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For Your Consideration: Die Sopranos For Your Consideration, Serie, Sopranos

Autor:  paptschik

Mal weg von den Cartoons, wird Zeit mal wieder etwas anderes zu empfehlen. Entschieden habe ich mich für Die Sopranos. Musste ja auch mal kommen.


Ich muss gestehen, ich habe von Die Sopranos weit nicht soviel gesehen, wie ich gerne gesehen hätte. Bedingt durch meist ungünstige Sendezeiten, habe ich die Fernsehausstrahlungen nur in begrenztem Ausmaß sehen können und auf DVD besitze ich bisher nur die erste Staffel. Aber sofern die Qualität nicht schlagartig abnimmt, kann man für den Rest der Serie auch noch Großes erwarten und in so einer kleinen Empfehlung soll sowieso nur auf die gröbsten und grundlegendsten Elemente eingegangen werden.

Die Handlung ist simpel, zumindest im Kern. Es geht um eine Familie, deren Vater Mitglied der Mafia ist. Die Serie hat zwar einige sehr spannende Geschichten, vor allem der Ausgang der ersten Staffel ist auch recht schockierend, was aber, in meinen Augen zumindest, die Serie trägt, das sind, wie es so oft der Fall ist, die Figuren.

Allen voran ist da natürlich Tony Soprano, Kopf der Familie und auch ein recht hohes Tier in der Mafia. Tony ist eine von diesen faszinierenden Figuren, die furchtbare, grauenvolle und grausame Dinge tun und die Serie beschönigt dies auch keinesfalls, so sieht man einmal einen Mann mit seiner kleinen Tochter spielen und wenig später sieht man wie Tony selbigen Mann tötet, noch dazu nicht mit einem einfachen Schuss oder mit einem Messer oder ähnliches, sondern indem er ihn erwürgt. Es ist ein erschreckender Anblick zu sehen wie Tony immer fester zudrückt, je mehr sich sein Feind wehrt, je mehr er zappelt, bis es schließlich keine Gegenwehr mehr gibt. Und Tony ist nun so faszinierend, dass, obwohl er dieses und noch weitere furchtbare Dinge tut, man kann einfach nicht anders als ihn zu mögen. Man liebt ihn, er ist ein absoluter Sympathieträger und man wünscht ihm stets nur Erfolg in allem was er tut. So wie man es von einer Hauptfigur eben erwarten dürfte. Was ihn so liebenswert macht ist einerseits der Umgang mit seiner Familie. Er betrügt seine Frau, wobei diese auch davon weiß, aber er verhält sich ihnen gut gegenüber oder versucht es zumindest und vor allem tut er alles um sie aus seinen Geschäften rauszuhalten. Dann ist da der Umgang mit seiner anderen Familie, seinen Freunden und Kollegen, es sind nette Männerfreundschaften, alles wirklich ehrlich, locker und respektvoll. Vor allem aber ist es seine eigene Schwäche und hieran vor allem eben die Idee, die Sopranos besonders stark macht – hier haben wir einen Familienvater und Mafia-Angehörigen...der zum Psychiater muss.

Die Gespräche mit seiner Psychiaterin sind in fast jeder Folge die Highlights, vielleicht auch, weil sie, nebst Tony, die interessanteste Figur der Serie ist. Sie hat diesen unglaublichen Konflikt, auf der einen Seite ist da dieser Mann, es ist ein offenes Geheimnis, dass er ein Verbrecher und Mörder ist und nicht nur muss sie um ihr Leben fürchten, sondern auch sich auch Gedanken darüber machen, wie die gemeinsamen Sitzungen ihn und das Leben all derer die er beeinflusst verändern können. Auf der anderen Seite ist es ihre Pflicht und ihr Wunsch Menschen zu helfen, auch ihm, denn auch jemand wie er hat das verdient und schließlich befindet sie sich im Verlauf der Serie auch in Situationen in denen sie ihren Patienten gegenüber anderen Leuten in Schutz nimmt.

Dann ist da Tonys Familie. Die ist kompliziert, aber man mag die meisten von ihnen recht schnell ganz gern. Seine Frau ist häufig überfordert, aber tut ihr bestes um mit seinem Leben umgehen zu können. Seine Tochter ist ein Teenager der noch am rebellieren ist, doch die Bindung zwischen Vater und Tochter spielt eine große Rolle. Noch größer ist jedoch die zwischen Vater und Sohn, vor allem, da sein Sohn zu Beginn noch gar nicht weiß, was sein Vater tatsächlich macht. Das Verhältnis zwischen dem kleinen und großen Tony ist eines der interessanteren in der Serie. Was jedoch die größte Rolle in der gesamten ersten Staffel spielt, vielleicht sogar der eine zentrale Handlungsstrang der Serie ist, ist die Beziehung zwischen Tony und seiner Mutter. Mama Soprano ist eine furchtbare Frau. Anstrengend, senil, kompliziert und manchmal schlicht bösartig. Und Tony? Tony nimmt das hin, denn sie ist eine gute Mutter und wenn überhaupt ist er ein schlechter Sohn. Es wird schnell klar, dass sie der Grund für etliche seiner Probleme ist und im Verlauf der Serie wird die ganze Sache nur noch schlimmer...

Dann ist da noch Tonys andere Familie, die Mafia. Hier gibt es ein paar der tollsten Charaktere der Serie. Vier davon heben sich besonders vom Rest ab. Zunächst Silvio Dante und Paulie Gualtieri. Die beiden entsprechen am ehesten gängigen Mafiaklischees, werden aber toll gespielt und Klischees sind ja nie grundlos Klischees – es macht einfach Spaß die beiden zu sehen, vor allem wenn Paulie mal wieder unbegründet droht einen kleinen Wutanfall zu kriegen oder wenn Silvio Pacino imitiert. Junior Soprano ist die nächste wichtige Figur, er vereint beide Seiten der Familie in sich und obwohl er mit Tony verwandt ist, agiert er nicht selten als Antagonist diesem gegenüber. Trotzdem, irgendwie mag man ihn eben doch, vor allem da viele seiner Entscheidungen durch bösartige Intrigen beeinflusst werden und seine Fehler nicht immer bloß seine Schuld sind. Highlight unter den Mafiosi und einer meiner absoluten Lieblingscharaktere in der Serie ist jedoch Christopher Moltisanti. Er wirkt oft wie ein Kind das sich nach Bestätigung sehnt und manchmal ist er auch genau das, er will ein respektiertes Mitglied der Mafia werden, wird aggressiv wenn man ihm diesen Respekt nicht gönnt, macht laufend Fehler bei Versuchen seinen Weg nach oben abzukürzen und hat manchmal sogar kleine Trotzphasen. Eine tolle, komplexe Figur, von der man viel Weiterentwicklung erwarten darf.

Man sollte gemerkt haben, ich mag Die Sopranos, vor allem aufgrund seiner Figuren, sehr. Es wird nicht jedem gefallen, aber ich will zumindest eine Empfehlung aussprechen und habe dies hiermit hoffentlich recht überzeugend getan.



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