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Nicht aus Stein

Der Kardinal und das Mädchen
von

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Leidenschaft und Verlangen

Kapitel VI: Leidenschaft und Verlangen
 

Es war am frühen Abend als Richelieu die Augen wieder öffnete. Neben ihm lag seine geliebte und süße Marie Valerie. Er brauchte ein wenig Zeit, um sich daran zu erinnern, wieso sie nur mit der Decke bekleidet neben ihm lag. Als die Erinnerung zurückkam, musste er schmunzeln. Er hatte sie wirklich erobert. Oder doch etwa sie ihn? So sicher war er sich da nicht mehr. Er setzte sich etwas auf, stütze sich mit den Händen ab und lehnte sich leicht zurück. Bei genauerer Betrachtung ihres Rückens fielen ihm einzelne Striemen auf. Manche sehr stark, andere fein gezeichnet. Überreste ihrer Vergangenheit. Aber ihr Peiniger hatte seine gerechte Strafe erhalten. Und falls sie noch andere Namen im Schlaf sagen würde, würde er auch diese verfolgen und töten lassen. Ein Problem würde er dadurch bestimmt nicht mit seinem Herrn bekommen.

Sanft strich er ihr über den Rücken. Wie weich doch ihre Haut war. Richelieu war teilweise selbst von sich überrascht, dass er sich so schnell auf sie eingelassen hatte. Zwar liebte er sie, aber dass er so schnell für sie sein Zölibat brechen würde, hätte er nicht von sich gedacht. Marie war die Frau, die er nicht nach einer Nacht abschieben würde. Oder besser nach einem Morgen.

„Wäre ich kein Mann der Kirche, würde ich dich sofort ehelichen, Marie!“

„Das bist du aber.“

Perplex starrte Richelieu sie an.

„Du bist wach? Seit wann?“

„Du hast mich mit deiner Streicheleinheit geweckt. Süßer hätte ich nicht aufwachen können.“

Marie zog die Decke fester um sich, verdeckte ihre Blöße und setzte sich auf, damit sie mit ihrem geliebten Richelieu auf einer Augenhöhe war. Wie sanft und zärtlich er doch gewesen war. Jede Erinnerung an die letzten dreieinhalb Jahre waren in seinen Armen ausgelöscht worden. Jeglicher Schmerz von ihr gewichen. Kaum zu glauben, dass er in den letzten Jahren mit keiner anderen Frau im Bett war.

‚Aber vielleicht ist das auch das Geheimnis seiner Zärtlichkeit.’, dachte Marie bei sich.

Still betrachtete er sie. Seine Augen hingen wieder an ihren. Doch mitten in die Stille brach ein ungebetener Gast:

„Rochefort!“

In Richelieus Augen spiegelten sich mit einmal wieder die Kälte und der Hass.

„Hatte ich nicht gesagt, dass ich nach Euch rufen lasse? Wieso seid Ihr wieder hier?“

Marie konnte dem ganzen Treiben kaum folgen. Zur Sicherheit und aus Furcht vor diesem Einäugigen versteckte sie sich hinter Richelieus Rücken. Dieser legte nur seinen Arm um sie, damit sie Rochefort nicht weiter auffiel. Doch dafür war es bereits etwas zu spät. Rochefort hatte sie längst bemerkt.

‚Deswegen also sollte ich erst kommen, wenn er nach mir rufen würde. Sehr schlau von ihm. Aber dieses Vögelchen werde ich ihm nicht abspenstig machen können. Nicht wenn ich in seinem Auftrag wegen ihr morden soll.’
 

„Was ist Rochefort, warum seid Ihr hier?“

Die barschen Worte rissen den Genannten aus seinen Gedanken. Etwas verklärt schaute er zu seinem Herrn hinüber, der sich mittlerweile aus dem Bett geschält hatte und seinen purpurnen Morgenrock trug. Da er immer noch keine Antwort gab, bekam er die eiskalten Blicke seines Herrn zu spüren. Um nicht auch noch seinen ganzen Hass abzubekommen, machte er dann doch den Mund auf.

„Ihre Majestät ist aus Compièngne zurück. Sie wünscht Euch sofort zu sehen. Es sei wohl sehr wichtig.“

„Wegen diesem lapidaren Idioten stört Ihr mich?“, herrschte Richelieu ihn an. „Aber gut. Sagt Seiner Majestät, dass ich in einer halben Stunde bei ihm sein werde.“

„Seine Majestät sagte, dass Seine Eminenz unverzüglich zu erscheinen habe. Seine Eminenz solle laut Ihrer Majestät alles unwichtige liegen lassen.“ Rochefort wagte einen Seitenblick auf Marie, wurde jedoch von Richelieu bemerkt.

„Starrt sie nicht an, Rochefort. Wenn, dann tue ich das. Und untersteht Euch zu denken, sie sei unwichtig. Lasst Euch was für den König einfallen. Sagt Ihm, ich bereite etwas gegen die Hugenotten vor. Damit wird er sich zufrieden geben.“

Rochefort nickte, schickte sich zu einem Diener an und verschwand.

Richelieu ließ sich auf das Bett und neben Marie fallen, die immer noch in Richtung Tür starrte, was ihm nicht verborgen blieb.

„Was hast du?“

„Er starrt mich genauso an, wie es die Freier immer taten.“, ihre Stimme zitterte.

„Keine Angst. Der ist harmlos. Seit bald vier Jahren ist er mir untergeben. Abhängig von mir. Und der Blick kommt daher, dass ich ihn auch von der Straße aufgelesen habe. Mach dir keine Sorgen wegen ihm. Bevor er dir zu nahe kommt, komme ich ihm zu nahe.“

Er lächelte sie aufmunternd an. Tapfer lächelte sie zurück. Richelieu nahm sie noch mal in den Arm, bevor sich erneut erhob.

„Ich lass dir etwas zu essen bringen. Sei mir aber nicht böse, dass ich jetzt weg muss.“

„Wie könnte ich das sein? Aber mach dich fertig. Ich komme alleine auch prima zurecht. Sag, muss ich mich von irgendetwas bei dir fernhalten?“

„Nein, stöbere nur herum.“ Während er nach seinen Sachen griff, rollte sich Marie in der Decke ein und beobachtete ihn still. Selbst als er sich anzog, bewegte er sich geschmeidig. Sie konnte erkennen, wie seine Rückenmuskulatur sich bewegte. Seine Haut schimmerte in der durch das Fenster scheinenden untergehenden Sonne leicht orange. Wie gut er doch aussah. Marie schwebte auf allen Wolken des Himmels.

„Marie?“

Keine Reaktion.

„Marie, was ist mit dir?“

Erst jetzt erkannte sie seine Augen vor sich.

„Oh, entschuldige bitte. Ich war mit meinen Gedanken ganz woanders.“

„Wie heißt er? Wo kann ich ihn finden und erlösen von einem Leben ohne dich?“

Sanft nahm sie sein Gesicht in ihre Hände und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.

„Keine Sorge, mein Liebster. Ich war in Gedanken bei dir.“

„Na, dann kann ich ja jetzt unbesorgt gehen. Wirst du auf mich warten?“

„Na aber natürlich. Und nun beeil dich, bevor du dir wegen mir Ärger beim König zuziehst.“

„Keine Angst, solange du bei mir bist, macht mir das nichts aus.“

Zärtlich küsste er sie, strich ihr durch das braune Haar, beugte sich zu ihrem Ohr hinunter:

„Ich liebe dich!“

Marie war sofort wieder verwirrt darüber, obwohl sie im Grunde seine Gefühle für sie kannte.

Richelieu konnte bei ihrem Gesichtsausdruck nur lächeln, nahm seinen Umhang und verließ seine und ihre Gemächer.
 

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Kurz nachdem Richelieu weg war, hatte ihr die Köchin Madame Curée Essen serviert.

Und das nicht zu wenig. Drei volle silberne Platten brachte sie Marie in den Salon, wo sie sich seit Richelieus Weggang aufhielt. Die eine Platte war voller Käse und Fleisch, Auf der zweiten war Brot und Kuchen aller Art und auf der dritten fand Marie Früchte, die sie noch nie zuvor in ihrem Leben gesehen hatte, die aber wunderbar schmeckten.

„Aber, warum soviel, Madame? Ich bin alleine und das alles hier werde ich nie in meinem Leben schaffen.“, versuchte Marie sich zu entschuldigen.

„Mademoiselle, Seine Eminenz hat es mir so zugetragen und somit habe ich seinem Wunsch entsprochen.“ Madame Curée machte einen Knicks, was Marie noch peinlicher war, als schon die Gesamtsituation an sich.

„Madame, ich bitte Euch, setzt Euch zu mir.“

„Aber Mademoiselle, was verlangt Ihr von mir? So etwas ist mir nicht gestattet.“, in der Stimme der Köchin schwang Entrüstung mit Entsetzen.

„Hmm, dann seht es eben als Befehl, Euch zu setzen.“

Auf der Stelle saß die Köchin und schaute Marie an

„Verzeiht mir Madame. Bis vor zwei Wochen lebte ich auch noch woanders. Und nun plötzlich das neue Leben hier. Entschuldigt, wenn ich Euch mit meiner Bitte, Euch zu setzen, kränkte.“ Verlegen schaute Marie die Köchin an. Und entlockte dem vorher so steinigen Gesicht ein Lächeln.

„Ist gut, Mademoiselle. Seine Eminenz hat mir Euer Schicksal anvertraut.“

„Ach, bin ich froh, ein wenig Gesellschaft zu haben.“ Marie seufzte laut auf. Bevor die Köchin kam, hatte Marie sich in Richelieus Bibliothek umgeschaut. Ihr Vater hatte ihr als kleines Kind ein wenig Lesen und Schreiben beigebracht. Doch die Bücher in seiner Bibliothek waren meist in Latein verfasst, was sie nun einmal überhaupt nicht verstand. Als sie nach einiger Zeit der Suche doch noch ein Buch in Französisch gefunden hatte, war es so langweilig, dass sie nach zehn Seiten aufhörte, es zu lesen. Und noch immer saß sie halb nackt da, nur der marineblaue Morgenrock bedeckte sie. Was auch der Köchin nicht entging.
 

Madame Curée fiel das Mädchen schon am ersten Tag auf. Damals schlief sie und Richelieu zeigte sie ihr. Schnell berichtete er ihr, was vorgefallen war. Aber auch, dass er nicht wusste, was in den letzten Jahren vorgefallen war. Seit gestern wusste sie es. Und ihr tat Marie unendlich leid. Sie sah aus wie eine Puppe. So zart und zerbrechlich. Ihr Herr verriet ihr allerdings auch, dass er sie küssen durfte. Und er war mächtig stolz darauf gewesen. Seit sie in seinen Diensten stand, hatte sie ihn nie so glücklich und strahlend gesehen. Nun, da ihr Marie gegenüber saß, mit diesem blauen Morgenrock und völlig zufrieden, glücklich und in Gedanken wahrscheinlich bei Seiner Eminenz, konnte sich Madame Curée denken, was heute Morgen geschehen war. Denn das hatte ihr Richelieu nicht verraten.

„Ihr solltet etwas essen, Mademoiselle.“

„Oh, ja, eine Kleinigkeit.“

„Und dann solltet Ihr Euch etwas Wärmeres als diesen Morgenrock anziehen. Ich ließ auf Wunsch Seiner Eminenz wunderschöne Kleider für Euch besorgen.“

„Ich danke Euch dafür, Madame.“, bedankte sich Marie brav und artig. „Ich habe sie auch schon gesehen und angefasst. Der Stoff ist wunderschön. Aber da gibt es ein kleines Problem.“

Maries Wangen wurden leicht rot.

„Vielleicht kann ich Mademoiselle dabei helfen?“, hakte Madame Curée vorsichtig nach.

„Na ja, ich weiß um ehrlich zu sein nicht so recht, wie ich mir die ganzen Unterröcke und Oberröcke und so weiter anziehen sollte, ohne Hilfe in Anspruch zu nehmen.“

„Oh, da helfe ich doch gerne. Lasst uns doch nachsehen, welches Ihr gerne tragen würdet.“

Marie fiel ein Stein vom Herzen. Schnell schritt sie mit der Köchin zum Schrank und holte ein dunkelgrünes Kleid aus Seide und Samt hervor. Der Köchin gefiel die Wahl, sie nickte und begleitete Marie zur Spanischen Wand. Geschickt zeigte sie ihr, wie sie in die Unterröcke und das Korsett kam.

„Madame, da ich alleine nicht das Korsett zu bekomme, werdet Ihr mir wohl täglich helfen müssen. Wenn es Euch nichts ausmacht?“

„Ach nein, aber sagt Seiner Eminenz Bescheid, damit er mich rechtzeitig holen lassen kann. Immerhin weiß nur ich von Eurer Existenz.“

„Nein, sein Diener weiß seit heute auch von mir. Und ich kann ihn nicht leiden. Aber egal, ändern werde ich es nicht können.“

Nach weiteren zehn Minuten, die sich die beiden Frauen mit ein paar Plauschthemen vertrieben, war Marie fertig eingekleidet. Etwas unsicher trat sie vor den Spiegel. Und was sie sah, ließ sie einer Ohnmacht nahe kommen. Sie sah nicht mehr aus wie die ehemalige Zwangshure Marie. Sie sah aus wie Comptesse Marie. Sie sah aus wie Seine Frau. Während sich Marie im Spiegel betrachtete, versuchte die Köchin ihre Haare zurichten. Geschickt steckte sie sie hoch und hielt sie mit Klammern zusammen. Es war schweißtreibend für Madame Curée. Maries Haare waren dick und stark. Und auch irgendwie unbezähmbar. Deswegen trug Marie sie wohl auch immer offen, oder nur zu einem losen Zopf gebunden.
 

Marie hielt still. Sie war über die Hilfe der Köchin sehr dankbar. Auch wenn sie sich nicht vorstellen konnte, dass die Frisur auch nur eine Stunde halten sollte. Vor allem wusste sie nicht, wie sie damit schlafen sollte. Etwa im Sitzen? Skeptisch schaute sie nun in den Spiegel, was auch die Köchin bemerkte.

„Was habt Ihr, Mademoiselle, mögt Ihr die Frisur nicht?“

„Doch, doch. Sie gefällt mir ausgesprochen gut. Jedoch gebe ich zu bedenken, liebe Frau, dass ich so nur im Sitzen schlafen kann.“

„Mademoiselle, haltet mich nicht für unverschämt, aber denkt Ihr, dass Ihr die Nacht schlafen werdet, wenn Seine Eminenz mit Euch das Bett teilen wird?“

Marie errötete sofort. Da wurde sie nun dreieinhalb Jahre genommen, jeden Tag, und nun machte sie sich über eine Frisur Gedanken und nicht darüber, was am nahe liegendsten war diese Nacht. Die Köchin sprach jedoch kein Wort mehr darüber und so verschwand die Röte aus Maries Gesicht.
 

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Es war weit nach Mitternacht als Richelieu bei seinem Palais ankam. Notre Dame hatte schon drei Uhr geschlagen. Er war wütend über den König. Er ließ ihn wegen eines dummen Planes rufen, der so oder so schief gehen würde.

„Alle Hugenotten nach Amerika schicken. So ein Schwachsinn. Das kann auch nur diesem Dummkopf einfallen.“, fluchte er halblaut, während er aus seiner Kutsche stieg. „Das wäre ein zu großer Aufwand für ein paar Idioten. Die komplette und sowieso viel zu kleine französische Flotte ins neue Land schippern zu lassen, völlig blödsinnig“

Mittlerweile hatte er die Treppe zum ersten Stock erreicht. Es war kaum noch einer von seiner Dienerschaft wach. Und Marie sicherlich auch nicht. Er hatte ja versucht, vom König wegzukommen. Aber die Minister die noch anwesend waren, hielten ihn immer mehr auf. Solange bis sie sich endlich über einen Plan einig war. Über seinen Plan. Richelieu wollte nach Hause. Er hatte es auch nur allzu oft während der letzten Stunden verlauten lassen, aber dummerweise fielen ihm nur Gründe ein, die für Seine Majestät und die Minister Nebensächlichkeiten waren. Er konnte aber unmöglich den wahren Grund sagen. Man hätte ihn vielleicht beglückwünscht und Applaus geklatscht. Immerhin tuschelte man seit seinen Diensten im Palast, warum er sich keine Mätresse hielt. Aber Marie war nicht seine Mätresse sondern seine Liebe. Was man ihm sowieso nicht glauben würde, also sagte er besser nichts.
 

Sachte machte er die Tür zum Schlafgemach auf. Doch im Bett fand Richelieu Marie nicht. Da lag nur ihr Morgenrock. Wo konnte sie nur sein? Im Arbeitszimmer und der Bibliothek fand er sie auch nicht.

„Da bleibt nur der Salon.“

Als er seinen Kopf durch die noch halb offenstehende Tür steckte, sah er seine süße, kleine Marie in einem Sessel versunken mit einem Buch auf dem Bauch. Er trat auf sie zu und nahm ihr vorsichtig das Buch vom Bauch.

„Walther von der Vogelweide. ‚Romantische Gedichte und Lieder’.“, flüsterte er.

„Hmm.“

Marie schien tief und fest zu schlafen. Richelieu legte das Buch auf den kleinen Mahagonitisch vor sich und hob Marie sanft aus dem Sessel, um sie in Richtung seines Schlafgemaches zu tragen. Als sie auf dem Bett lag, fiel ihm auf, dass ihre Haare gemacht waren und sie auch sonst völlig verändert aussah. Und das lag nicht alleine an ihrem Kleid, was sie trug. Plötzlich konnte man keinen Unterschied mehr sehen, ob sie aus dem dritten Stand kam oder ob sie nicht doch eine junge Adelige war, vielleicht irgendwo aus dem Süden. Im Grunde könnte er sie problemlos auf einen der Sommerbälle Seiner Majestät mitnehmen. Er könnte sie als Adelige ausgeben. Nach ihrer Herkunft würde sie keiner fragen, nicht, wenn sie anmutig genug auftrat und die alten Schachteln des Hofes mit ihrer engelsgleichen Schönheit in den Schatten stellte. Er setzte sich neben sie. Richelieu traute sich gar nicht, ihr durch die Haare zu streichen. Also strich er ihr sanft über den Rücken.

Für Marie wurde ihre Lage unbequem. Die Haarnadeln in ihrer Frisur drückten auf ihren Kopf. Und so konnte sie nicht weiter vor sich hin schlummern und erwachte langsam.

„Guten Morgen mein Schatz!“

Richelieu blickte ihr genau in die Augen.

„Wie...wie spät ist...es denn?“, fragte sie verschlafen.

„Zwischen drei und vier Uhr morgens.“

„Warst du solange beim König?“, Marie setzte sich auf und begann langsam ihre Haarnadeln aus der Frisur zu ziehen. Richelieu drehte ihren Rücken zu sich und half ihr dabei. Doch irgendwie verzückte ihn ihr halbnackter Rücken mehr. Und mit der Ausrede ihr die unteren Haarnadeln lösen zu wollen, streichelte er ihr sanft über den Rücken.

Marie war durchaus bewusst, was Richelieu beabsichtigte. Sie drehte ihren Kopf zur Seite, sodass sie ihn aus dem Augenwinkel heraus noch sehen konnte.

„Was wird das?“

Richelieu schaute auf:

„Nichts, ich mache doch gar nichts.“

„Ach nein?“ Sie musste lachen.

Richelieu war dadurch ein wenig verunsichert. Sollte er nun weiter machen oder nicht? Er entschied sich für eine kurze Pause seiner Verführungsversuche und legte seinen Kopf von hinten auf ihre Schulter.

‚Er blickt mich wie ein Welpe an.’, dachte Marie bei sich, als sie seine Blicke spürte.

Er zog sie zärtlich an sich. Ihre Wärme ließ ihn seinen Stress der letzten Stunden vergessen. Ein beinah gequälter Seufzer entwich ihm.
 

„Was ist mit dir? Du wirkst bedrückt.“, flüsterte Marie, legte ihren Kopf in den Nacken und gleichzeitig auf seine Schulter und schloss die Augen.

„Es ist wegen dem König.“

„Was hat er denn?“

„Einen Auftrag für mich.“

Marie öffnete die Augen schlagartig und drehte sich zu ihm um. Richelieu konnte Sorgen und Angst in ihren Augen lesen. Und die machte sie sich nicht umsonst. In diesem Moment musste er einfach einen Kuss geben, auch wenn das ihre Sorgen keinesfalls schmäleren würde. Ihre Lippen zu spüren beruhigten ihn zumindest ein wenig. Als er sich von ihr löste, sah er ihr mit einem Ernst in die Augen, die sie noch nie ihnen sah.

„Was ist das für ein Auftrag? Hat es was mit dem Krieg zu tun? Werden wir getrennt sein?“, die Worte sprudelten aus ihrem Mund nur so heraus. Und sie musste ihrem Geliebten auch nur in die Augen sehen, um zu wissen, dass sie Recht hatte. Ihr Herz zog sich zusammen. Da hatten sie endlich zusammen gefunden und mussten auch schon wieder von einander scheiden. Wie ungerecht war diese Welt? Wie konnte Gott nur so gemein sein? Reichten die letzten dreieinhalb Jahre der Trennung denn nicht?

„Was musst du tun? Ich meine, du bist bloß Bischof.“

„Ich soll in die größeren Städte reisen und dort mit der königlichen Garde und der des Kardinals die Hugenotten zusammentreiben lassen. Sie werden an Ort und Stelle verurteilt werden.“, erklärte Richelieu ihr. Er wusste, dass sie alles sofort wieder begriff.

„Welche Städte werden es sein?“

„Reims, Lyon, Brest, Nantes, Nancy, Amiens, Bordeaux und Toulouse. Ich denke, das wären alle. Mehr waren es nicht. Aber es wird lange dauern“

„Wie lange?“

„Bestimmt ein Vierteljahr. Du musst bedenken, dass wir auch noch die ganzen umliegenden Dörfer abgrasen müssen.“

Marie seufzte schwermütig:

„Kann ich denn nicht mit?“

„Nein, es wird viel zu gefährlich für dich. Wenn wir Pech haben, wird es Aufstände geben. Und ich möchte nicht, dass du verletzt wirst oder vielleicht noch schlimmer.“

Die Sorge stand Richelieu ins Gesicht geschrieben. Marie konnte es verstehen. Ihr ging es nicht anders bei dem Gedanken daran, dass er einem der Aufstände zu Opfer fiel. Mit aller Macht versuchte sie Tränen zu unterdrücken und antwortete tapfer:

„Wann wirst du gehen müssen?“

„Sobald Vorräte und alles andere kriegswichtige vorbereitet sind.“

Diese Antwort stellte Marie in keiner Weise zufrieden und Richelieu bemerkte es sofort, weshalb er auch noch schnell hinzufügte:

„Also werde ich dich nicht vor fünf Wochen verlassen. Und wenn ich eben selbst ein paar Vorräte vernichten muss.“

Sie schlang seine Arme um ihn. Marie wollte soviel wie nur möglich nun in seiner Nähe sein. Fünf Wochen konnten grausam kurz sein. Auch Richelieu zog sie fester an sich und mit einem Male spürte er ihre Lippen auf seinem Hals und wie sie kurz darauf hinunter Richtung Schlüsselbein wanderten.
 

„Willst du die nächsten fünf Wochen noch auskosten?“, grinste er sie an.

„Ja, in allen Zügen und über alle Maßen.“, grinste sie zurück.

„Dann werde ich dir deinen Wunsch erfüllen.“ Er beugte sich zu ihrem Dekoltée hinunter und begann sanft ihre weiblichen Rundungen zu liebkosen, während er an ihrem Rücken versuchte, das Korsett zu öffnen.

Marie strich ihm durch seine Haare und warf ihren Kopf in den Nacken, während sie blind links sein bischöfliches Gewand öffnete und ihm abstreifte, um ihn hinterher gleich noch von seinem Hemd zu befreien.

Richelieu wusste, das es Maries Erfahrungen im Umgang mit Männern zu zuschreiben war, dass sie ihn so schnell von seinen oberen Sachen befreite. Auch wenn die Erfahrungen wohl eher schlechter Natur waren. Er konnte es gerade nur genießen, wie sie zärtlich ihre Hände über seinen Rücken gleiten ließ.

Marie beugte sich soweit zurück, dass ihr Geliebter nun nicht mehr an ihre Rundungen kam. Stattdessen küsste er sie nun leidenschaftlich und strich ihr, da das Korsett nun endlich offen war, das Kleid langsam von den Schultern. Dann bettete er sie vorsichtig auf das Bett. Sanft glitten nun seine Hände über ihre Brüste und den Bauch.

Jede seiner Bewegungen lösten zahlreiche kleine Feuerwerke auf ihrer Haut aus. Sie wand sich unter ihm wie eine kleine Katze. Während er nun über ihr beugte, nutzte Marie die Gelegenheit und streifte ihm seine Hose ab. Das war für ihn nun das Signal, sie ganz ihres Kleides und der Unterröcke zu entledigen.

Richelieu spürte, dass Marie dieses Mal leidenschaftlicher war. Er führte es auf ihre anfängliche Unsicherheit und Schüchternheit zurück. Aber nun gab sie sich ihm so hin, wie nur sie es konnte.

Marie spürte seine Hitze mit jeder Faser ihres Köpers. Sie beugte sich leicht auf und zog ihn weiter zu sich hinunter, um ihn mit einem Kuss den Mund zu versiegeln. Diese Nacht sollte nie vorüber gehen.

Er strich ihr zärtlich die Seite entlang, während er sie küsste. Dann wanderte sein Mund hinunter zu ihren Brüsten. Marie ließ einen Seufzer erklingen.

Sie seufzte und krallte sich etwas in seinen Rücken und schlang ein Bein um sein Becken.

Er sollte sie nun endlich ganz nehmen. Sie mochte dieses Katz und Maus Spiel ja, aber Marie war mittlerweile so erhitzt, innerlich wie auch äußerlich, dass sie nicht länger warten wollte. Mit einer Bewegung stieß sie ihn sanft zurück und deutete ihm an, sich auf den Rücken zu legen. Richelieu, etwas überrascht ob dieser Dominanz, tat, wie ihm gesagt wurde. Dann zog er Marie auf sich und die beiden Verliebten verschmolzen miteinander.

Seine Stöße verursachten in Marie noch mehr Feuer. Aber auch ihr kreisendes und sich ewig hebendes und senkendes Becken machten Richelieu zu schaffen. Sie wusste nur allzu genau, wie sie ihn anstacheln konnte. Er richtete sich auf, ohne sich von oder aus ihr zu lösen, und küsste sie.

„Ich liebe dich.“, hauchte sie in sein Ohr.

„Ich liebe dich auch, mein Goldstück.“, hauchte er ebenso leise zurück. „Und ich lasse dich niemals wieder gehen.“

Darauf antworten konnte sie nicht, da er sie gerade mit einem einzigen Stoß in himmlische Gefilde brachte. Da sie sich dem ganzen mit ihrem Becken anpasste, erging es Richelieu auch nicht anders. Schwitzend und aneinander gekrallt saßen sie da, heftig atmend, nach Luft schnappend, aber glücklich.
 

Sanft strich er über ihren Körper und löste sich dabei von ihr. Still lagen sie nun nebeneinander. Bis Marie sich nicht mehr zurückhalten konnte:

„Ich will noch mal.“

Richelieu schaute zu ihr und konnte neuerlich das Feuer in ihren Augen lodern sehen.

„Na, ich möchte dich doch auskosten, bevor du gehst.“, entschuldigte sie sich leicht verlegen wegen ihrer Bitte. Doch darauf hörte Richelieu nicht mehr. Er zog sie an sich und küsste sie erneut leidenschaftlich. Marie hatte es erneut geschafft, seine Leidenschaft und Männlichkeit zu entfachen.

Und obwohl draußen schon die Sonne langsam aufging und die ersten Vögel ihre Lieder ertönen ließen, gaben sie sich erneut ihrem Verlangen und ihrer Liebe nacheinander hin. Denn fünf Wochen können sehr kurz sein. Grausam kurz.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Schu_Lida-san
2006-06-18T18:05:03+00:00 18.06.2006 20:05
Nja!
*freu*
sie hat jemanden zum reden^^
irgendwie wahr mir jedoch klar das Rochefort auftauchen würde!*das auch irgendwie so geschreiben hätte*
nja...*xxx_DasPhantom_xxx zustimm* sie scheint wirklich unersätlich!^^
Von:  Sarah_von_Krolock
2006-06-18T15:08:48+00:00 18.06.2006 17:08
*lach* Marie scheint unersättlich zu sein! XD


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