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Next generation

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi.

Verzeiht!
Auch hier bitte nicht wundern!
Die Leser, welche die Buchreihe der Bruderschaft der Black Dagger von J. R. Ward kennen, erkennen wahrscheinlich einen Teil in diesem Kapitel wieder. Ich habe es übernommen, weil es das Leben und die Szene zwischen den dreien perfekt wieder spiegelt, zeigt was bei den Vampiren passiert und man auch dahingehend die Hintergründe hat.
Jede Zeile, jedes Wort davon gehört nicht mir sondern einzig und alleine J. R. Ward. Komplett anzeigen

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Zwischenfall

Kapitel 8

Zwischenfall
 

Rhage stieß die Hantel von der Brust ab, Zähne gefletscht, zitternd, schweißüberströmt.

„Und zehn.“ ,rief Butch.

Schnaufend setzte Rhage das Gewicht auf der Aufhängung über ihm ab, sie ächzte unter dem Gewicht der scheppernden Scheiben.

„Pack nochmal fünfzig drauf.“

Butch beugte sich über die Stange.

„Du hast doch schon fünf fünfundzwanzig drauf, Mann.“

„Und ich brauche noch fünfzig.“

Haselnussbraune Augen verengten sich.

„Immer locker, Hollywood. Wenn du deine Brustmuskeln schreddern willst, bitte sehr, aber reiß mir dann nicht den Kopf ab.“

„Sorry.“

Er setzte sich auf und schüttelte die brennenden Arme. Es war neun Uhr morgens, er und der Cop waren seit sieben an den Gewichten. Es gab kein einziges Körperteil, das nicht lichterloh in Flammen stand, doch an Aufhören war für ihn noch nicht zu denken. Er lechzte nach der Art körperliche Erschöpfung, die bis ins Mark ging.

„Fertig?“ ,murmelte er.

„Moment, ich ziehe noch die Schrauben an. Okay, kann losgehen.“

Rhage legte sich wieder hin, drückte die Hantelstange von der Aufhängung und ließ sie auf der Brust ruhen. Er kontrollierte seine Atmung, dann fing er an, das Gewicht zu stemmen.

Straßenköter.

Straßen. Köter.

Straßen. Köter

Er hatte die Hantel bis zur vorletzten Wiederholung gut im Griff, dann musste Butch eingreifen.

„Bist du jetzt fertig?“ ,fragte Butch, während er ihm half, die Stange wieder abzusetzen.

Rhage richtete sich keuchend auf und legte die Unterarme auf die Knie.

„Kurze Pause und dann noch eine Runde.“

Butch ging um ihn herum und drehte das ausgezogene T-Shirt zu einem Seil zusammen. Dank des ganzen Gewichtestemmens hatte sich seine Muskulatur in Brust und Armen stark aufgebaut. Dabei war er vorher schon nicht gerade schmächtig gewesen. Natürlich konnte er nicht so viel Eisen drücken wie Rhage, aber für einen Menschen war Butch ein Bulldozer.

„Du bist ganz schön gut in Form, Bulle.“

„Ach komm schon.“ ,grinste Butch.

„Lass dir mal nicht unsere gemeinsame Dusche zu Kopf steigen.“

Rhage bewarf den Mann mit einem Handtuch.

„Ich sag ja nur, dass dein Bierbauch verschwunden ist.“

„Das war eine Whiskywampe. Und die vermisse ich kein bisschen.“

Butch fuhr sich mit der Hand über seinen gut aus definierten Bauch.

„Aber jetzt sag du mal was. Warum schindest du dich heute morgen schon wie ein Tier?“

„Hast du große Lust, über Marissa zu sprechen?“

Butchs Miene versteinerte sich.

„Nicht besonders.“

„Dann kannst du ja verstehen, dass ich nicht viel zu erzählen habe.“

Butchs dunkle Augenbrauen hoben sich.

„Es geht um eine Frau? Im Sinne von, eine bestimmte Frau?“

„Ich dachte, wir reden nicht über Frauen.“

Der Polizist verschränkte die Arme vor der Brust und runzelte die Stirn. So als betrachtete er ein Blackjackblatt und überlegte, ob er sich noch eine Karte geben lassen sollte. Dann sprach er schnell und abgehackt.

„Ich bin total verschossen in Marissa. Aber sie will mich nicht sehen. Ende der Geschichte. Und jetzt erzähl von deinem Alptraum.“

Rhage musste lächeln.

„Wie beruhigend, dass ich nicht der einzige bin, bei dem es beschissen läuft.“

„Jetzt weiß ich immer noch nichts. Ich brauche Einzelheiten.“

„Die Frau hat mich heute Nacht aus dem Haus geworfen, nachdem sie schwer an meinem Ego gekratzt hat.“

„Und was für ein Werkzeug hat sie dazu benutzt?“

„Einen unschmeichelhaften Vergleich zwischen mir und einem Hund ohne Zuhause.“

„Autsch.“

Butch verdrehte das T-Shirt in die andere Richtung.

„Und deswegen kannst du es kaum erwarten, sie wiederzusehen.“

„So kann man es sagen.“

„Ganz schön armselig.“

„Ich weiß.“

„Aber das kann ich fast noch toppen.“

Der Cop schüttelte den Kopf.

„Gestern Nacht... äh... bin ich zum Haus von Marissas Bruder gefahren. Ich weiß nicht mal mehr, wie ich da hin gekommen bin. Ich meine, das letzte, was ich brauchen kann, ist, ihr über den Weg zu laufen, wenn du verstehst, was ich meine.“

„Lass mich raten. Du hast da herumgelungert in der Hoffnung einen Blick zu erh-“

„In den Büschen, Rhage. Ich habe in den Büschen gesessen. Unter ihrem Schlafzimmerfenster.“

„Wow, das ist...“

„In meinem alten Leben hätte ich mich dafür verhaften können.... Apropos altes Leben. Mir ist eingefallen, woher ich den schwarzhaarigen Mann aus dem Screamers kenne.“

„Zabrinahs Bruder?“

„Wenn sie so heißt, dann ja. Egal... Er war mit mir in Boston auf der Polizei Akademie. Im selben Jahrgang wie ich. Verdammt zäher und hochintelligenter Bursche, der bei den Frauen nichts anbrennen ließ. Ich dachte immer, er würde nach Abschluss zur NSA oder dem FBI gehen. Aber meine alten Kontakte beim CPD sagten, er sei beim S.W.A.T. In meinen Augen ist er dafür definitiv überqualifiziert:“

Butch zuckte die Achseln, blickte fragend zu dem blonden Vampir. Dieser schien ein großes Interesse an dem Boden der Trainingshalle gefunden zu haben.

„Wie dem auch sei... Aber.... vielleicht sollten wir lieber das Thema wechseln.“

„Super Idee. Machen wir den Bericht über den Vampir fertig, der den Lessern entkommen ist.“

Butch lehnte sich mit dem Rücken an die Betonwand, legte einen Arm quer über die Brust und dehnte ihn mit dem anderen..

„Also Phury hat mit der Krankenschwester gesprochen, die sich um ihn gekümmert hat. Der Typ war schon ziemlich am Ende, aber er konnte ihr noch zuflüstern, dass sie Fragen über euch Brüder gestellt haben. Wo ihr wohnt. Was ihr so treibt. Das Opfer hat zwar keine genaue Adresse angeben können, aber es muss irgendwo in der Innenstadt sein. Denn dort haben sie ihn gefunden und in seinem Zustand hätte er Gott weiß nicht weit kommen können. Ach ja, und er hat immer so Buchstaben gemurmelt. X. O. E.“

„So nennen sich die Lesser gegenseitig.“

„Wie pfiffig. Sehr 007.“

Butch nahm sich den anderen Arm vor, seine Schulter knackte.

„Jedenfalls hab ich dem Lesser, den sie im Baum aufgehängt hatten, die Brieftasche abgenommen. Thor hat sich die Wohnung von dem Kerl mal angesehen. Sie war leer geräumt, als hätten sie gewusst, dass ihr kommen würdet.“

„War die Kanope da?“

„Thor sagte nein.“

„Dann waren sie definitiv dort.“

„Was ist überhaupt in den Dingern drin?“

„Das Herz.“

„Igitt. Aber immer noch besser als gewisse andere Teile der Anatomie. Nach allem, was ich gehört habe, sollen sie keinen mehr hochkriegen.“

Butch ließ den Arm fallen und biss sich auf die Lippe. Er stieß ein leises, nachdenkliches Geräusch aus.

„Weißt du, langsam fügen sich die Puzzleteile zusammen. Weißt du noch, die Morde an diesen Prostituierten, die ich im Sommer untersuchen musste? Die mit den Bisswunden am Hals und dem Heroin im Blut?“

„Zsadists Freundinnen, Mann. So ernährt er sich. Nur von Menschen. Obwohl es wirklich ein totales Rätsel ist, wie er mit dem schwachen Blut am Leben bleibt.“

„Er hat immer gesagt, er war es nicht.“

Rhage verdrehte die Augen.

„Und du denkst, man kann ihm glauben?“

„Was, wenn wir ihn beim Wort nehmen würden? Hey, nur mal so rein hypothetisch, Hollywood. Wenn wir ihm glauben würden, dann hätte ich eine andere Erklärung.“

„Und die wäre?“

„Ein Köder. Wenn man einen Vampir entführen will, wie würde man das anstellen? Essen auslegen, Mann. Leg den Köder aus und warte, bis einer kommt. Dann betäubst du ihn und verschleppst ihn, wohin du willst. Ich habe Pfeile an den Tatorten gefunden, solche, mit denen man Tiere betäuben kann.“

„Verdammt.“

„Und jetzt pass auf. Heute morgen habe ich den Polizeifunk gehört. Sie haben wieder eine tote Prostituierte in einer Seitenstraße gefunden, ganz in der Nähe der alten Tatorte. V hat sich in den Polizeiserver gehackt und im Bericht stand, dass ihr die Kehle durchgeschnitten war.“

„Hast du Wrath und Thor schon alles erzählt?“

„Nein.“

„Das solltest du aber.“

Der Mensch wand sich.

„Ich weiß nicht, wie weit ich mich da einmischen sollte. Weißt du, ich will meine Nase nicht in Dinge stecken, die mich nichts angehen. Ich bin keiner von euch.“

„Aber du gehörst zu uns. Zumindest hat V das gesagt.“

Butch zog die Stirn in Falten.

„Echt?“

„Ja. Deshalb haben wir dich mit hierher genommen, anstatt dich... na, du weißt schon.“

„Unter die erde zu bringen?“ ;er lächelte schief.

Rhage räusperte sich.

„Nicht, dass das einem von uns Spaß gemacht hätte. Naja, außer Z. Wobei... nein, eigentlich macht dem überhaupt nichts Spaß... Wie auch immer, Bulle, du bist uns irgendwie-“

Tohrments Stimme schnitt ihm das Wort ab.

„Herr im Himmel, Hollywood!“

Der Vampir stürmte in den Fitnessraum wie ein wütender Stier. Und von allen Mitgliedern der Bruderschaft war er der Ausgeglichenste. Also brannte es irgendwo.

„Was ist los, mein Bruder?“

„Ich habe eine kleine Botschaft für dich auf der allgemeinen Mailbox. Von dieser fremden Frau. Zabrinah.“

Thor stützte die Hände in die Hüften, sein Oberkörper war nach vorn geneigt.

„Warum zum Teufel erinnert sie sich an dich? Und woher hat sie unsere Telefonnummer?“

„Ich habe ihr bestimmt nicht gesagt, dass sie uns anrufen soll.“

„Du hast aber auch nicht ihre Erinnerungen gelöscht. Was zum Henker denkst du dir eigentlich?“

„Sie wird nicht zum Problem werden.“

„Das ist sie schon. Sie hat uns angerufen!“

„Entspann dich, Mann-“

Thor hielt ihm den Zeigefinger vor die Nase.

„Kümmere dich gefälligst um sie, bevor ich es tun muss, klar?“

Mit einem Wimpernschlag war Rhage auf den Beinen und Nase an Nase mit seinem Bruder.

„Keiner kommt auch nur in ihre Nähe, sonst kriegt er es mit mir zu tun. Das gilt auch für dich.“

Thors blaue Augen verengten sich. Sie wussten beide, wer im Ernstfall gewinnen würde. Keiner konnte es im Nahkampf mit Rhage aufnehmen, dass war einfach eine Tatsache. Und er war bereit, Thorment das Versprechen herauszuprügeln, die Finger von ihr zu lassen. Hier und jetzt.

Mit grimmigen Tonfall sagte Thor:

„Jetzt hol mal tief Luft und mach einen Schritt zurück, Hollywood.“

Als Rhage sich nicht rührte, hörte man Schritte auf den Matten und Butchs Arm legte sich um seine Taille.

„Warum kühlst du dich nicht mal ein bisschen ab, Großer.“ ,sagte der Cop begütigend.

„Schluss mit der Party, okay?“

Rhage ließ sich von Butch zurückziehen, doch er ließ Thor nicht aus den Augen. Die Luft zwischen ihnen knisterte.

„Was ist hier los?“ ,donnerte Thor.

Rhage befreite sich aus Butchs Griff und fing an, Achter um die Hanteln auf dem Boden zu laufen.

„Nichts. Nichts ist hier los. Sie wird für uns absolut keine Gefahr darstellen und ich weiß nicht, woher sie unsere Nummer hat. Vielleicht ist eine ihrer Freundinnen eine von uns.“

„...oder ihr Bruder ist doch bei der NSA, FBI, CIA...“ ,murmelte Butch überlegend. Doch er wurde von den beiden anderen ignoriert.

„Sieh mich an, Bruder. Rhage, bleib stehen und sieh mich an.“

Rhage gehorchte und hob den Blick.

„Warum hast du ihr nicht die Erinnerungen genommen? Du weißt doch, sobald es ins Langzeitgedächtnis übergeht, bleibt immer etwas hängen. Warum hast du es nicht getan, als du es noch konntest?“

Als sich die Stille zwischen ihnen ausdehnte, schüttelte Thor den Kopf.

„Sag nicht, dass du dich mit ihr eingelassen hast.“

„Und wenn schon.“

„Ich nehme das als Ja. Himmel, Bruder.... Was hast du dir dabei gedacht? Du weißt doch, dass du die Finger von Menschen lassen sollst. Und ganz besonders von ihr, weil wir nicht wissen wer und vorallem was sie ist!“

Thors Blick wurde streng.

„Ich gebe dir hiermit einen Befehl. Erneut. Ich verlange, dass du dich aus der Erinnerung dieser Frau löschst und dass du sie nicht wiedersiehst.“

„Ich habe dir doch gesagt, sie wird für uns nicht zum-“

„Versuchst du, in der Sache mit mir zu verhandeln? So dumm kannst du nicht sein!“

Rhage sah seinen Bruder finster an.

„Und du willst mich wohl nicht noch einmal provozieren. Dieses Mal lasse ich mich nicht von dem Bullen wegziehen.“

„Hast du sie schon geküsst? Wie willst du ihr deine Fänge erklären?“

„Sie besitzt selber Fangzähne!“

Als Rhage die Augen schloss und leise fluchte, wurde Thors Tonfall etwas milder.

„Sei doch vernünftig. Sie ist eine Komplikation, die wir nicht gebrauchen können. Und für dich bedeutet sie Ärger, weil du sie dir gegen meinen ausdrücklichen Befehl ausgesucht hast. Ich mach das doch nicht, um dir auf die Nüsse zu gehen, Rhage. Sondern weil es für alle Beteiligten sicherer ist. Vor allem für sie. Du wirst das tun, was ich dir sage, Bruder.“

Sicherer für sie.

Rhage beugte sich nach unten und griff an seine Knöchel. Er dehnte seine Kniesehnen so heftig, dass er sie fast abriss.

Sichere für Zabrinah.

„Ich kümmere mich darum.“ ,sagte er endlich.
 

Zabrinah genoss gerade ihre Dienstpause in vollen Zügen. Die Gefährtin eines der Patienten hatte bei einer naheliegenden Pizzeria Essen für das Team des Spätdienstes bestellt, welches sie und drei ihrer Kolleginnen sich nun in aller Seelenruhe im Dienstzimmer aßen. Das stille Kauen wurde nur von belanglosen Gesprächen oder die Diskussion über den Plan vom Wochenende durchbrochen, bis das klingeln ihres Handys alle Aufmerksamkeit auf sie lenkte. Irritiert zog sie die Stirn in Faltern. Unbekannte Nummer. Seltsam.

„Willst du nicht ran gehen?“ ,murmelte Shanra mit vollem Mund.

Schnell kaute Zabrinah zu Ende, stand auf und nahm das Gespräch entgegen.

„Hallo?“

„Zabrinah.“

Der Klang der Männerstimme ließ sie vor Erleichterung tief durchatmen. Sie war sich so sicher gewesen, dass Rhage nicht zurückrufen würde.

„Hallo. Hallo, Rhage. Danke dass du anrufst.“

Sie sah sich nach einem geeigneten Sitzplatz um, auf den Stuhl vor dem Überwachungsmonitoren wollte sie nicht. Und in direkter Anwesenheit ihrer Kolleginnen telefonieren schon mal gar nicht. Also lief sie aus dem Dienstzimmer über den Flur in das erstbeste Arztzimmer, sah den Saiyajin dahinter vorm PC sitzen und verschwand auch schon wieder aus der Tür. Nuroks irritierten Blick ignorierend.

Dann blieb nur das kleine Büro neben dem Dienstzimmer. Schnell schloss sie die Tür auf und setzte sich auf den Stuhl.

„Hör mal, das mit letzter Nacht tut mir wahnsinnig leid. Ich war nur...“

Es klopfte und eine der Assistenzärztinnen steckte den Kopf durch die Tür.

„Ah, du bist es. Zabrinah. Weißt du wo das EKG vom Patienten auf Zimmer 91 ist?“

„Ja. Es müsste in seiner Kurve sein, wenn nicht dort, dann in seiner Akte.“

„Danke.“

Als die junge Ärztin die Tür wieder schloss, sagte Zabrinah:

„Entschuldige.“

„Wo bist du?“

„Ich...“

Sie räusperte sich.

„Auf der Arbeit, ich habe gerade Pause. Aber das ist egal. Ich wollte dir nur sagen, wie leid es mir tut, was ich zu dir gesagt habe.“

Langes Schweigen.

„Ich hatte Angst, um dein Leben wegen meinem Vater...“

„Warum?“

„Du bist so... und ich... Sie sind anders... wir sind anders...“

Zabrinah fummelte am Saum ihres Kasacks herum.

„Ich bin kein Mensch und mein Vater.... sie sind eine völlig andere Spezies.“

„Ich weiß.“

Zabrinah wartete auf weitere Worte von ihm, als keine kamen, holte sie einmal tief Luft.

„Das Verhalten meines Vaters oder seiner Leute soll keine Entschuldigung für mein Verhalten sein. … Es ist nur... Er will mich nur beschützen. Und ich bin gerade an einem merkwürdigen Punkt. Meine Gefühle überschlagen sich und dich in der Wohnung zu haben, in Gefahr... hat etwas in mir ausgelöst und ich habe um mich geschlagen.“

„Das verstehe ich. Aber... du brauchst mich nicht zu beschützen.“

Aus irgendeinem Grund nahm sie ihm das ab. Aber bei den Göttern der Eismonde von Vegeta-Sei, dieses lange Schweigen brachte sie um. Allmählich fühlte sie sich wie eine Idiotin, weil sie ihn am Telefon festhielt.

„Jedenfalls wollte ich dir das nur sagen.“

„Ich hole dich heute Abend ab. Nach Feierabend. Bei dir zu Hause.“

Sie umklammerte das Telefon. Grund gütiger... Sie wollte ihn wiedersehen. Der Wunsch war ihr unbekannt mächtig.

„Ich bin um neun Uhr zu Hause und warte dann auf dich.“

Vor der Tür konnte sie Nuroks Stimme hören. Sie schielte zur Uhr. Abendvisite, verdammt.

„Und, Zabrinah?“

„Ja?“

„Trag dein Haar offen für mich.“

Die Türklinke senkte sich und der Saiyajin stand im Türrahmen. Mit verschränkten Armen. Abschätzenden Blick.

„Ist gut. Mach ich, bis heute Abend.“ ,sagte Zabrinah, dann legte sie auf.

„Bis heute Abend?“ ,brummte Nurok.

„Ich bin alte genug...“ ,mit diesen Worten zwängte sie sich an dem Onkel ihres Vaters vorbei.

„Abendvisite.“ ,rief sie ihm zu und drückte der Assistenzärztin die Kurven in die Hand.

Erneut brummte Nurok und schüttelte den Kopf. Ihn fuxte es. Er hatte Hintergrunddienst in der Klinik und die junge Ärztin hatte ihre erste Nacht alleine. Er musste definitiv erreichbar sein, konnte sich also nicht an ihre Fersen heften. Verdammt.

Der restliche Spätdienst verlief zuerst noch ruhig, doch wie es nun mal so war, schlug das Schicksal meist dann zu, wenn man es am wenigsten erwartet hatte.

Kurz nach dem einsammeln des Abendbrotes schellte die Notaufnahme Sturm nach, ob sie Kollegen abzweigen konnten. Als sie mit einer weiteren Kollegin dort ankamen, blieb sie wie angewurzelt stehen.

Die saiyajinschen Krankenwagen waren alle heraus beordert worden, dass hatten sie und ihre Kolleginnen mitbekommen und es hatte sie verwundert. Doch nun erklärte es sich.

Auf jeder Trage lag ein schwer verletzter Patient. Gestaltwandler, dem Geruch des Blutes nach zu urteilen. Wölfe, um es genau zu nehmen. Panisch blickte sie über die Verwundeten. Sie erkannte Nurok, welcher einen der neuen Patienten intubierte, der saiyanische Notarzt währenddessen bei einem anderen Patienten Medikamente verabreichte und eine Schwester informierte. Die junge, diensthabende Ärztin wuselte von einem zum nächsten, teilte die Schwestern und Pfleger ein, ein Ohr am Scouter, um den Chefarzt und weitere Kollegen aus dem frei zu holen.

Zabrinah agierte, ohne wirklich drüber nachzudenken, ließ sich von den Ärzten delegieren und saß am Ende, als die Patienten stabilisiert auf der Intensivstation oder im OP lagen an der Wand des Stationsflures gelehnt. Mit verschwommenen Blick auf ihre blutverschmierten Hände, welche sie nicht wirklich wahrnahm. Ihre sonst Bordeaux-weiße Kleidung sah nicht besser aus. Doch auch das sah sie nicht. Wie in Watte hörte sie Nuroks monotone, ruhige Stimme, das anschließende herzzerreißende weinen einer Frau, das beten eines Mannes.

Sie schloss die Augen, ihr Schweif schlang sich fester um die Taille. Sie hatten alle medizinisch stabilisieren und retten können. Alle waren stabil. Alle, außer einen. Außer einen der ranghohen Offiziere im Wolfsrudel.

Jesaja.

Einer der fünf Gestaltwandler, mit dem sie und die anderen vier jungen Saiyajin ihrer Generation praktisch Seite an Seite aufgewachsen waren. Schließlich waren sie ein Alter und ihre Eltern miteinander recht gut bekannt, Goku und Dana sogar befreundet.

Tränen traten unter ihren geschlossenen Lidern hervor.

Als sie eine ihr nur allzu gut bekannte Energie direkt vor sich wahrnahm, öffnete sie ihre blaue Opale. Zabrinah wusste nicht, wie lange sie dort gesessen und getrauert hatte.

„Du solltest nach Hause. Deine Schicht ist vorbei.“ ,sprach Nurok zu ihr.

Sie schüttelte den Kopf. Blickte an sich herab.

„Nein... Ich bleibe hier. Das Treffen werde ich absagen.“

„Das wirst du nicht. Zabrinah... Er war Soldat. Soldaten sterben. Er starb im Kampf, um seine Leute vor dem Feind zu beschützen.“

Nurok ging vor ihr in die Hocke, wickelte seinen Schweif um ihr blutverschmiertes Handgelenk. Zögerte kurz, ehe er weiter sprach.

„Sag ihm nicht ab. Dieses Treffen mit dem Vampir wird dich etwas auf andere Gedanken bringen.“

„Glaubst du, ich kann nach dieser Sache hier heute Abend einen auf gute Gesellschaft machen!? Jesaja... Er war wie ein Bruder für mich!“ ,fauchte sie voller Trauer und Wut.

„Nicht vom Blute her.“ ,brummte er.

Entrüstet keuchte sie auf, wollte wütend eine schnippische Bemerkung erwieder, wurde aber davon abgehalten.

„Geh duschen und dann fahre ich dich nach Hause.“ ,sagte Nurok im harten Befehlston.

Sie stützte die Stirn auf ihre Hand, die andere ballte sich zur Faust. Innerlich wusste Zabrinah, dass sie weder die passenden Argumente finden würde, war Nurok Saiyajin durch und durch, weswegen er die Sache mit dem getöteten Gestaltwandler-Offizier anders sah als sie es tat. Er war im Kampf für seine Leute gestorben, bzw. so schwer verwundet worden, dass er ihr und Nurok unter den Händen weg gestorben war. Jesaja war so aus dem Reich der Lebenden getreten, wie es sich jeder Saiyajin wünschte. Definitiv konnte sie Nurok diese Sicht der Dinge nicht verübeln. Andererseits waren diese Worte ein klarer Befehl an sie. Ohne es zu merken sackte sie nach vorne und lehnte sich an den breiten Brustkorb des Saiyajin, verkrallte ihre Finger im weichen Stoff seines Pullovers. Nahm wie durch mehrere Filter dessen warnendes Knurren wahr, wusste sie ganz genau, dass Nurok Körperkontakt hasste, welcher außerhalb eines Kampfes oder beim Sex stattfand. Trotz ihrer Trauer und Wut brachte sie diese Erkenntnis minimal zum Schmunzeln.

„Kleine...“ ,brummte er nach wenigen Minuten.

„Ich brauche mein Auto morgen... Danke, Nurok, aber.... Bis nach Hause komm ich schon alleine.“ ,murmelte sie im aufstehen und wegdrehen.

„Dann fahren wir halt mit deinem Wagen, kein Problem.“

„Du hörst nicht auf, nicht wahr?“

„Aufgeben war noch nie meine Stärke. Also, geh duschen, ich warte.“
 

Zabrinah schrubbte sich drei mal. Mit Duschgel und Duschschwamm. Dennoch blieb das unangenehme Gefühl. Immer wieder traten ihr Tränen in die Augen, immer wieder versuchte sie sich einzureden, das es ihm nun besser ging und versuchte die Tränen versiegen zu lassen. Doch auch Minuten später war das Gefühl der bleiernen Trauer nicht verschwunden. Sie sollte Rhage absagen, das war ihm gegenüber definitiv am fairsten. Sobald sie zu Hause war. Er würde es mit Sicherheit verstehen. Mit diesen Gedanken stellte sie das Wasser ab, rubbelte sich und die Haare trocken, schlüpfte in ihre Alltagskleidung.

Als sie aus der Tür der Damenduschen trat, fiel ihr Blick sofort auf den groß gewachsenen Saiyajin. Dieser blickte sie innig an, musterte sie mit seinen kalten, blau umrandeten hellen Opale. Sie seufzte. Er deutete mit einer Kopfbewegung zum Treppenhaus. Den Göttern sei Dank hielt er den Weg bis zu ihrem Wagen den Mund, nahm ihr die Schlüssel ab, stieg ein und startete den Motor. Kurz drehte sie sich um, zu der Einfahrt der Rettungswagen, ihr Magen verkrampfte sich. Einen Augenblick ballte sie ihre Hände zu Fäusten, öffnete die Beifahrertür und stieg ein. Auch die halbe Stunde Fahrt schwieg Nurok. Zabrinah war wieder in Gedanken, war hin und her gerissen, ob sie absagen sollte oder doch nicht. Mit einem seufzen lies sie sich gegen den starken Arm Nuroks sinken und schloss die Augen. Am Anwesen angekommen stieg sie ohne Worte aus, der Saiyajin folgte ihr auf dem Fuße. Bis in den ersten Stock, den langen Flur hinunter. Irritiert blickte sie immer wieder zu ihm hoch.

„Lass dich von ihm abholen und auf andere Gedanken bringen, Kleine. Ich muss mit deinem Vater einige Dinge klären.“

Zabrinah blieb an der Tür ihres Zimmers stehen.

„Wird uns wieder einer folgen, wenn etwas geschieht?“ ,fragte sie, mit der Hand auf der Türklinke.

Nurok blickte sie lange intensiv an.

„Was sagt dir dein Instinkt zu diesem Mann?“

„Mein Instinkt sagte mir schon beim ersten Treffen, dass er für mich keine Gefahr darstellt. Ich habe es Tát`ko auch gesagt, es war ihm egal! Warum sollte es diesmal anders sein?“

„Kakarott ist der selben Meinung wie du. Na ja... Ich würde sagen... lass dich überraschen.“

„Hmh...“

Schnell öffnete sie die Tür und schlüpfte mit einem gewisperten „Danke, Nurok.“ in ihr Zimmer.

Innerlich zweifelte sie stark daran. Ihr Vater würde mit Sicherheit Leute abstellen, für den Fall der Fälle. Egal, was Kakarott von der Sache hielt. Sie kaute überlegend auf ihrer Unterlippe.

Sollte sie?

Sollte sie nicht?

Absagen oder Zustimmen?

Verdammt!

War sie im Krankenhaus überzeugt, ihren Abend alleine in Trauer auf ihrem Bett zu verbringen, so meldete sich nun eine kleine leise Stimme, das es in Ordnung wäre. Dass das Leben für sie alle weitergehen würde.

Morgen...

Morgen, vor ihren Dienst würde sie ins Revier der Wölfe fahren und sich zu Layrik begeben um ihm ihr Beileid bekunden. Er war es, der seinen älteren Bruder verloren hatte. Vom Blute her, wie Nurok es ausgedrückt hatte. Und dann würde sie versuchen herauszufinden, was wirklich passiert war. Vielleicht wusste er ja etwas, oder einer der anderen Gestaltwandler des Rudels.

Denn sie war sich zu hundert Prozent sicher...

Nurok schien etwas gewusst zu haben.

„Gestorben, um die anderen zu retten...“ ,klangen ihr seine Worte noch nach.

Und ob der Onkel ihres Vaters was wusste!!

In der Klinik, in der Notaufnahme hatte sie gedacht, es wären Revierkämpfe unter den Rudeln gewesen. Die Verletzungen hatten nach Prankenhieben, spitzen Zähnen und scharfen Krallen ausgesehen. Doch nun kamen ihr Zweifel. Es waren alles Wölfe aus ein und demselben Rudel, welche verletzt in ihre saiyajinsche Klinik eingeliefert wurden, niemand sonst...

Das konnte nicht sein. Die hiesigen drei großen Rudel bildeten jedes Rudelmitglied als Krieger aus, egal ob Mann, Frau, Kind, Erwachsener, Buchhalter, Heiler oder Mechaniker...

Und die meisten männlichen, teils auch weiblichen, Erwachsenen aus den Rudeln waren aktiv beim Militär oder Polizeidienst. Somit hatte sich jeder der Verletzten gut gegen die Angreifer wehren können und zumindest ein oder zwei der Gegner schwer verletzen oder sogar töten müssen.

Doch das war nicht der Fall.

Seltsam. Sehr seltsam.

Sachte schüttelte sie den Kopf, blickte zur Uhr. Sie strich ihr schwarzes Haar zurück und drehte es zu einem Knoten, den sie wie ein Dutt mit einem Haarband fixierte.

Ein paar Minuten später stand sie vor der großen Eingangstür und wartete. Die Kälte war ein willkommener Schock, der sie daran erinnerte, dass sie ihre Jacke vergessen hatte. Also ging sie wieder ins Haus, huschte nach oben in ihr Zimmer, wo sie sich ihren Anorak von der Garderobe holte, doch nun vermisste sie ihren Schlüssel.

Wo verdammt noch mal war der Schlüssel?

Hatte sie den Schlüssel...

Schnell huschte sie durch den Korridor, die Eingangstreppe hinunter nach draußen.

Jawohl, der Schlüssel steckte im Schloss.

Sie trat ganz hinaus, machte die Tür hinter sich zu und steckte den Schlüsselbund in ihre Jackentasche. Während sie wartete wanderten ihre Gedanken zu dem Gespräch mit ihm.

*Trag dein Haar offen für mich*

*Ist gut*

Sie zog das Haargummi heraus und kämmte mit den Fingern durch die dicken schwarzen Strähnen, so gut sie konnte. Dann blieb sie reglos stehen.

Das Gelände war so still. Genau deshalb liebte sie es, so weit abseits der Menschen zu wohnen, sie hatten keine Nachbarn.

Mit einem Seufzen blickte sie rechts und links an dem Anwesen hoch, es waren vereinzelte Zimmer erleuchtet, sie wusste bei jedem einzelnen, wer diese Zimmer bewohnte. Doch sie konnte niemanden ausmachen, der hier draußen oder vorhin im Gebäude als Aufpasser herumgelungert hatte. Zabrinah schloss die Augen und konzentrierte sich. Kakarott und Radditz waren im GR und trainierten. Im anderen Teil des großen Gebäudes konnte sie die Energie von Nurok bei ihrem Vater in dessen privaten Räumen fühlen, die von Dana und Tales waren ebenfalls dabei.

Eine Limousine bog von der Straße in die lange Auffahrt ein und beschleunigte danach wieder mit einem tiefen Brummen.

Als der violette Sportwagen vor ihr anhielt, musste sie schmunzeln. Vielleicht war der Wagen der Grund, weswegen Tales so erstaunlich freundlich zu dem Vampir gewesen war. Auch ihr gefiel der Wagen.

Glänzend, laut, auffällig... und er passte perfekt, zu solche Art von Männern wie Tales es nun mal war, nämlich einer, der sowohl für Geschwindigkeit als auch für Aufmerksamkeit etwas übrig hatte. Rhage stieg aus der Fahrertür und ging um die Motorhaube herum. Er trug einen Anzug, einen wirklich perfekt sitzenden schwarzen Anzug, und darunter ein schwarzes Hemd mit offenem Kragen. Sein Haar war aus dem Gesicht gekämmt und fiel ihm in dicken, goldenen Wellen in den Nacken. Er sah, heiß, kraftvoll und mysteriös aus.

Nur, dass seine Miene nicht gerade der Stoff war, aus dem Tagträume sind. Seine Augen waren zusammengekniffen, die Lippen angespannt. Dennoch lächelte er sachte, als er auf sie zukam.

„Du trägst das Haar offen.“

„Das habe ich dir doch versprochen.“

Er hob die Hand, als wolle er sie berühren, zögerte dann aber.

„Bist du soweit?“

„Wo fahren wir denn hin?“

„Ich habe im Eden reserviert.“

Er ließ den Arm sinken und blickte zur Seite, wurde schweigend und bewegungslos.

„Rhage, bist du sicher, dass du das hier durchziehen willst? Du scheinst heute irgendwie neben dir zu stehen... Und ich definitiv auch.“

Er trat zurück und starrte auf die erste steinerne Stufe der Eingangstreppe. Seine Kiefer mahlten angestrengt.

„Wir können das auch gerne verschieben, wenn du möchtest.“ ,sagte sie.

Er war ein netter Kerl, als einfach so ohne eine Verbindlichkeit zu verschwinden.

„Das ist doch keine große...“

Er bewegte sich so schnell, dass auch ihre trainierten Augen ihm nicht folgen konnten. Im Augenblick stand er noch einen Meter von ihr entfernt, im nächsten presste er sich an sie. Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und legte seine Lippen auf ihre. Als sie sich küssten, sah er ihr direkt in die Augen.

Es lag keine Leidenschaft darin, nur eine verbissene Entschlossenheit, durch die diese Geste etwas von einem Schwur bekam.

Als er sie wieder losließ taumelte sie rückwärts gegen die große Eingangstür.

„Ach verflucht, Zabrinah, entschuldige.“

Er ging einen Schritt auf sie zu.

„Alles in Ordnung?“

Sie nickte, obwohl das gelogen war. Ihre Gedanken kreisten noch immer um diesen Kuss und sie lehnte mit ihrem Rücken an der Tür.

„Bist du sicher, dass alles okay ist?“

„Ja.“

Sie richtete sich auf und räusperte sich.

„Lass uns einfach was Essen gehen, Zabrinah. Komm.“

Ein Arm legte sich um ihre Schultern und er führte sie zum Auto. Sie konnte nicht anders, als ihm zu folgen. Wobei ihr nicht im Entferntesten der Gedanke kam, sich gegen ihn zu wehren. Sie war von einer ganzen Reihe von Dingen vereinnahmt aber auch überwältigt, vor allem von ihm, und sie war mittlerweile zu müde, um Widerstand zu leisten. Außerdem war irgendetwas zwischen ihnen vorgegangen, als ihre Lippen sich getroffen hatten. Zabrinah hatte keine Ahnung, was das war oder was es genau bedeutete, aber ihr Instinkt gab ihr zu verstehen, dass es da eine Art Band gab.

Rhage öffnete die Beifahrertür und half ihr ins Auto. Als er sich auf dem Fahrersitz niederließ, sah sie sich, wie bereits beim ersten Date, in dem blitzsauberen Wageninneren um, damit sie nicht ständig sein Profil betrachten musste.

Der Motor heulte auf, als er den ersten Gang einlegte und dann schossen sie die recht schmale Auffahrt zwischen den Weiden hinauf bis zur kleinen Landstraße, welche sie folgten und schließlich am Stoppschild kamen an der Route 22. Er sah nach rechts und nach links, dann bog er rechts ab, der Wagen heulte erneut auf und wurde wieder leiser, als atmete er, während Rhage Gang für Gang heraufschaltete.

„Das ist ein fantastisches Auto.“ ,sagte sie.

„Danke. Mein Bruder hat es für mich überholt. Thor liebt Autos.“

„Wie alt ist dein Bruder?“

Rhage lächelte schief.

„Alt genug.“

„Älter als du?“

„Hhm.“

„Bist du der Jüngste?“

„Nein, aber wir sind auch nicht körperlich verwandt. Wir sind nicht deshalb Brüder, weil wir von derselben Frau geboren wurden.“

Sie zog eine Braue hoch. Bei den Göttern... Manchmal drückte er sich so merkwürdig aus.

„Wurdest du in die Familie adoptiert?“

Er schüttelte den Kopf.

„Ist dir kalt?“

„Ähm, nein.“

Zabrinah blickte auf ihre Hände hinunter. Sie waren tief in ihren Schoß vergraben, die Schultern verkrampft hochgezogen. Was erklären könnte, warum er dachte, ihr wäre kalt. Sie versuchte sich locker zu machen.

„Alles bestens.“

Sie sah durch die Windschutzscheibe. Die doppelte gelbe Linie in der Mitte der Straße leuchtete im Scheinwerferlicht. Und der dichte Wald kroch bis an den Rand des Asphalts. In der Dunkelheit war diese Tunnelillusion hypnotisch, es ließ sie glauben, die Route 22 ging endlos weiter.

„Wie schnell fährt der Wagen?“

„Sehr schnell.“

„Zeig es mir.“

Sie spürte seinen Blick über ihren Sitz fliegen. Dann schaltete er herunter, trat aufs Gaspedal und der Wagen schoss nach vorne. Der Motor jaulte auf wie ein Lebewesen, das ganze Auto vibrierte, die Bäume verschwommen zu einer schwarzen Wand. Immer schneller fuhren sie, aber Rhage hatte den Wagen vollkommen unter Kontrolle. Er nahm die Kurven eng, schwebte aus der Spur und wieder zurück. Als er langsamer wurde, legte sie die Hand auf seinen Oberschenkel.

„Nicht.“

Er zögerte nur einen kurzen Moment.

Das aufblitzen von Energien brachte sie dazu in den Rückspiegel zu sehen. Sehr weit hinter ihnen tauchten Scheinwerfer auf und näherten sich rasend schnell. Unwillkürlich verkrampfte sie sich. Verflucht noch eins. Klar! Natürlich, hatte sie recht gehabt. Ihr Vater würde sie nicht alleine raus gehen lassen. Doch das er ihr persönlich folgte, mit dem Auto und dann in Begleitung von Tales und Dana...

Sie sah, wie Rhage die Stirn kraus zog, etwas vom Gas runter ging und in dem Moment der getunte schwarze Impala ihres Vaters an ihnen vorbei schoss, dicht gefolgt von Danas rotem Jaguar, dahinter Tales sein blauschwarzer Ford Mustang.

Sie seufzte ergeben, als die roten Rücklichter genauso schnell verschwanden, wie die Wagen an ihnen vorbei gerast waren.

„Wer war...“

Sie massierte ihre Nasenwurzel.

„Mein Vater, meine Tante und Tales.... Wahrscheinlich findet wieder ein illegales Autorennen statt.“

Ihr Fahrer brummte, trat aufs Gas, der Motor heulte auf und ließ sie nach vorne schießen. Erstaunlich schnell kamen die Lichter der anderen Wagen wieder ins Sichtfeld, leicht schmunzelnd schüttelte sie den Kopf.

„Das ist keine sonderlich gute Idee...“ ,murmelte sie.

Fuhr dann irritiert zusammen, als es in ihrer Jacke vibrierte. Ein weiteres seufzen entfuhr ihr und sie ließ ihre blauen Opale verdrehen, bemerkte den kurzen Seitenblick des Vampirs.

„Was?“ ,knurrte sie in ihr Smartphone.

„Sag dem Vampir, dass er mit seiner untermotorisierten Schrottkarre nicht versuchen brauch, mit einem von uns mitzuhalten!“

„Tales...“

„Sag dem Saiyajin, dass er sich bei der Geschwindigkeit besser auf die Straße und nicht aufs Telefonieren konzentrieren sollte. Wir wollen ja nicht, das etwas unglückliches passiert...“

Verzweifelt biss sie sich auf die Unterlippe, legte verwundert den Kopf leicht schief, als schallendes Gelächter aus ihrem Smartphone drang.

„`rinah... Ich weiß nicht was ich sagen soll. Dein Neuer hat definitiv mehr Mut als gut für ihn ist.“

„Bist du deswegen beinahe sprachlos, oder eher, weil du dich wieder erkennst?“

Erneut erklang ein raues Lachen, kurz. Dann war die Stimme am anderen Ende der Leitung ernst.

„Du bist heute Abend einzig und allein auf dich gestellt, Kleine. keiner ist als Babysitter abgestellt. Sollte was sein... du weißt, was zu tun ist.“

Und damit war das Telefonat unterbrochen und sie hörte nur noch ein *tututu*. Kurz blinkten die Warnblinklichter des Wagens vor ihnen auf, ehe die drei Autos erneut beschleunigten und zügig immer kleiner wurden, ehe sie aufgrund einer Kurve aus ihrem Sichtfeld verschwanden.

Zabrinah stützte ihr Ellenbogen an der Beifahrertür ab und ließ ihr Handy grübelnd an ihrem Kinn ruhen. Sie hörte die Stimme des Vampirs, nahm es aber nicht wirklich wahr. Sie war also laut Tales` Worten auf sich gestellt, hatte Kakarott ihren Vater scheinbar wirklich überreden können. Morgen früh sollte sie sich bei ihm bedanken, wenn wirklich alles glatt lief und keiner der Krieger in ihr Date platzte.

„Entschuldige... Was hast du eben gesagt?“

„Die Leute deines Vaters... besonders dieser Tales... Sie sind interessant.“

Dann streckte er die Hand aus und schaltete die Anlage ein. „Dream Weaver“, die Hymne der Siebziger, flutete mit ohrenbetäubender Lautstärke über sie hinweg. Er trat aufs Gas, und das Auto schoss vorwärts. Mit halsbrecherischer Geschwindigkeit rasten sie über die leere, endlose Straße.

Zabrinah ließ die Scheibe herunter, und die kalte Nachtluft hereinströmen. Der Windstoß verfing sich in ihrem Haar, kühlte ihre Wangen und weckte sie aus der traurigen Benommenheit, die sie seit Verlassen ihrer Klinik gefühlt hatte. Sie fing an zu lachen, obwohl sie einen Hauch von Hysterie in ihrer Stimme vernahm, war ihr das egal. Sie streckte den Kopf aus dem Fenster in den kalten, brüllenden Wind. Und ließ sich von dem Mann und dem Auto forttragen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ragnar89
2020-11-10T12:28:14+00:00 10.11.2020 13:28
Hmh
Hi erstmal
Interessant. Die Informationen und Gedanken zu Beginn dieses Kapitels
Ich glaube, das würde hier den Rahmen sprengen, meine Verwunderung zu formulieren
Aber!!!
Der kann dich nicht bei der Polizei arbeiten, während die Saiyajin ihre Finger im Drogen Geschäften und was weiß ich nicht drin stecken haben. Doppelmoral oder so was. Man, man, man. Trunks ey. Lach.

Du weiteste deine Story echt sehr groß aus. Das wird eher so eine Art fantasy Epos im kleinen.
Vampire, Gestaltwandler, außerirdische. Coole Sache, gefällt mir.

Hm. Keine gute Voraussetzung für ein weiteres date, dieser seltsame Zwischenfall mit den Gestaltwandlern in der Notaufnahme...
Ich kann sie verstehen, aber auch zum Teil die Gedanken von Nurok. Sie ist immerhin zur Hälfte Mensch, er hingegen saiyanischer krieger durch und durch.

Die stehen auf teure, schnelle Autos, nicht wahr? Die Szene unten erinnert mich etwas an the fast und the furious. Ich liebe diese Film Reihe. R.I.P. Paul Walker.... :-(

Zabrinah ist nun als dieses mal wirklich auf sich allein gestellt. Hm. Erstes date alleine, würde ich nennen.
Hoffe, Goku hat sich nicht verschätzt und es passiert nichts beim Treffen

Bin gespannt was da auf die zwei Protagonisten zu kommt

Bis demnächst
Antwort von:  Arya
19.11.2020 23:57
Hay

Dank dir für deinen Kommi

Oh doch, das geht. Hm, Doppelmoral. Könnte man evtl so sagen. Wenigstens ist er nicht bei der Drogenfahndung. Aber man sagt ja, solche Geschäfte im großen Stil klappen meist nur dann, wenn man Cops und Politiker kauft oder erpresst. Vielleicht funktioniert das auch, indem man die Polizei infiltriert

Ich bin derzeit sehr im Fantasy Bereich am Lesen und schauen. Die Hexer Bücher, Supernatural, Lucifer, Chroniken der Unterwelt, die Gestaltwandler- und Medialen Buch Reihe. Weiß nicht, fand das passt da irgendwie gut rein, meint meine Fantasie.

Oh oh. Das wird alles andere als ein tolles retten. Aber wichtig für das kommende. Wie vieles.

Ich schreibe schon fleißig

Viele liebe Grüße


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