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Einzelposting: Konsequenzen aus dem Mord an der S-Bahn Solln


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Von:   abgemeldet 17.09.2009 11:23
Betreff: Konsequenzen aus dem Mord an der S-Bahn ... [Antworten]
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Ohne den anderen Thread vollständig gelesen zu haben, werd' ich mich mal ungebeten zu Wort melden:

Zuallererst: Ich wohne auf dem Land. Üble Provinz, langweiliges Kuhkaff. Und selbst hier krabbeln inzwischen bei Einbruch der Dämmerung so viele halbstarke Vandalen und Besoffene aus ihren Löchern, dass man als Mädel nicht unbedingt ohne Hund oder Begleitung auf die Straße will. An der 'Jugendkultur' würde ich dei Entwicklung nicht festmachen - es gibt in jeder Szene Idioten, ganz gleich, ob wir von 'Gängsta' oder sonstwas reden.

Das Problem ist eher, dass viele Jugendliche eine geminderte Hemmschwelle aufweisen - was die Frequenz, mit der sich derartige Vorfälle wiederholen, natürlich steigert.
Zuletzt waren es die U-Bahn-Schläger, jetzt geht es in der S-Bahn lustig weiter - und ich bezweifle, dass die Sache damit ausgestanden ist.
Um die 'Die-Medien-sind-an-allem-Schuld!'-Debatte gleich abzubiegen: Ja, es gibt Menschen, die ab-18-Filme/Videospiele besitzen, nein, nicht alle ziehen dann los und knüppeln Mitmenschen tot. Kann also nicht die generelle Ursache sein.

Die große Frage nach dem 'warum?' wird wahrscheinlich keiner so recht beantworten können - weder Experten noch die beiden Täter selbst, fürchte ich.
Einen Faktor meine ich jedoch benennen zu können: Weil sie wissen, dass ihnen im Zweifelsfall nicht viel passieren wird, wenn sie diesen Mann zu Tode treten. Okay, die beiden sind 17-18, wenn ich mich nicht schwer täusche, dann wird es wohl auf Jugendstrafe rauslaufen, ergo landen die Beiden ein paar Jährchen hinter schwedischen Gardinen, gönnen sich einen Urlaub auf Staatskosten (und mal im Ernst: die haben im Knast ein Dach überm Kopf und müssen sich keine Gedanken darüber machen, wo die nächste Mahlzeit herkommt) und machen anschließend genauso weiter.

Ja, Resozialisationsprogramme sind toll - darüber werde ich mich auch nicht streiten. Aber resozialisieren kann man nur die, die das auch wollen - und bei zwei Jugendlichen, die keine Probleme damit haben, einfach so - quasi aus 'Spaß an der Freude und weil sie sein Eingreifen als unangemessen erachtet haben' - jemanden umzubringen, für die sehe ich da schwarz.

Überwachung ist auch was Feines. Aber die Kamera wird nicht eingreifen, wenn mal wieder jemand attackiert wird - die Überwachungsdiskussion erübrigt sich daher für mich weitestgehend. Ist toll, um im Anschluss die Täter zu ermitteln, hilft aber den Opfern nicht.
Polizeipräsenz wiederum ist eine zwiespältige Sache: Einerseits wäre es natürlich sicherer - gerade für potentielle Opfer -, wenn an jeder Ecke ein Polizist stehen würde. Umsetzbar ist die Sache einerseits aus Kostengründen nicht - und außerdem wäre auch ein einzelner Polizist mittelschwer im Nachteil, wenn er es mit mehreren Gewalttätern zu tun hätte. Müsste man erst herausfinden, ob der Polizist noch als 'Vogelscheuche' funktioniert, oder ob man vor ihm ebensowenig Respekt hat wie vor den übrigen Mitmenschen.
Daher bleibt für mich nur eine drastische Erhöhung des Strafmaßes als Maßnahme im Ring. Haken bei der Sache: Inwiefern wirkt sich ein Gefängnisaufenthalt auf die moralische Integrität der Täter aus? Sehen die ein, dass man sie - rein aus Gründen des 'Strafmaß der Tat angemessen'-Grundsatzes eigentlich zu Tode treten müsste?
Wohl kaum, fürchte ich.

Die beste Alternative wäre wohl Zivilcourage. An dieser Stelle würde ich gerne auf Immanuel Kant hinweisen und ein wenig 'handle so, wie du es von deinen Mitmenschen erwarten würdest, wenn du in der entsprechenden Situation wärst' propagieren: Wieso tun sich in solchen Momenten nicht die Menschen rundherum zusammen und greifen ein? Weil sie Angst haben, ihnen könnte auch etwas passieren? Kann ich nachvollziehen. Als Mädel gegen zwei entsprechend gewalttätige Kerle? Besser nicht. Aber ein Telefon wird doch wohl jemand haben, der die Polizei verständigen kann - und in einer Straßenbahn (respektiv U-Bahn) werden doch auch andere Menschen anzutreffen sein, die man um Hilfe bitten kann!

Meh, sowas frustriert mich.

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