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Falter-chans Schreibstube, Episode 14 – Wie geht eigentlich... Absätze machen? Fanfics, Fanfiction, Schreibstube, Schreibtipps, Schreifalter

Autor:  Kore

Disclaimer: bei Falter-chans Schreibstube geht es um Ratschläge zur Verbesserung von Qualitätsproblemen, die im FF-Archiv häufig sind. Es geht weder darum, die Leser zu großen Literaten zu machen, noch darum, Autoren, Fandoms, Schreibstile oder FFs schlecht zu machen oder zu demütigen. Der Weblog spiegelt allein die Meinung der Verfasser wieder. Schreiben ist natürlich eine Kunst, und Kunst ist flexibel – aber Qualität gibt’s halt trotzdem.

 

Hallo und willkommen zurück bei Falter-chans Schreibstube.

Lieber Leser, ist dir schonmal aufgefallen, dass in Zeitungen in Spalten statt in Seiten geschrieben wird? Ja? Gut. Wie du dir denken kannst, dient das nicht nur der Papierverschwendung, sondern hat durchaus einen gewissen Nutzen: ist die Zeile nicht allzu breit, ist es viel einfacher, beim Zeilenwechsel nicht zu verrutschen. Die schmalen Spalten helfen dem Auge, sich festzuhalten, so dass sich dein Hirn auf das lesen konzentrieren kann, und nicht zusätzlich noch Rechenkapazitäten auf die Orientierung auf der Seite aufwenden muss.

Und wenn du Falter-chan nicht glaubst, kannst du ja mal versuchen, bei einem mittelalterlichen (oder auch nur frühneuzeitlichen) Text den Überblick zu behalten. Da hatten die sowas nämlich noch nicht, und deren Textwände sind eine mittlere Katastrophe – kein Wunder dass deren Bildungsstandard so mies war!

Auf Animexx haben wir nun (noch) keine Spalten-Funktion, darum musst du als Autor irgendwie anders dafür sorgen, dass das Hirn deiner Leser nicht überlastet wird – denn sonst verlieren sie das Interesse an deiner FF, und das wäre doch schade. Das Zauberwort heißt in diesem Fall: Absätze – bzw eigentlich Zeilenumbrüche.

 

Moment, was?

! Ein Absatz ist ein Textblock. Er reicht vom ersten Wort der ersten Zeile bis zum letzten Wort der letzten Zeile.

! Der Zeilenumbruch ist das, was danach kommt: der Abbruch einer Zeile, so dass das nächste Wort in einer neuen Zeile einen neuen Absatz beginnt.

! Setzt du zwei Zeilenumbrüche hintereinander, entsteht eine Leerzeile.

Soviel dazu.

 

Eine Leerzeile wird meist dazu verwendet, um zu zeigen, dass ein Orts-, Zeit- oder POV-Wechsel stattfindet. In Fanfictions wird dieser Wechsel zusätzlich noch gerne wortgewaltig angekündigt („o0O Sasuke POV O0o“, „~~~Zeitsprung zum nächsten Morgen~~~“, etc), die meisten Bücher hingegen bauen diese Information irgendwie in den Text ein. Welche Version du verwendest, ist eigentlich wurst, es geht hier ja um die Funktion der Leerzeile, und die bleibt gleich: sie zeigt dem Leser, dass eine Handlungseinheit abgeschlossen ist, und die nächste beginnt.

 

Ein einfacher Zeilenumbruch ist da schon etwas... variantenreicher. Ganz ähnlich wie die Leerzeile zeigt auch er, dass eine Sinneinheit oder ein Gedanke zu Ende ist, allerdings schließt der nächste Gedanke oder die nächste Erzähleinheit unmittelbar daran an. Und zusätzlich zu dieser Funktion dient der Zeilenumbruch eben, wie die Spalte in der Zeitung, auch der Entlastung von Auge und Hirn, so dass der Leser den Text besser lesen und einfacher verstehen kann.

Um das zu verdeutlichen, sehen wir uns jetzt mal ein reales Beispiel an. Nimm mal ein Buch zur Hand, das du gelesen und für gut befunden hast. In Falter-chans Fall ist das dieses mal Tintenherz. Im Allgemeinen gilt: je jünger das Zielpublikum des Werkes, desto einfacher ist auch die Absatzgestaltung. Schlag das Buch irgendwo auf, und sieh dir an, wo die Absätze gelegt wurden. Was geschieht im letzten Satz? Was im ersten? Im Fall von Tintenherz fallen vor allem drei Dinge auf:

  • Minimale Zeitsprünge. Zwischen den Sätzen liegen ein paar Sekunden oder Minuten, in denen nichts geschieht? → Zeilenumbruch, neue Handlungseinheit.

  • Innere Monologe. Anders als viele Fanfictions kennzeichnen die meisten Romane Gedanken und Analysen ihrer Charaktere nicht extra mit Gedankenzeichen. Allerdings setzen sie an das Ende eines solchen Abschnittes gern einen Zeilenumbruch, um zu zeigen, dass die persönliche Reflexion abgeschlossen ist, und von jetzt an wieder mehr oder weniger objektive Fakten folgen.

  • Dialoge.

 

Dialoge und wörtliche Reden sind der häufigste Grund für einen Zeilenumbruch – und das ist ein Merkmal, das alle erzählenden Texte gemein haben, wenn sie richtig formatiert wurden. Heißt: ja, das solltest du, lieber Autor, jetzt wirklich auch so machen.

Sprechen zwei Charaktere miteinander, wird jeder 'Speaker's Turn' (entschuldigt den Anglizismus) durch einen Zeilenumbruch gekennzeichnet. Das gilt nicht nur für reinen Dialog-Text, ist dort aber am offensichtlichsten. Auch die Beschreibung von Gedanken, Mimik und Gestik kann hier zum 'sprechen' zählen.

 

In der Praxis:

 

„Hallo“, sagte Anna.

„Hrmpf“, antwortete Miriam: „Lass mich in Ruhe.“

„Bist du aber heute gut gelaunt...“

 

Hier haben wir einen ganz klassischen, einfachen Dialog. In jeder Zeile handelt (und spricht) nur eine Person, der zweite Absatz beginnt mit der wörtlichen Rede der zweiten Person. Auf diese Weise muss auch nicht zwingend bei jeder wörtlichen Rede gesagt werden, wer gerade redet – der Leser weiß es von selbst.

 

„Hallo“, sagte Anna und grinste fröhlich.

Miriam verzog nur das Gesicht, vertiefte sich demonstrativ in ihr Magazin und tat Anna mit einem „Hrmpf“ ab. Zur Sicherheit warf sie ihrer Mitschülerin dann doch noch einen bösen Blick zu: „Lass mich in Ruhe.“

Mit einem Augenrollen setze Anna sich auf ihren Platz und kommentierte sarkastisch: „Bist du aber heute gut gelaunt...“

 

Sehr viel mehr Text, sehr viel mehr Beschreibung. Trotzdem reden nie beide Personen im selben Absatz. Je nachdem, wie schnell und eng deine Charaktere interagieren, lässt es sich manchmal nicht ganz durchsetzen, diese strenge Trennung auch auf nonverbale Kommunikation anzuwenden, so dass Anna Miriam hier durchaus auch in Miriams Absatz verwirrt oder beleidigt ansehen könnte. (Man beachte den Konjunktiv oben.) Nur darf sie dabei nicht allzu aktiv werden, nichts sagen, und auch sonst die Handlung nicht an sich reißen.

 

Wechselst du danach wieder von Dialog auf Beschreibung, setzt du einen letzten Zeilenumbruch, und behandelst damit den beschreibenden Erzähler wie einen zusätzlichen Charakter im Dialog. Dadurch behält der Leser sehr einfach den Überblick darüber, wer gerade was macht, und kann sich einfach auf den Inhalt konzentrieren. Schon super, oder?

PS: Und weißt du, wer sich sogar noch mehr als deine Leser über viele kurze Absätze freuen wird? Falter-chan. Weil das überfliegen von Textwänden ist sogar noch schwieriger als das lesen.

 

Damit wünscht Falter-chan dir noch ein schönes Wochenende – bis zum nächsten mal! =3

 

Übersicht über die bisherigen Episoden:

Episode 1: Synonyme           Episode 2: Rechtschreibung

Episode 3: Ich-Erzähler           Episode 4: Kommasetzung I

Episode 5: Du-Erzähler           Episode 6: Kommasetzung II

Episode 7: Personaler & auktorialer Erzähler      

Episode 8: Apostrophe           Episode 9: Wörtliche Rede I

Episode 10: Sexszenen I          Episode 11: Wörtliche Rede II

Episode 12: Sexszenen II          Episode 13: Groß/Kleinschreibung

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Datum: 30.05.2014 22:37
Dinge, die jeder angehende FF-Schreiberling wissen sollte - kompakt zusammen gefasst in Art & Weise, wie es mir niemals gelungen wäre.
I like. :3
Yo Dawg, I herd you like fail, so I put some fail in your fail, so you can facepalm while you facepalm. ⎝⏠⏝⏠⎠
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Datum: 02.06.2014 11:36
Die Übersicht zu den bisherigen Episoden ist toll geworden. (:

Ich rege mich in Büchern immer wieder auf, wenn ich ein Negativbeispiel finde, in dem einfach mitten in der Zeile eine neue wörtliche Rede anfängt. Ob das ne neue amerikanische Unsitte ist?
Mögen die Erdbeeren mit dir sein und die Brombeeren deinen Weg behüten!
Ich kommentiere FanWork gegen KT.
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Datum: 28.06.2014 14:27
Was mir in diesem Eintrag irgendwie fehlt, ist eine Anmerkung dazu, dass es dazu tatsächlich Regeln in der deutschen Sprache gibt ^^"
Vor allem auch die Regeln dafür, wenn die Leerzeile kommt. Denn diese kommt bei einem Ortswechsel, einem Zeitsprung oder einem Perspektivenbruch.

Übrigens. Es gibt durchaus Möglichkeiten, bei denen eine Frage und eine Antwort von zwei verschiedenen Sprechern in eine Zeile gehören.
Blödes Beispiel:
"Wann hast du Mike das letzte Mal gesehen", fragte Steve, bekam jedoch nur ein gereiztes "Das geht dich doch nichts an!" zur Antwort.

→ Sieben Jahre nach Digimon Tamers...
Digimon Alpha Generation

→ Wenn die Welten kollidieren...
Digimon Battle Generation


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