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日本の日記 ~ Neues aus Japan XLIV Japan-Tagebuch, Kochen, Schule

Autor:  Jitsch
Teil 1 Saubermachen in der Schule

Am Dienstag waren wir alle eigentlich nur in die Schule gekommen, um eine richtig gruendliche Reinigung durchzufuehren. Also wurden wir nach der Homeroomstunde, in der uns noch ein paar wichtige Sachen zu den Ferien und dem neuen Schuljahr gesagt wurden, in mehrere Gruppen eingeteilt. Eine zog dann los in den Kunstraum und eine ins Lager, und etwa die Haelfte aller Schueler kuemmerte sich um den Klasenraum selbst.
Zuerst wurden alle Tische und Stuehle rausgetragen und im Gang gestapelt, so dass man kaum noch durchkonnte. Nachdem auch das Podest am Lehrerpult rausgetragen war, gingen drei oder vier Leute mit den vorhandenen Besen einmal durch fuer den groben Schmutz. Anschliessen waren wir dann dran: Jeder bekam einen Gummihandschuh und einen Schrubber, und angefangen am Fenster wurde der Boden mit Seifenwasser bearbeitet. Eine ziemlich ermuedende Angelegenheit, aber als wir dann nach gut einer Stunde fertig waren, war der Boden wirklich schon ziemlich sauber.
Dann ging alles recht schnell, denn es reichten drei Leute um den noch eben etwas mit Staubsauger uebergesaugten und kurz gewischten Boden mit Wachs einzuschmieren. Als sie fertig waren, erstrahlte der Fussboden unserer Klasse in strahlender Schoenheit! Das hatte sich doch echt gelohnt. Und ausserdem konnten wir dann, so gegen 11 Uhr, schon gehen.

Teil 2 Sumo

Am Mittwoch war ein freier Tag, da dort der Fruehlingsanfang gefeiert wird. Aber meine Gastfamilie hatte einiges geplant! Nachdem ich seltenerweise bis kurz vor 12 geschlafen hatte, musste ich mich schon fast beeilen, um noch fertigzuwerden. Als Hiro dann auch von seinem Kendo-CLub wieder da war, ging es los nach Osaka, zum Sumo gucken.
Denn dort fand in diesen Tagen gerade das traditionelle Maerz-Turnier statt und das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Schon kurz nachdem wir den Bahnhof Namba verlassen hatte, liefen uns ein paar Sumoringer auf der STrasse ueber den Weg, und die staedtische oeffentliche Sporthalle, in der die Veranstaltung stattfand, war ziemlich geschmueckt. Vor dem Eingang hingen bunte Fahnen mit den Namen der einzelnen RInger drauf, und vor dem Eingang hatten sich mehrere Staende aufgebaut, die traditonelle Suessigkeiten und Sake verkauften. Der EIntritt war recht teuer (ca. 70 Euro pro Person) aber dann konnten wir gerade noch zu unseren Plaetzen kommen, bevor die hochrangigen Sumoringer alle reinkamen.
Der Ring sieht so aus, dass auf einem erhoehten Podest ein Ring gezogen ist, der mit einem Seil begrenzt ist. Wer ihn verlaesst oder zu Boden geworfen wird, hat verloren. Ueber dem Ring haengt eine Art Dach, das an einen Shinto-Schrein erinnert, und an jeder der vier Ecken eine sehr dicke Kordel in einer anderen Farbe, die die Jahreszeiten symbolisieren. Die Zuschauer sitzen praktisch ab direkt am Ring und von da geht es dann auf Tribuenen weiter nach oben. Wir hatten eine Viererbox (da wir zu viert waren; der Vater musste noch arbeiten), wo dann also vier Sitzkissen auf dem Boden lagen. Stuhlaenliche Sitze gab es nur ganz aussen in dem Teil, der auch da ist wenn kein Sumo gemacht wird.
Der Kampf an sich dauert ziemlich schnell, sobald die Ringer aufeinander losstuerzen dauert es meist keine halbe Minute, bis es vorbei ist. Das drumherum ist aber umso interessanter. Die Ringer kommen rein, bauen sich vorbeinander auf, dann zeigen sie sich wieder dem Publikum. In der Zeit kann man ziemlich viel jubeln, die Namen der Kontrahenten schreien oder sich darueber unterhalten, wer wohl gewinnen wird. Es klingt zwar jetzt nicht so beeindruckend, aber es ist echt lustig und einem wird die ganze Zeit nicht langweilig.
Die Ringer sind zum groessten Teil Japaner, aber interessanterweise ist gerade der jetztige Yokozuna (absolut einmaliger, hoechster Rang im Sumo) ein Mongole. Ueberhaupt sind die meisten nicht-japanischen Sumoringer Mongolen. Aber im zweithoechsten Rang war auch ein Bulgarier, der momentan ziemlich beliebt ist. Ausserdem gibt es ein paar Russen dabei. Was ich interessant finde ist der eine Typ, der sich Baruto nennt (was der japanischen Aussprache des Baltikums entspricht), weil er so etwa der einzige Blonde unter all den Ringern war.
Also, sehr interessant, und live sicher interessanter als nur im Fernsehen!

Teil 3 Deutsches Essen!

Danach haben wir den Vater getroffen und sind zu fuenft in das Deutsche Restaurant "Hamburg" eingekehrt. Ich hatte irgendsowas erwartet wie ein stinknormales japanisches Restaurant mit pseudo-deutschen Gerichten wie Eisbein und Sauerkraut, aber es war WIRKLICH Deutsches Essen und auch das Flair vom Restaurant war typisch Deutsch.
Selbst Tische und Stuehle wirkten wie in einem guten Heimatrestaurant. An den Waenden hingen Bierdeckel, Strassenschilder, Fotos und ein Plan der Hamburger U-Bahn, typisch fuer Kneipen halt. Und das essen war auch superdeutsch!
Zugegeben, die Reihenfolge war etwas seltsam, aber das Essen an sich echt lecker und nostalgisch. Ich glaube, ihr in Deutschland werdet gar nicht verstehen, was mich an Bratkartoffeln mit Speck, einem Wiener Schnitzel und einer dicken Bratwurst mit Senf so begeistert, aber nachdem man sich ein halbes Jahr von Ramen, Reis, Udon, Okono-Miyaki, Reis, gebratenem Fisch, Reis und nochmal Reis ernaehrt hat, hat man echt schon fast vergessen, wie Kartoffeln eigentlich schmecken. Die Speisekarte war sogar in Deutsch, zumindest die Namen der Gerichte, was mich auch beeindruckt hat. Die Eltern haben dann verschiedene deutsche Biersorten durchprobiert (mein Gastvater wollte wissen, wo die herkommen, aber bei Koestritzer hatte ich auch keine Ahnung, wo das nun liegt). Wir Kinder haben alle Spezi genommen und fanden es sehr lecker, dann wollten die natuerlich wissen, was da so drin ist, und ich "Cola und Fanta" "Fanta Grapefruit?" Da fiel mir das erste mal auf, dass es in Japan wirklich nur Cola gibt und einem unsere "normale" Fanta sowie Sprite eigentlich nie ueber den Weg laufen. Schon anders hier.
Es hat mir sehr gefallen. Selbst das Klo hatte irgendwie Deutsches Flair, das muss irgendwie an dem Dufzeug gelegen haben, sowas wird in japanischen Toiletten eigentlich nie verwendet. Als wir uns dann nach einer total leckeren Roten Gruetze (ich konnte denen einfach nicht erklaeren, was das ist... aber sie fanden es sehr lecker) aufgemacht haben nach hause, waren wir alle pappsatt. Das war ein Tag!

Jitsch*
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Datum: 22.03.2007 20:09
"Der kampf dauert schnell" XDD hübsche formulierung^-^
na ja, ich stell mir sumo nicht so spannend vor, aber wenn du meinst...

Ich würde selbst nach so langer Zeit in Japan keine Kartoffeln mögen Û.u

Ditsch
Isaac Newton's tombstone:
Nature and nature's law
lay hidden in night.
God said: "Let Newton be!"
And all was light.


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