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The Name of the Game - Love

von

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A walk in the park

Zusammenfassung: Yami macht sich darüber Gedanken wie seine Beziehung mit Seto sich auf ihr Umfeld auswirkt
 

Warnung: So gesehen ist das ein Kapitel aus Yamis Sicht zu der Situation im Kapitel 7: Caught
 

*~*~*~*
 

Die Aussicht auf Domino City von der Spitze der Kaiba Corp. war beeindruckend. Man konnte ein großer Teil der Stadt überblicken und das Lichtspektakel der Sonne auf den weißen Gebäuden und gläsernen Fassaden verfolgen. Die Berge lagen weit im Hintergrund und auf der einen Seite entdeckte man ein Teil des Meeres. Klarer Himmel breitete sich vor einem aus, wenn man nur ein kleines Stück den Kopf anhob, und von der Perspektive erschien dieser unendlich. In der Ferne verschmolz alles in einem und wirkte, als müsste es so hingehören: die Berge, die Gebäude, die Schatten, die Spiegelungen, die Straßen, die Ampeln, die Menschen und Autos, die Bäume, die Gärten, das Meer und der Himmel. Yami konnte verstehen, warum sein Freund bei dieser Aussicht seine Ruhe wiederfand. Bei der Harmonie und dieser Fülle, die sich vor einem ausbreiteten, konnte man seine Sorgen vergessen und neue Wege entdecken, um seine Probleme anzugehen. Genauso wie er es selbst damals in Ägypten getan hatte, wenn er vom Balkon des Palastes über sein ganzes Land blickte.
 

Nachdem Seto so eilig das Büro verlassen hatte, war ihm nichts Weiteres übrig geblieben als hier zu bleiben und auf seine Rückkehr zu warten. Die Sache war etwas, was sein Freund allein klären musste, ob es Yami wollte oder nicht. Leider half ihm dieser Gedanke nicht besonders, um sich zu beruhigen. Ihn plagten Schuldgefühle, denn er wurde auf einmal mit der Möglichkeit konfrontiert, durch seine Unachtsamkeit etwas kaputt gemacht zu haben, was er nicht kaputt machen wollte. Die Beziehung der beiden Kaiba Brüder war etwas, was ihn immer bewegt hatte, denn sie zeigte ihm deutlich wie stark ein Mensch sein konnte, wenn er dafür kämpfte, was er liebte. Sie hatte ihn dazu gebracht zu realisieren, dass es in der Welt nicht immer schwarz und weiß gab, wenn man ein Urteil fiel, denn manchmal wechselten Menschen ihre Gesinnung, um jemanden zu beschützen, der ihnen nah am Herzen lag. Sie taten es meistens auch, weil sie keine bessere Option hatten, und Seto war jemand, der es nicht scheute, sich selbst als Person und Lebewesen zu verlieren, um Mokuba zu retten. Seine Opferbereitschaft hatte den Pharao zutiefst beeindruckt, weshalb Noahs Zug im Duell damals ihm so zu Herzen gegangen war. Er war erzürnt darüber gewesen, wie Noah die beiden Brüder auseinanderriss und nicht mal den Mut hatte das Duell zu beenden, womit er jedem ja beweisen wollte, wie gut er war. Deshalb hatte er Yugis freundschaftliche Gefühle für Kaiba genutzt, um Kontrolle über seinen Körper zu erlangen und das Duell zu übernehmen, so dass er beenden konnte, was Seto angefangen hatte. Er hatte für die Geschwister gekämpft und gerade der Gedanke an sie hatte ihm letzten Endes den Sieg gebracht, wodurch die Gerechtigkeit wiederhergestellt wurde.
 

Nun fühlte er sich aber so, als würde er der sein, der Seto und Mokuba mit Gewalt trennte. Yami wusste, dass das nicht so war, wie er es empfand, denn schließlich war die Gefahr, dass man sie so erwischte, immer da gewesen. Dass es der jüngere Bruder seines Freundes war, der sie so erwischte, waren eher eine Anreihung an Geschehnissen und der Wille des Zufalls, als jemandes Schuld. Schließlich konnte man über Umwege auch ihre Beziehung aufdecken und trotzdem hatte er einen schmerzlichen Stich in seinem Inneren gespürt, als er Panik in Setos Stimme gehört hatte. Dieser Stich hatte seine Sorge und Angst ausgelöst, die durch Mokubas Reaktion nur noch verstärkt wurden. So stand er nun jetzt hier und zerbrach sich den Kopf, was er machen sollte, wenn das kam, wovor er gerade am meisten Angst hatte – Setos Glück zu zerstören.
 

Jetzt wurde er sich bewusst, wie zerbrechlich ihr ganzes Verhältnis im Moment war, einfach weil sie dieses vor anderen versteckten und nie ein Wort darüber verloren hatten, wie sie weitergehen würden, wenn dieses aufgedeckt wurde und sie die Konsequenzen davon zu spüren bekamen. Das einzige, was sie bis dato bewegt hatte, war das, was sie für einander fühlten. Selbst für Atemu war nur das relevant gewesen. Dieses neue kribbelige Gefühl, wenn er Seto sah und in seine starken blauen Augen blickte, was er spürte, wenn dieser ihm nah war und ihn berührte. Das bestimmte alles und es war so berauschend, dass er nicht davon satt werden konnte. Er wollte es auch nicht teilen, auch wenn er daran dachte mit Yugi darüber zu reden. Letzten Endes aber tat er es nicht und Seto selbst sprach nicht mit Mokuba. Das war ein Benehmen, was ungewohnt für sie beide war, wo sie dazu neigten mit ihren geliebten Menschen Sorge, Trauer, Freude und Euphorie zu teilen. Das zeigte wie besonders ihr neues Verhältnis war und auch, dass es ihre Einstellung gegenüber ihre Umwelt und ihre Mitmenschen veränderte. Das war unvermeidlich, wenn man jemanden so nah an seinen Herzen heranließ, aber es brachte auch Veränderungen, die einiges durcheinanderbringen konnten.
 

Yami seufzte leise und schloss die Augen. Alles konnte so schnell und so einfach kaputt gehen, nur weil keiner von ihnen bereit war, die Konsequenzen zu tragen. Ihre Beziehung konnte Seto und Mokuba auseinanderreißen oder ihn und seine Freunde – alles Sachen, an die die beiden Duellanten nicht gedacht hatten und gleichzeitig nicht wollten, dass sie passierten. Man konnte so leicht fallen, die Frage aber war, würden sie aufstehen können und weitergehen? Konnten sie das behalten, was sie zusammengebracht hatte oder würde es wirklich kaputt gehen, weil sie lieber das opferten, als die Beziehung zu denen, die sie Familie nannten? Konnte sie das aber glücklich machen?
 

Fragen über Fragen. Der Pharao hatte das Gefühl sich im Kreis zu drehen. Er fühlte sich etwas hilflos und gerade, wo er alleine war, zog ihn das mächtig herunter. Er hatte nicht gedacht, dass sein Verhältnis mit Seto ihn so angreifbar machen konnte. Er hatte nicht mal die einfache Tatsache bedacht, was sich alles verändern würde, wenn es herauskam, dass sie ein Paar waren. Jetzt war die Sache noch klein, wo nur Mokuba davon wusste, aber was für geschehen, wenn es Yugi erfuhr und dann auch seine Freunde? Was würde passieren, wenn es alle anderen auch mitbekamen? Dadurch, dass Seto auch eine Persönlichkeit darstellte, die für die Öffentlichkeit frei zugänglich ist, so wie es damals im alten Ägypten bei ihm als Pharao gewesen war, konnte so einiges schief gehen. Waren er und Kaiba überhaupt für das bereit, was sie dann erwartete?
 

Der einzige Grund weshalb diese Frage so bedrohlich über seinem Kopf hing war, dass er und Seto nie ihr neues Verhältnis definiert hatten. Sie hatten es nicht als wichtig empfunden, weil es angingen, als wäre es eines ihrer Duelle – sie beobachteten den anderen, planten ihre Züge und verließen sich auf ihren Instinkt ihre Karten richtig auszuspielen. Sie hatten es nie wirklich erachtet ihr Vorgang zu besprechen, weil es bis jetzt immer ohne Absprache geklappt hatte. Allerdings war das bei einer Beziehung nicht genug und das wurde ihm eben schmerzlich bewusst.
 

Schritte erklangen im Flur und erreichten sein Bewusstsein in dem Moment, wo die Tür zum Büro aufging. Yami wandte sich von der Glasfront ab und sein Blick ruhte auf die Person, die den Raum betreten hatte.
 

Seto Kaiba.
 

Sie sahen schweigend einander an. Es war, als wollten sie die Atmosphäre zwischen ihnen erfassen und identifizieren, um dann richtig handeln zu können. Sie waren beide ernst und konzentriert. Yami fiel auf, dass Seto nicht angespannt wirkte. Viel mehr schien er abzuwarten. Was, war nicht ersichtlich, aber der Pharao beschloss den ersten Schritt zu machen und die Stille aufzulösen:
 

„Ist Mokuba gegangen?“, fragte er so neutral, wie er gerade konnte. Eigentlich wollte er etwas anderes wissen, doch in diesem Fall war es klug seinem Freund die Entscheidung zu überlassen, was er offenbaren wollte. Er wusste, dass Kaiba in diesem Sinne etwas schwierig war.
 

Zuerst sagte dieser nichts, sondern löste sich von seinem Standort und kam langsam auf ihn zu. Nichts in seinem Schritt oder seiner Körperhaltung verriet, dass es etwas gab, worüber man sich Sorgen machen musste. Er blieb nicht mal auf Distanz zu ihm stehen, sondern legte ruhig die Hand um seine Hüfte, bevor er sich vorlehnte und sein warmer Atem Yami dazu verlockte, dem unausgesprochenen Wunsch zu folgen und ihm entgegen zu kommen. Ihr Kuss war ganz anders als diese davor. Es war mehr eine Geste der Zärtlichkeit und Ruhe, als des Verlangens und der Spannung. Dementsprechend war er kürzer und sie sahen im nächsten Atemzug einander wieder an. Kaiba löste sich von ihm und wandte sich seinem Schreibtisch zu. Er blieb allerdings stehen und betätigte nur ein paar Knöpfe auf der Tastatur.
 

„Er hat nichts dagegen“, sagte er dann unerwartet ohne ihm einen Blick zu würdigen.
 

„Bitte?“
 

„Das wolltest du in Wirklichkeit wissen, oder?“
 

Seto erhob sich wieder und Atemu bemerkte, dass der Computer am Herunterfahren war. Der Firmenchef wandte sich ihm wieder zu.
 

„Er akzeptiert unsere Beziehung. Ihn freut es sogar, dass wir zusammen sind“, fügte er hinzu. „Und er hat verstanden, dass wir das nicht groß herausposaunen wollen. Also bleibt unser Verhältnis für eine Weile ein Geheimnis.“
 

Der Pharao brauchte einen Augenblick, um zu realisieren, was er eben gehört hatte. Zugegeben, es überraschte ihn, dass Kaiba seine wahren Gedanken so entziffern konnte, aber er musste bedenken, dass sie beide durch Dick und Dünn gegangen waren und sich gut kannten. Zwischen ihnen entstand eine Harmonie, die auf gegenseitiges Vertrauen ruhte, was wiederum ihre Kommunikation erleichterte. Manchmal waren sie in der Lage ihre Züge zu erraten, bevor sie dazu kamen diese auszuführen. Man würde meinen, sie konnten einander die Gedanken lesen, doch das war nicht der Fall. Sie konnten sich einfach reibungslos auf einander abstimmen, wenn sie es wollten.
 

Und seit dem Anfang ihrer Beziehung häuften sich diese Momente immer mehr.
 

„Hmpf“, schnaubte Yami und schmunzelte amüsiert. „Das beantwortet nicht meine Frage, aber es freut mich zu hören, dass er nichts dagegen hat.“
 

Ihre Blicke begegneten sich.
 

Diese Tatsache war sehr beruhigend. Er spürte, wie ihm eine Last von den Schultern fiel und er so nicht in seinen eigenen Zweifel ertrank. Es war schwer sich vorzustellen, was sie machen würden, wenn Mokuba ihr Verhältnis nicht annahm und sie verurteilte. Yami wusste nicht einmal, wie er den Jüngeren hätte überzeugen können. Noch weniger konnte er sich vorstellen, was er machen würde, wenn Mokubas Reaktion so ausgefallen wäre, dass er und Seto sich deswegen trennen mussten. Nein, daran wollte er nicht mehr denken. Das sollte nicht passieren.
 

„Er wollte uns alleine lassen, da er offensichtlich glaubt, wir haben viel zu besprechen“, kam sein Freund dann endlich zur gewünschten Antwort.
 

Die Betonung ließ Yami schmunzeln. Seine Selbstsicherheit kehrte wieder zurück.
 

„Haben wir denn nicht?“
 

Im ruhigen Blau der schönen Augen loderten Flammen auf und er wusste, dass er den richtigen Nerv getroffen hatte. Sein Freund wandte sich ihm zu und er kopierte einfach seine aufrechte Körperhaltung. Die Spannung in der Luft, die vorhin zwischen ihnen geherrscht hatte, kehrte wieder zurück. Sie entstand immer sehr spontan und erinnerte an einen Funken, aus dem ein wildes Feuer geworden war. Es war immer so zwischen ihnen, ob im Duell oder bei einem Augenblick wie diesen.
 

Seto kam ihm näher und Atemu fühlte die verlockende Wärme, die sein Körper ausstrahlte. Sie berührten einander fast, doch keiner von ihnen stellte wirklichen Körperkontakt her.
 

„Ich dachte, du wolltest in den Park und nicht etwas mit mir besprechen.“
 

„Du weißt, ich will beides. Du ebenfalls. Wobei du sofort mit der Besprechung anfangen willst.“
 

Die violettroten Augen funkelten ihn herausfordernd an. Der Juniorchef erwiderte nichts. Sie sahen einander an und schienen einander auszutesten. Wo lagen ihre Grenzen? Wer würde zuerst nachgeben?
 

„Hmpf.“
 

Wohl um zu beweisen, dass er nicht zuerst knacken würde, trat Kaiba zurück und dann an ihn vorbei. Yami musste bei dieser Handlung grinsen. Das war zu erwarten gewesen.
 

Er sagte nichts mehr, sondern drehte sich selbst um und folgte dem CEO aus dem Büro und einige Minuten später aus dem Gebäude der Kaiba Corp. heraus. Kaiba informierte seine Sekretärin wie immer nur, dass er ein geschäftliches Treffen haben würde, ohne weiteres hinzuzufügen. Es ging bereits das Gerücht herum, dass Yami für die Vorbereitung des virtuellen Spieles von der Kaiba Corp. engagiert wurde, weshalb keiner auf den Gedanken kam, dass es da mehr zwischen ihnen geben würde. In Wirklichkeit hatte Yami selbst das Gerücht vor ein paar Tagen in die Welt gesetzt und Seto ihn ohne nachzudenken unterstützt, so dass sie das virtuelle Spiel wirklich als Vorwand nehmen konnten, um sich frei und ohne große Bedenken zu treffen. So stellte keiner mehr Fragen, als nötig, und sie konnten ihre gemeinsame Zeit zu zweit genießen.
 

Zusammen machten sie sich auf dem Weg zum Domino City Park, der sich zwei Straßen weiter von der Kaiba Corp. befand. Sie gingen durch den östlichen Eingang und schlugen die Allee ein, die sie an einen schönen Brunnen und einige Eisdielen vorbeiführte, um sie in das Innere des Parks zu bringen. Sie begegneten jungen Duellanten, Kindern mit ihren Müttern, Studenten und auch junge Paare, die das schöne Wetter ausnutzten, um zusammen spazieren zu gehen. Sie gingen entspannt nebeneinander her, ohne sich zu nahe zu sein, aber sie standen auch nicht zu weit auseinander. Keiner würde merken, dass er einem Paar auf dem Weg begegnete. Viel mehr würde er vermuten, dass sie Kumpels waren, die vielleicht zu einem Treffen mit ihrer Clique gingen, um mit ihr etwas zu unternehmen. So wollten er und Seto auch wirken, denn was zwischen ihnen war, war ihr Ding.
 

Nur war leider der Tag angekommen, wo sie lernen mussten das auch mit anderen zu teilen.
 

Ihre Lieblingsstelle befand sich tief im Park auf einer Erhöhung, die eine schöne Aussicht auf das Meer hatte. Sie war abgelegen vom Hauptweg und etwas versteckt, weshalb auch nicht viele Menschen durchkamen und sie alleine sein konnten. Sie kamen sich näher und lehnten sich locker an das vorhandene Geländer. Es entstand immer noch kein Körperkontakt, aber nun waren sie sich so nah, dass sie sich leise unterhalten konnten, ohne die Aufmerksamkeit zufälliger Passanten auf sich zu ziehen.
 

„Sieht so aus, als würden wir das hier nicht mehr lange geheim halten können“, bemerkte Yami, während sein Blick die Weite des Meeres erfasste. Möwen flogen umher auf der Suche nach Futter und ihre Rufe ergänzten das Rauschen der Wellen. Eine leichte Brise streifte sein Gesicht.
 

„Scheint so zu sein“, stimmte ihm sein Freund zu. Es war schwer einzuschätzen, wie er selbst darüber empfand, doch Yami nahm sich vor, es zu erfahren.
 

„Da Mokuba bereits von uns weiß, werde ich bald mit Yugi darüber reden.“
 

„Hm.“
 

Offenbar hatte sein Freund das erwartet und hatte keine Einwände. Der ehemalige Pharao wusste, dass von all ihren Freunden Yugi Seto am Leichtesten erreichen konnte. Einfach weil er das Bindeglied zwischen ihnen gewesen war und sie mit ihm einiges erlebt hatten. Aber sie waren dabei nicht alleine gewesen.
 

„Du weißt, dass wir es unseren Freunden auch sagen müssen.“
 

„Du meinst dem Kindergarten?“ Seto blickte mit hochgezogener Braue in seine Richtung. Wie Atemu erwartet hatte, war er nicht begeistert von der Idee. „Wozu das?“
 

„Weil sie es genauso verdient haben das zu erfahren wie Yugi und Mokuba.“
 

Er wusste, dass ihm noch einiges mit Seto in dieser Richtung bevorstand. Dieser trennte sich immer noch von den anderen, auch wenn er ihn und Yugi akzeptierte. Das konnte er aber nicht ewig machen. Schließlich gehörten Anzu, Katsuya, Hiroto, Ryo und die anderen auch zu ihrem Leben. Er konnte auch nicht vor dem Fakt weglaufen, dass er ihr Freund war. Vielleicht nicht so, wie man es erwartete, aber die zwei Jahre voller Abenteuer waren nicht spurlos an sie vorbeigegangen.
 

„Ich brenne nicht darauf es ihnen zu erzählen. Außerdem geht es sie wirklich nichts an.“
 

„Es wird sie angehen, wenn wir weiter machen wollen, Seto.“ Atemu blickte den anderen direkt an. Dieser wirkte so, als hätte er ihn offen angegriffen und schwer beleidigt, worauf sich seine braunen Augenbrauen bedrohlich zusammen zogen.
 

„Willst du mir jetzt sagen, dass du daran zweifelst, dass es mit uns weitergehen wird?“ Seine Stimme war unerwartet scharf geworden und wäre Yami nicht diesem Ton gewohnt, würde er sicherlich zusammenzucken und aufschrecken. Er hatte jedoch von Kaiba so viel erlebt und gesehen, dass ihn das nicht mal ankratzte, selbst jetzt, wo sie ein Paar waren.
 

„Nein. Ich sehe keinen Grund warum es nicht weitergehen sollte. Keiner von uns gehört zu den Menschen, die etwas anfangen und nicht den Mut haben es zu Ende zu bringen. So ein Vorfall wie heute wird uns nicht zu Boden reißen. Was aber nicht bedeutet, dass wir weiter ignorieren sollen, wie sich das, was wir haben, auf uns und unsere Umgebung auswirkt“, entgegnete ihm der Pharao ruhig und blickte wieder auf das Meer. Das heutige Ereignis hatte ihn dazu gebracht einige Sachen für sich selbst zu realisieren. Er wollte mit Seto zusammen sein und weiter mit ihm das teilen, was sie eben teilten, unabhängig davon, ob die anderen für oder dagegen waren. Allerdings hatte er als sein Partner die Verantwortung zu achten, dass ihr Verhältnis nicht alles andere zerstörte, wofür sie beide kämpften und was sie liebten und schätzten. Dazu gehörten Arbeit, Familie und Freunde und das wollte er Seto klar machen.
 

„Wir haben viel mehr zu verlieren, wenn wir uns weiterhin von unserem Umfeld isolieren, als wir eigentlich gewinnen, Seto. Denk daran, was passiert wäre, wenn Mokuba uns nicht akzeptiert hatte oder gar noch schlimmer – wenn ihn das zu Handlungen getrieben hätte, die uns von einander trennten.“
 

Der Angesprochene schnaubte. „Das wird nie passieren. Mokuba ist nicht so.“
 

Yami drehte den Kopf zu ihm und betrachtete ihn still. Seto sah stur geradeaus und wirkte im ersten Moment so wie immer. Doch er kannte ihn lange genug, um zu wissen, wie er hinter der Maske blicken konnte.
 

„Jetzt nicht mehr. Aber du kannst nicht leugnen, dass das möglich war und eben diese Tatsache dich dazu gebracht hat aus dem Büro nach draußen zu stürmen, um mit ihm zu reden.“
 

Dazu sagte Kaiba nichts.
 

„Wir genießen, was wir mit einander haben. Aber wenn wir es zu lange verstecken und die Menschen, die uns etwas bedeuten, es so erfahren wie Mokuba heute, könnte das Jahrelanges Vertrauen zerstören und damit uns schaden. Denk an Isono, der deiner Familie so lange treu zur Seite steht. Wie glaubst du, wird er sich fühlen?“
 

Auch hier antwortete ihm Stille.
 

„Es ist bei mir und Yugi auch so. Es wird auch so sein, wenn unsere Freunde das so erfahren. Dabei gibt es keinen Grund, dass wir schweigen. Sie können es annehmen oder auch nicht, aber es ist besser, sie hören es von uns, als dass etwas, auf Grund von Geheimniskrämerei, unwiderruflich kaputt geht. Zumal es uns genug Schwierigkeiten bereiten wird, wenn die breite Öffentlichkeit von uns erfährt.“
 

„Ich weiß…“, murrte Seto und winkte mit einer Hand ab, als wolle er eine lästige Fliege verjagen. Er verzog das Gesicht und seine Augenbrauen zogen sich wieder zusammen. Offensichtlich war Yami nicht der einzige, der ein Stückchen weiter gedacht hatte. Anders kannte er Kaiba nicht.
 

Stille kehrte zwischen ihnen ein und Yami schaute zum Meer. Sie mussten das ganze auf sich eingehen lassen, bevor sie einen Entschluss fassten und zwar zusammen. Getrennt konnten sie nicht mehr gehen. Sie hatten sich bereits für etwas anderes entschieden.
 

„Es ist immer so nervig mit dir“, durchbrach Kaiba am Ende diese Stille und Atemu schaute fragend zu ihm. Ihre Blicke begegneten sich und er sah in den blauen Augen seine eigene Spiegelung. Genau das brachte sein Herz immer unerwartet zum Rasen. „Du hast immer genau dann Recht, wenn du falsch liegen solltest.“
 

Yami blinzelte verwundert und musste auf einmal ungewollt kichern, als die Botschaft wirklich bei ihm ankam. Er erinnerte sich an den Tag, wo alles angefangen hatte und Seto außer sich ihn mit dem Satz ‚Ich hasse es, wenn du mir die Wahrheit ins Gesicht sagst, kannst du nicht einmal deine Klappe halten und nicht Recht haben?!‘ angeschrien hatte. Kurz daraufhin waren sie auf einander losgegangen und wenig später im Bett gelandet.
 

„Lass mich raten: ich sollte die Klappe halten, aber trotzdem Recht behalten?“, stichelte er amüsiert und sah, wie Seto sich zu ihm umdrehte. Er tat es ihm gleich, lehnte sich aber bequem an das Geländer, wobei er sich mit den Händen an die obere Stange abstützte.
 

„Es ist wirklich ein Wunder, wie ich es schaffe dich zu ertragen…“, murmelte der Juniorchef als Antwort und schüttelte leicht den Kopf. Yami schmunzelte.
 

„Es grenzt wirklich an ein Wunder“, stimmte er ihm zu und musterte ihn. „Also bist du damit einverstanden, dass wir das den anderen später auch mitteilen?“
 

„Als würdest du mir eine andere Wahl lassen. Aber von mir aus, machen wir das. Sollte mir einer von ihnen danach auf die Nerven gehen, will ich keine Szenen haben, wenn ich ihm den richtigen Platz zuweise.“
 

„Ich denke nicht, dass es dazu kommen wird, aber du hast mein Wort, ich werde keine Szenen machen.“ Als würde er zur Hysterie neigen. Aber er wusste, was Kaiba ihm damit sagen wollte.
 

„Das hoffe ich für dich, sonst wirst du dich 24/7 mit mir duellieren müssen!“
 

Atemu begann zu lachen. Das konnte wirklich auch nur von Seto kommen.
 

„Unverbesserlich.“
 

„Sagt gerade der Richtige“, kommentierte der Brünette. Sein Blick wanderte dann nachdenklich zu den Wellen. „Was willst du dann machen, wenn sie uns nicht so akzeptieren?“
 

„Das, was ich immer mache. Für das kämpfen, was mir am Herzen liegt. Sie sind meine Freunde, aber du bist auch ein Teil von meinem neuen Leben. Es wird beides zu arrangieren sein. Ich müsste nur herausfinden wie“, antwortete ihm Yami ruhig und schaute ebenfalls zu den Wellen. Jetzt, wo Klarheit darüber bestand, was sie beide anstrebten, war es leichter den Fokus wieder zu finden und den Kampfgeist wieder aufzubauen.
 

„Hmpf. Bleibt nur, dass deine Freunde es auch so sehen. Wenn nicht, muss ich nachhelfen. Ich werde nicht zulassen, dass sie mir alles kaputt machen.“
 

Atemu glaubte ihm aufs Wort. Es tat gut das nicht nur zu erahnen, sondern es auch zu hören und mit Sicherheit zu wissen. Die Ängste und Sorgen waren damit nicht ganz verraucht, aber jetzt wusste er, dass Seto ebenfalls so über ihre Beziehung empfand wie er. Was bedeutete, dass sie etwas war, wofür sie beide bereit waren, bis zum Ende zu kämpfen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Jien
2017-07-24T09:28:34+00:00 24.07.2017 11:28
> Er wollte mit Seto zusammen sein und weiter mit ihm das teilen, was sie eben teilten, unabhängig davon, ob die anderen für oder dagegen waren. Allerdings hatte er als sein Partner die Verantwortung zu achten, dass ihr Verhältnis nicht alles andere zerstörte, wofür sie beide kämpften und was sie liebten und schätzten. Dazu gehörten Arbeit, Familie und Freunde und das wollte er Seto klar machen.


> „Wir haben viel mehr zu verlieren, wenn wir uns weiterhin von unserem Umfeld isolieren, als wir eigentlich gewinnen, Seto. Denk daran, was passiert wäre, wenn Mokuba uns nicht akzeptiert hatte oder gar noch schlimmer – wenn ihn das zu Handlungen getrieben hätte, die uns von einander trennten.“

Ich liebe es, wenn Fanfics so self-aware geschrieben werden - das was du da beschreibst ist eine FF-trope, die mir persönlich sehr zuwider ist (das Pärchen/einer der Partner wird zunehmend von ihrem sozialen Umfeld isoliert und sind nur noch aufeinander geprägt), deshalb freue ich mich dass das als ein "so nicht" angesprochen wird.
Davon ab, ein sehr gelungenes Kapitel, das realistisch die Überlegungen beschreibt, die mit einer Beziehung und schrittweisem Coming-Out einhergehen :-)
Von:  LumiNec
2017-07-01T10:24:46+00:00 01.07.2017 12:24
Hallöchen ^^
ich bin erst seit einigen Tagen hier angemeldet (sodass ich dir nun endlich ein Kommi schreiben kann), habe deine FF aber schon vorher verfolgt, weil...
ich finde sie echt mega gut. Erstmal liebe ich das Pairing und ich mag es sehr, wie du Seto und Yami
darstellst. Dein Schreibstil ist auch ganz toll. Wie du siehst: Ich hab bisher absolut gar nichts zu bemängeln.
Ich bin irre gespannt, wie die Freunde reagieren werden, wenn sich die beiden als Pärchen outen und warte
sehnsücht auf das nächste Kapitel.
Allerliebste Grüße
Lumi



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