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Einzelposting: Der (Herr der) Ring(e) - Eine Analyse


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Von:   abgemeldet 15.08.2006 14:48
Betreff: Der (Herr der) Ring(e) - Eine Analyse [Antworten]
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> Ja, vorher macht Alberich mit den Rheintöchtern rum (Flosshilde,
> Wellgunde, Woglinde), aber damit man das Rheingold zum Reif
> zwingen kann muss man der Liebe entsagen...
> Die zwei Dinge stehen also in keinerlei ausschliessendem
> Verhältnis zueinander...

Hier verstehst du meinen Denkansatz nicht ^^

> Wie wohl jede Parallele...

Natürlich, schön, dass du das auch weißt, davon ging ich allerdings auch aus.

> Geh ich Recht in der Annahme, dass du noch nie ein Wagnersches
> Musikdrama vollständig angehört hast, vom Ring schon gar
> nicht zu sprechen?

Falsch. Ich habe mich vielleicht nicht so eingehend mit Wagner beschäftigt wie du, aber ich habe von ihm nicht nur den Zyklus "Ring des Nibelungen" sondern auch "Der fliegende Holländer" und "Tristan und Isolde" sowohl gehört als auch die Aufführung gesehen. Mag sein, dass ich eine andere Auffassung und ein anderes Verständnis dafür habe, aber letztlich ist dies ja subjektiv.

> Sonst wüsstest du, dass Wagner nicht 'die Nibelungensage
> vertont' hat, oder dabei was zensiert hat...

Er hat sich aus der Sage das herausgezogen was ihn interessiert hat und auch zu seiner Denkweise passte. Ich kann dir diverse Wagner Bios aufzeigen, die dies belegen. Wagner war nicht nur ein Komponist, er bezweckte mit seiner Musik auch etwas. So hat er auch zahlreiche polititische und philosophische Schriften verfasst. So entstand "Tristan und Isolde" zB nachdem Wagner sich intensiv mit Schopenhauers "Die Welt als Wille und Vorstellung" beschäftigt hatte.
In sofern musst du Wagner auch aus diesem Blickwinkel herausbetrachten und "Der Ring des Nibelungen" ebenso.

> Er hat Elemente aus verschiedensten Sagen und Mythen
> genommen und diese ganz neu verquickt.

Sicher. Er hat schlicht ausgedrückt sich bei verschiedensten Sachen bedient - simpel ausgedrückt geklaut oder zumindest abgekupfert und das weil er die Thematik u.a. an seine Denkweise anpassen musste und auch weil der Originalstoff der Sage noch komplexer ist.

> Das ist typisch Wagner, kommt auch in seinen anderen
> Werken vor (Parsifal, Tristan und Isolde...)

Habe ich was anderes behauptet? Die Geschichte von Tristan und Isolde stammt schließlich auch nicht von ihm. Er war Komponist und er hat diese Werke nach seinem Verständnis vertont.

> Von daher zeugt es schon von gewisser unwissender
> Ignoranz, den Ring als blosse Vertonung der Niblungensage
> zu nennen. Tipp, einfach mal ein paar Tage Zeit nehmen,
> Ring kaufen (die Version von Sir Georg Solti ist sehr zu empfehlen),
> Libretto kaufen (4 Stück) und einfach mal anhören...
> Ists wirklich wert...

Danke, muss ich nicht.
Ich bin nicht unwissend, natürlich weiß ich auch nicht alles.

> Also, -Honey-, das ist weniger gewagt, als du meinst.
> Simple Regeln der Literatur sollten ja nicht über die
> Logik siegen, oder, Schätzchen?

Ansichtssache, Darling.

> Denn immerhin wird es ja driftige Gründe geben, warum
> Sauron nicht einfach losmarschiert und sich den Ring
> greift, sondern Nazguul, Orks und anderes Gezucht danach
> sendet. Beide, Sauron und Wotan, sind augenscheinlich
> nicht in der Lage, das Gewünschte selbst zu erwirken...
> Also, -Honey-, ich vergleiche nicht Sauron mit Wotan, ich
> verleiche Saurons und Wotans Unfähigkeit, ihre Ziele direkt
> und selber zu erreichen.
> Das nennt man Analogie...

Ich weiß durchaus was Analogie ist, nur um es an dieser Stelle einmal festzuhalten. Mag sein, dass ich mich teilweise etwas zu plastisch für deinen Geschmack ausgedrückt habe.
Allerdings sehe ich die Sachlage anders als du.

> Süss, wenns simpel klingt, -Honey-, oder?
> Muss ich also jetzt süsslich-simpel schreiben, wenn
> ich deinen Sanktus erheischen will?

Autsch ^^ Das war jetzt charmant. Ich hatte mich bislang bemüht diesen Dialog auf einer objektiven Ebene zu führen, was heißen soll keine Beleidigungen und sind sich auch noch so niedlich und rhetorisch verpackt. Wer dazu greift hat in meinen Augen schon verloren.

Ich weiß nicht welchen Sanktus du als den Deinen ansiehst.

> Da wein ich aber bitterlich... -_-v
> Wenn sie mir etwas bessere Argumente entgegenhalten,
> als 'Interpretationssache', dann kann ich dem
> ja noch was abgewinnen, warum man aber fanatisch sein
> muss, um eine Sache zu verstehen, dass sehe ich nicht
> ganz ein und bei aller Liebe und Güte, der Herr der Ringe
> ist sicher ein interessantes, gutes Buch, aber allzu viel
> zu 'verstehen' gibts da wirklich nicht. Es ist eine Fantasy-
> Geschichte. Es erzählt eine Fantasygeschichte. Tolkien selbst
> hat gesagt, es sei eine Fantasygeschichte. Nicht mehr.
> Es will keine politische Aussage haben. Es sind keine
> sexuellen Obertöne drinnen. Es ist keine Zahlenmystik drinnen
> wie bei Dante. Es ist einfach eine Fantasygeschichte. Das
> was dasteht, das will ausgesagt sein.

Ich habe fanatisch bewusst in Anführungszeichen gesetzt, weil ich davon ausging, dass du dies verstehen würdest mit deinem Sanktus.
Allem Anschein nach habe ich mich geirrt.
Desweiteren habe ich an keiner Stelle behauptet HdR wäre mehr als eine Fantasygeschichte, ich selbst habe angeführt, dass Tolkien keine politische Deutung wollte. Aber das hasst du vielleicht überlesen.
Auch wenn keine verborgene Mystik oder eine politische Aussage vorhanden ist, heißt dies nicht, dass man das Werk so einfach verstehen kann. Die Bücher sind sehr komplex, ich gehe davon aus, dass du sie gelesen hast - solltest du nur die Filme gesehen haben, dann ist diese Diskussion überflüssig. Aber ich schätze, dass du die Bücher gut genug kennst.

> Nein, nur manchmal ist ein etwas eklig zynischer
> Unterton drinnen, -Honey-, gerade so, als ob du dich
> irgendwie für klüger hältst, als du bist. Aber, das
> macht nix, Sweety.

Ich bin zynisch, aber das sollte kein "ekliger" Angriff sein, sonst hätte ich mich nicht dazu noch geäussert. Ich halte mich keineswegs für klüger als ich bin. Du magst was Wagners Ring betrifft vielleicht vertieftere Kenntnisse haben als ich, aber ich denke, ich kann behaupten, dass ich im Gegenzug über ein breiteres Wissen in Bezug auf Wagner besitze obgleich ich natürlich auf dem Gebiet auch nicht allwissend bin.

> Tolkien arbeitete mitunter an der Edda?
> Meiner Einschätzung ist die Ältere Edda über und
> die Jüngere knapp unter tausend Jahre alt...

Und? Die ältere Edda und die "Prosa"Edda unterscheiden sind natürlich, aber was macht das letztlich für einen Unterschied bei der Beschäftigung mit dem Werk oder wolltest du mich lediglich daraufhinweisen, dass es 2 Versionen gibt?

> Nietzsche und Wagner haben sich nicht erst über den Parsifal
> (welchen du wohl mit Rückschritt zum Christentum gemeint
> hast) zerstritten. Nietzsche hat in seiner Schrift
> 'Nietzsche contra Wagner' ziemlich genau erklärt, warum
> und seit wann er Wagner nicht mehr mochte. Ausserdem sei
> hinzugenommen, dass Nietzsche sehr krank war und fast
> ständig unter Kopfschmerzen litt, ein Zustand, in dem eine
> Wagneraufführung gewiss wahnsinnige Tortur ist.
> Auch in Nietzsches 'Jenseits von Gut und Böse' finden
> sich Seitenhiebe auf Wagner.

Sicher, ich habe ja auch nicht gesagt, dass der Bruch schlicht durch den Parsifal kam, das wäre falsch und vermessen dazu.

> Ich denke, du verstehst Wagner nicht. Ihn als jemanden der
> 'selbst nur abgekupfert hat' zu bezeichnen schreit ja geradezu
> vor Ignoranz und Idiotie, man verzeihe die Wortwahl.

Ich denke wir haben beide eine unterschiedliche Auffassung der Dinge. Auch habe ich nicht behauptet Wagner hätte nur abgekupfert, aber er hat sich nachweislich diverser Quellen bedient u.a. auch beeinflusst durch die Ansichten von Michael Bakunin.
Wenn du das nicht weißt, dann verstehst du sein Ansinnen nicht. Entschuldige.

♥ Vergiß mein nicht, du treues Herz, bleib treu mir in der Ferne, ohn dich ist alle Freude Schmerz - ohn dich sind dunkel selbst die Sterne.

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