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Lange Geschichte ohne Pointe in eigener Sache, Misogynie

Autor:  DavidB

Diese Geschichte ist etwas privater als sonst. Auch wenn ich im Text scherze und übertreibe, schreibe ich über reale Sorgen von mir und vermutlich sogar von anderen Männern heutzutage.

Letzten Mittwoch fuhr ich nach der Arbeit nach Hause. Ein Mädel, vorpübertär und mit Kopfhörern auf den Ohren, latschte wenige Schritte hinter mir auf dem Fahrradweg, als ich eine Fahrradklingel hörte.
Anstatt wie vermutlich jeder normale Mensch das Mädchen anzusprechen, machte ich Gesten, dass sie zu mir kommen soll - also vom Fahrradweg runter. Sie sieht es, nimmt einen Stöpsel raus, hört die Klingel und geht vom Fahrradweg runter. Und sie bedankt sich bei mir.
Das hätte schlimmer ausgehen können. Minderjährige Mädels anflirten ist meines Wissens nicht so gerne gesehen.
Aber das war nicht das letzte Mal, dass ich das Mädel am selben Abend gesehen habe.

Das Mädchen ging danach etwa einen Schritt Abstand vor mir.
Ich finde das etwas unangenehm, aber was soll's, die biegt bestimmt gleich ab und wohnt bestimmt gaanz woanders als ich.
Zwei Häuserviertel später läuft mir das Mädel noch immer vor den Füßen her. Ich versuche, seitlich einen großen Abstand aufzubauen, möchte aber gleichzeitig keinen Umweg gehen, nur weil so ein kleines Mädchen jeden meiner Schritte vorherzusehen scheint.
Und wie sieht das überhaupt aus? Ich verfolge die doch nicht! Ich bin kein Perversling, der kleine Mädchen verfolgt - und ich möchte auch nicht den passenden Ruf dazu haben, geschweige denn Prügel von besorgten Mitbürgern oder Pfefferspray in der Visage.

Also überhole ich die Kleine an der erstbesten Möglichkeit, an einer Ampel. Nun geht sie hinter mir, aber noch immer exakt denselben Weg wie ich.
Immerhin sieht es nicht mehr so aus, als würde ich der Kleinen folgen. Ein paar Blocks weiter gehe ich eine Abkürzung, um eine Ampel zu meiden - die Kleine auch. Weitere Blocks weiter nehme ich einen Kiesweg als Abkürzung - die Kleine auch.

Inzwischen wird mir das Ganze etwas zu gruselig. Ich überlege, zweimal rechts zu gehen, um zu gucken, ob die Kleine mir wirklich folgt. Aber selbst wenn sie mir wirklich folgen würde, würde mir das keiner glauben. Ich bin der gruselige Dicke mit Pädo-Bart, sie die unschuldige Kleine. Was würden Freunde und Verwandte sagen? Ich bin Langzeit-Single, wohne bei Mutter und mache täglich so viele anzügliche Sprüche wie andere mit dreizehn. Ich wäre auf keinem Fall derjenige, bei dem man so etwas nie vorhergesehen hätte.

Langsam fangen meine Beine an zu schmerzen. Ich hatte ein gewisses Tempo entwickelt, um vor ihr zu bleiben, doch langsam wurde dies etwas anstrengend für mich. Aber ich wusste, wenn ich jetzt langsamer werden würde, würde ich bestenfalls "nur" zum perversen Verfolger der Kleinen werden und schlimmstenfalls... Also marschierte ich weiter.

Es war eine hässliche Situation, aus der ich nur rauswollte. Ich konnte nicht gewinnen.
Und dann bog das Mädchen ab, nur wenige Blocks vor meinem Zuhause.

Alter.

Einerseits genoss ich das Schlendern danach, aber natürlich habe ich mich trotzdem immer wieder umgeschaut. Sicher ist sicher.

Zuhause wusste ich, dass ich das keinem erzählen konnte. Was ist das für eine absurde Geschichte? Männer, die sich vor Mädchen fürchten? Wie soll man jemandem erklären, dass man weniger Angst vor dem Mädchen als vielmehr vor der Situation hatte? Und dabei wollte ich nur nach Hause, verdammt!
Ich weiche schon seit Monaten Frauen mit Hund aus, da ich mal im Internet las, dass einige Frauen sich einen Hund zulegen, um perverse Männer und Cat-Caller fern zu halten. Meistens reicht es ja auch einfach, die Frauen komplett zu ignorieren, die besonders Pfefferspray-freudig wirken.

"Er ging die ganze Zeit neben mir her, schwer atmend. Manchmal guckte er zu mir rüber. Der Kerl hat schon vorher versucht, mich anzumachen - aber zum Glück hatte ich meine Axt dabei und konnte ihn mit einem Schlag entmannen!"
So oder so ähnlich stellte ich mir die Story (mit fiktivem Ende) aus der Perspektive des Mädchens vor.

Gestern habe ich im Internet ein Video über Belästigung von Frauen auf offener Straße gesehen, welches eine (sehr späte) Reaktion auf ein älteres Video über Belästigung von Frauen auf offener Straße war.
In beiden Videos läuft ein Kerl verdächtig lange neben einer Frau her, was diese Frau als Belästigung betrachtet. Eine negative Reaktion zu meinem Gelatsche ist also nicht unmöglich und kein reiner Verfolgungswahn.

Hoffentlich komme ich nie wieder in eine solche Situation.
Denn ich weiß nicht, wer mir glauben würde.

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Datum: 23.12.2016 21:13
Ich glaube dir und finde es weder absurd noch ähnliches Männer wird Heute leider zu viel unterstellt, da ist ein höflich sein gleich eine Anmache, ein Blick gleich das man sie mit den Augen Auszieht usw
Erwachsene Männer die sich mit Jüngeren Mädchen Unterhalten perverse Schweine ohne das man weiß um was es geht. Das Selbe ist auch bei Frauen das ist auch richtig und wichtig zu erwähnen aber da sich diese Situation auf Mann zu Frau bezieht hebe ich das natürlich mehr vor. 
Viele Leute interpretieren gern und viel in Aussagen hinein, egal ob etwas davon da steht oder nicht, jedoch sind sie nur, weil sie es gerne machen nicht zwingend gut darinnen.
Datum: 25.12.2016 11:53
Glaube dir und kenn ich auch.
Ja, da überlegt man paarmal was man macht -_-


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