Eine Hand voll Ballons
Wo bin ich? Wo komm ich her? Ich habe es vergessen, ich weiß es nicht mehr. Ich wandle in vollkommener Trostlosigkeit, kann nichts erblicken weit und breit. Ich sehe grauen Himmel, sehe grauen Stein, bin die einzig umherirrende Seele, so ganz allein? Ich laufe, laufe, nur weiß ich nicht wohin, ich habe es vergessen, genauso wer ich bin?
Manchmal da spielen mir Erinnerungen Streiche, zeigen mir Bilder ferner Königreiche, zeigen mir zarte Blumen, große Wälder, klare Bäche, weite Felder. Ich höre Stimmen die einen Namen rufen, sehe Kinder herunterrennen viele Stufen, doch wessen Name ist es der in meinem Kopf erklingt, wem gehört der Name, der meinen Kopf durchdringt? Ist es meiner? oder wurde ich ohne geboren, vielleicht habe ich ihn vergessen und nach all der Zeit verloren?
Wie lange ich hier bin, das kann ich nicht sagen, vielleicht seit Monaten oder erst seit Tagen. An diesem Ort, plötzlich bin ich erwacht, eben schlief ich in meinem Bett und habe hier die Augen aufgemacht. Ich erhob mich, sofort peitschte der Wind Steine gegen meine Knie, so stark, dass ich lauthals schrie. Doch mein Echo, es hallte und verstummte gleich, ich sackte zusammen, war kreidebleich.
Ich war umgeben von Stille, wusste nicht was geschieht, das einzige was ich vernahm war des Windes Wiegenlied. So kam ich her, so ist es geschehen, vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit bis ich werde vergehen. Ich laufe und laufe, schaue auf meine Hände, sie halten Schnüre, ich blicke zu deren Ende. Ich sehe dort Farben, deren Namen hätte ich fast vergessen, jedoch glaube ich, ich habe Kleider in diesen Farben besessen oder bilde ich mir das etwa alles ein, kann das alles Wahrheit oder Illusion sein?
Ich starre sie an, eine ganze Zeit und nach ewigen Momenten ist es soweit, ihre Namen ich kann sie nennen, sie scheint man unter den Worten rot, grau und gelb zu kennen, doch da sind noch einige mehr, an sie kann ich mich nicht erinnern, ist schon zu lang her. Die Ballons, ich umschließe sie mit meiner Hand, sie sind mein letzter Funkte Hoffnung, ich war froh als ich sie fand. Sie schwebten vor mir, ich sammelte sie, sah sie an, sah mich an, meine Füße waren wie es aus Blei und insgeheim wünschte ich, ich wäre ebenso frei. Dann würde ich vom Wind getragen und nicht hier stehen, nicht verzagen. Ich könnte in den Himmel steigen, neue Wünsche und Hoffnungen würden sich mir aufzeigen. Ich könnte fort gehen ganz im Stillen und zurücklassen meinen längst gebrochenen Willen.
Doch bin ich hier und kann nicht fliegen, meine Träume werden für immer am Boden liegen. Wenn ich sie loslasse steigen sie empor und ich stelle sie mir als meine Wünsche, Träume und Hoffnungen vor, die jedes Hindernis überwinden und sich am Ende mit der Unendlichkeit verbinden. Doch lasse ich los, bin ich verloren, dann habe ich die Geister der Vergessenheit beschworen. Die Farben der Ballons sind das einzige was mich am Leben hält, was mich verbindet mit der früheren Welt. Ich werde die Farben früher oder später vergessen, nur das Grau dieser Welt wird für mich existieren, ist es dann soweit, werde ich komplett den Verstand verlieren?
Ich laufe, laufe ziellos umher, doch dann bleib ich stehen, ich will nicht mehr. Ich gebe auf, es ist vorbei, nun fliegt meine Träume, dann seid ihr wenigstens frei. Ich lasse die Schnüre langsam los, welche mich am Leben halten, sinke nieder und beginne meine Hände zu falten. Ich schaue nach oben, sehe sie steigen, sie fliegen in eine Richtung als wollen sie mir den Weg zeigen. Immer höher schweben sie in weite Ferne und ich spreche leise zu mir, so frei wäre ich auch ganz gerne. Dann sind sie verschwunden, meine Wünsche, Träume und Hoffnungen an sie gebunden.
Der Wind spielt sein Wiegenlied, ich bin müde, schlafe ein und erwache ich nicht mehr, werde ich auf ewig bei meinen Träumen sein.