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Zitate meiner Lieblingsbücher Bücher, Zitate

Autor:  -Lelias-
Heute: Demian - Hermann Hesse

Spoiler

Seite 8
Wenige wissen heute, was der Mensch ist. Viele fühlen es und sterben darum leichter, wie ich leichter sterben werde, wenn ich diese Geschichte fertig geschrieben habe.

Das Leben jedes Menschen ist ein Weg zu sich selber hin, der Versuch eines Weges, die Andeutung eines Pfades. Kein Mensch ist jemals ganz und gar er selbst gewesen; jeder strebt dennoch, es zu werden, einer dumpf, einer lichter, jeder wie er kann.

Seite 30
„Ganz einfach! Das, was vorhanden war und womit die Geschichte ihren Anfang genommen hat, war das Zeichen. Es war da ein Mann, der hatte etwas im Gesicht, was den Anderen Angst machte. Sie wagten nicht, ihn anzurühren, er imponierte ihnen, er und seine Kinder. Vielleicht, oder sicher, war es aber nicht wirklich ein Zeichen auf der Stirn, so wie ein Poststempel, so grob geht es im Leben selten zu. Viel eher war es etwas kaum wahrnehmbares Unheimliches, ein wenig mehr Geist und Kühnheit im Blick, als die Leute gewohnt waren. Dieser Mann hatte Macht, vor diesem Mann scheute man sich. Er hatte ein >Zeichen<. Man konnte das erklären, wie man wollte. Und >man< will immer das, was einem bequem ist und recht gibt. Man hatte Furcht vor den Kainskindern, sie hatten ein >Zeichen<. Also erklärte man das Zeichen nicht als das, was es war, als eine Auszeichnung, sondern als das Gegenteil. Man sagte, die Kerls mit diesem Zeichen seien unheimlich, und das waren sie auch. Leute mit Mut und Charakter sind den anderen Leuten immer sehr unheimlich. Dass da ein Geschlecht von Furchtlosen und Unheimlichen herumlief, war sehr unbequem, und nun hängte man diesem Geschlecht einen Übernamen und eine Fabel an, um sich an hm zu rächen, um sich für alle die ausgestandne Furcht ein bisschen schadlos zu halten. Begreifst du?“

Seite 31
„Oh doch! Sicher ist das wahr. Der Starke hatte einen Schwachen erschlagen. Ob es wirklich sein Bruder war, daran kann man ja zweifeln. Es ist nicht wichtig, schließlich sind alle Menschen Brüder. Also ein Starker hat einen Schwachen totgeschlagen. Vielleicht war es eine Heldentat, vielleicht auch nicht. Jedenfalls aber waren die andern Schwachen jetzt voller Angst, sie beklagten sich sehr, und wenn man sie fragte: „Warum schlaget ihr ihn nicht einfach auch tot?“ Dann sagten sie nicht: „Weil wir Feiglinge sind“, sondern sie sagten „Man kann nicht. Er hat ein Zeichen. Gott hat ihn gezeichnet!“

Seite 34
Nämlich ich träumte wieder von Misshandlungen und Vergewaltigung, die ich erlitt, aber statt Kromer war es diesmal Demian, der auf mir kniete. Und – das war ganz neu und machte mir tiefen Eindruck – alles, was ich von Kromer unter Qual und Widerstreben erlitten hatte, das erlitt ich von Demian gerne und mit einem Gefühl, das ebenso viel Wonne wie Angst enthielt.

Seite 90
Wonne und Grauen, Mann und Weib gemischt, Heiliges und Gräßliches ineinander verflochten, tiefe Schuld durch zarteste Unschuld zuckend – so war mein Lieblingstraumbild, und so war auch Abraxas.

Seite 103
Ich war damals, mit meinen etwa achtzehn Jahren, ein ungewöhnlicher junger Mensch, in hundert Dingen frühreif, in hundert andern Dingen sehr zurück und hilflos. Wenn ich mich je und je mit anderen verglich, war ich oft stolz und eingebildet gewesen, ebensooft aber niedergedrückt und gedemütigt. Oft hatte ich mich für ein Genie angesehen, oft für halb verrückt. Es gelang mir nicht, Freuden und Leben der Altersgenossen mitzumachen, und oft hatte ich mich in Vorwürfen und Sorgen verzehrt, als sei ich hoffnungslos von ihnen getrennt, als sei mir das Leben verschlossen.

Seite 140
„…Ihre Liebe wird von mir gezogen, wenn sie mich einmal zieht, so komme ich. Ich will keine Geschenke geben, ich will gewonnen werden.“

Seite 155
Ich schloss gehorsam meine Augen zu, ich spürte einen leichten Kuss auf meinen Lippen, auf denen ich immer ein wenig Blut stehen hatte, das nie weniger werden wollte. Und dann schlief ich ein.


Ich muss sagen, das Buch hat mich wirklich bewegt und teilweise echt fertig gemacht...
Es ist ein Meisterwerk und ich lege es jedem ans Herzen, der sich auch manchmal "anders" fühlt...


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