Er tigerte in der Halle auf und ab, gereizter, als Tess in je gesehen hatte. Mehr noch, er war gereizter, als Tess es ihm überhaupt zugetraut hätte.

“Die waren nicht für uns gedacht.” sagte Carlos schlicht.

Tess rieb sich leidend die Stirn, wandte sich von den Beiden ab und sah sich plötzlich Juri gegenüber. Alarmiert blieb sie stehen.

“Juri?”

Sein Mund öffnete sich, viel weiter als irgendein Scheißmund das Recht hatte, sich zu öffnen. Mit einem Fauchen wie es fürchterlicher nicht sein konnte, stürzte er sich auf sie, riss sie zu Boden, was ihr kurz die Luft nahm, und wie beim Schlammringen wälzten sie sich umher. Tess schrie auf, als Juri sie in den Hals biss. Verdammt, er hatte sie wirklich gebissen. Sie konnte es nicht fassen.

Mit ihrer rechten Hand riss sie an Juris Kopf und zwang ihn damit sich von ihrem Hals zu lösen. Ihr fiel auf, dass seine Augen ganz wässrig und blicklos waren, die Zähne wirkten, als wären sie im Mund verfault, und er war nicht nur blass, er sah verdammt noch mal wie ein Gespenst aus. Frisches Blut tropfte von seinen Lippen als er weiterhin versuchte seine Zähne in ihr Fleisch zu rammen und gierig daran zu lecken. Der Kampf schien eine Ewigkeit zu dauern.

Tess hörte wie jemand zu ihnen lief. Als sie einen kurzen Blick nach oben riskierte, sah sie, dass es Nikolai war. Er packte Juri und riss ihn zur Seite. Auch Carlos tauchte neben ihr auf und zog seine Smith & Wesson, richtete diese auf Juri.

Nikolai half Tess auf die Beine, die sich den blutigen Hals hielt und immer wieder ungläubig sagte: “Er hat mich gebissen. Er hat mich wirklich gebissen.”

Blut quoll zwischen ihren Fingern hervor.

Juri drehte sich auf die Seite, richtete sich ungelenk wieder auf und ging nun, vor ein paar Minuten nicht mehr laufen könnend, auf Carlos los.

Carlos schüttelte den Kopf, richtete die Pistole nach unten und schoss.

Der Schuss ging sauber durch Juris Knie.

Normale Menschen hätten mit Stolpern darauf reagiert, dass ein .357 Magnumgeschoss ihr Knie durchschlug, wären zu Boden gefallen und hätten vor Schmerzen geschrieen. So ein Schuss sollte das Gegenüber unschädlich machen und bedeutete meistens, dass das Opfer nie mehr gehen konnte.

Doch Juri schwankte nur für eine Sekunde, schnaubte dann und entblößte Zähne, die rot von Tess’ Blut waren, dann schlurfte er einfach weiter.

Doch bevor er Carlos zu nahe kommen konnte, hatte er eine Kugel im Kopf und fiel rücklings zu Boden.
 

~Ende des 3. Kapitels~
 

Tja, das war dann wohl Juris Ende…

Kapitel 4

Kapitel 4
 

Sie starrten auf Juris Leiche.

Sie bewegte sich nicht, was für Leichen in dieser Gegend ungewöhnlich war.

“Du…” begann Tess und konnte ihren Blick nicht von ihm lassen “Du hast Juri erschossen!”

In ihr kamen plötzlich Erinnerungen hoch. Und dann traf es sie wie der Schlag. Nie wieder würde er ihr beim Training zusetzen können: “Man, haben die Kerle auf der Highschool überhaupt mit dir gesprochen?”

Carlos riss sie aus ihrer Trance als er sie am Oberarm berührte.

“Alles klar?”

Tess nahm die Hand von ihrer Wunde. Sie war blutverschmiert.

“Du hast Juri erschossen.” wiederholte sie.

Carlos drückte ihr Kinn leicht beiseite um die Bisswunde genauer betrachten zu können.

“Das war nicht mehr Juri.” entgegnete er so einfühlsam wie es nur ging.

Nikolai machte sich an Juris Waffengurten zu schaffen und nahm alles an sich was ihnen noch von Nutzen sein konnte.

“Geh‘n wir!” entschied Carlos und schnappte sich eine von Juris Waffen die Nikolai ihm hin hielt.

Dann ging er den Weg zurück den sie gekommen waren.

“Tess?” hörte sie Nikolais Stimme dicht neben ihr.

Es war als wenn ein Bann von ihr fallen würde. Endlich konnte sie ihren Blick von dem Leichnam abwenden und zu Nikolai blicken. Er drückte leicht ihre Schulter, als sie ihrerseits eine Waffe an sich nahm und schließlich Carlos folgte. Dicht hinter ihr hörte sie Nikolais Schritte.

An der Vordertür angekommen gingen sie wieder nach draußen.

Tess spürte warmes Blut ihren Arm hinab laufen und gerade als es auf den nassen Asphalt tropfte, kamen sie an einem verlassenen Krankenwagen vorbei. Die Türen waren weit geöffnet, genau wie bei allen anderen Fahrzeugen, die überall auf der Straße standen, auch. Er war auf den Gehsteig gefahren und seine Motorhaube war von einer Straßenlaterne zerdrückt worden.

Carlos stieg ins Innere des Wagens und kramte zwischen Medikamenten und Infusionen nach Verbandsmaterial.

Tess setzte sich auf die Kante der Transportfläche und Nikolai beobachtete das Geschehen um sie herum.

Nur wenige Zombies schlurften ziel- und orientierungslos durch die Straßen. Ein allgegenwärtiges Röcheln und Stöhnen war zu vernehmen, doch sie schienen sich nicht für sie zu interessieren. Noch nicht.

Carlos kam mit einer handvoll Wattebauschen wieder. Wahrscheinlich noch das einzig Brauchbare. Vorsichtig tupfte er die Wunde sauber und Tess ließ es ohne zu mucken über sich ergehen. Schnell war der erste Bausch voll gesaugt, doch es blutete weiter. Das Blut wollte nicht gerinnen und so die Wunde schließen.

Ein Knacken ließ Nikolai herumfahren. Doch da war nichts. Typisch.

“Nervös?” grinste Tess ihn an.

Mit Schrecken stellte er fest, dass sie an Gesichtsfarbe verloren hatte. Er schluckte.

“Kein Wunder, oder?”

“Diese Bisswunde,” begann Carlos und drückte Tess’ Hand gegen den Bausch der die Wunde bedeckte “Sie hört einfach nicht auf zu bluten.” und wütend warf er die voll gesaugten Wattebällchen ins Innere des Fahrzeugs.

“Warum haben die uns nicht gesehen?” fragte Nikolai plötzlich.

“Was?” Carlos wusste erst nicht was er meinte.

“Der Hubschrauber.” sagte Tess anstelle von Nikolai.

“Wir standen mitten auf der Straße vor dem Krankenhaus.” sagte dieser nun wieder “Die hätten uns sehen müssen!”

Tess nickte leicht, als sie sich weiter die Watte an den schmerzenden Hals drückte.

“Die haben uns geseh’n.” sagte Carlos und sprach laut aus, was er sich bislang nicht hatte eingestehen wollen.

“Wie meinst du das?”

Auch Tess sah Carlos fragend an.

“Das kann ich dir sagen, Nikolai. Wir sind Versuchskaninchen…“ und er sah auch zu Tess “…die geopfert wurden.”

Carlos und Nikolai zückten ihre Waffen als hinter ihnen ein, verhältnismäßig lautes, Geräusch zu vernehmen war. Der rote Laserpointer der Waffen zeigte dessen Quelle. Ein zurückgelassenes Handy. Und dieses klingelte.

“Seht mal.”

Tess deutete auf eine Hauswand. Die Fassade war gerissen, doch die, noch intakte, Kamera war deutlich zu sehen.

“Nicht die Erste hier.” ließ Nikolai sie wissen.

“Wir müssen weiter gehen.” verdeutlichte Carlos “Das Klingeln könnte ein Zeichen sein.”

Tess atmete noch einmal tief durch bevor sie sich hoch stützte. Ihre Kehle war plötzlich furchtbar trocken. Sie hätte ein ganzes Wasserfass leer trinken können. Resignierend betrachtete sie den blutigen Bausch in ihrer Hand und ließ ihn fallen. Hatte ja eh keinen Zweck.

Sie setzten sich wieder in Bewegung und gingen die Straße hinab, vorbei an zersplitterten Fensterscheiben, verschüttetem Abfall und zerbrochenen Bürgersteigen.

Die meisten Straßenlaternen funktionierten nicht, aber Feuer und brennende Autos leuchteten ihnen den Weg.

Dieser führte sie zum Ravens Place Nummer 12.

Dort bemerkten sie, dass mehrere Zombies ihre Spur aufgenommen hatten und ihnen folgten. Und sie waren schnell.

“Da rein.” entschied Carlos “Vielleicht können wir uns hier verstecken.”

Zu ihrer Linken standen zwei brennende Autos, zu ihrer Rechten ein steinernes Tor, durch welches sie jetzt gingen.

“Hey,” sagte Tess und wischte sich den Schweiß aus den Augen “die kenn ich doch.”

Auch Nikolai sah jetzt zur Ravens Gate Church empor.

“Meine Eltern haben sich hier trauen lassen.” erklärte Tess mit gedämpfter Stimme als sie dem hölzernen Eichenportal entgegen gingen.

“Gut das sie von hier weggezogen sind.” meinte Nikolai und erhob seine Waffe, als Carlos langsam die Tür öffnete und ins Dunkel dahinter trat.

“Ja.” sagte Tess und tat es ihm gleich.

Nikolai schloss die Tür hinter sich und sie sahen sich um.

Die Kirche war ein gewaltiges Bauwerk im gotischen Stil. Im Innern war die Decke scheinbar endlos hoch. Die Schatten waren lang und es gab nur wenige, weit voneinander entfernte, Lichtquellen. Über der Eingangstür befand sich ein großes Fenster mit farbigem Glas.

Tess glaubte sich zu erinnern, dass die bunten Fensterbilder einen Engel mit Schild und Schwert zeigten, doch sicher war sie sich nicht.

Es war still in der Halle, doch nicht so still wie im Krankenhaus, ein entferntes Grollen war zu hören.

Carlos fragte sich ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war hier Unterschlupf zu suchen. Andererseits, was war besser dazu geeignet?

Langsam gingen sie weiter Richtung Altar, über dem ein riesiges Kreuz hing, als plötzlich ein bewaffneter Mann aus dem Beichtstuhl gesprungen kam und mit einer Magnum auf sie zielte.

Nikolais Laservisier zeigte bereits auf das Herz des Mannes als dieser rief:

“Verpisst euch hier! Das ist mein Versteck, sucht euch was anderes.”

Er fuchtelte mit der Waffe herum.

“Es ist doch genug Platz für alle da.” versuchte es Tess.

Der Mann riss die Waffe höher und zielte jetzt mit zitternden Händen auf Tess’ Kopf.

“Ich lasse mir von ihnen nicht-”

“Schon gut, ganz ruhig.” sagte nun Carlos und hob beschwichtigend die Hände.

Sofort zielte der Mann auf ihn.

“Runter mit der Waffe.” sagte Carlos weiter.

Der Mann schluckte, er schien zu zögern. Nikolais Zeigefinger hielt den Abzugsknopf etwas fester.

“Runter-mit-der-Waffe.” meinte Carlos erneut, diesmal mit etwas mehr Nachdruck.

Langsam ließ der Mann seine Arme wieder sinken und lief in Richtung einer Holzbank. Nikolai folgte ihm kurz mit dem Lauf seiner Waffe, doch als der Mann den Revolver wieder weg steckte, sah er keinen Grund mehr ihn noch länger anzuvisieren.

Tess atmete erleichtert aus, als sie sich auf eine der vorderen Bänke der Kirche fallen ließ. Mit dem Handrücken wischte sie sich den Schweiß von der Stirn. Sie fühlte sich, als hätte sie eine Woche nicht mehr geschlafen.

“Alles klar?” fragte Nikolai besorgt.

Tess nickte, ohne in seine Richtung zu sehen.

“Ja, muss nur mal kurz verschnaufen.” sagte sie, verzweifelt bemüht taff zu klingen, was ihr kläglich misslang.

Nikolai wollte sich neben sie setzen, als mit einem lauten Krachen die Tür erneut aufflog.

Alle, auch der Mann mit der Pistole, waren aufgesprungen und richteten ihre Waffen auf die Neuankömmlinge: zwei Frauen und ein Mann.

Zwei von ihnen waren bewaffnet und schienen keine Zivilisten zu sein. Eine der Frauen trug eine Kamera bei sich.

Carlos und Nikolai standen abwartend im Raum, Tess setzte sich wieder.

Sie schienen ihre Verwunderung schnell überwunden zu haben, denn die Frau mit der Waffe kam bereits auf sie zu gelaufen. Vor Nikolai blieb sie stehen.

“Arbeiten sie für Umbrella?” fragte sie indem sie ihn von oben bis unten musterte.

“Früher mal.” antwortete dieser “Bis man uns hier zum Fraß vorwarf. Jetzt,” er ließ eine kleine Kunstpause “betrachte ich mich eher als Freiberufler.”

Er zwinkerte ihr zu. Sie lächelte leicht. Nikolai hob seinen rechten Arm und salutierte vor ihr.

“Sergeant Nikolai Sokolov, zu ihren Die-”

“Hey Nikolai,” unterbrach Tess ihn und sah diesmal in seine Richtung “schon wieder am flirten?”

Er ließ seinen Arm sinken und wollte etwas erwidern, ließ es jedoch bleiben und wandte sich wieder der Frau zu.

“Sie steht auf mich.” erklärte er und deutete mit dem Kopf in Tess’ Richtung.

“Oh ja…” lachte diese und stand erneut auf “Träum weiter!”

Nikolai grinste.

“Sie will’s nur nicht zugeben.”

Ein heller Blitz zuckte am nächtlichen Himmel entlang, er wurde bald von einem dumpfen Donnern abgelöst.

Die Frau mit der Kamera, Tess kannte sie aus dem Fernsehen, filmte unterdessen den dritten im Bunde der Unbekannten.

“Kann uns die Polizei von Raccoon City vielleicht irgend etwas über die Herkunft dieser Gestalten sagen?” fragte sie und sah auf das Display der Kamera.

“Was soll das werden?” fragte Carlos, der zuvor dankend eine Zigarette des anderen Kerls angenommen hatte und diese jetzt rauchte.

“Mein Fernsehpreis.” sagte sie lächelnd und filmte nun Carlos, der lässig an einer Bank lehnte und die freie Hand auf dem Sturmgewehr ruhen hatte “Falls wir hier wieder lebend raus kommen.”

Teri, fiel es Tess wie Schuppen von den Augen, die Frau hieß Teri Morales und sie war Reporterin für Raccoon 7 News. Auch die andere Frau kam ihr seltsam bekannt vor. Doch den Mann hatte sie noch nie gesehen.

“Dann sollten sie mal Tess hier fragen.” sagte Nikolai plötzlich und deutete auf Tess “Sie kennt ne Menge Zombiegeschichten. Stimmt’s Tessi?”

Die Angesprochene streckte ihm die Zunge entgegen, als plötzlich ein entferntes, nicht zu definierendes, Geräusch zu vernehmen war.

Alle blickten sich alarmiert um. Carlos leuchtete die Deckenwölbung mit der Lampe der MP5K aus. Dann fiel sein Blick auf das Seitenschiff der Kirche.

“Ich seh mich mal um.” sagte Tess und zog die Ihre.

Von allen Waffen die sie im Sicherheitsdienst von Umbrella bisher getragen hatte, fühlte sich nichts besser an als die MP5K.

Carlos nickte und Tess machte sich auf den Weg.

Dieser führte sie, wieder mal, einen langen dunklen Gang entlang. An dessen Ende spendete ein Fenster etwas Zwielicht.

Dann hörte sie es wieder und ging nach rechts. Ihr Herz begann mit rasen, als sie der Quelle näher kam.

Am Ende des Ganges stieß sie eine Tür auf und trat ein.

Im Halbdunkel erkannte sie ein komplett eingerichtetes Zimmer mit Kamin, die Sakristei. Mehrere Tische und Stühle waren umgeworfen. Das schien neuerdings in Raccoon City üblich zu sein.

Am auffälligsten war der Blutfleck an einer der Wände. Blut hinterließ solche Muster, wenn es aus der Hauptschlagader sprühte, wie ihr auf der Polizeischule geschultes Hirn wusste. Und das war nicht gerade das, was man im Vorbereitungsraum eines Priesters sehen wollte.

An einem antiken Schreibtisch saß, mit dem Rücken zu ihr, eine Frau. Langsam ging Tess näher.

“Ist alles in Ordnung?”

Ein Blitz erhellte das Zimmer kurze Zeit. Die Person wiegte nur immer wieder den Kopf hin und her. Tess lief weiter auf sie zu.

“Was suchen sie hier?” sagte plötzlich jemand neben ihr.

Tess wirbelte herum und zielte auf den Pfarrer dieser Kirche. Ein Mann mit weißem Bart und Halbglatze, er hatte eine Bibel in der Hand. Wahrscheinlich hatte er sogar ihre Eltern in den Bund der Ehe geleitet.

Tess fühlte sich überrumpelt. Wo zum Teufel hatte er gelernt sich, sich so gekonnt an eine ehemalige FBI Agentin heranzuschleichen?

Aber die passender Frage wäre vermutlich gewesen, wie die Instinkte einer ehemaligen FBI Agentin dermaßen versagen konnten.

“Was ist hier los?” wollte sie von ihm wissen und sah Richtung Schreibtisch, fürchtete jedoch die Antwort bereits zu kennen.

“Meine Schwester fühlt sich nicht wohl.” sagte der Pfarrer und versuchte zwischen Tess und den Schreibtisch zu gelangen.

“Vielleicht kann ich ihr helfen?” bot sie ihm an.

“Nein!” sagte er ihr einen Tick zu schnell.

“Lassen sie mich durch!”

Tess stieß ihn einfach beiseite und umrundete den Schreibtisch.

“Gehen sie!” bat der Pfarrer und trat an den Stuhl heran.

Tess sah ihn voller Abscheu an. Die Frau auf dem Stuhl lebte nicht mehr, doch sie bewegte sich und zerrte an den Fesseln mit denen ihre Hände gebunden waren. Tess ging einen Schritt rückwärts und stieß gegen etwas. Es waren Fleischbatzen. Und direkt daneben lag ein halbaufgefressener Leichnam.

Das erklärte das Blut an der Wand.

“Sie füttern sie?” fragte Tess ungläubig “Sie sind krank!”

“Lassen sie uns bitte zufrieden.” sagte er, und es klang gleichermaßen wütend wie traurig.

Tess wusste nicht, ob er ihr Leid tun oder ob sie ihn erschießen sollte.

Oder Beides.

Der rechte Arm der Toten schnellte hoch und Tess wollte gerade auf sie schießen, als der Geistige sich zwischen sie drängte.

“Nein.” rief er und sprang auf sie zu.

Verdammt, er hatte ihr doch wirklich fast die Waffe aus der Hand gerissen. Sein Pech, denn das was mal seine Schwester war, packte ihn, riss sich auch mit dem anderen Arm los und biss ihm in den Hals.

Die Schreie des Priesters gellten durch die winzige Sakristei. Tess glaubte, dass sie die ganze Straße hinunter zu hören sein mussten.

Und dann schoss Tess.
 

In der Haupthalle schreckten alle nach oben als sie Schüsse hörten.

“Ich hau hier ab.” entschied Teri und rannte zum Ausgang.

“Hey!” Carlos eilte ihr hinterher “Hey! NEIN!”

Sie öffnete die Tür durch die sie alle hier rein gelangt waren. Davor lauerten Dutzende von Untoten die nur darauf warteten sie zerfleischen zu können. Teri schrie und versuchte die Tür wieder zuzudrücken. Carlos war an ihrer Seite und schlug mit der flachen Hand auf die Biester ein. Sie ließen sich dadurch ein Stück zurück drängen.

Schnell waren auch Nikolai und die beiden anderen Männer zur Stelle um ihnen zu helfen. Mit einem Knall schlug die Tür wieder zu, Nikolai schnappte sich einen Kerzenständer und klemmte ihn zwischen die beiden Klinken. Wenige Sekunden war noch ein Hämmern zu hören, dann gaben es die Zombies auf und es wurde wieder still. Doch nicht lange.

Etwas großes huschte an der Decke über ihnen entlang. Alle Waffen wurden nach oben gerissen und zeigten nun an die Decke.

“Scheiße, was war das?” fragte der Mann aus dem Beichtstuhl.

Der Polizist hielt eine Taschenlampe in der Hand, mit der er seinen Waffenarm stützte, und suchte die Decke ab. Wieder huschte etwas riesiges daran entlang. Doch diesmal auf der anderen Seite.

“DA!” schrie Teri, riss ihre Kamera hoch, und deutete auf eine dritte Stelle.

Die Nachtsicht ihrer Kamera zeigte das Ungetüm. Im Grunde war es von menschlicher Gestalt: zwei Arme, zwei Beine, aber sein Rückrat war so gebogen, dass es auf allen Vieren gehen konnte. Es lief mit seinen metallischen Klauen an der Wand entlang. Seine Zunge war gut einen Meter lang, das rohe Fleisch war zu sehen, doch das schlimmste waren seine Augen. Es hatte keine.

“Oh Gott.” sagte der Mann mit der Waffe und geriet in Panik.

“Was war’n das für ne Kreatur?” fragte Teri.

“Hey, was machen sie da? Bleiben sie hier!” rief Carlos dem Mann hinterher, der in die Richtung rannte in die Tess gegangen war.
 

Tess hörte einen Schrei.

Im Laufschritt eilte sie in die Haupthalle zurück. Durch eine gläserne Tür spähte sie kurz in deren Inneres. Es war niemand mehr zu sehen. Langsam öffnete sie die Tür und trat ein, sich nach allen Seiten umsehend.

Es blitzte und donnerte wieder.

Toll! Was zur Hölle war das hier? Ihr personifizierter Alptraum?

Als sie, leicht geduckt, unter die Bänke sah, sah sie etwas glänzen. Ein Revolver.

Sie bückte sich danach und musste auf dem Boden lang kriechen um ihn zu erreichen.

Als sie wieder aufrecht stand fiel mit einem lauten Knall etwas direkt neben sie auf den steinernen Boden. Es war die total entstellte Leiche des Mannes der sie bedroht hatte. Irgend etwas musste riesige Fänge haben und diese ihm in den Körper getrieben haben, denn dieser war in bemerkenswert kleine Stücke zerrissen.

Tess zögerte einen Moment, doch nur so lang um sicher zu gehen, dass sie ihre Waffe auf Automatik gestellt hatte. Dann zog sie den Abzug durch.

Dutzende Kugeln schlugen in das Gestein des Gotteshauses über ihr ein, etwas schien getroffen wurden zu sein, denn ein tierischer Schmerzenslaut war zu hören. Dann war es still.

Tess’ Waffe gab nur noch ein leises Klicken von sich, als sie den Abzug immer wieder vergebens drückte.

“Scheiße.” war das einzige Wort was ihr dazu einfiel.

Sie zog sich die Schlaufe an der die Waffe hing über den Kopf und ließ sie zu Boden fallen. Sie hatte keine Munition mehr dafür.

Die Beine in die Hand nehmend, durchquerte sie die Halle. Über ihr war wieder dieses Geräusch.

“Carlos?” flüsterte sie am anderen Ende angekommen, erhielt jedoch keine Antwort “Nikolai?”

Eine Hand legte sich auf ihren Mund, ein Arm fasste sie um die Hüften und zog sie in eine Nische hinter dem Altar.

Erschrocken bäumte sie sich auf und wollte sich wehren, als eine Stimme sie davon abhielt.

“Ssshhh.”

Und schon wurde sie wieder los gelassen.

Sie war heute so oft zusammengezuckt, dass es allmählich an ihren Nerven zu zehren begann.

“Nikolai!” sie musste dem Drang widerstehen ihn zu Schlagen “Tu das nie wieder!”

Es waren alle da. Die zwei Frauen, der unbekannte Polizist und Carlos und Nikolai.

Ihr Kommandant zeigte auf eines dieser Kreaturen, es hielt sich bedeckt hinter einer Säule. Ein weiteres war dicht bei dem Engel mit Schwert und Schild.

“Ich weiß.” sagte Tess.

“Ich zähle drei.” meinte Carlos “Sie haben uns umzingelt.”

“Was machen wir jetzt?” fragte Teri, sie schien eine Heidenangst zu haben.

“Wir haben kaum noch Munition.” sagte der Polizist.

“Hier!”

Tess reichte ihm die gefundene Magnum. Jetzt hatte sie nur noch Juris Beretta.

“Raus hier!” sagte Carlos, diesmal nicht mehr flüsternd und stürmte voran.

Wie wild feuerten sie auf die Viecher ein, doch sie waren entweder zu schnell oder es schien ihnen nichts auszumachen.

Aus dem Augenwinkel bemerkte Tess, dass Teri stolperte und zwischen den Bänken verschwand. Eines dieser Viecher hatte sie auch schon zum Ziel auserkoren, doch plötzlich kippten die Bänke im Dominoeffekt aneinander und retteten Teri somit.

“Oh, Scheiße.” sagte sie, klammerte sich an ihre Kamera, und stand auf.

Dicht gedrängt, standen sie nun in der Mitte des Raumes.

“Zu wenig Munition.” sagte die Frau mit der Waffe “Meine ist alle.”

“Meine auch.” musste Tess gestehen und griff nach ihrem Kampfmesser.

Neben ihr ließ Nikolai seine MP5K fallen.

“Okay, langsam zum Ausgang.” sagte Carlos und sie schlichen darauf zu.

Er kam immer näher, doch mit einem Mal trat eines dieser Viecher zwischen den Bänken hervor und versperrte ihnen den Weg. Es schnalzte mit seiner langen Zunge nach ihnen. Sein Kopf war viereckig und man konnte das Gehirn deutlich erkennen.

Carlos feuerte auf das Ungetüm, doch seine Waffe gab nur noch zwei Schüsse ab, die es kaum zu verletzen schienen.

“Schitt.”

Auch er zog sein Kampfmesser.

Das Monster wollte gerade zum Sprung ansetzen, als es plötzlich immer heller wurde.

Tess hörte Motorengeräusche, dann splitterte Glas.

Irgendwie schien ihre Reaktionsfähigkeit nachgelassen zu haben, denn als alle Anderen schon zur Seite gesprungen waren als sie ein Motorrad auf sich zu rasen sahen, stand sie noch ungläubig im Gang und beobachtete wie das Monster angefahren wurde.

Irgendjemand riss sie zur Seite als die Harley knapp an ihr vorbei fuhr. Sie schlug zwischen zwei Bänken auf den steinernen Boden und erblickte in der nächsten Reihe Nikolai der ebenfalls auf dem Boden lag. Er zwinkerte ihr zu und stand wieder auf.

Am Ende des Ganges machte das Motorrad mit quietschenden Reifen eine 180 Grad Drehung. Der Fahrer riss sich den Helm vom Kopf, es war eine Fahrerin. Sie hatte eine Shotgun in einem Rückenholster, zwei nickelbeschlagene Uzis an den Hüften und einen .45 Colt in einem Schulterhalfter.

“Aus dem Weg!” sagte sie auf eine ziemlich unfreundliche Art und meinte Teri und die andere Frau.

Beide traten beiseite als die Bestie sich ebenfalls vom ersten Schrecken erholt hatte und wieder im Gang stand.

Die Frau gab Vollgas und trieb den Motor somit weit in den roten Bereich. Die Maschine heulte auf. Dann legte sie den Gang ein, mit den Füßen auf dem Boden. Die Maschine schoss zwischen ihren Beinen hervor, sie machte einen Salto rückwärts und ließ das Motorrad führerlos weiter fahren. Das Ungetüm spürte es immer näher kommen und sprang es an. Die Frau hatte in der Zwischenzeit die Waffen aus ihren Holstern gezogen und feuerte zwei Kugeln auf den Tank des Gefährtes ab. Ein riesiger Feuerball bildete sich in der Halle, riss das Ungetüm in Stücke und blies ihnen heiße Luft entgegen. Sie gingen hinter den Bänken in Deckung, doch die fremde Frau steckte in aller Ruhe ihre Waffen zurück und rührte sich keinen Millimeter.

Hinter ihr war derweil ein weiteres der Viecher aufgetaucht. Sie zückte die Uzis und ohne mit der Wimper zu zucken feuerte sie auf die Verankerungen über dem Altar. Das Kreuz fiel krachend zu Boden und begrub das Zweite der Kreaturen unter sich. Blieb noch eins übrig. Dieses erschien rechts von der Frau. Mit einem Schrotgewehr fand es ein schnelles Ende. Doch das Biest unter dem Altar rührte sich noch. Es züngelte nach der Fremden, diese trat näher und blies ihm das Hirn weg. Eine Mischung aus ekliger grüner Masse und rohen Fleisch spritzte auf Carlos’ Schuhe.

Tess und Nikolai sahen sich ungläubig an. Es mochten zehn Sekunden vergangen sein seit die Harley durch das Buntglas gekracht war.

“Wer zum Teufel sind sie?” fragte Carlos und trat näher.
 

~Ende des 4. Kapitels~

Kapitel 5

Kapitel 5
 

In einer Gemeinschaft war man stärker. Und so kam es, dass Carlos und sein Team vier weitere “Mitglieder” bekamen: Der Polizist, Teri Morales, die Frau deren Name Tess immer noch nicht eingefallen war und die verrückte Motorradfahrerin. Allerdings war das Einzige was diese bis jetzt von sich verraten hatte ihr Vorname: Alice.

Sie alle hatten die Kirche durch den Hinterausgang verlassen und bahnten sich ihren Weg über den anliegenden Friedhof.

Die Frau, die neben Tess ging, warf ihr immer wieder seltsame Blicke zu. Tess selber überlegte jetzt etwas angestrengter wer sie war und schon bald fiel ihr es ein.

Jill Valentine! Ein suspendiertes Mitglied des S.T.A.R.S. - Teams hier in Raccoon City. Die Zeitungen waren damals voll damit.

“Vielleicht sollten wir uns noch mal kurz ausruhen.” sagte Jill plötzlich und gab sich nicht einmal mehr Mühe Tess unauffällig von der Seite zu beobachten.

“Oh nein,“ sagte Teri die neben Alice herlief welche die Führung übernommen hatte “Das würde ich jetzt nicht machen. Die lauern doch hier überall diese” sie wedelte hilflos mit den Armen “Dinger.”

“Dann hätten sie uns schon längst angegriffen.” sagte Alice als sie an zahlreichen Grabsteinen vorüber liefen.

“Sie wissen über die Bescheid?” fragte Teri neugierig nach.

“Das sind Biowaffen aus den Umbrella Labors unter der Stadt.”

Teri konnte gar nicht schnell genug ihre Kamera einschalten.

“Woher wissen sie so viel über Umbrella?”

“Hab mal für die gearbeitet.” war die knappe Antwort.

Alice blieb stehen um sich zu orientieren. Sie streifte Tess mit einem flüchtigen Blick, doch als sie die blutige Wunde an ihrem Hals bemerkte, zog sie in Sekundenschnelle ihre Waffe und richtete sie, den Finger am Abzug, auf Tess’ Kopf.

“Waffe runter!“ rief Nikolai fast gleichzeitig und zielte mit seiner verbliebenen Waffe auf Alice.

Blitzschnell zog sie eine weitere und zielte auch auf ihn.

“Was hast du vor?” fragte er, als Tess in den Lauf der Waffe blickte und alle Anderen in stummen Entsetzen zusahen.

“Sie ist verwundet. Die Infektion breitet sich aus.” erklärte Alice in einer Seelenruhe “Wir sollten das lieber gleich regeln, denn später ist es nicht mehr so einfach.”

Mit einer fließenden Bewegung seines Daumens entsicherte Nikolai seine Waffe.

“Nein.” sagte er bestimmend.

Alice zögerte, für Tess schienen es Stunden zu sein, steckte die Waffen jedoch zurück in ihre Holster. Komischerweise grinste sie.

“Wie sie wollen.”

Von Teri war deutlich ein erleichtertes aufatmen zu hören. Sie hatte noch immer ihre Kamera laufen.

“Nehmen sie’s nicht persönlich,” sagte sie an Tess gewand “aber in spätestens ein, zwei Stunden sind sie tot. Und kurz darauf sind sie eine von denen. Dann bringen sie ihre Freunde in Gefahr, wollen sie zerfleischen, was sie dann wohl auch tun. Tut mir Leid, aber so läuft das nun mal.” sagte sie abschließend und setzte ihren Weg unbeirrt fort.

Teri, Jill und der Cop folgten ihr.

Nikolai ließ langsam seinen Waffenarm sinken. Er und Carlos machten betroffene Mienen, sie wagten es nicht Tess in die Augen zu sehen. Sie selbst zwang sich zu einem Lächeln.

“Sie ist richtig optimistisch. Sehr sympathisch, muss ich schon sagen.”

Wie zur Bestätigung wurde Tess von einem Hustenanfall gepackt. Als dieser vorüber war fiel die lächelnde Fassade von ihr.

„Sieht so aus, als ob ihr nächste Woche allein ins Kino gehen müsst.“

Nicht darauf eingehend, wollte Nikolai ein wenig vom Thema ablenken.

„Die spinnt doch!“ und er deutete in die Richtung in die Alice und die Anderen verschwunden waren „Ich geh keine Sekunde länger mit der mit.“

Unweigerlich musste Tess grinsen.

„Tja,“ schaltete sich Carlos ein „nur schade, dass sie diejenige ist die ein ganzes Waffenarsenal am Körper trägt.“

„Ja, wirklich schade.“

Nikolai blickte wieder in die Richtung. Carlos klopfte ihm auf die Schulter, als die Drei einen gellenden Schrei hörten.

Alles vergessend, rannten sie in die Richtung aus der er kam und stolperten fast über Teri die am Boden lag und von verwesenden Armen an den Beinen gepackt wurde. Sie schienen aus der Erde zu wachsen.

Mit Entsetzen mussten sie feststellen, dass sich die Toten, wie in einem schlechten Horrorfilm, aus ihren Gräbern erhoben. Diese Seuche musste in die Erde gelangt sein.

Kurzerhand griff Tess nach Teris Armen und wollte sie aus den Klauen des Untoten befreien. Diese krallte sich wie eine Ertrinkende an ihr fest und schrie wie von Sinnen. Doch sie bewegte sich keinen Millimeter. Sie war so schwer, schien eine Tonne zu wiegen.

Erst als Alice dem Zombie einen kräftigen Tritt in die Magengegend versetzte, ließ er mit einem Brüllen von ihr ab und sie konnte aus eigener Kraft aufstehen.

Auch hinter ihnen erhoben sich immer mehr Tote aus ihren Gräbern, stießen durch den blätterbedeckten Erdboden hindurch als wäre er aus Pappe.

Alice, nun von einer Horde der Biester umringt, wirbelte wie ein Berserker durch die Gegend und brachte alle von ihnen durch Schläge und Tritte zu Fall. Einer von ihnen fiel so stark gegen einen Grabstein, dass dieser zerbrach. Dies alles tat sie in der gleichen Zeit die Tess braucht um sich zu ihr umzudrehen. Hinter ihr hielt sich Teri versteckt und filmte alles. Ein Zombie griff gerade nach ihr, als Tess ihn rasch am Kopf packte und so lange drehte bis sie den Nackenknochen brechen hörte. Er fiel zu Boden und stand nicht wieder auf.

Carlos und Nikolai arbeiteten sich beharrlich mit ihren Messern durch die Meute.

“Es sind zu viele.” hörte Tess jemanden brüllen, ihr Gehör schien nachzulassen, denn sie konnte die Stimme nicht mehr richtig zuordnen “Wir müssen weg hier. Da lang!”

Die Toten, einige schon so stark verwest, dass Maden aus allen Körperöffnungen krochen, nahmen die Verfolgung auf und schlurften hinterher.

Im Vorbeigehen trat Alice noch ein paar der Biester zu Boden und auch Jill ließ es sich nicht nehmen ein paar Letzten den Hintern zu versohlen.

Tess schob Teri vor sich her als sie den Untoten auswichen und sich beeilten den Friedhof zu verlassen.
 

Teri umschlang ihren Oberkörper mit den Armen, als sie an der verlassenen Stadtbibliothek vorbei liefen. Die Kamera baumelte an ihrem Handgelenk.

Sie waren den Zombies entkommen. Diese waren viel langsamer als die, die sie bisher getroffen hatten. Zum Glück.

Tess fröstelte, obwohl ihr der Schweiß auf der Stirn stand und in die Augen lief. Sie hatte Schwierigkeiten gerade zu gehen, da ihr ein bisschen schwindelig war.

Als sie aufblickte warf Nikolai ihr ein aufmunterndes Lächeln zu.

“Was sie da vorhin abgezogen haben war unglaublich.” durchbrach Jill, die vor ihnen ging, die Stille “Ich hab auch einiges drauf, aber so gut bin ich nicht.”

“Dafür sollten sie dankbar sein.” erwiderte die angesprochene Alice leise.

“Wie meinen sie das?”

Alice blieb stehen, Tess wäre beinahe auf sie aufgelaufen.

“Die haben was mit mir gemacht.” erklärte sie.

Alle sahen sie verwundert an. Nikolai wedelte mit der Handfläche vor seinem Gesicht hin und her. Carlos schlug ihn dafür an den Oberarm. Tess musste sich das Lachen verkneifen.

Hinter ihnen ertönte plötzlich das Klingeln eines Telefons. Sie wandten sich um und erblickten zahlreiche Münztelefone die um die Bibliothek herum angebracht waren. Eines davon, mit kaputtem Bildschirm, klingelte.

“Wir müssen weiter gehen.” entschied Alice “Das Klingeln könnte ein Zeichen sein.”

“Das hab ich doch heute schon mal gehört.” überlegte Nikolai.

“Nicht stehen bleiben.” sagte Alice und ging auch an weiteren läutenden Telefonen vorüber.

Das Klingeln hörte auf sobald sie an ihnen vorbei waren. Seltsam.

Sie kamen an eine Kreuzung und befanden sich plötzlich inmitten eines Big-Ben-Läutens aus Telefonklingeln. Jedes Münztelefon in Sichtweite fing an zu bimmeln. Nach drei- oder viermaligen Klingeln verstummten alle wieder, bis auf das neben einem ausgebrannten Restaurant.

Mit einem Schritt war Alice an diesem dran, riss den Hörer an sich und hielt ihn an ihr Ohr.

“Hallo?” fragte sie.

Allen Anschein nach, war jemand am anderen Ende der Leitung. Wenn man sich anstrengte, konnte man denjenigen sprechen hören. Doch die Worte waren nicht zu verstehen.

“Wer ist da?” fragte Alice weiter.

Alle anderen hatten sich um sie versammelt. Carlos deutete auf eine Überwachungskamera die auf sie gerichtet war und immer näher ran zoomte. Alices Gesichtsausdruck war nicht zu deuten und das nächste was sie sagte war:

“Haben wir eine andere Wahl?”

Es vergingen einige Minuten in denen sie nur stumm zuzuhören schien. Dann ließ sie ohne ein weiteres Wort den Hörer fallen und ging weiter.

“Was zum-” begann Carlos und lief ihr hinterher “Hey, was soll das?”

“Mir nach!” sagte sie ohne ihn eines Blickes zu würdigen.

“Die ist verrückt.” hörte man von Nikolai.

Carlos packte Alice am Oberarm und zwang sie, sich zu ihm umzudrehen.

“Ich will jetzt sofort wissen was hier läuft!” sagte er in einem Ton der keine Widerrede duldete.

Alice sah sich um und erblickte nicht weit entfernt eine Straßenbahn. Sie deutete mit einer Kopfbewegung in deren Richtung.

“Geh’n wir da rein.”

Carlos sah sie noch einen Augenblick lang scharf an, dann, als sie auf seine Hand sah, die noch immer ihren Oberarm festhielt, ließ er sie endlich los.

Alice deutete ein Lächeln an und lief auf die rote Straßenbahn zu.

Die Türen der Bahn standen offen, einige Fenster waren zerstört und von Blut verschmiert. Die Fahrgäste und der Fahrer waren wahrscheinlich in blinder Angst geflüchtet.

Gut für sie, so konnten sie unbehelligt eintreten und noch einmal kurz verschnaufen. Besonders Tess schien dies zu begrüßen, denn kaum im Inneren der Bahn, saß sie auch schon auf einem der gepolsterten Sitze und hatte die Augen geschlossen.

Sie musste kurz eingedöst sein, denn als sie die Augen wieder öffnete, war eine Unterhaltung in Gange. Jill schien sie gerade noch mal zusammen zu fassen.

“Sein Name ist also Dr. Ashford und er leitet die-”

“Forschungsabteilung für fortgeschrittene Gentechnik und Virologie der Umbrella Corporation.” vervollständigte Alice den Satz an ihrer Stelle.

Teri filmte sie dabei.

“Hab ich was verpasst?” flüsterte Tess und setzte sich ein wenig aufrechter hin. Ihre Stimme klang rau.

Nikolai schüttelte den Kopf.

“Nicht viel.”

“Was will er von uns?” fragte Jill weiter und atmete den Rauch einer Zigarette aus.

Tess sah zu Carlos. Auch er rauchte.

“Seine Tochter, Angela.” erklärte Alice weiter als sie, auf den Boden sitzend, ihre Waffen nach lud “Sie ist noch in der Stadt. Umbrella sollte sie ausfliegen, aber das ist schief gelaufen. Sie versteckt sich in ihrer Schule. Wenn wir sie finden bringt er uns durch die Absperrung.”

Der Polizist der Gruppe suchte sich den Augenblick aus, um sich ebenfalls zu Wort zu melden.

“Das können wir vergessen.” sagte er “Wir sollten uns lieber das Gebäude mit den dicksten Mauern und den stabilsten Türen suchen und uns dort verbarrikadieren, und in Ruhe auf Hilfe warten.”

Teri nickte zustimmend.

“Es wird keine Hilfe kommen.” schaltete sich Carlos ein.

Alice bestätigte dies durch eine Kopfbewegung.

“Laut Ashford weiß Umbrella, dass sie die Seuche nicht eindämmen können. Das heißt, gleich morgen Früh werden sie Raccoon City komplett desinfizieren.”

Alice entsicherte ihre Schrotflinte.

“Was meinen sie mit ‘desinfizieren’?” wollte Teri wissen.

“Ein atomarer Präzisionssprengsatz.” übersetzte Alice ihr Gerede.

“Sprengkraft?” wollte Carlos wissen.

“Fünf Kilotonnen.” sagte Alice und sah in seine Richtung.

Er schnaubte zur Antwort und wiederholte es leise.

“Ich hab die Schnauze voll.” sagte Tess und ließ sich wieder nach hinten fallen um sich anzulehnen.

“Was bedeutet das?” wollte Teri wissen, die anscheinend kein Wort verstand.

“Das bedeutet, sie vernichten nicht nur die Seuche,” nahm Alice wieder das Wort auf “sondern auch alle Spuren.”

“Absoluter Blödsinn! Blödsinn!” sagte der Cop und zeigte mit dem Finger auf Alice “Damit würden die doch niemals durchkommen. Alle Zeitungen wären voll damit.”

“Es wird vertuscht.” vermutete Tess, an die Decke der Bahn starrend, und erntete ein weiteres Nicken von Alice.

“Es läuft bereits. Ein Schmelzen des Reaktors im Atomkraftwerk. Ein tragischer Unfall.”

“Nicht mal Umbrella ist zu so was fähig.” erwiderte der Polizist.

“Nicht fähig?” fragte Jill “Peyton, du warst doch auch dort, auf der Brücke. Du weißt ganz genau wie weit Umbrella gehen würde.”

Nikolai nickte.

“Oh, ja.” sagte er und dachte an die Situation seines Teams.

Peyton, bisher Mr. Unerschütterlich gewesen, klang auf einmal so panisch wie Tess sich fühlte, als er aufstand und sagte:

“Und was machen wir jetzt?”

“Wir sollten vor morgen Früh aus der Stadt raus sein.” grinste Alice ihn an.

“Okay,” sagte Tess und sprang auf, wünschte sich jedoch augenblicklich sie hätte es nicht getan, da ihr kurze Zeit schwarz vor Augen wurde. “Wo genau ist diese verdammte Schule?”
 

~Ende des 5. Kapitels~

Kapitel 6

Kapitel 6
 

Die Raccoon City Junior School befand sich im Zentrum der Stadt. Das kleine, beschauliche Gebäude lag am Rande eines Parks und hatte in der Gegend einen guten Ruf.

Über die Arklay Überführung konnte man die Innenstadt umgehen und somit schneller ans Ziel gelangen.

Alice führte die Gruppe, die sich auf der Überführung durch die zurückgelassenen Fahrzeuge schlängelte, an, die Hände immer an den Griff ihrer Waffen.

Im Nachhinein war Tess froh, dass sie mit dem wandelnden Waffenarsenal mitgegangen waren, jetzt hatten sie immerhin jeder ein Munitionsmagazin mehr in der Tasche.

Sie lud gerade Juris Beretta nach als Jill, die neben Alice herlief, sich zu Wort meldete.

“Wenn es nun gar keinen Weg aus dieser Stadt gibt” sagte sie philosophisch “und er uns nur mit diesen Kameras verarscht? Wie in einem Computerspiel.”

Alice antwortete nicht.

“Oh, ja...” meinte Tess “‘Gun Survivor 4 1/2', oder was?”

“Nein,“ vermutete Nikolai “ich glaube sie meint ‘Helium Prime 2 3/4’.”

Carlos rollte mit den Augen, Jill ignorierte es.

Als sie die Brücke fast überquert hatten, blieb Alice plötzlich stehen und blickte über das Geländer der Überführung in die Ferne.

“Was ist?” wollte Jill wissen nachdem sie stehen geblieben war und zurück geblickt hatte.

Die Anderen waren zwischenzeitlich aufgeschlossen und folgten ihrem Blick.

“Was ist los?” fragte nun auch Peyton.

“Wartet.” sagte Alice endlich und wandte ihren Blick noch immer nicht ab.

“Bis morgen Früh, oder was?” Peytons Stimme troff vor Sarkasmus.

“Nein!” antwortete Alice gereizt “Da hinten ist was.”

“Wo?” wollte Teri wissen.

“Da.” Alice nickte in die Richtung in die sie die ganze Zeit starrte.

Tess trat näher an das Geländer und verengte die Augen zu schlitzen. Das Einzige was sie sah waren geparkte Fahrzeuge in nebliger Straße. Dann schüttelte sie den Kopf.

“Ich seh’ nichts.”

“Das ändert nichts daran, dass da hinten irgendwas lauert.” Alice sprach mit einer Sicherheit und Endgültigkeit, die Tess mehr als beunruhigte.

Alice selbst riss sich jetzt endlich davon los in die Dunkelheit zu sehen.

“Gut...” sagte Teri plötzlich “...vielleicht sollten wir jetzt lieber-“

“Jetzt hab ich aber langsam die Schnauze voll!” schrie Peyton ohne Vorwarnung und zog seine Waffe.

Nichts klang in diesem Moment schlimmer als der Laut eines Maschinengewehrs welches, aus dem Nichts, Dutzende von Kugeln auf Peyton schoss. Blut spritzte umher, als diese durch seinen Körper fetzten. Er flog drei Meter durch die Luft und schlug tot auf dem Asphalt auf.

“PEYTON!” schrie Jill und ballerte wie von Sinnen in die Tiefe bevor sie sich hinter ein Fahrzeug in Sicherheit brachte.

Tess und ihr Team hatten sich flach auf den Boden geworfen und wagten es erst wieder den Kopf zu heben als sich das Bleifeuer eingestellt hatte.

“Nemesis...” hörten sie Alice die, lebensmüde wie sie anscheinend war, noch immer stand, zu sich selbst murmeln.

“Was?” fragte Tess und kämpfte sich auf wackelige Beine.

“Verschwindet.” sagte Alice etwas lauter und zog ihre Waffen “Lauft weg!”

Und bevor sie etwas dagegen tun konnten war die verrückte Alice über das Geländer in die Tiefe gesprungen.

Tess starrte ihr hinterher. Augenblicklich waren Schüsse zu hören, doch sie konnte nur noch einen riesigen Schatten erkennen, wie ein Panzer auf Beinen.

Jemand packte Tess am Arm und zog sie mit sich. Leicht stolpernd, fiel sie in den Laufschritt ein und ließ sich von der Brücke zerren.

Wie zu erwarten, war es Nikolai der sich mehr Sorgen um Tess’ Haut zu machen schien als um seine Eigene.

Carlos war dicht hinter ihnen, als eine Explosion den Boden unter ihren Füßen zum beben brachte. Soweit sich Tess erinnern konnte, trug Alice nichts bei sich was eine derart heftige Detonation auslösen konnte. Wahrscheinlich war sie bereits tot.

Was Jill und Teri anging war sie sich nicht so sicher, irgendwie hatten sie sich aus den Augen verloren.

“Hier lang!” rief Carlos ihnen zu und hechtete durch die verwüsteten Straßen der Stadt.

Glücklicherweise begegneten sie keinen weiteren Zombies, aber auch keinen weiteren Überlebenden.

Tess’ Atem ging röchelnd als sie an der Schule ankamen. Es war nicht sonderlich schwierig gewesen diese zu finden. Von allen Gebäuden auf dieser Seite der Hudson Avenue war die Schule das einzige, vor dem noch Licht brannte.

Ein gutes Zeichen?

Tess wurde immer blasser und fühlte sich deutlich schwächer. Wenn es stimmte was Alice gesagt hatte blieb ihr nicht mehr viel Zeit. Es war jetzt fast drei Stunden her seit Juri sie gebissen hatte, lange würde sie nicht mehr durchhalten.

Ein Polizeiwagen der Hundestaffel der K-9-Einheit, der in der Nähe in ein Gebäude gekracht war, erregte Carlos Aufmerksamkeit. Ob Tiere sich auch infizieren konnten? Nachdem was sie in der Kirche gesehen hatte war dies durchaus im Bereich des Möglichen. Sie sollten auf der Hut sein.

Sie stiegen die wenigen Stufen zum Eingang empor und traten mit gezogener Waffe ein. Die Tür quietschte als Carlos sie aufstieß. Rechts und links von ihnen erstreckten sich lange und, wie sollte es auch anders sein, dunkle Korridore, an dessen Seiten sich Spinde und die Türen zu den Klassenzimmern reihten.

“Wir teilen uns auf.” sagte Carlos “Tess, du übernimmst das Erdgeschoss.“

Tess war dankbar jetzt keine weiteren Treppen mehr steigen zu müssen. Zur Antwort konnte sie nur noch Nicken. Das Sprechen erschien ihr auf einmal so furchtbar anstrengend.

„Nikolai, du den ersten Stock.”

“Geht klar.” bestätigte dieser.

“Ich nehm mir den zweiten Stock vor.” sagte Carlos abschließend und sie setzten sich in Bewegung.

Mit einem letzten Blick auf Tess eilten die beiden Männer auf das Treppenhaus direkt vor ihnen zu und verschwanden in der oberen Etage. Sie mussten Angela Ashford finden, und zwar schnell!
 

Nikolai hatte ein ungutes Gefühl als er auf der ersten Etage ankam und Carlos weiter nach oben stürmte.

Er konnte nicht genau sagen was es für ein Gefühl war, aber es fühlte sich absolut falsch an hier zu sein.

Scheiße, ja...natürlich war es falsch sich in einer Stadt aufzuhalten die von Zombies überrannt und im Morgengrauen dem Erdboden gleich gemacht wird. Doch das war einzig und allein Umbrellas Schuld. Und eines schwur sich Nikolai. Wenn er je lebend hier raus kommen sollte, dann würde er alles tun um diesem gottverdammten Konzern das Handwerk zu legen.

Die meisten seiner Truppenmitglieder waren tot. Er hatte sie in dem Straßengefecht sterben sehen. Er dachte an Sam O’Neill. Sie musste ihren Lebensgefährten das Genick brechen kurz nachdem er sie gebissen hatte. Ohne zu zögern hatte sie sich dann den Lauf ihrer Beretta in den Mund geschoben und hatte abgedrückt. Nie wieder würde er diese Bilder vergessen. Und das wollte er auch nicht. Denn diese Erinnerungen würden vielleicht das Einzige sein, was ihn in dem folgenden Kampf gegen Umbrella aufrecht halten würden.

Es war einzig und allein Umbrellas Schuld.

Dann hörte Nikolai einen Schrei.

Er wusste, dass es falsch war hier zu sein.

Ein russisches Schimpfwort später befand er sich auf dem Weg nach unten.
 

Tess schluckte schwer und klammerte sich an Juris Waffe als sie sich den Gang entlang schleppte und die erste Klassenzimmertür aufstieß. Sie musste einige Male blinzeln um sehen zu können, dass niemand in dem Zimmer war.

Der Raum selbst war ein einziges Chaos. Tische waren umgekippt, über den Boden verstreut lagen Papiere und Bücher, die Bänke waren blutverschmiert.

“Angela?” flüsterte sie trotzdem.

Nein, flüstern war das falsche Wort. Ihre Stimme war nur noch ein heiseres Kratzen.

Unendlich langsam schlich sie zu der nächsten Tür im Gang, nur um in diesem Raum ebenfalls keine Angela Ashford zu finden.

Plötzlich hörte sie einen Schrei der durch die Gänge echote. Es klang wie Teri. Sie schüttelte den Kopf.

Scheiße, wahrscheinlich bildete sie sich das nur ein. Oder es war der Virus der sie langsam um den Verstand brachte.

Nie hatte sie Angst in der Dunkelheit gehabt, aber langsam wurde sie unerträglich.

Auf dem Weg zur nächsten Tür wurde ihr auf einmal furchtbar übel. Sie musste dagegen ankämpfen sich zu übergeben. Alles um sie herum drehte sich und anstatt geradeaus zu gehen, taumelte sie nach rechts und stieß gegen eine Wand. Sie hielt sich an ihr fest und atmete ein paar Mal tief durch.

Scheiße, wenn nicht bald ein Wunder geschehen würde wäre sie ganz schön am Arsch. Sie wollte nicht so enden wie Juri...und wie all die Anderen. Die Alternative sich selbst in den Kopf zu schießen, erschien ihr zunehmend verlockend, doch sie verwarf den Gedanken schnell wieder. Es wäre feige so etwas zu tun.

Als sie glaubte sich wieder einigermaßen im Griff zu haben schlurfte sie weiter. Oh Gott, ja, sie schlurfte schon.

Die Übelkeit wurde plötzlich wieder schlimmer. Sie konnte sich einfach nicht mehr auf den Beinen halten und kippte vorn über. Im Fallen verlor sie Juris Waffe die über den Boden schlidderte und erst an der gegenüberliegenden Wand zum stehen kam.

Entgegen ihrer Erwartung schlug sie nicht auf dem harten Flur auf, sondern wurde von starken Armen aufgefangen. Langsam setzte man sie auf den Boden. Tess krallte sich mit geschlossenen Augen an der Person fest. Noch immer drehte sich alles. Langsam öffnete sie die Augen und erkannte ein Namensschild auf der Brust der Person: Sokolov. Ein Wunder, dass sie überhaupt noch die Buchstaben erkennen konnte. Dann schloss sie die Augen wieder.

Nikolai rüttelte an ihren Schultern.

“Wach bleiben, Tess, bleib wach!”

Er hatte keine Ahnung ob sie ihn gehört hatte, doch wenigstens sprach sie mit ihm, aber während sie dies tat war ihre Stimme kaum wieder zu erkennen.

“Es geht zu Ende.” hauchte sie, strich mit ihren Fingern über Nikolais Namensschild und hatte ihren Kopf noch immer an seinen Oberkörper gebettet.

Nikolai sagte nichts.

Tess war zum heulen. Doch sie konnte es nicht, es war einfach zu anstrengend. Das Einzige zu was sie sich im Stande sah war ein leises Wimmern.

“Ich will nicht sterben. Ich will es nicht…” säuselte sie weiter, fügte jedoch hinzu “Du kümmerst dich um mich wenn es doch so kommen sollte, oder?”

Nikolai hatte genug. So etwas wollte er nicht hören. Er packte sie etwas fester.

“Sieh mich an!”

Sie gehorchte und sah ihm in die Augen. Nikolai hätte schreien können. Ihre Augen waren blutunterlaufen. Und wo war das schöne blau hin?

Er ließ sich nichts anmerken.

“Du wirst dich doch nicht unterkriegen lassen?” Seine Stimme hallte laut in dem fast verlassenen Gang wieder.

Tess brachte kein Schnauben mehr zustande. Sie wollte jetzt einfach nur noch schlafen.

“WACH BLEIBEN!” Nikolai brüllte es ihr so laut entgegen, dass sie gar nicht anders konnte als die Augen wieder aufzureißen.

Nikolai griff nach ihrer, nein, nach Juris, Waffe und drückte sie ihr in die Hand. Dann fand sie sich auf ihren wackligen Beinen wieder.

Nikolai hatte sich ihren Arm um den Hals geworfen und hatte sie nach oben gezerrt. Wie ein Sack Kartoffeln hing sie an seiner Seite.

“Wir haben doch noch ein kleines Mädchen zu retten.” sagte er als er begann, Tess den Gang hinunter zu führen.

Normalerweise hätte sie ihm geraten, sich zum Teufel zu scheren, aber um sie herum war plötzlich nur noch Schwärze. Sie würde unter Garantie gegen eine Wand oder so was rennen.

“Ja,” flüsterte Tess und brachte sogar ein Grinsen zustande “ich kann die Kleine doch nicht mit euch Beiden alleine lassen.”

Nikolai erwiderte das Grinsen. Sie würde es schaffen, das wusste er. Sie würde überleben. Etwas anderes kam einfach nicht in Frage.

“Und wenn wir hier raus sind, dann gehen wir in eine Kneipe und lassen es so richtig krachen.” versuchte er Tess aufzumuntern.

“Das hättest du wohl gern?”

Sie schien über die Phase, in der sie ständig drohte das Bewusstsein zu verlieren, hinweg zu sein.

“Oh, ich wette du gibst eine gute Betrunkene ab.”

Gerade wollte sie ihm erklären, dass es Zeitverschwendung wäre sie betrunken machen zu wollen, als sie auf eine Blutspur am Boden stießen. Tess war erstaunt darüber, dass sie überhaupt wieder etwas sehen konnte.

Die Spur führte aus einem der Klassenzimmer. Die Tür stand offen. Nikolai und Tess sahen sich an, dann traten sie ein.

Wie in den anderen Zimmern auch, waren umgestoßene Bänke und Stühle quer im Raum verteilt. Der Anfang der Spur befand sich verdeckt hinter einem Tisch. Nikolai lehnte Tess gegen den Türrahmen.

“Wart mal kurz.” sagte er, dann trat er näher.

“Keine Angst, ich werde nicht wegrennen.” Tess schluckte, ihr war immer noch schlecht.

Nicht weit entfernt lag eine laufende Kamera auf den blutverschmierten Fußboden.

“Teri…” flüsterte Nikolai, als plötzlich eine Stimme ertönte, die eindeutig die eines kleinen Mädchens war.

“Sie können ihr nicht helfen.”

Nikolai wirbelte mit erhobener Waffe herum, ein Mädchen mit komplett zerzausten Haaren trat hinter dem Lehrertisch hervor. Sie trug ihre Schultasche noch um die Schultern.

“Nicht mehr.” sagte die Kleine weiter “Ich hab gesehen was die gemacht haben.” Sie deutete auf die Blutspur die quer durch den Raum verlief. Nikolai ließ die Waffe sinken.

“Bist du Angela?”

Das tapfere Mädchen nickte.

“Ja.”

“Wir sind Freunde deines Vaters. Wir werden dich zu ihm bringen.”

Angela lächelte. Sah ganz so aus, als hätte sie mit dieser Rettung gerechnet. Wahrscheinlich wusste sie, wie jede Tochter, dass ihr Daddy sie nicht im Stich lassen würde.

Nikolai bückte sich nach der Kamera und gab sie Angela in die Hand.

“Du brauchst jetzt keine Angst mehr haben, wir passen auf dich auf.”

Angela ließ sich zur Tür führen, wo Tess noch auf sie wartete. Vor ihr blieb sie stehen.

“Du siehst nicht gut aus.” Sie sah ihr direkt in die Augen.

Tess brachte ein Zombielächeln zustande und wuschelte ihr durch die eh schon zerwühlten Haare.

“Ach Quatsch, mir geht’s prima.”

Nur klang Tess ganz und gar nicht danach. Sie klang eher danach umzufallen und zu sterben, und dies passte auch zu ihrem Aussehen.

Nikolai packte sie am Handgelenk und legte sich ihren Arm wieder um den Nacken, mit dem anderen Arm umschlang er ihre Hüfte.

“Verschwinden wir von hier.” sagte er und sie verließen den Raum.

Angela klammerte sich an Teris Kamera als sie den Gang wieder hinab gingen. Tess warf ihr immer wieder Blicke zu.

“Angela Ashford…” krächzte sie in die Stille “Für so ein kleines Mädchen ein ganz schön erwachsener Name.”

“Ich bin kein kleines Mädchen mehr, außerdem sagen alle Freunde Angie zu mir.”

Tess konnte sich vorstellen, dass sie es hasste so genannt zu werden.

“Angie…” wiederholte Nikolai und zwinkerte ihr zu “gefällt mir viel besser.”

Angie lächelte.

“Der Herr zu meiner Rechten ist übrigens Nikolai.” erklärte Tess.

“Wie ungehobelt von mir.” meinte dieser als sie gerade an der Kantine vorbei gingen “Die junge Dame zu meiner Linken kannst du Tessi nennen.”

Tess wollte gerade den Versuch starten ihn zu schlagen, als in der Kantine ein Schuss fiel. Angela zuckte zusammen und drückte ihre Schultasche fest an sich. Nikolai schleppte Tess zur Tür des Essraumes. Sie spähten durch die gläsernen Fenster, konnten allerdings nicht viel erkennen. Kurzerhand traten sie durch die Schwingtür ein.

Im Inneren wurde Jill von einem Zombiehund attackiert. Sie schien ihn getroffen zu haben, aber trotzdem war er noch im Sprung gegen sie geprallt und hatte sie umgeworfen. Ihre Waffe schien sie dabei verloren zu haben.

Der Dobermann war mit Blut bedeckt. Große Fleischbatzen fehlten und man konnte den Brustkorb erkennen, ganz zu schweigen von mehreren inneren Organen, die wohl alle nicht mehr funktionierten.

Einige Zombielehrer schlurften ebenfalls durch die Essensreste die überall verteilt auf dem Boden lagen.

Der Dobermann holte zum wiederholten Male Anlauf, als Nikolai Tess gegen die Wand lehnte und seine Waffe zückte. Angela lugte neben ihr durch die Tür.

“Wartet hier, ich muss mal kurz den Helden spielen.”

Mit diesen Worten entsicherte er die Waffe und ballerte dem Dobermann im Sprung das Hirn weg. Jill hatte einen Stuhl als Schutz vor ihren Körper gehoben und sah Nikolai verwirrt an. Dieser brachte in schneller Reihenfolge die restlichen Untoten durch Kopfschüsse dazu sich nicht mehr zu rühren. Schließlich trat er an den, noch zappelnden, Zombiehund heran und jagte ihm eine weitere Bleikugel in den Schädel.

“Schön Sitz.” hörte Tess ihn sagen.

Angela war an ihre Seite getreten.

“War mir ein Vergnügen ihnen zu helfen.” sagte Nikolai zu Jill, als er plötzlich von einem weiteren dieser Biester angesprungen wurde, zu Boden ging und ebenfalls seine Waffe verlor.

Angela schrie auf und zog Tess am Arm, bat sie mit ihr mitzukommen. Jill machte Anstalten Nikolai zu helfen, doch es gelang ihm recht gut sich die Krallen und Zähne des Hundes vom Hals zu halten, sodass er sagte:

“Retten sie das Mädchen, die Bestie kauf ich mir.”

Jill nickte, rannte an Tess vorbei, nahm Angie bei der Hand und rannte mit ihr in Richtung Küche davon.

Tess’ Herz raste. Nikolai kämpfte noch immer mit diesem Mistvieh. Wenn sie nichts unternehmen würde, würde es ihn vielleicht noch in Stücke reißen.

Also zielte Tess.

Und konnte rein gar nichts mehr erkennen.

Verdammt, sie konnte einer Fliege den Rüssel abschießen, doch jetzt sah sie nicht einmal mehr wo Nikolai endete und wo der Zombiehund anfing.

Wenn sie daneben schoss, würde sie Nikolai treffen. Daran wollte sie gar nicht denken.

Sie rieb sich die Augen, doch noch immer konnte sie nur schemenhaft wahrnehmen was vor ihr geschah.

“Oh Scheiße.” flüsterte Nikolai zwischen den Knurrgeräuschen des Biestes hindurch.

“Was? Was ist los?” fragte Tess so laut sie konnte.

Noch immer lehnte sie an der Wand. Wäre sie nur einen Schritt gegangen hätte sie unter Garantie kurz darauf der Länge lang auf dem Boden gelegen.

“Auf zwei Uhr, Tess!” Nikolai klang ziemlich panisch.

Tess erkannte nicht viel, aber diese, sich bewegenden, Konturen konnten nur noch so ein Monster sein. Es nahm Witterung auf. Und dann rannte es los, direkt auf Nikolai zu.

Ohne darüber nachzudenken, riss Tess Juris Waffe nach oben und schoss das Magazin leer. Wenige Zentimeter vor Nikolai fiel der Zombiehund, nun endgültig tot, um und kam schliddernd zum stehen. Erleichtert atmete Tess aus, doch ein Schmerzensschrei von Nikolai ließ sie die anfängliche Erlösung vergessen.

Scheiße, sie musste etwas unternehmen. Und zwar etwas besseres als einfach nur an der Wand zu stehen und ihre Munition zu verschwenden. Wahrscheinlich waren die Hälfte ihrer Schüsse ins Leere gegangen.

Also taumelte sie in die Mitte des Raumes. Nach drei Schritten waren ihre Kraftreserven aufgebraucht und wie befürchtet stolperte sie zu Boden. Noch immer waren mehrere Meter zwischen ihr und den Kämpfenden. Nikolai schrie noch immer. Tess hatte Angst. Sie konnte ihm einfach nicht helfen. Also rief sie seinen Namen, immer und immer wieder, bis ein Schuss fiel. Und dann war es ruhig.
 

~Ende des 6. Kapitels~
 

Und? War’s spannend? Ist es ein böses Ende für ein Kapitel? Ja, ich bin gemein.

An dieser Stelle im Film stirbt der Gute Nikolai. Der Arme, das hat er nicht verdient. *schnief* Aber das heißt ja nicht, dass er hier auch sterben muss, oder?

Kapitel 7

Kapitel 7
 

Tess lag ausgestreckt auf dem dreckigen Boden der Schulkantine. Der Schuss der soeben fiel, hallte in ihren Ohren wider. Ohne wirklich zu begreifen was gerade geschehen war, packte sie jemand unter den Armen und zog sie zurück auf die Beine. Von allein wäre sie wahrscheinlich eh nie wieder hochgekommen.

“Alles in Ordnung?” hörte sie eine Stimme fragen.

Carlos!

Tess deutete ein Nicken an. Natürlich war dies gelogen. Gar nichts war in Ordnung. Dann sah sie zu dem Fleischbatzen der Nikolai unter sich begraben hatte. Er rührte sich nicht. Tess’ Augen weiteten sich. Nein, bitte nicht!

“Fuck!” schien der Zombiehund plötzlich mit Nikolais Stimme zu reden.

Doch dann wurde er zur Seite grollt und eine grüne Flüssigkeit troff aus seinem durchlöcherten Schädel. Fluchend richtete sich Nikolai auf. Der Ärmel seines linken Arms war komplett zerfetzt und mit Blut getränkt.

“Keine Sekunde zu spät.” lobte er Carlos “Das Biest wollte mir gerade an die Gurgel.”

“Habt ihr das Mädchen?”

Tess, nun über Carlos’ Schulter hängend, hob ihren Arm und deutete Richtung Küche.

“Jill hat sie.” antwortete Nikolai der seine Waffe wieder aufnahm.

Hinter Carlos schwang die Tür erneut auf und ein dunkelhäutiger Mann der Marke Straßengangster trat ein. Nikolai machte Anstalten auf ihn zu schießen, doch Carlos hielt ihn davon ab.

“Nicht schießen, er ist sauber. Er hat wie wir einen Deal mit Doktor Frankenstein.”

Mit erhobenen Händen trat er näher.

“Keine Angst, ich wurde noch nicht gebissen, im Gegensatz zu dir.”

Sich den Arm haltend, trat auch Nikolai näher. Und dann sah der Gauner Tess.

“Hallo.” er hielt ihr die Hand hin “Lloyd Jefferson Wayne. Aber in Anbetracht der legeren Lage können sie mich L.J. nennen.”

Tess starrte den Typen eine Sekunde lang an, sie verspürte wieder diesen Drang sich eine Kugel in den Schädel zu jagen. Andererseits gefiel ihr der Gedanke L.J. in den Kopf zu schießen noch um einiges besser. Dann musste sie sich ohne Vorwarnung übergeben. Weit nach vorn gebeugt, kotzte sie L.J. fast die teuren Schuhe voll.

“Wow,” sagte dieser nur “ich wusste gar nicht, dass ich so ne Wirkung auf Frauen habe.”

Nikolai stieß in beiseite.

“Besteht irgendwie die Gefahr, dass du mal für ne Sekunde die Klappe hältst?”

L.J. hob verteidigend die Hände, sagte aber, oh Wunder, nichts.

Carlos überließ Tess Nikolais Obhut und ging Richtung Küchentür, aus der lautes Geschepper an ihr Ohr drang.

“Ich seh mal nach.”

Doch noch bevor er auch nur in deren Nähe war öffnete sich diese und Jill kam mit Angela im Schlepptau herausgestürmt.

“Deckung!” war das einzige was sie schrie, bevor die gesamte Küche explodierte und eine Stichflamme nach ihnen züngelte.

Wie aus dem Nichts tauchte auf einmal die tot geglaubte Alice neben ihnen auf, übergangslos war sie einfach da. Und das Beste: sie war so allgegenwärtig und griff nach einer Feuerschutzdecke die neben dem Feuerlöscher angebracht war. In Bruchteilen einer Sekunde schnappte sie sich das Mädchen und schützte sie und sich selbst damit vor den Flammen. Alle Anderen konnten sich nur noch flach auf den Boden werfen und ihre Köpfe mit den Armen schützen. Jill flog quer durch den Raum und Tess glaubte dieser L.J. hätte ihr eine Rippe gebrochen, da er halb auf sie gefallen war.

Hustend und keuchend hoben alle ihre Köpfe und standen wieder auf bzw. wurden auf die Beine gezogen. Jill hatte die Gasherde in der Küche aufgedreht und einen ganzen Haufen der Hunde geröstet. Beinah wäre das Ganze schief gelaufen. Aber immerhin lebten sie noch alle.

Noch…

Allen fiel auf, dass Alice, die die Decke wieder von ihnen runter gerissen hatte, und Angela sich wie gebannt anstarrten.

“Kennt ihr euch?” fragte Jill, die Ruß von ihrer Kleidung strich.

“Sie ist infiziert.” sagte Alice ohne den Blick zu heben “Sie ist in höchstem Maße infiziert.”

“Woher willst du das wissen?” fragte Carlos skeptisch.

“Weil sie es auch ist.” sagte Angela an ihrer Stelle ohne den Blick von Alice zu wenden.

“Du bist infiziert?” empörte sich Jill “Ist ja schön das auch mal zu erfahren.”

Alice warf ihr einen flüchtigen Blick zu, dann setzte sie sich auf einen der noch stehenden Stühle.

Erst jetzt viel ihnen auf, dass sie an Armen und Beinen von Blut beschmiert war, aber es waren keine Wunden zu sehen.

Sie lächelte Angela zu.

“Lass mal sehen.” Alice hielt auffordernd eine Hand hin.

“Nein.” Angela schüttelte den Kopf, drückte ihre Schultasche wieder an sich und trat einen Schritt zurück.

Alice erhob sich wieder und tat einen Schritt auf Angela zu. Sie beugte sich zu ihr runter.

“Du weißt, dass ich dir nichts tun werde.”

Angelas Nicken war kaum zu vernehmen.

“Lass mal sehen.” sagte Alice mit Nachdruck in der Stimme.

Leicht zögernd hielt Angela Alice ihren rechten Arm hin. Alice ergriff ihn und schob mit einer Bewegung den Ärmel ihrer Schuluniform nach oben. Der Unterarm des Mädchens war von zahlreichen Einstichen übersäht. Einige schon stark verblasst, andere noch rot und frisch. Jeder Einstich war in Kreisform und bestand wiederum aus sechs einzelnen Stichen.

Alle starrten fassungslos auf das was sie sahen, als Tess die Augen verdrehte, an Nikolais Seite nach unten rutschte und auf dem Boden hocken blieb.

Alice hatte mittlerweile nach Angelas Schultasche gegriffen, öffnete den Reißverschluss und holte eine Spider Man Lunchbox heraus. Dann öffnete sie die Box um zu sehen, was Angela immer bei sich trug, weil ihr Daddy es ihr aufgetragen hatte. Das Innere war zum größten Teil mit grauem Schaumstoff ausgefüllt. Darin waren vier Glasfläschchen und eine Hypo-Pistole. Die Fläschchen enthielten wiederum korkenzieherförmige Röhren, die wie eine DNA-Doppelhelix aussahen. Die Flüssigkeit darin war giftgrün.

Der pure Unglauben stand auf Alice’ Gesicht, als sie erst auf das Innere der Box starrte und dann zu Angela aufsah.

“Das ist der Antivirus.” erklärte sie den Anwesenden “Das Mittel gegen den T-Virus.”

“Es gibt ein Gegenmittel?” entfuhr es Jill.

“Ich hab schon angefangen mir Sorgen zu machen.” sagte Nikolai der sich zu Tess gekniet hatte und die Hand auf ihrer Schulter ruhen ließ.

“Wo hast du das her?” fragte Alice das Mädchen.

“Mein Daddy, mein Daddy hat es für mich gemacht.” erklärte Angela während alle gespannt zuhörten “Er ist krank, und eines Tages war ich auch krank. Er wollte das nur aufhalten. Als ich klein war musste ich auf Krücken gehen. Sie sagten es würde nie besser werden, nur schlimmer. Er hat was gefunden das mich kräftiger gemacht hat.”

Alice legte den Kopf schief.

“Den T-Virus.”

Angela nickte.

“Dann haben sie ihm seine Erfindung weggenommen. Die Männer von Umbrella. Ich hörte ihn auch weinen, nachts, wenn er dachte, dass niemand ihn hören könnte. Aber ich habe ihn gehört. Er ist kein böser Mensch. Er wollte das alles nicht.”

Das Mädchen brach in den Armen von Alice zusammen.

“Schon gut.” sagte Alice und drückte sie an sich.

Dann sah sie zu den Anderen. Bei Nikolai blieb ihr Blick hängen.

“Wann wurdest du gebissen?” fragte sie.

“Vor 10 Minuten.”

Alice setzte eines der Glasröhren in die Hypo-Pistole ein, hielt diese dann wie eine Waffe mit angewinkelten Arm in die Höhe.

“Heute ist dein Glückstag.”

Mit zwei Schritten war sie bei ihm und jagte die Nadel der Spritze in seine Ader in der Armbeuge. Binnen einer Sekunde war die grüne Flüssigkeit darin verschwunden. Nikolai rieb sich die Einstichstelle, dann beobachtete er wie Alice aufstand, die Lunchbox wieder schloss und sie zurück in die Schultasche steckte.

“Hey…” war das Einzige was er dazu sagte “Was ist mit Tess?”

Alice zog den Reißverschluss der Tasche zu.

“Es ist zu spät. Es gibt keine Garantie mehr, dass der Antivirus noch wirkt.”

Nikolais Miene verfinsterte sich, dann sprang er auf und hastete zu Alice, entriss ihr die Tasche und war schon bald darauf wieder an Tess’ Seite. Er nuschelte irgendetwas unverständliches vor sich hin, als er die nächste Spritze vorbereitete. Alice sah mit undeutbarem Gesichtsausdruck zu. Tess’ Haut hatte in der Zwischenzeit immer mehr die Farbe einer Leiche angenommen. Was wenn es wirklich schon zu spät war? Ihre tränenden Augen beobachteten jede seiner Bewegungen, auch wenn sie alles nur verschwommen wahrnahm. Nikolai nahm ihren blutverkrusteten Arm, regte mit einem kurzen Klopfen seiner Finger noch einmal Tess’ Durchblutung an und injizierte ihr ebenfalls das Gegenmittel.

Tess deutete ein Lächeln an, sagte jedoch nichts.

“Lasst uns verdammt noch mal von hier verschwinden.” durchbrach Jill die aufkommende Stille “Ich hab draußen einen Pick-up stehen.”

“Alles klar.” sagte L.J. “Wir müssen nur noch die hübsche TV-Lady finden.”

Allen Anschein nach, hatten Jill und Teri diesen Typen irgendwo aufgegabelt.

“Die ‘hübsche TV-Lady’ ist tot.” informierte Nikolai der gerade, zusammen mit Carlos, Tess aufhalf.

“Was? Quatsch! Sie kann nicht tot sein, sie ist ein Star.”

“Ich fürchte doch.” Nikolai deutete auf die Kamera die Angela noch in der Hand hielt “Uns bleibt nur noch ihr Vermächtnis.”

“Verdammt! Da geht sie hin…meine Chance, berühmt zu werden.”

L.J. schüttelte den Kopf.

“Gehen wir.” Alice war bereits auf dem Weg nach draußen.

Jill und Angela folgten ihr, L.J. wollte Carlos, Nikolai und Tess den Vortritt gewähren, ließ es jedoch bleiben, als er den Blick bemerkte, den Nikolai ihm zuwarf.

“Hab schon verstanden.”

Dann verließen sie die Schule durch den Haupteingang.

Sie waren noch keine zehn Sekunden draußen als das nahe liegende Münztelefon zu klingeln begann. Alice reagierte darauf und ging gemächlich in dessen Richtung, während Carlos und Nikolai Tess auf die Rückbank des Pick-ups setzten wo sie sich ein wenig ausruhen und erholen konnte. Dann gingen die beiden Männer zurück zu den Anderen die sich um das Telefon versammelt hatten.

Kaum hatte Alice den Hörer abgenommen, sagte eine Männerstimme:

“Ich will meine Tochter sprechen.”

“Erst sagen sie uns wie wir hier rauskommen.”

Wütend entgegnete Ashford: “Versuchen sie nicht mit mir zu handeln.”

Dann legte Alice den Hörer auf.

Carlos blinzelte. Für wen hielt sie sich? Umbrella hatte sie alle dem Tod überlassen. Ashford war der Einzige der ihnen eine Rettungsleine zuwarf, der Einzige der ihnen einen Fluchtweg anbot, eine Möglichkeit zu überleben, während der Rest der Stadt krepierte. Doch Alice musste ihre Spielchen mit ihm spielen. Carlos blinzelte erneut und musste sich eingestehen, dass diese Taktik durchaus richtig war. Immerhin hatten sie etwas was er unbedingt wieder haben wollte: Angela. Er wusste, dass Ashford diese Nummer wieder und wieder wählen würde wenn es nötig sein würde.

Es klingelte erneut. Alice ließ es fünf mal läuten bevor sie abnahm.

“Haben wir uns verstanden?” fragte sie.

“Im Zentrum steht ein Hubschrauber bereit.” erklärte der Doktor nun ohne zu zögern “Er startet in…” wahrscheinlich sah er gerade auf irgendeine Zeitanzeige “…siebenundvierzig Minuten. Das ist die letzte Möglichkeit Raccoon City zu verlassen, bevor alles hoch geht.”

“Ich vermute der Hubschrauber ist nicht extra für uns vorgesehen?”

Ashford lächelte.

“Nein, nicht direkt, aber er wird nur leicht bewacht sein.”

“Und wo befindet er sich?”

Jetzt musste Ashford die Grenze ziehen.

“Kann ich meine Tochter sprechen?”

Diesmal gab Alice nach und reichte den Hörer weiter, sie nickte dem Mädchen aufmunternd zu.

“Daddy?”

Beim Klang der Stimme seines kleinen Mädchens, gesund und lebendig und sogar ein bisschen munter, was schlicht und ergreifend ein Wunder war, empfand Charles Ashford zum ersten Mal seit Jahren wahre Freude.

“Hallo Liebling! Geht es dir gut?”

Ohne Umschweife fragte Angela:

“Wann bin ich bei dir?”

“Bald. Ganz, ganz bald. Diese Leute bringen dich zu mir. Jetzt gib mir bitte noch mal die Frau.”

Angela übergab den Hörer wieder Alice.

“Wo müssen wir hin?” fragte sie.

“Der Hubschrauber steht vor dem Rathaus. Verlieren sie keine Zeit, sie haben nur noch 44 Minuten.” Er lächelte “Aber keine Sorge, der Verkehr sollte nicht allzu schlimm sein.”

“Dann sehen wir uns bald, Doktor.” war alles was Alice dazu sagte.

Dann legte sie auf.

Jill ging zu dem Truck und setzte sich auf den Fahrersitz. Sie wartete bis der Rest im Fahrzeug Platz genommen hatte, dann fuhr sie los und hielt grob auf das Rathaus zu. Angela und dieser L.J. Wayne saßen neben der fahrenden Jill, die Anderen auf der Rückbank.

Tess hatte die Augen geschlossen, sie schien zu schlafen. Nikolai berührte sie leicht an der Schulter.

“Tess?”

Ihr Kopf sackte nach vorn und ihr Kinn landete auf ihrer Brust. Alice blickte alarmiert auf. Bei jeder anderen Gelegenheit hätte Alice angenommen, dass sie einfach in ein Koma fiel oder so. Aber sie hatte heute schon zu viele Tode gesehen.

Tess Carlisle war tot.

Scheiße.

“Tess?” fragte Nikolai erneut mit leiser Stimme.

Nichts.

Jill beobachtete das Geschehen durch den Rückspiegel. Alice entsicherte ihre Waffe mit einem Klicken des Sicherheitsbügels.

“Tess.” Nikolais Stimme klang flehend.

Alice zielte auf Tess’ Kopf. Angela begann mit Wimmern und wandte ihren Blick ab. L.J. bekreuzigte sich, Carlos senkte den Blick und Nikolai versuchte es noch immer:

“Tess, bitte!”

Dann erschraken sie alle fast zu Tode als Jill direkt durch ein Schlagloch fuhr. Doch es schien seine Wirkung zu zeigen, denn mit einem Mal und als wäre nichts gewesen, schreckte Tess’ Kopf wieder nach oben und sie sah sich mit ihren klaren blauen Augen im Fahrzeug um.

Alle starrten sie mit offenen Mündern an. Dann sah Tess, dass Alice schon wieder eine Waffe auf sie richtete.

“Das nehm’ ich dir aber langsam übel.” Ihre Stimme klang noch immer leicht rau, aber bereits um einiges besser als noch vor einer halben Stunde.

Nikolai atmete erleichtert aus.

“Tu das bitte nie wieder, ja?”

“Was denn?”

Das erste Mal seit sie Alice kannten, und es schien bereits eine Ewigkeit zu sein, lachte diese. Und es war so ehrlich wie es nur sein konnte. Allen Anschein nach, hatte sie sich, was Tess’ Tod anging, geirrt.

“Ich hätte nicht gedacht, dass du es schaffst. Immerhin warst du schon zu drei vierteln tot. Du musst ein sehr starkes Immunsystem haben.”

“Hey…” begann Tess und gleichzeitig mit Nikolai sagte sie “Neun Leben, Baby.”

“Hallelujah.” hörte man von L.J..

Der Wagen wurde von Gelächter erfüllt.

“Jetzt mal im Ernst.” sagte Tess und besah sich die Einstichstelle an ihrem Arm “Was war das für Zeug?”

Alice steckte ihre Waffe zurück ins Holster.

“Der Antivirus.”

Tess sah nicht so aus als würde sie verstehen, also erklärte sie es etwas genauer.

“Der T-Virus reanimiert tote Zellen oder besser gesagt, erweckt Tote zum Leben. Bei einem lebenden Menschen jedoch, kann er eine unkontrollierbare Mutation hervorrufen. Oder er hilft Angie wieder gehen zu können, wenn der Virus unter Kontrolle bleibt. Damit.” Alice deutete auf Angelas Schultasche in welcher der Antivirus war.

“Angie ist infiziert?” fragte Tess.

Wahrscheinlich hatte sie die letzte Zeit in der Schule kaum noch etwas mitbekommen. Angela drehte sich zu ihr um lächelte leicht.

“Ja.” antwortete Alice geduldig “Die Wachstumsrate der Zellen reicht aus um sich zu regenerieren, aber nicht um weitere Mutationen zu bewirken.”

“Also hat man dich auch mit dem T-Virus infiziert.” schlussfolgerte Tess.

“Ja, sie haben mich zu einem ihrer kleinen Monster gemacht. Aber keine Angst, ich bin nicht ansteckend.”

Tess grinste und krempelte ihre Ärmel nach unten und verbarg dadurch ihr Kampfmesser. Inzwischen sah sie fast wieder lebensecht aus.

“Eins versteh ich trotzdem nicht: Wenn du infiziert bist, warum haben diese Kreaturen dich dann auf dem Friedhof angegriffen?”

Jetzt war es Alice die grinste.

“Das haben sie nicht. Sie haben euch angegriffen. Ich bin ihnen nur in die Quere gekommen. Ich hatte bereits herausgefunden, dass sie an mir kein Interesse haben.”

Tess nickte leicht.

“Verstehe.”

“Hier.“ sagte Jill und reichte Alice einen kleinen Metallgegenstand nach hinten.

Alice nahm ihn entgegen und erkannte worum es sich handelte: um Teri Morales’ kleine Videokamera. Sie hatte das Ding ununterbrochen eingeschaltet gelassen, als sie durch die Stadt gegangen waren. Das war vermutlich das einzige Zeugnis der Geschehnisse dieses Tages.

Alice sah sich den Schluss der Aufzeichnung an. Das Letzte, was die Kamera aufgenommen hatte, war Teris eigener Tod. Wahrscheinlich hatte sie gedacht Angela gefunden zu haben. Dies erwies sich als Irrtum. Eine ganze Schulklasse von Zombiekindern hatte sie zerfleischt und dann verschleppt.

Alice schüttelte den Kopf. Dann bemerkte sie, dass Jill ihr durch den Rückspiegel einen Blick zuwarf.

“Nimm die Story auf. Ich sorg dafür, dass sie in die richtigen Hände kommt.”

Alice verstand. Die Kamera auf ihr eigenes Gesicht gerichtet drückte sie den Aufnahmeknopf und begann zu sprechen:

“Mein Name ist Alice. Ich habe für die Umbrella Corporation gearbeitet,“ Sie zögerte, dann fügte sie hinzu: „den größten und mächtigsten Konzern der Welt.“ Sollte ruhig jeder wissen, dass sie sich sehr wohl darüber im Klaren war, mit wem sie sich anlegte, und dass es ihr egal war.

„Ich war Angestellte in der Sicherheitsabteilung in einer geheimen High-Tech-Anlage mit dem Namen “Hive”, ein riesiges Untergrundlabor zur Entwicklung experimenteller, biologischer Waffen. Es gab einen Zwischenfall. Ein Virus trat aus und alle starben. Das Problem war...sie blieben nicht tot. Durch den T-Virus lebten die Körper weiter.“

Gott, das klang wie der Text auf der DVD Hülle eines schlechten Filmes aus den Fünfzigern. Und doch war es die Wahrheit, und die durfte sie auf keinen Fall herunter spielen.

„Aber ich überlebte, zusammen mit einem Umweltaktivisten namens Matt. Wir dachten, wir hätten den Horror überstanden. Das war ein Irrtum…“

Sie blickte auf und wurde sich der Ausdrücke auf den Gesichtern der Anderen bewusst. Bis jetzt hatten sie das wahre Ausmaß dessen, was im Hive passiert war, nicht gekannt.

“Dies hier sind Aufzeichnungen, die Teri Morales von Raccoon 7 gemacht hat, bevor auch sie getötet wurde. Die Umbrella Corporation wird versuchen, das alles zu vertuschen. Ich kann ihnen nur sagen: Hören sie nicht auf diese Leute. Umbrella ist verantwortlich für diese Katastrophe. Millionen von Menschen mussten schon wegen der Nachlässigkeit dieser Leute sterben. Sie müssen aufgehalten werden.”

Alice drückte die Stopp-Taste.

“Und darauf ein verdammtes Amen.” sagte L.J. von vorne, der Tess vorkam wie der typisch ahnungslose Punk, der mit einer Mischung aus großer Klappe und Glück in den Straßen jeder Großstadt überlebte.

Nikolai schnaubte:

“Und wie.”

Es legte sich Schweigen über den Pick-up, dann sagte Jill:

“Wir sind gleich am Rathaus. Macht euch bereit.”
 

~Ende des 7. Kapitels~
 

Ich konnte Nikolai und Tess nicht sterben lassen! Nein, nein, nein! Ich hab es einfach nicht über mich gebracht. Nikolai mag ich zu sehr und meine Tess is mir auch irgendwie ans Herz gewachsen. So geht’s doch auch, oder?

Kapitel 8 wird übrigens ein Krampf werden, ich sehs jetzt schon kommen...und freu ich mich drauf...? Irgendwie ja ^^

Langsam nähern wir uns mit großen Schritten dem Ende...

*staun*

Oh Gott, na eben!

Aber zwei Kapitel gibts auf alle Fälle noch...wenn nicht sogar drei...

Kapitel 8

Kapitel 8
 

Achtung, Achtung! Zu Ende dieses Kapitels geht es irgendwie drunter und drüber. Ich wusste nicht mehr so richtig wie ich das Ganze beschreiben sollte. Ich hoffe es geht zu ertragen *hoff*
 

Das Rathaus von Raccoon City war nur noch eine qualmende Ruine.

Jill hatte den Truck einen Häuserblock entfernt geparkt. Vorbei an zerstörten Bussen und an einzelnen, schlurfenden Untoten schlichen sie näher an das Gebäude heran.

Carlos hatte ein Fernglas dabei. Er kletterte auf ein Autodach, schaltete das Gerät auf Nachtsicht und sah sich um.

“Da ist er.” sagte er und hörte wie jemand zu ihm auf das Dach stieg “Ein C89.”

Er senkte das Fernglas und reichte es Nikolai der jetzt neben ihm stand. Auch er warf einen Blick hindurch.

“Er ist von fünf Leuten umstellt. Zwei am Brunnen, drei direkt am Rathaus. Um sie herum stehen ein paar Glasplatten, die wahrscheinlich die Zombies abhalten sollen. Vermutlich kugelsicher.”

Jill schnaubte.

“Soviel zum Thema ‘leicht bewacht’.”

L.J. hob seine Uzi.

“Wir sind zu sechst, die zu fünft.”

“Nein.” meldete sich Tess zu Wort die Angela bei der Hand hielt “Wahrscheinlich befindet sich noch ein Scharfschütze auf dem Dach. Das ist immer so.”

Carlos und Nikolai verließen das Wagendach. Nikolai, der früher Auftragsmorde für das FBI ausführte, nickte.

“Tess hat Recht. Mindestens Einer ist noch auf dem Dach.”

“Scheißegal, Mann. Wir treten denen in den Arsch.” sprudelte es aus L.J. heraus.

“Ganz ruhig, Kleiner.” sagte Jill, dann sah sie Carlos an “Wie sind sie bewaffnet?”

“MP5Ks.”

“Wir haben im Vergleich dazu nur Spielzeugpistolen. Die machen uns im Handumdrehen fertig.”

“Ich kümmere mich um die Wachen.” meinte Alice plötzlich die dazu noch gar nichts gesagt hatte.

Tess sah sie mit erhobener Augenbraue an.

“Ach ja?”

Sie klang skeptisch.

Auch nachdem sie gesehen hatten was Alice bis jetzt alles abgezogen hatte, konnten sie noch immer nicht richtig einschätzen wie gut sie wirklich war. Wahrscheinlich konnte Alice das noch nicht einmal selber einschätzen.

Eine Minute später waren sie unbeobachtet in der Nähe des Rathauses angelangt.

“Du bleibst hier und passt auf Angie auf.” sagte Jill und hielt L.J. zurück.

Natürlich protestierte er ausführlich über diese Stelle des Planes. Er fügte sich jedoch, als Tess ihm bildlich vor Augen führte was sie mit seiner Milz anstellen würde, wenn er nicht sofort die Klappe hielt und tun würde was sie sagten.

Alice fand zunehmend Gefallen an Tess Carlisle.

Eine weitere Minute darauf, war Alice auf dem Dach des Rathauses und die Anderen bereiteten sich vor auf den Rathausplatz zu gelangen.

Wie vermutet, befand sich in der Tat ein Scharfschütze auf dem Dach. Die Entscheidung ihn schnell zu erledigen, erwies sich als richtig, hatte er doch gerade Carlos durch sein Präzisionsfernrohr ins Visier genommen und wollte ihn mit einem Kopfschuss außer Gefecht setzen als er sich dem Platz näherte.

Alice schlich sich an den Schützen heran ohne bemerkt zu werden. Ihre linke Hand legte sich vor das Fernrohr, was den Mann dazu brachte seinen Kopf zu heben. Er fand noch Zeit seine Stirn zu runzeln, bevor er Alice erblickte und ihre rechte Faust in seinem Gesicht landete. Zu Alice Freude hatte er eine Abseilausrüstung bei sich, was wahrscheinlich Routine war, für den Fall, dass er seinen Posten schnell verlassen musste.

Gut für Alice.

Sie schnallte sich das Seil an ihren Gürtel, stieg über das Geländer und ließ sich fallen. Der Wind peitschte ihr ins Gesicht, als der Boden und die drei Gestalten immer näher kamen, doch ihre Augen tränten nicht einmal. Wenige Zentimeter über dem Boden stoppte sie. Die Wachen wandten sich, aufgrund des reißverschlussartigen Geräusches was der abrupte Stopp verursachte, um. Noch bevor sie richtig reagieren konnten, hatte Alice den Ersten mit einem Tritt das Genick gebrochen. Dann benutzte sie das schwarze Seil als eine Art Peitsche, umwickelte den Arm des Zweiten damit, noch bevor dieser überhaupt seine Waffe ziehen konnte. Mit einem kräftigen Ruck wurde er zu Alice gerissen und die schlug ihm ihre Handfläche direkt auf die Nase, trieb somit Knorpel in sein Gehirn. Nummer drei machte den Fehler und hob, anstatt der MP5K, ein Kampfmesser. Mit Leichtigkeit schlug Alice es ihm aus der Hand und benutzte es selber. Sie trieb es ihm in die Brust und als er starb ging Nummer eins gerade erst zu Boden.

Alice sah sich um und bemerkte, dass die restlichen Wachen, durch den kurzen Tumult abgelenkt, von Carlos und den Anderen, die sich durch die Glasplatten hindurchgezwängt hatten, überwältigt worden waren. Sie liefen auf Alice zu. Carlos zog plötzlich sein Kampfmesser und schleuderte es an Alice vorbei, direkt in den Hals eines, plötzlich wieder stehenden, Mannes, der nicht so tot war wie er es hätte sein sollen. Er war nicht zum Untoten geworden, seine Augen waren klar und er röchelte noch ein:

“Scheiße.”

Offenbar hatten sich die Knorpel- und Knochensplitter nicht so tief in sein Gehirn gebohrt wie sie angenommen hatte.

“Du hast einen übersehen.” sagte Carlos grinsend.

Alice lachte erleichtert.

Jill rollte mit den Augen und Tess hob beide kleinen Finger an den Mund und pfiff.

Sekunden später kam L.J. mit Angela auf den Platz gelaufen.

“Gute Arbeit.” sagte er während der Brunnen in der Nähe gemütlich vor sich hin plätscherte. Er ließ sich nicht davon beirren, dass nun mehrere Leichen sein Wasser verschmutzten.

Die Gruppe näherte sich dem Hubschrauber und sie stiegen in den Frachtraum des C89. Carlos hob Angie ins Innere und Nikolai bot Tess seine helfende Hand an die sie diesmal gerne annahm.

“Hey!” hörten sie Jill gedämpft rufen die versuchte L.J. davon abzuhalten die am Boden liegenden Wachen zu treten. Dabei sah er aus wie ein Hampelmann.

Alice starrte auf die Gerätschaften die sich im Inneren des Hubschraubers befanden. Auch Tess hatte eine Art Déjà-vu-Gefühl. Zwei große Untersuchungstische standen in der Mitte des Frachtraumes. Der eine formgleich mit dem den sie im Krankenhaus gesehen hatten.

“Wir müssen uns beeilen.” riss sich Alice aus ihrer Trance.

Carlos sah zum Himmel und sagte:

“Warum? Wir haben noch 20 Minuten bis-”

“Nein!” schnitt Alice ihm das Wort ab “Wir müssen uns beeilen.”

Alice sah zur offenen Frachtluke hinaus. Ohne genauer darüber nachdenken zu müssen, wusste sie instinktiv wo sie hinsehen musste. Sie deutete auf ein Dach, das etwas weiter entfernt lag.

Die Anderen folgten ihrem Blick um zu sehen was sie sah.

Eine riesenhafte Gestalt stand dort auf dem Dach, mindestens neun Fuß groß. Schläuche ragten aus seinen Armen und er hatte Muskeln so groß wie Pennsylvania. Und dieser verdammte Wichser hatte doch tatsächlich eine Rail-Gun bei sich. Solche Knarren benutze man in Hubschraubern, doch er hielt sie in seiner Hand als wöge sie nichts. Als wäre das noch nicht genug trug er auf dem Rücken einen Raketenwerfer.

Nemesis.

“Himmelherrgottverdammtescheiße.” hörte man von Tess als sie dem Riesen entgegen glotzte.

“Amen.” murmelte Nikolai und konnte seinen Blick ebenfalls nicht abwenden.

“Oh Mann, dem klauen wir seinen Untersatz?” L.J.s Augen sprangen im beinahe aus dem Kopf.

Alice hatte es auf einmal furchtbar eilig und rannte zum Cockpit. Sie riss die Schiebetür auf und drückte dem Piloten den Lauf ihrer Waffe an den Hinterkopf.

“Flieg los.”

Er rührte sich nicht.

“Ich sagte, flieg los!”

“Warum so hektisch?”

Alice wirbelte herum. Diese Stimme kannte sie. Major Timothy “Able” Cain, eine Führungskraft der Umbrella Corporation und somit der direkte Vorgesetzte von Carlos, Nikolai und Tess.

Er hatte ein Headset am Ohr und war bewaffnet mit einer Glock die er Angie Ashford an die Schläfe hielt.

“Wir haben auf euch gewartet.” sagte er weiter.

Alice war nur für ein paar Sekunden weg gewesen, doch in dieser Zeit war ein ganzer Trupp von Umbrellas Leuten aufgetaucht und hatte die Anderen überwältigt. Sie knieten neben dem Helikopter, zusammen mit einem Mann im Rollstuhl.

“Angie.” rief dieser als sie aus dem Frachtraum traten.

Cain nahm die Waffe von ihrem Kopf und sie rannte zu ihrem Vater.

“Daddy!”

Sie umarmten einander.

“Hey, Süße.”

“Ich wusste, du lässt mich nicht im Stich.”

“Nein, niemals.”

Alice wandte den Kopf und sah, dass ein Darkwing-Stealth-Hubschrauber gelandet war, ohne dass sie es mitbekommen hatte.

Cains Leute - waren Carlos und der Rest seines Teams nicht ebenfalls Cains Leute? - legten Jill und den Anderen Handschellen an.

Schwere Schritte näherten sich.

Nemesis kam.

Tess wehrte sich gegen ihre ehemaligen Kollegen und fing sich bald darauf eine Ohrfeige ein.

“Hey!” empörte sich Nikolai und erhielt eine Kopfnuss seines Gegenübers.

Carlos seufzte.

Nemesis betrat den Platz.

Tess schluckte.

“Die Primärbewaffnung ablegen.” befahl Cain.

Im selben Moment erhellten Flutlichtmasten die um den Platz herum aufgestellt waren das Szenario. Nemesis gab stöhnende Geräusche von sich und legte die Rail-Gun ab, der Raketenwerfer folgte.

“Ihr Beide habt große Fortschritte gemacht.” lächelte Cain und trat Alice gegenüber “Die Praxis hat das bewiesen. Und das war überaus beeindruckend.” Cain redete unaufhörlich weiter, er hatte den Klang seiner eigenen Stimme schon immer gemocht “Wie Bruder und Schwester. Erhöhte Schnelligkeit, Stärke, Beweglichkeit, die gleichen Killerinstinkte. Parallele Forschungszweige.”

Alice schüttelte den Kopf.

“Und jetzt,” philosophierte Cain weiter “werden wir sehen wer der Bessere ist.”

Die ganze Zeit lang hatte Nemesis bewegungslos dagestanden. Eine neun Fuß große Statue. Die einzige Bewegung rührte vom gelegentlichen Blinzeln seiner blauen Augen.

Blaue Augen.

Das war irgendwie nicht richtig. Und doch erschienen sie Alice seltsam vertraut.

“Kämpfe.” sagte Cain.

Alice schüttelte erneut den Kopf.

“Nein.” sagte sie bestimmend.

Cains Lippen kräuselten sich. Dann zog er seine Glock.

“Kämpfe oder die Anderen sterben.”

Alice hätte wissen müssen, dass er auf diese Taktik verfallen würde. Sie wandte den Blick ab und sah zu Carlos und den Anderen hin. Sie wusste, dass sich Cains Leute nicht die Mühe gemacht hatten sie sorgfältig zu durchsuchen. Tess hatte noch immer ein Ass im Ärmel, ihr Kampfmesser.

Alice versuchte zu bluffen.

“Das interessiert mich einen Scheißdreck.”

Cain drückte ohne zu zögern ab.

Ashford kippte vorn über und fiel aus dem Rollstuhl. Blut sammelte sich um ihn herum.

Angie schrie und kauerte sich neben ihren Vater, hielt seine Hand:

“Daddy! NEIN!”

Tess hätte diesen arroganten Heini am liebsten ihre Pistole auf die Stirn gesetzt. Wäre es damals Cain gewesen, der sie vom FBI rekrutieren wollte, und nicht dieser Speichellecker der Firma, der vor all den Jahren an sie herangetreten war, hätte Tess das Angebot Umbrellas wahrscheinlich abgelehnt. Menschen wie Cain machten sie krank. Und sie wusste, dass Carlos und Nikolai genau so dachten.

Doch es war damals nicht Cain gewesen, und Umbrella war auch eindeutig besser gewesen als das FBI. Bessere Bezahlung, bessere Arbeitszeiten, geringeres Risiko, erschossen zu werden.

Bis heute jedenfalls.

“Er war für Umbrella ein wertvoller Mitarbeiter.” sagte Cain weiter und richtete seine Waffe nun auf Jill “Die Anderen sind völlig unwichtig.”

Alice sah zu Angie hinab. Sie weinte.

“Fang an.” hörte sie Cain sagen.

Zähneknirschen nickte sie und wandte sich Nemesis zu.

Während Alice und Nemesis sich im Kampf umtänzelten fischte Tess mit ihrer Hand nach ihrem Ärmel. Es erwies sich als ziemlich schwierig an ihr Messer zu kommen und dabei keine allzu auffälligen Bewegungen zu machen.

Alice hob ihre Fäuste als Nemesis mit einem Brüllen auf sie zu stampfte. Seine gigantische rechte Faust schoss nach vorn, er zielte auf ihren Kopf. Ihre erhöhte Schnelligkeit bewarte sie vor einem Kollateralschaden. Sie duckte sich unter dem Schlag weg und dieser traf eine Statue die daraufhin in tausend Teile zerbrach. Alice traktierte Nemesis nun mit einer Vielzahl an Tritten und Handkantenschlägen. Andere Gegner wären unter dieser Anzahl an Schlägen zusammengebrochen, mindestens zwei Tritte davon waren sogar tödlich, doch Nemesis steckte sie weg. Beinahe jedenfalls.

Er strafte seine Fäuste und griff von neuem an. Einer weiteren Rechts-links-Kombination konnte Alice ausweichen. Sie geriet jedoch ins Straucheln und ein Tritt ihres Gegners traf sie in der Magengegend. Sie krümmte sich, als sie sich des Schmerzes in ihrem linken Bein bewusst wurde. Nemesis zweiter Tritt ließ sie zu Boden gehen, doch als er sie schlagen wollte riss sie ihr Bein in die Höhe und ließ ihn durch einen Fußtritt nach hinten taumeln. Nemesis brüllte vor Zorn.

Alice war augenblicklich wieder auf den Beinen und griff ihr Gegenüber an.

Dieser hatte plötzlich ein zehn Fuß langes Stück Metall in der Hand und kam auf sie zu. Alice hatte keine Ahnung wo er dies plötzlich her hatte. Es war ihr auch egal. Worauf es ankam war nur, dass er es wie ein Schwert schwenkte.

Den ersten Schlägen, die sie jeweils nur um ein paar Zentimeter verfehlten, entging sie mit einem Rückwärtssalto. Als sie wieder auf den Beinen landete lenkte Nemesis einen Hieb genau auf ihren Kopf zu. Alice riss die Arme nach oben und drückte den Hieb beiseite. Nemesis packte sie am Arm und begann sich zu drehen. Als Alice’ Füße vom Boden abhoben ließ er sie los und schleuderte sie über den halben Platz. Benommen blieb sie liegen und als sie wieder klar sehen konnte, stand ihr Gegner über ihr und ließ seine Waffe herunter sausen.

Tess hatte zwar eine Weile gebraucht um an das Messer heran zu kommen, aber jetzt wo sie es hatte verlief ihr Plan um einiges schneller. Das Plastikband würde nicht mehr lange halten.

Gerade in dem Moment, als Cain Alice einen Schlagstock zuwarf und dieser scheppernd auf den Boden aufschlug, rissen ihre Fesseln. Doch hielt sie ihre Hände noch in der selben Position und gab das Messer unauffällig hinter ihrem Rücken weiter. Nikolai griff danach und begann seinerseits die Fesseln durchzuschneiden.

Alice linke Hand ergriff den Schlagstock, riss ihn zu sich heran und blockte somit Nemesis’ Angriff. Er holte erneut Schwung und verfehlte Alice, die sich nach vorn weggerollt hatte, nur knapp. Der Hieb traf den Asphalt welcher, laut krachend, zersprang.

Alice nutzte die Gunst der Stunde und schlug immer und immer wieder mit dem Schlagstock auf Nemesis ein. Irgendwann zwischen einem Kopftreffer und einem Magenhieb geriet er ins Straucheln und verlor dabei das Metallstück. Alice sah ihre Chance gekommen. An einem Stützpfeiler hinter ihrem Gegner ragte ein fast genauso langes Stück Metall heraus. Wahrscheinlich hatte Nemesis dort seine Waffe abgebrochen. Sie trat zweimal auf ihn ein, er stolperte weiter rückwärts. Dann ließ Alice den Schlagstock fallen und versetzte ihm einen noch stärkeren Tritt. Das scharfe Stück Metall bohrte sich von hinten in seinen Körper als er gegen den Pfeiler stieß. Alice gab ihm noch einen Schubs und schließlich trat die blutige Spitze auf der Vorderseite wieder aus. Alice schlug weiter auf den brüllenden Nemesis ein…

…dann trafen sich ihre Blicke. Plötzlich wusste Alice warum ihr diese blauen Augen so bekannt vorkamen.

Matt!

Umbrella hatte aus Alice eine Kampfmaschine gemacht. Doch was sie Matt angetan hatten war einfach unglaublich.

“Tut mir Leid.” flüsterte Alice während ihre Erinnerung an die Ereignisse nach dem “Hive” wieder kam “Es tut mir so Leid, Matt!”

“Bring ihn um.” Das war Cains Stimme.

Mit Tränen in den Augen wich Alice vor Nemesis, nein, vor Matt, zurück.

“Ich sagte, bring ihn um!”

Alice wandte sich an Cain.

“…nein” zum wiederholten Male schüttelte sie ihren Kopf “Nein!”

Einige von Cains Leuten hoben ihre Waffen, doch er gab ihnen einen Wink sich zurückzuhalten. Er blinzelte, fast traurig.

“Verstehst du nicht wie wichtig du für mich bist? Diese Kreatur ist eine Sache, aber du, du hast irgendwie den T-Virus auf zellulärem Niveau adaptiert. Du hast ihn verändert und bist nun überragend.” Seine Stimme überschlug sich fast.

Das war also der Grund warum sie unverändert blieb, während Matt in etwas verwandelt worden war, was Cain so unverblümt als Kreatur bezeichnete.

“Ich bin ein Monster geworden.” sagte Alice.

“Nein, ganz und gar nicht. Du bist keine Mutation, du bist die Evolution.“

“Mutation ist Teil der Evolution, du Arschloch.” murmelte Tess vor sich hin.

Nikolai hatte das Messer an Carlos weiter gereicht, welcher ebenfalls fast befreit war.

“Stell dir vor was du an meiner Seite erreichen könntest.” schwafelte Cain weiter.

Alice konnte sich gut vorstellen was er erreichen wollte.

“Was ist mit ihm?” fragte sie und deutete mit einer Kopfbewegung hinter sich wo noch immer Nemesis stand.

Cain zuckte nur mit den Schultern.

“Evolution erfordert Opfer. Und jetzt mach Schluss. Erlöse ihn von seiner Qual und komm mit mir.”

“Er ist nicht nur ein Arschloch,” dachte Tess “er ist auch noch größenwahnsinnig.”

“Nein.” sagt Alice und es klang so endgültig wie es dies nur sein konnte.

Sie sah Cain direkt in die Augen.

“Enttäuschend.” meinte Cain “Das hatte ich nicht erwartet. So viel Kraft aber keinen Willen sie zu nutzen. Welche Verschwendung.”

Er wandte sich ab und ging Richtung Hubschrauber.

“Wir starten.” rief er dem Piloten zu “Auf meinen Befehl hin beginnt die Desinfizierung von Raccoon City.”

Nemesis folgte seinem “Herrn” und zog sich somit die Metallstange aus der Brust. Er stapfte an Alice vorbei, die sich nicht vom Fleck rührte. Er nahm seine Rail-Gun wieder auf.

“Töte sie!” sagte Cain der unbeirrt seinen Weg fortsetzte.

Tess wurde langsam etwas panisch zumute. Carlos und Jill waren noch immer nicht von ihren Fesseln befreit, und zu zweit brauchten sie gar nicht erst versuchen die Wachen zu überwältigen. Sie mussten sich beeilen.

Nemesis rührte sich nicht.

Cain blieb stehen.

“Ich hab gesagt du sollst sie töten!”

Matt machte einen Schritt auf Alice zu, was Cain zu freuen schien. Dann hob er seine Rail-Gun und feuerte. Dutzende Geschosse flogen Alice um die Ohren, doch getroffen wurde sie von keinem Einzigen. Rechts und links von ihr gingen die Wache zu Boden, während sie noch immer stand.

“Was soll das?” hörte Tess Cain noch brüllen, dann war sie, wie Carlos und die Anderen auch, auf den Beinen und nutze den Überraschungsmoment.

Ihre Faust flog in das Gesicht des neben ihr stehenden Wachmannes und er ging zu Boden. Sie griff nach seiner Waffe und feuerte auf die Übrigen. Neben ihr taten die Anderen das Selbe. Außer L.J., er hüpfte wie ein Geisteskranker auf und ab und rief:

“Er hat das Team gewechselt. Los, du Scheißer, mach sie fertig!”

Alice hatte sich ebenfalls eine fallen gelassene Waffe geschnappt und rannte quer über den Platz. Sie hörte Cain einen Befehl in sein Headset brüllen:

“Hier ist Cain. Befehl: Overload. Countdown starten, sofort!”

Na prima, er hatte den Abschuss der Missiles befohlen. Schon bald würde Raccoon City in einem Feuersturm vergehen.

Dann hob der Stealth-Hubschrauber ab und machte Jagd auf Alice.

Tess sah mit Schrecken, dass Angela mitten im Getümmel stand.

“Angie, runter!” schrie sie und eilte ihr entgegen.

Angie tat was man ihr sagte und Tess war schon bald über ihr um sie zu schützen.

Jill folgte Cain ins Innere des Frachtraums. Er bemerkte sie nicht.

“Warum sind wir noch nicht in der Luft?” fragte er erbost den Piloten.

“Weil ich für gewöhnlich einen Cadillac fahre.” Das war nicht die Stimme des Piloten.

Der Mann im Pilotensitz drehte sich um und gab sich als schwarzer Punk zu erkennen.

Als Cain nach seiner Glock griff, schlug ihm L.J. mit der Faust ins Gesicht. Benommen ging er zu Boden. Seit Jahren hatte ihn niemand mehr so eiskalt erwischt.

Jill sah verdutzt zu L.J..

“Die Nummer hab ich schon in der Grundschule gelernt.”

Jill lachte.

Alice blieb dem Hubschrauber einen Schritt voraus, aber das konnte nicht lange klappen. Selbst Alice hatte ihre Grenzen. Mit einer Colt .45 feuerte sie auf die kugelsichere Frontscheibe. Mit einem gewaltigen Sprung setzte sich plötzlich Nemesis zwischen Alice und die Mündungen der Hubschrauberkanonen. Dann hob er den Raketenwerfer auf seine Schultern und feuerte ihn ab.

Der Helikopter explodierte in einer Feuersbrunst.

Zufrieden beobachteten sie wie der Heckrotor vom Rest des Hubschraubers abbrach und zu Boden stürzte, genau auf sie zu.

So schnell Alice und Nemesis auch sein mochten, nicht einmal sie konnten dem Motor und dem Rest des Wracks noch rechtzeitig ausweichen.

Nemesis wurde unter Trümmern, brennendem Metall, explodierendem Treibstoff und aufgerissenem Asphalt begraben.

Angela schrie, als Alice von einem Teil des Wracks getroffen wurde.

Tess und Angie rannten los. Als sie bei Alice angelangt waren kam auch noch Carlos hinzu. Er beugte sich zu ihr herunter.

“Wir müssen hier weg, los komm!”

Alice starrte nur auf die brennenden Wrackteile und murmelte:

“Matt…”

Carlos zog sie auf die Beine und schleppte sie zum Hubschrauber zurück.

Dort angekommen nahm Tess Angie auf den Arm und reichte sie in den Frachtraum. Nikolai nahm sie Tess aus den Armen und setzte sie in einen Sitz. Sie umklammerte ihre Schultasche als hänge ihr Leben davon ab. Nikolai zwinkerte ihr aufmunternd zu als er sie fest schnallte.

Im Cockpit brüllte L.J. den Piloten an:

“Jetzt zieh die Kiste hoch!”

Jill packte Cain an der Brust.

“Steh auf!”

Die kalte Mündung einer Waffe drückte sich gegen seinen Hals.

Carlos und Alice traten näher an ihn heran.

“Lieber sterbe ich, als um Gnade zu betteln.”

Alice entriss ihn Jills Griff und stieß ihn in Richtung der Frachtraumluke.

“Warte!” rief er.

Der Helikopter hob vom Boden ab.

“Durch meinen Tod würde sich nichts ändern.”

“Nein,” sagte Alice und packte ihn am Hemd wie es Jill zuvor getan hatte “aber es ist ein Anfang.”

Dan stieß sie ihn aus dem Frachtraum.

Er schlug hart auf, aber der Sturz war nicht so schlimm, dass er ernsthaft verletzt wurde. Lediglich sein Bein war gebrochen.

Der Hubschrauber stieg weiter in den Himmel. Zu Cains Entsetzen hatte das Plastiglas unter dem Rail-Gun Beschuss nachgegeben und die Zombiehorden suchten sich einen Weg auf den Platz. Da alle anderen Menschen auf dem Gelände bereits tot waren, blieb ihnen nur ein Opfer.

Cain.

Er kroch über den Boden und schoss in die Menge die immer näher schlurfte. Cain sah rasch ein, dass er keine Chance hatte. Es waren Hunderte. Er stand allein gegen eine Übermacht. Er war allein und er würde sterben. Er setzte sich die Mündung der Glock an den Kopf und drückte ab.

Ein dumpfes Klicken.

Keine Munition mehr.

Dann packte ihn der Leichnam von Dr. Charles Ashford und biss ihn in den Hals.

Cain schrie.

Andere packten ihn und zerrten mit verfaulten Zähnen das Fleisch von seinen Knochen.

Timothy Cain starb einen langsamen Tod.

Ihm blieb mehr als genug Zeit, um zu erkennen, wie verdammt armselig sein eigenes Leben geworden war.

Alice entfernte sich von der Luke und setzte sich neben Angela. Sie sah furchtbar entsetzt aus.

“Heilen deine Wunden wieder?” fragte die Kleine.

Alice nickte. Sicher war sie sich jedoch nicht.

Tess war todmüde. Sie schloss ihre Augen und bemerkte wie Nikolai sich neben sie setzte. Nach kurzem Zögern ließ sie ihren Kopf auf seine Schulter fallen. Sie konnte ihn lächeln hören.

“Und was machen wir jetzt?” fragte Jill eben in dem Moment als die ersten Sonnenstrahlen den Frachtraum erhellten.

“Ich könnte euch alle auf ein Frühstück einladen.” sagte Nikolai grinsend.

Tess hob ihren kopf und sah ihm in die Augen.

“Klingt gut.”

Und dann sahen sie die Kondensstreifen der Rakete die immer näher auf die Stadt zuraste.

Tess hoffte, dass der C89 schneller war, als er aussah. Sie hatten die Stadtgrenze hinter sich gelassen, aber sie waren noch immer näher, als es gut sein konnte.

“Festhalten!” rief Carlos “Haltet euch fest!!”

Dann geschah es.

Die Explosion war das Lauteste was Tess je gehört hatte, und das Heißeste was sie je gespürt hatte.

Nikolai warf sich über sie und drückte sie flach auf den Sitz.

Der C89 geriet unter der Druckwelle ins Wanken.

Raccoon City war jetzt endgültig tot.

Obwohl, die Stadt war schon tot gewesen. Und zwar von dem Moment an, da Cain, dieser Idiot, dieses Arschloch, dieser Wichser, befohlen hatte, den “Hive” wieder zu öffnen. Die Rakete erledigte lediglich die Einäscherung.

Jill rief:

“Wir stürzen ab!”

Tess wurde schlecht, als der C89 ins Trudeln geriet.

Angie schrie.

Als Tess kurz den Blick hob raste bereits ein Teil des Hubschraubers auf Angela zu und drohte sie zu zerfetzen. Alice warf sich zwischen sie und die Gefahr, wie Nemesis es für sie getan hatte. Sie wurde von einem scharfen Stück Metall aufgespießt.

Nikolai drückte ihren Kopf wieder nach unten und sie wandte ihren Blick ab. Sie hörte nur noch das hektische Piepen der Kontrollen aus dem Cockpit. Dann wurde alles schwarz.

Ein perfektes Ende für einen perfekten Tag.
 

~Ende des 8. Kapitels~
 

Mit “drunter und drüber” meinte ich den Kampf von Alice und Nemesis…denn eigentlich passiert an dieser Stelle des Filmes nicht wirklich viel. Außer, dass sie aufeinander einprügeln.

Wie Alice vor dem Hubschrauber ausreißt is schon ziemlich cool…aber beschreiben wollte ich das nicht weiter. Und dann hat Purzel sie gerettet!! Mein Purzelchen *heul*

Das nächste Kapitel muss ich mir komplett aus den Fingern saugen, weil im Film jetzt alles aus der Sicht von, ja…von wem eigentlich?…passiert. Deswegen kann es etwas länger dauern.

Ich bin zuversichtlich…

Ich lass mir was einfallen…

Kapitel 9

Kapitel 9
 

Ich glaub ich hab nachgelassen. Es ist kurz und schmerzlos, aber eine gute Nachricht hab ich trotzdem: es gibt noch ein zehntes Kapitel. Hey, wenn das nichts is ^^

Ach ja, mit Dr. Ashford war es so:

Er sollte von Umbrella ausgeflogen werden, weigerte sich aber ohne seine Tochter zu gehen. Also zapfte er die Überwachungskameras an um jemanden zu finden der seine Tochter sucht, was ja dann auch geklappt hat. Major Cain (gespielt von Thomas Kretschmann, den ich sehr mag^^) sah das allerdings nicht gern und na ja… er hat ihn ja auch erschossen.

Hab ich was vergessen? *überleg*

Ach ja, der zweite Teil des Kappies sind sozusagen Ausschnitte aus einer Nachrichtensendung.

Und nun viel Spaß beim lesen!
 


 

Tess kam zu sich.

Doch die Geräuschkulisse die sie vernahm, gehörte so ganz und gar nicht zu ihrer Vorstellung eines Absturzszenarios.

Zwitschernde Vögel?

Das leise wehen des Windes?

Rauschendes Wasser?

Irgendetwas an dieser Vorstellung war zu grotesk.

Und doch wollte sie einfach mit geschlossenen Augen hier liegen bleiben und weiter den Geräuschen der Natur lauschen. Wäre da nicht ihr Geruchssinn gewesen. Dieser nahm nämlich ganz andere Dinge wahr…

Langsam öffnete sie die Augen und fand sich, auf dem Rücken liegend, unter einem Nadelbaum mitten im Wald wieder. Die Sonnenstrahlen kämpften sich hartnäckig durch das dichte Geäst. Tess blinzelte und hielt sich den Kopf als sie sich aufrichtete. Etwas nasses befand sich unter ihren Fingern. Sie blutete. Nur ein Kratzer, nicht weiter schlimm.

Den Schmerz in ihrem Bein ignorierend, zog sie sich am Baumstamm hoch und sah wie sich ein Rauchschwall durch die Zweige kräuselte.

So schnell sie konnte humpelte sie in die Richtung in der sie dachte, dass das Wrack liegen müsste. Es konnte um Leben und Tod gehen.

Tess roch brennenden Treibstoff und mit jedem Schritt den sie tat nahm der beißende Gestank zu. Es musste die richtige Richtung gewesen sein. Der wohlige Duft von Kiefern und Erde wurde schon bald komplett von Brandgeruch überlagert.

Während sie weiter humpelte, fragte sie sich weshalb sie so weit vom Wrack aufgewacht war. Wurde sie, als der Helikopter in die Baumkronen gestürzt war, aus dem Frachtraum geschleudert? Doch eigentlich waren ihr die genaueren Umstände egal. Sie lebte, und nur das zählte. Sie hoffte jedoch, dass sie nicht die Einzige war die das von sich behaupten konnte.

Tess hatte schon einmal einen Hubschrauberabsturz überlebt. Ihre damaligen Kollegen hatten nicht so viel Glück gehabt. Die unzähligen Wochen in der Wildnis hatten sie fast umgebracht und als man sie fand war sie mehr tot als lebendig. So etwas wollte sie nicht noch einmal durchmachen.

Als sie hinter einer Baumgruppe hervor stolperte, sah sie dann die Bescherung.

In den Ausläufen eines Wasserfalls hatte es den C89 in seine Einzelteile zerlegt. Der Rumpf war zerbrochen, ein großer Teil davon brannte noch. Eine ölige Wolke aus schwarzem Rauch stieg brodelnd in den ersten Anfängen des Tageslichts empor und besudelte den Himmel wie ein Versprechen auf den Tod.

Um Fassung bemüht, holte Tess tief Luft und stieß sie langsam wieder aus. Doch es änderte nichts an dem Angstknoten der ihr im Bauch saß.

Der Wind blies ihr heiße Luft ins zerkratzte Gesicht. Ihre Augen tränten, doch konnte sie nicht sagen ob auch dies am Wind lag oder an etwas anderem.

Im Cockpit des Hubschraubers konnte sie eine verkohlte Leiche erkennen. Schnell wandte sie den Blick ab und suchte nach dem Rest der Truppe.

Unter einem Wrackteil fiel ihr plötzlich eine Hand ins Auge. So schnell es ging war sie dort angelangt und versuchte das schwere Metallteil beiseite zu räumen. Alleine hätte sie es wahrscheinlich nicht geschafft, doch Carlos tauchte wie aus dem Nichts neben ihr auf und half ihr ohne ein Wort zu sagen. Sein Blick verriet, dass er mehr als froh war sie lebendig wieder zu sehen.

Mit einem lauten Krachen klappte das Metall auf rauen Fels und gab die Leiche von Alice Abernathy frei. Ihre ganze rechte Körperhälfte war stark verbrannt, die Augen waren starr in den Himmel gerichtet und ein Metallstück hatte sich tödlich in ihre Brust gebohrt.

Carlos und Tess sahen sich an, dann schloss Carlos mit einer Handbewegung die Augen der Toten.

Sie durchwühlten noch eine Weile die Überreste dessen was einmal ein Militärhubschrauber gewesen war und nach ein paar Minuten liefen ihnen Jill und Angela direkt in die Arme. Und allen Anschein nach waren sie beide unverletzt.

Tess dachte an Alice.

Der genetisch entstandene Supersoldat schaffte es nicht, aber die Normalsterblichen und das kleine Mädchen kommen mit dem Leben davon? Was für eine verkehrte Welt.

Fehlten nur noch Nikolai und der Punk, wobei ihr Letzterer ziemlich egal war.

“Nikolai?” rief Carlos über das Szenario hinweg und suchte weiter zwischen den Trümmern.

“Nikolai?” stimmte auch Tess ein.

Doch der Einzige der ihnen über den Weg lief war L.J. Wayne. Und er hatte sogar noch seinen bescheuerten Hut.

Tess schnaubte. Sie fragte sich wie es dieses Arschloch geschafft hatte zu überleben, während Juri, Peyton, Teri und all die Anderen drauf gegangen waren. Sogar Alice. Die Antwort lag irgendwie auf der Hand. L.J. war eine Kakerlake. Und gerade Kakerlaken waren bekanntermaßen Überlebenskünstler.

Ihre Suche führte sie weiter zum Rumpf des C89 und als ihnen Flammen entgegen loderten verwandelte sich Tess’ eben noch gedämpfte Sorge in kalte Angst. Was wenn Nikolai noch da drin war? Er hätte keine Chance.

“Nikolai!” schrie sie aus ganzem Hals.

Das durfte doch alles nicht war sein. Sie überlebten das Alptraumszenario einer zombieverseuchten Stadt und dann sollte Nikolai hier in den idyllischen Wäldern der Arklay Mountains sterben? Nein, das durfte einfach nicht sein.

“Nikolai!”

Tess war den Tränen nahe. Gerade als sie auf die Knie sank flog neben ihr ein zerbeultes Blech beiseite und eine Person kam zum Vorschein. Tess wäre fast das Herz stehen geblieben, doch dann machte es einen Freudensprung.

“Was schreit ihr denn so? Ich bin doch hier.”

Schneller als sie es sich zugetraut hätte, war Tess wieder auf den Beinen und hatte sich in Nikolais Arme geworfen.

Er war am Leben, sah ziemlich durch den Wind aus und brauchte wahrscheinlich ein schönes heißes Bad wie alle anderen auch, aber er war am Leben.

Tess krallte ihre Finger in seine Schultern, drückte ihn erleichtert an sich, doch dann wurde sie sich ihres Umfeldes bewusst. Wie vom Blitz getroffen brachte sie genügend Abstand zwischen sich und Nikolai, kratzte sich am Kopf und sah zu den Anderen.

“Wir sollten gehen.”

Carlos nickte.

“Ja, wir sollten uns so weit wie möglich vom Wrack und damit von Umbrellas Einfluss entfernen. Sie werden uns wahrscheinlich jagen.”

“Na toll.” entfuhr es L.J. bevor er sich in Bewegung setzte um die Absturzstelle zu verlassen.

“Das wäre dann ihr Fehler.” sagte Jill und dachte an den Antivirus und das Videoband, beides hatte den Absturz unbeschadet überstanden.

Jetzt hatten sie Beweise, und die würde Umbrella nicht einfach so unter den Tisch kehren können.

Carlos hob Angie auf seine Schultern und Nikolai stützte Tess, da sie sich den Fuß verstaucht hatte.

Zwei anstrengende Stunden später blickten sie vom Gipfel eines Berges auf das Wrack hinab.

Jill sah sich um.

“Hier war ich doch schon mal.” sagte sie mehr zu sich selbst.

In der Ferne war Rotorenlärm zu hören. Umbrella war im Anmarsch.

“Wir müssen weiter.” sagte Jill “Es gibt da ne Menge toter Leute für die jemand sprechen muss. Peyton, Angies Dad, Morales.”

“Juri,” sagte Tess leise “Sam, Jessica.”

“J.P., Jack.” ergänzte Nikolai.

“Rashonda.” fügte L.J. hinzu “Dwayne.”

Weis der Geier wen er damit meinte.

Carlos war an der Reihe:

“Uns sogar Nemesis. Aber vor allem Alice.”

“Alice ist nicht tot.” ergriff Angie das Wort.

Synchron fuhren alle zu ihr herum.

“Was?”

“Alice ist nicht tot.”

“Schätzchen,” begann Tess “ich weiß wie schwer das für dich sein muss, aber sie wurde aufgespießt. Ich glaub nicht, dass-”

“Ich weiß, was du glaubst,” sagte Angela entschieden “aber ich weiß, dass sie nicht tot ist.”

Tess spürte, wie ihr ein Schauer über den Rücken lief. Zum Teil wegen der Vorstellung, dass Umbrella mit Alice Dinge angestellt hatte, dass nicht einmal der Tod sie stoppen konnte. Und zum Teil wegen des Gedankens, dass ihr Körper noch immer da unten lag.

Was hieß, dass Umbrella sie finden würde.
 

“…diese schockierenden Bilder die uns soeben erreicht haben, bestätigen die Katastrophe in Racoon City…”

“…mysteriöse Seuche oder Virusausbruch gerät außer Kontrolle…”

“…wonach die Umbrella Corporation für den Tod unschuldiger Bürger verantwortlich sein soll die versuchten über die Ravens Gate Bridge aus der Stadt zu entkommen…”

“…dieses Video ist die letzte Arbeit der ehemaligen Reporterin von Raccoon 7, Teri Morales. Das Filmmaterial erzählt eine grausige Geschichte…”

“…neue Beweise die nun frühere Berichte widerrufen…”

“…nur ein dummer Scherz, mehr nicht…”

“…ist das Video erwiesenermaßen eine Fälschung…”

“…nichts weiter als ein großer Schwindel…”

“…die vor der echten Tragödie ablenkt, die Raccoon City Anfang der Woche ereilt hat…”

“…offensichtlich hatte der Reaktor in den frühen Morgenstunden die kritische Masse erreicht…”

“…seit dem Zwischenfall in Tschernobyl 1986 ist dies die größte atomare Katastrophe…”

“…Mitarbeiter der Umbrella Corporation vor Ort, um im Angesicht der furchtbaren menschlichen Katastrophe humanitäre Hilfe zu leisten, obwohl der Konzern selbst große Verluste erlitt. Umbrella verlor seine Konzernzentrale in Raccoon City sowie fast tausend Angestellte…”

“…der Gouverneure des Bundesstaates hat der Umbrella Corporation persönlich seinen Dank für ihre schnelle Unterstützung des FBI, der National Guard und des Zentrums für Seuchenkontrolle ausgesprochen…”

“…möchte sich dieser Sender entschuldigen für das Leid und die Sorge die möglicherweise durch frühere Falschmeldungen über einen Virusausbruch verursacht wurden…”

“…die Verantwortlichen der Fälschung, Jill Valentine und Carlos Olivera werden nun von der Polizei gesucht. Valentine war Officer beim Raccoon City Police Department, genau genommen gehörte sie bis zu ihrer Suspendierung zur Special Tactics and Rescue Squad, kurz S.T.A.R.S. genannt. Einzelheiten des Verdachtes gegen Valentine sind nicht bekannt, aber eine Quelle innerhalb der Umbrella Corporation wies darauf hin, dass ein Zusammenhang mit einem ähnlichen Fall bestehe, der sich ebenfalls als Schwindel herausstellte. Olivera ist ein ehemaliger Umbrella-Mitarbeiter, der kurz vor dem Unfall entlassen wurde. Zuletzt wurde er in einer Blockhütte im Wald gesichtet. Es ist möglich, dass er aus Wut auf Umbrella mit Valentine zusammenarbeitete, um die Firma in Verruf zu bringen, wobei Morales das ahnungslose Opfer beider wurde…”


 

~Ende des 9. Kapitels~

Kapitel 10

Kapitel 10
 

Als sie erwachte war sie nackt.

Sie hatte das komische Gefühl, dass ihr das schon einmal passiert war. Nur konnte sie sich nicht erinnern, wann, wie oder warum.

Und wer war sie überhaupt?

So weit sie das beurteilen konnte, befand sie sich in einer stehenden Glasröhre und war von einer klaren Flüssigkeit umgeben. Sie konnte sich erinnern, dass diese Flüssigkeit auch einen Namen hatte, nur wollte ihr dieser gerade nicht einfallen.

Etwas großes lag über ihrem Mund und ihrer Nase und ermöglichte ihr zu atmen. Zumindest war sie sich sicher, dass ihr es ohne dieses Ding nicht gelingen würde. Zahlreiche Schläuche waren mit ihrem Körper verbunden. Ob diese sie mit Nahrung versorgten?

Außerhalb der Röhre, die sich in einer Art Laboratorium befand, standen zwei Männer in Laborkitteln und unterhielten sich. Sie erkannte keinen von beiden, hatte aber das Gefühl sie kennen zu müssen. Und weshalb konnte sie sich daran erinnern wie ein Labor aussah, nicht aber an ihren Namen?

Dann sah der eine Mann zu ihr.

“Kannst du mich hören?”

Das Ding an ihrem Mund hinderte sie zu sprechen. Sie brachte nur ein Blinzeln zustande.

“Kannst du mich verstehen?”

Irgendetwas sagte ihr, dass Nicken in so einer Situation half, also tat sie es. Der Mann nickte ebenfalls.

“Gut.”

Dann wandte er sich an einen der Dutzend anderen Leute in dem Labor.

“Abpumpvorgang starten.”

Sie hörte ein komisches Geräusch, wenig später war die Flüssigkeit bis unter ihren Kopf abgesunken. Und sie sank weiter.

Als die Röhre leer war wurde sie kurz von warmer Luft angepustet, dann öffnete sich die Röhre und jemand entfernte die Schläuche und das Ding um ihren Mund.

Sie hustete.

Der Mann der mit ihr gesprochen hatte legte ihr einen dieser weißen Kittel um. Eine Frau sprach im Hintergrund während sie auf einen flachen Kasten vor ihr starrte.

“Ihre Genesung ist bemerkenswert. Und ihre Kräfte, physisch und mental, wachsen in exponentiellem Tempo.”

Sie hatte keine Ahnung was diese Worte bedeuteten. Über wem sprachen sie überhaupt, über sie?

Der Mann strich ihr Haarsträhnen aus dem Gesicht und fuhr ihr über den Kopf. Sie schob seine Hand weg und sah sich um, nahm die Geräusche, Bilder und Strukturen in sich auf.

Dann versuchte sie zu sprechen.

“W-w-…“

Der Laut kam krächzend über ihre Lippen. Sie versuchte es noch einmal “Wo…wo…”

“Wo du bist?”

Der Mann hielt nun ihre Hand.

“Wo?” fragte sie erneut.

“Ich zeigs dir.” meinte der Mann und stand auf “Komm mit!”

Sie ließ sich von ihm aufhelfen, immer noch leicht hustend.

“Ganz ruhig. Gut so.”

Er lehnte sie an eine Wand und eine weitere Person trat zu ihnen. Diese fuhr mit einer Art Stöckchen über ein Blatt Papier. Sie nickte in Richtung des Stöckchens.

“Weißt du was das ist?”

Sie hatte keine Ahnung.

Der Mann, der hier offenbar die Verantwortung trug, nahm dem Anderen beides aus der Hand und ahmte dessen Bewegung nach.

“Ein Stift.” sagte er zu ihr “Siehst du. Jetzt du.”

Sie ergriff das Stöckchen…den Stift…mit der linken Hand und führte ihn über das Blatt Papier.

“Sehr schön.” sagte der Mann wieder, offenbar sah er es als Fortschritt.

“Sch..schf…” versuchte sie den Namen des Dinges zu erfassen.

“Stift.” wiederholte der Mann geduldig und umfasste dann mit beiden Händen ihren Kopf.

“Sie mich an.”

Sie gehorchte.

“Kannst du dich an irgendwas erinnern? Hm? Vielleicht an deinen Namen?”

Was war das?

“M-mein Name…mein Name…”

Irgendetwas rührte sich in ihrem Kopf. Sie wusste, was ein Name war, sie war sich fast sicher, aber es wollte ihr nicht ins Bewusstsein rücken.

Sie seufzte.

Der Verantwortliche wandte sich an die Anderen.

“Sie steht vierundzwanzig Stunden unter Beobachtung. Ich will das volle Programm: Blutproben, chemische und elektrolytische Analysen. Bis heute Abend.”

Dann fiel es ihr plötzlich ein.

“Dann hätten sie uns schon längst angegriffen.”

“Das sind Biowaffen aus den Umbrella Labors unter der Stadt.”

“Sie ist verwundet. Die Infektion breitet sich aus.”

“Wir sollten das lieber gleich regeln, denn später ist es nicht mehr so einfach.”

“Die haben was mit mir gemacht.”

“Er will seine Tochter, Angela.”

“Laut Ashford weiß Umbrella, dass sie die Seuche nicht eindämmen können. Das heißt, gleich morgen Früh werden sie Raccoon City komplett desinfizieren.”

“Ein atomarer Präzisionssprengsatz.”

“Es läuft bereits. Ein Schmelzen des Reaktors im Atomkraftwerk. Ein tragischer Unfall.”

“Wir sollten vor morgen Früh aus der Stadt raus sein.”

“Da hinten ist was.”

“Nemesis...”

“Sie ist in höchstem Maße infiziert.”

“Du weißt, dass ich dir nichts tun werde.”

“Das ist der Antivirus.”

“Heute ist dein Glückstag.”

“Erst sagen sie uns wie wir hier rauskommen.”

“Ich vermute der Hubschrauber ist nicht extra für uns vorgesehen?”

“Mein Name ist Alice. Ich habe für die Umbrella Corporation gearbeitet.“

“Ich kümmere mich um die Wachen.”

“Wir müssen uns beeilen.”

“Ich bin ein Monster geworden.”

“Sir!”

Das war einer der Labortechniker. Ihm war etwas auf der Gehirnwellenanzeige aufgefallen, und er versuchte den Verantwortlichen Mann darauf aufmerksam zu machen.

Dr. Samual Isaacs.

Der Mann, der an ihr und Matt Addison herumexperimentiert hatte, auf Geheiß von Major Timothy Cain - und alles zum Wohle der Umbrella Corporation.

Isaacs schenkte ihm jedoch keine Beachtung.

“Umfangreiche Reflextests sind eine weitere Priorität. Ich möchte, dass die elektrischen Impulse überwacht werden und-…”

“Sir!”

Das war wieder der Mann.

“Was ist denn?”

Sie gab ihm keine Chance zu antworten.

“Mein Name ist Alice. Und ich erinnere mich an alles.”

Isaacs wandte sich zu ihr um und wurde blass. Er gab einem der Wächter der an der Tür stand ein Zeichen, doch bevor dieser seine Handfeuerwaffe auch nur ziehen konnte sprang Alice auf ihn zu. Sie hielt den Stift noch in der Hand und zielte damit auf sein Auge. Einen Millimeter vor seiner Hornhaut stoppte sie die Attacke. Sie war nicht daran interessiert einen jungen Mann zu töten, der nur seine Arbeit verrichtete.

Stattdessen schlug sie ihn bewusstlos.

Zwei Pfleger tauchten auf um sie zu überwältigen.

Alice überwältigte sie - in zweieinhalb Sekunden.

Dann packte sie Isaacs Arm.

Ihn wollte sie töten, doch es wäre nicht fair gewesen. Denn wenn er starb, dann würde er nicht einmal ansatzweise für das büßen, was er ihr angetan hatte.

So brach sie ihm stattdessen den Arm.

Er sollte den Schmerz eine Weile spüren. Das war zumindest ein Anfang.

Mit den Kopf voran warf sie ihn in den Tank, in dem sie festgehalten worden war. Glas splitterte.

Dann bohrte sich etwas in das nackte Fleisch ihrer rechten Schulter. Ein Taser-Pfeil. Er jagte tausend Volt durch ihren Körper.

Alice lachte. Es kitzele.

Umbrella hatte zu gute Arbeit geleistet. So gut, dass sie nun nicht mehr in der Lage waren sie aufzuhalten.

Sie zog den Pfeil heraus und schleuderte ihn auf den Wächter zurück der ihn abgefeuert hatte. Er lachte nicht. Er ging nur zu Boden wo er reglos liegen blieb. Die anderen Wissenschaftler, Techniker und Pfleger flüchteten aus dem Labor. Sie waren klug.

Alice ging einen Gang hinunter und wusste, auch wenn sie sich nicht sicher war, wie, dass ein Stück weit den Korridor hinunter ein Wächter sie auf einem Überwachungsmonitor beobachtete und in einen Telefonhörer brüllte.

“Hier ist die Zentrale! Brauchen dringend maximale Verstärkung.”

Alice wollte, dass er aufhörte zu reden.

Und so tat er es. Blut floss ihm aus Nase und Ohren und er schrie auf als er zu Boden ging und sich etwas durch sein denken fräste.

Alice ging weiter und stieß auf keinerlei Widerstand. Sie befand sich im Umbrella-Hauptquartier in San Francisco, wie sie jetzt wusste. Der Konzern hatte sich nach dem Desaster in Raccoon City dort nieder gelassen.

Sie verließ den Komplex durch den Haupteingang.

Alice wusste, dass draußen auf irgend einem Parkplatz ein paar Freunde auf sie warteten. Sie spürte die Anwesenheit eines dieser Freunde.

Angie Ashford.

Sie war bei Carlos und den Anderen geblieben, die jetzt Flüchtlinge waren und das Risiko auf sich genommen hatten, hier aufzutauchen, weil Angela wusste, dass Alice heute hier sein würde.

Und tatsächlich stand ein Geländewagen genau dort, wo sie erwartet hatte ihn vorzufinden.

Tess saß grinsend am Steuer. Sie sah weitaus besser aus, als bei ihrer letzten Begegnung.

“Wo hast du denn gesteckt? Wir warten schon die ganze Nacht.”

Alice nahm auf dem Rücksitz neben Jill platz.

“Es war ziemlich riskant von euch hier her zu kommen.”

“Wir leben gerne gefährlich.” erwiderte Nikolai.

“Ja,” bestätigte Carlos “Angie sagte, dass du hier sein würdest, also sind wir gekommen. Du bist uns das Risiko wert.”

“Vorausgesetzt,” ergänzte Jill “dass du immer noch all die Tricks drauf hast die du in Raccoon abgezogen hast.”

“Ich hab sogar noch ein paar dazu gelernt.” sagte Alice leise.

Angies Kopf tauchte aus dem kofferraum auf, als sie den Parkplatz verließen.

“Willkommen zurück.” sagte die Kleine “Geht’s dir gut?”

Alice nickte nur leicht und sah anschließend aus dem Fenster.

Umbrella hatte geglaubt, es sei vorbei, als die Katastrophe von Raccoon City vertuscht werden konnte.

Das war ein Irrtum.

Ihre Entschlossenheit, die Umbrella Corporation in Misskredit zu bringen und den Konzern so zu zwingen für seine illegalen, unmoralischen Aktivitäten gerade zu stehen, hatte nur noch zugenommen.

Und die Mittel mit denen sie es tun würde, waren jene Enormen Fähigkeiten, die Umbrellas Wissenschaftler ihr verliehen hatten.

Für Umbrella hatte der Alptraum somit gerade erst begonnen.
 

~Ende des 10. Kapitels~
 

It’s not the end
 


 

Nachwort
 

Wie der Schriftzug “It’s not the end” schon vermuten lässt, wird es natürlich eine Fortsetzung geben. Aber erst nachdem der dritte Film raus ist. Bis dahin könnte ich mir die Zeit ja mit einer Resi 4 FF vertreiben…das Spiel ist nämlich meine neueste Errungenschaft. Und ich bin begeistert davon! Ja, ich bin auch zu einem kleinen, kreischenden Leon-Fan mutiert ^^ Aber ich bin stolz drauf!! *nod* Gut, ich überleg mir also was.

Und dann wäre da ja noch das verschollene Kapitel 9 ½ was es zu ergänzen gibt. Ich seh schon…es gibt viel zu tun.
 

Also noch mal danke fürs lesen und bis zur nächsten FF!

das verschollene Kapitel 9 ½ Teil 1 (Interlude)

Das verschollene Kapitel 9 ½ Teil 1 (Interlude)
 

“Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal dabei zusehe wie eine Ex-Diebin in meine Wohnung einbricht.”

Ungläubig lehnte Tess an der Kalkwand ihres Treppenhauses und beobachtete Jill wie sie sich mit verschiedensten kleinen Drähten an dem Schloss ihrer Wohnungstür zu schaffen machte.

“Der Zweck heiligt die Mittel.” meinte diese und stocherte mit ihren Werkzeugen weiter in der Schlüsselöffnung herum.

Angie saß auf der Treppe die weiter nach oben führte und hatte ihre Schultasche auf ihren Oberschenkeln liegen. Nikolain bedeckte den Türspion des Nachbarapartments mit seiner Hand und Carlos und L.J. sicherten das Treppenhaus nach oben und nach unten, um nicht von anderen Hausbewohnern überrascht zu werden, während sie augenscheinlich in Tess’ Wohnung einbrachen.

Die ältere Frau aus dem dritten Stock hatte sie allerdings schon überrascht. Jill war wie der Blitz aufgesprungen und zu Tess an die Wand getreten, dabei tarnte sie ihren Dietrich als Nagelpfeile. L.J. fasste sich an den Hut und nickte der Frau freundlich, wenn auch ziemlich auffällig, zu.

“Ma’m.”

Die Alte warf allen einen skeptischen Blick zu bis Tess meinte:

“Wir warten auf den Schlüsseldienst.”

Die Miene der Frau erhellte sich und sie kniff Tess in die Wange.

“Kindchen, ich hab dir schon so oft gesagt gib mir einen Ersatzschlüssel, aber du wolltest ja nie hören, Süße. Wie dem auch sei. Dir und deinen Freunden noch viel Spaß. Auf Wiedersehen, Tessandra.”

Alle starrten der wohl senilen Frau hinterher und beobachteten wie sie die Stufen hinunter wankte, dann drehten sich alle Köpfe synchron zu Tess die ebenfalls ein “Auf Wiedersehen.” genuschelt hatte.

“Tessandra?” fragte Carlos ungläubig.

Tess wich allen Blicken aus.

“Fragt lieber nicht.” und an Jill gewandt “Wird das heut noch was?”

Jill grinste leicht und widmete sich wieder ihrer Aufgabe. Ein leises “Klick” später sprang Tess’ Tür nach innen auf und Jill erhob sich mit einem zufriedenem Grinsen.

“Schön zu wissen, dass ich nichts verlernt habe.”

Tess hatte noch ein “Gut gemacht.” übrig bevor sie ihre Wohnungstür ganz aufstieß und hinein humpelte.

“Fühlt euch wie zu Hause.” bot sie den Anderen an, die ihr folgten.

L.J. hatte ihr Angebot zu wörtlich genommen und wollte gerade ihre chinesische Vase unter die Lupe nehmen, als sie herum wirbelte und ihn anfuhr:

“Du behältst deine Finger schön bei dir und fasst nichts an!”

“Aber du hast doch gerade-“ begann er.

“Mach schön Platz.”

Tess deutete auf einen der beiden Sessel die in der Mitte der Wohnstube standen. Sie hatte keine Lust ihre ganze Wohnungseinrichtung an diesen Gauner zu verlieren.

Das Besondere an Tess’ Wohnung war, dass Küche und Wohnzimmer ineinander übergingen. Eine angrenzende Schiebetür die über die ganze Breite des Raumes verlief, gab Einsicht auf ein großes Himmelbett.

L.J. setzte sich schmollend auf den angewiesenen Platz, Carlos nahm den anderen Sessel in Beschlag und Jill setzte sich neben Angela auf die Couch.

Nikolai hatte den Kühlschrank anvisiert und nahm eine Coladose aus dem untersten Fach und warf sie Carlos zu. Dieser fing sie und stellte sie auf den kleinen Tisch der zu ihrer Mitte stand. Dann wandte er sich wieder Nikolai zu, der bereits die nächste Dose warf. Dies tat er so lange bis alle mit einem Getränk versorgt waren, anschließend setzte er sich.

“Cola,” meinte er “dein Hauptnahrungsmittel, richtig?”

“Korrekt.” bestätigte Tess “Mein Suchtmittel Nummer Eins.”

Dann sah sie Angela die ihr Trinken nicht anrührte.

“Ich lass dir ein Bad ein, Angie.”

Das Mädchen nickte stumm lächelnd. Der Gedanke an ein heißes Bad war zu verlockend. Tess erhob sich und verschwand hinter einer Tür die an das Schlafzimmer angrenzte. Ihr verstauchter Fuß tat nur halb so weh wie er es vermutlich tun sollte.

Jill nahm die Digitalkamera an sich welche Angela neben sich gelegt hatte.

“Wir sollten hiervon eine Kopie machen.” meinte sie und entfernte die Memorycard.

“Tess hat einen Laptop.” informierte Nikolai “Den können wir nehmen.”

“Alles klar.” sagte Jill “Wo ist er?”

“Hier.”

Tess war wieder aus dem Bad aufgetaucht und zog eine Notebooktasche unter dem Bett hervor die sie Jill reichte. Sofort machte sich diese ans Werk und vervielfältigte das Zeugnis der letzten Nacht.

“kommst du, Angie?”

Das Mädchen folgte Tess ins Bad in dessen Wanne heißes, dampfendes Wasser lief. Schaum blubberte bereits und breitete sich immer weiter aus. Ein Funkeln stahl sich in Angelas Augen als sie begann sich auszuziehen.

“Ich bring dir ein paar alte Sachen von mir.”

“Danke.”

“Kein Problem.” meinte Tess und sah Angelas Schultasche mit dem wichtigen Inhalt auf dem Boden liegen “Hast du was dagegen wenn ich das nehme?”

Angela war bereits im Wasser als sie zu Tess aufsah und den Kopf schüttelte.

“Okay, also bis gleich.”

Tess verließ das Bad und wühlte in ihrem Kleiderschrank nach frischen Sachen die ihr persönlich zu eng waren. Den Antivirus verstaute sie im doppelten Boden des Schrankes. Tess war auf alles vorbereitet.

Nachdem sie Angela die Sachen gebracht hatte begab sie sich zurück zu den Anderen.

Jill war gerade damit fertig das Video zu kopieren und klappte den Bildschirm des Notebooks wieder zu, als Tess sich zu ihnen gesellte.

“Das sollten wir so schnell wie möglich zum nächsten Fernsehsender bringen.”

“Na dann los.” sagte Carlos und sprang aus dem Sessel hoch.

Jill war bereits auf dem Weg zur Tür, als Nikolai und Tess ebenfalls Anstalten machten ihr zu Folgen.

Carlos hielt sie zurück.

“Ich glaub nicht, dass wir alle da auflaufen sollten.”

Tess nickte.

“Du hast Recht.” und mit einem Gedanken an L.J. und die badende Angela fügte sie hinzu “Ja, du hast wirklich Recht.”

Sie traute diesem Halunken keinen Millimeter über den Weg.

Jill stand schon im Flur und wartete auf Carlos als Tess aus dem Schieber eines kleinen Tischchens neben der Tür zwei Schlüssel fischte. Ihr Ersatzwohnungs- und ihr Autoschlüssel.

“Keine Kratzer.” meinte sie noch als Carlos ihr mit einem Lächeln die Schlüssel abnahm und im Treppenhaus verschwand.

Nikolai hatte sich wieder auf der Couch nieder gelassen und Tess schloss die Tür. Dort blieb sie eine Weile stehen. Ruhe legte sich über die Drei und als sie die Schublade wieder schließen wollte fiel ihr das rote Fotoalbum ins Auge in dem die Bilder der letzten Weihnachtsfeier zu finden waren. Ein trauriges Lächeln stahl sich auf Tess‘ zerschrammtes Gesicht als sie das Album aufschlug und direkt auf der ersten Seite ein Gruppenfoto ihres Teams… nein, es war nicht mehr ihr Team,… ihres ehemaligen, ihres zerrissenen und getöteten Teams erblickte. Sie musste ein Glucksen unterdrücken. Alle hatten sie diese albernen Weihnachtsmützen auf, hingen einander um den Hals und hatten ein paar Gläser zuviel Sherrywein intus. Sam und Jack standen außerdem unter einem Mistelzweig und taten Dinge die man unter einem Mistelzweig halt so tat. Alles in allem war es ein Bild für die Götter.

Sie sind tot….

Tess schluckte.

Es waren nicht nur irgendwelche normale Arbeitskollegen gewesen. Es waren Menschen denen sie ohne zu zögern ihr Leben anvertrauen konnte, Menschen die ihr sehr ans Herz gewachsen waren. Ihre Freunde…

“Tess?”

Ein letztes Mal strich sie mit den Fingern über das Bild und legte das Album zurück in die Schublade.

Dann drehte sie sich um.

“Sie sind tot.”

Sie musste es einfach laut aussprechen, das machte es erst real und ließ es nicht wie einen Alptraum erscheinen aus dem man einfach wieder erwachen konnte und die Welt um einen war wieder in Ordnung.

L.J. war auf seinem Platz eingeschlafen und schnarchte leise vor sich hin, Nikolai beobachtete Tess dabei wie sie sich neben ihn setzte und an der Cola nippte. Ihr Blick richtete sich unfokussiert in die Ferne als sie ihr Getränk wieder auf die Glasplatte des Tisches abstellte. Als wüsste Nikolai was in ihr vorging, ergriff er ihre Hand und drückte sie sanft. Diese Geste sollte ihr eigentlich Trost genug sein, doch sie wollte mehr.

Nikolai beobachtete sie immer noch von der Seite und bemerkte, dass sie leicht zitterte. In diesem Moment wandte sie ihren Kopf in seine Richtung und ihre Blicke trafen sich. Es vergingen ein paar Sekunden in denen sie einfach nur da saßen und sich in die Augen sahen, die Nähe des Anderen genossen. Dann rückte Tess etwas näher und Nikolai zog sie in seine Arme. Er strich ihr durch die Haare als sie ihr Gesicht an seinem Hals vergrub und ihr warmer Atem seine Haut streifte. Als sie die Augen schloss umschlangen ihre Arme zögerlich seinen Rücken. Keiner sagte etwas. Sie brauchten auch keine Worte.

Nikolai hauchte Tess einen Kuss auf die langen blonden Haare was sie dazu brachte ihren Kopf zu heben und ihn anzusehen. Er ergriff ihre Wange und streichelte sie sanft. Sie lächelte. Unerträglich langsam neigte sich sein Kopf den ihrigem entgegen. Lange musste er auf diese Gelegenheit warten, doch jetzt war der Moment gekommen. Tess schloss genießend die Augen als ihre Lippen den Weg zueinander suchten, doch noch bevor sie sich endlich trafen ließ ein Höllenlärm sie aufschrecken.

L.J.’s schnarchen hatte sich ebenfalls sofort eingestellt und er rutschte, seinen Hut verlierend, vom Sessel und landete etwas unsanft auf seinen vier Buchstaben.

Die Blicke der Anwesenden richteten sich auf Angela die im Schlafzimmer stand und die Badezimmertür etwas unsanft geschlossen hatte. Das Mädchen hatte ein T-Shirt an welches ihr bis zu den Kniekehlen ging. Eine Entschuldigung stand in ihren Augen.

Tess rückte auf der Couch etwas von ihrem Gegenüber weg und lächelte Angie aufmunternd zu.

“Möchtest du ins Bett?”

Sie schüttelte den Kopf, die nassen Haare fielen ihr dabei ins Gesicht.

“Nein, ich will nicht schlafen.”

“Gut,” meinte Tess und klopfte auf den freien Raum zwischen sich und Nikolai “dann komm her.”

Ein Grinsen machte sich auf Angelas Gesicht breit als sie sich in Bewegung setzte und über die Lehne des Sofas auf die Sitzfläche krabbelte. Ohne zu zögern schnappte sie sich eine Cola und begann zu trinken. Tess strich ihr durch die Haare. Was für ein tapferes Mädchen sie doch war.

Tess blickte zu Nikolai.

“Das Bad ist frei.” meinte sie schlicht.

“Nein, geh du erst.”

Da keiner Anstalten machte als erster ins Bad zu gehen war L.J. bereits auf den Beinen.

“Also wenn ihr gestattet…”

“Nein!” kam es gleichzeitig von Tess und Nikolai was Angela dazu brachte zu kichern.

L.J. setzte sich empört wieder hin. Hier wurde er eindeutig unterdrückt. Das gefiel ihm gar nicht.

Tess hatte sich in der Zwischenzeit erhoben und war zum Kleiderschrank getreten um für sich und alle Anderen auch frische Sachen hervorzukramen. Dies erwies sich als ziemlich schwieriges Unterfangen, war sie doch mit Männerkleidung eher weniger eingedeckt. Doch glücklicherweise fanden sich noch zurückgelassene Kleidungsstücke ihres Exfreundes. Hatte es sich doch als richtig erwiesen sie aufzuheben.

Ein paar Sekunden später war sie mitsamt den Sachen im Bad verschwunden.

“Hast du Hunger, Angie?” fragte Nikolai das Mädchen.

“Nein.”

“Hm,” meinte er “ich auch nicht.”

Von L.J.‘s Magen war ein Knurren zu hören. Die Beiden ignorierten es.

“Aber für ein Eis ist immer Platz, oder?”

Bei dem Wort ‘Eis’ leuchteten Angies Augen auf. Bingo! Jedes Kind mochte Eis.

Nikolai ging erneut zum Kühlschrank und holte aus der Gefriertruhe zwei Schokoladen-Eis am Stiel.

Als er sich wieder neben sie setzte und sie die Verpackung gar nicht schnell genug aufbekommen konnte, empörte sich L.J. erneut.

“Und was ist mit mir, man?”

Nikolai sah ihn finster an.

“Bin ich dein Butler? Hol dir gefälligst selber eins!”

Grummelnd erhob sich der Punk und lugte in das Eisfach.

“Erdbeere.” erkannte er die einzige Eissorte die noch übrig war “Ich hasse Erdbeere.”
 

~Ende des verschollen Kapitels 9 ½ Teil 1 (Interlud)~
 

Ich weiß, ich bin gemein. Hab ich doch wirklich Tess und Nikolai gestört. Ich böses Kind xD

Aber es soll ja noch eine Fortsetzung geben und da soll sich ja zwischenmenschlich auch was tun.

Das verschollene Kapitel 9 ½ Teil 2 (Interlude)

Das verschollene Kapitel 9 ½ Teil 2 (Interlude)
 

Tess stand vor dem Spiegel in ihrem Badezimmer. Sie war bereits frisch geduscht und hatte eine bequeme, zerrissene Jeans und ein einfaches schwarzes Tanktop angezogen.

Das getrocknete Blut an ihrem Körper war verschwunden, nur ein paar feine rote Linien waren zurückgeblieben und zeigten ein paar kleinere Verletzungen.

Ihr Spiegelbild sah sie traurig an, dann griff sie sich an den Hals. Tiefe Bissspuren waren von Yuris Attacke zurückgeblieben und würden wahrscheinlich Narben hinterlassen. Toll, jetzt würde sie bei jedem Blick in den Spiegel an diesen schrecklichen Tag erinnert werden.

Ehe sie sich noch ganz in ihren Gedanken verlor, stopfte sie ihre Sachen, zusammen mit Angies, in die Waschmaschine und verließ den Raum. Wie sich herausstellte, tat sie dies genau zum richtigen Zeitpunkt. L.J. stand mit erhobenen Fäusten vor Nikolai, welcher wiederum ziemlich unbeeindruckt und mit verschränkten Armen vor diesem stand.

“HEY!” war das einzige vernünftige was Tess dazu einfiel “Was soll das?”

“Er hat angefangen.” protestierte L.J.

“Ist mir egal wer angefangen hat, ich werde es beenden.”

Tess packte Nikolai am Arm und schob ihn in Richtung Bad davon. Dann ging sie zu Angie die immer noch saß wo sie saß.

“Männer.” flüsterte sie ihr zu und schüttelte den Kopf “Wir haben es sehr schwer mit ihnen, aber wir können auch nicht ohne sie.”

Angie grinste.

Tess ließ sich neben sie fallen und beobachtete mit gerunzelter Stirn wie L.J. mit einem Erdbeer-Eis kämpfte. Sie beschloss es zu ignorieren, doch wenn er anfangen würde damit ihren guten Sessel voll zu tropfen, würde sie einschreiten müssen.

Eine Weile überlegte sie ob es sich lohnen würde zur Ablenkung den Fernseher einzuschalten, doch wahrscheinlich würde auf jedem Sender das Selbe laufen. Das normale Programm wird unterbrochen, da Raccoon City von der Landkarte gefegt wurde und keiner weiß wieso und weshalb. Man würde Spekulationen hören, weinende Menschen im Interview sehen und völlig aufgebrachte Fernsehmoderatoren. Nein, das musste sie sich jetzt wirklich nicht geben. Das würden sie sich noch früh genug antun müssen.

Mit einem Mal stand Nikolai wieder im Raum. Und er sah alles andere als glücklich aus.

“Warum mussten es unbedingt Sawyers Sachen sein?” fragte er ungläubig.

Es klang wie ein Flehen.

Tess grinste. Nikolai konnte ihren Exfreund noch nie ausstehen.

“Steht dir sehr gut.” sagte sie einfach.

Und es war noch nicht einmal gelogen. Dann fiel ihr Blick auf seinen Arm. Er blutete. Entsetzt sprang Tess auf. Die Hunde. In ihrer ersten Erleichterung hatte sie ganz vergessen, dass er verletzt wurden war. So schnell es ihr Fuß erlaubte war sie bei ihm und zerrte ihn zurück ins Bad. Ohne Widerrede ließ er es über sich ergehen und nahm auf dem Badewannenrand platz während Tess im Schrank nach irgend etwas kramte. Ein paar Sekunden später hatte sie einen Erste-Hilfe-Kasten hervorgeholt, setzte sich neben Nikolai auf den Rand und begann Desinfektionsmittel und Mullbinden vorzubereiten.

Der Erste-Hilfe-Kurs den sie bei ihrer Ausbildung als Agentin jedes Jahr aufs neue belegen musste, hatte seine Spuren hinterlassen und schnell wurde Nikolais Oberarm von einem festen Verband geziert.

“Danke.”

Tess lächelte ohne etwas zu sagen.

Stille. Peinliche Stille. Wie sie solche Momente hasste.

Normalerweise waren Tess und Nikolai beide nicht der typ Mensch denen solche Situationen öfters begegneten, aber heute war es allem Anschein nach soweit.

Nikolai räusperte sich und rutschte etwas auf dem Rand hin und her, Tess starrte auf den Fußboden, sie fühlte sich irgendwie seltsam.

Bevor sie dieses Gefühl genauer definieren konnte stand Nikolai auch schon auf und machte Anstalten aus dem Bad treten zu wollen.

“Tja...” sagte er und ging langsam Richtung Tür “danke, noch mal.”

Als er die Tür fast erreicht hatte nahm er eine Bewegung hinter sich war und fühlte, den Bruchteil einer Sekunde später, wie Tess’ Hand nach seinem gesunden Arm griff.

“Wart mal.” sagte sie leise und wartete selber gerade noch lang genug, bis Nikolai sich zu ihr herum gedreht hatte.

In einem Anflug fiebrigen Verlangens drückte sie ihren Körper gegen den seinigen, umfasste sein Gesicht mit beiden Händen und küsste ihn stürmisch.

Für eine Sekunde schien er überrumpelt, taumelte gegen die Badezimmerwand, doch Tess dachte gar nicht daran von ihm abzulassen. Dann war der Moment auch schon verflogen und Tess spürte seine Hand in ihrem Haar, seine starken Arme die sie fest umschlungen hielten - bis die Türklingel läutete.

Tess löste sich nur ungern von seinen Lippen, doch irgendetwas musste sie sagen und während sie dies tat wurde ihr geschundener Hals liebkost.

“Mach doch mal bitte die Tür auf, Angie!” brachte sie gerade noch so hervor bis Nikolai ihren Kopf wieder zu sich drehte und sich ihre Lippen erneut trafen.

Irgendwo in der Ferne konnte man erahnen, dass L.J. etwas zu Angela sagte.

“Ich mach das schon, bleib sitzen.”

Schritte waren zu hören, eine geöffnete Tür, weitere Schritte im Treppenhaus, leise Stimmen die lauter wurden. Doch das alles interessierte Tess im Moment herzlich wenig, bis plötzlich jemand ihren Namen rief.

“Tess?”

Jill.

“Bin gleich da.” brachte sie zwischen zwei Küssen atemlos hervor.

“Was macht ihr denn da?” war L.J.s raue Stimme zu hören die näher zu kommen schien.

Bevor er sie überraschen konnte, lösten sich die beiden nach einem letzten sanften Kuss voneinander und Tess griff nach dem Erste-Hilfe-Kasten, Nikolai warf sich wieder auf den Rand der Badewanne.

L.J. stieß die Tür auf beide sahen gespielt überrascht auf. Nikolai spielte an seinem Verband herum und Tess stellte das Kästchen zurück in den Schrank.

“Ich bin gleich da.” wiederholte Tess und schloss die Tür des Schrankes.

“Äh...ja, gut.” meinte L.J. nur und ging zurück zu den Anderen.

Tess und Nikolai warfen sich noch einen Blick zu bevor sie ihm folgten.

Jill lehnte mit zufriedener Miene gegen der Spüle. Wahrscheinlich war sie nur so zufrieden wie es im Moment maximal möglich war. Carlos legte gerade Tess' Autoschlüssel zurück auf die Kommode und trat einen Schritt nach vorn. Alle Anderen sahen mit fragendem Blick in die Runde, eine Reaktion der beiden Neuankömmlinge erwartend.

"Und?" wollte Tess endlich wissen.

Erst einen auf hektisch machen und dann nicht mit der Sprache raus rücken. Na das waren ihr Profis.

"Sie haben uns das Band quasi aus den Händen gerissen." begann Carlos nach einer, ihr endlos erscheinenden, Zeit zu erzählen.

"Sie wollten ein Interview mit uns," berichtete Jill weiter und suchte nach irgendetwas in ihrer Gürteltasche "wir sind allerdings schnell wieder verduftet."

Sie hatte gefunden nach was sie suchte und brachte eine arg mitgenommene Zigarettenschachtel zum Vorschein, steckte sich eine Kippe in den Mund und hatte auch schon ein Feuerzeug in der Hand.

"Darf ich?"

Alle sahen zu Tess die bekanntlich Nichtraucher war.

"Ich glaube ich könnte auch eine vertragen." hörte man von Nikolai.

Carlos nickte stumm, L.J. stimmte ebenfalls zu, Angie nippte an ihrer Cola.

Tess starrte interessiert auf die Schachtel die Jill noch in den Händen hielt.

"Ich auch." sagte sie und fischte mit Daumen und Zeigefinger kurzerhand eine aus der Verpackung. Die Anderen taten es ihr lächelnd gleich.

"Okay, ihr habt das Band also abgegeben," war von L.J. zu hören der gerade das herum gereichte Feuerzeug an sich nahm "Und was ist dann genau-"

Seine Frage ging im Klingeln des Telefons unter.

Tess, gerade ein Streichholz erhebend, ließ dieses wieder sinken und war in wenigen Schritten an dem Tischchen auf dem das schnurlose Telefon sich befand. Sie nahm die Zigarette in ihre linke Hand, nahm den Hörer ab und meldete sich mir ihren Nachnamen.

"Carlisle."

"Mein Gott, Kindchen, bin ich froh deine Stimme zu hören."

"Mum!"

Die Anderen wandten sich zu ihr um.

"Was ist denn bei euch da unten passiert? Raccoon ist ja... ich meine...Wie geht es dir?"

"Mir gehts gut," unterbrach Tess den Redeschwall ihrer besorgten Mutter "macht euch keine Sorgen."

"Ich hab dich im Fernsehen gesehen, irgend so ein privates Video, schreckliche Dinge..."

Tess konnte im Hintergrund Stimmen hören. Sie nahm kurz den Hörer vom Ohr.

"Macht mal den Fernseher an." rief sie in die Runde und Nikolai, der am nächsten dazu stand, nahm sich die Fernbedienung und drückte auf die rote Taste ganz oben rechts.

"Dieses Video," war das Nächste was sie von ihrer Mutter hörte "... du sahst so blass aus, man konnte nicht viel erkennen. Geht es dir wirklich gut?"

"Ja, wirklich, das sagte ich doch bereits."

Tess ging in ihr Schlafzimmer wo sich der Rest bereits um den Fernseher versammelt hatte. Es war nicht schwer einen Sender zu finden, der das Band bereits sendete, auf keinem Kanal lief mehr das normale Programm, sogar der Kinderkanal sendete Terris Video.

"Mum, ich muss Schluss machen. Ich melde mich irgendwann bei euch. Kuss."

Im Hintergrund hörte sie noch mal kurz die Stimme ihres Vaters der fragte wie es ihr ging, dann legte sie einfach auf, ließ sich auf die Kante ihres Bettes sinken und starrte wie gebannt auf den Bildschirm.

Da waren sie wieder, Horden von Untoten die durch die Straßen schlurften und nach allem gierten was nach Nahrung aussah. Tess hätte es glatt für einen schlechten Zombiefilm gehalten, hätte sie nicht die furchtbare Gewissheit gehabt, dass dies real war und gerade mal ein paar Stunden zurück lag.

"...diese schockierenden Bilder die uns soeben erreicht haben, bestätigen die Katastrophe in Raccoon City."

Angie, die sich neben Tess gesetzt hatte, verkrampfte sich. Tess legte ihren Arm um die Schulter des Mädchens.

"Du musst dir das nicht ansehen."

Angela nickte, ohne den Blick von dem Mattschirm zu nehmen.

"Doch, das muss ich."

"Carlos Olivera, ehemaliger Umbrella-Mitarbeiter und Jill Valentine, suspendiertes Mitglied der S.T.A.R.S...”

"Was zum-" empörte sich Jill "Woher haben die-? Wie können die-? Wir haben nicht gesagt wer wir sind."

Carlos sagte nur ein Wort:

"Umbrella."

“…mysteriöse Seuche oder Virusausbruch gerät außer Kontrolle, wonach die Umbrella Corporation für den Tod unschuldiger Bürger verantwortlich sein soll die versuchten über die Ravens Gate Bridge aus der Stadt zu entkommen. Dieses Video ist die letzte Arbeit der ehemaligen Reporterin von Raccoon 7, Terri Morales. Das Filmmaterial erzählt eine grausige Geschichte…”
 

Es vergingen ein paar Tage, Tage in denen die Berichterstattungen und die Spekulationen über die Katastrophe weiter ihren Lauf nahmen.

Bereits nach wenigen Minuten hatten sie den Fernsehapparat ausgeschaltet und sich wichtigeren Dingen gewidmet: einem warmen Bad, eine warme Mahlzeit und ein bisschen Schlaf.

Ein feiner Ascheregen hatte einen Tag nach der Vernichtung Raccoons eingesetzt und die gesamte Umgebung mit einer feinen Schicht grauen Staub bedeck. Die Sonne war seit dieser Zeit hinter eine dicken Wolkenschicht verschwunden und ein grauer Himmel war alles was man noch sah. Alles was man sah, war nur noch grau. Dies führte dazu, dass die Menschen Littleton verließen. Nicht für immer, doch die plötzliche Stille und Leere verpasste der Kleinstadt den Scharm einer gottverdammten Geisterstadt.

Tess stand am geschlossenen Fenster ihrer Wohnung und beobachtete wie die leise fallenden Ascheflocken ihr Fensterbrett noch mehr bedeckten. Durch die leeren Straßen der Stadt sah sie einen schwarzen Jeep herauf fahren.

"Sie kommen wieder." informierte sie Angela, die auf dem Boden der Wohnung saß und in ihrem Geografiebuch etwas einzeichnete.

Das Mädchen nahm ihr Buch, stand auf, streifte ihr Kleid glatt und trat neben Tess ans Fenster.

"Ob sie alles bekommen haben?" fragte sie als der Wagen auf Höhe der Eingangstür mitten auf der Fahrbahn parkte und vier in schwarz gekleidete Personen aus dessen Inneren stiegen.

Tess lächelte und strich Angie das Haar zurück.

"Sieht ganz so aus."

Angie reichte Tess das aufgeschlagene Buch. Tess lächelte fast augenblicklich.

“Du hast das Gelbe Meer mit dem Ostchinesischem Meer verwechselt.”

Angie blickte hinunter auf ihre Aufzeichnungen.

“Oh.”

Ein paar Tage nach der Katastrophe hatte Angela ihnen erklärt, dass Alice wieder am Leben war. Keiner konnte sich erklären wieso Angie dies wusste, nicht einmal das Mädchen selber, aber nachdem was sie erlebt hatten gab es keinen Zweifel das dies nicht im Bereich des möglichen lag. Und dann sprudelten Zeit, Ort und Datum aus ihr heraus wo sie wieder auf Alice treffen würden, einfach so, als wäre es das normalste auf der Welt. Der T-Virus war einfach unglaublich...

Also setzten sie sich zusammen und besprachen wie sie es anstellen sollten, Alice aus den Fängen von Umbrella zu befreien und den Konzern endlich, und hoffentlich endgültig, zu Fall zu bringen. Doch dies hatten sie bereits einmal gehofft, und der sichere Beweis dafür, dass Umbrella Dreck anstecken hat wurde als Lüge dargestellt. Nachdem das Videoband öffentlich als Fälschung beschrieen wurden war und Jill und Carlos nun polizeilich gesucht wurden, blieb ihnen nicht mehr viel Zeit. Bald würden die Behörden auf die Idee kommen in den Wohnungen von Carlos' ehemaligen Kollegen nach ihnen zu suchen, auch wenn diese bereits tot waren oder, wie Tess und Nikolai, für tot gehalten wurden. Tess' Wohnung war somit nicht mehr sicher.

Der Tag für Alice’ Befreiung rückte immer näher und als Tess mit Angie hinter ihrem Fenster stand und auf die Straße hinunter schaute war sie sich plötzlich sicher, dass alles wieder gut werden würde, irgendwann, irgendwie...

Angela rannte zur Tür um diese zu öffnen. Fast augenblicklich später kamen Jill, Carlos, Nikolai und L.J. ganz in schwarz gekleidet herein. Auf ihren Anzügen prangte das Umbrella-Logo.

Tess nickte anerkennend.

"Schick. Ich hoffe, ihr habt auch einen für mich."

Jill griff in eine Umhängetasche und warf Tess einen Fabrikgleichen schwarzen Anzug entgegen wie sie ihn auch selber trug.

"Dein Name ist ab jetzt Nora Roberts."

Tess zog eine Augenbraue in die Höhe, als sie auf den Ausweis blickte der an dem Oberteil befestigt war. Eine blonde Frau mit kurzen Haaren war auf dem Passfoto zu sehen. Bis auf die Tatsache, dass Tess lange Haare hatte sah sie ihr zum verwechseln ähnlich. Und da Umbrella keine Passbilder zuließ die dem Original nicht bis aufs Haar glichen, musste Tess wohl oder übel in den sauren Apfel beißen und sich von ihren langen Haaren trennen. Sie seufzte. Tja, was muss, das muss.

Tess sah auf die Uhr. Sie hatten nicht mehr viel Zeit wenn sie San Francisco noch rechtzeitig erreichen wollten. Jill verstand ihre Geste richtig und holte aus einer Schublade eine Schere hervor. Angie packte ihre Sachen zusammen und legte sie zu den restlichen die sie noch mitnehmen würden. Das meiste ließen sie hier. Tess Wohnung musste möglichst so aussehen, als wäre sie früh zur Arbeit gegangen und nie wieder gekommen. Ihr Bett war ungemacht, ein alter Kaffeefilter befand sich noch in der Kaffeemaschine, Geschirr stand unaufgewaschen in der Spüle usw. Alles war so wie sie normalerweise ihre Wohnung verließ.

Es fiel ihr schwer ihre ganzen Sachen zurück zu lassen, aber würden die Leute von Umbrella spitz kriegen, dass sie lebten und hier gewesen waren, wäre ihre "Mission" noch gefährlicher als sie es so schon war.

Tess ging, gefolgt von Jill, ins Bad und die Männer begannen die restlichen Sachen ins Auto zu schaffen. Bald würden sie wissen ob sich all die theoretischen Planungen, über denen sie in den letzten Wochen gebrütet hatten, der Praxis standhalten konnten. Wenn nicht... nun, wahrscheinlich würden sie dann alle sterben. Doch lieber tot, als mit der Gewissheit leben zu müssen nichts unternommen zu haben um diesen Konzern, der für den Tot tausender unschuldiger Menschen verantwortlich ist, aufzuhalten. Tess sah in den Spiegel ihres Badezimmerschrankes und zog den Zopfgummi aus ihrem Haar. Sie dachte, zum grob geschätzten tausendsten Mal, an all die Menschen die umgekommen waren und ihr etwas bedeutet hatten. Nicht zu vergessen, dass sie beinah selber drauf gegangen wäre. Sie dachte an all die Orte mit denen sie so viele Erinnerungen verbunden hatte, all die Dinge die sie nun nie mehr sehen würde. Eine riesige Wut kochte in ihr empor und brachte sie dazu ihre Hand zur Faust zu ballen. Umbrella würde für all das tausendfach büßen. Das schwor sie sich.

Jill fackelte nicht lange und verpasste Tess, mit mehr Geschick als diese es ihr zugetraut hätte, eine Frisur die der auf dem Foto sehr ähnlich sah.

Die abgeschnittenen Haare fanden ihren Weg in einen Müllbeutel den sie später irgendwo entsorgen würden. All ihre Vorbereitungen wären zunichte gewesen wenn Umbrellas Sturmtruppe, zu der sie ja selber mal gehört hatten, in ihrem Mülleimer ganze Haarbüschel finden würde. Sie waren zwar kaltherzig, machtbesessen, gierig und noch viele andere Dinge auch, aber doch konnten sie eins und eins noch zusammen zählen.

Tess schaltete das Licht im Bad aus und ließ die Tür offen stehen, genau wie sie es jeden Morgen tat. Ein benutztes Handtuch lag auf dem Fußboden und der Fernseher in der Ecke stand auf Standbye.

Bevor sie sich zu Nikolai gesellte, der im Treppenhaus auf sie wartete, zog sie die Schublade des Tischchens neben der Tür auf und griff nach dem Fotoalbum voller Erinnerungen.

Wohlwissend, dass sie nie wieder einen Fuß in diese Wohnung setzen würde, sah sie sich ein letztes Mal in den Räumen um die ihr so lange ein gutes zu Hause gewesen waren. Leise zog sie die Tür hinter sich zu, schloss nicht zu, wie sie es nie tat, und sah wehmütig zu Nikolai.

Er lächelte ihr aufmuntert zu.

Anschließend viel es ihr leicht.
 

~Ende des verschollen Kapitels 9 ½ Teil 2 (Interlud)~
 

Für die Mediziner unter euch: Es ist wahrscheinlich, dass eine tiefe Bissspur die eine Narbe hinterlässt genäht werden muss. Doch dies war mir hier egal, Pflaster reichen da vollkommen aus. Wir sind ja keine Weicheier ^^

Das wars jetzt aber endgültig mit dieser FF. Ich bin sehr froh, dass ich sie wirklich beendet habe. Das passiert mir nicht oft, das könnt ihr mir glauben. Aber Resi ist halt etwas ganz besonderes ^_____^

Noch einmal vielen Dank fürs Lesen und die Kommies!!!

Gibt es auch stille Mitleser? *sich frag*

Bis zur nächsten FF, man schreibt sich! *wink*



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Kommentare zu dieser Fanfic (17)
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Von:  CruelEve
2009-03-21T22:33:05+00:00 21.03.2009 23:33
Ich fand deien ff sau gut,total klasse eben. hoffe resi extintion wird bei dir besser als der film^^

Von: abgemeldet
2007-11-07T15:58:20+00:00 07.11.2007 16:58
Ein etwas spätes Kommentar ^//^ obwohl deine FF schon vor einer Woche (?) gelesen habe *sich schämt*
Aber ich muss dir zu dieser FF gratulieren, denn mir hat sie sehr gut gefallen, besonders, weil du die ganzen Gefühlssachen erst hinten dran gehängt hast, denn diese hat wirklich den letzten Schliff gegeben.

Du verstehst es Spannung aufzubauen, besonders wenn es mal wieder blutig zur Sache geht. Ich liebe RE FFs und ich finde es schade, dass es nur so wenige gibt.

Ich weiß es ist schwer, aber man sollte doch eher FFs schreiben, um selbst Spaß am Schreiben zu haben und nicht um Kommis einzuheimsen. Aber natürlich vertehe ich es, dass Kommis ein schöner Lohn für die verbrachten Stunden vom PC sind ^^ (da ich ja selbst auch FFs schreibe >.<)

Nochmals will ich mein Glückwunsch aussprechen...und so ganz unter uns: alle, die deine FF nicht lesen haben etwas verpasst ^.~
Von:  -Atropos-
2007-09-04T11:09:12+00:00 04.09.2007 13:09
uiui, wer schreibt denn da fleißig kommis? XDDD find´s och doof dass hier so gut wie keiner kommis abgibt 0.o *sich wundert*
aus dem grund hatte ich meine ff ja wieder aus animexx verbannt XDD naja, meine war och nich wirklich toll aber die is wirklich einfach klasse *nod*
Von:  gacktxx
2007-08-30T11:26:40+00:00 30.08.2007 13:26
Es kommt zusammen, was zusammen gehört! Nikolai, ran an den "Speck"!
Eine großartige FF! Fabelhaft!!
Von:  gacktxx
2007-08-30T10:58:42+00:00 30.08.2007 12:58
Wohooo! Alice kicks asses!
Von:  gacktxx
2007-08-30T10:50:33+00:00 30.08.2007 12:50
Bei solchen Formulierungen:" Eine ölige Wolke aus schwarzem Rauch stieg brodelnd in den ersten Anfängen des Tageslichts empor und besudelte den Himmel wie ein Versprechen auf den Tod." lüft mir ein Schauer über den Rücken! Fabelhaft! Weiter so!
Von:  gacktxx
2007-08-30T10:42:22+00:00 30.08.2007 12:42
Hast du ne Ahnung, wie viele Tempos ich gebraucht habe, als Matt gestorben ist? 3 Packungen!! *flenn heul*
Und dann das mit Alice... ich mag nicht mehr! ;;_;;
Von:  gacktxx
2007-08-30T10:20:17+00:00 30.08.2007 12:20
Ich find es gut, dass du sie am leben gelassen hast! Ich hätte Rotz und Wasser geheult, wenn Nikolai und Tess gestorben wären.
Von:  gacktxx
2007-08-30T10:01:50+00:00 30.08.2007 12:01
Als ich das erste Mal dieses Kap gelesen hatte, hatte ich ne heiden Angst um Nikolai! Er ist mir richtig ans Herz gewachsen und ich fand es so schade, dass er im Film gestorben ist. ;-;
Von:  gacktxx
2007-08-30T09:40:58+00:00 30.08.2007 11:40
Hab ich dir schon mal gesagt, dass ich die FF liebe? Einfach wunderbar! Hoffentlich schreibst du auch eine von RE Extinction. Da würde ich mich freuen. ^-^


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