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One Mankind

es gibt nur eine Menschheit
von

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Prolog

Ich sehe etwas, dass du nicht siehst

An dem großen grauen Gebäude prangte ein eher traurig flatterndes Banner, es gab dem hier stattfindenden Ereignis einen Namen. Doch wenn man die Diskussionen, die geführt wurden, bedachte, dann wirkte der Titel fast schon spöttisch. Die Gespräche drehten sich alle um die selben Themen. Gefahr, Gewalt, unmenschlicher Terrorismus, niemand bedachte diejenigen, die eigentlich dahinter standen. Wenn man von ihnen sprach, dann fielen immer wieder die selben Begriffe: Monster, Anomalie, Mutant. Unter Ansicht dieser Ausrufe wäre es für an die Demokratie, an die Menschenrechte, glaubende Menschen besser, sich von dieser Sitzung fern zu halten. Aber einem sehr müde wirkenden Mann, Anfang 40 ließe sich vermuten, blieb nichts anderes übrig. Langsam ließ er seinen Blick schweifen, der graue Gehweg war leer, kein Mensch war für den normalen Bürger zu sehen. Langsam setzte sich der braun-grau-haarige Mann in Bewegung. Er trug abgetragene Turnschuhe, sicherlich einst mal weiß. Darüber eine blaue Jeans, die auch schon bessere Tage erlebt hatte und zu guter Letzt, dem Wetter zu verdanken, ein weißes T-Shirt. Mit Sicherheit war er der merkwürdigste Teilnehmer neben all den Anzugträgern, aber auch in ganz anderer Hinsicht. Langsam schlurfte er durch die Gänge des grauen Gebäudes, vorbei an einem Wachmann.

„Vorsicht, ihr Kaffee.“

Der Wachmann sah dem merkwürdigen Mann überrascht hinterher und ließ seine Münze in den Kaffeeautomaten fallen. Knappe 2 Minuten später, war das Getränk auf seinem Hemd gelandet. Aber der merkwürdige Mann, war längst weiter. Er erreichte das Ende des Ganges und stieß die großen Flügeltüren auf. Er sah in einen runden Saal, es hatten sich alle wichtigen Politiker des entsprechenden Fachbereiches versammelt. Sie alle schauten nun erwartungsvoll zu dem Eingetretenen. Er entdeckte über dem Rednerpult wieder das schmucklose Banner, welches schon am Eingang über ihn gelacht hatte.

„Kongress für Rechte von Mutanten.“

Der Mann atmete tief durch und legte den Weg zum Pult zurück, er fühlte sich wie ein Lehrer, welcher gerade vor seine Klasse trat. Es war die gleiche Situation. Sie spielten nur die Aufmerksamen, keiner hatte auch nur im geringste die Absicht ihm zu zuhören. Sie alle hatten schon eine Meinung und er würde nur Wasser auf einen heißen Stein tropfen es würde nicht eines seiner Worte zurück bleiben. Der merkwürdige Mann ging weiter und schaute auf das kleine Namensschild, welches ihn schon erwartete.

„Professor Raphael Zero.“

Der Professor trat nun an sein Rednerpult, legte seine leicht hellbraunen Hände auf, schaute in die Runde und konnte schon sehen, wie die Politiker dort vor ihm, bald nicht mehr zuhören würden.

„Meine Damen und Herren, sie wissen alle zu welchem Thema ich sprechen möchte, es geht um die Rechte, welche einem Mutanten zustehen sollten. Sie alle gehen bei dem genannten Begriff von einem Monster aus, von einer Waffe, aber bedenken sie bitte, es sind lediglich Menschen mit besonderen Fähigkeiten. Turner, Wissenschaftler, sie alle haben ebenfalls besondere Anlagen, werden aber gefördert. Warum wird mit Mutanten nicht gleich verfahren? Es kann nicht sein, dass der Mensch, welcher sich durch Forschung und Wissen zu einem Gott erhebt, über Leben nach belieben entscheidet. Nur weil wir wissen, dass ein Mensch aus Zellen besteht, welche durch Gene definiert werden, haben wir nicht das Recht sie zu ändern. Und wir haben auch nicht das Recht, jene deren genetisches Material anders ist, zu jagen. Jeder Mensch und jeder Mutant ist eine Summe seiner Gene und somit sind wir alle gleich. Es entspricht nicht im geringsten dem demokratischen Gedanken, dass ein Bewohner des Staates auf Grund seiner Herkunft, seinem Sein zum Laborobjekt wird oder in seinen Rechten beschnitten wird.“

Eigentlich wollte der Professor seine Ausführungen noch fortsetzen, wurde aber durch einen sich erhebenden Politiker unterbrochen. Es war ein dicker Mann, ein leichtes Schweißrinnsal floss über seine Stirn herab. Er tupfte mit einem Taschentuch darüber und ergriff dann mit seiner tiefen Stimme das Wort.

„Aber bedenken Sie Herr Professor, Mutanten stellen eine kaum einschätzbare Gefahr dar. Ich habe bereits Fälle beobachtet, in denen diejenigen, die sie als fast normale Menschen sehen, mit bloßem Blick Häuser abbrannten und Erdbeben auslösten. Sie erschufen Wassermassen, oder verbogen härteste Metalllegierungen. Wollen sie nun wirklich leugnen, dass solche Wesen eine Gefahr darstellen?“

„Ich bedauere es sehr, aber ich kann ihnen in diesem Punkt nicht widersprechen. Mutanten stellen zweifelsohne auch eine gewisse Gefahr dar. Aber sind Menschen, denen man eine Waffe gibt und die auch noch wissen wie man damit umgeht, nicht ebenso gefährlich? Atomwaffen, Panzer, Maschinengewehre, eine unendliche Liste an gewissenlosen Dienern.“

„Und diese Waffen sind staatlich kontrolliert!“

„Aber trotz allem gewissenlos, selbst unter bester Kontrolle können sie in falsche Hände geraten. Bei Mutanten hingegen, reden wir von Menschen. Menschen die entscheiden können. Menschen mit einem Gewissen. Dem freien Willen, welcher in unserer Demokratie so hoch geschätzt wird. Sie dienen nicht wie eine Waffe jedem beliebigem.“
 

Erde wem Erde gebührt

Ein ruhiger Sommertag präsentierte sich dem normalen Beobachter der Szenerie, die sich über das, mit Straßen durchwundene, Gebirgstal legte. Kein Windzug regte die Luft, vollkommene Ruhe belegte die Ohren, welche verzweifelt nach Tönen suchten, aber im Endeffekt nur enttäuscht wurden. Es war absolut still. Nicht einmal Vogelgesang war in diesem spärlich bewaldetem Gebiet zu finden. Wäre man nun aber Beobachter dieser Szene, dann würden sich die Augen relativ schnell auf einen einsamen Punkt in der Landschaft fokussieren, die einzige wirklich wahrnehmbare Bewegung und in dem Moment, in dem man diese Bewegung realisierte, würde einem auch ein leises Pfeifen bewusst werden.

Dieser Störfaktor der sonst so stummen und reinen Landschaft, war ein junger Mann, mit Sicherheit hatte er noch nicht einmal seine Volljährigkeit erreicht. Er schlenderte mit völliger Gelassenheit, einen Fuß vor den Anderen. Seine Haare verdeckten seine Augen, da sie desinteressierte zu Boden gerichtete waren. Er suchte nichts. Wollte aber eigentlich auch nichts finden. Seine Haare waren ungefähr schulterlang und besaßen dunkles braun. Insgesamt war das Bild von ihm auch eher negativ. Man könnte durchaus sagen, dass alte Damen ihre Handtasche ängstlich festhalten würden, wenn er vorüber ginge. Schwarze zerschlissen Turnschuhe, eine abgetragene, wohl ehemals blaue, Jeans, immerhin ein weißes T-Shirt, aber darüber braune Lederjacke. Dazu noch die längeren Haare und das Bild des ablehnenden Rebellen war gefertigt. Auf gewisse Weise traf diese Definition seiner Persönlichkeit auch auf ihn zu, aber nur auf den ersten Blick. Sah man genauer hin, dann erkannte man, dass seine Augen nicht sinnlos zu Boden starrten, in seiner linken Hand lag ein Buch, sogar mit Buchstaben. Über der selben Schulter hing ein alter Rucksack, dieser war kaum noch als solcher zu erkennen, aber scheinbar erfüllte er seinen Zwecke, denn der Stoffsack, welchem er schon mehr entsprach, schien prall gefüllt. Eine leichte Säule aus weißem Rauch stieg in den Himmel hinauf, er stammte von einer Zigarette, welche lasch im rechten Mundwinkel des jungen Mannes hing. Seine Konzentration lag mehr auf dem Buch als auf dem brennenden Stummel. Schritt für Schritt bahnte er sich seinen Weg. Zeile für Zeile wanderten seine Augen über den Text des Buches. Minute um Minute und Stunde um Stunde verging, er hatte Zeit. Der junge Mann war frei, jedenfalls fühlte er das. Stille lag über ihm und dem Tal, aber dann wurde sie durchbrochen.

Wie eine Welle brach der Lärm über das Tal herein, fast wie schrilles Geschrei wirkte es in den Ohren. Es fühlte sich an, als zerreiße es einem das Trommelfell, natürlich nur da es inzwischen ungewohnt war. Der junge Mann sah langsam auf, seine Haare strich er zur Seite und sein Buch blieb aufgeschlagen. Der Rauch stieg friedlich weiter in den Himmel. Ihn brauchte der Lärm nicht zu interessieren. Der Junge erkannte in einiger Entfernung eine neue Rauchfahne, umso lauter das Geräusch wurde, umso größer wurde sie. An ihr erkannte man bereits die Unruhe des Kommenden. Sie schwenkte wild umher, wurde vom Wind mitgerissen und zeigte von Geschwindigkeit. Der junge Mann blieb weiter stehen, er war ruhig, absolut ruhig. Langsam zeichnete sich am höher gelegenen Horizont der Verursacher des Kraches ab. Ein Motorrad und ein Fahrer darauf, er wirkte schon aus der Entfernung gefährlich. Er kam auf seinem Gefährt dem jungen Mann näher, welcher nur ruhig da stand, die Hände in den vorderen Hosentaschen und das Buch in der hinteren. Sein Blick war stur auf das Motorrad gerichtet. Unaufhörlich steuerte das Gefährt auf ihn zu, erst wenige Meter vor dem Jungen, legte der Fahrer eine Vollbremsung ein, riss sein Gefährt zusätzlich rum und stieß mit dem Hinterrad, gegen den schwarzen, zerschlissenen Schuh. Er stand genau vor dem Junge.

Der Fahrer stieg ab. Scharfe und harte Gesichtszüge. Eine schwarze Lederjacke, schwarze Lederhosen und eine ungebändigte lange Haarpracht. Abschätzen schaute der Mann auf den Jungen herab.

„Na Kleiner, solltest du nicht in der Schule sein?“

„Und sollten Sie nicht arbeiten?

Der Junge schaute auf, seine Augen waren blau, dunkelblau, wenn man farblich genauer sein wollte, sie wirkten aufgeweckt und ein wenig spöttisch im Bezug auf diese Situation.

„Werd´ mal nicht aufmüpfig du Spinner!“

„Und werden Sie nicht frech!“

Der Junge grinste und hörte ein leises Poff. Dann ging er langsam an dem Mann vorbei und hörte das selbe Geräusch erneut. Er drehte sich um und schaute auf den Mann, welcher versucht hatte zu schlagen, aber gebremst worden war, durch weiche Platten aus reinster Erde. Die Hände steckten fest.

„Wer mit Fäusten wirft, sollte nicht stecken bleiben!“

„Was bist du für ein Freak?“

„Na ja, Erde wem Erde gebührt.“

Der Junge grinste erneut und streckte den Erwachsenen mit einer von Gestein ummantelten Faust nieder. Danach verschwanden Platte und auch Gesteinsmantel im Erdboden. Der Junge grinste, nahm den Zigarettenstummel aus dem Mund und warf ihn auf den Boden, dort zertrat er die kleine Flamme, zog aus seiner Tasche eine Neue, entzündete sie erneut und schlenderte die Straße entlang. Das Buch wieder aus der Hose geholt, lag wieder in seiner Hand und ein Haarvorhang verdeckte die Augen.
 

Feuern ist menschlich

Eine Großstadt, so wie es sie überall gab, sie war vollkommen normal, so normal wie eine Großstadt sein konnte. Man hörte das alltägliche Sirenengeheul, es besaß nicht unbedingt einen Sinn, aber irgendwo gab es immer einen Notfall. Die Häuser waren hoch, sie reichten bis zum Himmel, kratzten an der Wolkendecke und erstrahlten in kreativen Farben, Grau und Grau. Doch auch wenn es nicht der ästhetisch schönste Anblick war, war es beeindruckend. Ein Beweis der menschlichen Baukünste. Und auch wenn es zeigte, wie größenwahnsinnig der Mensch inzwischen geworden war, war es trotz allem erstaunlich, zudem holte sich die Natur immer das zurück, was sie verlor. An den Häuserwänden existierten Vogelnester mit freudigem Gezwitscher, zwischen den Betonplatten der Gehwege brachen Pflanzen hervor, Gräser und Löwenzahn. In der Luft lag das sanfte Aroma von Smog, welcher sich mit dem Blumengestank vermischte. Man hörte Gelächter und Geschrei. Kinder spielten, Frauen tratschten und die Zeit verging.

Irgendwie friedlich, aber irgendwie aufregend. Es lag eine besondere Stimmung in der Luft, ein Knistern. Dies lag aber nicht nur an den sommerlichen Temperaturen, durch welche die Straßen flimmerten, es war etwas anderes, eine besondere Stimmung. Eine von denen die aufkam, wenn bald große Ereignisse geschehen würden. Die Hauptstraßen waren voll mit Autos und Menschen und die Sonne erhellte alle Gesichter, gerade aus diesem Grund fielen sie nicht auf, kein einzelner war besonders zu bemerken. Erst wenn der Blick eines Beobachters auf die Nebengassen schwenkte, würde er ein interessantes Objekt erblicken. Gerade da es dort nicht hin passte und da es allein war.

Das Objekt war ein junges Mädchen, sie hatte flammend rote Haare, welche in leichten Wellen ihrer Frisur Volumen gaben. Sie hingen ihr ins Gesicht, ihr Atem ging schnell. Ihre grünen Augen flogen durch die dunkle Gasse, sie sah sich um, vorsichtig, genau. Sie trug alte weiße Turnschuhe, eine zerschlissene blaue Jeans und ein weißes Tanktop, sehr figurbetont, doch auch sehr verschmutzt. Auf ihrem Rücken hing ein brauner Rucksack, sie hielt sich dicht an der Wand, er schleifte leicht, es war zu warm an diesem Tag. Sie fühlte die Wärme tief in sich, sie durchfloss ihren Körper, wollte stärker werden, heißer werden. Das Mädchen drückte sich wieder an die Wand, die Kälte der Wand schmerzte, aber sie tat gut, denn sie kühlte. Das Mädchen machte wieder einige Schritte voran, plötzlich lag eine Hand auf ihrer Schulter, sie drehte sich schwungvoll um, ihre Haare wehten herum und sie erblickte einen Mann. Ende Vierzig, eine gerötete Nase zeugte von seiner morgendlich ersten Beschäftigung. Das Mädchen atmete tief durch. Sie spürte wieder wie ihr Herz schneller schlug, ihr Blut schoss durch ihren Körper, die Wärme breitete sich aus, sie wollte das nicht, nicht die Berührung, nicht die Hitze.

„Hey Kleine, willst du nicht mal?“

„Bitte lassen sie mich los, ... bitte!“

Der eindeutig Betrunkene sah sie seltsam fragend an. Sein Mund stand offen und neben den gelben Zähnen, wabberte ein Alkohol getränkter Atem aus dem mit Fäulnis befallenen Gewölbe. Das Mädchen fixierte ihren Bedränger nur kurz und spürte wie ihr Blut brodelte, es war Wut und Hitze, beides schien sie zu durchfluten. Das Mädchen riss sich los, beendete die Berührung, wieder Wut, kochendes Blut. Hinter einer Mülltonne flammte eine Zigarette wieder auf und verbrannte vollends. Die Temperatur in der Gasse stieg an. Das Mädchen ging in die Knie, umklammerte sich, ihr Atem ging schnell, er war warm, um nicht zu sagen heiß, die Luft vor ihr flimmerte, es stieg heißer Wasserdampf auf, welcher durch das Auftreffen des Atems auf eine Pfütze entstand. Der Mann schien nichts zu merken, er grinste nur und legte seine Hand wieder auf ihre Schulter.

„Hey nicht so schüchtern, Frauen sollten ruhig heißblütig sein. Trau dich was!“

Was für eine Ironie, der Mann wusste nicht wie Recht er hatte. Das Mädchen schloss ihre Augen. Es brannte in ihr, wie Feuer durchfloss ihr Blut ihre Adern, es gab seine Hitze durch ihre Haut ab. Immer mehr heißer Dampf von Pfützen, die Temperatur stieg unaufhörlich an, Abfall flammte auf und brannte aus. Es zischte leise, der Mann schrie auf, zog seine Hand zurück. Dicke Blasen hatten sich gebildet. Das Mädchen drehte sich erschreckt um, ihre Augen waren weit und sie stotterte leicht.

„Tsch ... Tschuldigung, es ... es tut ... mir leid, das wollte ich nicht.“

Der Mann schrie noch immer, hielt sich die verbrannte Hand und sah auf das Mädchen hinab, welches für ihn den Schmerz verursacht hatte. Er wollte sich revanchieren und stapfte auf sie zu. Ihr Blut kochte noch immer, sie wollte es nicht, aber die Wut stieg ebenfalls auf, sie spürte wie ihr die Kontrolle entglitt. Sie wollte es nicht. Wollte nicht mehr verletzten. Wollte nicht mehr verbrennen. Wollte endlich wieder Kontrolle über sich haben. Umso näher der Betrunkene kam, umso stärker kochte es in ihr. Er verursachte ihre ungewollte Wut. Ihre Beine waren zu schwach. Der Müll in den Tonnen flammte auf. Sie erschreckte, kroch auf dem Boden rückwärtig von beiden Gefahrenquellen weg. Der Mann schien es nicht wahrzunehmen.

„Gehen Sie bitte.“

Er ignorierte sie und sprang besinnungslos vor. Er packte sie, sie schrie auf und es geschah. Ihr Blut schien vor Hitze nicht mehr flüssig zu sein, ihre Haut glühte. Es war zu spät. Eine Welle der Wut, gleichbedeutend mit einer Flammenwelle, die den Angreifer traf. Das Feuer verbrannte alles was es erfasste. Das Mädchen sah auf ihre Hände, die Flammen schossen aus ihr heraus. Sie schluckte schwer. Versuchte es einzudämmen, aber es schien nur noch stärker zu werden. Eine neue Welle. Die Mülltonnen schmolzen und die Flammen durchbrachen Fenster, das Mädchen konnte es regelrecht spüren, wie das Feuer um sich griff. Sie richtete sich auf, sie sah den Schmerz und die Zerstörung kommen. Dann rannte sie los, raffte sich auf. Mit jedem Schritt erloschen ihre Flammen, während jene, die sie legte, weiter brannten, weiter züngelte, sich ausbreiteten. Minuten später hörte man die Sirenen, die wahren Helfer, jene die wussten was sie taten. Das Mädchen rannte weiter und verschwand im Labyrinth der großen Stadt.
 

Born to be wild

“Get your motor running.”

Einsam zog sich eine breite Landstraße durch den lichten Wald. Die Bäume hatten große Abstände zueinander, der Waldboden war kaum überwuchert, es wirkte nicht mehr so, als wäre es natürlich. Mehr wie in die Landschaft platziert. Ein typisch menschlicher Eingriff, man sah in den heutigen Tagen kaum noch natürliche Wälder. Der Mensch in seinem Wahn zu ordnen, konnte das natürliche Chaos nicht mehr ertragen. Zu beiden Seiten der Straße zog sich ein staubiger Streifen durch den Wald, eine Art Gehweg für die Letzten die sich noch ohne Fahrzeug bewegten.

„head out on the highway“

Morgendliche Frische lag noch in der Luft. Tau der sich nicht abgelegt hatte. Aroma von sich öffnenden Blüten. Eine angenehme Kühle durch die noch nicht ganz aufgegangene Sonne. Das Licht strahlte sanft über den kleinen unnatürlichen Wald. Einige Vögel zwitscherten leise, ihre Melodie gab dem angehenden Tag einen angenehmen Rhythmus. Ein jeder würde pfeifend mit einstimmen, allein weil der Frieden einen den Tag vergessen lassen würde. Nur der Moment und die Melodie würden zählen. Allerdings müsste man die leise Melodie dafür auch hören.

„looking for adventure“

Mitten im Staub des Straßenseitenstreifens saß ein junges Mädchen. An ihrer Seite ein kaum gefüllter Stoffsack, wahrscheinlich nur ein paar Kleidungsstücke, mehr nicht, nur das nötigste. Gepäck einer Reisenden. Sie trug eine kurze hellbraune Stoffhose, diese war mit Staub überlegt, aber würde man ihn abklopfen, wäre er viel zu schnell wieder zurück, als dass sich das Klopfen gelohnt hätte. Ihr Oberkörper war nach hinten gelehnt, sie stützte sich mit ihren Armen ab, mit einem weiten T-Shirt bedeckt, über welchem noch eine Jeansjacke hing, ebenfalls weiter gehalten.

„and whatever comes our way“

Auf dem Kopf des jungen Mädchens, welcher auch durch kurze rostbraune Haare verziert war, prangten ohrenbedeckende Kopfhörer, aus denen die elektrischen Sounds intensiv erklangen. Das Mädchen hatte ein Bein angewinkelt und streckte das andere aus. Mit dem daran hängenden Fuß wippte sie in der Melodie des Songs. Langsam nahm dann auch ihr Kopf den Rhythmus auf. Er breitete sich aus.

„yeah god im gonna make it happen”

Das Mädchen konnte nicht mehr widerstehen, sie durchbrach die morgendliche Stille und sang mit. Ihre Stimme erklang lauthals in den Morgen hinaus.

„take the world in a love embrace“

Der Rhythmus nahm sie mit sich, das Mädchen sprang auf, sie tanzte und sang noch eine Stimmlage lauter.

„fire all of the guns at once and explode into space”

Während ihres Tanzes hatte sie die Augen geschlossen und ihren Körper im Takt der Musik bewegt. Kaum das nun das Gitarrensolo als Zwischenspiel begann, sah sie auf. Vor ihr hatte ein LKW gehalten. Der Fahrer sah hinaus und grinste breit.

„Na Little Lady, willst du weiter abrocken? Oder kann ich dich mitnehmen?“

Das Mädchen zog eine Augenbraue hoch und musterte den Kerl, nicht sehr vertrauenswürdig, aber sie könnte damit umgehen. Sie grinste ebenfalls und nickte dem Fahrer zu.

„Klar Big Boy, wo geht’s lang?“

„Viele Möglichkeiten gibt es ja nicht! Wo willst du hin?“

„Eigentlich auch egal, ich komm rein.“

Ihre Kopfhörer hingen um ihren Hals, baumelten und gaben weiter das Lied wieder.

„I like smoke and lightning.“

Sie schnappte sich ihren Stoffsack und schulterte ihn. Die Tür ging schon für sie auf, sie sprang hinein, ließ den Sack auf ihren Knie nieder und lehnte sich zurück. Der Fahrer trat die Kupplung, legte den Gang ein und der große Wagen setzte sich langsam in Bewegung. Das Mädchen schaute noch eine Weile auf die Straße, aber es wurde ihr schnell langweilig und sie setzte die Kopfhörer wieder auf, nickte im Rhythmus und schloss ihre Augen.

„heavy metal thunder“

Unter ihr grölten die Räder, aber die Musik war lauter.

„racing with the wind“

Plötzlich hielt der schwere Transporter. Das Mädchen schreckte auf, sie sah hinüber zu dem Fahrer. Die Türen wurden geschlossen, es klickte. Sie spürte die aufkommende Gefahr.

„and the feeling that I´m under”

Seine Hand wanderte auf ihren Schenkel, sie schlug auf seine Hand, rote Striemen zeichneten sich ab, Blut ran heraus. Er zog sie zurück und schaute auf die sich auftuende Wunde, dann wanderte sein Blick hinüber zu seinem eigentlichen Opfer. Ihre eigentlich blauen Augen waren gelb geworden, während die Pupillen nun schlitzartig waren. Die Ohren waren spitz geworden und mit leichtem Fellflaum überzogen. Die Eckzähne, welche sie fauchend präsentierte, waren spitzer und länger. An den Fingern waren nun statt der Fingernägel scharfe Krallen, an ihnen hingen kleine Haut- und Haarfetzen, welche von seiner Hand stammten. Hinter ihr erkannte man einen gestreiften Schwanz hin und her peitschen, er wirkte bedrohlich, dieser Eindruck wurde unter anderem durch ein Fauchen unterstützt. Langsam sah man mehr Fell sprießen. Der Fahrer wich zurück, er drückte sich gegen seine Tür.

„yeah god im gonna make it happen“

Mit seiner blutenden und zittrigen Hand tastete er nach dem Entriegelungsschalter. Er wollte dieses wilde Tier frei lassen. Er hatte seine Lust verloren. Klick.

„take the world in a love embrace“

Die Tür ging auf, langsam gab die Tür den Weg in Richtung des Waldes frei. Das junge Mädchen, welche schon halb zum Tiger geworden war, drehte sich um, sah misstrauisch hinaus. Dann buckelte sie halb instinktiv ihren Stoffsack und sprang hinaus. Sie kam geschmeidig auf, lehnte sich vor und auf dem Boden landeten gestreift befellte Tatzen. Die Schuhe waren abgestreift und auch dort zeigten sich nun gestreifte Tatzen. Der Fahrer, welcher dem fremden Tigermädchen nachgeschaut hatte. Schrak wieder zurück. Er schüttelte seinen Kopf.

„Das habe ich nicht gesehen.“

Er ließ schnell den Motor an und setzte zurück.

„fire all of the guns at ones and explode into space“

Inzwischen lief ein Tiger in Richtung des Waldes, ein Weibchen, sie trug eine kurze hellbraune Stoffhose, ein weites weißes T-Shirt, eine blaue Jeansjacke, auf dem Rücken einen Stoffsack.

„Born to be wild”

Gitarrensolo.

“born to be wild”

Und um den Hals Kopfhörer aus denen laut die Musik der Steppenwölfe erklang.

„born to be wild“

Ein himmliches Treffen

Ein Berg nach dem anderem, Tal um Tal, mal höher, mal tiefer, auf diese Weise gestaltete sich dieses südliche Gebirge. Spärliches Grün, fehlende Wälder, allerhöchstens ein paar wenige Bäume. Dazu die absolute Stille, welche sich auf die Ohren legte. Die Straße, welche in Serpentinen die Berge hinauf und herab führte, flimmerte durch die Temperaturen des heißen Sommertages. Wie ein flüssiger Film. Kaum ein Mensch würde diese Straße freiwillig befahren, geschweige denn an ihr entlang gehen, zu Fuß. Aber trotzdem erhob sich das Abbild eines Menschen über dem flimmernden Film der fast schon kochenden Straße. Der junge Mann mit seinem Buch, zerschlissenen Jeans und einem Stoffsack, welcher irgendwann mal einem Rucksack ähnlich gewesen war. Noch immer stieg eine zarte weiße Rauchfahne in den Himmel, während er sich lesend Schritt für Schritt fortbewegte. Ein weiteres Mal erreichte er eine Bergkuppe, sie präsentierte ihm ein gänzlich neues Bild.

Nicht mehr die Monotonie eines Gebirges, nicht nur Tal und Berg im Wechsel, keine spärliche Graslandschaft, völlig neu und unerwartet. Der junge Mann ließ sein Buch sinken, steckte es in eine der hinteren Taschen, sah dann langsam auf, strich sein Haar mit einer automatisierten Geste zur Seite, verbesserte seine Sicht. Die Straße zu den Füßen des Jungen ging in Serpentinen den Berg hinab und ergab sich in ein Tal. Im Talkessel führte die Straßen einerseits wieder den anderen Berg hinauf, andererseits besaß sie eine Abzweigung, diese Abzweigung führte erst durch ein Tor und nach wenigen Metern endete sie vor einem großen Gebäude. Sehr ungewöhnlich, wenn man die Gegend bedachte. Wer würde mitten im nirgendwo ein Gebäude errichten? Vor allem eines in dieser Größe. 4 Stockwerke. Es machte einen alten Eindruck, erinnerte irgendwie an die klassischen Herrenhäuser des ausgehenden 18 Jahrhunderts. Ein schmückendes Gesims diente als Trennung zwischen den Stockwerken. Unnötig, nur der Zierde dienend. Bögen über Fenstern und Türen als Abschluss und Auflockerung des sonst sehr geometrischen Aufbaus. Es ließ sich schwer sagen, um welche Art von Gebäude es sich handelte. Zum Wohnen war es zu groß und in Anbetracht des menschlichen Verlangens nach Gesellschaft auch zu einsam. Als Büro so oder so viel zu abgeschieden. Allerdings waren Fragen dieser Art hinfällig, da sich alles mit einer genaueren Untersuchung so oder so klären würde.

Leider würde sich die genauere Untersuchung schwieriger gestalten, was dem Jungen erst jetzt auffiel. Ein Zaun. Ein hoher Zaun umgab das gesamte Gelände. Es war nichts was ihn wirklich störte, er würde ihn überqueren können, aber wer schon einen Zaun errichtete, der wollte nicht gestört werden und wäre mit Sicherheit wachsam. Ein dezenter Hinweis sozusagen. Der Junge machte einen Schritt dem Gebäude entgegen. Es interessierte ihn irgendwie. Endlich passierte wieder etwas. Auf seine Lippen legte sich ein selbstsicheres Lächeln. Er zog wieder sein Buch hervor, er müsste schliesslich noch ein gutes Stück laufen und diese Zeit sollte nicht verschwendet werden. Schritt für Schritt ging es gemütlich die Serpentinen hinab. Seine Zigarette war inzwischen wieder abgebrannt, aber seine Gedanken waren beim Gebäude, so dass er in dem Moment keine nachlegte. Die Landschaft zog an ihm vorüber. Doch war sie keines Blickes würdig, schliesslich wiederholte sie sich mit jeder Kurve. Da waren die Geschehnisse der vor ihm aufgeschlagenen Fiktion wesentlich spannender. Aber kaum, dass er das Kapitel zur Hälfte gelesen hatte, erreichte er sein Ziel. Der Höhenunterschied ließ sich kurz als unangenehmer Druck auf seinen Ohren nieder, aber der Körper stellte sich schnell ein und regulierte den Druck, ganz normal, man war es gewohnt. Der Junge ließ sein Genick knacken. Dann wandte er sich dem Gebäude zu, er stand fast direkt vor dem Tor. Nur knapp 2 Meter Abstand bestanden zu dem eisernen Gatter. Es war in schwarz bestrichen und bestand aus der Komposition blumenartiger Gebilde. Sehr interessant, sehr künstlerisch. Er war kurz davor sich das Tor zu öffnen, wer die Kraft dazu hatte, dem war ein verschlossener Weg, nur eine neue Herausforderung. Er hatte sich noch nicht bewegt, nicht einen Finger gerührt, aber trotzdem erklang ein Satz in seinen Ohren.

„Bei dem Tor wurde sich sehr viel Mühe gegeben. Lass es bitte ganz, soviel Respekt hat der Künstler verdient.“

Der Junge war überrascht, regte aber weder seinen Körper, noch sein Gesicht, er blieb nach außen vollkommen ruhig. Fast vor ihm, nur durch das Tor getrennt, stand ein älterer Mann, wohl Anfang 40, er trug Jeans und T-Shirt, hatte ein freundliches Lächeln im Gesicht. Seine Haltung war offen. Die Augen warm, zu mindestens eines von beiden, das andere war mit einem milchigen Film überzogen.

„Du solltest auch nicht rauchen, dass ist schlecht für die Lungen.“

Der Junge wurde erneut überrascht, seine Gedanken waren nur aus reiner Gewohnheit zu der Schachtel in seiner rechten Jackentasche gewandert, er hatte sich noch nicht entschieden, aber jetzt griff er zu. Und wenn er es nur tat, um dem Alten zu zeigen, dass ihm seine Ratschläge egal waren. Es waren nur noch 3 übrig, langsam wurde es knapp, trotzdem ließ er eine in seine Hand fallen. Mit einem kurzen Schwung aus dem Handgelenk legte er sie in seinen Mundwinkel. Die Schachtel verschwand wieder und er aus der anderen Tasche kam ein Feuerzeug hervor. Ein kurzes Klicken und mit einem leisen zischen begann der Tabakstängel zu brennen. Der Junge sog den nikotintriefenden Rauch in seine Lunge, atmete ihn langsam wieder aus. Es war beruhigend. Dann rutschte der Glimmstängel wieder in seinen Mundwinkel und ließ sanften weißen Rauch in den Himmel steigen. Der ältere Mann war ruhig, er beobachtete den Rauch, den Himmel, wandte sich einigen fliegenden Vögeln zu und behielt ein angenehmes Lächeln. Eine Weile war es still, fast wie ein Wettbewerb. Wer redet zu erst? Der Junge gab sich ruhig, zog eine Augenbraue an, atmete tief durch, der weiße Rauch stieg weiter, der Ältere fixierte den Jüngeren. Beide Augen normal, aber mit unglaublicher Sicherheit, er war sich seines Sieges gewiss. Der Junge starrte zurück, wandte sich ab und lehnte sich mit dem Rücken gegen das Gatter.

„Also, was ist das hier?“

„Was ist was?“

„Dieses Gebäude, mitten im nirgendwo, was soll das?“

„Eine kleine Schule, obwohl, wohl eher ein Internat.“

Der Junge drehte sich schwungvoll wieder um, seine Haare fielen vor seine Augen, er musterte den Mann durch den Haarvorhang hindurch. Dann machte er eine kurze Handgeste, ein Stein löste sich aus dem Boden und steuerte auf das Kinn des Älteren zu. Kein Treffer. Er hatte seinen Kopf wie durch Zufall in den Nacken gelegt. Eines seiner Augen war wieder milchig weiß.

„Ist der Himmel nicht wunderschön blau? Es wirkt so friedlich, sehr angenehm.“

Ein Zufall. Vorhersehung konnte es nicht geben. Der Alte hatte einfach nur Glück. Während der Blick des Älteren wieder sank, griff der Junge in die Luft, unerkennbar für den Alten verhärtete sich ein Brocken Erde. Sekunden später schoss er auf den Mann zu. Er wich wieder aus, eigentlich hatte er die Bewegung schon begonnen, bevor der Stein geflogen war. Es wirkte, als wäre er grundlos zur Seite gegangen, aber der Zufall wäre zu groß. Der Junge sog an der Zigarette und stieß den Rauch stoßartig aus.

„Wie ist dein Name Kleiner?“

Der Junge war gerade in diesem Moment, von dieser Frage überrascht. So etwas, nach dem was er getan hatte, ließ sich durchaus als unüblich bezeichnen. Er ließ seine Hände sinken, sein Interesse stieg langsam an, der Mann war mysteriös. Er konnte nicht normal sein, er musste wie der Junge selbst sein, besonders, davon war er nun überzeugt. Allein aus diesem Grund entschied er sich für eine Antwort die nur er kannte, denn er hatte sich dafür entschieden, er hatte sich selbst definiert.

„Terron.“

Der Mann schüttelte seinen Kopf, sein leicht graues Haar tanzte. Er setzte ein Lächeln auf, welches man hatte, wenn man ein kleines Kind belehrte.

„Ich will nicht wissen womit du dich definierst, sondern wer du wirklich bist, welcher Name wurde dir bei deiner Geburt verliehen?“

„Michael Stone.“

„Interessant. Weißt du, ich bin der Überzeugung, dass jeder Name eine Art Bestimmung darstellt. Ein Weg der einem durch die Welt vorbereitet wird. Es ist kein Zufall, wenn einem ein ganz bestimmter Name gegeben wird. Auch wenn das die meisten glauben. Es ist einfach etwas, dass sich als Schicksal beschreiben lässt. Der Nachname ist dabei egal, nur der Vorname ist entscheidend. Er sagt alles aus, was man über einen Menschen wirklich wissen muss, jedenfalls glaube ich das.“

„Sehr ... interessant ...“

Eindeutiger Sarkasmus. Michael war nicht wirklich daran interessiert zu zuhören, aber ebenso wenig wollte er jetzt gehen. Er hatte einfach das Gefühl, dass er lieber bleiben sollte. Es wäre besser für ihn, jedenfalls gab es irgendetwas in ihm, dass ihm das sagte.

„Lass einen alten Mann ein wenig mit seinem Wissen angeben, sonst hätte ich es doch ganz umsonst angehäuft. Michael ist der Name eines der Erzengel, der engsten Diener Gottes, er kommt aus dem hebräischen, abgeleitet von Mikaal, und bedeutet soviel wie: ‚Keiner ist wie Gott.’ Allerdings hat es für dich wahrscheinlich keine Bedeutung.“

Der Junge schnaufte nur und entbehrte jeder Antwort. Er rollte statt dessen mit seinen Augen, knickte seine Knie ein und ließ sich im Schneidersitz auf dem Boden vor dem Tor nieder.

„Ich hatte wohl Recht, ein Atheist also, aber ich bin noch nicht fertig.“

„Aber beeilen sie sich, sie sollten fertig sein, bevor ich genauso alt bin wie sie.“

„Geduld. Michael war der Bezwinger Luzifers. Er wird oft als Krieger dargestellt. Zudem war er der Anführer der himmlischen Heerscharen als es zur Schlacht gegen den gefallenen Engel kam. Und am Tag des jüngsten Gerichts, wird er der Seelenwäger sein und entscheiden wer in die Hölle geht und wer den Himmel erreicht. Der Name spricht dir Mut, Kraft und ausgesprochene Führungsqualitäten zu.“

„Gott ... damit kann ich nichts anfangen, aber die Beschreibung, ist durchaus treffend.“

Der Mann machte einige Schritte an das Tor heran und schien einen Zahlencode einzugeben, jedenfalls war das zu vermuten, da es mehrmals ein leises Piepsen zu hören gab. Kurz darauf schwangen die schweren Türen auf, nun stand er direkt vor Michael. Zeit für Gegenfragen.

„Wie heißen sie?“

„Raphael Zero.“

„Was bedeutet?“

„Raphael war ebenfalls einer der Erzengel. Frei übersetzt: ‚Gott heilt die Seele’. Er gilt als Heiler und als Schutzpatron der Kranken.“

„Treffend?“

„Das musst du wahrscheinlich selbst entscheiden.“

„Und dein ‚Name’?“

Michael betonte es auf eine Weise, welche es klar machte, was genau er meinte. Er wollte den Namen wissen, den sich der Alte selbst gegeben hatte. Worüber er sich definierte. Was er nach außen hin sein wollte.

„Zero!“

„Langweilig und unkreativ.“

„Aber er beschreibt genau das, was ich will, einen neuen Anfang, ein neues Leben, ein neues Ich. Jedenfalls, wenn man es so sehen will.“

Michael ging nicht weiter darauf ein, er atmete kurz stoßartig aus, sog an seiner Zigarette, warf sie zu Boden, trat sie aus, atmete langsam den Rauch aus und folgte dann dem Alten auf das Gelände und in das Gebäude. Er hatte einfach das Gefühl, dass sie durch mehr miteinander verbunden waren, als nur durch ihre pure Besonderheit.

Flammende Erinnerung

Die Sirenen waren endlich verklungen, kein Brand schien mehr zu schwellen, nur noch der eine der sich in ihren Adern fortpflanzte. Sie hatte sich in einer dunklen Gasse versteckt, hier war es kühl. Sie schlang ihre Arme um die Beine und spürte wie Tränen von ihren Wangen verdampften. Es waren erneut Menschen verletzt worden, es waren Menschen gestorben, es wurde so viel zerstört, so wie es immer geschah. Feuer war keines der Elemente, dass schaffen konnte, es vernichtete nur. Es vernichtete alles, was ihm in den Weg kam, Verbündete wie Feinde, Familie wie Freunde. Sie konnte es nicht kontrollieren.

Das Mädchen zog sich mehr in den Schatten zurück, mehr in die Kälte hinein. Sie hörte Schritte, jemand kam, irgendwer, sie wollte vorsichtig aufschauen, spürte aber in diesem Moment schon eine Hand, welche sie vorsichtig antippte. Sie erschreckte, kauerte sich mehr zusammen, drückte sich mehr gegen die kalte, harte, bröcklige Wand. Scharfe Zacken stachen in ihren jungen Rücken. Sie konnte nicht weiter fliehen, ihr Blick erhob sich, sie erwartete Wut oder Angst, schaute aber in ein Gesicht, welches freundlich strahlte. So etwas hatte sie schon lange nicht mehr gesehen, sie kannte es nicht mehr, fühlte sich aber unglaublich sicher. Vor ihr stand ein älterer Herr, mindestens 70, er sah auf sie herab und er lächelte.

“Hey Mädchen, warum sitzt du hier so allein? Darf ich dir helfen?“

Aus ihren Augen sprach Angst, sie hatte Angst davor wieder zu verletzten. Das Feuer, welches noch von dem Brand kurz zuvor in ihr loderte, wollte sich noch lange nicht beruhigen, es suchte noch immer nach neuen Opfern, nach neuer Zerstörung.

„Es wird schon bald dunkel, da sollte man als junge Dame nicht mehr auf der Straße sein. Du kannst einfach mitkommen. Dann bekommst du was zu essen und du kannst in einem warmen Bett schlafen. Klingt das nicht gut?“

Warum war er so nett? Sie war eine Gefahr, eine Gefahr für ihn, für sein Haus und für jeden anderen, der sich in der näheren Umgebung befinden würde. Natürlich wusste er nichts davon, aber sie wusste es, sie wollte nicht mit ihm gehen, aber sie konnte sich nicht dagegen wehren. Er lächelte noch immer, er war alt, schien aber noch rüstig, er erinnerte sie an jemanden. Eine schöne Erinnerung war es. Allein deswegen, schaffte sie es nicht mehr, sich gegen das Angebot zur Wehr zu setzen. Im Inneren wusste sie, dass es falsch war, aber nach außen wollte sie nur endlich wieder Sicherheit spüren. Langsam stand sie auf, nahm ihren braunen Rucksack, ihre Haare fielen ihr ins Gesicht. Sie verdeckten die Augen. Sie sah nur zu Boden und folgte ihm. Er ging vor, die dunklen Wände der Gassen zogen an ihnen vorbei. Sie verließen das Zentrum, verließen den Brand, den sie gelegt hatte. Sie näherten sich wieder einigen Hauptstraßen. Es fiel wieder mehr Licht. Die hohen Häuserfronten lösten sich nach und nach auf. Sie wurde langsamer. Eine offene Straße, dort waren meist mehr Menschen. Mehr Menschen die sehen würden, was sie war, was sie konnte. Mehr Menschen die zu Opfern ihres Feuers werden würden. Sie konnte nicht mehr weiter, ihr Innerstes wehrte sich dagegen, aber der Alte ließ nicht locker. Freundliche Aufforderungen, freundliches schieben, freundliches ziehen. Es tat nicht weh, war nicht unangenehm und sie wehrte sich auch nicht wirklich. Nach und nach ging sie wieder ein normales Tempo, so dass sie weiter gut voran kamen. Sie hatte auch Glück, während sie die Gassen genutzt hatten, war die Zeit fortgeschritten, inzwischen setzte sanft die Dämmerung ein, mit der Dämmerung wurde es kühler, mit der Kälte würde ihr Feuer endlich Ruhe geben. Sie schaffte es langsam, ihren Kopf klar zu bekommen, hilfreich war auch das lockere Lächeln des Alten, der wollte sie nicht zurück lassen, er wollte ihr einfach nur helfen. Irgendwie genoss sie dieses Gefühl, es baute sie auf, es erinnerte sie an etwas längst Vergessenes. Es war schön, sie spürte eine gewisse innere Ruhe. Ein sanftes inneres Schwehlen, dass am ehesten mit Sodbrennen zu vergleichen war.

„Du hast bestimmt in einem der Häuser gewohnt, die abgebrannt sind.“

Sie konnte ihm nicht antworten, jede Möglichkeit, die sie nicht verriet, wäre eine Lüge. Sie wusste, dass sie es nicht schaffen könnte. Sie könnte ihm nicht in die klaren blauen Augen sehen und dann etwas sagen, dass nicht wahr wäre. Sie würde das einfach nicht schaffen.

„Ist es so?“

Er gab einfach nicht auf, er blieb hartnäckig. Seine blauen Augen fixierten sie. Sie sah wieder zu Boden, hatte irgendwie das Gefühl verhört zu werden, rang sich dann aber durch. Sie gab eine Antwort, die nicht gelogen war. Es war die Wahrheit, zwar leicht angepasst und nicht perfekt auf die Frage passend. Aber wenn sie Glück hätte, würde es ihm einfach reichen.

„Ich war sehr nah ... an dem Feuer.“

„Sehr gefährlich.“

Sie hatte Glück, es reichte ihm wirklich, er stellte weiter keine Fragen. Und wenn er keine Fragen stellte, dann musste sie nicht antworten. Sie nickte einfach nur. Beide schwiegen eine Weile, dann durchbrach er als erster die Stille. Er wollte sich wohl unterhalten, er wollte mit ihr reden. Hatte scheinbar wirklich Interesse an ihr.

„Wie heißt du eigentlich?“

Was sollte sie sagen? Sie verriet ihren Namen ungern. Er erstelle eine Verbindung, ein Gefüge aus dem man nicht fliehen konnte. Es würde bestehen. Vielleicht nur kurz, aber nachhaltig. Es würde wieder zu einer Erinnerung werden. Das Mädchen zögerte sichtlich.

„Ich heiße Hermann.“

Es war eine Andeutung einer weiteren Aufforderung zu antworten. Ein verstecktes ermutigen. Sie konnte nicht lügen.

„Gabrielle.“

Er lächelte wieder. Strich sich über das Kinn.

„Ein schöner Name. Nach dem Erzengel?“

„Ich weiß es nicht.“

Sie sprach die Wahrheit, ihre Eltern hatten ihr nie erklärt, woher ihr Name stammte, oder warum sie ihn gewählt hatten. Oder sie war damals zu jung gewesen, um sich daran zu erinnern.

„Auf jeden Fall sehr schön.“

Sie nickte nur. Er lächelte, aber die Stimmung war gedrückt, sie schwiegen wieder. Nach und nach betraten sie einen friedlichen Vorort der Stadt, scheinbar wohnte er hier irgendwo. Seine Schritte wurden zielstrebiger, er steuerte direkt auf etwas zu.

„Wir sind schon fast da.“

Sie nickte, Gabrielle liebte die kühle Nacht, ihr inneres Feuer nicht. Die Schritte des Alten steuerten auf ein leicht schäbiges Haus zu. Es schien seines zu sein. Eine ehemals weiße Fassade sah einen an, davor eine kleine Terrasse, 2 Stockwerke, das Haus besaß einen kolonialen Hauch. Gabrielle gefiel dieser alte Stil. Das Haus ihrer Erinnerung hatte genauso ausgesehen. Sie lächelte unsicher. Schluckte und setzte ihren Fuß zum ersten mal seit langem auf eine solche weiße Treppe. Ihr Herz schlug unruhig, pumpte ihr Blut schneller durch ihren Körper, die Hitze stieg in ihr wieder auf, sie bekämpfte es, nicht jetzt, sie wollte einen Abend mit diesem Mann verbringen, sie wünschte sich doch nur die alte Zeit zurück. Der Alte öffnete die Tür, dahinter stand eine alte Frau, sie lächelte und umarmte den Alten, gab ihm einen Kuss. Gabrielle musste lächeln. Erst jetzt bemerkte die Frau das Mädchen.

„Hermann, wen bringst du denn da mit?“

„Das ist Gabrielle, ich habe sie in einer Gasse aufgelesen. Sie hat ihr Zuhause bei dem Brand verloren.“

„Armes Mädchen, komm rein, du bekommst erst mal was zu essen, schön warm, nicht das du uns hier unterkühlst.“

„Machen sie sich doch keine Umstände.“

Es war schon zu spät, keine Chance zur Gegenwehr. Die Alte zog Gabrielle einfach mit. Dabei wollte sie kein warmes Essen, warmes Essen war meist heiß und heiß war nun wirklich keine der Eigenschaften die eines ihrer Nahrungsmittel erfüllen sollte. Dennoch konnte sie einfach nicht anders, als sich ziehen zu lassen. Der Alte schüttelte lächelnd den Kopf und folgte den beiden Frauen in die Küche. Gabrielle wurde auf einen Stuhl gesetzt, es gab kein entkommen.

„Ich mache es nur schnell wieder warm!“

„Nein, bitte, ich mag mein Essen auch kalt.“

„Aber das geht doch ...“

„Doch das geht, sie machen sich zu viel Mühe.“

„Wie du meinst, dann hier, lass es dir schmecken. Aber nicht das mir im nachhinein Beschwerden kommen.“

„Ganz bestimmt nicht, versprochen und vielen Dank für das Essen.“

Eine kalte Suppe stand vor Gabrielle, sie schlürfte einen Löffel leer. Nicht mehr schmackhaft, aber immerhin angenehm kühlend. Sie fühlte sich beobachtet, der Mann ihr gegenüber, sah sie warm an. Und die alte Dame, sie hatte ihre Hand an Gabrielles Stuhllehne und wartete auf eine Reaktion. Gabrielle aß einfach weiter. Schluck für Schluck. Nachdem der Teller geleert war und ihr inneres Feuer gelöscht war, drehte sie sich lächelnd zu der Frau.

„Sehr lecker, vielen Dank noch mal.“

„Was für ein wohlerzogenes Mädchen. Da könntest du dir ruhig ein Beispiel nehmen.“

Sie griff den Teller und sprach eindeutig mit ihrem Mann. Es folgte ein harmloses Geplänkel, ein Spiel zwischen den beiden, man erkannte es an ihren Gesichtern. Während die Frau sich nun darum kümmerte, den Teller schnell abzuspülen, stand der Mann auf und deutete an, dass Gabrielle ihm folgen sollte. Sie stand auf und er ging vor. Die braune knarrende Treppe hinauf, sie wandten sich nach rechts, den Gang entlang, noch mal rechts, dann standen sie vor einer Tür. Braun, schön verziert, einige Holzschnitzerein. Sehr schön, wenn auch leider leicht entflammbar. Der Mann öffnete die Tür, dahinter präsentierte sich ein schönes kleines Zimmer. Ein Schrank an der rechten Wand, an der linken ein Bett, beides aus Holz, blauweiße Bettwäsche. 2 kleine Nachtschränke, sehr süß.

„Hier darfst du übernachten, das Fenster kannst du öffnen, wenn du willst und wenn du etwas brauchst, dann kannst du einfach runter kommen, oder es dir selbst suchen.“

„Und wieder vielen Dank, sie sind zu gütig.“

„Es reicht, am Ende werde ich noch rot und dafür bin ich wirklich zu alt.“

Der Alte grinste etwas verlegen und ging dann zurück, die Treppe hinab und gesellte sich mit Sicherheit zu seiner Frau, sie waren trotz ihres Alters ein schönes Paar. Gabrielle blieb zurück, sie stand vor der offenen Zimmertür und konnte es irgendwie kaum glauben. Etwas zaghaft setzte sie einen Fuß über die Schwelle, legte den Lichtschalter um, die Deckenlampe ging flackernd an, und schloss die Tür hinter sich. Sie war allein. Aber es war angenehm. Nicht so wie sonst. Es geisterten keine Gedanken in ihrem Kopf umher, die ihr vorhielten welche Gefahr sie für alle jene war, die sie mochte. Keine Gedanken einer Flucht. Sie wollte nun einfach hier bleiben und den sanften Frieden genießen, der ihr für diesen Abend geschenkt war. Es war ein Präsent, welches sie in seiner Bedeutung, niemals wieder zurück geben könnte. Gabrielle ließ sich auf das weiche Bettzeug fallen. Die Decke nahm sie lieber nicht, sie wollte kein Risiko eingehen. Es war eine wahre Erfüllung. Ihr geschundener Körper schmiegte sich an das weiche Material. Ihr Rücken wurde zart gestreichelt. Es war eine wahre Wohltat. Ihre Augen waren müde, so dass langsam ihre Lider nieder sanken. Sie vertiefte sich langsam in den Schlaf und in einen damit verbundenen Traum.

Zuerst war es dunkel, aber nach und nach erschien ein Bild in ihrem Geist. Ein altes Ehepaar, Großvater, Großmutter. Das Bild zerfiel. Ähnlich einem brennenden Foto. Vereinzelte Tränen rannen über das junge Gesicht. Sie erwachte nicht, träumte weiter, ein neues Bild. Ein weißes Haus, eine kleine Veranda, 2 Stockwerke, kolonialer Eindruck, die Fenster geputzt, das Dach ordentlich gedeckt, dann wurde eine Ecke langsam schwarz, die weiße Farbe blätterte ab. Man sah zuerst das braune, schwarz werdende Holz, dann loderten Flammen hervor. Sie breiteten sich aus. Immer mehr Farbe bröckelte ab. Immer mehr braunes Holz wurde schwarz. Immer mehr Flammen loderten auf. Es brach unbändige Hitze über das Haus herein. Gabrielle hörte wieder die vergangenen Schreie, ihr Herz schlug schneller, sie wand sich auf dem Bett. Ihr Blut schoss immer schneller durch den Körper. Es begann zu kochen. Tränen verdampfte und ließen nur eine salzige Spur zurück. Endlich schlug sie ihre Augen, ihr Atem ging schnell, ihre Umgebung flimmerte. Der Schrank an der rechten Wand war schon zu Asche geworden. Ihr Bett brannte lichterloh. Die blauweiße Bettwäsche war schwarz geworden. Dicker Rauch hing unter der Decke. Sie hustete. Zwar störte sie die Hitze nicht, aber der Rauch und der Sauerstoffmangel belasteten ihre Lunge. Sie sprang schnell auf, rannte gebückt zur Tür, sie brauchte Luft, selbst der Flur stand schon in Flammen. Langsam stieg Panik in ihr auf. Sie hatte es zu spät gemerkt, was hatte sie nur angerichtet. Großmutter, Großvater. Noch mehr salzige Spuren. Sie riss alle Türen auf, fand erst ganz am Ende das richte Zimmer. Beide saßen zusammen gekauert in der hinteren Ecke des Raumes, er schützte seine Frau, das Feuer versperrte den Weg. Sein Blick war angsterfüllt, sie zitterte am ganzen Körper. Gabrielle stand an der Tür, in den Flammen, ihr machte es nichts aus, sie konnte seine Blicke lesen. ‚Was hast du getan du Monster?’ Sie wusste es doch selbst nicht, sie wollte das nicht, sie wollte eigentlich nur helfen. Tief in ihrem Inneren suchte sie nach der Kontrolle, welche sie haben müsste. Sie suchte nach der Kraft, mit welcher sie die Flammen eindämmen können würde. Sie suchte nach ihrer Willensstärke. Gabrielle schritt in den Raum hinein und streckte ihre Arme aus. Sie spürte wie sie innerlich abkühlte, sie sah wie die Flammen ihr Umfeld verließen, sie sah wie Großvater und Großmutter aufstanden, sie sah ihre Blicke, sie erinnerte sich und verlor ihren Punkt der Stärke. Sofort schlugen die Flammen wieder aus. Ihre innere Hitze brach heraus und das Feuer wurde noch stärker als zuvor. Sie schürte es regelrecht. Sie hörte die verzweifelten Schreie, es war wie damals, sie hörte die Flüche. Sie starrte auf den schwarzen Boden, wandte sich ab, während sie eigentlich bitter weinte, blieben die Wangen trocken. Sie musste weg. Sie konnte nicht mehr, sie rannte einfach. Weg von den Schreien. Weg von den Schmerzen. Weg von den Erinnerungen. Sie hatte es nicht gewollt, sie hatte es niemals gewollt, es passiert einfach. Die Eingangstür fiel von selbst aus den Angeln, sie konnte hinaus. Nach einige Schritten stolperte sie, schluchzte, fiel auf die Knie und weinte. Die kühle Nachtluft schmerzte, doch löschte es sie auch und dennoch konnte es die Schmerzen nicht betäuben. Gabrielle konnte nicht mehr aufhören, die Tränen fielen zu Boden, wurden zu stummen Zeugen ihrer Trauer. Warum musste es ihr passieren? Warum immer ihr? Sie hatte es nie gewollt. Jeder Aufschrei den sie ausstieß um ihren Schmerz zu betäuben, ließ das Feuer noch höher schlagen, langsam gab das Haus nach. Die weiße Fassade brach in sich zusammen. Das ganze Haus verwandelte sich von einem Heim in einen Haufen Schutt. In ihren Ohren hallten hasserfüllte Schreie wieder, ganz wie damals, ganz wie ihr Großvater. Gabrielle war in der Welt ihrer Gedanken, hörte dann aber ein Geräusch, jemand war gegen eine Mülltonne gestoßen. Sie schaute auf und schaute in aufgerissene Augen.

„Oh mein Gott.

„Ich ... das ist ... Ich wollte doch ... bitte.“

Wieder ein Schluchzen, aber die Augen verhärteten sich in ihrem Blick.

„Du ... Monster, verschwinde ... verzieh dich ... hast du nicht schon genug zerstört?“

„Aber ich ... sie ... das Feuer.“

Ihr Feuer kühlte aus, sie weinte schwere Tränen, schluchzte wieder, richtete sich aber auf, schluckte es herunter. Alle Menschen hassten sie.

„Du bist ein Monster! Tötest du aus Spass?“

Alle. Gabrielle fühlte die Wut, sie schrie auf, die Flammen loderten wieder auf. Das Haus krachte zusammen. Leidenschaft, Wut, Aggression, Trauer, alle Gefühle brachen über sie herein. Sie schrie wieder auf. Die Worte der Frau klangen in ihrem Kopf wieder. Monster. Sie ließ ihrer Wut freien Lauf, sie kanalisierte sie auf die Frau, sie konnte nicht mehr anders. Ein gewaltiger Feuerball. Es tat gut. Aber sie bereute wieder. Sie weinte, lief davon, stolperte fiel auf die Knie und lief weiter. Einfach nur fort, weit weg. Hinaus in die kühle Nacht.

On a Highway to Hell

„Livin´ easy, livin´ free, season ticket on a oneway ride ... Wir unterbrechen unser momentanes Musikprogramm für eine Sondermeldung. Gestern kam es in 2 Stadtteilen von Trammerton zu schweren Bränden. Das erste Feuer vernichtete zwei Wohnhäuser und verursachte in der näheren Umgebung schwere Zerstörungen. Es gab 73 Tote, darunter 12 Kinder und 24 Frauen, sie alle wurden Opfer des Brandes. Hinzu kommen 9 Verletzte, 6 davon wurden bisher nicht aus dem Krankenhaus entlassen, offiziell fehlt auch jede Bestätigung ob sie ihre Verletzungen überstehen werden. Man spricht von Brandstiftung, wobei sogar Meldungen bekannt sind, nach denen der Brandstifter ein Mutant gewesen sein soll. Das zweite Feuer zerstörte nur ein Haus in der Vorstadt, es brannte innerhalb kürzester Zeit vollständig ab. Dabei gab es lediglich 2 Todesopfer, ein älteres Ehepaar, wieder spricht man von Brandstiftung und erneut gibt es Meldung mutantischer Aktivität. Allerdings gibt es in beiden Fällen keine Bestätigung zu den Ursachen durch die Polizei, jegliche Aussage über die Gründe beruht daher auf Gerüchten und Spekulationen. Neben den Opfern der Hausbrände, wurden zwei weitere Leichen aufgefunden, ganz in der Nähe der Hauptfeuer. Sie starben auf Grund schwerer Verbrennungen, die allerdings nur ihre Front betrafen. Auch hier wird beharrlich geschwiegen, der Gerichtsmedizin ist jegliche Herausgabe von Informationen untersagt. Allerdings sagen inoffizielle Informanten aus, dass davon auszugehen ist, dass der Täter der gleiche Mutant ist, der auch schon für die Gebäudefeuer verantwortlich war. Diese Geschehnisse geben der Diskussion über das Mutantenproblem neuen Zunder. Während vor wenigen Tagen der ‚Kongress für Rechte von Mutanten’, an dem auch Abgeordneter James Klein teilnahm, zu keinem wirksamen Ergebnis kam, äußerte er sich über die vergangenen Ereignisse folgendermaßen.“

Man konnte ein kurzes Rauschen vernehmen, was wohl der Wechsel der Tonspur war. Nach kurzer Zeit, verschwand dieses Untergeräusch und man vernahm wieder eine Stimme, sie war stark, kräftig und wirkte als gehöre sie einem sehr massigen Mann.

„Noch vor wenigen Tagen waren wir nicht in der Lage gewesen eine Einigung zu erzielen. Zu viele der Anwesenden dachten daran, dieser neuen Krankheit Rechte zu geben, sie als normale Menschen zu behandeln. Zu wenige dachten daran, dass die Sicherheit der normalen Menschen, der wahren Bevölkerung, auf dem Spiel steht. Wir reden von einer unnatürlichen, einer unchristlichen Krankheit, man sollte diese Pest genauso behandeln, wie jede andere. Man muss sie bekämpfen und vernichten.“

Im Hintergrund war ein lautes Klatschen zu hören, scheinbar schien die offizielle Ansprache des Abgeordneten großen Anklang zu finden. Die Bevölkerung war wirklich aufgewühlt, es schien als stiege die Sorge mit den vergangen Ereignissen weiter an und als würde sie sich mit jedem Moment noch stärker gegen die Mutanten richten. Die Mutanten noch stärker als wirkliches Problem sehen. Die Fronten verhärteten sich.

„Vielen Dank, innerhalb der nächsten Tage, wird ein neuer Kongress statt finden. Doch in Anbetracht der neuen Umstände, wird es nicht um die Rechte der Krankheit gehen, wir werden uns über Prävention und Vernichtung unterhalten.“

Man konnte hören, wie eine massige Faust auf einen hölzernen Tisch schlug, es sollte seine Ansprache des Handelns untermalen, ihr Nachdruck verleihen. Klein schien ein Mann zu sein, der wusste, wie er zu reden hatte, wenn gleich jedes seiner Worte angestrengt klang. Er musste wirklich sehr massig sein. Dennoch hörte man begeisterten Applaus. Es knisterte einen kurzen Augenblick, wieder der Tonspurwechsel, dann kehrte die Stimme des Sprechers zurück.

„Beunruhigend. Doch kehren wir den schlechten Nachrichten lieber den Rücken zu und wenden uns wieder dem Verlangen nach Freiheit zu. ‚Highway to Hell’ von ACDC.“

Der Junge Vater, der am Steuer des kleinen Kombis saß, schüttelte seinen Kopf als Reaktion auf das Thema. Hinter ihm saß ein kleiner Junge, der trotz der Musik friedlich schlief. Neben ihm ein junges Mädchen. Rostbraune Haare, blaue Augen, eine kurze hellbraune Hose, ein weißes weites T-Shirt, eine blaue Jeansjacke und ein Stoffsack auf den Knien. Um ihren Hals hingen Kopfhörer, doch im Moment ohne Musik, schliesslich reichte das Autoradio aus. Sie nickte leicht im Takt der Musik.

„asking nothing, leave me be“

Der junge Mann nahm sonst eigentlich nie Anhalter mit, man wusste ja nie, was einen dabei erwarten würde, aber er hatte diesmal eine Ausnahme gemacht, sie hatte einfach so ausgesehen, als hätte sie Hilfe gebraucht. Aus seinen Augenwinkeln musterte er seine junge Beifahrerin, deren Namen er nicht einmal kannte. Ihre Augen waren geschlossen, der Rhythmus der Musik schien ihren Körper zu übernehmen. Er schaute wieder nach vorn, hielt sich genau an die Geschwindigkeitsbeschränkung, er wollte schliesslich weder seinen Sohn noch seine Mitfahrerin gefährden. Er hatte, indem er seine Hände um das Lenkrad legte, die Verantwortung für 2 Leben. Würde er etwas falsch machen, würden beide sterben. Dann kam Leben in das Mädchen, welches neben ihm saß, sie streckte sich, sah ihn an und er spürte ihre Blicke.

„taking everything in my stride“

Er lächelte unsicher, er wusste einfach nicht, ob er etwas sagen sollte, oder ob er schweigen sollte. Es war ein merkwürdiger Moment, er schluckte schwer, machte seinen Mund auf. Atmete allerdings nur ein, ohne wirklich etwas zu artikulieren. Dann wusste er, dass er irgendetwas sagen musste und ließ einfach das heraus, was ihm als erstes einfiel.

„Wie heißen Sie eigentlich? Mir ist aufgefallen, dass wir das noch nicht geklärt haben. Also ich heiße Martin, falls Sie das irgendwie interessiert.“

„Ich heiße Sam, eigentlich Samantha, aber ich mag diesen langen Namen nicht, also reicht die kurze Form.“

„Okay ... also ...“

Er musste doch irgendwie das Gespräch am Laufen halten können. Es war so schon langweilig genug, einfach nur fahren war schrecklich einschläfernd, aber wenn man sich unterhalten konnte, dann ging es wesentlich besser.

„Was denken Sie über diese gefährlichen Mutanten? Also diese von denen man eben im Radio gehört hat. Und sowieso gab es in letzter Zeit recht viele Meldungen.“

„Ich denke, dass es wesentlich schlimmer klingt, als es ist. Mutanten sind auch nur Menschen wie jeder andere.“

„Halten sie plötzlich auftauchendes Feuer nicht für gefährlich?“

„don´t need reason, don´t need rhyme”

Sam hasste Feuer, wahrscheinlich lag es an ihrer tierischen Seite. Sie wartete tief in ihrem Inneren und hatte immer einen gewissen Einfluss. Einer dieser Einflüsse war eben die Urangst vor dem Feuer. Heiß, gefährlich, verletzend und unkontrollierbar. Aber diese Angst hatte nichts damit zu tun, wie Menschen die es herbei rufen konnte, behandelt werden sollten. Außerdem musste man persönliche Eigenarten auch nicht jedem auf die Nase binden und eine innere Angst war es durchaus wert geheimgehalten zu werden.

„Natürlich ist Feuer gefährlich, aber geht es hier nicht um einen Menschen?“

„Na ja, Mutanten eben. Sind das noch Menschen?“

„ain´t nothing I would rather do”

Sam zog eine Augenbraue an, auf diese Weise hätte sie ihn nicht eingeschätzt. Eine Mutantenverachtende Einstellung. Er verurteilte sie anhand körperlicher Merkmale. Sie waren nun mal anders geboren, das war wahr, aber sie hatten es doch nicht nur deswegen verdient verfolgt zu werden. Wenn man sie hasste, dann nur wegen der Taten, alles andere war einfach unmoralisch. Aber wahrscheinlich sprach dieser Mann nur das nach, was er schon Tausende Male gehört hatte, er passte sich einfach an, integrierte sich in die Gesellschaft. Er wollte seinen Sohn schützen, jedenfalls würde er das so sehen.

„Ihre eigene Meinung?“

Der junge Vater zuckte nur mit den Schultern und schaute weiter nach vorne auf die Straße. Was sich dort abspielte war wichtiger. Es hatte in der Nacht geregnet, endlich, die letzten Tage waren viel zu heiß gewesen, allerdings hatte es einen Nachteil, die Straße war noch nass, da musste man besonders aufpassen. Eine gute Ausrede um vor der Frage zu fliehen, aber dennoch, er spürte weiter ihre blauen stechenden Augen, sie waren schlimmer als jedes Verhör, er fühlte sich verurteilt, genötigt sich zu verteidigen.

„Goin´ down, party time“

“Ich weiß es nicht und eigentlich ist es mir auch egal. Ich bin nur Angestellter und Vater. Eine eigene Meinung ist ein Luxus, den ich mir nun wirklich nicht leisten kann.“

„Wie Sie meinen.“

„Verstehen sie mich doch bitte. Ich brauche meinen Job und meine Chefs ... die sind nun mal Konservative. Was soll ich da machen? Querschlagen? Meinen Job verlieren? Und danach meine ganze Existenzgrundlage? Wie sollte ich dann meinen Sohn versorgen? Ihre Meinung über mich, ist mir wirklich egal, ich habe Wichtigeres zu beachten. Meinen Sohn.“

„Verstehe ...“

Sam hatte die ganze Zeit zugehört, erst jetzt wandte sie sich ab und starrte aus dem Fenster, sie konnte ihn nicht ansehen, nicht mit dieser Einstellung. Er räusperte sich und setzte noch zwei oder dreimal dazu an etwas zu sagen. Aber irgendwie traute er sich nicht mehr, die Luft war regelrecht geladen.

„my friends are be there too“

Der bewaldete Straßenrand zog an Sams Augen vorbei, während sie stur zur Seite starrte. Sie würde nicht mehr zurück blicken, seine Ansichten waren veraltet, er selbst war angepasst. Er war langweilig. Sie seufzte kurz, aber nur leise, er sollte es nicht hören.

„Sie brauchen mich jetzt gar nicht so anzuschweigen, ich weiß das meine Ansichten vielleicht nicht perfekt sind, aber die Welt ist es noch viel weniger. Falscher Idealismus hat schon zu viele den Hals gekostet. Ich werde meinen da ganz sicher nicht einreihen.“

Er empörte sich gegen die Strafe der Stille und hatte für diesen Moment sogar seine Vorsicht vergessen, er blickte zur Seite, er sah Sam an, er wollte direkt an sie appellieren. Allerdings verpasste er dabei etwas viel wichtigeres. Bei Sam schlugen ihre Instinkte Alarm. Es stimmte etwas nicht, sie wand ihren Kopf und erblickte die roten Bremslichter. Der Laster, der fast die gesamte Zeit friedfertig vor ihnen gefahren war bremste ab, er bekam es nicht mit, sie musste handeln, sonst wäre es zu spät.

„I´m on a highway to hell“

Aus ihren Fingern schossen Krallen hervor, mit diesen durchschnitt sie erst ihren eigenen Gurt, bevor sie den des Vaters durchtrennte. Er wirkte geschockt, war aber wie er erstarrt, da er selbst auch den Laster bemerkte, der eine gewaltige Gefahr darstellte. Bremsen brachte nichts mehr. Während Sam ihn losschnitt, trat sie einerseits ihre Tür aus den Angeln und andererseits drückte sie ihren Sitz um, nun hatte sie etwas mehr Platz, sie zog ihn von seinem Sitz und schleuderte ihn durch die Öffnung hinaus. Er würde sicher auf dem Grasstreifen landen.

„highway to hell“

Nun kümmerte sie sich um den Jungen, er schrie, sie durchtrennte seinen Gurt ebenfalls, und drückte ihn gegen ihren Körper. Es war zu spät um noch aus dem Auto zu entkommen. Sie spannte einfach ihre Muskeln an. Dann ruckte es, der Wagen traf mit voller Geschwindigkeit auf den Laster auf, welcher fast zum Stillstand gekommen war.

„I´m on a highway to hell”

Schlagartig wurde ihr Körper beschleunigt. Sie traf auf die Frontscheibe, ihr Rücken war durch die Muskeln wie zu einem Panzer verhärtet. Man sah Fell auf ihren Händen und in ihrem Gesicht sprießen. Die Kraft des Aufpralls reichte, um sie durch die Scheibe zu befördern. Splitter bohrten sich in ihren Rücken, doch dem Jungen passierte nichts. Nach einem kurzen Flug, prallte sie zusätzlich gegen die metallische Rückseite des Lasters. Ein Keuchen war nicht zu vermeiden. Die Splitter bohrten sich tiefer.

„I´m on the highway to hell“

Die Musik aus dem Radio des Wagens erstarb, sie musste sich zusammen reißen. Sam landete nach ihrem Aufprall wieder auf den Füßen und drückte sich kraftvoll ab. Sie setzte zum Sprung an und landete danach sanft neben dem Vater, welcher im Gras lag, ihm schien weiter nichts passiert zu sein. Im Moment ihrer Landung traf ein Wagen, der hinter ihnen gefahren war, auf das Gefährt, in welchem sie alle 3 vor wenigen Augenblicken noch waren. Der Kombi wurde regelrecht zusammen gefaltet. Der Vater war geschockt, aber viel mehr erschreckte ihn, was er dort neben sich sah.

„Du ...?“

„Jep ... ich bin wohl eine der Krankheiten die ausgelöscht werden sollen.“

Sie grinste, als hätte sie einen guten Witz gemacht. Doch allein der Satz an sich, dessen Bedeutung und die stechenden Schmerzen in ihrem Rücken, brachten sie fast zum heulen. Sie setzte den Jungen ab, welcher so gleich von seinem Vater getröstet wurde. Danach zog sie sich zurück, seine angsterfüllten Blicke nervten. Einige Schritte entfernt setzte sie sich ins Gras, nach vorne gelehnt, setzte ihre Kopfhörer auf und stellte auf Radioempfang, sie erwischte den gleichen Sender, den sie zuvor gehört hatten, sie liebte dieses Lied.

“no stop signs, speedlimits”

Er war einfach undankbar. Sie hatte ihn gerettet und er schien sie zu fürchten. Während der Vater sich mit seinem Sohn noch etwas mehr zurück zog. Schnaufte Sam, ihr Fell, die Krallen und auch die gewonnene Kraft zogen sich wieder zurück. Sie war wieder ein normales Mädchen. Ein normales Mädchen mit enormen Schmerzen. Aber irgendwie war sie das auch schon gewohnt. Dann hörte sie einen schrillen Ton, selbst durch die Dämpfung der Kopfhörer, Polizeisirenen, sicherlich auch Krankenwagen. Das wäre gut, sie konnte Hilfe brauen, sie konnte sie wirklich brauchen. Sam atmete tief durch, sie musste sich selbst beruhigen.

„nobody gonna slow me down“

Die Sirenen wurden lauter, sie kamen näher. Nur kurze Zeit später waren sie endlich vor Ort. Der Fahrer des zweiten Wagens dem es scheinbar ganz gut ging und auch der Lasterfahrer wurden vernommen. Dann bemerkten die Polizisten die Menschen, die dort Abseits saßen. Sie bemerkten Sam, den Vater und den Sohn. Einer löste sich ab und lief zu ihnen hinüber. Er hielt zielstrebig auf den Vater zu, der seinen Sohn schützend im Arm hielt. Er wollte wohl zuerst mit ihm reden.

„like wheel, gonna spin it“

Sam hörte nicht was sie sagten, aber sie konnte es sich denken. Die Mimik des Vaters verriet genau was er erzählte. In Gedanken konnte sie jedes Wort mitreden. Von beiden. Jede Einzelheit. ‚Das Mädchen dort ist eine Mutantin. Sie ist gefährlich, hat mich und meinen Sohn bedroht.’ ‚Sehr weise von ihnen, dies sofort zu melden Sir, aber bleiben sie ruhig, wir werden uns darum kümmern.’ Dann bestätigten sich Sams Befürchtungen. Der Polizist zog seine Waffe und richtete sie auf sie. Sam stand auf und nahm ihre Kopfhörer ab. Warum war es jedes Mal das selbe? Jedes verdammte Mal.

„Bleiben sie mit erhobenen Händen stehen. Sollten sie fliehen wollen, so darf und so werde ich Gebrauch von meiner Schusswaffe machen.“

„nobody gonna mess me around”

Sam kannte diesen Satz schon sehr gut, wahrscheinlich viel zu gut. Sie lächelte schief und hob langsam ihre Hände, brachte sie aber nur vor sich in Position. Dort ballte Sam sie zu Fäusten. Drehte den Handrücken zum Polizisten und streckte dann den Mittelfinger aus, eine eindeutige Geste. Er war kurz empört, kurz unachtsam, das sollte ihr reichen. Sie sprang vor, führte einen kurzen Tritt aus, die Waffe flog im Bogen aus seiner Hand, dann drehte sie auf dem Ballen um und rannte davon. Ein Mann mit Waffe war eine Bedrohung und vor einer Bedrohung musste man fliehen.

„hey Satan paid my dues“

“Bleiben sie sofort stehen, oder ich schieße!”

Leicht amüsiert musste Sam sich fragen, ob dieser Satz in seiner ganzen Karriere jemals etwas genutzt hatte. An diesem Tag war er auf jeden Fall nutzlos. Sie rannte weiter und bevor er überhaupt seine Hand wieder an der Waffe hatte, erreichte sie bereits den schützenden Bereich, wo die Bäume endlich dicht genug standen. Dennoch spürte sie es in ihrem Rücken. Die Waffe wurde schnell entsichert, der Hahn wurde gespannt, eine Patrone rutschte in den Lauf und dann folgte der beendende Knall. Die Kugel wurde beschleunigt und würde sich unbarmherzig in ihr Ziel bohren, welches zum Glück nur ein Baum war.

„playin in a rocking band”

Sam rannte einfach weiter, sie nahm hinter den Bäumen Deckung und verschwand auf diese Weise im Endeffekt schnell und sehr effektiv. Diese Leute würden sie nicht mehr einholen, dazu waren sie gar nicht fähig.

„Hey mama, just look at me”

Sie verschmolz mit der Natur, ihre tierische Seite wurde belebt. Sie fühlte eindeutig, dass sie sich diesem Ort weit aus näher fühlte als jedem anderen auf der Welt. Hinzu kam die Tatsache, dass die Natur dankbar war, wenn man sie schützte, doch die Menschheit ächtete einen noch dafür.

„I´m on my way to the promised land“

Während der Polizist leicht ungläubig dem Mädchen nachsah, welches gerade beeindruckend schnell und gezielt seiner Gewalt entkommen war, richtete er einige Worte an den jungen Mann.

„Sie haben alles richtig gemacht. Die Gefahr die von solchen Mutanten ausgeht ist kaum einzuschätzen. Sie hätten sterben können.“

„I´m on a highway to hell“

Der junge Mann nickte nur, denn es stimmte, er hätte wirklich sterben können, ebenso wie sein Sohn. Allerdings nur, wenn sie nicht da gewesen wäre. Er schaute zu Boden. Sein Gewissen biss ihn. Dennoch schaffte er es nur leise zu flüstern. ‚Danke Sam.’ Mehr war für ihn möglich, seine Gedanken und seine Handlungen waren zu sehr in der ihn umgebenden Welt gefangen.

„Don´t stop me.“

Sam ließ sich derweil nicht aufhalten, ihr Rücken schmerzte zwar, dennoch trat durch die Splitter, welche die Wunden noch verschlossen, nicht allzu viel Blut aus. Außerdem war ihr Ziel klar, sie hatte nur einen Weg, der war die Flucht und zu diesem Zweck lag ein besonderer Ort vor ihr. Ein Gebirge. Ein südliches Gebirge, welches nur darauf wartete ihr Schutz zu gewähren.

„I´m on a highway to hell“

Eine neue Geschichte

Ein Großraumbüro, es wurde durch das helle, sanfte Licht des neuen Tages erfüllt. Wandte man seine Augen dem Fenster zu, so bot sich ein wunderbarer Ausblick. Praktisch direkt vor einem breitete sich ein kleiner Fichtenwald aus, die einzelnen Bäume standen dicht an dicht und legten den Boden unter sich in Schatten, diese lichtverschluckende Wand wurde nur an wenigen Stellen durch Lichtungen unterbrochen, welche wie Farbkleckse über die Landschaft verteilt waren. In all dieses helle und dunkle Grün war ein kleiner klarblauer See eingebettet, ein Blickfang, ganz eindeutig. Er lud einen zum schwimmen ein. Sauberes Wasser, kühle Nässe, das könnte man erleben, wenn man sich diesem Teil der Natur hingeben würde, doch war in dieser Hinsicht nichts zu erkennen. Niemand schien den See nutzen zu wollen, oder nutzen zu können. Der Himmel, der diesem Panorama seinen Rahmen gab, war azurblau gestrichen und verfügte über Unendlichkeit, wie sie einem wirklich nur durch den Himmel offenbart werden konnte. Nur selten durchzogen ihn wenige Wolken in zarten weißen Streifen. Es war ein perfekter Tag. Einfach angenehm. Ein Tag, an dem man einfach nur gute Laune haben konnte, ein Tag, den man genießen musste, ein Tag, der einen regelrecht dazu einlud, an ihm Teil zu haben. Doch nichtsdestotrotz wurde dieser Tag durch jenen Mann, dem das Büro gehörte, nur beobachtet.

Er stand an seiner großen Fensterfront, an seiner perfekt geputzten Fensterfront, und starrte hinaus. Kein Fleckchen trübte die Aussicht, aber dennoch schien er dabei nichts zu fühlen. Er sah es einfach nur, er nahm es nur wahr, aber er fühlte dabei nichts. Seine Augen waren leer. Er, ein Mann im mittleren Alter, nicht wirklich groß, aber auch nicht klein, mit Haaren, die nur noch seine Schläfen und seinen Hinterkopf bedeckten, da sie sich aus den höheren Gefilden schon zurück gezogen hatten, beobachtete einfach nur die Schönheit der Natur mit leeren starrenden Augen, ohne dabei etwas zu empfinden.

Er wirkte sehr müde, seine Augen waren durch Augenringe unterlegt, sie zogen sich wie Furchen durch seine fahle Haut. Abgekämpft. So ließ er sich beschreiben. Sein Rücken war gebeugt durch all das, was er täglich buckeln musste, was er ertragen musste, was ihn müde machte, was ihn erschöpfte, was seinen Blick leer werden ließ. Am Körper trug er nur eine Jeans, ein T-Shirt, einen offenen Kittel und abgetragene Latschen. Kein wirklich respekteinflößendes Bild. Er erschien einem einfach wie ein gebrochener Mann, der am Ende seiner Kräfte war.

Ganz leise war etwas zu vernehmen, ein Geräusch, natürlich kannte er das Geräusch, schliesslich kannte er sein Büro, so hörte sich nur die Tür an, und auch nur dann, wenn man versuchte, sie möglichst leise zu öffnen. Daraus konnte er klare Schlüsse ziehen. Wer da auch immer kam, wollte nicht mit ihm reden und er kannte nur eine Person die ohne zu klopfen herein kommen würde, um nicht mit ihm zu sprechen und das war seine Sekretärin. Er atmete tief durch, drehte sich langsam um, seine Augen füllten sich nur leicht, er musste zeigen, dass er geistig anwesend war. Doch noch immer war es eher ein verstörendes Bild, nicht sonderlich beruhigend. Sie sagte nichts, legte einfach auf seinem Schreibtisch 10 Akten ab, fein säuberlich neben einander, so dass alle gut zu erkennen waren. An jeder Akte heftete ein kleines Passfoto in dessen unteren Rand eine Nummer eingestanzt war. Er ließ seinen Blick darüber gleiten, strich mit seinen feinen Fingern darüber, spürte die Nummern, sah die Bilder, las die Bezeichnungen. Es erinnerte ihn an so vieles. Er fühlte sich, als würde er gute Freunde wieder sehen, als würde er seine Familie treffen. Er hatte mit all diesen Personen gearbeitet und irgendwie waren sie alle an sein Herz gewachsen. Eine kleine Großfamilie mit ihm als liebender Vater. Er schmunzelte leicht und schaute auf. Er warf der jungen Frau, seiner Sekretärin, Blicke zu, fragende Blicke.

„Und?“

Seine Blicke, seine Frage, beides war klar durch Ungeduld geprägt. Er war an diesem Tag nur länger geblieben, weil ihn jemand darum gebeten hatte. Weil Probleme aufgetreten waren. Probleme die nur er lösen konnte. Jedenfalls wurde das gesagt. Und deswegen hatte er seine Freizeit geopfert, natürlich tat er es gern, schliesslich ging es um seine Kinder, aber seine Zeit musste nun wirklich nicht unnötig durch Gestammel oder durch Hinhalten verschwendet werden. Er wollte die wichtigen Informationen hören. Er wollte wissen was nun passiert war. Was war so wichtig, dass er warten sollte? Was war so wichtig, dass nur er mit dem Problem umgehen konnte? Er verstand es noch nicht und er wollte endlich die Antworten und er wusste genau, dass sie ihm die Antworten geben könnte. Sie war immer die Verbindung, welche die Nachrichten an ihn übermittelte. Und es musste etwas wichtiges sein, also sollte sie endlich reden.

„Entschuldigung Sir, die Akten die vor Ihnen liegen, gehören zu den 10 Objekten der Versuchsreihe 364. Sie alle zeigen Auffälligkeiten in der Ausgestaltung ihres genetischen Materials. Und bei einem Objekt sind diese Abnormalitäten endlich aktiv geworden. Es sind Kräfte erwacht. Leider ist es uns bisher nicht möglich gewesen, genauere Informationen über die Ausgestaltung dieser zu erlangen.“

„Weil?“

Er war noch immer ungeduldig. Er hatte noch nicht wirklich etwas Neues erfahren. Das einzige was neu für ihn war, war der Fakt, dass nun endlich die ersten Fähigkeiten in einem der Objekte erwacht waren. Seine Arbeit trug Früchte. Er war stolz. Er konnte sich fast schon denken, warum er bleiben sollte. Mit Sicherheit sollten die Kräfte untersucht werden, oder er sollte heraus finden welche Kräfte erwacht sein könnten. Er sollte forschen. Und er wollte es jetzt sogar. Seine alte Neugier war wieder erwacht. Doch gerade das bestärkte seine Ungeduld nur umso mehr, ohne alle Informationen war eine vollständige Arbeit nicht möglich. Er wollte all das wissen, was sie zu sagen hatte.

„Wir haben das Objekt verloren.“

„Wie können sie es verlieren? Ständige Überwachung durch Zivilermittler, Abhörgeräte, GPS.“

„Die Signale sind einfach verschwunden und unsere Zivilen waren für einen kurzen Moment unaufmerksam, dann war es verschwunden, fast im selben Augenblick sind auch alle Signale einfach ausgefallen.“

„Seit wann ist das so?“

„Vor 3 Tagen ist das Objekt verloren gegangen.“

„Warum erfahre ich erst jetzt davon?“

Der kleine gebrochene Mann hatte aufgeschrieen, er war wütend geworden. Aus der Ungeduld war Rage geworden und in dieser hatte er eine Kraft gefunden, welche ihm half, diesem Gefühl auch Ausdruck zu verleihen. Seine rechte Hand hatte mit aller Kraft auf den Tisch geschlagen, während die Linke alle Akten zu Boden geworfen hatte. Dann krallte er sich in der Tischplatte fest und atmete schwer. Er kochte regelrecht, die junge Frau war zurück gewichen, so kannte sie ihren sonst fast schon apathischen Chef nicht, er war keiner der Typen, die dazu neigten, Wutausbrüche zu bekommen. Die ganze Situation musste ihn schon sehr aufbringen. Es schien für ihn mehr auf dem Spiel zu stehen als nur Objekte. Für ihn ging es um Gefühle. Und für ihn ging es um Kompetenzen. Wie konnte man es wagen, ihn bei der Größe dieser Sache einfach zu übergehen? Wie konnte man ihn in Unkenntnis lassen? Er war der Denker! Er war der Anführer. Er hatte die Aufsicht. Er war der Chef! Man musste ihn informieren und zwar sofort, wenn etwas passierte, nicht erst 3 Tage danach.

„Weil ich es veranlasst habe. Wir werden Objekt 364-01 finden... und dann wird alles gut.“

Jemand neues hatte die Szene betreten und der Besitzer des Büros beruhigte sich. Er antwortete auch nicht, er musste erkennen, dass die Zeit für Widerspruch vergangen war. Langsam lösten sich seine Hände, langsam hob er die Akten wieder auf, er platzierte sie alle erneut auf seinem Tisch und sah den Neuen an. Dieser lächelte sicher, er wusste wer er war und was er durfte. Der kleine Mann, der Besitzer des Büros, ließ sich in seinen Stuhl fallen, legte sich die Finger an die Schläfen und wurde allein gelassen. Es gab viel zu tun.
 

Professor Raphael Zero strich sich über seinen Nasenrücken, er war müde, sehr müde. Der Tag war einfach zu lang gewesen. Es gab zu viel Arbeit, zu viele Akten die bearbeitet werden mussten, zu viele Formulare die man ausfüllen musste, zu viele Texte die man schreiben musste, es war einfach viel zu viel. Eigentlich ein absolutes Wunder, dass er unter der gesamten Last noch nicht zusammen gebrochen war. Doch jedes Mal, wenn er kurz vor einem solchen Moment stand, erinnerte er sich daran, warum er das alles auf sich nahm. Junge Menschen denen eine glückliche Zukunft versagt werden sollte. Junge Menschen die Träume und Hoffnungen hatten, aber durch das Leben schon schwer gezeichnet waren. Keiner von ihnen war so stark, wie sie es vorgaben, sie alle brauchten einen Ort zum heimkehren. Und diesen einen Ort konnte Raphael ihnen geben und das ließ ihn durchhalten. Nur dieser Gedanke. In einem Auge funkelte Freude, während er mit dem anderen leicht weinte. Denn wo er den Kindern ihre Hoffnung gab, war sie woanders genommen worden. Die Welt war bei weitem nicht so, wie sie sein sollte. Raphael seufzte, stand langsam auf, er brauchte eine Pause, seine Schritte lenkten ihn zu einem der 2 Fenster seines Büros. Sie zeigten nach Norden hinaus. Man sah das Tor, man sah die Straße, man sah den Horizont. Raphael liebte diesen Ausblick, in diesen Momenten fühlte er sich frei. Besonders zu dieser Zeit. Während der Tag langsam dem Ende zu ging, der Mond schon wie ein Schatten am Himmel hing und die Sonne ihre letzten Strahlen zur Erde sandte, es waren Momente absoluter Ruhe, absoluten Friedens.

Langsam öffnete er ein Fenster und sog tief die frische Abendluft ein, ließ das Fenster offen stehen und wandte sich wieder dem großen Eichenholztisch zu, der mit Akten vollgestapelt war. Leider war keine davon schon bearbeitet. Wie hatte er seinen Tag nur verbracht? Um 6 war er aufgestanden. Halbe Stunde Frühstück mit Duschen und dann an die Arbeit. Irgendwann gegen Mittag eine halbe Stunde Michael begrüßt, wieder gegessen, dann bis zu diesem Augenblick durchgezogen. Verwaltung war eben ein Aufgabenbereich, in dem man sehr viel Verantwortung trug und diese Verantwortung war immer damit verbunden, dass man viele Aufgaben zu verkraften hatte, welche immer Berge an Akten zur Folge hatten, die man mit jedem Tag aufs neue bekämpfen durfte. Es war ein endloser Lauf ohne Ziel, aber es musste gemacht werden und leider erklärten sich erstaunlich wenig Leute, die die entsprechenden Qualifikationen hätten, bereit, an dieser besonderen Schule zu arbeiten, somit blieb also alles in den Händen Raphaels liegen. Vielleicht auch nicht schlecht, so wusste er wenigstens was erledigt war und was nicht.

Dennoch hätte er des Öfteren auch gerne Hilfe, schliesslich konnte man vieles sagen, aber das man Spass während der Büroarbeit fand, das wäre auf jeden Fall eine Lüge. Viel lieber würde Raphael diesen recht staubigen Raum verlassen, Zeit mit seinen Schülern verbringen, ihre Entwicklung beobachten, ihnen Weisheiten mit auf den Weg geben, doch statt dessen konnte er ihr Leben nur auf den schwarz-weißen Monitoren betrachten die relativ dicht vor seinem Schreibtisch standen. Zehn an der Zahl. Kein guter Ersatz. Man konnte nur Bilder sehen, alles war soweit entfernt, so gedämpft, man konnte nicht teilhaben, es wurde unreal. Es fehlte der wahre Kontakt. Doch wäre Raphael wirklich dankbar, wenn das, neben der Büroarbeit, sein einziges Problem wäre.

Sein Blick fiel hinab auf 3 Zeitungsartikel. Carl, sein bester Freund, seine rechte Hand, sein größter Helfer, Lehrer für Mathematik und Physik und Trainer der Schüler, hatte sie ausgeschnitten. Ohne diese Hilfe, wären diese Nachrichten, einfach an Raphael vorbei geglitten. Er hatte nicht die Zeit um täglich Zeitung zu lesen. Er wäre überhaupt froh, wenn er für irgend etwas Zeit hätte. Und wenn er mal einen freien Augenblick fand, dann bildete er sich weiter, las wissenschaftliche Artikel, neue Erkenntnisse der Gen- und Zellforschung, das war weit besser als sich mit den reißerischen Lügen der sonstigen Presse auseinander zu setzen. Doch gerade in diesen Bereich fielen die 3 Artikel ganz besonders. Ausschnitte der Boulevardpresse.

‚Trucker berichtet von Katzenlady’ ‚Steinmann brach Biker den Kiefer’ ‚Feuer – Terroranschläge durch Mutanten’ Natürlich war es ein Fakt, dass die meisten Menschen gerade die Zeitungen, die solche Überschriften druckten, nicht allzu ernst nahmen, aber dennoch war Vorsicht geboten. Insbesondere ein Feuer in der Größenordnung wie es beschrieben wurde, erzeugt großes Aufsehen. Ein Aufsehen, dass sogar dafür sorgt, dass die entsprechenden Fälle auf den Seiten ernst zu nehmender Zeitungen erscheinen und auf diese Art und Weise zu einem Thema für nach der Macht greifende Politiker werden. Sie nutzen solche Vorfälle, um ihre eigene politische Karriere zu stützen, und ignorieren dabei vollkommen, wem sie damit schaden. An dem momentanen Punkt der Entwicklung, an einem Punkt, an dem die Entrechtung der Mutanten auf Messers Schneide steht, waren solche Schlagzeilen einfach nicht zu gebrauchen. Der Verlauf der Gespräche während des Kongresses hatte zu keinem Ergebnis geführt, dass man als wünschenswert bezeichnen würde, keine Einigung, kein Raumgewinn. Sie brauchten unbedingt positive Presse um eine Basis für positive Entscheidungen zu erzeugen. Doch gerade diese war rar. Zudem, Raphael musste an Michael denken, gab es einige Mutanten, die ein gewisses Konfliktpotential in ihrem Innern hatte und so die Situation nicht unbedingt entschärften. Ein eher negativer Umstand, der Artikel erzeugte, welche davon berichteten, wie grausam und zerstörungswütig jene sein konnten, die mehr Kräfte besaßen als der Durchschnittsbürger. Und selbst wenn man davon absah, wurden nur allzu oft große Heldentaten verfälscht. Die Berichterstattung über solche Fälle geriet in falsche Hände und eine gutmütige Tat wurde zu einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Macht der Worte und der Bilder durfte nicht unterschätzt werden. Sie war ein Organ, welches einen zerstören konnte, oder sie brachte einen den ganzen Weg in den Himmel hinauf. Nur leider befand sich Raphael mit all denen die er schützen wollte, gerade auf der Schattenseite, auf dem Ast, der gerade abgesägt wurde. Eigentlich müsste man diese Welt, die durch Medien kontrolliert wurde, hassen. Eigentlich müsste man die Menschen hassen, die sich jeden Tag dadurch manipulieren ließen. Eigentlich müsste man es tun, aber Hass war noch nie der richtige Weg gewesen, also konnte es auch nicht die Lösung sein.

Raphael geriet jedes Mal in Rage, wenn er über diese Ungerechtigkeiten nachdachte, er atmete tief durch und beruhigte sich wieder. Langsam nahm er nun die 3 Artikel, welche noch immer vor ihm lagen, in seine Hand und stand auf. Er ging bedächtig auf eine Pinnwand zu, welche links neben dem linken Fenster hing, sie war voll mit verschiedensten Ausschnitten. Es mussten Hunderte sein. Einige erschienen sehr alt, man erkannte es daran, dass das Zeitungspapier schon halb zerfiel. Doch der größte Teil war noch recht frisch, wohl jüngst aus neuster Presse. Wenn gleich so etwas immer relativ anzusehen war. Langsam nahm er nun 3 kleine Nadeln und hängte die neuen Artikel zu den anderen, während er seinen Blick über diese schweifen ließ und sich dadurch fast in den Finger stach. ‚Schulüberflutung – Leck im dritten Stock?’ ‚13-jähriger turnt alle an die Wand’ ‚Erster Vogelmann gesichtet?’ Auf diese Weise und auf ähnliche ging es schier unendlich weiter. An jedem einzelnen Wort hing für Raphael eine Geschichte und ein Schicksal. Die Geschichte eines Menschen, der sein Schicksal darin fand, durch die Gesellschaft als Freak gesehen zu werden. Selbst wenn sie im ersten Moment bewundert wurden, waren sie im nächsten verhasst. Und immer waren Neid und Eifersucht die Ursache, die schlimmsten Gefühle die der Mensch zu bieten hatte.

‚16-jähriger gewinnt im Lotto – die Zahlen hat er gesehen’ So war Raphaels eigene Geschichte betitelt. Er strich mit seinen Fingern ganz leicht über das vergilbte Papier und lächelte, während er sich an diese Zeit erinnerte. Die Aufregung die entstanden war, er war damals noch so naiv gewesen. Er hatte sich gefreut, hatte in kurzer Zeit Tausende Freunde, vorher war er allein gewesen. Es gab plötzlich so viele Familien, die ihn bei sich haben wollten, dabei war zuvor keine einzige da gewesen. Sie alle waren nur Parasiten. Aber in seiner Jugend, in seiner Naivität, hatte er es nicht erkannt. Wahrscheinlich hatte er es einfach nicht erkennen wollen. Aber umso erwachsener er geworden war, umso mehr Stärke hatte er gefunden und er hatte sie alle von sich gestoßen. War in die Welt hinaus gegangen und hatte neu angefangen. Zero.

Er hatte alles andere verdrängt, sich ein neues Leben erschaffen, war ein neuer Mensch geworden, mit einem neuen Namen. Er hatte alles andere hinter sich gelassen und sich eines geschworen, er wollte seine Fähigkeiten nie wieder für den puren Eigennutz einsetzen. Doch dieses eine Mal war es nötig gewesen, er konnte den Generationen die nun folgen würden eine Möglichkeit bieten, ihre Leben zu leben. So wie jeder Mensch es verdient hatte. Während er in diesen Gedanken, diesen Erinnerungen schwelgte, wurde er das erste Mal seit langer Zeit überrascht. Während die Tür schwunghaft aufgestoßen wurde, kam Michael herein, eigentlich hatte es Raphael vorher gewusst, er brauchte es gar nicht zu sehen, denn so oft, hatte er noch nie mit einem neuen Schüler reden müssen.

„Na Professor, haben sie mich gar nicht erwartet? Sie wirken so überrascht.“

„Ich war beschäftigt Michael und auch, wenn du es vielleicht nicht glauben kannst, aber du bist nicht das Zentrum meiner Galaxie. Ich habe mehr zu tun, als auf dich zu warten. Und um deine Frage zu beantworten: Doch, ich habe dich erwartet. Ich gestehe ein, dass ich es nicht gesehen habe, aber ich wusste es. Weißt du, ich musste seit der Gründung dieses Hauses, mit keinem neuen Schüler so oft reden, wie mit dir. Man könnte sagen, dass es eine einfache stochastische Aufgabe war. Wer würde wohl ohne zu klopfen herein stürmen? Die Chancen standen 90 zu 1, dass du es sein würdest. Damit hatte ich wohl recht, ich hätte wetten sollen.“

„Irgendwie verletzt mich das, dieser Sarkasmus, dieser versteckte Angriff gegen meine Persönlichkeit. Man könnte fast meinen, sie wären mir feindlich gesinnt. Außerdem wirken sie nicht sonderlich beschäftigt, ich meine, wer Zeit für ein paar vergilbte Papierfetzen hat, der kann diese Zeit doch lieber mit mir verbringen.“

„Ich bin nur ein alter Mann, der für ein paar Sekunden in seinen Erinnerungen schwelgen wollte, ohne dabei von einem zahnlosen Hund angebellt zu werden. Außerdem ist es nach wie vor mein Problem, wie ich meine Zeit verbringen möchte. Ich glaube kaum, dass ich dir eine Rechenschaft ablegen muss.“

Raphael lachte leicht, während er einen letzten Blick auf seinen Artikel warf. Schöne und hässliche Erinnerungen waren damit verbunden, aber nun wurde es Zeit, sich neue zu schaffen. Er drehte sich um und musterte den etwas rüpelhaften jungen Mann, der in sein Büro gestürmt war. Raphael wusste genau, dass mehr hinter dieser Fassade steckte, mit diesem Verhalten wollte der junge Mann sich verstecken, etwas verbergen, was niemand sehen sollte. Raphael meinte fast es sehen zu können, er sah in diesem Jungen einfach mehr, da war etwas, was ihn verwirrte, was ihn fragen ließ. Da war einfach etwas. Hinter den wachen Augen, steckte mehr, als man auf den ersten Blick erahnen konnte. Doch während Raphaels Blick fragend wurde, störte sich Michael daran gar nicht. Er steuerte direkt auf die beste Sitzgelegenheit zu, der Bürostuhl des Professors. Da es auch keine Einwände gab, ließ er sich einfach darauf nieder, grinste genüsslich und ließ seine rechte Hand zu seiner Jacke gleiten. Erst das war zuviel für das geduldige Gemüt Raphaels.

„In meinem Büro wird nicht geraucht. Es ist ungesund und ich hasse den Geruch.

„Hey, sie haben mich beleidigt. Es wäre nur fair, mich jetzt eine rauchen zu lassen. Also, entweder darf ich es jetzt, oder ich werde ihnen zeigen, wie zahnlos ich wirklich bin. Ich bin mir sicher, dass sie nach der entsprechenden Demonstration ihre Einschätzung noch mal überdenken werden. Ich kann teils recht ungehalten reagieren.“

An dieser Stelle hatte Michael wahrscheinlich noch untertrieben. Es war eine Tatsache, dass er einem Biker, der ihm mitten im Nirgendwo begegnet war, den Kiefer zerschmettert hatte. Wahrscheinlich noch eines seiner geringeren Vergehen. Raphael war sich sicher, dass Michael zu wesentlich mehr in der Lage war. Und wenn er ehrlich war, dann legte er keinen großen Wert darauf, allzu schnell am eigenen Leib heraus zu finden, was das so war. Trotzdem musste er einen festen Kontrapunkt bilden, Michael kannte keine Grenzen und hier müsste er sie lernen. Komme was wolle.

„Ich weiß. Aber ich gehe das Risiko bewusst ein. In meinem Büro wird nicht geraucht und deswegen wird deine Schachtel schön in der Jackentasche stecken bleiben.“

Raphael legte einen festen Blick auf, dabei wurden seine Augen nicht kalt, aber sie waren fest auf Michael fixiert und sie machten klar, dass Raphael in seinen Ansichten nicht weichen würde. Es war ein Ausdruck von Willensstärke und von Kraft. Ein Ausdruck der Überlegenheit, die einem nur Alter und Erfahrung geben konnten. Raphael wusste genau, dass Michael eigentlich nichts tun wollte, dass er eigentlich niemanden verletzen wollte, eigentlich, Michael müsste es nur noch selbst wissen und ein Sieg in diesem Duell der Blicke würde schon mal einen Anfang darstellen. Und der Anfang wurde gemacht, denn das Duell dauerte nicht lange, zuerst hielt Michael den Blick, er schien sich sogar zu langweilen, seine Hand verharrte dabei an seiner Brusttasche. Doch dann zog er sich zurück, er senkte die Augen und ließ gleichermaßen seine Hand ihre Position verlassen. Er erkannte, dass es nutzlos war, sich hier weiter aufzulehnen.

„Ist okay... ich habe so oder so nur noch eine übrig, die will ich genießen und hier wäre sie verschwendet. Ich sollte mir auch langsam neue besorgen.“

„Ganz wie du meinst, dich zwingt schliesslich niemand hier zu bleiben, aber es zwingt dich auch keiner, ständig mein Büro aufzusuchen und dennoch landest du immer wieder hier. Wie oft inzwischen?“

„Nur 3 mal... na gut, jetzt ist es das vierte Mal.“

„Und warum haben dich deine Schritte diesmal hierher geführt?“

„Langeweile. Also, mehr oder weniger freiwillig. Wissen sie, hier lässt sich einfach keine Action finden. Die Mädels sind verklemmt, und die Kerle misstrauisch, nur weil man raucht und eine Lederjacke trägt. Sie sollten ihren Freaks mehr Toleranz beibringen.“

„Ich fühle mich ja ganz geschmeichelt, um deine Langeweile zu bekämpfen suchst du mich auf. Dabei kann ich es überhaupt nicht verstehen. Warum sollten es meine Schüler vermeiden, sich mit einer Frohnatur wie dir zu umgeben? Du erhellst einem doch jeden Morgen. Sicherlich hat es absolut nichts damit zu tun, dass du sie offen als verklemmt, oder als Freaks bezeichnest. Soweit ich mich richtig erinnere, waren das doch die Gründe dafür, dass du die ersten beiden Male kommen durftest. Natürlich kann ich mich dabei irren, aber ich glaube nicht. Allerdings würde ich dich gerne darauf hinweisen, dass ich zeitlich recht eingespannt bin. Daher empfehle ich dir, deine Langweile damit zu beenden, etwas zu tun... irgend etwas... was genau, kann ich dir leider nicht sagen, ich kenne die Muße der Langeweile nicht.“

„Wieder dieser Sarkasmus, so werden sie niemals eine Frau finden Professor. Außerdem... ich muss mich da wirklich beschweren... sie werden doch wohl ein paar Minuten für ihren besten Schüler finden. Eine solche Begabung, wie die meinige, werden sie ja wohl kaum ein zweites Mal haben.“

„Begabt? Vielleicht. Schüler? Wenn es so weiter geht, wie bisher, dann nicht mehr lange. Die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Aufenthalts, verkürzt sich mit jedem Moment, den du weiter deine bisherige Haltung aufrecht erhältst.“

„Sie können es sich gar nicht leisten, mich zu verlieren. Wer mich erst mal gefunden hat, der will mich nicht mehr loswerden. Und ich muss an dieser Stelle mal sagen, dass sie ganz schön verletzend sein können. Ihre Worte... die treffen einen ganz tief hier drin.“

Michael drückte seine beiden Hände auf die Stelle seiner Brust, unter der sein Herz schlug, es war allerdings offensichtlich, dass er wieder einmal nur spielte. Wie so oft. Die Gestik zeigte es ganz klar, und das ironische Lächeln unterstrich diesen Eindruck nur noch zusätzlich. Nach dem er seine schauspielerische Leistung abgeschlossen hatte, lehnte er sich zurück und legte seine Füße ganz entspannt auf dem Tisch ab, direkt zwischen die 2 Aktenberge. Sein Fuß wippte sanft, während er seinen Blick nun direkt, zwischen den Stapeln hindurch, auf die Monitore richten konnte. Raphael wandte sich den Bildschirmen ebenso zu, es trat wieder ein Moment der Stille ein, bei dem er ganz genau wusste, wer zuerst ein Wort verlieren würde. Sie traten wieder einmal in einen Wettstreit bei dem jeder dem anderen beweisen wollte, dass er keinen Drang besaß, mit dem jeweils anderen zu kommunizieren. Beide hatten viel gesagt, eigentlich viel zu viel, deswegen konnten sie diese Stille kurz genießen. Sie konnte es beide genießen einen Gegenpart zu haben, der ihnen Kontra bot, an dem sie sich selbst austesten konnten. Aber ebenso wussten sie, dass noch mehr Worte folgen mussten und deswegen lief es unweigerlich auf eines hinaus. Einer von beiden würde reden, einer würde verlieren und Raphael wusste, dass er Michael in dieser Hinsicht absolut überlegen war.

„Von hier überwachen sie also alles. Haben sie auch Kameras für die Mädchenduschen? Ist nur eine Frage, rein aus Interesse, wer weiß schon, was da so alles passieren kann. Und ganz unter uns, sie sind ja nicht mehr der Jüngst, und auch sie sind nur ein Mann, so ganz ohne Frauen geht es dann ja doch nicht... oder Professor?“

Michael grinste leicht anzüglich, während der Professor regelrecht zusammen fuhr. Sein Blick fixierte einen der Monitore. Rechte obere Ecke, dieser zeigte ein Bild der Außenanlagen. Direkt neben einem der Seiteneingänge. Er schien etwas zu sehen. Natürlich konnte Michael nicht das selbe wahrnehmen, aber er versuchte es. Er stand sogar auf und stellte sich neben Raphael, er nahm den selben Blickwinkel ein, und versuchte das zu sehen, was er niemals sehen würde, jedenfalls nicht, bevor die entsprechende Zeitperiode abgeschlossen wäre. Doch der Moment, den er dafür abwarten müsste, der war ihm nicht vergönnt. Raphael fuhr urplötzlich herum und lief in Richtung der Tür. Noch in seiner Bewegung nahm er sich nur die Zeit für eine kurze Bemerkung. Der Rest folgte erst, als er und Michael schon durch die Gänge des Schulgebäudes jagten.

„Michael, wir haben 12 Minuten, also beweg dich.“

„Worum geht es? Hey... Professor, warten sie gefälligst. WORUM GEHT ES?“

„Eine Herausforderung. Das magst du doch. Diese Schule kann dir nun doch Entertainment bieten.“

„Wie groß?“

„Ein Kampf gegen ein wildes Tier.“

„Ich trete also gegen Mutter Natur an, ich habe sie schon immer gerne von Angesicht zu Angesicht herausgefordert. Und gute alte Gewohnheiten soll man ja nicht aufgeben.“

Zusammen bahnten sie sich ihren Weg und Michael war sich sicher, dass sie es auch nur zusammen schaffen würden. Alleine wäre er aufgeschmissen gewesen. Alle Gänge sahen gleich aus, überall waren immer wieder Türen, Fenster, Treppen, Gänge, und es wiederholte sich. Welcher Mensch sollte sich in diesem Labyrinth zurecht finden, ohne verwirrt 3mal den falschen Weg einzuschlagen. Aber zum Glück hatte er einen Führer, der das dichte Dickicht entwirrte und ihm einen Pfad wies, so dass sie schlussendlich eine Tür mit zwei Flügeln durchstoßen konnten und hinaus an die frische Luft kamen. Der späte Abend war herein gebrochen, es wurde langsam immer dunkler, das schränkte die Sicht ein, dennoch lächelte Michael selbstsicher und zog nun aus seiner Tasche die letzte Zigarette, die er hatte. Mit einer kurzen Handbewegung wurde sie entzündet, der Moment hatte etwas friedliches, dann stieg der altbekannte weiße Rauch als feine weiße Fahne in den Himmel auf. Leise knackte Michael mit seinem Hals und schaute zum Professor hinüber. Noch 8 Minuten.

„Geht es jetzt etwas genauer? Ein wildes Tier, man könnte so etwas als eine recht allgemeingehaltene Definition bezeichnen.“

„Eine Wildkatze.“

„Und dafür renne ich extra hier raus?“

„Eine besondere Wildkatze.“

Michael ersparte sich jede weitere Reaktion darauf. Es war nicht mehr angebracht und es hätte auch keinen Sinn. Seine einzige Reaktion könnte sein, dass er es als langweilig empfinden würde, das wäre allerdings gelogen und selbst wenn er es durchziehen würde, und es sogar schaffen würde sich abzukehren, so würde er allein aus Neugier wieder zurück kommen. Zudem wäre jedes seiner Worte auf einer Wand des Schweigens getroffen, den der Professor hätte sie mit Sicherheit keiner weiteren Antwort gewürdigt. Er wusste wann es wichtig war zu schweigen. Und sie hatten gerade einen Moment erreicht, an dem jedes Wort und jede Handlung einfach nur sinnlos war. Man konnte nur abwarten. Und wenn es eines gab, was Michael wirklich hasste, dann war es das Warten. Ungeduldig zog er an seiner Zigarette und blies den Rauch in die Nacht hinaus, um dann einen Versuch zu starten, auf seine Uhr zu schauen. Zu wenig Licht. Er wollte wissen, wie lange er noch warten müsste.

„Noch 5 Minuten Michael.“

„Ich hasse es zu warten!“

„Du solltest es langsam lernen, du solltest erkennen, dass Warten sehr befreiend und entspannend sein kann. Es ist ein Moment, in dem einen nur das Verlangen und nicht der Gegenstand selbst beherrscht.“

„Ich verstehe nicht, was sie damit meinen, aber wahrscheinlich, will ich es auch gar nicht verstehen, was aber viel wichtiger ist, dass das wahrscheinlich damit zusammen hängt, dass die fortschreitende Verkalkung Worte verfälschen kann. Während sie nun also darauf warten, dass der natürliche Zeitverlauf weiter seinen Tribut an sie fordert, werde ich mich von dieser traurigen Szenerie abwenden und mir ein Abenteuer suchen, bei dem ich weder warten noch mir ihre Vorträge anhören muss.“

Michael hasste es wirklich sehr zu warten, insbesondere wenn er dabei auch noch Belehrungen lauschen durfte. Einer der Gründe, warum die Schule für ihn zu einem roten Tuch geworden ist.

„Ich habe so langsam das Gefühl, dass du der Weisheit des Alters zu wenig Hochachtung zukommen lässt. Während du deinen jugendlichen Übermut zu viel Bedeutung beimisst. Du überschätzt dich Michael.“

„Das sehen sie falsch. Ich überschätze allerhöchstens sie, Professor. Meine Knochen beginnen schliesslich noch nicht zu knacken. Ein Umstand, den ich gerne noch auskosten würde.“

„Noch 1 Minute.“

„Das ist mir doch Scheiß egal. Ich verzieh´ mich jetzt. Mal sehen, wie sie alleine mit der kleinen Wildkatze klar kommen.“

„Warte noch, ich habe mich ein wenig versehen.“

Michael war gerade dabei am Professor vorbei zu gehen, er verfolgte fest die Absicht, diese Wiese zu verlassen. All seiner Neugier zum Trotz wollte er einfach gehen. Er wollte diese ganze Schule hinter sich lassen, irgendwie einen Weg in irgendeine Stadt finden, sich Zigaretten besorgen und dann seiner Freiheit frönen. Aber irgendwie verwarf er diesen Plan wieder. Er konnte nicht gehen. Nicht jetzt. Woher wusste der Professor nur immer, was er sagen musste? Woher hatte er diese Sicherheit? Das konnten nicht nur seine Augen sein, da musste mehr sein. Viel mehr. Doch leider wusste Michael nicht, was es war. Er atmete aus und drehte sich wieder um, um seinen Blick wieder über das freie Feld schweifen zu lassen. Irgend etwas bewegte sich dort im Schatten der Nacht.

„Sie war 56 Sekunden zu früh.“

„Sie haben sich einfach nur geirrt, Professor.“

„Ich sehe immer nur das Wahrscheinlichste, irgendetwas muss ihren Weg verändert haben.“

„Ausreden eines Mannes, dessen Alter seinen Tribut fordert. Aber warten sie... ihren... ?“

„Ja... ihren Weg, hast du in der Schule nichts gelernt? ‚Katze’ bezeichnet noch immer weibliche Exemplare der entsprechenden Gattung.“

„Das ändert einiges...“

„Du solltest aufpassen. Sei achtsam und konzentrier dich.“

„Sie verfällt meinem Charme. Da gibt es gar keine andere Möglichkeit. Bleiben sie ganz ruhig Professor. Ich weiß was ich tue.“

„Gerade das befürchte ich ja.“
 

“Risin' up, back on the street”

Ein neues Lied, ein neuer Abschnitt der Reise. Die Radioeinstellung an ihrem Musicplayer machte sich bezahlt. Immer wieder neue Musik und praktischer Weise war die Auswahl an Sendern so groß, dass sie immer etwas für sich fand. Irgendwo lief immer einer dieser alten und bekannten Rockklassiker, welche sie einfach über alles liebte. Musik war einfach perfekt, wenn man einfach mal abschalten wollte, einfach mal vergessen wollte, im Moment gab es wirklich genug Dinge, die es verdient hatten, einfach verdrängt zu werden. Sam musste langsam erkennen, dass es sinnlos war sich an der Hoffnung fest zu klammern, dass ein Großteil der Menschheit tolerant sein würde. Jeder einzelne Mensch hatte Angst vor dem, was er nicht kannte. Eigentlich hatte jeder von ihnen nur ein Ziel, sie wollten sich verstecken und sie wollten das, was sie nicht verstanden, so gut es ging aus ihrem Leben heraus halten. Der junge Vater, den sie ein paar Stunden zuvor getroffen hatte, er wäre wahrscheinlich das perfekte Beispiel. Sam war sich sicher, dass seine Bekannten und Freunde nicht ein Wort von ihr hören würden. So war es immer, so waren Menschen, verdrängen und vergessen, das war auch wesentlich einfacher, als es wirklich zu verarbeiten.

“Did my time, took my chances”

Sam wollte sich durch diese Gedanken nicht mehr belasten lassen, sie wollte frei sein, sich uneingeschränkt bewegen, während sich die Menschheit Grenzen setzte. Wie ein Vogel in der Luft, wie ein Fisch im Wasser, wie ein Tiger im Wald. Es hatte keinen Sinn diese Menschen bekehren zu wollen, die meisten waren schon in ihren Ängsten und Sorgen verloren. Sie würden niemals ihren sicheren Käfig verlassen, niemals das spüren was sich Risiko nannte, sie würden ein Leben lang ein Gefängnis bewohnen. Sam hatte es inzwischen aufgegeben, an diesem Umstand etwas ändern zu wollen, statt dessen hatte sie sich dazu entschieden, dass es wichtiger war, ihr eigenes Leben in vollen Zügen zu genießen. Sie würde weiterhin dort, wo es ging, Leben retten und beschützen, aber auch das würde an einer Tatsache nichts ändern. Sie hatte ihr Vertrauen in die Menschheit verloren.

“Went the distance, now I'm back on my feet”

Es ging einfach nicht mehr, es war zuviel geschehen, zu viele Schmerzen, zu viel Leid. Sam schloss kurz ihre Augen und ließ ein lautes Fauchen heraus. Es war ihr Brüllen des Unmuts und ein Zeichen, dass sie ihr Herz ein wenig befreien konnte. Es tat gut, es half ein wenig, nicht wirklich viel oder ausreichend, aber es war ein Anfang. Und es sorgte dafür, dass sie sich wieder ein wenig besser auf ihre Umgebung konzentrieren konnte. So langsam kam sie in eine hüglige Landschaft. Und sie war noch immer vollkommen trittsicher, wenn gleich mit jedem Schritt Schmerzen aus ihrem Rücken heraus, durch den gesamten Körper schossen. Sie konnte es ertragen, sie war ein Tiger, sie war stark, durch so etwas, würde sie nicht in die Knie gehen. Natürlich war es nicht sonderlich angenehm, doch einerseits dämpften ihre Muskeln die Schmerzen ein wenig, und andererseits konnte sie während ihrer vollständigen Verwandlung ihre Sinne beeinflussen. Sie konnte also ihren Tastsinn so weit betäuben, dass sie die Schmerzen nicht mehr so wahrnahm, wie sie dies ohne ihre Fähigkeit tun würde. Sehr praktisch.

“Just a man and his will to survive”

Doch wo ihr Tastsinn gerade Urlaub machte, wurden die anderen Sinne nur umso schärfer. Ihre Augen bewegten sich schnell und nahmen in Sekundenbruchteilen ihre Umgebung genau war, wobei auch noch analysiert wurde, wo Sam hintreten konnte und wo nicht. Dieser Prozess lief fast schon von alleine ab, sie musste darüber nicht mehr nachdenken, purer Instinkt. Einer der Vorteile, wenn man das Tier in sich gut kannte. Derweil übernahmen ihre Ohren die Position der Wache, sie waren stets auf der Suche nach Geräuschen, die auf etwas hinweisen könnten, was unter Umständen gefährlich sein könnte. Natürlicher Selbstschutz. Und ihre Nase, als letzte im Bunde der Drei, sucht ununterbrochen nach fremden Gerüchen. Neben den Geräuschen, wäre ein neuer Geruch ein weiteres deutliches Zeichen für jemanden oder etwas, was nicht in diesem Wald sein sollte. Und so etwas konnte gefährlich werden. Sam passte auf, sie war gut trainiert, sie würde überleben, so wie sie es schon immer getan hatte. Und kein Mensch würde daran etwas ändern, niemals, unter keinen Umständen. Stück für Stück stieg sie höher hinauf. Immer weiter in das langsam aufkommende Gebirge hinein. Kleine Wege, kleine Pässe, sie fand sie und nutzte sie, so dass sie nach und nach eine etwas tiefer gelegene Bergspitze erreichte. Von ihrer neuen Position bekam sie einen wunderbaren Ausblick über die Täler und Berge. Sie sah die diversen Pfade, die einsamen, vereinzelten Bäume und teilweise sogar Tiere, die hier oben heimisch waren. Sie lächelte leicht, während ein warmer Wind ihre Nase umwehte und die Sonne sich langsam immer weiter dem Horizont zuneigte.

“So many times, it happens too fast”

Sam roch etwas. Scheinbar war die Wärme des Windes nicht seine einzige Besonderheit. Sanft von den Wellen des Windes getragen, stieg ein Duft in ihre Nase, und er gehörte eindeutig nicht zur reinen Natur. Sam roch Menschen, gebratenes Fleisch und Putzmittel. 3 klare Anzeichen für die sogenannte Zivilisation. Daraus folgte, dass sich irgendwo in relativer Nähe ein Gebäude befinden musste, dass Menschen gehörte, und in dem gekocht werden konnte. Auf jeden Fall war es einen Blick wert. Wer Fleisch braten konnte, der warf auch etwas weg und nicht allzu selten, waren diese Abfälle noch recht frisch und essbar, oder man klaute direkt aus der Küche, irgendwie musste man sich ja durch bringen. Aber natürlich klaute Sam nicht wirklich, sie borgte es sich nur. Oder noch besser, es war wie ein Schmerzensgeld, welches sie nun wirklich mehr als verdient hatte. Sam schüttelte sich kurz, dabei fielen einige kleine Scherben aus ihrem Fell heraus, jedoch blieben die Großen, jene die in ihrem Rücken steckten, beharrlich an Ort und Stelle. Danach noch einmal kurz strecken und dann jagte sie den Berg hinab. Sie hatte die Witterung des Fleisches aufgenommen, damit war es ein leichtes Spiel, sie musste nur noch ihrer Nase folgen und das war nun wirklich eine einfache Übung.

“You change your passion for glory”

Berg und Tal, immer im Wechsel, nicht besonders abwechslungsreich. Man konnte behaupten, dass diese Landschaft eher weniger zu bieten hatte, dennoch sollte es einen Grund geben, der Sam dazu brachte, kurz stehen zu bleiben und zu verharren. Eigentlich war ihr Hunger immer ein guter Motor. Er brachte sie voran. Zudem brauchte sie die Kraft, um den Schmerzen weiter widerstehen zu können. Aber der Anblick, welcher absolut unerwartet kam, stoppte sie. Ein kurzer Moment des Starrens. Sam hatte mit Dingen gerechnet, die eher in die Richtung eines Hauses tendiert hätten, wenn auch eher Hütten wahrscheinlich gewesen wären, aber ein derart riesiger Komplex war durchaus überraschend. Natürlich wurde er hauptsächlich durch den Vergleich zu der eigentlich Erwartung riesig, aber er besaß dennoch eine beachtliche Größe, welche in dieser Einöde eher unwahrscheinlich erschien. Dennoch war das Gebäude da und allein dadurch einen oder auch zwei Blicke wert.

“Don't lose the grip on the dreams of the past”

Eine kleine Untersuchung des Sachverhalts konnte nicht schaden. Allerdings müsste man dafür, erst einmal dem Gebäude näher kommen und dafür musste es weiter gehen, Sam ließ kurz ihren Nacken knacken und sprintete auf allen vieren über den harten Untergrund. Ihre Augen, eigentlich alle ihre Sinne, liefen auf Hochtouren, damit sie sicher ihren Weg finden würde. Es schien fast so, als würde sie mit jedem Moment schneller werden. Es war unglaublich, welche Kräfte sie mobilisieren konnte, wenn sie ein Ziel vor Augen hatte. Es waren Kräfte, welche eigentlich versiegelt im Körper verborgen waren, aber für solche Momente konnten sie hervor brechen und sie zu Großem befähigen. Ein nützlicher Umstand. Geschickt schlängelte Sam sich an größeren Felsen vorbei und nutzte die Kleinen um Sprünge zu wagen und größere Abstände ohne Anstrengung hinter sich zu lassen. Sie schaffte es dabei auch immer wieder, auf den vereinzelten kleinen Flecken grünen Grases zu landen, so dass ihr Aufkommen abgefedert wurde. Ihre Sinne, ihre Instinkte waren gut. Sie war gut. Sam brauchte sich vor keinem Vergleich zu scheuen, sie würde die meisten sogar gewinnen.

“You must fight just to keep them alive”

Wieder ein Sprung und schon überquerte sie leichtfüßig den eigentlich recht hohen Zaun. Sicherlich wäre er für manche eine Herausforderung gewesen, aber wenn man genügend Anlauf, einen Stein als Absprunghilfe und ihre Beine hatte, dann wurden solche Hindernisse zu einer Aufwärmübung. Es war fast so, als würde sie solche Zäune, einfach überlaufen. Elegant landete sie auf der anderen Seite und erblickte im selben Moment zwei Männer. Inzwischen war die Sonne noch weiter versunken. Der Abend war spät, die Nacht recht nah. Die beiden Männer standen relativ nah beieinander. Einer war jung und der andere alt. Sie schienen auf etwas zu warten. Und so wie sie den Blick des Alten interpretieren konnte, war das Warten gerade beendet worden, womit sie wahrscheinlich das Objekt der Erwartung gewesen war. Aber das war Schwachsinn. Woher hätte er es wissen sollen? Sam schüttelte ihren Kopf, ließ ihren Schwanz hin und her schlagen und schritt dann langsam auf den Jungen zu. Er strahlte eine absolute Selbstsicherheit aus, fast schon überheblich, er hielt sogar ihren Blick. Auch während sie ihre Verwandlung zur Hälfte rückgängig machte, wich er nicht einen Zentimeter. Nun stand sie fast direkt vor ihm, hatte noch immer Fell auf Händen, Beinen und Füßen, hatte noch immer Krallen und ihr Gesicht wies noch immer sehr raubtierartige Züge auf, aber es stand eine fast originale Sam vor ihm und schaute in seine Augen, während er zurück starrte.

“It's the eye of the tiger, it's the thrill of the fight”

Sie konnte es in seinen Augen sehen, er dachte nicht daran, ihr vollkommen friedlich gegenüber zu stehen, ihr die Hand zu reichen und ihr vielleicht Essen zu geben, er hatte dieses gewisse Funkeln. Eine Angewohnheit, die Sam von sich selbst kannte. Dieses Funkeln zeigte dem anderen, dass man kämpfen wollte, dass man die eigenen Kräfte gegen die, des Gegners, aufwiegen wollte, dass man sehen wollte, wer der Bessere war. Es war ein kampflustiges Funkeln, dass zeigte, dass diese Person keine Angst hatte und auch keine Angst bekommen würde, was auch immer kommen sollte.

“Risin' up to the challenge of our rival”

Der Alte schien das absolute Gegenteil zu sein. Er hatte Respekt und wollte sich mit Sicherheit zurück halten. Wahrscheinlich würde er nicht einmal eingreifen, wenn es wirklich zu einem Kampf kommen sollte. Fraglich war an dieser Stelle natürlich, wie er überhaupt eingreifen könnte, falls er es sollte. Wozu war er wohl fähig? Eine Frage, welcher Sam gerne nachgehen würde. Er wirkte einfach nicht so, als wenn er normal wäre. Dasselbe galt für den Jungen, er war sich zu sicher, als dass er nur ein Mensch sein konnte. Sam müsste erst einmal austesten was er konnte und dann würde sie eine Strategie entwickeln, so funktionierte es immer am besten. Lerne den Gegner kennen und stelle dich darauf ein. Die oberste Prämisse jedes guten Kämpfers.

“And the last known survivor stalks his pray in the night”

Sie legte ihren Fokus wieder auf den Jungen. Inzwischen hatte er ein Lächeln aufgelegt, war absolut ruhig, fast ein wenig erstaunlich. Wären sie nicht in dieser Situation, so hätte sie ihn fast bewundern können. Ein wenig jedenfalls. Auch wenn sie Raucher verabscheute, zu denen er zweifelsohne gehörte. Die Zigarette hing nach wie vor zwischen seinen Zähnen und er schien auch nicht die Absicht zu haben, sie irgendwie aus seinem Mund zu entfernen. Dabei rauchte er nicht einmal wirklich. Der Glimmstängel war einfach nur da, brannte langsam ab und entsendete eine weiße Rauchfahne in den Himmel. Er war merkwürdig. Sam war fast geneigt zu sagen, dass er besonders war, aber wahrscheinlich wäre das, schon wieder zu viel der Ehre. Sie sah ihn abschätzend an und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen.

„And he's watchin' us all with the eye of the tiger”
 

„Na Kitty, willst du nicht langsam mal was sagen?“

Michael verschränkte seine Arme hinter dem Kopf, während sich sein zuvor selbstsicheres Lächeln, langsam in ein breites Grinsen umwandelte, welches einen Hang zum großkotzigen hatte. Doch auch, wenn er nun schon lange nicht mehr den Eindruck machte, dass er sein Gegenüber ernst nehmen würde, so behielt er sie doch die gesamte Zeit über im Blick. Musterte sie genau, schätzte sie ab, versuchte sich darüber klar zu werden, wie gefährlich sie wohl werden könnten. Und er kam eindeutig zu einem Ergebnis. Sie mochte die Betitelung Kitty überhaupt nicht. Während sie nun selbst mit ihrer Wut zu ringen schien, wurde es eine Weile still, so dass Michael die Musik hören konnte. „Eye of the Tiger.“ Das Leben konnte manchmal wirklich ironisch sein. Ausgerechnet dieser Song schallte in diesem Moment aus den Kopfhörern des Tigermädchens, welche lose um ihren Hals hingen. Es passte zwar perfekt, aber es trug nicht dazu bei, die Stimmung zu entschärfen.

„Okay... ähmm... die Musik gefäl...“

Woher hatte er es gewusst? Hatte er es ihr einfach angesehen? Die Zeichen waren da gewesen. Man hatte ihr Zähneknirschen fast schon hören können. Ihre Augen waren in Flammen aufgegangen. Ihre Muskeln waren angespannt gewesen. Er hätte viel früher reagieren können und sollen. Oder der Professor hätte wenigstens etwas sagen können. Spätestens als sie ihre Krallen ausfuhr. Aber in dem Moment war es so oder so schon zu spät gewesen. Sie war blitzschnell gewesen, ließ die Krallen vorschnellen, war direkt vor ihn getreten, hatte ihn angefaucht. Das Fauchen war allerdings kein Klein-Katzen-Fauchen gewesen, es tendierte eher in die Richtung eines Dämonisch-Katzen-Fauchens. Fast schon angsteinflößend. Aber natürlich war das noch lange kein Grund, der Michael dazu bringen würde, sein Verhalten auch nur im geringsten zu ändern. Er war nach wie vor voll davon überzeugt absolut das Richtige zu tun.

„Okay, du brauchst mich gar nicht so anzufauchen. Ich reagiere darauf echt allergisch. Man kann doch über alles reden.“

Das gerade dieser Kommentar wieder mal einen sehr ironisch sarkastischen Unterton hatte, war mit Sicherheit der Entschärfung der Situation nicht zuträglich. Ganz im Gegenteil. Es war eher sicher, dass er alles nur noch schlimmer gemacht hatte. Wohl das große Talent des Erdmutanten Michael Stone. Sollte eine Situation noch nicht aus dem Ruder gelaufen sein, so lässt sich das alles einrichten, wenn man sich nur die entsprechende Mühe gibt. Natürlich war es auch so, dass sie auf seinen Kommentar hin nur noch wütender reagierte und ein weiteres Mal recht eindrucksvoll ein Fauchen hören ließ. Michael ließ sein Grinsen fallen, verzog sein Gesicht recht merkwürdig und krempelte seine Ärmel hoch.

„So, jetzt ist aber Schicht im Schacht. Papa wird böse.“

Doch bevor er wirklich seinen ersten Schritt machen konnte, hatte sie längst reagiert. Sie war schneller als er, aber zum Glück nicht schneller als seine Kräfte. Während sie abgesprungen war, hatte sie einen Fuß gegen seine Brust, oder viel eher gegen eine Steinplatte vor seiner Brust, gesetzt und sich abgestoßen. Ein sehr kräftiger Stoß durch den sie sanft durch die Luft segelte und elegant aufkam, während Michael zurück geworfen wurde und unsanft und unästhetisch neben dem Professor über den Boden rutschte. Allein der schützenden Platte war es zu verdanken, dass keine Knochen gebrochen waren.

„Also, ich wusste es.“

„Dann hätten sie auch was sagen können, Professor. Ich hätte mir vielleicht weh tun können.“

„Etwa schon so alt, dass du gegen ein kleines Kätzchen verlierst?“

„Ha... Ha... wir haben also einen Clown gefrühstückt. Geben sie mir einfach 3 Minuten und halten sie ihre Klappe.“

„Wie der Herr wünscht.“

Michael stemmte sich grummelnd auf, knackte wieder mit seinem Nacken, packte die Steinplatte die noch immer vor seinem Brustkorb klebte, ließ sie zu einer harten Kugel zusammen schrumpfen und warf sie, wobei er sie noch durch seine Kräfte beschleunigte. Allerdings recht ineffektiv. Das Tigermädchen reagierte blitzschnell und wich aus. Er ließ den Stein umdrehen, er würde wie ein Bumerang nun ihren Rücken treffen. Doch sie schien ihn selbst dort zu bemerken und sprang einfach ab, kam kurz hinter ihm wieder herab, streckte ihre Klauen aus, hielt sich fest, wurde durch den Stein selbst beschleunigt und schoss auf Michael zu. Er stemmte beide Hände vor und ließ sie auf eine Erdwand treffen. Ein kurzes Puff.

„Du machst das echt gut, regelst es sehr souverän und sehr erfolgreich.“

„Ich habe eben erst angefangen.“

Die Erdwand verschwand wieder, aber leider war auch das Mädchen weg. Michael machte einige Schritte vor, sah sich um. Wo war sie hin? Sie hatte doch nur Tierkräfte, da konnte man sich nicht in der Luft auflösen. So etwas gab es nicht. Das ging doch gegen jede Logik.
 

Sam fand so langsam Gefallen an diesem kleinen Kräftemessen. Zwar war die eigentliche Ursache für den Kampf jene gewesen, dass er sie gereizt hatte, sie hasste es einfach Kitty genannt zu werden, aber nun, wo der Kampf im Gange war, machte es Spass, ganz besonders ihre tierische Seite genoss es. Eigentlich war es gerade wie bei allen Jungtieren, fast jeder Raubtierspezies. Sie spielen miteinander um elementare Techniken der Jagd zu erlernen. Sie wurden dadurch erwachsen und trainierten ihre Körper. Es ging niemals darum wirklich den anderen zu töten, aber man musste es ernst nehmen, als würde es darum gehen, sonst würde der Sinn verloren gehen. Sam und der Junge verfolgten im Moment einfach nur ein Grundprinzip der Natur. Natürlich brauchte man, für ein gutes Kräftemessen, auch einen Gegner, der einem gewachsen war, was durch den Jungen auch erfüllt wurde. Er schien jemand zu sein, an dem sie sich austoben könnte.

“Face to face, out of the heat”

Natürlich war ungehobelt und frech, vorlaut und großkotzig, auch übermütig und irgendwo arrogant, aber er war ein ernst zu nehmender Gegner und das war das einzige was zählte. Sie grinste leicht und sprang ab, sie hatte sich, nachdem sie auf die Erdwand getroffen war, im Sichtschutz des selben, an das Haus begeben. Über der Tür war ein kleiner Vorsprung, auf dem sie guten Halt fand. Sie gab ihn nun auf, um direkt auf seinen Kopf zusteuern zu können und einen direkten Treffer zu landen. Leider war aber wieder eine Platte aus Stein im Weg, die blitzschnell über ihm erschienen war. Sie sprang erneut ab und landete auf der Erde direkt vor ihm, wo eine Welle, die sich durch das Erdreich fortpflanzte, sie zu Fall brachte.

„Kein schlechter Plan. Erst aufs Vordach und dann auf mich. Nicht übel. Der Plan war praktisch perfekt, aber du hast gesabbert.“

Er hatte eine unglaublich große Klappe. Sams Augen verengten sich noch ein wenig mehr, sie fauchte erneut. So langsam kam auch wieder Wut zu ihrem Kampfverhalten. Ihr Fauchen war ganz eindeutig kampfes- und angriffslustig. Der Junge würde sich vorsehen müssen.

“Hangin' tough, stayin' hungry”

Durch ihren Körper ging ein kräftiger Impuls, Anspannung und Entspannung der Muskeln, ein kleines Kunststück, das sie zurück auf die Füße beförderte. Schnell und effektiv. Eine einfache Übung. Sie brauchte mehr Kraft. Die Verhandlung zum Tiger schritt etwas weiter voran, sie spürte, wie das Potential ihrer Beine anstieg, sie sprang ab. So kraftvoll, dass sich ihre Füße leicht in den Boden bohrten um den nötigen Halt zu finden. Sie segelte leicht durch die Luft, hatte dabei eine recht hohe Geschwindigkeit und steuerte direkt auf ihren Gegner zu. Er sah sie an, schob seine Hände vor. Was würde passieren? Eine Wand? Ein Steinball? Es war nicht berechenbar, seine Kräfte waren zu variabel. Doch es schien nichts zu passieren, nichts das sie aufhielt, ihre Bahn, welche direkt zu ihm führte, wurde nicht unterbrochen.

“They stack the odds 'til we take to the street”

Sie würde ihn erlegen können, es wäre so einfach, sie hatte es schliesslich schon oft in der Wildnis getan. Aber sie hatte dabei noch nie so viel Bewusstsein gehabt.

“For we kill with the skill to survive”

Aber nein, sie würde ihn nicht töten, sie würde ihm nur beweisen, dass sie besser war, dass sie der bessere Kämpfer war und dass er wirklich nur eine große Klappe hatte. Er würde es erkennen müssen und irgendwann würden es alle erkennen müssen, sie war stark, sie würde niemals aufgeben. Sie konnte auch gar nicht aufgeben, es stand dafür zu viel auf dem Spiel. Sie sah, wie er seine Hände sinken ließ, seine Augen waren unsicher, es schien nicht so, als wolle er noch kämpfen. Warum? Sie flog auf ihn zu und landete an seinem Körper, landete in seinen Armen. Es war kein Angriff mehr gewesen. Warum? Sie konnte es nicht mehr, sie hatte es nicht geschafft. Warum? Langsam schloss sie ihre Augen, es wurde schwarz.

“It's the eye of the tiger, it's the thrill of the fight”
 

Michael hätte alles erwartet, nur das nicht. Er hätte erwartet, dass sie kratzt, dass sie ihn schlägt, dass sie ihn beißt, aber er hätte es nicht erwartet, dass sie einfach nur in seinen Armen landen würde. Mitten im Sprung hatte sie plötzlich ihre Energie verloren. Er hatte es gesehen, zum Glück früh genug. Ihr Kampfgeist war verloren gegangen, dieses gewisse etwas, dass was einen Krieger ausmachte. Das Adrenalin schien nicht mehr durch ihren Körper zu schießen. Sie war erschöpft. In dem Moment des Fluges hatte ihn keine wilde Katze mehr angegriffen, da war einfach nur ein geschwächtes Mädchen gewesen und jetzt lag sie in seinen Armen. Er sah ihr ins Gesicht, versuchte es zu verstehen, schaute auf den Boden und sah, wie kleine rote Tropfen sich dort versammelten. Jetzt war es klar, jetzt wusste er auch, was sie verraten hatte. Ihn musste irgendwie ein Tropfen Blut getroffen haben. Michael drehte sie leicht und sah die unzähligen Splitter. Er konnte es kaum glauben. Wie hatte sie damit überhaupt laufen können. Jeder andere wäre längst umgekippt. Ganz davon abgesehen, dass sie gar nicht wussten, wie lange es wohl schon so war. Wie lange lief sie wohl schon mit diesen Dingern herum. Michael sah wie der Professor hinter ihm auftauchte und auf die Wunden herab blickte

„Warum haben sie nichts gesagt?“

„Ich kann die Zeit durchschauen, aber nicht die Menschen. Ich stand an der Tür, alles was ich dann sehen kann, ist die Zukunft, so wie ich sie von der Tür aus erleben würde. Aber in keinem Moment, war sie nah genug, oder langsam genug, als das ich von der Tür aus etwas hätte bemerken können. Es war zu dunkel und sie zu agil. Es war nicht möglich.“

„Ausreden eines alten unfähigen Mannes. Los, wir müssen ihr helfen.“

Michael wartete weitere Antworten gar nicht ab, statt dessen nahm er das bewusstlose Mädchen, deren Verwandlung nun endgültig verebbte, so dass sie wieder wie ein Mensch aussah, wie ein schöner Mensch, aber das war in diesem Moment unerheblich, auf seine Arme und lief los. Er wusste nicht wo er hin müsste, aber er dachte sich, dass er es schon irgendwie finden würde. Krankenzimmer, oder Krankenflügel sollten schliesslich immer so angelegt sein, dass man sie leicht fand. Schliesslich könnte es immer um Leben oder Tod gehen. Jedenfalls war das für Michael nur logisch, so würde er es machen. Dennoch konnte er sich nicht sicher sein, ob er wirklich den Weg alleine finden würde. Aber er konnte sich dessen sicher sein, dass der Professor ihm folgen würde, ihm den Weg weisen würde. Egal was man sagte, der Professor würde seine Haltung bewahren und würde weiter helfen, er war einfach ein guter Mensch. So viel hatte Michael bisher über ihn lernen können. Wenn gleich er es niemals laut aussprechen würde. Und wie voraus gesagt, hatte der Professor, noch bevor Michael die Tür erreicht hatte, schon wieder gleich auf geschlossen, er hatte Michael sogar überholt und die Tür aufgehalten. Danach folgte er und rief die Kommandos zu.

„Rechts... jetzt links...“

Zum Glück war es nicht weit. Michaels Schritte waren lang und schnell, er keuchte leicht, würde aber nicht aufgeben, dennoch brauchte er dringend mehr Ausdauer. Er ran weiter, hörte weiter die Anweisungen und sah schlussendlich die weiße Tür mit ihren 2 Flügeln vor sich. Michael rannte direkt darauf zu und trat sie ein. Die Flügel sprangen auf, er stürmte hindurch, der Professor folgte, auch er war außer Atem, er nahm sich ebenfalls vor, mehr zu trainieren. Sie befanden sich nun in einer Art Warteraum, er war gemütlich eingerichtet, in sanftes gelb gestrichen und er konnte einen beruhigen, jedenfalls wenn man es zu ließ, aber Michael hatte im Moment ganz andere Pläne, als dass er sich beruhigen lassen würde. Er rannte auf die nächste Flügeltür zu, trat sie wieder auf und erreichte endlich die Ärztin des Hauses. Sie reagierte schnell und präzise. Stellte sich auch gar nicht vor, es wäre auch unnötig gewesen. Blitzschnell stand eine Liege auf Rädern bereit, Sam wurde auf dem Bauch darauf gelegt, mit einem Blick sah die Ärztin was zu tun war, es war auch nicht schwer zu erkennen, dann verschwand sie zusammen mit der Liege. Sie verlor auch kein weiteres Wort, nur ein kurzer Befehl hallte durch den weißen sterilen Gang.

„Warten im Wartezimmer.“

Michael und Raphael folgten dieser Anweisung und ließen sich im Wartezimmer auf zweien der gepolsterten Stühle nieder, direkt nebeneinander und warteten. Unerträgliche Wartezeit.

„Bist du plötzlich sozial geworden Michael?“

„Sozial? Sie und ich, wir waren Gegner. Ein ehrlicher Kampf. Und dann muss ich erkennen, dass ich im Vorteil war. Was ist das für ein Sieg?“

„Also, Ehrgefühl?“

„Ach was, hätte ich es vorher gewusst, mein Gott, dann wäre es cool gewesen. Aber sie hat vorher gelogen. Ich hasse das. Ich will gewinnen, weil ich es kann. Und ich will mir nicht vorhalten lassen, dass ich geschummelt hätte. Außerdem brauche ich jetzt einen Rückkampf. Wenn sie abkratzt kann ich mir das in die Haare schmieren.“

„Also, doch nur Egoismus.“

„Natürlich. Die gesamte Welt ist egoistisch. Keiner kümmert sich um den anderen. Jeder ist jedem egal. Das ganz normale Prinzip der modernen Gesellschaft.“

„Deswegen wartest du auch gerade hier darauf, dass sie gesund wird?“

„Gegenfrage: Habe ich etwas besseres zu tun? Sie warten, dass ein Mädchen gesund wird. Ich warte darauf, dass meine Gegnerin versorgt wird, damit ich sie zum Rückkampf fordern kann, um meine Langeweile zu stillen. Sie hätte etwas besseres zu tun, ich nicht.“

„Stell keine Gegenfragen, wenn du sie selbst beantwortest!“

„Stellen sie keine Fragen, wenn sie die Antwort nicht hören wollen!“

Und wieder mal wurde es still zwischen den beiden ungleichen Männern, während auch der Raum schwieg und es für sie so schien, als würde die ganze Schule schweigen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (13)
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Von:  Owl_of_the_Arcane
2009-01-18T10:08:56+00:00 18.01.2009 11:08
du kannst doch nicht an so einer stelle aufhören ! *heul*
erst lässt dus krachen wie irre und dann lässt du uns mit der spannung einfach so inner luft hängen >->
aber ich fand es irgendwie süß. sam setzt zu ihrem letzten sprung an und dann landet sie so einfach in seinen armen *strahl* haste fein gemacht, entwickelt sich da vielleicht mehr als nur reiner Rivalismus ? *neugierig schau*
wie auch immer, lass uns nicht zu lange warten, ja ?
Von:  Owl_of_the_Arcane
2009-01-18T09:39:07+00:00 18.01.2009 10:39
ja, sehr schön. wie schon im prolog gesagt, gefällt es mir wie mutig und entschlossen du sam skizzierst und obwohl der vater gegen mutanten eingestellt ist, rettet sie ihn und seinen sohn. ein herz für gerechtigkeit und doch nicht nachtragend anderen gegenüber^^. ich will mehr davon! *bisschen egoistisch ist* ich muss mir nur wiederholen, dass die eingestreuten musiktexte wirklich extrem gut zu der jeweiligen situation passen. auch das shiften von ihr, wenn sie ihre mutantenkräfte aktiviert, hast du gut rübergebracht. das ruft erinnerungen an ein gewisses rpg wach *grinsel*
Von:  Owl_of_the_Arcane
2009-01-18T09:15:45+00:00 18.01.2009 10:15
born to be wild. ein kleiner prolog zu meinen chara, den du wirklich sehr intressant gestaltet hast^^. hm, also erstmal zum charakter von sam. anfürsich war sie wie ich sie mir vorgestellt hatte etwas schüchterner, das kommt bei dem misstrauischen verhalten in einer intressanten nuance heraus. mir gefällt es wie "wild" du sie skizziert hast im prolog, passt eigentlich besser zu ihrer mutantenfähigkeit als das schüchterene, zuückhaltende und unsichere, wie ich sie mir eigentlich vorgestellt hatte. vor allem fand ich die lyrics des songs, die die an manchen stellen eingestreut hast so genial vor allem die letzten nach dem vorfall im truck passten da hin wie ne eins. aber auch die beschreibung des umfeldes hast du sehr gut auf den charakter bezogen, vielleicht absichtlich oder nicht^^. *zum nächsten kap kulller*
Von: abgemeldet
2008-12-27T19:50:41+00:00 27.12.2008 20:50
das nenne ich doch mal ein Weihnachtsgeschenk. Nicht nur, dass du weiter geschrieben hast, nein du hast so viel geschrieben.
Langsam geraten die Dinge ins Rollen..ich bin schon seeeeeeeeeeeeehr gespannt auf deinen nächsten upload
Von:  -wolke-
2008-12-20T23:45:30+00:00 21.12.2008 00:45
ach, mensch! die ungerechtigkeit schreit mal wieder zum himmel!
das ende ist gut gelungen. ich mag es, das sie genau weiß, was sie will und wohin.
auch hier hast du wenig verändrt, richtig?
okay, dann kümmer ich mcih mal um das andere kappi!
Von:  -wolke-
2008-12-20T23:30:00+00:00 21.12.2008 00:30
aaaaah, ja, das war das kapiel, das ich nicht so mochte.
tut mir leid, es ist ja gut geschireben, aber ich mag es irgendwie nicht so. kann auch daran liegen, dass ich den chara nciht so doll mag, wie die anderen.
aber an sich ist es gut.

Von:  -wolke-
2008-12-20T23:21:47+00:00 21.12.2008 00:21
auch hier hat sich, glaube ich, nicht allzuviel verändert, oder?
aber das kapitel gefällt mir auch gut, besonders der letzte absatz.
hat was geheimnissvolles.
Von:  -wolke-
2008-12-20T22:09:29+00:00 20.12.2008 23:09
schau dir mal die überschrift zu 'feuer ist menschlich' an. da ist ein 'e' zu viel.
du hast nicht viel verändert-mir ist nichts aufgefallen.
das kapitel kannte ich ja schon, aber ich finde es trotzdem cool!
Von: abgemeldet
2008-10-31T13:06:51+00:00 31.10.2008 14:06
hm..mein erster Gedanke, als die Polizei auftauchte war: verdammt, wie kann man nur so undankbar sein???
als ich das Kapitel fertig gelesen hatte, hatte ich dann hingegen irgendwie Mitleid mit dem Vater..warum auch immer^^
Ich finde es genial, wie du die Musikzeilen einbringst (ich kann sie förmlich hören) und was du auswählst..
Ich freue mich auf weiteres^^
Von: abgemeldet
2008-10-30T13:10:29+00:00 30.10.2008 14:10
ein tolles Kapitel. Es macht Spaß deine Worte zu lesen und sich dann am Ende des Kapitels seine eigenen Vermutungen nicht bestätigt zu sehen..was du schreibst ist nicht vorhersehbar und das schätze ich sehr^^
Was mir nur aufgefallen ist, was aber auch an der morgendlichen Übermüdung liegen kann, ist, dass es mir etwas schwer viel zwischen Albtraum von Gabrielle und zwischen ihrem wirklichen Erleben zu unterscheiden..oh übrigens...armer Hermann


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