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Germanga-Review: Goldfisch 1+2 Goldfisch, Germanga, Manga, Review

Autor:  Jitsch

Eigentlich mag ich es ja nicht, Sachen zu reviewen die noch nicht abgeschlossen sind. Aber ich möchte unbedingt längere Reviews zu allem schreiben was ich auf der LBM gekauft habe, also ... ja, hier ne Review zu was, was noch nicht abgeschlossen ist:

Goldfisch

 

  Autorin: Nana Yaa
Genre: Shōnen, Fantasy, Action
Leserichtung: Japanisch
Preis: 4,95 € (Band 1)
6,50 € (Band 2)
Seitenzahl: je ca. 200
ISBN:

978-3-842-02787-9
978-3-842-02788-6

Verlag: Tokyopop
Status: Bisher 2 von 3 Bänden erschienen

  

Story

Auf einem ihrer Ausflüge begegnet die junge Bastlerin Shelly einem mysteriösen Jungen, der mit seinen Händen alles in Gold verwandeln kann, was er berührt. Es zeigt sich, dass der Junge Morrey heißt - und dass er Shellys Hilfe gut gebrauchen kann. Denn nicht nur bringen ihn seine Goldhände schnell in die Bredouille weil sie allerhand Begehrlichkeiten wecken, er sucht auch nach Hilfe für seinen Zwillingsbruder Spencer. Zusammen mit dem Heiler und Magier Zaka machen sie sich schließlich auf, um einen Weg zu finden, Spencer zu helfen - doch dabei machen sie schnell Bekanntschaft mit den Beschaffern, die im Auftrag des skrupellosen Antiquitätenhändlers über Leichen gehen, um seltene Schätze zu erbeuten.

Review

Wer von Yaa noch nie etwas gehört hat, muss in den letzten Jahren so ziemlich alle Entwicklungen auf dem deutschen Mangamarkt verschlafen haben. Wer ihr Schaffen schon länger verfolgt weiß auch, dass sie, obwohl sich ihr Bekanntheitsgrad vor allem durch die Yaoi-Story Hockey Homo gesteigert hat, auch in anderen Genres wunderbare Geschichten schreibt.

Die Story von Goldfisch hat so einiges an sich, was einem in den Sinn käme, wenn man ein Brainstorming zum Thema Shōnen-Manga machen würde. Da wären: Ein mäßig intelligenter aber sehr aufgeweckter junger Held dessen Vater verschollen ist, die Suche nach magischen Schätzen, ein immer enger zusammenwachsendes Team aus Helden und natürlich viel Action. Während die in jüngerer Zeit bei Carlsen verlegten Manga sich betont westlich geben und auch in westlicher Leserichtung gezeichnet sind, verkauft Tokyopop Goldfisch unter seinem Label "Shonen Attack" und macht es auch sonst so auf, dass man auf den ersten Blick keinen großen Unterschied zu den Werken japanischer Zeichner bemerken soll.

Die Story zeigt sich allerdings deutlich dichter als die typischen Ergüsse japanischer Kollegen. Das ist auch kein Wunder, da Goldfisch auf nur 3 Bände ausgelegt ist und nicht wie etwa Naruto und Konsorten darauf abzielt, möglichst lange weiter zu laufen. So ist in den bisherigen zwei Bänden schon einiges los und weder die Charaktere noch die Leser bekommen zwischendurch viel Zeit zum Atemholen. Dabei wird ein wenig achronologisch erzählt, beziehungsweise durch viele längere Rückblicke einiges erst später erklärt, was gut funktioniert.

Charakterdynamik ist sowieso schon immer eine der Stärken von Yaa, und auch die Figuren in Goldfisch sind, so sehr sie auf den ersten Blick an gewisse Shōnen-Stereotype erinnern, einfach unverwechselbar und sympathisch. Morrey ist eher simpel gestrickt, aber Shelly und Zaka haben beide Seiten an sich, mit denen sie hadern, was sie ungleich sympathischer macht als irgendwelche perfekten Superhelden oder Manga-Charaktere, die Komplexe wegen ihres Aussehens haben. Zudem wurde mit Otta ein großartiges Maskottchen geschaffen, das nicht nur süße Kulleraugen hat sondern Morrey auch tatkräftig unterstützt.

Was man auch gerne vergisst ist, dass das Shōnen-Genre oft brutal sein kann, und das trifft auch auf Goldfisch zu. Der erste Band kommt noch vergleichsweise harmlos daher, aber auch hier wird Morrey schon einmal schwer verletzt. Im zweiten Band geht es dann richtig zur Sache mit Schwertern und anderen Waffen, die schwere Wunden verursachen - da kann man von Glück reden, dass Zaka starke Heilkräfte hat. Nichtsdestotrotz werden die Charaktere vor nichts verschont, was besonders am Cliffhanger-Ende des zweiten Bandes überdeutlich wird. Da man die Charaktere entsprechend lieb gewinnt, kann man nur hoffen, dass ihnen im Abschlussband trotzdem ein glückliches Ende nicht versagt wird.

Zeichnerisch wächst Yaa hier über sich hinaus. Gerade ihre früheren Geschichten bestachen doch oft eher durch die lebendigen Charaktere, tolle Dialoge und witzige Derpfaces als durch die Schönheit der Zeichnungen - die waren nicht schlecht, aber eben selten so schier beeindruckend, dass man nur ihretwegen das Werk kaufen würde. In Goldfisch macht ihre Zeichenkunst noch einmal einen großen Sprung nach vorn. Weil es so actionlastig ist kann sie hier diverse beeindruckende Szenen zeichnen, die in ihren ruhigeren Werken keinen Platz haben. Man sieht auch eine Entwicklung vom ersten zum zweiten Band und kann sich darauf freuen, wie sich ihr Stil im Abschlussband weiter verfestigt. Neben zum schießen albernen Gesichtsausdrücken und actiongeladenen Kampfszenen besticht Goldfisch optisch durch die fantasievolle Welt in der es spielt - eine Welt voller wundersamer Kreaturen und mit viel Wasser und Natur, die sehr überzeugend aussehen.

Fazit


★★★★☆  (4 von 5 Sternen)

Noch ist die Geschichte nicht abgeschlossen, es kann also noch viel passieren. Trotzdem bilden die Charaktere und die bisherige Story eine gute Grundlage für ein nahezu perfektes Werk, dem ich bei zufriedenstellendem Abschluss auch gerne die vollen fünf Sterne geben würde.



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