Geruchsvoll geschmacklos - RaS-Anfahrt
Autor: BlueWatery
- Zug fahrn! (am nacht und am tage)
- Rock am See überlebt, obwohl nach linienbusunfall an sinn des lebens gezweifelt
- allerdings riechzellen durch zu viele menschliche ausdünstungen überlastet
- bis Freitag in Trier, hauptbeschäftigung: bücher kopieren
- Donnerstag ausnutzung der standleitung, vorher reicht das volumen nicht mehr.
- ab Samstag wieder nur modem – melden kann also dauern
und: eine extraportion aufmerksamkeit ans Jonnella-möbschn... nicht dass du mir eintrocknest vor lauter rumgeheule *anstups*scheinfüsschen abflausch*
Eiiiiiiigentlich sollte dieser Eintrag schon ein paar Stunden früher entstanden sein, aber... ich war faul. Und habe mich auf der Strecke Konschdanz-Karlsruhe lieber im Verständnis des badischen Dialektes geübt. Schon spannend, wenn alternative jugendliche (kein bock mehr auf großschreibung) ihren häuslichen unterdrückung ausdiskutieren (welche aus einer redefreudigen großmutter besteht), während sie blonde haare in ihrem käsebrot auffinden.
Der aufmerksame leser wird es bemerkt haben: ich fahre wieder zug. Und habe grandioserweise bei einer gesamtfahrtdauer erst 10 min verspätung, respekt. Soeben in neustadt anner weinstraße umgestiegen, der bahnhof is mir sympathisch und weckt frohe erwartungen auf die bonenkai, yessssss ^^y.
Btw: irgendjemand, der da auch hinfährt und noch kein zimmer hat? Ich suche noch einen zimmergenossen.^^
*sich die haare aus dem gesicht pust* sehr uneffektiv, im randvollen abteil sind alle fenster offen, ich spekuliere auf ein wenig bräune, weil ich auf der sonnendurchfluteten seite sitze und von draußen kommt der duft einer wiese rein... wunderbar- und endlich mal ein nasenfreundlicher geruch.
Denn die vergangene tour zum rock am see hat meine riechzellen für die nächsten jahre ausreichend belastet oder anders gesagt: es ist unfassbar, welche widerlichen gerüche menschen ausströmen können. Und ich rede jetzt nicht nur von festivalbesuchern. Sondern der olfaktorische abhärtungstrip begann schon, als man harmlos auf dem braunschweiger bahnhof abgesetzt wurde.
Letzter Freitag, 22.00uhr:
Ein schätzungsweise wieder ans animagic-kampfgewicht von 55kg heranreichender koffer fand sich samt seiner besitzerin (namentlich: ich) und einem mädel der ehemaligen peergroup (namentlich: steff)auf dem bahnsteig ein, um die RB nach wolfsburg zu entern. Der erste versuch schlug fehl, denn man prallte an einer wand abgestandener, verbrauchter und, nun, pisswarmer luft ab und hetzte zurück auf sicheren unbeweglichen betonboden. Nach ermunterung der shuttle-taxi-fahrerin (namentlich: meine mutter) war ein einstieg ins angrenzende abteil erfolgreich. 10 nach fahrtantritt wurde das gespräch über blaue flecken und tote eidechsen jäh unterbrochen, als ein gebrochen deutsch sprechender herr afrikanischen ursprungs eintrat und wir nach dreimaligen „WAS?!“ verstanden (hier die grammatikalisch ausgereifte variante), dass die auf der gegenüberliegenden bank liegenden gepäckstücke zu entfernen seien, er möchte sich dort niederlassen. Nebenbei bemerkt: das gesamte abteil war bis auf uns sonst leer, es gab also ca. 9 andere vierer-plätze, die ihm nicht gut genug zu erscheinen schienen. (alter, mein ausdruck...) dieser herr sei unter „spacke 1“ vermerkt, nachdem er nach unserer ablehnenden antwort zum vierten mal versuchte, die AUTOMATISCH SCHLIESSENDE tür hinter sich zuzuziehen. Freude, auf reisen trifft man immer so nette leute.
Ablenkenderweise mussten wir in wolfsburg (unauffällig angedeutet durch das 5 m große VW-logo gegenüber des bahnhofs) nicht mal den bahnsteig wechseln, welch luxus. Auch der einzige des tages, denn ich verwöhntes gör bin bei nachtzügen nur die ice-variante gewöhnt und da meistens noch den großraumliegewagen. Was einfuhr, war allerdings ein silberner verdammt alter IC. Und die ruhesitze...nun jaaaa.... küken mögen sich in einer eierschale wohlfühlen, aber die hier hatte ecken! Außerdem war gerade so platz fürs gepäck, weil andere anscheinend ohne reisten. Schlafen war zunächst sowieso unmöglich, da ca. 30000 watt von der deckenmitte strahlten. Anscheinend störte das aber nur unsere altergruppe, eine minderheit. Ich schätze das durchschnittsalter des abteils auf rüstige 67. und wer ein weinig meinen charakter kennt, weiß,dass ich mit dem alterwerden probleme hab und dementensprechend mich für die ergebnisse dieses verfalls nicht gerade begeistere. Das abteil fand also meine volle ablehung. außer das pärchen hinter uns, ihnen gebürt einen ehrenstellung, rammte ich doch dem jungen mann wiederholt meine unkoordiniert nach hinten rutschende schale auf die kniescheiben. Super haltemechanismus, das teil!
Als wir jugendlich aufgekratzt abendbroteten, zogen wir die aufmerksamkeit und den unmut der älteren, dadurch geweckten herrschaften auf uns. Besonders ein senior schräg vor uns durchborte das steff mit blicken... und dann roch es nach kot. ._. weggeweht von einer welle durch den gang gehender, wurde die luft klarer, jedoch regte sich im selben moment die sitzgruppe unserer gangnachbarn, einer frau über die 40 hinaus und ihrer... nun, anscheinend korpulenten mutter, auch wenn die kinnbehaarung mich zunächst auf einen mann schließen lies, aber die tragen ja so selten dutt. Laut artikulationstechnischer auffassung unsererseits mussten es russinnen gewesen sein. Eben das ältere objekt hob sich auf dem sitz, um nach hinten den weg zum klo anztreten – uns hüllte im gegenzug eine wolke von körpergeruch ein, dessen abartigkeit kaum zu beschreiben ist, denn es roch nicht einfach nach alter oma unterm arm, sondern war eine mischung, deren intensive analyse komafolgen hätte. Und ich frage mich, wie die tochter dieser nasalen beleidigung daneben schlafen konnte, obwohl in zügen keine kotztüten in den sitznetzen klemmen.
Ablenkung davon versprach uns der zughalt. In hannover. Das laut bahnauskunft und nachtzughotline nicht durchfahren wird. Danke, deutscher service, auf dich ist verlass.
Dort betraten dann auch die, wieder jenseits der arbeitsfähigkeit stehenden, herrschaften das abteil, denen die sitze vor uns gehörten. Selbst unsereins flüsterte in rücksicht auf die vorgerückte uhrzeit nun, aber der herr jenes hauses schmiss erst mal schwungvoll sein gepäck in die metallablagen an der decke – wobei die reißverschlüsse ein kreischend kratziges geräusch hinterließen. (die verfasserin hat gerade jetzt wieder gänsehaut.)
Der ältere herr schräg gegenüber wachte durch dieses geräusch wieder auf... und starrte nun den anderen opa an... uns schwante übles, man erwog dir erfindung von oropax für die nase.
Zur beruhigung unserer gestressten nerven löschte man gegen 1uhr das licht. Der ausfall eines sinnes, hier der augen (ok, bahnhöfe und laternen haben ja trotzdem noch gernervt) schärft die anderen. Schlechte sache in unserem fall. Denn neben diversen ausdünstungen, die die rentner entweder direkt oder durch das angrenzende klo uns zukommen ließen, hob sich nun auch der geräuschpegel. schnarchen an sich ist ja nichts außergewöhnliches, allerdings habe ich seit über 10 jahren nicht mehr den nächtlichen atem einer senilen person vernommen. Oh, waren das schöne 10 jahre! Eine kleine aufzählung: zu dem gewöhnlichen bäume zersägen aus den vorderen reihen mischte sich das schnaufen-schmatzen-schnaufen-schmatzen usw. der geruchsintensiven alten russin. Und unsere neu angekommenen vordernachbarn waren eine einzigartige zusammenstellung. Während er eine seltene variante des blubbernden schnarchens aufwies, ab und zu unterbrochen durch schleimabhusten (so widerlich wie es nur leute mit viel lebenserfahrung können), schien seine frau schon die grenze zur geistesgestörtheit überschritten zu haben. Gerade, als man selbst mal für 5 min zuggeräusche (immer wieder ungläubig getestet, dass es ein zug und kein explodierender rasenmäher vs. Startender düsenjet war) und atmer von anderen ausblenden konnte, sah diese frau anscheinend schwarze männer, geister oder oberstufenlehrer. Zuerst schallte ein gouvernantenhaftes „Hallooooooooo?“ durch den zug. Geschockte blicke der RaS-reisegruppe. Ihr mann grunzte, dann war ruhe. Ca. eine stunde später blökte die greisin sogar vollständige sätze in die dunkelheit, völlig aufgegangen in der meinung, beim zug handele es sich es um ein von ihr kontrolliertes objekt. „Wer ist daaaa? Da ist doch jemand, da doktort doch einer rum!“ dumm, wenn man nicht weiß, ob man lachen oder wegen schlafmangels weinen soll.
Der zug selbst fuhr ungerührt unseres leides einfach weiter, gefühllose maschine, du! Zumindest meistens. Denn: anscheinend ist es notwendig, in allen angefahrenen bahnhöfen mal ne halbe stunde stehen zu bleiben. Weil dann ja das einlullende geschaukel so nett unterbrochen wird. Der höhepunkt in fulda: man fährt ein. Man steht und beobachtet den uhrzeiger. Man fährt nach 20min mit 3km ca. n km ausm bahnhof. Man steht und macht augentests, ob man den uhrzeiger noch beobachten kann. Nach weiteren 15 min FÄHRT MAN WIEDER IN DEN BAHNHOF! Und steht dort. Und stellt beim anschließenden weiterfahren fest, dass man wieder eine stunde mehr verloren hat... und irgendwann siehst du den sonnenaufgang hinter den wolken hervorbrechen... und es lohnt nicht mehr einzuschlafen, weil man um 6.20 in offenburg umsteigen muss.
Kennt jemand offenburg? Der bahnhof hat nicht mal kofferbänder. Na gut, liebevolle reiseplaner haben uns ja auch 40 min aufenthalt dort gegeben. allerdings... (wird fortgesetzt)
---annäherung auf trier, noch 25 min. musste mich eben stark zusammenreißen, nicht das abteil mit einer karaoke-version des St. Seiya-endings zu belästigen. Mag nicht mehr tippen, hab falten (blick ins spiegelde bahnfenster.)---
Freitag ist ja auch noch ne zugfahrt...
Auuuuuuuuuufwachen! Dieser blog ist jetz zu ende! Wirklich! Echt! Also... TIMMÖÖÖÖÖÖÖÖ! (das bedarf auch noch einer erklärung...)