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Du warst alles für mich

von

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Nichts ist für die Ewigkeit

*Böhse Onkelz*
 

Ich erinner' mich gern an diese Zeit

Eine Zeit, die man nie vergisst

Doch ich muss mein Leben leben

Meinen Weg alleine geh'n

Mach's gut du schöne Zeit

Auf Wiederseh'n
 

Evan war weg. Unwiderruflich verschwunden und kam nicht wieder. Mich hatte er zurückgelassen, alleine und mir war, als würde mein Leben nicht mehr stattfinden.
 

Timo war bemüht um mich, ebenso mein Bruder und sogar mein Chef hatte mir Sonderurlaub aufgedrängt und wollte mich eine Weile lang nicht sehen.

Alles war unwirklich geworden. Gleichzusetzen mit einem nie endenden Alptraum und es gab Tage, da wünschte ich mir den Tod herbei. Nur die Besten sterben jung. Ein Song, der mich in meinen Teenager Tagen begleitet hatte und den ich nun wieder aus der Mottenkiste kramte.

Passender ging es nicht. Es drückte aus, was ich fühlte, wie ich in Trauer ertrank und mich zu Hause einigelte. Laut dröhnte die Musik aus den Boxen, während ich wie in Trance in die Küche ging und mir ein Bier holte.

Wir waren mehr als Freunde, wir warn wie Brüder,

Viele Jahre sangen wir die gleichen Lieder.

Nur die Besten sterben jung – Du warst der Beste!

Nur noch Erinnerung – sag mir warum?

Laut sang ich mit, während ich rasant die erste Flasche leerte, mir eine zweite, dann eine dritte und schließlich ein vierte holte. Ich ertrank meinen Kummer in Alkohol, wollte vergessen, was geschehen war und nicht mehr denken. Mein Kopf musste die Fresse halten, durfte mir keine Bilder aus vergangenen Tagen zeigen und am wenigstens wollte ich Evan vor Augen haben.

Letztendlich verstrichen Minuten, Stunden, dann Tage und schließlich Wochen, in denen ich kaum mehr in der Lage war irgendwas zu machen. Ich lag einfach da, starrte die Decke an oder aber ich hörte dem zu, was mir Timo erzählte. Im Gegensatz zu mir war er glücklich, genoss das Leben und seine Beziehung zu Samuel. Ich war neidisch, dachte an Evan und wie wir seinen letzten Tag verbrachten.
 

Gemeinsam, glücklich und nichts deutete darauf, dass er sich das Leben nehmen und mich alleine lassen würde. Scheißkerl und ein Egoist obendrauf. Ganz gleich, ob er unheilbar krank war, aber das hätte er nicht tun sollen. Ich wäre an seiner Seite geblieben, hätte seine Hand gehalten … schwer seufzte ich, taumelte wie so oft zum Kühlschrank und stieß im Flur mit jemandem zusammen.
 

Sebastian und wenn ich mich nicht täuschte, Tristan. Beide sahen mich an, sie durchlöcherten mich mit Blicken und mir war, als würde mein Bruder den Kopf schütteln. “Darius”, flüsterte er leise, während er langsam auf mich zukam und mich in die Arme schloss. Reagieren tat ich nicht, ließ es einfach zu und sah stattdessen zu Tristan, der unschlüssig im Raum stand.

Mir egal. Seine Art und sein Aussehen kotzten mich an. Er wirkte wie Evan. Hilflos, naiv, dumm, rücksichtslos und egoistisch. “Er soll sich verpissen. Ich will ihn hier nicht haben”, spie ich plötzlich aus, löste mich aus Sebastians Umarmung und schritt langsam aber lauernd auf Tristan zu. “Hau ab, ich will dich nicht sehen. Du kotzt mich an!”

“Darius!” Mein Bruder war schockiert, ebenso Tristan, der mich skeptisch betrachtete. “Ich bin nicht Evan, verstanden? Es mag sein, dass wir uns optisch ähneln, aber ich kann nichts dafür”, entschuldigte er sich, ehe er sich abwandte und ging.

“Zufrieden?”, hörte ich Sebastian neben mir knurren, doch erwiderte ich nichts darauf hin, sondern ich schritt schweigend in die Küche und holte mir ein Bier. “Versinke nur weiter in deinem Mitleid. Evan hätte das nicht gewollt!”

“Evan hat …”, setzte ich an, doch mein Bruder war weg und hatte mich alleine gelassen. Wenn, er überhaupt hier gewesen war. Sicher war ich mir nicht. Ich hatte keine Ahnung, welcher Tag und welche Uhrzeit wir hatten. “Scheiße.” Die Flasche flog wie von selbst gegen die Wand und zerschellte daran.

Ich verirre mich, nichts ist mehr klar

Ich bin da, wo vor mir keiner war

Nicht fähig zu lieben, oder liebe ich die Qual?

Liebe ich den Schmerz, bin ich nicht normal?

Die am Boden liegenden Scherben lachten mich an, flüsterten leise meinen Namen und lockten mich magisch an. Wie ferngesteuert ging ich näher, kniete mich hin und mir war, als würde Evan nach mir rufen. Engelsgleich lockte seine Stimme und veranlasste mich dazu, eine der Scherben aufzuheben. Ein Schnitt und es wäre vorbei, ich wieder bei Evan und glücklich. Mit zitternder Hand setzte ich an, schloss meine Augen und riss sie wieder auf, als mir jemand mitten ins Gesicht schlug.

Das lag jetzt Monate zurück und Timo hatte mich mehr oder weniger gerettet, auf mich eingeredet und mich zurück ins Leben geholt. Evan hätte das nicht gewollt. Ich musste für ihn, für uns weiterleben, einen Neuanfang wagen und nicht in Trauer ertrinken.

Timo hatte mir die letzten Wochen geholfen, mein Bruder war nicht von meiner Seite gewichen und selbst Tristan hatte oft seine Zeit bei mir verbracht. Dabei hatte ich ihn übel vor den Kopf gestoßen, aber erkannt, dass er ganz anders war. Tristan liebte das Leben, er lachte viel und genoss jeden Tag. Pure Lebensfreude strahlten seine Augen aus, hatten mich irgendwann eingefangen und angesteckt.

“Woran denkst du?”, riss mich seine Stimme aus den Gedanken, während er wie selbstverständlich mit meinen blonden Haaren spielte und sie am Ende ganz verwuschelt hatte.
 

“Daran, was ich für ein Idiot war”, erwiderte ich leise und blickte in seine braunen Augen, die mich nahezu anstrahlten. Da war kein Evan mehr, nur noch in meinen Erinnerungen und auf einem Foto. Es war Tristan. Mein Neuanfang und der Mensch, mit dem ich neu durch das Leben ging.



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