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Decision

von

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Annäherung

Jetzt war ihr Durst wirklich gestillt, Urd hatte nicht zu viel versprochen. Diese Rastlosigkeit, die sie die ganze Zeit verspürt hatte, war verschwunden. Hoffentlich hielt das lange an, zumindest bis nach dem Kampf. Irgendetwas war jetzt anders als zuvor, da war sie sich sicher, sie wusste nur noch nicht so recht, was es war. „Ich werde Euch gleich ordnungsgemäß versorgen, Meister Kureto. Wartet einen Moment“, durchbrach sie die Stille und machte sich auf den Weg ins Führerhaus, um den Verbandskasten zu holen. „Kannst du bitte auch die Wasserflasche aus der Beifahrertür mitbringen?“, fragte Kureto noch. „Natürlich“, sie angelte nach der Flasche und brachte beides zurück zu Kureto. Er nahm ihr die Flasche ab und Aoi öffnete den Deckel des Verbandskastens. Kureto schraubte den Verschluss der Flasche auf. Während Aoi nach einem Pflaster kramte hörte sie zwei Soldaten an dem Wagen vorbeigehen. „Glaubst du wirklich, dass Meister Kureto Tenri Hiragi besiegen kann? Ohne seine treue Sangu?“, sagte der eine. „Du meinst das Schoßhündchen?“, der andere Soldat lachte, „Ich glaube kaum, dass die irgendetwas ändert. Entweder er besiegt ihn oder auch nicht. So stark ist die Sangu nun auch wieder nicht. Oder hast du sie jemals richtig kämpfen sehen? Bei dem Kampf gegen die Vampirarmee hat sie ja auch keinen Finger gekrümmt. Soll ich dir was sagen? Ich wette mal, dass sie sich aus dem Staub gemacht hat. Die sehen wir bestimmt nie wieder.“ Wenn diese beiden wüssten, dass Aoi sie hören konnte, dann würden sie sich bestimmt nicht hier unterhalten. Aber sie wussten ja nicht, das Aoi wieder hier war. Hatte sie wirklich so einen schwierigen Stand bei der Truppe? Oder waren dass einfach nur irgendwelche Klatschmäuler, die Spaß daran hatten, zu tuscheln, wie viel sie von ihren Vorgesetzten hielten? „Was ist los, Aoi? Du wirkst so konzentriert. Hast irgendetwas gehört?“, fragte Kureto sie und stellte die Flasche neben sich ab. Aoi nahm das Pflaster und begann damit Kuretos Wunde zu desinfizieren: „Nichts. Nur zwei Soldaten, die sich unterhalten haben. Sind wahrscheinlich gerade am Wagen vorbeigegangen. Deswegen habe ich wohl genau verstanden, was sie gesagt haben.“ Kureto stützte sich mit einer Hand auf seinem Oberschenkel ab: „Echt jetzt? Mann, ich habe nichts gehört. Deine Ohren sind jetzt wohl buchstäblich überall. Ich gebe zu, dass hätte ich auch ganz gerne.“ Aoi klebte das Pflaster auf die Bisswunde und ließ sich neben ihm nieder: „Die Nachtsicht ist auch nicht schlecht.“ „Das glaube ich gerne. Nun bin ich gespannt wie du kämpfst“, sagte Kureto leise und seine rechte Hand fuhr über das Heft von Aois Schwert, „Woraus das wohl ist?“ „Keine Ahnung, das hat mir Lest Karr nicht verraten. Er hat es mir nur gebracht“, gab Aoi zu. Kureto lehnte sich gegen die Wand: „So viele neue Adelige. Wenn die es hinter die Mauern schaffen, dann sind alle Leute erledigt.“ „Ich denke nicht alle. Urd Geales weiß genau, dass sie nicht alle töten können, wenn sie wollen, dass ihre Leute nicht verhungern“, gab Aoi zurück. Kureto drehte seinen Kopf zu ihr: „Denkst du? Dann erzähl doch mal was über diesen Lest Karr. Was kann er? Wie ist der so?“
 

„Ein bisschen Wankelmütig, denke ich. Seine Stimmung scheint sich immer mal wieder zu ändern, aber meistens wirkte er auf mich eher mürrisch. Er scheint ein guter Schütze zu sein. Er hat keinen der apokalyptischen Reiter verfehlt und auch immer so getroffen, dass sie sofort Geschichte waren. Anders gesagt, sie wurden regelrecht zerfetzt. Wenn diese Kugeln einen Menschen treffen, dann kann man sich denke ich vorstellen, wie es endet. Es bleibt nichts mehr übrig. Außerdem hat er den Vorteil aufgrund seiner geringen Körpergröße ein kleines Ziel zu sein. Er ist also schwer zu treffen“, fasste Aoi ihren Eindruck zusammen. „Ist er wirklich so klein?“, fragte Kureto sie. Aoi nickte: „Ja, er ist ungefähr 1,30 groß, schätze ich. Genau weiß ich es nicht.“ „1,30 Meter? So groß sind doch sonst nur Kinder. So kleinwüchsig?“, Kureto war offenbar sehr verwirrt, verständlicherweise. Aoi konnte sich ein kichern nicht verkneifen: „Ich glaube, Kleinwüchsig ist der nicht. Ich wollte es auch erst nicht wahrhaben, aber er ist tatsächlich ein etwa 12 Jahre altes Kind. Äußerlich zumindest. Innerlich ist er durchaus erwachsen.“ Kureto seufzte: „Na toll, nicht mal Kindern kann man mehr trauen. Du sagtest vorhin, er wäre ein Urahn dritten Ranges, nicht wahr? Stell dir vor, du hast so einen als Chef. Den kann man doch nicht ernst nehmen.“ „Ich schätze, der sorgt schon dafür, dass man ihn ernst nimmt. Außerdem scheint er sich mit Urd Geales und Ky Luc gut zu verstehen. Als Team können sie durchaus funktionieren“, sagte Aoi. „Ein weiterer Adeliger“, kommentierte Kureto das Ganze. Aoi erhob sich wieder von der Bank: „Ihn kann ich schwer einschätzen. Er wirkt im ersten Moment wie ein Spaßvogel, aber ich denke, er kann durchaus ernst machen, wenn es die Situation erfordert.“ Kureto wollte gerade zum Sprechen ansetzen, als von draußen eine Stimme zu hören war: „Meister Kureto, wir sind soweit. Oder braucht Ihr noch einen Moment?“ Kureto sprang auf: „Ich komme gleich. Wartet draußen.“ Er drehte sich zu Aoi: „Ich werde versuchen, einen Talisman anzufertigen, welcher deine wahre Natur verbirgt. Es ist besser, wenn die anderen nichts davon wissen. Nicht alle werden darauf so gelassen reagieren. Ich kenne dich ja, aber die anderen…“ Aoi musste an das belauschte Gespräch von vorhin denken. Da hatte er recht, leider.
 

Es hatte tatsächlich funktioniert, die Sache mit dem Talisman. Die Soldaten drehten sich zwar zu ihr um, aber das lag eher daran, dass sie so lange verschollen gewesen war. Kureto stieg auf eine Art Bühne, die in der Mitte aufgestellt worden war: „Aoi, neben mich.“ Aoi stellte sich neben ihn und faltete ihre Hände vor dem Körper. Sie hoffte, dass Kuretos Talisman wirklich alles versteckte. Er holte noch einmal tief Luft bevor er sprach: „Kameraden! Heute ist der große Tag, an dem wir die Menschheit einen Schritt voran bringen. Wir dürfen nicht Versagen, das ist keine Option. Kämpft und überlebt! Für unsere Zukunft!“ „Jawohl!“, riefen alle gleichzeitig. Kureto legte ein Hand auf Aois Schulter: „Aoi Sangu ist wieder bei uns. Folgt ihrem Beispiel und gebt nicht auf, egal wie Aussichtslos es scheint!“ jetzt fühlte sie sich doch etwas peinlich berührt. Einige Soldaten unterhielten sich leise. „Die ist noch am Leben?“ „Wie hat sie das geschafft?“ „Hätte nicht gedacht, dass die noch mal auftaucht.“ Okay, sie würde das wahrscheinlich nicht so genau verstehen, wenn sie noch ein Mensch wäre. Jetzt konnte sie auch all die Sachen hören, die sie eigentlich nicht hören wollte und die sie auch wohl nichts angingen. „Bereitet den Seraph of the End vor!“, hörte sie Kureto noch sagen. Oh nein, da war ja noch was. Wenn Urd das herausfand, dann würde das noch Ärger geben. „Meister Kureto, kommt mal kurz, bitte“, sie zog ihn aus der Hörweite der anderen. „Aua! Aoi, so fest musst du nicht zupacken!“, beschwerte er sich und rieb seinen Arm. Hatte sie wirklich so fest zugepackt? Ihr war es nicht so vorgekommen. Anscheinend hatte sich ihr Gespür für Kraft verändert. Sie war wohl wieder auf dem Status eines Kindes, das seinen Körper erst richtig kennenlernen musste, um zu merken, wo die Grenzen lagen. „Entschuldigt. Es gibt noch ein kleines Problem. Es geht um den Engel. Könntet Ihr das Kommando darüber übernehmen?“, erklärte sie leise. „Wieso? Können Vampire das nicht?“, fragte er nach. Aoi erzählte ihm von der Geschichte am Hafen, mit der Sonnenfolter. „Wenn Urd Geales das herausfindet und das wird er auch, darauf kann man sich verlassen, wird es ungemütlich heiß für mich“, erzählte sie. Kureto kratzte sich am Kopf: „Das wird immer komplizierter mit den Vampiren. Ich wusste, dass Vampire durchaus Regeln haben, aber mit so vielen hätte ich dann doch nicht gerechnet. Aber gut, überlass das mir. Konzentriere dich einfach darauf die Leute meines Vaters im Schach zu halten, während ich gegen ihn kämpfe. Da sie nicht wissen, dass du ein Vampir bist, werden sie dich in ihrer Arroganz unterschätzen. Lass es aber nicht zu sehr krachen, sonst merken sie eventuell was. “ „Meister Kureto, wollt Ihr immer noch alle Vampire vernichten?“, erkundigte sich Aoi. Kureto schien kurz zu überlegen, dann sagte er: „Nein.“
 

„Ihr könnt echt noch einen Nachtisch verputzen?“, fragte Kimizuki. Shinoa fing an zu grinsen: „Du weißt doch, Nachtisch geht immer. Außerdem unterstreicht Süßes die Weiblichkeit.“ Die Köpfe der Jungs drehten sich in die Richtung von Makoto Narumi, der ebenfalls einen Dessertbecher vor sich stehen hatte: „Die…Weiblichkeit…“ „Was guckt ihr so doof?“, grummelte er und widmete sich dann wieder dem Becher. Mitsuba hielt ihren Löffel fest umklammert und starrte in den Becher. „Hey, Mitsi. Was hast du? Schmeckts dir etwa nicht?“, fragte Shinoa und steckte ihren beladenen Löffel in den Mund. „Doch, schon…“, das stimmte auch, es war absolut köstlich. Cremig, kein einziges Stück Eis. Die Früchte waren klar erkennbar. Aber Mitsuba hatte schon eine Weile Kopfschmerzen. Das musste sie sich eingebildet haben. Das konnte nicht Aoi gewesen sein, niemals! Was sollte sie an Bord dieses Vampirschiffs machen? Wie sollte sie überhaupt dahin gekommen sein? Sie war doch sicher in Shinjiku beschäftigt, schließlich hatte Kureto Hiragi wohl noch große Pläne. Wahrscheinlich hatten ihre Sinne ihr einen Streich gespielt. Aber wenn sie es doch war? Was hatte sie dann da gemacht? Mitsuba konnte sich einfach nicht vorstellen, dass ihre großartige Schwester, die den Hiragis so treu war wie kaum ein anderer, sie dann verraten würde. Erst recht nicht an die Vampire. Dass passte nicht zum Charakter von Aoi. Außerdem wusste die Armee doch gar nichts über die europäischen Vampire, die Kommunikationssysteme dort hin waren doch unterbrochen. Zumindest offiziell. Bei den Hiragis konnte man nie wissen, was wirklich wahr war. Sie belogen ihre Leute doch immer mal wieder. Was, wenn die Hiragis doch irgendwie mit den Vampiren zusammenarbeiteten? Aber was für einen Sinn machte dann dieser ganze Krieg? Warum brauchten sie dann den Seraph of the End? Das passte einfach nicht zusammen. Selbst wenn die Vampire Aoi irgendwie gefangen genommen haben, wie hatten sie das geschafft? Aoi war nicht gerade schwach. Entweder war sie auf einen Adeligen getroffen oder sie war allein gewesen. Dann war der nächste Punkt warum hatten sie ihre Schwester nicht getötet, sondern gefangen genommen? Es ergibt alles keinen Sinn. Es ergibt alles überhaupt keinen Sinn.
 

„Meister Kureto Hiragi! Meister Hiragi kehrt zurück! Öffnet die Tore! Welch ruhmreiche Heimkehr, nachdem er die Vampire vertrieben hat!“ Wenn sie wüssten, was gleich passieren würde. Vor allem wenn sie wüssten, dass Urd Geales Truppen Sanguinem schon wieder zurückerobert hatten, noch nicht mal eine Woche nach dem die Stadt an die Menschen gefallen war. Auch wenn Kureto davon wusste, so hatte er zunächst darauf verzichtet, seine Leute darüber aufzuklären. Anzugreifen, während sich Urd Geales dort befand, das wäre Selbstmord. Außerdem waren die Vampire nun wieder stabil, bei dem ersten Angriff hatten sie noch ihre Wunden geleckt. Sie waren wieder im Rennen. Kureto saß neben ihr und hielt Raimeiki in seiner Hand. Er schien mit seinem Dämon zu kommunizieren. „Fräulein Aoi!“, der Fahrer sprach über einen Fernsprecher mit ihr, „Wir sind bald in Shibuya.“Aoi wurde nervös, sie würde das erste Mal als Vampir kämpfen und das hoffentlich hinkriegen: „Es wird Zeit, Meister Kureto. Ihr solltet Euer Gespräch mit dem Dämon beenden.“ „Ja, ich verstehe“, er schob seine Waffe zurück in die Scheide, „Setzen wir den Seraph of the End frei! Bringen wir Shibuya unter Kontrolle!“…



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