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One Mankind

es gibt nur eine Menschheit
von

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Prolog

Ich sehe etwas, dass du nicht siehst

An dem großen grauen Gebäude prangte ein eher traurig flatterndes Banner, es gab dem hier stattfindenden Ereignis einen Namen. Doch wenn man die Diskussionen, die geführt wurden, bedachte, dann wirkte der Titel fast schon spöttisch. Die Gespräche drehten sich alle um die selben Themen. Gefahr, Gewalt, unmenschlicher Terrorismus, niemand bedachte diejenigen, die eigentlich dahinter standen. Wenn man von ihnen sprach, dann fielen immer wieder die selben Begriffe: Monster, Anomalie, Mutant. Unter Ansicht dieser Ausrufe wäre es für an die Demokratie, an die Menschenrechte, glaubende Menschen besser, sich von dieser Sitzung fern zu halten. Aber einem sehr müde wirkenden Mann, Anfang 40 ließe sich vermuten, blieb nichts anderes übrig. Langsam ließ er seinen Blick schweifen, der graue Gehweg war leer, kein Mensch war für den normalen Bürger zu sehen. Langsam setzte sich der braun-grau-haarige Mann in Bewegung. Er trug abgetragene Turnschuhe, sicherlich einst mal weiß. Darüber eine blaue Jeans, die auch schon bessere Tage erlebt hatte und zu guter Letzt, dem Wetter zu verdanken, ein weißes T-Shirt. Mit Sicherheit war er der merkwürdigste Teilnehmer neben all den Anzugträgern, aber auch in ganz anderer Hinsicht. Langsam schlurfte er durch die Gänge des grauen Gebäudes, vorbei an einem Wachmann.

„Vorsicht, ihr Kaffee.“

Der Wachmann sah dem merkwürdigen Mann überrascht hinterher und ließ seine Münze in den Kaffeeautomaten fallen. Knappe 2 Minuten später, war das Getränk auf seinem Hemd gelandet. Aber der merkwürdige Mann, war längst weiter. Er erreichte das Ende des Ganges und stieß die großen Flügeltüren auf. Er sah in einen runden Saal, es hatten sich alle wichtigen Politiker des entsprechenden Fachbereiches versammelt. Sie alle schauten nun erwartungsvoll zu dem Eingetretenen. Er entdeckte über dem Rednerpult wieder das schmucklose Banner, welches schon am Eingang über ihn gelacht hatte.

„Kongress für Rechte von Mutanten.“

Der Mann atmete tief durch und legte den Weg zum Pult zurück, er fühlte sich wie ein Lehrer, welcher gerade vor seine Klasse trat. Es war die gleiche Situation. Sie spielten nur die Aufmerksamen, keiner hatte auch nur im geringste die Absicht ihm zu zuhören. Sie alle hatten schon eine Meinung und er würde nur Wasser auf einen heißen Stein tropfen es würde nicht eines seiner Worte zurück bleiben. Der merkwürdige Mann ging weiter und schaute auf das kleine Namensschild, welches ihn schon erwartete.

„Professor Raphael Zero.“

Der Professor trat nun an sein Rednerpult, legte seine leicht hellbraunen Hände auf, schaute in die Runde und konnte schon sehen, wie die Politiker dort vor ihm, bald nicht mehr zuhören würden.

„Meine Damen und Herren, sie wissen alle zu welchem Thema ich sprechen möchte, es geht um die Rechte, welche einem Mutanten zustehen sollten. Sie alle gehen bei dem genannten Begriff von einem Monster aus, von einer Waffe, aber bedenken sie bitte, es sind lediglich Menschen mit besonderen Fähigkeiten. Turner, Wissenschaftler, sie alle haben ebenfalls besondere Anlagen, werden aber gefördert. Warum wird mit Mutanten nicht gleich verfahren? Es kann nicht sein, dass der Mensch, welcher sich durch Forschung und Wissen zu einem Gott erhebt, über Leben nach belieben entscheidet. Nur weil wir wissen, dass ein Mensch aus Zellen besteht, welche durch Gene definiert werden, haben wir nicht das Recht sie zu ändern. Und wir haben auch nicht das Recht, jene deren genetisches Material anders ist, zu jagen. Jeder Mensch und jeder Mutant ist eine Summe seiner Gene und somit sind wir alle gleich. Es entspricht nicht im geringsten dem demokratischen Gedanken, dass ein Bewohner des Staates auf Grund seiner Herkunft, seinem Sein zum Laborobjekt wird oder in seinen Rechten beschnitten wird.“

Eigentlich wollte der Professor seine Ausführungen noch fortsetzen, wurde aber durch einen sich erhebenden Politiker unterbrochen. Es war ein dicker Mann, ein leichtes Schweißrinnsal floss über seine Stirn herab. Er tupfte mit einem Taschentuch darüber und ergriff dann mit seiner tiefen Stimme das Wort.

„Aber bedenken Sie Herr Professor, Mutanten stellen eine kaum einschätzbare Gefahr dar. Ich habe bereits Fälle beobachtet, in denen diejenigen, die sie als fast normale Menschen sehen, mit bloßem Blick Häuser abbrannten und Erdbeben auslösten. Sie erschufen Wassermassen, oder verbogen härteste Metalllegierungen. Wollen sie nun wirklich leugnen, dass solche Wesen eine Gefahr darstellen?“

„Ich bedauere es sehr, aber ich kann ihnen in diesem Punkt nicht widersprechen. Mutanten stellen zweifelsohne auch eine gewisse Gefahr dar. Aber sind Menschen, denen man eine Waffe gibt und die auch noch wissen wie man damit umgeht, nicht ebenso gefährlich? Atomwaffen, Panzer, Maschinengewehre, eine unendliche Liste an gewissenlosen Dienern.“

„Und diese Waffen sind staatlich kontrolliert!“

„Aber trotz allem gewissenlos, selbst unter bester Kontrolle können sie in falsche Hände geraten. Bei Mutanten hingegen, reden wir von Menschen. Menschen die entscheiden können. Menschen mit einem Gewissen. Dem freien Willen, welcher in unserer Demokratie so hoch geschätzt wird. Sie dienen nicht wie eine Waffe jedem beliebigem.“
 

Erde wem Erde gebührt

Ein ruhiger Sommertag präsentierte sich dem normalen Beobachter der Szenerie, die sich über das, mit Straßen durchwundene, Gebirgstal legte. Kein Windzug regte die Luft, vollkommene Ruhe belegte die Ohren, welche verzweifelt nach Tönen suchten, aber im Endeffekt nur enttäuscht wurden. Es war absolut still. Nicht einmal Vogelgesang war in diesem spärlich bewaldetem Gebiet zu finden. Wäre man nun aber Beobachter dieser Szene, dann würden sich die Augen relativ schnell auf einen einsamen Punkt in der Landschaft fokussieren, die einzige wirklich wahrnehmbare Bewegung und in dem Moment, in dem man diese Bewegung realisierte, würde einem auch ein leises Pfeifen bewusst werden.

Dieser Störfaktor der sonst so stummen und reinen Landschaft, war ein junger Mann, mit Sicherheit hatte er noch nicht einmal seine Volljährigkeit erreicht. Er schlenderte mit völliger Gelassenheit, einen Fuß vor den Anderen. Seine Haare verdeckten seine Augen, da sie desinteressierte zu Boden gerichtete waren. Er suchte nichts. Wollte aber eigentlich auch nichts finden. Seine Haare waren ungefähr schulterlang und besaßen dunkles braun. Insgesamt war das Bild von ihm auch eher negativ. Man könnte durchaus sagen, dass alte Damen ihre Handtasche ängstlich festhalten würden, wenn er vorüber ginge. Schwarze zerschlissen Turnschuhe, eine abgetragene, wohl ehemals blaue, Jeans, immerhin ein weißes T-Shirt, aber darüber braune Lederjacke. Dazu noch die längeren Haare und das Bild des ablehnenden Rebellen war gefertigt. Auf gewisse Weise traf diese Definition seiner Persönlichkeit auch auf ihn zu, aber nur auf den ersten Blick. Sah man genauer hin, dann erkannte man, dass seine Augen nicht sinnlos zu Boden starrten, in seiner linken Hand lag ein Buch, sogar mit Buchstaben. Über der selben Schulter hing ein alter Rucksack, dieser war kaum noch als solcher zu erkennen, aber scheinbar erfüllte er seinen Zwecke, denn der Stoffsack, welchem er schon mehr entsprach, schien prall gefüllt. Eine leichte Säule aus weißem Rauch stieg in den Himmel hinauf, er stammte von einer Zigarette, welche lasch im rechten Mundwinkel des jungen Mannes hing. Seine Konzentration lag mehr auf dem Buch als auf dem brennenden Stummel. Schritt für Schritt bahnte er sich seinen Weg. Zeile für Zeile wanderten seine Augen über den Text des Buches. Minute um Minute und Stunde um Stunde verging, er hatte Zeit. Der junge Mann war frei, jedenfalls fühlte er das. Stille lag über ihm und dem Tal, aber dann wurde sie durchbrochen.

Wie eine Welle brach der Lärm über das Tal herein, fast wie schrilles Geschrei wirkte es in den Ohren. Es fühlte sich an, als zerreiße es einem das Trommelfell, natürlich nur da es inzwischen ungewohnt war. Der junge Mann sah langsam auf, seine Haare strich er zur Seite und sein Buch blieb aufgeschlagen. Der Rauch stieg friedlich weiter in den Himmel. Ihn brauchte der Lärm nicht zu interessieren. Der Junge erkannte in einiger Entfernung eine neue Rauchfahne, umso lauter das Geräusch wurde, umso größer wurde sie. An ihr erkannte man bereits die Unruhe des Kommenden. Sie schwenkte wild umher, wurde vom Wind mitgerissen und zeigte von Geschwindigkeit. Der junge Mann blieb weiter stehen, er war ruhig, absolut ruhig. Langsam zeichnete sich am höher gelegenen Horizont der Verursacher des Kraches ab. Ein Motorrad und ein Fahrer darauf, er wirkte schon aus der Entfernung gefährlich. Er kam auf seinem Gefährt dem jungen Mann näher, welcher nur ruhig da stand, die Hände in den vorderen Hosentaschen und das Buch in der hinteren. Sein Blick war stur auf das Motorrad gerichtet. Unaufhörlich steuerte das Gefährt auf ihn zu, erst wenige Meter vor dem Jungen, legte der Fahrer eine Vollbremsung ein, riss sein Gefährt zusätzlich rum und stieß mit dem Hinterrad, gegen den schwarzen, zerschlissenen Schuh. Er stand genau vor dem Junge.

Der Fahrer stieg ab. Scharfe und harte Gesichtszüge. Eine schwarze Lederjacke, schwarze Lederhosen und eine ungebändigte lange Haarpracht. Abschätzen schaute der Mann auf den Jungen herab.

„Na Kleiner, solltest du nicht in der Schule sein?“

„Und sollten Sie nicht arbeiten?

Der Junge schaute auf, seine Augen waren blau, dunkelblau, wenn man farblich genauer sein wollte, sie wirkten aufgeweckt und ein wenig spöttisch im Bezug auf diese Situation.

„Werd´ mal nicht aufmüpfig du Spinner!“

„Und werden Sie nicht frech!“

Der Junge grinste und hörte ein leises Poff. Dann ging er langsam an dem Mann vorbei und hörte das selbe Geräusch erneut. Er drehte sich um und schaute auf den Mann, welcher versucht hatte zu schlagen, aber gebremst worden war, durch weiche Platten aus reinster Erde. Die Hände steckten fest.

„Wer mit Fäusten wirft, sollte nicht stecken bleiben!“

„Was bist du für ein Freak?“

„Na ja, Erde wem Erde gebührt.“

Der Junge grinste erneut und streckte den Erwachsenen mit einer von Gestein ummantelten Faust nieder. Danach verschwanden Platte und auch Gesteinsmantel im Erdboden. Der Junge grinste, nahm den Zigarettenstummel aus dem Mund und warf ihn auf den Boden, dort zertrat er die kleine Flamme, zog aus seiner Tasche eine Neue, entzündete sie erneut und schlenderte die Straße entlang. Das Buch wieder aus der Hose geholt, lag wieder in seiner Hand und ein Haarvorhang verdeckte die Augen.
 

Feuern ist menschlich

Eine Großstadt, so wie es sie überall gab, sie war vollkommen normal, so normal wie eine Großstadt sein konnte. Man hörte das alltägliche Sirenengeheul, es besaß nicht unbedingt einen Sinn, aber irgendwo gab es immer einen Notfall. Die Häuser waren hoch, sie reichten bis zum Himmel, kratzten an der Wolkendecke und erstrahlten in kreativen Farben, Grau und Grau. Doch auch wenn es nicht der ästhetisch schönste Anblick war, war es beeindruckend. Ein Beweis der menschlichen Baukünste. Und auch wenn es zeigte, wie größenwahnsinnig der Mensch inzwischen geworden war, war es trotz allem erstaunlich, zudem holte sich die Natur immer das zurück, was sie verlor. An den Häuserwänden existierten Vogelnester mit freudigem Gezwitscher, zwischen den Betonplatten der Gehwege brachen Pflanzen hervor, Gräser und Löwenzahn. In der Luft lag das sanfte Aroma von Smog, welcher sich mit dem Blumengestank vermischte. Man hörte Gelächter und Geschrei. Kinder spielten, Frauen tratschten und die Zeit verging.

Irgendwie friedlich, aber irgendwie aufregend. Es lag eine besondere Stimmung in der Luft, ein Knistern. Dies lag aber nicht nur an den sommerlichen Temperaturen, durch welche die Straßen flimmerten, es war etwas anderes, eine besondere Stimmung. Eine von denen die aufkam, wenn bald große Ereignisse geschehen würden. Die Hauptstraßen waren voll mit Autos und Menschen und die Sonne erhellte alle Gesichter, gerade aus diesem Grund fielen sie nicht auf, kein einzelner war besonders zu bemerken. Erst wenn der Blick eines Beobachters auf die Nebengassen schwenkte, würde er ein interessantes Objekt erblicken. Gerade da es dort nicht hin passte und da es allein war.

Das Objekt war ein junges Mädchen, sie hatte flammend rote Haare, welche in leichten Wellen ihrer Frisur Volumen gaben. Sie hingen ihr ins Gesicht, ihr Atem ging schnell. Ihre grünen Augen flogen durch die dunkle Gasse, sie sah sich um, vorsichtig, genau. Sie trug alte weiße Turnschuhe, eine zerschlissene blaue Jeans und ein weißes Tanktop, sehr figurbetont, doch auch sehr verschmutzt. Auf ihrem Rücken hing ein brauner Rucksack, sie hielt sich dicht an der Wand, er schleifte leicht, es war zu warm an diesem Tag. Sie fühlte die Wärme tief in sich, sie durchfloss ihren Körper, wollte stärker werden, heißer werden. Das Mädchen drückte sich wieder an die Wand, die Kälte der Wand schmerzte, aber sie tat gut, denn sie kühlte. Das Mädchen machte wieder einige Schritte voran, plötzlich lag eine Hand auf ihrer Schulter, sie drehte sich schwungvoll um, ihre Haare wehten herum und sie erblickte einen Mann. Ende Vierzig, eine gerötete Nase zeugte von seiner morgendlich ersten Beschäftigung. Das Mädchen atmete tief durch. Sie spürte wieder wie ihr Herz schneller schlug, ihr Blut schoss durch ihren Körper, die Wärme breitete sich aus, sie wollte das nicht, nicht die Berührung, nicht die Hitze.

„Hey Kleine, willst du nicht mal?“

„Bitte lassen sie mich los, ... bitte!“

Der eindeutig Betrunkene sah sie seltsam fragend an. Sein Mund stand offen und neben den gelben Zähnen, wabberte ein Alkohol getränkter Atem aus dem mit Fäulnis befallenen Gewölbe. Das Mädchen fixierte ihren Bedränger nur kurz und spürte wie ihr Blut brodelte, es war Wut und Hitze, beides schien sie zu durchfluten. Das Mädchen riss sich los, beendete die Berührung, wieder Wut, kochendes Blut. Hinter einer Mülltonne flammte eine Zigarette wieder auf und verbrannte vollends. Die Temperatur in der Gasse stieg an. Das Mädchen ging in die Knie, umklammerte sich, ihr Atem ging schnell, er war warm, um nicht zu sagen heiß, die Luft vor ihr flimmerte, es stieg heißer Wasserdampf auf, welcher durch das Auftreffen des Atems auf eine Pfütze entstand. Der Mann schien nichts zu merken, er grinste nur und legte seine Hand wieder auf ihre Schulter.

„Hey nicht so schüchtern, Frauen sollten ruhig heißblütig sein. Trau dich was!“

Was für eine Ironie, der Mann wusste nicht wie Recht er hatte. Das Mädchen schloss ihre Augen. Es brannte in ihr, wie Feuer durchfloss ihr Blut ihre Adern, es gab seine Hitze durch ihre Haut ab. Immer mehr heißer Dampf von Pfützen, die Temperatur stieg unaufhörlich an, Abfall flammte auf und brannte aus. Es zischte leise, der Mann schrie auf, zog seine Hand zurück. Dicke Blasen hatten sich gebildet. Das Mädchen drehte sich erschreckt um, ihre Augen waren weit und sie stotterte leicht.

„Tsch ... Tschuldigung, es ... es tut ... mir leid, das wollte ich nicht.“

Der Mann schrie noch immer, hielt sich die verbrannte Hand und sah auf das Mädchen hinab, welches für ihn den Schmerz verursacht hatte. Er wollte sich revanchieren und stapfte auf sie zu. Ihr Blut kochte noch immer, sie wollte es nicht, aber die Wut stieg ebenfalls auf, sie spürte wie ihr die Kontrolle entglitt. Sie wollte es nicht. Wollte nicht mehr verletzten. Wollte nicht mehr verbrennen. Wollte endlich wieder Kontrolle über sich haben. Umso näher der Betrunkene kam, umso stärker kochte es in ihr. Er verursachte ihre ungewollte Wut. Ihre Beine waren zu schwach. Der Müll in den Tonnen flammte auf. Sie erschreckte, kroch auf dem Boden rückwärtig von beiden Gefahrenquellen weg. Der Mann schien es nicht wahrzunehmen.

„Gehen Sie bitte.“

Er ignorierte sie und sprang besinnungslos vor. Er packte sie, sie schrie auf und es geschah. Ihr Blut schien vor Hitze nicht mehr flüssig zu sein, ihre Haut glühte. Es war zu spät. Eine Welle der Wut, gleichbedeutend mit einer Flammenwelle, die den Angreifer traf. Das Feuer verbrannte alles was es erfasste. Das Mädchen sah auf ihre Hände, die Flammen schossen aus ihr heraus. Sie schluckte schwer. Versuchte es einzudämmen, aber es schien nur noch stärker zu werden. Eine neue Welle. Die Mülltonnen schmolzen und die Flammen durchbrachen Fenster, das Mädchen konnte es regelrecht spüren, wie das Feuer um sich griff. Sie richtete sich auf, sie sah den Schmerz und die Zerstörung kommen. Dann rannte sie los, raffte sich auf. Mit jedem Schritt erloschen ihre Flammen, während jene, die sie legte, weiter brannten, weiter züngelte, sich ausbreiteten. Minuten später hörte man die Sirenen, die wahren Helfer, jene die wussten was sie taten. Das Mädchen rannte weiter und verschwand im Labyrinth der großen Stadt.
 

Born to be wild

“Get your motor running.”

Einsam zog sich eine breite Landstraße durch den lichten Wald. Die Bäume hatten große Abstände zueinander, der Waldboden war kaum überwuchert, es wirkte nicht mehr so, als wäre es natürlich. Mehr wie in die Landschaft platziert. Ein typisch menschlicher Eingriff, man sah in den heutigen Tagen kaum noch natürliche Wälder. Der Mensch in seinem Wahn zu ordnen, konnte das natürliche Chaos nicht mehr ertragen. Zu beiden Seiten der Straße zog sich ein staubiger Streifen durch den Wald, eine Art Gehweg für die Letzten die sich noch ohne Fahrzeug bewegten.

„head out on the highway“

Morgendliche Frische lag noch in der Luft. Tau der sich nicht abgelegt hatte. Aroma von sich öffnenden Blüten. Eine angenehme Kühle durch die noch nicht ganz aufgegangene Sonne. Das Licht strahlte sanft über den kleinen unnatürlichen Wald. Einige Vögel zwitscherten leise, ihre Melodie gab dem angehenden Tag einen angenehmen Rhythmus. Ein jeder würde pfeifend mit einstimmen, allein weil der Frieden einen den Tag vergessen lassen würde. Nur der Moment und die Melodie würden zählen. Allerdings müsste man die leise Melodie dafür auch hören.

„looking for adventure“

Mitten im Staub des Straßenseitenstreifens saß ein junges Mädchen. An ihrer Seite ein kaum gefüllter Stoffsack, wahrscheinlich nur ein paar Kleidungsstücke, mehr nicht, nur das nötigste. Gepäck einer Reisenden. Sie trug eine kurze hellbraune Stoffhose, diese war mit Staub überlegt, aber würde man ihn abklopfen, wäre er viel zu schnell wieder zurück, als dass sich das Klopfen gelohnt hätte. Ihr Oberkörper war nach hinten gelehnt, sie stützte sich mit ihren Armen ab, mit einem weiten T-Shirt bedeckt, über welchem noch eine Jeansjacke hing, ebenfalls weiter gehalten.

„and whatever comes our way“

Auf dem Kopf des jungen Mädchens, welcher auch durch kurze rostbraune Haare verziert war, prangten ohrenbedeckende Kopfhörer, aus denen die elektrischen Sounds intensiv erklangen. Das Mädchen hatte ein Bein angewinkelt und streckte das andere aus. Mit dem daran hängenden Fuß wippte sie in der Melodie des Songs. Langsam nahm dann auch ihr Kopf den Rhythmus auf. Er breitete sich aus.

„yeah god im gonna make it happen”

Das Mädchen konnte nicht mehr widerstehen, sie durchbrach die morgendliche Stille und sang mit. Ihre Stimme erklang lauthals in den Morgen hinaus.

„take the world in a love embrace“

Der Rhythmus nahm sie mit sich, das Mädchen sprang auf, sie tanzte und sang noch eine Stimmlage lauter.

„fire all of the guns at once and explode into space”

Während ihres Tanzes hatte sie die Augen geschlossen und ihren Körper im Takt der Musik bewegt. Kaum das nun das Gitarrensolo als Zwischenspiel begann, sah sie auf. Vor ihr hatte ein LKW gehalten. Der Fahrer sah hinaus und grinste breit.

„Na Little Lady, willst du weiter abrocken? Oder kann ich dich mitnehmen?“

Das Mädchen zog eine Augenbraue hoch und musterte den Kerl, nicht sehr vertrauenswürdig, aber sie könnte damit umgehen. Sie grinste ebenfalls und nickte dem Fahrer zu.

„Klar Big Boy, wo geht’s lang?“

„Viele Möglichkeiten gibt es ja nicht! Wo willst du hin?“

„Eigentlich auch egal, ich komm rein.“

Ihre Kopfhörer hingen um ihren Hals, baumelten und gaben weiter das Lied wieder.

„I like smoke and lightning.“

Sie schnappte sich ihren Stoffsack und schulterte ihn. Die Tür ging schon für sie auf, sie sprang hinein, ließ den Sack auf ihren Knie nieder und lehnte sich zurück. Der Fahrer trat die Kupplung, legte den Gang ein und der große Wagen setzte sich langsam in Bewegung. Das Mädchen schaute noch eine Weile auf die Straße, aber es wurde ihr schnell langweilig und sie setzte die Kopfhörer wieder auf, nickte im Rhythmus und schloss ihre Augen.

„heavy metal thunder“

Unter ihr grölten die Räder, aber die Musik war lauter.

„racing with the wind“

Plötzlich hielt der schwere Transporter. Das Mädchen schreckte auf, sie sah hinüber zu dem Fahrer. Die Türen wurden geschlossen, es klickte. Sie spürte die aufkommende Gefahr.

„and the feeling that I´m under”

Seine Hand wanderte auf ihren Schenkel, sie schlug auf seine Hand, rote Striemen zeichneten sich ab, Blut ran heraus. Er zog sie zurück und schaute auf die sich auftuende Wunde, dann wanderte sein Blick hinüber zu seinem eigentlichen Opfer. Ihre eigentlich blauen Augen waren gelb geworden, während die Pupillen nun schlitzartig waren. Die Ohren waren spitz geworden und mit leichtem Fellflaum überzogen. Die Eckzähne, welche sie fauchend präsentierte, waren spitzer und länger. An den Fingern waren nun statt der Fingernägel scharfe Krallen, an ihnen hingen kleine Haut- und Haarfetzen, welche von seiner Hand stammten. Hinter ihr erkannte man einen gestreiften Schwanz hin und her peitschen, er wirkte bedrohlich, dieser Eindruck wurde unter anderem durch ein Fauchen unterstützt. Langsam sah man mehr Fell sprießen. Der Fahrer wich zurück, er drückte sich gegen seine Tür.

„yeah god im gonna make it happen“

Mit seiner blutenden und zittrigen Hand tastete er nach dem Entriegelungsschalter. Er wollte dieses wilde Tier frei lassen. Er hatte seine Lust verloren. Klick.

„take the world in a love embrace“

Die Tür ging auf, langsam gab die Tür den Weg in Richtung des Waldes frei. Das junge Mädchen, welche schon halb zum Tiger geworden war, drehte sich um, sah misstrauisch hinaus. Dann buckelte sie halb instinktiv ihren Stoffsack und sprang hinaus. Sie kam geschmeidig auf, lehnte sich vor und auf dem Boden landeten gestreift befellte Tatzen. Die Schuhe waren abgestreift und auch dort zeigten sich nun gestreifte Tatzen. Der Fahrer, welcher dem fremden Tigermädchen nachgeschaut hatte. Schrak wieder zurück. Er schüttelte seinen Kopf.

„Das habe ich nicht gesehen.“

Er ließ schnell den Motor an und setzte zurück.

„fire all of the guns at ones and explode into space“

Inzwischen lief ein Tiger in Richtung des Waldes, ein Weibchen, sie trug eine kurze hellbraune Stoffhose, ein weites weißes T-Shirt, eine blaue Jeansjacke, auf dem Rücken einen Stoffsack.

„Born to be wild”

Gitarrensolo.

“born to be wild”

Und um den Hals Kopfhörer aus denen laut die Musik der Steppenwölfe erklang.

„born to be wild“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Owl_of_the_Arcane
2009-01-18T09:15:45+00:00 18.01.2009 10:15
born to be wild. ein kleiner prolog zu meinen chara, den du wirklich sehr intressant gestaltet hast^^. hm, also erstmal zum charakter von sam. anfürsich war sie wie ich sie mir vorgestellt hatte etwas schüchterner, das kommt bei dem misstrauischen verhalten in einer intressanten nuance heraus. mir gefällt es wie "wild" du sie skizziert hast im prolog, passt eigentlich besser zu ihrer mutantenfähigkeit als das schüchterene, zuückhaltende und unsichere, wie ich sie mir eigentlich vorgestellt hatte. vor allem fand ich die lyrics des songs, die die an manchen stellen eingestreut hast so genial vor allem die letzten nach dem vorfall im truck passten da hin wie ne eins. aber auch die beschreibung des umfeldes hast du sehr gut auf den charakter bezogen, vielleicht absichtlich oder nicht^^. *zum nächsten kap kulller*
Von:  -wolke-
2008-12-20T22:09:29+00:00 20.12.2008 23:09
schau dir mal die überschrift zu 'feuer ist menschlich' an. da ist ein 'e' zu viel.
du hast nicht viel verändert-mir ist nichts aufgefallen.
das kapitel kannte ich ja schon, aber ich finde es trotzdem cool!
Von:  Diavolino
2008-10-16T22:00:33+00:00 17.10.2008 00:00
Hey, ich muss zugeben, deine Geschichten sind super!
Du hast eine elegante Art, Dinge zu beschreiben und bist wortgewandt.
Auch finde ich, dass die Texte einen gewissen Gehalt an Intelligenz aufweisen ;)
Die Ideen sind natürlich auch klasse und die gewissen, kleinen Vernetzungen finde ich genial :D
Ich würde es sehr interessant finden, wenn du (vielleicht hattest du
das auch vor) die einzelnen, kleinen Kapitel zu einer grösseren Geschichte zusammen fügen würdest.
Von: abgemeldet
2008-10-10T18:13:38+00:00 10.10.2008 20:13
wow..eigentlich bin ich kein Freund von one-shots..sie sind so kurz und zu schnell zu ende. Leider musste ich feststellen, dass du zu solchen neigst. und ich liebe es, sie zu lesen! wirklich! einfach...wow..

wie kommst du nur auf solche Ideen? ich beneide dich!


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