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Der Sommer, den wir bei Garroway's verbrachten

von

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Kampfeslust und Zukunftshoffnung

„Und warum“, fragte Robert, und in seiner Stimme teilten sich nur mühsam unterdrückte Wut und eine deutlich hörbare Resignation den Raum, „warum zum Teufel weißt du darüber so genau Bescheid, Luke? Ach ja, ich vergaß - du bist ja selber so ein …“

Er schluckte das Wort herunter, das er eigentlich hatte sagen wollen.

Luke jedoch schüttelte den Kopf.

„Jocelyn und ich waren dort. Wir waren ihre Trauzeugen. Und nein, Robert - die Oberlindts wussten nicht über mich Bescheid. Nicht einmal Jocelyn wusste es, bis vorhin jedenfalls.“

Er schluckte und sah schuldbewusst zu seiner Frau.

Jocelyn war bleich und sah ein wenig hilflos drein. Es war offensichtlich nicht einfach für sie, die Ereignisse des Abends zu verarbeiten.

Nun, das war ja auch kein Wunder.
 

„Es gibt etwas, was ich nicht verstehe“, kam nun von der Seite. Von Simon.

Simon, der ganz offensichtlich verängstigt war und dem das alles hier schwer zu schaffen machte, war aufgestanden. Er hatte seine Hand auf Izzys Schultern gelegt und sah Luke nun fest in die Augen.

„Jahrelang, seit ich hier bin, habe ich erlebt, dass du … nicht viel Achtung oder Respekt gezeigt hast für … Schattenwesen. Du hast sie nie wirklich schlecht behandelt und in gewisser Weise war das Garroway’s immer ein sicherer Hafen für … sie.“

Es fiel ihm offenbar nicht leicht, einzugestehen, dass er dazu gehörte. Immerhin wussten Clarys Eltern bisher ebenso wenig darüber Bescheid wie Robert und Maryse.

„Aber dennoch. Respekt war da nie, eher so etwas wie … unterdrückter Abscheu … Generalverdacht … wie kann das sein, da du selber eines bist? Und so wie du dich bewegst und gibst, wie deine Verwandlung abgelaufen bist, lehne ich mich mal aus dem Fenster und behaupte, das bist du nicht erst seit gestern!“
 

Luke zuckte mit den Schultern.

„In der Tat“, sagte er. „Ich … war es schon, bevor ich Jocelyn geheiratet habe.“

Jocelyn ließ sich auf einen Stuhl fallen.

„Warum hat du nie etwas gesagt …“, flüsterte sie.

Luke seufzte.

„Ich weiß. Ich bin ein Idiot, und ihr habt beide recht. Dir, Jocelyn, und auch dir, Clary, hätte ich etwas sagen sollen.“

Sein Blick wanderte zu Simon.
 

„Und um deine Frage zu beantworten … ich weiß es nicht. Ich habe üble Erfahrungen mit ein paar Schattenwesen gemacht, die letztendlich zu meiner Verwandlung geführt haben. Aber … das alles ist nur schlechte Ausrede. Ich habe mich so verhalten, um mich und was ich bin zu verbergen … glaube ich.“

„Verbergen? Vor mir?“, fragte Jocelyn mit gebrochener Stimme.

Luke schüttelte den Kopf.

„Nein. Nein, meine Liebste. Eher vor …“

Er räusperte sich.

„… vor Leuten wie Robert.“
 

Robert sprang auf und donnerte wütend mit der Faust auf den Tisch.

„Da hattest du auch allen Grund dazu!“

Er kochte.

„Das darf doch alles nicht wahr sein! Mein ehemals…“ er zögerte, „… bester Freund…“ er wurde rot bis in die Ohrenspitzen, „… ist so ein Vieh, die Leitung in Berlin ebenso. Noch irgendwer von dem ich noch nichts weiß?“

Er schaute auffordernd in die Runde.

Izzy legte Simon die Hand auf den Arm und schüttelte unmerklich den Kopf.

„Nicht jetzt“, flüsterte sie, „das bringt gerade nichts.“

Also schwieg Simon.
 

Robert jedoch hatte sich in Rage geredet.

„Gleich morgen früh werde ich den Rat in Idris informieren. Die Leitung des Berliner Instituts wird abgesetzt. Wir leiten es dann interimsweise von New York aus, bis der Rat eine neue Leitung eingesetzt hat. Das Resort wird geschlossen. Alle Schattenwesen, die hier arbeiten, werden nach Idris überstellt, und einer genauesten Untersuchung unterzogen. Ich werde…“
 

„Nein!“

Alecs Stimme schallte Donnerhall durch den Raum.

„Nein, Vater, das wirst du nicht!“

Robert starrte seinen Sohn an.

„Wie bitte?!“

Alec holte Luft.
 

Es knisterte in der Luft.

Es fühlte sich an, als würden Blitze zucken. Jeder im Raum hatte das Bedürfnis, instinktiv den Kopf einzuziehen.
 

„Vater, seit ich hier bin und nach allem, was ich in den wenigen Tagen hier erlebt habe, ist mir eine Menge klar geworden. Vor allem, wie antiquiert und falsch vieler deiner Ansichten sind. Und wie unreflektiert ich vieles nachgeplappert habe. Aber so wird es nicht weitergehen.“

Er spürte Magnus’ Hand, die die seine fest drückte.

Er drückte zurück, dann erhob er sich, stützte sich mit den Händen auf den Tisch und funkelte seinen Vater kampflustig an.
 

„Ja, Vater. Ich will die Leitung des New Yorker Instituts eines Tages übernehmen. Aber ich werde dafür nicht auf mein Lebensglück verzichten. Und ich will noch mehr: Ich will das Institut und damit an führender Position in der Schattenjägerwelt diese in modernere Zeiten führen. Den Blick der Zukunft zugewandt. Wir können nicht ewig an den überholten althergebrachten Regeln kleben. Wir müssen nach vorne blicken.“

Er schnaufte.

„Es ist normal, dass Männer Männer lieben. Und Frauen Frauen. Es ist normal, dass Menschen und Schattenwesen mit einander auskommen. Das ist doch das, was es vor Jahrhunderten gegeben hat und was der Ursprung des Rates und der Regeln und Gesetzte war, nicht wahr? Also warum haben wir uns eigentlich von diesem Ziel abgewandt?!“
 

„Weil es falsch ist! Schwule versündigen sich gegen die Engel! Schattenwesen sind ein Fehler der Natur, eine Mutation, und es ist ebenso eine Versündigung, sie nicht längst ausgemerzt zu haben!“
 

„So siehst du das also.“

Alec hatte es gewusst. Sicher. Dennoch. Es so deutlich aus dem Munde des Vater zu hören, das tat weh.

„Sobald wir in New York sind“, sagte er leise, „werde ICH den Rat kontaktieren und um deine Absetzung ersuchen.“

Er sprach leise, aber eindringlich.

„Und bis ich so weit bin, die Leitung zu übernehmen, wird sich eine Zwischenlösung finden. Hodge vielleicht. Oder … die Oberlindts leiten uns von Berlin aus?“ Er konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen.
 

„Wie auch immer. Mit dir an der Spitze … nein. So kann es nicht weitergehen. So verliert unser Institut seinen führenden Rang, bleibt in der Vergangenheit stecken und das kann ich nicht zulassen.“
 

Robert schnaubte wütend.

„Niemand wird auf dich hören … du … du …“
 

„Schwuchtel?“, fragte Luke leise. „Wolltest du Schwuchtel sagen? Ach Robert.“

Und seine Stimme klang wie ein trauriges, verzweifeltes Seufzen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  DieLadi
2021-10-04T13:52:54+00:00 04.10.2021 15:52
ja, ist glaube für alle gerade n9cht einfach
Von:  Aracona
2021-10-03T19:13:10+00:00 03.10.2021 21:13
Au man, da geht es ja heiß her. Zum Glück hat Alec endlich den Mut sich gegen seinen Vater zu wehren. In Joycelins Haut möchte ich momentan aber auch nicht stecken. Für sie bricht ja auch eine Welt zusammen. Ich bin gespannt wie es weitergeht


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