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Nicht aus Stein

Der Kardinal und das Mädchen
von

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Schlafen, Träumen, Vergessen

Kapitel V: Schlafen, Träumen, Vergessen
 

Langsam glitt sie vor dem Sofa auf die Knie. Wie tief er wohl schlief? Und wie friedlich er aussah. Vorsichtig beuget sich Marie über ihn, strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und gab ihm, auf die nun freiliegende Stirn einen zaghaften Kuss. Kurz darauf ließ Richelieu ein leises Seufzen vernehmen, zusammen mit ihrem Namen. In diesem Moment war sie froh, dass er noch schlief, denn so sah er nicht, wie sie dabei errötete. Doch der Schein trog. Er musste definitiv von ihr träumen, denn er lächelte immer mehr und mit einem Male zog er sie zu sich hinunter auf das Sofa.

„Aaah!“, erschrocken schrie sie auf. Sie wusste, dass er es nicht mit Absicht getan hatte, doch über diese plötzliche Aktion war sie erschrocken gewesen. Und anscheinend nicht nur sie. Denn durch den Schrei weckte sie Richelieu beinahe brutal aus seinem süßen Traum. Noch nicht ganz wach und wissend wo er war, zog er sie instinktiv an sich, um sie zu schützen.

„Marie, ganz ruhig, Ich bin bei Euch. Keine Panik.“

„Richelieu.“

Er reagierte nicht, sondern schaute sich panisch im Raum um.

„Richelieu, es ist alles in Ordnung.“

„Aber...“, immer noch der wirre Blick, „Aber Ihr habt doch geschrieen?!“

Marie kicherte.

„Ja, weil Ihr mich erschreckt habt. Ihr habt mich ohne Vorwarnung zu Euch hinunter gezogen.“

Richelieu setzte sich ganz auf, hielt sie jedoch noch immer fest im Arm, was ihr keinesfalls widerstrebte.

„Es tut mir leid, Euch so erschreckt zu haben. Könnt Ihr mir verzeihen?“

Wie konnte er nur solch eine dumme Frage stellen. Natürlich konnte sie das. Sie liebte ihn schließlich.

Sie liebte ihn?

Sie liebte ihn!

Als er ihr in die Augen sah, wusste er, dass sie ihm verzieh.

Wieder diese Augen. Wieder versank er in ihnen. Und nicht nur darin. Fast hätte er es nicht bemerkt, aber sie ließ ihm eindeutige Blicke in ihr Deklotée geben.

‚Ihr Morgenrock muss verrutsch sein, als ich sie hinuntergezogen habe.’, dachte er mit einem leichten Grinsen. ‚ Nicht schlecht.’

„Was lächelt ihr so?“

„Ähm, nichts.“

Jedoch hätte er ihr nicht so antworten dürfen, wenn seine Augen noch woanders hingen.

Und natürlich bemerkte sie es sofort. In den letzten Jahren war sie nichts anderes mehr gewohnt gewesen. Allerdings machte es ihr bei Richelieu weniger aus. Sanft hob sie mit ihrer Hand sein Kinn an und er schaute ihr wieder direkt in die Augen.

„Es...es tut mir...leid, dass...dass ich Euch...dahin geschaut...geschaut habe.“, stammelte er verlegen, wobei sein Gesicht leicht rot anlief.

„Ist in Ordnung. Bei Euch weiß ich, dass Ihr mich nie ohne meine Erlaubnis nehmen würdet. Oder liege ich da falsch?“

„Nein, so was würde ich nicht wagen. Eigentlich dürfte ich es nicht einmal mit Eurer Erlaubnis wagen.“, er deutete auf den Siegelring.

Sie nahm seine Hand, betrachtete den Ring.

„Würdet Ihr Euch auch an Euer Zölibat halten, wenn Ihr mich lieben würdet?“

„Nein!“, seine Antwort war klar und deutlich. Und sie ließ nicht den geringsten Zweifel zu.

„Tut Ihr es?“

„Ja!“

Diese Antwort trieb Marie Tränen in die Augen. Fluchtartig stieß sie ihn von sich und verließ ihn in Richtung seines und ihres Schlafgemachs.
 

Kaum im Schlafgemach angekommen, ließ sie sich auf das Bett fallen. Was hatte er ihr da nur gerade gesagt? Wie konnte er nur? Sie liebte ihn, aber das er ihre Gefühle erwiderte, war ihr zu viel. Er war Bischof. Er wollte Kardinal werden. Und nun würde sie seine Geliebte werden. Wenn sie ihre Gefühle ebenfalls zuließ. Und das wollte sie so gerne. Marie konnte nicht aufhören mit weinen und sie bekam auch nicht mit, wie Richelieu in das Gemach trat.

„Es tut mir leid. Ich wollte Euch nicht überrumpeln, Marie.“

Marie schreckte auf. Wie schön und anmutig er aussah, wenn er in der Tür stand und von hinten das Licht auf ihn fiel. Sie spürte ihr Herz und glaubte, es müsse zerspringen.

Langsam trat er auf sie zu. Setzte sich neben sie auf das Bett und sah sie einfach nur regungslos an.

„Warum sagt Ihr so was?“

Marie blickte Richelieu fragend und mit einem Vorwurf in den Augen an.

„Weil es die Wahrheit ist. Ich liebe Euch. Seit ich Euch damals verließ. Ich dachte fast täglich an Euch. Und nun, da Ihr bei mir seid, verzehrt sich mein Herz, meine Seele und mein Körper nach Euch. Ich wollte Euch vergessen, aber ich habe gesehen, ich konnte es nicht. Verzeiht mir, Marie.“

Wieder diese Worte. Worte voller Liebe und Wärme. Voll von alle dem wonach sich Marie so sehr sehnte. Aber wie konnte er sie lieben. Sie? Sie kam aus dem dritten Stand, konnte sich nach dem Tod ihrer Eltern gerade so über Wasser halten und wurde in den letzten dreieinhalb Jahren fast jeden Tag vergewaltigt. Wie konnte er sie lieben? Wie nur? Und im Moment war er auch noch drauf und dran seine Karriere aufs Spiel zu setzen. Er hatte vor dem Herrn geschworen, dass er enthaltsam leben würde und nun verzehrte er sich nach ihr. Sie würde sein Verderben sein.

„Schweigt.“ Das klang härter als sie beabsichtigt hatte. Doch es half nichts, sie musste hart und stark klingen. Sie durfte ihn nicht ins Unglück stürzen wegen einer Affäre.

„Bitte, Monsieur, schweigt. Und sagt nicht solche Worte. Ihr wisst, dass Ihr mich nicht lieben dürft. Also tut es bitte auch nicht. Ich möchte nicht, dass Ihr meinetwegen Eure Karriere aufs Spiel setzt. Ihr habt hart daran gearbeitet. Bitte, hört auf mich zu lieben.“

Richelieu starrte sie an. Er hatte ihr gerade seine Liebe gestanden. Er hatte ihr das gesagt, was er ihr schon damals vor mehr als drei Jahren hätte sagen sollen. Und nun kamen diese Worte aus ihrem Mund? Das konnte nicht wahr sein. Das war ein schlechter Traum. Und vor allem war das nicht seine Marie.

„Was sagst du da?“

Mit einem Male wurde er persönlich. Nicht wie gewohnt das höfliche ‚Ihr’, nein, plötzlich waren sie zum ‚Du’ gewechselt. Zumindest er. Doch es schien ihn nicht zu stören. Er liebte sie, und nun konnte er diese alberne, vornehme Höflichkeit ablegen.

„Wieso sagst du so etwas? Du bist nicht du selbst. Ich meine, ich sehe ja ein, dass du geschockt bist nach meinem Geständnis, aber dass du dabei gleich in Tränen ausbrichst und mich darum bittest, dich nicht mehr zu lieben... Ich kann meine Gefühle für dich nicht auslöschen wie eine Kerze. Ich liebe dich mit jeder Faser meines Körpers, Zölibat hin oder her. Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Du allein gibst mir Kraft zu leben und die Welt ist wunderschön, wenn wir zusammen sind. Du allein kannst mein Leben bewegen.“

Marie konnte ihm nicht in die Augen sehen, nicht nach solchen Worten.

„Sag nicht so etwas.“, sie schüttelte nun ebenfalls die höflichen Floskeln ab. Wenn er, einer aus dem Klerus, dass durfte, durfte sie aus dem dritten Stand es ebenfalls. „Hör auf, die so etwas einzureden. Du liebst mich nicht, und wenn, dann wäre ich allenfalls deine Mätresse. Und dafür bin ich mir zu schade.“

Sie stand auf und richtete sich in voller Größe vor ihm auf. Er tat es ihr gleich. Und überragte sie um einen ganzen Kopf. Doch sie ließ sich nicht einschüchtern und Richelieu ahnte das.

„Ich liebe dich, verstehst du es denn nicht oder willst du es gar nicht erst verstehen? Am liebsten hätte ich dich schon gestern Abend genommen. Aber weil ich dachte, ich würde dich damit nur noch mehr verletzen, ließ ich es bleiben. Was wohl ein Fehler war. Denn so wüsste ich nun, ob sich die letzten Nächte ohne Schlaf gelohnt hätten oder nicht und ob es einen Grund gebe, dich nun nicht vor die Tür zu setzen. Und glaub mir, nach mehr als drei Jahren ohne Frau hätte ich dich nicht weniger verletzen können, als eine Maus es hätte tun können.“
 

Marie schaute ihn fassungslos an. Er wollte sie schon gestern Abend haben? Er musste sich sehr nach ihr verzehren. Doch im Grunde war nicht das die Tatsache, die sie so sprachlos in jenen Moment machte, als viel mehr die Tatsache, dass er es auch noch laut aussprach. Er war ein Mann der Kirche, aber sprach laut aus, dass er sie haben wollte. Was ging nur in ihm vor. Hatte die Liebe zu ihr ihn so blind gemacht? Langsam fand sie wieder Worte.

„Du wolltest mich schon gestern Abend.“, diese Worte klangen sanfter als beabsichtig. „Aber warum hast du dann nichts gesagt?“

Richelieu schaute sie irritiert an.

„ Na weil du gesagt hast, dass du mir noch nicht das geben kannst oder willst, was ich vielleicht haben möchte. Also habe ich deinen Wunsch respektiert. Aber so wie dich heute verhältst, hätte ich es wohl doch tun und dir dabei gleich mal den Hintern versohlen sollen. Du, Marie, bist eben doch noch eine unreife kleine Göre.“, leicht erschöpft von dieser Zänkerei ließ er sich zurück auf das Bett gleiten. Marie neben ihn.

„Warum sagst du mir das jetzt? Das hättest du mir auch gestern Abend nach dem Kuss sagen können.“

Richelieu stütze seinen Kopf auf seine Hand und seufzte:

„Weil ich dich nicht schockieren wollte. Deswegen hielt ich mich zurück. Nur dir zu Liebe.“

„Ist deine Liebe zu mir denn so groß?“

„Müsste ich sie in Meilen messen, wären es zig Millionen Male von hier bis zur Sonne und wieder zurück. Wie auch immer...“, er stand wieder auf und ging in Richtung seines Arbeitszimmers, „Ich will dich zu nichts zwingen. Gott bewahre mich davor und sei mein Zeuge. Ich werde weiter arbeiten. Der König kommt bald aus Compièngne und ich muss noch ein paar Akten ausarbeiten. Ich werde der Köchin Bescheid sagen, dass sie dir etwas zu Essen bringen soll.“

Er stand mit dem Rücken zu ihr und bemerkte nicht, wie Marie fieberhaft nachdachte. Sie wollte nicht, dass er ging. Sie wollte ihn hier bei sich haben. Seine Nähe und Wärme spüren und ihm nahe sein. Ganz nahe. Doch was sollte sie tun? Völlig überraschend, für sie als auch für Richelieu sprang sie auf und umarmte ihn von hinten. Er konnte ihren Brustkorb spüren, wie er sich rasch hob und senkte und ihren Atem, der ihm eine Gänsehaut in den Nacken trieb. Sollte sie etwa nervös sein? Ihre Hände schlossen sich um seinen Brustkorb und er strich ihr sanft über diese.

„Es tut mir leid.“, ihre Stimme war kaum ein Flüstern mehr. „Ich bin froh, bei dir zu sein. Dich in meiner Nähe zu haben. Bei dir kann ich in Ruhe schlafen, träumen, mein Elend ein bisschen vergessen. Also verlass mich jetzt bitte nicht. Ich bitte dich, Richelieu.“

„Ich würde dich nie verlassen. Im Tode nicht.“ Sanft zog er ihre Hände an seinen Mund und küsste sie. „Aber ich bin nicht aus Stein und diese Tatsache ist es, die es zulässt, dass ich dich liebe, Marie. Und du musst mir nun auch verzeihen, was ich dir gerade eben an den Kopf geworfen habe. Ich meinte es nicht so.“

„Du wolltest mich also nicht nehmen die Nacht?“

Ein trauriger Unterton lag in Maries Stimme, Richelieu hörte es sofort heraus und drehte sich ebenso schnell wie er es gehört hatte herum zu ihr und schaute sie an.

„Doch, das wollte ich.“

„Willst du es denn immer noch?“

Ein Nicken bestätigte Maries Frage.
 

Sie stellte sich vorsichtig auf die Zehenspitzen und drückte zärtlich ihre Lippen auf seine. In jenen Moment durchzuckte es Richelieu wie ein Blitz. Er zog sie fester an sich, hob sie hoch und trug, sie immer noch küssend, zum Bett. Sanft legte er sie darauf und stützte sich mit seinen Armen ab. Sie war so zerbrechlich, dass er es nicht wagte, sein ganzes Körpergewicht auf ihren zarten Puppenkörper zu legen. Doch sie schien es anders zu sehen. Denn Marie zog ihn zu sich hinunter, sodass er doch mit seinem ganzen Gewicht auf ihr lag.

Ein weiterer Blitz durchfuhr ihn.

‚Jetzt oder nie, du musst sie einfach haben.’, dachte er und strich ihr küssend durch die Haare.

Marie drückte sich ihm entgegen und ihr Hohlkreuz erlaubte es Richelieu, ihr den Morgenmantel am Rücken und über den Schultern abzustreifen. Seine zärtlichen Küsse wanderten von ihrem Mund über den Hals hinunter zu ihren Schultern. Wie glatt und samtigweich ihre Haut doch war. Nie hätte er es sich erträumen lassen, dass Marie so etwas zuließ.

Marie schwebte förmlich auf Wolke sieben. Seine Küsse am Hals und an den Schultern raubten ihr beinahe jetzt schon den Verstand. Sie ließ ihre Hände an seinem Rücken hinunter wandern. Er schien ihre Gedanken zu lesen, denn er zögerte danach nicht lange und streifte sich sein Hemd ab. Marie setzte sich leicht auf, um seinen Oberkörper besser sehen zu können, wobei ihr der Morgenrock gänzlich hinunter rutschte und nun auch ihre Brüste frei lagen.

Richelieu zögerte nicht lange und verlagerte seine Küsse darauf, was Marie den ersten wohlklingenden Seufzer entlockte. Doch es blieb nicht allein bei diesem:

Schon ein paare Minuten später hatten sich beide ganz entblößt und Richelieu zeigte ihr die sanftestes, zärtlichste und leidenschaftlichste Seite der Liebe. Immer und immer mehr Seufzer entlockte er ihr, die bald darauf in ein Keuchen übergingen.

Marie wusste nicht, wie ihr geschah. Seine Bewegungen verschmolzen mit ihren, ebenso sein Keuchen. Doch sie hielt es nicht mehr lange aus. Langsam machte sich ein Kribbeln in ihrem Bauch breit, welches immer stärker wurde.

Das Keuchen Maries drang immer heftiger an Richelieus Ohr. Er hätte lügen müssen, wenn er geglaubt hätte, es würde ihn nicht noch mehr anspornen. Er ahnte, dass Marie kurz davor stand, völlig in sich zusammenzufallen vor Erschöpfung und Erleichterung und Glück. Ihm selbst ging es da nicht anders.

Das Kribbeln in Maries Bauch wurde immer stärker. Sie konnte es nicht mehr unterdrücken. Ebenso wenig das Keuchen, welches mittlerweile zu einem halben Schrei ausgeartet war. Eine Bewegung von Richelieu und sie würde...

Richelieu war völlig fertig. Sie war so süß und ihr Becken kreiste unaufhörlich, wenn sie weiter so machen würde...

Ein lauter Aufschrei von Marie und das stärkste Kribbeln, was sie je gespürt hatte, was verschwunden und hinterließ ein wohliges Gefühl der Zufriedenheit.

Maries Aufschrei sprang auf Richelieu über und er sank kurz darauf völlig erschöpft aber glücklich auf ihr zusammen.
 

Und obwohl es erst kurz vor elf Uhr am Mittag war, schliefen Richelieu und Marie kurze Zeit später ein. Sie schmiegten sich so wie Gott sie schuf eng aneinander und ließen sich nicht mehr los.

„Schlafen, träumen, vergessen.“, murmelte Marie zufrieden, bevor sie gänzlich einschlief.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Sarah_von_Krolock
2006-06-13T22:08:32+00:00 14.06.2006 00:08
nicht schlecht, nicht schlecht, das mit dem verlieben etc ging mir persönlich ein bisschen zu schnell, und selbst als Bischof hatte er schon alle Hände voll zu tun und keineswegs langeweile, außerdem wurde er berweits mit 22 Bischof. Jetzt issa bei dir 34 gell? mit 31 war er bereits am könglichen Hof tätig als Staatssekretär. wollt dich nur drauf aufmerksam machen^^
Von:  Schu_Lida-san
2006-06-13T09:05:16+00:00 13.06.2006 11:05
*imkreis hüpt*
Waaaaaaaaaaaah!
*__*
Tolltolltoll~!
Das sie sich noch gefunden haben!
waiiiiiiiiiiiiiiiiii!
*wissen will wie's nun weiter geht*
*gespannt wart* ^___________^


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