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"Meine" Connichi 2015 Connichi 2015

Autor:  KarlE
Schön wars auf der Connichi. Am Freitag frühmorgens mit dem ICE nach Kassel, siehe da, setzen sich doch zwei altbekannte Gesichter zu mir an den Tisch. Statt Anime zu gucken gab es interessante Gespräche rund um Bus- und Trambahnfahren. Ärgerlicherweise hatte ich es versäumt, im Geldbeutel meine alte durch die aktuell gültige Bahncard auszutauschen, so hieß es erstmal nachzahlen, das Geld kann ich dann unter Vorlage der Dokumente zurückbekommen.
In Kassel angekommen hatte ich etliche Stunden Zeit, ich hab mir das Stück Universität an der Wilhelmshöher Allee angeschaut, das auf dem Weg zur Unterkunft lag, bisschen die Schaukästen und Poster angeschaut, im Sonnenschein Mittagsbrotzeit gemacht, und es gab auch Platz, sich gemütlich mit dem Laptop hinzusetzen. Da ich für mein Zimmer (über AirBnB gebucht, tatsächlich eine ganze Wohnung) Schlüsselübergabe um 14:30 hatte, blieb mir der Countdown zur Hallenöffnung erspart. Mit der Tram 8 kommend, nutzte ich den Eingang vom Hotelgarten aus und war schnell bei der am Freitag kaum besuchten Signierstunde von Gainax-Chef Hiroyuki Yamaga und dem Gainax-Regisseur Shouji Saeki. In Sachen Japan-Kultur war einiges geboten, zu allererst das Auftakt-Konzert am Freitag mit dem Shinobue- (Querflöte-) Spieler Kazuya Sato und der Tsugaru-Shamisen (langhalsige dreisaitige Laute mit hautbespanntem kleinem Korpus) Spielerin Chie Hanawa, als Japans Spitzenspielerin beworben. Die beiden spielten zunächst abwechselnd Solos, teils mit Pianobegleitung, und dann auch zusammen. Waren sie, besonders Sato, anfangs noch eher steif, so sind sie während des Konzertes merklich lockerer geworden, und beim letzten Stück hatten sie sichtlich einen Riesenspaß. Ein großartiges Erlebnis!
Nach der Eröffnung mit der Vorstellung der Ehrengäste und einem Anklang an das Motto "Western" besuchte ich noch den Vortrag "Japanische Mythologie und ihre Wesen", der mit einer durch sehr laute Musik begleiteten, länglichen Slideshow startete, aber dann etliche der Fabelwesen und ihre Eigenschaften ansprach, teilweise auch mit Bezügen zu Manga und Anime. Ich konnte dem interessierten Referenten anschließend noch einige passende Anime-Titel empfehlen. Die Con-Tüten waren am Abend schon aus (am Samstag nachmittag dann ohne Schlange erhältlich), aber ein Programm hatte ich mir schon früher am Animexx-Stand geschnappt und Lanyard ohnehin gleich mitgebracht, also kein Problem. Der spätere Abend galt dem Anime-Quiz, das diesmal nicht von Rudi und Christof präsentiert wurde, sondern von den ebenfalls unter BQFH ausgewiesenen OMC Hamburg, und dem bekannten Schema folgend. Spontan hat mich ein Team als vierten Mann mit dazugenommen. Aus Angst vor Minuspunkten hielt ich mich bei zwei Vermutungen zurück, die sich als richtig erwiesen, aber wir sahen das ganze eh sehr locker, und so war die "Überlebenden" Urkunde gerade passend für uns.

Samstag startete ich mit dem Q&A der Synchronsprecher Jouji Nakata und Torsten Münchow, die japanische und deutsche Stimme von Hellsing's Alucard. Danach noch den Rest des von ihrer Frontfrau charmant präsentierten Ongaku no Kara Konzerts und an gleicher Stelle im Blauen Saal einen Vortrag über Shinto mit der Entstehungsgeschichte der Götterfamilie und der Welteneinteilung in Himmel, Erde und Wurzelreich. Der Abwechslung halber dazwischen mal ne Showgruppe, Momantai spielten gerade im Saal. Dann leider die größte Enttäuschung in meinem Connichi-Besuch: Der Gesellschaftssaal war schon voll, als ich zum Samurai-Vortrag des Gainaxchefs Yamaga wollte. Mist, damit hatte ich nicht gerechnet, sonst hätte ich mir natürlich die Zeit genommen, mir frühzeitig einen Platz zu sichern. Neben Samurai hatte er auch angekündigt, etwas über die Pläne von Gainax zu erzählen, das alles hatte mich brennend interessiert. Ich hab dann erstmal eine Weile nahe der Tür rumgelungert, falls jemand den Saal verlässt und somit auch die "Klug Security" (die man in den Säälen in der Regel in Gruppen von bis zu vier, von denen eine/r was tat und sie ansonsten mit ihren Handys beschäftigt wirkten oder sich über das Publikum lustig zu machen schienen) keinen Grund haben würde, mir den Einlass zu verweigern, aber leider tat sich da nichts. Parallel war das Programm auch gerade recht dünn, der Hauptsaal war wegen Vorbereitung des Angela-Konzerts geschlossen, so dass ich herumwanderte. Ins Angela-Konzert guckte ich kurz von der Empore aus rein, wie zu erwarten von der Connichi-Tontechnik, extrem laut und schrill. Was als "Modelkits bauen mit Takeshi Miyagawa - schaut dem Meister zu, wie er arbeitet" angekündigt war, war ein Vortrag über seine Werke, mit italienischen Slides von einer Veranstaltung vor drei Jahren. Inhaltlich ganz interessant. Brüste und Haare kann man nicht nach menschlichen Körpern modellieren, alles andere schon, wenn ich die Übersetzerin da richtig verstanden habe. Auf jeden Fall sind Modelkit-Figuren eine andere Qualitätsklasse als fertige PVC, was sich auch im Preis widerspiegelt. Und dann kommt noch die eigene Arbeit dazu, sie zu bemalen. Danach noch ein Vortrag über Japans Westen als Reiseziel, konkret vorgestellt wurden Kyoto, Osaka, Nara und Hiroshima. Sehr aufwändig gemachte Slides mit Dreh-Zoom-Effekten der Landkarte und Polaroid-Style Fotos darauf. Inhaltlich gab es ein paar Impulse, die verschiedenen Okonomiyaki-Stile wurden angesprochen, für praktische Reisetipps wurde auf einen Vortrag des Vorjahres verwiesen aber einige Details auch erläutert (Railpass; wo Romaji zu erwarten ist - angeblich doch nicht flächendeckend bei der JR, wie ich das vermutet hatte). Das Ende überschnitt sich mit einem kleinen Hanabi-Feuerwerk im Hof passend zu den dort aufgebauten Matsuri-Ständen. Allerdings gab es dort nicht die aus vielen Anime bekannten Tropf-Feuerwerke (ich dachte dies in der Ankündigung auf der Connichi-Webseite gelesen zu haben, finde es aber nicht mehr, evtl. wurde es editiert) sondern normale Wunderkerzen. Auf dem Heimweg in meine Unterkunft in der Sophienstraße (westlich Querallee, südlich Wilhelmshöher Allee) hatte ich den Eindruck, dass weiter im Norden ein größeres Feuerwerk stattfand, länger anhaltendes Geknatter und auch Lichtschein hie und da, dazu wäre ein Hinweis von der Connichi nett gewesen, noch dazu, da es prima zum Matsuri gepasst hätte.

Den Sonntag startete ich mit dem Q&A des Animators Kazuhira Soeta, der wie üblich zunächst einen kurzen Bildvortrag über sein Schaffen hielt, an den dann die Fragerunde anschloss. Die japanische Kultur war mit einem Vortrag über die Geschichte der europäisch-japanischen Kontakte vertreten. Mit der AMV-Siegerehrung und der Abschlussveranstaltung ging "meine" Connichi dann auch wieder zu Ende. Meine Unterkunft konnte ich noch bis Sonntag abend nutzen, so hatte ich das Packen auf nachher verschoben und noch Gelegenheit, ein bisschen am Laptop zu arbeiten, bevor es dann, gestärkt mit einem Döner von dem Laden gegenüber des Bahnhofs, mit dem letzten ICE wieder nach Hause ging.
Datum: 23.09.2015 06:38
Sehr schön geschrieben.

Beste Grüße, Jurai
Datum: 09.10.2015 05:24
Ins Angela-Konzert guckte ich kurz von der Empore aus rein, wie zu erwarten von der Connichi-Tontechnik, extrem laut und schrill.

Ist ja auch für Leute mit Ohrenstöpsel gemacht ;-)


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