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Rescue me

When a dragon saves a puppy - Seto x Joey
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Vorletztes Kapitel :(

Musikinspiration für dieses Kapitel:

Countdown to Zero - Team Astro (Instrumental)

Spotify: https://open.spotify.com/track/4f8JGPzepJcccraOFuxFvI?si=zfOSmyueQ-iTy2D2Ikv6wA
YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=iJbjtZ8AOXQ Komplett anzeigen

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Rescue me... from counting the days

„Ja“

 

„Zum allerletzten Mal, Joey: Nein.“

 

Joey und Seto saßen auf dem Sofa des Gemeinschaftswohnzimmers in der Villa, die Arme vor der Brust verschränkt, und trugen ein Blickduell aus, das keiner von beiden verlieren wollte. Warum nur musste Seto so stur sein? Wieso verstand er denn nicht, dass es zu seinem Besten wäre?

 

Joey rollte mit den Augen und wandte seinen Blick ab, sah mehr oder weniger genervt zu ihrem Anwalt, der ihnen gegenüber auf einem Sessel saß. Mit einem frustrierten Laut ließ er sich gegen die Rückenlehne fallen, während der Anwalt immer wieder nervös zwischen den beiden hin und her schaute und sich die Brille auf der Nase zurecht schob. Der ältere Mann begutachtete die Dokumente in seiner Hand, so als ob er die Antwort darin finden würde, wie man diese Situation lösen könnte, aber Joey wusste, das würde darin nicht stehen. Ab und zu nippte der Anwalt mal an seinem Wasserglas, um die unangenehme Stille zu überbrücken, und auch Joey konnte dieses unbehagliche Schweigen nur mit Mühe ertragen.

 

Der Blonde seufzte auf, bevor er sich wieder zu Seto drehte und sagte: „Ich verstehe das nicht, Seto. Willst du denn dein Vermögen gar nicht schützen?“

 

Achselzuckend antwortete der Brünette: „Wozu? Weißt du, wie viel mehr Aufwand und Geld es kostet, einen Ehevertrag aufzusetzen und ihn notariell beglaubigen zu lassen? Außerdem gehe ich nicht davon aus, dass du mich nur heiratest, um an mein Geld zu kommen.“ Er lehnte sich ein wenig in Richtung des Blonden, setzte ein verschmitztes Grinsen auf, und in provokantem Tonfall ergänzte er: „Oder sehe ich das falsch?“

 

Joey grummelte, doch noch bevor er etwas dazu sagen konnte, konnte es der Anwalt offensichtlich nicht länger in dieser Atmosphäre aushalten. Er stand auf und sagte: „Wir müssen das auch nicht heute abschließend klären. Lassen Sie mich einfach wissen, wenn Sie zu einer Entscheidung gelangt sind, ich helfe in jedem Fall gern.“ Mit diesen Worten verbeugte er sich höflich zur Verabschiedung und verschwand aus der Tür.

 

Joey seufzte zum wiederholten Male innerhalb der letzten Stunde auf. „Am Ende ist es dein Vermögen und deine Entscheidung, Seto. Und natürlich habe ich nicht vor, mich direkt wieder von dir scheiden zu lassen, nur um an dein Geld zu kommen. Du weißt, dass mich dein Geld noch nie interessiert hat. Ich werde immer sicherstellen, dass ich im Zweifel für mich selbst sorgen könnte.“

 

Ein sanftes Lächeln legte sich über Setos Lippen, bevor er näher an Joey heranrutschte und seine Hand nahm, sie sanft mit seinem Daumen liebkoste. „Ich weiß, und dafür liebe ich dich umso mehr.“ Jede Stelle kribbelte unter Setos Berührung. Die andere Hand legte er unter Joeys Kinn und zog ihn ganz nah zu sich, bis sich ihre Lippen trafen und zu einem kurzen, innigen Kuss vereinigten.

 

Als sie sich wieder voneinander lösten, ergänzte Seto: „Und was meine Firma betrifft, dahingehend habe ich schon vor Jahren so ziemlich alles geregelt, was es zu regeln gibt. Daran ändert auch unsere Hochzeit nichts. Ich werde ein paar Anpassungen machen müssen, aber das ist nichts Gravierendes.“

 

Nun legte Seto seine Arme um Joeys Nacken, zog ihn am Hinterkopf eng an sich und ließ einige Atemzüge vergehen, bevor er sagte: „Ansonsten: Alles, was mir gehört, gehört ab jetzt auch dir. So will ich es.“

 

Ein Klopfen an der Tür unterbrach sie, doch am Ende war Joey sich sicher, dass es nicht das letzte Mal bleiben würde, dass sie über diese Thematik sprechen würden. Natürlich war er glücklich darüber, dass Seto ihm so sehr vertraute, aber er wollte einfach nicht, dass es etwas gab, was potenziell zwischen ihnen stehen könnte. Außerdem wollte er nichts haben, was nicht rechtmäßig ihm gehörte oder was er sich nicht selbst hart erarbeitet hatte. Allein schon hier zu wohnen, unentgeltlich, war mehr, als er jemals für sich selbst verlangt hätte. Er hoffte, dass er Seto würde überreden können, einen Ehevertrag aufzusetzen – wenn schon nicht für sich selbst, dann wenigstens für Joeys Seelenfrieden.

 

Diese ganze Situation war sowieso ziemlich absurd. Niemals hätte er gedacht, dass es Seto wäre, der nicht alles kontrollieren wollen würde. Er war immer der Erste gewesen, der etwas schriftlich festhalten wollte, wohingegen Joey mit solchen Dingen in der Vergangenheit eher leichtfertig umgegangen war. Schon interessant, wie sich das Blatt wenden konnte, wenn Liebe im Spiel war. Aber es war klar, dass sie das noch nicht final ausdiskutiert hatten, und Joey hoffte, dass sie am Ende doch zu einer Einigung würden kommen können.

 

Als Nächstes stand ein Meeting mit ihrer Hochzeitsplanerin an, die von einem Mitarbeiter gerade in den Raum geführt wurde. Seto hatte den Vorschlag gemacht, jemanden zu engagieren, der sie bei der Organisation der Hochzeit unterstützte. Auch wenn Mokuba ganz heiß darauf war, zu helfen, so war es doch gut, einen Profi an ihrer Seite zu wissen, insbesondere, weil Seto durch seine Firma sowieso viel beschäftigt und Joey durch seine Arbeit im Waisenhaus mittlerweile auch wieder sehr stark eingespannt war.

 

In ihrem heutigen Meeting besprachen sie die letzten Details für die Hochzeit. Es war unglaublich, wie schnell die Zeit vergangen war. Kaum war der Frühling vorbei gewesen, hatte der Sommer auch schon an die Tür geklopft, und schon in wenigen Wochen war es so weit und sie würden sich für immer aneinander binden.

 

Sie besprachen noch einmal den finalen Ablauf und gingen erneut die Sicherheitsvorkehrungen durch. Das war vor allem Joey unheimlich wichtig gewesen. Nicht nur, um die Paparazzi fernzuhalten und ihnen Privatsphäre zu geben, sondern auch, um dafür zu sorgen, dass es nicht zu einem unangenehmen Zwischenfall kam, um es mal sachte auszudrücken. So etwas wie im letzten Jahr sollte sich auf gar keinen Fall wiederholen, und Joey war froh, dass Seto das auch so sah. Der Brünette hatte nicht gelogen, als er gesagt hatte, dass er nach dem Angriff im letzten Jahr erhöhte Sicherheitsvorkehrungen und -richtlinien eingeführt hatte. Es hatte seine Zeit gedauert, doch mittlerweile hatte auch der Blonde Vertrauen aufgebaut. Seto wusste offensichtlich sehr genau, was er tat, und es war für Joey auch ganz deutlich zu sehen, wie ernst sein Drache das nahm. Und das machte Joey glücklich, sehr sogar.

 

Und mit jedem weiteren Tag, der ins Land zog, wurde Joey nervöser. Er war sich seiner Entscheidung zu eintausend Prozent sicher, und Seto war es auch, das hatte er ihm in den letzten Monaten deutlich gezeigt. Dennoch, es war ein sehr großer Schritt für sie beide. Aber nichtsdestotrotz konnte es Joey nicht abwarten, endlich ganz offiziell ja zu einem gemeinsamen Leben zu sagen. Eigentlich änderte ein Ring am Finger an der Tatsache ja nichts, dass sie sich dieses Versprechen längst gegeben hatten, aber es machte ihren Entschluss irgendwie endgültiger, gab ihm eine Verbindlichkeit, die Joeys ganzen Körper kribbeln ließ. Ja, es war der absolut richtige und logische nächste Schritt. Noch nie in seinem Leben war sich Joey so sicher gewesen wie darüber, dass er den Rest seines Lebens mit dem Mann mit den eisblauen Augen verbringen wollte.

 

Was seine Nervosität allerdings noch verstärkte, war die Tatsache, dass ihre Trauzeugen – Yugi und Mokuba – ihren jeweiligen Junggesellenabschied geplant hatten. Sowohl Seto als auch Joey hatten keine Ahnung, was sie sich ausgedacht hatten. Das Einzige, was sie wussten, war, dass es für beide am selben Tag stattfinden würde, eine Woche vor ihrer Hochzeit. Und dieser Tag rückte immer näher, in ganz großen Schritten.

 

An dem Tag ihres Junggesellenabschieds wachte Joey morgens vor Seto auf. Strahlender Sonnenschein, der durch das Fenster im Schlafzimmer auf sein Gesicht fiel, weckte ihn und er musste ein paar Mal blinzeln ob der hohen Helligkeit im Raum. Trotz der Klimaanlage, die sie aufgrund des wirklich unausstehlich heißen Sommers in Japan installiert hatten, war Joey durch den Einfall der Sonne warm. Er zog die Bettdecke zur Seite, noch immer auf dem Rücken liegend, und streckte sich, verscheuchte so den Schlaf der Nacht und machte sich bereit für den Tag, was immer dieser auch bringen würde.

 

Ein leises Murmeln neben ihm erregte seine Aufmerksamkeit. Joey drehte sich auf die Seite, den Ellenbogen aufgestellt, den Kopf mit der Hand abgestützt, und beobachtete, wie Seto noch immer friedlich schlief. Das Licht der Sonnenstrahlen ließ sein Gesicht so sanft wirken und seine Haare glänzten eine Nuance heller als sonst. Joey seufzte leise. Er konnte gar nicht glauben, dass es nun nur noch eine Woche war, bis sie sich ganz offiziell, vor so vielen Zeugen, ein gemeinsames Leben versprechen würden. Er spürte, wie sein Herz ein wenig schneller schlug bei dem Gedanken daran und er musste sich beherrschen, Seto in diesem Moment nicht zu berühren. Seine Haut sah so weich und verführerisch aus, aber Joey hielt sich zurück, weil er Seto nicht wecken wollte. Dennoch – der Blonde kam nicht umhin zu denken, dass Seto der wunderschönste Mensch war, den er in seinem Leben jemals getroffen hatte. Und er war sich sicher, dass er es bleiben würde – diesen Wettbewerb würde er für alle Zeit konkurrenzlos für sich entscheiden.

 

Nach einigen weiteren Minuten wurde der Braunhaarige dann allerdings auch wach. Joey beobachtete jede seiner Regungen. Er schien ein paar Augenblicke zu brauchen, um sich zu orientieren, und Joey fragte sich, in welche Welten ihn seine Träume diese Nacht wohl gezogen hatten. Auch Seto streckte sich ausgiebig, bevor er nun den Blonden bewusst wahrnahm. Ein Lächeln legte sich zur gleichen Zeit auf die Gesichter der beiden Männer, und sie sahen sich für einige Momente einfach nur an, ohne dass Worte gewechselt wurden.

 

Nun konnte Joey der Versuchung nicht mehr widerstehen. Er legt eine Hand an Setos Wange, der sich ihr entgegen drückte, um die Liebkosung noch intensiver zu spüren. Er schloss für einen Moment die Augen, nur um sie kurz darauf wieder zu öffnen, sich aufzusetzen und Joey mithochzuziehen. Der Blonde ließ sich in eine Umarmung ziehen, legte seinen Kopf an Setos Schulter und genoss die gleichmäßige Bewegung seines Körpers unter seinem Atem. 

 

Der Braunhaarige streichelte ihm sanft durchs Haar und so vergingen weitere Minuten, bis er dann irgendwann sagte: „Guten Morgen, mein Hündchen.“ Er drückte ihm einen Kuss auf die Stirn und zog Joey noch enger an sich, der bei diesen Berührungen wohlig aufseufzte. Irgendwann löste Joey sich wieder aus der Umarmung und erwiderte: „Guten Morgen. Bereit für den Tag?“

 

Seto lachte und strich Joey eine Strähne aus der Stirn. „Wie kann man für etwas bereit sein, von dem man gar nicht weiß, was man erwarten soll?“

 

Joey musste grinsen. „Stimmt, hoffen wir einfach mal, dass sie sich nichts Unangenehmes oder Peinliches für uns ausgedacht haben.“

 

Noch einmal streckte und reckte sich Joey, bevor er das Bett verließ und sich anzog, und Seto tat es ihm gleich. Anschließend machten sie sich auf den Weg ins Esszimmer für das gemeinsame Frühstück mit Mokuba, und kaum hatten sie den Raum erreicht, konnten sie sehen, dass Mokuba schon wie auf heißen Kohlen sitzend auf sie wartete. Er konnte es offensichtlich nicht abwarten, in den Tag mit Seto zu starten, und Joey konnte es gut verstehen. Seit er in Setos Leben gestolpert war, hatten die beiden sicherlich deutlich weniger Zeit allein, ohne Joey, verbracht. Was immer Mokuba auch geplant hatte, Joey war sich sicher, es würde ihnen guttun, ihnen beiden.

 

Kaum hatte Seto den letzten Bissen seines Frühstücks gegessen, sprang Mokuba ganz enthusiastisch auf und die Ungeduld war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Seto und Joey mussten gleichermaßen darüber lachen, aber Joey war unheimlich glücklich über diese positive Atmosphäre. Sie hatten so viel gemeinsam durchgemacht, so viele Hürden überwunden, so viele Schmerzen durchgestanden, dass jeder Tag in Glück für Joey ein Geschenk war. Und er hoffte, dass es noch viele solcher Momente geben würde.

 

Bevor sich Seto mit Mokuba verabschiedete, kam er noch mal auf den Blonden zu, der sich ebenfalls von seinem Stuhl erhob und Setos Hand nahm. Der Braunhaarige nahm Joeys Kinn und zog ihn nah an sich, sodass sich ihre Lippen schon fast berührten. Doch dann stoppte er für einen Moment, und während Joey in seine intensiv blau leuchtenden Augen sah, konnte er schon Setos warmen Atem auf seinem Mund spüren. Der Brünette lächelte leicht, bevor er wie in Zeitlupe die restliche Distanz überbrückte und Joey einen zärtlichen Kuss auf die Lippen hauchte. Eigentlich hätte der Blonde hier den ganzen Tag stehen und Seto küssen können, weil es das Höchste aller Glücksgefühle in ihm auslöste. Aber sie hatten andere Pläne, auch wenn ein Teil in Joey das jetzt sehr bedauerte, als sie sich voneinander lösten. Nur wenige Momente danach waren die beiden verschwunden und Joey blieb allein zurück.

 

Und dann wartete er. Und er wartete und wartete und wartete... er wusste, dass Yugi ihn irgendwann anrufen würde, wenn sie ihn abholen würden, eine genaue Uhrzeit kannte er allerdings nicht. Und als dann endlich der erlösende Anruf kam, war nur knapp eine Stunde vergangen, doch ihm kam es so vor, als hätte er den ganzen Tag rumgesessen und Löcher in die Luft gestarrt. Er war fast vor Langeweile gestorben, und trotz alledem, dass er nicht wusste, was genau auf ihn zukommen würde, was ihn noch immer auch ein wenig angespannt machte, war er aber auch positiv aufgeregt und freute sich darauf, dass es jetzt endlich losging.

 

Yugi nahm ihn vor der Villa freundlich lächelnd in Empfang. Joey erwiderte das Lächeln mit einem fetten Grinsen, als er sagte: „Wurde aber auch langsam Zeit, Alter.“ Sie umarmten sich zur Begrüßung und als Yugi anschließend seine Hand ausstreckte und scheinbar darauf wartete, dass er etwas hineinlegte, war die Verwirrung bei Joey groß. Er legte den Kopf schief, und ohne dass er die Frage aussprechen musste, schien Yugi zu verstehen und erklärte: „Handy her.“

 

Für einen Moment war Joey geschockt. „Äh, was? Warum?“ Er hielt eine Hand schützend vor seine Hosentasche, in der er das Handy verstaut hatte, auch wenn er wusste, dass das Blödsinn war. Joey war Yugi körperlich deutlich überlegen, daher konnte er sich kaum vorstellen, dass Yugi die Illusion hatte, er würde es ihm gewaltsam abnehmen müssen. Nein, er vertraute ganz sicher darauf, dass Joey das freiwillig tun würde.

 

„Wir wollen nicht, dass du den ganzen Tag am Handy hängst. Nun sieh mich nicht so an. Ich weiß doch, wie du bist, wenn du nicht bei Kaiba bist. Also?“ Yugi lächelte ihn zwar freundlich, aber mit einer Bestimmtheit an, die keine Widerrede zuließ. Der Blonde seufzte und übergab Yugi anschließend das Handy, denn er wusste – Yugi hatte mit seiner Vermutung voll ins Schwarze getroffen. Außerdem würde er den Rest seines Lebens mit Seto verbringen, da würde er es auch mal ein paar Stunden ohne ihn schaffen. Hoffentlich. Bestimmt. Ganz sicher? Ob Mokuba Seto wohl auch das Handy weggenommen hatte? Und wenn es so war, hätte Seto dem wohl klein bei gegeben?

 

Die beiden Männer machten sich nun gemeinsam auf den Weg, auch wenn Joey noch nicht wusste wohin. Sie unterhielten sich über dies und das, während sie durch die Stadt liefen, aber Yugis Lippen blieben versiegelt in Bezug auf das, was er und seine Freunde für ihn in petto hatten.

 

Als sie an ihrem Zielort eintrafen, staunte Joey nicht schlecht – es war das Café, in dem er so lange gearbeitet hatte und mit dem er unheimlich schöne Erinnerungen verband. Als sie es betraten und das Glöckchen an der Tür ihr Eintreten verkündete, konnte Joey schon Téa und Tristan ausmachen, die an einem Tisch in der Mitte des Raumes saßen. Das Café war ansonsten menschenleer.

 

Zusammen mit Yugi trat Joey an den Tisch und begrüßte seine Freunde. Dann fragte Téa: „Na, Überraschung gelungen?“ Joey nickte lächelnd, während er sich umsah und an einigen Stellen bunte Girlanden sehen konnte. „Auf jeden Fall. Habt ihr etwa das ganze Café gemietet?“ Er setzte sich gerade auf seinen Stuhl, als Yugi antwortete: „Ja, allerdings nur für ein paar Stunden. Danach geht es weiter.“ Er zwinkerte ihm zu und Joey wusste, es wäre absolut zwecklos, danach zu fragen, was sie wohl noch geplant hatten.

 

Schon nach den ersten Minuten war seine Anspannung der letzten Tage und Wochen komplett verflogen. Es war ein perfekter Start in seinen Junggesellenabschied, die Atmosphäre war richtig entspannt. Sie verbrachten die nächsten Stunden damit, sich die Mägen mit Kuchen vollzustopfen und über jeden Blödsinn zu lachen. Auch ein paar von Joeys ehemaligen Arbeitskollegen waren da und der Blonde war unheimlich froh, sich auch mit ihnen unterhalten zu können. Zwar schweifte Joey in Gedanken immer mal wieder zu Seto ab, aber er konnte mit seiner Aufmerksamkeit doch für den Großteil der Zeit im Hier und Jetzt bleiben. Grinsend stellte er fest, dass es wohl keine so schlechte Idee von Yugi gewesen war, ihm das Handy zu entziehen.

 

Als es langsam Zeit war, wieder aufzubrechen, verabschiedete er sich von seinen ehemaligen Arbeitskollegen, wusste aber, dass er sie schon nächste Woche wiedersehen würde, weil er ein paar von ihnen zur Hochzeit eingeladen hatte. Schon allein der Gedanke an die Feier in einer Woche ließ sein Herz rasen und er musste ein paar Mal tief durch atmen, um sich wieder zu beruhigen, bevor er mit seinen Freunden das Café verließ.

 

Sie waren wieder zu Fuß unterwegs und unterhielten sich angeregt, bis Tristan sich mit einer Frage an Joey richtete: „Und, wie geht’s dir so? Ich meine, bist du aufgeregt, jetzt, wo euer großer Tag nur noch eine Woche entfernt ist?“

 

Joey steckte die Hände in die Hosentasche und schaute in den Himmel, während er über diese Frage nachdachte. „Ich bin auf jeden Fall aufgeregt, ja. Aber ich freue mich auch. Keine Ahnung, es fühlt sich einfach alles so richtig an. Als hätte ich auf diesen Tag schon mein ganzes Leben lang gewartet.“

 

Als er seinen Blick wieder auf seine Freunde legte, konnte er sehen, wie sie ihn alle freundlich anlächelten, und er erwiderte es. Er war so froh, all das mit ihnen teilen zu können, war glücklich darüber, dass sie diesen besonderen Tag mit ihm feiern würden. Ohne sie wäre es ganz sicher nicht das Gleiche.

 

Irgendwann blieben sie vor Yugis Haus stehen und damit war auch klar, wohin sie die letzte halbe Stunde gelaufen waren. Sie nahmen die Treppe nach oben und setzten sich zusammen ins Wohnzimmer. Außer ihnen war niemand im Haus, und irgendwie beschlich Joey das Gefühl, dass das wohl auch besser so war.

 

Nachdem Yugi an sie alle Getränke verteilt hatte, klatschte er in die Hände, und während Joey ihn erwartungsvoll anschaute, grinsten Téa und Tristan. Sie wussten offensichtlich schon, was Joey nun bevorstand, aber das war ja auch nur logisch. Vermutlich hatten sie Yugi bei der Organisation dieses Tages ordentlich unter die Arme gegriffen.

 

„Okay, Joey“, begann Yugi zu sprechen. „Wir haben uns alle ein paar Spiele ausgedacht, die wir heute spielen können. Und wenn ich zusammen sage, dann meine ich in diesem Fall auch Mokuba.“

 

Joey schaute erstaunt auf. „Mokuba? Was hat er denn damit zu tun?“

 

„Na ja“, erklärte Téa weiter, „das erste Spiel, das wir spielen, zielt darauf ab, herauszufinden, wie gut du deinen Bräutigam kennst.“

 

Yugi nickte. „Genau. Wir stellen dir jetzt ein paar Fragen, die Mokuba genauso Kaiba auch gestellt hat. Mal sehen, ob du die Antworten auch alle kennst.“

 

Joey wurde ein wenig nervös. Er war eigentlich ziemlich sicher, dass er Seto in- und auswendig kannte, aber was für Fragen hatten seine Freunde wohl vorbereitet? Zumindest machte jetzt auch Sinn, warum sie Mokuba eingespannt hatten. Seinen Freunden direkt hätte Seto ganz sicher keine Auskunft gegeben, aber seinem kleinen Bruder konnte er nur selten einen Wunsch wirklich abschlagen. Der Kleine hatte diesen Hundeblick aber auch echt verdammt gut drauf. Innerlich musste Joey grinsen – er selbst hatte diesen auch perfektioniert. Zusammen hatten sie Seto so immer in der Hand. Na ja, meistens zumindest.

 

„Bereit für die erste Frage, Joey?“, fragte Yugi, und nachdem Joey noch einmal einen tiefen Atemzug genommen hatte, nickte er.

 

„Gut, wir fangen leicht an: Was ist Kaibas Lieblingsfilm?“

 

Darüber musste Joey tatsächlich für einige Momente nachdenken, bevor er antworten konnte. „Hm, ich habe ihn, ehrlich gesagt, noch nie wirklich einen Film oder eine Serie schauen sehen.“ Auch nach weiteren Sekunden des Überlegens wollte ihm nicht wirklich etwas einfallen, bis ihm plötzlich ein Gedanke kam, der ihn zum Grinsen brachte. „So, wie ich ihn kenne, wird er sowas geantwortet haben wie: ‚Lieblingsfilm? Ich habe eine Firma zu leiten, ich habe keine Zeit für sowas‘.“ Für den letzten Teil seiner Antwort hatte Joey seine Stimme verstellt und versucht, Seto nachzuäffen, und die gesamte Gruppe brach in schallendes Gelächter aus. Noch immer lachend, hielt ihm Yugi den Zettel mit der Antwort hin, und als Joey sah, dass er fast exakt Wort für Wort wiedergegeben hatte, was dort drauf stand, konnte auch Joey sich ein Lachen nicht mehr verkneifen.

 

Tristan nahm den nächsten Zettel in die Hand, und während er sich noch die Lachtränen aus den Augenwinkeln wischte, las er die nächste Frage vor. „Was ist Kaibas Lieblingsmusik?“

 

Die Frage war für Joey schon deutlich leichter zu beantworten. „Also, ich weiß, dass er klassische Musik gern mag. Ich kenne mich da nicht so genau aus, ich kann also nicht sagen, ob er einen bestimmten Künstler am liebsten mag, aber ich weiß, dass er vor allem Klavierstücke hört.“ Die Erinnerungen an die gemeinsam besuchten Konzerte holten Joey ein und brachten ein Lächeln auf seine Lippen. Mittlerweile war es fast schon ein Ritual geworden, dass sie regelmäßig gemeinsam auf solche Konzerte gingen. Auch Joey hatte Gefallen an dieser Musikrichtung gefunden, und das mit Seto zu teilen, war immer etwas ganz Besonderes. Auch wenn das erste Konzert noch immer das sein würde, das ihm am meisten in Erinnerung bleiben würde. Es war in der Zeit gewesen, in der sie noch nicht offiziell zusammen waren, aber beide schon gemerkt hatten, dass sich Gefühle entwickelt hatten. Es war wunderschön gewesen, und Joey wusste, dass sie noch viele solcher Momente miteinander würden teilen können, und im Anschluss auch all die wunderbaren Erinnerungen daran.

 

Tristan nickte und reichte Téa den nächsten Zettel, doch bevor sie diesen vorlesen konnte, wurde sie ein wenig rot im Gesicht. Joey ahnte nichts Gutes, doch bevor er sich weiter Gedanken darüber machen konnte, was auf dem Zettel stand, las Téa ihn auch schon vor. „Welchen Teil deines Körpers mag Kaiba am liebsten?“

 

Joey, der gerade den Fehler gemacht hatte, an seinem Getränk zu nippen, spuckte die Flüssigkeit über den gesamten Tisch und war tatsächlich ein wenig geschockt. „So eine Frage habt ihr ihm stellen können, und ihr lebt noch?“ Die Gruppe kicherte und Joey fing an, zu überlegen, welche Antwort Seto wohl gegeben haben könnte. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass er irgendwas Unanständiges genannt hatte. Vermutlich dachte er sich das im Stillen, aber Joey konnte innerlich leise Setos Stimme hören, wie er schimpfte, dass das ja wohl niemanden etwas anginge.

 

Joey lachte leise, dann antwortete er: „Ich tippe mal auf meine Augen.“ Téa zwinkerte ihm zu und Joey verstand sofort, dass er damit offensichtlich goldrichtig lag. Auch wenn der Blonde dachte, dass Seto insgeheim vielleicht wirklich etwas anderes gesagt hätte, hätte Joey ihn direkt gefragt, so fand er doch auch diese Antwort irgendwie unheimlich befriedigend. Es war ein schönes Gefühl zu wissen, dass Seto seine Augen liebte, und Joey empfand genauso über die Augen seines Verlobten, deren Farbe in der Sonne funkelte wie Saphire.

 

Die nächste Frage wurde wieder von Yugi vorgelesen. „Wo war euer erster Kuss?“ Joey musste grinsen, als er die erwartungsvollen Blicke seiner Freunde sah. Natürlich kannten sie mittlerweile die Antwort, weil sie dieses Spiel zusammen mit Mokuba ausgeheckt hatten, aber er wurde das Gefühl nicht los, dass es hier weniger darum ging, sein ‚Wissen‘ bezüglich Seto zu testen, sondern vielmehr darum, die Neugierde seiner Freunde zu befriedigen, wie er ihren ersten Kuss schildern würde.

 

Also begann er zu erzählen: „Es war in der Silvesternacht vor eineinhalb Jahren. Wir hätten uns auch schon an Weihnachten geküsst, aber da ist Mokuba reingeplatzt.“ Diese Erinnerung entlockte ihm ein leises Lachen. „Der Silvesterabend war wirklich etwas ganz Besonderes. Wir haben gemeinsam den Countdown runtergezählt bis Mitternacht, und als das Feuerwerk in die Luft geschossen wurde, haben wir uns geküsst.“ Sein Blick war verschwommen, als er sich diese Nacht in Erinnerung rief, doch nun schaute er seine Freunde wieder an und seine Augen fokussierten sich auf sie. „Könnt ihr euch noch daran erinnern, wie ihr dann ins Treppenhaus gekommen seid und mich zurück in den Festsaal geschleift habt? Wir hatten uns dahin zurückgezogen, damit uns keiner sieht, und Seto hatte euch offensichtlich kommen hören, sonst hättet ihr uns erwischt.“ Okay, die runtergeklappten Kiefer seiner Freunde sprachen Bände und Joey musste erneut lachen. Als Yugi ihm den Zettel zeigte, der nicht viel mehr als das Wort ‚Silvester‘ beinhaltete, war auch klar, warum sie nicht mehr darüber gewusst hatten, und das amüsierte ihn noch ein bisschen mehr.

 

Nun schien ihre Neugierde mehr denn je entfacht worden zu sein. Téa las die nächste Frage vor und schaute ihn sogleich voller Erwartung an. „Wo war euer erstes gemeinsames Date?“

 

Joey kratzte sich am Hinterkopf und kniff die Augen ein wenig zusammen, in der Hoffnung, dass ihm die Antwort dann einfach vor die Füße fallen würde. Was selbstverständlich nicht der Fall gewesen war. „Schwierige Frage. Wir hatten nie so richtig ein Date, zumindest nicht formell.“ Er brauchte noch ein paar Augenblicke mehr, um darüber zu grübeln, was sich noch am ehesten als Antwort eignete, doch dann fiel ihm etwas ein, das er für passend hielt. „Also, ich bin jetzt nicht so richtig sicher, ob ich es als Date beschreiben würde, gerade, weil es noch ganz am Anfang gewesen war. Wir waren gemeinsam am Meer, und das war der Tag, an dem wir uns dem jeweils anderen enorm geöffnet hatten. Ich habe ihm von meinem Dad erzählt, und er mir von seiner Kindheit und Jugend. Das hat uns sehr verbunden, bis heute noch. Dieser Ort am Meer ist ein ganz Besonderer für uns beide.“

 

Téa lächelte ihn an. „Er hat denselben Ort genannt, Joey.“

 

„Ihr scheint euch wirklich gut zu kennen“, sagte Yugi, ebenfalls mit einem Lächeln im Gesicht, und Joey nickte zustimmend. Es war ein wunderschönes Gefühl, zu wissen, dass Seto dieselben Antworten gegeben hatte wie er. Er spürte, wie das Band um sie sich noch etwas enger zog – falls das überhaupt noch möglich war.

 

Tristan griff sich den letzten Zettel. „Okay, eine letzte Frage gibt es noch.“ Er grinste schelmisch bis über beide Ohren, und Joey hatte so ein Gefühl, dass diese Frage unangenehm werden könnte, und das wurde auch sogleich bestätigt, als Tristan fragte: „Was war der außergewöhnlichste Ort, an dem ihr Sex hattet?“

 

Warum hatte Joey eigentlich schon wieder den Fehler gemacht, einen Schluck von seinem Getränk zu nehmen, wenn er doch wusste, dass er es eh gleich wieder ausspucken würde? Er spürte, wie seine Wangen anfingen zu glühen und sein ganzer Körper heiß wurde. Natürlich erinnerte sich an das eine Mal im Klassenzimmer, das wohl das heißeste Erlebnis in seinem ganzen, bisherigen Leben gewesen war, aber niemals, niemals würde er das laut aussprechen.

 

Er wandte den Blick von seinen Freunden ab, wischte sich mit der Hand die Mundwinkel trocken und murmelte: „Das beantworte ich nicht.“ Yugi lachte, als er sagte: „Ja, das hat Kaiba auch nicht beantwortet.“ Die ganze Gruppe brach in ein lautes Lachen aus und nun konnte sich auch Joey dem nicht mehr verwehren. Irgendwie beruhigte es ihn auch, dass sie das nicht von ihnen wussten. Manche Dinge behielt man eben einfach besser für sich.

 

Damit war dieses Spiel offiziell beendet. Für eine Weile unterhielten sie sich über alles Mögliche, auch darüber, wie es für Téa gerade in der Uni lief, welche Erfolge Yugi bei Turnieren verbuchen konnte und über Tristans Arbeit in der Werkstatt seines Dads. Sie hatten sich schon eine ganze Weile nicht mehr zu viert getroffen, einfach weil es immer bei irgendjemandem nicht gepasst hatte. Joey hatte schon an dem Tag ihres Schulabschlusses gewusst, dass sich etwas verändern würde, und genau das war auch eingetroffen. Deswegen war er umso glücklicher über die Momente, die sie alle zusammen waren und gemeinsam teilen konnten.

 

Und der Tag war offensichtlich noch lange nicht vorbei, denn irgendwann stellte Yugi eine Spardose auf den Tisch und verkündete: „Okay, auf zum nächsten Spiel, das den Titel trägt: ‚Ich habe noch nie...‘. Einer von uns macht eine Aussage über etwas, das er oder sie noch nie getan hat, und wer das doch schon mal getan hat, muss eine 100-Yen-Münze in diese Spardose werfen. Alle verstanden? Joey, willst du anfangen?“

 

Joey nickte und dachte kurz darüber nach, welche Aussage er nehmen konnte. Dann sagte er: „Ich habe mir noch nie ein Tattoo stechen lassen.“ Niemand rührte sich – bis auf Tristan, der augenrollend sein Portmonee rausholte und eine Münze in die noch leere Spardose fallen ließ. Mit weit aufgerissenen Augen sahen die Freunde Tristan an und es war klar, dass sie eine Erklärung erwarten würden. Mit leicht geröteten Wangen, den Blick abgewendet, hob er sein T-Shirt ein bisschen an – und auf seinem Bauch kam ein kleines Schmetterlingstattoo zum Vorschein.

 

Für einen Moment war es still im Raum, doch dann fing Joey an, schallend zu lachen. „Alter, ein Schmetterling? Ehrlich jetzt?“ Lachtränen rannen ihm übers ganze Gesicht, als Tristan sein T-Shirt wieder nach unten zog und kleinlaut sagte: „Mizumi hat das Gleiche, auch an derselben Stelle.“ Der Blonde fing sich wieder, und auch wenn er es nicht vor Tristan zugeben würde – irgendwie war das schon romantisch, dass er und seine Freundin nun dasselbe Zeichen zierte. Er selbst wäre vermutlich nie so weit gegangen, einen Schmetterling auszuwählen, aber es war dennoch ein schöner Gedanke.

 

„Okay, ich bin dran“, verkündete Yugi. „Ich habe noch nie bei einem Test oder einer Prüfung geschummelt.“

 

Lautes Stöhnen hallte an den Wänden des Wohnzimmers wider, als alle sich ihre Geldbeutel griffen und die Münzen in die Dose fallen ließen. „Voll unfair, Yugi“, grummelte Joey. Der Kleinere musste gewusst haben, dass er sie damit alle erwischte, und sein fettes Grinsen bestätigte das.

 

„Okay, vergessen wir das ganz schnell wieder“, sagte Téa, bevor sie ihre Aussage machte. „Ich habe noch nie Essensreste von einem anderen Tisch in einem Restaurant gegessen.“ Als Tristan erneut eine Münze in die Gelddose steckte, die klimpernd auf die anderen traf, schauten ihn drei Augenpaare angewidert an. „Ist ja ekelhaft, Tristan!“, sagte Téa und sprach damit auch den anderen beiden aus der Seele. Doch Tristan zuckte nur mit den Achseln. „Was denn? Ich hatte Hunger, kein Geld mehr, und die Leute waren schon gegangen. Ist doch nichts dabei.“ Joey erinnerte sich an die Zeit, als er noch im Café gearbeitet hatte, aber er konnte sich nicht erinnern, so ein Verhalten bei einem Gast schon mal beobachtet zu haben. War vielleicht auch besser so, denn er hätte keine Ahnung gehabt, wie er hätte reagieren sollen.

 

„So, da ihr mich jetzt schon so wunderbar bloßgestellt habt, bin ich jetzt dran“, erklärte Tristan dann und Joey hatte jetzt schon Muffensausen vor dem, was er gleich sagen würde. „Ich hatte noch nie Sex in einem Auto.“

 

Das war Joeys Stichwort, und er war froh, dass er nicht eine Münze für jedes Mal, das sie es getan hatten, reinwerfen musste. Dann wäre er jetzt nämlich arm wie eine Kirchenmaus. Seine Freunde grinsten ihn an, aber es machte ihm nichts aus. Solange sie keine Details wussten, war es okay, und ein Auto schien jetzt auch kein absolut absurder Ort zu sein, um Sex zu haben. Ganz im Gegensatz zu einem Klassenzimmer, weshalb seine Lippen diesbezüglich immer versiegelt bleiben würden.

 

„Du bist dran, Joey“, sagte Yugi. Der Blonde murmelte ein leises ‚Hm‘ vor sich hin, legte seine Arme auf dem Tisch vor sich ab, an dem sie saßen, und bettete seinen Kopf darauf. Als ihm ein Gedanke kam, lächelte er, legte sein Kinn auf seinen Unterarmen ab und sagte dann: „Ich habe mir noch nie gewünscht, mit jemand Anderem zusammen zu sein.“ Niemand bewegte sich, es war kein Geräusch von Geldstücken zu hören, und das machte Joey ziemlich glücklich. Für einige Sekunden legte sich ein Lächeln auf all ihre Lippen, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Joeys Gedanken wanderten zu Seto, dem Menschen, der ihn zum glücklichsten Mann auf dem gesamten Planeten machte. Er dachte erneut über den wunderschönen Morgen nach, als er früher wach gewesen war und ihn noch für einige Minuten ungestört hatte beobachten dürfen. Jeder Tag mit ihm war ein Geschenk, und es war unglaublich zu wissen, dass sie die Ewigkeit miteinander würden verbringen können. Es gab nichts, das Joey sich in seinem Leben mehr wünschen könnte als genau das.

 

Und während der nächste an der Reihe war und eine erneute Aussage tätigte, dachte Joey an seinen Drachen und fragte sich, wie er und Mokuba den Tag wohl so verbrachten.

 

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Seto fand einen Junggesellenabschied irgendwie unnötig. Es erinnerte ihn nur mal wieder daran, wie wenig er Feierlichkeiten aller Art mochte. Wobei er das mittlerweile ein wenig eingrenzen würde – denn er musste zugeben, auf die Hochzeitsfeier freute er sich tatsächlich sehr. Allerdings hatte das weniger mit der Tatsache zu tun, dass, sondern was gefeiert wurde. Und vor allem damit, dass er und Joey sich ein Versprechen geben würden, das auf alle Zeit Bestand haben würde.

 

Glücklicherweise hatte er schnell festgestellt, dass Mokuba auf Spiele, die typisch für einen Junggesellenabschied waren, genauso gut verzichten konnte wie er selbst. Wenn er ehrlich war, hätte er sie wahrscheinlich eh nicht gemacht, und Mokuba hatte sich das vermutlich schon denken können.

 

Stattdessen hatte sein kleiner Bruder ihm gesagt, dass er ihn einfach mal wieder aus dem Haus kriegen wollte, weil er in letzter Zeit so viel mit der Arbeit und den Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt gewesen war. Damit hatte er zwar nicht unrecht, dennoch bekam Seto das Gefühl, dass dieser Tag weniger für ihn als vielmehr für Mokuba wichtig war. Es schien so, als wollte er vor der Hochzeit einfach noch mal Zeit mit ihm allein verbringen – und dagegen hatte Seto auch überhaupt nichts einzuwenden. Auch wenn seine Gedanken im Laufe des Tages immer mal wieder zu seinem Hündchen wanderten, so hatte er auch das Gefühl, dass ihnen diese Zeit zu zweit guttun würde.

 

Den gesamten Tag über schliff Mokuba Seto durch die halbe Stadt, zum Eisessen, in diverseste Restaurants, und an, Zitat, ‚die besten Fotospots der Stadt‘, um gefühlt eine Million Selfies zu machen. Er konnte sich gar nicht mehr so richtig daran erinnern, wann er mal so ganz ungestört mit Mokuba unterwegs gewesen war, so völlig befreit und losgelöst von jeglichen Sorgen. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er dachte, dass er erst mit Joey so geworden war. Sein blondes Hündchen schenkte seinem Leben so viel Licht, und manchmal fragte er sich, ob Joey sich seiner Macht über ihn wohl bewusst war.

 

Als die Sonne langsam anfing, am Horizont unterzugehen, machten sie einen Spaziergang im Park. Der Tag war ziemlich heiß gewesen, weshalb Seto froh war, dass die Sonne nun allmählich an Intensität verlor. Eine noch immer recht warme Brise wehte ihnen um die Nase, als sie den Sandweg des Parks entlang gingen. Für eine Weile hing jeder seinen Gedanken nach, bis Mokuba ihn plötzlich von der Seite ansprach: „Hey, Seto?“

 

„Hm?“

 

„Wie fühlst du dich, wenn du an die Hochzeit denkst? Bist du nervös?“

 

Seto atmete tief durch, horchte in sich hinein, bevor er eine Antwort formulierte. „Nervös ist das falsche Wort, denke ich. Aufgeregt bin ich schon ein bisschen, aber vor allem freue ich mich drauf. Es fühlt sich einfach absolut richtig an.“ Als das Bild von Joey vor seinem inneren Auge auftauchte, zusammen mit der Gewissheit, dass sie ein Leben zusammen verbringen würden, beschleunigte sich sein Herzschlag. Er konnte es nicht mal verhindern, dass seine Mundwinkel sich ein wenig in die Höhe zogen.

 

„Ganz ehrlich, Seto“, sagte Mokuba, „es ist auch die richtige Entscheidung. Ihr seid unzertrennlich, das merkt man einfach. Was ich bei euch immer schon beachtlich fand, war, dass ihr euch auch ohne Worte versteht. Ihr braucht euch nur ansehen und wisst, was der andere denkt. Ich kann mir kaum vorstellen, dass viele Menschen auf der Welt so jemanden jemals finden.“

 

Seto nickte ihm bestätigend zu. Er hatte mehr als recht mit dem, was er sagte. Manchmal war es, als wären sie ein und dieselbe Person. Auch wenn sie in vielen Dingen verschieden waren, so gab es doch auch so viele, die sie einten. Wie oft hatten sie sich schon dabei erwischt, dass sie gerade dasselbe hatten sagen wollen, oder dabei, wie sie die Sätze des anderen beendeten. Mokuba hatte recht – auch Seto war sich sicher, dass das, was er mit Joey teilte, etwas ganz Besonderes war. Und er würde den Rest seines Lebens damit verbringen, das, was sie hatten, wertzuschätzen und zu schützen.

 

„Glaubst du, es wird sich viel verändern?“, fragte Mokuba, der noch immer neben ihm lief und nun seitlich den Blick auf ihn gerichtet hatte. „Was sollte sich denn verändern? Mal abgesehen von Joeys Nachnamen.“ Bei dem Gedanken daran, wie sie die Namens-Thematik besprochen hatten, legte sich ein Lächeln auf seine Lippen. Es war sein Hündchen gewesen, der das Thema überhaupt erst zur Sprache gebracht hatte. Schüchtern wie ein kleiner Schuljunge hatte er ihn gefragt, wie er dazu stehen würde, wenn er Setos Namen annehmen würde. Sein Anblick war richtig niedlich und süß gewesen, und Seto hatte sich gefragt, warum ihn diese Frage so eingeschüchtert hatte. Im Endeffekt war es unausweichlich gewesen, diese Frage zumindest mal zu erörtern, und als Joey ihm dann diesen Vorschlag unterbreitet hatte, hatte es Seto wahnsinnig glücklich gemacht. Es gab für ihn keinen schöneren Gedanken, als wenn seine ganze Familie denselben Namen tragen würde.

 

Für Joey hatte es allerdings noch einen anderen, etwas tiefgründigeren Grund gegeben. Er hatte Seto erklärt, dass ihn sein Nachname vor allem mit seinem Vater verband. Zwar trugen auch seine Schwester und seine Mum diesen Namen, aber von einem emotionalen Standpunkt aus verband es ihn vorrangig mit dem Menschen, der sein Leben zur Hölle gemacht hatte und der noch einige Jahre dafür im Gefängnis seine Strafe absitzen würde.

 

Selbstverständlich hatte Seto sofort eingewilligt, das hätte er selbst dann noch getan, wenn es keinen tieferen Grund dafür gegeben hätte. Aber er wusste, dass dieser Namenswechsel für Joey ein Neuanfang bedeuten konnte. Vielleicht konnte er dann endlich seine Vergangenheit hinter sich lassen und den Blick vollständig in die Zukunft richten. Und was immer es war, was Seto tun musste, er würde alles dafür geben, ihn dabei zu unterstützen.

 

Erst Mokubas Stimme holte ihn zurück in die Realität. „Stimmt, an den neuen Namen wird Joey sich wohl erst mal gewöhnen müssen.“ Mokuba kicherte, dann ergänzte er: „Aber ich bin froh darüber. Es fühlt sich so an, als wären wir dann eine richtige Familie.“

 

Seto blieb stehen und sagte: „Mokuba, wir sind auch jetzt schon eine richtige Familie.“

 

Sein kleiner Bruder drehte sich zu ihm um, die Arme hinter dem Rücken verschränkt, ein liebevolles Lächeln auf den Lippen. „Ich weiß. Aber es fühlt sich so an, als wenn uns drei danach absolut nichts mehr trennen könnte. Nie wieder.“ Lächelnd ging Seto auf Mokuba zu und rubbelte ihm durchs Haar, was den Kleineren erneut zum Lachen brachte. Und gedanklich stimmte er ihm zu – denn er wusste, dass Joey sein Versprechen halten würde, alles gemeinsam durchzustehen, komme, was da wolle.

 

Plötzlich zog ihn Mokuba ruckartig an der Hand und rannte mit ihm gemeinsam los. „Komm, lass uns noch schnell zu dem See in der Mitte des Parks gehen, bevor es zu dunkel wird!“ Seto ließ sich mitziehen, schon deshalb, weil er eh keine andere Wahl gehabt hätte. Aber er wollte es auch so. Er genoss den Tag mit seinem kleinen Bruder sehr. Er hatte ihn in ihrem gemeinsamen Leben nicht immer so sorglos glücklich gesehen, insbesondere nach dem Tod ihrer Eltern. Daran mochte er sich nicht mehr so gut erinnern können, aber Seto konnte es, und er hatte es sich schon damals zur Mission gemacht, Mokuba ein Leben in Freude und Glück zu schenken, egal, wie viel er selbst dafür zurückstecken musste. Denn wenn er Mokuba so lachen sah, dann war auch er glücklich.

 

Als die Sonne sich längst verabschiedet hatte, machten sich die beiden zu Fuß auf den Weg zurück in die Villa. Die Sterne leuchteten hell auf sie herab, während sie sich ihren Weg durch die nun fast leeren Straßen der Stadt bahnten. Kurz, bevor sie in die Straße einbogen, in der sich ihr Zuhause befand, hielt Mokuba Seto am Ärmel fest und davon ab, weiterzulaufen. Seto drehte sich mit fragendem Gesichtsausdruck zu ihm um und sah, dass sein kleiner Bruder Tränen in den Augen hatte.

 

Sofort trat er einen Schritt näher auf ihn zu. „Mokuba, ist alles in Ordnung? Was ist los?“ Doch der schüttelte nur den Kopf, ein halbes Lächeln auf den Lippen. Er brauchte einen Moment, doch dann antwortete er: „Ich... ich will einfach nur danke sagen, Seto. Dass ich dein Trauzeuge sein darf und dass du diesen Tag heute mit mir verbracht hast. Das hat mir viel bedeutet, wirklich.“

 

Setos Herz setzte einen Schlag aus und ein Lächeln manifestierte sich auf seinen Lippen. Er zog seinen kleinen Bruder in eine innige Umarmung und antwortete: „Ich hätte niemals jemand anderes als Trauzeugen haben wollen, Mokuba. Mir hat dieser Tag auch viel bedeutet, und ich verspreche dir, dass wir noch ganz viele Tage in Zukunft miteinander verbringen werden können. Okay?“

 

Mokuba löste sich wieder von ihm und strahlte ihn an, während er sich die Tränen von den Wangen wischte. „Okay“, erwiderte er, nahm Setos Hand und bog mit ihm gemeinsam in die Straße ein, die sie nach Hause führen würde.

 

Und als sie der Villa immer näher kamen, da konnte Seto schon von weitem sein Hündchen ausmachen, wie er sich offenbar gerade vor dem Eingang ihres Zuhauses von seinen Freunden verabschiedete. Er winkte ihnen zu und drehte sich im nächsten Moment so um, dass sich ihre Blicke trafen. Joeys Lächeln verstärkte sich mit jedem Schritt, den Seto und Mokuba näher kamen. Und als sie nur noch wenige Meter von ihm entfernt waren, streckte er seinen Arm aus. Kaum hatten Seto und Mokuba zu ihm aufgeschlossen, ergriff der Brünette Joeys Hand und wortlos verschränkten sie ihre Finger ineinander. Und in diesem Moment, in dem er die zwei wichtigsten Menschen in seinem ganzen Leben an der Hand hielt, wusste er, dass heute ihre Zukunft begann.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Onlyknow3
2021-04-10T11:34:38+00:00 10.04.2021 13:34
Was für ein schönes Kapitel. Endlich haben die Beiden ruhe, bleibt nur zu wünschen das es so bleibt.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  Evi1990
10.04.2021 15:40
In dieser Story wird es so bleiben, das kann ich dir schon mal sagen - kein neues Drama im finalen Kapi xD also bis nächste Woche zum letzten Kapitel 🥺🥰
Von:  empress_sissi
2021-04-08T22:11:37+00:00 09.04.2021 00:11
Mich wundert auch, dass der Kindergarten noch lebt, obwohl sie Seto quasi indirekt solche Fragen gestellt hatten, denn von Moki allein käme sowas sicher nicht 😅 Nicht nur Joey denkt gerne an die Aktion im Klassenzimmer zurück 😏
Setos JGA war auch genau richtig. Moki ist der beste kleine Bruder, den man sich wünschen kann. ❤️

Auf jetzt also zum Finale mit einem lachenden und einem weinenden Auge, aber die Hochzeit wird sicher wunderschön 😍
Antwort von:  Evi1990
09.04.2021 00:55
Das wird sie 🥰🥰🥰 eine Freundin hat sogar ein Bild der Schlussszene gemalt 🥺🥺🥺 ich sag mal nur so viel - das letzte Kapi wird dir gefallen. Es ist quasi eine einzige Songfic xD
Antwort von:  empress_sissi
09.04.2021 14:57
Oh jetzt freu ich mich noch mehr auf nächste Woche 😍 und das Bild würden jetzt wahrscheinlich alle gern sehen 😅
Antwort von:  Evi1990
09.04.2021 19:50
Haha das kommt dann nächste Woche mit dazu, versprochen :D
Von:  KayaPaws
2021-04-07T21:15:20+00:00 07.04.2021 23:15
Hach, ich bin hin und her gerissen... einerseits freue ich mich tierisch auf das Hochzeitskappi, andererseits bin ich traurig weil es dann das Letzte ist :(
Antwort von:  Evi1990
07.04.2021 23:40
Mir geht es auch ein bisschen so :( aber das Schöne ist, dass es Rescue me dann vollständig gibt und man es immer wieder lesen kann :) und das ist das erste, was ich machen werde, sobald auch der Epilog draußen ist :D
Von:  Ryosae
2021-04-07T15:12:08+00:00 07.04.2021 17:12
Wieder so ein tolles Kapitel!
Der JGA ist fast so wichtig wie die Hochzeit selbst und beide hatten den jeweils besten Trauzeugen dafür ausgewählt 🥰
Die Frage mit dem Sex war zum schießen! 🤣
"Ja also das war so... es war Schulfest und da kam halt eines zum anderen und... ja..." xDDD

Dein letztes Kapitel dreht sich bestimmt über die Hochzeit, oder?
Da freu ich mich so! Also auf das Kapitel, nicht das Ende. 😥

LG
Ryo
Antwort von:  Evi1990
07.04.2021 17:39
Danke dir ❤️ korrekt, ich spoilere sicher nicht zu viel wenn ich sage, dass das nächste (und letzte, wenn man mal vom Epilog absieht 🥺) Kapi die Hochzeit ist :D ich glaube sogar, es ist mein längstes Kapi bisher xD bis nächste Woche zum großen Finale 🥰🥰🥰


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