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First time, first kiss

Asagi x ?
von

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Last Time?

An diesem Abend tanzte der junge Mann noch etliche Male mehr.

Ließ sich freiwillig Geldscheine in jedes erdenkliche Kleidungsstück stecken.

Er spielte seine Rolle, wie man es von ihm verlangte.

Wie einer dieser Hochbezahlten Hollywoodschauspieler - mit demselben Millionenschweren Lächeln, aber mit einem Bruchteil dessen, was diese Hochglanzschaubilder an den Plakatwänden nach Hause brachten.

Ruiza seufzte herzzerreißend und kickte einen weiteren kleinen Stein zur Seite.

Seine ausgelaufenen Turnschuhe ertranken beinahe in der Pfütze, durch die er gelaufen war. Das kühle Nass, bahnte sich seinen Weg durch die nicht weniger schäbigen Socken.

Von denen er zu allem Übel, auch nur noch geringelte in den Habseligkeiten seiner Mutter gefunden hatte. Wenn er etwas von ihr tragen musste, weil er sich nichts Neues leisten konnte, wurde ihm nur wieder schmerzlich bewusst, wie wenig er doch besaß und wie er auf Menschen wie Tsukasa angewiesen war.

Und solche Menschen waren wie, Aasfresser. Sie rissen Stück für Stück aus einem heraus, wenn man nicht einmal mehr kräftig genug war, auf die Beine zu kommen. Sie nagten an einem, frassen bei Lebendigen Leibe, den Opfern das letzte Fleisch vom Knochen.

Es war wie mit Kindern, die ein kaputtes Spielzeug wegwarfen.

Und er war so zerkratzt. So einsam. So verloren. So verlassen.

Zum ersten Mal seit Tagen spürte er wieder das vertraute Gefühl von Tränen auf seinen Wangen. Wie sie seine Haut hinabliefen - die hohen Wangenknochen, das Kinn, den Hals hinabflossen - um dann im Stoff seines breiten, roten Pullis zu versickern.

Ein leises Schluchzen schlich sich seine Kehle hinauf. Ließ seine Stimmbänder den gequälten Laut seines Herzens hörbar werden.

Aber nur ganz leise. Er wollte keine Schwäche zeigen. Auch wenn er mittlerweile allein in diesem Teil der Stadt unterwegs war. Es konnte ihn ja doch vielleicht jemand sehen.

Er wollte kein Mitleid. Nein, alles was er wollte war...

War...

Ruiza lehnte an einer flackernden Laterne und versuchte seine Gedanken und vor allem seine Stimme wieder unter Kontrolle zu bringen.

Er durfte jetzt nicht aufgeben. Er durfte jetzt einfach keine Schwäche zulassen. Das half seiner Mutter auch nicht, gesund zu werden. Er brauchte Geld.

Aber verdammt, so konnte er doch nicht weitermachen.

Seinen Körper verkaufen. Seine Seele schänden lassen.

Und das für einige läppische Yen-Scheine, die man ihm zuschob.

Dafür, dass man den Mund hielt, die Beine breit machte und das Gesicht eines glücklich tuenden Familienvaters vergaß, den man jeden Nachmittag in der Mittagspause, mit seinem Kind im Park spielen sah.

Wenn er nur daran dachte, wie sich diese unsittlichen Männer, nachts dafür aus dem Haus stahlen, die Familienkasse ausraubten, nur um einen dieser Jungen für eine Nacht zu kaufen. Hätten sie ihrem Kind dafür lieber einen Teddybären oder eine Puppe geschenkt. Sie wären damit glücklicher geworden, als diese Kinder, die an der Straßenecke standen und darauf warteten, abgeholt zu werden.

Der Blonde schluchzte abermals. Diesmal wesentlich lauter. Die Fingerknöchel traten weiß auf seinem schmalen Handrücken hervor, so sehr klammerte er sich an diese flackernde Insel, inmitten seiner auferlegten Dunkelheit. Aber von ihr gab es kein entrinnen, wer einmal auf ihr gestrandet war, konnte kaum auf Rettung hoffen.

Es war wie Fluch und Segen zugleich.

Er verdiente immerhin mehr Geld, als bei legaleren Jobs, aber was er dafür über sich ergehen lassen musste.

Wenn er das Geld nicht so dringend bräuchte, hätte er längst damit aufgehört.

Er wäre fort gegangen. Vielleicht in eine andere Stadt. Und hätte dort seine Schule beendet. Dann einen Job gesucht, mit dem er einigermaßen über die Runden kommen würde und wenn er Glück hatte, würde er Freunde finden. Er würde endlich ein Hobby haben. Gitarre spielen. Singen und wie alle anderen Jungen in seinem Alter auch - Basketball spielen.

Der neue Trend. Auch wenn man ihn für seine Körpergröße nicht für einen Sportler halten würde. Jeder der halbwegs etwas auf sich hielt, spielte Basketball. Und er hatte das früher auch getan. Zusammen mit seinen Mittelschulfreunden. Mittlerweile spielten sie nun in Teams. Er beobachtete sie manchmal heimlich, wenn sie auf einem der großen Plätze, der Schule spielten.

Er wäre gerne wieder zur Schule gegangen, aber er wusste, dass er es nicht konnte.

Schule kostete Geld. Geld das er nicht übrig hatte.

Aber ebenso schmerzhaft dachte er auch an die letzte Begegnung mit seinen ,Freunden' zurück. Freundschaft überstand wohl wirklich keine Veränderungen.

Ein Mal hatte er gefragt, ob er nicht mitspielen dürfe.

Ein einziges Mal und diese Bastarde hatte nichts Besseres zu tun gehabt, als diese ,Hure' nach ihren Maßstäben zu maßregeln.

Einige der barschen Worte hatten sich tief in seine Seele gefressen.

Sie hielten ihn für Abschaum. Für etwas Minderwertiges. Aber niemand von ihnen hatte versucht, ihn zu verstehen. Zu verstehen, warum er sich verkaufen musste.

Und wie es eben kommen musste, irgendjemand kam eben hinter seine ,nächtlichen Beschäftigungen'. Sie beobachteten ihn. Und stellten ihm immer wieder nach.

Es war ja kein offenes Geheimnis, dass Ruiza nun beileibe kein besonders starker, oder hochgewachsener Junge war, aber bis zu diesem Tag hatte sich das niemand zum Vorteil genommen. Bis er auf diese Halbstarken getroffen war, die er einst für Freunde gehalten hatte. Es fing fast harmlos an.

Sie begannen sich über ihn lustig zumachen. Unter Jugendlichen war dieses Genecke nur natürlich. Aber dann waren sie immer ausfallender geworden und irgendwann hatten sie ihn gepackt und abwechselnd geschlagen. Benommen, ja fast bewusstlos geprügelt.

Wäre ein hilfsbereiter Passant nicht im Selben Augenblick vorbeigekommen, hätten sie ihn wahrscheinlich umgebracht.

Wie hatte sich Ruiza auch einbilden können, dass er unter Gleichaltigen, gleichberechtigt war. Er war eben doch nur, der Abschaum der Straße. Etwas das man benutzte, aber nicht darüber sprach, weil es als unschicklich galt.

Dieser gutherzige Mensch hatte ihn zu sich genommen und seine Wunden versorgt. Der Blonde hatte darauf bestanden, keinen Arzt aufzusuchen, weil ihm das nötige Kleingeld fehlte. Der Andere hatte das stumm zur Kenntnis genommen und ihn verpflegt.

Und Ruiza war nachts dann einfach verschwunden.

Er hinterließ nur eine niedergeschriebene Notiz und etwas Geld. Alles was er bis dahin noch besessen hatte. Danach war er dem hilfsbereiten Mann nicht wieder begegnet.

Bis es zu diesem Zwischenfall mit einem Freier gekommen war.
 

"Du willst mir also weiß machen, dass es vollkommen normal ist, dass er da so freizügig tanzt?" Die Wut in Asagi's Stimme war unüberhörbar.

"Seit wann stehst du auf Kinder, Rena?" Wut und Ekel. Ekel darüber, dass er seinen eigenen besten Freund nicht wieder erkannte.

"Du steigerst dich da in etwas hinein, A-chan."

Dieser Rechtfertigungsversuch, sofern es überhaupt als Versuch bezeichnet werden konnte, klang ernüchternd und Asagi schien sich nicht damit abspeisen lassen zu wollen.

"Verdammt, Rena. Ich weiß von deiner Neigung." Ein entnervtes Seufzen des Angesprochenen wurde laut.

"Wie lange kennen wir uns jetzt schon?" Und der Andere wollte sicher nicht locker lassen. Bis er endlich bekam, was er wollte. Antworten auf Fragen, die ihm die gesamte Zeit seit er in dieser Stadt aufgetaucht war, beschäftigt hatten.

"Lange genug für dich, um zu wissen, dass ich nichts mit Jüngeren anfangen würde."

Was machte sein Freund eigentlich ein solches Aufheben um einen ganz normalen Besuch in einem Club? Gut. Er kannte einen der Tänzer auch persönlich, aber war das ein Indiz dafür, dass er gleich etwas mit diesem haben musste? Klar, Rena konnte sich nicht ganz von Gefühlen, die er für den Blonden hegte lossagen, aber diese gingen über Freundschaft nun einmal nicht hinaus. Er wollte ihm helfen, mehr nicht.

"Er ist Stricher, Rena. Was willst du mit ihm? Du kannst mir nicht glaubhaft erzählen, dass du mit ihm gemütlich Tee trinkst und plauderst." Purer Sarkasmus entsprang diesen Worten, aber wenn man die Fakten betrachtete, mochte Asagi schon richtig liegen. Niemand außer Rena selbst, wusste eigentlich, was es mit diesem kleinen Blonden auf sich hatte. Und es störte seinen Freund sichtlich, dass er dieses Geheimnis auch vor ihm verbergen wollte.

Draußen trommelte leise der Regen an die Fenster.

Der Braunhaarige blickte herüber zum Fenster und spähte in die Dunkelheit. Er war tief in Gedanken versunken und hatte auf die vielen Fragen nur eine Antwort: "Du weißt nicht, was er durchmachen muss."

Der Schwarzhaarige stöhnte nur gequält auf.

"Spielt dich nicht als den Barmherzigen auf. Er ist selbst Schuld, dass er da hineingeraten ist. Du solltest dich von ihm fernhalten, wenn du keinen Ärger willst."

Die dunkelbraunen Augen stierten nur weiter in die vorherrschende Dunkelheit hinter dem soliden Glas.

"Dafür ist es jetzt auch zu spät."
 

Irgendwann war Ruiza wieder zu sich gekommen. Sein Körper fröstelte, in der Kühle der bereits weit fortgeschrittenen Nacht und zu allem Übel, hatte es nun auch noch zu regnen begonnen. Unsicher, schwankte der Blonde durch den bleiernen Vorhang, an schweren Regentropfen, seinem Heim entgegen.

Er fühlte sich elend. Schmutzig und benutzt.

Hätte er Tsukasa nicht bitten müssen, ihm den Lohn für die nächsten Auftritte schon vorzuschießen, wäre er sicher nicht in diese prekäre Lage gekommen. Aber was blieb ihm schon übrig, als zu kooperieren.

Wenn er ehrlich war, wäre er in einem anderen Fall sicher nicht so glimpflich davongekommen.

Ihm wurde schon schlecht, sobald er auch nur an diesen, widerlichen Körper denken musste.

Klar, er hatte das schon viele Male über sich ergehen lassen müssen. Tsukasa hatte das einmal scherzhaft ,Gabenteilung' gemeint. Um Gaben handelte es sich hier nun wirklich nicht.

Sein Magen rebellierte schon, wenn er nur das Stechen seines Unterleibs spürte.

Der Clubbesitzer, war weiß Gott, nicht gerade zimperlich mit ihm umgesprungen. Solche Brutalität, war der blonde Junge sonst nicht gewohnt.

Aber das war Geschichte. Eines dieser Dinge, die man am besten so schnell wie möglich wieder vergaß, bevor sie einem wirklich nah gingen. Das war das einzigste, das ihn am Leben und bei Verstand hielt. Gefühle konnte man da nicht gebrauchen. Man schaltete sie bereits schon aus, wenn der potentielle Kunde durch die Tür kam.

Noch etwas benommen, taumelte der Jüngere weiter, musste gelegentlich an einer Hausecke, oder einer Straßenlaterne Rast machen.

Der Regen aber prasselte unaufhörlich weiter auf sein gesenktes Haupt. Durchnässte ihm die Kleidung und kühlte seinen völlig ausgezehrten Körper aus.

Von hier, waren es noch fünf Straßen, bis zu seiner billigen Wohnung. Seinen eigenen vier Wänden, in einem noch viel billigererem Hochhaus. Es war verdreckt, stank und der Hausmeister kümmerte sich sicher schon seit Jahrzehnten nicht mehr um diese baufällige Ruine.

Es machte eigentlich kaum einen Unterschied, ob er jetzt hier irgendwo in einer Seitengasse zwischen Mülltonnen schlief, oder sich bis zu seinem trauten Heim schleppte. Wahrscheinlich wäre er mit einem trockenen Hauseingang noch besser bedient, als mit beiden ersteren Lösungen.

Er konnte auf keinen Fall, noch einen Schritt weiter laufen.
 

"Ich geh mir Zigaretten kaufen." Durchbrach Asagi, die peinliche Stille, die seit einigen Augenblicken zwischen ihnen herrschte. Langsam wurde es auch ihm zu nervenaufreibend, darauf zu warten, dass sein Freund mit der Sprache rausrückte. Er schien viel mehr von diesem Jungen zu wissen, als er zugeben wollte, sonst wären diese Andeutungen nicht gefallen.

Und Rena nickte nur. Er hielt ihn nicht auf, obwohl es in Strömen regnete. Er blieb einfach stumm. Saß nur in seinem Sessel, der Couch gegenüber, auf der sich eben noch Asagi ausgestreckt hatte. Es schien, als wäre er mit etwas wichtigereren beschäftigt.

Und Asagi vermochte nicht herauszufinden, was es war.

Er kannte den Braunhaarigen nun schon fast sein halbes Leben und noch nie war ihm sein bester Freund so sonderbar vorgekommen. Er verstand ihn plötzlich nicht mehr. Das waren völlig neue Seiten, an dem jungen Mann, die er zuvor nicht entdeckt hatte.

Seufzend streifte er sich seine Schuhe vor der Eingangstür an und wollte gerade nach dem Türknauf greifen, als jemand seine Arme von hinten um ihn schlang und sich ein warmer Körper an seinen drückte.

"Glaubst du...ich bin verrückt geworden?"

Brachte eine Stimme hinter ihm, etwas verzerrt durch das schwarze Hemd, das den ebenfalls Schwarzhaarigen zierte, murmelnd hervor. Rena's Kopf lehnte an den Rücken des Älteren gekuschelt.

Asagi dachte einen Augenblick nach, musste von der überraschenden Umarmung irritiert, erst einmal die Worte des anderen verarbeiten.

Aber dann legte er nur sanft eine Hand, auf die verschränkten, die seine Tallie umfassten und musste unwillkürlich lächeln.

"Ja...verrückt...und zu hilfsbereit." Ließ er verlauten und drehte sich in Rena's Armen zu ihm um.

"Was auch immer dieser Junge durchmachen muss. Du weißt davon, habe ich Recht?"

Rena nickte nur mit gesenktem Haupt.

"Und glaub mir...er hat das wirklich nicht verdient." Fügte er betrübt hinzu.

Asagi's Gesichtszüge nahmen eine liebevolle Form an und er legte nun seinerseits die Arme um den hageren Körper des anderen.

Seinen Kopf stützte er dabei in die Halskuhle.

"Auch wenn ich keine Ahnung von diesen Dingen habe, die hier um dich herum geschehen...", er hielt kurz inne und seufzte einmal lautlos auf. Er wollte ja, von all dem hier wissen. Er wollte wieder ein Teil von Rena's Leben sein. Er wollte wieder das Gefühl haben, dass sein bester Freund seinen Kummer mit ihm teilte.

"...wie wäre es, wenn du diesen...", einen Augenblick lang, suchte er nach dem Namen, der blonden Schönheit.

"...Ruiza Morgen zum Essen einlädst?"

Er konnte beinahe spüren, wie der Braunhaarige an seiner Schulter lächelte.

"Und dir würde es auch wirklich nichts ausmachen?"

Kam die etwas ungläubige Gegenfrage.

"Was das jetzt rhetorisch zu verstehen?"

Beide mussten lachen und lösten die innige Umarmung schließlich wieder.

"Aber um dich zu beruhigen...", er wuschelte Rena lächelnd durch die Haare.

"Für dich würde ich alles ertragen." Die Antwort machte seinen Freund etwas verlegen und er stieß Asagi als Antwort mit dem Ellbogen leicht in die Rippen.

"Du Idiot." Stieß er leise lachend hervor.

//So gefällst du mir besser. Ich hatte schon Angst, du hättest dein Lächeln verloren.//

Der Schwarzschopf ließ sich allerdings diesen ,Angriff' nicht gefallen und stürzte sich auf Rena. Sie rangelten beide ungestüm. So wie sie es immer getan hatten. Fast wirkte es als wären sie in die Vergangenheit zurückversetzt. Aber etwas lag noch zwischen ihnen. Und das zeigte sich nun mehr denn je, wie eine unüberwindbare Mauer. Wie ein riesiger Abgrund zwischen ihnen.

//Was ist nur geschehen, dass du mit einem solchen Ernst und einer nie da gewesenen Verbissenheit über Dinge nachdenkst? Es ist dieser Junge, nicht wahr?

Hast du dich vielleicht am Ende doch in ihn verliebt?//
 

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Musik:

Phantasmagoria - Material Pain

Luna Sea - Storm
 

Finished Chapter: 10.01.2006 00:52



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Harley_Quinn
2006-01-16T13:20:16+00:00 16.01.2006 14:20
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also... diene Beschreibungen sind göttlich... Wortwahl...ausdrcuk..verbindung...das alles is so...genial?!
ich weiß, daß ich mich widerhole, wenn cih sage, daß ich die FF liebe aber eagl *-*
du _musst_ weiterschreiben...schnell... sonst krepier ich an entzug u.u


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