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Force of Nature

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier nun der neue Teil. Viel Spaß beim Lesen :) Und es geht ein bisschen zur Sache. Aber nur minimal. :) Komplett anzeigen

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Die Facetten des Schmerzes

Für den Bruchteil einer Sekunde weigerte sich Jeremys Verstand, die Worte seines Coaches zu einem sinnvollen Satz zusammen zu fügen. Worte wie Evermore, Jean, Bauarbeiten ergaben für ihn erst verspätet einen Sinn und als es soweit war, überrannte ihn die Bedeutung des Ganzen mit einer Wucht, die Jeremy beinahe aus dem Stuhl hochfahren ließ.
 

„Nein!“ Wütend presste er das Wort hervor, als könnte er damit das Unglück, was sich vor ihm auftat, aufhalten. Nein zu der Katastrophe, die kommen würde. Nein zu einer Rückkehr nach Evermore, die jeden Fortschritt, den Jean bei ihnen gemacht hatte, zunichte machen würde. Er würde den anderen Jungen nicht den Sadisten seiner alten Mannschaft ausliefern, nicht in den Kellergewölben dieses ätzenden, dunklen Bunkers, der Jean so viele Jahre Sonne geraubt hatte. Er sagte nein zu einem profanen Schicksal namens Bauarbeiten, das es mit einem Mal wieder möglich machte, dass Jean sich aus Verzweiflung das Leben nehmen würde.
 

„Nein, Coach, das geht nicht!“, sagte er und schüttelte den Kopf. Er würde nicht Jeans Leben für so eine Lappalie riskieren.
 

„Das geht nicht“, wiederholte er, als könnte er irgendetwas an den Bauarbeiten, dem Ausweichen oder dem Spiel ändern. Jeremy ahnte, dass dem nicht so sein würde, aber er musste es versuchen. „Das können wir Jean nicht antun. Die Ravens haben ihm wehgetan, sein Zustand, als er von dort weggeholt wurde…“
 

Rhemann hob seine Hand und Jeremy verstummte verzweifelt. „Ich weiß, Knox. Ich weiß, wie sein Zustand war, als er von dort zu den Foxes geholt wurde. David hat mir seine Verletzungen genauestens beschrieben. Das und die Umstände, unter denen er von dort weggeholt worden ist.“
 

Bedauern huschte über das zerfurchte Gesicht seines Coaches. „Das Komitee hat sehr deutlich gemacht, dass dieses Spiel bei den Ravens stattfinden wird. Sie wollen daraus ein Presseevent machen, mit dem Narrativ, dass der ehemalige Raven gegen seine alte Mannschaft antritt. Der große Showdown dieser Saison, eine Geschichte für die Titelseiten.“ Rhemann schnaubte verächtlich. „Sie wollen die gute Show, um damit Einnahmen zu generieren und da kommen wir ihnen ganz recht. Und sie scheißen auf das, was mit Moreau passiert ist. Wenn sie es überhaupt wissen.“
 

Ungläubig lauschte Jeremy den Worten seines Trainers. Dass das Komitee jahrelang weggesehen hatte, war ihm seit diesem Sommer mehr als bewusst und es sorgte für Missstimmung in seiner Liebe für ihren Sport. Dass sie aber soweit gehen würden, Jean für ihre ätzende PR zu vermarkten und auf das, was er erlebt hatte, keine Rücksicht zu nehmen, war…
 

Jeremy hatte keine Worte für die Wut, die er in sich fühlte. Angespannt presste er die Fäuste auf seine Oberschenkel. Der Gedanke, als Mannschaft gar nicht anzutreten kam ihm, doch den verwarf er so schnell, wie er gekommen war. Vielen von ihnen hatten Stipendien, so auch er. Viele waren weitaus weniger gut situiert als er und brauchten sie. Sich zu verweigern, hieß unweigerlich auch, das eigene Stipendium aufs Spiel zu setzen.

„Ihm geht es seit Wochen erst etwas besser“, presste er schließlich hervor. „Das bedeutet aber nicht, dass er schon so weit ist, dorthin zurück zu kehren. Oder dass er jemals dazu bereit sein wird, Coach! Ihn im Januar dorthin mit zurück zu nehmen, wird ihn zurückwerfen…um Wochen, vielleicht sogar auch länger! Wir können ihn nicht mitnehmen, er muss hierbleiben.“
 

Was ihn zu dem Problem brachte, dass Jean nicht alleine hierbleiben konnte. Jemand musste mit ihm hierbleiben und Jeremy hatte jetzt schon ein ungutes Gefühl, den anderen Jungen an einem solchen Tag alleine zu lassen. Wenn er es sich ehrlich eingestand, hatte Jeremy regelrecht Angst davor und er war zerrissen zwischen seiner Aufgabe und Verantwortung als Kapitän der Trojans und seinem Wunsch, Jean nicht alleine zu lassen.
 

„Ich weiß, Knox, ich weiß“, brummte Rhemann resigniert. „Deswegen spreche ich jetzt mit dir darüber. Ich habe versucht, den Termin für die Bauarbeiten umzulegen. Ohne Erfolg. Die Verwaltung hat etwas von frühestmöglichem Zeitpunkt, der nicht überschritten werden darf, erzählt. Ich habe versucht, das Komitee davon zu überzeugen, das Spiel auf ein anderes Datum zu verlegen. Ohne Erfolg. Oder ein anderes Stadion zu bekommen. Ohne Erfolg.“

Hilflos wütend starrte Jeremy dem älteren Mann in die Augen. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Das durfte es nicht. Jean war doch auf einem so guten Weg. Er öffnete sich. Er besiegte seine Angst. Er lernte, dass es auch Menschen gab, die ihm nichts Böses wollten. Er ließ menschliche Nähe zu. Er lachte. Die kommende Katastrophe würde ihn Wochen zurückwerfen…wenn nicht Monate.
 

„Ich kann es ihm nicht sagen“, murmelte er mehr zu sich als zu seinem Coach. „Ich kann das nicht…wie soll ich das denn tun? Er lächelt doch mittlerweile sogar.“ Hilflos sah Jeremy hoch und ebenso hilflos wie unruhig spielte Rhemann mit seinem uralten, angebissenen Kugelschreiber.

„Wir müssen es ihm sagen, Knox. Da geht kein Weg dran vorbei. Er muss die Chance dazu haben, sich darauf vorzubereiten. Emotional, geistig und auch körperlich.“

Es brauchte etwas, bis Jeremy die Kraft dazu fand zu antworten. „Ich weiß“, murmelte er elendig und bohrte seinen Blick in die Unterlagen auf dem vernarbten Holztisch. Vernarbt wie es Jeans Haut war von all dem, was sie ihm dort angetan hatten.
 

„Ich kann es ihm sagen“, schlug Rhemann vor, doch Jeremy schüttelte den Kopf.

„Nein. Das wird noch schlimmer für ihn sein.“

Rhemann nickte und die Falten um seinen Mund herum wurden etwas tiefer, als er die Lippen sorgenvoll schürzte. Er lehnte sich schwer in seinem ledernen Bürostuhl zurück und warf den Kugelschreiber auf den Tisch.

„Scheiße. Verfluchter Moriyama mit seinen verfluchten Trainingsmethoden.“ Sie beide wussten, dass Jean Rhemann auch jetzt noch mied, wo es nur ging. Er hatte nicht mehr soviel Angst wie vorher, aber das hieß nicht, dass er sich in der Gegenwart des älteren Mannes wohl fühlte.
 

Er seufzte. „Ich werde es ihm sagen. Ich habe nur keine Ahnung wie und wann“, sagte Jeremy grimmig und Rhemann nickte.

„Und nur damit das klar ist, Knox. Es ist seine Entscheidung, ob er mitkommen möchte oder nicht. Und wenn ich den Scheißern vom Komitee einen gefälschten Krankenhausbericht vorlegen muss, wenn er nicht mitkommen will, dann bleibt das so.“

„Das zweifelt auch keiner an, Coach.“
 

Rhemann schnaubte und fuhr sich durch die schwarzen Haare. „Dieser Sport sollte Spaß machen, Knox. Er sollte etwas Schönes sein. Menschen sollten nicht gefoltert werden dafür.“

Jeremy nickte aus ganzem Herzen zustimmend. All das traf zu.

„Ich glaube, manchmal ist Jean mit der Wahl seines jetzigen Teams zufrieden“, erwiderte er, in dem verzweifelten Versuch, etwas Positives in dieser schlimmen Nachricht zu transportieren. Etwas Schönes zu sehen.

„Du meinst, wenn er uns nicht ganz so drastisch kritisiert?“, fragte Rhemann verzweifelt und schnaubte brummend. „Ich muss dich enttäuschen, wenn er nichts sagt, hat er temporär aufgegeben oder prägt sich die scheinbaren Unzulänglichkeiten ein.“
 

Jeremy starrte Rhemann missmutig an. „Danke Coach. Reden wir doch nochmal über Ihre Fähigkeit zur Motivation.“

„Immer gerne, Knox. Einwände?“

Seufzend ließ Jeremy die Schultern sinken. Rhemann motivierte sie. Jeden von ihnen. Er war ein exzellenter Trainer, der sich um seine Spielerinnen und Spieler sorgte. Er war Jeremy immer ein großartiger Mentor gewesen und das würde er auch bis zum Schluss verteidigen.

„Keine, Coach Sir.“
 

Rhemann hob bedeutungsschwanger die Augenbraue und Jeremy lächelte versichernd. Das Lächeln erlosch jedoch schneller, als er es wirklich wollte und seine Gedanken kehrten zu Jean zurück. Wann wäre der beste Zeitpunkt, es ihm zu sagen? So schnell wie möglich, nachdem er mit Brian gesprochen hatte.
 

„Sind wir fertig?“, fragte er und Rhemann nickte knapp.

„Geh zu ihm“, erwiderte er und es stand außer Frage, zu wem.

„Aye aye.“
 

Jeremy erhob sich und ging zu den Duschen. Er war der Letzte und so beeilte er sich, sich ihr anstrengendes Training vom Körper zu waschen. Jean würde wie immer vorne warten und er wollte den anderen Jungen nicht zu lange alleine lassen, aus der bereits irrationalen Angst heraus, dass Jean etwas ahnen könnte.
 

Als er aus der Umkleidekabine trat, die Haare noch tropfend feucht, sah er, wie Fahima und Ajeet auf einer ihrer Couchen saßen, in ihrer Mitte Jean, der stirnrunzelnd einen Blick auf Ajeets Handy warf. Kritisch musterte er, was er dort sah und Jeremy hielt in seiner Bewegung inne.

Er gönnte sich den vertrauten Anblick der drei und wurde sich in diesem Moment bewusst, wie weit die beiden Jungen eigentlich miteinander gekommen waren. Ajeet hatte nicht nur seine Angst vor Jean verloren, nein, Jean hatte auch seinen Widerwillen vor ihrem riesigen Torhüter abgebaut. Mehr noch. Jean traute sich, in der Mitte zu sitzen. Insbesondere am Anfang hatte er das nicht getan, sondern sich immer fluchtbereit in der Nähe der Tür aufgehalten.
 

„Und am achtundzwanzigsten fahren wir dann alle in die Hütte in den Bergen, mit ganz viel Schnee.“ Ajeet strahlte über das ganze Gesicht, während er Jean aufgeregt von ihrer Silvesterplanung erzählte und es Jeremy wie Schuppen von den Augen fiel, was er all die Monate vergessen hatte. Natürlich fuhren sie wie jedes Jahr in die Berge zum Entspannen um dann in die letzten Runden ihrer Saison zu starten. Natürlich wäre das ganze Team mit dabei. Er hatte das so fest eingeplant, dass er schlicht vergessen hatte, Jean davon zu erzählen.
 

„Du kommst auch mit, oder?“, fragte Fahima sanft und Jean wandte sich zu ihr. Seine Stirn glättete sich und er zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß nicht. Ist denn kein Training?“, hakte er nach und sie lächelte. Sacht legte sie ihm die Hand auf den Arm.

„Wie denn? Es ist ja keiner da.“

„Warum das?“

Fahima runzelte nun ihrerseits ihre Stirn und Jeans Blick irrte hilfesuchend von ihr zu Ajeet. Der war ebenso verwirrt und Jeremy beschloss, ein nicht ganz so schlechter Kapitän zu sein und trat zu ihnen.
 

„Vielleicht war ich ein dummer Schussel und bin so fest von der Trojanstradition ausgegangen, dass ich vergessen habe, Jean zu erzählen, dass wir über Silvester wegfahren“, sagte er mit einem minimalen, entschuldigenden Lächeln. Ganz zu Jeans Missfallen, dessen kritischer Blick auf Ajeets Handy ruhte.

„Wir trainieren schon wieder nicht?“, fragte er mit einem solchen missbilligend-entrüsteten Gesichtsausdruck, dass nicht nur ihr Torhüter lachte.

„Ja, Jean, wir trainieren an Silvester schon wieder nicht“, bestätigte Fahima nachsichtig und stieß ihn spielerisch mit ihrer Schulter an. „Und das ist okay. Wirklich. Wenn du möchtest, spielen wir ein paar Schneebälle.“
 

Dass Jean nicht grollte war auch alles. Dafür murmelte er ihnen seine Kritik auf Französisch entgegen und Jeremy konnte sich schon sehr denken, was es war. Nicht, dass der Sinn der Worte eine Rolle spielte, so wunderbar, wie sie klangen.
 

„Na, bereit für die Pizza?“, forderte er dementsprechend todesmutig sein Glück heraus und Jean hob die Augenbraue.

„Na, bereit für eine Extratrainingseinheit?“, gab er zurück und Jeremy streckte ihm die Zunge heraus.

„Das ist das erste Mal diese Woche.“

„Sprichst du von deinen Trainingserfolgen?“
 

Der Schmerz über die schlechten Nachrichten, die er noch vor Jean verbarg, konkurrierte mühelos mit der belustigten Empörung, die Jeremy die Hände in die Hüften stemmen ließ. Nein, er konnte es Jean noch nicht sagen. Nicht, wenn dieser sich so wohl fühlte wie jetzt. Nicht, wenn er so entspannt war wie jetzt.
 

„Los steh auf, du französischer Diktator, damit wir dir beim Essen alles über die Hütte in den Bergen erzählen können und ich dich fragen kann, wo du Weihnachten verbringen möchtest. Wenn Ajeet und Fahima mitkommen, heißt das“, neckte er und schob Stück für Stück den Gedanken an Evermore in die hinterletzten Ecken seines Gehirns. Er würde mit Kevin telefonieren. Es war sowieso schon zu lange her, dass sie miteinander gesprochen hatten und er schätzte die Meinung des anderen Jungen.
 

„Aber sicher kommen wir mit!“, erwiderte Ajeet vor Freude hibbelig und lächelnd sah Jeremy hoch. Er begegnete Jeans überraschtem Gesichtsausdruck und wackelte mit seinen Augenbrauen, die Hände in die Taschen seiner bequemen Jogginghose stopfend.

„Wird überhaupt trainiert?“, fragte Jean beinahe verzweifelt, ganz zum Amüsement von Fahima und Ajeet. Jeremy tat es ihnen gleich und lachte, während ihr Torhüter den Kopf schüttelte.

„Nein, Jean, ab dem Dreiundzwanzigsten ist nichts mit Training. Bis zum Zweiten des neuen Jahres.“

Jean starrte den größeren Jungen schweigend an. Als er dort nicht weiter kam, versuchte er es bei Fahima, ohne Erfolg. Auch Jeremy ließ sich nicht erweichen, die kostbaren Feiertage gegen auch nur den Hauch eines Trainings auszutauschen. „Wie wollt ihr so die Saison gewinnen?“, fragte Jean schließlich frustriert und lehnte sich zurück. Er verschränkte die Arme und verzog seine Lippen in seiner ganz bestimmten Art des vollkommen Unverstehens.
 

„Wir, Jean, wie wollen wir so die Saison gewinnen. Und die Antwort ist einfach. Mit dir. Und uns. Das wird ein Kinderspiel“, zwinkerte Jeremy und hielt mit Gewalt sein Lächeln aufrecht. Es war weit davon entfernt, ein Kinderspiel zu werden, aber wer war er, dass er in diesem Moment Jeans Ruhe und Gelassenheit verdarb? Nein, dafür brauchte er noch Zeit…und Mut.
 

Sein Smartphone pingte und erschrocken zuckte Jeremy zusammen. Das war Allans Klingelton, den er nach ihrem Kennenlernen eingestellt hatte. Endlich hatte er eine Nachricht von dem anderen Jungen, endlich meldete sich Allan bei ihm.

Entsprechend enttäuscht war Jeremy, als es sich dabei lediglich um ein kurzes „Können wir uns morgen Abend sehen?“ handelte.

Fragend sah Jeremy zu Jean. „Allan hat gefragt, ob wir uns morgen sehen…ist das okay?“

Sicherlich war es unnötig, dass er Jean fragte, doch er wollte den anderen Jungen nicht einfach so ausschließen und plötzlich weg sein, ohne dass Jean davon wusste.

Schweigend nickte der Backliner, aber wenn Jeremy sich nicht sehr täuschte, war er damit nicht gänzlich zufrieden. Zumindest verzog sich Jeans linker Mundwinkel minimal…wie immer, wenn er etwas kritisch sah, das aber nicht äußerte.
 

Jeremy wartete, ob noch etwas kam, doch Jean wandte sich bereits ab, also nahm er sein Handy wieder auf.

~Jetzt schon. Der Abend ist für dich geblockt! Soll ich zu dir kommen?~, schrieb er zurück. Allans Mitbewohner war meistens bei seiner Freundin und daher war es weitaus leichter, sich bei ihm zu treffen.

~Gerne. Gegen acht?~

~Bin dann da und freu mich!~

~Bis morgen.~
 

Jeremy lächelte und steckte sein Handy zurück in seine Tasche. Als er aufsah, blieb er an Jeans durchdringendem Blick hängen, mit dem der andere Junge ihn musterte.

Jeremy vermutete, dass es an Allan lag, den Jean – und das wusste er sehr sicher – nicht leiden konnte.
 

„Ich bin nur ein paar Stunden weg und komme abends auch noch wieder“, erläuterte Jeremy in einer Art Friedensangebot und Entgegenkommen. Jean eine ganze Nacht alleine zu lassen, schloss sich immer noch aus.
 

„In Ordnung“, sagte dieser entgegen Jeremys Vermutung neutral und erhob sich.
 

~~**~~
 

Renee hatte sich die Haare frisch gefärbt, erkannte Jean, als sie ihren Zopf löste und er die bunten Spitzen erkannte, deren Farbe etwas kräftiger war als in ihrem letzten Telefonat. Es sah gut aus und trotz der kräftigeren Töne nahm es ihr nicht ihr engelsgleiches Aussehen. Als wenn Jean Renee auch jemals als etwas Anderes sehen würde für das, was sie getan hatte.
 

„Du siehst erholt aus“, merkte er an und sie lachte ihr strahlendes Lachen, das dem seines Kapitäns so sehr ähnelte.

„Das liegt an dem vielen Schlaf, den ich letzte Nacht bekommen habe. Deine Augenringe sind aber auch zurückgegangen, Großer. Kannst du besser schlafen?“

Jean nickte. „Mittlerweile gibt es Nächte ohne Alpträume.“

Renee strahlte, als wäre es eine besondere Errungenschaft, und Jean labte sich an dieser Wärme. „Das ist großartig, Jean! Das freut mich für dich.“
 

Ein vorsichtiges Lächeln huschte über seine Lippen. Das ging leichter als vorher, was aber auch kein Wunder war. Ihres war ansteckend, schon immer gewesen. Schon damals…auch wenn er da noch nicht gewusst hatte, wie er es erwidern sollte.
 

Ebenso wie ihre Worte ansteckend waren, mit denen sie ihm auf seine Nachfrage hin von den Dingen in Columbia erzählte, von ihrer Mannschaft und den vergangenen Trainings und Wochenenden, an denen sie etwas zusammen unternahmen. Sie erzählte ihm von den Sessions mit Andrew, dem Messerkampf, den er von ihr überhaupt erst gelernt hatte.
 

Dafür berichtete Jean ihr von dem, was er in Los Angeles erlebt hatte, von seinem Thanksgiving, den Tieren, die er kennengelernt hatte, dem Kater, der Andrew so ähnlich war. Nur einen Punkt sparte er aus…bis er nichts mehr zu erzählen hatte und dieser Punkt war der weitaus Schwierigste, von dem er immer noch nicht wusste, ob er ihn wirklich ansprechen sollte, auch wenn er Fragen dazu hatte.

Verlegen sah Jean zur Seite, als ihre ruhigen, aber erwartungsvollen Augen auf ihn lagen.
 

„Was möchtest du mir sagen?“, fragte sie schließlich, als die Stille zu lang andauerte und er schluckte schwer. Mutiger, als er es von sich gedacht hatte, sah er zurück in diese sanften Augen.

„Bist du alleine oder sind die Anderen auch da?“

Renee lächelte gemein. „Kevin hat sie zu einem abendlichen Training gezwungen, also wird uns niemand stören.“

Jean war sich bewusst, dass ihm damit alle Fragen ausgegangen waren, die ihn davon abhalten konnten, das eigentliche Thema anzusprechen, jetzt, wo er weder bei Renee noch bei sich einen Grund hatte, das, was ihm auf der Seele brannte, nicht anzusprechen.

Dennoch brachte er die Worte nicht über seine Lippen. Sprach man über so etwas? Sein Team machte von Zeit zu Zeit Witze über das Thema Sexualität, aber das war alles so überzogen, dass selbst er schon den Unterschied zwischen einer ernsten Thematisierung und zweifelhaftem Humor erkannte. Ernsthaft sprachen sie seltener darüber und bisher in Worten, die Jean nichts gesagt hatten. Doch nun…
 

Händelten die Foxes das genauso? Andrew hatte ihm sehr offen eine Antwort auf seine Fragen gegeben, aber das war nun einmal Andrew.

Unwirsch grub Jean seine Vorderzähne in die Unterlippe.

„Renee?“

„Ja?“

Jean nahm allen Mut, den er aufbringen konnte, zusammen und holte tief Luft. „Muss man vor einem Orgasmus etwas beachten?“, fragte er dann so schnell, dass er im ersten Moment die Befürchtung hegte, dass sie ihn überhaupt nicht verstanden hatte, doch ihre sanften Augen sagten ihm etwas Anderes.
 

Sie hatte ihn verstanden, auf mehr als einer Ebene.
 

Er hatte zwar viel gelesen, aber er wusste nicht, ob das, was im Internet stand, auch der Wahrheit entsprach. Die Videos, die er sich angeschaut hatte, waren nicht wirklich lehrreich gewesen. Renee hatte da sicherlich mehr Erfahrung.

„Was genau meinst du, Jean?“, fragte sie und er schnaufte. Er hätte nicht gedacht, dass es so schwer sein würde, das Thema anzusprechen.

„Wenn man sich…selbst berührt und Lust spürt…“, begann er, unsicher, wie er es weiter formulieren sollte. „…und wenn diese dann intensiver wird…“ Hilflos brach er ab, nicht wirklich die Worte für seine Frage findend, die doch so klar war in seinen Gedanken.
 

Peinlich berührt verstummte Jean und es dauerte etwas, bis Renee verstand.
 

„Du machst dann einfach so weiter wie vorher. Vielleicht werden deine Bewegungen etwas intensiver oder dein Griff um dich selbst etwas enger. Oder du bewegst deine Finger in dir anders, stärker, schneller.“

„Nein, das mache ich nicht!“, fuhr Jean kopfschüttelnd dazwischen, in der irrationalen Angst, dass er es den Spielern aus Evermore gleichtun musste.

Renee nickte langsam. „Das musst du auch nicht, das gilt nur für den Fall, dass du Spaß daran hättest. Du kommst auch ohne zum Orgasmus. Lass dich einfach von deinen Empfindungen treiben, bis sie dich überrollen, und dann gehe mit ihnen mit. Lass dich in ihnen fallen.“

„Und da kann nichts passieren?“

„Nein, da kann nichts passieren.“
 

Jean schwieg beschämt und sah zur Seite. Er glaubte ihr und ihrer Ernsthaftigkeit und das machte ihm Lust, es noch einmal auszuprobieren und es bis zum Ende zu führen. Auch wenn das hier gerade wirklich peinlich war.

„Ist es dein erstes Mal?“, fragte sie sanft und Jean schüttelte den Kopf.

„Ich habe es vor ein paar Tagen schon getan, aber ich war unsicher, wie ich es beenden sollte und dann hat Knox geklopft.“ Er rollte mit den Augen und Renee lachte.

„Ich hoffe, er hat nur geklopft.“

„Ja. Er hat sich Sorgen gemacht, weil ich so lange weg war. Anscheinend habe ich ihn aufgeweckt.“

„Oh.“

Etwas gequält nickte Jean. „Ja, oh. Aber ich verstehe das. Er…hat immer noch Angst, dass ich mir etwas antue.“

Das Schweigen, was zwischen ihnen fiel, war vielsagend. Renee legte den Kopf schief und seufzte. „Damit ist er nicht alleine, Jean. Freunde sorgen sich umeinander und niemand möchte, dass du nicht mehr da bist.“ Ihre Worte waren so neutral wie möglich ausgesprochen, doch Jean hörte hinter ihnen auch Renees Schmerz über das, was er beinahe getan hätte. Und im Gegensatz zu Knox sah sie ihn nicht jeden Tag. Sie sah nicht die Fortschritte, die er machte, sondern sie war Stunden entfernt auf der anderen Seite dieses Landes.
 

„Ich mache das nicht mehr. Versprochen“, erwiderte Jean mit vollem, schlechten Gewissen und hoffte, dass sie ihm seine Worte glaubte. Doch der Glaube an seine Worte minderte die Angst vor einem anderen Ausgang nicht, zumindest hatte Brian ihm das gesagt, als er nachgefragt hatte. Das war ein ganz eigenes Trauma, das es zu bewältigen gab und Jean tat es immer noch leid, dass er ein eben solches in Renee und Knox hervorgerufen hatte. Und in Laila und Sara.

„Ich glaube dir, Großer“, erwiderte Renee lächelnd und Jean lächelte zurück.
 

Wieder schwiegen sie und er seufzte schließlich.

„Ich habe mir Videos angesehen.“

„Was für welche?“

„Über Menschen, die Sex miteinander haben.“

„Pornos?“

Jetzt, da sie es fragte, wurde sich Jean bewusst, dass das, was er gesehen hatte, aller Wahrscheinlichkeit nach Pornos gewesen waren. Künstliche Filme über Sex, die nicht der Wahrheit entsprachen.

„Ich glaube schon“, gestand er ein und sie runzelte die Stirn.

„Sie haben dir nicht gefallen.“

Jean schüttelte den Kopf. „Sie waren so künstlich. Alles sah so einfach aus und so überzogen.“
 

Renee brummte zustimmend und auch hier war er sich sicher, dass sie mehr als er gesehen hatte.

„Gibt es…schöne?“, fragte er entsprechend vorsichtig und sie grinste abrupt über beide Ohren.

„Aber sicher gibt es die! Was für welche möchtest du denn? Frau und Mann, Mann und Mann oder Frau und Frau? Oder noch etwas Anderes?“

„Bisher habe ich Frau und Mann und Mann und Mann geschaut. Und ein bisschen Frau und Frau war auch dabei manchmal“, gab er mit heißen Wangen zu und räusperte sich. Würde sie es komisch finden, dass er das schaute? Dass er auch Männer mit Männern schaute, obwohl ihm Gewalt angetan worden war?
 

Renee wäre nicht Renee, wäre das der Fall.
 

„Dann habe ich sehr viel Schönes und Anregendes für dich. Wenn du möchtest, schicke ich dir die Videos per PM.“

Zu seinem inneren Horror nickte Jean schneller, als dass er es ablehnen konnte. Woher die plötzliche Neugier kam, konnte er nicht so genau sagen.

„Sag es bitte nicht Josten oder Minyard“, bat er leise und sie zwinkerte verschwörerisch.

„Das bleibt nur unter uns, Großer“, versprach sie und legte den Kopf schief. „Darf ich dich etwas fragen?“

Zögernd nickte er, bereits ahnend, was kommen würde.

„Findest du Frauen und Männer attraktiv?“
 

Das war nicht ganz das, was er erwartet hatte, doch auch das war schwer zu beantworten.

„Das weiß ich noch nicht so ganz. Ich habe nichts dagegen…sie so zu sehen. Also nackt.“
 

Darüber zu sprechen war schwieriger als gedacht, auch wenn Jean mit Renee schon über ganz andere Dinge gesprochen hatte. Ihm war auch nicht unwohl dabei, er war nur unsicher.

„Hat Jeremy dir das vorgeschlagen? Also dass du dir auch Männer anschaust?“, hakte sie nach und Jean schüttelte den Kopf. Er ruckelte sich unruhig auf dem Bett zurecht und strich mit seinen Fingern über Eva, die ihm den Abend über Gesellschaft leistete.

„Nein, das war meine eigene Idee. Er weiß nichts davon.“

Was auch immer es war, dass sie stolz machte, er fragte nicht danach. Er wollte es auch gar nicht so genau wissen. Das hier war schon schlimm genug.

„Renee?“

„Ja?“
 

Jean zögerte. Als er ihr von Thanksgiving erzählt hatte, hatte er ein paar Dinge ausgelassen. So auch den Kuss. Beide Küsse. Und seinen Wunsch, wie er an mehr Umarmungen kam.

„Ich habe Knox einen Kuss auf die Haare gegeben. Er hatte Angst vor einem Gewitter und ich habe ihn beruhigt. Und er hat mir als Dank einen Kuss auf den Handrücken gegeben. Wir haben uns auch umarmt und wenn ich manchmal in sein Gesicht sehe, ist da so ein Kribbeln. Ich möchte gerne mehr davon, aber ich weiß nicht wie und ich weiß nicht, was es ist.“
 

Da war es heraus, sein unbeholfener Wunsch nach etwas, das er nicht genau beziffern konnte. Beinahe schon hoffte er, in Renees Mimik etwas zu finden, das ihm helfen würde, mit dieser Fragestellung umzugehen, doch sie trug ihren sorgfältig neutralen Ausdruck.

„Möchtest du ihn in deiner Nähe haben?“, fragte sie schließlich und Jean nickte.

„Schon. Er ist nett und er lacht viel.“

Vielsagend hob Renee die Augenbraue.

„Findest du ihn attraktiv? Gefällt er dir?“
 

Ungebeten kamen Jean Erinnerungen an den nackten Hintern seines Kapitäns und an dessen freien Oberkörper, wann immer er im Sommer die Gelegenheit dazu gehabt hatte, sein Shirt auszuziehen. Er räusperte sich. Der Gedanke, ob er Knox attraktiv fand, war absurd, vollkommen weit hergeholt.

„Er ist mein Kapitän, Renee“, sagte er kopfschüttelnd und senkte den Blick. Wer, wenn nicht sie, verstand um die Bedeutung dieses Machtgefüges. Knox hatte das Recht und die Macht, ihm alles zu befehlen, ohne, dass Jean sich wehren konnte. Etwas Kleines in ihm schrie deswegen alleine bei dem Gedanken daran, dass er ihn attraktiv finden könnte.
 

„Befiehlt er dir denn Dinge außerhalb des Spielfeldes?“

Jean verneinte zögernd. Knox hatte ihm befohlen, den Reporter loszulassen, ja. Berechtigt, denn was Jean ihm angetan hätte, wenn er es nicht getan hätte, war nicht auszudenken. Aber darüber hinaus tat er das nicht, sondern fragte ihn nach seiner Meinung und hielt sich auch daran.

„Zwingt er dich zu etwas?“

„Ja, ungesundes Essen in einer Pizzeria zu essen“, grollte Jean wenig erfreut über die Mengen, die sie gestern wieder zu sich genommen hatten. So wurde das nichts mit gesteigerten Trainingserfolgen, ganz und gar nicht.

Um Renees Mundwinkel herum zuckte es verdächtig und Jean grollte gleich nochmal. „Das ist nicht amüsant!“

Sie nickte, fern davon, ihm zuzustimmen.
 

„Also du bist nicht unglücklich mit dem, zu dem er dich zwingt?“, hakte sie nach.

„Doch!“, schnaufte Jean.

„Du könntest nein sagen. Oder nicht mitgehen.“

Hätte er seine Hände freigehabt, er hätte die Arme verschränkt. „Nein.“

„Nein?“

„Es ist schön dort.“

Nun lachte Renee offen und herzlich und er ertrug ihren Spott so würdevoll, wie es ging. Aber mit brennenden Wangen. Schneller, als es ihm lieb war, beruhigte sie sich und maß ihn mit erhobener Augenbraue.

„Behandelt er dich gut?“, fragte sie und Jean zuckte zusammen.

„Ich bin es, der ihn oft nicht gut behandelt“, gab er zu und die amüsierten Fältchen um ihre Augen glätteten sich. „Ich bin wütend und zweimal habe ich ihm Angst gemacht… nein, dreimal. Ich habe seinen Freund aus ihm herausgezogen, weil ich die Situation falsch eingeschätzt habe und ich kann ihn nicht soviel anlächeln wie er mich anlächelt.“

„Oh.“

Ja, oh war ein gutes Wort für das, was er Knox antat…immer und immer wieder.

„Jean, habt ihr darüber gesprochen?“

Er nickte. „Mehrfach. Und er will immer noch etwas mit mir zu tun haben. Wir haben eine Art Safeword, damit das nicht noch einmal passiert.“
 

Wieder verfiel sie in ihr aufmerksames Schweigen, unter dem Jean sich innerlich wand, weil er genau wusste, dass sie zu den richtigen Schlüssen kommen würde. Vielleicht würde sie ihn sogar dafür verurteilen, was er getan hatte.

„Wenn er nicht dein Kapitän wäre, sondern ein Junge, den du so kennengelernt hast, wie würdest du ihn dann sehen?“, überraschte sie ihn erneut mit einer Frage, die er nicht hatte kommen sehen. Überrascht zuckte Jean zusammen und blinzelte.
 

Genauso, lautete die erste, unbedachte Antwort, die er über seine Lippen kommen lassen wollte. Doch sie wollte nicht so recht und das war auch gut so, hatte er so doch die Zeit, um sich darüber klar zu werden, was Renee wirklich fragte.

Was wäre, wenn Knox nicht sein Kapitän wäre? Fände er ihn dann attraktiv? Könnte er mit ihm tun, was der Reporter getan hatte? Könnte er zulassen, dass Knox ihn berührte?

Jean runzelte die Stirn. „Ich weiß es nicht, Renee“, gab er schließlich zu und sie lächelte.

„Die Antwort musst du dir auch nicht jetzt geben, Großer. Aber denk mal drüber nach.“

„Werde ich“, versprach er und sie schenkte ihm einen Luftkuss, den er mit einem amüsierten Schnauben erwiderte.
 

„Wenn du Fragen hast, Jean, bin ich jederzeit für dich da. Und wenn jemand gemein sein sollte, Knox zum Beispiel, dann komme ich vorbei und kümmere mich darum.“

Angesichts der Tatsache, dass sie besser darin war, Menschen mit Messern zu bekämpfen, hatte Jean einen Moment lang sehr irrational Angst um Knox, bis er erkannte, dass es eines dieser halb symbolischen Versprechungen war.
 

Nicht, dass Knox jemals böse zu ihm sein würde. Wenn es eines gab, dessen Jean sich sicher war, dann das.
 

„Danke“, lächelte er offen und sie strahlte über das ganze Gesicht.

„Also, ich schicke dir jetzt die Videos und du sagst mir dann nachher, welches du davon am Besten fandest, okay?“, grinste sie schelmisch und Jean spürte, wie die Röte auf seinen Wangen zurückkehrte.

„Jetzt gleich?“, fragte er und sie nickte.

„Aber keine Sorge, ich lege vorher auf.“

Er schnaubte und sie streckte ihm die Zunge raus. „Also…die goldene Regel für Collegeunterkünfte, Jean Moreau, ist, dass du jede Sekunde, die du alleine bist, dafür nutzen solltest, Dinge für dich oder mit dir zu tun.“

Renee!“ Empört schnaufte Jean.

„Glaub mir, Großer, das ist die weiseste Regel, die ich jemals gelernt habe.“
 

Sie grinste bis über beide Ohren und warf ihm eine Kusshand zu. Vollkommen perplex ließ Jean das geschehen und verabschiedete sich zögernd von ihr. Sie winkte und ihr Victoryzeichen war das Letzte, was er sah, bevor sie das Gespräch beendete.
 

Erst nach ein paar Minuten fand Jean überhaupt den Mut, auf die Videos, die sie ihm mit einem stetigen Ping schickte, zu klicken.
 

Es waren fünf und Jean sah sich jedes von ihnen an. Mann mit Frau, Mann mit Mann, Frau mit Frau, Frau mit Frau und Mann und Mann mit Mann und Frau. Renee hatte Recht, diese Videos waren allesamt viel schöner als das, was er gefunden hatte. Viel schöner und ansprechender. Er hatte Zeit, sich die Körper anzusehen, die sich aneinanderschmiegten und langsam Dinge taten, die Jean mittlerweile mit Namen benennen konnte. Unterm Strich einvernehmlicher, lustbringender Sex.
 

Selbst das Video der beiden Männer, die sich gegenseitig zum Höhepunkt brachten schaute er sich an und brauchte danach einen Moment, um das zu verarbeiten, was er gesehen hatte. Es war…schön gewesen, doch nicht nur das. Er spürte ein Drängen in seinem Unterleib, ein Ziehen und Schaudern, das er zum ersten Mal in der Stille des Morgens in ihrem Bad erlebt hatte.
 

War das Lust? Wurde er durch das Video erregt?
 

Jean runzelte die Stirn und sah es sich noch einmal an, mutiger dieses Mal. Er analysierte, was er fühlte und kam zu dem Schluss, dass er nichts dagegen hatte zu sehen, wie es zwei Männer miteinander taten. Ganz im Gegenteil. Er sah sich zum Vergleich noch einmal das Video zwischen der Frau und dem Mann an und stellte fest, dass er die beiden Männer ansprechender fand.
 

Der Gedanke daran war in seiner puren Jungfräulichkeit erschreckend und gleichzeitig wunderschön und Jeans Herz schlug schneller bei dem Gedanken daran, dass er sich gerade vielleicht selbst eine Antwort auf eine noch ungelöste Frage gegeben hatte.

Ein drittes Mal ließ er das Video laufen und stellte sich vor, wie es wäre, wenn er einer dieser Männer wäre und wenn der andere Mann ihm dabei keine Gewalt antun würde. Wenn es freiwillig wäre. Respektvoll. Liebevoll.
 

Jean schauderte ob des plötzlichen Beinaheschmerzes in seinem Unterleib und mit Erstaunen sah er, dass er hart wurde. Der Gedanke alleine daran, wie es sein konnte, reichte aus, damit er erregt war. Überrascht sah er auf seine Jogginghose, die eine eindeutige Beule aufwies, auf den Stoff, der sich über seinen empfindlichen Schwanz spannte.
 

Wie als würde er eine verbotene Frucht pflücken, stahl sich seine Hand unter den Bund seiner Hose und für einen Moment lauschte Jean dem stillen Flur ihres Wohnhauses. Knox würde noch länger bei dem Reporter sein, aber heute Nacht zurückkehren. Zumindest hatte er das versprochen, auch wenn es unnötig war. Mittlerweile konnte Jean in ihrer Wohnung alleine sein. Natürlich war es für ihn angenehmer, wenn er die Geräusche seines Mitbewohners um sich hatte, aber es ging, wie heute, auch ohne.
 

Und heute war es sogar gut.
 

Die Frucht des Verbotenen, des Heimlichen, war eine süße, belohnende Frucht, stellte Jean jetzt fest, als er seine Hand gerade so fest um seinen Schwanz schloss, dass der Druck eine Mischung aus Enge und erregendem Widerstand war. Er atmete zittrig ein und lehnte den Kopf zurück an die raue Wand, als er sich erneut gänzlich den Empfindungen hingab, die seine Nervenzellen aussandten. Seine Haut war so empfindlich, als würde er sie zum ersten Mal berühren und er seufzte leise.

Wie die Männer in dem Video auch gab er sich vollkommen der Freiwilligkeit hin, auch wenn er von der Vertrautheit mit seinem eigenen Körper noch Kilometer entfernt war.
 

Das, was er über erogene Zonen gelesen hatte, probierte er nun aus und strich leicht über seine Brustwarzen, die unter seinen Berührungen ebenso hart wurden. Das Gefühl seiner Finger sandte wohltuende Schauer seinen Rücken entlang tief nach unten und Jean entwich ein zittriger Laut der Zustimmung. Er griff zu und bewegte seine Finger auf und ab, langsam genug, um sich selbst mit dem Herauszögern verrückt zu machen. Wenn er es flutschig haben wollen würde, würde er etwas zum Gleiten benötigen, doch Jean hatte keine Muße, nun in die Küche zu gehen und das Öl zu holen, das Knox immer zum Braten benutzte.
 

Dieses Mal ging es schneller als beim letzten und er hob seine Hüften seinen Händen entgegen, mehr und mehr in seinen Empfindungen gefangen, die ihn eindeutig zu etwas führten, das noch nie dagewesen war.

Er spürte ein Drängen in sich, das von jeder Sekunde an schwerer und lockender wurde. Es leitete ihn durch sein Tun. Er wusste theoretisch, was er tun musste und nun erfuhr er praktisch, dass er seinem Instinkt vertrauen konnte, der ihm sagte, dass er bloß nicht aufhören sollte mit dem, was er tat.
 

Jeans Lippen öffneten sich zu seinem lautlosen Aufstöhnen, das er auch in dem Video der beiden Männer gehört hatte. Es hatte ihm gefallen, war es doch anders gewesen als das Stöhnen derjenigen, die auf ihm gelegen hatten. Das Stöhnen der Männer in dem Video war etwas Gemeinsames gewesen, etwas Erotisches und er ließ sich von der Erinnerung daran treiben.
 

Er trieb solange, bis das Drängen in ihm nicht mehr aufzuhalten war und er nichts Anderes mehr tun konnte, als sich seiner Lust hinzugeben, die ihn überrollte ohne dass er sie aufhalten konnte. Oder wollte. Er kam, zum ersten Mal in seinem Leben.
 

Welle um Welle überrollte ihn und überrascht wie auch hilflos war Jean dem ausgeliefert. Er versuchte gar nicht erst zu verhindern, was in ihm passierte, sondern trieb in Gefühlen, die er so zum ersten Mal sein Eigen nennen durfte. Gute Güte… das war… er fand keine Worte dafür. Überwältig lehnte er an der Wand, seine Beine leicht gespreizt, seine Hand auf seinem Schwanz, der überaus empfindlich war und zwischen seinen Fingern zuckte.
 

Jean lächelte und aus dem Lächeln wurde ein Grinsen, als er begriff, was er gerade getan hatte und was er in seinen Adern pulsierte. Aus dem Grinsen wurde ein Lachen und öffnete die Augen.
 

Selbst das hatten sie nicht zerstört. Er war noch heil genug, um auch Erregung fühlen zu können.
 

Jean zog seine Hand zu sich und besah sich die milchig-weißen Spuren auf seinen Fingern. Das war vollkommen normal, wie er nun wusste. Dass sein empfindlicher Körper sich nun aber an seiner ruinierten Trainingshose störte und ihn schaudern ließ, weil die feuchten Überbleibsel seiner Lust an der Innenseite des Stoffes klebten. Das war…überhaupt gar nicht erotisch. Ganz und gar nicht. Das war…
 

Uärghs.
 

In dem Wissen, dass Knox so schnell nicht wiederkommen würde, zog er seine Jogginghose und Boxershorts aus und warf sie in die Schmutzwäsche. Besser, er duschte, bevor er sich etwas Neues anzog. Das war ja… wieso hatte ihn keines der Videos vor so etwas gewarnt? Wieso schrieb das niemand im Internet?
 

Indigniert griff Jean zu seinem Duschgel, die Nase über seinen eigenen Körper rümpfend, der derart überraschend Unsinniges produzierte.
 

~~**~~
 

„Hi“, strahlte Jeremy, als Allan ihm die Tür öffnete und ihn mit einem knappen Lächeln hineinbat. Auch wenn der andere Junge reserviert schien, so freute Jeremy sich, ihn zu sehen und mit ihm zu sprechen, war es doch schon viel zu lange her, dass sie Kontakt miteinander hatten. Außerdem fühlte er sich jedes Mal wieder wohl in dem Apartment des anderen Jungen, das soviel stylischer war als sein eigenes.

Allan hatte einen feinen Sinn für Inneneinrichtung und so war hier nichts an seinem falschen Platz. Alles gehörte zusammen und ergänzte sich perfekt, waren es die grauen Wände, die sorgsam ausgewählten Pflanzen oder auch die vereinzelten Dekogegenstände, die er, so wusste Jeremy, auf Flohmärkten quer durch L.A. erstanden hatte.

Jeremy hatte schon viele angenehme Stunden hier verbracht und entsprechend freute er sich auch auf den heutigen Abend.
 

Er streifte sich seine Sneaker ab, die er aus dem Kleiderschrank hatte holen müssen, weil es doch recht kühl geworden war in L.A.. Wie es schien, sanken die Temperaturen diesen Winter außergewöhnlich stark und er konnte seine zwanzig Grad getrost vergessen. Elf Grad hatte es heute Abend gegeben. Elf. Tiefster Winter. Jeremy schauderte und folgte Allan in das kleine Wohnzimmer hinein. Mit einem breiten Lächeln ließ er sich auf die weiße Couch fallen und rieb sich die Hände.
 

„Kalt…viel zu kalt“, murmelte er und warf einen sehnsüchtigen Blick auf die Teekanne, die auf dem Tisch stand.

„Möchtest du einen?“, fragte Allan und Jeremy nickte begeistert.

„Sehr gerne, es wird doch tatsächlich Winter draußen.“

Allan lächelte und goss ihm schweigend eine Tasse heißen Gebräus ein. Er selbst hatte ein Wasserglas, das er nun aufnahm, während er sich an das andere Ende der Couch setzte, mit mehr Abstand, als es eigentlich zwischen ihnen üblich war.
 

Jeremy hielt in seiner momentanen Bewegung, einen Schluck Tee zu trinken, inne. Allan hatte sich so noch nie verhalten, so reserviert und zurückhaltend.

Er runzelte die Stirn und setzte seine Teetasse auf den Schenkeln ab. „Was ist los?“, fragte er sanft und der andere Junge seufzte. Er sah zur Seite, wich ihm aus und spielte mit dem Wasserglas. Er drückte sich vor einer Antwort, die Jeremy von Sekunde zu Sekunde nervöser machte.

Schließlich atmete er tief durch und sah Jeremy direkt in die Augen. Der Blick reichte, damit er Böses ahnte.
 

„Ich kann das nicht mehr“, sagte Allan mit einer Finalität, die Jeremy im ersten Moment nicht nachvollziehen konnte und die ihn wie eine Welle überrollte. Im ersten Moment begriff er den Sinn nicht, wirklich nicht.

„Was kannst du nicht mehr?“, hakte er nach, unsicher ob des seltsamen Verhaltens.

Nervös schwenkte Allan sein Glas, als könnte das die Antworten geben. Er strich sich durch die Haare, die für Jeremy immer so gut gerochen hatten.

„Wir. Du…ich…wir beide. Das kann ich nicht mehr“, spezifizierte er und Jeremy schluckte schwer. Was…?

Fassungslos und ängstlich starrte er dem anderen Jungen in das Gesicht, unfähig, auch nur ein Wort zu sagen. Der fragende Laut, der seine Lippen verließ, reichte aber anscheinend schon. Zitternd stellte er die Tasse ab, bevor er sie fallen lassen konnte.
 

„Wieso?“, presste er schließlich hervor und grub seine Hände in den Stoff seiner Jeans. Eine der wenigen, die er besaß. Aber es war ja kalt.

Allan schwieg und es waren die schrecklichsten Sekunden in Jeremys Leben.
 

„Jer, immer wenn ich an dich denke, sehe ich ihn vor Augen, wie er mich in euer Wohnzimmer schleift. Ich sehe sein wütendes Gesicht und ich weiß, dass er bereit ist, mich umzubringen. Jedes Mal, wenn ich an dich denke, spüre ich seine Hände, wie sie sich um meinen Hals legen und zudrücken.“ Allan schüttelte den Kopf und seine Augen wurden tränenfeucht. „Ich habe Alpträume davon und habe dieses Ereignis so stark mit dir verknüpft, dass ich noch nicht einmal daran denken kann, mit dir zu schlafen. Ich weiß, dass das total unfair dir gegenüber ist, du hast damit nichts zu tun, du kannst nichts dafür, aber ich kann das nicht mehr trennen. Ich kann dich nicht mehr treffen, Jer, es tut mir so leid. Ich kann es nicht mehr. Ich brauche Abstand. Dauerhaft. Ich brauche ihn, um darüber hinweg zu kommen.“
 

Wie betäubt sah Jeremy zu, wie Allan nun wirklich weinte. Unfähig zu reagieren starrte er in die Trauer des anderen Jungen, erst langsam begreifend, dass Allan ihn nicht mehr sehen wollte. Weil Jean ihn angegriffen hatte. Weil er ihm wehgetan und ihm Angst gemacht hatte.

Jeremy blinzelte. „Können wir…wieso…ich meine…wir können das gemeinsam bewältigen“, presste er schließlich hervor und er streckte seine Hand aus.
 

Allan wich davor zurück, als wäre er derjenige gewesen, der ihn gewürgt hätte und Jeremy zog sie zögernd wieder zu sich.

„Nein, Jer, nein, das können wir nicht. Am Anfang habe ich noch gedacht, dass es der Schock wäre. Dass es wieder weggehen wird, doch das tut es nicht“, sagte Allan aufgebracht und schlang die Arme um sich. „Es geht nicht wieder weg und ich kann dich nicht mehr im Unklaren darüber lassen, dass ich es nicht mehr kann.“
 

„Wieso gibst du mir keine Chance?“, flüsterte Jeremy im Angesicht der vollkommenen Hoffnungslosigkeit und Allan schnaubte.

„Weil ich es nicht kann und nicht will. Jer, wir haben körperlich und freundschaftlich sehr gut miteinander harmoniert, aber da war niemals mehr. Wir hatten uns auch immer nur darauf geeinigt und das ist es mir jetzt nicht wert. Mit geht’s mit dir nicht mehr gut.“
 

Jeremy schluckte und nun brannten auch seine Augen. Die Worte taten weh, sie schmerzten so sehr, als hätten sie tatsächlich eine Beziehung geführt. Sie schmerzten, weil er sich vorkam, wie ein fürchterlicher Mensch. Wie der ekelhafteste Mensch auf Erden, dem man bloß nicht zu nahe kommen sollte.

„Aber ich mag dich doch…ich will dich nicht verlieren“, wisperte er verzweifelt, nicht wirklich wissend, was er sonst sagen sollte.

Allan starrte ihm in die Augen und schluckte schwer.

„Dafür ist es zu spät.“ Er schnaubte. „Außerdem liebst du doch längst einen Anderen. Meinst du nicht, ich hätte nicht gesehen, wie du ihn ansiehst? Ausgerechnet ihn? Und dass du ihn mit zu dir nimmst nach Hause?“

Ungläubig schüttelte Jeremy den Kopf. „Das war doch, weil er sonst nirgendwo hinkonnte und weil ich eine Verantwortung für ihn habe.“

„Bullshit!“ Jeremy zuckte ob der Lautstärke zurück, mit der Allan ihm das Wort entgegenwarf. „Das ist ganz großer Bullshit, vor allen Dingen, wenn du es noch nicht einmal selbst merkst! Mach die Augen auf, Jer, du willst nicht mich, du willst ihn!“
 

„Sein Name ist Jean!“, hielt Jeremy ebenso laut dagegen, plötzlich und irrational wütend darüber, wie Allan über Jean sprach.

Allan schnaubte verächtlich. „Q.e.d.. Du liebst ihn, schleichst um ihn herum, in dem Wissen, dass er dich niemals zurücklieben wird mit dem, was sie ihm angetan haben. Du machst dir vergebliche Hoffnungen, die absolut sinnlos sind. Aber das ist hier gar nicht das Thema!“

Wütend hatte Allan seine Hände zu Fäusten geballt und starrte Jeremy in die Augen.

„Jeremy, wir hatten nie etwas Wirkliches. Es war nur Sex. Wir hatten eine schöne Zeit miteinander und ich habe jede Minute mit dir genossen. Aber das kann ich jetzt nicht mehr, jetzt und in Zukunft auch nicht.“
 

Stumm vor Entsetzen starrte Jeremy Allan an. Natürlich hatte er keine Beziehung mit ihm gehabt, aber das hieß doch nicht, dass er es gut vertrug, wenn der andere Junge von heute auf morgen aus seinem Leben verschwand. Dazu mochte er ihn zu sehr. Dafür war der Grund auch viel zu unfair, weil er keine Chance hatte, etwas dagegen zu tun. Mit Allan daran zu arbeiten, dass er verarbeitete, was geschehen war.

Doch laut Allan hatten sie nie etwas Wirkliches gehabt.
 

Nie etwas Wirkliches.
 

Mit einem Mal war es Scham, die in Jeremy hochkochte. Scham vor dem, was er getan hatte, wie er sich Allan hingegeben hatte. Scham darüber, dass sie so intim gewesen waren. Diese Scham war fürchterlich und er fand es mit einem Mal zu schlimm um Allan noch weiter in die Augen zu sehen.
 

„Das ist dein letztes Wort?“, fragte er und aus dem Augenwinkel heraus sah er den anderen Jungen nicken. Jeremy nickte ebenso und erhob sich, ohne einen weiteren Blick auf Allan zu werfen. Er wollte nur weg von hier, weg von dem Jungen. Er wollte weg von den Erinnerungen, die er mit ihm hatte.

„Jer, ich…“, hörte er in seinem Rücken und verschloss wohlweislich die Ohren vor allem, was kommen mochte. Er drehte sich nicht um, er reagierte nicht darauf, während er sich mit zittrigen Fingern seine Schuhe anzog.

„Jeremy, es tut mir wirklich leid. Bitte, glaub mir das.“

Er glaubte es, aber er wollte es nicht hören, weil es ihm nichts brachte. Nichts…rein gar nichts.
 

„Jer!“
 

Jeremy floh aus dem Apartment, in dem er sich so wohl gefühlt hatte. Natürlich war es kalt und natürlich musste es nun auch noch regnen. Er hasste Regen. Regen war immer ätzend. Mit zusammengebissenen Zähnen lief er durch die dicken, kalten Tropfen.
 

~~~~~~~~~~

Wird fortgesetzt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  DivaLila
2021-01-30T22:25:48+00:00 30.01.2021 23:25
Ich muss mir leider wohl eingestehen, dass ich es unmöglich schaffe, jedes Kapitel zu kommentieren >< Ich bin an meinen Erwartungen gescheitert :D Aber ich kann dir versichern, dass ich jedes sofort lese ^_^
Dieses hier hat mir besonders gut gefallen - ich glaube, weil es einerseits zeigt, wie viele Fortschritte Jean gemacht hat, aber auch aufzeigt, wie fragil noch alles ist. Besonders cool fand ich die Szene mit Allan. An sich war da gar nicht so viel unerwartetes, du hattest ja schon einfliessen lassen, dass Jeremy nicht mehr viel Kontakt hatte mit ihm. Aber genau diese Andeutungen machen mich so neugierig auf die Geschichte, und die ausgereiften Szenen dann in späteren Kapiteln zu lesen ist immer total zufriedenstellend!

Ich bin gespannt, wie Jean reagieren wird auf die Neuigkeiten (beide, Evermore& Allan) und vor allem auch, wie Jeremy es schafft, es ihm zu sagen.

Ah, und da ich in der Zwischenzeit die ganze AFTG-Reihe nochmals durchgelesen habe, ist mir auch aufgefallen, dass ich es total mag, wie du Andrew darstellst. Sein Umgang mit social media wird ja nie behandelt, aber es wirkt alles sehr stimmig in deiner Geschichte! Grosses Kompliment dafür!

Freu mich auf die kommenden Kapitel :D

Antwort von:  Cocos
02.02.2021 21:24
Hey,
alles gut, macht gar nichts! Ich freue mich immer, von dir zu lesen, egal, ob es bei jedem Teil ist oder nur partiell. Mach dir keinen Kopf. :) Ich freu mich auch, dass du sofort liest *hinthintneuerTeil*

Es freut mich auch, dass dir dieses Kapitel gefallen hat und dass die Andeutungen, die ich vorher mal einstreue, dann die Vorfreude auf die späteren Szenen wecken *G*

Jaaa, wie wird Jeremy es schaffen, ihm zu sagen. Hm. Wenn das so weiter geht, einen Tag vorher. o.O

Bezüglich Andrew: auch hier vielen Dank! Ich finde ihn unheimlich schwer zu schreiben und deswegen ist auch jede Szene mit ihm ein Balanceakt. Da macht es mich natürlich nicht unerheblich stolz, wenn da ein Lob kommt. :D

Viel Spaß beim Lesen! ;)
Von:  Niua-chan
2021-01-21T07:18:21+00:00 21.01.2021 08:18
Ich habe diesem Kapitel sehr entgegengefiebrt.... dem nächsten auch.... und dem darauf ^^
Es gab ein paar Varianten die vorstellbar für mich wären Jean zu sagen, dass es nach Evermore geht und wie dessen Reaktion sein könnte. Das es jetzt noch nicht dazu gekommen ist, ist logisch macht mich aber nervös, da ich denke, dass es noch schlimmer für Jean wird, wenn er es durch jemand anderen erfährt (z. B. aus der Presse).
Das Entsetzen von Jeremy und die Angst die er selbst dabei empfindet es mitteilen zu müssen kann ich voll und ganz verstehen. Aber in diesem Kapitel ist es generell nicht leicht für ihn. Bis zu einem gewissen Grad kann ich den Reporter (ich passe mich da mal Jeans Ausdrucksweise an) ja verstehen das er Abstand braucht aber die Art und Weise wie er das Jeremy gesagt hat und dann auch noch das Schöne so ins Bedeutungslose schiebt ist wirklich ätzend. Ich hab mich echt aufgeregt, wie kann man nur so gemein und unsensibel sein. Ich hoffe sehr, dass Jeremy im nächten Kapitel mit jemanden darüber redet der ihn tröstet.
Was Jean angeht ist der Fortschritt den er gemacht hat enorm und ich freue mich sehr über die Erkenntnisse die er gemacht hat. Es ist toll das er erkennt, dass er fähig ist trotz allem die schönen Seiten von Berührungen empfinden zu können. Ich hoffe so sehr, dass er die Nachricht mit Evermore nicht so aufnimmt, dass er das wieder negiert...
Alles in allem ein tolles Kapitel, welches den Spannungsbogen weiter spannt.

Ich hab deine Geschiche während der Wartezeiten insgesamt bestimmt noch 3 mal gelesen und bin immer wieder froh sie gefunden zu haben. Bis zum nächsten mal ^^
Antwort von:  Cocos
21.01.2021 21:33
Hrhrhrhr, das freut mich sehr! :D Ich hoffe, es ist zumindest ein bisschen deinen Erwartungen gerecht geworden? o.O

Jap, die Gefahr besteht. Insbesondere, wenn die Ravens davon erfahren, dann gibt es auf jeden Fall die Möglichkeit, dass jemand schneller als Jeremy ist und das wird dann unschön werden. Hoffen wir das Beste, auch wenn das angesichts der momentanen Situation nicht gut aussieht.

Ich hatte überlegt, wie ich Jer und Allan schlussendlich trenne und da ist mir recht kurzfristig diese Idee gekommen, eben weil Allan in dem ganzen Kosmos aus Gewalt ja gar nicht drin ist. Er ist schlicht normal... und wurde nun erheblicher Gewalt ausgesetzt. Natürlich traumatisiert ihn das dann auch.
Ich wollte darstellen, dass er aus seiner Hilflosigkeit heraus Jeremy auch derbe verletzt. Was er eigentlich nicht will und da braucht es definitiv noch eine Aussprache, in der Allan es richtig stellt. Wenn ihn jemand darauf stößt.

Jeans Fortschritt war mir ebenfalls sehr wichtig. Jetzt hat er auch den Teil seines Empfindens kennengelernt, der immer nur mit Demütigung und Erniedrigung verknüpft war. Dass er sich aus freien Stücken selbst Lust bereitet hat, war für seine Entwicklung extrem wichtig. Dass das natürlich seine ganz eigenen Probleme mit sich bringt, weiß er jetzt noch nicht. ;)

Wie Jean reagiert, kommt in den nächsten Teilen, du darfst gespannt sein! ;)

Vielen lieben Dank dir für dein Lob! Und ich bin begeistert, dass du sie mehr als einmal liest *hüpf* :3

Bis zum nächsten Mal!



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