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Autor:  liquid
Tag 4 – Deine Schwester

Meine Schwester

Du bist für mich ein Fels immerzu gewesen, ich weiß nicht genau wann es aufgehört hat, dass du für mich perfekt bist.
Du hast mehr bewegt als jeder anderer, du hast deinen Reden direkt Taten folgen lassen, du warst streng und oftmals nicht sehr faire.
Aber ich hatte immer einen imenzen Respekt vor dir, meine gesamte Kindheit konnte ich mich auf dich Verlassen, du warst wie ein Stehaufmännchen und immer in Bewegung. Du hat geschuftet und geschuftet, gesiegt und gesiegt, ich war nicht dabei als Mama und Papa sich trennten, ich war noch viel zu klein um zu wissen welche Verantwortung du tragen musstest. Ich war viel zu sehr mit der Welt zufrieden, die du mir gezeigt hast, und habe nie nach der gefragt in der wir alle wirklich saßen.

Für mich war die Welt eine, die von dir gebogen werden konnte, und nach dem Prinzip auch dann zu laufen hatte. Ich hatte nie gewusst das es anders sein könnte.

Umso älter ich wurde und umso stärker ich neben dir wurde, umso mehr sah ich das Gesamtbild, dass du deine gesamte Kraft längst aufgebraucht hast, ich sehe erst jetzt wie verdammt zynisch das Leben zu dir war, du hattest nie eine Wahl, du warst Mutter und Schwester, nicht nur für mich, sondern auch für meine beiden anderen Brüder, du hast immerzu dich gesorgt. Und zu Momenten wo du unsere Eltern gebraucht hättest musstest du für dich selbst deine Wunden versorgen.

Ich bin erstaunt wie sehr du mitl. dir selbst Fremd geworden bist, ich bin erstaunt, wie verzehrt nur noch die Erinnerung ist die ich von dir habe, wie du zu meiner Kindheit warst.
Es reicht eine gezogene Schnute von mir und du bist mit den Nerven völlig am Ende. Mittlerweile geht es dir nicht mehr gut, du lebst für dein Kind und für uns, deine eigentlichen Geschwistern, du bist immer noch der Mittelpunkt der Familie und zerbrichst unter den Lasten, du bist weder frei noch kannst du nach Luft schnappen, alle Ersticken dich, alle zeigen mit den Fingern auf dich, du hast zu Funktionieren, und


sogar du hast vergessen dass du nur ein Mensch bist,
du bist ganz anders als meine Brüder und ich und als unsere Eltern. Du Lebst nicht für dich, sondern für andere, wenn das alles wegfallen würde, wärst du einfach nicht mehr da, ich habe mitl. jeden Tag angst um dich, um deinen zustand, um deine Nerven, um deine Schultern.

Es ist ein Balanceakt den ich nur neben dir halten kann, mitl. sagst du sogar, ich wäre die Stärkere von uns, du hälst mich sogar zeitweise für die stärkste von uns Geschwistern.
Ich sitze nicht in deiner Haut, ich bin nicht in deinen Schuhen gelaufen und bin auch froh darüber.

Ich hoffe es findet sich mit der Zeit einen Weg, mit dem du wieder Lebendig wirst.
Ich liebe dich


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