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Falter-chans Schreibstube, Episode 16 - Dialogfieber Fanfics, Fanfiction, Schreibstube, Schreibtipps, Schreifalter

Autor:  Aoki

Guten Tag! :D

 

Disclaimer: bei Falter-chans Schreibstube geht es um Ratschläge zur Verbesserung von Qualitätsproblemen, die im FF-Archiv häufig sind. Es geht weder darum, die Leser zu großen Literaten zu machen, noch darum, Autoren, Fandoms, Schreibstile oder FFs schlecht zu machen oder zu demütigen. Der Weblog spiegelt allein die Meinung der Verfasser wider. Schreiben ist natürlich eine Kunst, und Kunst ist flexibel – aber Qualität gibt’s halt trotzdem.

 

Herzlich willkommen zu einer neuen Episode aus Falter-chans Schreibstube! Heute wollen wir uns mit dem Verfassen von Dialogen beschäftigen.

 

Bitte beachtet, dass dieser Beitrag aus subjektiver Sicht verfasst wurde und natürlich keine Musterlösung darstellt, sondern lediglich dazu beitragen soll, sich mit dem Schreiben von Dialogen auseinanderzusetzen.

 

Vorab klären wir jedoch die Frage, was Dialog überhaupt bedeutet:

 

Ein Dialog ist eine mündlich oder schriftlich zwischen zwei oder mehreren Personen geführte Rede und Gegenrede. Er ist Teil des Sprachgebrauchs.¹

 

Falter-chan weiß aus Erfahrung, dass das Dialog-Schreiben in Geschichten häufig Probleme bereitet, doch es gibt ein paar Tricks und Kniffe, um Dialoge unbeschwert und lebendig erscheinen zu lassen.

 

Beschäftigen wir uns zunächst mit dem Aufbau eines Dialogs. Ein Dialog entsteht immer dann, wenn mindestens zwei Charaktere miteinander kommunizieren möchten. In schriftlicher Form drücken wir dies mithilfe von Anführungszeichen aus.

 

Die gängigsten Anführungszeichen sehen wie folgt aus:

 

„Die deutsche Variante“

»Die eingedeutschte, französische Variante«

"Die englische Variante"

 

Nachdem dieser Punkt geklärt ist, rücken wir weiter zum eigentlichen Punkt:

 

Der Kommunikation in Schriftform.

 

Da Falter-chan der Meinung ist, anhand eines Beispiels gewisse Punkte aufzeigen zu können, folgen nun ein paar Dialoge aus einer Geschichte, die wir gemeinsam in ihre Einzelteile zerlegen werden.

 

Dialog Nummer eins: Der gemischte Dialog

 

Falter-chan betrachtet diesen Dialog als gemischten Dialog, da der Schreiber nicht ausschließlich mit der wörtlichen Rede arbeitet, sondern zusätzlich noch Gedanken und Nebensätze mit einfließen lässt.

 

 

Wenn du hier fertig bist, wartet noch ein Karton mit den neusten Pornos.“

„Pornos?“

„Klar, oder meinst du, wir verleihen hier nur Komödien?“ Auf der Suche nach einer passenden Antwort blicke ich meinem Vorgesetzten entgegen. Klar ist mir bewusst, dass eine Videothek nicht nur Komödien zum Verleih anbietet, aber Pornos? Im Zeitalter des Internets? Wer leiht sich noch solche Filme aus?

„Naruto?“ Die Stimme meines Chefs unterbricht diesen Gedankengang.

„Ja?“

„Bekommst du das hin?“

„Pornos einsortieren?“

„Ja.“

„Uhm … klar? Ich weiß zwar nicht, wo die Abteilung dafür ist, aber ich werd sie schon finden …“

„Sie ist oben.“ Ich blicke in die Richtung, in die mein Vorgesetzter deutet. Also genau dort, wo ich bisher noch nicht war …

„Ich werde jetzt die Abrechnung machen und dann gehen. Ich schließ dich dann ein.“

„Okay“, meine ich, ehe ich den mittelgroßen Karton mit den letzten Filmen anhebe.

 

Hier erleben wir die Gedanken eines Charakters, der mit einem anderen (in diesem Fall seinem Vorgesetzten) kommuniziert. Durch Nebensätze wird die Szenerie, aber auch die Gedankenwelt des Charakters beschrieben.

 

 

Dialog Nummer zwei: Der reine Dialog

 

Bei diesem Dialog besteht die Möglichkeit, ihn vollkommen ohne Nebensätze oder Gedanken zu verwenden, trotzdem ist zu jeder Zeit ersichtlich, wer wann spricht.

 

Sasuke?“

„Mhm?“

„Glaubst du an Esoterik?“

„Huh?“

„Naja, an Geister und son Zeugs … Zauberei.“

„Hast du dir wieder idiotische Geistersendungen angesehen?“

„Sasuke, ich mein es ernst, stell dir mal vor, wie wir hier sitzen … aber nicht alleine! Es könnte noch jemand im Raum sein.“

„Naruto ...“

„Und genau in diesem Moment, wo ich spreche, könnte ein Geist wild neben uns breakdancen und wir würden es nicht mal bemerken!“

„Soll ich das Licht anmachen?“

„Was? Wieso?“

„Weil du offensichtlich aufgedreht bist und ich würde gerne sehen, wohin ich zielen muss, damit ich dich ausknocken kann.“

„Aww, Sasuke, du bist zu gemein!“

„Schlaf einfach ...“

„Aber die Geister!“

„Wenn du nicht ruhig bist, wirst du gleich der einzige Geist hier im Raum sein.“

„Sasuke-Bastard ...“

 

Durch das gelegentliche Verwenden von Namen wird klar ersichtlich, wer wann spricht. Verwechslungen ausgeschlossen.

 

 

Aber dadurch werden Dialoge nur wenig lebendig, oder?

 

Die Kunst des Dialog-Schreibens ist nicht einfach, oft erscheinen Dialoge zu steif und wir stellen uns häufig die Frage, woran das liegen mag.

 

Falter-chan stellt sich hier folgende Fragen:

 

  • Auf welchem Sprachniveau befindet sich die Geschichte?

  • Und welche Sprache verwende ich?

 

Falter-chan hat oft die Beobachtung gemacht, dass Autor-san versucht, gehobene Wörter in Dialoge zu verpacken, damit sie sich an den restlichen Text der Geschichte anpassen. Doch muss sich ein Dialog überhaupt sprachlich anpassen?

 

Arbeitet Autor-san durchgängig im gehobenen Sprachgebrauch und mit vielen Fremdwörtern, wird häufig versucht, dies auch in Dialoge mit einfließen zu lassen, was dafür sorgt, dass Dialoge häufig steif wirken.

 

Auch ein Doktor der Physik besitzt die Fähigkeit, normale Sprache zu verwenden, wenn er sich mit Menschen unterhält, dessen sind wir uns einig, oder?

 

Beispiel:

 

Der Doktor befindet sich auf einer langweiligen Dinnerparty und wird dazu gezwungen, mit ein paar Kollegen Smalltalk zu betreiben (überspitzte Darstellung).

 

Ich hatte angenommen, dass Fabian dieser Veranstaltung fernbleiben wollte.“

 

Nein. Zwar lag die Vermutung nahe, er würde erst zum eigentlichen Dinner erscheinen, doch scheinbar war dies nicht der Fall.“

 

Sprechen wir so? In der Regel tun wir das nicht.

 

Falter-chans Tipp hierzu lautet also:

 

Geht in Gedanken durch, wie ihr etwas aussprechen würdet. Wie würdet ihr an der Stelle des Charakters kommunizieren? Auch wenn dieser Sprachgebrauch durchaus im Bereich des Möglichen liegt, möchte man es dem Leser doch nicht unnötig schwer machen, indem man teilweise geschwollene Sprache verwendet, die langweilig und steif wirkt, oder?

 

Hier eine Möglichkeit, wie man diesen kurzen Dialog noch schreiben könnte:

 

Ich bin davon ausgegangen, dass Fabian heute nicht kommen will.“

 

Nein. Ich hab zwar gedacht, dass er es erst zum eigentlichen Dinner schafft, doch scheinbar hat sich diese Vermutung erübrigt.“

 

Allgemein ist es eher schwierig, sich mit Dialogen, die ausschließlich in der Vergangenheitsform geschrieben werden, zu identifizieren (subjektiv aus Falter-chans Sicht betrachtet).

 

Merkregel also: Schreib wie du sprichst! Dialog-Text sollte sich sprachlich deutlich vom Erzählertext abheben, weil das den ganzen Text lebendiger macht.

 

Aber das macht einen Dialog noch immer nicht ganz lebendig, ne?

 

 

Gehen wir doch noch einmal zurück zu den gemischten und reinen Beispieldialogen.

 

Bei dem gemischten Dialog möchte man dem Leser suggerieren, wie die Umgebung und Gedankenwelt des Charakters aussieht, aber gleichzeitig wird auch versucht, einen Dialog mit einfließen zu lassen (aus jeder Sicht und Perspektive anwendbar).

 

Wenn du hier fertig bist, wartet noch ein Karton mit den neusten Pornos.“

 

Die Einleitung erfolgt durch Charakter Nummer eins.

„Pornos?“

 

Charakter zwei gibt darauf eine Antwort, die als Frage gekennzeichnet wird, um Charakter eins die Möglichkeit zu bieten, eine Gegenantwort zu geben.

„Klar, oder meinst du, wir verleihen hier nur Komödien?“ Auf der Suche nach einer passenden Antwort blicke ich meinem Vorgesetzten entgegen. Klar ist mir bewusst, dass eine Videothek nicht nur Komödien zum Verleih anbietet, aber Pornos? Im Zeitalter des Internets? Wer leiht sich noch solche Filme aus?

 

Hier spricht wieder Charakter eins, doch im Anschluss verschwindet der Leser in der Gedankenwelt von Charakter zwei, der innerlich einen Monolog führt.

„Naruto?“ Die Stimme meines Chefs unterbricht diesen Gedankengang.

 

Charakter eins holt Charakter zwei mit dem Rufen des Namens aus dem inneren Monolog.

„Ja?“

 

Auf den Charakter zwei dann antwortet.

„Bekommst du das hin?“

„Pornos einsortieren?“

„Ja.“

„Uhm … klar? Ich weiß zwar nicht, wo die Abteilung dafür ist, aber ich werd sie schon finden …“

 

Dann folgt ein kurzer, reiner Dialog, ohne Gedanken oder Beschreibung der Szene.

„Sie ist oben.“ Ich blicke in die Richtung, in die mein Vorgesetzter deutet. Also genau dort, wo ich bisher noch nicht war …

 

Doch Charakter eins gibt mit seiner Antwort Charakter zwei die Möglichkeit, wieder etwas Szenerie mit einzubinden.

„Ich werde jetzt die Abrechnung machen und dann gehen. Ich schließ dich dann ein.“

 

Hier startet wieder Charakter eins, der den Dialog beenden wird.

„Okay“, meine ich, ehe ich den mittelgroßen Karton mit den letzten Filmen anhebe.

 

Und Charakter zwei erwidert mit dem Okay, ehe er seine Arbeit fortsetzt und quasi zustimmt, den Dialog an dieser Stelle zu beenden.

 

 

Aber das war immer noch nicht alles …

 

Stimmt. Denn es gibt noch ein paar Kleinigkeiten, die man beachten sollte, wenn man Dialoge schreibt.

 

Zwei Charaktere sind zwei Charaktere, richtig?

 

Falter-chan hat schon sehr viele Dialoge gelesen und dabei oft bemerkt, dass Autor-san Charaktere, die mitten in einem Dialog stecken, gleich klingen lässt.

 

Autor-san sollte allerdings darauf achten, Charaktere unterschiedlich klingen zu lassen, um den Dialog lebendiger zu gestalten. Versetzt euch in die Rolle jedes einzelnen Charakters, wie spricht er? Wie agiert er? Und versucht genau diese Züge in Dialoge mit einfließen zu lassen (Falter-chan redet hier natürlich von wichtigen Hauptcharakteren).

 

Zuletzt folgt noch ein rein subjektiv empfundener Tipp, der bei der Anwendung von Nebensätzen helfen kann:

 

Hallo“, sagt sie.

Hallo“, sagt er.

Wie geht’s?“, fragt sie.

Gut. Und dir?“ fragt er.

 

Vielleicht kann man schon erahnen, worauf Falter-chan hinaus möchte … falls nicht, dann folgt hier natürlich die Erklärung:

 

Bei der Verwendung von Nebensätzen bietet es sich an, Synonyme zu finden, um Dialoge weniger eintönig erscheinen zu lassen (oh ja, hier scheiden sich die Geister, rein subjektiv betrachtet, ne?)

 

Beispiel:

 

Hallo“, sagt sie.

Hallo“, erwidert er.

Wie geht’s?“, fragt sie.

Gut. Und dir?“ Er mustert ihr Erscheinungsbild (ja, hier wäre Platz für einen Gedankengang).

 

Natürlich ist das Benutzen von Synonymen reine Geschmackssache, doch Falter-chan findet, dass gewisse Synonyme einen Dialog lockerer gestalten können.

 

Wie empfindet ihr das Schreiben von Dialogen? Kommen euch gewisse Probleme bekannt vor? Wie puzzelt ihr eure Dialoge zusammen?

 

 

Übersicht über die bisherigen Episoden:

Episode 1: Synonyme           Episode 2: Rechtschreibung

Episode 3: Ich-Erzähler           Episode 4: Kommasetzung I

Episode 5: Du-Erzähler           Episode 6: Kommasetzung II

Episode 7: Personaler & auktorialer Erzähler      

Episode 8: Apostrophe           Episode 9: Wörtliche Rede I

Episode 10: Sexszenen I          Episode 11: Wörtliche Rede II

Episode 12: Sexszenen II          Episode 13: Groß/Kleinschreibung

Epiode 14: Absätze        Episode 15: Sex III (Gewalt)

¹Quelle: Wikipedia

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Datum: 15.08.2014 16:06
Ich muss sagen, ich habe eher eine andere Meinung, was die "Schreib wie du sprichst"-Sache betrifft, als was Synonyme betrifft. Bei Synonymen muss man sich einfach darüber im Klaren sein, welche zusätzliche Bedeutung sie haben und wie es entsprechend wirkt.
"Erwidern" ist nicht gleich "sagen" - weil man nur etwas erwidern kann, wenn der Gegenüber etwas gesagt hat (vielleicht sogar etwas, womit man nicht einverstanden ist). Genauso ist "meinen" auch nicht gleich "sagen", weil es eben vom Wort her eine Meinung ausdrückt. In der Hinsicht wär es für mich seltsam zu lesen: "Hallo", meinte er.
Aber wie gesagt, ich habe nichts gegen Synonyme.

Ich stimme zu, wenn es darum geht, dass Charaktere unterschiedlich klingen sollten. Das fängt bei den Satzzeichen an - da braucht man ja nur Charaktere zu haben, denen vorgeschlagen wird, Pizza essen zu gehen und die Reaktionen anzuschauen:
"Pizza!" vs. "Pizza." vs. "Pizza?"
Das erste ist vielleicht begeistert, das zweite unmotiviert und das dritte skeptisch. Zumindest merkt man bereits, dass die Reaktionen deutlich anders sind, ohne dass man viel drumherum schreiben müsste.

Aber wenn ich daran denke, wie ich teilweise rede, und wie das geschrieben aussehen würde ... vielleicht reicht es, wenn man eher sagt, dass man möglichst Umgangssprache verwenden sollte. Auch wenn es auch Charaktere geben könnte, die wirklich so hochgestochen reden, einfach, weil sie sich für etwas besseres halten. Das ist auch das eigentliche Problem, was ich mit der Aussage habe. Wenn man sich ein wenig umhört, wie die Leute miteinander reden, dann merkt man bei manchen, dass sie weitaus "salopper" reden als andere, und andere reden auch viel "gestelzter". Die Frage ist auch, wer mit wem redet - man redet einfach mit dem Chef anders als mit einem Kollegen oder einem Freund.
Und in der Hinsicht würde ich auch nicht sagen, dass sich der Dialogtext vom Erzähltext abheben muss. Es kommt doch darauf an, was für eine Art Erzähltext man hat. Ein Ich-Erzähler kann weitaus "dialogartiger" erzählen als ein Erzähler in der dritten Person.
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Datum: 15.08.2014 17:00
Hey SeKaYa! :3

>"Erwidern" ist nicht gleich "sagen" - weil man nur etwas erwidern kann, wenn der Gegenüber etwas gesagt hat (vielleicht sogar etwas, womit man nicht einverstanden ist). Genauso ist "meinen" auch nicht gleich "sagen", weil es eben vom Wort her eine Meinung ausdrückt. In der Hinsicht wär es für mich seltsam zu lesen: "Hallo", meinte er.

Natürlich sollten Synonyme zum Kontext passen.

"Na klar", sagt er lässig.
"Na klar", meint er lässig.

So in etwa. Aber bei dieser Synonymfindung ... naja, da scheiden sich die Geister. Das ist, finde ich zumindest, reine Geschmackssache.

>Und in der Hinsicht würde ich auch nicht sagen, dass sich der Dialogtext vom Erzähltext abheben muss. Es kommt doch darauf an, was für eine Art Erzähltext man hat. Ein Ich-Erzähler kann weitaus "dialogartiger" erzählen als ein Erzähler in der dritten Person.

Weil? Weshalb kann ein Ich-Erzähler dialogartiger erzählen, als ein Erzähler in der dritten Person?
In einem Dialog sollten die Züge eines Charakters zum Ausdruck gebracht werden, unabhängig davon, wie der andere Text verfasst wurde.
Und klar stimme ich dir zu, dass man einen Dialog auch so schreiben sollte, dass er zu der jeweiligen Situation passt. Aber nur, weil ich mit meinem Chef rede, werde ich keine gehobene Sprache verwenden oder Synonyme für Wörter finden, damit sie weniger salopp klingen.

Allgemein wollte ich damit zum Ausdruck bringen, dass man einen Dialog nicht an den Text anpassen sollte, sondern dass ein Dialog lebendiger wirkt, wenn man so schreibt, wie man spricht (angepasst an die jeweilige Situation).
Es liest sich nämlich wirklich seltsam, wenn Peterchen aus der Hauptschule mit Fremdwörtern um sich wirft, weil der restliche Text so verfasst worden ist.

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Datum: 15.08.2014 17:50
>Weil? Weshalb kann ein Ich-Erzähler dialogartiger erzählen, als ein Erzähler in der dritten Person?
>In einem Dialog sollten die Züge eines Charakters zum Ausdruck gebracht werden, unabhängig davon, wie der andere Text verfasst wurde.

Die Ich-Perspektive ist, schon von der Natur der Sache her, subjektiver. Deshalb kann in dem Fall durch den Erzähltext bereits viel mehr auf die Züge eines Charakters eingegangen werden, als bei einem Erzähler in der dritten Person. Sicher, auch ein Erzähler aus der dritten Person kann subjektiv sein, aber die Perspektive an sich ist bereits distanzierter zum Charakter als die Ich-Perspektive, eben allein durch die Wahl des Erzählers.
Ich sage ja nicht, dass der Dialog die Charakterzüge nicht hervorheben soll. Aber wenn ich aus der Sicht eines Jugendlichen schreibe, der mit anderen Jugendlichen redet, aus der Ich-Perspektive heraus, dann muss sich der Dialog nicht so sehr vom Erzähltext abheben, wenn ich eben alles in einer für den Charakter passenden Weise schreibe. Der Charakter wird auch seine Beobachtungen und Gedanken, vielleicht auch seine Handlungen eher so 'erzählen', wie er mit seinen Freunden 'spricht'. Und da hebt sich dann nicht viel voneinander ab. Das meinte ich.

>Und klar stimme ich dir zu, dass man einen Dialog auch so schreiben sollte, dass er zu der jeweiligen Situation passt. Aber nur, weil ich mit meinem Chef rede, werde ich keine gehobene Sprache verwenden oder Synonyme für Wörter finden, damit sie weniger salopp klingen.

Ich weiß nicht genau, was du in dem Fall unter "gehobene" Sprache verstehst. Ich rede mit meinem Chef auf andere Weise als mit meiner Freundin. Während ich meiner Freundin irgendetwas mit "Gib mir mal das Dingsda, du weißt schon" und viel Handgewedel sagen würde, würde ich meinem Chef gegenüber eher etwas wie "Können Sie mir bitte den Ordner reichen?" sagen. Und das ist in gewisser Weise gehobener als das erste. Klar, ich würde nicht sagen "Bestünde die Möglichkeit, dass Sie mir den Aktenordner reichen könnten?" - aber es gibt in beide Richtungen Abstufungen.

>Es liest sich nämlich wirklich seltsam, wenn Peterchen aus der Hauptschule mit Fremdwörtern um sich wirft, weil der restliche Text so verfasst worden ist.

Sehe ich genauso - außer natürlich, Peterchen hat einen guten Grund, sich abends mit einem Wörterbuch hinzusetzen und sich klug klingende Fremdwörter beizubringen, wie, um die blöden Gymnasiasten mal in die Schranken zu weisen ... *hust*

Gut, vielleicht habe ich einfach das Glück, dass mir Dialoge recht leicht fallen, weshalb es schwerer ist, eine noch allgemein anwendbare Lösung zu finden. Es gibt immer Ausnahmen, und du schreibst ja auch extra im Vorwort, dass es keine Patentlösung ist, insbesondere da Schreiben an sich sehr subjektiv ist.

Wenn ich an Dialoge denke, dann unterscheide ich für mich z. B. in "Plot-Dialoge", die Informationen vermitteln sollen, die den Plot vorantreiben (und sei es ein Streit), und "natürliche Dialoge", die hauptsächlich aus Charakterdarstellung (z. B. durch Herumwitzeln) bestehen. Erstere haben eher die Angewohnheit, gestellt zu klingen, eben weil man ein bestimmtes Dialog-Ziel hat. Und die anderen ... da lässt man die Charaktere frei Schnauze reden und sorgt damit dafür, dass sie einen irgendwohin lotsen - oder eben nicht. Da gehören dann diese Dinge rein, die eben alltägliche Gespräche ausmachen, wo man von x nach y kommt und sich am Ende fragt, wie man überhaupt darauf gekommen ist.
Datum: 15.08.2014 21:35
Schöner Ratgeber, wie immer angenehm zu lesen und ausführlich.

Was ich persönlich bei Dialogen sehr unangenehm finde, ist dieses Gleichklingen, das du schon angesprochen hast. Allerdings hab ich gerade da den Eindruck, dass das oft daher kommt, dass die Leute schreiben, wie sie selbst sprechen. Ich hab da beim Lesen oft den Eindruck, dass die sich denken: "Huh, es ist eine Begrüßungsszene. Was sag ich denn, wenn ich Leute treffe? Hallo, natürlich. Und wie's geht. Und was man so gemacht hat."

Das wird dann auf beide Figuren angewandt, und im Ergebnis wird's langweilig und steif, weil man sich gleichzeitig in beide Figuren hineinversetzt, sie sozusagen "verschmilzt", um einen realistischen Dialog zu schreiben.

Zu den Synonymen: Geschmackssache. Ich mag moderaten Gebrauch und tendiere eher zum "sagte/ sagte/ antwortete" als zum "sprach/ erwiderte/ entgegnete", aber das ist Geschmackssache.

Mit den Synonymen grundsätzlich hast du aber 'ne gute Methode angeschnitten, Dialoge interessanter zu machen. Was mir selbst oft bei der Erstfassung passiert (ich schreibe immer vor, dann les ichs mehrmals und verbessere, meist viermal oder fünfmal), ist ein totaler Mangel an Spannung und Szenerie. Ich versuche, einen Dialog zweier geängstigter Figuren zu schreiben, und benutze nur "sagte/ sagte". Das ist okay, weil ich die Erstfassung eh nur nutze, um den ungefähren Dialog festzulegen. Allerdings lese ich das gelegentlich in anderer Leute FFs, und es wirkt irgendwie ... deplatziert. Steif.

Ich hätte es gut gefunden, wenn du dazu noch ein Beispiel gebracht hättest. Dass man auch Adjektiva oder sowas wie "flüsterte/ keuchte/ zischte" in Dialoge einbringen kann, um sie der Stimmung einer Szene anzupassen.

Eine Ergänzung (oder vielleicht einen separaten Teil) zu Sprachfehlern und Mundarten fände ich auch sinnvoll. Das ist nicht nur was, das Dialoge interessanter machen kann, sondern auch was, das Charaktere voneinander unterscheiden und ihnen Tiefe geben kann.

Ich selbst habe einen OC, der als Kind stark stottert und kaum spricht, weil's ihr peinlich ist (und sie, was sprachliche Fähigkeiten angeht, ziemlich unterentwickelt ist). Bis sie ungefähr neun oder zehn ist, verständigt sie sich mit Einzelwörtern, simpelsten Sätzen und Gestik/ Mimik, wirklich sprechen kann sie erst mit zwölf, und ab da arbeitet sie daran, ihren Wortschatz zu erweitern. Auch als Erwachsene ist sie sprachlich nicht fit und spricht wenige, kurze Sätze- wenn sie gestresst ist, fällt sie wieder in Gestik und Einzelwörter zurück.

Sowas kann man für einzelne Figuren gut einbringen, denke ich. Weil sich dann im Dialog nicht nur die Figur sofort erkennen, sondern auch ihre Stimmung ablesen lässt. Ist halt mühsam, und stotternde Figuren zu schreiben, kann auf Dauer ziemlich zermürben.

Als Beispiel für gute Dialoge kann man da Stephen King anführen, vor allem bei "ES". Die sind teilweise so brillant, da kann man was von lernen.
Ich hab dieses Wochenende "SIE" gelesen, auch von King, und die Dialoge da sind auch gut. Zielführend, spannend, vorbildlich.
Oder bei Moers! Vor allem in "Rumo". Man erkennt sofort, wer spricht, weil sich die Figuren nicht nur im Sprachgebrauch, sondern auch in den Dialoganteilen unterscheiden.

Ich glaube auch, dass es wichtig ist, die Charaktereigenschaften seiner Figuren beim Schreiben im Kopf zu behalten. Wenn jemand "einsilbig" sein soll, nimmt es einem doch kein Leser ab, dass der anfängt zu reden wie ein Wasserfall (außer vielleicht in einer Notlage) :'D

Dialoge schreiben ... ich würde sagen, dass fällt mir leicht, aber nicht so leicht wie z.B. Beschreibungen. Vielleicht hängt's mit dem Zeichnen zusammen, aber ich bin ein eher visueller Mensch (ich lerne auch hauptsächlich durchs Lesen und Diagramme, geht am besten), und Landschaften, Charaktere und Räume gehen mir besser von der Hand als Dialoge :'D


Huh?


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