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One Mankind

es gibt nur eine Menschheit
von

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Ein himmliches Treffen

Ein Berg nach dem anderem, Tal um Tal, mal höher, mal tiefer, auf diese Weise gestaltete sich dieses südliche Gebirge. Spärliches Grün, fehlende Wälder, allerhöchstens ein paar wenige Bäume. Dazu die absolute Stille, welche sich auf die Ohren legte. Die Straße, welche in Serpentinen die Berge hinauf und herab führte, flimmerte durch die Temperaturen des heißen Sommertages. Wie ein flüssiger Film. Kaum ein Mensch würde diese Straße freiwillig befahren, geschweige denn an ihr entlang gehen, zu Fuß. Aber trotzdem erhob sich das Abbild eines Menschen über dem flimmernden Film der fast schon kochenden Straße. Der junge Mann mit seinem Buch, zerschlissenen Jeans und einem Stoffsack, welcher irgendwann mal einem Rucksack ähnlich gewesen war. Noch immer stieg eine zarte weiße Rauchfahne in den Himmel, während er sich lesend Schritt für Schritt fortbewegte. Ein weiteres Mal erreichte er eine Bergkuppe, sie präsentierte ihm ein gänzlich neues Bild.

Nicht mehr die Monotonie eines Gebirges, nicht nur Tal und Berg im Wechsel, keine spärliche Graslandschaft, völlig neu und unerwartet. Der junge Mann ließ sein Buch sinken, steckte es in eine der hinteren Taschen, sah dann langsam auf, strich sein Haar mit einer automatisierten Geste zur Seite, verbesserte seine Sicht. Die Straße zu den Füßen des Jungen ging in Serpentinen den Berg hinab und ergab sich in ein Tal. Im Talkessel führte die Straßen einerseits wieder den anderen Berg hinauf, andererseits besaß sie eine Abzweigung, diese Abzweigung führte erst durch ein Tor und nach wenigen Metern endete sie vor einem großen Gebäude. Sehr ungewöhnlich, wenn man die Gegend bedachte. Wer würde mitten im nirgendwo ein Gebäude errichten? Vor allem eines in dieser Größe. 4 Stockwerke. Es machte einen alten Eindruck, erinnerte irgendwie an die klassischen Herrenhäuser des ausgehenden 18 Jahrhunderts. Ein schmückendes Gesims diente als Trennung zwischen den Stockwerken. Unnötig, nur der Zierde dienend. Bögen über Fenstern und Türen als Abschluss und Auflockerung des sonst sehr geometrischen Aufbaus. Es ließ sich schwer sagen, um welche Art von Gebäude es sich handelte. Zum Wohnen war es zu groß und in Anbetracht des menschlichen Verlangens nach Gesellschaft auch zu einsam. Als Büro so oder so viel zu abgeschieden. Allerdings waren Fragen dieser Art hinfällig, da sich alles mit einer genaueren Untersuchung so oder so klären würde.

Leider würde sich die genauere Untersuchung schwieriger gestalten, was dem Jungen erst jetzt auffiel. Ein Zaun. Ein hoher Zaun umgab das gesamte Gelände. Es war nichts was ihn wirklich störte, er würde ihn überqueren können, aber wer schon einen Zaun errichtete, der wollte nicht gestört werden und wäre mit Sicherheit wachsam. Ein dezenter Hinweis sozusagen. Der Junge machte einen Schritt dem Gebäude entgegen. Es interessierte ihn irgendwie. Endlich passierte wieder etwas. Auf seine Lippen legte sich ein selbstsicheres Lächeln. Er zog wieder sein Buch hervor, er müsste schliesslich noch ein gutes Stück laufen und diese Zeit sollte nicht verschwendet werden. Schritt für Schritt ging es gemütlich die Serpentinen hinab. Seine Zigarette war inzwischen wieder abgebrannt, aber seine Gedanken waren beim Gebäude, so dass er in dem Moment keine nachlegte. Die Landschaft zog an ihm vorüber. Doch war sie keines Blickes würdig, schliesslich wiederholte sie sich mit jeder Kurve. Da waren die Geschehnisse der vor ihm aufgeschlagenen Fiktion wesentlich spannender. Aber kaum, dass er das Kapitel zur Hälfte gelesen hatte, erreichte er sein Ziel. Der Höhenunterschied ließ sich kurz als unangenehmer Druck auf seinen Ohren nieder, aber der Körper stellte sich schnell ein und regulierte den Druck, ganz normal, man war es gewohnt. Der Junge ließ sein Genick knacken. Dann wandte er sich dem Gebäude zu, er stand fast direkt vor dem Tor. Nur knapp 2 Meter Abstand bestanden zu dem eisernen Gatter. Es war in schwarz bestrichen und bestand aus der Komposition blumenartiger Gebilde. Sehr interessant, sehr künstlerisch. Er war kurz davor sich das Tor zu öffnen, wer die Kraft dazu hatte, dem war ein verschlossener Weg, nur eine neue Herausforderung. Er hatte sich noch nicht bewegt, nicht einen Finger gerührt, aber trotzdem erklang ein Satz in seinen Ohren.

„Bei dem Tor wurde sich sehr viel Mühe gegeben. Lass es bitte ganz, soviel Respekt hat der Künstler verdient.“

Der Junge war überrascht, regte aber weder seinen Körper, noch sein Gesicht, er blieb nach außen vollkommen ruhig. Fast vor ihm, nur durch das Tor getrennt, stand ein älterer Mann, wohl Anfang 40, er trug Jeans und T-Shirt, hatte ein freundliches Lächeln im Gesicht. Seine Haltung war offen. Die Augen warm, zu mindestens eines von beiden, das andere war mit einem milchigen Film überzogen.

„Du solltest auch nicht rauchen, dass ist schlecht für die Lungen.“

Der Junge wurde erneut überrascht, seine Gedanken waren nur aus reiner Gewohnheit zu der Schachtel in seiner rechten Jackentasche gewandert, er hatte sich noch nicht entschieden, aber jetzt griff er zu. Und wenn er es nur tat, um dem Alten zu zeigen, dass ihm seine Ratschläge egal waren. Es waren nur noch 3 übrig, langsam wurde es knapp, trotzdem ließ er eine in seine Hand fallen. Mit einem kurzen Schwung aus dem Handgelenk legte er sie in seinen Mundwinkel. Die Schachtel verschwand wieder und er aus der anderen Tasche kam ein Feuerzeug hervor. Ein kurzes Klicken und mit einem leisen zischen begann der Tabakstängel zu brennen. Der Junge sog den nikotintriefenden Rauch in seine Lunge, atmete ihn langsam wieder aus. Es war beruhigend. Dann rutschte der Glimmstängel wieder in seinen Mundwinkel und ließ sanften weißen Rauch in den Himmel steigen. Der ältere Mann war ruhig, er beobachtete den Rauch, den Himmel, wandte sich einigen fliegenden Vögeln zu und behielt ein angenehmes Lächeln. Eine Weile war es still, fast wie ein Wettbewerb. Wer redet zu erst? Der Junge gab sich ruhig, zog eine Augenbraue an, atmete tief durch, der weiße Rauch stieg weiter, der Ältere fixierte den Jüngeren. Beide Augen normal, aber mit unglaublicher Sicherheit, er war sich seines Sieges gewiss. Der Junge starrte zurück, wandte sich ab und lehnte sich mit dem Rücken gegen das Gatter.

„Also, was ist das hier?“

„Was ist was?“

„Dieses Gebäude, mitten im nirgendwo, was soll das?“

„Eine kleine Schule, obwohl, wohl eher ein Internat.“

Der Junge drehte sich schwungvoll wieder um, seine Haare fielen vor seine Augen, er musterte den Mann durch den Haarvorhang hindurch. Dann machte er eine kurze Handgeste, ein Stein löste sich aus dem Boden und steuerte auf das Kinn des Älteren zu. Kein Treffer. Er hatte seinen Kopf wie durch Zufall in den Nacken gelegt. Eines seiner Augen war wieder milchig weiß.

„Ist der Himmel nicht wunderschön blau? Es wirkt so friedlich, sehr angenehm.“

Ein Zufall. Vorhersehung konnte es nicht geben. Der Alte hatte einfach nur Glück. Während der Blick des Älteren wieder sank, griff der Junge in die Luft, unerkennbar für den Alten verhärtete sich ein Brocken Erde. Sekunden später schoss er auf den Mann zu. Er wich wieder aus, eigentlich hatte er die Bewegung schon begonnen, bevor der Stein geflogen war. Es wirkte, als wäre er grundlos zur Seite gegangen, aber der Zufall wäre zu groß. Der Junge sog an der Zigarette und stieß den Rauch stoßartig aus.

„Wie ist dein Name Kleiner?“

Der Junge war gerade in diesem Moment, von dieser Frage überrascht. So etwas, nach dem was er getan hatte, ließ sich durchaus als unüblich bezeichnen. Er ließ seine Hände sinken, sein Interesse stieg langsam an, der Mann war mysteriös. Er konnte nicht normal sein, er musste wie der Junge selbst sein, besonders, davon war er nun überzeugt. Allein aus diesem Grund entschied er sich für eine Antwort die nur er kannte, denn er hatte sich dafür entschieden, er hatte sich selbst definiert.

„Terron.“

Der Mann schüttelte seinen Kopf, sein leicht graues Haar tanzte. Er setzte ein Lächeln auf, welches man hatte, wenn man ein kleines Kind belehrte.

„Ich will nicht wissen womit du dich definierst, sondern wer du wirklich bist, welcher Name wurde dir bei deiner Geburt verliehen?“

„Michael Stone.“

„Interessant. Weißt du, ich bin der Überzeugung, dass jeder Name eine Art Bestimmung darstellt. Ein Weg der einem durch die Welt vorbereitet wird. Es ist kein Zufall, wenn einem ein ganz bestimmter Name gegeben wird. Auch wenn das die meisten glauben. Es ist einfach etwas, dass sich als Schicksal beschreiben lässt. Der Nachname ist dabei egal, nur der Vorname ist entscheidend. Er sagt alles aus, was man über einen Menschen wirklich wissen muss, jedenfalls glaube ich das.“

„Sehr ... interessant ...“

Eindeutiger Sarkasmus. Michael war nicht wirklich daran interessiert zu zuhören, aber ebenso wenig wollte er jetzt gehen. Er hatte einfach das Gefühl, dass er lieber bleiben sollte. Es wäre besser für ihn, jedenfalls gab es irgendetwas in ihm, dass ihm das sagte.

„Lass einen alten Mann ein wenig mit seinem Wissen angeben, sonst hätte ich es doch ganz umsonst angehäuft. Michael ist der Name eines der Erzengel, der engsten Diener Gottes, er kommt aus dem hebräischen, abgeleitet von Mikaal, und bedeutet soviel wie: ‚Keiner ist wie Gott.’ Allerdings hat es für dich wahrscheinlich keine Bedeutung.“

Der Junge schnaufte nur und entbehrte jeder Antwort. Er rollte statt dessen mit seinen Augen, knickte seine Knie ein und ließ sich im Schneidersitz auf dem Boden vor dem Tor nieder.

„Ich hatte wohl Recht, ein Atheist also, aber ich bin noch nicht fertig.“

„Aber beeilen sie sich, sie sollten fertig sein, bevor ich genauso alt bin wie sie.“

„Geduld. Michael war der Bezwinger Luzifers. Er wird oft als Krieger dargestellt. Zudem war er der Anführer der himmlischen Heerscharen als es zur Schlacht gegen den gefallenen Engel kam. Und am Tag des jüngsten Gerichts, wird er der Seelenwäger sein und entscheiden wer in die Hölle geht und wer den Himmel erreicht. Der Name spricht dir Mut, Kraft und ausgesprochene Führungsqualitäten zu.“

„Gott ... damit kann ich nichts anfangen, aber die Beschreibung, ist durchaus treffend.“

Der Mann machte einige Schritte an das Tor heran und schien einen Zahlencode einzugeben, jedenfalls war das zu vermuten, da es mehrmals ein leises Piepsen zu hören gab. Kurz darauf schwangen die schweren Türen auf, nun stand er direkt vor Michael. Zeit für Gegenfragen.

„Wie heißen sie?“

„Raphael Zero.“

„Was bedeutet?“

„Raphael war ebenfalls einer der Erzengel. Frei übersetzt: ‚Gott heilt die Seele’. Er gilt als Heiler und als Schutzpatron der Kranken.“

„Treffend?“

„Das musst du wahrscheinlich selbst entscheiden.“

„Und dein ‚Name’?“

Michael betonte es auf eine Weise, welche es klar machte, was genau er meinte. Er wollte den Namen wissen, den sich der Alte selbst gegeben hatte. Worüber er sich definierte. Was er nach außen hin sein wollte.

„Zero!“

„Langweilig und unkreativ.“

„Aber er beschreibt genau das, was ich will, einen neuen Anfang, ein neues Leben, ein neues Ich. Jedenfalls, wenn man es so sehen will.“

Michael ging nicht weiter darauf ein, er atmete kurz stoßartig aus, sog an seiner Zigarette, warf sie zu Boden, trat sie aus, atmete langsam den Rauch aus und folgte dann dem Alten auf das Gelände und in das Gebäude. Er hatte einfach das Gefühl, dass sie durch mehr miteinander verbunden waren, als nur durch ihre pure Besonderheit.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  -wolke-
2008-12-20T23:21:47+00:00 21.12.2008 00:21
auch hier hat sich, glaube ich, nicht allzuviel verändert, oder?
aber das kapitel gefällt mir auch gut, besonders der letzte absatz.
hat was geheimnissvolles.
Von: abgemeldet
2008-10-26T16:52:34+00:00 26.10.2008 17:52
tja..was soll ich sagen ohne mich zu wiederholen? Ich bin dankbar. dankbar dafür, dass du so wow..schreibst und mich damit die Tugend der Geduld lehrst und mich der Vorfreude beschenkst^^
so..ok..jetzt mal ernsthaft. ich bin wirklich gespannt was nun wie wird. der Anfang ist gesetzt und nun kann man nur noch gespannt warten, was passiert, wem er begegnen wird..wow..


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