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Mangaka in Deutschland – das Glamour-Business?

Autor:  VenusKaio
Ich möchte gerne mal einen Weblog-Eintrag schreiben, der ein bisschen aufklären soll. Aufklären darüber, wie die derzeitige Situation für deutsche Mangazeichner ist. Ich glaube, viele haben über die Jahre eine falsche Vorstellung davon bekommen.
Von vielen Seiten hört man von angehenden Zeichnern, wie gut welcher Verlag zahlt. Um es mal ganz offen zu sagen, heißt es überall, dass EMA bei den dt. Mangaverlagen am schlechtesten zahlt, da will also niemand hin. Dem möchte ich ganz einfach entgegensetzen, dass EMA seine Zeichner so bezahlt, wie es auf dem freien Markt überall in Deutschland üblich ist.

Gehen wir davon aus, dass ca. 4.000 Exemplare eines EMA-Mangas gedruckt werden. Wenn 2.000 verkauft würden, wäre das schon ein ganz gutes Ergebnis. Nun wird die Sache so gehandhabt, dass man meistens für die Hälfte der Auflage bezahlt wird, also eine Garantiesumme erhält, das ist bei fast allen Buch-Verlagen so. Man wird mit 8 % am Buch beteiligt…

Hier die Rechnung:

Wenn der Manga zum Beispiel im Handel 6 Euro kostet, dann erhält der Zeichner etwa 51 Cents pro verkauftem Buch.
(Der Verlag erhält übrigens auch nicht viel mehr! – 51 Cent pro Buch zu erhalten ist übrigens gar nicht so schlecht, wenn man wirklich viel von den Büchern verkaufen würde! Manche Leute sind an ihren Werken mit weniger als 1% beteiligt und können trotzdem davon reich werden)
Als Vorschuss würde der Zeichner also 2.000 x 51 Cents erhalten, das sind 1.027 Euro. Verkauft sich die ganze Auflage, dann kämen noch einmal 1.027 Euro dazu.

Klingt erstmal ganz gut, wenn man noch nicht viel mit Geld zu tun hatte. Aber wenn man tatsächlich ein halbes Jahr an dem Buch sitzt, und nicht mehr zu Hause wohnt, sondern ein selbstständiges Leben führt, ist das weniger lustig, so ein Buch verlangt ja viel Aufmerksamkeit und Zeitaufwand. Wer von dem Geld seine Miete (und als Selbstständiger auch noch Kranken-, Renten-, und Pflegeversicherung) zahlen müsste, dann gute Nacht.

An der Stelle auch noch mal ein Wort zum Thema „Auflagen“. Ein Magazin, wie die Animania und Co., kommt nicht unter 40.000 Exemplaren auf den Markt, ein Wochenmagazin wie die “Zeit“ geht dann irgendwo ab 100.000 aufwärts, und die Bildzeitung treibt es gerne in Millionenhöhe.
Und jetzt dagegen… 4.000 Exemplare eines deutschen Mangas. Da möchte man doch echt verzweifeln! Und leider werden oftmals nicht einmal so viele Exemplare verkauft, dass der Verlag seine Druckkosten reinbekommt. Das ist bei Carlsen so, das ist bei Tokyopop so, und das ist auch bei EMA so.
Viele gaukeln eine schillernde Welt vor, sodass Beteuerungen wie: „Ihr werden von der Arbeit als Mangazeichner wahrscheinlich nicht leben können“, oft ungehört verhallen.

Bei Carlsen wird ähnlich verfahren wie bei EMA, auch hier sind die Bezahlungen eher marktüblich. Mangas werden genauso behandelt wie jedes normale andere Buch auch. Wobei die Manga- und Comiczeichner schon eine Art Privileg haben, weil sie mit 8% am Buch beteiligt sind. Kinderbuch-Illustratoren beispielsweise bekommen nur 4%, also die Hälfte!

Tokyopop fährt eine etwas andere Schiene, wie auch Joachim Kaps in der Diskussionsrunde zum Erlanger Comicsalon erklärte. Er zahlt seinen Zeichnern so viel, dass sie davon leben können. Das klingt gut, und ist es auch, ein ehrbares Ziel.
Nur die Frage, die sich daran anschließen muss, ist:
„Wie lange kann ein Verlag Bücher finanzieren, für die er keinen müden Euro zurückerhält?“.
Kaum ein dt. Manga schafft es, schwarze Zahlen zu schreiben.
Es wird also mehr Geld in die Bücher und die eventuelle Zukunft investiert, als jemals herausspringen könnte. Die Zeichner müssten wahrscheinlich weit mehr als 10.000 Bücher verkaufen, um das Geld einzuspielen, welches sie bekommen haben. Nur… die Auflagen betragen meistens gar nicht so viel!
Wie lang kann das gutgehen?
Für die Zeichner wäre es wirklich wünschenswert, dass sie so viel Geld bekämen, um ein gutes Leben zu führen, ohne tausend Arbeiten neben ihrem Entstehungsprozess am Manga machen zu müssen. Aber, dass dieses ganze System auf tönernen Füßen gebaut ist, kann einem Angst und Bange machen. Kaum ein dt. Verlag hat noch Lust, dt. Mangas zu produzieren, zumindest vom finanziellen Aspekt. Denn „Lust“ hätten sie alle, und das ist allen deutschen Manga-Verlagen extrem hoch anzurechnen.

Was ich mit dem langen Geschwalle eigentlich sagen möchte, ist, dass man zwar mit jeder Faser seines Körpers nach den Sternen greifen sollte, und gottverdammt noch mal auch darum kämpfen sollte, einen Manga zu publizieren, wenn es einem auf der Seele brennt, aber ein bisschen Kenntnis der Welt hinter dem roten Vorhang, ist überlebenswichtig. Bloß nicht darauf hoffen, das ganze Leben mit Mangazeichnen bestreiten zu können. Beziehungsweise: drauf hoffen, und trotzdem einen Plan B haben und so viel lernen wie möglich.
Bei einem Manga-Zeichenkurs den ich für Jugendliche gegeben habe, hatte mir ein Mädchen auch ganz ernsthaft gesagt, dass sie Mangaka werden will, und auch fest entschlossen sei. Ich hab sie darin bestärkt, auch wenn ich gerne gesagt hätte, dass ie sich bloß nicht alleine darauf festlegen soll.
Ich hab das hier alles geschrieben, für den Fall, dass es Leuten da draußen noch nicht so klar ist.

Ach ja, und die Zahlen die ich hier offengelegt habe, sind kein großes Insider-Wissen, das sind Zahlen die sich jeder so ausrechnen kann, wenn er weiß, wie die übliche Beteiligung an den eigenen Büchern ist.

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Datum: 13.11.2008 17:04
Da redet jemand mit Einblick. Jetzt müssen nur noch genug vom Nachwuchs das auch lesen ;)
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Datum: 13.11.2008 22:05
leider die traurige wahrheit... deswegen is es ja so angenehm im chilligen privatbereich zu bleiben, da kann man genau
kalkulieren, was man einnimmt und was man ausgeben muss...
und zudem schauen, dass man während man studiert/arbeitet zeitlich nicht untergeht...

Mangas verkaufen in Deutschland... das ist echt ne Brotlose Kunst...
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Datum: 27.11.2008 16:19
uh...ich hab jetzt gar nicht so grosse bammel wegen den mangas sondern here wil ich gerne buchkunst studieren möchte und das mit dem kinderbüchern klingt echt hart...ich sollte schonmal im subway anfragen.... buhuhuh
Wer sagt Freiheit herrscht, der lügt, den Freiheit herrscht nicht!


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