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Kritiken, das leidige Thema Animexx, Engelszorn

Autor:  Engelszorn

Kritiken. Sind toll, gelle? Wenn man sie kriegt, dann darf man sich freuen - normalerweise, denn viele Zeichner laden ihre Werke nicht ausschließlich deswegen hoch, damit sie ui toll Kommentare bekommen. Aber was genau ist denn Kritik? Laut Wikipedia ist es die Kunst sich analytisch/kritisch mit einem Sachverhalt oder eine Person auseinanderzusetzen.  Direkt darunter findet man den sehr interessanten Satz, dass Kritik umgangsprachlich das Aufzeigen eines Mißstandes darstellt - verbunden mit der unmittelbaren Auffoderung diesen doch bitte schön abzustellen. 

Genau das ist es, was Kritik so... verdammt frustrierend macht, insbesondere, wenn man es auf Kunst oder eine Community bezieht, jeder ist ein Kritiker, weil wirklich jeder eine Meinung hat und diese rausblärren muss. Und warum auch nicht, jeder noch halb so coole Zeichner schreibt, dass er Kritik haben will.

Wenn Kritik nur noch eine reine Meinungsäusserung ist, dann ist es keine Kritik mehr - zumindest keine in dem Sinne von echter Kritik. Also was ist denn nun Kritik bezogen auf ein Bild? Stimmt es, dass man kein Koch sein muss, um zu merken, dass eine Suppe versalzen ist? Ja, das stimmt. Aber man muss sich ein wenig mit Kochen auskennen, um die Suppe zu retten und exakt dasselbe gilt auch für "Kunst"-Kritik. Unerheblich, ob man Fotograf ist oder Zeichner  - ersterer könnte einem Zeichner helfen, die Grundlagen von Kompostion zu verstehen und der letztere kann dem Fotografen bei der Farbtheorie helfen. Aber um eine tatsächliche Kritik geben zu können, muss man sich auch mit dem entsprechenden Sachverhalt auskennen, denn das wichtigste, was man bei einer Kritik beachten MUSS, dass ist, das man sie begründen kann. Was nützt es zu sagen, dass ein Fehler vorliegt, wenn man nicht definieren kann, worin dieser Fehler besteht?

Kritik ist immer neutral. Dies ist ein Punkt, der ach so oft unter den Tisch gekehrt wird. Entweder, weil Kritik ja sowieso nur dann wirkt, wenn man sie so direkt wie möglich äußert (gerne auch an den Rand des Unverschämtseins) oder indem man sie möglichst blumig verpackt, um die Gefühle des anderen nicht zu verletzen. Es ist tatsächlich sehr einfach einem Gegenüber vorzuwerfen, dass er Kritik nicht abkann und diesen als zartbesaitet zu beteiteln... viel schwerer ist es einzusehen, dass man selbst zwei der Grundregeln verletzt hat,  indem man nicht mehr neutral bleibt und Meinungsäusserung und Kritik vermischt.

Kritik sollte eine Hilfe sein. Niemals sollte man Kritik auf ein Schlagwort reduzieren, niemals Kritik als unumstößlich hinstellen. Dies hat auch nichts damit zu tun, dass man möglichst "politicallly correct" sein muss und ja unbedingt noch positives finden muss, egal wie tief der Karren in den Dreck gefahren wurde. Eine Kritik kann ausschließlich aus negativen Aufzählungen bestehen (umgangssprachlich - kein Gutes Haar belassen) und sie ist dennoch konstruktiv und korrekt ohne den Kritisierten zu beleidigen oder herabzuwürdigen und zwar indem die Kritik vollständig ist:

1. Definition des Fehlers (z.B. Perspektive falsch)

2. Belegung des Fehlers (Begründung) (z.B. falsche Winkel oder Größenverhältnisse)

3. Erklärung, was geändert werden könnte, ja dieser Punkt gehört dazu und zwar unbedingt!

Punkte, die aufzählen wie scheisse man selbst dies und das findet, gehören nicht in eine Kritik, auch dann nicht, wenn man sich flappsig geben will. Begeht man dennoch diese Verfehlung, so muss man sich nicht über Konsequenzen wundern, die wir in Bezug auf Animexx nun wirklich zu genüge kennen - nicht umsonst habe ich den Al-Thread in "Feedback" umbenannt. Auch wenn es für manche schwer ist zu akzeptieren, dass man dem Gegenüber die Möglichkeit einräumen muss, dass dieser sein Gesicht wahren kann, so ist dies dennoch eine Grundvoraussetzung dafür, dass Kritik funktioniert. Respekt oder der Wunsch, dass die eigene Kritik etwas bewirkt, hat nichts mit "zartbesaitete Seele in Watte zu packen" zu tun. Es ist nur ein weiteres Mittel, ein weiterer Weg zur Kommunkation. Formulierungen wie "Hoffentlich nimmst du mir das nicht übel..", "Ohgott, es tut mir so leid.." sind allerdings auch Quatsch. Bitte gebt mir Fakten, aber keine Floskeln! Wie soll man denn bei dem Blütenrascheln die Kritik verstehen?

Kritik kann, wenn sie entsprechend formuliert wurde, ein wunderbares Mittel sein, dass Zeichnern (oder Menschen allgemein, jeder von uns lernt doch irgendwie) hilft, besser zu werden. Manchmal öffnet sie einem die Augen und man findet selbstständig einen Weg - sogar abseits von dem, was der Kritiker einem geschrieben hat -  und man entwickelt sich weiter.

Eine gute formulierte Kritik ist länger als ein Satz, sie erfordert Zeit, Geduld, Kenntnis des behandelten Themas udn die Fähigkeit zur Analyse. Wieviele haben sowas schon bekommen?

Mir ist übrigens bewusst, dass ich mit diesem Text ebenfalls gegen etliche Regeln der Kritik verstoße und vieles nur eine allgemeine und persönliche Meinungsäußerung darstellt :P. Aber wenn bei einigen vielleicht doch hängen bleibt, dass Kritik kein Wattebäuschen-Schmeissen-Wettbewerb und auch kein Freifahrtscheins für die Tour-de-Wildsau ist, sondern ein neutraler Informationsaustausch mit dem Ziel der Verbesserung eines gegebenen Mißstandes ist, hey, dann wäre das toll. Träumen ist immer erlaubt.

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Datum: 21.04.2010 16:52
stimme dir in den meisten punkten zu

vielleicht sollte ein Artikel dazu ins Animexx-Tutorial-Wiki?
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Datum: 24.04.2010 00:30
Kann dem auch nur so zustimmen (habe es zufällig gelesen)
Ich als Zeichner habe es auch hin und wieder erlebt, das ich "Kritik" bekommen habe die mir ohne jegliche Bergründung an den Kopf geworfen wurde..
Oder aber das Dinge "kritisiert" wurden, die eindeutig etwas mit Geschmack zu tun haben, wie z.B die Farbwahl, oder Haarlänge...
aber nunja, da kann man wirklich nur hoffen das Andere es besser machen, und sich über Jene freuen, die vernünftig kritisieren.^^

Gruß, Prowl~
~With the energy of believe and the power of love your creativity transform into a dynamic motion~
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Datum: 27.04.2010 00:57
Nyo, ich bin so jemand, der absolut nicht auf Kritik eingeht, weil ich der Meinung bin, dass sie mehr kaputt macht, als hilft - selbst wenn sie richtig gefasst ist.
Mein Stil soll doch nicht so werden, wie andere ihn gern hätten, sondern so, wie ich ihn haben möchte. Fehler erkennt man auch, wenn man sich traut, seine alten Werke genaustens zu analysieren. In erster Linie zeichne ich also für mich, nicht für andere. Mag egoistisch klingen, aber seitdem ich so denke, komme ich extrem schnell vorran und bin auch erstmals stolz auf meine Bilder.


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