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Lost in Time

ShinichixRan
von

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Never Ending Story

Rückblick-

„Ran!“

Doch sein Ruf war zu spät.

Sie reagierte nicht, ließ ihn allein im Krankenzimmer zurück.

Er starrte die offene Tür an, ehe er sich mit einem schweren Seufzten zurück in die Kissen sinken ließ.

Er wünschte sich so sehr, endlich auf zu wachen.
 

Dabei sollte sein Alptraum erst jetzt beginnen.

-Rückblick Ende
 

Never Ending Story
 


 

Das zerknitterte Bourbon-Etikett von 1996 auf dem sterilen Nachttisch seines Krankenzimmers hatte ihn durch den Tag begleitet und zwischen Wachen und Schlafen immer wieder an die Wirklichkeit erinnert. Shinichi hatte nicht bemerkt, wie der Tag zur Nacht und wieder zum neuen Tag wurde, hatte die Besuche des Arztes verschlafen genauso wie die Megures, der sich langsam aber sicher Sorgen um den noch immer ruhenden Detektiv machte.
 

Er hatte an diesem Morgen wohl auch das Stechen der Nadel in seinem Arm verschlafen, wenn das ständige Wechseln der Blutröhrchen ihn nicht doch schließlich soweit aus dem Schlaf gerissen hatte, dass er dem blutrünstigen Vampir an seiner Seite einen genervten Blick zuwarf.
 

Die junge Krankenschwester aber hatte weder seinen Blick bemerkt, noch den der beiden Personen, die das Zimmer betreten hatten - bis die Stimme seines Vaters den Raum füllte und ihre als auch Shinichis Aufmerksamkeit für sich gewann.
 

„Ich denke, das ist mehr als genug Blut für Ihre Untersuchungen. Und dem Blick meines Sohnes nach zu urteilen, ist er derselben Meinung.“ Die Krankenschwester schrak auf, drehte sich geschockt zu Yusaku um, bis ihr Blick zu dem regungslosen „Opfer“ ihres Blutdursts wanderte.
 

Shinichis Augen wanderten von dem langsam rot werdenden Gesicht der Krankenschwester zu den fünf gefüllten Blutampullen auf der Ablage hin zu der sechsten, die sie noch in der Hand hielt.

„Ich denke in der Tat, dass das, für- was auch immer Sie glauben finden zu können, ausreicht.“
 

Sie hielt seinem Blick kurz stand, er sah wie sich ihr Mund öffnete und unverrichteter Dinge wieder schloss, ehe sie ihn mit einem Nicken von der Nadel erlöste und ihn kaum hörbar anwies, mit dem Tupfer Druck auf die kleine Wunde in seiner Armbeuge auszuüben. Sie sah weder ihn noch seine Eltern an, als sie sich mit ein paar hektischen Worten aus dem Raum entfernte.

„Ich werde dem Doktor sagen, dass Sie wach sind…“

Sie floh aus dem Raum und ließ ihn zusammen mit seinen Eltern allein.
 

Shinichi schluckte, wich den Blicken auf seiner Haut aus und wusste nicht ob die drückende Stille ihm wirklich lieber war als die nach Blut dürstende Schwester, bis die heisere Stimme seiner Mutter an dem kahlen Zimmer kratzte.

„Oh, Shinichi…“

Mit ein paar Schritten hatte sie die Distanz zu ihm überwunden, strich ihm eine Haarsträhne von der Stirn und ließ ihre Hand kurz auf seiner Wange ruhen. Er verzog das Gesicht, hielt jedoch seinen Mund und gönnte seiner Mutter den kurzen Moment, während sein Blick sehnsüchtig zu dem Kaffeebecher glitt, den sie in ihrer Eile auf dem Tischchen hatte stehen lassen.

„Endlich bist du wach!“ Er hörte die Erleichterung in ihrer Stimme, doch in ihrem Blick war noch immer die Erinnerung an Angst und Sorge zu erkennen. Er schluckte trocken, nickte dann.

„Seit gestern. Ich denke zumindest dass es gestern war. Ran war da… sie- sie hat euch nichts gesagt?“

Yukiko biss sich auf die Lippen, schüttelte langsam den Kopf.

„Nein, hat sie nicht…“

Yukiko sah ihren Sohn fragend an, Shinichi aber blieb still und wandte den Blick von ihr ab. Sie wollte ihn fragen was los war, aber die nun erwachsenen Züge ihres Sohnes zogen sie in ihren Bann.

„Du weist es also? Dass- dass du-…“

„Das ich quasi über Nacht zehn Jahre gealtert bin?“ Er seufzte, begutachtete seine Hände in seinem Schoß, diesmal schien es wirklich dauerhaft zu sein.

„Ja, ist mir aufgefallen.“
 

Yukiko aber ignorierte den Sarkasmus in seiner Stimme genauso wie seine fehlende Freude. Ein feines Lächeln glitt über die Roten Lippen der ehemaligen Schauspielerin, sodass sich feine Fältchen in ihr Makeup gruben, während sie ihre Finger erneut durch sein Haar gleiten ließ, selbst sein genervter Gesichtsausdruck konnte daran nichts ändern.
 

<Endlich haben wir dich wieder…>
 

Es war schwer, sich an seine plötzlich erwachsenen Züge zu gewöhnen, die ihr begreiflich machten, was sie eigentlich nicht hatte wahrhaben wollen.

Sie hatte zehn Jahre verloren.

Zehn Jahre, in denen sie nicht beobachten konnte, wie aus ihrem kleinen Jungen ein Erwachsener und selbständiger junger Mann wurde.

<Mehr noch… denn schließlich waren dein Vater und ich schon viel früher aus seinem Leben verschwunden.> Sie schluckte, spürte wie der Kloß in ihrem Hals erneut zu voller Größe anwuchs.

<Wenn ich jemals eine Entscheidung bereut habe Shinichi, dann diese…>
 

Seine trüben Augen zeichneten ihn, ließen ihn älter wirken als er war und machten ihn zu jemanden, den sie nicht kannte.

Zu einem Fremden.

Der junge Mann, dessen Hand sie jetzt in ihrer hielt, war müde und geschlagen.

Yukiko schluckte, spürte heiße Tränen ihre Wangen hinunter gleiten, wusste, dass sie von den Resten ihres Maskaras begleitet wurden und vermutlich schwarze Spuren auf ihren Wangen hinterließen.

<Was haben sie dir angetan, Shinichi…>
 

Als hätte er ihren unausgesprochenen Gedanken gehört, trat nun auch Yusaku endlich an ihre Seite, legte seine Hand schützend auf ihre Schulter.

Sein Sohn aber wandte den Blick nur kurz zu ihm, ehe er eine andere Ecke des Raumes für viel interessanter erachtete, so wie er es schon als Kind getan hatte, als er auf eine Strafe seines Vaters wartete. Er diskutierte erst gar nicht, sondern saß das drohende Donnerwetter einfach aus.
 

Der Schriftsteller aber seufzte nur, fuhr sich mit der Hand über die Stirn, als er zu sprechen begann.
 

„Zu jedem anderen Detektiv oder Polizisten, würde ich jetzt sagen, dass es eine gute-, die richtige Entscheidung war…“ Yusaku schluckte, setzte sich neben seiner Frau auf die harte Kante des Krankenhausbettes und ließ seine Augen über den jungen Mann an seiner Seite wandern.

„Aber Shinichi… du bist mein Sohn und bleibst es auch, egal wie alt du nun bist.“

Shinichis dunkle Augen ließ Yusakus Stimmer bitterer werden als beabsichtigt.

„Deswegen würde ich mir wünschen, dass du dich nicht ständig in Situationen begeben müsstest, in denen eine Lüge oder eine Wahrheit über deinem Leben steht.“

Über den blauen Augen des Schriftstellers hatte sich ein tiefer Schatten gebildet, seine Hand ballte sich zu einer nutzlosen Faust und spiegelte die Hilflosigkeit der vergangenen Wochen und Jahre wieder, denen der Mann, der sonst jeden Tatort mit Ruhe und Gelassenheit beherrschte, ausgesetzt gewesen war.

„Und ich wünsche mir verdammt nochmal, dass du nicht solche Entscheidungen fällst,… dass du solche Entscheidungen fällen musst,… musstest.“
 

Shinichi schluckte, seine Kehle war trocken und sein Verstand von den Worten seines Vaters wie leer gefegt. Er wusste weder was er ihm antworten, noch was er von dieser Predigt hallen sollte, nur dass es eine solche war, da war er sich ziemlich sicher. Er ließ sich zurück in sein zerknittertes Kissen sinken, das ihm schon lange nicht mehr richtig weich vorkam und starrte an die Decke.

„Wie schlimm ist es?“

Seine Frage ließ Yukiko aufsehen, skeptisch schaute sie von Shinichi zu Yusaku, der aber schien genau zu wissen, was sein Sohn meinte.

„Seitdem Shinichi Kudo, der „alte“ Shinichi Kudo wieder aufgetaucht ist, wird es ruhiger. Tracy hat es in der Tat geschickt eingefädelt, als sie versuchte, deinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.“ Die Augenbrauen seines Sohnes gingen fragend in die Höhe, während der Schnauzer Yusakus nur kurz zuckte.

„Niemand außerhalb der Polizei beziehungsweise des FBI´s hat dich noch live und ohne Bells Gesicht gesehen. Und nachdem das Gegengift Wirkung gezeigt hatte, hat das FBI selbst die Medien ins Spiel gebracht.“ Er sah, wie Shinichi die Stirn runzelte, fuhr sich mit noch immer kalten Fingern über die eigene, während er weiter sprach.

„Sie gewährten der Presse einen kurzen Blick auf Shinichi Kudo und zusammen mit ein paar Andeutungen deiner Kollegen vom FBI sponn sich die Presse ihr eignes Bild von den Ereignissen der letzten Wochen.“
 

Shinichi starte ihn nur an, bevor er in ein hohles Lachen ausbrach, das beide Eltern dazu brachte, ihn fragend an zu sehen.

Ein bitteres Lächeln lag auf den Lippen des Detektivs, während er scheinbar amüsiert den Kopf schüttelte.

„Sie haben mir nicht geglaubt…“ Seine Worte waren kaum hörbar und wurden doch mit einem Nicken von Yusaku gezollt.

„Nein. Denn schließlich ist wohl alles glaubwürdiger als das, was du der Öffentlichkeit aufgetischt hast.“

„Die Beweise…“

„Eine klug gelegte Finte, genauso wie das Video und die Masken.“

Ein erleichterter Seufzer drang aus Shinichis Kehle und doch konnte er sich nur an die Stirn fassen, fühlte wie das Kopfweh der vergangenen Wochen ihn erneut einholte.

<Wie lange hast du dir darüber Gedanken gemacht, mich da raus zu manövrieren, Tracy?>

„Alles was die Menschen in den Vergangen Tagen bewegt hatte, wird nun als List von dir deklariert, um diese schwarzen Gestalten aus ihren Löchern zu holen. Ob du deswegen aber in der Öffentlichkeit unbedingt besser gelitten bist nach der ganzen Aufregung, wage ich nicht zu beurteilen.“ Der Schriftsteller seufzte, bemerkte, wie die blauen Augen seines Sohnes aufmerksam auf ihm lagen und ihn skeptisch musterten, er hatte den Haken an der ganzen Sache schon längst gerochen.

Yusaku schluckte, ein bitterer Geschmack belegte seine Zunge und schien seine Worte zu begleiten.

„Wie du eben an deiner überaus führsorglichen Krankenschwester schon gesehen hast, gibt es durchaus noch Zweifel in der Bevölkerung. Die Leute wollen den Glauben und die Möglichkeit auf ewiges Leben nicht so einfach in den Wind schießen.“

Shinichi seufzte, fuhr sich durch Haar und merkte erst jetzt, dass seine Hände zitterten.

„Ganz davon abgesehen, dass es genügend Menschen gibt, für denen diese Geschichte wohl nie wieder zu einem Gerücht werden wird.“ Er schluckte, seine Gesichtszüge verhärteten sich.

„Für all jene, die Conan Edogawa gekannt haben, ist das wohl die einzig logische Antwort auf die eine oder andere Frage.“

Yusaku nickte nur und auch seiner Mutter war das Lächeln längst vergangen, als sie sich eine ihrer roten Locken hinters Ohr strich.

„Mit dieser Wahrheit werden wir wohl oder übel auskommen müssen…“
 

Shinichi aber wich ihrem Blick aus.
 

<Die Wahrheit.>
 

Dieses Wort hinterließ einen bitteren Nachgeschmack in seinem Mund. Gerade aber, als er den Mut fassen wollte und das Gespräch auf Rans Ab-, beziehungsweise Anwesenheit lenken wollte, klopfte es in einem kurzen rhythmischen Takt an seine Zimmertür.

Eine reine Höflichkeitsfloskel.

Denn noch ehe er hätte antworten können, betrat ein kleiner, drahtiger, älterer Herr das Zimmer, im Schlepptau eine weit weniger skeptisch drein schauende Schwester als der Vampir von vorhin.
 

Die Augenbrauen des kleinen Arztes hoben sich skeptisch, das Lächeln, das ich auf seinen Lippen zeigte, wirkte auf Shinichi jedoch wie ein echtes. Während er langsam in den Raum eintrat, entfernten sich seine Eltern wie auf Kommando von seinem Bett und räumten den beiden Medizinern den Platz.
 

„Schön, sie endlich wieder unter den Lebenden zu sehen.“ Der Doktor nahm den Platz seiner Eltern ein und reichte Shinichi freundlich die Hand.

„Doktor Hamada, ihr behandelnder Arzt, wenn´s recht ist.“ Ein verschmitztes Zwinkern begleitete seine Worte, Shinichi tat ihm den Gefallen und ging darauf ein, schließlich war er der erste, der scheinbar völlig unvoreingenommen mit ihm sprach.

„Nun, ich würde behaupten, die Tatsache, dass ich aufgewacht bin, spricht für Sie.“ Der Arzt grinste nur, während er das Klemmbrett mit den Daten des Detektivs von dem Fußende seines Bettes holte, sodass die Augen des Mediziners etwas von ihrer Autorität und Ernsthaftigkeit zurück gewannen.

„Sehr schön, also gut - Herr Kudo, Sie werden mir die ein oder andere Frage beantworten müssen, während ich sie erneut untersuche.“ Shinichi schluckte, nickte dann. Doch noch ehe der Arzt im Protokoll fortfahren konnte, fuhr sein Vater mit einem Räuspern dazwischen. „Wenn es recht ist, Doktor, nutzen wir die Zeit um ihrem Patienten hier ein paar frische Sachen zu holen, ich bin sicher sie Informieren uns über etwaige Neuigkeiten.“

Der kleine Arzt blinzelte überrascht, bis er bestätigend nickte.

„Aber natürlich.“

„Haben Sie vielen Dank.“ Yusaku hakte sich bei Yukiko unter dem Arm ein und beförderte seine mehr als nur überrumpelte Frau aus dem Raum, ehe er sich mit einem Nicken von Shinichi verabschiedete, der sichtlich erleichtert war, nicht alle dieser besagten Fragen vor ihnen, beziehungsweise seiner Mutter beantworten zu müssen.

Der Doktor blickte ihnen kurz hinterher, ehe er sich mit einem kleinen Lächeln wieder seinem Patienten widmete.

„Dann wollen wir mal…“
 

Die allgemeinen Fragen zu seinem Befinden hatten nicht viel Zeit in Anspruch genommen, allein die immer wiederkehrenden Kopfschmerzen bereiteten dem Mediziner Sorge, sodass er die Schwester losgeschickt hatte, um einen Kollegen aus der Neurologie zu besorgen. Nur um auf Nummer sicher zu gehen natürlich, denn der besorgte Glanz in den bernsteinfarbenen Augen des Arztes verriet ihm dass er sehr wohl eine Vermutung hatte, woher besagte Kopfschmerzen kamen, die wahrscheinlich nicht allzu sehr von seiner eigenen abwich. Dennoch sprach der kleine Doktor das Thema mit keiner Silbe an, widmete sich im Moment den Schnittflächen an seinen Knöcheln, ein fieses Überbleibsel von Matsumotos Fußfesseln, die besonders an seinem rechten Bein ganze Arbeit geleistet hatten.

Als der Arzt die Wunde dann aber wieder verband und seine Augen mit einem zufriedenen Nicken über seine Arbeit gleiten ließ, konnte Shinichi seinen Sarkasmus nicht mehr länger im Zaun halten.

„Also gut Herr Kudo, das sieht alles ganz gut aus. Die Dehydration haben wir im Griff und alles andere wird der Neurologe mit ihnen klären, von meiner Seite aus wär´s das fürs Erste.“

„Und Sie sind sich sicher, dass Sie nicht noch einen Bluttest brauchen?“

Der Doktor stockte kurz in seinen Bewegungen, seine Miene aber verriet nichts, während er seine Unterschrift auf ein Formular in seiner Akte kritzelte.

„Der Vorfall mit Fräulein Schwester Natsuja tut mir Leid, sie hatte kein Recht…“ Doch in dem Augenblick, in dem der kleine Mann anfing, sich zu rechtfertigen, bemerkte Shinichi, dass es mit ihm durchgegangen war.

Der Arzt war der erste, abgesehen von seinen Eltern, der ihn wie einen normalen Menschen behandelte und so dankte er es ihm?

Er seufzte, fuhr sich mit der Hand durchs Haar und unterbrach den Doktor mit einem kurzen Kopfschütteln.

„Schon gut, verzeihen sie bitte, ich fürchte meine Nerven sind im Moment wirklich nicht die besten…“

Hamada aber suchte neugierig Blickkontakt, sodass Shinichi die Frage gestellt hatte, noch bevor er sich selbst großartig Zeit ließ, darüber nach zu denken.

„Was denken Sie?“

Der Mediziner runzelte nachdenklich die Stirn und legte die Akte sorgfältig zurück, ganz so, als ob er ihn nicht gehört hatte.

„Sie sind mein, Patient Herr Kudo. Ich bin hier, um ihre medizinische Versorgung sicher zu stellen. Mir steht es nicht zu, mir ein Urteil über so etwas zu bilden.“

Shinichi aber schüttelte nur den Kopf.

„Ich habe Sie ja nicht nach einem Urteil gefragt, Doktor, sondern nur nach dem, was Sie denken.“ Die beiden Männer sahen sich eine Zeit lang in die Augen, ehe der Arzt den Blickkontakt mit ihm brach, sich die Brille von der Nase nahm und anfing, die Gläser zu polieren. Eine Geste, die seine eigenen Fingerspitzen zucken ließ, irgendwie vermisste er diese kleine, beruhigende Angewohnheit. Doktor Hamadas Ton, als er dann zu sprechen begann, war genauso nüchtern wie bei dem Stellen einer Diagnose eines x-beliebigen Patienten.

„Wie schon gesagt Herr Kudo, Sie sind mein Patient. Und wenn ich aufgrund dessen etwas sagen kann, dann das, dass das, was immer Sie auch durchgemacht haben, Ihnen viel abverlangt hat und das nicht nur rein körperlich. Und was alles andere betrifft…“ Der Arzt grinste, setzte sich die Brille zurück auf die Nase und blickte hinaus aus dem Fenster, dem grauen Himmel Tokios entgegen.

„Auch in der Medizin gibt es meiner Meinung Geheimnisse, die auch welche bleiben sollten. Ich habe zwei Enkel, wie würde es da aussehen, wenn ich-…“

Der Arzt lachte laut, schüttelte noch immer amüsiert den Kopf, als er sich ihm zuwandte.

„Nein, alles hat seine Zeit. Ganz davon abgesehen, dass ich nicht glaube, dass irgendjemand bereit dazu wäre, Ihren Preis dafür zu zahlen.“

Shinichi schluckte, das Lächeln auf seinen Lippen war schon lange verblasst.

<Sie haben ja keine Ahnung…>

Doch gerade als der Arzt ihn mit seinen Problemen allein lasse wollte, erinnerte er sich an etwas anderes, das er den Mediziner noch fragen wollte.

„Ich- entschuldigen Sie bitte Doktor, aber geht es in Ordnung, wenn ich aufstehe?“ Er spürte wie seine Wangen rot wurden, als sich die Augenbrauen des Arztes fragend nach oben zogen.

„Ich wurde gerne- nun ja…“

Der kleine Doktor ließ seinen Blick prüfend über ihn gleiten und nickte dann.

„Wenn sie nicht übertreiben sollte das kein Problem sein, allerdings sollten sie sich nicht wundern wenn ihre Muskeln ihnen nicht gehorchen. Sie haben lange still gelegen.“ Sein Patient nickte gelassen, sodass er mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen fortfuhr.

„Ich kann natürlich verstehen, dass Sie neugierig sind, aber ich muss Sie warnen, manche Männer verkauften Morgens den Blick in den Spiegel selbst in ihrem Alter nicht besonders gut, und die hatten weiß Gott mehr Zeit, sich daran zu gewöhnen.“

Während Hamada ihm jedoch nur ein letztes Mal zu zwinkerte, verzog der Detektiv nur das Gesicht.

<Haha.>
 


 

Jetzt stand er hier, noch immer mit weichen, zittrigen Knien, die sein Gewicht nicht länger tragen wollten, sodass er sich mit den Händen auf dem kühlen Porzellan des Waschbeckens abstützen musste, während er den Mann ihm gegenüber anstarrte.
 

Und Shinichi Kudo starrte zurück.
 

Ein Gesicht das seines war und doch eines, das er nicht kannte.
 

Zwar war der Zeitsprung zwischen Grund und Oberschüler für andere sicher beeindruckender, doch das eigene Gesicht zu sehen, ohne die zehn Jahre dazwischen zu kennen, ließ ein beklemmendes Gefühl in ihm zurück.

Die letzten kindlichen Züge waren aus seinem Gesicht gewichen, ließen es kantig und hart zurück. Seine Mutter hatte Recht gehabt mit dem, was sie schon früher immer zu ihm gesagt hatte, er sah seinem Vater ähnlich, jetzt erst recht. Die scharfen Gesichtszüge und die kantigen Wangenknochen verrieten seine Herkunft. Auch die unschöne Wunde von Gins Schuss und Matsumotos Messer konnte daran nichts ändern, auch wenn es eine Narbe geben würde, eine der sichtbaren zumindest, die ihn dieser Kampf gekostet hatte.
 

Shinichi schluckte, fuhr sich mit zittrigen Fingern durchs Gesicht, es kratzte, dort wo er den leichten Bartschatten sah. Seine Statur war, wenn auch ausgezehrt von den letzten Tagen, eine andere. Nicht mehr länger wirkte irgendetwas halbfertig, seine Schultern waren breiter, er selbst noch ein Stückrechen Größer.

Shinichi biss sich auf die Lippen, schüttelte abwehrend den Kopf, bis sich ein trauriges Lächeln in sein Gesicht schlich und kleine Fältchen um seinen Mundwinkel zeichnete, die dann zusammen mit seinem Lächeln wieder verschwanden.
 

Es war vorbei…
 

Er hatte es geschafft, dem Fluch der Zeit zu entkommen, oder sie wieder einzuholen.

<Wie auch immer…>

Ein heiseres Lachen brachte seine Lippen zum Zittern, während er ein Brennen in seinen Augen spürte.

Er war wieder in den Strom der Zeit eingetaucht, aber wofür?

Was hatte dieser reißende Fluss ihn gekostet, was hatte er mit sich gerissen?

Matsumoto war noch immer auf freiem Fuß.

Und Ran…

<Ran.>
 

Shinichi stockte, biss sich auf die Lippen.

Er hatte sein Leben wieder, doch im Moment schien davon nicht mehr übrig zu sein als ein Scherbenhaufen.

Und er selbst hatte Ran dazu verdammt, mit nackten Füßen über diese schneidenden Kanten zu laufen, bis ihre Sohlen und ihre Seele bluteten.
 

„Was habe ich nur getan…“
 

Der Blick, mit dem sie ihn angesehen hatte, oder besser nicht angesehen hatte, ließ noch jetzt das Blut in seinen Adern gefrieren.

Er kannte diesen Blick, kannte ihn nur zu gut…

Schließlich war er ihm selbst die letzten zehn Jahre jeden Morgen im Spiegel begegnet.

Reue, Schuld und pure Abscheu gegen das eigene Ich.

Diesen Ausdruck jetzt aber in ihren Augen zu sehen, war mehr als er ertragen konnte.
 

Und es war allein seine Schuld, von allen Lügen und Geheimnissen, die er mit sich herum geschleppt hatte, was das das einzige, das er lieber mit ins Grab genommen hätte.
 

Shinichi schluckte, wandte den Blick vom Spiegel ab um das zynische Lächeln auf den Lippen des Fremden nicht sehen zu müssen. Hier stand er nun, hatte so ziemlich alles erreicht, von denen er die letzten Jahre nicht einmal zu träumen gewagt hatte und ausgerechnet sie, für die er all das tat, der Grund, warum er nicht schon längst aufgegeben hatte…
 

Sie war nicht da.
 

Er hatte sie verloren.
 

Ein leises Schaudern rann durch seinen Körper, ließ ihn jeden Muskel spüren und stellte die feinen Härchen auf seiner Haut auf.

Er hatte keine blasse Ahnung, wie er sie zurückholen konnte… wie er ihr das wiedergeben konnte, was er und Matsumoto ihr gemeinsam genommen hatten.
 

<Nicht die geringste…>
 

Shinichi schluckte, zwang sich, den Blick erneut zu heben und starrte für einen kurzen Moment in seine eigenen blauen Augen.

Er fühlte sich genauso wie er aussah, müde, dreckig und erschöpft. Kurzum, beschissen.

Er nahm die Hand vom Waschbecken und fuhr sich unwirsch übers Gesicht, seine Finger waren vom Porzellan kühl und verschafften ihm für ein paar Sekunden Linderung. Sein Blick wanderte weg von dem Spiegel, hin zu dem kleinen Haufen Handtücher, den man für ihn bereit gelegt hatte.

Es war endlich Zeit diesen ganzen Dreck abzuwaschen.

Entschlossen schob er den kleinen Vorhang seiner Dusche, oder besser gesagt Nasszelle, beseite, drehte den Hahn auf, damit das Wasser die richtige Temperatur bekommen konnte.

Er hatte nicht viel darüber nachgedacht, eigentlich hatte er gar nicht gedacht, bei dem Gedanken an eine warme Dusche, die den Dreck und die Sorgen von ihm abwaschen würde.

Ein Fehler, ganz eindeutig.
 

Denn sobald die ersten Wassertropfen ihren rauschenden Weg nach unten gefunden hatten, spürte er, wie der Atem in seiner Kehle stockte. Er machte einen hektischen Satz nach hinten, stolperte und Schlug mit dem Kopf an die gegenüberliegende Wand, sodass schwarze Punkte vor seinen Augen Shinichis Weg begleiteten, als er langsam an der Wand hinunter glitt.

Doch auch das Rauschen seines eigenen Blutes schaffte es nicht, das tosende Donnern der Dusche zu überdecken. Das Drecksding war verkalkt, sodass einige Düsen verstopft waren und neben dem prasselnden Regen immer wieder einzelne schwere Tropfen auf die braunen Kacheln am Boden einschlugen.

Sein Blick lag starr auf dem Wasser, er konnte sich nicht bewegen, nicht wegsehen, auch wenn die schwarzen Schatten vor seinen Augen langsam verschwanden.

Irrational, dumm, eine Dusche.

Nichts, worauf man auf diese Art und Weise reagieren müsste oder sollte. Doch all diese Gedankengänge halfen nichts, denn zusammen mit dem prasselnden Regen erklang auch ihre Stimme an sein Ohr.

Rans Stimme die nicht ihre war, während seine Lippen aussprachen was für sie und ihn ein „wir“ für immer zerstören sollte.

<Nein…>

Die wässrige Luft schwängerte den Raum, die Tropfen schienen immer lauter zu werden, das Rauschen der Dusche zu einem tödlichen Wasserfall, während der weiße Nebel ihn langsam verschluckte und sich kalt und klamm in seine Kleidung fraß.

<Nein.>

Tropfen für Tropfen versank sein Verstand in der Panik.

Tropfen für Tropfen, war er wieder dort unten, allein mit ihm.

Tropfen für Tropfen, ruinierte er alles in ihr.
 

„Nein.“
 

„H- Herr Kudo?“
 

Die fremde Stimme riss ihn aus seinen Gedanken, starr schaute er zu der Krankenschwester auf, die ihn ihrerseits besorgt musterte. Sein Kopf aber war noch immer leer, seine Muskeln gehorchten ihm nicht, also blieb es dabei, er starrte sie an, wie ein Reh im Scheinwerferlicht.
 

Die junge Frau schluckte, erinnerte sich an die Zeilen in seiner Krankenakte, die ihr schon beim ersten Lesen die Haare hatten zu Berge stehen lassen und reagierte sofort, mit nur wenigen Schritten hatte sie die Dusche erreicht und den Fluss der Brause gestoppt. Mit nun nassen Händen aber einem erleichternden Seufzten auf den Lippen wandte sie sich wieder zu ihm um, doch der junge Mann starrte sie noch immer an. Sie erkannte, wie er zuckte, hier und da, als ein einsamer Wassertropfen noch seinen Weg in den Ausguss suchte.
 

Sie schluckte, spürte wie ihre eigene Kehle sich zuschnürte und alle Professionalität über den Haufen warf, als sie den Blick in seinen Augen sah. Shinichi Kudo war nicht viel älter als sie, sie kannte die alten Presseberichte über den „Erlöser der Japanischen“ Polizei, den cleveren Detektiven, dem keiner so leicht das Wasser reichen konnte. Zu clever, zu erwachsen, schon damals vielleicht. Wenn einer ihrer Freunde einen solchen Ausdruck in den Augen hätte, würde sie sich erschrecken.

Denn das war es, erschreckend.

So viel Leid, so viel Schmerz und Reue in solchen sonst so wissenden und intelligenten Augen, denen sich jetzt langsam Scham bei mischte, als sein Verstand die Situation zu begreifen begann.

Diese Augen waren zu alt für ihn.

Zu alt, für eigentlich jeden Menschen.
 

Sie schluckte, schüttelte unwirsch den Kopf.

<Zurück in der Realität Hatsumi.>

Ihr Blick viel zurück auf ihren Patienten, der sich nun die scheinbar fische Beule an seinem Hinterkopf rieb, während er ihrem forschenden Blick auswich.
 

Er schluckte, fühlte wie seine Wangen vor Scham zu glühen begannen, während er versuchte sich zu erklären.

„Ich- es tut mir Leid, ich muss wohl ausge-…“

„Wir haben ein Bad.“

Dieser kurze Satz ließ ihn nun doch aufsehen.

Die Krankenschwester aber kreuzte seinen Blick nicht, hatte begonnen, die Handtücher aufzulesen, die er bei seiner Panikattacke mit sich gerissen hatte.

„Ich werde veranlassen, dass man es für Sie einlässt und Sie dann rufen.“

Warmes Wasser von unten im Tausch zu kalten Tropfen von oben, nun es war zumindest einen Versuch wert.

Er nickte und sie lächelte blass, richtete sich auf und bot ihm eine Hand an, um ihm ebenfalls auf die Beine zu helfen, ehe sie ihn eingehend studierte.

„Haben Sie sich was getan?“

Shinichi schluckte, griff sich automatisch an die pochende Stelle an seinem Hinterkopf, schüttelte jedoch den Kopf.

„Eine Beule, nichts weiter.“

Sie musterte ihn noch einen Moment lang skeptisch, ehe sie nickte.

„Nun gut, ich werde Sie rufen wenn alles fertig ist. Der Neurologe kann erst in ein paar Stunden hier sein, er befindet sich gerade im OP.“

Doch ehe sie ihm endlich den nötigen Freiraum bieten konnte, um sich von dieser peinlichen Situation befreien, hielt die Stimme von Shinichi Kudo sie im Tührramen auf.

„Danke.“

Das war das wohl ehrlichste und ernst gemeinteste Wort, was sie heute von ihm gehört hatte, sodass sie mit einem feinen Lächeln auf den Lippen das Krankenzimmer dieses speziellen Patienten verließ.
 


 


 

Die elektrische Spannung in ihren Fingerspitzen als sie ihn zum ersten Mal wach sah, den jungen Mann, den sie bis jetzt nicht wirklich gekannt hatte, verfolg als sie den Blick in seinen Augen sah. Sie waren leer, ließen ihn mit diesen fremden Zügen in seinem Gesicht noch verlorener wirken.

Die Amerikanerin schluckte, runzelte die Stirn und trat mit einem letzten Schritt in das Zimmer ein.
 

“Why that face? You are a little too young for midlife crises, aren´t you?”
 

Der Detektiv schrak aus seiner Trance auf, hatte nicht mitbekommen, dass jemand sein Krankenzimmer betreten hatte und starrte die FBI Agentin nun überrascht an.

„Tracy?“
 

Die Angesprochene aber runzelte die Stirn, bemerkte wie seine Stimme ihr einen weichen Schauer über den Rücken gleiten ließ, während sie seine erwachsenen Züge studierte und sich neben ihn in den kleinen Sessel fallen ließ, den sie in den vergangenen Tagen schon so oft für sich in Anspruch genommen hatte.
 

„Also, was nun? Kannst du mir vielleicht erklären warum du ein Gesicht ziehst wie sieben Tage Regenwetter, obwohl du eigentlich vor Freude überschäumen solltest?“

Shinichi aber wich ihrem Blick aus, sodass auch aus ihrer Stimme die Freude zusammen mit der aufgesetzten Wut wich und sie leise wurde, ihre Hand auf seinen Arm legte.

„Du hast es geschafft, Shinichi… du hast das Unmögliche erreicht, du bist wieder du selbst… so why can´t you enjoy it?“
 

Sie sah wie er schluckte, ehe er ihr ein zerknittertes Stück Papier reichte. Tracy aber erkannte das zerschlissene Etikett sofort und sah ihn nur abwartend an.
 

„Sie gibt sich die Schuld… Ran, an allem was passiert ist, weil sie damals Ai…“ Seine Worte waren ins Wanken gekommen, die Luft in seinen Lungen stockte, sodass er erst tief einatmen musste, ehe er es schaffte, weiter zu sprechen.

„Sie wusste es doch nicht… sie hatte keine Ahnung. Ich habe sie im Dunkeln gelassen… deswegen ist das passiert. Aber Ran… sie will es nicht verstehen…“

Shinichis Stimme erstarb, seine Worte hatten ihr Herz schwer werden lassen, warum konnte es für die beiden nicht ein einziges Mal einfach sein?

Die Amerikanerin schluckte, schüttelte mit einem zynischen Lächeln auf den Lippen den Kopf.

<You are just too similar, you hurt each other in the progress to protect the other one. You two are just so quite similar. You hurt each other in order to protect each other.> Sie schluckte, schaute auf, zurück in die dunklen blauen Augen die die ihren schon längst wieder verlassen hatten.

<Nevertheless, no reason to stop fighting, now of all times!>

Die sorgsam gezupften Augenbrauen zogen zusammen, während sie sich langsam aus dem Stuhl erhob, der Boden unter ihren grünen Wildlederpumps quietschte, veranlasste Shinichi nun dazu, fragend zu ihr aufzuschauen.

This is the reason why you´re looking like a drowned cat?” Er zuckte, doch sie zögerte nicht, hatte es satt. All ihr Verständnis und ihre Führsorge die letzten Jahre über schön und gut, aber jetzt reichte es, es wurde Zeit, ihm mal den Kopf zu waschen.

“After all this time, being miles and even years away from her that´s it?” Sie schüttelte den Kopf, sah enttäuscht zu ihm hinab.

“You gave her up, just like that?”
 

Er sah sie an, schluckte, ehe er ihrem Blick schuldbewusst auswich. Tracy seufzte nur, massierte sich genervt den Nasenrücken und riskierte es, ihr Makeup dabei zu ruinieren.

“Hell now, Shinichi, don´t you think it´s time to behave like the man you look like?”

Er zuckte merklich zusammen, starrte auf seine Hände, die unnütz in seinem Schoß lagen.

“What am I supposed to say?”

Der Detektiv seufzte, schüttelte hilflos mit dem Kopf ehe er fragend zu ihr auf schaute.

“Sie will nicht hören was wirklich passiert ist, sie will nicht verstehen…. Ich kann die Vergangenheit nicht ändern,… was also soll ich tun?”
 

„Be with her, Shinichi.“
 

Stuarts Stimme ließ sie aufschauen, der FBI Agent stand in Türrahmen und langsam auf seine Verlobte zu, während er den Detektiv vor sich musterte.

Er hatte es wirklich geschafft…

Er war wieder er selbst und dennoch wirkte er in diesem Moment verloren. Der Agent grinste in sich hinein, kein Wunder, dass Tracy wütend war, nach der ganzen Arbeit und Sorge, die er ihnen bereitet hatte, war dies ganz sicher nicht das Ergebnis, das sich seine romantisch angehauchte Verlobte vorgestellt hatte.

Tracy aber nickte nur, schwenkte ihren Blick zurück zu ihrem „Ziehkind“, ehe ihre Züge langsam weicher wurden.

„Stue hat Recht. Tu das was sie für dich getan hat, auch wenn sie behauptet das sie dich nicht sehen will…“

Ein sanftes Lächeln glitt über ihre Lippen.

„Sie braucht dich…“
 

<…as much as you need her.>

Sie seufzte, suchte automatisch die Hand ihres Verlobten, und schmiegte ihre warmen Finger in die seinen.

„Du liebst sie, Shinichi und wenn sie merkt, dass du ihr nichts Vorwürfst, ist sie vielleicht irgendwann in der Lage auch sich selbst zu verzeihen.“
 

Sie lächelte, zwinkerte ihm aufmunternd zu.

„Vertrau mir.“
 

Er starrte sie nur an, lange, schweigend, sodass er sich am Schluss räuspern musste, um zu verhindern, dass seine Stimme brach, während sich ein schwacher Rotton auf seine blassen Wangen schlich.
 

„Danke…“
 

Shinichi schluckte, schaute mit einem müden Lächeln zu den beiden auf.

„Für… für alles, schätze ich.“

Er lachte, schüttelte noch immer ungläubig den Kopf.

„Auch wenn ich keine Ahnung habe wie du das angestellt hast.“ Sein Blick fiel bezeichnend auf seine Hände.

„Ich weiß wirklich nicht, wie ich dir danken kann…“

Tracy aber schluckte, schüttelte nur mit einem sanften Lächeln den Kopf, sodass er sich fragend ansah.

„Das musst du nicht…“
 

„Ab-…“ Weiter ließ sie ihn jedoch nicht kommen.

„Du musst nicht mir danken Shinichi… nicht dafür, jedenfalls.“

<Was?>

Verwirrt sah er sie an, doch die Chemikerin schluckte, als sich die warme Hand ihres Verlobten auf ihre Schulter legte, der ihre Anspannung bemerkt hatte. Sie holte kurz Luft, öffnete ihre Handtasche und reichte dem, immer noch etwas verwundert drein schauenden Detektiv das Diktiergerät, zusammen mit ein paar Kopfhörern.

„Hier.“ Sie strich sich verlegen eine Haarsträhne hinter das Ohr.

„Ich hoffe nur, dass du mir meine Neugier nicht übel nimmst.“

Natürlich erkannte er sofort, was Tracy ihm da in die Hand gedrückt hatte.

„Aber… das ist-…“

„Es gehört jetzt dir Shinichi, es hat schon immer dir gehört…“ Der junge Mann aber zog nur die Augenbrauen zusammen und runzelte die Stirn, sodass sich Falten auf seiner Haut zeigten, die weder Stue noch Tracy kannten.

<Well, seems that you´re not the only one who prepared for the worst.>

Doch gerade als Shinichi den Mund aufmachen wollte, grätschte ihm Stuart dazwischen. Der Erfinder räusperte sich gekünstelt und legte den Arm um Tracys schlanke Taille.

„Well we’re heading off now, at least someone need to drink the soup you brewed.”

Shinichi zuckte unter dem kleinen Seitenhieb kurz zusammen, ehe Stuart ihm die Hand auf die Schulter legte, die erstaunlich großen Hände des Wissenschaftlers, waren mit einem mal nicht mehr so schwer wie sonst. An seinem forschenden und ehrlichen Blick hatte sich jedoch nichts geändert, als er Shinichi fest in die Augen sah.

„We would have never come this far without you, Shinichi, the black devils are history now… thanks to you.” Doch das erleichterte Lächeln auf Shinichis Lippen hielt nicht lange, wurde von Stuarts nächsten fast lautlosen Worten ausgelöscht.

„But I swear, if you ever put such a stunt again, I´ll show you a different side of me. Got it?”

Shinichi verdrehte innerlich die Augen, nickte dann aber, während Stuart ihn triumphierend angrinste.

„What are you two talking about?“

“Nothing!”

Die Antwort auf Tracys Frage kam prompt und aus den Mündern beider Männer, nie ein gutes Zeichen. Für heute aber ließ sie es mit einem Kopfschütteln auf sich beruhen, Stuart hatte Recht, sie hatten wirklich noch einiges zu tun.

„So come on, it´s time to do your job.”

“Bis später Shinichi.”

Der nickte nur, beobachtete, wie die beiden Richtungen Tür gingen, sodass sie ihn vermutlich schon gar nicht mehr hörten.

„Danke.“
 

Damit blieb er allein im Raum zurück, nun, nicht ganz allein, schließlich war da ja noch der Geist von Elena Miyano.

Aber wieso sollte Tracy ihm eines von Ais Tonbändern geben?

Der Detektiv schluckte, nahm den Rekorder vorsichtig von der Ablage, drehte ihn langsam hin und her, während er sich mit einer Hand die Stöpsel on die Ohren firmelte.

Ein Dumpfes Gefühl hatte es sich in seiner Magengegend gemütlich gemacht, verriet die böse Vorahnung in die sich sein Verstand verwirrt hatte.

Es gab jedoch nur eine Möglichkeit um heraus zu finden, ob er mit dieser Vermutung richtig lag. Shinichi stockte, zögerte kurz ehe er mit einem kleinen klicken das Tonband abspielte.
 

“-verzeih mir… das ich ein schlechter Mensch war.“

Elenas Stimme klang verzweifelt, die sonst so gelassen wirkende Engländerin schien den Tränen nah zu sein.

“Ich liebe dich, meine kleine Shiho, von ganzem Herzen.“
 

Shinichi schluckte, wusste das diese Worte eigentlich nicht für seine Ohren bestimmt waren, doch die einkehrende Stille ließ den Gedanken schnell wieder vertreiben, sein Finger schwebte über der Taste zum Ausschalten, als plötzlich ihre Stimme ertönte.
 

„Kudo… es tut mir leid.“
 

„H- Haibara…?“
 

Sein Atem stockte in seiner Brust, er fühlte, wie sich seine Haare auf dem Arm elektrisiert aufrichteten, während er dem Geist ihrer Stimme lauschte, die trotz all den Jahren vertraut an seine Ohren drang.
 

Er hörte wie sie schluckte, sah sie förmlich vor sich, mit diesem unbestimmten und traurigen Ausdruck in den Augen, der nur so selten ihre kalte Fassade durchbrochen hatte.
 

„Ich weiß eine Entschuldigung reicht nicht aus, um all das wieder gut zu machen und ich verlange auch nicht, dass du mir verzeihst. Du weißt, das habe ich nie. Aber ich hoffe, dass du dieses Band findest und dass du mich anhörst, so wie du es damals getan hast.“
 

Ihre grünen Augen schwebten vor ihm in der Luft, durchbohrten sein Herz und brachten ihn unwillkürlich zum Nicken, auch wenn sie wohl auch ohne sein Einverständnis weiter gesprochen hätte.
 

„Meine Mutter hatte Recht, als sie sagte sie hat mir etwas hinterlassen…“ Ein bitteres Lächeln schlich sich geisterhaft von dem dunklen Tonband.

„Das APTX… sie hat es mir vermacht. Ihre Forschung, alles was sie bis dahin hatten… einschließlich der Fehlschläge, hier auf diesem Band.“ Er hörte sie seufzen, spürte noch durch das Band, wie schwer es ihr fiel, weiter zu reden.

„Ich hatte die Daten über das Gift zumindest bis zu dem Punkt, an dem ich die Forschung daran übernommen hatte… doch das genügte…“

Sie machte eine Pause, ein heißer Schauer ran ihm über den Rücken, als sie es endlich schaffte, weiter zu sprechen, ein feines Lächeln lag unsichtbar auf ihren Lippen.
 

„Es… es genügte, um die Formel eines neuen Gegengiftes aufzustellen, Kudo.“
 

Sein Herz setzte einen Schlag lang aus, seine Ohren füllten sich mit Watte, während ihre Stimme eindringlich auf ihn einredete.

„Ich weiß, ich hätte es dir sagen sollen, es war nicht richtig, dir dein Leben weiter vorzuenthalten… aber-…“ Sie schluckte und er hörte, wie ihre Stimme letztendlich brach.

„Ich habe es getan, um dich zu schützen, Kudo… jedenfalls hoffe ich, dass es das war … und nicht bloß mein Egoismus.“ Sie seufzte, er konnte sie vor sich sehen, wie ihre rotblonden Haarsträhnen hin und her fielen, als sie missmutig den Kopf schüttelte.

„Denn mal ehrlich Shinichi, wie stellst du dir das vor? Glaubst du wirklich, du könntest wieder munter und fröhlich als Oberschüler in der Welt herumspazieren ohne das die Organisation Wind davon bekommt?“
 

Ärger kroch in ihm hoch, er wusste sie hatte Recht, sie hatte die ganze Zeit Recht gehabt und doch trafen ihre nächsten kaum noch laut ausgesprochenen Worte ihn mitten ins Herz.
 

„Ich weiß, du willst zurück zu ihr…“ Sie stockte, brachte das Tonband damit kurz zum Rauschen und verdeckte für einen Moment den traurigen Klang ihrer Stimme.

„Und das, was ich dir dadurch angetan habe, ist nicht wieder gut zu machen, ich hoffe nur Vermouth hat ihren Teil des Deals eingehalten. Wahrscheinlich bist du wütend, aber tot nützt du dieser Welt nun einmal nichts, Kudo. Der arrogante Oberschüler, dessen Haus ich durchsucht habe, könnte diese Organisation nie zu Fall bringen, du jedoch schon.“
 

Ihre Stimme hatte neue Kraft gewonnen, summte ihn seinen Ohren, während sein Herz sich krampfhaft zusammen zog.

Und dafür hinterlasse ich dir die Daten des Gegenmittels, anstelle denen meiner Mutter, es wird Zeit diese Formeln ein für alle Mal zu löschen.

Vermutlich kannst du das nicht verstehen… ich habe dir schließlich nie einen Grund dazu gegeben, aber… ich vertraue dir, Shinichi, ich glaube an dich, daran, dass du die Welt für dich und die anderen zu einer besseren machen kannst.

Für die Kinder, den Professor…“ Er hörte wie ihre Stimme brach, während ihre Worte plötzlich nicht mehr an ihn gerichtet waren.

„sag ihm- Danke von mir, und dass es mir Leid tut und dass er- er war Ais Familie und dafür bin ich ihm dankbar. Allerdings ist das keine Entschuldigung seine Diät zu vernachlässigen! Sag ihm das.“

Haibara schluckte, und er spürte wie ihre letzten Worte langsam zum Ende kamen.

„Ich weiß, ich lege dir mit diesem Plan nur noch mehr Steine in den Weg… aber sie hat es wirklich treffend formuliert… „um eine Kugel abzufeuern muss das Pulver erst gezündet werden.“ Du wirst sie besiegen Kudo, das weiß ich jetzt, du selbst hast mir diese Hoffnung und Zuversicht gegeben, du hast mir ein Leben gegeben - es mag kurz gewesen sein, und doch schöner als alles, was ich mir hätte erträumen können du- ich…“ Doch sie stoppte sich selbst in ihrem Fluss, für einen kurzen Moment herrschte Stille, ehe sie erneut sprach.

„Danke, Shinichi.“
 

Ein erleichtertes Lächeln schwang in ihrer leicht trotzigen Stimme mit, längst vergangene Tränen vielen im Hintergrund stumpf und lautlos zu Boden.

„Also besiege diese schwarzen Dämonen endlich und kehre zurück zu ihr.

Zurück zu Ran…“
 

Der Detektiv schluckte, spürte wie die Farbe in sein Gesicht zurück kehrte als er Ais Stimme weiter lauschte.
 

Er brauchte ein Handy, sofort.
 


 


 

Er war wach, hatte man ihm gesagt.

Ihn jedoch vorzufinden, wie er im Raum nervös hin und her lief, oder besser gesagt, humpelte, hatte nicht dazu gehört.

Shinichi hatte ihn noch nicht entdeckt, hing an dem billigen Handy, das man ihm besorgt hatte, als würde sein Leben davon abhängen.

<Wär ja nich das erste Mal…>
 

Hattori aber schluckte nur, nutzte die Gelegenheit, um den Detektiv des Ostens ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Der Staub und der Dreck der letzten Wochen waren endlich aus seinen Haaren und seinem Gesicht verschwunden, während sich seine Statur der seinen etwas angeglichen hatte.

Es war… seltsam.

Er wusste, er kannte diesen Mann vor sich und doch kam ihm seine Gestalt fremd vor, die beklemmende Erinnerung an seine erste Begegnung mit Conan minderte diesen Eindruck leider nicht gerade.
 

<Wenigstens das is jetzt vorbei…>
 

Der Osakaner seufzte, ließ sich mit einem schmatzenden Geräusch in den Sessel neben dem Bett seines Freundes sinken, der ganz offensichtlich einfach vorzog, ihn zu ignorieren. Sein Blick fiel auf den kleinen schwarzen Sprachrekorder, der zusammen mit ein paar kleinen Kopfhören auf dem Nachttisch des Patienten lag. Der Kommissar runzelte die Stirn, doch es dauerte nicht lang, ehe die seinem Beruf eigene Neugier überwiegte. Er sah nicht, dass zwei wache Augen dabei zusahen, wie er mit jeder Umdrehung der Spule immer blasser wurde.
 

Er lauschte dem Klang ihrer längst verblassten Stimme, bis das leere Rauschen des Tonbandes ihn langsam in die Realität zurückführte.

Die Kleine hatte sie ausgetrickst, hatte das alles bewusst eingefädelt, sich geopfert, um ihn zu schützen…

„Kudo.“

Heiji schaute auf, sein Blick traf den Shinichis, der nicht mehr länger unruhig im Zimmer umher ging, sondern ihn nur ansah und wartete. Als er das Klicken des Tonbands hörte, nahm er ihm den Rekorder aus den Händen und spulte zurück.

„Jetzt bist du im Bilde…“
 

Der Kommissar stockte, aufgrund der ungewohnten Stimme seines Freundes, ehe er nickte, Shinichi aber sah ihn nicht mehr an, sprach, während er das Band beobachtete, das die Zeit mit einem summenden Geräusch einfach so zurück zu spulen schien.

„Wie konnte ich das übersehen, Hattori? Ich hätte es ahnen sollen, schließlich kannte ich sie gut genug, um zu wissen, das-…“

Heiji aber schüttelte nur mit dem Kopf.

„Du bist auch nur´n Mensch, Kudo und sie hat dich so gut gekannt wie du sie, vielleicht war´s deshalb einfacher für sie, das alles von dir fern zu halten.“

Shinichi schluckte, ließ sich zurück auf die Bettkannte sinken und gönnte seinen müden Knochen eine Pause, während er in der einen Hand das Handy und in der anderen das Tonbandgerät wiegte.

Die Augenbrauen des Osakaners zogen sich kritisch zusammen.

„Jeder Mensch trifft seine eigenen Entscheidungen, auch wenn das nich unbedingt heißt, dass andere diese für besonders klug halten.“ Er sah wie sein Kollege zuckte.

„Himmel Kudo, was haste dir dabei gedacht? Wieso haste uns nicht einfach eingeweiht? Dann wäre der ganze Mist nie passiert!“

Shinichi aber schluckte nur.

„Du weißt wieso, Hattori…“

„Weil de uns schützen wolltest?“

Der Kommissar war aufgestanden, schaute ihn fragen von oben herab an.

„Im Ernst? Na Glückwunsch, das hat ja bestens geklappt!“

„Erst habense Ran das Gift eingeflößt und dich geschnappt und ganz nebenbei hast du´s geschafft dein Geheimnis samt deinem Leben gegen die Wand zu fahren, sodass in ganz Japan die Hölle los war. Mal im erst Kudo, glaubst du wirklich, Ran hält es aus, die Füße still zu halten, während die weiß der Henker was mit dir anstellen?“

Shinichi schluckte, der Kommissar beobachtete, wie die Farbe von seinen Wangen floh.

„Sie war weg. Einfach so. Ausgerechnet an dem Tag, wo uns diese beiden schmierigen Typen endlich in die Fänge gegangen sind.“

Dies brachte Kudo nun doch dazu, ihn anzusehen.

„Gin-…“

„… und Wodka ganz recht! Und weil du, weil Ran-…“

„Ach, verdammt!“
 

Shinichi aber starrte ihn nur fragend an, Hattori zitterte vor Wut und war offenbar das erste Mal in seinem Leben sprachlos. Heiji aber versuchte den Gedanken abzuschütteln, massierte sich seine Nasenwurzel und versuchte, die Bilder der vergangenen Alpträume aus seinem Kopf zu bekommen.

„Du hattest Recht, Kudo… ich hätte mir das niemals verzeihen können.“

Eine kurze Hitzewelle schlich sich unter die Haut des Detektivs, als sich eine Ahnung einschlich, was sein Freund damit meinen könnte.

„Was ist passiert, Hattori?“
 

Der aber schluckte nur, sah ihm nach seiner langen Rede das erste Mal in die Augen und die Angst, die Shinichi dort sah, schnürte ihm die Kehle zu.

„Ich hätte ihn fast verloren… Haikuro.“

Der Kommissar ließ sich tiefer in den Sessel sinken, während seine Augen an einem unbestimmten Punkt an der Wand hingen, als würde sich die Szene dort noch einmal abspielen.

„Er war da, hat sich ins Auto geschlichen um bei der Suche nach Ran zu helfen, dieser kleine Draufgänger. Ich habe´s nich bemerkt, nich mal gewusst, dass er da is, bis Gin-…“

Shinichi schluckte, spürte wie Übelkeit seine Kehle emporkroch.

<Bitte nicht…>

„Hattori…?“ Dessen Stimme aber fuhr ihm bitter und kalt dazwischen.

„Er ist tot. Gin, ich hab ihn erschossen.“

Der Detektiv biss sich auf die Lippen, sah wie der Kommissar ihm gegenüber lange ausatmete, während seine Augen noch immer ins Leere starrten.

Mit einem heiseren Räuspern fuhr der Polizist fort.

„Wir sollten Haiku gegen Wodka tauschen doch in dem Moment, als-…“

Heijis Stimme erstarb, Shinichi sah, wie er schluckte und langsam den Kopf schüttelte, sein Ton war bitter und endgültig.

„Er ist Tod.“
 

Heiji seufzte, spürte wie sein Atem noch immer zitterte, während sein müder Blick aus dem Fenster wanderte, der Himmel war grau und dunkel. Es würde ein holpriger Flug werden für die beiden.

„Dem Kleinen geht’s gut. Ich hab ihn zusammen mit Kazuha ins Flugzeug gesetzt, schließlich…“

Doch in dem Moment biss sich der Kommissar auf die Lippen, die Wut war zusammen mit seiner Erzählung aus ihm hinaus geflossen und hinterließ einen klareren Blick auf Kudo. Shinichi aber schluckte nur, schüttelte mit einem matten Seufzten den Kopf.

„Schon gut, ich hätte es auch nicht anders gemacht. Wie geht es ihm denn?“ Diesmal aber war es Heiji der den Kopfschüttelte ehe er mit den Augen rollte und ein schiefes Grinsen auflegte.

„Haiku? Der ist stolz wie Oskar, dass er mithelfen konnte, seine Tante zu finden, von allem anderen hat er zum Glück nich viel mit bekommen, auch wenn ich nich glaub, dass er noch großes Vertrauen zu Japanern mit langen blonden Haaren hat.“

Shinichis Lippen aber zuckten nur kurz, er sah seinen Freund lange und eindringlich an.

„Und was ist mit dir?“

Das Grinsen auf den Lippen des Kommissars erstarb, für einen Moment herrschte Stille zwischen ihnen.

„Es gehört zum Job.“
 

Heiji schluckte, zuckte dann steif mit den Schultern.

„Ich komm schon klar. Ganz davon abgesehen haben wir wohl alle bei der Sache etwas abbekommen, frag mal Megure.“

Shinichi seufzte, fuhr sich mit kalten Fingern durch die Haare.

<Natürlich… Matsumoto.>

„Er hat uns alle an der Nase rum geführt, Megure hätte es nicht wissen können. Er trägt nun wirklich keine Schuld.“

Heiji nickte nur.

„Das würde er bestimmt gern von dir hören.“
 

„Aber erstmal sollteste dich mal um dich selbst kümmern, Kudo, wenn hier einer was einstecken musste, dann du.“ Er schluckte, spürte wie tausend Fragen auf seiner Zunge brannten, doch die Bandagen um die Hand und Fußgelenke seines Freundes sowie der trübe Blick seiner Augen führten dann doch nur zu einer, die nichts mit dem zu tun hatte, was Shinichi in diesem Drecksloch erlebt hatte.

„Wen haste denn versucht zu erreichen?“

Der Blick des Kommissars fiel bezeichnend auf das altmodische kleine Handy in der Hand seines Freundes. Shinichi folgte seinen Augen, schluckte schwer ehe er ihm antwortete.

„Ran.“

Die Augenbrauen des Osakaners zogen sich zusammen, er erinnerte sich gut an das unheilverkündende Papier im Labor.

„Oh.“
 

„Sie hebt nicht ab…“

Der Schmerz in den Gesichtszügen seines Freundes zeigte ihm deutlich, dass Kudo nur die halbe Wahrheit sagte, in diesem Falle war es jedoch vermutlich besser, ihn erst mal damit ihn Ruhe zu lassen.

„Sie braucht Zeit Kudo, sie musste das alles erst einmal verarbeiten.“

Shinichi aber nickte nur, starrte weiterhin stumm auf das kleine Handy in seiner Hand.

„Sie steht doch unter Bewachung, oder?“

Ein lautloses, erleichtertes Seufzten entrang sich der Kehle des Kommissars, wenigstens was das anbelangte konnte er seinen Kollegen beruhigen.

„Klar. Sobald sie das Krankenhaus verlässt, heften sich zwei Typen vom FBI an ihre Fersen und hier drin wimmelt es eh nur so von unseren Leuten.“

Shinichi nickte langsam, doch die Erleichterung wollte seine Magengegend nicht so schnell erreichen.

„Dann ist gut, ich dachte scho-…“
 

Doch weiter sollte er nicht kommen.

Mit einem lauten Knall wurde die Tür zu seinem Zimmer aufgerissen, sodass die Luft im Raum kurz zitterte, ehe sie mit zwei festen Schritten die Türschwelle überschritt und wild auf ihn zeigte.
 

„DU!“
 

Shinichi hatte kaum Zeit zu blinzeln ehe die Konzernerbin vor ihm stand, so nah, dass er beobachten konnte, wie ihre Nasenflügel sich aufgeregt hoben und senkten.
 

„Was hast du mit Ran angestellt, Kudo?“
 

Der Detektiv schluckte nur, sah von unten zu ihr hoch und spürte doch, dass seine Ruhe nur oberflächlich war während sein Magen sich verkrampfte aufgrund der bösen Vorahnungen.

„Du musst da schon etwas präziser werden, Sonoko.“
 

Die aber schaute ihn nur weiter finster an, heiße Tränen brannten sich von ihren Augen aus in sein Herz und brachten es dazu einen Schlag lang aus zu setzen.

<Nein.>

Er sah, wie sie Luft holte, die Wangen rot mit deutlichen Spuren von Tränen die schon viel zu alt waren für bloße Hirngespinste und Panik.

<Sag es nicht.>

Doch wieder einmal hatte die Wahrheit kein Erbarmen mit ihm.

Sonokos anklagende Worte rissen das, was von seiner Seele noch übrig war in Stücke, stachen kalt und scharf unter seine Haut und impften heiße Panik in seine Venen.
 

„Sie ist weg! Ran ist verschwunden. Ist das präzise genug für dich?“
 

<Nein!>
 


 

*Dundunduuun* ;)
 

Hallöchen ihr lieben,
 

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen und ihr Seit noch alle an meiner Seite? Nachdem die Fanfiction diesen Monat zwei Jahre alt wird ^///__///^

Vielen vielen Dank für all eure Kommis!

Nen wenig was gibt es noch zu klären ehe es ganz Endet *muhaha*

Natürlich würde ich mich auch dieses Mal wieder sehr über eure Kommentare und Meinungen freuen :///3
 

Ganz liebe Grüße und bis demnächst (oder zum Kommi ^^,)

Eure Shelling



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ten-nii-san
2015-09-15T14:54:35+00:00 15.09.2015 16:54
Ich hasse dich ... sie ist weg? präzise genug?? aaaahaaaaaaah!!!Ich bekomm die kriese, aber du hattest soetwas ja angekündigt ...
ich hab das Kapitel das ganze wochenende vor mir hergeschoben, weil ich es nicht lesen wollte, aber meine Neugier war zu groß und jetzt hab ich es davon. Jetzt muss ich wieder warten. Was hast du dir nur in deinem Kopf ausgedacht? Was soll Shinichi denn noch alles machen? Der Mann ist in der Dusche zusammen gebrochen, kann er nicht das Mädchen endlich haben?

Nein, okay, Scherz mal beiseite. War wieder ein echt gutes Kapitel. Man merkt einfach noch, wie alles an ihm zerrt, dass er einfach gar nicht zur Ruhe kommen kann, bei dem ganzen Mist. Ich fühle richtig mit ihm und meine Güte ... Ai? wie fies von ihr. sie hatte die ganze Zeit die Lösung und sagt ihm nichts, aber ja ja ja ich weiß, es war besser für ihr ... na ja in der Scheiße in der er jetzt sitzt ist vielleicht nicht so viel besser. Aber es hat mir alles echt gefallen und warte wie immer gespannt und auf heißen Kohlen auf das nächste Kapitel.

Liebe Grüße Ten-nii-san
Von:  Diracdet
2015-09-13T22:00:58+00:00 14.09.2015 00:00
Hallo Shelling__Ford,

hm... ich weiß gar nicht so viel zu dem Kapitel zu sagen. Nichts, was mir irgendwie negativ auffiel, aber auch nichts, was ich groß hervorheben würde.

Also, mal so rum. Gut gefallen hat mir, wie das FBI nun die Lüge aufgezogen hat. Ich hatte es eher dahin vermutet, dass die ganze Aktion als Hoax verbreitet wurde, mit dem der seit zehn Jahren inaktive Shinichi Kudo sich wieder etwas Publicity verschaffen wollte. Die Organisation als reale Komponente zu belassen und es als Manöver, sie auf ihn aufmerksam zu machen, war mir nicht in den Sinn gekommen. Zumal ich auch sagen würde, sie bräuchten ja einen Anlass, sprich, dass sie ihn vergifteten, muss ja real passiert sein, damit sie nicht merkten, es wäre eine Lüge. Kurz gesagt, ich wäre wohl dann auch ein Follower der Theorie, er sei verjüngt wurden. Immerhin wäre das eine Erklärung, wie er das Gift überlebte, welches Dutzend andere Menschen tötete.
Was mich zu besagten Followern bringt. Ja, das klingt ziemlich realistisch, dass viele es glauben. Und die, die Conan Edogawa kannten, werden es sicher auch wissen. Was in dem Kontext interessant wäre: die Schreiber von Kaito Kid Artikeln, die den 'Kid-Killer' Conan Edogawa erfanden, wie stehen sie wohl zu der Aussage, es wäre alles nicht wahr.

Mhm... bei seinen Eltern bin ich echt unschlüssig, muss ich gestehen.
Seine Mutter finde ich ganz gut getroffen, auch weil sie ja schon einmal mit Tracy dieses Gespräch hatte, dessen Ausgang wohl hier zum Tragen kommt. Aber sein Vater... ah, ich weiß nicht. Sicher, er ist gerne mal distanziert, aber hier ist seine Art auch so extrem schwammig, dieses 'Ich wünsche mir, dass du solche Entscheidungen nicht mehr treffen musst.', da hätte ich wohl wie Shinichi sprachlos reagiert, weil ich nicht mal sagen könnte, worauf sich das bezieht. Und das stört mich gerade bei ihm als Schriftsteller doch sehr.

Die Szene mit der Dusche gefällt mir. Trifft vielleicht am besten den Punkt dieser Folter. Fehlte nur noch dein monotones 'Tropf'. ;p
Da wird er wohl noch ne Weile brauchen, bis Duschen wieder was für ihn werden.

Und dann kommt Tracy, die ihm erstmal den Kopf wäscht. Gefällt mir. Hat er verdient, wenn er die verdrehte Absurdität der Situation mit Ran nicht erkennt. Und sie hat recht damit, wenn sie dezent drauf hinwiest, dass er genau den Grund, für den er die letzten 10 Jahre sein Leben in dieser speziellen Art gelebt hat, jetzt einfach aufgibt, weil ihm spontan keine Lösung einfällt.

Ich kann nicht anders, als über Ais verspätetes Abschiedsgeschenk schmunzeln. Die Ironie des ganzen ist zwar offensichtlich und doch muss man die Situation nochmal zurück verfolgen:
Shinichi belügt Ran über Ai. Bourbon nutzt das aus, um Ai auf die Schliche zu kommen. Conan fängt die Nachrichten an Ai ab, und will stattdessen die Organisation aufsuchen. Ai kommt ihm aber zuvor und macht hinter seinem Rücken einen Deal mit Vermouth aus, damit er überlebt. Sie stirbt, er überlebt und lässt alle für 10 Jahre allein, mit all den Vorstellungen, die seine Freunde darüber haben.
Und über diese zehn Jahre ruht in Ais vom Professor unangetastet gelassenen Zimmer das Tonband mit dem Schlüssel zu seiner Heilung. Und weil der erst jetzt gefunden wird, geht darüber für den Moment auch Rans Wunsch, bei ihm zu sein, in die Brüche, weil sie den Anfang vom ganzen erfährt.
Oder anders formuliert, die beiden Frauen, die a) um seine Gunst buhlten, und b) die er aus verschiedenen Gründen am meisten vor der Organisation zu schützen versuchte, haben gegenseitig ihn daran gehindert, dass seine Pläne aufgingen, während ihre Versuche, ihm zu helfen, von seiner Sturheit zunichte gemacht wurden.
Ähm... Faust? 'Das ewig weibliche zieht uns hinan.'


So, und nun verschwindet Ran, huh? Kann Matsumoto bedeuten. Kann aber auch sein, dass sie einen Ort zum Nachdenken braucht. Ais Labor, das Tropical Land, whatever. Da bin ich noch recht unentschlossen.
Und was deinen Nachkommentar angeht, sicher gibt es noch etwas zu klären: italienisch essen gehen, das mag doch Ran! (Wow, ich hatte voll vergessen, dass auf dem Tonband mal 'Danke, Kudo' kam, aber dass Eri Shinichi sagte, dass Ran italienisch mag, blieb fest verankert... XXXXD)

Das wären erstmal meine wenigen Gedanken zu dem Kapitel, wie gesagt, viel fiel mir nicht ein dazu. Aber es geht dem Ende entgegen, es ist etwas ruhiger geworden, vielleicht ist es das.

Bis zum nächsten Mal.
Liebe Grüße,
Diracdet
Von:  Yukari21
2015-09-12T17:27:10+00:00 12.09.2015 19:27
Zwei Jahre schon...? Egal, du schaffst es immer wieder unerwartete Wendung einzubauen. Ich freue mich immer wieder, wenn es Zeit für ein neues Kapitel wird. Auch dieses ist dir wieder super gelungen. Gerade Trasys Auftritt fand ich super, wie sie Shinichi den Kopf gewaschen hat. Freue mich schon auf die Suche nach Ran.

Viele Grüsse
Yukari21
Von:  fahnm
2015-09-11T22:11:31+00:00 12.09.2015 00:11
Yeah^^
Hammer Kapitel
Mach weiter so^^
Wo ist Ran?
Ist sie untergetaucht? oder Hat Matsumoto sie erwischt?
Freue mich schon aufs nächste kapitel
Von:  Jikan
2015-09-11T18:02:05+00:00 11.09.2015 20:02
*sich Kopfüber ins Popkorn werf* :3
Wieder klasse geschrieben, das Shin-chan nun erst mal Zeit braucht um mit seinem neuen ich klar zu kommen. Aber warum ist nun Ran Weg, diese Nuss oder eher nee lieber nicht ist ja die Frage ob freiwillig oder nicht v.v freu mich schon

*Happy 2 Years Fähnchen schwenk*


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