Traurig
Autor: Maginisha
Ich hab dann gesagt, sie sollen sie nicht wieder aufwachen lassen. Ist ja besser so, denn sie hätte sich ja doch nur gequält. Trotzdem wünschte ich, ich hätte mich noch von ihr verabschieden können. Nicht mal richtig gestreichelt hab ich sie noch.
13 Jahre lang hat sie mich begleitet, hat drei Beziehungen mitgemacht und vier Wohnungswechsel, ist mit uns in den Urlaub gefahren und hat sich jedes Mal gefreut, wenn wir ohne sie weg waren und zurückkamen. Sie hat genervt und mich erfreut, hat mit mir Mittagsschlaf gemacht und mich beim Schreiben gestört, war Zicke und Prinzessin und doch von Herzen treu. Sie hatte immer einen Platz in meinem Leben und in meinem Herzen. Ab jetzt muss der letztere reichen.
Ruhe in Frieden, kleine Mitsou.
*drück*
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Es macht mich halt traurig, dass der Abschied so plötzlich und unerwartet war. So bleibt irgendwie das Gefühl, sie um einen Teil ihrer Lebenszeit betrogen zu haben. Sie war ja bis auf das Erbrechen sonst noch fit, hat geschnurrt und gefressen...andererseits hat sie auch schon viel geschlafen und ist wirklich schon "alt" geworden im Aussehen. Vielleicht ging es ihr ja tatsächlich schon schlechter, als ich vermutet hatte. Immerhin hat sie jede Nacht gebrochen, in den letzten Tagen sogar mehrmals. Sie hat es dabei oft nicht einmal mehr von ihrem Schlafplatz weggeschafft, sondern oft gleich neben die Decke gespuckt. Und auch davor war schon öfter mal Blut beigemengt, wobei ich da halt immer gedacht hab, das käme vielleicht von einer kleinen Verletzung oder so. Von daher hatte sie ihre zusätzliche Zeit vermutlich schon. Man weiß es halt nicht.
Zumindest können wir jetzt nächste Woche aber ohne schlechtes Gewissen wegfahren. Das klingt jetzt böse, aber ich hätte sie ja so nicht allein lassen können, hätte aber am Krebs durch ein weiteres Verschieben der Fahrt ja auch nichts ändern können. Und dort wartet schließlich Uroma auf ihren jüngsten Enkel. Wer weiß, wie lange noch.
Außerdem hätte es ja zum Beispiel auch sein können, dass wir sie wegen dem Baby auf ihre alten Tage noch weggeben müssen oder irgendwas. Das wäre wahrscheinlich noch viel schlimmer gewesen.
Natürlich wünsche ich mir, dass sie noch da wäre, aber vielleicht war meine Zeit mit ihr eben einfach um. Und vielleicht war dieser Zeitpunkt, wo es ihr noch nicht so schlecht ging, eben doch der bessere. Wer weiß, wie sie sonst vielleicht noch hätte leiden müssen.
Ganz kurz kommt natürlich auch der Gedanke, ob man sie nicht doch hätte operieren lassen sollen, aber die Ärztin hatte am Tag vorher schon gesagt, dass das Leben mit einem halben Magen vermutlich Quälerei wäre. Und der Krebs wäre vielleicht ja wieder gekommen, hätte gestreut oder so. Und so gerne wie sie immer gefressen hat...nein, es bringt nichts, sich diese Gedanken zu machen. Sie ändern jetzt eh nichts mehr daran.
Trotzdem ist es immer noch total unwirklich, dass sie nicht jeden Moment um die Ecke kommen kann. Sie fehlt mir.
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So hatte sie einen schönen friedlichen Lebensabend ohne OP-Stress, Angst in der fremden Umgebung und den Schmerzen und der Orientierungslosigkeit hinterher... Und wenn der Krebs dann wiederkommt, war auch noch alles umsonst.
Ich finde es auch gut, dass ihr weg fahrt. Ablenkung und Tapetenwechsel hilft sicher, damit fertig zu werden. Natürlich tut es weh, das soll es ja auch.
Aber ich bin ganz sicher, dass ihr das richtige getan habt.
Und für das Drüber-Wegkommen wünsche ich dir jetzt ganz viel Kraft.
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