Einzelposting: Der (Herr der) Ring(e) - Eine Analyse
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Ds wird ein etwas längerer Beitrag, aber ich hoffe, manch einer plagt sich durch und sagt was dazu... Jetzt muss ich aber wirklich mal meine Meinung zu den parallelen zwischen Richard Wagners 'Ring' und Tolkiens 'Herr der Ringe' äussern... Was sagt ihr dazu? Die Gemeinsamkeiten: -In beiden ist ein 'Ring der Macht' präsent. Gut, die Gemeinsamkeit ist tatsächlich sehr augenscheinlich... ^^ -Um den Ring zu schmieden muss Alberich der Liebe abschwören -landläufig gesprochen 'böse werden'- was ihn sofort zur Equivalenz mit Sauron qualifiziert. -Im 'Rheingold' lässt Alberich durch die Macht des Ringes eine Tarnkappe schmieden, die ihn unsichtbar machen kann. Im Herrn der Ringe macht der Ring direkt unsichtbar, aber auch in Wagners Werk ist die Unsichtbarkeit eine direkte Folge der Macht des Ringes, Ring und Tarnkappe sind also bei Tolkien gleichsam zusammengefasst, zu einer Reliquie der Macht. -Der Ring Wagners wird von Alberich mit einem Fluch belegt, bringt Unheil und Tod über alle, die ihn besitzen. Ausserdem ist der Fluch erst gebannt, wenn der Ring wieder an Alberichs Finger steckt. Auch das ist doch sehr stark HdR, oder? -Ganz besonders auffallend ist das Verhältnis Fafner-Gollum. Fafner und Fasolt, die zwei Brüder gewinnen den Ring, wobei Fafner Fasolt gleich erschlägt, um den Ring für sich zu haben. Dann zieht er sich zurück und verwandelt sich -Kraft des Ringes- in einen Drachen. Hat nicht Smeagol auch gleich seinen Hobbit-'bruder' erschlagen, den Ring alleine beansprucht und ist damit zum Untier, zum Monster geworden? -Das Zauberschwert Nothung zerspringt, als Siegmund es gegen Hunding wenden will und Wotan mit seinem Speer dazwischenfährt. Brünnhilde kann die Splitter des Schwertes retten und Siegfried kann sie am Ende wieder zusammenschmieden. Auch ein Element aus HdR, das zersprungene Schwert, das neu geschmiedet wird. -Manche Ähnlichkeiten sind etwas schwieriger zu sehen. Die Elfen, die das Land verlassen, weil sie hier nicht mehr unsterblich sind entsprechen wohl den Göttern im Rheingold, die durch die Fortführung Freias ihre ewige Jugend verlieren und zu altern beginnen. Man bedenke, nur Freia hat die Macht, die goldenen Äpfelbäume zu züchten, die ewige Jugend schenken und bedenke weiters -sich aufs Silmarillion besinnend- das auch in Tolkiens Welt ein leuchtender Lebensbaum eine gewichtige Rolle spielte und gar das Wappen Gondors darstellt. -Die Nazguul sind die direkten bösen Analoga zu den Walküren, jenseits des Menschlichen, auf fliegenden 'Pferden' -oder eben Drachen-, neun an der Zahl, dem Willen ihres Meisters treu ergeben. "Was bist du, als meines Willens blind wählende Kür?" sagt Wotan zu Brünnhilde und wie treffend sind diese Worte auf das Verhältnis Nazguul-Sauron gerichtet? -Nicht direkt dem Ring, aber auch Wagners Werk entnommen ist die Wunde, die sich nicht schliesst. Nachdem Frodo von den Nazguul verwundet wurde, heilt seine Wunde nie mehr ganz, schmerzt immer bei ihrer Präsenz, ein Sinnbild, dass gleich in zwei von Wagners Musikdramen vorkommt, im Parsifal direkt und in Tristan und Isolde etwas versteckter. -Das der Ring die Götterdämmerung bringen kann, also eine radikale Umstürzung der Machtverhältnisse ist eh klar. -Auch die Rolle der Galadriel ist im Ring vorhanden, Erda, die Wala, die alles weiss, was war und was ist und was sein wird, die Wotan vom Unheil des Ringes warnt und die Götterdämmerung vorraussagt könnte ihr nicht ähnlicher sein. -Die ganzen Sagenfiguren, wie Riesen, Zwerge, usw. sind in beiden Werken vorhanden. -Auch Sauron kann -Wotan gleich- nicht selbst den Ring beschaffen, er braucht einen Diener, der ihn liefert. -Schlangenzunge ist Loge, auch klar. Ein Ratgeber Wotans, der verschlagen ist, dem Wotan aber vertraut, auch wenn andere ihm davon abraten. Durch List und Tücke handelt er, wenngleich auch Wagners Wotan sich seiner Bosheit viel bewusster ist. -Als die Hobbits den Ring aus dem Wasser ziehen entspricht diese Szene wunderbar der Gewinnung des Rheingolds -aus welchem allein der Ring geschmiedet werden kann- durch Alberich. Wie Smeagol seine Menschlichkeit aufgibt -zumindest teilweise aufgibt und unterordnet-, so muss Alberich die Liebe verfluchen, um das Gold und in weiterer, direkter Folge den Ring zu gewinnen. -Eine grosse Gefahr für Wotan ist ein Volk aus der Erde, die Niblungen. Auch Sarumans Orks werden unter der Erde herangezogen und sind ein stark erdverbundenes Volk. Die Unterschiede: -Keine Liebe. Im HdR gibt es im Vergleich zum Ring viel weniger amouröse Verstrickungen -wenn es denn überhaupt welche gibt-. Vorallem das inzestuöse Verhältnis von Siegmund und Sieglinde bleibt -meinem Urteil nach- völlig ohne Entsprechung. Die Frau tritt bei Tolkien überhaupt stark in den Hintergrund. -Das 'gute' Ende. Der Herr der Ringe endet positiver (in Buch wie auch Film), als Wagners Ring, der mit dem Tod aller Helden schliesst. -Die Figur des Siegfrieds ist gleichsam verändert und gespalten, der Einsame zerfällt in die Gefährten, die allerdings zu schwächelnd und ängstlich sind, um direkt mit ihm verknüpft zu sein. Mehr ist mir im Moment jetzt nicht eingefallen... Bitte, das ganze nicht als Angriff auf Tolkien sehen, Wagner selber hat ja die ganzen Charaktere mehr oder weniger zusammengesucht. Ich finde nur, dass diese ganzen Parallelen nicht mehr Zufall sein können und bitte um Meinungen dazu... --- Die Wurscht is rund, der Zwieback eckig, dem oan gehts guat, dem andan dreckig. Ja wirds bald, Jubel! |