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Aus der Romantik der Wissenschaft Chemie, Slash, Wissenschaft

Autor:  Major
Wie ist es eigentlich, ein neues Molekül zu finden?

Wie ist es, das selber hergestellt zu haben?

Wie ist dieses Gefühl?



Die Chemie ist noch lange lange nicht "fertig", täglich werden neue Stoffe hergestellt, die man dann untersuchen muss oder kann oder sollte...

Aber wie ist das eigentlich? Hat sich das schonmal jemand gefragt? Ich bin in meinem Studium leider nie dazu gekommen, darüber nachzudenken. Erst jetzt postwendend, wo ich das "hinter mir" und hoffentlich noch sehr viel vor mir habe, da weiß ich es.

Wie stellt Galileo das da? EXPLOSION! Es raucht, bunte Flüssigkeiten blubbern, ein älterer Mann mit krausem Haar hält einen Glaskolben hoch und ruft "Es ist vollbracht! Elisabeth, mach ein Foto! Es ist vollbracht!" Eine junge gutaussehende Frau in kurzem Rock, japanischen Seidenstrümpfen und Stöckelschuhen kommt mit einer Polaroid ins Labor gestürmt und macht ein Foto von ihrem Vater und seinem bunten Glaskolben. Sie umarmt ihn und gratuliert ihm. Natürlich würdigt sie des Kolbens keines Blickes, denn Frauen verstehen von so etwas nichts.

Nein, es ist nicht wie in Steampunkdarstellungen. Es ist ganz anders.

Eine junge, nicht gut aussehende Frau in Jeans mit Löchern und zerrunschten Schuhen sitzt fälschlicherweise vor dem Abzug, den Ellbogen im Abzug auf die Tischplatte gestützt und schaut gelangweilt die Schutzgasdestillation an. Die erste Ladung ist bereits überdestilliert und nun heizt sie höher, minutenlang auf genau einen Teil der Glasapparatur starrend, um den ersten Tropfen kondensieren zu sehen. Nach 20°C mehr ist er endlich da! Der Vorlagekolben destilliert vollständig in den zweiten Auffangkolben. Aber was passiert da? Das Innenraumthermometer verkrustet mit einem farblosen Zeug, das halb durchsichtig erscheint. Quecksilberchlorid? Dies war der brisante Stoff ein paar Reaktionsstufen vorher, weswegen sie sogar Ärger mit ihrem Doktorvater bekam. Sie war sich sicher, so oft gewaschen zu haben, dass er raus war. Und wenn er doch drin war, dann doch nicht in solchen Mengen, wie er jetzt am Thermometer klebte!
Sie ließ die Destillationsapparatur abkühlen, baute im Gasgegenstrom die beiden flüssigen Fraktionen ab und zog sich dann zwei Paar Handschuhe an. Der Kittel wurde bis oben hin zu gemacht und die Apparatur und das verkrustete Thermometer hinausgezogen. "Erinnere dich ans zweite Semester!", murmelte sie, denn dort machte sie analytische Nachweise, unter anderem auch auf Quecksilberionen, die sie am Thermometer vermutete. Mit Wasser spülte sie die Kruste in ein Becherglas und machte die Nachweise. Quecksilberiodid sollte es werden, ein sagenhaft strahlender orangeroter Stoff, der nicht übersehbar ist. Jedoch geschah ein gravierender Fehler, die Säure war zu konzentriert und das Iod fiel elementar aus - alles schwarz. 
Penibelst wurde sauber gemacht und die beiden flüssigen Fraktionen im Magnetresonanzspektrometer untersucht. Ernüchterung. Beide Fraktionen enthielten das gleiche Stoffgemisch. Idee hinter dem ganzen war, die beiden Stoffe, die unterschiedliche Siedepunkte haben, destillativ voneinander zu trennen, denn als Gemisch ist es unbrauchbar. 
Die erste Fraktion wurde wieder rückreagiert, die zweite verärgert in die Ecke gestellt. Die zweite Fraktion war sehr klein und war die hochsiedende, außerdem müsste man sie umständlich umfüllen, dazu war jetzt keine Zeit. Das Ende der Masterarbeit kam immer näher und alles, was bisher geklappt hatte, war Glasgeräte zu verdrecken und Unfälle mit Quecksilberchlorid zu bauen.

Tage vergingen. Monate vergingen. Irgendwann konnte der gesuchte Stoff, den diverse Japaner schon lange vorher hinbekommen haben, auch in deutschen Kolben gewonnen und eingesetzt werden. Die Reaktion auf dem Weg zur Zielgeraden der Masterarbeit lief, da konnte ein wenig Ordnung geschaffen werden. Die Ecken wurden ausgekehrt doch was war das? In dem Kolben der zweiten Fraktion waren viele, große, dicke, farblose Kristalle! Die beiden Stoffe, die darin sein sollten, sind Flüsskeiten, das musste also ein dritter Stoff sein. Das Quecksilberchlorid vom Thermometer? Ein Reaktionsprodukt aus dem Quecksilberchlorid?
Die Gunst der Stunde wollte genutzt werden und so wurde der Tag beim Kristallographen verbracht.
"Nein, also was da drin sein wird, das ist Kohlenstoff. Also als Butylgruppe. Und Quecksilber, schau auf jeden Fall nach Quecksilber! Und Germanium. Das ist drin."

Stundenlang durfte ich mir anhören, dass Quecksilberverbindungen gefährlich sind und die eine Professorin am Gebrauch von Dimethylquecksilber gestorben ist. Weiß ich doch alles. Aber der Kristallograph redet gerne und misst den Kristall nur, wenn man ihm Recht gibt. Wenn er einem nicht gerade das Verfahren der Röntgenbeugung erklärt, ist das meistens auch sehr unterhaltsam, also nicht schlimm.

Ich ließ den Kristall bei ihm und hörte einige Tage nichts mehr davon. Der Chef wird bestimmt sauer, wenn er die Quecksilberatome in der Strukturlösung sieht, die da raus kommt. Aber dann war der Tag der Tage gekommen, plötzlich stand der Kristallograph im Raum und meinte
"Da stimmt etwas nicht, ich bekomm die Struktur nicht gelöst. Ich finde keine Butylgruppen und da ist auch kein Quecksilber. Und Germanium ist da auch nicht. Was hast du da rein getan? War das Silizium oder Aluminium oder war das Phosphor?"
Er zeigte mir eine komplizierte Struktur, überall Bällchen und Striche. Was war da geschehen? Wer hatte etwas falsch gemacht? Ich holte mein Laborjournal heraus und erklärte ihm jeden Einzelschritt. Plötzlich rief er "Aluminium!" und rannte davon. 
Verwirrt schaute ich ihm nach. Und ein bisschen deprimiert, denn weder Germanium noch Quecksilber waren dabei. Was auch immer da geschehen war.

Einen Tag später war er dann wieder da mit der gelösten Struktur. "Ja, es war Aluminium, jetzt passt alles!" und mir wurde klar, was passiert war... ich hatte unsauber gearbeitet, mir war das ganze Fett in den Kolben gelaufen und ich hatte diverse Salze nicht richtig entfernt. Und dann reagierte das Fett plötzlich mit meinem Salzmüll, destillierte rüber und kristallisierte aus.
Als mein Chef den Ausdruck der Struktur sah, lachte er und meinte "Jetzt müssen Sie das nur noch reproduzieren" und ging wieder. Er nahm die Struktur nicht ernst, weil sie so komisch ist. Mich gedoch verärgerte sie fast ein bisschen, denn sie gehörte nicht zu meinem Thema, sie war reine Zeitverschwendung! Und sie ist Zeuge meiner Unfähigkeit!



Ungefähr ein Jahr ist das her. Inzwischen arbeite ich fieberhaft daran, Müll zusammen zu kochen, um das Zeug noch einmal im Kolben zu haben. Um es zu reproduzieren, um etwas vollkommen fachfremdes zu haben, um Aluminiumchemie zu machen! Aluminium ist nicht meine Gruppe, das macht es so spannend. Ich kippe extra Fett in den Kolben, ich kippe Aluminiumverbindungen dazu, bisher verzichte ich aber auf Quecksilberreagenzien. Und dann wird gekocht. Danach wird sublimiert, um die Kruste wieder zu kriegen. Aber bisher war nichts. "fehlgeschlagen" steht in meinem Laborjournal. Fehlgeschlagen? Ich schaute in meinen Kolben....... KRISTALLE!
Whooohooo! Kristallekristallekirstalle! Mitten im übrig gebliebenen Fett!
Sie sehen ganz anders aus. Die ersten waren mehr so Fünfecke, diese sind Kreuze, ganz fein. Aber ich bin trotzdem gespannt, was es ist. Und ich werde nicht aufgeben! Ich will dieses Molekül wieder haben! Diesmal sehe ich es als Freude an und nicht als Zeuge meiner Dreckigkeit. 



"Dann machen Sie mal, das kann man gut veröffentlichen. Und dann bekommen Sie auch ein Sternchen." - "Ein Sternchen? So wie damals im Kindergarten? Wenn man einen Tag lang kein Schimpfwort sagte, bekam man ein Sternchen und bei ganz vielen Sternchen gabs ein Spielzeug." - "Genau. Nur dass Sie mit ganz vielen dieser Sternchen eine Professur bekommen."


....... Actinidenmetallorganik, ich komme! *Müll kochen geh mit Fett zusammen*

Chemieunfall in Lebensmittelbetrieb in Niedersachen Chemie

Autor:  Major
Natronlauge trifft auf Salpetersäure - wuuuuuusch, überall braune Wolken! 
Versteht irgendwer in der Redaktion was von Chemie, sodass wir was darüber schreiben können?
Ja sicher, Lauge und Säure gibt Neutralisation und Hitze!
Aber Herr Kollege, Sie haben keinen Professortitel, unsere Zuschauer glauben Ihnen das doch nie!
Dann sollten wir einen Professor organisieren.

Und das taten die Leute der Redaktion dann auch. Welches wäre die näheste Uni? Hannover natürlich, aber das war denen zu uncool, also wandten sie sich an den Professor für anorganische Chemie aus Oldenburg.


http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/heide/chemieunfall213.html

Hmm.. hmhmm... aber warum steht der Professor für anorganische Chemie, der Steinebackchemie macht, also richtig derbst klassische Anorganik ohne Kohlenstoff, vor einer Bücherwand, die NUR organische Chemiebücher enthält?

Nein, ich möchte damit nicht demonstrieren, wie gut ich beobachten kann und wie toll ich die Bücher kenne. Ich weiß natürlich, was los war. Das Licht in seinem eigenen Büro vor der Bücherwand war viel zu wenig, also sind sie zum Kollegen in die organische Chemie gegangen und haben seine Bücherwand hergenommen. Wird der Zuschauer nicht merken. Hauptsache, da stehen Bücher und der Mann hat einen Professortitel. Jetzt ist es auch egal, was er sagt, der Zuschauer wird ALLES glauben, solange es chemische Namen hat.

Es ist natürlich schön, dass der NDR sich an einen so sympathischen Professor aus meiner Uni wendet (keine Ironie, er ist immer mein Zweitprüfer und das aus gutem Grund!). Was mich etwas anfrisst, ist das Thema an sich. Säurebasereaktion ist eines der langweiligsten und grundlegendsten Dinge der Chemie und dafür extra einen Professor holen zu müssen, ist ein wenig traurig. Säurebasechemie sollte also im Grunde jeder drauf haben. Jeder. Auch die, die ihren Hauptschulabschluss "versemmelt" haben, aus was für Gründen auch immer (das kann ja sehr vielschichtig sein und muss nichts mit der persönlichen Leistung zu tun haben).

Ich habe das Video übrigens noch nicht geschaut, da ich in der Uni keine Lautsprecher habe. Aber ich vertraue blind (oder gehörfrei) darauf, dass er das gut gemacht hat. Ich kenne ihn schließlich und habe diverse Vorlesungen von ihm besucht und das auch immer gerne gemacht. Lebenswichtige Hinweise wie "wenn der (Magnesium-)Anspitzer unter dem Weihnachtsbaum brennt, löschen Sie ihn mit Salz und nicht mit Sand!" waren auch stets dabei.
Das heißt, ihr dürfte das jetzt vor mir sehen... buhuhu!




So, ich habe jetzt gewisse Ansprüche gestellt. Mögt ihr mir verraten, ob ihr diese Ansprüche erfüllen konntet oder ob ihr Wickis Erklärung benötigt habt? Dabei geht es nicht darum, dass ich mich beömmeln will, sondern um zu schauen, ob meine Ansprüche überhaupt gerechtfertigt waren. Es geht um das Allgemeinwissen und wie viel ich annehmen darf, dass da überhaupt zu gehört und wie stark ich auf dem Holzweg bin.

Unterschriftensammlung gegen kirchliche Tagungen Chemie, slash, Wissenschaft

Autor:  Major
Ich fahre Montag (mal wieder) auf ne "Chemie-Con". Das ist ein Treffen für norddeutsche Doktoranden (Das sind Leute, die ihren Doktor machen, was in der Chemie 2-3 Jahre dauert) und ihre Professoren der anorganischen und metallorganischen Chemie zum gegenseitigen Austausch. Wir halten dort Vorträge über unsere Arbeit und stellen wissenschaftliche Poster mit den Inhalten unserer Arbeit vor. 

Letztes Jahr fand das im Geistlichen Rüstzentrum Krehlingen statt. Das ist eine evangelische Einrichtung mit diversen Angeboten zur Suchtbekämpfung, Rehabilitation, Freizeit- und Tagungszentrum, Reiterhof, Gärtnerei und so weiter. Es ist alles wie gemacht für Tagungen. Aber! Ich fühlte mich dort nicht sehr wohl. Das Problem liegt erstens darin, dass ich nicht evangelisch-christlich bin, ich halte mich auch nicht für atheistisch, ich habe einfach keinen Glauben. Zweitens darin, dass ich in der Metallorganik bin und organische Chemie, das ist wie direkte Gotteslästerung. Nur Gott darf Leben erschaffen, wenn man also selber daher kommt und schafft organische Sachen und noch schlimmer - lebensfremde Sachen wie Silane, die besser sind, als die Nachbauten... uiii... Also dann ist man ziemlich weit weg von deren Glaubensgrundlage. 

Ich fühlte mich dort also nur oberflächlich geduldet und als ein Teil der Einkommenssicherung. 

Dieses Jahr gehts wieder da hin. Die Duldung ist jetzt blöd, aber nicht so schlimm. Meistens sind wir unter uns, da merkt man nichts davon. 
Allerdings haben die Doktoranden aus Hamburg genauer hin geschaut und interessantes Material gefunden.
"Homosexualität – Ursachen und Auswege", eine CD, die von denen vertrieben wird.
„Homosexualität  Verstehen  –  Chancen  zur  Veränderung“, ein geplantes Seminar auf dem Christival 2008, das durch Proteste der Bevölkerung verhindert werden konnte.

Es wird eine starke homophobe Stimmung verbreitet und Homosexualität als heilbare Krankheit verstuft.

Nun haben viele von uns Wissenschaftlern die Glaubensfreiheit und Toleranz mit Löffeln gefressen und empfinden das als Schande über die wissenschaftliche Arbeitsweise. Ich natürlich auch, das werde ich nicht verbergen, ich bin empört. Ich habe zwar nicht viel erwartet, aber ich habe homosexuelle Mitarbeiter und Freunde, ich empfinde Empathie.
Ich habe kirchliche Einheiten immer als gemeinnützige Sozialwerke gesehen, die vor allem die Schwachen und die Minderheiten unterstützen für ein freundliches Zusammenleben. Natürlich empfinde ich das Konstrukt der Kirche in vielen Dingen als total daneben, aber ich habe immer meinen Mund gehalten oder es zumindest versucht, und nicht darauf herumgepöbelt. Ich habe durchaus einen Sinn darin gesehen.
Homosexuelle sind eine schwache Minderheit und sie bedürfen immer noch Hilfe in einigen Dingen, aber gerade die Kirche gibt sie ihnen nicht, sondern schlägt nochmal kräftig drauf.

Wobei ich das jetzt nochmal spezifizieren muss: Das Rüstzentrum haut drauf. Diverse andere kirchliche Einheiten haben sich von diesem Verhalten öffentlich distanziert oder praktizieren selbst kawaii shota yaoi... äääääh...
Nicht alle sind böse. Das wollte ich damit sagen. Manche sind böser, aber manche dürften tatsächlich das erfüllen, was ich darin sehe.

Dass Homosexualität eine biologische Normalität ist, hat auch schon Platon erklärt und der ist nun 2439 Jahre alt, das ist 427 jahre älter als das Jahr 0, und 175 Jahre älter als die ersten Fassungen des alten Testaments. So lange ist das schon bekannt! 
Dafür ist unsere Gesellschaft verdammt rückständig. 

Die Doktoranden der Universität Hamburg, die an der Veranstaltung teil nehmen, haben eine Unterschriftenliste herumgeschickt. Ziel ist es, künftig einen neutralen Ort für die Tagung zu finden. Krehlingen ist halt so schön einfach, es ist gut organisiert und dürfte vergleichsweise preiswert sein, weswegen die Aktivierungsenergie, etwas anderes zu finden, gering sein dürfte. Daher der Druck der Liste.

Ich habe unterschrieben.

Für die Befreiung des flauen Gefühls im Magen wegen des Glaubens, wegen der Alchemie, wegen der Homophobie. 

Ich halte gerade Animexxler für sehr gut informiert, was Homosexualität anbelangt. Es ist kein Geheimnis, dass Yaoi viel und gerne gelesen wird und Interesse übers Thema hinaus generiert. Ich möchte hiermit dazu beitragen, eine kleine Geschichte über Wissenschaft, Kirche und Homosexualität, eine Geschichte über die Gegensätze im Leben.


Nach der E-Mail mit der Liste fahre ich Montag mit noch mehr stirnrunzeln los, als ich sowieso schon täte. Hoffen wir das Beste.
In der E-Mail sind noch viel heftigere Zusammenhänge aufgelistet, die habe ich jetzt mal weggelassen.

Wie ist eigentlich eine Chemie-Con? Chemie, Event, Slash

Autor:  Major
Ich hab mal über Chemie-Con gejammert, bevor ich da war. Damals sollte es darum gehen, direkt nach der LBM nach Rostock weiter zu fahren zur Katalyseconvention. Und das wären dann 6 Tage Con am Stück gewesen. Bei dem Gedanken alleine war ich schon bedient.

*
Hier* nachzulesen.

Wir sind dann nicht nach Rostock gefahren, aber nach Lyon geflogen zu den European Silicon Days. Weil Siliciumchemie und so. Die gingen Mittwoch los und endeten Connichifreitag. Und Connichisamstagmorgen bin ich dann mitm IC los nach Kassel. 

Aber wie ist es da eigentlich? Connichi kennen wir ja. 
Also das war jetzt meine dritte Chemiecon und ich muss sagen, die Con in Bremen war cooler. Die war halt total riesig und Silicon-Europe ist eher wenig bedient, daher waren eher wenige da und wenig Programm. Ich möchte mal das Wort "Gammelcon" dazu sagen. Also vergleicht das mit kleinen Cons.

Oh und was man da macht: Man stellt den anderen seine coole wissenschaftliche Arbeit vor. Das kann man als Vortrag machen, aber auch als Poster. Bei uns war das so, dass der Chef einen Vortrag gemacht hat und wir 4 Poster gemacht haben. In der Posersession steht man dann vor seinem Poster und die Leute gucken sich das an und stellen einem dann Fragen.

Und jetzt möchte ich das alles in Bildern erzählen.



Es ging los am Streik-Dienstag der Lufthansa mit der Lufthansa. Wer gute Augen hat, kann da "Cityline" auf der Maschine lesen, das ist eine Kooperation der Lufthansa mit anderen Fluggesellschaften und daher darf nicht gestreikt werden. Der Flug ging nach München und dann mit einer anderen Cityline weiter nach Lyon in Franzeckien.

Die kleinen Flieger sind cooler zum Fotografieren, weil man per Treppe rein muss und nicht über diese Gates laufen kann.



Fluffige Schneewelt *__* Wolken von oben. 



Unser "Follow me"-Car. Den Job würde ich auch gerne mal einen Tag lang machen.




"Welcome to Munich" steht da auf dem Bus. Damit wurden wir vom Flugzeug abgeholt und ins Gebäude gebracht.




Die Lufthansa hat im Gebäude Automaten mit freien Heißgetränken. Ich wollte einen Kräutertee haben, drück auf Hot Water... jedenfalls dachte ich das. Da kam braune Brühe raus und ich hatte Hot Chocolate erwischt. Der Tee diffundiert natürlich sofort in den Kakao aus. Aber ich muss sagen, das war einer der coolsten Kakaos, die ich je getrunken habe! Der war wirklich speziell.



In München gabs dann noch einen Kameraladen mit billigen Schnäppchen gleich zum mitnehmen. Ich hatte aber schon eine Kamera dabei und nicht mehr genug Platz in der Tasche, sonst wär die natürlich meins gewesen. Für den Preis selbstverständlich.



Lyon aus dem Hotelfenster. Überall diese beigen Hochhäuser! Überall! Nur im Stadtkern gab es klassizistische Gebäude, der Rest war hässlich und Ghettoähnlich. Nur die Leute sahen nicht so abgeranzt aus, es saßen keine bettelnden Kinder rum und die Bauarbeiter waren alle knackig.



Irgendwann kamen wir auf der eigentlichen Chemie-Con an. Die ist auf dem Lyoner Unigelände in der Grignardstraße (Insider für Metallorganiker). Die Pförtnerin der relativ bunt gemischten Uni sprach NUR französisch. Da war das hinkommen doch etwas schwer, unser Schulfranzösisch reicht nicht.
Das hier ist der eine Hörsaal, in dem die Plenarvorträge (die langen Vorträge) und die kleineren Vorträge liefen. Die andere Hälfte der kleineren Vorträge war parallel woanders, aber da bin ich nicht hin gegangen. Die Stühle waren einfach zu bequem hier.



Das ist der Eingangsbereich. Auf den blau betuchten Tischen gabs immer Kaffeepause, einmal morgens und einmal nachmittags. Der weiße Tisch ist die Anmeldung und Information. Wenn man wie die beiden Anzugherren hinter der Info rechts rein geht, kommt man runter zum Hörsaal. Geht man geradeaus, kommt man zu den Postern. Mehr gibts auch nicht an Orten.



Franzosen sind nicht so rassistisch wie Deutsche und stellen auch den Kannibalen spezielle Getränke bereit. 



Hier können wir das Programm in Echtzeit lesen. Das ist french efficiency! Genau so effizient wie die Pförtnerin. 



Unsere Contüte ohne Tüte. Das Programm mit zwei Mensagutscheinen, einer Liste mit den Leuten, die da sind, ein Kuli und ein Druckbleier. Eigentlich braucht man nicht mehr, aber die TÜTE wäre schon cool gewesen. Zum Glück stand draußen ein Chemikalienhändlerstand, der Baumwollbüddel verschenkt hat. 



Einer der Plenarvorträge. Es ging um phosphorstabilisierte Silylenkomplexe. Also da klebt so ein Phosphor an einem unglücklichen Siliciumatom, weil Silicium ja eigentlich immer 4 Homies hat, aber ein "Silylen" immer nur 2 Homies hat. Mit dem Phosphor hat es dann 2,5 Homies und ist nicht mehr so ganz unglücklich. 
Und das ganze kann man dann fast wie Metallkatalysatoren nehmen. Vorteil: Silicium gibts wie Sand am Meer *hoho*, Platin und Rhodium sind aber schweineteuer und begrenzt. Also mega cool. Als der Japaner-Homie von dem Vortragenden bei uns in der Uni das vorgetragen hat, sind alle vor Erfurcht erzittert, weil das so cool ist.
Der Japaner ist halt der werdende Neuprofessor und dieser hier bildet ihn aus.



Der coolste Vortrag: Hier ging es um Silylkationen. Silicium will ja 4 Homies, das wissen wir bereits und hier hat Silicium nur 3 Homies und ist positiv geladen. Wer eine positive Ladung hat, braucht auch eine negative und die drei Anionen, die wir dafür benutzen sind da gerade abgebildet. 
Das ganz linke zu machen dauert eine ganze Woche. Die beiden anderen noch länger.



So siehts im Posterraum aus. Lauter Posterwände, wo man sein Poster anclippen kann und die Leute lesen das dann oder schauen nur die Bilder an. Deswegen hab ich nur ganz wenig Text. Meines ist das weiße da hinten, das ich nicht näher abbilde weil. Ja weil Internet und so. Wir schreiben gerade an der Veröffentlichung.
Wie schon gesagt, braucht alleine das Anion ne ganze Woche zum gekocht werden und meine eigentlichen Verbindungen brauchen noch viel länger und sind zickig wie doof - aber man kann ja nie wissen.



Das ist die Uni und die Gignardstraße. Voooooooll schön. Genau so wie diese vielen beigen Hochhäuser. Ich hab mich sehr unwohl gefühlt und möchte beruflich niemals in Lyon landen.



Da waren wir drin, noch eines der schönsten Gebäude.



Andere Länder, andere Sitten. Wir verstauen unsere Gasflaschen im Gebäude in speziellen verschlossenen Gasschränken, wo sie vor Sonne und Fummlerhänden geschützt sind. Hier knallt die Sonne prall auf Wasserstoffflaschen und die beiden Kaliber ganz vorne sind sogar für jedermann einfach aufschraubbar. 



Und dann ging es nach Hause! Aber nicht mit der Lufthansa, die haben viel zu tun gehabt, endlich mehr Geld zu bekommen. Ich finde das sinnvoll, aber es sah die ganze Zeit so aus, als wenn ich nicht mehr zur Connichi kommen kann. Dann konnten wir aber umbuchen auf Swiss Airline nach Zürich und von da den Ostfriesischen Lufttransport nach Bremen. Ein witzges Propellermaschinchen. Elendig laut in dem Kasten aber cooool! Und sie hatten keine Topmodelstuadess, sondern eine ältere (40 ist für den Job ja schon "alt") breite Dame. Das fand ich super! Dieser ganze Businessquatsch kann einem echt auf die Eier gehen und da war die Ostfriesen Airline deutlich entspannter. 

Am nächsten Morgen gings dann mit dem Zug nach Kassel ;) Und dort konnte ich mich entspannen, was ich noch nie bei einer Con geschafft habe. Das in Lyon hatte mich echt fiese gestresst.

Die Schweizer haben übrigens 50% des Gepäcks verbummelt. Swiss efficiency halt.
Und... als ich damals 2005 von Hamburg nach Stuttgart flog, gabs gerade frisch die Verordnung, dass es in 1h-Flügen kein Essen und kein Trinken mehr gibt. Gabs dann auch nicht. Aber ich hatte jetzt 4 1h-Flüge und in jedem wurde man mit Mampfe und Trinke zugebombt! Das war auch etwas nervenzerreibend, weil man kaum Zeit hatte, zu lesen. Immer musste man irgendwas machen. Beim Starten seinen Mageninhalt an der Stelle halten, dann nach dem iPod suchen, dann kam auch schon das erste Getränk, die Stöpsel hatten sich in der Tasche verheddert. Die Stöpsel des iPods waren noch nichtmal richtig frei gemacht, da kommt die Dame mit dem Trinkenmülleimer. Endlich Stöpsel frei gemacht, da kommt die Dame mit dem Salat. Essen. Stöpsel- oh, die Dame mit dem Mülleimer für die Salatverpackung. Stöpsel wieder verheddert beim Müll abgeben. Durchsage: Landeanflug, bitte alle Geräte abstellen! iPod unbenutzt wegpacken.
Aber der Salat war gut.

Handschuhe mit Geruch, heute: fieser Pfurz Chemie, Labor, Slash

Autor:  Major
Kennt ihr aus den Krimi und Scifiserien diese Handschuhboxen? Meistens ist das in Zusammenhang mit Biotechnologie gezeigt, wo in der Box fiese Erreger sind und man über Handschuhe da rein greifen kann und drinne arbeiten kann, ohne sich zu infizieren.

Ich bin ja in der Metallorganik und wir haben auch diese Boxen, damit wir am offenen Gefäß Dinge abwiegen und zusammenmischen können. Unsere Stoffe reagieren mit Wasser und Luft sofort ab und sind dann kaputt. In den Boxen kann man Wasser und Luft fern halten, sehr praktische Sache. 

Wenn man das erste Mal damit arbeitet, braucht man allerdings je nach Boxenqualität bis zu einer halben Stunde, bis man mal in diese Handschuhe geschlüpft ist! Die sind immer auf Druck nach außen gewölbt und man muss sie nach innen wölben mit seinen Fingern drin. Große Handschuhe sind das, damit nicht nur S-Hände wie meine reinpassen, sondern auch Klodeckelhände meiner männlichen Kollegen. Dementsprechend fehlt die Feinmotorik in dem Kasten und alles dauert gleich 3x so lange, es fallen Dinge runter und so weiter.

Da steht man dann nun im Sommer, in diesen schulterhohen Gummihandschuhen und hat nur direkt an den Händen kleine Baumwollhandschuhe dazwischen. Die Arme jedoch sind in den Gummiteilen direkt drin. Durch die Grobmotorik steht man da wirklich ewig. 10 Minuten *prökel prökel, wo ich mein Stopfen hin? such such* 20 Minuten *wisch nein, alles daneben! wisch* 30 Minuten *wo war jetzt die Pincette?* .... aber verdammt nochmal, was riecht hier so schlimm nach fiesem Pfurz schon die ganze Zeit?! Und das wird immer schlimmer. Ich wars nicht, bin aber alleine! Das kann doch nicht angehen...
Meine Stoffe sind das auch nicht, das sind Gruppe13-Chloride, der Pfurzgestank weist aber auf organische Schwefelverbindungen hin. Meine Güte... widerlich!

Und dann fiel mir auf, dass der eine Glashahn fest hing, ich durfte mir außerhalb der Box also ein neues Gefäß suchen. Raus aus den Handschuhen... WHOAAA! EKLIG! Nun war mir klar, wo der Schwefelmuff herkam! Schweiß, Haut und Handschuhe zusammen erzeugten diesen widerwärtigen Mief! Meine beiden Arme rochen also bis über die Ellbogen nach genau dem ekligen Zeug!

Das ist so mega eklig und ich hab jetzt noch nichtmal die Hälfte fertig. Neee~eeein... ich muss da nochmal ran und noch viel mehr dran arbeiten! Und ich muss das heute zuende kriegen, sonst kann ich das alles wegwerfen, weil die Box abgeschaltet wird.

Die Handschuhe sind irgendwo undicht, weswegen die Box Gas verliert. Also werden die bald abmontiert und dann kommen die quasi in den Müll. Gibts hier zufällig einen Handschuhfetischisten, der nach miesem Pfurz riechende Handschuhe haben will? Ich würde sie gegen eine kleine Spende an die Arbeitsgruppenkasse verschenken ;)

Coole Kids mischen sich ihre Arzneien selbst! Chemie, Slash

Autor:  Major
Früher gabs ja noch nicht so voel Mangaauswahl, da musste man nehmen, was man kriegen konnte. Also hab ich halt auch Angel Sanctuary gelesen. Ich habs nie zuende gelesen, da es nach Band 4 ungefär schon eine doofe Pampe wurde, aber was ich immer total super fand, waren Setsunas drei Ohrringe in einer Reihe am selben Ohr. Und das wollte ich seitdem auch haben. Natürlich ging alles schief, was schief gehen kann, die Juwelierin schoss mir in den Antitragus und ich bekam die Entzündungsblase meines Lebens.

Aber nun etwas später, so um die 10 Jahre oder so, erfuhr ich, dass Piercer das unter Umständen richtig gut können. Und dass sie auch Ohrknorpelpiercings ermöglichen können, die abheilen. Ohrknorpelpiercing fand ich auch immer super, so schön weit oben dran, Helix nennt man das.

Mein Ohr hat nun alles, was ich mir seit Jahren wünsche:



Natürlich sind das alles noch Stecker. Die Ringe kommen nach dem Abheilen. Der goldene ist schon älter und lange heil.


Knorpelpiercings sind allerdings etwas schwieriger. Jetzt, eine Woche nach dem Stechen, tut es immer weniger weh, es blutet überhaupt nicht, es ist richtig unauffällig. Aber laut der Piercerin wird das die nächsten Tage stark anschwellen und Lymphsekret wird aus dem Stichkanal laufen, das dann Krusten am Stecker bildet.
Die Krusten soll man mit 3%igem H2O2 abmachen, das zusätzlich noch Wildfleisch unterdrücken soll. Ich habe ein Desinfektionsgel bekommen, aber kein H2O2. 

In die Apotheke gehen?
"Hallo, ich hätte gerne Wasserstoffperoxyd"
"Momeent, da muss ich kurz nach hinten, schauen gehen... ... *telefon nehm, polizei anruf* Ja, hier ist so eine, die will Bomben bauen!"

Nein, coole Kids gehen ins Labor!



Ich habe noch eine abgelaufene Flasche Flüssigtinktur des mitteleren Steckers übrig, die hab ich entsorgt und die Flasche mit Ethanol gewaschen. Dann in den Trockenschrank. Währenddessen habe ich Wasser gekocht, damit es keimfreier wird. Und dann auf der Waage in die trockene und inzwischen kühle Tinkturflasche das H2O2 30%ig gegeben, dann mit dem eisbad gekühlten gekochten Wasser auf 18g aufgefüllt.
Mal eben ne Lösung mischen, jaja. Das hat ungefär eine Stunde gedauert, bis ich die Flasche dann endlich voll hatte.

Und jetzt hoffe ich einfach, dass mein Ohr niemals anschwellen wird und dieser ganze Aufwand um sonst sein wird!


Und jetzt will ich auf der anderen Seite einen Stab und am Ohranfang so lustige Kügelchen und... 
Erst mal abwarten. Gestern habe ich mir die Haare nachgeblichen auf der ungestochenen Seite und da war das Ohr ziemlich eingematscht. Bei nem Stab muss man das Ohr dann vorher umständlich einpacken, damit das nicht vollmatscht. Und auf irgendeiner Seite muss ich immer noch schlafen.

Erst mal alles heilen und anschwellen lassen, vielleicht will ich sowas ja auch gar nicht nochmal machen.

Leuchtendes aus dem Labor Chemie, Slash, Wissenschaft

Autor:  Major
Heute gibts mal wieder was auf die Augen. Siehe da:



Ist das nicht wunderschön? 

Das grüne ist der nach 5 Jahren endlich geglückte Morin-Versuch zum Nachweisen von Aluminium. Und das blaue ist eine Organosiliciumverbindung, die meine Themenvorgängerin gekocht hat. Das ist ein sehr schmales Messröhrchen für die Kernresonanzmessung, um zu schauen, ob der Stoff noch in Ordnung ist. Ist er auch. Da aromatische Dinger dran sind, leuchtet das Zeug auch so nett. Das hört übrigens auf, wenn man Silicium zu Germanium austauscht, das weigert sich extrem zu leuchten, total ungewöhnlich für Arylverbindungen. 

Von heute gabs nix tolles zu zeigen. Nur lauter schwarzbraune Schmodderflecken, die hauptsächlich aus Iod bestanden und auf denen ich 5 Stunden herumgeputzt habe! Thiosulfatlösung, Sulfitlösung, konz Salzsäure, konz Schwefelsäure, konz Natronlauge... Das ist wie ein misslungene Quecksilberbeseitigungsversuche wegmachen. Aber immer noch besser als die Alternative: Eine Woche lang auf einem Haufen schwarzen Zeugs herumkochen, -waschen, -extrahieren und -tätscheln.

Explosion der Etherdestille entkommen - noch ein paar Anmerkungen und weiteres Chemiebla Chemie, Slash

Autor:  Major
Ich berichtete vom Versehen der Chemikalienausgabe, weswegen fast das Stockwerk explodiert wäre:

http://animexx.onlinewelten.com/weblog/14411/536775/

Inzwischen habe ich mich ein bisschen mit einem älteren Doktoranden unterhalten, was die Problematik anging. Dieser erzählte, dass ein Praktikant, den er betreuen musste, Dichlormethan tatsächlich über Natrium trocknete. Mitten im Abzug stand ein Kolben mit klarer Flüssigkeit, Natriumdraht und "CH2Cl2"-Beschriftung, wie es sich für Dichlormethan gehörte. Mit viel Gebrüll und Panik rannte der Doktorand aus dem Labor und evakuierte dies sofort mit. Er war drauf und dran, das Bombenkommando zu holen, denn nichts anderes kann man dann mehr tun. Bis der Praktikant damit rausrückte, dass der Kolben noch eine alte Beschfitung besaß und inzwischen Diethylether statt Dichlormethan enthielt. 



Ein bisschen weniger spektakulär möchte ich ein anderes Thema zur Laborsicherheit anfügen. 
Wir haben ein großes Glasgerät mit unglaublich vielen Hähnen, das aus lauter Glasrohren besteht. Daran sind zwei Hauptrohre, die die Apparatur wahlweise mit Schutzgas oder mit Hochvakuum speisen. Den Zweck dieses Gerätes zu erklären ginge wohl etwas zu weit, nur kurz: Damit macht man hochempfindliche Silylkationen, also trivalente, positiv geladene Siliciumverbindungen. Das Schutzgas braucht man demnach, damit Wasser und Sauerstoff draußen bleiben und Vakuum braucht man, wenn man neue Geräte anbauen will, um die dadurch eingeschleppte Luft zu entfernen, und um Lösemittel von einem Ort zum anderen Ort zu kondensieren. Das geht unglaublich schnell und problemlos. Hier ein Hahn gedreht, da einer gedreht, schon hat man Benzol drauf, ohne eine Dosierhilfe genutzt zu haben und vor allem, ohne die Apparatur geöffnet zu haben. Je weniger Apparaturöffnung, desto länger bleiben die Kationen beständig. 

Das Gerät steht mitten im Raum und hat keine Schutzvorrichtung. Wenn das Glas also bricht, dann gibts feinst verteilten Splitterrregen, es handelt sich schließlich um Hochvakuum da drin. Implosionen gehen leider genau so nach außen wie Explosionen. Und mein Professor hat diese Implosionen schon mehrmals gesehen.

Nun ist Glas eine unterkühlte Schmelze und daher nicht so stabil wie Diamant. Es ist leicht biegbar, besonders in der Form von vielen kleinen Röhrchen. Leider hatte sich ein Teil verkeilt und irgendwie war das Ding mal wieder dreckig und schief, meine Vorgängerin hatte was einerseits Dummes, aber anderseits Tolles angebaut, nur leider nach dem Motto "Hinter mir die Sinnflut" gearbeitet. Ich war etwas angenervt, weil mir der Rührer deswegen fast immer ins Waschbecken kippte.
Mein Prof fragte mich dann, während ich am Kondensieren von Lösemittel war, ob die Apparatur denn zu meiner Zufriedenheit sei oder ob ich sie zu umständlich fände. Ich meinte darauf, sie sei schon klasse, aber manchmal hätte sie Verkeilungsmacken... und genau in dem Moment demonstrierte ich die Verkeilung, indem ich am betreffenden Stück rüttelte. Das Glas ging wie immer etwas mit und wackelte. 
Und in dem Moment sah ich meinen Professor in anderer Farbe da stehen: kreidebleich. Sodann auch davongerannt. Ein paar Minuten später kam er mit Schutzbrille wieder, hielt aber beträchtlichen Abstand und versuchte mir die Nutzung des Gerätes auszureden. Nunja... das geht nur leider nicht, da das Ding trotz Verkeilungen wirklich praktisch ist. Wir einigten uns darauf, dass ich ab sofort beide Hände zum Hähne drehen verwende, nicht mehr boßhaft an dem Gerät herumreiße, es ein bisschen sauber mache, nachfette und gerade rücke. 

So schnell habe ich ihn noch nie rennen sehen. Aber ich sah auch ein, dass es keine Freude ist, sich diverse kleine Splitterchen vom Arzt aus dem Gesicht pulen zu lassen.

Ich bin jetzt 5.5 Jahre in meinem Studium und ich muss sagen, es war der ganze Stress wert, die zwischenzeitlichen Verzweifelungen, das Bulemiegelerne... es macht einfach unterm Strich so viel Freude! Und wenn das Kation dann noch nicht nur im Glas gut aussieht, sondern auch die spektroskopischen Messungen supertolli sind, dann freut einen das richtig. Ich hoffe, später im Job auch was tolles, gefährliches zu machen. Je gefährlicher, desto spannender finde ichs. Vielleicht sollte ich doch Professor für Actinidenmetallorganik werden...

Praktikumsbetreuung Blabla Chemie, Slash

Autor:  Major
Ich betreue die Anfängerpraktika in der anorganischen Chemie. Was macht man da? Im zweiten Teil des Praktikums muss man qualitative Analysen von anorganischen Salzen machen. Einem wird ein Haufen Salz gegeben wie z.B. CoCl2, MnO2, Ni(NO3)2. Und dann muss man handhand von farbigen Reaktionen herausfinden, welche Stoffe man da bekommen hat. Sowohl die Anionen, als auch die Kationen. 

Die Reaktionen wurden im ersten Teil alle einmal anhand von Blindproben durchgeführt und ein Protokoll darüber geschrieben.

Nun ist es aber soooooo umständlich, die Versuche immer wieder im Skript des ersten Teils oder im gut geschriebenen Buch "Jander Blasius" nachzuschlagen. Stattdessen besorgt man sich eine überaus grottige Liste von der Mitstudentin "Mika" (Name geändert). Pro Anion und Kation gibt es dort nur einen Versuch und so passt die Liste auf praktische 2 Din A 4 Seiten. Und hat sogar Feldchen, wo man einen Haken oder ein Kreuz machen kann.

Das ist natürlich viel einfacher zu benutzen, aber die Qualität dieser Liste MUSS auf der Strecke bleiben.

Zu allererst soll mit Stronium und Kaliumchromat ein gelber Niederschlag entstehen. Das Kaliumchromat ist selber gelb und wird natürlich als Feststoff zugegeben, ooooh, gebe Brocken! Strontium ist drin!

Danach wird der Manganversuch gemacht. Die Probe wird mit irgendwas auf eine Rinne gepackt und das ganze in der Bunsenbrennerflamme geglüht. "Rotes Glühen zeigt Mangan an". Ooooh, es glüht rot! Mangan! Das Problem bei diesem Nachweis, und ich halte ihn für den allerschlechtesten Eintrag, ist, dass ALLES rot glüht, wenn man es auf der Rinne erhitzt. Warum ist Lava wohl rötlich? Nicht, weil so viel Mangan enthalten ist!


Wir sagen das oft genug, dass die Liste von Mika der größte Piss überhaupt ist, aber interessiert das irgendwen? Nee, natürlich nicht. Dann gibts nur ärgerliche Blicke, wenn wir nach der Flammenfarbe des Stoffes fragen, die Antwort "keine" ist und sie Strontium abgegeben haben, wir darauf mit dem Kopf schütteln un den Raum verlassen. Keine Flamme ist SO penetrant wie Strontium! Außer vielleicht Natrium, aber die findet man überall.

Oder das Standardgespräch
Praktikant: "Ich finde einfach keine Kationen mehr!"
Wir: "Das kann ja nicht sein, da muss noch was drin sein."
Praktikant: "Aber ich habe alle Versuche genmacht und die waren alle negativ!"
Wir (wissen, dass Chrom drin ist): Wie war die Farbe der Phorphosalzperle?
Praktikant: Die hab ich nicht gemacht.
Wir: Wie war die Farbe beim Chromschmetterlingversuch?
Praktikant: Was für ein Schmetterling?
Wir: Und, ist was mit NaOH und H2O2 beim Erhitzen ausgefallen (Nachweis für Eisen und Mangan)?
Praktikant: Hä? Aber das steht nicht auf der Liste!
Wir: Ja, Mikas Liste geben wir auch nicht aus, wir lästern nicht ohne Grund darauf herum. Nimm das Skript und den Jander! Keine dubiosen Listen aus dem Internet!


Ich hatte damals auch eine dubiose Liste. Aber meine war seitenlang, pro Ion um die 3-6 Versuche, da stand aber dann auch einfach alles drin! Und was nicht drin stand, hab ich selber rein geschrieben.
Es standen sogar Arsenversuche drin, obwohl wir das nicht haben. Dafür fehlten Quecksilber, Blei und Cadmium, weil die "zu giftig" sind. Unsere Uni gibt die aber trotzdem aus, also selber reingeschrieben.

Wenn man sich falsches Material aus dem Internet sucht, kann man doch nicht erwarten, dass es richtig ist. Ein Buch dagegen wird zig mal korrektur gelesen.

Explosion im Labor gerade entkommen Chemie, Labor, Slash

Autor:  Major
Das war knapp! Und viel Glück, sonst wäre unser Stockwerk weg gewesen!

Wir trocknen Diethylether über Natrium, weil wir wasserfrei arbeiten müssen. Das funktioniert auch sehr gut, wird dann erst mal gekocht und dann bei Hitze abdestilliert. 
Das funktioniert aber nicht mit Halogenalkanen wie Dichlormethan. Halogenalkane reagieren mit Natrium stark exotherm (=explosiv) und man bekommt schon im Grundpraktikum eingetrichtert "Kein Natrium in den Halogenbehälter! Du kannst dann nicht mal mehr wegrennen!". Für Halogenalkane haben wir andere Trocknungsmethoden.

Nun war der Diethylether leer, was oft passiert und es wurde neuer aus dem Lager geholt. Oft gebrauchte Lösemittel wie Hexan, Diethylether, Chloroform und Dichlormethan gibt es dort in großen Tanks, aus denen dann die Flaschen neu befüllt werden. Ether gekauft und weiter arbeiten.

Wo man was raus nimmt, muss auch wieder rein, das ist bei Destillen so. Und so muss man den Ether auch ab und an mal nachfüllen. 
Jetzt kommt das Glück ins Spiel. Die Destille war natürlich relativ leer, aber die frische Etherflasche wurde zuerst zum Ausschütteln benutzt bei einem Aufreinigungsschritt. Dabei fiel auf, dass der Ether nach nix riecht. Normal ist der sehr aufdringlich. Und die Etherphase ging unter die wässrige Phase, das ist auch unnormal. Und dabei fiel dann auf, dass Dichlormethan statt Diethylether in der Flasche war!
Hätte ich die Flasche zuerst in die Finger bekommen, wären wir alle explodiert, ich hätte sie nämlich in die Destille gekippt und die Destille auf heiß machen gestellt, wenn ich dann noch nicht wegexplodiert wäre. Und dann wären wir alle in die Luft gegangen :(
Die Schuld hätte am Ende dann ich, weil man unsicher wird, obs die richtige Flasche war, wenn man 10 mal gefragt wird, obs die auch wirklich wirklich war. 

Seitdem riech ich immer an der Flasche, bevor ich was reinkipp. 
Man fühlt sich immer so sicher im Labor, dabei ist man das gar nicht.

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