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...Auf dem Fest der Drachen Drachenfest, LARP

Autor:  -Broeckchen-
Zitternd krallten sich Mirjas Hände ineinander, als könnten die verschränkten Finger sich gegenseitig Halt geben. Ihre Mütze hielt sie an die Brust gepresst. Umgeben von all diesen Autoritäten wagte sie nicht, sie zu tragen.
Sie wurde von Männern flanktiert, denen stoische Selbstsicherheit aus den Augen strahlte. Gerade Blicke lösten sich nicht einmal dann von den Zeltwänden des Schattenbereiches, als im Alchemie-Zelt - dem Zugang zu diesem geheimen Bereich - laute, gequälte Schreie ertönten. Nur Mirja zuckte zusammen und starrte erschrocken zu Boden, während sie den Schattenfürsten in seiner Wut brüllen hörte.
"Wie kannst du es wagen, solch eine Schmach zuzulassen?!"
Die Schreie erstarben in einem jämmerlichen Winseln. Und die Stimme des Fürsten senkte sich zu einem bedrohlich zischelnden Flüstern.
"Nie wieder wird einer deiner Alchemisten den Avatar missachten! Falls doch - wirst du ihm in den Tod folgen. Schafft ihn mir aus den Augen!"
In ihrem mit Angst gefüllten Herzen verfluchte Mirja den als Koch gekleideten Mann, der links neben ihr saß und dem sie unwissend hierher gefolgt war. In dem festen Glauben, sich dem gemeinen Fußvolk unterzumischen, war sie ihm bis zu der geheimen Basis der Schatten nachgelaufen, einer besonders gnadenlosen und gefährlichen Elite-Einheit des Kupfernen Lagers. Nun saß sie hier und sollte dem Schattenfürsten selbst Rede und Antwort stehen.
Dem Schattenfürsten, der eben wutentbrannt fürchterlichste Schmerzensschreie hervorgerufen hatte.

Und das unvermeidliche blieb nicht aus. Eine Zeltbahn wurde zur Seite geworfen, und hervor trat der Fürst. Auf seiner dunklen Robe prangte der fauchende kupferne Drache, das Wappen dieses Lagers, und sein Gesicht wurde von etwas verdeckt, das hoffentlich eine Maske war. Mirja fiel auf die Knie, ihr Haupt in Ehrfurcht und Angst fast in den Staub senkend und die zitternden Hände an den Boden pressend.
Der Schattenfürst sagte etwas, aber sie war zu ängstlich und verwirrt, um es zu verstehen. All ihre Gedanken kreisten um den Wunsch, die heutige Nacht zu überleben. Erst als die Männer, die neben ihr gesessen hatten, das Wort ergriffen, löste sich der Nebel der Panik über ihren Sinnen ein wenig auf. Baten diese Männer um... Rekrutierung?
"Wir werden Euch prüfen.", gab der Schattenfürst bekannt. "Wenn Ihr würdig seid, werdet Ihr womöglich in unsere Reihen aufgenommen. Hat mir noch jemand etwas zu sagen?" Er brauchte gar nicht zu erwähnen, was geschah, wenn man sich nicht als würdig erwies. Mirja, obwohl nicht aufgefordert, wagte endlich zu sprechen.
Oder so etwas in der Art. Wirre Worte sprudelten aus ihr heraus, von Köchen und Versehen, Seelenkunde und Erster Hilfe, Demut und Aufrichtigkeit. Irgendwann wurde der ungeordnete Strom einfach nur leiser und versiegte schließlich ganz.
Auf ihren Schultern brannte der kalte Blick des Fürsten.

"Sieh mich an!"
Zögernd hob Mirja den Blick. Langsam kroch er an den kupfern im Flammenschein schimmernden Drachenmäulern hinauf, über den weißen Saum der weiten Ärmel auf schwarzem Grund und die beiden aufwendigen Klingen, die sicher schon viel Blut gekostet hatten und berodrohlich am Gürtel baumelten, bis in das entsetzlich Schädelhafte Gesicht des Schattenfürsten. Ihre Augen suchten seine, und fanden nichts als nachtschwarze Dunkelheit im Weiß hinter der Maske. Der Blick schien sie zu durchdringen wie eiskaltes Wasser, das in ihre Adern gefüllt wurde - und irgendwo in ihr fühlte sich etwas ausgelöst an, wie durch einen umgelegten Hebel.
"Du hast den Ruf des Kupfernen erhalten. Du hast unter den Schatten gekniet und der Avatar sah in deiner Seele den gleichen reinen Glauben an ihn wie in unseren. Also frage ich dich: Willst du dem Kupfernen dienen?"
"Ja, mein Fürst." Die Worte waren ihrem Mund schneller und sicherer entschlüpft als jeder andere Satz ihres bisherigen Lebens.
"Willst du es unter meinen Dienern tun? Als Schatten?"
"Ja, mein Fürst." Egal was ein Schatten war, nun war die Gelegenheit, es herauszufinden.
"Dann sollst du Novizin werden und die Gelegenheit erhalten, dich als würdig zu erweisen. Setz dich."
Der Schattenfürst wandte sich ab und Mirja kroch, die Augen weit aufgerissen, auf die Bank zurück, auf der sie gewartet hatte. Einige Blicke trafen sie, erstaunt bis amüsiert.
Doch ihr verwirrter Geist wurde erneut ins Diesseits zurückgerufen, als der Schattenfürst in seltsamer Manier in seinem Gang an den anderen Schatten vorbei verharrte. Vor ihm kniete ein junger Mann, gekleidet wie von der See, der Mirja schon zuvor aufmunternde Worte zugemurmelt hatte.

"Nun, Johann?", fragte er bedrohlich.
"Ich freue mich, wieder hier zu sein.", antwortete der Seemann. Er schien sich ähnlich zu fürchten wie Mirja eben. Der Fürst schwieg kurz.
"Es ist deine Gelegenheit, für deine Vergehen Buße zu tun. Sei dem Kupfernen dankbar für seine Gnade und wage keinen weiteren Fehler. Ein einziger sei jedem verziehen. Aber ein zweiter Fehltritt..." Die unausgesprochene Drohung drückte auf Johann nieder und senkte seinen Oberkörper noch etwas herab.
"Ja, mein Fürst.", sagte er leise.
"Setz dich."

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Jep, ich war auf dem Drachenfest 2010. Es hat super Spaß gemacht, denn JPunkt und ich hatten einen unheimlich spannenden Plot, die Leute die wir kennengelernt haben waren total nett und die Bedingungen des DF wirklich super (vor allem von wegen sanitäre Anlagen. Fast wie zuhause <3).
Natürlich gab es auch Stunk und Ärger. Aber an den mag ich mich gar nicht erinnern. Vor allem Anderen war es wirklich cool und eine schöne Abwechslung zum Alltag. Das ist, was ich im Herzen behalten werde.

Und nächstes Jahr? Naja, mal schauen... wir haben da womöglich ein Ideechen...
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Datum: 04.08.2010 14:32
Sehr spannend, wirklich sehr spannend.
Ich muss dir an dieser Stelle mal sagen, dass du einen wundervollen, fesselnden Schreibstil hast. Die beschriebene Szenerie war düster und gewaltig, egal wie kurz sie war. Sie hat mir wirklich gefallen.
Und es freut mich natürlich zu hören, dass du dich amüsiert hast, auf dem Drachenfest. So muss es sein :3
Ich bin ein Mensch der Worte, die Welt erscheint mir still
Zu füllen aller Orte, mit Text wie ich es will
Mein Leben ist ein Märchen, erzählt von mir daselbst
Ich bin ein Mensch der Worte - ein Poet
[Schandmaul - Der Poet]


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